verbandes Wassersportwirtschaft). Die Zuwächse in den letzten zehn Jahren liegen bei rund 1,5 Prozent.
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- Margarethe Kramer
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1 Stellungnahme des Deutschen Tourismusverbandes zur Machbarkeitsstudie Untersuchung der organisatorischen, personellen und finanziellen Voraussetzungen zur Verbesserung der wassertouristischen Infrastruktur (öffentliche Fassung) Der Deutsche Tourismusverband e. V. (DTV) begrüßt grundsätzlich die Bemühungen des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) hinsichtlich der Umsetzung Bundestagsinitiative Infrastruktur und Marketing für den Wassertourismus in Deutschland verbessern (BT-Drucksache 16/10593). Vorgabe des Deutschen Bundestages ist es die Voraussetzungen für den Wassertourismus zu stärken, die Netzkapazitäten auszubauen, deren Befahrbarkeit sicherzustellen, Engpässe in den Sommermonaten (hier vor allem bei den Schleusenvorgängen) zu beheben. Die Bundesinitiative fordert nicht maßgeblich die Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Deutschland hat aufgrund seiner zentralen Lage im europäischen Wasserstraßennetz eine herausragende Verantwortung für dieses System. Die Wasserstraßen sind wertvoller Teil der europäischen Kulturlandschaft. Flüsse, Seen und Kanäle sind unverzichtbare multifunktionale Verkehrswege und zugleich Lebens-, Erholungs-, Sport- und Freizeitraum für Millionen von Menschen. I. Präambel Die deutsche Tourismusbranche zählt zu den wichtigsten wirtschaftlichen Sektoren in Deutschland und besitzt enormes, ökonomisches Potenzial. Mit 2,8 Millionen nicht exportierbaren Arbeitsplätzen und einem jährlichen Gesamtumsatz von rund 233 Milliarden Euro im Tages- und Übernachtungstourismus zählt die Tourismusbranche zu den zentralen Wirtschaftssektoren in Deutschland. Die Bedeutung der Dienstleistungsbranche Tourismus für die Volkswirtschaft wird auf Bundesebene allerdings nicht ausreichend anerkannt. 1. Bedeutung des Wassertourismus in Deutschland Der Wassertourismus und sport hat sich kontinuierlich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Die Anzahl der Sportboote hat sich fortdauernd erhöht: Sportboote sind derzeit im Binnenland stationiert; weitere an der deutschen Ost- und Nordseeküste bzw. in deren Einzugsgebiet (Quelle: Bundes-
2 verbandes Wassersportwirtschaft). Die Zuwächse in den letzten zehn Jahren liegen bei rund 1,5 Prozent. Bei der absoluten Zahl der Wassersportler in Deutschland gibt es leider noch erhebliche Differenzierungen durch verschiedene Untersuchungen. 17,1 Millionen Deutsche nutzen wassertouristische Angebote in Freizeit oder im Urlaub; d.h. sie surfen, tauchen, segeln, fahren Kanu, Motorboot oder Wasserski. Wassersportreviere ziehen pro Jahr 6,5 Millionen Gäste an. Für den Kanutourismus liegen uns verlässliche Erhebungen vor und verzeichnen hier 1,2 Millionen Nutzer. Die große Nachfrage belegt, dass Wassersport sich zu einem Breitensport entwickelt hat und der Wassertourismus zu einen großen Wirtschaftpotential sich entwickelt hat. Die folgenden Tagesausgaben belegen die These: MotorbootfahrerInnen Ø 42,03 Charterbootgäste Ø 62,58 Ausländische Gäste Ø 116,00 KanufahrerInnen Ø 29,35 (Quelle: BKT, BMWA 2005) Rund Kilometer lange Binnenwasserstraßen, zahlreiche Seen sowie rund Quadratkilometer Seewasserstraßen an Nord- und Ostsee machen Deutschland zu einem attraktiven Wassersport- und Urlaubsrevier. Die Wasserstrassen sind nicht nur ein wertvoller Teil der europäischen Kulturlandschaft, sondern nehmen auf Grund