Dokumentation I M P R E S S U M. Sportforum Jugendarbeit im Sportverein - Anspruch und Wirklichkeit. Duisburg,

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2 I M P R E S S U M Dokumentation Sportforum Jugendarbeit im Sportverein - Anspruch und Wirklichkeit Duisburg, Herausgeber: Deutsche Sportjugend (dsj) im Deutschen Sportbund Bezug über: Deutsche Sportjugend Otto-Fleck-Schneise Frankfurt am Main Laemmel@dsj.de ISBN-Nr.: Redaktion: Peter Lautenbach Jörg Becker Gisela Nüssler Gestaltung: Thomas Hagel Kunst Design Layout Druck: Peter Kühne Verlag Kooperationspartner: LandesSportBund + Sportjugend Nordrhein-Westfalen Deutscher Sportbund Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Fördernachweis: Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus Mitteln des Kinder- und Jugendplanes (KJP) Copyright: Deutsche Sportjugend (dsj) Frankfurt am Main, Dez J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

3 I N H A LT S V E R Z E I C H N I S S p o rt f o rum Jugendarbeit im Sport v e rein am in Duisburg VORWORT Hans-Jürgen Kütbach 1. Vorsitzender der Deutschen Sportjugend BEGRÜSSUNG Hans-Jürgen Kütbach 1. Vorsitzender der Deutschen Sportjugend STATEMENT 1 Dr. Johannes Eulering, Vizepräsident des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen STATEMENT 2 Dr. Andreas Eichler, Generalsekretär des Deutschen Sportbundes VORTRAG Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider PODIUMSDISKUSSION Worum geht s hier eigentlich? Eine kritisch-konstruktive Diskussion von Experten FORUM 1 Der junge Mensch, seine motorische Entwicklung und der Beitrag der Sportvereine FORUM 2 Der junge Mensch, seine psychosoziale Entwicklung und der Beitrag der Sportvereine FORUM 3 Konsequenzen für die Jugendarbeit im organisierten Sport TEILNEHMER/INNEN PRESSESTIMMEN J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 3

4 V O R W O R T Hans-Jürgen Kütbach 1. Vorsitzender der Deutschen Sportjugend S p o rt f o rum Jugendarbeit im Sport v e re i n am in Duisburg Ein Presseartikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 08. Februar 2001 sorgte innerhalb der Landschaft des organisierten Sports für erhebliche Aufregung. Dort wurde berichtet über eine Studie von Prof. Dr. W.- D. Brettschneider und Torsten Kleine, die die bisher der Jugendarbeit im Sportverein zugeschriebenen positiven Wirkungen auf die Entwicklungen junger Menschen zwar nicht direkt in Frage stellte, aber deren Nachweis über die vorgelegte Längsschnittstudie nicht zu erbringen war. Die Deutsche Sportjugend wurde mit dieser damals gerade druckfrischen Nachricht zum ersten Mal anlässlich ihres Jugendhauptausschusses in Frankfurt am Main am 10. Februar 2001 konfrontiert. Seitdem ist viel geschrieben und geredet worden über die Brettschneider-Studie und deren Auswirkungen und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen. Aber es ist seit dem auch gehandelt worden. Die nachfolgende Dokumentation des Sportforums "Jugendarbeit im Sportverein" am in Duisburg soll die Möglichkeit geben, sich im Detail mit den Erkenntnissen der Studie auseinander zu setzen. Sie soll auch Anregungen geben für die eigene Tätigkeit im Sportverein oder -verband. Ausdrücklich danken möchte ich an dieser Stelle dem Landessportbund und der Sportjugend Nordrhein-Westfalen für die konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit, die erheblich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hat. In diesem Sinne wünsche ich eine anregende Lektüre. Hans-Jürgen Kütbach Frankfurt am Main, Dezember 2001 Die Deutsche Sportjugend hat die Studie und ihre Erkenntnisse positiv gewendet: in Richtung einer Argumentationsg rundlage für die qualifiziert vermittelte Jugendarbeit im Sportverein. Als ein wichtiger Baustein wurde dann in Kooperation mit dem Landessportbund und der Sportjugend Nordrhein- Westfalen und natürlich auch dem Deutschen Sportbund eine Veranstaltung durchgeführt, die nicht nur dazu dienen sollte, die Ergebnisse der "Brettschneider-Studie" den interessierten Funktionsträgerinnen und Funktionsträgern im organisierten Jugendsport zu präsentieren. Ein weiteres wichtiges Anliegen dieser Veranstaltung war, sich gemeinsam über mögliche Schlussfolgerungen für die Jugendarbeit im Sport auszutauschen. Zwischenzeitlich sind verschiedene Folgeaktivitäten vereinb a rt worden. Ich erinnere u.a. an die zwischen LSB und Sportjugend NRW einerseits und DSB und Deutschen Sportjugend andererseits für das Jahr 2002 geplanten Aktivitäten, wie die Durchführung einer Großveranstaltung unter dem Arbeitstitel Q u a l i t ä t s o ffensive: Jugendarbeit im Sport v e rein oder auch die zu schaffende Informationsplattform zum Thema Good Practise: Vorbildliche Projekte in der Jugendarbeit im Sport. Zu gegebener Zeit ist die Plattform u.a. über zu erreichen. Von daher gesehen, spreche ich von einem positiven Anstoß, der durch die "Brettschneider-Studie" gegeben wurde. 4 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

5 B E G R Ü S S U N G Begrüßung durch Hans-Jürgen Kütbach 1. Vorsitzender der Deutschen Sportjugend Einen weiteren wichtigen Akteur werden wir heute nicht dabei haben. Aber auch das hat einen verzeihlichen Grund. Der Deutsche Fußball-Bund hat heute, einigen wird das bereits durch die Medien über den Weg gelaufen sein, einen wichtigen Verbandstag, wo ein neuer Präsident gewählt wird. Wir wussten natürlich vorher, dass es diese Terminüberschneidung gibt. Wir hatten andererseits aber auch das dringende Bedürfnis, sehr schnell zu dem Thema Studie eine Veranstaltung anzubieten. Die Tatsache, dass wir hier nicht in der fünften Reihe gedrängt stehen bei diesem Thema und bei den heutigen Referenten, das bewerte ich ausnahmsweise auch als ein durchaus positives Zeichen, dass sich die Wogen der Erregung der letzten Wochen doch ein wenig gelegt haben. Ich habe das auch schon bei anderen Anlässen gesagt, je mehr Personen die Studie, die jetzt auch in ihrer ganzen Fülle vorliegt und je mehr sie auch gelesen haben, um so mehr haben wir auch die Möglichkeit, sachlich in die Thematik einzusteigen. Wir haben heute die Chance, uns aus erster Hand ein Bild zu machen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich darf daher ganz herzlich begrüßen, sozusagen den Hauptdarsteller, die Hauptperson des heutigen Tages,Professor Brettschneider. Ein ganz herzliches Willkommen. Und ich darf in die Begrüßung von vornherein mit einschließen die h e rzlichen Grüße unseres DSB-Präsidenten Manfred von Richthofen. Ich möchte gleichzeitig auch begrüßen im Namen der Mitveranstalter, das sind neben dem Deutschen Sportbund, der Landessportbund Nord rh e i n - Westfalen und die beiden Jug e n d o rganisationen, die Deutsche Sportjugend und die S p o rtjugend Nord rh e i n - Westfalen, Ihnen allen, Euch allen ein ganz herzliches Willkommen. Und ich erzähle niemandem was Neues, dass wir zur Zeit die Verbandstags- und Bundestagssaison haben, so dass wir, welches Wochenende auch immer wir genommen hätten, immer in eine Terminkollision gekommen wären. Wir sind allerdings mit dem Deutschen Fußball-Bund im Gespräch. Wir hatten eine Besprechung mit einem Vertreter des Präsidiums am vergangenen Dienstag und haben auch dort sehr sachbezogen über die Studie gesprochen, so dass also das Fernbleiben des DFB nichts mit Schmollwinkel zu tun hat oder Protest. Das darf ich hier ausdrücklich sagen. Auch der Deutsche Fußball-Bund ist an den Ergebnissen der Studie und an den Konsequenzen, die daraus zu ziehen sind, sehr interessiert. Wir werden den Einstieg vollziehen, in dem Herr Professor Brettschneider die Studie vorstellt, einige Thesen auch noch mal erläutert. Danach wird Herr Dr. Eulering als Vizepräsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen sprechen. Danach wird ein weiterer Vertreter aus dem Präsidium des Deutschen Sportbundes, unser neuer Generalsekretär, Herr Dr. Eichler, zu uns sprechen. Damit der Begrüßende dann auch mit diskutieren kann, und hier nicht nur den Alleinunterhalter macht, haben wir eine ganz hervorragende Moderatorin gewinnen können, Frau Petra Hausberg. Uns allen wünsche ich einen kurzweiligen, aber vor allen Dingen interessanten und folgenreichen Tag. Ich hoffe sehr, dass wir am Ende des heutigen Tages genau wissen, wo es bei uns in den Ve reinen hakt, wo wir aber auch weiterhin mit Stolz auf das verweisen können, was wir in den Ve reinen leisten. Und wo wir in den nächsten Jahren auch konkret weiterarbeiten müssen. Insoweit begreife ich den heutigen Tag als eine Chance. Ich freue mich sehr, dass wir einen so hohen Kreis an Fachleuten hier versammelt haben. (Ich möchte zunächst, das gehört zur protokollarischen Pflicht, den Minister für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen entschuldigen. Er musste kurzfristig zu einer wichtigen Veranstaltung.) Herzlichen Dank! J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 5

6 S T A T E M E N T 1 Dr. Johannes Eulering Vizepräsident des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen Anmerkungen und Anfragen zum Forschungsbericht von Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Jugendarbeit in Sportvereinen - Anspruch und Wirklichkeit von Dr. Johannes Eulering Empfohlen ist Gelassenheit! Wir vertreten eine gute Sache! Aufgeregtheiten, die vielfach die ersten - einseitig eingefärbten - Veröffentlichungen und Presseberichte zur Studie begleiteten, helfen nicht. Eine bundesweite Organisation mit nach der letzten Statistik Vereinen - davon über in Nordrhein-Westfalen - kann sich nicht fundamental irren. Oder, da Vereine im strengen Sinn keine Subjekte von Irrtümern sein können: die Millionen ehrenamtlich engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der größten Freiwilligenorganisation unseres Landes können sich nicht so total täuschen. "Sport ist mehr als nur Sport, als die Summe sportlicher Ereignisse und Betätigungen. Sport ist eine Zivilisationsmacht für die ganze Gesellschaft", dieser Feststellung, die die Vi z e p r ä s i - dentin des Deutschen Bundestages, Antje Vo l l m e r, vor der Vo l l- versammlung der Deutschen Sportjugend 1998 in Münster getroffen hat, ist zuzustimmen. Warum aber dann diese bundesweite Veranstaltung anlässlich einer wissenschaftlichen Studie? Wa rum dann Schlagzeilen wie: "Ve reine machen Jugendliche nicht fitter für das Leben", "Sportvereine im Zwielicht" oder "Beim Konsum von Zigaretten und Bier sind Vereinsfußballer Spitze", die aus Anlass von nichtautorisierten Te i l i n f o rm a t i o n e n (zumeist im Feuilleton) die Öffentlichkeit - zumindest die sportliche - aufschreckten? Warum die oft harsche, manchmal auch bitterböse Gegenkritik aus unserer Spielhälfte, dem organisierten Sport - vor allem aus der betroffenen Vereinsebene? Dazu ein paar zugespitzte Thesen, Anmerkungen und Anfragen, die bei der kurzen, aber recht virulenten Wirkungsgeschichte der Studie ansetzen. 1. These Die Zahl der Mitgliedschaften - gestützt durch freiwilligen Eintritt in die Sportvereine - kann insgesamt nur als positives Datum gedeutet werden. Die Untersuchung dokumentiert dann auch durchaus positive Leistungen unserer Sportvereine für die Kinder und Jugendlichen; eine gar nicht so geringe Deckung zwischen den Angeboten der Vereine und der Nachfrage, den sportlichen Interessen unserer Jugendlichen. In Vereinen finden sich eben auch: abwechslungsreiche und spannende Angebote; und auch Freiräume zur Gestaltung einer flexiblen Nutzung des gesamten Angebotes. Diese Kriterien, die von Jugendlichen selbst genannt werden, müssen weitestgehend erfüllt sein, denn wie wäre sonst zu erklären, dass die Studie keine untersuchbare Gruppe von Sportabstinenzlern fand; 50 % der Jugendlichen im Alter von Jahren in einem Sportverein sind; 18-jährige im Durchschnitt neun Jahre in einem Verein sind; und sie fünf Stunden pro Woche im Schnitt Sport treiben. Dies ist angesichts des außersportlichen Konkurrenzangebotes besonders in den Medien ein eindeutiges Kompliment an die Leistungen der Sportvereine hinsichtlich der Attraktivität und des Erlebnisreichtums ihres Angebotes. Dieses spricht für die Akzeptanz, die die Jugendlichen erfahren, dies spricht für ihre Integration in das Vereinsleben und für ihre Partizipation, das heisst für ihre Teilhabe am gesamten Vereinsgeschehen. Wir haben mit dieser Studie - zumindest indirekt - eine ern e u t e wissenschaftliche Bestätigung für die bedeutsame Rolle, die der Sport im heutigen Jugendleben spielt, und über die zentrale Rolle der Vereine darin. Allerdings, so muss eingangs festgestellt werden, nach diesen Merkmalen, ihrer Ausprägung und ihrer Entwicklung ist in 6 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

7 der Untersuchung nicht direkt gefragt worden. Originalton Prof. Brettschneider: "Die Sportvereine sind die unangefochtene Nr. 1 unter den Jugendorganisationen". 2. These Schlagzeilen können auch Schläge sein! Warum richten sie sich gerade gegen die Sportvereine? Liegt es vielleicht am Zusammenstoß zweier im Prinzip unvereinbarer Leitbilder des Sports in unserer Gesellschaft? Wird das Leitbild des kommerzialisierten Spitzensports - vermittelt und verstärkt über die Medien - und grundiert mit Neideffekten in den Köpfen der Zeitgenossinnen und Zeitgenossen immer mächtiger? Sind die Leitbilder, wie sie jetzt vom Deutschen S p o rtbund und auch vom LandesSport B u n d N o rd rh e i n - Westfalen verabschiedet wurd e n, ohnmächtig gegen diese Einschätzungen? "Insbesondere für Kinder und Jugendliche stellt der Verein in Ergänzung zu Familie und Schule ein wesentliches Element zum Erlernen sozialer Kompetenz dar", so lautet der zentrale Satz in unserem Leitbild. Kommt die Unvereinbarkeit daher, dass wir den Konflikt zwischen der notwendigen Ökonomisierung des Sports und der zerstörerischen Kommerzialisierung noch nicht bewältigt haben, ja ihn nicht einmal angegangen sind? Der scheidende DFB-Präsident, Egidius Braun, hat gerade noch einmal eindringlich auf dieses Problem hingewiesen. Fehlt uns eine tragfähige Philosophie für den Spitzensport, so dass die sogenannten Lichtgestalten des deutschen Sports nicht immer als Vorbilder beschworen werden müssen? Die Schlagzeilen wurden im übrigen oft nach dem bekannten Strickmuster formuliert: Bad news are good news! Welche Verantwortung trägt die Wissenschaft für die öffentliche Darstellung und Wirkung der Ergebnisse ihrer Forschungen? Tr i fft der in der Studie gewählte Interpretationshorizont den Anspruch der aktiven Vereinsebene oder richtet er sich wesentlich an den Zielvorgaben, an den Werbekampagnen von Zentralen oder gar der Politik aus? 3. These Schon wird Vertretern des Sports in den kommunalen Auseinandersetzungen um Ressourcen die zumindest einseitige Vorberichterstattung über die Studie entgegengehalten. Werden die plakativ veröffentlichten Schlagzeilen zu Knüppeln in der Hand der Vo ru rt e i l s t r ä g e r, um dem Sport seine notwendigen Ressourcen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vorzuenthalten? Der Sport war selten "ein Hätschelkind der Kommunalpolitik", wie die Auseinandersetzungen angesichts enger werdender öffentlicher Mittel vielerorts belegen. Hat sich der Sport, haben sich seine Sprecher im Kampf um sachgerechte Anteile an den geringer werdenden öffentlichen Haushalten in eine Verheißungsfalle drängen lassen, in der immer mehr wohltätige Wirkungen dem Sporttreiben und der Mitgliedschaft in Sportvereinen zugeschrieben wurden? Wurde Sport so zum Allheilmittel gegen fast jedes Gebrechen in der Gesellschaft stilisiert? Hat sich unsere Festtagsrhetorik in eine Überbietungsrhetorik verwandelt, die den Bezug zu den Realitäten verloren hat? Über 150 positive Zuschreibungen hat der ehemalige Vorsitzende des "Wissenschaftlichen Beirates" des DSB, Professor Heinemann, dingfest gemacht. "Produkte unserer blühenden Phantasie", so lautet sein Kommentar. Die gerade in Mode kommende Metapher von der "Schutzimpfung durch den Sport und seine Vereine" gegen Gewalt und andere soziale Probleme, die dem Sport vor allen Dingen von Pol i t i k e rn verpasst wird, ist dafür ein aufhellendes Beispiel. Aber ich frage: Soll der Sport seinen Anspruch, besser zu sein als die Gesellschaft, aufgeben (z. B. im Kampf gegen das Doping in einer chemisch gesteuerten modernen Gesellschaft)? 4. These "Der Sportverein wird in seinen Leistungen und seiner Leistungsfähigkeit für die Entwicklung der psychosozialen Gesundheit überschätzt". So formuliert Prof. Brettschneider ein Ergebnis seiner Untersuchung. Diese vorsichtigere! Formulierung lässt trotzdem den Umkehrschluss zu, dass Ve reine durchaus Leistungen im Sinne der psychosozialen Gesundheit erbringen, wie sie z. B. in Querschnittsstudien festzustellen sind. Hier stellt sich also die Frage nach den angewandten Methoden und den eingesetzten Instrumenten der Untersuchung. Wa ren sie in der Lage, die Wirkungen, die re a l i s t i s c h e ren Ansprüche überhaupt zu messen? Wie sind die unterschiedlichen Ergebnisse aus dieser Längsschnittstudie zu den Querschnittsstudien, etwa von Prof. Kurz, Bielefeld, zu bewerten? Wie sind außersportliche Studien einzuordnen, die davon ausgehen, dass Übergewicht und Bewegungsarmut mindestens 1/5 unserer Schulkinder im wahrsten Sinne des Wortes träge und behäbig machen? (vgl. Bericht in "Der Spiegel", Nr. 51 vom , "Süße Sucht Deutschlands überfütterte Kinder"). Der LandesSportBund Nordrhein-Westfalen hat deshalb Lesehilfen zur Studie in Auftrag gegeben. Allen Interessierten werden wir die Texte von Prof. Hurrelmann, Prof. Kurz und Prof. Rittner kurzfristig zugänglich machen. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 7

8 Einige Ableitungen Summarisch: Auch nach einer realistischen, bescheideneren Selbstinterpretation leisten gegenwärtig die gemeinnützigen Sport v e reine ehrenamtlich immer noch mehr als Staat und Gesellschaft bezahlen können. Diese Feststellung darf uns allerdings nicht dazu verleiten, dass wir so weitermachen können wie bisher. Ergebnisse, Interpretationsansätze und die kurze Wirkungsgeschichte der Studie müssen uns veranlassen, intensiv über die Konsequenzen nachzudenken. In Abwandlung einer berühmten These: "Die Wissenschaften haben die Realitäten nur unterschiedlich interpretiert. Es kommt darauf an, sie zu verbessern". Auch dazu ein paar Thesen: dieser Konferenz bedacht werden, um näher an die Notwendigkeiten, um näher an die Realitäten zu kommen. 4. These Wir sollten heute auch diskutieren, ob sich die Sportorganisationen vornehmen können, im nächsten Jahr bundesweit möglichst in allen Städten und Gemeinden "Stadtforen des Sports" durchzuführen, mit dem zentralen Thema "Wie leben Kinder und Jugendliche in unserer Stadt", "Wie können wir ihnen Spielräume eröffnen", "Welchen Beitrag können und welchen Beitrag leisten Sportvereine, um Leben in unsere Stadt, in unseren Stadtteil zu bringen?" Materialien dazu sollten von den Partnern kurzzeitig erarbeitet werden. In einem Spitzengespräch hat unser Präsident Richard Winkels die Bere i t s c h a f t des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen zur Mitwirkung angeboten. 1. These Die Sportwissenschaft ist aufgefordert, sich direkt und kurzfristig umfassend mit den Methoden und Ergebnissen der Studie auseinander zu setzen. Es liegt an der scientific community, ein realitätsgerechtes Bild der hochdifferenzierten Sportvereinslandschaft, die von Großvereinen mit einem Selbstverständnis als Dienstleister bis zu kleinen Einspartenvereinen, die sich traditionell als Gesinnungsgemeinschaft verstehen, reicht, zu entwerfen. Darauf aufbauend gilt es dann, im Zuge einer tiefgreifenden Modernisierung und unter Berücksichtigung bewährter Traditionen ein zukunftsgestaltendes Handlungsprogramm zu entwerfen. 2. These Dazu ist ein kontinuierliches Gespräch zwischen der Sportwissenschaft und der Sportpraxis unerlässlich. Die Auflösung des "Wissenschaftlichen Beirats" beim DSB erweist sich als ein kaum ersetzbarer Verlust mit Langzeitwirkung. Wir brauchen das kontinuierliche Gespräch miteinander. Beim LandesSportBund in Nordrhein-Westfalen haben wir deswegen subsidiär einen "Tag der Sportwissenschaft" eingerichtet. 3. These Die Ständige Konferenz der Landessportbünde muss aus ihrem Dornröschenschlaf aufgeweckt werden. Sie ist der Ort, wo Zentralismus und Föderalismus sich begegnen, wo Basiserfahrung und ausgreifender Zielentwurf miteinander konfrontiert werden können. Werbekampagnen, die bundesweit für die Sportvereine, für das Ehrenamt werben sollen, müssten hier intensiv diskutiert werden. "Wer holt die Kinder von der Straße", dies geht deutlich - trotz des metaphorischen Gehalts - in die falsche Richtung. Tre n d s p o rt a rten zeigen auf, wie man Kinder auf die autobesetzten Straßen holt. Unbeabsichtigte Nebenwirkungen von Werbestrategien müssten im Rahmen 5. These Umfassende Jugendarbeit muss in unseren Konzepten und Entwürfen neben der Talentsuche und Talentförderung und z. B. neben dem Sport der Älteren einen neuen Rangplatz gewinnen. Das Verbundsystem Schule und Verein muss für alle fruchtbar gemacht werden. Wir hier in Nordrhein-Westfalen sind deswegen mit der Landesre g i e rung überein gekommen, einen "Pakt für den Sport" zu erarbeiten, zu ratifizieren und umzusetzen. Die Jugendarbeit wird dabei eine besondere Rolle spielen. Deswegen sind wir auch einem Bündnis für Erziehung, das auf Initiative des Ministerpräsidenten von der Schulministerin gegründet wurde, beigetreten. Wir sind der Überzeugung, dass nur in einem Bündnis aller Erziehungsinstanzen: Der Familie, der Schule, der Kirchen, der allgemeinen Jugendarbeit und Jugendhilfe sowie eben auch des Sports, die schwierigen Aufgaben der Zukunftsgestaltung für Kinder und Jugendliche gelöst werden können. "Die Elternkatastrophe", titelt die Wochenzeitung "Die Zeit" in dieser Woche. 6. These Warum uns die Studie von Professor Brettschneider willkommen ist! Das Bindungsverhalten unserer Jugendlichen in den Sportvereinen ändert sich. In fast allen Regionalkonferenzen, die wir vom LandesSportBund Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr veranstaltet haben, trugen uns Vereinsvertreter ihre Sorgen über die Mitgliederentwicklung im Jugendbereich vor: "Ihr müsst euch darum kümmern". Nun haben wir einen weiteren Anstoss von außen für diese Aufgabe. Noch nie hat es so viele öffentliche Diskussionen gegeben über die Keimzellen des deutschen Sports, die Vereine, wie gegenwärtig. "Was nicht in den Medien ist, ist nicht in der Welt", hat der designierte Präsident des DFB, Mayer-Vorfel- 8 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

