Klimafaktor Moor - Bilanzen wachsender und entwässerter Moore
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- Alfred Adler
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1 Potsdamer Klimakonferenz 2006
2 Potsdamer Klimakonferenz Potsdam, 08. November 2006 Klimafaktor Moor - Bilanzen wachsender und entwässerter Moore Michael Succow Universität Greifswald Institut für Botanik und Landschaftsökologie
3 400 Million Ha 70% gemäßigt/boreal, 30% Tropen 40% aller Feuchtgebiete 3% der Landfläche 30% des gesamten terrestrischen C
4 Moore und Klima Moore enthalten überproportional viel Kohlenstoff t C/ha Arktische Tundra Arktische Moore Boreale Wälder Boreale Moore Tropische Regenwälder Tropische Moor-Regenwälder Mammutbaum-Wälder Moore (Mittelwert)
5 Umweltrelevante Prozesse bei Moor-Entwässerung Stoffkreislauf (vereinfacht) im wachsenden Moor im entwässerten Moor CO 2 CO2 O 2 O 2 N 2 O CH 4 Pflanzen Torf Torf C, N, P P, K, N
6 Die Entstehung der Lausitzer Braunkohle Zeitweise vom Meer überflutete Gebiete Vom Meer unbeeinflusste Gebiete Areale mit Moorbildung Festland mit Vulkanbergen
7 Ertrinkende Moore: Erdölerschließung bei Nojarbsk
8 Welse bei Stendel, nach dem Ausbau 1973
9 Vermulltes Moor in Moor-Schwarzkultur, Trebeltal südl. Tribsees (1977)
10 Moore sind Kohlenstoffbomben! CO 2 emission Entwässerte Moore: Emission Hot Spots
11 Moore sind Kohlenstoffbomben! CO2 emission Entwässerte Moore: Emission Hot Spots
12 SO-Asien: 7 Mio ha entwässert (= Bayern) = jährlich ~700 Mio T CO 2 > 80% Kyoto Annex I Reduktionsziel
13 Moorbrände in Indonesien, in 1997/98 allein: Mio. ha Mio T CO 2 (Page et al. 2002) = % globale jährliche Ausstoß fossile Brennstoffe = 3 11 Jahre erfolgreiche Kyoto-Implementierung (Annex I) = 3 10 x jährliche CO 2 Ausstoß Deutschland = Jahre Kyoto-Reduktionsziel Deutschland
14 Die Moore Mitteleuropas (einstige Verbreitung) (aus: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
15 Flächenanteil der Moore in den Bundesländern Deutschlands (aus: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
16 Mensch und Moor eine mitteleuropäische Chronik (M. Succow 2001) II. III. Zeitraum I. ~ (7 Jahrtausende) ~ bis vor 300 Jahren (5 Jahrtausende) ~ ab 17. Jh. bis Mitte 20. Jh. (3 Jahrhunderte) IV. ~ ab 1950/60 bis 2000 (3 Jahrzehnte) V. ~ ab 1990 bis 2000 (1 Jahrzehnt) VI. ~ ab 2000 bis? (1 bis 3 Jahrzehnte) VII. ~ ab 2010 bis in die weitere Zukunft Zeitbeschreibung Die Zeit der Naturlandschaften Die Zeit der anthropogen geförderten Moorlandschaften Die Zeit der Torfstiche, Moorwiesen und - weiden Die Zeit des Saatgraslandes Die Zeit der Wiesenreparatur Die Zeit der polytrophen Sümpfe Die Zeit der wieder torfspeichernden Moore und daran angepasster Nutzungsformen
17 Verteilung der Moore in Mecklenburg-Vorpommern und ihre Zuordnung zu den Landschaftszonen (aus Lenschow 1997)
18 Natürlicher Zustand eines wachsenden Durchströmungsmoores (bis ca. 1770) (aus: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
