Wirtschaftspolitik Universität t des Saarlandes
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- Kerstin Peters
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1 Wirtschaftspolitik Universität t des Saarlandes Markus Niedergesäss ss Universität t Mainz Übung 2: Optimale Geldpolitik und das Problem der Zeitinkonsistenz optimaler Wirtschaftspolitik Seite 1
2 Gliederung 1.) Allgemeines zur Zeitinkonsistenz: Das Gefangenendilemma 2.) Zeitinkonsistenz optimaler Wirtschaftspolitik am Beispiel der Geldpolitik 2.1) Das Barro-Gordon-Modell 2.2) Empirische Evidenz des Barro-Gordon-Modells 2.3) Die EMU als weiteres Beispiel für Zeitinkonsistenz 3.) Geldpolitische Ziele 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank 4.) Übungsaufgaben Seite 2
3 1.) Allgemeines zur Zeitinkonsistenz: Das Gefangenendilemma (1) Einstufiges Spiel Toni schweigt (kooperiert mit Luca) Toni gesteht (verrät Luca) Luca schweigt (kooperiert mit Toni) -2 / / 0 Luca gesteht (verrät Toni) 0 / / -8 Nash-Gleichgewicht bildet die (kollektiv) schlechteste Lösung! Seite 3
4 1.) Allgemeines zur Zeitinkonsistenz: Das Gefangenendilemma (2) Mehrstufiges Spiel Bei sogenannten iterierten Spielen ändert sich die Situation: Spieler entscheiden zeitversetzt Spieler haben somit die Möglichkeit der Vergeltung Kooperation kann belohnt werden ( tit for tat ) Kooperation nicht immer sichtbar Verhalten in letzter Periode ist bei endlichen Spielen wieder wie in einstufigem Spiel (Voraussetzung: Spieler wissen, dass es sich um die letzte Periode handelt), da keine Vergeltung möglich ist Bei unendlichen Spielen besteht immer die Möglichkeit der Vergeltung Seite 4
5 1.) Allgemeines zur Zeitinkonsistenz: Das Gefangenendilemma (3) Fallbeispiel: Internetauktionen bei ebay Käufer muss zunächst entscheiden, ob er Kaufbetrag überweisen, d.h. kooperieren, will Verkäufer entscheidet dann, ob er die Ware verschicken, d.h. ebenfalls kooperieren will Es liegt also zusätzlich noch eine asymmetrische Informationslage vor Obwohl sich Käufer und Verkäufer nicht kennen gibt es nur wenig Betrüger in diesem Markt Aus vorhergehenden Versteigerungen können sich Käufer/Verkäufer informieren, d.h. es gibt eine Art Institution, die hilft Betrug zu unterbinden Seite 5
6 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (1) Barro und Gordon (1983): Regierung hat Interesse die Bevölkerung übers Ohr zu hauen indem sie Versprechen macht, die sie nicht halten kann/will Bevölkerung weiß dies aber und passt ihr Verhalten an Beispiel: Versprechen von Politikern vor Wahlen (Obama/McCain) Ankündigung von Inflationszielen Seite 6
7 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (2) Hier: Regierung versucht höhere Inflation zu erzeugen als Bevölkerung erwartet Annahme: Zentralbank kann Inflation direkt steuern, nicht nur die Geldmenge Interesse der Regierung: Erhöhung des Outputs: Kurzfristige Sichtweise, Keynesianismus Senken der Arbeitslosigkeit: Phillips-Kurve Seignorage: Reduzierung der Staatsverschuldung, kalte Progression Seite 7
8 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (3) Inflation und Staatsverschuldung Regierungen geben Staatsanleihen mit einem festen Zinssatz aus um ihr Defizit zu finanzieren. e e Nominaler Zinssatz: i = r + π Regierung kann also Staatsanleihen mit niedrigem nominalen Zinssatz nur bei einer geringen erwarteten Inflation ausgeben. Nach Verkauf kann Regierung aber den realen Zinssatz verändern indem sie die Inflation variiert: r = i + π Es zeigt sich, dass die Regierung profitiert, wenn sie die Inflationsrate höher setzt als von der Bevölkerung erwartet: r = i π = r e + π e π Seite 8