der zentralen Lage im europäischen Wasserstraßennetz eine besondere Stellung und Funktion ein. Nicht nur auf europäischer, sondern auch auf landes- und regionaler Ebene hat die Bedeutung des Wasserstrassen zugenommen, so ist vor allem der Wassertourismus im ländlichem Raum zu einer wichtigen teilweise sogar einzigen - Einnahmequellen geworden. Die Profiteure des Wassertourismus sind vielschichtig, wie z.b. Campingunternehmen, Hotellerie, Gastronomie, Zuliefergewerbe etc. Der DTV und die Hamburg Messe und Congress GmbH haben 2002 erstmalig eine bundesweite Grundlagenuntersuchung zum Wassertourismus mit finanzieller Förderung des BMWi erstellt. Die Studie Grundlagenuntersuchung Wassertourismus in Deutschland Ist-Zustand und Entwicklungsmöglichkeiten ist unter als Lang- und Kurzfassung abrufbar. 2. Bedeutung des Wassertourismus in auserwählten Bundesländern und Regionen Der DTV hat seine Mitglieder (Landesmarketingorganisationen) hinsichtlich der Stellungnahme informiert. Nachfolgend wird die Bedeutung des Wassertourismus exemplarisch an auserwählten Bundesländern und Regionen dargestellt, die teilweise ebenfalls eine Stellungnahme beim BMVBS eingereicht haben Mecklenburg-Vorpommern Das Land verfügt laut Fortschreibung des Gutachtens Entwicklungschancen des maritimen Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern über eine km lange Ostseeküste, mehr als Binnenseen und km Fließgewässer. Von der Bedeutung her hat der Wassertourismus den höchsten Stellenwert im Tourismus. Er hat sich zudem von 1999 bis 2008 überdurchschnittlich stark erhöht: 2
3 Unternehmen mit Beschäftigten 474 Mio. Bruttoumsatz (Verdreifachung in 10 Jahren) 233 Mio. Einkommenseffekte. Der Anteil des aus dem Wassertourismus in der Tourismuswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern insgesamt berechneten Einkommens beträgt ca. 10 %. Entsprechend der Fortschreibung der Tourismuskonzeption 2010 ist er einer der Hauptmärkte der touristischen Entwicklung im Land. In vielen Bereichen u.a. in der Mecklenburgischen Seenplatte ist er die einzige Erwerbsquelle für die hier lebenden Menschen. Insofern hängt beispielsweise im Landkreis Müritz die gesamte maritime Wirtschaft von funktionierenden Wasserstraßen ab (vgl. Gemeinsame Stellungnahme des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern in Abstimmung mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MV, Wassersport- und Tourismusverbänden sowie ausgewählten Landkreisen des Lande) Brandenburg Der Wassertourismus ist für das Land Brandenburg von herausragender Bedeutung. Mit über Seen und km Fließgewässer bietet die Mark eines der größten und schönsten Wassersportreviere Europas, ein Paradies für Wasserwanderer, Segelsportler und die Freizeitschifffahrt. Für motorisierte Hausboottouristen sind km Wasserstraßen befahrbar, für nicht motorisierte Boote sind es km sowie 480 km für führerscheinfreies Fahren. Das Land verfügt über 65 Bootshafen mit insgesamt Liegeplätze, über 40 Reedereien mit über 100 Schiffen, über 100 Kanuverleiher mit mehr als Booten. In Berlin und Brandenburg sind derzeit etwa Segel- und Motorboote sowie Charteryachten stationiert - Tendenz steigend. Folglich ist Wassertourismus derzeit eines der ganz großen Themen im Land Brandenburg, auf die sich die Tourismuspolitik konzentriert. Der Wassertourismus gehört im Land Brandenburg zu den wichtigsten touristischen Angebotsbereichen in denen eine einmalige Kombination von Landschafts- & Kulturerlebnissen auf Wasserwegen abgebildet werden. Mit den Ländern Berlin und Mecklenburg-Vorpommern zählt