Morphologie. Derivation. Derivation

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1 Derivation Morphologie Derivation Derivation ist die Bildung eines komplexen Wortes gewöhnlich durch Kombination eines ungebundenen mit einem gebundenen Morphem, so dass 1. das neue Wort eine andere Bedeutung trägt als das ungebundene Morphem und 2. potentiell einer anderen Kategorie angehört als das ungebundene Morphem. Beispiele: (1) Weg Ab-weg Abweg abweg-ig abwegig Abwegig-keit 1 2

2 Lineare Ordnung Lineare Ordnung 2 Die Reihenfolge (lineare Ordnung) mit der sich die Morpheme kombinieren ist wichtig. Meist ist nur eine einzige Reihenfolge möglich. (2) a. reich-lich, *lich-reich, ess-bar, *bar-ess b. Ab-fluss, *Fluss-ab, Ein-schub, *Schub-ein c. ein-sicht-lich, *ein-lich-sicht, *sicht-einlich, *sicht-lich-ein, *lich-sicht-ein, *lichein-sicht d. ess-bar-keit, *ess-keit-bar, *keit-ess-bar, *keit-bar-ess, *bar-keit-ess, *bar-ess-keit (3) a. un-do-able, *un-able-do, *do-un-able, *doable-un, *able-do-un, *able-un-do b. care-less-ness, *care-ness-less, *less-careness, *less-ness-care, *ness-care-less, *ness-less-care Viele der ungrammatischen Kombinationen können dadurch ausgeschlossen werden, dass man Suffixe von Präfixen unterscheidet: 1. Präfixe gehen dem ungebundenen Morphem voran (das schließt Beispiele aus wie *sicht-ein-lich, *able-un-do, etc.) 2. Suffixe folgen dem ungebundenen Morphem (das schließt Beipsiele aus wie *lich-ein-sicht, *unable-do, etc.) Allerdings bleiben einige der ungrammatischen Kombinationen unerklärt, (z.b. wenn beide Affixe korrekterweise suffigiert werden): (4) ess-bar-keit vs. *ess-keit-bar care-less-ness vs. *care-ness-less un-ab-wäg-bar-keit vs. *ab-un-wäg-bar-keit un-ab-wäg-bar-keit vs. *un-ab-wäg-keit-bar 3 4

3 Lineare Ordnung 3 Lineare Ordnung 4 Frage: Wie können diese ungrammatischen Beispiele ausgeschlossen werden? Intuition: Bestimmte Affixe verbinden sich nur mit Morphemen bestimmter Kategorien. 1. -bar verbindet sich nur mit Verben: ess-bar, trink-bar, hör-bar, denk-bar. Das Ergebnis ist ein Adjektiv. 2. -keit verbindet sich nur mit Adjektiven: Einsamkeit, Sauber-keit, Ruppig-keit, Witzig-keit. Das Ergebnis ist ein Nomen. 3. -less verbindet sich nur mit Nomen: will-less, child-less, use-less, hope-less. Das Ergebnis ist ein Adjektiv. 4. -ness verbindet sich nur mit Adjektiven: thickness, rough-ness, cold-ness, bright-ness. Das Ergebnis ist ein Nomen. Konsequenz: 1. Die Form *ess-keit-bar ist ungrammatisch aus zwei Gründen: (a) -keit verbindet sich nur mit As, aber ess- ist ein V. Daher ist der Teil *ess-keit nicht wohlgeformt. (b) -bar verbindet sich nur mit Vs, aber das Ergebnis einer Verbindung mit -keit ist ein N. Daher ist *X-keit-bar (und damit auch *ess-keit-bar) nicht wohlgeformt. 2. Die Form *care-ness-less ist ungrammatisch, da (a) -ness sich nur mit As verbindet; care ist aber ein N, und daher ist der Teil *care-ness nicht wohlgeformt, (b) -less verbindet sich nur mit Ns; das Ergebnis einer Verbindung mit -ness ist auch tatsächlich ein N. Da aber *care-ness-less auf dem ungrammatischen *care-ness aufbaut, ist auch die Form *care-ness-less ungrammatisch. 5 6

4 Klammerindizierung Selektion Konvention: Morphosyntaktische Merkmale eines Morphems, besonders das Merkmal der Kategorie, werden oft als Index an einem Klammerpaar notiert, das das Morphem umfasst. (5) a. [ N Buch ], [ N Land-ung ], [ N Ab-grund ], [ N Koch-topf ] b. [ A klein ], [ A klein-lich ], [ A un-genieß-bar ] c. [ V schlaf-en ], [ V ab-sauf-en ], [ V über-geb-en ] d. [ P an ], [ P durch ], [ P bei ], [ P auf ] Beachte: Ist das Morphem komplex, dann kann es durch geschachtelte Klammerpaare repräsentiert werden. (6) a. [ N Ab- [ N Grund ]] b. [ A [ A klein ] -lich ] c. [ A un- [ V genieß ] -bar ] Die zwei Eigenschaften 1. der linearen Ordnung (Präfix, Suffix, etc.) und 2. der Kategoriensensitivität (verbindet sich mit V, verbindet sich mit N, etc.) fasst man oft in der folgenden Notation zusammen: Affix: -bar ent- -tum un- Eigenschaft: [ V ] [ V ] [ N ] [ A ] Allgemein: 1. [ α ] bedeutet: ist Präfix eines α 2. [ α ] bedeutet: ist Suffix eines α α ] nennt man auch ein Selekti- Das Merkmal [ onsmerkmal. 7 8

5 Selektion 2 Selektion 3 Konvention: Sternefeld (2006) folgend werden wir statt [ α ] oder [ α ] einfach [ α ] schreiben, wenn klar ist, ob es sich um ein Suffix oder Präfix handelt. Ein Selektionsmerkmal [ α ] soll zwei Zwecke erfüllen: 1. Sicherstellen, dass sich sein Träger nur mit Kategorien α verbindet. 2. Sicherstellen, dass sich sein Träger mit etwas verbindet. Punkt 2. soll ableiten, dass gebundene Morpheme nicht alleine stehen können. Dies kann erreicht werden, wenn man annimmt, dass 1. ein Merkmal [ α ] von der Derivation gelöscht wird, sobald sich sein Träger mit einem Morphem der Kategorie α verbindet (siehe (7)), 2. Morpheme, die am Ende der Derivation noch [ α ]-Merkmale enthalten, als ungrammatisch markiert werden (siehe (8)). (7) Löschbarkeit von Selektionsmerkmalen: Verbinden sich ein Morphem M 1 mit Merkmal α und ein Morphem M 2 mit Merkmal [ α ], dann wird [ α ] auf M 2 gelöscht. (8) Notwendigkeit des Löschens: Morphologische [ α ]-Merkmale müssen gelöscht werden. 9 10