9 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (4) Verlustfunktion der Regierung: π Wenn die Inflationsrate sich von der optimalen Inflationsrate entfernt macht die Regierung einen Verlust von Verlust L = a( π π * ) 2 π a( π π * ) 2 Unzureichendes Seignorage * π Zu hohe Transaktionskosten π U Seite 9
10 Seite ) Das Barro-Gordon-Modell (5) Gewinnfunktion der Regierung: Regierung kann einen Gewinn machen, falls Gewinn bei überraschender Inflation: e π π 2 ) ( ) ( e e c b B π π π π = e π π Defizit verringert sich Defizit erhöht sich Gewinn 2 ) ( ) ( e e c b π π π π
11 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (6) Wir setzen a = c = 0.5 Die Regierung will die Gesamtwohlfahrt maximieren, d.h. Die Regierung hat also folgendes Maximierungsproblem: e * maxb( π π ) 0.5( π π ) 2 e 0.5( π π ) 2 W = B L F.O.C.: * e b ( π π ) ( π π ) = 0 Hieraus folgt: π = π + b + π 2 * e Dies ist die Reaktionsfunktion der Regierung. Sie gibt an, wie die Regierung die Inflationsrate setzt, gegeben die erwartete Inflationsrate der Bevölkerung. Seite 11
12 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (7) Schlussfolgerungen: Regierung wählt mehr Inflation, wenn die optimale Inflationsrate höher ist. Regierung wählt mehr Inflation, wenn b größer ist. D.h. der marginale Gewinn von höherer Inflation. Regierung wählt mehr Inflation, wenn die Bevölkerung eine höhere Inflation erwartet. Problem: Bevölkerung wird sich dem Verhalten der Regierung anpassen und ihre Erwartung über die Inflation gemäß dem Bildungsprozess der Regierung setzen. 3 unterschiedliche Fälle, die es zu betrachten gilt Seite 12
13 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (8) 1.) Bevölkerung verhält sich naiv: * Regierung kündigt an π = π e * Bevölkerung glaubt dieses Verhalten und setzt π = π Regierung wird betrügen und setzt * * π + b + π * b naiv * π = = π + π > π b Wohlfahrt beläuft sich also auf W naiv = 4 Regierung hat also den Anreiz zu betrügen Aber ist die Bevölkerung wirklich naiv? Was passiert in weiteren Perioden? Seite 13
14 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (9) 2.) Rationales Verhalten der Bevölkerung: Öffentlichkeit weiß, dass Regierung sie betrügen wird. e Wenn die Öffentlichkeit π = 0 annimmt, dann wird die * e Regierung π = ( aπ + b/2)/( a+ c) > π setzen. Dies ist nicht rational! e * π = π Wenn sie aber annimmt, dann wird die Regierung naiv * e π = π + b/(2( a+ c)) > π setzen. Dies ist ebenfalls nicht rational! Wenn die Öffentlichkeit die Regierung versteht, d.h. sie bildet rationale Erwartungen, dann wird sie e setzen π =π Seite 14
15 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (10) Wenn die Öffentlichkeit wirklich ein rationales Verständnis über das Verhalten der Regierung hat, dann muss die Inflation zwei Gleichungen erfüllen * e π + b + π 1. Die Regierung setzt die Inflation gemäß: π = 2 2. Die Öffentlichkeit hat rationale Erwartungen über die e Entscheidung der Regierung: π = π Allgemein: Das makroökonomische Ergebnis ist ein Gleichgewicht bei rationalen Erwartungen. Dies entsteht wenn: 1. Alle Spieler rationale Entscheidungen treffen und 2. Alle Spieler die rationalen Entscheidungen des Gegenübers verstehen Seite 15