Brandenburg zu dem größten vernetzten europäische Binnengewässersystem. (Quelle: Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg) 2.3. Saarland Der Wassertourismus auf der Saar ist ein wichtiger Bestandteil beim Aufbau des Tourismus im Saarland als Teil des Sturkturwandels. Seit Jahren steigt dieses Wirtschaftssegment an und sichert regionale Effekte wie Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Neben den Sportverbänden, die hier vor allem im muskelbetriebenen Wassersport (Kanu, Rudern) aktiv sind, verzeichnet die Saar auch eine stetig wachsende Zahl von Sportbooten und Charterbooten. Dies liegt vor allem an der Besonderheit eines grenzüberschreitenden Bootsverkehrs, was dem Saarland als Tourismus bzw. Wassersportregion unter den deutschen Wassertourismusgebieten eine Alleinstellung und somit eine herausragende Marketingaussage gibt. Auch in Zukunft gilt es den Wassertourismus auf- und auszubauen, um weitere postive Effekte durch dieses Tourismussegment für das Saarland generieren. Denn die Saar insbesondere mit den muskelbetriebenen Wassersportangeboten, 3
4 bietet eine Möglichkeit, sich im Bereich ökokologisch verträglicher bzw. naturnaher Tourismus zu positionieren. Gemeinsam mit dem Aufbau dieses Themas für das UNESCO- Biosphärenreservat Bliesgau, entsteht so im Saarland ein beachtliches Angebot zum nachhaltigen Tourismus, der für die zukünftige Entwicklung von strategischer Bedeutung ist. Darüber hinaus arbeitet die Tourismus Zentrale Saarland (TZS) mit ihrem Projektkreis Wasertourismus (unter der Projektleitung des Regionalverbandes Saarbrücken) am weiteren Ausbau des Flusstourismus, der wie in Deutschland insgesamt, auch an der Saar neue Chancen mit Flußkreuzfahrten eröffnet hat. Zur Zeit legen pro Jahr ca. 25 Schiffe an. Ebenso nimmt die Zahl der Charterboote jährlich zu, so daß auch hier ein hochattraktives Potenzial für den Ausbau des Tourismus für das Land und die Stadt Saarbrücken liegt. Zum Erhalt der daraus reslutierenden ökonomischen und sozio-kulturellen Effekte durch den Wassersport und den Wasser- bzw. Flußtourismus fordert die TZS in ihrer Eigenschaft als Förderer für den Tourismus und mit der Aufgabe zur Steigerung der Attraktivität des Reiselandes Saarland betraut, dass im Zuge der Refom des WSV, die Saar auf ihrer gesamten Länge, hier im Abschnitt von Saargemünd bis Konz als Bundeswasserstraße erhalten bleibt Lahntal Der Tourismus im gesamten Lahntal trägt mit 1,15 Mrd. Euro touristisch bedingten Umsätzen zur Wertschöpfung bei, zieht einen Einkommenseffekt von über 300 Mio. Euro nach sich und sichert über Arbeitsplätze im Tourismusgewerbe. Der Wassertourismus stellt ein bedeutendes und imageprägendes Segment in der Tourismusstrategie und außenwahrnehmung der gesamten Tourismusdestination Lahntal dar. Eine Einschränkung der Unterhaltung der Bundeswasserstraße hätte unmittelbare Auswirkungen auf dieses Segment und mittelbare Auswirkungen auf viele andere Bereiche der Tourismuswirtschaft im Lahntal. Durch einen Wegfall des Status Bundeswasserstraße für die Lahn würde der gesamte Tourismus im Lahntal negativ beeinflusst, da das Image des Lahntals nach außen zu einem großen Teil von den guten Möglichkeiten für Wassertourismus geprägt wird. Auch wenn beileibe nicht alle Gäste des Lahntals im Kanu unterwegs sind, würde das Lahntal insgesamt einen massiven touristischen Imageverlust mit entsprechenden Umsatzeinbußen erleiden, sollte die Unterhaltung der Schleusen und anderer Infrastruktur für Kanuwanderer, Wassersportvereine (Kanu-, Ruder-, Motorsportvereine) und die