9 d e r, in diesen Tagen gesagt. Unsere Ve reine sind demgemäss nun sehr präsent. Die Studie hat auch zu einer Ernüchterung der überbordenden und überfordernden Ideologie als Überbau über die sehr menschennahe, weil mitgliederbestimmte Vereinsarbeit geführt. Wir haben nun die Chancen, realistisch zu verdeutlichen, was Vereine wirklich leisten. Dies ist auch nach den Ergebnissen der Studie unersetzbar viel. Wir haben in letzter Zeit - etwa im Kontext des Jahr des S c h u l s p o rts - über die Frage nachgedacht: Wa rum glaubt uns fast keiner, dass der Sport auch wohltätige Wirkungen für viele, die ihn aktiv betreiben, entfalten kann. Eine Antwort war, wir brauchen eine Greenpeace-Organisation des Sports, um die Mauer des passiven öffentlichen Wohlwollens, die aber Zukunftsentwicklungen abblockt, zu überspringen. Aufmerksamkeit ist nunmehr erreicht! Das gemeinsame Vorhaben von Landesregierung und L a n d e s S p o rtbund Nord rh e i n - Westfalen, einen Zukunftspakt für den Sport abzuschließen, hat große ö ffentliche Beachtung gefunden. Auch dies verdanken wir der Wirkungsgeschichte der Studie, die diese Absicht mit in die Medien transportiert hat. Wir haben bisher in unseren Sportvereinen gute Arbeit geleistet und dazu haben die Sportverbände auf allen Ebenen in ihren Aufgabenbereichen beigetragen. Wir brauchen unseren G e m e i n w o h l a n s p ruch nicht aufzugeben, sondern sind durch die überwiegend positiven Ergebnisse der Studie darin bestätigt worden. Aber: Diese gute Arbeit, diese guten Beiträge und diese Leistungen können und müssen - auch im Licht der Studie von Professor Brettschneider - noch besser werden. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 9

10 S T A T E M E N T 2 Dr. Andreas Eichler Generalsekretär des Deutschen Sportbundes Statement von Dr. Andreas Eichler zur sogenannten Bre t t s c h n e i d e r- S t u d i e 1. Wir reden heute nicht zum ersten Mal über eine wissenschaftliche Studie, die es in sich hat, und das in mehrerer Hinsicht: Zitat aus der "Neuen Züricher Zeitung": "Was nützen die Sportvereine der Jugend? Nichts!" Solche Aussagen verunsichern und rufen Enttäuschung hervor. Wieder einmal haben wir erf a h ren müssen, dass auch im Journ a l i s m u s die Gesetze des Marktes gelten, und die heißen: reißerische Form u l i e rung, Zuspitzung um den Preis der Einseitigkeit. Wir alle müssen lernen, dass wissenschaftliche Ergebnisse eine Seite sind, ihre Verwertung aber eine andere. Der Deutsche S p o rtbund hält die heute diskutierte Studie für eine wichtige diskussionswürdige Arbeit, die aber einer differenzierten und nicht plakativen Betrachtungsweise unterliegen muss. Studie vorgenommen wurden. Warum erzielen Jugendliche aus Sportvereinen keine besseren Ergebnisse als andere Jugendliche? Warum kommt es gar zu einer Angleichung der motorischen Leistungen? Immer wieder werden auch die Fragen gestellt: Sind die Tests richtig ausgewählt und die leis t u n g s o r i e n t i e rten Zielsetzungen in den einzelnen Sporta rten adäquat zu erfassen? Sind die Altersgru p p e n richtig ausgewählt? Müssten wir nicht sportartspezifische Tests durchführen und entsprechende Ergebnisse erwarten? Wir wünschen uns auch weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zum Gesundheitszustand junger Menschen insgesamt, denn es kommt ja bekanntlich nicht nur auf die motorische Leistungsfähigkeit an. Weitere wissenschaftliche Arbeiten sollten an den überraschenden Ergebnissen ansetzen. 2. Wissenschaftliche Forschung ist nicht gut oder schlecht, wie es uns passt, sondern bringt Erkenntnisgewinn; es sei denn, sie sei unseriös oder methodisch fragwürdig. Da dies im vorliegenden Fall nicht in geringster Weise der Fall ist, sind Anfragen an die Wissenschaft Anfragen an uns selbst. Wissenschaft braucht die Praxis, Praxis braucht die Wissenschaft. Wir haben allen Anlass, uns mit den vorliegenden Ergebnissen zu beschäftigen, und dies heißt Dialog. 3. Wi r, die Sportbewegung, können nach dem Ergebnis der Studie mit Genugtuung und Selbstbewusstsein unsere gesellschaftliche Kraft zur Kenntnis nehmen. Sportvereine sind bekannt, leicht zugänglich, auf Wettkampf ausgerichtet und gut ausgestattet. Dies wird uns in der Studie mit hoher Zustimmung bescheinigt. Angesichts der Tatsache, dass 50 Prozent der Jugendlichen im organisierten Sport tätig sind, weitere 45 Prozent Freizeitsport treiben, sind die gesellschaftliche Integrationskraft des Sports und die Leistungsfähigkeit des sport l i c h e n Ve reinslebens beeindruckend und können von niemandem negiert werden, am wenigsten von der Politik. 4. Eines der größten Fragezeichen und gleichzeitig eine Aufford e rung zu weiterer wissenschaftlicher Forschung liegt für mich in den Ergebnissen der motorischen Tests, die im Rahmen der 5. Eine große Herausforderung für den organisierten Sport muss die Prozentzahl von 45 Prozent Freizeitsportlern sein. Diese sind potenzielle Vereinsmitglieder. Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, die von ihnen genannten Gründe für sportliche Betätigung außerhalb von Vereinen aufzunehmen, zu reflektieren und umzusetzen. Genannt wurden beispiels-weise die Selbstbestimmung, die Abwechslung, Zeitautonomie, kein Wunsch nach Wettkämpfen, die Unabhängigkeit sportlicher Betätigung von Erwachsenen. Wie können Vereine für diese Gruppe von jungen Menschen attraktiver werden? Höchste Aufmerksamkeit ist notwendig. Die Anpassung des Lebens der Sportvereine an die Bedürfnisse der Jugendlichen, die Berücksichtigung ihres gesellschaftlichen Umfeldes sind zentrale Zukunftsaufgaben für uns im organisierten Sport. 6. Der Verein kann nicht alles leisten, aber das, was er tut, muss er gut machen. Sport ist Sport, der Verein ist im Regelfall weder ein Träger von Jugendsozialarbeit noch therapeutische Institution. Erwartungen sind gut, wenn sie Ansporn sind für Leistungen, zu hohe Erw a rtungen, von wem auch immer gestellt, sind schlecht, weil sie eine Glaubwürdigkeitslücke entstehen lassen. Es muss in aller Deutlichkeit vor einer Überfrachtung der Sportvereine gewarnt werden. Dies gilt für Politiker ebenso wie für Sportfunktionäre. Wir haben aber auch allen Anlass, unser Profil herauszuarbeiten, und das ist von Verein zu 10 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

11 Verein durchaus verschieden. Betriebwirtschaftlicher ausgedrückt: Es kommt darauf an, dass die Vereine ihre Kernkompetenzen erkennen und ihre Angebote entsprechend gestalten. Auch so wird Glaubwürdigkeit hergestellt. 7. Was im Verein passiert, gerade in der Jugendarbeit, bleibt im Wesentlichen ehrenamtliche Tätigkeit. Ehrenamtliches Engagement hat Möglichkeiten und Grenzen, Übungs- und Jugendleiter sind weder ausgebildete Pädagogen noch Sozialarbeiter. Was wir wollen, ist, sportliche Betätigung zu ermöglichen, dabei Lebenshilfe und Sinnerfüllung zu bieten, das S e l b s t w e rtgefühl und die Gemeinschaftserlebnisse zu stärken. Dies alles konzentriert sich aber immer auf den Sport, und das ist gut so. Sport ist also nicht nur Ergebnis, sondern auch Erlebnis. 8. Wir haben aber auch allen Anlass, uns in der Frage der Prävention, gerade gegenüber legalen und illegalen Drogen, stärker zu profilieren. Eine Bewegung, die die gesundheitliche Bedeutung sportlicher Betätigung immer stärker in den Vordergrund stellt, die ein Gütesiegel Sport Pro Gesundheit vergibt und die in der gesundheitlichen Primärprävention Akzente setzen möchte, ist aufgefordert, am Kampf gegen Drogen aktiv teilzunehmen und pädagogisch ausgewiesene Aufklärung zu leisten. Wir müssen uns überlegen, wie wir diese Ziele noch stärker in der Ausbildung und in der Praxis verankern können. 9. Eine ständige Qualitätssicherung ist im Vereinssport von herausragender Bedeutung. Dies gilt besonders für den Bereich der Ausbildung, das heißt auch für die pädagogische Ausrichtung der Tätigkeit von Übungsleitern, Jugendleitern und Trainern. Die vom Deutschen Sportbund initiierte Kampagne zur Erhöhung der Qualität in der Ausbildung sollte breit aufgegriffen und zum festen Bestandteil der Arbeit in Mitgliedsorganisationen und Vereinen werden. Welche Qualität wollen wir, wie können wir sie halten? Welche Maßnahmen sollten wir einleiten? Diese und weitere Fragen gehören auf die Themenliste aller Vorstandssitzungen und Verbandsversammlungen. 10. Schließlich noch ein Wort an die politisch Verantwortlichen: Wenn wir, wie in dieser Studie eindrucksvoll geschehen, das enorme gesellschaftliche Integrationspotenzial des Sports erkennen, ist kein Rückzug, sondern im Gegenteil eine Ausweitung staatlicher Förderung angezeigt. Der organisierte Sport wünscht sich in der Politik verlässliche Partner, die ihn nicht mit Erwartungsdruck überhäufen, sondern ihm Möglichkeiten zur Profilierung seiner Angebote geben. Wir im Sport müssen sagen, was wir leisten können, dabei erwarten wir öffentliche Unterstützung. In Nordrhein-Westfalen hat man in dieser Weise gehandelt. Um die Wirksamkeit der Jugendarbeit im Sportverein weiter zu unterstützen und zu verbessern, wird ein Pakt für den Sport abgeschlossen. Dies stimmt hoffnungsvoll. Der Wissenschaft sei Dank. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 11

12 V O R T R A G Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Sportwissenschaftler Universität - Gesamthochschule Paderborn Vortrag von Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Sehr geehrter Herr Kütbach, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich muss jetzt natürlich ganz vorsichtig sein. Ich begrüße Sie also nicht herrlich, sondern herzlich. Wenn mir dieser Lapsus unterlaufen würde, würde das möglicherweise schon wieder falsch interpretiert werden können. Und im Zusammenhang mit der Studie muss man ja da etwas vorsichtig sein hinsichtlich möglicher Fehlinterpretationen. Ich darf mich zunächst sehr herzlich für die Einladung bedanken und damit natürlich auch für die Gelegenheit, endlich ausführlich über die Studie selbst sprechen zu können und auf diese Weise eine Plattform zu schaffen, darüber auch sachangemessen diskutieren zu können. Denn in der letzten Zeit hatte ich den Eindruck, dass über die Studie zwar eine ganze Menge diskutiert wurde, aber weitgehend auf der Basis von Pressemitteilungen. Und diese Pressemitteilungen gingen natürlich eher in die eine als in die andere Richtung. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Befunde nicht alle erwartungsgemäß sind, Sie werden das gleich hören, und dass sie Anlaß bieten können für kontroverse Diskussionen. Ich will folgendermaßen vorgehen. Ich will Ihnen zunächst einen kleinen Überblick geben über die theoretischen Ansätze, die wir verfolgt haben bei der Erstellung der Studie, um Sie auf diese Weise, mit der zentralen Frage bekannt zu machen. Ich werde dann etwas zur Anlage der Studie sagen, damit Sie auch da wissen, womit Sie es zu tun haben, um dann zu dem Hauptpunkt zu kommen. Werde dann einige zentrale Befunde erläutern, die uns dann wahrscheinlich Gelegenheit geben, ausführlicher über die Studie zu sprechen. Was sind die theoretischen Ausgangspunkte gewesen? Also zunächst, und das überrascht Sie ja nun nicht sonderlich diese Feststellung, sind wir ausgegangen von der Diskussion, wie sie sich im Moment in der Jugendforschung darstellt. Und auch da greifen wir zunächst also auf sehr bekannte Tatsachen zurück. Beim Übergang in das Erwachsenenalter haben Jugendliche im Zusammenhang mit spezifischen Wachstumsund Reifungsprozessen eine Reihe psychosozialer Aufgaben zu bewältigen. Gelingen diese Aufgaben, ist der Eintritt ins Erwachsenenalter vorbereitet. Wichtig jetzt, und Sie werden nachher auch bei den Befunden sehen, warum das wichtig ist, ist die Frage: Was heißt Entwicklung? Um das jetzt etwas plakativ zu sagen, es sind sicherlich zwei Aspekte, die sehr wichtig sind. Auf der einen Seite geht es um Subjektwerdung des heranwachsenden Individuums und auf der anderen Seite geht es um die Integration in bestimmte soziale Zusammenhänge. Jemand ist eben dann entwickelt oder wir sprechen dann von einer entwickelten Persönlichkeit, wenn diese beiden Aufgaben weitgehend gelungen sind. Also Subjektwerdung auf der einen Seite, Integration in bestimmte gesellschaftliche Zusammenhänge auf der anderen Seite. Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Rolle des Subjekts. Die Rolle des Jugendlichen. Und hier lege ich schon großen Wert auf die Feststellung, dass ich vielleicht in Abweichung von gängigen Sozialisationstheorien, die Rolle des Individuums auch schon als junger Mensch etwas anders gewichte, als das mancherorts oder vielerorts geschieht. Auch der junge Mensch wird in unsere m Ansatz gesehen als ein Gestalter seiner eigenen Entwicklung. Das heißt, er ist eben nicht weitgehend hilflos in einem Räderwerk von Sozialisationsprozessen verhangen, und er ist auch nicht Opfer seines biogenetischen Potenzials. Sondern er entscheidet über seine eigene Entwikklung weitgehend selbst mit. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, weil Sie nachher sehen werden, dass auch die Entscheidung, ob ich im Sport bleibe oder an der Sport a rt bleibe, eben nicht nur abhängt von den Rahmenbedingungen, die vorgefunden werden, sondern sehr wohl von der eigenen Entscheidung. Nun sieht es so aus, dass es in der gegenwärtigen Jugendforschung die Situation unserer Heranwachsenden unterschiedlich gesehen und unterschiedlich bewertet wird. Da gibt es auf der einen Seite Jugendforscher, die sehen die Heranwachsenden auf der Sonnenseite. Sie sehen sie sozusagen als Mitglieder einer Spaß- und Erlebnisgesellschaft, ausgestattet mit einer Vielzahl an Optionen, ausgestattet mit der Möglichkeit, Regie über die eigene Biografie zu führen. Und es gibt auf der anderen Seite Jugendforscher, die sehen das Ganze anders. Die sehen Jugendliche eher als Teile unserer Risikogesellschaft. Und sie interpre t i e ren die Optionsvielfalt eben nicht als Chance, die Lebensgestaltung in eigene Hände zu nehmen, sondern sie interpretieren Optionsvielfalt vor allem als Weg 12 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

13 der Verunsicherung, als Weg, der auch in Orientierungslosigkeit führen kann. Und in diesem Zusammenhang stellt sich jetzt natürlich die entscheidende Frage für uns: Kann der Sportverein so etwas wie eine soziale Ressource sein, oder kann der Sportverein so etwas wie ein Mediator, wie ein Moderator sein, der hilft, Ressourcen zu erschließen, die den jungen Menschen helfen, ihre Entwicklungsaufgaben e rf o l g reich zu bewältigen. Solche Ressourcen können personaler Art und sie können sozialer Art sein. Zu den personalen Ressourcen würde eben gehören, das Bild, was ich von mir selbst habe, Erfolgserlebnisse, Könnenserlebnisse, ob im Sport oder im intellektuellen, im schulischen Bereich oder im sozialen Bereich. Soziale Ressourcen, das können die Eltern sein, die Freundesgruppe, das können eben auch solche intermediären Organisationen wie der Sportverein sein. Die Frage lautet also: Hilft der Sportverein Jugendlichen bei der Entwicklung von Bewältigungspro - zessen? Und zwei Anmerkungen im Zusammenhang: Wird die Bewältigung von Entwicklungsprozessen erfolgreich vonstatten gehen, dann ist der Übergang ins Erwachsenenalter vorgezeichnet. Diese Bewältigung der Entwicklungsaufgaben findet üblicherweise in Zusammenhang mit Alltagsroutinen statt und bereitet keine großen Schwierigkeiten. Gelingt dieser Prozeß der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben nicht, dann reagiert der jugendliche Organismus in der Regel auf zwei Weisen: Entweder er frisst alles in sich hinein, was ihn belastet, und der Organismus reagiert mit psychosomatischen Bes c h w e rden, oder aber die Jugendlichen tendieren dahin, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen und sie reagieren mit abweichenden Verhaltensmustern: Von leichter Devianz bis hin zu starker Delinquenz. Soviel also zunächst einmal zum theoretischen Ansatz. Und dieser theoretische Ansatz der deckt sich durchaus mit dem Selbstverständnis der Sportorganisationen, des organisierten Sports und er deckt sich auch mit den Erwartungen, die die Politik an den organisierten Sport äußert. Denn wir finden doch in vielen programmatischen Äußerungen, und wir sehen es auf den Plakaten, welche Erwartungen der Sportverein für junge Menschen als Lösungsinstanz weckt. Ich werde im einzelnen im Zusammenhang mit den Ergebnissen noch einmal darauf eingehen und Sie alle, ob nun als Ve rt reter der Jugendorganisationen, der Landessport j u g e n d e n oder der Deutschen Sportjugend in Frankfurt am Main, Sie werden zustimmen, dass die Jugendarbeit, etwas plakativ sicherlich, dargestellt werden kann, als auf zwei Säulen stehend. Wir haben auf der einen Seite die rein sportbezogene Jugendarbeit und wir haben auf der anderen Seite die Jugendarbeit, die auf Aufgaben verweist, die über den Sport hinausgehen. Also auf der einen Seite der Versuch, sportliche Interessen zu wecken, junge Leute an den Sport zu binden, sie zu dauerhaftem Sporttreiben anzuleiten, verbunden auch mit der Vorstellung der Leistungsoptimierung. Und auf der anderen Seite sehr deutlich der Anspruch auch der Entwicklung der jungen Menschen, die Entwicklung von jungen Menschen zu unterstützen. Soviel zum theoretischen Ansatz. Wie ist die Studie aufgebaut? Auch das in aller Kürze. Es gibt drei Teilstudien. Zum einen eine Fragenbogenerhebung, die sich jetzt eben auf der einen Seite um das sportliche Engagement im Verein dreht, und auf der anderen Seite um verschiedene Aspekte, die im Zusammenhang mit jugendlicher Entwicklung wichtig sind. Die Fragenbogenstudie, wie im übrigen die anderen Teilstudien auch, ist als Längsschnittuntersuchung angelegt. Das heißt, wir haben drei Kohorten gebildet, drei Alterskohorten. Die jüngste Kohorte war bei der ersten Befragung im sechsten S c h u l j a h r, sie ist dann im siebten noch mal befragt word e n und dann im achten. Dasselbe gilt also auch für die beiden anderen Kohorten, so dass wir Aussagen machen können, erstens über die intraindividuelle Entwicklung der von uns untersuchten Jugendlichen im Verlauf von drei Schuljahren, sprich von drei Jahren in etwa. Und auf der anderen Seite ermöglicht uns diese Anlage einen Gruppenvergleich, einen Gruppenvergleich zwischen denjenigen, die im Untersuchungszeitraum aktive Mitglieder im Sportverein sind. Und auf der anderen Seite Nicht-Mitglieder. Ich will Ihnen bereits an dieser Stelle sagen, es wird also nicht gegenübergestellt die Gruppe der jugendlichen Ve r- einsmitglieder und die Gruppe der Sport m u ffel. Wa ru m J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 13

