Die Elastizität des zu versteuernden Einkommens in Deutschland
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- Franz Grosser
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1 Die Elastizität des zu versteuernden Einkommens in Deutschland Dr. Philipp Dörrenberg (ZEW Mannheim) Statistisches Bundesamt Nutzerkonferenz September 2015 P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
2 Elastizität des zu versteuernden Einkommens (ETI) Steuern erzeugen Verzerrungen Beispielsweise führen Steuern zu Änderungen in Arbeitsangebot... Bonuseinkommen... Spendenverhalten ETI bemisst, wie das gesamte zu versteuernde Einkommen auf Änderungen im Grenzsteuersatz reagiert Um wieviel % verändert sich das zu versteuernde Einkommen, wenn der Grenzsteuersatz um 1% steigt? P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
3 ETI ein wichtiger Parameter Aus einer Wohlfahrtperspektive sollen die Verzerrungen durch Steuern minimiert werden ETI ist ein Maÿ für die gesamten Verhaltensreaktionen Unter gewissen Annahmen: maÿgeblicher Parameter um die Wohlfahrtwirkungen von Steuerreformen zu quantizieren Je höher die ETI, desto niedriger der optimale Steuersatz Viel empirische Literatur in den letzten 15 Jahren (Überblick: Saez et al., 2012) P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
4 Datenanforderungen Zur empirischen Bestimmung der ETI notwendig: Daten der amtlichen Steuerstatistik Idealfall: Vollerhebung Variablen für alle Bestandteile des zu versteuernden Einkommens Empirische Literatur noch nicht alt, weil solche Datensätze in vielen Ländern erst seit einigen Jahren verfügbar sind Deutschland: Taxpayer-Panel (TPP) Alle Infos aus Steuererklärung 5% Stichprobe (seit Kurzem bis 2010) Panel: nur Steuerzahler, die in allen Jahren in den Daten sind P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
5 Dieser Vortrag Kurze Zusammenfassung verschiedener am ZEW erstellter Studien zur ETI Koautoren: Andreas Peichl, Sebastian Siegloch, Carina Woodage Unsere Studien: ETI Bestimmung für Deutschland Rolle der ETI als Wohlfahrtsparameter Daten: TPP Variation: Steuerreformen 2004/05, 2007 P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
6 Variation im Grenzsteuersatz P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
7 Daten TPP , 5% Sample, Stichprobengewichte Beobachtungseinheit: Individuum oder Paar Einheitliche Bemessungsgrundlage: Jahr 2008 Selektion: zu versteuerndes Einkommen > EUR keine Änderung im Familienstand Unplausible Informationen (z.b. Änderungen im Geschlecht) Auf 2001 Niveau deationiert ca. 3,6 Mio. Beobachtungen P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
8 Deskriptive Statistiken (in EUR) Variable mean sd p10 p50 p75 p90 Bruttoeink. 63, ,790 30,583 51,776 71,807 99,558 zu verst. Eink. 50, ,898 19,048 39,120 58,718 85,128 Abgesetzt 12,797 9,766 3,776 12,402 17, ,748 P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
9 Identikation eines kausalen Eekts Ziel: kausaler Eekt einer Steuersatzänderung auf zu versteuerndes Einkommen Naiver Ansatz: OLS-Regression zur Bestimmung des Eekts von Steuer auf zu versteuerndes Einkommen (Haupt-) Probleme: Reverse Causality: Änderung im zu verst. Eink. verändert im progressiven System den Steuersatz Ungleichheit: Einkommen von Armen und Reichen entwickeln sich unabhängig vom Steuersystem über Zeit verschieden Lösungen: Instrumentenvariable (IV): Wie hätte sich der Steuersatz zwischen Jahr t und t + 1 verändert, wenn das zu verst. Eink. konstant geblieben wäre? Kontrolliere exibel für Bruttoeinkommen P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