Fahrgastschifffahrt nicht mehr vom Bund sichergestellt werden. Beispielhafte Kooperationen und Investitionen: Mitte der neunziger Jahre wurde beispielsweise die Lenkungs-Infrastruktur für den Kanutourismus auf der Lahn an insgesamt 40 Ein- und Ausstiegsstellen und Rastplätzen mit einem Gesamtvolumen von umgerechnet ca Euro ausgebaut. Hierbei waren die Naturschutzbehörden und verbände intensiv eingebunden. Dies kam nicht nur den seit Jahren zahlenmäßig relativ stabilen ca Kanutouristen pro Jahr und den über 20 Kanureiseveranstaltern an der Lahn zugute, sondern der gesamten Tourismusentwicklung und auch den Naturschutzinteressen im Lahntal. Diese öffentlich geförderten Infrastrukturmaßnahmen zogen im Laufe der Jahre erhebliche private Folgeinvestitionen an diesen und umliegenden Stellen nach sich, wie zahlreiche Campingplätze, Übernachtungsstellen für durchreisende Kanu- und Radwanderer und Hotellerie- und Gastronomieprojekte belegen. All diese öffentlichen und privaten Investitionen wären ohne eine dauerhafte Sicherstellung des wassertouristischen Betriebes an der Lahn nachhaltig gefährdet. 4
5 3. Förderung des Wassertourismus durch den DTV 3.1. Gelbe Welle Im Jahr 2000 entstand mit der Gelben Welle ein neues einheitliches, kundenund anwenderfreundliches wassertouristisches Informationssystem zur Verbesserung der Sicherheit auf dem Wasser und zur Vermeidung unnötigen Suchverkehrs. Die Gelbe Welle dient der Orientierung der Wassertouristen, die über die Piktogramme an den Schildern auch Hinweise zu Serviceleistungen und Sehenswürdigkeiten erhalten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) hat 2004 alle Rechte der Gelben Welle vom Tourismusverein Berlin Treptow-Köpenick erworben und an den DTV übertragen. Seit 2005 können private und kommunale Betreiber von Anlegestellen und Häfen die Gelbe Welle beim DTV beantragen Klassifizierung Sportboothäfen Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, die AQU Zentrum für Arbeitssicherheit, Qualitätsmanagement und Umweltschutz GmbH und die Vereinigung Deutscher Sportboothäfen (VDSH) haben Klassifizierungskriterien für Marinas und Sportboothäfen erarbeitet, die mit dem Bundesverband Wassersportwirtschaft e.v. und dem ADAC abgestimmt wurden. Im Rahmen des Projektes zur Weiterentwicklung der Gelben Welle als bundesweit einheitliches Hinweis- und Qualitätssystem wurden die Kriterien 2004 nochmals überarbeitet und mit dem Projekt begleitenden Beirat abgestimmt und dienen nun als Grundlage für die Klassifizierung von Sportboothäfen bundesweit, die durch den DTV in Kooperation mit dem Bundesverband Wassersportwirtschaft e.v. (BVWW) durchgeführt wird. Sterne als international bekannte Symbole geben dem Gast schon bei der Törnplanung zuverlässige Hinweise auf die Ausstattung und das Angebot im Zielhafen. Der Wassertourist bekommt so eine größere Transparenz des Angebotes insgesamt sowie deren bundesweiter Vergleichbarkeit. Dem Hafenbetreiber wird durch die Klassifizierung eine komplexe Einschätzung des eigenen Produkts ermöglicht. Darüber hinaus erhält er von den geschulten Sachverständigen direkt vor Ort Vorschläge und Anregungen zur Verbesserung seines Angebotes und damit Anreize zur Qualitätssteigerung EDEN Award EDEN steht für European Destinations of ExcelleNce und ist ein Projekt zur Förderung von Modellen eines nachhaltigen Tourismus in der gesamten Europäischen Union. Das Projekt basiert auf nationalen Wettbewerben, die alljährlich stattfinden und eine Auswahl von herausragenden Tourismuszielen für jedes teilnehmende Land treffen. Der EDEN Wettbewerb rankt sich um ein jährliches wechselndes Thema, das als Leitmotiv dient und von der Europäischen Kommission gemeinsam mit den zuständigen nationalen Tourismusbehörden ausgewählt wird stand der Wettbewerb unter dem Leitmotiv Wassertourismus und wurde durch den DTV im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) mit Unterstützung unabhängiger Experten als nationalen Wettbewerb erfolgreich durchgeführt. Die Vorpommersche Flusslandschaft rund um die Peene gewann den EDEN-Award