14 nicht? Ein ganz wichtiges Datum. Wir finden im Alterszeitraum zwischen zwölf und 18 Jahren nur noch einen Anteil von zwischen 4 % und 10 % von jungen Menschen, die sich dazu bekennen, Sportmuffel zu sein. Das heißt, auch dieses Datum ist wichtig. Wir müssen ausgehen von der Tatsache, dass diejenigen, die sich nicht mehr im Verein engagieren, keineswegs in die Gruppe der Sportmuffel zu zählen sind, sondern sie gehören lediglich in die Gruppe, die sich eben nicht mehr im Verein engagiert. Wenn das gewünscht wird, können wir im Rahmen der Diskussion gerne auch noch auf genauere Daten dort eingehen. Der zweite Teil, wir haben bislang weitgehend auf der Basis von Selbstauskunftsverfahren über die Situation der Jugendlichen Bescheid gewusst. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Diskussion um den angeblich so miserablen Gesundheitszustand unserer Jugendlichen, nicht zuletzt um die Diskussion um mangelnde Fitness haben wir geglaubt, dass es sinnvoll sei, motorische Te s t s im Feldversuch anzuwenden, die uns Auskunft geben konnten über den Entwicklungsstand. Auch darüber können wir gleich noch etwas sagen. Auch diese Teilstudie war als Längsschnittuntersuchung angelegt, so dass wir auch da eben innerhalb dieses Zwei-Jahreszeitraums über individuelle Entwicklung etwas aussagen konnten, und natürlich auch Gruppenvergleiche ziehen konnten. Der dritte Teil der Studie, über den übrigens überhaupt nicht geredet wird, der aber aus meiner Sicht für Jugendarbeit schon wichtig ist, ist der Bereich der qualitativen Studie, wo Interviews mit Jugendlichen und mit deren Eltern durchgeführt worden sind unter der Zielsetzung in Erfahrung zu bringen, ob denn der Sportverein so etwas wie eine soziale Netzwerkfunktion übernehmen kann und auch soziale Unterstützung in spezifischen Bereichen geben kann. Ich will Ihnen an diesem Beispiel ganz kurz nur erläutern, wie ein solcher Stichprobenplan aussieht. Sie sehen auf der Folie (Seite 22, Abb. 2), dass es sich im Grunde auf der einen Seite um drei Querschnittsuntersuchungen handelt, mit einer relativ hohen Probandenzahl jeweils in den einzelnen Untersuchungsjahren. Dass aber dann diese Gruppen im Laufe der Zeit mehrmals untersucht worden sind. Daraus ergibt sich ein hochkomplizierter Untersuchungsplan, der eben versucht, querschnittsanalytische und längsschnittanalytische Bedingungen miteinander zu verbinden und dann auch entsprechend auszuwerten. Sie werden natürlich auch sofort sehen, dass die Anzahl derer, die im Verlauf der drei Jahre, der drei Schuljahre aus den Untersuchungen rausfällt, vergleichsweise hoch ist. Nun lassen Sie sich in dem Zusammenhang sagen, rein statistisch hat das überhaupt keine Auswirkungen. Denn Stichprobenumfänge werden in einem funktionalen Zusammenhang mit anderen Kriterien gesehen, auf die ich jetzt näher nicht eingehen will. Ich sag das nur deshalb, weil Leute, die mit der empirischen Forschung nicht ganz so vertraut sind, zunächst immer wieder das Argument der großen Zahl bringen, was einfach nicht zutreffend ist. Damit Sie sich eine Vorstellung machen können, warum die Leute aus den Untersuchungen rausfallen: Wenn sie davon ausgehen, dass zu jedem Untersuchungszeitpunkt, an jedem Schultag etwa 10 % der Schüler, so die Statistik in Nordrhein-Westfalen, wegen Krankheit fehlen und sie drei Messzeitpunkte haben, dann verlieren Sie schon mal 30 %, bei einer Milchmädchenrechnung. Wenn Sie aber davon ausgehen, dass es ja nicht die gleichen sind, die jeweils fehlen zu den unterschiedlichen Messzeitpunkten, dann sehen Sie, dass sich die Zahl potenziert und das sie sehr schnell zusammen mit anderen Gründen auf diese hohe Mortalitätsrate kommen. Das vielleicht zur Erklärung und Erläuterung. Ich will jetzt ganz kurz eingehen auf das, was in dieser Studie neu ist. Ich habe mehrfach die Einmaligkeit dieser Studie betont. Das ist im Moment mein großer Vorteil, ich kann bestenfalls in drei Jahren als Dilettant entpuppt werden. Denn es müsste jetzt jemand beginnen, der müsste sich drei Jahre Zeit nehmen und er müsste dann ähnliche Ergebnisse vorlegen oder eben abweichende Ergebnisse. Bislang gibt es keine Längsschnittdaten in dieser Weise. Das heißt, wir können Aussagen machen über intraindividuelle Entwicklung. Warum ist das so wichtig? Sie alle, und ich gehöre im übrigen auch dazu, haben ja sehr lange auf der Basis von Querschnittsuntersuchungen argumentiert. Was kommt dabei raus? Da kommt in der Regel raus, dass es positive Zusammenhänge gibt zwischen denjenigen Jugendlichen, die im Verein sich engagieren und bestimmten Entwicklungsaspekten. Das haben wir natürlich gerne zur Kenntnis genommen. Und manche von uns, dazu habe ich allerdings nie gezählt, haben etwas vorschnell korrelative Zusammenhänge als Wirkungszusammenhänge interpretiert. Dieses ist nun nicht möglich. Aussagen über Ursache und Wirkung zumindest in einem bescheidenen Ausmaß setzen voraus, dass man den Zeitfaktor berücksichtigt. Dies ist in dieser Studie geschehen. Wie gesagt, es wird der Gruppenvergleich ermöglicht. Darauf bin ich schon eingegangen. Ein weiterer Vorteil, dadurch, dass wir auf der einen Seite motorische Daten haben, objektive Testdaten und auf der anderen Seite Daten in Selbstauskunftsverf a h ren, also subjektive Daten, sind wir in der Lage, auch diese subjektiven Daten gleichsam, wie man sagt, extern durch diese objektiven 14 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

15 Daten zumindest in manchen Bereichen zu validieren und damit sicher zu sein, was denn die Gültigkeit unserer Daten angeht. Der andere Vorteil ist, dass wir auf diese Weise die Möglichkeiten haben, objektive Leistungsdaten, zumindest wie sie in den Test gemessen worden sind, im motorischen Bereich in Beziehung zu setzen zu bestimmten Entwicklungsprozessen. Der letzte Punkt, der erwähnt werden soll, auch die qualitativen Daten können in Beziehung gesetzt werden zu den quantitativen. Nun sage ich Ihnen ganz kurz, was wir erfasst haben und dann geht es sofort zu den Ergebnissen. Aber das scheint wichtig zu sein. Der erste Schwerpunkt war, wie sieht das Sportengagement der Jugendlichen aus, und zwar einmal im Verein, im Vergleich zur Situation außerhalb des Vereins. Die Situation im Ve rein, was die reinen Ve r b re i- tungsdaten angeht, erf a h ren hier nicht eine intensive Beachtung. Dazu liegen andere Studien vor. Nicht zuletzt eine eigene aus dem Jahr 1990, die ein wesentlich differenzierter Weise fortgeführt worden ist 96 von der Bielefeld-Berliner Gruppe, um Kurz und Sack. Also dieser Bereich, er hat natürlich einen Schwerpunkt, aber er wird nicht so diff e re n z i e rt untersucht. Wesentlich mehr und wesentlich differenzierter, als das die anderen Untersuchungen getan haben und auch tun konnten, untersuchen wir die Entwicklungen von Persönlichkeiten. Als Parameter dient uns das sogenannte Selbstkonzept. Warum? Wir wissen aus der Entwicklungspsychologie, dass das Selbstkonzept darüber entscheidet in erster Linie zusammen mit anderen Entwicklungsaufgaben, aber in erster Linie darüber entscheidet, ob die Identitätsentwicklung von jungen Menschen gelingt, oder ob sie nicht gelingt. Und warum das so ist. Das Selbstkonzept entscheidet wesentlich mit darüber, wie junge Menschen bestimmte Situationen wahrnehmen, sie strukturieren die Wahrnehmung und sie steuern zugleich ihr Verhalten. Das heißt, das Bild, das junge Menschen von sich selbst haben, entscheidet wesentlich darüber, wie bestimmte Situationen nicht nur gesehen werden, sondern wie sie bewältigt werden. Insofern steht das Selbstkonzept an ganz zentraler Stelle. Ich habe vorhin darauf hingewiesen, dass misslingende Entwicklung zu psychosomatischen Beschwerden führen kann, insofern Psychosomatik. Auf der anderen Seite habe ich erwähnt, dass deviantes Verhalten als Resultat herauskommen kann und wir haben in dem Zusammenhang eben dann Delinquenz untersucht und auch das Drogenverhalten. In den motorischen Tests sind im Grunde die zentralen motorischen Fähigkeiten überprüft worden. Also Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordinationsvermögen. Über die Grenzen solcher Tests auch im Zusammenhang mit der Studie werden wir sicherlich in der Diskussion noch einmal sprechen können. Wichtig ist nur, Aussagen über diese Grundausstattung im motorischen Bereich sind möglich. Wie gesagt, die qualitativen Untersuchungen, die Interviews untersuchen die Funktion, die der Sportverein haben kann im Hinblick auf soziale Unterstützung. Nun wissen Sie zum theoretischen Hinterg rund einiges und Sie wissen zur Anlage der Studie einiges. Wichtig aus meiner Sicht, um die Ergebnisse richtig einordnen zu können. Und nun stelle ich Ihnen exemplarisch natürlich nur einige Ergebnisse vor in den einzelnen Bereichen und werde sie kommentieren und w e rde auch Hinweise geben, warum sie aus meiner Sicht besonders wichtig im übrigen auch für Ihre Argumentation in der Öffentlichkeit sein können. Der erste Punkt. Ein ganz wichtiger, der natürlich in keiner Zeitungsnotiz vorkommt, das ist auch klar. Der Sportverein ist nach wie vor die zentrale Jugendorganisation. Sie können davon ausgehen, zumindest bezogen auf Nord rh e i n - We s t f a l e n, in anderen westlichen Bundesländern ist das in etwa ähnlich, in den östlichen Bundesländern sind die Partizipationsgrade etwas geringer, sie zeigen aber steigende Tendenz. Sie können davon ausgehen, dass im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren etwa die Hälfte aller Jugendlichen Mitglieder im Sportverein sind. Da gibt es große Altersunterschiede. Dazu werde ich gleich noch etwas sagen. Wir haben im Alter von zwölf Jahren ein Organisationsgrad, der liegt über 60 % und wir haben im Alter von 18 Jahren ein Organisationsgrad, der liegt um etwa 40 %. Es bestätigen sich die auch seit zehn Jah- J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 15

16 ren und noch länger bekannten Tatsachen der sozialen Ungleichheiten im Verein. Wir haben nach wie vor einen höheren Anteil an männlichen Jugendlichen. Und wir haben nach wie vor einen höheren Anteil an Jugendlichen aus sozial privilegierten Schichten abzulesen an der Bildungskarriere. Ebenfalls bestätigt wird das Ergebnis, dass es eine vergleichsweise geringe Zahl an Jugendlichen sind, die im Laufe ihrer jungen Lebenskarriere überhaupt keinen Kontakt zum Ve rein haben. Diese Daten, die sind deshalb so wichtig, auch im Zeitvergleich und im Vergleich mit anderen Jugendorganisationen, weil sich zweierlei Dinge zeigen, die unheimlich wichtig sind: erstens, wir stellen zumindest im Zehnjahresvergleich für Nordrhein-Westfalen einen steigenden leicht steigenden Organisationsgrad fest. Und selbst wenn man jetzt berücksichtigt, das möglicherweise methodische Fallen unentdeckt geblieben sind, wir haben sehr, sehr vorsichtig interpretiert, kann man davon ausgehen, dass es mit Sicherheit eine Stagnation auf ganz hohem Niveau gibt. Und dieses Datum ist deshalb so wichtig, weil alle anderen Jugendorganisationen über zurückgehende Mitgliederzahlen zu klagen haben. Und damit Ihnen vielleicht also auch die Zahlen den Vergleich, und die Bedeutung der eigenen Organisation deutlich werden lassen, auf der einen Seite 50 % Organisationsgrad, es gibt keine andere Jugendorganisation, die auch nur 5 % inzwischen e rreicht. Diese Daten sind in völliger Übereinstimmung mit der aktuellen Shell-Jugendstudie. Das Fazit was man daraus ziehen kann: Der organisierte Sport, die Sportvereine leisten einen immensen Beitrag zur sozialen Integration, zur Systemintegration. Dieses Datum gilt es festzuhalten. Jetzt möchte ich im Zusammenhang mit diesem P a rtizipationsgrad auf einige Dinge zu sprechen kommen, die aus meiner Sicht für Sie sehr wichtig sind. Wenn Sie sich diese Grafik (Seite 22, Abb. 3) einmal anschauen, auf der versucht worden ist, grafisch das Fluktuationsverhalten innerhalb der drei Kohorten deutlich werden zu lassen, dann sind einige Auffälligkeiten zu erkennen, die ich kurz kommentieren will. Erstens: Im Alterszeitraum zwischen zwölf und 18 Jahren gehen 40 % aller Jugendlichen aus dem Verein. Im gleichen Zeitraum treten aber 20 % neu ein oder wieder ein. Warum ist das so wichtig? Im übrigen können Sie sehr differenziert in den einzelnen Kohorten nachvollziehen, in welchen Altersbereichen wir verstärkte Eintritts- und verstärkte Austrittsbewegungen zu re g i s t r i e ren haben. Wa rum ist das so wichtig, dass ich auf das Datum hinweise, dass die Hälfte der Austritte kompensiert wird durch Neueintritte oder durch Wiedereintritte? Weil es zeigt, dass offensichtlich für einen erheblichen Anteil von jungen Menschen der Ve rein interessant ist. Sonst würd e n sie nämlich nicht reingehen. Das heißt, das Verhältnis junge Menschen Verein kann eben nicht als Einbahnstraße interpretiert werden, sondern der Verein kann interpretiert werden als eine Organisation, von der nach wie vor Aktivität ausgeht. In dem Zusammenhang, Anschlussüberlegungen ein bisschen theoretischer Art, aber in aller Kürze, die für Sie wichtig sind. Warum? Es hängt ja jetzt mit der Frage zusammen, warum gehen junge Menschen in den Ve rein, binden sich an den Ve r- ein und warum gehen manche raus? In bisherigen Studien, in meiner eigenen eingeschlossen, nicht das Sie meinen, ich wäre beckmesserisch jetzt, wird zunächst sehr vordergründig argumentiert. Da wird gesagt, also die Sportarten gefallen nicht mehr, die Ausrichtung gefällt mir, die Unzufriedenheit mit dem Übungsleiter, andere Interessen, vor allem keine Zeit. Und dann sind wir damit fertig. Ich glaube, dass ist sehr kurzsichtig. Und wir haben darüber nachgedacht. Ich nenne Ihnen gleich einige Befunde, die dafür sprechen, dass die Überlegungen nicht ganz unsinnig sind. Wir haben einen bestimmten motivationstheore t i s c h e n Ansatz zugrunde gelegt, der ja im Bereich des Sport bisher wenig Beachtung findet, der mit Selbstwirksamkeit zu tun hat. Die Frage, die dahinter steht, ist, welche Bereiche suchen junge Menschen auf und welche meiden sie. Sie suchen vor allem solche Bereiche auf, die sie verknüpfen mit bestimmten Selbstwirksamkeitserwartungen und sie meiden diejenigen Bereiche, von denen sie genau wissen, da kann ich mich nur blamieren, um es etwas flapsig zu sagen. Das heißt also, wir finden im Verein diejenigen Jugendlichen, die den Verein als Plattform sehen, ihre eigene Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen zu können, nicht nur jetzt im motorischen, sondern in anderen Bereichen auch. Und diejenigen Jugendlichen, die aus dem Verein gehen, sehen offensichtlich keine Arena, sich selbst präsentieren zu können und Selbstwirksamkeit erf a h ren zu können. Wa rum ist das so wichtig? Das ist deshalb so wichtig, weil wir sehen, dass wir uns in unseren Vereinen und unserer Jugendarbeit in den Ve reinen natürlich Gedanken machen müssen, wenn wir denn eine möglichst große Zahl von Jugendlichen für uns gewinnen wollen, wie wir unseren Sport inszenieren müssen, welche Ansprüche wir stellen, um möglichst vielen Jugendlichen eine Möglichkeit zu geben, sich dort wohl zu fühlen und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Denn eins ist doch klar, und Sie sehen hier die Zusammenhänge zu meinen ersten theoretischen Kernannahmen, dass der Jugendliche als Gestalter seiner eigenen Entwicklung zu sehen ist. Das heißt, der Jugendliche, der in einem Verein aus welchen Gründen auch immer frustriert wird, weil er den Leistungserwartungen im motorischen 16 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

17 Bereich, sportlichen Bereich nicht genügt oder der nicht zufrieden ist mit der sozialen Integration im Verein, der löst mit Bravour eine Entwicklungsaufgabe, die sehr wichtig ist. Er vermeidet nämlich Situationen, die ihn belasten und zu Fru s t führen. Und derjenige, der den Verein sucht, weil er darin eine Plattform findet, die für ihn wichtig ist, löst ebenfalls seine Entwicklungsaufgaben mit Bravour. Insofern müssen wir hier sehr, sehr differenziert rangehen und weitere Untersuchungserg e b- nisse, die bestimmte Bindungsmuster und bestimmte Austrittsmuster erkennen lassen und Profil darin signalisieren natürlich, wie vielfältig und wie multikausal die einzelnen Variablen miteinander verknüpft sind. Um Ihnen an einem Beispiel deutlich zu machen, wie das funktioniert, will ich ebenfalls jetzt wieder Beziehung herstellen zwischen der motorischen Leistungsfähigkeit auf der einen Seite und Eintritts- und Austrittsverhalten. Wir haben das in der Studie nicht dokumentiert, wir haben aber die Berechnungen gemacht. Wir finden nämlich, dass in der Gruppe derer, die den Ve rein verlassen, der motorische Leistungszustand weit unter dem Durchschnitt liegt und wir finden bei der Einsteigergruppe einen ausgesprochen positiv zu bewertenden motorischen Leistungszustand. Auch dieses ist wichtig, weil es natürlich einiges aussagt darüber, was junge Menschen im Verein suchen. Teilfazit zu diesem Kapitel: Dieses Plakat (Seite 23, Abb. 4) ist nachhaltig zu unterstützen, der Verein leistet enormes hinsichtlich der systemischen Integration in gesellschaftliche Zusammenhänge. Wie sieht es im Bereich Motorik aus? Die Bilder, die Sie kennen aus anderen Studien, die Sie, wie mich auch, auf den ersten Blick auch erf reuen, signalisieren, wenn Sie hingucken, sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen, die im Verein sind, eine höh e re Ausdauerfähigkeit. Korrelative Daten, es bestehen also positive Zusammenhänge zwischen Ve reinsmitgliedschaft und Ausdauerleistungsfähigkeit. Ich will jetzt auf bestimmte statistische Angaben nicht eingehen. Lassen Sie sich nur soviel dazu sagen, mit soviel analytischer Statistik ist meines Wissens in keiner Jugendstudie operiert worden bislang, so dass wir da schon auf einer relativ s i c h e ren Seite uns bewegen. Wenn Sie sich die Ve r l a u f s l i n i e n anschauen (Seite 25, Abb. 11), dann sehen Sie, gemessen an den männlichen Jugendlichen, einen leichten Anstieg bei den Vereinsleuten. Wir sehen einen höheren Anstieg bei den Nicht-Vereinsmitgliedern. Wenn wir uns die Mädchen anschauen, dann sehen Sie in beiden Gruppen Rückgänge. Im übrigen in völliger Übereinstimmung mit der Literatur. Ich gestehe gerne, dass ich mich im Nachhinein nicht nur im deutschen Bereich, sondern im internationalen Bereich schlau gemacht habe, das entspricht also durchaus dem allgemeinen Wissensstand. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 17

18 Hier sehen Sie natürlich auch Ansätze zur kritischen Kommentierung auch meiner eigenen Ausführungen. Sie können hier jetzt natürlich sagen, ja, das ist doch weiter nicht verwunderlich. Also junge Leute beginnen auf einem hohen Niveau, das hohe Niveau halten sie und es ist, das wissen wir alle, natürlich wesentlich schwieriger, von einem hohen Niveau aus die eigene Leistung zu steigern als von einem niedrigen Niveau. Das wäre ja alles prima und es würde alles zutreffen, wenn diese Leistungen sich wirklich auf einem Niveau bewegen würden, dass uns Respekt abverlangen würde. Ein Vergleich mit Daten, die vor 15 Jahren in der ehemaligen DDR gewonnen worden sind, in allen Bereichen der motorischen Grundfähigkeiten zeigen uns, dass uns e re Jugendlichen sich auf jeden Fall auf einem erheblich niedrigem Niveau bewegen. Nun kann man natürlich die Frage stellen, womit hängt das zusammen? Ist das ein säkularer Trend innerhalb der letzten 15 Jahre oder hängt es möglicherweise damit zusammen, dass man hinsichtlich der motorischen Grundausbildung in der ehemaligen DDR systematischer gearbeitet hat, als das hier der Fall war. Und das gilt im übrigen für die Vereine wie für die Schule. Nun habe ich die drei Kohorten zusammengefasst. Ich sage gleich dazu, das entspricht nicht unbedingt der 'statistiker correctness', aber gibt uns einen sehr guten Überblick über die Verläufe. Sie sehen, wir haben es mit einem leichten Anstieg zu tun bei den männlichen Jugendlichen. Der Anstieg ist stärker bei den Nicht-Vereinsmitgliedern. Wir haben in beiden Gruppen der Mädchen einen Rückgang festzustellen. Die Parallelität der Linien ist sicherlich auffällig.ich brauche das im Detail jetzt nicht mehr zu tun, weil die Bilder sich gleichen. Und, ja in einer bemerkenswerten Übereinstimmung immer wieder die gleichen Trends zeigen. Jetzt will ich also statistisch nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber es gibt keinen Anlaß für uns zu glauben, dass Effekte ausgehen von der Vereinszugehörigkeit. Dieses Bild, wo die drei Kohorten zusammengefasst werden, ist letzten Endes insofern eindrucksvoller, als es die Entwicklungslinien verdeutlicht. Sie sehen also ein Bild, was geradezu stereotyp auftaucht. Wir haben die besseren Ausgangswerte seitens der Vereinsjugendlichen. Im Laufe der Entwicklung kommt es zu einer Angleichung der Leistungen. Schon jetzt kann man sagen, dass die erhoffte Leistungsprogression seitens der Vereinsjugendlichen zumindest meinen eigenen Erwartungen zuwider verläuft, er ist nicht nachweisbar. (Seite 23, Abb. 5 und Seite 25, Abb. 11 als Beispiel) Hier ein Fazit, was natürlich vereinfachend ist, aber was man aufgrund dieser motorischen Daten ziehen kann. Ganz offensichtlich gelingt es den Vereinen, Jugendliche zu rekrutieren und Jugendliche an sich zu binden, die sportlich durchaus talentiert sind und motorisch privilegiert sind. Ich glaube aber, dass die Daten ebenso deutlich machen, dass noch erhebliche Reserven vorhanden sind hinsichtlich der Förderung. Wie sieht es jetzt mit der Persönlichkeitsentwicklung gemessen am Selbstkonzept aus? Eine sehr wichtige Kategorie innerhalb des Selbstkonzepts ist das Selbstwertgefühl. Lassen Sie mich ganz kurz kommentieren, hier sieht es so aus, wir können es statistisch nicht in allen Kohorten absichern, aber die numerischen Differenzen veranlassen uns dazu zu sagen, dass wir davon ausgehen können, dass Sport v e re i n s - J u g e n d l i c h e von ihrem Engagement hinsichtlich ihrer Selbst, hinsichtlich ihres Selbstwertgefühls profitieren. Allerdings und das ist interessant, geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Mädchen entdecken den Sport als Quelle offensichtlich eher, verabschieden sich dann aber eher wieder aus diesem Bereich, während das bei Jungen, bei männlichen Jugendlichen länger anhält. Man kann das auch anders formulieren, möglicherweise entdecken weibliche Jugendliche eher andere Lebensbereiche als Quellen, die das Selbstwertgefühl in seiner Entwicklung speisen. (Seite 24, Abb. 7) Jetzt zu Gleichaltrigen des anderen Geschlechts. Ich lege mal sofort die Entwicklungsperspektive auf. (Seite 24, Abb. 8) Auch da sehen Sie auf den ersten Blick: die Verläufe sind so, dass wir also Entwicklungsvorteile sicherlich nicht erkennen können. Nun wird das niemanden überraschen hier, denn in einer Organisation, die geradezu auf Geschlechtertrennung in einem großen Teil der sportlichen Arbeit Wert legt, kann man natürlich nicht davon ausgehen, dass Entwicklungsvorteile in diesem Bereich zu erwarten sind. Anders sieht es natürlich aus bei den Beziehungen zum eigenen Geschlecht. Da könnte man ja nun sagen, elf Freunde müsst ihr sein. Und der Sportverein ist eine Instanz, in dem sich Freundschaften entwickeln. Auch dieses in Übereinstimmung mit der Literatur vielleicht nicht überraschend als Befund, weil wir wissen, das sich Freundschaften um Interessen bilden. Und die Frage stellt sich natürlich, warum soll denn der Sport als Interesse eine a n d e re Wirkung erzielen als die Musik oder das Engagement in einer Gre e n p e a c e - O rganisation oder der Freiwilligen Feuerwehr. Auch hier müssen wir vielleicht theoriegeleitet realistisch sein. 18 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

