Nahostberichterstattung. in den. Hauptnachrichten des deutschen Fernsehens

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1 Nahostberichterstattung in den Hauptnachrichten des deutschen Fernsehens Erstellt im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1

2 29. November

3 Vorbemerkung... 6 Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse Zielsetzung und methodische Anlage der Studie Zielsetzung Untersuchungsfragen Kontext, Gegenstand und Zeitraum der Untersuchung Fernsehformen zum Thema Nahost Nachrichtensendungen als Untersuchungsgegenstand Untersuchungszeitraum Analysedesign Erstellung einer Nahost-Fernsehnachrichtendatenbank Sammlung und Sichtung von Kontextmaterial Videoaufbereitung Ergebnisdarstellung Chronologie der Ereignisse im Zeitraum 1999 bis Ereignisse im Jahr Das Ende der Regierungsperiode von Netanjahu Beginn und Verlauf der Regierungsperiode von Barak Ereignisse im Jahr Ereignisse im Jahr Beginn und Verlauf der Regierungsperiode von Scharon Ereignisse im Jahr Folgerungen aus der Chronologie der Nachrichtenereignisse Profile der kontinuierlichen Nahostberichterstattung

4 3.1 Entwicklung des Umfangs der Nahostberichterstattung Zuschauerreichweite Umfang der Nahostberichterstattung im Wochenverlauf Inhaltliche Schwerpunkte der Nahostberichterstattung Politik versus Unruhen als Themenschwerpunkte im Zeitverlauf Handlungsbeteiligung von Israelis und Palästinensern Entwicklungstendenz von Frieden und Konflikt Entwicklungstendenz von Aggressor- und Opferrollen Profile der Nahostberichterstattung in ausgewählten Wochen Untersuchungsbasis Darbietungsformen Journalisten Journalistische Rolle Journalistische Wertungen Akteure Israelis und Palästinenser als Konfliktbeteiligte Vermittler im Nahostkonflikt und Sonstige Asymmetrie von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit Emotionen Konfliktdarstellung Konflikttendenz Konfliktstruktur Asymmetrie der Konfliktstruktur Qualitative Aspekte der Nahostberichterstattung Versuch einer Dekonstruktion Bilder der formalen Nachrichtendramaturgie

5 5.2 Semantik der Bilder Asymmetrie der Sichtbarkeit von Konfliktelementen Eigenständige Fernsehsendungen und Beiträge zum Thema Nahost in Komplementäre Formate zur Nachrichtenberichterstattung Abstracts zu monothematischen Nahost-Sendungen im 1. Halbjahr Literaturauswahl Nahostkonflikt Kriegsberichterstattung Medien und Nahostkonflikt Übersichtenverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis

6 Vorbemerkung Die bpb-studie zur Nahostberichterstattung untersucht das Bild vom Nahen Osten in den Hauptnachrichten der vier größten deutschen Fernsehsender ARD/Das Erste, ZDF, RTL und SAT.1. Sie unterzieht die meistgenutzten visuellen Informationsangebote des Fernsehens einer systematischen Inhaltsanalyse, um die langfristige Entwicklung der aktuellen Fernsehberichterstattung über den Nahen Osten quantitativ, strukturell und inhaltlich zu beschreiben. Der Blick richtet sich somit auf die medialen Voraussetzungen, die durch die kontinuierlichen Fernsehangebote zur Entstehung und Veränderung des Vorstellungsbildes vom Nahen Osten gegeben sind. Schlussfolgerungen auf Wirkungen dieser Fernsehangebote lassen sich daraus allein nicht begründen. Durchgeführt wurde die Inhaltsanalyse im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn von IFEM Institut für empirische Medienforschung GmbH, Köln im ersten Halbjahr Seit Beginn der 2. Intifada im Herbst 2000 hat sich die Berichterstattung aus der Region Naher Osten zunehmend auf den Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern konzentriert und anderen Themenbereichen weniger Aufmerksamkeit zu teil werden lassen. Wer die aktuelle Nahostberichterstattung über einen längeren Zeitraum verfolgt hat, konnte dabei den Eindruck gewinnen, dass immer häufiger Formen der Gewalt in den Vordergrund getreten sind, deren Gehalt an Information und Emotion eine Reihe von politischen und medienwissenschaftlichen Fragen aufwirft. So ist es kein Zufall, wenn dem militanten Konflikt auf der Ebene der Ereignisrealität die Ebene der Medienrealität gegenübergestellt und darauf bezogen von einem Krieg der Bilder gesprochen wird, der vor den Augen der Weltöffentlichkeit vor allem im Fernsehen stattfindet. Für die Konfliktgegner ist das Fernsehen zur Bühne eines Dramas geworden, in dem die Rollenverteilung von Tätern und Opfern, Guten und Bösen, Starken und Schwachen eine wichtige Bedeutung erhalten hat. Dem liegt die Annahme zugrunde, das Fernsehen präge stärker als andere Medien das Vorstellungsbild von den Ländern im Nahen Osten und damit auch die Sympathie bei den Menschen gegenüber diesen Ländern, deren Wirklichkeit hauptsächlich durch das Fernsehen zugänglich wird. Daher ist es verständlich, dass der Blick aus der Perspektive der Konfliktparteien auf das Fernsehen nicht nur wachsamer, sondern auch selektiver geworden ist und sich die Journalisten in ihrer Rolle als Berichterstatter nicht selten in einer von Interessenkonflikten überlagerten Situation sehen, in der neutrale und objektive Berichterstattung in Frage gestellt wird. Dies betrifft insbesondere die Möglichkeiten zur Instrumentalisierung des Fernsehens, die sowohl auf Seiten der Fernsehsender als auch auf Seiten der Konfliktparteien eine Rolle spielt, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu steigern, um hohe Einschaltquoten zu erzielen oder Sympathie und Solidarität zu Gunsten eines politischen Zieles zu gewinnen. Allen Informationsangeboten gehen allerdings Ereignisse voraus, die nicht vom Fernsehen, sondern von politischen und gesellschaftlichen Akteuren geschaffen werden. Daher hat die Frage nach der Entwicklung der Ereignisrealität den Vorrang gegenüber der Frage nach der Medienrealität, wenngleich die Medienrealität die Bezugsebene ist, auf der die Analyse basiert. Was also ist diese Medienrealität? Welches Bild vermittelt das Fernsehen vom Nahen Osten? Anhand welcher Merkmale lässt es sich beschreiben? Was hat sich im Laufe der letzten Jahre an der Berichterstattung über den Nahen Osten verändert? Wenn der Nahostkonflikt die zentrale Rolle spielt, worin bestehen die 6

7 Merkmale der Konfliktstruktur, welche davon sind für die Fernsehberichterstattung besonders bedeutsam und typisch? Welche allgemeinen Regeln und Mechanismen der Fernsehberichterstattung wirken sich wie auf andere Bereiche der Auslands- und Konfliktberichterstattung auch auf das Bild des Nahostkonflikts aus? Da in den Fernsehnachrichten Berichtenswertes durch Auswahl und Gestaltung in Form von Bildern und Texten nach Relevanzkriterien und der Möglichkeit des freien Informationszugangs entsteht, kann nicht angenommen werden, dass die authentische Realität in der Ereignisregion und die konstruierte Medienrealität in den Nachrichten deckungsgleich sind. Wenn nur das berichtet wird, was für besonders relevant gehalten wird und für die Berichterstattung zugänglich ist, bleiben die normale Alltagsrealität und das Nicht- Zugängliche weitgehend unbeachtet. Je weiter der Zuschauer von der Ereignisregion entfernt ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass ihm nur bestimmte Ausschnitte aus dieser Region gezeigt werden, desto größer wird aber auch seine Abhängigkeit von der vermittelten Medienrealität. Diese Medienrealität spiegelt allerdings nur das wider, was das Mediensystem für relevant hält. Auf die Auslandsberichterstattung bezogen, handelt es sich dabei vornehmlich um Staatsbesuche, politische Unruhen und Krisen sowie Katastrophen und internationale Sportereignisse. 1 Schreibt man der visualisierten Information mehr Eindringlichkeit und leichteren Zugang sowie größeres Erinnerungspotenzial zu als dem nur gehörten oder gelesenen Text, erhalten die Fernsehnachrichten einen herausragenden Stellenwert im langfristigen Prozess der Entstehung eines bestimmten Vorstellungsbildes vom Nahen Osten. Dazu kommt, dass der Zuschauer diesem Bild, das sein Vorstellungsbild mitprägt, am häufigsten in den Nachrichten begegnet. Für die Nachrichten aber ist charakteristisch, dass Realität in Bruchstücken als aktuelle Momentaufnahmen vermittelt wird. Dies geschieht meist ohne hinreichenden Gesamtkontext, so dass die Information zwar einen hohem Grad an Aktualität, aber nur einen niedrigen Grad an Orientierung vermittelt. Nachrichten bedienen das Kurzzeitgedächtnis und blenden das Langzeitgedächtnis weitgehend aus. Vergegenwärtigt man sich, dass die Nachrichtenrealität vom Nahen Osten nur ein Bruchteil der Auslandsberichterstattung aus verschiedenen Ereignisregionen darstellt, dürfte zu erwarten sein, dass es dem Zuschauer nicht leicht fällt, in der langfristigen Ereignisabfolge stets den roten Faden zu behalten. So kann mitunter der Eindruck entstehen, die Fernsehbilder von Konflikten im Ausland seien beliebig austauschbar. Was den Umfang der Thematisierung des Nahostkonflikts im Fernsehen anbelangt, wird allerdings mit einem Anteil dieses Themas von 3,5 Prozent am Gesamt der politischen Information (Nachrichten, Magazine, Dokumentationen u.a.) auf der Grundlage einer vierwöchigen Stichprobe im Jahr 2000 ein vergleichsweise prominenter Rangplatz erreicht. 2 1 Vgl. Kamps, Klaus: Nachrichtengeographie. Themen, Strukturen, Darstellung: ein Vergleich. In: Kamps, Klaus/Miriam Meckel (Hrsg.): Fernsehenachrichten. Prozesse, Strukturen, Funktionen, Opladen 1998, S Krüger, Udo Michael: Politikvermittlung im deutschen Fernsehen: ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben im Vergleich. In: Media Perspektiven 2/2002, S

8 Der Zugang zur Berichterstattung über den Nahostkonflikt wird erleichtert, wenn man sich ein überschaubares Bild von der Kontinuität und dem prozessualen Ablauf der berichteten Ereignisse verschafft. Dies lässt sich erreichen, indem zunächst alle Nahostbeiträge aus den Nachrichtensendungen herausgefiltert und chronologisch neu zusammengeschnitten werden. Anders als dem Zuschauer in der normalen Situation der Nachrichtenpräsentation und Rezeption erscheint dabei dem Betrachter das Geschehen wie in einem Zeitraffer. Er folgt dem Ereignisablauf kontinuierlich ohne Unterbrecher durch andere Ereignisse. Diese Art der Dekonstruktion der Nachrichten hat den Vorteil, das Prozessuale im Ereignisablauf sichtbar zu machen und hierdurch manche Zusammenhänge deutlicher sehen zu können. Das gleiche Prinzip des Zugangs lässt sich auch für den Leser der Studie anwenden. Die Studie beginnt daher nicht mit der Analyse anhand von einzelnen Untersuchungsmerkmalen, sondern der Leser findet zunächst eine Chronologie der berichteten Ereignisse, die einen faktischen Hintergrund schaffen. Mit dieser Chronologie wird vor allem der Faktor Zeit in die Betrachtung einbezogen, denn die Nahostberichterstattung ist ein dynamischer Prozess, der sich mehrfach wandelt und nach Phasen unterschieden werden kann. Die Analyse der Nahostberichterstattung befasst sich mit einem problematischen Untersuchungsgegenstand, der in vielerlei Interessen verflochten ist und verschiedene Perspektiven der Betrachtung bietet. Ergänzend zu den Fernsehnachrichten, die im Mittelpunkt der Inhaltsanalyse stehen, werden in begrenztem Umfang auch andere Fernsehformate mit einbezogen, die sich erst im Anschluss an den Untersuchungszeitraum im Jahr 2002 als beachtenswert erwiesen haben. Die nicht-tagesaktuellen Formate erweitern das Spektrum der Informationsangebote. Sie zeigen an Beispielen, wie der Nahostkonflikt zum Teil aus subjektiven journalistischen Positionen thematisiert wird. Diese meist monothematischen Sendungen werden in einem ergänzenden Materialanhang in Form von Abstracts dokumentiert. Darüber hinaus ist eine Materialsammlung aus der Presseberichterstattung über Nahost sowie eine Sammlung der von dpa im Internet zugänglichen Headlines zum Thema Nahost erstellt worden. Auch dieses Material hat fragmentarischen Charakter, es bieten sich jedoch hiermit einige Möglichkeiten, um bestimmte Ereignisphasen in verschiedenen Medien zeitgleich vergleichen zu können. Die systematische Inhaltsanalyse der Fernsehnachrichten über einen mehr als dreijährigen Zeitraum, die durch die Materialdokumentation anderer Medien ergänzt wird, hat vornehmlich deskriptiven Charakter. Sie zeigt in einer Bestandsaufnahme, wie die Hauptnachrichten der großen deutschen Fernsehsender das Thema Nahost behandeln. Die Analyse der aktuellen Fernsehberichterstattung ist somit die Analyse eines speziellen Bildausschnitts vom Nahostkonflikt, sie ist keine Analyse des Gesamtbildes und keine Analyse des Nahostkonflikts. 8

9 Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse Die empirischen Befunde aus der langfristigen Analyse der Fernsehnachrichten, die im Mittelpunkt der Studie steht, liefern eine Beschreibung der kontinuierlichen Berichterstattung aus der Region Naher Osten und zum Nahostkonflikt. Die Analyse belegt mit Daten und dokumentiert mit Videobeispielen Formen und Inhalte dieser Berichterstattung. Sie beschreibt die journalistische Vermittlung der Konfliktstruktur und kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Gewaltanlässe zunehmend die Nachrichtenselektion beherrschen. Die Berichterstattung konzentriert sich im Wesentlichen auf drei Handlungsebenen: 1. Die internationale Diplomatie im Bemühen um den Friedensprozess im Nahen Osten. 2. Die innenpolitische Situation bei Wahlen und Regierungswechsel in Israel sowie die Auseinandersetzung zwischen israelischer Regierung und Repräsentanten der palästinensischen Autonomiebehörde. 3. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern in der Form von Straßenkämpfen, terroristischen Aktionen und Operationen des israelischen Militärs. Je stärker die Gewaltereignisse die Berichterstattung dominieren, desto größer wird offenbar auch der Druck zur Stereotypisierung des Erscheinungsbildes von Israelis und Palästinensern auf Täter- und Opferrollen. Dabei ist klar, dass die Zuordnung solcher Rollen wegen ihres wertgeladenen Symbolgehalts von zentraler Bedeutung ist, denn mit der Instrumentalisierung dieser Rollen wird die Fernsehrealität des Nahostkonflikts selbst zum strategischen Faktor in der Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Diese Fernsehrealität stellt sich über die faktische Berichterstattung hinaus als ein Krieg der Bilder dar, bestimmt für ein weltweit teilnehmendes Publikum, dessen Sympathie es zu gewinnen gilt. Zum Schlüsselbegriff der Analyse wird eine auf verschiedenen Ebenen zu beobachtende Asymmetrie der Konfliktgegner. Diese Asymmetrie hat für das Bild Israels tendenziell ungünstigere Konsequenzen als für die Palästinenser. Infolge dessen stellt sich die Frage, inwieweit einerseits die Konfliktgegner selbst dazu beitragen, indem sie mit ihren Aktionen Wirklichkeit schaffen, und durch welche Regeln der internationalen Nachrichtenproduktion andererseits solche Asymmetrien begünstigt werden. Die Analyse versucht mit den Mitteln der empirischen Forschung, die charakteristischen Merkmale des Nahostbildes in der aktuellen Fernsehberichterstattung und die Möglichkeiten zur interessengeleiteten Instrumentalisierung in einen neuen Zusammenhang zu betrachten. Statt einen weiteren Beleg über ein vermeintlich negatives Erscheinungsbild Israels mit Forderungen zu positiverer Berichterstattung in den Vordergrund zu stellen, zielt die Studie auf Versachlichung der Diskussion über die Rolle des Fernsehens im Nahostkonflikt. Quantitative Befunde zur kontinuierlichen Nahostberichterstattung 9

10 Fasst man die wichtigsten Ergebnisse zu quantitativen Aspekten der kontinuierlichen Nahostberichterstattung zusammen und betrachtet dabei Gesamtumfang, Zuschauerzahlen, Themenstruktur sowie Präsenz und Konfliktbeteiligung von Israelis und Palästinensern, ergibt sich für die vier untersuchten Hauptnachrichten von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und SAT.1 folgendes Bild: (1) Umfang der Berichterstattung Die Berichterstattung über Nahost weist in den Jahren 1999, 2000 und 2001 eine bemerkenswerte Daueraktualität auf. Vergleichsweise zu anderen Regionen der Welt erscheint das Geschehen in Nahost kontinuierlich in den deutschen Fernsehnachrichten. Man findet zwar Schwankungen in der Anzahl der Beiträge pro Woche, es gibt jedoch nur wenige Wochen (9 in drei Jahren), in denen keine Berichterstattung stattfand. Der Umfang der Berichterstattung nimmt bei Beginn der 2. Intifada Ende September 2000 sprunghaft zu und steigt im Jahr 2001 weiter an. In der Langzeitbetrachtung deutet die Entwicklung unter Berücksichtigung der Berichterstattungsanlässe auf einen Zusammenhang zwischen Gewalt und Berichterstattungsintensität hin. (2) Zuschauerzahl Die durchschnittliche Zuschauerzahl der Hauptnachrichten fällt bei ARD/Das Erste und beim ZDF deutlich höher aus als bei RTL und SAT.1. Damit tragen die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen auch mehr zu dem Bild bei, das die Bevölkerung aus dem Fernsehen über den Nahostkonflikt gewinnen kann. (3) Israelische und palästinensische Präsenz Die Israelis haben als Akteure in der Berichterstattung durchgängig eine höhere Präsenz als die Palästinenser. Über Israel wird auch dann berichtet, wenn es Anlässe im politischen und gesellschaftlichen Leben gibt, die keinen direkten Bezug zum Nahostkonflikt und damit auch keinen Bezug zu Gewaltaktionen haben. (4) Konfliktentwicklung Charakteristisch für den Nahostkonflikt in der langfristigen Berichterstattung ist das Prozessuale in einem labilen Gleichgewicht zwischen den Polen Spannung und Entspannung. Bis zur 2. Intifada halten sich Spannung/Krise und Entspannung zum Teil vor dem Hintergrund der Friedensgespräche während der Ära Barak - in etwa die Waage. Mit Beginn der 2. Intifada dominiert klar Spannung/Krise die Nahostberichterstattung. Wenn über die 2. Intifada berichtet wird, überwiegen in der Anfangsphase die Palästinenser als Konflikt-Aggressor, während die Israelis häufiger als Konflikt-Opfer erscheinen. Je nach Art der Aktionen und ihrer Resonanz in den Medien wandelt sich auch das Verhältnis dieser Rollenverteilung. (5) Themen 10

11 Mit dem Anstieg militanter Ausschreitungen in den Gebieten der Palästinenser und Zunahme terroristischer Anschläge auf die israelische Zivilgesellschaft verändert sich auch die Themenstruktur der Nahostberichterstattung. Berichte über Gewaltereignisse verdrängen zunehmend andere Themen. Quantitative und qualitative Befunde zur Nahostberichterstattung in ausgewählten Wochen Aus der Detailanalyse der Programmaufzeichnungen ereignisabhängig ausgewählter Untersuchungswochen ergeben sich weitere Befunde über die journalistischen Darbietungsformen und expliziten Bewertungen, in denen der Zuschauer über den Nahostkonflikt informiert wurde. Vor allem wird darin deutlich, welche Akteure in welchen Rollen an der Konfliktstruktur beteiligt waren, welche Emotionen die Beiträge prägte und welche Asymmetrien im Verhältnis der Konfliktgegner zueinander daraus resultieren. (6) Darbietungsformen Es überrascht nicht, dass dem quantitativen Übergewicht in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten auch ein qualitatives Übergewicht in Form größerer Vielfalt der Nahostberichterstattung entspricht. Sie kommt vor allem durch ein größeres Gewicht journalistischer Eigenbeiträge in Tagesschau und heute vergleichsweise zu RTL aktuell und SAT.1 18:30 zustande. Wenn ARD und ZDF über Nahost berichten, geschieht dies überwiegend in Kombination von Wortmeldung oder Moderation und eigenen Filmberichten. Wenn RTL und SAT.1 über Nahost berichten, geschieht dies häufiger in Form von Nachrichtenfilmen. Korrespondentenberichte und Schaltgespräche sind bei allen Sendern anzutreffen, beim ZDF am häufigsten. Die wachsende Bedeutsamkeit der Nahostberichterstattung innerhalb konkurrierender Nachrichtenthemen zeigt sich besonders dann, wenn das Thema Nahost auf den vorderen Rangplätzen erscheint. Dafür sind meist spektakuläre Gewaltanlässe oder internationale Gipfelgespräche der Anlass. (7) Journalisten und Bewertungen Die Nahostberichterstattung konzentriert sich auf wenige Journalisten, die als Korrespondenten oder Reporter berichten. Bei der ARD ist es Peter Dudzik mit weitem Abstand vor Ulrich Schramm und Dieter Sinnhuber. Beim ZDF sind es Dietmar Schulz, Alexander von Sobeck und Dietmar Ossenberg. Bei RTL ist es Ulrich Klose weit vor Antonia Rados. Bei SAT.1 ist es Katrin Sandmann weit vor Ralf Finke. Je bedeutsamer das berichtete Ereignis bzw. seine internationale Verquickung ist, desto stärker wird auch die Einbeziehung von Korrespondenten aus den Metropolen anderer Länder. 11

12 Die Journalisten vermeiden es in der Regel, durch explizite Bewertungen in verbaler Form eine Position gegenüber den Konfliktparteien zu beziehen. Eindeutig positiv oder negativ gerichtete Wertungen findet man bei Journalisten selten. Unter den wenigen Fällen überwiegen eher die kritischen Wertungen. Unberücksichtigt sind hierbei die impliziten Wertungen, die sich aus dem Symbolgehalt des Bildmaterials ergeben können. (8) Akteure Eine zentrale Rolle spielen in der Nahostberichterstattung die politisch handelnden Akteure und die von diesem Handeln betroffenen Personen und gesellschaftlichen Gruppierungen. Wie in der Berichterstattung über andere Regionen zeigt sich auch bei Nahost eine starke Personalisierung des Geschehens. Durch den Konflikt erhält diese Personalisierung zugleich eine dramaturgische Bedeutung, indem die beiden Spitzen-Repräsentanten als Konfliktgegner konfrontiert werden. Unter den Akteuren (als Personen) nimmt Jassir Arafat auf palästinensischer Seite den Spitzenplatz ein, auf israelischer Seite sind es in ihren jeweiligen Regierungsphasen als Ministerpräsidenten zunächst Benjamin Netanjahu, dann Ehud Barak und dann Ariel Scharon. Unter den internationalen Akteuren rangiert der amerikanische Präsident Bill Clinton an erster Stelle. Der absolute Vorsprung Arafats erklärt sich aus seiner kontinuierlichen Amtsdauer, addiert man die Präsenz von Netanjahu, Barak und Scharon, ergibt sich ein Übergewicht israelischer Spitzenpolitiker. Neben diesen prominenten politischen Repräsentanten sind auf israelischer Seite Militär und in weitem Abstand die von Anschlägen betroffene Zivilbevölkerung sowie Siedler bedeutsame Akteurgruppierungen. Auf palästinensischer Seite spielen Demonstranten und Steinewerfer oder anonyme Opfer/Betroffene der Zivilbevölkerung eine bedeutsame Rolle. (9) Bewertungen der Akteure Ähnlich wie schon bei den Journalisten angemerkt, sind explizit verbal geäußerte Bewertungen gegenüber den am Konflikt beteiligten Akteuren eine Seltenheit in der Berichterstattung. Eindeutig positive oder negative Bewertungen der Akteure lassen sich nur in begrenzter Anzahl festzustellen. Sie stehen meist in Zusammenhang mit Gewaltereignissen und richten sich kritisch auf Arafat und Scharon, die auch am häufigsten im Zusammenhang dieser Ereignisse auftreten. (10) Emotionen Ein wichtiger Faktor für das qualitative Profil der Nahostberichterstattung liegt in der emotionalen Aufladung der Beiträge. Hierzu tragen vor allem die Ereignisse und die durch sie erst ermöglichten Bilder bei. Dass über die Hälfte der Berichterstattung von einer emotionalen Grundstimmung geprägt ist, die man mit Ernst und Sachlichkeit bezeichnen kann, entspricht dem allgemein zu erwartenden seriösen Präsentationsstil in Form von Meldungen und Moderation sowie den unspektakulären Ereignisberichten. Bei den übrigen Ereignisberichten, in denen gerichtete Emotionen zu beobachten sind, handelt es sich überwiegend um negative Emotionen (Aggressivität/Hass und Leid/Trauer). Positive Emotionen (Harmonie, Freude, Glück) kommen so gut wie nicht vor. Je stärker die Bilder von Gewaltereignissen in den Vordergrund treten, desto stärker erscheint auch die negative emotionale Aufladung. 12

13 (11) Konflikttendenz Der überwiegende Teil der untersuchten Nahostberichterstattung bezieht sich auf konflikthaltige Ereignisse, die durch Spannung/Krise geprägt sind. Demgegenüber spielt der Teil, in denen konfliktfreie Ereignisse in Entspannung und Frieden (Frieden als tatsächliche Situation, nicht als Ziel) vorherrschen, nur eine geringe Rolle. Auch für die Auswahlwochen zeigt sich eine zunehmende Tendenz in der Konfliktentwicklung. Entspannungsphasen oder neutrale Phasen gibt es für die Zeit der untersuchten Wochen - vor der 2. Intifada (z.b. Wahlen, Papstbesuch, Camp David). Die stärksten Spannungsphasen liegen in den Herbstwochen 41 und 42 des Jahres 2000 nach Beginn der Intifada sowie in der Weihnachtszeit (50. Woche) des Jahres 2001 und im März (13. Woche) Bei ARD und ZDF wirken sich bei umfangreicherer Berichterstattung Spannung und Krise als prägende Faktoren weniger stark aus als bei RTL und SAT.1. Dies erklärt sich aus der vielfältigeren Themenstruktur der Nahostberichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten und der Tatsache, dass diese stärker auf die politischen Prozesse im Bemühen um Entspannung und Frieden eingehen. (12) Konfliktstruktur Entscheidend für das Gesamtbild, in dem die Konfliktgegner der Weltöffentlichkeit präsentiert werden, ist die Verteilung der Täter- und Opferrollen in der gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern. Auf dieser gewalthaltigen Handlungsebene der Nahostkonfliktdarstellung zeigt sich deutlich die Asymmetrie der Konfliktstruktur. Vergleicht man die beiden Konfliktparteien im Hinblick auf Gewaltakteure, Gewaltbetroffene, Gewaltformen und Gewaltschäden, ergeben sich für Israelis und Palästinenser folgende Merkmalszuschreibungen: Wenn die Israelis als Aggressor/Täter auftreten, handelt es sich hauptsächlich um Militär. Die häufigsten Gewaltformen der Israelis sind Schiessen, Luftangriff, Besatzung, Einsatz von Panzern, Raketen und Bulldozern. Wenn die Palästinenser als Aggressor/Täter auftreten, handelt es sich hauptsächlich um männliche Zivilisten, Jugendliche und um Akteure organisierter Gruppierungen (Hamas, Fatah, islamischer Dschihad). Die häufigsten Gewaltformen der Palästinenser sind Schiessen, Steine werfen, Bombenanschlag und Selbstmordanschlag. Wenn die Israelis als Opfer/Betroffene erscheinen, handelt es sich überwiegend um Militär, mit Zunahme der Attentate überwiegt die Zivilbevölkerung, Die häufigsten Gewaltschäden sind auf israelischer Seite Tote und Verletzte. 13