6 Hierarchische Struktur Hierarchische Struktur 2 Erinnerung: ess-bar-keit ist grammatisch, da 1. sowohl -bar als auch -keit Suffixe sind, 2. -bar sich mit Vs verbindet und ess- ein V ist, 3. -keit sich mit As verbindet und ess-bar ein A ist. Fragen: 1. Woher kommt das Merkmal A in ess-bar? 2. Woher weiß das Suffix -keit, dass ess-bar ein A trägt? Antwort auf 1.: 1. ess-bar besteht aus zwei Teilen, ess- und -bar. 2. Wir wissen, dass ess- ein V ist. 3. Dann kann das Merkmal A nur von -bar kommen. Plausible Hintergrundannahme: Merkmale kommen nicht einfach aus dem Nichts. Antwort auf 2.: 1. -keit sieht links von sich das Morphem -bar. 2. Weil -bar ein A ist, ist das Selektionsmerkmal [ A ] von -keit zufrieden und verbindet sich mit ess-bar. Problem: Betrachte un-denk-bar. 1. un- ist ein Präfix, das sich mit A verbinden will: un-schön, un-sauber, un-geschickt, etc. 2. un- verbindet sich nicht mit Vs: *un-red-(en), *un-schlaf-(en), *un-töt-(en), etc. 3. un-denk-bar ist grammatisch, obwohl un- sich nicht mit Vs verbindet und denk- ein V ist. 4. Es kann also nicht so sein, dass ein Präfix nur das nächste Morphem rechts und ein Suffix das letzte Morphem links sieht. 5. Vielmehr muss ein Affix die nächste Morphemkombination sehen

7 Schlussfolgerung: Hierarchische Struktur 3 1. Das Verb denk- verbindet sich zuerst mit dem Suffix -bar und formt dabei ein komplexes Adjektiv denk-bar. 2. Danach kann sich un- mit diesem Adjektiv zu un-denk-bar verbinden. 3. Das komplexe Wort, das aus denk- und -bar gebildet wird, muss also ebenfalls ein Kategorienmerkmal besitzen. Dies lässt sich durch (geschachtelte) indizierte Klammern ausdrücken, wobei auch das äußere Klammerpaar durch ein Kategoriensymbol indiziert wird: (9) a. [ V denk- ] + [ A -bar ] b. [ A [ V denk- ] [ A -bar ]] (10) a. [? un- ] + [ A [ V denk- ] [ A -bar ]] b. [ A [? un- ] [ A [ V denk- ] [ A -bar ]]] Hierarchische Struktur 4 Die derivationelle Reihenfolge, mit der sich die Morpheme verbinden, drückt sich in der Klammerrepräsentation als hierarchische Struktur aus. Klammerpaare, die hierarchisch höher sind, betten hierarchisch niedrigere Klammerpaare ein. Dies lässt sich noch deutlicher sehen, wenn die Klammernotation in eine äquivalente Baumstruktur übersetzt wird. (11) A V denk- A -bar Die Verzweigungen (Knoten) eines Baumes sind üblicherweise mit Kategoriensymbolen markiert. Jede Verzweigung repräsentiert ein Klammerpaar

8 Hierarchische Struktur 5 Der oberste Knoten des Baumes (die Wurzel) repräsentiert das gesamte Wort (das äußerste Klammerpaar). Es folgt, wie un- sehen kann, dass denk-bar ein A ist: un- sieht den Wurzelknoten von denk-bar. (12) A Bemerkung: A? A un- + V A un- V A denk- -bar denk- -bar 1. Die Kanten von V nach denk- und von A nach -bar, sind überflüssig (vielleicht auch verwirrend). 2. Die Merkmale V und (die phonetischen Merkmale) denk- gehören eigentlich zum selben Knoten. Hierarchische Struktur 6 Bisher: Selektionsbeschränkungen lassen sich nicht in Bezug auf lineare sondern nur in Bezug auf hierarchische Struktur angeben. Dann muss es eine Beschränkung geben, die verbietet, dass ein Affix nicht in den Baum, an den es sich hängen will, hineinschaut. (13) a. Spül-e, spül-bar b. *spül-e-bar (14) A N A V N -bar [ V ] spül- -e Könnte -bar das V-Merkmal in (14) sehen, dann wäre das Selektionsmerkmal [ V ] zufrieden. Aber dann sollte *spül-e-bar wohlgeformt sein

9 Hierarchische Struktur 7 Hierarchische Struktur 8 Beachte: Wir wissen nicht, welcher Kategorie unangehört. Grund: 1. un- ist ein gebundenes Morphem und kann daher in der Syntax nicht alleine auftauchen. 2. Im Beispiel oben fügte sich un- ganz zuletzt an den Baum und konnte daher keinen Einfluss auf morphologische Selektion anderer Morpheme nehmen. 3. Kategorienbestimmung von un- ist also bisher weder durch syntaktische Distribution noch durch morphologische Selektionsbeschränkungen möglich. Die Reihenfolge der Endknoten (Terminalknoten, Bätter) des Baumes gibt ebenfalls die lineare Reihenfolge der Morpheme wieder. Beachte: Man verlangt oft, dass Bäume gewissen Wohlgeformtheitsbedingungen genügen. Dazu gehören oft auch die folgenden Bedingungen: 1. Verzweigungen sind maximal binär verzweigend. 2. Kanten dürfen sich nicht überkreuzen. 3. Jeder Baum hat nur eine einzige Wurzel. Man kann diese Bedingungen technisch präzise formulieren (siehe z.b. Partee, ter Meulen & Wall 1990). Wir tun dies hier nicht, sondern verlassen uns darauf, dass wir intuitiv richtig erfassen, wann ein Baum wohlgeformt ist, und wann nicht