6 3.4. Nationale Marketingoffensive Wassertourismus Durch die Bundestagsinitiative vom Infrastruktur und Marketing für den Wassertourismus in Deutschland verbessern soll die positive Entwicklung des Wassertourismus weiter unterstützt werden. Für die für den Bereich Infrastruktur vorgeschlagenen Aktivitäten ist das BMVBS, für den Bereich Marketing das BMWi federführend. Das Projekt Nationale Marketingoffensive Wassertourismus ist ein erstes handfestes Ergebnis der Bundestagsinitiative. In enger Abstimmung mit dem DTV, Vertreter ausgewählter Wassersport- und Wassertourismusverbände sowie ausgewählter Landesmarketingorganisationen zahlreichen Fachorganisationen auf Bundes- und Landesebene führt derzeit der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern mit finanzieller Förderung ( ) durch das BMWi die Marketingoffensive in 2011/2012 durch. Das Projekt besteht aus vier Bausteinen: Baustein 1: Schaffung von gleichen oder vergleichbaren Standards für Information und Qualität im Wassertourismus. Baustein 2: Erstellung eines Praxisleitfadens für Marinas, Sportboothäfen und Wasserwanderrastplätzen. Baustein 3: Entwicklung und Aufbau eines Internetportals zur Darstellung der Angebotsstrukturen im Wassertourismus und Wassersport. Baustein 4: Ergebnispräsentation und gemeinsamer Messeauftritt der deutschen Destinationen auf der boot 2012 in Düsseldorf. Ziel des Projektes ist es, die Kommunikation zwischen allen Partnern des Wassersports und Wassertourismus in Deutschland nachhaltig zu verbessern, um eine Professionalisierung des Marketings zu erreichen, die Qualität des Wassertourismus transparenter zu machen, Deutschland als wassertouristische Destination international stärker zu positionieren und die Zukunftschancen der Branche und der Verbände zu stärken. II. Stellungnahme 1. Kategorisierung In der PwC-Machbarkeitsstudie vorgenommene Kategorisierung erfolgt analog zu den Vorschlägen zur Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) eine Kategorisierung bzgl. der Verkehrsfunktion. Die Einteilung der Wasserstraßen in Reviertypen (H-, N-, Mischreviere) wird ausschließlich nach Kriterien der Berufsschifffahrt (Tonnageleistungen) vorgenommen. Der Parameter, der sich ausschließlich auf Kennzahlen des Güterverkehrs bezieht, ist für eine Kategorisierung des gesamten Bundeswasserstrassennetzte fragwürdig. Für eine objektive Gliederung in Reviertypen ist die transparente Erarbeitung und Darstellung von Kriterien, die neben der Kennzahl der transportierten Tonnagen auch die gesamte volkswirtschaftliche Bedeutung inklusive diverser (touristischer) Wertschöpfungsketten berücksichtigt, unerlässlich. Die in der PwC- Machbarkeitsstudie entwickelten Maßnahmen und Geschäftsmodelle, beruhen auf der vorgenommen Einteilung in die Reviertypen und sind aus diesem Grund bereits im Grundsatz zu hinterfragen. 6