14 Wenn die Palästinenser als Opfer/Betroffene erscheinen, handelt es sich um die Zivilbevölkerung, Männer, Jugendliche und organisierte Aktivisten. Die häufigsten Gewaltschäden sind auch hier Tod und Verletzung. Hinzu kommen Zerstörung von Häusern und Freiheitsbeschränkung (Gefangennahme, Ausgangssperre etc.). Beide Seiten der Konfliktparteien nehmen für sich in Anspruch, Vergeltung für Übergriffe und Verletzung von Rechten zu üben, wenn sie Gewalt anwenden. Hierbei kommt es allerdings darauf an, welche Formen der Gewaltanwendung und welche Folgen der Gewaltanwendung für den Zuschauer sichtbar werden. Die Asymmetrie der Konfliktstruktur entsteht dadurch, dass auf palästinensischer Seite terroristische Attentäter in der Täterrolle unsichtbar bleiben, stattdessen werden hauptsächlich Steine werfende jugendliche Demonstranten sichtbar. Auf israelischer Seite werden dagegen Panzer und übermächtiges Militär in der Täterrolle sichtbar. Auch wenn im Hinblick auf die Opferrolle sowohl die israelische als auch die palästinensische Zivilgesellschaft sichtbar wird, bleibt ein ungleiches Verhältnis in den Kräftepotenzialen der Konfliktgegner bestehen, das beim Zuschauer der Berichterstattung vermutlich eher den schwächer erscheinenden Palästinensern emotional mehr Empathie und Mitleid zuführen dürfte als den durch ihr Militär überlegen erscheinenden Israelis. Qualitative Befunde zum Symbolgehalt der Bildsprache (13) Stereotype Verwendung von Symbolen mit implizitem Wertgehalt Qualitative Merkmale der Konfliktparteien, die bereits in der Rollenverteilung der Konfliktstruktur angelegt sind, erhalten zusätzliches Gewicht durch den Symbolgehalt der Bilder, die im Zusammenhang mit den Konfliktgegnern häufig in der Berichterstattung verwendet werden. Charakteristisch für die Darstellung nicht nur des Nahostkonflikts dies gilt ebenso für die Berichterstattung über den Nordirlandkonflikt oder die Eta ist ein Repertoire symbolisch aufgeladener Bilder, die stereotyp zur Visualisierung des Konflikts verwendet werden. Der Konflikt wird auf wenige visuelle Stereotype reduziert: Händeschüttelnde-Spitzenpolitiker, Gipfeltreffen am runden Tisch, Straßenkampf der Steinewerfer, Trauerzüge, Opfer- und Schadensbilder am Attentatsort, auffahrende Panzer der Vergeltung, zerstörte Häuser etc. Die international und weitgehend auch interkulturell verständliche Bildsprache solcher Stereotype erleichtert nicht nur die Vereinfachung von komplexen Zusammenhängen, sondern sie begünstigt auch, dass die Bedeutung solcher Bilder beim Zuschauer ähnliche Wahrnehmungen und Emotionen auslösen kann. Die symbolische Kraft der Bilder liegt in den Emotionen und in der stärkeren Erinnerungsfähigkeit. Solche Bilder behaupten sich unabhängig vom journalistischen Begleittext durch ihren emotionalen Eigenwert. (14) Symbole als formal-ästhetische Mittel der Nachrichtenpräsentation 14

15 Bildsymbole werden nicht allein als Elemente impliziter Wertungen verwendet, sondern ebenso als äußere Gestaltungsmittel, um dem Nachrichtenthema im Kontext der Sendung einen Wiedererkennungswert zu verleihen und damit die Rezeption zu erleichtern. Mit dem Anstieg der Gewaltereignisse als zentraler Information der Nahostberichterstattung verändert sich - besonders bei RTL und SAT.1 - auch die Präsentationsart. Nationale Flaggen, Feuer und Rauch, Köpfe der Gegner werden zum Einstieg in das Thema präsentiert, um die Nachricht zu etikettieren. Die Gewaltereignisse werden so formal-ästhetisiert in ein nachrichtendramaturgisches Raster eingebettet. Fazit Diese Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die untersuchten Hauptnachrichten. Sie werden wesentlich von den Regeln der Nachrichtengestaltung geprägt und sind daher stark formatabhängig. Vor allem die quantitative Beschränkung auf etwa Sekunden Berichterstattungszeit pro Ereignistag und Sender hat zur Folge, dass die Ereignisaktualität vor der Hintergrundanalyse klar dominiert. Daraus resultiert, dass die Fragen nach dem Wer, Wo und Was beantwortet werden, aber die Frage nach dem Warum allenfalls vordergründig oder gar nicht beantwortet wird. Andere Darstellungsformen des Nahostkonflikts finden sich in thematisch homogenen größeren Sendungen der öffentlich-rechtlichen Programme (Das Erste, ZDF, Dritte Programme, Arte, Phoenix, 3sat). Eine Auswahl dieser Sendungen wird anhand von Abstracts inhaltlich beschrieben, aus denen hervorgeht, dass in diesen Formaten auch journalistische Positionen eingenommen werden. Im Unterschied zu den Nachrichtensendungen sind manche dieser Sendungen kritisch im Umgang mit der Palästinenserpolitik Israels, dies gilt insbesondere für einige Features, die sich mit dem Verhalten des israelischen Militärs im April 2002 in Djenin befassen. Durch den größeren Zeitumfang sind hier am ehesten auch Argumentationsketten möglich, um grundlegende Orientierungen zum Verständnis des Nahostkonflikts zu vermitteln. Auf die Nachrichtenanalyse bezogen lässt sich ferner festhalten: Die Einzelergebnisse über die Nahostberichterstattung aus einem mehr als 3jährigen, sich mehrfach wandelnden Prozess zwischen Spannung und Entspannung belegen ein kontinuierliches Interesse der deutschen Fernsehsender an der Entwicklung des Nahostkonflikts. Dieses Interesse steigt bei zunehmender Gewalteskalation und führt zu Bildern mit starkem emotionalen Eigenwert. Da die Nachrichtenselektion weitgehend den Vorgaben der internationalen Agenturen folgt, unterscheiden sich die Sender nur wenig in der Art der berichteten Ereignisse. Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Nachrichten bestehen allerdings im Umfang und in der Tiefe der Berichterstattung sowie im Verhältnis der Faktoren Politik und Gewalt. Aus der ereignisbezogenen Berichterstattung lassen sich nur in sehr geringem Umfang explizit wertende Aussagen und damit parteiliche Positionierungen der Journalisten begründen. Implizite Wertungen ergeben sich allerdings aus der emotionalen Aufladung der Bilder. Dass diese Bilder möglich werden, ist aber nicht den berichtenden Fernsehsendern, sondern den Politikern und Aktivisten beider Konfliktparteien zuzuschreiben, deren taktierte, als Vergeltung ausgewiesene Handlungen kein Ende des Konflikts absehen lassen. Wägt man die 15

16 insgesamt negative Bilanz dieser Bilder ab, wird das sichtbare Israelbild zunehmend vom überlegenen Militär und das Palästinenserbild von den Terroranschlägen und den Folgen der Militäraktionen bestimmt. Gewalt und Terror militanter Gruppen der Palästinenser haben letztlich bewirkt, dass die Israelis durch sichtbare Überreaktion in die Rolle des Aggressors geraten sind, die in der Weltöffentlichkeit zu Sympathieverlusten führen dürfte, wenn sie mit schwachen Opfern konfrontiert wird. 16

17 1. Zielsetzung und methodische Anlage der Studie 1.1 Zielsetzung Die Studie hat das Ziel, die Berichterstattung des deutschen Fernsehens über den Nahostkonflikt in seinem langfristigen Verlauf anhand einer Inhaltsanalyse zu untersuchen. Nicht nur das wissenschaftliche und politische Interesse an der journalistischen Behandlung dieses Themas in der außenpolitischen Berichterstattung, sondern auch die in der deutschen Gesellschaft vermuteten Einflüsse dieser Berichterstattung auf das Bild Israels in Deutschland bieten Anlass zu einer solchen Untersuchung. Der Nahostkonflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, insbesondere den Palästinensern, ist seit Jahren ein Dauerthema der Auslandsberichterstattung in den Fernsehnachrichten. Je mehr sich die Fernsehpräsenz dieser Länder hauptsächlich auf die Darstellung militanter Konflikte beschränkt, desto wahrscheinlicher erscheint es, dass auch die Vorstellungen von diesen Ländern und die Sympathien ihnen gegenüber beeinflusst werden können. Schon wegen der besonderen deutsch-israelischen Beziehungen erhält dieses Thema in der Bundesrepublik einen hohen Stellenwert. Während der langfristigen Berichterstattung aus dem Krisengebiet Nahost hat es in Israel nicht nur wechselnde Ereigniskonstellationen und Regierungen mit unterschiedlichen Zielen gegeben, sondern auch die internationale Aufmerksamkeit und die direkte Beteiligung an Friedensinitiativen seitens der USA und anderer Länder einschließlich Deutschlands haben gegenüber den Konfliktparteien wechselnde Stimmungen und Zukunftserwartungen begünstigt. Will man diese Entwicklung und die Berichterstattung darüber in einer größeren Perspektive aufzeigen, ist eine systematische Analyse erforderlich, die den einzelnen Faktoren bei der Entstehung der Berichterstattung ebenso wie dem prozessualen Verlauf der Ereignisse Rechnung trägt. Dies soll erreicht werden durch: Dokumentation der langfristigen Berichterstattung in den Fernsehnachrichten über Ereignisse in der Region Naher Osten. Rekonstruktion des Bildes, in dem der Nahostkonflikt in dieser Berichterstattung einem Millionenpublikum in Deutschland dargestellt wird. Analyse der Strukturen und Prozesse des Ereignisablaufs unter Berücksichtigung der formalen und inhaltlichen Merkmale der Fernsehberichterstattung. Um diese Ziele zu erreichen, gilt es den Ereignishintergrund, den Umfang und die Merkmale der Berichterstattung mit den Mitteln der quantitativen und qualitativen Fernsehforschung systematisch zu beschreiben. 1.2 Untersuchungsfragen Die untersuchungsleitenden Fragestellungen lassen sich kurz wie folgt skizzieren: 17

18 Welchen quantitativen Stellenwert hat der Nahostkonflikt in Relation zu anderen Ereignissen in der aktuellen Berichterstattung deutscher Fernsehnachrichten? Zeigt sich langfristig ein Wandel in der journalistischen Behandlung dieses Themenkomplexes? Wenn ja, worin besteht er, und mit welchen ereignisbezogenen und politischen Zusammenhängen korrespondiert der Wandel? Lassen sich in der Berichterstattung Tendenzen zur Parteilichkeit gegenüber den Konfliktparteien erkennen? Wie stark ist der Differenzierungsgrad in der Darstellung der Konfliktparteien? Werden diese auf nationale Stereotypen reduziert, personalisiert? Wird ihre innenpolitische Differenziertheit erkennbar? Welche Rolle spielen die Ereignisse als Symbole? Wie nutzen die politischen Akteure den Symbolgehalt für ihre Handlungsstrategien? Welche Bedeutung geben die Journalisten den Ereignissen und Akteuren? Welche Bedeutung haben geopolitische Zusammenhänge? Gibt es Zusammenhänge zwischen der Art der Berichterstattung und der Präsentationslogik der Fernsehnachrichten, die unabhängig vom Nahostkonflikt sind und bei ähnlichen Konflikten zu gleichen Merkmalsstrukturen in der Berichterstattung führen würden? Die Studie versucht, diese Fragen mit Hilfe empirischer Methoden aus unterschiedlicher Perspektive zu beantworten. 1.3 Kontext, Gegenstand und Zeitraum der Untersuchung Fernsehformen zum Thema Nahost Das Fernsehprogramm weist ein breites Spektrum an Formaten auf, in dem eine Behandlung des Themas Nahost wie auch anderer Themen in unterschiedlichen journalistischen Stilformen und Intentionen anzutreffen ist. Für die Untersuchungsanlage empfiehlt es sich daher, das Thema Nahost in allen möglichen Erscheinungsformen im Blick zu behalten. Dies veranschaulicht Übersicht 1: Übersicht 1 Thema Nahost Erscheinungsformen im Fernsehprogramm 18

19 Aktuelle Ereignisse durch politisches Handeln Nachrichten Nahost- Bild Sondersendungen Personality-Show Akteur-Prominenz und Meinungsbildung Polit-Talk Polit-Magazine Andere Magazine Journalistische Problemthematisierung und Meinungsbildung Dokumentationen / Features Journalistische Analyse von Zusammenhängen Die Unterscheidung in vier große Programmsegmente 1. aktuelle Berichterstattung über Ereignisse durch Nachrichten und Sondersendungen, 2. zeitnahe Problemthematisierung in Magazinform, 3. Dokumentation und Analyse in monothematischen journalistischen Formaten und 4. zeitnahe Thematisierung in größeren verbalen Formaten deckt annähernd die verschiedenen redaktionellen Möglichkeiten ab, die das Fernsehen zur Vermittlung von Information und Meinung nutzt. Es ist offensichtlich, dass sich diese Formen in Darstellung und Funktionen der Informationsvermittlung unterscheiden. Bei den Nachrichten liegt der Akzent vorrangig auf Aktualität und Neuigkeit eines Ereignisses, bei den Magazinen auf Problematisierung eines Themas und Meinungsbildung, bei Dokumentationen und Features auf Orientierung und Aufklärung durch Analyse von Zusammenhängen, bei verbalen Formen (Polit-Talk) auf Thematisierung, Personalisierung und Meinungsbildung. Ein optimales Informationsangebot dürfte am ehesten dann entstehen, wenn sich diese Formen ergänzen Nachrichtensendungen als Untersuchungsgegenstand Im Gesamtspektrum der unterschiedlichen Sendungsformen, in denen das Thema Nahost behandelt wird, nehmen die Nachrichten eine zentrale Rolle ein. Sie informieren im Rahmen der Auslandsberichterstattung kontinuierlich über das aktuelle Geschehen und liefern damit ein Bild von den für relevant gehaltenen Ereignissen sowie von den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Region Nahost. Auch wenn mit den Nachrichten nicht alle Funktionen eines universellen Informationsangebots zum Zuge kommen können, sondern bestimmte Funktionen betont und andere ausgeklammert bleiben, erscheint eine Analyse der Nachrichten am dringlichsten, während die anderen Formate fallweise beobachtet werden können. Für eine systematische Nachrichtenanalyse spricht vor allem, dass die täglich verbreiteten Nachrichten am meisten dazu beitragen, durch den kontinuierlichen Fluss der Bilder die Vorstellungen eines breiten Publikums vom Geschehen im Nahen Osten maßgeblich zu prägen. Hinzu kommt, dass die Zuschauer (92,5 %) den Nachrichten höchste 19

20 Wichtigkeit einräumen und am wenigsten bereit sind, auf diese Informationsangebote zu verzichten. 3 Untersuchungsgegenstand für die systematische Analyse sind die Hauptnachrichten der vier großen deutschen Fernsehprogramme mit höchster Zuschauerquote (Übersicht 2). Übersicht 2 Hauptnachrichten als Gegenstand der Inhaltsanalyse Sender Sendetitel Sendezeit Zuschauer in Mio (2001)* ARD/Das Erste Tagesschau Uhr 5,76 ZDF heute Uhr 4,62 RTL RTL aktuell Uhr 3,81 SAT.1 18: Uhr 1,99 * Quelle: Darschin, Wolfgang/Heinz Gerhard: Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen In: Media Perspektiven 4/2002, S Geht man von den Jahren 1999, 2000 und 2001 als Untersuchungszeitraum aus, sie waren zum Zeitpunkt der Konzeption dieser Analyse vorgesehen ergeben sich an insgesamt 1095 Kalendertagen bei diesen vier Sendern unter normalen Ausstrahlungsbedingungen insgesamt 4380 Nachrichtensendungen. Ihre Analyse setzt voraus, dass diese Nachrichtensendungen 1. zugänglich sind und 2. aus diesen Nachrichtensendungen alle Beiträge identifiziert werden können, die sich mit dem Thema Nahost befassen. Diese Bedingungen lassen sich nur dann erfüllen, wenn ein Zugriff auf Archivmaterial möglich ist und der Suchprozess rationell durchgeführt werden kann Untersuchungszeitraum Der ursprünglich vorgesehene Untersuchungszeitraum umfasst die vollen Jahre 1999, 2000 und Um die jüngsten Veränderungen in der Krisenregion Nahost und im internationalen Politikprozess möglichst zeitnah mitberücksichtigen zu können, ist der Untersuchungszeitraum auf das erste Quartal 2002 ausgedehnt worden (Übersicht 3). Übersicht 3 Untersuchungszeitraum Jahr Monate Vgl. Gerhards, Maria und Walter Klingler: Talkshownutzung und Talkshownutzer. Ein Überblick. In: Tenscher, Jens/Christian Schicha (Hrsg.): Talk auf allen Kanälen, Wiesbaden 2002, S

21 Insgesamt wird damit ein mehr als dreijähriger Entwicklungsprozess mit unterschiedlichsten Ereignissituationen und Berichterstattungsanlässen abgedeckt. Zum einen werden die Regierungswechsel in Israel von Benjamin Netanjahu zu Ehud Barak sowie von Ehud Barak zu Ariel Scharon im Verlauf der Berichterstattung analysierbar und die Regierungsperioden von Barak und Scharon vergleichbar, zum anderen kann die Zeit vor und nach dem 11. September 2001 verglichen werden. Ebenso wird die Phase der extremen Konflikteskalation in den ersten Monaten des Jahres 2002 mitberücksichtigt. 1.4 Analysedesign Das Analysedesign vermittelt einen Überblick über die Untersuchungsbasis und die darauf aufbauenden Untersuchungsstufen. Die Ausgangsbasis hierfür bietet eine Datenbank mit allen Nachrichtenbeiträgen in Schlagzeilenform. Insgesamt sind dies in den drei Jahren über Nachrichtenbeiträge. Sie bilden die Grundgesamtheit für alle weiteren Auswahlprozesse, die den Anteil der Nahostberichterstattung und deren Analyse betreffen (Übersicht 4). 21

22 Übersicht 4 Untersuchungsbasis: Nachrichtenbeiträge Gesamt und Beiträge mit Nahostbezug Gesamtnachrichtenbasis Alle Beiträge in Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL und SAT.1 Gesamt Tage Sendungen Beiträge Nahost 1. Stufe Strukturanalyse quantitativ Nahost Tage 641 Beiträge Stufe Inhaltsanalyse quantitativ-qualitativ Auswahl nach Ereignisrelevanz 3. Stufe Fallanalyse qualitativ-exempl. Auswahl nach Darstellungsrelevanz Aus der Gesamtnachrichtendatenbank mit Beiträgen lassen sich anhand von Suchbegriffen Beiträge mit Nahostbezug herausfiltern. Diese verteilen sich über die drei Jahre auf 641 Tage. Insgesamt entfallen damit auf das Thema Nahost 2,6 Prozent aller Nachrichtenbeiträge. Die empirische Untersuchung der Nahostberichterstattung in den Hauptnachrichtensendungen ist als systematische Inhaltsanalyse in drei Stufen nach unterschiedlichen Auswahlkriterien angelegt. Auf der 1. Stufe erfolgt eine quantitative Strukturanalyse als Vollerhebung des Angebotsumfangs und seiner Verteilung über die Jahre 1999 bis Ende Sie dient zur Beschreibung der Strukturen der Berichterstattung anhand formaler, präsentationsbezogener und inhaltlicher Merkmale, soweit sich diese aus dem zugänglichen Material gewinnen lassen (Übersicht 5). 22

23 Übersicht 5 Analyse der Nahostberichterstattung - 1. Stufe 1. Stufe Basis: alle Nahostbeiträge (N= 1951) Erstellung einer Datenbank Merkmale Ausstrahlungsdatum Sender Sendetitel Sendezeit Sekundendauer des Beitrags Zuschauer Mio. Form des Beitrags Beitragsthema (Ereignisort, Ereignis/Thema) Nahostbezug Inhaltskategorie Nahostkonfliktbezug Tape-Check Quantitative Basiswerte Auswahl 2. Stufe Aus dem Gesamtangebot der Nachrichten werden alle Nahostbeiträge herausgefiltert und in einer speziellen Nahost-Datenbank aufbereitet, dann nach den o.a. Merkmalen dokumentiert und ausgewertet. Die 1. Stufe führt zu quantitativen Ergebnissen über Umfang, Struktur und Inhalte aller Nahostbeiträge in zeitlicher Verteilung über die Wochen der Untersuchungsjahre, ferner liefert sie die Grundlage für eine gezielte ereignisabhängige Auswahl der Nachrichtenphasen, die als detaillierte Inhaltsanalyse auf einer 2. Stufe erfolgt. Die 2. Stufe der Analyse basiert auf Programmaufzeichnungen. Berücksichtigt werden dabei folgende Merkmale (Übersicht 6). 23

24 Übersicht 6 Variablen Analyse der Nahostberichterstattung 2. Stufe Ausprägungen Informationsanlass Präsentationsform Entstehungsart Informationsquelle Journalisten Journalistische Rollen Explizite Wertungen Gestaltungselemente Textinhalt Bildinhalt Beitragsthema Themenkategorie Geografischer Bezug Zeitbezug Akteure Akteurpräsentation 1 Akteurpräsentation 2 Akteurnationalität Akteurrolle Akteur-Konfliktrolle Emotionalität Wahlen, Staatsbesuch, Terroranschlag, Krieg etc Meldung, Moderation, Nachrichtenfilm, Schaltgespräch etc. Eigenbericht, Übernahme etc. Sender, Agentur etc. Namen Nachrichtensprecher, Reporter, Korrespondent, Kommentator etc. Negativ, neutral, positiv, kontrovers Wort, Foto, Film, Trick, Grafik, Musik, Text-Insert, O-Ton Thema/Ereignis, Ort, Zeit, Ursache, Folgen, Hintergrund Ort, Handlung, Akteure, Symbole Hauptthema nahostrelevante Themenbereiche, Themenitems Handlungsort, thematischer Bezug, beteiligte Länder aktuelle Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft Personen, Institutionen, Organisationen, Nationen Individuum, Gruppe, anonyme Menge genannt, gezeigt, O-Ton Israel, Jordanien, Palästina, USA etc. Politiker, Militär, Zivilbürger etc. Subjekt/Objekt, Täter/Opfer, Schlichter, Sachexperte etc. Aggressivität, Hass, Schmerz, Trauer, Sachlichkeit, Heiterkeit, Freude, Rührung, Glück Diese Merkmale und ihre Ausprägungen sind Bestandteil des Codeplans, der als Access- Formular in elektronischer Form angewandt wird. Die Ergebnisse der Codierung auf der 2. Stufe führen zur 3. Stufe der Analyse. Dieser Teil befasst sich mit Zusammenhängen zwischen Konfliktstruktur, Konfliktrollen und dem symbolischen Transfer in der Nahostberichterstattung. Hierbei geht es vor allem um symbolische Bedeutungen und Rollenstereotype der Konfliktakteure. Übersicht 7 Variablen Analyse der Nahostberichterstattung 3. Stufe Ausprägungen Handlungsrituale Bildsymbole Konfliktrollen Stereotype Szenen der Berichterstattung (Konferenz, Straßenkampf, Trauerzug etc,) Militär, Opferleid etc. Aggressor, Opfer, Schlichter/Vermittler In diesem Untersuchungsschritt werden die am häufigsten vermittelten Bilder vom Nahostkonflikt nach ihrem symbolischen Eigenwert unterschieden, um werthaltige und emotional stimulierende Elemente der Berichterstattung in Beziehung zu den Konfliktparteien setzen zu können. 24

25 1.5 Erstellung einer Nahost-Fernsehnachrichtendatenbank Voraussetzung für die praktische Umsetzung des Methodenkonzepts ist der Zugang zu einer langfristigen Sammlung aller Hauptnachrichten. Seit mehreren Jahren werden bei IFEM die Hauptnachrichten der Sender kontinuierlich aufgezeichnet und archiviert, so dass sich von einigen Aufzeichnungslücken abgesehen auf die Originalsendungen im Zeitraum 1999 bis 2002 zugreifen lässt. Um den enormen Aufwand einer vollständigen Sichtung aller Sendungen möglichst rationell einzuschränken, wurden Nutzungsrechte an externen Datenquellen erworben (Observer Argus Media GmbH). Sie bilden die Grundlage für den Aufbau einer neuen speziellen Datenbank, die bei IFEM zum Thema Nahost erstellt worden ist. Diese Datenbank ermöglicht es, die untersuchungsrelevanten Berichterstattungstage im Videoarchiv gezielt anzusteuern, quantitative wie auch prozessuale Auswertungsziele zu erreichen und eine ereignisabhängige Auswahl für die detaillierte Inhaltsanalyse zu treffen. Wegen des starken Anstiegs der Nahostberichterstattung ist diese Datenbank nachträglich um das 1. Quartal 2002 erweitert worden. 1.6 Sammlung und Sichtung von Kontextmaterial Das Kontextmaterial umfasst Publikationen zum Thema Nahost außerhalb der Fernsehnachrichten und trägt zur Recherche des Hintergrunds bei. Es umfasst: Literatur zu den Themen Nahost und Kriegsberichterstattung Nicht-aktuelle Fernsehsendungen zum Thema Nahost. Sie werden in Abstracts mit den wichtigsten Befunden ihrer Inhalte dokumentiert. Beobachtung themennaher Tagungen (Medien Institut Ludwigshafen: Krisen, Krieg und Katastrophen: Medien und gesellschaftliche Verantwortung, 22. April 2002; 21. Tutzinger Medientage: Auslandsberichterstattung im deutschen Fernsehen. Nur Krisen, Kriege, Katastrophen? 27/28. Mai 2002) Sonderbericht des International Press Institute (IPI, Wien) über Verletzungen der Pressefreiheit in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten seit Beginn der zweiten Intifada (Sept bis April 2002) Presseberichterstattung über Nahost in ausgewählten Zeitungen (FAZ, Kölner Stadt- Anzeiger, Neue Zürcher Zeitung, Der Spiegel, Die Zeit) dpa-headlines Dieses ergänzende Kontextmaterial wird auszugsweise als Anlage in einem separaten Band dokumentiert. 25

26 1.7 Videoaufbereitung Die Videoaufbereitung betrifft die untersuchungsrelevanten Nachrichtenbeiträge zum Nahostkonflikt sowie andere Sendungen zum Thema. Übersicht 8 Zusammenschnitt von Sendungen und Beiträgen zum Thema Nahost (ab Januar 2002) Datum Sender Sendezeit Dauer Titel / Thema ARD 23:00 00:01:42 Tagesthemen - Nahostbeitrag BBC world 20:00 00:04:47 Nahostbeitrag ARD 21:45 00:43:14 Das rote Quadrat: Drei Kugeln und ein totes Kind WDR 23:00 Die lange Nacht - Palästina WDR 21:45 00:45:00 Auge um Auge - 1. Israels geheime Kommando-Einheiten (BBC-Dokumentation) WDR 22:00 00:45:00 Auge um Auge - 2. Die palästinen. Intifada-Brigaden (BBC-Dokumentation) WDR 23:30 Das andere Gesicht der Feinde - Amira Hass im Westjordanland sat 19:20 00:09:15 Kulturzeit - Beitrag "Propagandakrieg" ARD 21:45 01:03:29 Sabine Christiansen ARD 22:30 00:13:32 Titel, Thesen,Temperamente - 2 Beiträge Phoenix 20:15 00:45:00 Israel Phoenix 21:00 00:45:00 Berliner Phoenix-Runde - Volk ohne Hoffnung ARD 23:00 00:02:21 Friedman - Meyer zu Nahost ARD 05:30 00:02:39 Morgenmagazin - Nahost ZDF 09:00 03:00:00 Bundestagsdebatte - Nahost DW-TV 01:00 00:09:05 Thema des Tages - Nahost Arte 20:45 02:15:00 Themenabend: Israel und Palästina Phoenix 14:45 01:45: Jahre - Thema Nahost Die Auswahl der Nachrichten für die detaillierte Inhaltsanalyse liegt nach Sendern getrennt in chronologischer Folge als Videozusammenschnitt vor. Auf dieser Basis lassen sich weitere Zusammenschnitte nach bestimmten Auswahlkriterien erstellen, die als Beispiele zur Klärung von Fragen und zur Illustration von Thesen herangezogen werden können. 1.8 Ergebnisdarstellung Die Ergebnisdarstellung gliedert sich in fünf Teile. Teil 1 umfasst eine kontinuierliche Ereignischronologie der Berichterstattung über Nahost, die sich über den Zeitraum von Anfang Januar 1999 bis Ende März 2002 erstreckt. Teil 2 stellt Ergebnisse der quantitativen Analyse auf der Basis der Vollerhebung vor. Dabei wird zunächst die Entwicklung des Berichterstattungsumfangs im Gesamtuntersuchungszeitraum dargestellt. Anschließend wird für den Zeitraum von 1999 bis Ende August 2001 die Entwicklung der Inhaltsstruktur sowie der Konflikttendenz unter Beteiligung von Israelis und Palästinensern gezeigt. Teil 3 umfasst die Ergebnisse der detaillierten quantitativ-qualitativen Inhaltsanalyse der Nachrichtenbeiträge zum Thema Nahost auf der Basis einer Auswahl von 31 Wochen, die sich über den gesamten Untersuchungszeitraum verteilen. Diese Ergebnisse liefern 26