19 Zu einem anderen Aspekt, zur emotionalen Stabilität, Sie sehen hier (Seite 24, Abb. 9), dass wir wenn man großzügig i n t e r p re t i e rt, die Linienverläufe ähnlich hat, aber zugunsten der Vereinsjugendlichen auf einem höheren Niveau, allerdings geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Jetzt zu dem Aspekt, den ich erwähnt habe, was passiert, wenn jugendliche Entwicklung auf Schwierigkeiten stößt? Psychosomatische Beschwerden wir haben neun psychosomatische Beschwerdebilder insgesamt erfasst. Bei den Eingangsuntersuchungen finden Sie eine erhebliche niedrige Prävalenzrate von seiten der Sportvereins-Jugendlichen im Vergleich zur anderen Gruppe. Wenn Sie jedoch die Entwicklung sich anschauen in den einzelnen Kohorten, dann ist ganz offensichtlich, dass es vor allem alters- und geschlechtsspezifische Kriterien sind, die die Ve r ä n d e rungen verursachen, dass Mädchen im jüngeren Alter stärker bet ro ffen sind und es zu Angleichungspro z e s s e n kommt (Seite 25, Abb. 10). Im übrigen alles in Übereinstimmung auch mit der gängigen Literatur. Bei zwei Beschwerdebildern gibt es Entwicklungsvorteile bei Vereins-Jugendlichen. In allen anderen stellen wir keine Unterschiede fest. Das heißt, man müsste hier sehr zurückhaltend interpretieren. Eine systematische Wirkung lässt sich sicherlich nicht feststellen. Und hier gebe ich mal einen ersten Hinweis auf ein Ergebnis, was ich abschließend dann noch mal kommentieren werde. Die Tatsache, dass unsere Ausgangswerte von Seiten der Jugendlichen positiver sind, scheint dafür zu sprechen, dass sich im Sportverein vor allem solche junge Menschen treffen und sich an ihn binden, die von vornherein über eine stärkere Physis und auch über eine stärkere Psyche verfügen. Das ist im übrigen nichts Schlimmes. Sondern, wenn es denn den Vereinen gelingt, diesen großen Anteil der Jugendlichen zu betreuen, dann leistet er, verflixt noch mal, eine ganze Menge! Nur, wir müssen uns dann verabschieden von der Vorstellung, das der Verein sozusagen sozialisatorische Wirkung in allen Bereichen in einem erheblichen Ausmaß leisten kann. Darauf gehe ich abschließend gleich noch mal ein. Jetzt kommen wir zu dem Bereich, abgehandelt im Rahmen der 500 Seiten auf wenigen Seiten, aber Schlagzeilen produzierend. Zunächst wie sieht es mit dem Bierkonsum aus? Ich will ja gerne die Vorbemerkung machen: natürlich kann man jetzt sagen, also Mensch, irgendwo müssen sie anfangen, mal Bier zu trinken. Das ist ja nun schon so was wie ein Initiationsritus. In Bayern würde man es als Nahrungsmittel interpretieren. Und so weiter. Das ist ja alles auch richtig. Nur man muss natürlich die Frage nach der Glaubwürdigkeit stellen, wenn es um Ansprüche geht. Hier halten wir zunächst mal fest, im Entwicklungsverlauf, es gibt beim Bierkonsum keine statistisch abzusichern d e n Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen. Numerisch ist es sogar so, dass die Vereinsleute in beiden Ge- J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 19

20 schlechtern da eher höhere Werte erzielen. Also beim Alkoholkonsum insgesamt keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Aber wenn man die Differenzierung jetzt vornimmt entlang der Sport a rten, dann zeigt sich etwas, was Sie nicht überrascht. Natürlich wird in Handball und in Fußball wesentlich mehr getrunken als etwa in der Leichtathletik oder im Tennis. An dem Gemurmel höre ich volle Zustimmung. Es wird niemand überraschen. Die Fußballer nehmen diese Ergebnisse, wie Sie sich vorstellen können, nicht gerade mit Erleichterung zur Kenntnis. Ich darf in dem Zusammenhang erwähnen, vor einigen Wochen war eine Podiumsveranstaltung in Düsseldorf, wo unter anderem auch der Sportminister des Landes war. Moderiert von einer Kultfigur hier im Ruhrgebiet, Manni Breukmann, den alle Fußballer kennen und lieben. Und der stellte dann also auch die Frage: also wer hier im Saal wagt es denn, jetzt eigentlich, die Hand zu heben, und wer kann diese Erfahrung nicht bestätigen. Es ging keine Hand hoch, das heißt also, die Einschätzung sieht etwa so ähnlich aus wie bei Ihnen auch. Bei Zigaretten sieht das Bild anders aus. Ganz eindeutig, Vereinsjugendliche rauchen signifikant weniger, und zwar im gesamten Entwicklungsverlauf, als diejenigen, die nicht im Verein sind. Jetzt läßt sich das natürlich auf diese ja allen bekannte Formel bringen, ist klar, Bier schwitzen wir aus, und Zigaretten beeinträchtigen die Leistungen. Also im Grunde kann man sagen, man muss sich das doch mal klarmachen, das sind ja jetzt Daten - alle stimmen zu. Ich könnte ja auch hier jetzt fragen, aber das sind die Daten, die in den Zeitungen erschienen sind, und die Unruhe verursacht haben. Andere Informationen auch. Aber die vor allem. Warum? Wie sieht es mit illegalen Drogen aus? Im übrigen sind die Ergebnisse niedergeschrieben worden vor der Affäre Daum. Auch dies will ich hier ganz deutlich sagen. Wir finden zwischen den Gruppen keine Unterschiede hinsichtlich des Gebrauchs von illegalen Drogen. Allerdings muss man hier sagen, die Prävalenzraten, die wir gefunden haben, sind so niedrig und außerdem im Selbstauskunftsverfahren hinsichtlich illegaler Drogen muss man sehr vorsichtig sein. Das gilt im übrigen für alle Untersuchungen in dem Bereich. Also wir finden auf jeden Fall keine Unterschiede. Das heißt, hinsichtlich dieses Plakats (Seite 25, Abb. 12), das alle lieben, müssen wir zumindest skeptisch sein. Wenn das eine Soll-Vorstellung ist, das wir uns darum bemühen, ist das in Ordnung. Nur, es signalisiert eben leider, und das weiß ich, eben sehr vielen Eltern: Übrigens, schick deine Kinder in den Sportverein, dann sind alle Probleme in dieser Hinsicht schon mal gelöst. Und das ist gefährlich. Auch in dem Zusammenhang kann gesagt werden, dass auch im Fußballbund darüber nachgedacht wird, im DFB, wie sinnvoll es ist, weiterhin solche Verheißungen zu wecken und auf der anderen Seite unglaubwürdig werden zu müssen. Wie sieht das im Hinblick auf delinquentes Ve rhalten aus? Bei strafbaren Handlungen finden wir Vereins-Jugendliche so gut wie gar nicht. Bei leichten Vergehen finden wir keine Unterschiede. Das heißt, hinsichtlich der psychosozialen Wirkung des Vereins müssen wir also die Feststellung treffen, dass er in seiner entweder selbst formulierten oder an ihn herangetragenen Leistungsfähigkeit derzeit möglicherweise überschätzt wird. Meine Interpretation geht auf jeden Fall in die Richtung. Und jetzt lassen Sie mich abschließend sagen, was diese Daten zunächst unter wissenschaftlichem Interesse bewirkt haben. Ich werde dann noch auf abschließende Empfehlungen eingehen. Man könnte Entwicklung sozusagen als einen reifungsbedingten Altersprozess interpretieren. Dann hätten wir die beiden untersuchten Gruppen in etwa auf einer hier natürlich idealtypisch dargestellten Entwicklungslinie. Man kann Entwicklung auch interpretieren unter dem Aspekt der Sozialisation. Dies ist eine Interpretation, die wir uns ja alle wünschen. Nämlich, dass der Nachweis gelänge, dass vom S p o rt v e rein sozialisatorische Wirkung ausgehe, dass nämlich im Verlauf der Entwicklung ein Schereneffekt einträte, der Entwicklungsvorteile auf Seiten der Jugendlichen erkennen ließe. Dieses, haben wir gesehen, ist bis auf wenige Ausnahmen, systematisch nicht nachweisbar. Insofern spricht einiges für den sogenannten Selektionseffekt. Ich habe das vorhin mit anderen Worten schon einmal angedeutet. Dass es nämlich vor allem diejenigen sind, die über besonders günstige Dispositionen von vorn h e re i n verfügen, die sich in Sportvereinen engagieren. Und m ö g l i c h e rweise gilt das nicht nur für den Sport v e re i n, sondern das sind wahrscheinlich diejenigen, die sich überhaupt engagieren. Hier kommt allerdings natürlich der motorische Bereich, der sportliche Bereich hinzu. Unter dem Aspekt der konkreten Vereinsarbeit ist dieses nicht weiter erschütternd. Nur, es würde dann eben heißen, wir haben im Verein vor allem solche Jugendliche, die von vornherein eben unproblematischer in ihrem Ve rhalten sind, als das bei anderen der Fall ist. Und wenn es gelingt, diese Jugendlichen erfolgreich zu betreuen, dann ist eine Menge gelungen. 20 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

21 Empfehlungen Und jetzt lassen Sie mich schließen mit den Empfehlungen, die in der Studie stehen und die für die Jugendarbeit wichtig sind. Der erste Punkt ist: das pädagogische und soziale Potenzial des Sportvereins wird an keiner Stelle in Frage gestellt, sondern wird betont. Aber, es ist ein dringender Appell dahingehend, sich von der Vorstellung zu verabschieden, im Sport passiere gleichsam automatisch nur Positives. Pädagogisches und soziales Potenzial, was ich dem Verein zuschreibe, muss erschlossen werden und bedarf der gezielten Entwicklungsförderung. Und in dem Zusammenhang sind die Empfehlungen zu sehen: Erstens, es wird empfohlen, über Profilbildungen nachzudenken. Ganz konkret: Es muss nicht jeder Verein psychotherapeutische Sozialstation sein. Umgekehrt, wenn ich den Anspruch habe, und damit komme ich zur zweiten Empfehlung, dann muss ich über Qualitätssicherung derer nachdenken, die Verantwortung im Jugendbereich haben. Denn, und dieses scheint mir diese Schizophrenie zu sein, der ich auch auf öffentlichen Veranstaltungen häufig begegne. Da w i rd auf der einen Seite dann immer wieder gesagt, Sie schlauer Mann da oben auf dem Katheder, Sie haben ja keine Ahnung von der Praxis! Wissen Sie, wie bei uns die Situation aussieht! Wir sind doch froh, wenn wir im Jugendbereich Leute haben, die die Kinder betreuen. Vor allem in den kleineren Vereinen. Das sind oft Eltern und das sind oft engagierte Eltern und das sind oft aktive Sportler. Dann kann ich natürlich nur sagen, das finde ich bewundernswert dieses Engagement. Nur: Erwartet Ihr jetzt von den Eltern oder von dem aktiven Fußballspieler, dass er im Rahmen der Drogenprävention oder der Suchtprävention nun besonders kompetent ausgebildet ist? Also nach der Profilbildung, Qualitätssicherung als zweiter Hinweis. sellschaft leben, die sich funktional immer mehr ausdifferenziert, wo wir nicht mehr ins Krankenhaus gehen können und sagen, untersuchen Sie mich mal. Sondern wo wir den Hals-, Nasen- und Ohre n a rzt und den für die Beinvenen ganz gezielt aufsuchen, dann können wir doch wahrscheinlich schlecht annehmen, dass junge Leute, die in anderen Lebenskontexten sich auch noch bewegen, in diesen vier Stunden oder fünf Stunden Vereinstätigkeit nun in einer bestimmten Entwicklungsrichtung beeinflußt werden können. Diese Vorstellung ist wahrscheinlich nicht unbedingt realistisch. Und weil das so ist, würde eine Empfehlung lauten, lass uns doch auch mal über Netzwerkbildung nachdenken. Lass uns doch darüber nachdenken, ob möglicherweise die Institutionen, die Verantwortung im Jug e n d b e reich tragen, also Schulen, Ve re i n e, aber auch solche Organisationen, die den Sport nutzen zur Erziehung, ob wir mit denen nicht kooperieren können. Bei allen Schwierigkeiten der Abgrenzung und der Grenzziehung, die ich natürlich sehe. Der letzte Punkt, das ist der vierte, und damit lassen Sie mich schließen, das ist der, dass auch dazu gehört, möglicherweise mit meiner eigenen Zunft, mit der Sportwissenschaft stärker zusammenzuarbeiten. Bei allen Schwierigkeiten, um die ich weiß. Wir finden oft nicht die richtige Sprache und auf der andern Seite ist die Praxis natürlich auch oft geneigt dann schon mal w e g z u h ö ren, wenn Leute aus den Elfenb e i n t ü rmen kommen. Das heißt, Ergebnisse, die in diesem Bereich gefunden werden, sollten ernst genommen werden und im übrigen, und lassen Sie mich damit schließen, gerade dann, wenn Befunde pro d u z i e rt werden, die nicht unbedingt in unser Erwartungsschema passen. Ich bin der festen Überzeugung, mit dieser Studie einen solchen Schritt getan zu haben und verabschiede mich jetzt mit dem Bekenntnis, ich bin nach wie vor auf Seiten des organisierten Sports nicht etwa der große Selbstbeschmutzer. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche jetzt eine ausgesprochen anregende Diskussion. Schönen Dank. Und die andere Empfehlung in dem Zusammenhang lautet eben die: Wenn wir davon ausgehen, dass wir in einer Ge- J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 21

22 Auszug der Folienpräsentation zum Vortrag. Abbildung 1 Abbildung 2 Abbildung 3 22 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N [ D O K U M E N T A T I O N ]

23 Abbildung Abbildung 5 Abbildung 6 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N [ D O K U M E N T A T I O N ] 23

24 Abbildung 7 Abbildung Abbildung 9 24 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N [ D O K U M E N T A T I O N ]

25 Abbildung Abbildung 11 Abbildung 12 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N [ D O K U M E N T A T I O N ] 25

26 P O D I U M S D I S KU SS I O N Es diskutieren: Hans-Jürgen Kütbach Dr. Johannes Eulering Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Prof. Dr. Elk Franke Prof. Dr. Volker Rittner Podium: "Worum geht s hier eigentlich?" Eine kritisch-konstruktive Diskussion von Experten Moderation: Petra Hausberg In der folgenden Podiumsdiskussion, moderiert von Petra Hausberg, diskutieren der 1. Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, Hans-Jürgen Kütbach, der Vizepräsident des LandesSport- Bundes Nordrhein-Westfalen, Dr. Johannes Eulering, Prof. Dr. Elk Franke von der Humboldt- Universität Berlin und Prof. Dr. Volker Rittner von der Sporthochschule Köln mit Prof. Dr. Wo l f - Dietrich Brettschneider, Universität - Gesamthochschule Paderborn die Ergebnisse seiner Studie und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen und Konsequenzen für die Jugendarbeit im Sport. P. Hausberg Prof. Dr. Brettschneider, Ihre Untersuchung ist ja quasi der Stein des Anstoßes, der das Ganze ins Rollen gebracht hat. Wo sehen Sie konkret die Ansatzpunkte, wo man was tun kann und natürlich auch dann in Folge, was man tun kann? Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Ich kann im Grunde auch nur wiederholen, was ich selber angedeutet habe, und was vor allem dann von Herrn Eulering und von Herrn Eichler noch einmal betont worden ist. Bevor ich da zwei Punkte nenne, lassen Sie mich vielleicht einen Satz noch sagen, den ich vorhin bewusst weggelassen habe, um nicht "fishing for compliments" zu machen. Viele der Ergebnisse dieser Studie müssten im Gru n- de Wasser auf die Mühlen der Sportjugenden sein. Denn es sind ja innerhalb des organisierten Sports vor allem die Sportjugenden, die seit langer Zeit versuchen, aus ausgefahrenen Gleisen heraus zu gehen und Aktionen zu starten, die durchaus in die Richtung gehen, die Herr Eulering und die Herr Eichler gerade als gehenswürdig charakterisiert haben. Ich kann nur noch einmal sagen, wenn es Kernaufgabe, und ich zitiere aus den Ausführungen von Herrn Eichler noch einmal, wenn es Kernaufgabe des Sportvereins ist, Jugendliche vor allem an den Sport heranzuführen, an den Sport zu binden, dort Leistung zu verbessern, dann muss ich meine Übungsleiter entsprechend ausbilden. Und das ist in der Regel der Fall. Wenn ich aber, und das war die nächste These, darüber nachdenke, in welcher Weise ich z.b. gegen Gewalt, also präventiv wirksam sein kann gegen Drogenmissbrauch, oder aber, wie der jüngste Vorstoß zeigt, gegen Rechtsradikalismus, dann muss ich ebenfalls meine Übungsleiter entsprechend ausbilden und für Qualitätssicherung sorgen. Oder aber ich muss mit mehr Bescheidenheit und mit mehr Realitätssinn sagen, vielleicht ist die Drogenprävention und die Schutzimpfung gegen Rechtsradikalismus eben doch nicht zu den Kernaufgaben des Sportvereins zu zählen. Also insofern ist diese Diskussion, die wir jetzt führen, natürlich eine Diskussion, über das Leitbild, über die Kompetenzen, die ein Sportverein für sich beanspruchen soll. P. Hausberg Dann frag ich doch einfach mal in die Runde, meine Herren, wo liegen denn die Kernkompetenzen? Wo sieht jeder einzelne von Ihnen die Kernkompetenzen? Dr. J. Eulering Die Kernkompetenz ist heute morgen schon mehrfach beschrieben worden. Es geht zunächst mal darum, Jugendliche an den Sport heranzuführen und sie in einer Sportart besonders zu schulen. Ich denke, das strahlt dann auch aus in viele Fragestellungen. Die Fragestellung, ob motorische Tests diese Kompetenz messen oder ob motorische Tests nicht etwas anderes messen und zu dieser Kompetenz der Sport v e reine überhaupt gar nichts sagen, das wäre für mich ein Thema, das unbedingt aufzuklären ist. Das zweite, was ich meine, was eine Kernkompetenz ist, dass in Sportvereinen Jugendliche wenigstens ein Stück auch auf die Erwachsenenwelt stoßen. Deswegen würde ich gerne noch mit als Thema in die Diskussion bringen, so eine Wa rnung vor einer Ve r p ä d a g o g i s i e rung des gesamten Sports. Es gehört, meine ich, auch zu den Erfahrungen, die Jugendliche machen müssen, dass Erwachsene gar nicht pädagogisch geschult sind. 26 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

27 Also ich kann von meinen eigenen Kindern sagen, diese Erfahrungen haben ausgesprochen hilfreich gewirkt. Wir können sowieso unser Millionenheer von Helfern und Helferinnen in den Sportvereinen nicht auf eine pädagogisch hohe Qualität bringen. Dieser Frage würde ich auch gerne mal nachgehen, ob wir hier nicht dabei sind, in der Überlegung, was wir aus dieser Studie lernen können, schon wieder einen Anspruch aufzubauen, der mit der Realität wieder nicht zusammenpasst. Prof. Dr. E. Franke Ich möchte das, was Herr Eulering eben gesagt hat, etwas re l a t i v i e ren. Wir müssen Qualitätsmanagement betreiben, wir müssen klar sagen, was können wir und auch deutlich sagen, was können wir nicht. Dann sollten wir nicht überall mitregieren wollen und deswegen war die Studie richtig. Sie hat uns eine Warnung gegeben, wo wir unter Umständen uns verführen ließen. Das unterschreibe ich auf der einen Seite und sage, wenn es klar abgrenzbare Gegenstände gibt, und die scheint es durch die Tradierung der Sportarten zu geben. Das ist eine sichere Bank. Die große Gefahr besteht aber, dass wir am Ende uns auf diese sichere Bank zurückziehen, sagen, "da kennen wir uns aus". Das haben wir in den letzten 30 Jahren gut gemacht und lehnen all die andern Dinge ab, die in letzter Zeit aus verschiedenen Gründen uns angetragen worden sind oder wo wir uns verführen ließen. Das habe ich so rausgehört, das ist so Tenor der letzten Minuten gewesen. Ich glaube, einerseits ist es richtig, wir müssen selbstkritisch sagen, was können wir. Auf der andern Seite müssen wir uns aber auch fragen, welchen Gegenstand v e rwalten wir, mit welchem Anspruch und wieweit kann er zukunftsträchtig verkauft werden. Denn Sie haben auch gesagt, die 45 % (der nichtorganisierten Freizeitsportler) verunsichern uns. Die machen inzwischen etwas anderes. Das heißt also, wir haben eine Spagat- Situation, dass wir auf der einen Seite betriebswirtschaftlich aufgefordert werden, und das macht jede Firma, dass sie Dinge, die nicht mehr laufen, rauswirft. Genau das darf am Ende dieser Tagung nicht herauskommen. Denn genau das Gegenteil hat sich abgezeichnet. Gegenstände im Sportverein sind nicht tradierte Sportarten, sondern sind Jugendliche, Subjekte, und zwar einzelne, kleine Persönlichkeiten. Deswegen ist die Frage, wieviel an Pädagogisierung notwendig ist. Pädagogik ist nicht die Hängematte, Pädagogik ist auch nicht Laisser-faire. Es gibt auch andere Möglichkeiten und wir nennen es trotzdem pädagogisch. Deswegen möchte ich also vor der Dichotomisierung warnen. Funktionalisierung, Entpädagogisierung auf der einen Seite und auf der anderen Seite Sozialstation. Am Ende, wenn ich noch mal dran bin, würde ich ein paar Vorschläge machen, wie wir uns an ein gestuftes Vereinsmodell heranarbeiten, wie es übrigens die Sportjugend in einigen Bereichen, in Brennpunkt-Ländern, gut praktiziert. Und dann wäre das gar kein Widerspruch. Aber ich möchte davor warnen, so ein Marketing-Modell in Gang zu setzen. P. Hausberg Ich glaube, das war auch erst mal nur so ein bisschen provokativ überspitzt formuliert. Man kann ja auch pädagogisch tätig werden und trotzdem eine Bandbreite anbieten. Da gibt es ja immer noch einen großen Mittelwert. H.-J. Kütbach Zu den Kernkompetenzen gehört sicherlich das Heranführen an den Sport, aber insoweit stimmt es, das ist Wasser auf die Mühlen der Sportjugend. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass d u rch diesen hohen Teil von Fre i z e i t s p o rt l e rn, die Sie jetzt mit als Ve rgleichsgröße herangezogen haben, ganz offensichtlich das Heranführen an den Sport auch außerhalb der Vereine passiert. Wenn wir in andere europäische Länder gucken und einfach jetzt nur mal als Kriterium den sportlichen Erfolg nehmen, sehen wir, dass wir bekanntlich im Medaillenspiegel nun nicht an erster Stelle stehen, sondern da Länder stehen, die keine so ausgeprägte Ve re i n s s t ruktur haben wie wir. Das Heranführen an den Sport ist nicht die alleinige Kernkompetenz der Vereine. Aber wo die Vereine ein Alleinstellungsmerkmal haben, das ist das Element der Selbstorganisation, was ich gerade für den Jugendbereich für entscheidend halte. Dass die Möglichkeit besteht, mit zu beeinflussen, was im Verein passiert. Bis hin eben in die unmittelbare Sportausübung: Welche Konzepte, welche Sportarten werden angeboten. Das ist ein Bereich, der möglicherweise vor dem Hintergrund des Stresses mit vielen, vielen Aufgaben betraut zu werden, mit zusätzlichen Aufgaben und Erw a rtungen überschüttet zu werden, unter die Räder kommt, so dass letztlich das Sportangebot nur noch im Sinne von Konsum wahrgenommen wird. Ich zahle meinen Mitgliedsbeitrag ein und kriege dafür eine Leistung, nämlich Sportangebote heraus. Wenn das die Kernkompetenz sein soll, dann sind wir als Vereine nicht mehr vergleichbar mit dem, was wir eigentlich mal waren, sondern sind wir Fitness-Zentren und ähnliches. Die Quittung kommt natürlich. Dann können wir auch nicht mehr so pädagogisch wirken, wie es vielleicht früher einmal gewesen ist. Prof. Dr. V. Rittner Ich kann das, was Herr Kütbach eben gerade sagte, nur J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 27