7 2. Verteilung der öffentlichen Investitionen Die Investitionen des Bundes sollen künftig ausschließlich in das Hauptnetz fließen. Für das Neben- und Randnetz wurden in der PwC-Machbarkeitsstudie alternative Geschäftsmodelle in Betracht gezogen und skizziert. Es ist nachvollziehbar und augenscheinlich, dass seitens des öffentlichen Haushaltes die finanziellen Mittel für den Unterhalt der Wasserstrassen begrenzt sind und künftig nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit verteilt werden müssen - also dort wo die wirtschaftlichen Effekte am höchsten sind. Eine alleinige Konzentration der Bundesmittel auf das Hauptnetz ist aber aus verschiedenen Gründen nicht hinnehmbar. Hier erfolgt eine Begünstigung der Berufsschifffahrt (Güterverkehre) auf Kosten der Personen-, Freizeit- und Sportschifffahrt. Der Artikel 87 und 89 des Grundgesetztes bilden die Grundlage für die Verwaltung der Bundeswasserstrassen. Hier ist eine Privilegierung nach der Verkehrsfunktion nicht vorgesehen. Die in der Machbarkeitsstudie vorgelegte Kategorisierung und damit verbundene Begünstigung des Gütertransportes ist somit verfassungswidrig. Die Instandhaltung und Zurverfügungstellung der verkehrlichen Infrastruktur ist Aufgabe des Bundes und mit den Mitteln der allgemeinen Steuereinnahmen zu leisten. Wie für die Strasse und Schiene, muss auch gleiches für die Wasserstrassen gelten. Hier wird z. B. auch nicht nach Berufs- und Freizeitverkehren unterschieden, selbiges muss auch bei den Wasserstrassen gelten. Eine Diskriminierung einzelner Verkehrsgruppen ist nicht hinnehmbar. In der Bundestagsinitiative Infrastruktur und Marketing für den Wassertourismus in Deutschland verbessern wird eindeutig eine Verbesserung der Infrastruktur gefordert. Die Forderungen des Bundes sehen nicht zwingend eine Konzentration der Investitionen auf das Hauptnetz vor, sondern fordert eine Verbesserung und Stärkung des gesamten Netzes mit den verfügbaren finanziellen und strukturellen Ressourcen. Die WIN-Initiative in Brandenburg verdeutlich allzu gut, dass einmal vernachlässigte Wasserstrassen und der Verfall zu Restgewässer nur mit hohen finanziellen Investitionen über einen sehr langen Zeitraum (mehr als 10 Jahre) wieder wirtschaftlich belebt werden können. Ein Rückzug des Bundes aus einzelnen wassertouristischen Revieren und der damit verbundenen Abkoppelung an das Bundesnetz, hat eine Entwertung von teils sehr hohen privatwirtschaftlichen und öffentlichen Investitionen. Auch werden Maßnahmen des Bundes, die mittels Steuergelder finanziert wurden, geschwächt (vgl Gelbe Welle und 3.3. EDEN Award). 3. Geschäftsmodelle Die in der PwC-Machbarkeitsstudie vorgestellten, skizzierten Geschäftsmodelle (Betriebsführungsmodell, ÖÖP-Koopertionsmodell, Ausgliederungsmodell) dienen vorrangig der Entlastung der WSV und zeigen mögliche Strukturen auf, in der der Bund mehr oder weniger stark finanziell und in der Federführung - eingebunden ist. Die Geschäftsmodelle, bei dem der Bund sich aus der finanziellen und personellen Verantwortung zieht, werden äußerst kritisch gesehen. Erfolgs- 7
8 versprechender sind Geschäftsmodelle, bei dem der Bund Eigentümer der Wasserstrassen bleibt. In der Studie erfolgt eine einseitige Beleuchtung der Geschäftsmodelle. Der Fokus liegt ausschließlich bei den finanziellen und personellen Einsparungen seitens der WSV. Hier fehlt eine Investitionskostenschätzung für Bund aber vor allem für Länder, Kommunen und/ oder Gebietskörperschaften. Entscheidend für eine nachhaltige Umstrukturierung ist der Erhalt und die kontinuierliche Pflege des gesamten Netzes. Jede Vernachlässigung einer Wasserstrasse, z.b. als Folge einer Privatisierung, schwächt das Gesamtnetz. Hier greift das Prinzip: die Kette ist so gut wie das schwächste Glied. Ein wesentliches Qualitätsmerkmal für ein Wasserstrassennetz ist die durchgängige Befahrbarkeit. Wassertourismus im Allgemeinen findet nicht auf einer Wasserstrasse bzw. in einer Region oder einem Bundesland statt. Charakteristisch ist hier, dass Wassersporttouristen großen Distanzen zurücklegen und hierbei mehrere Strassen, Reviere passieren, über regionale und Landesgrenzen hinaus. Die Einrichtung einer bundesweiten Koordinierungsstelle für den Wassertourismus wird im Grundsatz begrüßt. 