27 Aufschluss über die Darbietungsformen und Gestaltungselemente der Nahostberichterstattung, über die berichtenden Journalisten und ihre Wertungen, über die Akteure, ihre Präsentationsart und erhaltenen Bewertungen sowie über die Konflikttendenz und wesentliche Merkmale der Konfliktstruktur im Vergleich zwischen Israelis und Palästinensern. Teil 4 greift einige Befunde auf, um sie unter qualitativen Aspekten einzuordnen und einen Bezug zu den Leitthesen der Studie herzustellen. Teil 5 vermittelt einen Überblick über die Inhalte anderer Fernsehsendungen zum Thema Nahost, die seit Beginn des Jahres 2002 aufgezeichnet worden sind. 27

28 2. Chronologie der Ereignisse im Zeitraum 1999 bis 2002 In der Nachrichtenberichterstattung über das Geschehen im Nahen Osten nehmen die Ereignisse des Nahostkonflikts vor anderen Themen bei weitem den größten Raum ein. Der Ereignisablauf vollzieht sich dabei im Wesentlichen auf drei Ebenen: 1. die internationale Diplomatie im Streben nach einer Friedenslösung, 2. die politische Auseinandersetzung zwischen israelischer Regierung und palästinensischen Repräsentanten und 3. die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen radikalen Interessengruppen auf israelischer und palästinensischer Seite, vor allem aber zwischen dem israelischen Militär und militanten palästinensischen Gruppierungen. Das Handeln auf diesen Ebenen steht größtenteils in wechselseitigen Beziehungen. Dies führt einerseits zur Dynamik und andererseits zur Gewaltspirale im Prozess der langfristigen Auseinandersetzung. Ähnlich wie die Unterscheidung zwischen den drei Handlungsebenen lässt sich die Langzeitperiode auch nach politischen Phasen gliedern. So kann man im Wesentlichen drei politische Phasen unterscheiden: 1. das Ende der Regierungsperiode von Netanjahu, 2. Beginn und Verlauf der der Regierungsperiode von Barak und 3. die Regierungsperiode von Scharon, die bis in die Gegenwart reicht. Die Chronologie des Ereignisablaufs umfasst den Zeitraum von Januar 1999 bis März Dabei werden zunächst weder analytisch formale Einzelkriterien noch quantitative Gewichtungen der Ereignisse in der Berichterstattung berücksichtigt. Vielmehr kommt es darauf an, aus den Angeboten der Nachrichten verschiedener Sender ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Dargestellt wird es in sequenzieller Ereignisabfolge, bei der überwiegend mehrere Wochen gebündelt werden. 2.1 Ereignisse im Jahr Das Ende der Regierungsperiode von Netanjahu ( : Wo 52-1). Abgesehen von einzelnen Berichten über Krawalle und ein Gerichtsverfahren gegen einen vermeintlichen Attentäter deutscher Herkunft werden zu Beginn des Jahres 1999 die vorgezogenen Neuwahlen in Israel thematisiert. Zugleich finden Gewaltereignisse in Form von palästinensischen Angriffen auf jüdische Siedler und Reaktionen des israelischen Militärs in den Nachrichten Berücksichtigung. Umfangreiche Aufmerksamkeit erhält am Ende der ersten Kalenderwoche eine internationale Friedenskonferenz unter Beteiligung von israelischen, amerikanischen und arabischen sowie palästinensischen Spitzenpolitikern in Tel Aviv. Schon das Nebeneinander dieser Ereignisse ist charakteristisch für die drei oben erwähnten Handlungsebenen. ( : Wo 2-5). Berichtet wird über einen tödlichen palästinensischen Anschlag gegen einen israelischen Soldaten bei Hebron, während Israel wenige Tage darauf 28 palästinensische Häftlinge frei ließ. Über die Innenpolitik Israels erfährt man, dass Mordechai einen Machtwechsel anstrebe und dass Netanjahu einen Minister entließ und als Spitzenkandidat in den Wahlkampf gehen wolle. Das dominierende Ereignis ist jedoch der international stark beachtete Tod König Husseins von Jordanien. 28

29 ( : Wo 6-8). Zeitgleich zu Außenminister Fischers Staatsbesuch in Israel wird über eine Großdemonstration ultra-orthodoxer Juden gegen einen Gerichtsbeschluss berichtet, wobei die divergierenden Interessen auf israelischer Seite ins Blickfeld kommen. In Berlin dringen PKK-Anhänger in die israelische Botschaft ein. Arafat besucht den Papst in Rom, anschließend Bundeskanzler Schröder in Bonn und erhält dabei Zusagen für finanzielle Hilfen. Im Südlibanon sterben drei israelische Soldaten bei einem Angriff der Hisbollah, während Netanjahu zu Gesprächen nach Jordanien reist. ( : Wo 9-10). Gewaltsame Auseinandersetzungen kennzeichnen die Situation an der israelischen Grenze zum Libanon. Netanjahu droht mit Vergeltungsschlägen. In Berlin werden derweil die Todesschüsse aus der israelischen Botschaft untersucht. In Israel/Gazagebiet kommt es zu schweren Auseinandersetzungen, berichtet wird ferner vom anhaltenden EU-Streit um den Status von Jerusalem. ( : Wo 12-15). Herausragender Berichterstattungsanlass sind die Karfreitagsfeierlichkeiten in Jerusalem sowie die Gedenkfeiern für Holocaust-Opfer in Israel Beginn und Verlauf der Regierungsperiode von Barak ( : Wo 17-20). In Tel Aviv wird ein Baby durch eine Autobombe getötet. Arafat verzichtet vorläufig auf die Ausrufung eines Palästinenserstaates. Während in Jerusalem gegen die Schließung des Orienthauses protestiert wird, gibt es Krawalle im Westjordanland. Zugleich rücken die Neuwahlen in Israel in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und bestimmen nun die Berichterstattung. Barak kündigt als Wahlsieger seine Bereitschaft zur Aussöhnung mit den Palästinensern an. Mit dem Machtwechsel in Israel lässt die PLO die palästinensische Staatsgründung als Ziel bis zum Jahr 2000 verlauten. Barak betont seine Friedensabsicht mit der Ankündigung eines Truppenabzugs aus dem Libanon. ( : Wo 21-23). Während Barak mit der Regierungsbildung befasst ist, empfängt Arafat in Gaza den neuen König Jordaniens, Abdallah. Zugleich wird die Annexion von Siedlungsgebieten im Westjordanland von Auseinandersetzungen begleitet. Israelisches Militär erschießt Palästinenser. Auch in Gaza kommt es wieder zu Palästinenserprotesten mit Todesopfer. Neben den Berichten über Gewalt im Nahostkonflikt wird ebenso über neue Forschungserkenntnisse israelischer Ärzte sowie über das neue jordanische Königspaar und die offizielle Thronbesteigung berichtet ( : Wo 25-29). Im Südlibanon kommt es erneut zu starken Kämpfen. Daraufhin fliegt die israelische Armee - als Vergeltungsschlag gerechtfertigt - Luftangriffe auf den Libanon, auf die der UN-Sicherheitsrat mit Besorgnis reagiert. Die Aufmerksamkeit wendet sich dann aber zunehmend der neuen Regierung Baraks zu. Starke Beachtung findet der Besuch Baraks bei Mubarak in Ägypten sowie das erste Treffen zwischen Barak und Arafat. Damit ist ein Signal für ein neues Stadium der Friedensbemühungen gesetzt. Mit dem Besuch Baraks bei Clinton wird dieser Prozess auf der internationalen Bühne der Diplomatie fortgesetzt. Gleichsam eine Bestätigung für die neue Friedenspolitik liefert ein Bericht, dass die israelische Armee gegen jüdische Siedler vorgegangen sei. 29

30 ( : Wo 30-33). Es häufen sich nun die Treffen internationaler Spitzenpolitiker zu Friedensgesprächen, so zwischen Bouteflika und Barak, ferner kommen Syriens Präsident Assad und Deutschlands Außenminister Fischer zu einem Staatsbesuch nach Israel. Dabei lehnt Fischer jedoch eine Vermittlerrolle ab. In Alexandria bemüht sich Barak bei Mubarak um eine rasche Umsetzung des Wye-Abkommens. Nach dem Treffen mit Barak trifft Arafat mit Mubarak zusammen. Zugleich empfängt Jelzin in Moskau Barak zum ersten Staatsbesuch. Dennoch scheint neben diesen diplomatischen Aktivitäten der Friedensprozess erneut zu stocken. Der Truppenabzug aus dem Libanon verzögert sich, und Arafat wirft Barak Verzögerungstaktik vor. In Israel werden führende Mitglieder der Hamas verhaftet. Kurz darauf fordert ein Anschlag auf Soldaten 13 Verletzte. Im Westjordanland kommt es nach dem Abriss mehrerer Häuser zu Unruhen. Einen Schwerpunkt bildet die Berichterstattung über die Beisetzung von Ignatz Bubis in Tel Aviv. ( : Wo 35). In Jordanien werden die Hamas-Büros geschlossen. Im Libanon halten die Kämpfe mit der Hisbollah-Miliz an. Rückschläge und Fortschritte im Friedenprozess wechseln sich in dieser Woche mehrfach ab. Während letzte Verhandlungen über das Wye-Abkommen laufen und Scharm el-scheich in Ägypten für ein Friedensabkommen akzeptiert wird, explodieren wenige Tage darauf in Israel zwei Autobomben und verursachen Tote und Verletzte. ( : Wo 36-43). Abgesehen von einem Bericht über einen Attentatsversuch auf Mubarak, vermittelt die Berichterstattung in den folgenden Wochen ein relativ friedliches Bild vom Nahen Osten. Sogar bunte Themen finden sich nun in der Berichterstattung. Der Nahostkonflikt wird als sichtbare Entspannungsphase thematisiert. Israel entlässt palästinensische Häftlinge und übergibt im Zuge der Umsetzung des Friedensabkommens Gebiete an die palästinensische Verwaltung. Barak kommt zum Staatsbesuch nach Berlin und besucht zusammen mit Schröder das ehemalige KZ Sachsenhausen. In Israel wird die Transitstrecke zwischen Gaza und Westjordanland fertig. In der Berichterstattung erhält dieses Ereignis ein herausragendes Gewicht. ( : Wo 44-46). In der Folge nehmen die Friedensgespräche von Oslo unter Beteiligung von Clinton als Vermittler eine beherrschende Stellung ein. Symptomatisch für die Ereignisdynamik und Mehrschichtigkeit der Interessen ist dabei, dass es in Israel einen Tag vor Beginn der Osloer Friedensverhandlungen zu Bombenanschlägen mit zahlreichen Verletzten kommt. Davon unberührt wird kurz darauf darüber berichtet, dass die israelische Armee illegale jüdische Siedlungen unter Anwendung von Zwang räumt. ( : Wo 48-50). Während in Washington die Friedensgespräche zwischen Israel und Syrien beginnen und in Berlin ein deutsch-israelischer Gipfel endet, greift die israelische Armee wieder Ziele im Südlibanon an. Der israelische Raketenangriff trifft eine Schule und bewirkt, dass zahlreiche Kinder verletzt werden. ( : Wo 51-52). Kurz vor den Weihnachstagen wird in Israel die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern begrüßt. Rudolf Dreßler soll neuer deutscher Botschafter in Israel werden. Während in Bethlehem die Vorbereitungen der Weihnachtsfeiern laufen, wird in der Hafenstadt Netanja ein Bombenanschlag verhindert. Israelische Friedensaktionen zeigen sich darin, dass über einen Plan Israels zum 30

31 Truppenrückzug aus dem Südlibanon und über die Ankunft freigelassener Hisbollahkämpfer in Beirut berichtet wird. Neben den Ereignissen mit Bezug zum Nahostkonflikt erfährt man, dass die Schas-Partei Verbesserungen der Bildungspolitik fordert und dass der Vergewaltiger der Miss World von 1998 im Gefängnis gelandet ist. 2.2 Ereignisse im Jahr 2000 ( : Wo 1-3). Ein Anschlag auf die russische Botschaft in Beirut und die Fortsetzung der Friedengespräche zwischen Israel und Syrien in USA prägen den Beginn des Jahres Die Innenpolitik Israels wird überschattet von einer Spendenaffäre, in die Präsident Weizmann verwickelt sein soll. Einigkeit besteht zwischen den Israelis und den Palästinensern über den Truppenabzug aus dem Westjordanland, womit die Israelis in den ersten Tagen des Jahres beginnen. Zugleich wird über den Besuch von Boris Jelzin zum orthodoxen Weihnachtsfest in Jerusalem und bei Arafat in Bethlehem berichtet. Während die Friedensgespräche in USA nur langsam vorankommen und schließlich ergebnislos bleiben, kommt es beim Truppenrückzug im Westjordanland zu Bombenanschlägen mit zahlreichen Verletzten in Hadera. In der Türkei werden zahlreiche Mordopfer der Hisbollah entdeckt. In Israel erregt die Weizmann-Affäre weiteres Aufsehen. ( : Wo 4-6). In diesen Tagen erhält das Winterchaos in Israel zunächst die größte Aufmerksamkeit in der Berichterstattung. Unmittelbar nach dem Beginn weiterer Nahostfriedensgespräche tötet die Hisbollah-Miliz im Südlibanon israelische Soldaten. Während der deutsche Verteidigungsminister Scharping zum Staatsbesuch in Israel ist, treffen sich Arafat und Barak am Grenzübergang Eres. Die israelisch-syrischen Friedensgespräche geraten kurz darauf wieder ins Stocken. Berichtet wird auch von der Kooperation zwischen dem ZDF und der palästinensischen PBC. An der Grenze zum Libanon kommt es erneut zu militärischen Aktionen. Dort greift die israelische Luftwaffe libanesische Kraftwerke an und verursacht zahlreiche Verletzte, so dass von einer neuen Eskalation des Nahostkonflikts gesprochen wird.. ( : Wo 7-10) Beim Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau in Israel wendet sich die Aufmerksamkeit kurzfristig von den Konfliktereignissen ab. Ausführlich wird über Raus Auftritt in der Knesset sowie in den palästinensischen Autonomiegebieten berichtet. Wenige Tage später trifft Papst Johannes II. auf seiner Nahostreise in Ägypten ein. Aus Israel wird von Luftangriffen gegen Miliz-Stellungen, aber auch über Abzugsabsichten der Armee berichtet. Große Beachtung findet daneben die Freigabe der Aufzeichnungen von Adolf Eichmanns. Parallel zu den Kämpfen zwischen der israelischen Luftwaffe und den Hisbollah-Milizen werden trotz einer Regierungskrise neue Friedensgespräche mit der PLO in Ramallah aufgenommen. Die Israelis setzen den Truppenrückzug aus dem Westjordanland fort. Den Palästinensern sollen 42 Prozent des Westjordanlands zustehen. ( : Wo 12-14). Im Mittelpunkt dieser Woche steht die einwöchige Nahost- Pilgerreise des Papstes. Sie beginnt in Jordanien und führt dann nach Israel. Es ist der erste Besuch des Papstes in Israel, dem große symbolische Wirkung beigemessen und dementsprechend große öffentliche Aufmerksamkeit zu teil wird. In Bethlehem tritt der Papst für die Rechte der Palästinenser ein, in Jerusalem besucht er das Holocaust-Mahnmal. Am 31

32 See Genezareth feiert der Papst eine Messe und beendet in Jerusalem seine Pilgerreise mit einem Friedensgebet. Arafat trifft zum Staatsbesuch in Berlin ein und informiert den deutschen Bundeskanzler Schröder über die Nahost-Situation. In Israel protestieren Palästinenser zum Tag des Landes. In Kairo eröffnet wenig später Mubarak den ersten EU- Afrika-Gipfel. An der Grenze zum Libanon entzünden sich neue Auseinandersetzungen jüdischer Siedler. ( : Wo 15-16). Barak trifft den US-Präsidenten Clinton zu weiteren Friedensgesprächen in Washington. Wenige Tage später wird berichtet, dass Israel bereit sei, einen Palästinenserstaat zu akzeptieren. Im Südlibanon gehen die Kämpfe gegen die Hisbollah weiter. Vor Ostern entlässt Israel eine Reihe von Libanesen aus langer Haftzeit. Während ausgiebig über die Karfreitagsfeiern in Jerusalem berichtet wird, kommt aus Washington die Nachricht, dass Clinton Arafat ein stärkeres Engagement zusichert. In Israel trifft Jordaniens König Abdullah II. zu Besuch ein. ( : Wo 17-18). Im Westjordanland und in Gaza kommen neue Proteste auf. Die Palästinenser fordern die Freilassung von Häftlingen. Bei Auseinandersetzungen werden in Bethlehem Palästinenser verletzt. Im Südlibanon wird ein israelischer Militärposten von der Hisbollah angegriffen. Während in Eilat Friedengespräche geführt werden, kommt es im Westjordanland zu Ausschreitungen. In Israel findet der Holocaustgedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Im Grenzbereich zum Libanon nehmen die Auseinandersetzungen zu. Israel wird von einem libanesischen Raketenangriff der Hisbollah auf Kiriatschmona getroffen, den die israelische Luftwaffe mit Bombenangriffen beantwortet. ( : Wo 19-22). Der Gründungstag Israels wird begleitet von schweren palästinensischen Ausschreitungen im Westjordanland, bei denen es Tote und Verletzte gibt. Durch diese Unruhen gerät der Friedensprozess der israelischen Regierung unter Druck. Im Südlibanon verstärkt die Hisbollah die Angriffe auf die israelische Armee, und in Gaza sowie in Ramallah finden blutige Straßenschlachten statt. Während die israelische Armee ihre Truppen aus dem Südlibanon abzieht, kehren libanesische Bauern in das Gebiet zurück. Die Lage bleibt dennoch gespannt. Indessen tritt in Jerusalem der israelische Präsident vorzeitig von seinem Amt zurück. ( : Wo 23-27). In Tel Aviv erregt die Befreiung und Rückkehr einer 12jährigen Entführungsgeisel das Interesse der Berichterstattung. Außenminister Fischer bemüht sich derweil um Frieden für Nahost. Deutschland nimmt Flüchtlinge aus dem Südlibanon auf. Während auf der internationalen Ebene der Diplomatie US-Außenministerin Albright mit Arafat zu Friedensgesprächen zusammentrifft, eskaliert in Israel eine Regierungskrise mit vorzeitiger Selbstauflösung des Parlaments. Die Aufmerksamkeit wendet sich zunächst jedoch dem Tod des syrischen Präsidenten Assad und der Staatstrauer in Damaskus zu. Weniger Beachtung findet das kurz darauf folgende Gipfelgespräch zwischen Clinton und Arafat in Washington. In Israel verschärft sich derweil die Regierungskrise durch Rücktrittsgesuche und Rückzug der Schas-Partei. Die Regierungskrise wird jedoch vorläufig überstanden. Die PLO beschließt die Ausrufung eines Palästinenserstaates, was in Israel heftigen Streit auslöst. Clinton lädt Barak und Arafat zu einem Nahost-Gipfel nach USA ein. In Gaza wird versehentlich eine Palästinenserin erschossen. In Israel steht die Regierungskoalition unter Barak erneut vor einer Zerreißprobe. 32

33 ( : Wo 28-30). Bei der Abstimmung über ein Misstrauensvotum gegen Barak gelingt es der Opposition nicht, Neuwahlen durchzusetzen. An diese innenpolitische Krise in Israel schließt nun die Phase des historischen Gipfels von Camp David an. Dieses internationale Top-Ereignis bestimmt wesentlich die Berichterstattung der drei folgenden Wochen und verdrängt andere Ereignisse weitgehend aus den Nachrichten. Clinton als Vermittler zwischen Barak und Arafat bemüht sich um Entspannung und Fortschritte der Friedensverhandlungen. Bereits in der ersten Phase von Camp David gibt es in Israel störende Aktionen gegen die Friedensverhandlungen der Spitzenpolitiker. Jüdische Siedler und rechtsgerichtete Gruppierungen protestieren in Tel Aviv gegen die Friedenspolitik der Regierung, und in Hebron kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen jüdischen Siedlern und Palästinensern um illegale Siedlungen. Derweil findet die israelische Regierung auch von Seiten des neuen syrischen Präsidenten Unterstützung. Eine entscheidende Phase im Verlauf der Verhandlungen von Camp David ist die Uneinigkeit über den zukünftigen Status von Jerusalem. Während Clinton wegen anderer Amtsgeschäfte seinen Aufenthalt in Camp David unterbricht, gehen die Gespräche zwischen Barak und Arafat weiter. In Israel wollen allerdings weder die Palästinenser ihren Anspruch auf Ost-Jerusalem als eigene Hauptstadt noch die jüdischen Siedler ihren Anspruch auf die von ihnen besetzten Gebiete aufgeben. Nach Clintons Rückkehr erweist sich, dass der Gipfel gescheitert ist. UN- Generalsekretär Kofi Annan bedauert den Abbruch der Verhandlungen. Barak kehrt nach Israel zurück. Dort rufen Palästinenser zu Gewalt gegen Israel auf. Auf der Ebene der Regierungspolitik sind beide Seite weiter um Frieden bemüht. Clinton setzt die Palästinenser unter Druck. Barak gerät durch eine neue Regierungskrise unter Druck. Im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon werden zur Einhaltung einer Waffenruhe UN-Truppen stationiert. ( : Wo 31-35). In Israel wird Mosche Katsav zum neuen Präsidenten gewählt, und Außenminister Levy erklärt seinen Rücktritt aus der Regierung. An der Grenze zum Südlibanon ist inzwischen die Stationierung der UN-Friedenstruppen abgeschlossen. Abgesehen von kuriosen Einzelbeiträgen RTL berichtet von einem verletzten Kamel, das durch Minenfelder irrt wird die Verlautbarung eines Rabbi zum Holocaust thematisiert. Bei Nablus im Westjordanland werden bei einer Schießerei drei israelische Soldaten getötet. Clinton trifft bei einem Kurzbesuch Mubarak in Kairo, während aus Israel über eine Demonstration für den Ex-Innenminister berichtet wird. ( : Wo 36-38). Auf dem Millenniumsgipfel in New York werden die Chancen für eine Lösung des Nahostkonflikts pessimistisch eingeschätzt. In Gaza berät die PLO über den Termin zur Staatsgründung, verschiebt diesen jedoch und plädiert für eine Fortsetzung der Friedensgespräche. Neben einzelnen innen- und außenpolitischen Verlautbarungen aus Israel wird mit Bezug auf den Nahostkonflikt aus Jerusalem berichtet, Israel habe die Friedensgespräche ausgesetzt, und aus Tel Aviv erfährt man von einem Treffen Arafats mit Barak. ( : Wo 39-40). Die 39. Woche markiert im langfristig kontinuierlichen Ereignisablauf eine Zäsur: Der labile Zustand in den Friedensgesprächen schlägt um in offen eskalierende Gewalt der Strasse. Barak präsentiert seinen Vorschlag zum Status von Jerusalem, der dem US-Konzept entspricht und eine gemeinsame Hauptstadt vorsieht, West- Jerusalem für Israel und Ost-Jerusalem für Palästina. In Jerusalem kommt es zu schweren 33

34 Straßenschlachten auf dem Tempelberg mit zahlreichen Verletzten. In Ramallah greifen Palästinenser israelische Soldaten an. In Jerusalem wird der 29. September 2000 nach vier Jahren zum Tag der blutigsten Ausschreitungen auf dem Tempelberg, wo es Tote und Verletzte gibt. Ariel Scharon tritt als Oppositionspolitiker auf dem Tempelberg auf, Arafat bewertet diese israelische Demonstration als Provokation und Verletzung religiöser Gefühle. Gewaltsame Unruhen überziehen ganz Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete. Es wird berichtet, dass von den Kämpfen auch deutsche Einwanderer betroffen sind. Während von beiden Seiten kriegerische Aktivitäten erfolgen, treffen sich Arafat und Barak in Paris. Die US-Außenministerin Albright bemüht sich um ein Ende der Gewalt. Der Abzug israelischer Panzer aus Gaza schafft vorübergehend Beruhigung. In Jerusalem rufen Palästinenser den Tag des Zornes aus, hier kommt es erneut zu schweren Straßenschlachten. In Deutschland finden Proteste und Demonstrationen gegen die Gewalt im Westjordanland statt. Clinton sagt wegen der Krise einen Wahltermin ab. Barak droht per Ultimatum mit einem massiven Militäreinsatz und dem Ende des Friedensprozesses in Nahost. ( : W 41-42). Auch nach Ablauf des Ultimatums von Barak halten die schweren Ausschreitungen in den Autonomiegebieten an. Barak verlängert sein Ultimatum. Auf palästinensischer Seite kämpfen Kinder in vorderster Front gegen israelische Soldaten. Während auf der politischen Ebene um eine Konfliktlösung gerungen wird, kommt es in Ramallah zu einer weiteren Eskalation. Zwei israelische Soldaten werden von Palästinensern gelyncht. In Israel wächst die Angst vor einem neuen Krieg. International wächst die Sorge um eine Ausweitung des Nahostkonflikts. In Hamburg demonstrieren Palästinenser gegen den israelischen Militäreinsatz. Der Nahostkonflikt wird zum beherrschenden Thema des EU- Gipfels in Biarritz. Ein neuer Nahost-Krisengipfel wird für Scharm-el-Scheich in Ägypten geplant. Zugleich gibt es Berichte über eine saudi-arabische Flugzeugentführung. Die Hisbollah entführt israelische Soldaten. Israel steht den Friedensgesprächen inzwischen skeptisch gegenüber. In Scharm-el-Scheich vereinbaren Barak und Arafat Waffenruhe, dennoch dauern die gewaltsamen Straßenkämpfe von Rache und Vergeltung motiviert an. Nach den Lynchmorden von Ramallah werden Tatverdächtige gefasst. Im Hauptquartier von Arafat in Bethlehem ereignet sich eine Gasexplosion. Die anhaltenden Ausschreitungen fordern weitere Tote und Verletzte bei den Palästinensern. In Kairo sichert die arabische Liga Arafat Unterstützung zu. Barak kündigt eine Pause im Friedensprozess an. Arafat reagiert in Gaza verärgert über die Unterbrechung der Gespräche, während im Westjordanland die Straßenschlachten weitergehen. ( : Wo 43-44). Die Krise im Nahen Osten hat eine kritische Schwelle erreicht. In Israel wird über den Ausruf des Nationalen Notstands verhandelt. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen, in denen auch ein Kind getötet wird, stehen im Mittelpunkt der Berichterstattung. Clinton ruft zu neuen Gesprächen auf. In Gaza versammeln sich trauernde Palästinenser, die jugendliche Opfer der israelischen Gewalt beerdigen. Aus Gaza wird über einen palästinensischen Selbstmordanschlag berichtet. Nach den Freitagsgebeten steigern sich die Unruhen zu neuen schweren Auseinandersetzungen. In dieser Ereignislage trifft Bundeskanzler Schröder auf einer Nahostreise zum Staatsbesuch in Kairo ein. In Ramallah gibt es weitere Ausschreitungen mit Toten auf palästinensischer Seite. Schröder besucht den Libanon. In Jerusalem wird ein Israeli Opfer eines palästinensischen Anschlags. Barak verteidigt seine Politik in der Knesset und verurteilt die Palästinenser. 34

