Techno- Ökonomie: von der technologischen Innovation zum wirtschaftlichen Erfolg

Transkript

1 Technische Universität Graz Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie Institutsvorstand O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer Techno- Ökonomie: von der technologischen Innovation zum wirtschaftlichen Erfolg Ulrich Bauer Power- Pricing Konferenz 16. November 2016, Wien TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 1

2 Technologischer Wandel stellt uns ständig vor neue Herausforderungen (Chancen & Gefahren) und vollzieht sich immer schneller Industrie 4.0 Technologischer Fortschri0 & Wirtscha4swachstum Industrie 1.0 Industrie 2.0 Industrialisierung v.a. durch Einführung elektrischer Energie Industrie 3.0 Automa4sierung v.a. durch Entwicklung der Elektrotechnik und IT Digitalisierung v.a. auf Basis von Cyberphysischen Systemen Mechanisierung v.a. durch Möglichkeiten der Kra4umwandlung ca ca In Anlehnung an: Sivri S.; Krallmann H.; Zeit TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 2

3 Problem: neue technologische Erfindung/ Entwicklung bedeutet nicht automatisch Erfolg, d.h. dass sie sich durchsetzt bzw. wirtschaftlich erfolgreich ist! Beispiel aus Industrie 1.0: Dampfmaschine von James Watt Bild: Technisches Museum Wien TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 3

4 J. Watt: Weiterentwicklung der Newcomen- Dampfmaschine Wirkungsgradverbesserung bringt bis zu 2/3 Steinkohle Einsparung! aber niemand will sie kaufen! rettende Idee: Watt stellt die Dampfmaschine Kohlebergbaubetrieben gegen ein Nutzungsentgelt (=1/3 der eingesparten Kohle) zur Verfügung Ergebnis: Watt / Boulton machen richtig viel Kohle mit ihrem neuen Geschäftsmodell Durchbruch der Dampfmaschine Innovation! TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 4

5 Erfolgsfaktoren 1. Geschäftsmodell das Kundenbedürfnisse erfüllt 2. Personen als Innovationstreiber dahinter Beispiel: Thomas Edison Bild: Wikipedia genialer Innovator, Erfolgreicher Geschäftsmann, (z.b.: General Electric) TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 5

6 Bausteine & Denkrahmen 1. Wertschöpfungskette ermöglicht Modularisierung 3 Hauptgeschäftsprozesse Kunden- wunsch identifiziert Innovationsprozess Betrieblicher Leistungsprozess Kundendienstprozess Kunden- wunsch erfüllt Rückkopplungen TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 6

7 Bausteine & Denkrahmen 2. Digitale Netzwerkplattformen ermöglichen neue Geschäftsmodelle Digitale Netzwerkplattformen Plattform vernetzt Erweiterung der Wertschöpfungskette durch digitale Netzwerkplattformen A A A Betrieblicher Leistungsprozess Kundendienstprozess z.b. Kunden B B B Innovationsprozess Innovationsprozess Betrieblicher Leistungsprozess Kundendienstprozess TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 7

8 Neue Technologien bedingen Erweiterung der Systemgrenzen Beispiel: Plattform Serviceprozess Kunden tauschen sich aus, helfen Lösungen zu finden mögliche Vorteile: - schneller, früher Probleme erkennen und lösen, Erweiterung der Problemlösungskapazität (Kunden, Mitbewerber, u.a.) - Analogien mit fremden Branchen entdecken, entwickeln und gemeinsam nutzen, gemeinsam lernen! (inkl. Schulungen) - Weitere Synergien durch Vernetzung mit Innovationsprozess (F&E), Leistungserstellung (Produktion) TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 8

9 Bausteine & Denkrahmen 3. Innovationsfördernde Unternehmungskultur ermöglicht Lernen und Neues Die 3 Wirkungsebenen in einer Unternehmung Unternehmungskultur Werthaltungen/Einstellungen Normative Ebene Verhaltensebene Prozessebene TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 9

10 Herausforderungen 1 v Strategische Unternehmensplanung - Bedeutung und Anforderungen steigen weiter - Systemgrenzen neu ziehen: Technologien generieren neue Geschäftsmodelle - Hohe Dynamik setzt Strategiearbeit als Daueraufgabe voraus - Unternehmenskultur und Strategie sind und bleiben Chefsache - Integration in die betriebliche Gesamtplanung TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 10

11 Herausforderungen 2 v Betriebliche Gesamtplanung auf Basis der neuen Geschäftsmodelle - Absatzplan als Ausgangspunkt für die betriebliche Gesamtplanung erfordern neue Analyse- Konzepte Absatzplan Finanzplan Produktionsplan Investitionsplan TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 11

12 Neue Analyse- Konzepte: BI und BA Gestaltungsmöglichkeit Repor4ng (MIE/EIS) Ad-hoc Auswertungen (OLAP) Deskrip4v (Was ist passiert?) Data Mining Tradi4onelles Einsatzgebiet Business Intelligence (BI) Diagnos4sch (Warum ist etwas passiert?) Visual Analy4cs Gegenwart Predic4ve Analy4cs Prädik4v (Was wird passieren?) Prescrip4ve Analy4cs Präskrip4v (was ist zu tun?) Einsatzgebiet von Business Analy4cs (BA) Analyse- Spektrum von Business Intelligence und Analytics (Vgl. Ereth J.; Kemper H.G.; 2016) Zeit TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 12