19 Wachsende Moore Bezogen auf 1 ha wachsenden Niedermoores werden unter mitteleuropäischen Klimabedingungen jährlich akkumuliert: kg organische Substanz, - 0,07 bis 0,041 kg Phosphor und - 4,4 bis 11,9 kg Stickstoff Bezogen auf die Gesamtmoorfläche Mecklenburg-Vorpommerns mit ha (entspricht etwa 7 % der Landesfläche) bedeuten das jährlich Festlegungen von: t Torf - 20 bis 120 t Phosphor und bis t Stickstoff (Koppisch in: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
20 Grundwasserabsenkung im Zuge der immer intensiveren Grünlandnutzung in Nordost-Deutschland (aus: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
21 Extensiv als Feuchtwiese oder Feuchtweide genutztes Durchströmungsmoor (ca ) (aus: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
22 Intensiv als Grünland genutztes Durchströmungsmoor (ab ca. 1970) (aus: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
23 Entwässerte Moore Auf 1 ha basenreichem Niedermoor werden unter mitteleuropäischen Klimabedingungen bei intensiver agrarischer Saatgrasland-Nutzung (sommerliche Grundwasserstände tiefer 0,8 m unter Flur) jährlich ca bis kg Torf mineralisiert, - 1,1 bis 16,1 kg Phosphor in das Grund- und Oberflächenwasser abgegeben, - 75 bis 470 kg Stickstoff freigesetzt. (aus: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
24 Moorstandorte Mecklenburg-Vorpommerns Entwässerungsgrad: Fläche in % (aus Lenschow 1997) unentwässert mäßig entwässert stark entwässert extrem entwässert 2,8 % 34,7 % 55,5 % 7,0 % (Grundwasser +/- in Flur) (Grundwasser im Sommer bis 6 dm unter Flur) (Grundwasser im Sommer bis 1 m unter Flur) (Grundwasser im Sommer tiefer 1 m unter Flur)
25 Moorstandorte Mecklenburg-Vorpommerns Flächenverluste: (aus Lenschow 1997) Moorfläche ca ha Moorfläche ha Flächenverlust (30 Jahre) ha = 12,7%
26 Flächenumfang der Moorstandorte in den Ländern Mitteleuropas und der Grad ihrer Entwässerung Land Landesfläche (x 1000 km²) frühere wachsende Moorfläche (x 1000 km²) frühere wachsende Moorfläche: Landesfläche (%) heutige wachsende Moorfläche (x 1000 km²) heutige: frühere wachsende Moorfläche (%) Verlust (%) Belgien ,3 0,01 1 >99 Dänemark ,1 1 >99 Deutschland ,2 0,15 1 >99 Niederlande ,15 1 >99 Österreich ,6 0, Polen ,2 1, Schweiz ,9 0, Tschechien 79 0,3 0,4 0, (aus: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) (2001): Landschaftsökologische Moorkunde)
27 Dem Erhalt bzw. der Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit der Ökosysteme wird in Zukunft bei allen Formen der Landschaftsnutzung Priorität einzuräumen sein. Das erfordert die Inwertsetzung (Monetarisierung) ökologischer Leistungen
28 Was beinhaltet Funktionstüchtigkeit: Ökologische Leistungen CO 2 -Bindung Grundwasserneubildung Verdunstung (und damit Kühlung) Oberflächenstabilität Schadstoffbindung/-entsorgung autogene Reproduktion (Biodiversität) Besonders wichtige Leistungen vollbringen die so genannten Senken- Ökosysteme. Das sind unter humid-temperaten Klimabedingungen vor allem wachsende Moore, Klarwasserseen, Anlandungsküsten, Flussauen und alte naturnahe Wälder. Geben wir der Natur Zeit und Raum um unserer Selbst willen!