35 Schröder beendet nach weiteren Zwischenaufenthalten in Jordanien und Syrien seine Reise in Israel mit Friedensappellen. Er trifft in Gaza mit Arafat zusammen. Am folgenden Tag fordert in Jerusalem ein Bombenanschlag des islamischen Dschihad zwei Opfer. Kurze Beruhigungspausen wechseln sich mit gewaltsamen Ausschreitungen in den Autonomiegebieten täglich ab und fordern neue Tote und Verletzte. In Tel Aviv wird der Gedenktag an Rabin begangen. ( : Wo 45-47). Während die Luftwaffe palästinensische Verwundete aus Gaza ausfliegt, greifen israelische Kampfhubschrauber Bethlehem mit Raketen an. In Ramallah und Gaza gibt es erneut palästinensische Opfer der Kämpfe, zwei Palästinenser werden von israelischen Soldaten erschossen. In Tel Aviv stirbt Lea Rabin an Lungenkrebs, und bei Eilat wird eine Flugzeugentführung unblutig beendet. Einem Anschlag im Westjordanland fällt auch ein Deutscher zum Opfer. Während die Zahl der Toten und Verletzten weiter zunimmt, fordert Arafat die Palästinenser zur Beendigung der Gewalt auf. Doch die Ausschreitungen gehen weiter. In Gaza wird ein Bombenanschlag auf einen israelischen Schulbus verübt, auf den die israelische Luftwaffe mit Einsatz von Kampfhubschraubern zur Vergeltung auf Gaza- Stadt reagiert. Ägypten reagiert darauf mit Abzug seines Botschafters aus Israel. Ein weiterer Bombenanschlag auf einen Linienbus verursacht erneut Tote auf israelischer Seite. Während sich in den palästinensischen Autonomiegebieten und an der Grenze zum Libanon Anschläge und Vergeltungsschläge fortsetzen, trifft Arafat zu Gesprächen in Moskau ein. Arafat setzt seine diplomatische Aktivität bei König Abdullah in Jordanien fort. ( : Wo 48-50). Die weiter anhaltende Eskalation gewaltsamer Ausschreitungen führt zu weiteren Toten auf palästinensischer Seite, über deren Beisetzung berichtet wird. Diese Ereignisse werden begleitet von Auflösungsbestrebungen im israelischen Parlament und Diskussionen um Neuwahlen. Barak bemüht sich um Koalitionspartner und schlägt den Palästinensern ein Übergangsabkommen vor, um die Friedensgespräche neu zu beleben, stößt damit jedoch auf Ablehnung. In Jerusalem wird das Freitagsgebet zu Beginn des Ramadan von Gewalt begleitet. Nun soll eine internationale Kommission eingesetzt werden, um die Gewaltwelle zu untersuchen. Indessen greift das israelische Militär mit Hubschraubern palästinensische Aktivisten an. Im Zuge dieser Kämpfe kommt es wieder zu Toten und Verletzten. Im Westjordanland finden bei Beerdigungen getöteter Palästinenser Massenproteste gegen Israel statt. Barak reicht seinen Rücktritt ein, beabsichtigt aber, wieder für ein neues Parlament als Ministerpräsident zu kandidieren. Auch Netanjahu will für dieses Amt kandidieren. In Jerusalem trifft Barak die internationale Kommission, die ihre Arbeit zur Ursachenerforschung der Gewaltunruhen aufnimmt. Während in Hebron die Ausschreitungen andauern, empfängt Arafat in Gaza eine internationale Kommission. Die neuen Ausschreitungen fordern vier Tote unter palästinensischen Polizisten. ( : Wo 51-52). Das israelische Parlament stimmt für eine Änderung des Wahlrechts und begünstigt damit die Kandidatur für Netanjahu. Trotz weiterer Einsätze gegen die Palästinenser, bei denen in Ramallah ein Fatahaktivist von israelischen Soldaten getötet wird, erhält der Friedensprozess durch Clinton einen neuen Anstoß. In Tel Aviv zieht Netanjahu seine Kandidatur zurück, und das Parlament stimmt nun gegen vorgezogene Neuwahlen. Als weiterer Kandidat wird Peres angekündigt. Die UN will keine Beobachter in den Palästinensergebieten einsetzen. In den USA werden neue Friedensgespräche vorbereitet. 35

36 Arafat nimmt in Kairo zu den neuen US-Friedensvorschlägen Stellung. Wieder geht es dabei in erster Linie um den zukünftigen Status von Jerusalem. Und wieder gibt es Proteste gegen die US-Vorschläge. Neue Terroranschläge gegen Israel erhöhen die Spannungen, so dass ein Treffen zwischen Arafat und Barak in Ägypten nicht zustande kommt. Der Ausbruch einer neuen Gewaltserie, die auf der Seite der Palästinenser und bei den jüdischen Siedlern zu Toten führen, blockieren die Friedensinitiative. 2.3 Ereignisse im Jahr 2001 ( : Wo 1-3). In Nethanja fordern neue Bombenanschläge eine Reihe von Verletzten. Die von Clinton initiierten diplomatischen Bemühungen zur Friedenslösung werden von Arafat unter Vorbehalten akzeptiert, während in Israel die Sicherheitsvorkehrungen gegen Anschläge verstärkt werden. In Kairo trifft Arafat mit Vertretern der Arabischen Liga zusammen. In Jerusalem kommt es zu Massendemonstrationen gegen die Friedenspolitik Baraks und den US-Friedensplan, der die Teilung Jerusalems vorsieht. Die israelische Armee lockert die Grenzkontrollen zu den Autonomiegebieten der Palästinenser. Die Friedensgespräche sollen wieder aufgenommen werden. In Hebron wird bei Zusammenstößen mit Palästinensern ein bewaffneter Palästinenser getötet, und es kommt darauf zu neuen Ausschreitungen. In Nablus werden Todesurteile wegen Kollaboration vollstreckt. Die Friedensgespräche schwanken zwischen Stagnation und Fortsetzung. ( : Wo 4-5). Nach einem neuen Bombenanschlag auf einen israelischen Soldaten äußert sich Scharon pessimistisch zur Lösung des Konflikts. Arafat und Perez treffen beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos zusammen. In Israel gibt es erneut Tote und Straßenschlachten. Vor den Wahlen zeigt sich, dass Scharon in der Wählergunst weit vor Barak liegt. Die Palästinenser wollen ihre Proteste verstärken Beginn und Verlauf der Regierungsperiode von Scharon ( : Wo 6-7). In Israel gewinnt Ariel Scharon bei geringer Wahlbeteiligung mit hohem Vorsprung die Wahl zum Ministerpräsidenten. Nach der Wahl gibt es Bombenanschläge im orthodoxen Viertel von Jerusalem. Scharon bietet Barak das Verteidigungsministerium an. Die israelische Armee wird von einer UN-Expertenkommission überprüft. Bei andauernden Kämpfen zwischen Israelis und Palästinensern führt Scharon Koalitionsgespräche im Interesse der nationalen Einheit. Durch einen israelischen Raketenangriff wird Arafats Leibwächter getötet. Ein neuer Terroranschlag mit zahlreichen Toten in Tel Aviv erschwert die Friedensgespräche. Bei der Regierungsbildung kommt es zu einer großen Koalition von Arbeitspartei und Likud-Block. In Hebron entzünden sich neue Unruhen nach einer Beerdigung erschossener Palästinenser. Palästinenser demonstrieren gegen israelische Luftangriffe. ( : Wo 8-11). Barak entscheidet sich für einen Rückzug aus der Politik. Der neue Ministerpräsident Scharon will dem Friedensprozess weniger Gewicht beimessen. Nach dem Regierungswechsel in USA kommt der US-Außenminister Powell in den Nahen Osten und trifft mit Scharon und Arafat zusammen. In Camp David treffen sich der neue US- 36

37 Präsident Bush und der britische Premier Blair zu Gesprächen. Die Nahostreise Powells löst antiamerikanische Proteste aus. In Israel dauert der Bombenterror an. Berichtet wird ferner über die Regierungsbildung Scharons und über Finanzhilfen für die Palästinenserbehörde. In Netanja fordert ein Selbstmordanschlag mehrere Todesopfer. Die Orthodoxen unterstützen Scharon bei der Regierungsbildung. Nach Amtsübergabe präsentiert Scharon die neue israelische Regierung. Der israelische Verteidigungsminister Elieser wird beschossen. Arafat fordert Israel zur Fortsetzung der Friedensverhandlungen auf. Die israelische Armee umschließt Ramallah, es entzünden sich neue Unruhen. Im Westjordanland werden bei einer Explosion in einer Schule mehrere Kinder verletzt. Israel lockert daraufhin die Blockaden. ( : Wo 12-14). In Washington treffen sich Bush und Scharon zu Gesprächen über den Nahostkonflikt. In Israel beginnt eine neue Terrorwelle mit Bombenanschlägen. In Jerusalem fordert ein Selbstmordattentat mehrere Tote. Auf die eskalierende Gewalt im Westjordanland reagiert die israelische Armee mit Panzern gegen Heckenschützen. Trotz der neuen Gewaltopfer beginnen in Athen Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern. Die israelische Armee greift Orte im Gaza-Streifen an und beschießt eine palästinensische Delegation. Die israelische Regierung beabsichtigt, den Tempelberg für Juden freizugeben. ( : Wo 15-17). Die israelische Regierung will im Westjordanland neue Siedlungen bauen lassen. Die israelische Armee greift im Gaza-Streifen palästinensische Flüchtlingslager an. In Hebron greifen Palästinenser israelische Soldaten an. Mehrere Bombenanschläge fordern Verletzte. So werden die Ostertage in Israel von Gewalt beherrscht. Die israelische Armee greift Ziele im Libanon an, ebenso kommt es zur Konfrontation zwischen Israel und Syrien. Die israelische Armee besetzt den Gaza-Streifen. Das Ausland reagiert auf die israelische Politik mit Kritik. Die UN verurteilen die israelische Siedlungspolitik, US- Präsident Bush fordert Israel zur Zurückhaltung auf. Auf dem Tempelberg kommt es beim Freitagsgebet wieder zu Unruhen. Nach Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern über Sicherheitsvorkehrungen verübt ein Palästinenser ein Selbstmordattentat. Die Israelis erschießen einen palästinensischen Jungen im Gaza-Streifen. In Tel Aviv fordern neue Bombeanschläge Verletzungsopfer. In Teheran bekennt sich der Intifada-Gipfel für ein scharfes Vorgehen gegen Israel. In Gaza ruft die Hamas zum Kampf gegen Israel auf. Trotz der zugespitzten Situation kommt es wieder zu Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern über einen Waffenruhe. ( : Wo 18-19). Bayerns Ministerpräsident Stoiber besucht Israel und trifft dort auch mit Scharon zusammen. UN-Sekretär Solana verhandelt mit Scharon. Nach neuen gewaltsamen Auseinandersetzungen werden einem Waffenstillstand geringe Chancen eingeräumt. Die israelische Armee zerstört ein palästinensisches Flüchtlingslager. Peres besucht Bush in Washington. Der Papst setzt sich bei seinem Besuch in Syrien für mehr gegenseitiges Verständnis ein. Auf einer Trauerfeier in Gaza anlässlich des Todes eines Kleinkindes fordern die Palästinenser zur Rache auf. Während die Palästinenser in Ramallah gegen das Vorgehen der israelischen Armee protestieren, bringt Israel ein Waffenschmugglerschiff vor der Küste auf. Im Westjordanland werden mehrere Leichen ermordeter israelischer Jugendlicher gefunden. Während der blutige Straßenkrieg zwischen Israelis und Palästinensern mit Toten und Verletzten auf beiden Seiten andauert, wird in Berlin die neue israelische Botschaft eingeweiht. 37

38 ( : Wo 20-21). Israelische Soldaten töten mehrere Palästinenser. Im Westjordanland und im Gaza-Streifen nehmen die Unruhen zu. Ein weiteres Selbstmordattentat in Netanja fordert mehrere Tote. Die israelische Armee verübt massive Vergeltungsschläge. US-Außenminister Powell ruft zu bedingungsloser Waffenruhe auf. Scharon verteidigt Israels Militäreinsätze. Aus dem Ausland kommt scharfe Kritik an den israelischen Luftangriffen. Während Israel weiter Ziele im Gaza-Streifen bombardiert, verstärken die USA und die EU den Druck auf Scharon. Der Mitchell-Report soll Frieden für den Nahen Osten ermöglichen. Die israelische Armee wird nun zur Zurückhaltung aufgerufen. Bundespräsident Rau besucht Israel. Arafat hält sich zu Besuch in Paris auf. Die israelische Armee schießt ein libanesisches Flugzeug ab. Die Berichterstattung über den Nahostkonflikt und weitere Anschläge wird zeitweilig durch ein Aufsehen erregendes Unglück verdrängt: In Jerusalem stürzt bei einer Hochzeitsfeier die Decke eines Hochhauses ein und fordert zahlreiche Opfer. Bei den Rettungsmaßnahmen bieten auch die Palästinenser ihren Zivilschutz zur Hilfe an. Parallel zur Trauerfeier gibt es dennoch wieder Bombenanschläge. Der US-Gesandte Burns kommt zu Vermittlungsgesprächen nach Israel. ( : Wo 22-24). Während neue Terroranschläge gegen Israel stattfinden, spricht Burns mit Arafat. In Gaza entführen radikale Palästinenser zwei Journalisten. Auch Russland will im Nahostkonflikt eine Vermittlerrolle wahrnehmen. In Jerusalem wird ein Konrad- Adenauer-Zentrum eröffnet. Nach der Beisetzung von Feisal Husseini in Jerusalem, an der auch Außenminister Fischer teilnimmt, löst ein Selbstmordattentat in Tel Aviv weltweites Entsetzen aus. Die Stimmung in Israel wird von Trauer und Rache beherrscht. Die israelische Regierung weist die Armee wieder zu hartem Durchgreifen an. Fischer setzt sich als Vermittler für Frieden ein. Israelis und Palästinenser halten für einen Moment Waffenruhe. Jüdische Siedler gehen erneut gegen Palästinenser vor, so dass es in den Autonomiegebieten wieder zu neuen Zusammenstößen kommt. Während die USA ihre Vermittlungsbemühungen fortsetzen, werden drei Palästinenserinnen bei einem Raketenangriff getötet. Die EU setzt nun Beobachter in Israel ein. Die US-Vermittlung wird hingegen als gescheitert angesehen. Vorrübergehende Waffenruhe und neue Anschläge kennzeichnen die labile Situation. Außenminister Peres übt Kritik an Ministerpräsident Scharon. ( : Wo 25-28). Die israelische Regierung bestätigt einen Waffenstillstand. Daraufhin protestieren die Siedler gegen die Zurückhaltung Israels. Von palästinensischer Seite droht die Hamas wieder mit Anschlägen. Israel fordert Waffenruhe vor den neuen Friedensverhandlungen und erklärt den Ausnahmezustand für Hebron. Bush kritisiert Scharon wegen seiner Siedlungspolitik. Powell trifft Mubarak und dann Arafat. In Portugal beraten Arafat und Peres. Die israelische Armee beschießt eine syrische Radaranlage im Südlibanon. Arafat und Scharon streiten über die Einhaltung der Waffenruhe. Ein neuer Bombenanschlag in Israel macht den Waffenstillstand zunichte. Im Westjordanland wird ein jüdischer Siedler von Palästinensern erschossen. Scharon trifft bei einem Deutschlandbesuch in Berlin mit Schröder zusammen. Die Armee rechtfertigt ihr Vorgehen mit Verteidigung. In Gaza wird ein palästinensischer Junge erschossen. Die Hamas droht mit weiteren Selbstmordanschlägen. Ungeachtet des Nahostkonflikts kommt es in Israel wegen einer Wagner-Aufführung zu Protesten. Die Reihe der Selbstmordattentate setzt sich fort. Die israelische Armee zerstört nun palästinensische Wohnhäuser und ruft Proteste der Palästinenser hervor. Syriens Staatspräsident Assad wird in Berlin zum Staatsbesuch empfangen und trifft mit Außenminister Fischer zusammen. Im Gazastreifen und im Westjordanland liefern sich 38

39 Israelis und Palästinenser schwere Kämpfe. In Kairo trifft Arafat den israelischen Außenminister Peres. ( : Wo 29-31). In Nethanja ereignet sich eine Bombenexplosion. Zwei Palästinenser werden getötet. Die israelische Armee greift zur Vergeltung des palästinensischen Anschlags Bethlehem mit Kampfhubschraubern an und verstärkt die Truppen im Westjordanland. In Rom beraten die G8-Außenminister über den Nahostkonflikt. Im Westjordanland kommt es nach der Ermordung einer palästinensischen Familie zu schweren Unruhen. Von beiden Seiten werden die Kämpfe fortgesetzt. Weitere Explosionen fordern Tote und Verletzte. Die Angst vor Anschlägen in Israel nimmt wieder zu. EU- Beauftragter Solana fordert den Einsatz einer Friedenstruppe. Die israelische Armee zerstört einen Polizeiposten der Palästinenser. In Jerusalem kommt es auf dem Tempelberg anlässlich einer Grundsteinlegung zu schweren Ausschreitungen. Eine Bombenexplosion im Westjordanland hat mehrere Tote zur Folge. Die israelische Armee greift in Gaza das Polizei- Hauptquartier der Palästinenser an. In Nablus fordert ein israelischer Angriff auf das Hamas- Büro mehrere Tote. Westliche Staaten kritisieren das Vorgehen der Israelis. Radikale Palästinenser fordern den Heiligen Krieg gegen Israel. Am Rande wird von medizinischer Forschung aus Israel berichtet. Die israelische Regierung wehrt sich gegen die internationale Kritik. Arafat besucht in Italien den Papst und Premierminister Berlusconi. Im Westjordanland werden erneut Todesurteile wegen Kollaboration mit Israel gefällt. In Jerusalem sperren Sicherheitskräfte den Tempelberg. Nach Ausschreitungen in Hebron geht die Armee mit gezielten Angriffen gegen Terrorgruppen der Hamas vor. ( : Wo 32-33). Israel setzt Hamas-Aktivisten auf Fahndungslisten. Selbstmordattentate und Anschläge gegen Soldaten haben weitere Opfer zur Folge. Arafat sucht Kontakt mit den Radikalen. Bei einem Selbstmordattentat in Jerusalem gibt es mehrere Tote. Israel trauert um die Opfer und übt wieder Vergeltung für das Attentat. Die Besetzung des Orient-Hauses in Jerusalem provoziert Kritik. Es folgt ein weiteres Selbstmordattentat. In der israelischen Regierung besteht Uneinigkeit über das Vorgehen. In Jerusalem protestieren die Palästinenser vor dem Orient-Haus. In Gaza und im Westjordanland droht ein Generalstreik. Israel kündigt Verhandlungen über einen Waffenstillstand an. Die israelische Armee rückt in die palästinensische Stadt Dschenin ein und zerstört eine Polizeistation. Israelische Soldaten erschießen ein Fatah-Mitglied und beziehen Stellung vor Beit Dschala. Um sich vor Selbstmordanschlägen zu schützen, werden die Absperrungen im Westjordanland verstärkt. Der russische Präsident Putin fordert von Scharon ein Ende des Konflikts. Die Armee greift die Leibgarde Arafats an. ( : Wo 34-36). Der deutsche Außenminister Fischer will eine Vermittlerrolle im Nahostkonflikt übernehmen und trifft Scharon und Arafat in Israel. Währendessen gehen die wechselseitigen Gewaltakte weiter. Die Israelis töten wieder einen Fatah-Aktivisten. Die Palästinenser überfallen einen Militärposten in Gaza. Die Israelis antworten zur Vergeltung mit der Zerstörung von Häusern. Der Konflikt eskaliert weiter, als die Israelis mit Raketen das PFLP-Hauptquartier angreifen. Die Beisetzung des PFLP-Chefs Abu Ali Mustafa löst neue Ausschreitungen mit Toten und Verletzten aus. Die israelische Armee zieht sich aus Beit Dschalla zurück. Gewaltsame Auseinandersetzungen, Selbstmordanschläge und israelische Vergeltungsschläge durch das Militär wechseln sich weiterhin ab. Scharon trifft Putin in 39

40 Moskau. Die 36. Woche endet am Sonntag, den 9. September 2001 als Tag des Terrors in Israel. ( : Wo 37). Am Dienstag, den 11. September, wird der Anschlag auf das World Trade Center in York verübt. Israels Luftraum wird gesperrt. ( : Wo 38-52). In den folgenden Wochen bis zum Jahresende 2001 setzen sich die Mechanismen von Gewalt und Gegengewalt fort. Die Situation spitzt sich nochmals weiter zu, als Israel den Kontakt zu Arafat Mitte Dezember völlig abbricht und Arafat zu Weihnachten ein Reiseverbot nach Bethlehem erteilt. Arafat appelliert in einer Fernsehansprache an die Palästinenser. 2.4 Ereignisse im Jahr 2002 ( : Wo 1-13). Top-Ereignisse im ersten Quartal des Jahres 2002: Die Reihe von Bombenanschlägen und Selbstmordattentaten dauert weiter an. Unter den Vergeltungsschlägen der israelischen Armee markiert die Zerstörung der Landebahn des Flughafens von Gaza einen neuen Höhepunkt. Es kommt zu Protesten seitens der EU, die den Bau des Flughafens finanziert hat. Die internationale Kritik richtet sich sowohl auf Scharon als auch auf Arafat. Der Einmarsch in das palästinensische Flüchtlingslager Djenin, das die israelische Armee nach massiven Zerstörungen wieder verlässt und der Angriff auf Arafats Hauptsitz in Ramallah sind weitere Höhepunkte im israelischen Kampf gegen den alltäglichen Terror. 2.5 Folgerungen aus der Chronologie der Nachrichtenereignisse Das Spektrum der berichteten Ereignisse ist sehr heterogen und komplex. Die Phasen 1999 und 2000 enthalten eine beachtliche Handlungs- und Ereignisvielfalt, die sich nicht nur auf den Nahostkonflikt beschränkt, sondern auch Politik, Prominenz, Katastrophen, Innovationen in Wissenschaft und Forschung sowie Buntes aus dem Alltag umfasst. Mit zunehmender Verschärfung des Nahostkonflikts werden andere Themen seltener. Das in den Nachrichten verfügbare Zeitbudget wird zunehmend von Ereignissen mit direktem Konfliktbezug ausgefüllt. Mit zunehmender Konfliktstärke konzentriert sich die Berichterstattung auf Gewaltereignisse. Es entsteht ein labiles Gleichgewicht von Gewalt und Gegengewalt, das sich selbstverstärkend fortbewegt und ständig neu durch Anspruch auf Vergeltung legitimiert. Die Abfolge der chronologisch aneinander gereihten Ereignisse zeigt gerade in der sprachlichen Verkürzung ohne Bewertungen und ohne emotional aufgeladene Bilder, in welcher Dynamik die Aktionen und Reaktionen des Nahostkonflikts ineinander greifen. Dabei wird es zunehmend schwieriger, zwischen Aktion und Reaktion unterscheiden zu können. 40

41 Die Struktur des Konfliktverlaufs hat mindestens zwei Ebenen: 1. die Handlungsebene der internationalen Spitzendiplomatie und 2. die Ebene der organisierten Aktivisten als Vertreter gegensätzlicher radikaler Interessen. Im kontinuierlichen Ereignisverlauf wird deutlich: Anschläge entweder von palästinensischen radikalen Gruppierungen (Hisbollah, Hamas, Fatah u.a.) oder von radikalen israelischen Gruppierungen (orthodoxe und rechtsextreme Juden, jüdische Siedler) treten häufig in zeitlichem Zusammenhang mit den Friedensgesprächen auf, und zwar besonders dann, wenn Entscheidungen mit Konsequenzen für die eine oder die andere Seite bevorstehen. Sie beeinflussen durch ihre Aktionen die Entscheidungen und den Konfliktverlauf. Eine Trennung zwischen der politischen Ära Baraks und der daran anschließenden Ära Scharons ist nicht durch pauschale Zuordnung von Frieden und Krieg zu charakterisieren. Zwar fällt der Friedensprozess voll in die Regierungsperiode Baraks, nach dem gescheiterten Abschluss schlägt dieser Prozess jedoch unter Barak in eine wachsende Eskalation der Gewalt um. Scharon übernimmt gewissermaßen die Hoffnungslosigkeit einer enttäuschten israelischen Gesellschaft, die innenpolitische Erwartungen an einen Strategiewechsel knüpft. Die Erfüllung dieses Strategiewechsels beschleunigt während der Regierungsperiode Scharons weiter die Gewaltdynamik. 41

42 3. Profile der kontinuierlichen Nahostberichterstattung Um einen ersten quantitativen Überblick über das Nachrichtenangebot zum Thema Nahost zu vermitteln, werden zunächst einige Basisdaten vorgestellt, die den Rahmen der Vollerhebung abstecken und die Größenordnungen veranschaulichen (Tab. 1). Tabelle 1 Basiswerte der Nahostberichterstattung in den Hauptnachrichten von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und SAT Nachrichten Gesamt Gesamt Tage 1095 Sendungen 4380 Beiträge Nahost ARD RTL SAT1 ZDF Gesamt Anzahl Beiträge Gesamt %-Anteil des Senders ,1 15,0 23,5 30,5 100, ,7 22,2 14,3 30,8 100, ,0 21,1 15,9 32,0 100,0 Gesamt 31,6 20,4 16,7 31,3 100,0 %-Anteil des Jahres ,2 12,8 24,6 17,0 17, ,3 39,2 31,1 35,5 36, ,5 48,0 44,3 47,5 46,4 Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Sekunden Beiträge Gesamt Anzahl der Tage mit Beiträgen Gesamt Durchschnittsdauer pro Berichterstattungstag Sek/Tag Gesamt ZuschauerMio pro Berichterstattungstag ,13 4,25 1,91 5, ,17 4,19 1,81 4, ,83 3,69 2,00 4, : Basis der Sekundendauer 35 Wochen 42

43 Den Basisdaten ist zu entnehmen, wie sich die wichtigsten Eckwerte des Angebotsumfangs und der Zuschauerzahlen insgesamt und bei den einzelnen Sendern in den Jahren 1999 bis 2001 verändert haben. 3.1 Entwicklung des Umfangs der Nahostberichterstattung Ein quantitatives Kriterium zur Darstellung des Berichterstattungsumfangs in den Nachrichtensendungen liefert die Anzahl der Beiträge, die sich mit dem Thema Nahost befassen. Bei der thematischen Abgrenzung bleiben unterschiedliche redaktionelle Darbietungsformen (Meldung, Filmbericht etc.), nach denen ein Beitrag in der Detailanalyse weiter zerlegt werden kann, vorerst unberücksichtigt. Ermittelt wird lediglich, ob bzw. wie viele Beiträge dem Thema Nahost zuzuordnen sind. Überwiegend kommt das Thema nur als ein Beitrag in einer Sendung vor, es sei denn, es handelt sich um mehrere von einander unabhängige Nahostthemen oder ein bedeutsames Ereignis, das mehr als einen Themenschwerpunkt hat und infolgedessen auch redaktionell in mehrere Themenbeiträge aufgeteilt ist. Auch Trailer werden als Beiträge gezählt. Legt man die Anzahl der Beiträge zugrunde und verfolgt das Wachstum der Nahostberichterstattung seit Beginn des Jahres 1999 bis zum Ende des Jahres 2001, so ist festzustellen, dass der Berichterstattungsumfang im Jahr 2000 einen sprunghaften Zuwachs zu verzeichnen hat (Abb. 1). 43

44 Abbildung 1 Gesamtzahl der Nahostbeiträge in den Hauptnachrichten 1999 bis Anzahl der Beiträge Lag die Anzahl der Beiträge im Jahr 1999 noch bei 341, war bereits im Jahr 2000 ein Anstieg auf 704 Beiträge und damit mehr als eine Verdoppelung zu verzeichnen. Im Jahr 2001 zeigt sich ein weiterer Zuwachs auf insgesamt 906 Nahostbeiträge. Dieser Anstieg ist bei allen vier Sendern im Trend ähnlich verlaufen. Dabei zeigt sich allerdings, dass ARD und ZDF wesentlich häufiger über den Nahen Osten berichten als RTL und SAT.1. Die beiden öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen stimmen darin auch nahezu überein, während RTL in den Jahren 2000 und 2001 deutlich vor SAT.1 rangiert (Abb. 2). 44

45 Abbildung 2 Anzahl der Nahostbeiträge in den Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL und SAT.1 im Zeitraum 1999 bis 2001 Anzahl der Beiträge ARD RTL SAT1 ZDF Abbildung 3 Anzahl der Berichterstattungstage mit Nahostbeiträgen in den Hauptnachrichten 1999 bis 2001 Anzahl der Berichterstattungstage ARD RTL SAT1 ZDF

46 Ein ähnliches Bild von der Angebotsentwicklung ergibt sich, wenn man den quantitativen Anstieg anhand der Anzahl der Berichterstattungstage darstellt (Abb. 3). Hierbei fallen die Unterschiede in der Berichterstattungshäufigkeit zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern etwas geringer aus. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass weniger die Anlässe, sondern die Intensität der Berichterstattung bei ARD und ZDF zu einer höheren Beitragszahl führen. Dies erklärt sich zum Teil daraus, dass bei wichtigen Ereignissen Schaltgespräche mit Auslandskorrespondenten häufiger als eigenständige Beiträge erfasst worden sind. Ein weiteres Kriterium zur Beschreibung der quantitativen Entwicklung der Nahostberichterstattung ist die durchschnittliche Dauer der Beiträge. Ermittelt man für die vier Nachrichtensendungen die Beitragsdauer in Sekunden, zeigt sich auch hier bei allen Sendern eine Anstiegstendenz, die von 1999 auf das Jahr 2000 ähnlich ist. Bei den privaten Sendern hält sie auch im Jahr 2001 weiter an, während sie bei den öffentlich-rechtlichen eher stagniert (Abb. 4). Abbildung 4 Durchschnittliche Sekundendauer der Nahostbeiträge pro Berichterstattungstag in den Hauptnachrichten 1999 bis 2001 Fehler! Keine gültige Verknüpfung. Über die gesamte Zeitspanne gesehen variiert die durchschnittliche Berichterstattungsdauer zwischen ca. 40 und 90 Sekunden pro Beitrag. In allen Jahren verwenden ARD und ZDF durchgängig mehr Sendezeit für die Nahostberichterstattung als RTL und SAT.1. Dies spricht für den bekanntlich höheren Politikanteil in öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen allgemein und unterstreicht hier noch einmal die Intention bei ARD und ZDF, in der Auslandsberichterstattung durchgängig allen Themen also nicht nur den gewalthaltigen Ereignissen relativ mehr Zeit einzuräumen. 3.2 Zuschauerreichweite Ein ungefähres Bild von der Verbreitung der kontinuierlichen Berichterstattung über den Nahostkonflikt erhält man, wenn man die Zuschauerzahl der Hauptnachrichten betrachtet. Vergleicht man die durchschnittliche Zuschauerzahl pro Berichterstattungstag über Nahost, ergeben sich für die drei Jahre folgende Werte (Abb. 5). 46