28 unterstreichen. Wir haben ja so einen Dschungel von Programmatiken, Zuschreibungen, Hoffnungen, mit denen der Sport, die Sportorganisationen, konfrontiert werden. Und zwar seitens des Staates, seitens der Sportorganisationen selbst, in der Kommunalpolitik, überall finden wir diese hohen Erwartungen. Die sind im übrigen auch ein Zeichen der Not, in der sich komplexe Gesellschaften befinden. Man hofft auf eine Lösung. Insofern ist das nicht von vornherein ein schlimmes Zeichen, dass solche hohen Erwartungen gestellt werden, dass man sie rhetorisch, programmatisch dem Sport oder der Sportorganisation zutraut, allerdings ohne dann weiter zu denken. Das ist dann dieses Problem der Feiertags-Rhetorik und der Sonntagsreden. Wie kann man sich da verhalten? Ich glaube, die Kernkompetenz, das ist nicht der Rettungsanker, wenn man Kernkompetenz so definiert, als w ä re das das Sport t reiben. Dagegen spricht, meine ich, das, was Herr Kütbach eben sagte, das macht ein Fitness-Studio auch und die haben dann möglicherweise noch eine große Kompetenz in der Vermittlung von Sportarten. Das kann es meines Erachtens auch nicht sein, wenn man den Gemeinwohlbezug herstellen will. Es muss also schon mehr sein als die Ve rmittlung von Sportaktivität. Jetzt sind wir in dem Dilemma, was kann das sein. Diese maßlosen Ansprüche können es offensichtlich nicht sein. Das ist nun durch den Kollegen Brettschneider entsprechend dementiert worden. Allerdings haben Sie auch hier ein Problem, meine ich, im Umgang und in der Interpretation mit den Ergebnissen dieser Studie, die sehr verdienstvoll ist, ich kann mich da nur anschließen. Wir haben das Problem, dass der Kollege Brettschneider auch angesetzt hat bei diesem Totalitätsanspruch, also Persönlichkeitsbildung. Ich habe an verschiedenen Stellen schon darauf aufmerksam gemacht, das kann eigentlich keine Sozialisationsinstanz in unserer Gesellschaft, die durch Differenzierung und Abstraktheit gekennzeichnet ist. Keine Instanz kann das mehr verlangen oder erwarten, nicht mal die Familie. Herr Eulering hat ja schon eine entsprechende Überschrift benannt. Die Schule kann es nicht, andere Jugendorganisationen können es nicht. Insofern ist dieser sehr hohe Maßstab offensichtlich nicht der richtige. Er ist nicht der richtige in der Programmatik, da müssen wir nüchterner, realistischer sein. Aber er ist möglicherweise auch bei der Forschung nicht der ganz richtige. Er war jetzt sehr nützlich, um zu zeigen, so läuft das nicht, das ist alles Verheißungsrhetorik, so ist die Wirklichkeit nicht beschaffen. Das heißt, wir müssen möglicherweise einen anderen Ansatz finden, mit dem man die Effekte und die Leistung von Sportorganisationen messen kann, und zwar auf einer mittleren Ebene. Nicht bei Persönlichkeitsveränderung, sondern in der Tatsache, dass überhaupt Jugendliche zusammenkommen, dass man mit ihnen etwas gemeinsam macht, dass sie integriert werden. Oder, was Herr Brettschneider dann auch zu Recht herausgehoben hat, dass wir überhaupt leistungsfähige Jugendliche haben, und dass die am Ball bleiben. Da liegen ja schon viele Gesichtspunkte des Gemeinwohls. Ich warne davor, sich sozusagen zu retten, auf den reinen Sport, die Ansprüche herunterschrauben. Realistisch definieren, das kann man glaube ich schon, das war ja hier nun freundlicherweise auch beschworen worden durch ein neues Verhältnis von Wissenschaft und Praxis. Das ist auch eindeutig. Das ist keine Einbahnstraße, sondern da muss man gemeinsam dran arbeiten. Also re a l i t ä t s b e z o g e n e Maßstäbe entwickeln, die müssen aber über das hinausgehen, was Sport, Aktivität allein ist. Dann, meine ich, können die Leistungen der Sportorganisationen, der Sportvereine sehr viel besser auch in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Zum letzten Punkt, der von Herrn Rittner angesprochen wurde, den Hinweis: für die Bewertung der Ergebnisse der Studie sind durchaus andere Maßstäbe denkbar, den unterstütze ich voll. Man muss diese Maßstäbe transparent machen. Vollkommen klar. Hier, und ich wiederhole das, ist deutlich gesagt worden, ich setze an auf einer individuumsbezogenen Ebene. Mir geht es wirklich um Entwicklung. Warum? Ich habe diese Studie ja nicht als Soziologe durchgeführt, wenngleich ich dafür ein gewisses Interesse nicht verbergen kann, sondern ich habe sie als Sportpädagoge durchgeführt. Mir geht es also in erster Linie um die Frage, welchen Beitrag kann der Sportverein, kann sportliche Aktivität in einem bestimmten sozialen Rahmen auf die Entwicklung von jungen Menschen ausüben. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass für eine realistische Bewertung der Leistung des Vereins auf einer Ebene angesetzt werden muss, die Herr Rittner gerade in einer Alltagssprache als Meso-Ebene bezeichnet hat. Also er meint ja damit eine Ebene, die den organisatorischen Rahmen des Vereins betrifft und vor allem die organisatorischen Leistungen des Vereins. Also das zu dem ersten Punkt. Und der zweite Punkt, da will ich mit allem Nachdruck auch noch mal hin. Ich habe eingangs deutlich gemacht, dass im Moment in den Programmatiken der Jugendarbeit aller Sportorganisationen 28 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

29 diese Zwei-Säulentheorie vertreten wird. Nämlich auf der einen Seite die rein sportbezogene Arbeit und auf der anderen Seite die Frage, welche Möglichkeiten sind gegeben, über den Sport Entwicklungsprozesse förderlich zu beeinflussen. Sprich, eine noch stärker pädagogisch ausgerichtete Arbeit. Im übrigen, ich finde also alleine die Tatsache, Jugendliche an den Sport zu binden, alleine schon, eine pädagogisch verdienstvolle Arbeit. Viele übersehen das. Aber mein Plädoyer, auf keinen Fall Verabschiedung von der Zwei-Säulen-Theorie. Also nach wie vor muss die Legitimationsstrategie für eine sinnvoll begründbare Jugendarbeit im Sportverein sein, auf der einen Seite möglichst viele an den Sport heranzuholen, um zweitens das Potenzial, was der Sport bietet, auch im Interesse der Jugendlichen und ihrer Entwicklung zu nutzen. P. Hausberg Aber es kann ja trotzdem nicht sein, dass der Sport jetzt der Heilsbringer für 100 % der Jugendlichen ist. Der Anteil ist schon relativ groß und Sie sagten auch in Ihrer Studie ist rausgekommen, dass die Jugendlichen, die sich den Verein suchen, das Vereinsleben suchen, sich schon auch durch eine hohe Qualifikation auszeichnen. Das heißt, da muss man eigentlich ansetzen. Ich will das nur nutzen für zwei ergänzende Bemerkungen. Also erstens glaube ich, dass wir nicht gut beraten sind, sozusagen den Vereinssport und den außerorganisatorischen Sport als zwei Alternativen zu betrachten. Zumindest dann, wenn ich im Interesse der jungen Menschen und ihrer Entwicklung argumentiere, das heißt pädagogisch, muss mir im Grunde jede Maßnahme recht sein, die dazu beiträgt, junge Menschen an den Sport heranzuführen und an ihn zu binden. Bei allem Verständnis natürlich für das Eigeninteresse der Sportorganisation ist das ein wichtiger Punkt. Und der zweite Punkt in dem Zusammenhang, wir sollen auch die Leistungen der Vereine überhaupt nicht unterschätzen. Denn wir wissen ja um die Leistung der Vereine für Partizipation im Freizeitsport. Es ist ja keineswegs so, dass wir hier klar differenzierbare Gruppen haben. Hier sind diejenigen, die im Verein engagiert sind und hier sind diejenigen, die im Freizeitsport engagiert sind. Sondern wir stellen fest, dass es gerade die Vereinsjugendlichen sind, die sich zusätzlich im Freizeitsport engagieren. Das heißt, der Verein nimmt hier die Rolle eines durchaus starken Motors wahr für die Entwicklung auch im freizeitsportlichen Bereich. Ich würde also davon abgehen wollen, dieses als klar unterscheidbare Alternativen zu verstehen. Prof. Dr. W.-D. Brettschneider In aller Kürze. Ich will die Argumente gar nicht wiederholen, die vorhin von Herrn Eichler bei dem Nachdenken über Motive für freizeitsportliches Engagement genannt worden sind. Prof. Dr. E. Franke Vielleicht noch mal ein Punkt, der mir jetzt so bei der Diskussion auffällt und eigentlich schon bei den Vorträgen aufgefallen ist. Also einmal gibt es so eine Position, gegen die J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 29

30 man sich wehrt, es müssten Sportorganisation in Sack und Asche gehen, sozusagen ganz bescheiden sein. Die andere Position ist die, wir sind jetzt toll bestätigt worden, wenn man die Ergebnisse ein bisschen geschickt interpretiert und einordnet, dann stehen wir großartig da. Das sind sozusagen die Extrempunkte: "Sack und Asche" und "wir sind eigentlich die tolle Organisation". Dafür kann man ja in Anspruch nehmen, dass tatsächlich die Sportorganisationen die weitaus erfolgreichsten Organisationen sind. Herr Brettschneider hat das noch mal sehr deutlich gesagt, die Sportjugend hat 50 % der Jugendlichen. Andere Jugendorganisationen sind froh, wenn sie 5 % erreichen. Also für beide Positionen gibt es, wenn man so will, gute Argumente. Ich will jetzt mal wieder etwas stärker die "Sack und Asche-Position" beziehen. So toll ist es ja nun auch wieder nicht. Man kann sich viele Dinge attestieren lassen und man kann durchaus selbstbewusst durch die Landschaft gehen, wenn man die Sportorganisation vertreten will. Aber es ist nicht alles so toll, wie es manchmal anklingt. Das, was wir eben hörten, gehört dazu. Sportorganisationen müssen, meine ich, schon auch differe n z i e rter mit einer veränderten Sportlandschaft umgehen. Sie wissen alle, wie sehr sich der Sport verändert hat. Und es ist eigentlich nicht nur die Differenzierung zwischen organisiertem Sport und Freizeitsport, also unorganisiertem Sport. Darunter verbergen sich auch viele andere Sportmodelle mit ganz anderen Motiven, Erlebnisformen etc. Ich glaube, da gibt es schon ein großes Problem, dass Sportorganisationen nicht immer die richtigen organisatorischen Antworten gefunden haben, um mit diesen unterschiedlichen Bedürfnissen und Konzepten adäquat umzugehen. Da sind die Organisationsleistungen der Sportorganisationen mit Sicherheit verbesserbar und müssen auch verbessert werden. Es gibt, und auch das ist ein Widerspruch, den man vielleicht auflösen muss, es gibt diesen großen Zuspruch, diesen enormen Mitgliedererfolg der Sportorganisationen. Aber das ist, wenn man ketzerisch ist, möglicherw e i s e gar nicht so sehr der Organisationserfolg, sondern es ist der Erfolg des Mediums Sport. Das merken wir ja überall. Der unorganisierte Sport vereint die weitaus meisten Sportaktivitäten. Also der Sport ist in unserer Gesellschaft so sehr erfolgreich oder wird so sehr gebraucht aufgrund der Integrationsprobleme in unserer Gesellschaft, dass davon auch die Sportorganisationen profitieren. Aber sie könnten viel mehr profitieren oder sie könnten sehr viel mehr machen aus dem Sport, wenn sie entsprechend auf die Differenzierung 30 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

31 eingehen würden. Da hat Herr Prof. Dr. Brettschneider, meine ich, auch ein ganz wichtiges Stichwort gegeben. Über Sportaktivitäten, über dieses attraktive Medium Selbstwirksamkeit erfahrbar zu machen. Das kann eben nicht mehr nur über Leistungssport und Wettkampfsport geschehen, das Angebot ist wichtig genug, gar keine Frage, weil wir wissen, dass am ehesten Selbstwertgefühl darüber gesteigert wird. Man muss auch Selbstwirksamkeit in anderen Bereichen stiften. Dann haben wir möglicherweise auch Chancen, die Fluktuation zu reduzieren. Aber wir haben auf jeden Fall die Möglichkeit, die Potenziale des Sports für die Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen zu steigern. In diesem Bereich gibt es sicherlich viele Aufgaben für die Sportorganisation, ihre Organisationsleistung besser abzubilden auf die Veränderung des Mediums in der Gesellschaft. H.J. Kütbach Ich will einen Zwischenruf machen zum Thema Größe. Wenn ich mir diese anzügliche Bemerkung erlauben darf: Vielleicht gehören wir auch ganz zu Recht auf die Couch bei diesem Thema. Obwohl der Deutsche Sportbund und der organisierte deutsche Sport nach 50 Jahren eigentlich aus dem Pub e rtätsalter heraus sein sollten. Wir haben ein Stück weit nach meiner Wahrnehmung noch nicht so richtig gelernt, wie wir mit unserer Größe umgehen. Wir haben festgestellt, dass es auch in der politischen Diskussion offensichtlich nicht ausreicht, einfach immer nur auf unsere Mitgliederzahl zu verweisen und auf gesetzliche Tatbestände im Kinder- und Jugendhilfegesetz. Andererseits reag i e ren wir, wenn mal ein, zwei Schlagzeilen kommen, die uns kritisch anfragen, sehr, sehr veru n s i c h e rt und aufgeregt. We n n ich vergleiche, wie andere große Organisationen, die bei weitem nicht so groß sind von der Mitgliederzahl wie der Sport, wie die mit Negativschlagzeilen, weil sie einfach auch groß sind, sage ich mal, beworfen werden, ist da sicherlich bei uns auch ein bisschen mehr Gelassenheit angesagt. Das ist etwas, was wir auch in die Vereine weitergeben müssen, und wo wir auch sagen müssen: Ihr werdet hier nicht in euren Grundprinzipien angezweifelt, aber ihr habt den Leuten etwas zu bieten und steht dazu. Ich glaube, an der Stelle müssen wir für uns selber auch noch ein bisschen was lernen. P. Hausberg Ich denke auch, dass das Selbstbewusstsein da auf jeden Fall noch wachsen muss. Prof. Dr. E. Franke Ich nehme auch noch mal das Stichwort auf: Die Konkurrenz mit der nichtorganisierten und trotzdem eindeutig sportorien- J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 31

32 t i e rten Außenwelt. Wieweit kann die dem org a n i s i e rt e n Sport jetzt eine Konkurrenz sein. Ich glaube, da sind wir uns alle einig, dass wäre nicht passend und würde langfristig sich als negativ erweisen. Höhere individuelle Selbstbestimmung und da scheint mir das, was in der Studie unter Selbstkonzept dargestellt w i rd, wichtig, wo Herr Brettschneider bewusst sagte, ich bin kein Soziologe, ich bin jetzt Pädagoge gewesen. Aber ich möchte, ohne dass das jetzt zu weit in die soziologische Theorie hineingeht, den Aspekt, den Soziologen oftmals in der etwas groben Abgrenzung zu Psychologen und Pädagogen bearbeiten, die Gemeinschaft, die Gesellschaft und dann irgendwo in der Gesellschaft das Individuum hervorheben. Umgekehrt, der Psychologe startet vom Individuum und der Pädagoge versucht noch die Normen festzulegen, unter welchen Bedingungen das Individuum möglichst pädagogisch betreut werden soll. Wenn wir jetzt das Soziologische, gleichsam den Rahmen uns noch dazu denken, und in der Studie ist es indirekt mit drin, ansatzweise in dem Selbstkonzept, dann ist das die Frage: in welcher Erw a rtungswelt leben die Jugendlichen, die zunächst zu uns kommen mit zwölf, 13 Jahren? Interessant ist, dass die Gymnasiasten ein ganz interessantes Potenzial abgeben, weil sie nämlich viel reflexiver und selbstbewusster mit diesem org a n i s i e rten Angebot des Ve reins umgehen und dementsprechend es nachher fallen lassen und andere Dinge suchen. Das heißt, es ist für uns eine Frage, wie müssen wir innerhalb des Vereins soweit die Institution stabil machen und sie trotzdem flexibel gestalten. Und da ist ein Schlagwort in der modernen Sozialisationsforschung, das sind die neuen Vergemeinschaftungsformen, die Gesellschaft insgesamt sich sucht. Das Fitness-Studio ist nicht das Angebot einer Robinsonade, dort treffen sich alle, weil sie endlich mal etwas alleine bestimmen wollen. Sondern die Fitness-Studios machen Weihnachtsfeiern und vieles andere mehr. Durch die Hintertür kommt, neue Formen der Vergemeinschaftung, die werden gesucht. Der Single-Haushalt ist ja nicht deswegen Single- Haushalt, weil man nun endlich alleine leben möchte. Genau diese Strukturen, die gleichsam der soziologische Rahmen sind, glaube ich, bilden die zweite Herausforderung, wenn man in der Richtung jetzt weiterarbeiten will. Sport und anderswo. Oder dann eben im Schlosspark sitzen und Akrobatik betreiben. Das ist die Ve r l a g e rung des Leistungsprinzips in der Form, dass ich früher gegen den anderen als Person gekämpft habe. Jetzt mache ich das wie der Fünfzigjährige, der seinen Marathonlauf absolvieren will. Das Leistungsprinzip verlagert sich in die Person und somit haben wir auch neue Formen der Strukturierung. Sie wollen unter anderen Bedingungen sich herausfordern lassen. Somit sollten wir aufpassen, dass wir nicht an alten Organisationsmustern festhalten. Was sind unsere Ressourcen? Ich glaube, die R e s s o u rcen sind vert e i d i g u n g s w ü rdig und sie müssen gespiegelt werden auf dem Hintergrund neuer Vergemeinschaftserwartungen. Da ist der Verein glaube ich flexibler, als ihm manchmal unterstellt wird. P. Hausberg Da brennt mir doch was auf der Zunge. Wir sind uns jetzt alle einig, es muss sich etwas verändern. Aber was muss sich verändern? Muss sich jetzt die Erwartung verändern, die wir nach außen reflektieren oder müssen sich Strukturen veränd e rn? Stru k t u ren auch innerhalb der Ve reine. Müssen da Stru k- turen neu strukturiert werden oder müssen Positionen anders besetzt werden, anders definiert werden? Was muss jetzt en detail, im Kleinen passieren? Ich glaube, das ist ja ganz wichtig. Dr. J. Eulering Ich denke auch, dass wir in den Organisationen eine gute Tradition aufgehoben haben, dass wir nicht nur auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen alles verändern müssen. Sondern wir müssen fragen, wie kann aus dem Dialog, so wie Herr Eichler gesagt hat, jetzt wirklich auch eine Zukunft gestaltet werden. Und dazu gehört auch ein Stück Tradition. Also ich bin jetzt 40 Jahre in diesem Geschäft. Als wir anfingen, gab es Sport w i s s e n s c h a f t l e r, vor allem Sportwissenschaftlerinnen, die uns mit Nachdruck dazu gedrängt haben, wir müssten jetzt im Sport anführen. Dieselben Wissenschaftlerinnen haben 20 Jahre später mit dem selben Nachdruck gesagt, dieses müssten wir nun mit aller Gewalt a b s c h a ffen. Ich würde hier gerne dieses Beispiel nehmen, um deutlich zu machen, wissenschaftliche Erkenntnis ist das eine und die Umsetzung in die Wirklichkeit und die Begegnung mit der Wirklichkeit ist das andere. Die Welt der Jugendlichen mit ihren anderen, das heißt, wie sehen die Peer-Groups im einzelnen aus? Welche Erwartungen werden aufgebaut und welchen Stellenwert hat dort Sport? Das ist nicht nur der Spaß, nicht nur der Leistungssport. Wenn man sich anschaut, was die zum Teil leisten im Bereich Wie dies aussehen muss zu unserer Zeit, da sind solche Anfragen, wie sie gerade Prof. Franke formuliert hat, ganz wichtig. Aber ich denke nicht, sie sind schon das Rezept. Die Rezepte müssen wir jetzt gemeinsam erarbeiten. Ein Rezept, auf das vielleicht die Sportorganisationen vor al- 32 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

33 lem in den letzten Jahren hereingefallen sind, ist das sogenannte Spaßkonzept. Es wurde gesagt, die Jugendlichen müssen heute alle Spaß haben. Aber mittlerweile hat man ja erkannt, dass die Spaß-Gesellschaft nun wirklich nicht der letzte Schrei ist, sondern dass man, wenn man überhaupt Freude im Sport haben will, erst mal etwas lernen muss. Auch da gibt es, glaub ich, Konfrontationen, die erst mal ausgestanden sein müssen. Wir brauchen also den Dialog. H.J. Kütbach Für mich stehen im Mittelpunkt aller Dinge, die jetzt zu passieren haben, die ehrenamtlich Tätigen in den Ve reinen. Und zwar sowohl diejenigen, die in der Übungsleitung tätig sind, als auch die im organisatorischen Bereich, das heißt in Vereinsvorständen tätig sind. Wir haben vorhin mal so ganz locker am Tisch schon diskutiert. Häufig, und ich bin ja selber auch Vereinsvorsitzender, ist man froh, wenn es denn überhaupt jemand macht. Dann wird, ja, ich sag jetzt mal auch ganz böse, sind ja fast unter uns, dann der Erstbeste genommen, der aber möglicherw e i s e nicht pädagogisch der Qualifizierteste ist. Das ist so. Das ist auch ein Element von Freiwilligkeit. Aber und da darf man auch nicht mit Undank reagieren, die Resultate sind dann natürlich auch so, dass pädagogisch nicht ein optimales Ergebnis herauskommen kann. Die Frage ist natürlich, gibt es denn diejenigen, die vielleicht pädagogisch versierter sind, die auch von ihren Anlagen her es vielleicht besser machen könnten, gibt es die nicht mehr? Die wird es natürlich geben. Die Frage ist, warum stellen die sich in den Vereinen nicht zur Verfügung? Da müssen wir gucken, welches Klima haben wir denn da. Und zwar nicht nur in den Vereinen, sondern auch welches gesellschaftliche Klima haben wir in Bezug auf ehrenamtliche Tätigkeit? Insoweit ist es eine nette Kapriole, die das Leben schreibt. Aber es passt eigentlich gut in das Jahr der ehrenamtlich Tätigen hinein, einfach auch zu gucken, wo sind denn die Ressourcen für qualifizierte ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vereinen. Natürlich heißt das auch, die Auswahl dieser Personen, das können auch wiederum nur Ehrenamtliche machen in den Vorständen. Ich will jetzt hier nicht in ein Klagelied verfallen. Ich stehe im G runde immer noch positiv zu dieser Arbeit. Aber wenn ich gucke, wie die Vorstandsarbeit zur Zeit überfrachtet wird, was an rechtlichen Bereichen, aus dem Bereich der Steuern bis hin zum Personenbeförderungsgesetz, was da alles an Dingen nebenbei beachtet werden muss, da kann ich gut verstehen, dass man dann nicht auch noch den Nerv hat, sich intensiv im Sinne moderner Personalführungskonzepte mit seinen ehrenamtlich tätigen Übungsleitern auseinanderzusetzen. Da müssen wir ansetzen. Weil alles, was wir als theoretischen Überbau hier pro d u z i e ren und als Ansprüche formulieren, das versandet und versackert, wenn wir nicht auf der Ve reinsebene die entsprechenden Fre i- räume schaffen können. P. Hausberg Wie sehen Sie denn die Möglichkeiten, die richtigen Ehrenamtlichen zu rekrutieren? J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 33