10 Hierarchische Struktur 9 Frage: Wie kommt es, dass ein komplexes Wort wie denk-bar, das aus einem V und einem A zusammengesetzt ist, ein A wird, und nicht ein V? Wie schon beobachtet, kommt das Merkmal des komplexen Wortes denk-bar von -bar, nicht von denk-. Dies kann analoge Fälle übertragen werden. Die Kategorie eines derivierten Wortes Stamm+Suffix scheint immer vom Suffix bestimmt zu sein. Stamm Kategorie Affix Kategorie Derivat Herz N -lich A A Rauch N -ig A A Schön A -heit N N Übel A -keit N N Krön- V -ung N N Find- V -er N N Säug- V -ling N N glätt A -en V V Rad N -eln V V Der Kopf Den Teil eines Wortes W, der seine Merkmale an W weitergibt, nennt man den Kopf von W. Die Weitergabe von Merkmalen nennt man Vererbung oder Projektion. Man sagt auch, dass das komplexe Wort eine Projektion des Kopfes ist. (15) Projektionsprinzip: Der Kopf eines Wortes vererbt seine Merkmale an das Wort. Seitenbemerkung: 1. Manchmal wird in diesem Kontext statt von Projektion auch von Perkolation gesprochen. 2. Es ist aber besser von Projektion zu sprechen, da Perkolation meist benutzt wird, um Merkmalstransfer zu bezeichnen, der über Phrasengrenzen hinweg appliziert

11 Der Kopf 2 Der Kopf 3 Generalisierung: Der Kopf innerhalb eines Derivats der Form Stamm+Affix ist im Deutschen das Affix. (16) A keine Projektion V denk- A -bar Projektion Problem: Die Generalisierung erfasst nicht, wieso Präfixe keine Rolle zu spielen scheinen: Affix Kategorie Stamm Kategorie Derivat Un-? glück N N Ur-? gestein N N ver-? geh-(en) V V ent-? schließ-(en) V V un-? möglich A A a-? typisch A A Generalisierung (revidiert): Der Kopf innerhalb eines Derivats Stamm+Affix ist im Deutschen rechts. Die revidierte Generalisierung erfasst, wieso Präfixe keinen Einfluss auf die Merkmale des Derivats zu haben scheinen, Suffixe aber schon. (17) A keine Projektion? A un- schön Projektion 21 22

12 Der Kopf 4 Der Kopf 5 Alternative: 1. Man könnte statt dessen auch annehmen, dass Präfixe keiner Kategorie angehören und dass deswegen die Kategorie in (17) ausnahmsweise vom Stamm bestimmt werden kann. 2. In einer solchen Theorie wäre es Zufall, dass es immer der rechte Teil ist, der die Kategorie festlegt. Merkmalsvererbung in Komposita sprechen möglicherweise gegen eine solche Theorie. Wie wir sehen werden, ist es auch dort immer der rechte Teil, der seine Merkmale weitergibt, obwohl mehrere ungebundene Morpheme vorhanden sind. Konsequenz: 1. Daraus folgt generell, dass es nicht möglich ist, die Kategorie von Präfixen im Deutschen zu bestimmen. 2. Denn auch, wenn das Präfix sich mit dem Stamm verbindet, bevor das Suffix hinzukommt, kann das Präfix nicht die Erfüllung der Selektionseigenschaften des Suffixes beeinflussen. Beispiel: Ver-geb-ung entsteht vermutlich durch Präfigierung vor Suffigierung. 1. ver- verbindet sich mit Verbstämmen (siehe *verrot, *Ver-haus, etc.), unabhängig von -ung (siehe ver-geb-(en), ver-such-(en), etc.). 2. -ung ist ebenfalls auf V beschränkt (siehe *rotung, *Haus-ung, etc.) und generell nicht abhängig von der Präsenz von ver- (siehe Lös-ung, Teil-ung, etc.)

13 Der Kopf 6 Der Baum in (18) illustriert: 1. ver- wird zuerst mit dem Stamm verbunden. 2. Theoretisch könnte das Einfluss auf Erfüllung der Selektionseigenschaften von -ung haben. 3. Wenn morphosyntaktische Merkmale in der Derivation aber nur von rechts vererbt werden können, dann ist dies prinzipiell ausgeschlossen. (18) N V N? V -ung ver- geb- Frage: Der Kopf 7 1. Aber suggeriert die Ungrammatikalität von *Gebung nicht, dass -ung doch abhängig ist von der Präsenz von ver-? 2. Und wenn das so ist, und wenn -ung nicht in das komplexe Wort ver-geb- hineinschauen kann, folgt dann nicht, dass ver- doch Merkmale an ver-geb- vererben können muss? Antwort: 1. Gegen eine solche Sicht sprechen -ung-wörter ohne ver- wie Lös-ung, Streich-ung, Plan-ung, Leist-ung, etc. 2. Möglicherweise ist *Geb-ung deswegen kein gebräuchliches Wort, da es das gleichbedeutende Gab-e schon gibt (vgl. *Lös-e, *Streich-e, *Plane, *Leist-e). 3. Beachte: das Lösen, Streichen, Planen, Leisten bedeuten (möglicherweise?) etwas anderes als Lös-ung, Streich-ung, Plan-ung, Leist-ung

14 Kompositionalität und Derivation Kompositionalität und Derivation 2 Beobachtung: Die Bedeutung komplexer sprachlicher Ausdrücke lässt sich oft aus der Bedeutung ihrer Teile (und der Art ihrer Verknüpfung) erschließen. Man nennt diese Eigenschaft Kompositionalität der Bedeutung. Die Formulierung des Kompositionalitätsprinzips wird oft dem Logiker Gottlob Frege ( ) zugeschrieben wird (und daher auch Fregeprinzip genannt). Auch wenn Frege eher die Satzbedeutung im Auge hatte, kann man die Wirkung des Kompositionalitätsprinzips auch in der Morphologie (auf der Wortebene) beobachten. Das Präfix un- im Englischen kann 1. sich an ein Verb V hängen und hat dann die Bedeutung die Handlung, die durch V ausgedrückt wird, rückgängig machen (sogenannte reversative Bedeutung von un-). (19) un-button ( aufknöpfen ), un-do ( annulieren ), un-dress ( ausziehen ) 2. sich an ein Adjektiv hängen mit der Bedeutung der Negation. (20) un-think-able ( undenkbar ), un-english ( unenglisch ), un-motivated ( unmotiviert ) Dies wird vor allem dann deutlich, wenn man maximal binäre Verzweigungen zulässt