47 Abbildung 5 Zuschauerzahl der Nahostbeiträge in den Hauptnachrichten ZuschauerMio pro Berichterstattungstag 7,00 6,00 6,13 6,17 5,83 5,00 5,01 4,79 4,00 3,00 4,25 4,19 4,42 3,69 ARD RTL SAT1 ZDF 2,00 1,91 1,81 2,00 1,00 0, Bei der Tagesschau (ARD/Das Erste) variiert die Zuschauerzahl im Bereich zwischen 5,83 und 6,17 Mio., gefolgt von heute (ZDF) zwischen 4,42 und 5,01 Mio., danach rangiert RTL aktuell zwischen 3,69 und 4,26 Mio., und in weiterem Abstand folgt 18:30 (SAT.1) zwischen 1,81 und 2,00 Mio. Zuschauern pro Tag. ARD und ZDF bieten somit nicht nur den größten Berichterstattungsumfang zum Thema Nahost, sondern sie werden erwartungsgemäß auch von wesentlich mehr Zuschauern regelmäßig gesehen. 3.3 Umfang der Nahostberichterstattung im Wochenverlauf Die kontinuierliche Informationsvermittlung über das aktuelle Geschehen im Nahen Osten weist ereignisbedingte Schwankungen und Schwerpunkte auf, die sich veranschaulichen lassen, wenn man Jahresgesamtwerte in kürzeren Zeitintervallen betrachtet. Die folgenden Abbildungen zeigen die durchschnittliche Anzahl der Nahostbeiträge pro Woche in den Jahren 1999, 2000 und Ausgewiesen wird jeweils die Gesamtzahl der Beiträge aller vier Sender pro Kalenderwoche 1-52 (Abb. 6-8). 47

48 Abbildung 6 Anzahl der Nahostbeiträge pro Woche im Jahr 1999 Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL und SAT Nahostbeiträge pro Woche Anzahl Woche Abbildung 7 Anzahl der Nahostbeiträge pro Woche im Jahr 2000 Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL und SAT Nahostbeiträge pro Woche Anzahl Woche 48

49 Abbildung 8 Anzahl der Nahostbeiträge pro Woche im Jahr 2001 Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL und SAT Nahostbeiträge pro Woche Anzahl Woche Diese Art der Betrachtung ermöglicht nun, einen engeren Bezug zum zeitlichen Ablauf der Ereignisse in Nahost herzustellen. Dabei ist vor allem von Interesse, welche Zusammenhänge zwischen den Ereignissen und den Schwankungen bzw. Schwerpunkten der Berichterstattung bestehen. So zeigt sich beispielsweise ein sprunghafter Anstieg der Berichterstattung in der 39. Woche des Jahres In diese Phase fällt das Ereignis gewaltsame Unruhen auf dem Tempelberg und der Beginn der zweiten Intifada, die in den nachfolgenden Wochen 40 bis 44 zu Spitzenwerten im Umfang der Berichterstattung führt. Diese auf die Beitragsanzahl gestützte Langzeitbetrachtung führt zu einem ähnlichen Bild, wenn man die Sekundendauer der Berichterstattung pro Woche zugrundelegt (Abb. 9-11). 49

50 50

51 Abbildung 9 Sekundendauer der Nahostbeiträge pro Woche im Jahr Berichterstattungsumfang in Sekundendauer Sekunden Woche Abbildung 10 Sekundendauer der Nahostbeiträge pro Woche im Jahr Berichterstattungsumfang in Sekundendauer Sekunden Woche 51

52 Ein anschaulicher Beleg dafür, wie stark neben dem Konflikt auch der Faktor Prominenz den Umfang der Berichterstattung beeinflusst, zeigt sich am Beispiel der 12. Woche im Jahr Im Umfeld sehr niedriger Werte erreicht die Berichterstattung hier einen ungewöhnlichen Spitzenwert. Er kommt zustande durch das Ereignis Papst auf Pilgerreise im Nahen Osten. Für das Jahr 2001 liegen kontinuierliche Zeitmessungen der Nahostbeiträge auf Vollerhebungsbasis nur bis Ende August vor, also einschließlich der Woche 34. Abbildung 11 Sekundendauer der Nahostbeiträge pro Woche im Jahr / W 1-34 Berichterstattungsumfang in Sekundendauer Sekunden Woche Beide Kriterien, Anzahl und Dauer der Beiträge, führen zu ähnlichen Verläufen, da sich der Spielraum für eine zeitliche Ausweitung der Beiträge in den Hauptnachrichten in Grenzen hält. Außergewöhnliche Ereignisse von hoher Relevanz erhalten in der Regel zusätzliche Sendezeit in Spezial-Sendungen, die an die Nachrichten anschließen. 3.4 Inhaltliche Schwerpunkte der Nahostberichterstattung Die Nahostberichterstattung in den Nachrichtensendungen beschränkt sich nicht allein auf den Nahostkonflikt, sondern sie ist allgemein definiert als Berichterstattung aus einer geografischen Region, aus der kontinuierlich über relevantes Geschehen sowohl von Nachrichtenagenturen als auch von Korrespondenten - berichtet wird. Alle Ereignisse und Themen haben daher eine Chance Gegenstand der Berichterstattung zu werden. Dass hierbei eine disproportionale Selektion stattfindet, erklärt sich hauptsächlich aus den Mechanismen der Nachrichtenfaktoren. 52

53 Beschreibt man die Berichterstattung aus einer inhaltlich breiten Perspektive und verwendet hierzu allgemeine Inhaltskategorien, wie sie auch zur Inhaltsbeschreibung der Gesamtnachrichtensendung verwendet werden, ergibt sich für die Berichterstattung über die Region Nahost zwar ein inhaltlich breites Spektrum, im wesentlichen reduziert sich die Nahostberichterstattung aber auf zwei Schwerpunkte: 1. Politik im engeren Sinne und 2. Unruhen/Militär/Krieg (Abb. 12). Abbildung 12 Inhaltliche Schwerpunkte der Nahostberichterstattung 1999 bis August 2001 Fehler! Keine gültige Verknüpfung. Zu dieser Inhaltsstruktur für den Gesamtzeitraum von 1999 bis einschließlich 34. Woche 2001 gelangt man, wenn den Beiträgen jeweils nur eine der ausgewiesenen Kategorien zur Beschreibung des Hauptthemas zugeordnet wird, ohne thematische Nebenaspekte mit zu berücksichtigen. An dieser Themenverteilung wird deutlich, wie stark sich die Nahostberichterstattung auf wenige Ereignisbereiche konzentriert. Dabei ist zunächst nicht überraschend, dass in der Auslandsberichterstattung der Hauptnachrichten dem politischen Geschehen und den Konflikten in anderen Ländern die höchste Priorität zukommt. Allenfalls der Tod eines ranghohen Repräsentanten, Katastrophen von größerem Ausmaß, bahnbrechende Innovationen oder außergewöhnliche Sportereignisse finden in den Nachrichten noch Beachtung. Andere Themenbereiche bleiben hier randständig, da sie in der Regel in anderen Sendungsformen behandelt werden. Reduziert man die Inhaltsstruktur in einem weiteren Schritt auf drei Themenbereiche: 1. Politik 2. Unruhen/Militär/Krieg und 3. Sonstiges und betrachtet die Entwicklung im Jahresvergleich dabei ist das Jahr 2001 wieder auf die Wochen 1-34 beschränkt ergibt sich folgendes Bild (Abb. 13). 53

54 Abbildung 13 Thementrend der Nahostberichterstattung 1999 bis August 2001 Gesamtzahl der Nahostbeiträge /W34 100% % Beitragsanzahl in Prozent 60% 40% Sonstige Themen Unruhen/Militär/Krieg Politik i.e.s % % /1-34 Jahre Die Berichterstattung weist auf einen Thementrend hin, der sich von Beginn des Jahres 1999 bis Ende August 2001 deutlich gewandelt hat. Dieser Trend wird zunehmend von Themen der Kategorie Unruhe/Militär/Krieg bestimmt. Ihr Anteil steigt von 20 Prozent im Jahr 1999 auf 55 Prozent im Jahr Verdrängt werden umgekehrt die Themen der Kategorie Politik sie gehen von 56 Prozent im Jahr 1999 auf 33 Prozent im Jahr 2001 zurück und ebenso die unter der Kategorie Sonstiges subsumierten Themen sie gehen von 23 Prozent auf 12 Prozent zurück. Bereits diese grobe Beschreibung der Themenentwicklung weist auf eine dramatische Veränderung der Nahostberichterstattung hin. 3.4 Politik versus Unruhen als Themenschwerpunkte im Zeitverlauf Die Veränderungen im Thementrend der Nahostberichterstattung verdienen eine genauere Betrachtung. Denn erst die zeitlich differenziertere Verteilung zeigt auch hier wieder, welchen Ereignisbezug die Veränderungen haben. Dabei wird vor allem deutlich, dass der prozessuale Charakter der Ereignisabfolge eine zentrale Voraussetzung ist, um die Berichterstattung zu verstehen. Im Folgenden werden die Beiträge mit Themenschwerpunkt Politik und die Beiträge mit Themenschwerpunkt Unruhen/Militär/Krieg jeweils für die Jahre 1999, 2000 und 2001 (Wo 1-34) im zeitlichen Verlauf gegenübergestellt. Der Berichterstattungsumfang wird dabei als Sekundendauer pro Woche ausgewiesen (Abb ). 54

55 Abbildung 14 Entwicklungsverlauf der dominanten Themen Politik versus Unruhen im Jahr Politik vs. Unruhen Sekundendauer der Beiträge Sekunden Wochen 101 Politik i.e.s. 102 Unruhen/Militär/Krieg 55

56 Abbildung 15 Entwicklungsverlauf der dominanten Themen Politik versus Unruhen im Jahr Politik vs. Unruhen Sekundendauer der Beiträge Sekunden Wochen 101 Politik i.e.s. 102 Unruhen/Militär/Krieg 56

57 Abbildung 16 Entwicklungsverlauf der dominanten Themen Politik versus Unruhen im Jahr W 1-34 Politik vs. Unruhen Sekundendauer der Beiträge Sekunden Woche 101 Politik i.e.s. 102 Unruhen/Militär/Krieg Deutlich zeigt sich hier, dass von wenigen Ereignisfällen und Phasen abgesehen die Politik allgemein sowie die internationale Diplomatie während des Zeitraums von Beginn 1999 bis einschließlich der 38. Woche 2000 weitgehend dominierten. Die herausragenden politischen Ereignisse im Jahr 1999 waren in der 5. Woche der Tod des jordanischen Königs Hussein, in der 20. Woche die Wahl Baraks zum neuen Ministerpräsidenten in Israel und in der 35. Woche das Wye-Abkommen und der Friedensprozess, in die 44. Woche fällt das Gipfeltreffen von Oslo. Große Beachtung erhalten Politikthemen in der Berichterstattung auch im Jahr In der 1. Woche stehen die israelisch-syrischen Friedensverhandlungen im Mittelpunkt. In die 23. Woche fällt der Tod des syrischen Präsidenten Assad. Die Wochen 28 bis 31 werden vom Friedensgipfel in Camp David geprägt. In den Wochen 40 bis 44 erlangt die Politik durch Bemühungen der internationalen Diplomatie um eine Begrenzung der gewaltsamen Konflikte in Israel umfangreiche Berichterstattung. In der 52. Woche führt der Clinton-Plan zur Lösung des Konflikts zu großer Aufmerksamkeit in der Berichterstattung. Auch im Jahr 2001 bestimmt in der 1. Woche mit Arafats Besuch in Washington noch einmal der Clinton-Friedensplan die Politikberichterstattung. Den mit Abstand höchsten Ausschlag für Politikthemen erhält in der 6. Woche die Wahl Scharons zum neuen Ministerpräsidenten in Israel. Im weiteren Verlauf bis zur 34. Woche bleibt der Umfang der Politikthemen zwar relativ konstant, aber nur etwa auf dem Niveau der Wochen 47 bis 51 des Jahres Erwähnenswerte Ereignisse mit höheren Politikanteilen beschränken sich auf die 23. Woche 57

58 Bundesaußenminister Fischers erste Nahostreise und die 34. Woche Fischers zweite Nahostreise. Die Politikberichterstattung erhält somit ihre stärksten Impulse durch Wahlen und Regierungswechsel in Israel, die internationale Friedensdiplomatie mit spektakulären Gipfeltreffen und außenpolitische Aktivitäten deutscher Spitzenpolitiker. Verfolgt man die Berichterstattung über Unruhen, so lassen sich im Jahr 1999 nur wenige Wochen feststellen, in denen dieser Themenbereich wahrnehmbar wird. Dabei entfallen auf diese Themen nur relativ schwach ausgeprägte Anteile. In der 9. Woche sind dies noch in der Regierungsphase Netanjahus Berichte über israelische Militäraktionen gegen die Hisbollah an der Grenze zum Libanon. In der 25. Woche nach Beginn der Regierungsperiode von Barak sind es Berichte über israelische Luftangriffe auf den Libanon. Erst im Jahr 2000 erhält der Themenbereich Unruhen/Militär/Krieg in der 20. und 21. Woche durch Berichte über palästinensische Ausschreitungen in den Autonomiegebieten und dem israelischen Truppenrückzug aus dem Süd-Libanon ein nennenswertes Gewicht. Während der nachfolgenden Wochen, in denen die Friedensverhandlungen von Camp David die Berichterstattung beherrschen, aber auch noch weitere Wochen, in denen das Scheitern von Camp David offenbar war, gibt es nahezu keine Berichte über Unruhen in Israel. Erst die Ereignisse in der 39. Woche, die den Beginn der 2. Intifada kennzeichnen, leiten eine starke und über mehrere Wochen anhaltende Phase ein, in der die Berichterstattung von Unruhen, Ausschreitungen und militärischen Aktionen geprägt wird. Die Intensität dieser Berichterstattung geht zum Jahresende hin tendenziell zurück. Diese rückläufige Tendenz hält auch zu Beginn des Jahres 2001 weiter an. Erst nach der Wahl von Scharon erhält die Berichterstattung über den Themenbereich Unruhen/Militär/Krieg einen deutlichen Anstieg. Hohe Aufmerksamkeit findet in der 7. Woche der von einem israelischen Raketenangriff verursachte Tod eines Leibwächters von Arafat. Über die weiteren Wochen gesehen, kommt es zwar immer wieder zu Schwankungen im Berichterstattungsumfang, insgesamt zeichnet sich jedoch bis zur 34. Woche ein steigender Trend der Berichterstattung über Unruhen und Militäraktionen ab. Der Höhepunkt mit noch stärkeren Ausschlägen als in den Wochen zu Beginn der Intifada liegt in der 32. Woche des Jahres Im Mittelpunkt stehen palästinensische Selbstmordanschläge und israelische Vergeltungen durch das Militär. Was die aggregierten Daten über die Relation von Politik und Unruhen nicht erkennen lassen, zeigt sich somit erst im zeitlichen Verlauf der Wechselbeziehungen zwischen der politischen Handlungsebene und der Ebene der Unruhen und gewaltsamen Aktivitäten. Dabei sind insbesondere die Schnittstellen oder Umschlagzonen von Interesse. Am deutlichsten wird dies bei Beginn der zweiten Intifada und bei Scharons Wahl zum Ministerpräsidenten. 3.5 Handlungsbeteiligung von Israelis und Palästinensern Ein anderer Aspekt, der in der langfristigen Betrachtung der Berichterstattung von Interesse ist, ergibt sich aus der Frage, welche Seite der Konfliktparteien mehr Beteiligung an der Berichterstattung erlangt, die israelische oder die palästinensische Seite? Unterscheidet man zwischen Subjekten und Objekten der Handlung, fragt also, wer das berichtete Ereignis initiiert hat bzw. daran aktiv und wer reaktiv beteiligt ist, lässt sich ein 58

59 Bild von der Präsenzstärke der Israelis und Palästinenser gewinnen. In den folgenden Abbildungen 17 und 18 werden die Beiträge gewichtet mit der Sendedauer dargestellt, in denen Israelis und Palästinenser einmal als dominantes Subjekt (Abb. 17) und einmal als dominantes Objekt (Abb. 18) in der Berichterstattung erscheinen. Aus der Häufigkeit bzw. Dichte sowie aus der Stärke der jeweiligen Ausschläge zur Seite der Israelis und zur Seite der Palästinenser lässt sich ersehen, welche Gruppierung zu welcher Zeit während der Jahre 1999 bis August 2001 in welcher Handlungsrolle in der Berichterstattung präsent war. Abbildung 17 Präsenz von Israelis und Palästinensern als Subjekt der Handlung 1999 bis 2001 Israelis und Palästinenser als Subjekt der Handlung Sekundendauer der Beiträge Israelis Palästinenser Abbildung 18 Präsenz von Israelis und Palästinensern als Objekt der Handlung 1999 bis

60 Israelis und Palästinenser als Objekt der Handlung Sekundendauer der Beiträge Israelis Palästinenser Die Israelis haben als Subjekt der Handlung über den gesamten Beobachtungszeitraum gesehen ein deutliches Übergewicht in der Berichterstattung. Dies zeigt anschaulich im langfristigen Verlauf der Berichterstattung, aber auch in der Gesamtrelation der Beitragsdauer. Auf die Israelis entfallen Sekunden und auf die Palästinenser Sekunden. Dies entspricht einer Relation von 1,6:1 zugunsten der Israelis. Betrachtet man die Anteile der beiden Seiten als Objekt der Handlung, ergibt sich nur ein schwaches Übergewicht für die Israelis. Als Objekt der Handlung entfallen insgesamt Sekunden auf die Israelis und Sekunden auf die Palästinenser. Dies entspricht einer Relation von 1,1:1. Im zeitlichen Verlauf gesehen haben die Israelis bis zum Beginn der Intifada deutlich mehr Anteile und damit internationale Aufmerksamkeit an der Berichterstattung als die Palästinenser. Die Gründe hierfür liegen in erster Linie darin, dass sich die Berichterstattung auch mit der israelischen Politik und anderen Ereignissen befasst, an denen nur Israel beteiligt ist. Auf Seiten der Palästinenser konzentriert sich die Beteiligung an der Berichterstattung stärker als bei den Israelis auf die Zeit nach Beginn der Intifada. Während Israel auch ohne den Nahostkonflikt Berichtenswertes bietet, beschränkt sich die Präsenz der Palästinenser auf ihre Aktivitäten im Konflikt, entweder im Kontext der Friedensverhandlungen oder im Kontext der Unruhen. Dabei erhöht sich ihre Präsenz sowohl als Subjekt als auch als Objekt vor allem im Zusammenhang mit Gewalt. Die israelische Handlungsdominanz dürfte vor allem auch daraus resultieren, dass ein Staat mit seinen Institutionen, seiner hochentwickelten Infrastruktur und seinen internationalen Beziehungen unter normalen Bedingungen mehr Berichterstattungsanlässe bietet, als es die 60

61 palästinensischen Autonomiegebiete vermögen. Hinzu kommen als weitere Gründe die enge Beziehung Deutschlands zu Israel, zeitgeschichtlich bedingte Anlässe aus gemeinsamer Vergangenheit (z.b. Holocaust) und nicht zuletzt die Standorte der Korrespondenten. 3.6 Entwicklungstendenz von Frieden und Konflikt Reduziert man die Berichterstattung auf die Handlungen, die unmittelbar mit dem Nahostkonflikt zu tun haben und unterscheidet zwischen solchen Beiträgen, in denen hauptsächlich über Frieden bzw. auf Entspannung gerichtete Handlungen berichtet wird und solchen Beiträgen, in denen hauptsächlich über kriegerische bzw. auf Spannung gerichtete Handlungen berichtet wird, lässt sich ein Bild von der Konflikttendenz gewinnen. Die Gegenüberstellung der beiden konträren Handlungsweisen veranschaulicht Abbildung 19. Auch hier werden die Beiträge, in denen entweder Berichte über Handlungen der Entspannung oder Berichte über Handlungen der Spannung und Konfrontation dominieren, mit der Sendedauer gewichtet gegenübergestellt. Dabei zeigt sich im zeitlichen Verlauf folgende Entwicklung: 61

62 Abbildung 19 Dominanz von Spannung und Entspannung 1999 bis 2001 Konflikt-Tendenz Spannung versus Entspannung Beitragsdauer in Sekunden Spannung Entspannung Auf die gesamte Zeitspanne von 1999 bis August 2001 bezogen ergibt sich numerisch ein starkes Übergewicht für eine auf Spannung gerichtete Berichterstattung. Auf Spannung entfallen insgesamt Sekunden, auf Entspannung nur Sekunden. Dies entspricht einer Relation von 4,9:1. Mit anderen Worten, die Berichterstattung wendet für Unruhen, Ausschreitungen und aggressive militärische Aktionen etwa fünfmal so viel Sendezeit auf wie für Friedensverhandlungen und auf Entspannung gerichtete Aktionen. Betrachtet man dagegen nur die Zeitphase von 1999 bis Ende September 2000, also die überwiegend von der Ära Barak geprägte Zeit vor Beginn der Intifada, halten sich Spannungsund Entspannungstendenzen auf gemäßigtem Niveau in etwa die Waage. Nach Beginn der Intifada nehmen die Entspannungstendenzen ab und die Spannungstendenzen extrem zu. 3.7 Entwicklungstendenz von Aggressor- und Opferrollen Beiträge mit Konflikttendenz zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass Konfliktgegner in der Berichterscheinung auftreten, denen entweder eine dominante Täter- bzw. Aggressorrolle oder eine dominante Opferrolle zugeschrieben werden kann. Eine Aggressorrolle trifft dann zu, wenn die handelnde Konfliktpartei durch ihre Aktionen den Konfliktgegner angreift, seine Rechte verletzt oder ihn erheblich bedroht. Eine dominante Opferrolle trifft dann zu, wenn eine Konfliktpartei durch das Handeln des Aggressors 62

63 betroffen ist. Für die Zuschreibung der Aggressorrolle ist es unerheblich, mit welcher Begründung das Handeln legitimiert wird. Ausschlaggebend ist nur das Handeln selbst. Vergleicht man nun, welche Anteile die Israelis und die Palästinenser in dieser Konfliktberichterstattung als Aggressor und als Opfer haben, ergibt sich folgendes Bild (Abb. 20 und 21): 63

64 Abbildung 20 Präsenz von Israelis und Palästinensern als Konflikt-Aggressor 1999 bis Israelis und Palästinenser als Konflikt-Aggressor Sekundendauer der Beiträge Israelis Palästinenser Abbildung 21 Präsenz von Israelis und Palästinensern als Konflikt-Opfer 1999 bis 2001 Israelis und Palästinenser als Konflikt-Opfer Sekundendauer der Beiträge Israelis Palästinenser 64

65 Bei einer quantitativen Gegenüberstellung von Israelis und Palästinensern in der Rolle als Konflikt-Aggressor bezogen auf den gesamten Zeitraum ergeben sich für die Israelis Sekunden und für die Palästinenser Sekunden der Berichterstattung. Das bedeutet, die Palästinenser haben in der Berichterstattung bei einer Relation von 1,2:1 ein schwaches Übergewicht in der Aggressorrolle. Die zeitliche Verteilung der Aggressorrolle auf israelischer und palästinensischer Seite zeigt in etwa den Entwicklungsprozess, den aktive und reaktive Handlungen nehmen. Dabei wird auch deutlich, wie schwierig es ist, bei zunehmender Konfliktintensität zwischen Tat und Vergeltung zu unterscheiden. Während der Phase vor Beginn der Intifada sind die Beiträge, in denen Aggressorrollen vorkommen, auf beiden Seiten relativ selten und schwach ausgeprägt. Ein starker Ausschlag ist für Israelis in der Aggressorrolle Ende Juni 1999 (25.6.) zu verzeichnen. Dabei handelt es sich um eine ausgiebige Berichterstattung über einen israelischen Luftangriff auf den Libanon, der als Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah legitimiert wird. Zu starken Ausschlägen auf der Seite der Palästinenser kommt es erst zu Beginn der Intifada. Die Aggressorrolle der Palästinenser bleibt von da an auf einem relativ hohen Niveau und erreicht einen extremen Ausschlag im August 2001 (9.8.), als es durch ein palästinensisches Selbstmordattentat in Jerusalem zu mehreren Toten kommt. Die Aggressorrolle der Israelis folgt in dieser Phase zeitlich den Palästinensern. Sie ist in der frühen Phase der Intifada noch relativ schwach ausgeprägt, erhält dann aber ein zunehmend stärkeres Gewicht. In dieser Phase der Intifada liegen die Ausschläge beider Seiten zum Teil so nah beieinander, dass sich Aktion und Reaktion kaum mehr unterscheiden lassen. Zudem wechselt die zeitliche Abfolge von Israelis und Palästinensern in Aggressorrollen. Der in der Berichterstattung stark beachtete Selbstmordanschlag vom 9. August ist auf israelischer Seite umgeben von einer dichten Anhäufung aggressiver Aktivitäten und zeigt die Komplexität der Konfliktabläufe besonders augenfällig. Betrachtet man die Opferrolle auf beiden Seiten und stellt auch hierfür eine Gesamtbilanzierung auf, kann man numerisch auf ein ausgewogenes Verhältnis verweisen. In der Opferrolle ergeben sich für die Israelis insgesamt Sekunden und für die Palästinenser Sekunden. Dies entspricht einer Relation von 1:1. Aufschlussreich ist allerdings hierbei, in welcher zeitlichen Abfolge die Konfliktparteien als Opfer erscheinen. In der gesamten Zeit vor Beginn der Intifada findet man die Israelis tendenziell mit mehr Anteilen in der Opferrolle als die Palästinenser. Ein auffälliges Ereignis mit relativ starker Berichterstattung über israelische Opfer ist ein Bombenanschlag am 7. November 1999 mit zahlreichen verletzten Israelis einen Tag vor dem Beginn neuer Friedensverhandlungen. Starke Ausschläge für Berichte über Opfer finden sich auf israelischer Seite vor allem zu Beginn der Intifada, sie nehmen an Häufigkeit und Stärke über mehrere Monate zu, während auf palästinensischer Seite die Opferrolle zunächst schwächer ausgeprägt erscheint. Erst im Verlauf des Jahres 2001 dreht sich das Verhältnis. Nun überwiegt in Dichte und Stärke die Opferrolle bei den Palästinensern als Folge gezielter israelischer Angriffe gegen palästinensische Aktivisten. Hinzu kommen die durch Selbstmordanschläge verursachten palästinensischen Opfer. In der Logik dieser Betrachtung gelten Selbstmordattentäter sowohl als Aggressoren als auch als Opfer. Abschließend lässt sich diese Langzeitbetrachtung in folgenden Punkten zusammenfassen: 65

66 Die Nahostberichterstattung hat zwar aufgrund der Daueraktualität des Nahostkonflikts im gesamten Untersuchungszeitraum seit 1999 eine kontinuierliche Präsenz, ein deutlicher und nachhaltiger Anstieg wird jedoch erst durch die Gewaltereignisse bei Beginn der Intifada bewirkt. Die Anwendung von Gewalt erweist sich damit als ein strategisch wirksamer Faktor, um die Aufmerksamkeit der Medien und damit die Weltöffentlichkeit als Zuschauer des Konflikts zu gewinnen. Mit der Zunahme von Gewaltereignissen steigt nicht nur der Umfang der Berichterstattung an, sondern es verlagert sich auch die gesamte Inhaltsstruktur. Die Gewaltereignisse absorbieren die meiste Sendezeit und verdrängen andere Themen aus der Berichterstattung. Auffallend ist bei einigen Anschlägen ein zeitlicher Zusammenhang mit dem Friedensprozess. Anschläge finden dann statt, wenn der Friedensprozess vor einem Beschluss steht. Die Israelis dominieren unter normalen Bedingungen als Akteure in der Berichterstattung und bestimmen dabei die Agenda. Die Palästinenser werden erst als Akteure bedeutsam, nachdem sie im Rahmen der Intifada durch Gewaltanlässe für Aufmerksamkeit gesorgt haben. In der Verteilung von Aggressor- und Opferrollen vollzieht sich langfristig gesehen ein Wandel: Zunächst überwiegen die Palästinenser als Aggressoren, besonders zu Beginn der Intifada wirkt sich dies erheblich auf einen Zuwachs der Israelis in der Opferrolle aus. Erst mit dem Regierungswechsel und der Übernahme des Ministerpräsidentenamtes durch Scharon kehrt sich dieses Verhältnis um. Diese Befunde stützen sich allein auf die berichteten Ereignisse und die dabei handelnden Akteure, wie sie in den Sendeprotokollen der Nahostbeiträge dokumentiert sind. Sie haben die kontinuierliche Nahostberichterstattung zur Grundlage und damit den Vorteil, den zeitlichen Verlauf des Entwicklungsprozesses kontinuierlich verfolgen und nach Phasen unterscheiden zu können. Nicht berücksichtigt sind hier die visuellen Merkmale der Berichterstattung, die nur aus der Detailanalyse der Programmaufzeichnungen gewonnen werden können. 66