34 H.J. Kütbach Ich wusste, dass da eine Nachfrage kommt. Es ist eigentlich von der Theorie her ganz einfach. Ich will das mit einem ganz kurzen Exkurs erläutern. Es hat im Bundesland Hessen ein Freistellungsgesetz gegeben für die ehrenamtliche Mitarbeit in der Jugendarbeit, wodurch Arbeitgeber verpflichtet worden sind, nicht nur zwölf Arbeitstage frei zu stellen, sondern auch noch in der Zeit weiter zu zahlen. Dagegen haben Arbeitgeber geklagt vor dem Bundesverfassungsgericht. Das Bundesverfassungsgericht hat gesagt, so geht es aber nicht, "die Arbeitgeber werden zu sehr belastet", hat das Gesetz aufgehoben, hat aber gleichzeitig gesagt, ein Freistellungsanspruch und eine gewisse Beteiligung der Arbeitgeber ist in Ordnung und hat das damit begründet, dass also der Arbeitgeber damit leben muss, freistellen zu müssen und auch einen Teil zumindest zu bezahlen, weil gesagt wurde, davon hat die Gesellschaft insgesamt etwas. Das ist sozusagen altruistisch aus Sicht des Arbeitgebers. Warum soll an meinem Betrieb die Gesellschaft genesen? Aber, es fällt auch positiv auf den Arbeitgeber zurück. Weil das, was wir heute Schlüsselqualifikation nennen, sind ja mehr als handwerkliche Fähigkeiten. Das fällt auch auf den Arbeitgeber zurück. Diese Erkenntnis ist insgesamt noch viel zu wenig in der Gesellschaft verankert. Da ist eine ganz starke Aufgabe, nicht nur für die Vereine, sondern gerade für uns als Verbände, dieses stärker noch in die Prozesse hineinzubringen. Arbeitgeber auszuzeichnen, die in diesem Bereich sich beispielhaft betätigen. Wir haben es im Bereich des Umweltschutzes interessanterweise erlebt, dass es also nicht nur darum geht, dass Leute ihre Einkaufsentscheidung danach treffen, welche Produkte sind am billigsten, sondern auch, wo bestimmte Gesundheitsoder Umweltaspekte eine Rolle spielen. Ich weiß, dass das ein langer Prozess ist. Aber wir müssen auch, gerade was das Thema Ehrenamt angeht, auch zu solchen Dingen hinkommen. Wenn der Deutsche Sportbund beispielsweise jetzt einen Preis ausgelobt hat "pro Ehrenamt", wo Leute ausgezeichnet, als Positivbeispiel herausgestellt werden, die in der Gesellschaft das Ehrenamt förd e rn, in ihren Betrieben, auf politischer Ebene, dann ist das, meine ich, genau der richtige Weg, und da müssen wir auch noch stärker ansetzen. P. Hausberg Das heißt also, man muss Staat und Politik gewinnen, um die im Rücken zu haben. Prof. Dr. E. Franke Ich glaube, es ist nicht ganz so einfach. Das ist natürlich löblich, dass man so etwas vornimmt. Aber wir sind jetzt ja schon in einem anderen Bereich. Von dem Problem der Jugendarbeit sind wir jetzt beim Problem der Ehrenamtlichkeit angekommen. Allerdings, es hat etwas miteinander zu tun. Es hat natürlich auch etwas zu tun mit generellen Problemen von freiwilligen Institutionen, die auf Selbsthilfe und Ehrenamtlichkeit beruhen, die natürlich nicht so anpassungsfähig sind, nicht so professionell arbeiten können, wie es beispielsweise andere Organisationen können. Das aber nur am Rande. Ich glaube, und da greife ich etwas auf, was Herr Eulering gesagt hatte, er hatte sich ja gewehrt gegen das Stichwort "Spaß". In der Form, wie er es gesagt hat, ist das auch gut nachvollziehbar. Aber da steckt schon, meine ich, viel Information dahinter. Das Problem, was Sportorganisationen haben, sowohl in der Jugendarbeit wie in der Ehrenamtlichkeit, ist, dass sie neue Passungen finden müssen. Zwischen dem, was sie anbieten und dem, was sich in der Umwelt getan hat. Stichwort: "Individualisierung". Ist jetzt ein grobes Schlagwort, aber bezeichnet doch einiges. Wir haben es mit individualisierten Jugendlichen zu tun. Das sind eben nicht mehr die Jugendlichen, die eine Disziplin ausüben wollen und die Disziplin zeigen. Die leben in ganz unterschiedlichen Lebenskontexten, haben unterschiedlichste Entwürfe, cool sein, den Kick suchen, Sie kennen das alles, das ist ja nicht nur im Trendsport der Fall, und dafür muss man Passungen finden. Organisationen tun sich generell schwer im Umgang mit Individualität, Sportorganisationen besonders. Hier Passungen zu finden, das ist eine verzwickte Aufgabe, und das ist sicherlich der Schweiß der Edlen Werte. Gleiches gilt aber auch für die Ehrenamtlichkeit. Man kann so vorgehen, wie es Herr Kütbach sagte, das ist löblich und sinnvoll, aber das Problem besteht eher darin, dass man damit nicht mehr die Passung zu den veränderten Lebenswelten von Ehrenamtlichen findet, die ja auch noch ein Leben außerhalb des ehrenamtlichen Engagements haben. Da muss man sich über neue Belohnungsformen unterhalten und denen muss das auch Spaß machen. Das ergeben auch alle Untersuchungen zum Übungsleiterengagement immer wieder. Wir haben da ja auch einiges gemacht. Die wollen auch ihren Spaß haben. Das ist eine Herausforderung -und Selbstdarstellung, beispielsweise Selbstwirksamkeit ist ganz, ganz wichtig. Das ist eigentlich der 34 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

35 Balanceakt, vor dem freiwillige Organisationen stehen. Nämlich, wie kann ich Selbstwertgefühl oder Selbstbestätigung und Spaß vermitteln in einer Organisationsstruktur. P. Hausberg Danke, das war ein gutes Schlusswort. Danke meine Herren. Mal sehen, wie das Ganze von Vereinsseite aussieht. Da meine ich, sind entscheidende Schritte erforderlich, wenn man vorankommen will. Organisationsentwicklung, Personalentwicklung und Leitbildentwicklung müssen fusioniert werden vor einer veränderten Umwelt. Diese Aufgabe ist dann tatsächlich von gro ß e r Schwierigkeit. Aber sie lohnt sich, meine ich. Weil das Potenzial des Sports ebenso außero rdentlich viel her gibt. Andere Organisationen haben viel g r ö ß e re Probleme mit Ehre n a m t l i c h k e i t. Weil Sport auch für ehrenamtliches Engagement soviel hergibt, müsste man sich vielleicht ein bisschen einfallsreicher darstellen, auch über Jahre der Ehrenamtlichkeit hinaus. Die kommen nämlich an der Basis nicht an. Prof. Dr. V. Rittner Ich wollte noch mal aus meiner Sicht so ein bisschen in die Diskussion einsteigen, wie ich sie im Augenblick für mich im Kopf ordne. Also ich habe d rei Schwerpunkte zur Zeit, die nebeneinander diskutiert werd e n. Das eine ist, der Jugendliche, in welcher Welt lebt er? Und in welcher F o rm kann man ihn so abholen, dass er sich immer noch vergemeinschaftet, irgendwo im weitesten Sinne im Sportverein dann anbinden lässt. Das zweite ist derjenige, der ihn an die Hand nimmt. Das sind die ehrenamtliche Übungsleiter oder andere, die gleichsam den Verein zum Leben erwecken und das dritte sind die Strukturen, innerhalb derer sich ein Verein fortgeschrieben hat. Die Strukturen des Vereins, das weiß hier fast jeder, der die Jahreszahlen von irgendwelchen Vereinen dann richtig wiedergibt, die sind gut 100 Jahre alt, zwei Drittel der traditionellen Vereine in Deutschland, im übrigen auch im Bereich der intellektuellen Leistungsfähigkeit. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 35

36 F O R U M 1 Der junge Mensch, seine motorische Entwicklung und der Beitrag der Sportvereine Es diskutieren: Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider Dieter Buchholtz Dr. Herbert Dierker Prof. Dr. Elk Franke Hans-Jürgen Kütbach Prof. Dr. Volker Rittner Dr. Marga Vogt D. Buchholtz Bei der Leichtathletik im Sommer zeigte sich das nicht ganz so deutlich, aber im Winter, wenn es an's Gerätturnen ging, da unterschieden sich die, die nichts vom Gerätturnen verstanden, schon von denen, die im Verein trainierten und mitmachten. Wenn es aber tatsächlich so ist, dann müsste man ja eigentlich wieder tief befriedigt sein. Denn wenn diejenigen, die nicht im Verein sind, doch nahezu genauso gut im Sport sind wie diejenigen, die in den Vereinen sind, dann dürften wir uns ja eigentlich gar keine großen Sorgen machen. Denn diejenigen, die in den Vereinen Sport treiben, sind ja einigermaßen beweglich, sicherlich nicht alles Olympia-Sieger, aber immerhin sie können sich bewegen und sie tun es ja auch. Dr. H. Dierker Ich habe zwei Fragen an Herrn Brettschneider. Die eine Frage, knüpft an das Statement an, was wir gerade hier gehört haben, wie ist denn die Einschätzung, die Qualität der motorischen Fähigkeiten, die wir dort gesehen haben. Würden Sie die Qualität der motorischen Grundeigenschaften, die Sie dort angegeben haben, als hoch einschätzen bei Vereinsmitgliedern oder sind die aus Ihrer Sicht eher niedrig einzuschätzen? Dann eine zweite Frage oder ein kurzer Kommentar von meiner Seite aus. Wenn es denn richtig ist, dass wir Sportvereine sind, dann ist es doch wohl richtig, dass eine unserer Kernkompetenzen ist, dass wir sportliche Leistungen, sportliche Fähigkeiten vermitteln. Wenn es dann richtig ist, was Herr Brettschneider rausbekommen hat, dass sozusagen diejenigen, die bei uns sind, keine zusätzlichen Qualifikationen erwerben, dann ist das für mich eines der größten Arm u t s z e u g n i s s e, die man sich nur ausstellen kann. Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Es sind wichtige Punkte angesprochen worden. Zunächst so etwas wie Selbstkritik in Bezug auf die motorischen Tests. Es ist in der Tat so, das motorische Tests ausgewählt worden sind, die einen großen Vorteil haben, nämlich die Vergleichbarkeit mit anderen vorliegenden Te s t e rgebnissen zuzulassen. Das war der Grund für die Auswahl dieser Tests. Auf der anderen Seite ist festzuhalten, dass vor allem für die älteren Schüler diese Testauswahl nicht unproblematisch ist. Wobei ich hinzufüge, dass das generell für alle Tests gilt, die man mit älteren Schülern durchführt, weil so etwas wie Demotivation festzustellen ist. Denn, wenn Sie Oberstufenschüler auffordern, mach mal Crunchies oder lauf mal sechs Minuten an einem Stück, dann fragen die natürlich zum Teil, wieso eigentlich? Dieses ist ein generelles Problem. Das ist kein Problem dieser Studie. Nur man muss das sehr deutlich sagen. Der zweite Punkt, der auch angesprochen worden ist: Es ist natürlich richtig, je spezifischer ein Test, ein Spezifika einer bestimmten Sportart erfasst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Differenzierung. Das ist natürlich richtig. Auf der anderen Seite kann man sagen, es gibt so etwas wie eine motorische Grundausstattung, von der ich annehme, dass sie für die meisten der Sportarten gilt. Aber, ich sage es noch mal, mein Anspruch an die Sport v e reine wäre ungeachtet der Sport a rt so etwas wie eine Förderung motorischer Grundausstattung zu erhalten. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir uns verabschieden müssen von der Vorstellung, dass das Bindungsverhalten der Jugendlichen heute zum Verein, noch so ist, wie das mal war. Das ist nicht mehr so. Es wird ja sehr oft gesagt, dass das Verhalten dem Sportverein gegenüber dem Fernsehverhalten entspricht. Ich geh mal in den Kanal, zapp mich mal da rein, guck, macht mir das Spaß, und wenn nicht, dann geh ich da raus. Also dieses erschwert natürlich zeithistorische Vergleiche enorm. Ich betone noch mal, die Ausgangswerte bei diesen Untersuchungen zeigen ja alle die besseren Werte seitens der Vereins-Jugendlichen. Die Frage, die mich beschäftigt, ist nicht, gelingt es dem Verein, die sportlich Talentierten oder die motorisch Talentierten zu gewinnen und möglicherweise an sich zu binden, sondern meine Frage ist doch die, gelingt es dem Verein, sie zu entwickeln, auch im motorischen Bereich. Da muss ich eben feststellen, dass die erhoffte Leistungsprogression seitens der Jugendlichen ausbleibt. 36 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

37 Ich vergleiche jetzt Vereinsangehörige mit Nicht-Vereinsorganisierten oder Nicht-Mitgliedern. Auch da müssen wir einfach zur Kenntnis nehmen, dass Vereins-Jugendliche, wie gesagt, in der Altersspanne, die untersucht worden sind, etwa fünfeinhalb Stunden pro Woche im Verein verbringen. Klar, das kann man sehr schnell nachhalten. Zusätzlich verbringen diese Ve reins-jugendlichen etwa fünf Stunden im informellen, nicht-organisierten Bereich. Wenn wir jetzt die investierte Zeit und auch die Häufigkeit, die Jugendlichen in den Fre i z e i t s p o rt, in den nicht-organisierten Freizeitsport investieren anschauen, dann finden wir Zahlen, die etwa bei knapp acht Stunden liegen. Das heißt also, die Differenz der investierten Zeit zwischen Vereins-Jugendlichen und Nicht-Mitgliedern ist so gewaltig nicht mehr. Dann allerdings könnte man das Fazit noch etwas schärfer formulieren. Denn dann würde man sagen müssen, u n t e rwiesene Jugendliche unterscheiden sich in der Leistungsprogression nicht von den Jugendlichen, die selbst entscheiden, in welche Richtung sie sich motorisch weiterentwickeln. Der letzte Punkt trifft die Fragen von Herrn Buchholtz und von Herrn Dierker. Wie sieht es mit dem Fitness-Zustand unserer Jugendlichen aus. Ich habe vorhin schon gesagt, flächendeckende Ergebnisse gibt es derzeit bei uns nicht, was ja ein Desaster ist, wie wir anhand der derzeitigen Diskussion um den angeblichen Fitness-Zustand unserer Jugendlichen sehen. Wir haben ja doch zwei große Lager. Auf der einen Seite finden wir Horror-Szenarien, wo Kinder und Jugendliche nur noch Krüppel sind und wir froh sein können, dass sie den Schulweg bewältigen. Auf der anderen Seite finden wir immer wieder Warnungen, nicht zuletzt von der Wissenschaft zu sagen, Vorsicht, wir müssen differenzieren, wir haben im Moment noch keine Ergebnisse, die verlässliche Aussagen zulassen. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 37

38 Jetzt kann man sofort die Frage stellen, welche Gruppen haben denn Interesse an der Darstellung dieses oder jenes Zustandes. Es kann ja kein Zufall sein, dass wir zum Beispiel in der Ärzteschaft, auch unter den Sportmedizinern also die Tendenz finden, diese Zahlen etwas zu dramatisch zu gestalten. Das ist ein bekanntes Faktum, dass natürlich je dramatischer der Zustand geschildert ist, desto notwendiger ist natürlich die eigene Intervention. Das heißt, hier geht es auch um Bedeutsamkeit der eigenen Zunft. Dr. J. Eulering Was halten Sie denn dann von den Ergebnissen der Reihenuntersuchungen bei den Schuleingangsuntersuchungen? Da kann man ja nicht so sehr Standesinteressen der Mediziner unterstellen. Aber da gibt es auch eine sinkende Kurve. Die zweite Frage ist damit verbunden. Sie haben ja keine Gruppe von Nicht-Sportlern im Vergleich. Aber die problematischen Aussagen über den Gesundheitszustand und schlechte Motorik richteten sich vor allem auf die, die überhaupt keinen Sport betreiben. Gibt es da aus anderen Bereichen Untersuchungen? Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Nur um an einem Beispiel deutlich werden zu lassen, wie die Zahlen auseinander klaffen. Da finden wir Daten, die besagen, dass zwischen acht und zehn Prozent der Kinder übergewichtig sind. Wenn Sie andere Veröffentlichungen lesen, dann finden Sie zwischen 30 und 40 %. Und nun muss mir einer auf dieser Welt einmal erklären, wie das kommen kann. Das kann damit zusammenhängen, dass das Kriterium anhand dessen ich Übergewicht und Normalgewicht unterscheide, natürlich unterschiedlich ist. Das wäre die eine Erklärung. Die andere Erklärung, und das ist die, zu der ich neige, als jemand, der eher auf der Grundlage empirischer Ergebnisse diskutieren möchte, dass der eine Teil der Zahlen Phantasiezahlen sind. Herr Eulering, hinsichtlich also der Frage, wie sieht das aus mit denjenigen, die keinen Sport treiben, kann ich ja aus Gründen, die ich im andern Zusammenhang schon mal erwähnt habe, keine Aussage machen. Die Tatsache, dass wir eben einen so niedrigen Anteil an S p o rt m u ffeln haben, führt dazu, dass ich in einem Längsschnitt diese Gruppe nicht untersuchen konnte. Deshalb habe ich das eben nicht getan. Denn zwischen, knapp vier Prozent bei den Zwölfjährigen und knapp zehn Prozent bei den 18-jährigen ist bei den entsprechenden Mortalitätsraten keine Aussage zu machen. Hinsichtlich Ihrer Erwähnung der Daten in der Kurz-Studie muss ich eben leider in diesem Fall sagen, diese Studie lässt überhaupt keine Rückschlüsse auf den objektiven Gesundheitszustand zu. Sondern hier sind Selbsteinschätzungen des Status vorgenommen worden. Das ist keine Kollegenschelte, dazu kennen wir uns zu lange und zu gut, und hier wäre ich persönlich also wesentlich zurückhaltender in meiner Interpretation. Wenn Kinder und Jugendliche sagen, ich fühle mich gut, dann ist das vollkommen erwartungsgemäß. Welcher Jugendliche hat denn eigentlich Probleme mit seiner Gesundheit. Das gibt es doch gar nicht, das ist doch überhaupt kein Thema! Das ist gar nicht im Erkenntnishorizont und im Wa h r- nehmungshorizont von Jugendlichen. Also von eigenen Beschreibungen auf den tatsächlichen Gesundheitszustand zu schließen, da wäre ich auf jeden Fall zurückhaltender. Dr. M. Vogt Prof. Brettschneider, ich habe mich eigentlich nicht so sehr über die Gesamtergebnisse gewundert, dass der Sportverein nicht der große Segensbringer zum Schaffen neuer und besserer Menschen ist. Was mich eigentlich nur gewundert hat, war diese Globalaussage, hier Sportvereins-Jugendliche und d o rt die Nicht-Sport v e reins-jugendlichen. Gibt es nicht auf der Seite der Sportverein-Mitglieder eine Differenzierung, die es sich lohnt, hier anzubringen? Wir haben in Rostock 1987 bis 89 eine zweijährige Längsschnittstudie auch über zwei Schuljahre durchgeführt, vierte bis sechste Klasse. Da ging es um den Schulsport in seiner Gesamtheit von Unterricht und außerunterrichtlichem Bereich, den Freizeitbereich mit eingebunden. Wir haben dort dann verschiedene Unterg ru p p i e rungen noch gesetzt. Zum Beispiel Schüler, die einmal maximal, also eine Stunde bis zwei Stunden zusätzlich Sport trieben, organisiert in Schulsportgemeinschaften und dann diejenigen, die drei- und mehrfach Sport trieben. Da gab es ganz deutliche Unterschiede, auch im Sinne dieses zweijährigen Ve rgleichs. Also nicht nur im Sinne der Querschnittstudie. Ich sollte mich wundern, wenn das nicht hier auch so wäre, dass man differenzieren müsste. Allein Mitglied sein im Sport v e rein ist natürlich erst mal keine Aussage im Hinblick auf das, was denn von der Tätigkeit her sich dort abgespielt hat. Ganz zu schweigen noch von den inhaltlichen Unterschieden und von der Zielsetzung, mit der die jungen Leute Sport getrieben haben. Ob sie hier also trainings- und wettkampforientiert oder eben mehr im Sinne des gemeinsamen sich Betätigen in Mannschaften, die nicht in Wettkämpfen sich darstellen. Vielleicht können Sie das ein bisschen auflösen. 38 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

39 Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Also, das ist eine Anmerkung, der ich voll zustimme. Es ist in der Tat so, dass Differenzierungen notwendig sind. Sie sind in dem Bericht der Studie nicht eingeflossen, sie sind aber von uns natürlich, wie Sie sich vorstellen können, also auch gerechnet worden. Ich sage Ihnen, warum wir davon abgesehen haben, hier Details zu berechnen und dann damit in die Öffentlichkeit zu gehen. Der Grund war ein sehr einfacher. Es ist sehr auffällig, dass in den Selbstauskünften nach der Häufigkeit und der investierten Zeit die Angaben sehr hoch liegen. Vor allem stellen Sie fest, je jünger die Kinder sind, desto höher sind die Zeiten. Ich sage Ihnen ein Datum aus der Kurz-Studie. Da wird dann angegeben bei Zwölfjährigen: zehn Stunden i n v e s t i e ren wir in den Ve re i n s s p o rt. Das kann ich natürlich fröhlich zur Kenntnis nehmen und sagen, guck mal, wie toll wir die Kinder an uns binden. Ich kann aber auch die Frage stellen, stimmt das eigentlich? Ich werde da skeptisch. Hinzu kam etwas anderes. Gerade im Vergleich jetzt, also auch zu diesem nicht-organisierten Sport, müssen wir ja von unterschiedlichen Sportverständnissen ausgehen. Das heißt, ich kann davon ausgehen, dass das, was sich im Moment auf der Straße tut, was wir mit unseren organisierten Sportvorstellungen möglicherweise gar nicht als Sport rubrizieren, dass dieses in der subjektiven Interpretation der Kinder Sport ist. Das heißt, also auch dieses macht es schwierig. Wenn Sie wirklich Effekte im Sinne eines Längsschnitts untersuchen wollen, ist unbedingte Voraussetzung, dass die Variablen exakt gemessen werden können. Bei Untersuchungen, die wir im Hinblick auf Validierung angestellt haben, haben wir eben festgestellt, dass die Auskünfte wie Häufigkeit, zu der wir ja wie alle anderen Untersuchungen auch hatten, und wieviel Zeit investierst du, dass die so ungenau waren, dass wir dann gesagt haben, wenn die Eingangsvariable schon ungenau ist und mit der Wirklichkeit also nur annähernd übereinstimmen kann, dann sei lieber mit waghalsigen Interpretationen vorsichtig. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 39