15 Kompositionalität und Derivation 3 Konsequenz: Für un-button-able gibt es bei binärer Verzweigung zwei verschiedene Strukturbeschreibungen (auf zwei Derivationen basierend). Derivation 1: (21) a. [? un- ] + [ V button ] b. [ V [? un- ] [ V button ]] c. [ V [? un- ] [ V button ]] + [ A -able ] d. [ A [ V [? un- ] [ V button ]] [ A -able ]] (22) A V A? V -able un- button Kompositionalität und Derivation 4 Derivation 2: (24) a. [ N button ] + [ A -able ] b. [ A [ V button ] [ A -able ]] c. [? un- ] + [ A [ V button ] [ A -able ]] d. [ A [? un- ] [[ V button ] [ A -able ]]] (25) A? A un- V A button -able (26) I can t close my coat, since it s so ripped up that it s unbuttonable (23) This straightjacket is no good, its too easily unbuttonable 29 30

16 Kompositionalität und Derivation 5 Kompositionalität und Derivation 6 Beobachtung 1: 1. Die Bedeutung von (23) ist etwa: die Zwangsjacke lässt sich zu leicht aufknöpfen. 2. Diese Bedeutung von un-button-able folgt aus der Derviation (21) (bzw. der Struktur (22)). 3. to button bedeuted zuknöpfen, kombiniert mit der Negation un- ergibt das aufknöpfen. 4. Das Ergebnis dieser Kombination kombiniert mit -able liefert dann aufknöpfbar. Beobachtung 2: 1. Die Bedeutung von (26) ist: der Mantel lässt sich nicht zuknöpfen. 2. Das folgt aus der Derviation (24) (bzw. der Struktur (25)). 3. to button kombiniert mit -able ergibt die Bedeutung zuknöpfbar. 4. Diese Bedeutung wird negiert durch un- und ergibt dadurch nicht zuknöpfbar. Hierarchische binäre Strukturen und Kompositionalität können auch für die Interaktion von Derivation und Flexion motiviert werden. Betrachte un- und Partizipien, die durch die Flexionsendung -ed aus Verben abgeleitet werden. (27) a. un-dress-ed b. un-pack-ed c. un-zipp-ed un-dress-ed kann bedeuten 1. nicht angezogen 2. ausgezogen un-pack-ed kann bedeuten 1. ausgepackt 2. nicht eingepackt 31 32

17 Kompositionalität und Derivation 7 Wieder kann die Zweideutigkeit systematisch auf verschiedene Strukuranalysen zurückgeführt werden. Und wieder sind Hierarchische Struktur und binäre Verzweigung Voraussetzung. (28) A? A un- V A dress -ed Unerfasste Problemfälle Bisher: Affixe sind sensitiv für 1. die Position, in der sie affigieren (Prä- vs. Suffix), 2. die Kategorie, an die sie suffigieren (kategoriale Selektionsmerkmale [ N ], [ V ], etc.) 3. die hierarchische Struktur des Wortes, an das sie affigieren. Beobachtung: Das reicht nicht aus, um die Kombinatorik von Affixen (des Englischen) zu erfassen. (29) A V A? V -ed un- dress 33 34

18 Unerfasste Problemfälle 2 Unerfasste Problemfälle 3 Beispiel 1: die Suffixe -ful und -ity 1. hope-ful, *up-ful, *nice-ful 2. profan-ity, *collaps-ity, *brother-ity, *down-ity 3. *hope-ful-ity Problem: 1. -ful trägt die Merkmale [ V ] ([ N ]?) und [A], siehe ity trägt die Merkmale [ A ] und [N], siehe Trotzdem kann sich -ity nicht mit hope-ful verbinden, siehe 3. Beispiel 2: die Präfixe -in und -re 1. im-possible, *im-borrow, *in-up, *ir-river 2. de-rive, *de-house, *de-solid, *de-up 3. *in-de-riv-able Problem: 1. in- trägt die Merkmale [ A ] und [A], siehe de- trägt die Merkmale [ V ] und [V], siehe Trotzdem kann sich in- nicht mit de-riv-able verbinden, siehe 3. Frage: Wie kann man die Unmöglichkeit dieser Affixkombinationen ableiten? 35 36

19 Klasse-1- und Klasse-2-Affixe Klasse-1- und Klasse-2-Affixe 2 Man unterscheidet im Englischen zwischen primären und sekundären Affixen. Siegel (1974) nennt diese Klasse-1- und Klasse-2-Affixe. Die folgende Tabelle zeigt einige Klasse-1- und Klasse-2-Affixe. Konvention: Morphemgrenzen an Klasse-1-Affixen werden mit + markiert, Morphemgrenzen an Klasse- 2-Affixen mit #. Klasse-1-Suffixe: +ion, +ity, +y, +al, +ic, +ate, +ous, +ive Klasse-1-Präfixe: re+, con+, de+, sub+, pre+, in+, en+, be+ Klasse-2-Suffixe: #ness, #less, #hood, #ful, #ly, #y, #like Klasse-2-Präfixe: re#, sub#, un#, non#, de#, semi#, anti# Beobachtung (Siegel 1974): Klasse-1- und Klasse- 2-Affixe verhalten sich unterschiedlich, wenn es um die Auslösung phonologischer Prozesse geht: 1. Klasse-1-Affixe lösen bestimmte phonologische Prozesse aus, die 2. Klasse-2-Affixe nicht auslösen. Beispiel 1: Klasse-1-Suffixe können die Wortbetonung verschieben, Klasse-2-Suffixe nicht. Klasse 1 Klasse 2 prodúctive productív+ity prodúctive#ness frágile fragíl+ity frágile#ness Méndel Mendél+ian Méndel#ism Párkinson Parkinsón+ian Párkinson#ism métal metáll+ic métal#like sýmbol symból+ic sýmbol#like 37 38