67 4. Profile der Nahostberichterstattung in ausgewählten Wochen Der folgende Teil befasst sich mit den Ergebnissen der quantitativ-qualitativen Inhaltsanalyse der Nahostberichterstattung auf der Basis von Programmaufzeichnungen. Damit ändert sich die Perspektive der Analyse. Statt einer breiten horizontalen Betrachtung aller Nahostbeiträge, die im Zeitraum 1999 bis 2001 (z.t. nur bis zur 34. Woche) in den vier Hauptnachrichtensendungen ausgestrahlt worden sind, wird nun einer vertikalen Betrachtung der Beiträge ausgewählter Berichterstattungsphasen der Vorrang gegeben, um über die Ereignisse hinaus vor allem die Merkmale der Präsentation, der Akteure, der Konfliktstruktur und die Symbolsprache bei der Visualisierung des Nahostkonflikts ermitteln zu können. Dabei kann auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass sich der Konflikt am Ende des bisher berücksichtigten Untersuchungszeitraums nochmals verschärft hat und eine Ausweitung der Untersuchungszeit erforderlich erscheint, um diese aktuelle Entwicklung so weit wie möglich in das Gesamtergebnis einbeziehen zu können. Nachdem sich gezeigt hat, wie wichtig es ist, das Prozessuale im zeitlichen Verlauf des Konflikts im Blick zu behalten, weil den unterschiedlichen Phasen der Berichterstattung auch unterschiedliche Befunde entsprechen, ist zu erwarten, dass die Ausweitung auf das Jahr 2002 zu Veränderungen der bisherigen Befunde führt. Da der Konflikt gegen Ende des Jahres 2001 an Schärfe und Gewalt zugenommen hat, wird sich dies auch entsprechend in den Konfliktprofilen der Israelis und Palästinenser niederschlagen. 4.1 Untersuchungsbasis Die Inhaltsanalyse basiert auf einer ereignisabhängigen Auswahl von insgesamt 31 natürlichen Wochen. Diese verteilen sich auf den gesamten Untersuchungszeitraum von Beginn des Jahres 1999 bis Ende März Als formales Auswahlkriterium für diese bewusste Auswahl ist eine Mindestanzahl von Beiträgen pro Woche maßgeblich. Damit kann unterstellt werden, dass die Wochen mit höchster Medienzuwendung in die Analyse einbezogen werden. Aus der höchsten Medienzuwendung wird geschlossen werden, dass damit auch die von Journalisten am relevantesten wahrgenommenen Ereignisse berücksichtigt werden. Zugleich erhöht sich bei hoher Berichterstattungsintensität auch die Chance, möglichst viele Zuschauer erreichen zu können. Die nachfolgende Übersicht 9 führt die ausgewählten Wochen mit ihren Ereignisschwerpunkten auf. 67

68 Übersicht 9 Auswahl der Untersuchungswochen mit höchster Berichterstattung Jahr Woche Datum Ereignis Beiträge Vorbereitungen zu Neuwahlen, Ausschreitungen Tod jord. König Hussein Wahl von Barak Wye-Abkommen, Friedensprozess Oslo 13 Gesamt syrisch-israel. Friedensgespräche Papst auf Pilgerreise Camp David Camp David Camp David Tempelberg-Ausschreitungen, 3 Kugeln Gewaltausschreitungen Gewaltausschreitungen Gewaltausschreitungen Schröder in Nahost Anschläge und Vergeltung Clinton-Plan 32 Gesamt Scharons Wahl zum Ministerpräsidenten Terror Israel. Armee in Gaza, Selbstmordattentat Armee, Selbstmordattentat, Hochzeitskatastrophe Terror und Vergeltung Fischer in Nahost, Terror, Vergeltung Israel. Tourismusminister ermordet Selbstmordattentat, Abbruch Arafat-Kontakte 21 Gesamt Nach Anschlag zerstört Israel. Armee Flughafen Gaza Kämpfe und Blockaden im Westjordanland Selbstmordanschläge und Besetzungen Internationaler Protest gegen Israel Selbstmordanschläge in Israel Israel. Angriff auf Arafats Hauptquartier Wochen 868 Die ausgewählten 31 Wochen führen zu einer Untersuchungsbasis von insgesamt 868 Nachrichtenbeiträgen, die einer systematischen Inhaltsanalyse unterzogen worden sind. Bei der Durchführung der Analyse ist die Zahl der Beiträge auf 891 erhöht worden. Übersicht 10 weist die wichtigsten Basiswerte auf den einzelnen miteinander verknüpften Ebenen dieser Analyse aus: 68

69 Übersicht 10 Analyseebenen, Bezugseinheit und Basiswerte Analyseebene Bezug der Einheit Anzahl der Einheiten Sendungen 603 Beiträge 891 Darbietungseinheiten 1298 Akteure Darbietungseinheit 4016 Journalisten Darbietungseinheit 1097 Geobezug Darbietungseinheit 1500 Konflikt Darbietungseinheit 426 Die Grundlage der systematischen Inhaltsanalyse bilden danach insgesamt 603 Nachrichtensendungen, in denen 891 Nahostbeiträge enthalten sind, die sich in 1298 Darbietungseinheiten aufgliedern. Als Analyseebenen lassen sich unterscheiden: Sendungen, Beiträge, Darbietungseinheiten, Akteure, Journalisten, Geobezüge und Konfliktdarstellung. Sie bilden jeweils eigenständige Module des Analyseinstruments und führen zu einer unterschiedlichen Anzahl an Einheiten. Auf jeder dieser angeführten Analyseebenen werden von den aufgezeichneten Nachrichtenbeiträgen spezifische Merkmale erfasst und quantifiziert. Durch Verknüpfung der Analyseebenen lassen sich diese Merkmale untereinander in Beziehung setzen. Eine zentrale Rolle nimmt in der Auswertung die Darbietungseinheit ein. Sie wird als Bezugsgröße für Akteure, Journalisten, Geobezüge und Merkmale der Konfliktstruktur verwendet. Für den Prozess der Datenerhebung von Programmaufzeichnungen sind sämtliche Nachrichtenbeiträge in chronologischer Abfolge der ausgewählten Untersuchungswochen für jeden Sender separat als Videozusammenschnitt erstellt worden. Die folgende Darstellung ausgewählter Ergebnisse orientiert sich an den wichtigsten Untersuchungskomplexen: 1. Darbietungsformen und Gestaltungselemente, 2. Journalisten, 3. Akteure, 4. Bewertungen, 5. Emotionen und 6. Konfliktdarstellung. 4.2 Darbietungsformen Die hohe Komplexität und Informationsdichte der Nachrichten ist ein Grund dafür, die Themenbeiträge auf einer weiteren Stufe in ihre verschiedenen Darbietungsformen aufzulösen, um ein genaues Bild von der Art zu gewinnen, in welchen Formen der Gestaltung aus Text, Bild und Film die Nahostberichterstattung dem Zuschauer vermittelt wird. Jeder Beitrag zum Thema Nahost wird zunächst daraufhin geprüft, ob eine weitere formale Untergliederung angemessen ist. Die insgesamt zugrunde liegenden 891 thematischen Beiträge führen zu insgesamt 1298 Darbietungseinheiten, auf die sich die folgenden Befunde beziehen. Unterscheidet man die Berichterstattung nach den Standardformen der journalistischen Darbietung Meldung, Nachrichtenfilm, Filmbericht, Korrespondentenbericht, Studio-/Schaltgespräch, Kommentar, Trailer und Sonstiges - ergibt sich für das hier untersuchte Gesamtangebot aller Sender auf der Bezugsbasis Anzahl der Darbietungseinheiten folgende Prozentverteilung (Abb. 22): 69

70 Abbildung 22 Darbietungsformen der Nahostberichterstattung in den Hauptnachrichten Gesamt Anzahl der Darbietungseinheiten in Prozent (Basis: N=1298) Korrespondentenbericht 13% Trailer 4% Sonstiges 0% Meldung 34% Filmbericht 29% Nachrichtenfilm 20% Die Nahostberichterstattung findet überwiegend in filmischen Formen statt. Ein klares Übergewicht haben zusammen genommen der Nachrichtenfilm (20 %) und der Filmbericht (29 %). Während Nachrichtenfilme vorwiegend aus senderexternen Quellen stammen, relativ kurz sind und mit unterlegtem Textkommentar ausgestrahlt werden, sind Filmberichte in der Regel journalistische Eigenbeiträge der Sender, die meist auch länger ausfallen. Bei gut einem Drittel aller Einheiten handelt es sich um Meldungen (34 %), in denen das Wort bzw. der Text die Hauptkomponente der Informationsvermittlung ist. Korrespondentenberichte in Form von Studio-/Schaltgesprächen (13 %) stellen den geringeren Anteil dar. Eigenständige Kommentare (1 %) finden sich in den Hauptnachrichten so gut wie gar nicht, ihre Funktion wird meist in den Schaltgesprächen und Korrespondentenberichten übernommen. Legt man statt der Anzahl die Dauer der Darbietungseinheiten zugrunde, ändert sich die Verteilung wesentlich. Die Hälfte der aufgewendeten Zeit für die Nahostberichterstattung wird allein mit journalistischen Filmberichten (51 %) bestritten. Demgegenüber fällt die Bedeutung der Nachrichtenfilme (12 %) nur gering aus (Abb. 23). 70

71 Abbildung 23 Darbietungsformen der Nahostberichterstattung in den Hauptnachrichten Gesamt Dauer der Darbietungseinheiten in Prozent (Basis: N= Sek.) Korrespondentenbericht 17% Trailer 1% Sonstiges 0% Meldung 19% Nachrichtenfilm 12% Filmbericht 51% Es bleibt festzuhalten: Die Vermittlung des Nahostgeschehens findet in den Hauptnachrichten wesentlich durch Filmmaterial bzw. durch Bilder statt, denen erläuternder Text von Journalisten oder in Form von O-Ton aus Statements und Interviews mit Akteuren hinzugefügt wird. Die Struktur der Darbietungsformen wird zum Teil vom Stil der Nachrichtensendung mitgeprägt. So unterscheidet sich die Tagesschau vor allem von den anderen Sendern durch ihren Verlautbarungsstil, der sich in textabhängigen Wortmeldungen widerspiegelt, während heute, RTL aktuell und 18:30 als moderierte Nachrichtensendungen zu betrachten sind und hierdurch weniger formalisiert erscheinen. Der Blick auf die Verteilungsstruktur der Darbietungsformen bei den Sendern, zeigt jedoch, dass nicht nur der Nachrichtenstil, sondern auch der Rundfunktyp Einfluss darauf hat, welche Darbietungsformen in welcher Gewichtung verwendet werden (Abb. 24). 71

72 Abbildung 24 Darbietungsformen der Nahostberichterstattung im Sendervergleich Anzahl der Darbietungseinheiten in Prozent 100% 10% 9% 4% 3% 90% 11% 14% 80% 17% 70% 31% 24% 29% 60% 50% 40% 14% 30% 11% 33% 29% Sonstiges Trailer Korrespondentenbericht Filmbericht Nachrichtenfilm Meldung 30% 20% 10% 45% 33% 28% 24% 0% ARD ZDF RTL SAT.1 Vergleicht man die Sender, findet man deutliche Unterschiede zwischen den öffentlichrechtlichen und den privaten Nachrichten. Am auffälligsten zeigt sich dies darin, dass ARD und ZDF wesentlich weniger als RTL und SAT.1 den Nachrichtenfilm in der Nahostberichterstattung einsetzen. Die Tagesschau hebt sich von allen anderen Sendungen durch den hohen Anteil von Meldungen ab. Vergleicht man auch hier wieder die Dauer der Berichterstattung, kommen die Gewichte der Filmberichte stärker zum Vorschein, es ändern sich jedoch kaum die spezifischen Stilmittel der Sender (Abb. 25). 72

73 73

74 Abbildung 25 Darbietungsformen der Nahostberichterstattung im Sendervergleich Dauer der Darbietungseinheiten in Prozent 100% 5% 90% 80% 28% 15% 17% 70% 60% 50% 40% 58% 50% 45% 53% Sonstiges Trailer Korrespondentenbericht Filmbericht Nachrichtenfilm Meldung 30% 10% 24% 20% 5% 17% 10% 27% 17% 15% 12% 0% ARD ZDF RTL SAT.1 Bei allen Sendern liegt das Schwergewicht der Nahostberichterstattung auf den Filmberichten. Bei der Tagesschau spielen Schaltgespräche im Unterschied zu den anderen Sendern keine Rolle. Diese Form ist dagegen beim ZDF stärker vertreten als bei RTL und SAT.1. Die allgemein starke Gewichtung der Filmbeiträge unterstreicht auch hier wieder die herausragende Bedeutung der Informationsvermittlung über den Nahostkonflikt durch Bilder. Die stärkere Gewichtung der Studio-/Schaltgespräche beim ZDF belegt indes, dass der journalistischen Informationsaufbereitung große Bedeutung beigemessen wird. 4.3 Journalisten Berücksichtigt man alle untersuchten Nachrichtenbeiträge im Zeitraum von 1999 bis 2002 und ermittelt die Journalisten, ergibt sich eine Anzahl von insgesamt 82 verschiedenen Personen, die in den vier Nachrichtensendungen in unterschiedlichen journalistischen Rollen an der Nahostberichterstattung beteiligt waren. Diese 82 Journalisten lassen sich insgesamt 1097 Darbietungseinheiten zuordnen. Die hohe Anzahl der beteiligten Journalisten erklärt sich vor allem daraus, dass hierunter auch die Nachrichtensprecher und Moderatoren subsumiert sind, von denen die Nahostbeiträge lediglich präsentiert werden Journalistische Rolle Die Differenzierung der Journalistenauftritte (N=1097) nach journalistischer Rolle Nachrichtensprecher, Moderator, Reporter, Autor, Korrespondent, Kommentator und 74

75 Sonstiges ist daher zunächst erforderlich, um die an der Nahostberichterstattung inhaltlich beteiligten von den präsentierenden Journalisten zu trennen (Abb. 26). Abbildung 26 Journalistische Rollen in der Nahostberichterstattung Journalistische Rollen Gesamt Basis: 1097 Darbietungseinheiten Korrespondent 20% n.e. 0% Nachrichtensprecher 27% Reporter 31% Moderator 22% Unterscheidet man die Journalistenauftritte in den Darbietungseinheiten nach ihrer Rolle, entfällt etwa die Hälfte auf präsentierende Rollen, die andere Hälfte auf produzierende Rollen. Zu den produzierenden Rollen werden hier die Reporter/Autoren von Filmberichten (31 %) sowie die Korrespondenten an den Ereignisorten (20 %) gerechnet. Sie sind mit ihrer Beteiligung an der Entstehung der Berichterstattung sowie mit ihrer politischen Kompetenz und ihrer Landeskunde von vorrangigem Interesse. Vornehmlich diese Journalisten dürften wesentlichen Anteil daran haben, welche Ereignisse für die Berichterstattung ausgewählt werden und in welcher Form die Information vermittelt wird. Es erscheint daher sinnvoll, zunächst ein Bild von der personalen Verankerung und internationalen Vernetzung der Nahostberichterstattung zu gewinnen. Fragt man nach der personalen Vielfalt bzw. umgekehrt nach personaler Konzentration der in Reporter- oder Korrespondentenrolle direkt an der Nahostberichterstattung beteiligten Journalisten, zeigt sich folgendes Spektrum bei den einzelnen Sendern (Abb ): 75

76 Abbildung 27 ARD-Journalisten der Nahostberichterstattung ARD Journalisten der Nahostberichterstattung Erscheinungshäufigkeit Dudzik, Peter Schramm, Ulrich Sinnhuber, Dieter Lütgert, Christoph Cichowics, Andreas Oechsner, Hans Rocker, Stefan Armbruster, Jörg Kleber, Claus Bünz, Tilmann Krause, Rolf-Dieter Mikich, Sonja Puhlmann, Peter Roth, Heribert Brucker, Ute Rheinländer, Jörg Scheller, Rolf Morawski, Thomas

77 Abbildung 28 ZDF-Journalisten der Nahostberichterstattung ZDF Journalisten der Nahostberichterstattung Erscheinungshäufigkeit Schulz, Dietmar Sobeck, Alexander von Ossenberg, Dietmar Lichte, Bernhard Strumpf, Roland Helbig, Gerd Walpot, Luc Piltz, Eberhard Bollmann, Jürgen Hailmann, Stephan Jahn, Guido Koch, Gundula Leutke, Martin Rieden, Sabine Gerster, Petra Barsig, Dietmar Hirsch, Rainer Kampen, Udo van Merseburger, Stephan Prömpers, Klaus Thurau, Carsten

78 Abbildung 29 RTL-Journalisten der Nahostberichterstattung RTL Journalisten der Nahostberichterstattung Erscheinungshäufigkeit Klose, Ulrich Rados, Antonia Kahr, Michael Albers, Volker Lütke, Christina* Turitsch, Mario Berger, Thorsten * Keller, Lothar N.N. Saha, Marc* Hofmann, Gerhard Lang, Christoph Möbius, Frank Schlatterer, Pamela Schlender, Carlo* Teichmann, Silke* Trunk, Phillip* Fritzen, Heike*

79 Abbildung 30 SAT.1-Journalisten der Nahostberichterstattung SAT.1 Journalisten der Nahostberichterstattung Erscheinungshäufigkeit Sandmann, Katrin 76 Finke, Ralf 8 Cramer, Michael 4 Brand, Jürgen 2 Kahle, Alexandra 2 Locher, Mick* 2 Beineke, Bettina 1 Oms, Andrea 1 Rusch, Sascha 1 * Genannte Namen ohne Insert Bei der ARD verteilt sich die Nahostberichterstattung auf 18 verschiedene Journalisten, beim ZDF sind es 21, bei RTL 18 und bei SAT.1 nur 9. In einigen Fällen werden Journalisten namentlich als Reporter ohne Insert nur genannt, diese Namen sind hier wegen Unsicherheiten in der Schreibweise besonders gekennzeichnet worden. Bei allen vier Sendern zeigt sich eine starke Konzentration der Nahostberichterstattung, die hier in der jeweils dominierenden Rolle einer Person zum Ausdruck kommt. Bei der ARD ist dies Peter Dudzik (85mal, 54 %), beim ZDF Dietmar Schulz (80mal, 39 %), bei RTL Ulrich Klose (44mal, 44 %) und bei SAT.1 Katrin Sandmann (76mal, 78 %). Aus diesen Werten lässt sich entnehmen, dass die Konzentration der Nahostberichterstattung bei SAT.1 am stärksten, die Vielfalt dagegen beim ZDF am stärksten ausgeprägt ist. Neben den genannten Spitzenjournalisten, die als führende Korrespondenten ihrer Sender in der Region akkreditiert sind, findet sich bei allen Sendern ein breites Spektrum von Journalisten, deren Auftrittshäufigkeit nur gering ausgeprägt ist. Die beachtliche Anzahl verschiedener Journalisten ist allerdings kein Beleg für personale Vielfalt der Berichterstattung vom Hauptereignisort. Sie erklärt sich zum Teil daraus, dass die Thematisierung des Nahostkonflikts nicht auf die Region des Nahen Ostens beschränkt bleibt, sondern bei wichtigen Ereignissen, insbesondere unter Beteiligung der internationalen Diplomatie, eine Vernetzung mit den weltpolitisch wichtigen Standorten und den dort ansässigen Korrespondenten erfolgt. Auf diese Weise treten auch Journalisten als Beteiligte der Nahostberichterstattung auf, die nur eine sekundäre Rolle wahrnehmen. 79

80 4.3.2 Journalistische Wertungen Nachrichtensendungen sollen im Idealfall objektiv, sachlich und neutral berichten. Die geforderte Trennung zwischen Information und Meinung verbietet es den Journalisten, sich mit Wertungen gegenüber den Akteuren und Themen parteiisch zu engagieren und damit einer Tendenz Ausdruck zu verleihen. Journalistische Wertungen sind dem Kommentar vorbehalten und in dieser Form klar kenntlich zu machen. Ob sich Journalisten an dieser idealtypischen Forderung auch durchgängig halten, ist jedoch keineswegs selbstverständlich. Wie sich schon bei der Darstellung der redaktionellen Darbietungsformen gezeigt hat, ist für die untersuchte Berichterstattung in den Hauptnachrichten kein expliziter Kommentar anzutreffen. Unter journalistischen Wertungen, um die es hier geht, werden verbale Äußerungen eines Journalisten verstanden, in denen explizit eine zustimmende oder ablehnende Meinungsposition erkennbar wird, die der sachlich neutralen Darstellung nicht mehr völlig entspricht. Damit sind material- und auswahlbedingte visuelle sowie indirekte Wertungen von vornherein ausgeschlossen. Ermittelt man die verbal geäußerten und klar erkennbaren journalistischen Wertungen dabei sind alle journalistischen Rollen einbezogen, neben den inhaltlich berichtenden auch die präsentierenden Journalisten - zeigt sich folgender Befund (Abb. 31): 80

81 Abbildung 31 Journalistische Wertungen in der Nahostberichterstattung insgesamt Journalistische Wertungen Gesamt Darbietungseinheiten in Prozent (Basis: N=1097) negativ 3% neutral/kontrovers 4% positiv 2% keine Wertung 91% Insgesamt ist der Anteil manifester journalistischer Wertungen in der Nahostberichterstattung sehr begrenzt und entspricht damit weitgehend den Forderungen nach Neutralität. In 91 Prozent aller untersuchten Einheiten lässt sich keine Wertung erkennen. Für weitere 4 Prozent trifft neutrale bzw. kontroverse Wertung zu. Nur in 5 Prozent der Fälle findet sich eine Wertung, davon sind 3 Prozent negativ und 2 Prozent positiv. Betrachtet man hierzu den Sendervergleich, zeigt sich, dass die Anteile mit Wertungen bei ARD, ZDF und RTL sehr niedrig ausfallen, während bei SAT.1 mehr Wertungen zu verzeichnen sind (Abb. 32). 81

82 82

83 Abbildung 32 Journalistische Wertungen in der Nahostberichterstattung im Sendervergleich Journalistische Wertungen Sendervergleich Darbietungseinheiten in Prozent 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 98% 92% 93% 78% keine Wertung positiv neutral/kontrovers negativ 30% 20% 10% 0% ARD ZDF RTL SAT.1 Da sich die journalistischen Wertungen auf sehr unterschiedliche Bewertungsobjekte richten können, besagt diese Verteilungsstruktur lediglich, dass die Journalisten generell zurückhaltend mit explizit formulierten Wertungen umgehen und hierbei offenbar im 83

84 Vermittlungsstil ein Unterschied zwischen SAT.1 und den übrigen Sendern besteht. Erst durch weitere Differenzierungsschritte wäre festzustellen, in welchem Themenkontext und Akteurbezug die Wertungen auftreten (siehe hierzu die ausgewählten Beispiele für Bewertungen von Akteuren). 4.4 Akteure Akteure in der Nahostberichterstattung sind alle relevanten, am berichteten Geschehen beteiligten Handlungsträger. Akteure können als Personen, aber auch als Institutionen oder politische sowie gesellschaftliche Gruppierungen auftreten. Für die Analyse der Akteure sind vor allem drei Fragen wichtig: Wer tritt als Akteur in Erscheinung? In welcher Präsentationsart und in welchen Rollen geschieht dies? Im Blick auf die Akteure gewinnen zunächst zwei Aspekte Bedeutung, die mit Personalisierung und Stereotypisierung des Nahostkonflikts beschrieben werden können. Unter Personalisierung wird hier die enge Verknüpfung des Nahostkonflikts mit bestimmten Personen in exponierten Positionen verstanden. Sie dominieren nicht nur als Akteure in der Berichterstattung, sondern sie sind auch Identifikationspole und stellen eine Projektionsbasis für Affekte dar. Unter Stereotypisierung wird hier die Tendenz zur Reduzierung des Nahostkonflikts auf wenige wiederkehrende Darstellungselemente sowohl personeller als auch institutioneller und gesellschaftlicher Art verstanden. Unterscheiden lassen sich hierbei zwei Ebenen der Rollen: 1. die Ebene der Kontrahenten und 2. die Ebene der Vermittler. Kontrahenten sind die konfliktbezogen handelnden Akteure auf israelischer und palästinensischer Seite. Vermittler sind die konfliktbezogen handelnden Akteure anderer Länder. Die folgende Betrachtung richtet sich auf die Kontrahenten: 84

85 4.4.1 Israelis und Palästinenser als Konfliktbeteiligte Personen Befasst man sich mit der Personalisierung des Nahostkonflikts, sind zunächst alle als einzelne Personen auftretenden Israelis und Palästinenser zu berücksichtigen. In der Gegenüberstellung der Kontrahenten, die sich als Personen mit Namen in der Berichterstattung im gesamten Untersuchungszeitraum der 31 Wochen bei allen Sendern zusammengenommen ermitteln lassen, ergibt sich eine Relation von 751:505 zu Gunsten der Israelis. Bei der Differenzierung nach der Präsentationsart der Personen unterschieden wird, ob die Person nur namentlich genannt, im Bild/Film gezeigt oder mit O-Ton selbst zu Wort kommt erweist sich, dass die Israelis in allen Präsentationsarten häufiger erscheinen als die Palästinenser. Am stärksten ist der Vorsprung der Israelis in der visuellen Präsentation ausgeprägt (Abb. 33). Abbildung 33 Präsentationsart von Israelis und Palästinensern als Personen Präsentationsart von Personen Israelis und Palästinenser Genannt Gezeigt O-Ton Israelis Palästinenser Die quantitative Überlegenheit israelischer Personen in Nahostbeiträgen zeigt sich nicht nur in der Erscheinungshäufigkeit, sondern auch in der Anzahl verschiedener Personen. Geht man von den explizit genannten bzw. auftretenden Personennamen aus, ergibt sich eine Relation von 66:31 zu Gunsten der Israelis. Aus der Auflistung der Personen ist zu entnehmen, dass sich die Erscheinungshäufigkeit auf beiden Seiten der Kontrahenten - ähnlich wie schon bei den Journalisten - auf nur wenige Personen konzentriert, während die Mehrheit der Personen nur selten in der Berichterstattung vorkommt(tab. 2 und 3). 85

86 Tabelle 2 Erscheinungshäufigkeit israelischer Personen nach Präsentationsart 86

87 lfd.nr. Israelische Personen Deskriptor genannt gezeigt O-Ton Gesamt 1 Aharonischki, Schlomo Polizeipräsident Aloni, Assaf Israeli Amar, Anat attentatsüberlebende Mutter Amitai, Miriam Israelische Mutter, Attentatsopfer Amromin, David Kameramann Barak, Ehud Ehemaliger Premierminister Baron, Gideon Einsatzleiter Rettungskräfte Beilin, Jossi Parlamentsabgeordneter Ben-Ami, Schlomo Ehemal. Minister fuer innere Sicherheit Ben-Elieser, Benjamin Verteidigungsminister Ben-Elieser, Schraga israel. Trauergast Blumenberg, Tehila Burg, Abraham Knessetvorsitzender Cohen, Ran Knessetabgeordeneter, Meretz-Partei Deri, Arie Ehemaliger Vorsitzender der Shas-Parteil Dror, Itzik * Israeli Eran, Oded Esther* junge Israelin Gantz, Benny israelischer Brigadegeneral Gissin, Raanan Regierungssprecher Israel Gold, Dore Eh ger Botschafter Großmufti* Herzog, Jitzchak Jahalom, Schaul Vertreter Nationalrelig. Partei Israel Jitzchaki, Yair* Kahane, Benjamin Jüd. Attentatsopfer, Extremist, Sohn von Meir Kahane Kahane, Meir Jüd. Attentasopfer, Extremist Kazaw, Mosche Praesident des Staates Israel Kersh, Sol Kitrey, Ron israel. Armeesprecher Lancry, Jehuda Landau, Uzi Minister fuer innere Sicherheit, Likud Levy, David Ehem. Aussenminister, Knessetabg., Partei Gesher Livni, Zipi Meir, Gideon israelischer Regierungssprecher Mekel, Arie Regierungssprecher Mofas, Schaul Ehemaliger Generalstabschef Israel Mor, Anat* Nahum, Jakob* Naveh, Danny israel. Regierungssprecher unter Netanyahu Naveh, Jair General Netanjahu, Benjamin Ehemaliger Premierminister Olmert, Ehud Bürgermeister Jerusalem Pasner, Avi israel. Regierungsberater Peres, Schimon Aussenminister Primor, Avi Botschafter a.d Rabin, Jizchak Ermordeter Premierminister Rabin, Lea Witwe von Y.Rabin Rafovicz, Olivier israel. Armeesprecher Revivo, Tami* Überlebende Rivlin, Reuven Israelischer Minister Rosenblum, Pnina Israelische Politikerin Sarah* verletztes Kind Sasun, Sari* israelisches Anschlagsopfer Schai, Nachman Ehemaliger Armeesprecher (im Golfkrieg) Schapira, Prof. Schmoel* Scharon, Ariel Premierminister Scheetrit, Meir israelischer Justizminister Schilon, Dan Journalist Maariv Schmueli, Jonathan* Seewi, Rechawam Ermordeter Tourismusminister, rechte Moledet Partei Sneh, Ephraim Verkehrsminister Tara* Kleinkind, israelisches Bombenanschlags-Opfer Tehila verletztes israelisches Kind Weizman, Ezer Ehem. Praesident Zion, Schaul israelischer Buchhändler Gesamt * Name nur genannt, ohne Insert 87