40 Etwas anderes ist es, wenn wir die motorische Leistungsfähigkeit zugrunde legen. Das ist ein hartes Datum. Da kommt eben folgendes dabei raus, dass diejenigen, die sich stark und intensiv im Verein engagieren, im motorischen Bereich sich positiver entwickeln. Im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung gibt es keinen Unterschied. Dieses kann uns als Ergebnis nicht überraschen. Ich meine, je intensiver und je gezielter ich trainiere, um so größer müssen im Grunde die Leistungsfortschritte sein. Teilnehmer Ich hätte noch eine Frage an Herrn Brettschneider und an Herrn Franke. Herr Rittner hat vorhin von Passungen gesprochen. Von Passungen von den Jugendlichen zum Sportsystem. Wenn ich das richtig sehe, ist das Wettkampfsystem, also der wettkampforientierte Sport ein zentrales Angebot auch für Jugendliche im Sport. Für mich wäre die Frage, ist das noch passend oder gibt es Hinweise, dass dieses wettkampforientierte Sportsystem nicht mehr passend ist? Gibt es Hinweise aus der Studie und auch Hinweise sozusagen aus der allgemeinen Sportwissenschaft, aus der Sportsoziologie zu diesem Thema? E. Franke Ich glaube, es ist sehr wichtig dabei zu berücksichtigen, dass wir bei dieser Passung aus dem Klischee aussteigen. Herr Rittner hatte es angedeutet, die 80er Jahre in Deutschland-West waren geprägt von Leistung raus, Spaß rein. Dann wurde Spaß sogar noch als ein Motiv erklärt. Wenn Sie sich dann Befragungen anschauen, aus denen man es abgeleitet hat, dann wird deutlich, Spaß kann man nicht erfragen in dem Sinne. Sondern Spaß ist oftmals, wenn man befragt, auch eine Antwort, damit nicht mehr weiter gefragt wird. Ab einem bestimmten Punkt fühlt man sich privat überfordert. Somit muss man klar attestieren, dass mit dieser Spaß-Argumentation einiges schief gelaufen ist. Einmal hat man es scheinbar zu einem konträren Motiv gemacht. Es gibt körperliche Betätigungen, die können letzten Endes vielleicht noch so etwas wie Spaß-Motive zur Grundlage haben im weitesten Sinne. Wenn man sich das genauer anschaut, ist das eher eine Verschiebung dessen, welche Bedeutung die Leistung dabei hat, die ich erbringe. Ein Großteil dessen, was Jugendliche machen, und das geht mit dem Fahrrad fahren los, wenn man wirklich mit dem Ding fahren kann. Viele der sogenannten neuen Natursport a rten sind nicht zufällig Gleichgewicht- Sportarten. Da wird es spannend. Ich selbst muss mich prüfen. Und das ist die Verlagerung, auf die ich hinweisen wollte. Wir haben eine Verlagerung zwischen der inter- zu der intraorientierten Leistungsorientierung. Das Leistungsorientierte ist nicht aus dem Sport ausgetrieben worden. Es hat weiterhin Bedeutung, wahrscheinlich eine konstitutive. Also einen Sport ohne Leistung, glaube ich, sollten wir uns nicht einreden wollen, weil es so etwas nicht gibt. Die Maßstabsfragen haben sich meines Erachtens in den letzten anderthalb, zwei Jahrzehnten verschoben und Jugendliche sind nicht mehr bereit, generalisierte Maßstäbe zu akzeptieren. Deswegen haben wir in der Leichtathletik die Riesenprobleme. Weil es dort zum Teil Maßstäbe gibt, die sind so weit weg, ich muss so lange trainieren und es ist eine Knochenarbeit. Und wenn Sie sich anschauen, alle paar Monate kommt etwas Neues auf den Markt von den Mountainbikes über die Inline-Skater, Skilaufen, Snowboard. Fast alles sind, und das ist nicht uninteressant, Gleichgewichtssportarten, die ich selbst für mich vollbringe. Somit würde ich Ihre Frage dahingehend beantworten, wir sollten uns genauer anschauen, welche Arten von neuen Herausforderungen suchen Jugendliche. Das ist ein Riesenwettbewerb, den die Jugendlichen jeden Tag vollbringen. Von den Klamotten angefangen, die man anhat, bis hin, wer einen zur Party einlädt. Wenn die aus der Schule kommen und anschließend ans Telefon gehen und sich dann verabreden, sagt man, ihr habt euch doch in der Schule gerade gesehen. Wenn die sich dann um drei Uhr immer noch nicht festlegen wollen, wo sie den Freitagabend verbringen, dann kann man nur sagen, das ist die möglichst lange mobil bleiben wollende, selbstbewusst irgendwo etwas steuernde Generation, die dann aber für sich selbst nicht nur hedonistisch sagt, das muss einfach geil sein, alles andere interessiert mich nicht. Sie bauen sich dazwischen schon ihre individuellen Leistungsstufen auf. Ich glaube, das sollten wir sensibler wahrnehmen und uns nicht jetzt in so Klammerspielchen und Fallschirmfragen verstricken. Deswegen bin ich auch bei aller Anerkennung nicht jemand der sagt, Sportunterricht muss Mode-Pädagogik sein und die müssen nur Spaß haben. Also das hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Es kommt jetzt drauf an, wieweit es uns gelingt, das Wettkampfsystem ab einer bestimmten Stufe noch attraktiv zu machen. Also wir müssen dafür werben, dass der Interpersonen- Wettbewerb auch noch eine spannende Sache ist. 40 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

41 Es muss aber auch die Frage erlaubt sein, wenn fast jedes Jahr eine neue Sportart auf die Welt kommt, ob wir alle, die 100 Jahre alt sind, verteidigen müssen. Nicht nur Stein stoßen und Feldhandball und einiges andere wird nicht betrieben. Vielleicht sollten die Sport v e reine dann auch sagen, gut, scheint nicht mehr so zu laufen. Ich sehe es nicht so sehr als den Untergang des Abendlandes, wenn sich auch die Deutsche Sportnation irgendwann aus einer bestimmten Sportart verabschiedet, weil es nicht mehr machbar ist, Nachwuchs zu bekommen. die Idee käme zu sagen, die Kirche hat es nicht überlebt, weil eine ganze Menge Leute austreten und sagen, ich bin trotzdem noch irgendwo religiös. Das heißt, dieses spannende, für mich sehr spannende Verhältnis, diese Freizeitsportler, die für sich in Anspruch nehmen, sie hätten mit dem Verein nichts zu tun, ist, denke ich mal, noch ein zweiter Schritt, den wir uns sehr genau ansehen müssen. H.-J. Kütbach Ohne irgend etwas relativieren zu wollen, was gesagt worden ist oder auch die Treffgenauigkeit der Studie bezweifeln zu wollen, aber ich hab es in einigen Diskussionsbeiträgen auch gehört, dass es sehr interessant sein kann, sich noch mal diese Trennung zwischen Freizeitsportler im Verein und nicht-vereinsgebundenen Freizeitsportler anzusehen. Auch die Frage, inwieweit möglicherweise der Verein mit seinen Angeboten, die er im Bereich des Fre i z e i t s p o rtes auch macht, diesen Bereich mit beeinflusst. Wir machen ja auch durchaus Angebote, die sich an Nicht- Mitglieder richten. Ich fange mal mit dem Sportabzeichen an. Es hat immer schon auch zu unserem Konzept gehört, uns auch an Nicht-Mitglieder zu wenden, sozusagen das sportliche Umfeld eines Vereins mit zu beeinflussen. Da halte ich es für sehr spannend auch mal zu gucken, welche Interaktion findet mit diesen Nicht-Mitgliedern statt, bis hin zu der Frage, ob denn tatsächlich noch diese Tre n n s c h ä rfe zwischen Nicht-Mitgliedern und Mitgliedern überhaupt noch möglich ist. Denn, ich überziehe jetzt vielleicht bei dem Bild, aber wenn ich mal rumfrage im Verein, wieviele Jugendliche sind bekennende Mitglieder der Sportjugend und könnten zunächst einmal für sich definieren, dass sie zur Deutschen Sportjugend gehören. Da bekämen wir sicherlich für uns erstmal ernüchternde Ergebnisse, obwohl sie natürlich zur Familie der Sportjugend mit dazu gehören. Oder, um einen Bereich außerhalb des Sports zu nehmen, wie viele Leute, die sich zum Glauben bekennen, sind Kirchenmitglieder. Diese feinsinnigen Unterscheidungen, obwohl niemand auf J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 41

42 F O R U M 2 Es diskutieren: Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider Dieter Buchholtz Rainer Kusch Prof. Dr. Volker Rittner und weitere TeilnehmerInnen Der junge Mensch, seine psychosoziale Entwicklung und der Beitrag der Sportvereine Moderation: Petra Hausberg P. Hausberg Jetzt gehen wir in unsere zweite Runde: "Der junge Mensch und seine psychosoziale Entwicklung und der Beitrag der Sportvereine." Vorhin wurden hier in der ersten Diskussionsrunde viele Fragen zu der Studie gestellt. Sie sind übrigens auch angehalten, dazu einfach mal Ihre Meinung zu sagen, wie Sie das alles selbst so empfinden. Sie sitzen ja mehr oder weniger an der Basis. Sie dürfen natürlich gerne Fragen an unsere Experten stellen. Wer traut sich den Anfang zu machen? Der junge Mensch und seine psychosoziale Entwicklung. D. Buchholtz Ich muss da auch nur eine Frage stellen. Wie kann man denn psychosoziale Entwicklung überhaupt messen und feststellen? Dass wir den Wunsch haben, sie möge stattfinden und sie möge positiv beeinflusst sein durch die Mitgliedschaft und das Dabeisein in der Jugendarbeit des Sports, das steht außer Frage. Aber ob es denn von Erfolg gekrönt ist oder nicht, wie will man das feststellen oder merken? Vorhin sahen wir Prof. Dr. Volker Rittner oben auf dem Podium. Er hat als Mitglied eines Hamburger Sportvereins an der Olympia-Jugendfahrt der Deutschen Sportjugend 1964 nach Rom teilgenommen. Mag ja sein, dass seine Mitgliedschaft in Sportvereinen und die Olympia-Jugendfahrt zusätzlich einen Impuls gegeben haben für seine positive psychosoziale Entwicklung zum Sport. Hoffen wir mal, aber feststellen können wir das auch nicht genau. Vielleicht wäre es ohne das alles auch so gekommen. Da ist also viel Spekulation und Hoffnung mit drin, gleichwohl aber meine ich auch berechtigt. Und die Tatsache, dass junge Menschen in der engeren oder weiteren Gemeinschaft eines Sportvereins aufwachsen, kann man immer nur mit der Hoffnung verbinden, dass das positive Auswirkungen hat. Welche im einzelnen, das wird sehr individuell und sehr unterschiedlich sein. Teilnehmerin Es wurde vorhin gesagt, dass es keine pädagogische oder sozialpädagogische Ausbildung für die Übungsleiter gibt. Hier setze ich eigentlich meine Frage an. Übungsleiter werden eingeteilt nach C-Trainer, B-Trainer, A-Trainer. Meine Frage ist, in wievielen Verbänden existiert denn eine Ausbildung zum Kinderübungsleiter, die eben genau diese pädagogischen und psychologischen Entwicklungsmomente berücksichtigt, eventuell auch eine kindorientierte Methodik? Wie sieht die Deutsche Sportjugend dort ihre Möglichkeiten, Hilfestellungen in dem Bereich zu geben? Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Die erste Frage war von Herrn Buchholtz. Die Möglichkeiten der Entwicklungsförderung. Also zwei Antworten dazu. Ich habe einleitend betont, dass ich diese beiden Säulen nach wie vor für gerechtfertigt halte. Auf der einen Seite die sportbezogene und dann die Entwicklungsförderungs-Säule. Jetzt ist die Frage, welche Parameter legen wir z u g runde. Wir haben in sehr diff e re n z i e rter Form das Selbstkonzept zugrunde gelegt. Vielleicht sollte ich doch ein bisschen dazu sagen. Es gibt Untersuchungen, da hat man mit Hilfe von sechs Fragen versucht, das Selbstkonzept zu erfahren, zu erfassen und zu interpretieren. Dies haben wir nicht getan. Sondern wir haben mit international validierten Skalen operiert. Jede Facette dieses Selbstkonzepts, also eingeteilt in ein soziales, ein motorisches, ein intellektuelles und zusätzlich dieses emotionale. Das Selbstw e rtgefühl, das wurde erfragt anhand von acht bis zehn Items für jede einzelne Subskala. Außerdem haben wir Messungen d u rc h g e f ü h rt, die etwas über die interne Konsistenz ausgesagt haben. Das heißt also, wir waren da mit einem verlässlichen Instrument unterwegs. Allerdings unter der Voraussetzung, dass wir gesagt haben, jugendliches Selbstkonzept ist ein Indikator, um so etwas wie einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung zu messen. Dasselbe haben wir gemacht bei der negativen Entwicklung. Psychosomatische Beschwerden auf der einen Seite, deviantes Verhalten auf der anderen Seite. 42 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

43 Jetzt die Frage. Ist das überhaupt feststellbar? Wenn es nicht feststellbar wäre, dann hätten die Entwicklungslinien derer, die im Verein sind und derer, die nicht im Verein sind, identisch sein müssen. So stellen wir aber fest, dass sie sich zunächst unterscheiden und dass es im Verlauf der Entwicklung zu einer Annäherung kommt. Also finden Entwicklungsprozesse statt. Die Frage, ob die Olympia-Fahrt von Herrn Rittner möglicherweise dazu beigetragen hat oder seine Vereinsmitgliedschaft, was sie ja karikierend gesagt haben, die kann ich natürlich genauso wenig beantworten, weil ich nicht weiß, ob nicht möglicherweise Herr Rittner deshalb mit nach Olympia gefahren ist, weil er sich von vornherein dafür interessiert hat und weil er ein guter Sportler war, ganz einfach in den Verein gegangen ist. Hier sehen Sie also die Schwierigkeit zwischen Sozialisation und Selektion zu unterscheiden. Unsere Studie, ich sage es noch mal, gibt uns Hinweise, den Selektionseffekt wesentlich stärker zu berücksichtigen, als den sozialisatorischen Effekt, was im Grunde nicht überraschend ist. M e h rfach ist nun gesagt worden, die Kinder und Jugendlichen sind nicht nur im Milieu des Sportvereins, sondern sie wachsen ja in anderen Lebenskontexten auch auf. Das ist so. Dieses gilt generell. Nur, die letzte Bemerkung: ich nehme jetzt das negative Beispiel, wofür ich jetzt erschossen würde, wenn die Vertreter eben des Spitzenverbandes da wären. Wir stellen bei den Fußball-Jugendlichen fest, dass in dem Maße, in dem sie im Verein sind, die Kluft zwischen denen, die eben wie gesagt, Fußball im Verein spielen und denjenigen, die das nicht tun, immer weiter auseinander klafft. Das heißt, hier findet statistisch absicherbar eine disfunktionale soziale Integration in eine Alkoholkultur statt. So einfach ist das mit diesem Ergebnis. Das heißt, hier finden doch Entwicklungsprozesse statt, die ich beeinflussen kann. Es wäre schön, wenn es positive Beispiele gäbe. Ich wäre auch froh gewesen, wenn wir festgestellt hätten, dass diejenigen Jugendlichen, die sich im Verein engagieren, nun hinsichtlich ihres sozialen Verhaltens, ihrer sozialen Kompetenz positiv von den andern unterscheiden würden. Wir haben es aber nicht gefunden. Meine Aussage, ich sage es noch mal, ist nicht irgendwie bewertend. Sondern ich sage lediglich, es lassen sich durchgängig systematische Effekte feststellen. Prof. Dr. V. Rittner Ich wollte nur noch mal ergänzen, man hat oft ein bestimmtes Wissenschaftsverständnis im Kopf wenn man sagt, jetzt gehen Wissenschaftler ran. Da ist es immer unser Bier in den erstsemestrigen Veranstaltungen darauf hinzuweisen, es gibt schon einen Unterschied zwischen den sogenannten Naturwissenschaften, da sind so richtig harte Fakten gefragt, und den Geistes- und Sozialwissenschaftlern, die reden viel und da weiß man, es gibt soviel Aggressionstheorien wie es Aut o ren gibt, die darüber eine Theorie entwickelt haben. Dann gibt es noch Tagungen und man weiß nicht genau, warum die eine halt ein bisschen nachgefragt wird und die andere nicht. Also das eine sind die Redner, wenn man es billig sagen will, die Schwätzer, und die andern, da wird gemessen. Dann entsteht der Bedarf, öffentlich noch mal genau zu wissen, woran liegt es denn. Sagt es uns doch jetzt mal. Die Vorstellung transportiert ein Wissenschaftsverständnis, was es so nicht gibt. Wir kennen keine Ursache-Wirkungs-Konstellation, das funktioniert auf der mittleren Ebene der Naturwissenschaft. Aber nur auf der mittleren. Wer sich da ein bisschen auskennt, weiß schon, die theoretische Physik kann schon überhaupt nichts mehr sagen. Also, da sind die Bedingungen, unter denen wir messen, in der Naturw i s s e n s c h a f t gesetzt. Die Sozialwissenschaften haben Schwierigkeiten und das wirkt sich bei solch einer Frage aus. Was ist Henne und was ist Ei, das kennt man aus dem Alltag. Was ist Wirkung und was ist Ursache. Wir müssen uns abgewöhnen im sozialen Bereich zwischen Ursachen und Wirkung Ansprüche an die Wissenschaft zu stellen. Das wäre falsch. Wenn die Wissenschaft sagt, sie kann es, dann ist es Scharlatanerie. Was hier gesagt wird, ist dafür werben. Wenn das nicht funktioniert, wenn sie es nicht kann, dann ist das aber nicht Stammtisch, sondern dazwischen gibt es sehr gute Instrumentarien und die sind auf einer andern Ebene. Es wird über Relationen gesprochen. Affinitäten können daraus gestellt werden und vieles andere mehr. Wir können aber nicht sagen, der ist da hingefahren und deswegen ist er in Köln angekommen. Wir können nur ein bestimmtes Klima beschreiben, in dem es stattfindet. Wenn Sie sich sozialen Alltag anschauen, dann wissen Sie alle, wie Sie hier sitzen, nicht, warum Ihre Kinder eine einigermaßen Karriere gemacht haben oder nicht. Jeder hofft, dass er sich genug Mühe gegeben hat, mit dem Guten-Abend-Lied und allem möglichen. Dass die mit 14, 15 in der Schule in der einen Clique nicht angekommen sind, dürfen wir uns nicht an den Hut stecken. Wir können uns Mühe geben, einen Kontext zu schaffen, in dem Relationen so stabilisieren und sich aufbauen, dass man sagt, Kinder stark machen, heißt, dafür zu sorgen, dass sie keinen Halswirbel frühzeitig verlieren und damit nur noch ein Rohr im Winde sind. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 43

44 Trotzdem, auf der anderen Seite sensibel bleiben für das, was vielleicht die Bedürfnisse der andern sind. Die Pädagogik sagt, möglichst mündig, emanzipiert und soziabel sollte ein Nachwachsender erzogen werden. Wenn man in dem Grenzbereich unseren Bereich Sport anschaut, dann ist eine Frage, was können wir da auf dem Sektor bieten. Da, glaube ich, können wir nur immer wieder Bezüge aufbauen in der H o ffnung, dass die funktional mit dem labilen Gleichgewicht, wie solch ein junger Mensch sich durch seinen Alltag immer mehr aufbaut, soviel stabilisierende Effekte ergeben, dass wir hinterher sagen, der hat einen stabilen Lebensweg gemacht. Das war der Ausgangspunkt dieser Studie. Deswegen sind die hochgehängten Erwartungen so platt formuliert um noch stillschweigend in der Öffentlichkeit über den Weg Gelder einwerben zu wollen, dann fallen sie zu Recht dem Sport auf die Füße. Es ist, glaube ich, richtig, dass man sich das abgewöhnt. Das sind die falschen Erwartungen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Damit geht aber nix verloren. Nicht bescheidener, sondern realistischer. In der Richtung würde ich plädieren wollen. Teilnehmer Was wäre denn, wenn es die Sportvereine nicht gäbe? Das ist doch mehr Interpretationssache oder ich denke, die Untersuchung, die können wir bei uns Gott sei Dank nicht führen. Ich denke, wir sind hier auf dem richtigen Weg. Sie haben ein paar Mal gesagt, die soziale Arbeit, die Arbeit an sozialen Talenten, an Jugendlichen zur Persönlichkeitsbildung ist in den Sportvereinen notwendig, denn wenn es sie nicht gäbe, wäre es total weg. Wir haben heute schon einiges über Ansprüche gehört, die wir an uns selbst stellen und die an uns gestellt werden. Ich habe vorhin einen neuen gehört aus dieser Diskussion, der die motorische Beweglichkeit angeht. Man ist damit schnell an der Hand, Ansprüche zu definieren und sich denen auch ausgesetzt zu fühlen. Ein Anspruch, den ich auch gehört habe, das war heute morgen von Herrn Eulering, dass wir versuchen, es möglichst besser zu machen als die anderen. Das war sehr allgemein gesagt, aber auch da muss man sich die Frage stellen, wenn wir 50 % der Jugendlichen umfassen, können wir uns von dem Rest, von den andern 50 % so weit absondern? Nein, ich denke, wir stehen noch mitten in der Gesellschaft. Natürlich will ich nicht sagen, wir sollen nicht versuchen, es besser zu machen. Aber von uns zu erwarten, dass wir in Hinsicht auf die psychosoziale Entwicklung uns deutlich positiv abgrenzen von dem Rest, das halte ich für per se sehr anspruchsvoll. Denn wir sprechen hier nicht über eine Minderheiten-Bewegung, über eine Elite, sondern wir sprechen über den Durchschnitt der Bevölkerung. Wir arbeiten ja auch in den Vereinen mit durchschnittlichen Mitarbeitern, mit durchschnittlichen Eltern, Erwachsenen. Ich glaube, dass das, was wir leisten, soll relativ normal sein und damit ist es im Sinne unserer Gesellschaft auch schon ganz gut. Es ist ja immerhin ein Fortschritt in der psychosozialen Entwicklung. Teilnehmer Es ist ja kein Rückschritt. Die Frage, die mein Vorredner gestellt hat, "was wäre, wenn es uns nicht gäbe", die muss man sich stellen. Dann würden sich vielleicht einige Kinder, die sich bei uns jetzt ganz wohl fühlen, die würden keine Heimat finden, und würden sich schlechter entwickeln als sie es jetzt tun. Insofern erfüllen wir unser Ziel, auch wenn wir es nicht schaffen, einen großen Vorsprung herauszuarbeiten. Ich kann mir übrigens auch vorstellen, dass ist nur eine Vermutung, die ich nicht wissenschaftlich begründen kann, dass dieser mangelnde Fortschritt, den wir bei 15-, 16-, 17-jährigen erzielen, daran liegt, dass in dem Alter gleichzeitig auch die Bindung an den Verein zurückgeht. Vielleicht wäre das, wenn man noch zwei Kohorten darunter angefangen hätte zu gucken, anders zu beobachten, dass der Vorsprung, den die Zwölfjährigen, die bei Ihnen in der Studie den Eingang darstellen, denn die wurden durch die Sportvereine zuvor selbst mit aufgebaut haben. Das halte ich für denkbar, auch das Gegenteil halte ich für denkbar. Eine Sache wollte ich noch anführen. Gesellschaft, Politik wurde hier vorhin erwähnt. Ich glaube, gerade wenn man auf uns guckt als Hälfte der Jugendlichen und als ein Viertel der Bevölkerung, können wir nicht Forderungen an die Politik stellen. Politik ist nur ein Teil unserer Gesellschaft, der aus uns selbst kommt. Aus uns selbst heraus auch. Das heißt, wir können nicht die als fremde Masse oder als unsere Befehlsgeber auffassen, denen gegenüber wir immer uns äußern müssen, sondern die wissen auch teilweise schon, wie es bei uns läuft. Wenn nicht, haben wir die Aufgabe, denen das zu sagen. Es ist doch nicht immer dieser Kampf, den wir gegen die führen müssen, um noch mehr Gelder zu bekommen, sondern ein ganz einheitliches Vorankommen, an das ich da appellieren will. Man sieht es doch bei Herrn Kütbach, der wohl auch auf beiden Beinen steht wie auch andere hier. Ich denke, man kann doch nicht immer Konkurrenzen aufbauen und Forderungen aufstellen, sondern, wenn man klar macht, was wir als Sportverein leisten, ohne immer plump auf die Zahlen zu verweisen, sondern auf die inhaltlichen Erfolge, die wir einfach dadurch haben, dass die Kinder sich bei uns wohlfüh- 44 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