29 Alternative Nutzungsformen für mitteleuropäische Moore (Paludikulturen) Niedermoore: Wasserwälder Wasserriede Wasserwiesen- und weiden Regenmoore: Torfmooskultur (Peat farming)
30 Alternative Nutzung Wasserwälder (Erle) Ein Forschungsprojekt gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt Nutzungstyp Leitvegetation Etablierung Nutzungsziel Produktivität Nutzungszyklus Wasserregime Torfspeicherung Nährkraftstufe Wasserwälder Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) künstlich angelegte Bulte bzw. Rabatten nach Aufgabe des Saatgrasanbaus (Wert)Holzproduktion Funierholz ~ 3-4 Tonnen Dendromasse ha/jahr nach mindest. 60 (80) Jahren (Winter) Phasenhafte Überflutung (5+, 4+) schwach bzw. Gleichgewichtszustand von Abbau und Speicherung eutroph bis polytroph - basenreich
31 Naturnaher Erlenbruch im Juni
32 Spreewald 1994
33 Versuchsanlage Stubbendorf Erlen-Rabattenpflanzung (Oktober 2002) (Foto: A. Kaffke)
34 5-jährige Erlen-Rabattenpflanzung im Spreewald 1994
35 Alternative Nutzung Wasserwiesen und -weiden Nutzungstyp Leitvegetation Etablierung Nutzungsziel Produktivität Nutzungszyklus Wasserregime Torfspeicherung Nährkraftstufe Wasserwiesen und -weiden Wasserschwaden (Glyceria maxima) Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) ferner Wasserlinsen (Lemna/Spirodela) Natürliche Sukzession Nahrungsraum für große Wiederkäuer (Wasserbüffel, Elch, Heckrind u.a.) ~ 10 Tonnen Trockenmasse ha/jahr Sommer, z.t. ganzjährige Weide Überflutungs-, und Flachwasserregime (6+, 5+, 4+) ohne Eutroph bis polytroph - basenreich
36 Wiedervernässtes Niedermoor Trebel-Tal (MV) 1998
37 Oder-Aue bei Schwedt, Wasserschwaden-Riedwiesen
38
39 Alternative Nutzung Wasserriede (Schilf) Ein Forschungsprojekt gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und die Volkswagen-Stiftung Nutzungstyp Leitvegetation Etablierung Nutzungsziel Produktivität Nutzungszyklus Wasserregime Torfspeicherung Nährkraftstufe Wasserriede Schilf (Phragmites australis ) Rohrkolben (Typha angustifolia/latifolia Teichsimse (Schoenoplectus lacustris) Großseggen (Magnocarices) Freie Sukzession, Pflanzung, Saat Biomasse für energetische Zwecke Verpackungsmaterial, Dämmstoffe Formteile u.v.a Tonnen Trockenmasse ha/jahr jährlich (Winter) Langzeitige Überflutungsregime, Flachwasser (6+, 5+, 4+) bei Phragmites u. Magnocarices hoch eutroph (bis polytroph) - basenreich
40 Experimentieranlage Biesenbrow (Uckermark) 1996
41 Versuchsanlage Biesenbrow im 3. Jahr nach Pflanzung (Foto: T. Timmermann)
42 Saiga-Schilfmäher auf den Murchiner Wiesen im Peenetal (Foto: T. Timmermann)
43 Alternative Moornutzung in Polen (Rozwarowo, Juli 2005)
44
45 Alternatives Nutzungsmodell für Flusstalmoore
46 Alternative Nutzung: Regenmoore (peat farming) Ein Forschungsprojekt gefördert durch die Agentur für Nachwachsende Rohstoffe e.v. Gülzow beim BMVEL Nutzungstyp Leitvegetation Etablierung Nutzungsziel Produktivität Nutzungszyklus Wasserregime Torfspeicherung Nährkraftstufe Torfmooskultur Sphagnum magellanicum Sphagnum papillosum (Sphagnum fallax) (Sphagnum palustre) Künstliche Einbringung in abgetorften Mooren Produktion von gering zersetztem Sphagnum- Torf 5 15 Tonnen Trockentorfe ha/jahr ~100 Jahre ~5 Jahreszyklus für die Produktion frischen Sphagnum-Materials Regenwasser, Wasserspiegel steigt mit Torfwachstum hoch oligotroph - sauer
47 Abgetorftes großes Regenmoor in Nordwest-Deutschland (Molinia-Phase)
48 Torfmoosetablierung nach Rekultivierung im gleichen Regenmoor (Teufelsmoor)
49 Differenzierte Flächennutzung: Szenario Deutschland Urbane Räume < 15 % 2. Hocheffiziente Produktionslandschaften < 50 % 3. Ökologisch orientierte Flächennutzung > 25 % 4. Landschaftspflege in Schutzgebieten 5 % 5. Naturentwicklungsräume > 5 (10) % M. Succow 2005
50 Foto: Limbrunner Aufgelassenens Grünland im Peenetal (MV 2003)
51 Foto: Limbrunner Foto: Ziesler
52 Foto: Stüer Foto: Cramm
53 Spontane Wiedervernässung im Anklamer Stadtbruch (MV 2003)
54 Unsere Zukunft hängt auch vom Erhalt der Moore ab: Moore müssen (wieder) Torf speichern!
55 Potsdamer Klimakonferenz 2006
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