20 Klasse-1- und Klasse-2-Affixe 3 Klasse-1- und Klasse-2-Affixe 4 Beispiel 2: 1. Klasse-1-Suffix +ity löst eine Vokalveränderung aus (/ai/ /i/), Klasse-2-Suffix #ness nicht. 2. Klasse-1-Suffix +y spirantisiert /t/ zu /s/, Klasse-2-Suffix #y nicht. Klasse 1 Klasse 2 fatuous fat/ju/+ity fat/ /s#ness frag/ai/l frag/i/l+ity democrat democrac+y cat catt#y Beispiel 3: Manche Klasse-1-Präfixe können die Betonung anziehen, Klasse-2-Präfixe tun das nie. Klasse-1 fínite ín+finite maríne súb+marine Beispiel 4: Klasse-1-Präfix in+ unterläuft Nasalassimilation, Klasse-2-Präfix un# nicht. Klasse-1 inedible in+edible legal il+legal, *in+legal possible im+possible, *in+possible Klasse-2 uneatable un#eatable lawful un#lawful, *ul#lawful rule un#ruly, *ur#ruly Beispiel 5: in+ verändert den Wortakzent, un# tut dies nicht. Klasse 1 Klasse 2 repáir ir+réparable un#repáirable revóke ir+révocable un#revócable 39 40

21 Klasse-1- und Klasse-2-Affixe 5 Klasse-1- und Klasse-2-Affixe 6 Manchmal gibt es ein Affix als Klasse-1- und als Klasse-2-Variante. Die Wörter preferable und comparable im Englischen kommen in zwei Varianten vor (Aronoff & Fudeman 2005, 78f.): 1. Der Wortakzent des derivierten Wortes weicht ab vom dem des Stamms: prefér vs. préferable, compáre vs. cómparable (siehe (30-a), (30-c)). 2. Der Wortakzent des Stammes bleibt im derivierten Wort erhalten (siehe (30-b), (30-d)). 3. Bei Akzentverschiebung liegt +able vor, ohne Verschiebung liegt #able vor. (30) a. préfer+able b. prefér#able c. cómpar+able d. compár#able #able hängt sich an verbale Stämme, +able kann sich an nominale Stämme hängen. (31) Derivierte Form Grundform defend#able defend divid#able divide perceiv#able perceive cultivat#able cultivate educat#able educate (32) Derivierte Form Grundform defens+ible defense divis+ible division percept-ible perception cultiv+able cultivation educ+able education 41 42

22 Regelordnung Siegel (1974): Man kann die Unterscheidung zwischen Klasse-1- und Klasse-2-Affixen ausnutzen, um unzulässige Affixkombinationen zu blockieren. Idee: 1. Bestimmte morphologische und phonologische Regeln applizieren auf verschiedenen Ebenen, also in einer bestimmten Ordnung. 2. Je nachdem, zu welcher Klasse ein Affix gehöhrt, ist es Gegenstand einer früheren oder einer späteren Regelanwendung. Seitenbemerkung: 1. Ein solches Ordnen von Regeln, ohne dass sich diese Ordnung aus der Formulierung der Regeln selber ergibt, nennt man eine extrinische Regelordnung. 2. Ergibt sich die Ordnung aus der Formulierung der Regeln automatisch, dann spricht man von einer intrinsischen Ordnung. Ebene 1: Regelordnung 2 1. Klasse-1-Affixe werden an den Stamm gehängt. 2. Bestimmte phonologische Regeln darunter die Regel, die den Wortakzent bestimmt werden angewandt. Ebene 2: 1. Klasse-2-Affixe werden an den Stamm gehängt. 2. Andere phonologische Regeln können angewandt werden, aber nicht mehr die Betonungsregel. (33) Input +-Morphologie +-Phonologie #-Phonologie #-Morphologie Output 43 44

23 Konsequenzen: Regelordnung 3 1. Phonologisch: (a) Weil nur das Anhängen von Klasse-1-Affixen der Wortbetonungsregel vorangeht, können auch nur sie die Betonung beeinflussen. (b) Dies leitet Kontraste ab wie productív+ity vs. prodúctive#ness, ausgehend von prodúctive. 2. Morphologisch: (a) Weil Klasse-1-Affixe zuerst angehängt werden, stehen sie immer näher am Stamm als Klasse- 2-Affixe. (b) Dies leitet Kontraste ab wie *hope#ful+ity vs. hope#ful#ness oder *in+de#rivable vs. un#de#rivable. Erinnerung: Punkt 2., nämlich abzuleiten, wieso bestimmte Affixkombinationen unmöglich sind, war das Ziel. Die so entstandene Theorie ist Siegels Theorie der geordneten Ebenen. Probleme für Siegels Theorie Beobachtung: Es gibt Gegenbeispiele, bei denen ein Klasse-1-Suffix nach einem Klasse-2-Präfix verkettet zu werden scheint. 1. +ity ist ein Klasse-1-Suffix. 2. un# ist ein Klasse-2-Präfix. 3. Die Struktur des Wortes un#grammatical+ity muss aber sein: [ N [ A un#grammatical ] +ity ]. Begründung: 1. un# trägt ein Merkmal [ A ]. 2. grammatical ist ein A, grammatical+ity aber N. 3. un# kann nicht in [ N [ A grammatical ] +ity ] hineinschauen. 4. Dann muss sich un# mit grammatical verbinden, bevor sich grammatical mit +ity verbindet, damit [ A ] gelöscht werden kann

24 Probleme für Siegels Theorie 2 Probleme für Siegels Theorie 3 Zusammenfassung: Das Wort ungrammaticality sollte eigentlich zwei verschiedene Strukturen gleichzeitig haben: 1. [ N [ A un#grammatical ] +ity ], damit [ A ] von un# gelöscht werden kann. 2. [ N un# [ N grammatical+ity ], damit +ity vor un# affigiert wird. Siegels Theorie resultiert also in einem sogenannten Klammerparadox: Einem Wort sollen zwei verschiedene Klammerstrukturen zugrundeliegen, was normalerweise ausgeschlossen wird. Beobachtung: Es gibt Gegenbeispiele, bei denen ein Klasse-1-Suffix nach einem Klasse-2-Suffix verkettet wird. Beispiel 1: 1. #ist ist ein Klasse-2-Suffix. 2. +ic ist ein Klasse-1-Suffix. 3. material#ist+ic entsteht durch Verkettung von #ist vor Verkettung von +ic. Beispiel 2: 1. #ment ist ein Klasse-2-Suffix. 2. +al ist ein Klasse-1-Suffix. 3. supple#ment+al entsteht durch Verkettung von #ment vor Verkettung von +al. Diese Probleme zeigen, dass Siegels Theorie zu restriktiv ist, da sie grammatische Fälle ausschließt. Sie untergeneriert