10 Empirische Spezikation Regressionsgleichung: ln Y i,t = ɛ Y ln(1 τ i,t ) + f (GI i,t k ) + φx i,t + γ t + η i,t wobei: Y : zu versteuerndes Einkommen (1 τ): net-of-marginal tax rate X: Kontrollvariablen (Familienstand, Anzahl Kinder, Neue vs alte Länder) γ t : Jahres Fixed Eects f (GI ): Funktion des Bruttoeinkommens in Dierenzen geschätzt IVs: Steuersatz im Jahr t angewendet auf Eink. im Jahr t k oder t k 1 (Gruber und Saez, 2002; Weber, 2014) P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
11 Wohlfahrtsüberlegungen Schwerpunkt unserer Studie: Ist die ETI wirklich das entscheidende Maÿ zur Bemessung der Wohlfahrtswirkungen von Steuerreformen? Ansatz: theoretisches Optimalsteuermodell mit Steuerabzugsmöglichkeiten Intuition: nicht jede Steueranpassung ist verloren und verkleinert den gesamten Kuchen Reduktion des Arbeitsangebots: Wohlfahrtsverlust, aber: Erhöhte Spendenbereitschaft: u.u. Wohlfahrtsgewinn Wenn Steuerabsetzungen auch auf Steueränderungen reagieren, ist ein gewichtetes Mittel aus ETI und EGI maÿgebend für Wohlfahrtswirkungen P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
12 Ergebnisse Dependent Variable TI GI D total Panel A: 1-year dierences log(1 τ) (14.91) (10.44) (-22.25) N Panel B: 2-year dierences log(1 τ) (19.70) (10.17) (-25.09) N Notes: 2SLS regressions with t-statistics in parentheses. Standard errors clustered on the tax-unit level. Signicance levels are < 0.10, < 0.05, < German tax return data for Results are based on a 5% stratied random sample of the universe of German taxpayers. Dependent variables in all panels are (I) taxable income TI, (II) gross income GI, and (III) total deductions D total. All dependent variables are logged. Independent variable of interest is the k-year growth rate in the logged marginal net-of-tax rate (i.e., log(1 τ)), instrumented with the k-year growth rate in the synthetic net-of-tax rate based on base-year t k behavior (Gruber/Saez-type instrument). Reported coecients can be interpreted as elasticities identied from tax reforms. All specications include year xed eects, region xed eects (East vs. West Germany), controls for demographic variables (Dummies for number of children, marital status) as well as income splines. The sample is restricted to tax units with taxable income above EUR 10, 000 (in real 2001 terms), who are years old and do not change their ling status throughout the sample period. All specications are weighted with taxable income and provided sample weights. P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
13 Zusammenfassung der Ergebnisse ETI zwischen 0.3 und 0.4 Elastizität des Bruttoeinkommens (EGI) geringer: ca Steuerabzüge reagieren positiv auf Steuererhöhung: Ergebnisse vergleichbar mit Studien aus den USA. Typischerweise etwas kleinere Elastizitäten in skandinavischen Ländern Weil Steuerabzug reagiert und wohl postive Externalitäten erzeugt: ETI nicht perfekt für Wohlfahrtsüberlegungen geeignet P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
14 Bessere Verknüpfung von Daten Noch viele oene Fragen. Aber: viele vorhandene Daten sind nicht verfügbar oder nicht miteinander verknüpft Beispiel Einkommensteuer: Wohnort (oder Kreis) Demographische Eigenschaften: Verknüpfung mit Mikrozensus Verknüpfung mit Umfragen wie EVS, SOEP und PHF Arbeitgeber: Verknüpfung mit Firmendaten und -infos Vermögen: Verknüpfung mit Erbschaftssteuerstatistiken Kapitaleinkommen: Infos zur Abgeltungssteuer Beispiel Unternehmensteuern: Verknüpfung von Statistiken zu Körperschaft-, Umsatz- und Gewerbesteuer Datenverknüpfung stärkt den Wissenschaftsstandort Deutschland (siehe Skandinavien) und ermöglicht bessere Politikberatung P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
15 Danke Fragen oder Anregungen? P. Dörrenberg (ZEW) ETI StaBua / 15
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