16 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (11) Algebraisch ergibt sich, wenn die Öffentlichkeit * RE naiv π = π + b π > π > * π e π = annimmt: Man kann direkt erkennen, dass die sich einstellende Inflationsrate höher ist als bei naiver Öffentlichkeit Inflationsverzerrung ( inflation bias ) 2 b Die Gesamtwohlfahrt beläuft sich auf: W RE = 2 Die Inflationsverzerrung bringt also Wohlfahrtsverluste mit sich: Ein Vergleich der beiden Wohlfahrtsfunktionen bei rationalem und naivem Verhalten zeigt, dass bei rationalem Verhalten ein Verlust eintritt, während bei naivem Verhalten ein Gewinn eintreten würde. Allerdings: Öffentlichkeit verhält sich nicht (beabsichtigt) naiv! π Seite 16
17 2.1) Das Barro-Gordon-Modell (12) 3.) Eine glaubhafte Regel: Regierung macht ein Gesetz, das verlangt, dass sie immer setzt. Gesetz kann nicht gebrochen werden. * Wenn Öffentlichkeit weiß, dass Regierung π = π e * wird sie auch π = π = π erwarten. Die Gesamtwohlfahrt beläuft sich also auf: W REGEL = = 0 setzt, dann Ein Vergleich der Wohlfahrtsfunktionen zeigt, dass es sich für die Regierung lohnt sich glaubhaft zu binden. * π = π Seite 17
18 2.2) Empirische Evidenz des Barro- Gordon-Modells (1) Mehrere Ideen sich glaubhaft zu binden: Zentralbank sollte unabhängig sein, d.h. unbeeinflusst von der Regierung arbeiten können. Zentralbank sollte ein Inflationsziel haben, da sonst kurzfristige Aspekte weiter eine Rolle spielen können. Zentralbank sollte konservativ handeln, d.h. eine Anti- Inflationshaltung haben, ansonsten könnte die Zentralbank weiter versucht sein die Öffentlichkeit zu betrügen, da sie ja dann selbst besser dran wäre. Seite 18
19 2.2) Empirische Evidenz des Barro- Gordon-Modells (2) Empirische Studien zum Barro-Gordon-Modell: Empirisch schwer zu analysieren. Frage: Wie können Erwartungen gemessen werden? Basiert auf der Annahme, dass Zentralbanken die Inflationsrate direkt beeinflussen können. In der Realität kann meist nur das Geldangebot oder der Zinssatz gesetzt werden. Außerdem haben externe Faktoren einen immer stärkeren Einfluss auf die Inflationsrate. Alesina und Summers (1993) untersuchen den Zusammenhang zwischen Unabhängigkeit der Zentralbanken und Inflationsrate sowie anderen Faktoren. Seite 19
20 2.2) Empirische Evidenz des Barro- Gordon-Modells (3) Verhältnis zwischen Unabhängigkeit der Zentralbank und durchschnittlicher Inflation von : Figure: Alesina und Summers (1993) Seite 20
21 2.2) Empirische Evidenz des Barro- Gordon-Modells (4) Verhältnis zwischen Unabhängigkeit der Zentralbank und der Varianz der Inflation von : Figure: Alesina und Summers (1993) Seite 21
22 2.2) Empirische Evidenz des Barro- Gordon-Modells (5) Verhältnis zwischen Unabhängigkeit der Zentralbank und durchschnittlicher Arbeitslosigkeit von : Figure: Alesina und Summers (1993) Seite 22
23 2.2) Empirische Evidenz des Barro- Gordon-Modells (6) Inflationsziele führen nicht zu niedrigerer Inflation! Figure: Federal Reserve Bank Cleveland (2006) Seite 23
24 2.2) Empirische Evidenz des Barro- Gordon-Modells (7) Empirische Analysen zeigen: Inflation ist in der Regel umso geringer, je unabhängiger die Zentralbank agieren kann. Inflation ist in der Regel umso volatiler, je abhängiger die Zentralbank von Regierungsinteressen ist. Ein Zusammenhang zwischen Unabhängigkeit der Zentralbank und Arbeitslosigkeit kann nicht gefunden werden. Länder die mit Inflationszielen arbeiten, scheinen tendenziell abhängigere Zentralbanken und eine höhere Inflation zu haben. Gegenbeispiele Großbritannien und Neuseeland. Seite 24
25 2.3) Die EMU als weiteres Beispiel für Zeitinkonsistenz (1) Allgemeiner Aufbau einer Währungsunion: Eine Zentralbank für mehrere Mitgliedsstaaten. Ziel: stabile Geld- und Währungspolitik Mitgliedsstaaten können kein Geld drucken, d.h. Inflation nicht direkt erzeugen. Inflation kann aber indirekt über hohe Staatsausgaben erzeugt werden Zeitinkonsistenzproblem! Seite 25