25 Fabbs Theorie Fabbs Theorie 2 Fabb (1988) argumentiert, dass Siegels Theorie gleichzeitig nicht restriktiv genug ist, da sie ungrammatische Fälle nicht blockieren kann. Siegels Theorie übergeneriert also auch. Fabbs generelles Argument gegen die Theorie der geordneten Ebenen: 1. Selektionsbeschränkungen für Affixe braucht man ohnehin. 2. Die Theorie der geordneten Ebenen erfasst keine Fälle, die nicht auch durch Selektionsbeschränkungen erfasst werden können. 3. Es gibt ungrammatische Fälle, die durch Selektionsbeschränkungen ausgeschlossen werden können, aber nicht von Siegels Theorie. 4. Die ungrammatischen Fälle, die man nicht durch Selektionsbeschränkungen ausschließen kann, kann Siegels Theorie auch nicht ausschließen. Suffix Kategorie Selektion Beispiel 1. -able [A] [ V ] manage-able 2. -age [N] [ V ] steer-age 3. -age [N] [ N ] orphan-age 4. -al [N] [ V ] betray-al 5. -al [A] [ N ] natur-al 6. -an [N] [ N ] librari-an 7. -an [A] [ N ] reptil-ian 8. -ant [A] [ V ] defend-ant 9. -ant [N] [ V ] defi-ant 10. -ance [N] [ V ] annoy-ance 11. -ary [N] [ N ] function-ary 12. -ary [A] [ N ] legend-ary 13. -ate [V] [ N ] origin-ate 14. -ed [A] [ N ] money-ed 15. -en [V] [ A ] wid-en 16. -er [N] [ N ] prison-er 17. -er [N] [ V ] killer 49 50

26 Fabbs Theorie 3 Fabbs Theorie 4 Suffix Kategorie Selektion Beispiel 18. -ful [A] [ N ] peace-ful 19. -ful [A] [ V ] forget-ful 20. -hood [N] [ N ] nation-hood 21. -ic [A] [ N ] metall-ic 22. -ify [V] [ N ] class-ify 23. -ify [V] [ A ] itens-ify 24. -ion [N] [ V ] rebell-ion 25. -ish [A] [ N ] boy-ish 26. -ism [N] [ A ] modern-ism 27. -ism [N] [ N ] despot-ism 28. -ist [N] [ N ] formal-ist 29. -ist [N] [ N ] method-ist 30. -ity [N] [ A ] profan-ity 31. -ive [A] [ V ] restrict-ive 32. -ize [V] [ A ] special-ize 33. -ize [V] [ N ] symbol-ize 34. -ly [A] [ A ] dead-ly Suffix Kategorie Selektion Beispiel 35. -ly [A] [ N ] ghost-ly 36. -ment [N] [ V ] contain-ment 37. -ness [N] [ A ] happi-ness 38. -ory [A] [ V ] advis-ory 39. -ous [A] [ N ] spac-ious 40. -y [A] [ N ] heart-y 41. -y [N] [ A ] honest-y 42. -y [N] [ V ] assembl-y 43. -y [N] [ N ] robber-y Die 43 Suffixe dieser Tabelle könnten theoretisch zu 1849 Suffixfolgen kombiniert werden. Die kategorialen Selektionsbeschränkungen schränken die Kombinationen auf 663 Möglichkeiten ein

27 Fabbs Theorie 5 Fabbs Theorie 6 Weitere Beschränkungen (siehe Siegel 1974): 1. Suffix 18. -ful suffigiert mit wenigen Ausnahmen (z.b. wonder-ful, pleasure-ful, sorrow-ful, siehe Siegel 1974, 168ff.) nur an Ns mit finaler Betonung (siehe z.b. *weakness-ful, *judgement-ful, *tension-ful, *movement-ful, *action-ful). Keines der Suffixe der Kategorie N trägt Betonung; daher: *X-Suffix-ful ful und 4. -al suffigieren nur an Vs mit finaler Betonung. Keines der Suffixe der Kategorie V trägt Betonung; daher: *X-Suffix-ful/-al en suffigiert nur an monosyllabische As. Alle Suffixe der Kategorie A tragen eine Silbe bei; daher: *X-Suffix-en. Das kocht die möglichen Kombinationen um 49 runter auf 614. Wäre Siegels Theorie ausreichend, dann sollte sie die 614 Kombinationen weiter einschränken, bis nur noch die grammatischen Kombinationen bleiben. Siegels Theorie kann 155 weitere ungrammatische Fälle ausschließen, wodurch theoretisch 459 grammatische Kombinationen existieren sollten. Tatsächlich gibt es aber nur ca. 50 grammatische Kombinationen

28 Fabbs Theorie 7 Fabbs Theorie 8 Beispiel 1 für ein ungrammatisches Beispiel, das von Siegels Theorie nicht blockiert werden kann: *metall-ic-ness. 1. metall-ic, *borrow-ic, *up-ic, *nice-ic 2. métal, metállic 3. happi-ness, *house-ness, *see-ness, *down-ness 4. háppy, háppi-ness 5. *metall-ic-ness Argument: 1. -ic trägt die Merkmale [ N ] und [A], siehe ic ist ein Klasse-1-Suffix, siehe ness trägt die Merkmale [ A ] und [N], siehe ness ist ein Klasse-2-Suffix, siehe Trotzdem kann sich -ness nicht mit metall-ic verbinden, siehe 5. Beispiel 2: *annoy-ance-ize 1. ignor-ance, *borrow-ance, *up-ance, *house-ance 2. ignóre, ignoránce 3. symbol-ize, *borrow-ize, *up-ize, *cruel-ize 4. sýmbol, sýmbolize 5. *annoy-ance-ize Argument: 1. -ance trägt die Merkmale [ V ] und [N], siehe ance ist ein Klasse-1-Suffix, siehe ize trägt die Merkmale [ N ] und [V], siehe ize ist ein Klasse-2-Suffix, siehe Trotzdem kann sich -ize nicht mit annoy-ance verbinden, siehe 5. Das suggeriert: Die Theorie der geordneten Ebenen übergeneriert und reicht daher nicht aus