88 Tabelle 3 Erscheinungshäufigkeit palästinensischer Personen nach Präsentationsart lfd.nr. Palästinensische Personen Deskriptor genannt gezeigt O-Ton Gesamt 1 Abed Rabu, Jassir paläst. Informationsmin Abu Aker, Bassam islamischer Extremist Abu Dschaha, Sami verletzter Palästinenserjunge Ajasch, Radwan Abu Ajjad, Massud paläst. Major Al Karmi, Raad Tansin-Miliz-Führer Al-Kidwa, Nasser UN-Vertreter Palästinenser Arafat, Jassir Präsident d. palästinen. Autonomiebehörde Aschrawi, Hanan Baghuti, Marwan Fatah-Führer Barghuti, Mustafa Dahlan, Mohammed Sicherheits-Chef Gaza Dalia junge Palästinenserin Erekat, Sajeb Autonomieverwaltung Palästina, Chefunterhändler Hauli, Ajman Abu* jugendlicher Palästinenser, getötet Husseini, Feisal Jassin, Ahmed Hamas-Führer Khaled, Leila Volksfront zur Befreiung Palästinas Khayal, Jasmin palästinensische Demonstrantin Kurei, Achmed Manasra, Mamoud Palästinenser Nasrallah, Scheich Hassan Hisbollah Generalsekretär Rachim, Tajeb Abdel Rachman, Achmed Abdel Palästinenser-Sprecher Radschub, Dschibril paläst. Sicherheitschef Rudeineh, Nabil Abu Saadat, Achmed Führer der Volksfront zur Befreiung Palästinas Schaat, Nabil Palästinensischer Minister Seedani, Said Palästinensischer Wahlbeobachter Sharabat, Raed* palästinensischer Souvenirhändler Souai, Sedat* palästinensischer Erschossener Gesamt * Name nur genannt, ohne Insert Die israelischen und palästinensischen Personen werden in den Tabellen 2 und 3 durch Deskriptoren in ihren Funktionen und gesellschaftlichen Rollen bzw. ihren Rollen in der Berichterstattung näher charakterisiert, soweit hierüber Angaben in der Berichterstattung selbst oder aus anderen Quellen verfügbar sind. Ordnet man die Personen nach Erscheinungshäufigkeit in Rangfolge, ergibt sich für Israelis und Palästinenser auf den ersten 10 Rangplätzen folgendes Bild (Abb. 34): 88

89 Abbildung 34 Israelische Personen in Rangfolge nach Erscheinungshäufigkeit Israelis Erscheinungshäufigkeit in Rangfolge Barak, Ehud 339 Scharon, Ariel 194 Peres, Schimon 50 Netanjahu, Benjamin 27 Rabin, Jizchak 11 Weizman, Ezer 11 Seewi, Rechawam 9 Olmert, Ehud 8 Gissin, Raanan 7 Levy, David 7 89

90 Abbildung 35 Palästinensische Personen in Rangfolge nach Erscheinungshäufigkeit Palästinenser Erscheinungshäufigkeit in Rangfolge Arafat, Jassir 446 Abed Rabu, Jassir 9 Baghuti, Marwan 7 Erekat, Sajeb 7 Rachman, Achmed Abdel 5 Aschrawi, Hanan 3 Jassin, Ahmed 3 Rudeineh, Nabil Abu 2 Abu Aker, Bassam 1 Abu Dschaha, Sami 1 Die Personalisierung des Nahostkonflikts zeigt sich dem Zuschauer als Konfrontation zwischen zwei Spitzenpolitikern: Auf der Seite der Israelis ist dies der jeweils regierende Ministerpräsident, auf der Seite der Palästinenser fast ausschließlich Arafat. Auf die Rangfolge israelischer Akteure wirken sich hier natürlich die unterschiedlich langen Regierungsperioden mit den wechselnden Ministerpräsidenten aus, die im Zeitraum von Beginn 1999 bis März 2002 das politische Geschehen und damit eine entsprechende Medienpräsenz erlangen. Demgegenüber erscheint das Personenspektrum der Palästinenser weniger vielfältig und wesentlich schwächer präsentiert. Sieht man von Schimon Peres ab, stehen sich in der Abfolge der Regierungsperioden die Spitzenpolitiker: Netanjahu - Arafat Barak - Arafat Scharon - Arafat als dominante Akteure gegenüber. Fasst man die Auftritte der drei israelischen Spitzenpolitiker zusammen, ergibt sich gegenüber Arafat eine Relation von 560:446. Die starke Personalisierung unterscheidet den Nahostkonflikt auf charakteristische Weise von anderen internationalen Konflikten z.b. dem Nordirlandkonflikt oder dem ETA-Konflikt. 90

91 Aufschlussreich ist das Gesamtspektrum der Personen im Nahostkonflikt auch hinsichtlich der Chancenverteilung von Artikulation und Sichtbarkeit. Hieran wird deutlich, dass die palästinensische Seite in der Berichterstattung nahezu ohne personale Alternative zu Arafat erscheint. Die absolute Dominanz Arafats hat umgekehrt zur Folge, dass seine Bekanntheit durch kontinuierliche Medienpräsenz alle anderen Akteure in den Schatten stellt. Es ist naheliegend, dass diese Hyperpräsenz Arafats auch zu einer Mythenbildung beiträgt Organisierte Gruppierungen Vergleicht man die Erscheinungshäufigkeit der nicht individuell und namentlich, sondern als Gruppierungen dargestellten Akteure, ergibt sich für Israelis und Palästinenser eine Relation von 976:871. Das Übergewicht israelischer Präsenz fällt danach bei Gruppierungen etwas schwächer aus als bei Personen. Unterscheidet man auch hier nach der Präsentationsart, zeigt sich weiter, dass Gruppierungen fast nur in Form von Nennungen oder filmischen Darstellungen vorkommen, während O-Ton-Präsentationen die Ausnahme sind (Abb. 36). Abbildung 36 Präsentationsart von Israelis und Palästinensern als Gruppierungen Präsentationsart von Gruppierungen Israelis und Palästinenser Genannt Gezeigt O-Ton Israelis Palästinenser Beide Seiten sind in den unterschiedlichen Präsentationsarten relativ ausgewogen verteilt. Der Vorsprung der Israelis liegt bei den filmischen Darstellungen. Nach organisierten Gruppen bzw. institutioneller Zugehörigkeit unterschieden, findet man bei den Israelis und Palästinensern folgendes Akteurspektrum (Tab. 4 und 5): 91

92 92

93 Tabelle 4 Präsentationsart von Israelis als Gruppierungen Akteurgruppen Genannt Gezeigt O-Ton Gesamt Regierung Opposition/Parlament Parteien Behörden/Polizei Geheimdienst Rettungsdienst Rundfunk/Medien Land/Staat allgemein Jüdische Siedler Religiöse Gruppen Rechtsextrem. Gruppen Israel. Araber Israel. Militär Demonstranten Betroffene Zivilbevölkerung Sonstige Gesamt Tabelle 5 Präsentationsart von Palästinensern als Gruppierungen 93

94 Akteurgruppen Genannt Gezeigt O-Ton Gesamt Regierung Behörden/Polizei Geheimdienst Land/Staat allgemein Religiöse Gruppen Attentäter Paläst. militante Gruppen Demonstranten Betroffene Paläst. Flüchtlinge Paläst. Gefangene Zivilbevölkerung Gesamt Ordnet man auch die organisierten Gruppierungen nach Rangfolge ihrer Präsenz in der Berichterstattung, treten die Unterschiede zwischen Israelis und Palästinensern noch deutlicher hervor (Abb. 37 und 38). 94

95 Abbildung 37 Israelische Gruppierungen in Rangfolge nach Erscheinungshäufigkeit Israelische Präsenz in Gruppierungen Israel. Militär 431 Zivilbevölkerung 150 Land/Staat allgemein 124 Regierung Jüdische Siedler Behörden/Polizei Betroffene 33 Parteien Opposition/Parlament Religiöse Gruppen Demonstranten Geheimdienst Rechtsextrem. Gruppen Rettungsdienst Israel. Araber Rundfunk/Medien Sonstige

96 Abbildung 38 Palästinensische Gruppierungen in Rangfolge nach Erscheinungshäufigkeit Palästinensische Präsenz in Gruppierungen Zivilbevölkerung 263 Demonstranten 197 Paläst. militante Gruppen 173 Attentäter 97 Behörden/Polizei 74 Betroffene 32 Paläst. Gefangene Regierung Geheimdienst 7 Land/Staat allgemein Religiöse Gruppen Paläst. Flüchtlinge Die mit Abstand stärkste Rolle unter den nichtpersonalen Akteuren auf israelischer Seite spielt das israelische Militär in der Berichterstattung. Auf palästinensischer Seite spielt unter den Gruppenakteuren die Zivilbevölkerung die größte Rolle. An zweiter Stelle folgen mit relativ wenig Abstand Demonstranten und radikale militante Gruppen (Hamas, Hisbollah, Fatah u.a.) Vermittler im Nahostkonflikt und Sonstige Die Breite der internationalen Beteiligung an den Ereignissen in der Region Nahost wird deutlich, wenn man auf personaler Ebene die Akteure anderer Länder aufführt. 96

97 Tabelle 6 Vermittler im Nahostkonflikt und Sonstige 97

98 98

99 Land Name Genannt Gezeigt O-Ton Gesamt Deutschland Fischer, Joschka Kesselbauer, Ludwig Neuhoff, Stefan (Pilger) Schröder, Gerhard Steinbach, Udo Tarneden, Rudi Wolffsohn, Michael Frankreich Chirac, Jacques Jospin, Lionel Grossbritannien Blair, Tony Cook, Robin Norwegen Harald V., König von Norwegen Jagland, Thorbjörn Larson, Terje Schweden Lindh, Anna Russland Iwanow, Igor Jelzin, Boris Primakow, Jewgenij Putin, Wladimir Spanien Piqué i Camps, Josep Solana, Javier USA Albright, Madeleine Boucher, Richard Burns, Willam Bush, George Cheney, Richard Clinton, Bill Indyk, Martin Kissinger, Henry Lockhart, Joe Mitchell, George Powell, Colin Rice, Condolezza Rubin, James Zinni, Anthony Fortsetzung Tab. 6 99

100 Fortsetzung Tab

101 Arabische Staaten Esmat Abdel Meguid, Ahmed Jordanien Abdullah II., König von Jordanien Abdullah, Kronprinz von Jordanien a-hatib, Abdullah Djudeh, Nasser Hussein II., König von Jordanien Libanon Fadlallah, Scheich Mohammed Hammud, Mahmud Hobeika, Elie Syrien Assad, Baschar al Miro, Mohammed Mustafa Schara, Faruk al Ägypten Bassiuni, Mohammed Mahir, Achmed Mubarak, Mohammed Husni Mussa, Amre Irak Hussein, Saddam Saudi-Arabien Abdullah, Kronprinz von Saudi-Arabien Tunesien Abidin Ben Ali, Sein al Afrika Cohen, Orit* Nordafrika König, marokkanischer Sonstiges Annan, Kofi Johannes Paul II n.e. Dugard, John Gesamt

102 Von besonderem Interesse sind die Akteure, die als Vermittler im Nahostkonflikt auf der Ebene der internationalen Diplomatie in Erscheinung treten. In der Rangfolge der 15 meist präsentierten Akteure nehmen Spitzenpolitiker aus USA, Deutschland, Frankreich und Russland sowie der Papst und die Repräsentanten von UN und EU eine solche Vermittlerrolle wahr, indem sie den Friedensprozess durch Gespräche, Gipfeltreffen und empfohlene Pläne zu unterstützen versuchen (Abb. 39). 102

103 Abbildung 39 Internationale Repräsentanten als Vermittler im Nahostkonflikt Präsenz internationaler Repräsentanten Erscheinungshäufigkeit in Rangfolge Clinton, Bill Fischer, Joschka Johannes Paul II. Albright, Madeleine Hussein II., König von Jordanien Schröder, Gerhard Annan, Kofi Mubarak, Mohammed Husni Bush, George Zinni, Anthony Abdullah II., König von Jordanien Solana, Javier Powell, Colin Assad, Baschar al- Schara, Faruk al- Chirac, Jacques Jelzin, Boris Putin, Wladimir Burns, Willam Die herausragende Rolle von US-Präsident Bill Clinton als Vermittler im Nahostkonflikt erklärt sich vor allem aus dem starken Gewicht, das die Friedensverhandlungen von Camp David im Untersuchungszeitraum einnehmen. Dass der deutsche Außenminister Fischer und Bundeskanzler Schröder unter den nachfolgenden Repräsentanten eine starke Position in der Berichterstattung haben, ist auch darauf zurückzuführen, dass der Nachrichtenwert von internationalen Ereignissen für die deutsche Berichterstattung höher ist, wenn deutsche Politiker daran beteiligt sind Asymmetrie von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit Eine zentrale Bedeutung in der medialen Vermittlung des Nahostkonflikts wird hier der Frage beigemessen, wer und was für den Zuschauer einerseits sichtbar und andererseits unsichtbar ist. Denn von der Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit wertgeladener Konfliktelemente hängt ab, wer durch die Visualisierung des Konflikts Vorteile bzw. Nachteile hat. Da die Visualisierung des Konflikts häufig auf Bildsymbolen mit emotionalem Eigenwert beruht, erhält die Sichtbarkeit der Konfliktakteure und ihrer Handlungen eine Schüsselfunktion, um die Rolle des Fernsehens in diesem Zusammenhang zu verstehen. Ein erster Schritt zur Klärung dieser Frage bietet sich bereits an dieser Stelle an, indem man die mit Bezug zum Nahostkonflikt auftretenden Akteure anhand des Merkmals Präsentationsart nach Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit unterscheidet. Unsichtbar bleiben die Akteure, wenn sie nur genannt werden. Sichtbar erscheinen sie dem Zuschauer, wenn sie filmisch gezeigt oder O-Ton-Auftritt erhalten. 103

104 Wendet man diese Klassifizierung auf die als Gruppierungen auftretenden Akteure beider Seiten an, ergibt sich folgendes Bild (Abb. 40): Abbildung 40 Visualisierung israelischer und palästinensischer Akteurgruppierungen Unsichtbarkeit versus Sichtbarkeit Erscheinungshäufigkeit israelischer und palästinensischer Gruppierungen Israelisches Militär Paläst. Demonstranten Paläst. Zivilbevölkerung Paläst. militante Gruppen unsichtbar sichtbar Quantitativ gesehen dominiert in den Bildern der Nachrichten das israelische Militär vor allen anderen Gruppierungen. Hinzu kommt, dass das israelische Militär dabei wesentlich häufiger sichtbar als unsichtbar dargestellt wird. Im Vergleich zu anderen Gruppierungen erreicht es den höchsten Grad an Sichtbarkeit in der Berichterstattung. Bei den Palästinensern treten die Demonstranten der Straße am häufigsten sichtbar in Erscheinung, während die palästinensischen militanten Gruppen und die palästinensische Zivilbevölkerung häufiger genannt als gezeigt werden. Diese quantitative Gegenüberstellung führt zu dem Befund, dass es zwischen Israelis und Palästinensern eine Asymmetrie in der Sichtbarkeit wichtiger Konfliktrollen gibt. Daraus ergeben sich qualitative Konsequenzen, auf die erst an späterer Stelle ausführlicher eingegangen werden soll. 4.5 Emotionen Die Nahostberichterstattung gehört zu den Nachrichtenangeboten, für die eine hohe emotionale Aufladung charakteristisch ist. Die Analyse versucht dieser Tatsache Rechnung zu tragen, indem jeder Darbietungseinheit eine emotionale Grundstimmung zugeordnet wird. Dabei handelt es sich um folgende Emotionen, die bereits in verschiedenen anderen Untersuchungen codiert wurden: 1. Aggressivität, 2. Hass. 3. Schmerz/Leid, 4. Trauer,

105 Sachlichkeit, 6. Harmonie/Heiterkeit, 7. Glück, 8. Rührung. Gefragt wird danach, ob eine oder mehrere dieser Emotionen deutlich zum Ausdruck gebracht werden und der Darbietungseinheit insgesamt eine emotionale Grundstimmung verleihen. Häufig gehen die Emotionen von den Akteuren des Geschehens aus, vor allem wenn sie als Opfer oder Betroffene der gewaltsamen Ausschreitungen gezeigt werden. Es gibt aber auch zahlreiche Fälle, in denen die Bilder von Kampf und Zerstörung ohne Personenbezug die emotionale Grundstimmung einer Situation prägen. Angesichts der Komplexität und Dichte der Nachrichtenbeiträge ist die Zuordnung von Emotionen hier nicht auf einzelne Akteure, sondern auf die Gesamtsituation bezogen worden. Bereits die einfache Feststellung, in welchem Umfang man welche Art von emotionaler Grundstimmung in der Nahostberichterstattung vorfindet, weist auf einen qualitativen Faktor hin, der zum weiteren Verständnis möglicher Empathie-Effekte, die bei den Zuschauern der Berichterstattung entstehen können, beitragen könnte. Emotionen werden vor allem filmisch vermittelt, daher ist eine Unterscheidung der Darbietungseinheiten nach der Darbietungsform zweckmäßig. Im Folgenden werden die Darbietungsformen Meldung und filmische Formen getrennt ausgewiesen (Tab. 7). 105

106 Tabelle 7 Emotionale Grundstimmung in der Nahostberichterstattung 1999 bis 2002 Anzahl der Darbietungseinheiten (mit Mehrfachcodierung) Meldung Film Gesamt Aggressivität Hass Schmerz/Leid Trauer Sachlichkeit Harmonie/Heiterkeit Glück Rührung Mehrfach in Prozent Meldung Film Gesamt Aggressivität 5% 27% 21% Hass 1% 10% 8% Schmerz/Leid 3% 11% 9% Trauer 2% 6% 5% Sachlichkeit 88% 42% 54% Harmonie/Heiterkeit 1% 3% 3% Glück Rührung - 0% 0% Mehrfach 100% 100% 100% Die Berichterstattung wird im Teil der Meldungen erwartungsgemäß überwiegend von Sachlichkeit geprägt. Was für die Meldungen zutrifft, gilt ähnlich für die Schaltgespräche mit Korrespondenten. Bei filmischen Darbietungsformen ändert sich dagegen das Profil der Emotionen. Über die Hälfte der Darbietungseinheiten lässt sich als emotional aufgeladen charakterisieren. Am häufigsten kommen Aggressivität sowie Hass und Schmerz/Leid zum Ausdruck, während solche Emotionen wie Harmonie/Heiterkeit, Glück oder Rührung in der Nahostberichterstattung fast völlig fehlen. In den negativen Emotionen spiegelt sich die Darstellung des gewaltsamen Konflikts, in dem wenig oder gar kein Platz für Heiterkeit bleibt, zumal alle anderen Themenbereiche bei zunehmender Eskalation aus dem Blickfeld verdrängt werden. Das emotionale Klima dieser filmischen Berichterstattung lässt sich in etwa veranschaulichen, wenn man die negativen und positiven Emotionen in eine Rangordnung stellt (Abb. 48). 106

107 Abbildung 41 Emotionales Klima in filmischen Formen der Nahostberichterstattung Emotionen Anzahl der Darbietungseinheiten in filmischer Form (inkl. Mehrfachcodierung) Aggressivität 360 Schmerz/Leid 151 Hass 135 Trauer 75 Harmonie/Heiterkeit 45 Rührung 2 Glück 0 Zusammenfassend lässt sich als Befund festhalten: Wenn in der Nahostberichterstattung Emotionen vermittelt werden, handelt es sich fast ausschließlich um negative Emotionen. Bei allen Sendern findet man eine ähnliche Tendenz in der Grundstruktur der Emotionen. Charakteristisch für das negative Klima sind beispielsweise die Szenen, in denen direkte Verknüpfungen bzw. ein Umschlagen von einer in eine andere Emotionalität zu beobachten ist. So gehen häufig die Bilder von Trauer und Schmerz bei Opferbestattungen über in Bilder, die von Hass und Aggressivität geprägt sind. 4.6 Konfliktdarstellung Die Konfliktdarstellung nimmt einen zentralen Platz in der Analyse der Nahostberichterstattung ein. Hier wird sie unter zwei Aspekten betrachtet, 1. Konflikttendenz und 2. Konfliktstruktur. Während die Konflikttendenz Aufschluss über die Gewichtung von Spannung und Entspannung im zeitlichen Verlauf gibt, zeigen die Befunde über die Konfliktstruktur, worin die Asymmetrie der Konfliktbeteiligten besteht und welche Folgen sich aus dieser Asymmetrie für Israelis und Palästinenser ergeben. 107

108 4.6.1 Konflikttendenz Anders als im ersten Teil der Untersuchung, in dem der kontinuierliche Verlauf der Konfliktentwicklung über den Zeitraum von Januar 1999 bis August 2001 grafisch veranschaulicht worden ist, liegen der Darstellung in diesem Teil ausgewählte Untersuchungsphasen zugrunde, die bis in den Zeitraum März 2002 reichen. Durch diese Ausweitung erhalten die Ereignisse in der Phase von September 2001 bis März 2002 ein konfliktprägendes Gewicht, das sich hier auch deutlich in der Gesamtbilanz niederschlägt. Ermittelt man die Konflikttendenz auf der Basis der Wochenauswahl, ergibt sich für die codierten Nachrichtenangebote über alle Jahre gesehen eine Gesamtrelation im Hinblick auf die Sendezeitanteile für Spannung/Krieg und Entspannung/Frieden im Verhältnis von 64 : 11. Berichterstattung über Spannung und gewaltsame Auseinandersetzungen machen somit etwa das Sechsfache der Berichterstattung über Entspannung und Frieden aus. Alle Beiträge, die keinen Bezug zum Nahostkonflikt enthalten oder weder über Spannung noch Entspannung berichten, werden hierbei als neutral zusammengefasst (Tab. 8). 108

109 Tabelle 8 Konflikttendenz im Jahres- und Sendervergleich Dauer der Darbietungseinheiten in Prozent Gesamt ARD ZDF RTL SAT.1 Jahr Spannung neutral Entspannung Gesamt % 58% 28% 100% % 28% 14% 100% % 20% 6% 100% % 4% 0% 100% Gesamt 64% 25% 11% 100% Jahr Spannung neutral Entspannung Gesamt % 54% 31% 100% % 25% 21% 100% % 22% 3% 100% % 8% 0% 100% Gesamt 60% 25% 15% 100% Jahr Spannung neutral Entspannung Gesamt % 55% 31% 100% % 31% 16% 100% % 21% 9% 100% % 4% 0% 100% Gesamt 61% 26% 13% 100% Jahr Spannung neutral Entspannung Gesamt % 41% 55% 100% % 36% 5% 100% % 22% 5% 100% % 0% 2% 100% Gesamt 67% 26% 7% 100% Jahr Spannung neutral Entspannung Gesamt % 79% 9% 100% % 13% 4% 100% % 14% 2% 100% % 0% 0% 100% Gesamt 76% 21% 4% 100% In den Jahren 1999 bis 2002 zeigt sich deutlich, wie die Entspannung zurückgeht und im Gegenzug die Spannung zunimmt. Dabei sinken auch die Anteile konfliktneutraler Berichterstattung. Die Nahostberichterstattung reduziert sich fast ausschließlich auf den Konflikt, während alles Übrige verdrängt wird. Diese Grundtendenz trifft für alle Sender zu (Abb. 49 und 50). 109

110 Abbildung 42 Konflikttendenz im Jahresvergleich 1999 bis März 2002 Konflikttendenz im Jahresvergleich Dauer der Darbietungseinheiten 100% 96% 90% 80% 75% 70% 60% 58% 58% 50% 40% Spannung neutral Entspannung 30% 28% 28% 20% 13% 14% 20% 10% 0% % 4% 0% Abbildung 43 Konflikttendenz im Sendervergleich 1999 bis März 2002 Konflikttendenz im Sendervergleich Dauer der Darbietungseinheiten 100% 90% 80% 76% 70% 67% 60% 60% 61% Spannung 50% neutral Entspannung 40% 30% 20% 25% 26% 26% 15% 13% 21% 10% 7% 4% 0% ARD ZDF RTL SAT.1 110

111 Berücksichtigt man, dass die Nahostberichterstattung durch den Faktor Konflikt bereits eine Dauerpräsenz in den Nachrichten erlangt hat, aber offenbar noch genügend Spielraum für andere Themen blieb, solange der Konflikt vorwiegend auf der politischen Ebene ausgetragen wurde, erweist sich nun der Faktor Gewalt als so dominant, dass im engen Zeitbudget der Nachrichten für Anderes kein Platz mehr bleibt. Im Sendervergleich zeigt sich ferner, dass die Reduktion der Nahostberichterstattung auf den gewaltsamen Konflikt bei RTL und SAT.1 etwas stärker ausfällt als bei ARD und ZDF. Dies liegt vermutlich daran, dass die privaten Sender den Gewaltereignissen schon bei der Nachrichtenselektion mehr Gewicht geben als die öffentlich-rechtlichen Sender. Letztere räumen auch den unspektakulären normalen politischen Ereignissen in der Auslandsberichterstattung kontinuierlich mehr Sendezeit ein. Im Ganzen gesehen sind die Unterschiede jedoch nicht so gravierend, vielmehr deuten die Befunde auf eine für alle Sender ähnliche Nachrichtenlage hin, die von der Ereignisentwicklung geprägt wird und sich im Anstieg der Konflikttendenz widerspiegelt Konfliktstruktur Bei der Betrachtung der Konfliktstruktur geht es darum, die beiden Seiten Israelis und Palästinenser in konfliktrelevanten Dimensionen gegenüberzustellen. Diese Dimensionen sind: 1. Gewaltakteure, 2. Opfer/Betroffene, 3. Gewaltformen und 4. Gewaltschaden. Gefragt wird, welche der in diesen Dimensionen vorgegebenen Merkmale zum einen bei Israelis und zum anderen bei Palästinensern in der Berichterstattung anzutreffen sind. Bezugspunkt ist die jeweilige Darbietungseinheit. Die Zuordnung von Merkmalen der Konfliktstruktur hat jeweils aktuellen Handlungsbezug, sie berücksichtigt das unmittelbar beobachtbare Tagesgeschehen, nicht hingegen den zeitlich weiteren Kontext, in dem die Handlungen aus ihrem Zusammenhang verstanden und interpretiert werden könnten. Damit wird die Betrachtung ahistorisch, wie dies auch meistenteils der tagesaktuellen Nachrichtenberichterstattung entspricht. Dies ist insofern wichtig, als eine Beurteilung darüber, wer im historischen Gesamtkontext Aggressor und wer Opfer ist, von allen Interpretationen und Umdeutungen ausgeschlossen bleibt. Um einerseits gewalthaltige und andererseits filmische Konfliktdarstellung möglichst scharf zu konturieren, werden für die Analyse der Konfliktstruktur Darbietungseinheiten ausgewählt, die folgende Kriterien erfüllen: 1. Es handelt sich um Berichte mit der Konflikttendenz Krieg oder Spannung (Militäreinsatz, Attentate, Straßenkampf, Abbruch von Friedensgesprächen, Freiheitsbeschränkungen u.ä.). 2. Es handelt sich um die filmischen Darbietungsformen Nachrichtenfilm, Filmbericht oder Trailer (letztere sind quantitativ von geringer Bedeutung). Eine trennscharfe Abgrenzung zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit der Akteure und ihrer Handlungen ist angesichts der Komplexität von Bild- und Textinformation zumindest 111

112 annähernd zu erzielen. Dennoch muss man der Tatsache Rechnung tragen, dass die Montage von Bild und Text zum Teil so rasant und fragmentarisch abläuft, dass sich hierbei auch Gesamteindrücke in der Codierung niederschlagen. Insgesamt ergeben sich nach diesen Kriterien 453 Darbietungseinheiten für eine Analyse der Konfliktstruktur. Die oben erwähnten Dimensionen werden für jede der beiden Seiten in gleicher Weise abgefragt. Dabei sind folgende Befunde festzustellen (Tab.9): 112