4. Nutzerbasierte Finanzierung Die reine Aufrechterhaltung der Wasserstrassen und der Netzstruktur ist Aufgabe des Bundes (s.o.). Investitionen, die über die verkehrlichen Belange hinausgehen, wie z.b. sanitäre Anlagen, Informationsleitsysteme etc. sind unter Umständen von den Nutzern und Profiteuren das können Wassertouristen aber auch Kommunen und Gemeinden sein zu finanzieren. Ein durchaus zu prüfendes Einnahmemodell ist eine Bootsvignettenpflicht wie sie in der PwC- Machbarkeitsstudie skizziert wird. Für die Akzeptanz einer Bootsvignette ist eine geprüfte, nachvollziehbare und neutral gestaffelte Gebührenordnung zwingend notwendig. Des Weiteren müssen die zusätzlichen Einnahmen zweckgebunden sein, d. h. unmittelbar in die Infrastruktur für die zahlende Zielgruppe zurückfließen. In dem vorgestellten Vignettenmodell fließen bereits 1/3 der erzielten Einnahmen direkt in die dafür geschaffene Bürokratie (Vignettenverkauf und kontrolle) zurück. Allem voran steht aber das Vorhandensein einer qualitativ hochwertigen wassertouristischen Infrastruktur. Mit zunehmender Qualität des Produktes steigt die grundsätzliche Bereitschaft der finanziellen Beteiligung. Neben der Qualitätssteigerung nimmt auch die Angebots- und Produktvielfalt eine zentrale Rolle ein. Erst wenn das Produkt stimmt, kann eine wirtschaftliche Betriebsführung greifen. Der Wassertourismus ist ein Markt mit hohen Qualitäts- und Vernetzungsanspruch, d.h. neben der Qualität müssen maritime und landseitige Tourismusangebote besser miteinander vernetzt werden. Es bedarf einer qualitätsorientierten Angebotsentwicklung und einer serviceorientierten Weiterentwicklung und Qualitätsverbesserung des deutschen Wasserstraßennetzes. 5. Methodisches Vorgehen und Datengrundlage In der PwC-Machbarkeitsstudie wird mehrfach auf die mangelnde Datenbasis verwiesen, auf der allerdings alle Maßnahmen, Geschäftsmodelle und Umstrukturierungsvorschläge aufbauen und basieren. Daher lässt sich die Tragweite der 8
9 veranschlagten Empfehlungen nicht absehen bzw. seriös bewerten. Hier ist einerseits eine weitere Konkretisierungen bzgl. der Parameter für die Kategorisierung zu entwickeln (s.o), aber auch weitere Daten zu erheben bzw. einzufordern. So bleiben z.b. Daten, die seitens der touristischen Akteure (Landes- und Regionalverbände) vorliegen, bis dato unberücksichtigt. Neben verlässlichem Datenmaterial, lassen sich hier auch bereits existierende und gut funktionierende Kooperationen erheben (vgl Lahntal) III. Resümee und Forderungen Der Deutschlandtourismus ist auf eine intakte und leistungsfähige Wasserstraßeninfrastruktur angewiesen. Der Erhalt und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Markt ist daher ein fortwährendes Anliegen des DTV und seiner Mitglieder. Qualitätsentwicklung ist in der Tourismuswirtschaft zu einem Schlüsselbegriff geworden auch im maritimen Bereich und damit die zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermarktung touristischer Angebote. Die Gelbe Welle als wassertouristisches Informationssystem, die Blauen Sterne als Klassifizierungssystem für Sportboothäfen