26 2.3) Die EMU als weiteres Beispiel für Zeitinkonsistenz (2) Zeitinkonsistenz bei Währungsunionen führt zu einem Trittbrettfahrerproblem: Mitgliedsländer können durch eine laxe Wirtschaftspolitik (hohe Staatsausgaben und defizite) andere Mitgliedsländer betrügen. Dies erzeugt eine höhere Inflation für die gesamte Währungsunion. Ohne feste Regeln und glaubhafte Sanktionen werden nach und nach alle Mitgliedsländer ihre Staatausgaben erhöhen und die anderen betrügen. Die Währungsunion wird noch mehr Inflation erzeugen und schlussendlich kollabieren (Bsp. Argentinien). Seite 26
27 2.3) Die EMU als weiteres Beispiel für Zeitinkonsistenz (3) Die fünf Ziele des Maastricht-Vertrags: 1. Inflationsrate darf die Durchschnittsrate der drei inflationsärmsten Länder um max. 1,5% überschreiten 2. Langfristiger nominaler Zinssatz darf, den durchschnittlichen langfristigen nominalen Zinssatz der drei inflationsärmsten Länder um max. 2% überschreiten 3. ERM-Mitgliedschaft 4. Budget-Defizit darf max. 3% des BIP betragen 5. Staatsschulden dürfen max. 60% des BIP betragen Seite 27
28 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit (1) Anforderungen an ein geldpolitisches Zwischenziel Enger Zusammenhang mit dem Endziel (z. B. Preisniveaustabilität) Gute Steuerbarkeit durch Instrumente und operating targets Gute Indikatoreigenschaften für den geldpolitischen Kurs (Früh- und Wirkungsindikator) Beispiele für geldpolitische Zwischenziele: Geldmenge (Deutsche Bundesbank seit 1975) Inflationserwartungen (Neuseeland seit 1989, Bank of England seit 1992) Seite 28
29 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit (2) Geldmengenaggregate als Zwischenziele (Konzept der Geldmengensteuerung) Annahme einer stabilen Geldnachfrage Herleitung eines quantitativen Geldmengenziels nach der Potenzialformel ΔM 3ZIEL ΔYTREND ΔV = π NORM + M 3 Y V TREND ZIEL TREND TREND Diskussionspunkte bei Geldmengenzielen: Enges Aggregat (M1) oder weites Aggregat (M3) als Ziel? Verlaufsziel oder Durchschnittsziel? Öffentliche oder interne Festlegung des Zwischenziels? (Transparenz der Geldpolitik) Seite 29
30 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit (3) Inflationserwartungen als Zwischenziele (inflation targeting) Bei Unsicherheit über die Stabilität der Geldnachfrage wird ein konkretes Inflationsziel verfolgt. Einfaches Konzept mit maximaler Transparenz Die Festlegung eines quantitativen Inflationsziels soll die Inflationserwartungen stabilisieren. Die unmittelbare Kontrolle der Geldpolitik am Erreichen des Endziels soll ermöglicht werden. Geldpolitische Instrumente operating targets (Geldbasis, Geldmarktzins) Inflationserwartungen Vergleich Inflationsziel Seite 30
31 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit (4) Operative Ziele der Geldpolitik (operating targets) Am Markt für Zentralbankgeld (Geldmarkt im engeren Sinne) agieren die Zentralbank und Geschäftsbanken. Die gehandelten Zentralbankguthaben sind Teil der Geldbasis B, der relevante Preis ist der Geldmarktzins r G. Geldbasis und Geldmarktzins sind alternative operating targets, die durch geldpolitische Instrumente beeinflusst werden können. Seite 31
32 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit (5) Geldbasis als operatives Ziel der Geldpolitik Geldbasissteuerung korrespondiert zur Verwendung der Geldmenge als Zwischenziel. Über den Geldschöpfungsmultiplikator m besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Geldbasis B und der Geldmenge M (bei gegebenem Reservesatz z und gegebenem Bargeld-Depositensatz b): m = M / B = (1+b) / (b+z) Die Geldbasissteuerung impliziert Volatilität der Geldmarktzinsen. Die Geldbasissteuerung erfordert Instrumente, mit denen sich die Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken eng begrenzen lassen (z. B. Mindestreservevorschriften). Seite 32