13 Herausforderungen 3 v Radikale Änderung der Kostenstrukturen Technologische Fortschritte bewirken veränderte Kosten- / Leistungsstrukturen und Geschäftsmodelle E=p x p= K fix /x + k var +g Beispiele Strukturkosten: - Uber besitzt keine Taxis - Airbnb besitzt keine Hotelzimmer Konsequenzen: Veränderte Geschäftsmodelle ermöglichen bzw. erfordern neue Preisstrategien TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 13

14 Herausforderungen 4 v Personen, die den Wandel tragen, benötigen ganzheitliche Denkhaltung und systemübergreifende Kompetenzen dazu gehört: - Technologiekompetenz - Ökonomiekompetenz - Innovative, visionäre und verantwortungsvolle Denkhaltung - Leadership in neuer Führungskultur Personen, die das Gesamtsystem verstehen und gestalten können TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 14

15 Beispiel: Wirtschaftsingenieure bringen sehr gute Voraussetzungen mit Kompetenzprofil: Ideales Verhältnis von technischen zu wirtschaftlichen Lehrfächern beträgt 2/3 Technik 1/3 WirtschaP breites Studienangebot an den Technischen Universitäten und Fachhochschulen (dzt. 27 Studiengänge in Österreich) TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 15

16 Wirtschaftsingenieure übernehmen in hohen Maß Führungsverantwortung F&E/Labor/Ingenieurwesen/Konstruktion Prozess-/Produktions-/Qualitätsmanagement Verkauf/Vertrieb + Customer Service 1. Arbeitsplatz (n=510) Funktionsbereiche (n=703) 10,78% 18,04% 21,57% 2. Arbeitsplatz (n=420) Funktionsbereiche (n=557) 10,00% 15,95% 15,24% 3. Arbeitsplatz (n=320) Funktionsbereiche (n=417) 8,13% 13,75% 13,75% 4. Arbeitsplatz (n=212) Funktionsbereiche (n=281) 12,26% 15,09% 12,26% Beratung/Consulting/Bildung & Training 10,00% 8,33% 9,06% 10,85% Bauten (inkl. Facility Management) Lehre & Wissenschaft AssistentIn der Geschäftsführung/des Vorstandes IT/Softwareentwicklung Administration/Organisation/Verwaltung Marketing/Werbung/PR/Produktmanagement Rechnungswesen/Controlling Supply Management/Einkauf 9,80% 8,24% 7,06% 6,47% 6,27% 5,69% 5,49% 4,71% 8,33% 8,10% 7,14% 4,52% 7,38% 6,90% 6,90% 5,00% 5,00% 6,25% 5,94% 5,00% 7,19% 6,56% 7,19% 6,25% 6,60% 7,55% 1,89% 3,30% 4,72% 6,13% 5,19% 5,66% Ca. ¾ der WING s sind in Führungsposi4onen Materialwirtschaft/Logistik/Disposition Geschäftsführung/strategisches Management 4,51% 3,92% 5,71% 8,33% 3,75% 16,88% 5,19% 17,45% HR/Personalwesen 2,94% 2,86% 3,44% 2,83% Unternehmertum/Entrepreneurship 1,57% 2,14% 1,88% 6,13% Finanzen/Banking/Versicherungen 1,57% 1,90% 2,19% 1,42% Rechtsabteilung/Patentrecht 0,39% 0,24% 0,63% 0,47% Sonstiger Funktionsbereich 8,82% 7,62% 7,50% 7,55% % von allen WirtschaftsingenieurInnen in diesem Funktionsbereich pro Arbeitsplatz WirtschaftsingenieurInnen in einer Führungsposition die in diesem Funktionsbereich arbeiten Vgl. Bauer U.; Sadei C.; Soos J.; Zunk B.; 2014 TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 16

17 Resümee Veränderung passiert! d.h. 4. industrielle Revolution hat gerade erst begonnen und die Digitale Transformation stellt uns vor vollkommen neue Herausforderungen dazu braucht es Ganzheitliches Verständnis und übergreifende technische und ökonomische Kompetenz, wie sie z.b. Wirtschaftsingenieure mitbringen aber auch eine offene, chancenorientierte und verantwortungsbewusste Denkhaltung TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 17

18 Chinesisches Sprichwort: Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die Einen Mauern und die Anderen Windmühlen Lasst uns Windmühlen bauen! TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 18

19 Literatur - Sivri S.; Krallmann H.: Soziotechnische Betrachtung der Digitalisierung, in: Technologie & Management, 3/2016, Seite 12 15; - Van Alstyne M.; Parker G.; Choudary S.: Plattform statt Pipeline, in: Harvard Business Manager, Juni 2016, Seite 23 31; - Scheer A.: Wie wir die Potentiale der Digitalisierung ausschöpfen können, in: IM + io Fachzeitschrift für Innovation, Organisation und Management, Heft 1, März 2016, Seite 12 17; - Ereth J.; Kemper H.G.: Business Analytics und Business Intelligence, in: Controlling- Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung, 8-9/ 2016, Seite ; - Bauer U.; Sadei C.; Soos J.; Zunk B.M. (2014): Ausbildungslandschaft, Kompetenzprofil und Karriereweg von WirtschaftsingenieurInnen, BWL Schriftenreihe Nr. 17 des Institutes für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie der Technischen Universität Graz; TU Graz I Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie I o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Ulrich Bauer 19