sowie das maritime Qualitätssiegel MQM haben das Qualitätsniveau im maritimen Bereich gefördert. Mit dem, durch das BMWi geförderte Projekt Nationale Marketingoffensive Wassertourismus erfolgt ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Es ist heutzutage unumstritten, dass Produktentwicklung und Vermarktung eng miteinander verzahnt sein müssen, daher fordert der DTV dass u.a. der Beirat der Marketingoffensive eng in die Prozesse zur Infrastrukturentwicklung eingebunden wird. Grundsätzlich begrüßt der DTV, dass eine Neuordnung und Optimierung der bisherigen Strukturen angedacht wird und hierfür eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben wurde. Investitionen und die Verteilung öffentlicher Mittel können nicht nach dem Gießkannenprinzip erfolgen, sondern bedürfen einer seriösen Prüfung auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit unter ökonomischen, ökologischen und (sozio-)kulturellen Gesichtspunkten. Die angestrebten Maßnahmen, die größtenteils auf einer sehr ungenauen Datenbasis entwickelt wurden, lassen eine Schwächung und Gefährdung des bundesweiten Gesamtgewässernetzes mutmaßen. Der Ansatz, durch Investitionen und Ausbau des Wasserstrassennetzes ein höherwertiges Qualitätsprodukt zu erzielen, um diese betriebswirtschaftlich in Wert zu setzten, bleibt leider vollkommen unberücksichtigt. Eine stärkere Vernetzung von Bundes- und Landesebene ist sehr zu begrüßen, daher ist eine detaillierte Untersuchung bereits vorhandener Kooperationen zwischen den einzelnen Akteuren (inkl. der touristischen Organisationen) zwingend erforderlich. Gut funktionierende Netzwerke haben einen Vorbildcharakter und wirken motivierend auf andere Regionen und Reviere. Interkommunale und interdisziplinäre Kooperationen im Sinne des ÖÖP-Modell funktionieren bereits vielerorts (vgl. 3.4 Lahntal). 9
10 Bei allen Maßnahmen und Umstrukturierungen ist zu bedenken, dass die Wasserstrassen nicht nur wichtige Verkehrsadern des Wirtschaftsstandortes Deutschland darstellen, sondern sind zugleich auch attraktiver und naturnaher Lebens-, Erholungsraum für Millionen Menschen. Der DTV steht für den weiteren Prozess der Konkretisierung und Weiterentwicklung des Maßnahmenkataloges zur Verfügung und erbittet eine stärkere und umfassende Einbindung aller touristische Akteure, insbesondere die Landes- und Regionalverbände mit wassertouristischem Bezug. Die bisherigen Stellungnahmen unserer Mitgliedsorganisationen unterstützen wir ausdrücklich. Im Einzelnen: Bundesvereinigung Kanutouristik ADAC Bundesverband Wassersportwirtschaft Lahntal Tourismus Verband Landestourismusverband Brandenburg Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern Bonn, den 29. Juli 2011 Der Deutsche Tourismusverband Der Deutsche Tourismusverband e.v. (DTV) 1902 gegründet ist der Dachverband kommunaler, regionaler und landesweiter Tourismusorganisationen. Er setzt sich für eine erfolgreiche touristische Entwicklung in Deutschland ein. Neben Aufgaben als tourismuspolitische Interessenvertretung steht dabei die Fachund Projektarbeit im Vordergrund. Der DTV ist beratend, zertifizierend und koordinierend in vielen Bereichen des Qualitätstourismus tätig. Zu den Mitgliedern des DTV zählen die Landestourismusorganisationen, die Tourismusorganisationen der Stadtstaaten, regionale Tourismusorganisationen, ferner über 40 Städte, alle Kommunalen Spitzenverbände sowie insgesamt 36 Fördernde Mitglieder darunter ADAC, Bundesverband Wassersportwirtschaft und Bundesvereinigung Kanutouristik. 10
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