113 Tabelle 9 Merkmale der Konfliktstruktur bei Israelis und Palästinensern Konflikttendenz (Spannung/Krieg) und Darbietungsformen (Nachrichtenfilm, Filmbericht, Trailer) Basis: 453 Darbietungseinheiten (mit Mehrfachcodierung) Israelis Palästinenser Differenz Gewaltakteure Zivilbevölkerung Männer Jugendliche Frauen Kinder Organ. Aktivisten Militär Polizei Politiker - - Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltbetroffene Zivilbevölkerung Männer Jugendliche Frauen Kinder Organ. Aktivisten Militär Polizei Politiker Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltschaden Flucht Freiheitsbeschränkung Zerstörung Verletzung Tod Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltformen Prügeln Steinewerfen Schiessen Bombenanschlag Selbstmordanschlag Bulldozereinsatz Panzer Luftangriff Raketeneinsatz Ausgangssperre Besatzung Sonstiges/n.e Gesamt

114 Israelis Wenn Israelis als Gewaltakteure auftreten, handelt es sich hauptsächlich um das Militär. Gering ist die Anzahl der Fälle, in denen Polizei oder Zivilisten als Gewaltakteure vorkommen. Wenn Israelis als Gewaltbetroffene bzw. Opfer des Konfliktes erscheinen, fällt das Spektrum der betroffenen Gruppierungen breiter aus. Am häufigsten ist die Zivilbevölkerung von der Gewalt betroffen, Erst mit Abstand folgt das Militär. In der Zivilbevölkerung gehören zu den Betroffenen neben Männern und Frauen auch Kinder. Wenn die Israelis Gewaltschäden zu verzeichnen haben, handelt es sich hauptsächlich um Personenschaden in Form von Tod und Verletzung. Daneben fällt Sachschaden in Form von Zerstörung gering aus. Wenn die Israelis Gewalt anwenden, geschieht dies überwiegend in der Form Schiessen, was auf den Einsatz von Militär bzw. Soldaten verweist. Darüber hinaus zeigt sich ein breites Spektrum anderer militärischer Formen, insbesondere sind dies Panzerangriff, Luftangriff, Raketeneinsatz und Besatzung, ferner Bulldozereinsatz und Ausgangssperre bzw. Freiheitsbeschränkung. Bombenanschläge von israelischer Seite sind eher eine Seltenheit. Palästinenser Wenn die Palästinenser als Gewaltakteure auftreten, handelt es sich hauptsächlich um Männer und Jugendliche, die der Zivilbevölkerung zugerechnet werden. Ein beträchtlicher Anteil der Gewaltakteure ist ferner den organisierten radikalen Gruppierungen zuzurechnen. Auch Kinder und Frauen treten hier als Gewaltakteure auf. Wenn die Palästinenser als Gewaltbetroffene bzw. Opfer des Konflikts erscheinen, handelt es sich überwiegend um die Zivilbevölkerung, hauptsächlich Männer und Jugendliche, in geringerer Zahl aber auch um Kinder und Frauen. Zu den Opfern mit nennenswertem Anteil gehören ferner die organisierten Aktivisten, betroffen sind ebenso Polizei und Politiker. Wenn die Palästinenser Gewaltschäden zu verzeichnen haben, sind es auch hier vorwiegend Personenschäden in Form von Tod und Verletzung. Hinzu kommt aber hier ein beträchtlicher Anteil an Sachschaden durch Zerstörung. Auch Freiheitsbeschränkung gehört in das Schadenspektrum. Wenn Palästinenser Gewalt ausüben, handelt es sich überwiegend um die Formen Schiessen und Steine werfen. Eine beachtliche Rolle spielen daneben die Formen Selbstmordanschlag und Bombenanschlag. 114

115 4.6.3 Asymmetrie der Konfliktstruktur Die Asymmetrie der Kontrahenten bestätigt sich in nahezu allen Dimensionen, die zur Beschreibung der Konfliktstruktur verwendet werden. Sie zeigt sich bei den Gewaltakteuren, den Gewaltbetroffenen, den Gewaltformen und prägt das Bild der Gewaltschäden. Dies lässt sich grafisch veranschaulichen, indem man die Differenzwerte zwischen Israelis und Palästinensern gegenüberstellt. Für die Lesart der folgenden Abbildungen bedeutet dies: Je geringer der Ausschlag für ein Merkmal der Konfliktstruktur ist, desto ausgeglichener erscheinen Israelis und Palästinenser in diesem Merkmal in der Berichterstattung. Je stärker der Ausschlag in eine der beiden Richtungen weist, desto stärker ist ein Übergewicht der jeweiligen Seite in diesem Merkmal in der Berichterstattung zu verzeichnen (Abb ). Abbildung 44 Gewaltakteure: Differenzwerte zwischen Israelis und Palästinensern Gewaltakteure Konflikthaltige filmische Darbietungseinheiten Zivilbevölkerung 57 Männer 164 Jugendliche 97 Frauen 7 Kinder 10 Organ. Aktivisten 86 Militär 272 Polizei 16 Politiker Sonstiges/n.e. 10 Israelis Palästinenser Die Asymmetrie der Konfliktstruktur entsteht aus der Ungleichheit der Gewaltakteure, der Gewaltbetroffenen, der Gewaltformen und der Gewaltschäden in Relation zu deren Sichtbarkeit. Auf israelischer Seite reduzieren sich die Gewaltakteure im Wesentlichen auf das sichtbare Militär, auf palästinensischer Seite sind es überwiegend Gruppierungen der Zivilbevölkerung und erst nachrangig organisierte Aktivisten der Hamas, Fatah, Hisbollah und islamischer Dschihad. Unter den Gewaltbetroffenen dominiert auf israelischer Seite ebenfalls das Militär, während bei den Palästinensern die Zivilbevölkerung an erster Stelle rangiert und das Spektrum der betroffenen Gruppen breiter ist. Besonders auffällig ist die Ungleichheit der sichtbaren Gewaltformen, auf israelischer Seite militärische Rüstung, auf palästinensischer Seite Steinewerfer, während die Ausübung von Bombenanschlägen nicht sichtbar ist, sondern nur deren Folgen. In der Bilanz der Gewaltschäden kommen die Palästinenser deutlich schlechter weg als die Israelis. 115

116 116

117 Abbildung 45 Gewaltbetroffene: Differenzwerte zwischen Israelis und Palästinensern Gewaltbetroffene Konflikthaltige filmische Darbietungseinheiten Zivilbevölkerung 19 Männer 89 Jugendliche 52 Frauen 29 Kinder 3 Organ. Aktivisten 55 Militär 68 Polizei 16 Politiker 16 Sonstiges/n.e. 20 Israelis Palästinenser Abbildung 46 Gewaltformen: Differenzwerte zwischen Israelis und Palästinensern Gewaltformen Konflikthaltige filmische Darbietungseinheiten Prügeln 1 Steinewerfen 106 Schiessen 61 Bombenanschlag 44 Selbstmordanschlag 53 Bulldozereinsatz 20 Panzer Luftangriff Raketeneinsatz 56 Ausgangssperre 14 Besatzung 58 Sonstiges/n.e. 12 Israelis Palästinenser 117

118 Abbildung 47 Gewaltschaden: Differenzwerte zwischen Israelis und Palästinensern Gewaltschaden Konflikthaltige filmische Darbietungseinheiten Flucht 2 Freiheitsbeschränkung 56 Zerstörung 56 Verletzung 3 Tod 62 Sonstiges/n.e. 1 Israelis Palästinenser Damit zeigen die Indikatoren in den Dimensionen Gewaltakteure, Gewaltbetroffene und Gewaltformen an, was bereits mehrfach belegt worden ist, nämlich die Konfrontation ungleicher Gegner. Dies beschreibt die o.a. Charakteristik der Konfliktprofile für Israelis und Palästinenser. Darüber hinaus zeigt sich aber in der Dimension Gewaltschaden, dass die palästinensische Seite mit Ausnahme der Verletzungen in allen übrigen Bereichen, insbesondere Tod, Zerstörung und Freiheitsbeschränkung, mit mehr Schäden in der Berichterstattung erscheinen als die Israelis. Hier weisen die Differenzwerte auf ein Übergewicht zu Lasten der Palästinenser hin. Differenziert man die Dimensionen der Konfliktstruktur nach Sendern, zeigt sich weiter, dass die privaten Sender dem gewalthaltigen Konflikt mehr Gewicht geben als die öffentlichrechtlichen Sender. Abgesehen von der bei den Privatsendern stärkeren Konfliktorientierung in der Berichterstattung, lässt sich jedoch bei allen vier Sendern ein ähnliches Grundmuster erkennen. Da es die gleichen Ereignisse sind und sich die Berichterstattung zu einem hohen 118

119 Anteil auf gleiches Bildmaterial stützt, ist dies auch kaum überraschend. Graduelle Unterschiede dürften am ehesten durch andere Filmschnitte oder das Gewicht der Eigenberichte entstehen. 119

120 Tabelle 10 Merkmale der Konfliktstruktur bei Israelis nach Sendern Konflikttendenz (Spannung/Krieg) und Darbietungsformen (Nachrichtenfilm, Filmbericht, Trailer) Basis: 453 Darbietungseinheiten (mit Mehrfachcodierung) Sender ARD ZDF RTL SAT.1 Gesamt Gewaltakteure Zivilbevölkerung Männer Jugendliche Frauen Kinder Aktivisten Militär Polizei Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltbetroffene Zivilbevölkerung Männer Jugendliche Frauen Kinder OrgAktivisten Militär Polizei Politiker Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltschaden Flucht Freiheitsbeschränkung Zerstörung Verletzung Tod Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltformen Prügeln Steinewerfen Schiessen Bombenanschlag Selbstmordanschlag Bulldozereinsatz Panzer Luftangriff Raketeneinsatz Ausgangssperre Besatzung Sonstiges/n.e Gesamt

121 121

122 Tabelle 11 Merkmale der Konfliktstruktur bei Palästinensern nach Sendern Konflikttendenz (Spannung/Krieg) und Darbietungsformen (Nachrichtenfilm, Filmbericht, Trailer) Basis: 453 Darbietungseinheiten (mit Mehrfachcodierung) Sender ARD ZDF RTL SAT.1 Gesamt Gewaltakteure Zivilbevölkerung Männer Jugendliche Frauen Kinder OrgAktivisten Militär Polizei Politiker Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltbetroffene Zivilbevölkerung Männer Jugendliche Frauen Kinder OrgAktivisten Militär Polizei Politiker Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltschaden Flucht Freiheitsbeschränkung Zerstörung Verletzung Tod Sonstiges/n.e Gesamt Gewaltformen Prügeln Steinewerfen Schiessen Bombenanschlag Selbstmordanschlag Bulldozereinsatz Panzer Luftangriff Raketeneinsatz Ausgangssperre Besatzung Sonstiges/n.e Gesamt

123 Zusammenfassung Die quantitativ-qualitative Analyse der Nahostberichterstattung auf der Basis ausgewählter Untersuchungswochen mit höchster Medienaufmerksamkeit im Zeitraum von 1999 bis März 2002 zielte darauf ab, die formalen und inhaltlichen Strukturen sichtbar zu machen. Im Einzelnen ging es darum, 1. den kontinuierlich berichteten Ereignisablauf nachzuzeichnen, 2. die Entwicklung der Konflikttendenz und die Rollen der Konfliktparteien in diesem Ereignisfeld darzustellen, 3. die redaktionellen und journalistischen Formen der Berichterstattung zu gewichten, 4. der Frage nach journalistischen Wertungen gegenüber den Konfliktparteien nachzugehen, 5. die Repräsentanz der Akteure zu ermitteln und zu vergleichen und 6. Elemente der Konfliktstruktur zu bestimmen und diese den Konfliktparteien zuzuordnen. Die Befunde dieser Untersuchungsschritte stützen die These einer Asymmetrie in der Konfliktstruktur: Je weiter sich der Konflikt von der politisch-diplomatischen Ebene der Gespräche und Verhandlungen auf die Ebene einerseits gewalttätiger Ausschreitungen sowie terroristischer Aktionen seitens der Palästinenser und andererseits militärischer Gewaltausübung seitens der Israelis verlagert, desto bedeutsamer wird die Visualisierung der Konfrontation ungleicher Gegner. Die israelische Militärmacht erscheint dabei zunehmend als Täter, die palästinensische Zivilgesellschaft als Opfer. Das Handeln der israelischen Militärmacht wird überwiegend sichtbar dargestellt, das Handeln der palästinensischen Terroraktivisten bleibt von wenigen Ausnahmen abgesehen unsichtbar, sichtbar werden nur die israelischen Opfer der Terroranschläge. Als Täter auf palästinensischer Seite agieren in sichtbarer Darstellung hauptsächlich jugendliche Steinewerfer, die eher ein harmloses Bild der Unterlegenheit vermitteln. Wenn sich aus der Fernsehvermittlung des Nahostkonflikts ein Bild von den Konfliktparteien und eine emotionale Einstellung der Zuschauer gegenüber den Konfliktparteien herausbilden, dann kommt der stereotypen Bildsprache eminente Bedeutung zu, um die Entstehung und Veränderung von Sympathien gegenüber den Konfliktparteien besser zu verstehen. In dieser Rollenverteilung ergeben sich weniger Chancen für die Israelis, ihre Opferrolle sichtbar zu vermitteln. Stattdessen finden sie sich häufiger in der Aggressorrolle, während die Opferrolle der palästinensischen Zivilbevölkerung umso stärker zur Geltung kommt, je stärker die Vergeltungsschläge des israelischen Militärs das Geschehen bestimmen. 123

124 5. Qualitative Aspekte der Nahostberichterstattung Versuch einer Dekonstruktion Dieser Abschnitt befasst sich mit qualitativen Aspekten der Bildsprache in der Fernsehberichterstattung über den Nahostkonflikt. Er zielt auf eine Dekonstruktion des Nahostbildes in den Nachrichten, um die charakteristischen Stereotypen isoliert zu betrachten. Dabei stellen sich folgende Fragen: Welche Bilder vom Nahostkonflikt werden häufig gezeigt und prägen somit das Vorstellungsbild vom dortigen Geschehen besonders stark? In welchen Formen, für welche Zwecke werden diese Bilder von den Sendern verwendet? Welche Bedeutung kann diesen Bildern zugeschrieben werden? Welche Assoziationen können diese Bilder in bezug zu den Konfliktparteien auslösen? Sichtet man das Videomaterial daraufhin und registriert die häufigen und auffälligen Bildsequenzen, zeichnen sich zwei Aspekte ab, unter denen diese Fragen behandelt werden können. Zum einen lässt sich eine Instrumentalisierung bestimmter Bildsymbole beobachten, die als Mittel der Nachrichtendramaturgie eingesetzt werden. Zum anderen begünstigen die wenigen wiederkehrenden Bildsequenzen die Entstehung impliziter Wertungen durch semantische Eigenwerte dieser Bilder als Konfliktelemente. 5.1 Bilder der formalen Nachrichtendramaturgie Die Nahostberichterstattung dies zeigen die Daten der Analyse wird im Zuge der langfristigen Entwicklung zunehmend von Gewaltereignissen bestimmt. Die Fernsehsender steigern nicht nur den Berichterstattungsumfang, sondern sie reagieren auf die Konflikteskalation auch in formal-ästhetischer Hinsicht, indem sie die Konfliktparteien mit typischen Symbolen versehen und dem Thema Nahostkonflikt im Ablauf der Nachrichtensendung ein eigenständiges Gesicht geben. Dies vollzieht sich auf der Ebene der Nachrichtengestaltung und dient dazu, dem Thema eine leichte Wiedererkennbarkeit zu verleihen. Ermittelt man zunächst die quantitativen Verteilungen auditiver und visueller Gestaltungselemente, ergibt sich für die Sender folgendes Bild (Tab. 12): 124

125 Tabelle 12 Verwendung auditiver und visueller Gestaltungselemente Gestaltungselemente Darbietungseinheiten Gesamt Sender ARD ZDF RTL SAT.1 Symbole Grafik Landkarte Die Sender unterscheiden sich deutlich in der Wahl ihrer Gestaltungselemente. Zur Unterstützung von Meldungen in thematischer und geografischer Hinsicht sowie zur Stimulation der Aufmerksamkeit ganz allgemein, hebt sich vor allem die Tagesschau von allen übrigen Nachrichtensendungen durch Verzicht auf spezielle Konfliktsymbole ab. 125

126 Die Tagesschau verwendet fast ausschließlich die Landkarte zur geografischen Orientierung, die anderen Sender bevorzugen dagegen Symbole zur thematischen Orientierung. Bei der Tagesschau findet man im Unterschied zu den anderen Sendungen auch keine Trailer, in denen das Thema Nahost erscheint. Ebenso fehlen akustische Elemente, die zur Abgrenzung von Nachrichtenfilmen im Nachrichtenblock eingesetzt werden. Auffallend ist beim ZDF sowie bei RTL und SAT.1 der hohe Anteil an Bildsymbolen. Soweit es sich hierbei um Hintergrundbilder der Nachrichtenpräsentation im Studio handelt, verweisen sie auf das Thema Nahost entweder durch Personalisierung oder durch symbolischen Bezug auf Gewalt. Verwendet werden je nach Eskalationsstufe des Konflikts hauptsächlich Flaggen, Nationalembleme, Panzer, lodernde Feuer, Porträts der Kontrahenten. Mit diesen Symbolen wird der Nahostkonflikt als Thema visuell etikettiert und die Dramatik des Geschehens akzentuiert. Dabei wird deutlich, in welcher Weise sich die Sender formalästhetisch der Thematik annehmen. So wird der Nahostkonflikt zum Objekt einer Nachrichtenverarbeitung, die ihre eigenen formalen und dramaturgischen Regeln hat und das 126

127 Ereignis diesen Regeln unterwirft. Die Reduzierung des Konflikts auf Gewalt geht einher mit einer Reduzierung auf eine vereinfachende Symbolsprache, die ein leichtes Verständnis bei schneller Abfolge wechselnder Nachrichten ermöglicht. Das Repertoire dieser Ästhetisierung wird vor allem von archaischen Elementen geprägt. wenn mit Feuer und Rauch, Flaggen und religiösen Symbolen ein verkürztes Szenario des Kampfes geschaffen wird. 5.2 Semantik der Bilder Auf einer anderen Ebene lassen sich Überlegungen im Hinblick auf eine stereotype Symbolsprache anstellen, die für sich selbst ein zentraler Teil des Nachrichteninhalts ist. Gemeint ist hiermit die Ebene der semantischen Eigenwerte bei der Verwendung von Bildern, mit denen der Konflikt dargestellt wird. Unterstellt man, dass jedes dieser Bilder eine Bedeutung vermittelt, die über das Faktische hinaus affektiven Gehalt hat und implizite Wertungen fördert, lohnt sich ein Versuch, ein solches Repertoire an Bildern zusammenzustellen und semantisch zu erschließen. Einem solchen Versuch liegt die These zugrunde, dass besonders die Nachrichten aufgrund des knappen Zeitrahmens sowie der hohen Periodizität der Darstellung von ähnlichen Situationen an gleichen Schauplätzen zwangsläufig zur Stereotypisierung des Konflikts tendieren. 127

128 Ordnet man den Bildern, die in der Nahostberichterstattung am häufigsten erscheinen, Bedeutungen zu und stellt sie in einen Zusammenhang mit den Konfliktparteien, gelangt man auch hierbei wieder zu der typischen Asymmetrie der Konfliktstruktur. Je stärker die Bilder Affekte hervorrufen, desto nachhaltiger dürfte auch ihre Botschaft wirken. Je stärker diese Bilder an menschliche Grundwerte wie Gerechtigkeit, Mut, Schutz der Schwachen, Vergeltung für Opfer, Bestrafung des Aggressors rühren, desto wahrscheinlicher dürften beim Zuschauer Reaktionen der Identifikation und der Empathie ausgelöst werden. Insofern funktionieren diese Bilder nach ähnlichen Regeln, wie sie für die Dramaturgie im fiktionalen Drama gelten. Unter diesen Bedingungen kommt es darauf an, wer die Opfer-Bilder für sich besetzen kann und wem die Aggressor-Bilder zugeschrieben werden. Der Kampf um die Bilder in der Nahostberichterstattung des Fernsehens ist somit von erheblicher Bedeutung für eine Kommunikationsstrategie, die sich das Ziel gesetzt hat, Einfluss auf die internationale Meinungsbildung zu nehmen. 128

129 Übersicht 11 Qualitative Konnotationen für Bildsymbole der Nahostberichterstattung Bildinhalt Bedeutung Funktion Politiker-Gipfel Gespräch Entspannung Flaggen Land, Nation, Partei Orientierung Feuer Gefahr Aufmerksamkeit Porträt Personalisierung Orientierung Terroranschlag Chaos, Gefahr Legitimation für Vergeltung Opfer Leid, Schmerz, Gefahr Legitimation für Vergeltung Täter-Bekennervideo Selbstbewusstsein, Stärke Solidarisierung Panzer Aggression Machtdemonstration Bulldozer Zerstörung Machtdemonstration Straßenkampf/Steinewerfer Chaos, Gefahr Widerstand Trauerzug/Begräbnis Leid, Schmerz, Gemeinschaft Hass, Rache Selbstmord-Täter Verzweiflung, Grausamkeit Märtyrer Kinderopfer Schutzbedürftigkeit Legitimation für Vergeltung Klagende Frauen Leid, Schmerz Legitimation für Vergeltung Sieht man in diesen qualitativen Konnotationen eine erste subjektive Annäherung an ein komplexes Bedeutungsfeld emotional aufgeladener Bilder, so darf doch angenommen werden, dass diese Bilder im Ereigniskontext einen Eigenwert haben, der vom gesprochenen Text unabhängig ist. Die subjektiv getroffenen Konnotationen können hier lediglich das Argument der Alltagsplausibilität für sich geltend machen. Sie werfen damit die Frage auf, ob und wie sich solche Bildinterpretationen verallgemeinern lassen. Durch Dekonstruktion der Nahostberichterstattung, das bedeutet Zerlegung der vermittelten Fernsehrealität in ihre substantiellen Bilder, kann im ersten Schritt eine Voraussetzung dafür geschaffen werden, solche Bilder nach ihrem Symbolgehalt neu zu ordnen. Ein Ergebnis der Dekonstruktion besteht gerade darin, diese Bilder zu isolieren und sie jeweils seriell und homogen ohne Kontext aneinander zu reihen. Die Konfrontation mit diesen Bildern in seriellem monothematischen Zusammenschnitt ermöglicht es dem Betrachter, sich dem unterstellten semantischen Transfer intensiv auszusetzen. Damit ist eine Rezeptionssituation geschaffen, die der normale Zuschauer von Nachrichten zwar so niemals vorfindet, die aber in schwächerer Dosis zur wiederkehrenden Alltagserfahrung gehört. Die serielle Anordnung und Rezeption im Zeitraffer führt dazu, die Konturen der Stereotypen klar hervortreten zu lassen. Sie vollzieht im Modell, was auch der normale Nachrichtenzuschauer bei hoher Wiederholungsrate ähnlicher Bilder fortwährend erlebt, dort findet dies nur in größeren Intervallen statt. 129

130 Erscheint es haltbar, dass die qualitativen Konnotationen den semantischen Transfer der Bilder zutreffend beschreiben, besteht der nachfolgende Schritt darin, diese Bilder mit den Konfliktparteien zu verknüpfen. Dabei könnte man zu folgende Struktur gelangen (Übersicht 12): Übersicht 12 Qualitative Merkmale zur Asymmetrie der Konfliktparteien Israelis Bedeutung Palästinenser Bedeutung Panzer Kalt, stark, brutal Steinewerfer Schwach, mutig Militär Kalt, stark, brutal Klagende Frauen Schwach, hilflos Bulldozer Kalt, stark, brutal Kinder mit Waffen Schwach, mutig Infrastruktur Stark Armut schwach Reichtum Stark Zerstörung Leid Eigener Staat Souveränität Selbstmordopfer Märtyrer. 130

131 Die schon oft im Nahostkonflikt verwendete Metapher David gegen Goliath kehrt sich hierbei tendenziell um und wird zur Metapher für den palästinensischen Freiheitskampf gegen eine israelische Übermacht. In den wiederkehrenden Elementen dieser Bildsprache wird auf die Konfrontation ungleicher Gegner verwiesen. Die Ungleichheit fordert den Zuschauer zur Herstellung eines Gleichgewichts auf, das durch Solidarität mit dem Schwächeren erreicht werden könnte. In Analogie zu Dissonanzmodellen bedeutet dies: der im Bild vermittelte Zustand der Dissonanz wird durch Empathie aufgelöst. So könnte sich eine emotionale Aufladung der Konfliktdarstellung auf den distanzierten Fernsehzuschauer übertragen und ihn zur Solidarität mit der Seite der Opfer, der Schwachen und Unterlegenen ermuntern. 5.3 Asymmetrie der Sichtbarkeit von Konfliktelementen Diese Interpretation gründet wesentlich auf dem asymmetrischen Verhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit wichtiger Konfliktelemente in der langfristigen Konfliktdarstellung. Die Bombenattentäter als terroristische Gewaltakteure auf palästinensischer Seite bleiben weitgehend unsichtbar, während die eher harmlosen Steinewerfer als Gewaltakteure im Vordergrund agieren. Umgekehrt werden auf israelischer Seite überwiegend die Soldaten einer hochtechnisierten, überlegenen israelischen Armee und die von ihnen verursachten 131

132 Zerstörungen sichtbar. Je spektakulärer und grausamer die Gewalt auf beiden Seiten ist, desto spektakulärer und eindringlicher wird sie auch in Szene gesetzt. Zum einen belegen dies die dramatischen Berichte von den Schauplätzen der Attentate gegen die israelische Zivilbevölkerung. Zum anderen lässt sich die Berichterstattung über die Lynchjustiz an zwei israelischen Soldaten in einer palästinensischen Polizeistation in Ramallah und die darauf folgende Vergeltungsaktion Israels mit einem Raketenangriff auf diese Polizeistation heranziehen. Die filmischen Darstellungen dieser Ereignisse liefern Beispiele für die Asymmetrie. Weder die Bomben- und Selbstmordanschläge noch den Lynchmord kann der Zuschauer wirklich sehen, er sieht lediglich die Folgen auf der Seite der Opfer, und bei den Ereignissen in Ramallh sieht er in einer kurzen Filmsequenz, wie zwei Körper aus dem Fenster geworfen werden. Diese seltenen Bilder, von einer italienischen Journalistin aufgenommen, gingen kurzfristig durch die internationalen Fernsehnachrichten, bevor sie konfisziert werden konnten. Ihre Verbreitung sollte offenbar verhindert werden. Ganz anders vollzog sich die Fernsehpräsentation der israelischen Vergeltung. Dem Zuschauer wurde der Einschlag der Raketen mit Feuer und Rauch über der Polizeistation ausgiebig sichtbar dargeboten. Diese Bilder wurden mehrfach wiederholt und als Stereotyp israelischer Vergeltung in Szene gesetzt. Ein anderes Stereotyp des Nahostkonflikts liefern die Bilder von Trauerzügen der Palästinenser, die ihre Opfer zur Beerdigung tragen. Gezeigt werden stark emotionalisierte Gruppen, die mit Flaggen bedeckte Särge oder aufgebahrte Leichname durch die Straßen tragen. Diese Bilder vermitteln Märtyrertum, Betroffenheit und Leid. Häufig verwandeln sie sich in Demonstrationen mit Aufrufen zu Rache und Vergeltung. 132

133 133

134 Manche Gewaltbilder werden zu Synonymen der Intensität und Brutalität des Konflikts, und manche werden als Stereotyp auch austauschbar. Ohne den Text oder die symbolische Etikettierung durch Flaggen und Köpfe (z.b. Arafat mit Kopftuch) könnten solche Gewaltbilder auch für Anschläge der ETA oder zur Darstellung des Nordirlandkonflikts eingesetzt werden. Zur Reihe der charakteristischen Bildstereotypen im Nahostkonflikt gehören außerdem die Darstellungen diplomatischer Aktivitäten. In diesen Bildern findet der Zuschauer die gewohnten Rituale internationaler Gipfeltreffen wieder. Dabei handelt es sich nicht nur um die Friedensgespräche zwischen den amtierenden israelischen Spitzenpolitikern und Arafat im Beisein internationaler Vermittler, sondern ebenso um ausschließlich arabische Gipfeltreffen. Zu den wohl emotional aufwühlendsten Stereotypen gehören schließlich die Bilder von Schauplätzen der Terroranschläge unmittelbar nach der Tat. Sie zeigen Tote und Verletzte auf der Straße liegend, umgeben von schreienden Menschen. Diese Bilder vermitteln den Schrecken des Terrors und die panische Angst der betroffenen israelischen Zivilbevölkerung nicht nur visuell, sondern zum Teil auch in O-Ton. Sie lassen den Zuschauer eindringlich daran teilhaben. 134

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