33 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit (6) Geldmarktzins als operatives Ziel der Geldpolitik Die Zinssteuerung nimmt Volatilität der Geldbasis in Kauf. Die Zinssteuerung ist nicht auf Stabilität der Geldnachfrage angewiesen. Eine Entscheidung über die Fristigkeit der gesteuerten Zinssätze ist notwendig. Die Festlegung eines Punktziels impliziert eine Steuerung über unbegrenzte Refinanzierungsfazilitäten oder Mengentender. Die Festlegung eines Zinsbandes impliziert eine Steuerung über standing facilities (Bereitstellung von Spitzenliquidität und Anlagemöglichkeiten für Liquiditätsüberschüsse). Seite 33
34 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit (7) Instrumente der Geldpolitik Standing facilities (können von den Kreditinstituten jederzeit auf eigene Initiative in Anspruch genommen werden) Spitzenrefinanzierungsfazilität (dient zur Deckung von kurzfristigen Liquiditätsengpässen über Nacht ) Einlagefazilität (kurzfristige Anlagemöglichkeiten für überschüssige Liquidität der Geschäftsbanken über Nacht ) Offenmarktgeschäfte (Bezeichnung für alle geldpolitischen Operationen, die von der Zentralbank initiiert werden) Hauptrefinanzierungsinstrument (Haupttender): Laufzeit von einer Woche, Ausschreibung wöchentlich, reverse transaction mit Rückkaufsvereinbarung, hauptsächliche Liquiditätsbereitstellung Seite 34
35 3.1) Geldpolitische Ziele und ihre Steuerbarkeit (8) - Zinstender: Versteigerung einer gegebenen Menge an besicherten Refinanzierungskrediten zu variablem Zins. Holländisches Verfahren: einheitlicher Zins Amerikanisches Verfahren: individuelle Zinsen - Mengentender: Angebot der Zentralbank zu festem Zins. Sofern die Nachfrage größer ist als das Angebot der Zentralbank, erfolgt einen Zuteilung nach Quoten (Repartierung). Mindestreservepolitik - Mindestreserve-Soll wird durch Multiplikation der reservepflichtigen Bilanzpositionen mit dem Reservesatz berechnet. Dies gilt dann jeweils für einen Monat. - Die Reserve muss nur im Durchschnitt erfüllt sein. - Sie bindet die Kreditinstitute an die Zentralbank. - Liquiditätspufferfunktion, Glättung des Tagesgeldsatzes Seite 35
36 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (1) Endziel: Preisniveaustabilität Zwischenziele: Nach dem Zwei-Säulen-Konzept gibt es sowohl eine Zielvorgabe für das Wachstum von M3 als auch die Beurteilung eines breiten Bündels von Inflationsindikatoren. Die geldpolitische Strategie der EZB ist eine Mischform aus Geldmengensteuerung und inflation targeting auf der Basis einer breit angelegten Inflationsprognose: Seit 2003 ist die monetäre Säule zur 2.Säule degradiert - Verschiebung der Wertigkeit Operating target der EZB: Tagesgeldsatz Geldpolitische Instrumente der EZB: Offenmarktoperationen Mindestreserve Standing facilities Seite 36
37 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (2) Geldmengenziel M3 Die Ableitung des Referenzwertes für M3 erfolgt aus der Potenzialformel: ΔM 3ZIEL ΔYTREND ΔV = π NORM + M3 Y V TREND ZIEL TREND TREND 4,5% = 2% + 2% - (-0,5%) Die daraus resultierende Wachstumsrate der Geldmenge M3 ist als Referenzwert zu verstehen. Keinesfalls verpflichtet sich die EZB, bei Abweichungen zu intervenieren. Überprüfung des Referenzwertes nur noch alle 2 Jahre. Seite 37