29 Fabbs Theorie 9 Fabbs Theorie 10 Beobachtungen (Fabb 1988): 1. Viele Suffixe verketten sich niemals mit einem schon suffigierten Wort. 2. Einige Suffixe verketten sich nur mit Wörtern, die ein bestimmtes anderes Suffix tragen (oder nicht-komplexen Wörtern). 3. Einige Suffixe sind nur sensitiv für kategoriale Selektionsbeschränkungen. 4. Einige Suffixe folgen auf manche aber nicht auf alle der wegen der kategorialen Selektionsbeschränkungen erwarteten Suffixe. Idee: Man kann auf die Theorie der geordneten Ebenen verzichten, wenn man Selektionsbeschränkungen nicht nur für Kategorienmerkmale annimmt Ableitung der ersten Beobachtung. 1. Suffixe, die sich nie mit schon suffigierten Wörtern verbinden, sind -age -al (4.) -an -ant -ance -ate -ed (14.) -ful -hood -ify -ish -ism (27.) -ist (29.) -ive -ize (33.) -lee -ment -ory -ous -y (40., 42., 43.) 2. Diese Suffixe müssen also sehen können, ob der Stamm interne hierarchische Struktur enthält. 3. Das lässt sich ausdrücken durch ein Selektionsmerkmal des Suffixes, das gelöscht wird, wenn sich das Suffix mit einem noch nicht suffigierten Stamm verbindet

30 Fabbs Theorie 11 Fabbs Theorie 12 Beachte: 1. Da viele Klasse-1-Suffixe unter diesen Suffixen sind, folgt wie in Siegels Theorie, dass sich diese Suffixe nie an Stämme hängen, die schon mit Klasse-2-Suffixen versehen sind: *deriv#able+ify. 2. Es folgt aber auch, dass sich solche Suffixe nie an Stämme hängen, die schon durch Klasse-1- Suffixe erweitert wurden: *person+al+ify, *destruct+iv+ify. 3. Punkt 2. folgte aus Siegels Theorie noch nicht und macht Fabbs Theorie daher stärker. Ableitung der zweiten Beobachtung. 1. Suffixe, die sich nur mit nicht-komplexen Stämmen verbinden, oder mit Stämmen, die ein bestimmtes anderes Suffix tragen, sind -ary (11., 12.) -ion-ary z.b. revolut-ion-ary -er (16.) -ion-er z.b. vacat-ion-er -ic -ist-ic z.b. modern-ist-ic -(at)ory -ific-atory z.b. mod-ific-atory -y (40.) -enc-y z.b. resid-enc-y 2. Fabbs Annahme: Das Suffix -ary hat neben dem kategorialen Selektionsmerkmal [ N ] optional ein Selektionsmerkmal, das sicherstellt, dass es sich mit dem Suffix -ion verbindet (z.b. [ ion ]). 3. Dies ergibt das komplexe Suffix -ion-ary, welches sich dann mit dem Stamm verbinden kann: [ A revolut [ A -ion-ary ]]. 4. Für die anderen Suffixe unter 1. analog

31 Fabbs Theorie 13 Alternative (Fabb 1988): Zusammen mit -ion existiert ein nicht-zerlegbares Suffix -ionary. Probleme: 1. -ion hat dieselben Selektionsbeschränkungen wie hypothetisches -ionary. Dies ist in der alternativen Theorie reiner Zufall. 2. Die Bedeutung von X-ionary ist genau die, die man erwarten würde, wenn man erst X mit -ion und anschließend X-ion mit -ary kombinierte. Fabbs Theorie 14 Folgende Affixe haben keine Selektionsbeschränkungen außer kategorialen: 1. -able, 17. -er, 37. -ness. Über diese muss nichts weiter gesagt werden. Das Suffix 15 -en hängt sich nur an monosyllabische Stämme, trägt also ein Selektionsmerkmal, das für phonologische Merkmale sensitiv sein muss. Beachte: 1. In Fabbs Theorie folgt, dass -ion und -ion-ary dieselben Selektionsbeschränkungen haben, wenn -ion sein Selektionsmerkmal [ V ] an -ion-ary vererben kann. 2. Die Semantik folgt aber nicht direkt, da ein Klammerparadox entsteht (vgl. Williams 1981). Morphologie: [ A revolut [ A -ion-ary ]] Semantik: [ A [ N revolut-ion ] -ary ] 61 62

32 Fabbs Theorie 15 Fabbs Theorie 16 Folgende Affixe sind semiproduktiv in dem Sinne, dass sie nur auf bestimmte Affixe einer besonderen Klasse folgen: Suffix Selegiert Kombiniert mit 5. -al [ N ] -ion, -ment, -or 24. -ion [ V ] -ize, -ify, -ate 30. -ity [ A ] -ive, -ic, -al, -an, -ous, -able 26. -ism [ A ] -ive, -ic, -al, -an 28. -ist [ A ] -ive, -ic, -al, -an 32. -ize [ A ] -ive, -ic, -al, -an Erste Idee: Die selegierten Suffixe haben eine gemeinsame Eigenschaft, auf die jeweils Bezug genommen werden kann. 1. Die Suffixe rechts in der Tabelle sind lateinsichen Ursprungs (tragen das Merkmal [latinate]). 2. Die Suffixe links selegieren dieses Merkmal (tragen [ latinate ]). Beachte: 1. -al, -ion, -ity selegieren verschiedene Kategorien, daher kombinieren sie sich nicht mit allen [latinate]-suffixen. -al z.b. trägt [ N ], -ize trägt [V], daher ist *X-ize-al ausgeschlossen; -ion dageben trägt [ V ], daher ist X-ize-ion grammatisch. 2. -ism, -ist, -ize kombinieren sich mit einer Teilmenge der Suffixe mit denen sich das ebenfalls A-selegierende -ity kombiniert (siehe unten). Problem 1: -al verbindet sich nicht mit den lateinischen Suffixen -ity, -ism, -ance