38 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (3) Voraussetzung ist die Stabilität der Geldnachfrage. Da diese aber im Euro-Raum fraglich ist, existiert eine zweite Säule (nun die erste), die der breit angelegten Inflationsprognose. Inflation targeting durch Inflationsprognose - Begutachtung der Inflationsperspektiven anhand von vielfältigen Indikatoren mit guten Vorlaufeigenschaften hinsichtlich der zukünftigen Preisentwicklung. Beispiel: Kapazitätsauslastung, Lohnstückkosten, Zinsstrukturkurve, Wechselkurse Seite 38
39 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (4) Geldpolitisches Instrumentarium der EZB Die EZB fordert einen Mindestreservesatz, die Mindestreserve selbst wird verzinst, Überschüsse jedoch nicht. Leitzinsfunktion hat der Hauptrefinanzierungssatz. Zur Refinanzierung haben die Kreditinstitute zwei Möglichkeiten: 1.) Die Banken können sich untereinander am Interbankenmarkt Kredite zum Tagesgeldsatz gewähren. 2.) Sie refinanzieren sich über den Haupttender. Die Zinsen des Hauptrefinanzierungssatzes und der Tagesgeldsatz werden daher nicht weit auseinander liegen. Die EZB kann also über den Haupttender den Tagesgeldsatz beeinflussen. Seite 39
40 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (5) Zinskorridor: - Durch die standing facilities bewegt sich der Tagesgeldsatz innerhalb eines Zinsbandes. - Der Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität bildet dabei die Obergrenze. Höher kann der Zins für Tagesgeld nicht steigen, da ansonsten die EZB über die Spitzenrefinanzierungsfazilität einen günstigeren Zins anbieten würde. - Die Einlagefazilität bildet die Untergrenze. Keine Bank wäre bereit zu einem geringeren Zins Geld zu verleihen als zu dem Zins, den sie bei der EZB für Überschussreserven ohnehin erhält. Seite 40
41 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (6) Seite 41
42 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (7) Eine Taylor-Regel für die EZB? Taylor-Regel ist ein einfacher Weg das Verhalten von Zentralbanken zu beschreiben Zinssatz (im Falle der EZB Tagesgeldsatz) wird in Abhängigkeit von den Abweichungen der Inflation und des Outputs von ihren gewünschten Zielniveaus gesetzt Ist zwar sehr mechanisch, spiegelt aber häufig das aktuelle Verhalten sehr gut wieder Formal stellt sie sich wie folgt dar: i * = i + a ( π π * ) a gibt an wie stark Inflation abgelehnt wird, b wie stark Outputfluktuationen Begg et al. (2002) nehmen folgende Werte an a + * * = 2.0, b = 0.8, i = 2.0%, π = 2.0%, y b ( y y * ) * = 1.2% Seite 42
43 3.2) Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (8) Eine Taylor-Regel für die EZB? Seite 43
44 4.) Übungsaufgaben 1. Erläutern Sie das Gefangenendilemma im einstufigen Fall. Was ändert sich im mehrstufigen Fall? 2. Das Barro-Gordon-Modell: a) Nennen Sie Gründe wieso es für eine Regierung lukrativ sein kann Inflation zu erzeugen. b) Stellen Sie die Gesamtwohlfahrtsfunktion auf und erläutern Sie diese. Leiten Sie dann die für die Regierung optimale Inflationsrate her. Setzen Sie wiederum a=c=0.5. c) Vergleichen Sie die drei bekannten Situationen. Wieso ist die Inflationsrate im Fall naiver Öffentlichkeit kein dauerhaftes Gleichgewicht? Seite 44
45 4.) Übungsaufgaben 3. Beschreiben Sie kurz das Zeitinkonsistenzproblem in der EMU. Wie versucht die EU dieses zu unterbinden? 4. Nennen Sie geldpolitische Zwischenziele, operating targets und Instrumente. Welche Anforderungen werden an ein gutes geldpolitisches Zwischenziel gestellt? Seite 45
Gliederung der Vorlesung
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