33 Mögliche Lösung: Fabbs Theorie al suffigiert nur an Wurzeln oder verbindet sich mit -ion, -ment, -or. 2. Dann kommt -al in 4 Varianten vor: mit [ ion ], [ ment ], [ or ] oder [ wurzel ]. Alternativ: 1. -ion, -ment, -or haben etwas gemeinsam, bilden eine natürliche Klasse bzgl. eines Mermals (wie schon oben bzgl. [latinate]). 2. Annahme: Sie tragen das Merkmal [γ] und -al trägt entweder das Merkmal [ γ ] oder [ wurzel ] (nur zwei Varianten von -al). 3. Dies leitet die Fakten ab, ist aber eine rein mechanische Lösung solange man das Merkmal [γ] nicht unabhängig motivieren kann. Fabbs Theorie 18 Problem 2: -ity verbindet sich nicht mit den lateinischen Suffixen -ant, -ary. Mögliche Lösung: 1. -ant-ity ist möglicherweise ungrammatisch, weil es gleichbedeutendes -ance schon gibt. 2. -ity unterliegt phonologischen Kombinationsbeschränkungen: Es hängt sich nur an Stämme, die auf einen Konsonanten enden, was -ary-ity ausschließt. Problem 3: -ism, -ist, ize verbinden sich nicht mit den lateinischen Suffixen -ous, -able, -ory, -ant, -ary. Mögliche Lösung: 1. -ive, -ic, -al, -an tragen alle ein Merkmal [α]. 2. -ism, -ist, -ize tragen alle das Merkmal [ α ]. 3. Wieder wird eine natürliche Klasse gebildet (allerdings wird [α] nicht unabhängig motiviert, wie [γ] oben)

34 Aufgaben 5.1 Aufgaben 5.2 Betrachten Sie die folgende Verteilung von -heit und -keit auf der Basis von Adjektiven im Deutschen: (34) a. *Möglich-heit, *Wahr-keit, *Ganzkeit, *Sauber-heit, *Menschlich-heit, *Riskant-keit, *Feuchtig-heit b. Möglich-keit, Wahr-heit, Ganz-heit, Sauber-keit, Menschlich-keit, Riskantheit, Feuchtig-keit Welche Regularität könnte der Verteilung der Suffixe -heit und -keit zugrundeliegen? Behandeln Sie dabei Beispiele wie Sicher-heit, Dunkel-heit als Ausnahmen. Die Wörter in (35) aus dem Englischen wurden allesamt durch das Affix -ish gebildet. Welche Lexikoneinträge müsste man von -ish haben, wenn jeder Lexikoneintrag jeweils 1. nur ein Kategorienmerkmal selegieren könnte 2. nur ein gebundenes oder ein freies Morphem selegieren könnte (35) oldish boyish Spanish old-maidish prudish selfish doggish bookish Turkish English foolish purplish uppish Irish British thievish flattish ticklish 67 68

35 Aufgaben 5.3 Aufgaben 5.4 Für das Wort angriff-s-lust-ig gibt es mindestens zwei verschiedene potentielle Strukturanalysen (ebenso: kauf-lust-ig, heirat-s-lust-ig, reise-lust-ig). 1. Geben Sie beide Analysen an unter der Annahme, dass nur binär verzweigende Knoten erlaubt sind. 2. Geben Sie alle Kategorien- und Selektionsmerkmale im Baum mit an. 3. Ignorieren Sie dabei das Fugenmorphem -s- und nehmen Sie an, dass sich angriff nicht weiter zerlegen lässt. 4. Gibt es ein Argument, eine der beiden Analysen vorzuziehen? Übersetzen Sie (36) in eine Klammerstruktur (es ist unwichtig, dass (36) nicht binär verzweigt): (36) A B C D E J F G Übersetzen Sie folgenden Klammerausdruck in einen Baum: (37) [ L [ J [ H [ F [ E A [ D B C ] ] G ] I ] K ] M ] 69 70

36 Aufgaben 5.5 Aufgaben 5.6 Welche Merkmale (Kategorienmerkmale und Selektionsmerkmale) haben die Suffixe des Deutschen in (38)? Geben Sie jeweils ein Beispiel. (38) -e, -ei, -el (nicht Diminutiv), -er, -heit, -ling, -nis, -schaft, -sel, -tum, -ung Identifizieren Sie mithilfe der Wortbetonung die Klasse-1- und Klasse-2-Suffixe unter den 43 von Fabb diskutierten Suffixen. Die korrekte Wortbetonung finden Sie in jedem besseren Wörterbuch

37 Aufgaben 5.7 Aufgaben 5.8 Wir haben gesehen, dass nach der Theorie von Fabb (1988) bestimmte Suffixe die Fähigkeit haben müssen, in Stämme hineinzuschauen, um zu sehen, ob der Stamm interne Struktur besitzt oder nicht. Das ergibt ein Problem, wenn man annimmt, dass Suffixe eigentlich nicht in den Stamm, an den sie sich hängen, hineinschauen dürfen (siehe das Argument mit *spül-e-bar). Wie könnte man Fabbs Theorie so modifizieren, dass es nicht notwendig ist, in komplexe Strukturen von außen hineinschauen zu können? Was für ein potentielles Problem ergibt sich aus Fabbs Annahme, dass -ion sein Selektionsmerkmal [ V ] an das komplexe Suffix ion-ary vererben kann? Gibt es eine Alternative zu Fabbs Analyse, die 1. dieses Problem der Vererbung vermeidet, 2. trotzdem die Beobachtung ableiten kann, dass - ion und ion-ary dieselben Selektionsbeschränkungen haben und 3. auch noch das Klammerparadox löst, das sich aus Fabbs Analyse ergibt? Wenn ja, wie sieht diese Analyse im Detail aus? 73 74

38 Literatur Bloomfield, Leonard (1933): Language. Holt, Rinehart, and Winston, New York. Fabb, Nigel (1988): English Suffixation is Constrained only by Selection, Natural Language and Linguistic Theory 6, Partee, Barbara H., Alice ter Meulen & Robert E. Wall (1990): Mathematical Methods in Linguistics. Vol. 30 of Studies in Linguistics and Philosophy, Kluwer, Dordrecht. Siegel, Dorothy (1974): Topics in English Morphology. PhD thesis, MIT, Cambridge, Massachusetts. Sternefeld, Wolfgang (2006): Syntax Eine morphologisch motivierte generative Beschreibung des Deutschen. Stauffenburg Verlag, Tübingen. Williams, Edwin (1981): On the Notions Lexically Related and Head of a Word, Linguistic Inquiry

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