45 len und deswegen zu uns kommen, dann haben wir doch schon - na ja, das ist nicht sehr anspruchsvoll formuliert - dann haben wir doch schon was erreicht. Teilnehmerin Wie sieht es denn aus, welche Erkenntnisse gibt es denn? Herr Rittner hat von soziabel und eigenverantwortlichen jungen Menschen gesprochen, die wir eigentlich hinten herausbekommen wollen. Welche Erkenntnisse in methodischer, didaktischer Sicht gibt es denn, die wir unseren Übungsleitern im Kinder- und Jugendbereich durch die Ausbildung vermitteln können? Denn dort haben wir die Möglichkeit, die Leute, die zu einer Ausbildung gehen, zumindest zu qualifizieren und zwar dann in dem Sinne, das wir es besser machen als vorher. Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Was wäre, wenn wir die Vereine nicht hätten. Das sehe ich, aber das haben Sie ja wohl hoffentlich auch herausgehört, das sehe ich natürlich genauso. Insofern ist für mich also auch diese wissenschaftlich vielleicht interessante Frage zwischen Sozialisations- und Selektionseffekten gar nicht so wichtig. Denn, wenn wir sagen können, dass es uns gelingt, die eine Hälfte der Heranwachsenden einigermaßen, um es jetzt ähnlich platt zu sagen, wie Sie es ja bewusst platt gesagt haben, ähnlich gut zu betreuen, dann haben wir ja schon mal eine ganze Menge geleistet. Also insofern, glaube ich, gibt es da keinen Dissens. Der zweite Punkt hinsichtlich der psychosozialen Entwicklung. Das will ich jetzt nicht langatmig wiederholen, was heute morgen weniger von mir als von Herrn Dr. Eichler und Herrn Dr. Eulering immer wieder betont worden ist. Es geht mir auch jetzt so sehr gar nicht darum, dass ich persönlich den Anspruch habe, in dieser oder jener Richtung Entwicklungsförd e rung zu betre i b e n, sondern ich stelle nur fest, dass sich der organisierte Sport, ob selbst auferlegt oder von außen a u f o k t ro i e rt, das sei jetzt zunächst dahingestellt, dass er aber plakatiert, wir sind da und dazu in der Lage. Also wir machen eben die Kinder stark gegen Rechtsradikalismus, wir machen Drogenprävention und wir machen Gewaltprävention und wir stellen diese Wirkungen, die verheißen werden, nicht fest. Herr Dr. Eichler hat heute morgen von der Glaubwürdigkeitslücke gesprochen. Darum geht es doch. Dass wir mit mehr Realitätssinn vielleicht an die Sachen rangehen. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 45

46 Der andere Punkt, den Sie angesprochen haben, wann können wir denn möglicherweise mit solchen Effekten rechnen. Oder möglicherweise sind die im Kindesalter schon einget reten. So hatten Sie es ja form u l i e rt. Sie werden sich erinnern, dass ich auf der letzten Folie mit einem Fragezeichen geendet hatte, in dem Bereich, der vor dem Jugendalter liegt. Ich kann dazu sagen, dass wir im Moment dabei sind, in der eigenen Region diese Zusammenhänge, über die ich heute gesprochen habe, mit anderen Instrumentarien bei Kindern durchzuführen, weil es in der Tat durchaus so sein könnte. Vielleicht das als Anregung, wie man es denn auch machen kann. Ich komme aus Paderborn, da werden also alle Kinder innerhalb des Kreises mit einer motorischen Vielseitigkeitssichtung erfasst. Aber dann macht man es eben jetzt nicht so, dass die Guten in's Töpfchen und die Schlechten in's Kröpfchen kommen, sondern man teilt ein in drei Gruppen. Eine Gruppe sind die sportlich Talentierten, die man im Hinblick also auf Leistungsförderung weiter betreut. Wir machen dann parallel dazu ein Breitensportprogramm, wo die Zielsetzungen anders sind, wo die Passung zwischen eigenen Fähigkeiten und den Zielen anders aussieht und zusätzlich, die dritte Gruppe, geht rein in Sportförderprogramme. In allen drei Gruppen bestehen Leistungsansprüche. Diese Leistungsansprüche werden aber eben jetzt individualisiert oder auf jeden Fall auf die drei Gruppen unterschiedlich gesetzt. Das heißt, die Leistungsvorstellung ist eine relative und bisher nicht untersucht. Wir werden das aber tun, hoffentlich mit Unterstützung einer Stiftung in Nordrhein-Westfalen. R. Kusch Zur Ausbildungsfrage will ich ein paar Sätze sagen: zur Erklärung für die, die es nicht wissen, dass ich 20 Jahre im Landessportbund Nordrhein-Westfalen hauptberuflich für das Ausbildungswesen zuständig war. Ich will aber trotzdem viel skeptischer und viel kritischer an die Frage rangehen. Denn die Vorschläge, die jetzt auch schon immer mal wieder kommen, die Qualifizierung zu verbessern, zu erweitern oder was auch immer, die würde ich ganz gerne aufgreifen wollen oder sollten wir nur dann aufgreifen, wenn wir auch wüssten, dass das wirklich was bringt. Die These, die dahinter steckt, ist die, je mehr die Leute qualifiziert sind, um so mehr Wirkungen erzielen sie. Jetzt gibt es doch eine ganze Menge ausgesprochen professionell qualifizierter Leute in Sachen Sport und das wäre doch einfach mal eine Untersuchung wert, ob dann, wenn zum Beispiel ein ausgebildeter Sportlehrer, was wir ja durchaus haben in unseren Vereinen, länger Jugendliche im Sport betreut, ob dann psychosoziale Wirkungen tatsächlich eintreten. Es wäre dann sehr einfach, wenn das der Fall wäre, zu sagen, ach, das muss wirklich was mit der Qualifikation zu tun haben. Nicht im Sinne von Ursache und Wirkung, aber doch mit irgendwelchen Zusammenhängen, die da bestehen und dann könnten wir wirklich darüber nachdenken, die Ausbildung zu optimieren. Ich will auch nur am Rande erwähnen, dass das Optimieren, von dem hier die Rede ist, erstens Geld kostet und zweitens auch mit einiger Wahrscheinlichkeit die Jugendleiter zeitlich noch mehr belasten wird, als das derzeit der Fall ist. Auch muss man gut überlegen, ob das überhaupt geht. Einen zweiten Aspekt, den ich noch anspre c h e n möchte: Das ist die Frage nach den Zielen. Ich will das ruhig an dem harten Beispiel der Drogen und des Alkohols machen. Weil es da am einfachsten und schnellsten zu erklären ist. Was bringe ich denn einem Übungsleiter in der Ausbildung bei in Sachen Drogen und Alkohol? Bringe ich ihm bei, dass er dafür zu sorgen hat, dass während des Sportunterrichts nicht getrunken wird? Wahrscheinlich kein Problem, glaube ich. Während der sportlichen Übungsstunde wird nicht so viel getrunken. Was bringe ich dem denn sonst noch bei? Dass er dafür sorgt, dass auch in der Umkleidekabine nichts in dieser Richtung passiert. Da wird es schon kompliziert e r. Aber ist das ein Ziel? Ist das unser Ziel? Ich weiß es im Moment nicht. Was ist denn das Ziel in Sachen Umgang mit Alkohol? Erst wenn ich das zum Beispiel weiß, und das bezieht sich auch auf die anderen Ziele, Ziele in Richtung Selbstkonzept. Ich tue mich da sehr schwer, mir zu überlegen, was könnte ich denn einem Übungsleiter vermitteln, damit er etwas tut, was in Richtung der Entwicklung eines Selbstkonzeptes eines Jugendlichen förderlich ist. Ich könnte das auf Anhieb nicht machen. Wenn mir einer erklärt, er braucht sich nur hinsetzen und dann hätte er drei Unterrichtseinheiten und in der Übungsleiter-Ausbildung wird das klappen, würde ich ihm das nicht abnehmen. Soweit meine Beiträge zum Thema Qualifikation. Ich kann also nichts zu der Lösung sagen, sondern nur dazu, dass wir wahrscheinlich noch eine ganze Ecke gründlicher nachdenken müssen. Aber zum Glück haben wir Sportpädagogen und Sportwissenschaftler und die sagen jetzt, wie es geht. Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Tun sie natürlich nicht, sondern sie nennen Beispiele, Herr Kusch. Unterstützung generell ja, aber doch etwas differenzierend. Jetzt will ich also gar nicht auf eigene Vorschläge zurück- 46 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

47 greifen, sondern ich erzähle Ihnen ganz einfach, von einer Podiumsveranstaltung vor kurzer Zeit in Düsseldorf, wo unter anderem eine Kriminalkommissarin saß. Die berichtete jetzt nun wie folgt und sagte: Zunächst bin ich also den Plakatierungen aufgesessen und habe gesagt, vor allem Gewalt gegen Frauen, ist offensichtlich zunehmend ein P roblem. Ich bin also den Werbebotschaften aufgesessen und habe gesagt, na ja, ist ganz klar, im Ve rein ist dieses kein Problem und wir haben das auch sofort wissenschaftlich begleiten lassen. Diejenigen, die im Ve rein waren und die, die nicht im Verein waren, da fanden wir überhaupt keine Unterschiede. Das war Wasser auf meine Mühle. Dann sind wir anders v o rgegangen und haben die Leute sehr gezielt ausgebildet. Wir haben ihnen nämlich gesagt, welche unterschiedlichen Formen von Gewalt gibt es denn, was müssen wir denn wissen, wie Gewaltbereitschaft entsteht und welche Mechanismen gibt es möglicherweise, um hier Abhilfe zu schaffen? Dies haben wir in sehr soliden Programmen gemacht und wir haben wieder untersucht und jetzt natürlich erhebliche Unterschiede festgestellt. Ich will damit nur sagen, es ist wirklich nicht so, dass gezielte Ausbildungen nichts erbrächten. Herr Kusch hat das auch nicht gesagt. Ich will nur noch mal ein Plädoyer in die Richtung halten. Wenn ich mir das als Ziel vornehme, muss ich eben gezielt ausbilden. Wenn ich sage, nein, ich halte das nicht für relevant, was ich auch akzeptiere, dann lass ich aber die Ansprüche weg. Dann ist es ja auch in Ordnung. Soviel zu diesem Problem. Die Alkohol- und Bierangelegenheit, das ist jetzt eine Platitüde. Ich komme aus der ostwestfälischen Provinz, aber das ist nicht nur in Ostwestfalen so. Die Gemeindehalle ist gleichzeitig die Turnhalle, da finden eben jetzt Jungenturniere statt. Die Bambinis, dann kommen die etwas Älteren. An der Theke parallel stehen die Eltern, die Übungsleiter und die S c h i e d s r i c h t e r, die rauchen, die trinken, die Kinder spielen parallel. Da kann mir doch keiner sagen, dass dieses ein ganz gelungenes Beispiel dafür ist, im Kindes- und Jugendalter präventiv tätig zu werden. Das sind doch jetzt keine übertriebenen Beispiele. Jeder, der hier sitzt, wird sagen, also ganz so spinnen tut er nicht. Also insofern auch da, glaube ich, sollen wir es uns nicht zu einfach machen. Ich glaube schon, dass in den Ausbildungseinheiten noch Reserven drinstecken, wenn ich vorhabe, die Leute nun wirklich für diese Bereiche zu qualifizieren. Teilnehmer Ich möchte auf einen Aspekt aufmerksam machen, der in der öffentlichen Diskussion, meiner Ansicht nach keine Rolle spielte. Ich möchte eine These vorstellen und anschließend Herrn Brettschneider fragen, was er von dieser These hält. Ich habe mich gefragt, warum die große Aufregung über die ernüchternden Ergebnisse, die positiven will ich jetzt mal beiseite lassen. Meine These lautet: Die ernüchternden Ergebnisse müssen in - und jetzt werden Sie sich wundern - in positiver Perspektive relativiert werden. Ich möchte Ihnen auch sagen, warum. Ich hoffe, dass wenigstens diese Pressemitteilung stimmt, ich habe in einem Interview gelesen, dass Herr Brettschneider sich im ersten Ansatz selbst erschrocken hat über seine eigenen Ergebnisse. Und da könnte ich also die zweite These formulieren und fragen oder sagen, das ist jetzt also rein unwissenschaftlich, aber ich denke mal so, dass, je älter die Sportvereinsmitarbeiter sind, desto erschrockener waren sie über die Ergebnisse. Da habe ich mich gefragt, warum? Ich glaube, dass eine Ursache darin liegt, dass wir, und je älter desto mehr, wir aus den 60er, 70er, 80er Jahren gewohnt sind, in linearen Denkstrukturen zu denken. Es gibt nämlich, dies hat Herr Rittner sehr ausführlich dokumentiert in seiner Studie von 2000, es gibt eine ganze Reihe von Studien aus den 80er Jahren und auch noch Anfang der 90er Jahre, die über positive Vereinszusammenhänge berichten. Auch empirisch abgesichert übrigens. Ich meine, in diesen linearen Denkstrukturen liegt der Hase im Pfeffer. Ich habe unter anderem bei Ulrich Beck gelernt, dass wir unsere Denkstru k t u ren ändern müssen. Wir müssen in komplexen Zusammenhängen denken, auch widersprüchlichen und vor allen Dingen, wie Beck sagen würde, in nicht-linearen Denkstrukturen. Denn warum ist das so wichtig? Das ist jetzt der Aspekt, der in der öffentlichen Diskussion kaum eine Rolle spielte. Diese Untersuchung von Herrn Brettschneider ist 98, 99, 2000 durchgeführt worden und wir haben in den 90er Jahren, in den letzten zehn, elf Jahren zu tun mit zum Teil, aus soziologischer Perspektive betrachtet, dramatischen Veränderungsprozessen in den gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen. Das ist sozusagen die Makroebene. Wir müssen also bei der I n t e r p retation der Ergebnisse in Rechnung stellen, dass wir erst in den 90er Jahren vor allen Dingen, nicht in den 70ern, nicht in den 80ern, in dem Ausmaß, in den 90er Jahren es zu tun haben mit einer Zunahme von Ausdifferenzierungs-, Polarisierungs-, Desintegrationsprozessen, von Individualisierungsprozessen und übrigens auch natürlich von neuen, einer neuen Art von Solidarisierungsprozessen. Man solidarisiert sich heutzutage aus Eigennutz. Denken Sie an Bürgerinitiativen. In meiner Heimatstadt wird gerade eine Bürgerinitiative gegen forensische Kliniken etabliert. Eltern solidarisieren sich, J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 47

48 weil sie Angst um ihre Kinder haben. Das Deutsche Institut für Urbanistik diagnostiziert suburbane und selektive Mobilitätsprozesse mit zum Teil dramatischen Auswirkungen in Bezug auf soziale Erosion etc., etc. Ich will das jetzt nicht weiter ausführen. Wenn wir dennoch diese Ihnen auch bekannten makro-soziologischen Etikettierungen von Gesellschaft dazu nehmen, wie wir sie heute zum Teil schon gehört haben: Risikogesellschaft, Erlebnisgesellschaft, Multioptionsgesellschaft, aber auf der anderen Seite auch Freizeitgesellschaft, Spaßgesellschaft, Eventgesellschaft, Fitnessgesellschaft und so weiter, wenn wir dann noch in Rechnung stellen, dass wir in diesen gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen eine absolut neue Qualität haben, und zwar neue Qualität in Bezug auf das Tempo, auf die Gleichzeitigkeit, auf die Komplexitätszunahme, wenn wir das alles, was ich jetzt eben nur stichwortartig skizziert habe, wenn wir das alles in Rechnung stellen, dann werden die ernüchternden Ergebnisse, die hier für soviel Aufregung gesorgt haben, dann werden die in positiver Perspektive zu charakterisieren sein. Erstens, wie kann ich Leuten an der Basis eigentlich jetzt diese Ergebnisse vermitteln, weil mir doch völlig klar war, jetzt beginnt also folgendes: Seit fünfzehn Jahren bin ich im Verein in Sudhagen-Süd. Ich engagiere mich und tue das mit vollem Herzen - und jetzt werden mir Knüppel zwischen die Beine geworfen. Dass das nicht meine Absicht war, dass die Ergebnisse das nicht sagen, ist vollkommen klar. Aber, dass das so gedreht werden würde, das konnte man erwarten. Es ist genauso eingetreten. Und die zweite Auswirkung war mir natürlich auch klar. Vielleicht nicht in der Deutlichkeit. Was ich natürlich bedauere und wo ich im Moment dabei bin, gemeinsam mit anderen das zu korrigieren, dass das eben mögliche politische Implikationen vor allem bei denjenigen hatte, die froh waren, solche Ergebnisse zu sehen. Die politischen Implikationen, die bestehen ja darin, einige aus Ihrem Kreis haben mir das erzählt, das eben Jugendwohlfahrtsverbände außerhalb des Sports, dass die mit den Zeitungsausschnitten dastehen und sagen bei der Verteilung der Mittel, übrigens, also kürzt mal die Sportvereine, die leisten das sowieso nicht. Also, meine Frage, meine Schlussfolgerung daraus: Brauchen wir nicht mehr eine Kombination von Studien auf Mikroebene und Mesoebene, wie sie Herr Brettschneider gemacht hat, dann aber auch, und das ist mein Plädoyer oder meine Frage an Herrn Bre t t s c h n e i d e r, eine Kombination von Mikro-, Meso- und Makroebene. Das heißt also, müssen wir nicht diese Ergebnisse aus der Mikro- und Mesoebene makrosoziologisch interpretieren und sie in diesen makrosoziologischen Kontexten deuten? Das wäre meine Frage, Herr Brettschneider. Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Zunächst die etwas persönliche Frage, das will ich Ihnen also gerne sofort sagen. Es ist in der Tat so gewesen, dass ich gesagt habe, das sind Ergebnisse, die erschreckend sind und erschüttern. Ich will Ihnen auch sagen, warum. Erstens war es durchaus so, dass man auf der Grundlage dieser Korrelationsstudien, die man mit diesen positiveren We rte seitens der Vereins-Jugendlichen hatte, durchaus davon ausgehen konnte, dass die Ergebnisse vielleicht hätten anders ausfallen können. Wer mich kennt, weiß, wenn man einmal im Rausch ist, dann sagt man das also auch etwas undifferenziert und ich habe dann gesagt, das sind fürchterliche Ergebnisse. Das hängt damit zusammen, dass ich natürlich als ehemaliger Sportspieler soviel antizipieren konnte, dass sie Wirkungen haben würden in zweierlei Hinsicht. Das ist natürlich voll eingetreten. Also soviel dazu. Auf die Notwendigkeit jetzt vernetzt zu denken und zu begründen, will ich jetzt nicht weiter eingehen. Das habe ich auch mehr als Statement empfunden, weniger als Frage. Der Hinweis, wie sollen ergänzende Studien aussehen, der ist allerdings sehr konstruktiv. Ich habe die Studie angesiedelt auf einer individuellen Ebene. Das heißt, gibt es möglicherweise entwicklungsfördernde oder entwicklungsmindernde P rozesse festzustellen. Dass diese ergänzt werden muss durch eine Institutionsstudie, um letzten Endes über die Leistungsfähigkeit der Organisation Sportverein etwas auszumachen, das ist absolut unstrittig. Ist heute morgen vor allem in dem Plädoyer von Herrn Rittner mehrfach deutlich angesprochen worden. Also insofern kann ich nur sagen, das ist ein Schritt unter einer spezifischen Perspektive, die ergänzt werden muss. Also vollkommen d accord. Teilnehmer Ich möchte zwei Stichworte kurz aufgreifen. Einmal den Aspekt der Ausbildung und dann einen Punkt, den Herr Brettschneider eben noch angesprochen hat, nämlich so die Querverbindung zu anderen Jugendverbänden. Nun wird man mir sicherlich ein feindseliges Ve rhalten gegenüber anderen Verbänden aus dem Bereich der Jugendarbeit nicht nachsagen können, aber ich bin felsenfest davon über- 48 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

49 zeugt, dass sich quer durch alle Jugendverbände die gleichen E rgebnisse zeigen würden. Dass, wenn wir solche Studien im Bereich der Jugendfeuerwehr hätten, bei den Falken oder bei den konfessionellen Verbänden, wir zu den gleichen Ergebnissen kämen. Es gibt nicht den Hauch eines Anlasses zur Schadenfreude, ganz im Gegenteil. Ich würde mich sehr freuen, wenn eben auch über den Sportbereich hinaus diese Dinge sehr gründlich gelesen werden und mit der gleichen Sachlichkeit diskutiert werden. Der zweite Aspekt, das ist der der Ausbildung. Nun plädiere ich sehr dafür, gerade im Bereich der Ausbildung, was die Konzepte und die Inhalte angeht, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern erst mal zu gucken, was wir denn an Inhalten haben. Wenn ich mir die Jugendleiter-Ausbildung zum Beispiel ansehe, dann ist dort sehr wohl der ganze präventive Bereich ein ausdrückliches Thema. Und zwar nicht nur in dem Sinne, wie verhindere ich, dass in der Übungsstunde geraucht wird, sondern eben auch der pädagogische Umgang. Auch die pädagogischen Mittel, die eben dann deutlich über die Übungsstunde und über die physische Präsenz im Verein wirken sollen, das, was allerdings in den letzten, Entschuldigung, dass ich jetzt so ein bisschen in den Veteranen-Jargon komme, so in den letzten 20 Jahren sich im Bereich der Ausbildung getan hat. Ich habe früher am Anfang meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Bereich der Ausbildung viel gemacht. Da war noch viel stärker eine Verbindung von Jugendleiter- und Übungsleiter-Ausbildung zu beobachten. Es war viel stärker möglich, dass jemand, der anfängt im Verein sich zu engagieren und in die Ausbildung hineingeht, automatisch die Jugendinhalte, die Jugendgruppenleiter-Inhalte auch als Übungsleiter mitbekommt. Das waren natürlich dann längere Lehrgänge und wir sind heute zum Teil mehr bei so einem Baukastensystem angelangt, bei einer Art Modulbauweise, wo man dann nur so gerade eben das mitmacht, was eben von den Richtlinien her sein muss. Da müssen wir sicherlich noch mal ansetzen, ob uns da durch die Windschnittigkeit unseres Lehrgang-Baukastens, vielleicht das ein oder andere auch durch die Lappen gegangen ist. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 49

50 F O R U M 3 Es diskutieren: Hans-Jürgen Kütbach Jürgen Ahlert Dr. Ulrike Kraus und weitere TeilnehmerInnen Konsequenzen für die Jugendarbeit im organisierten Sport Moderation: Petra Hausberg J. Ahlert Ich bin der Meinung, dass die Ergebnisse der Brettschneider- Studie zu Unrecht zu negativ in der Presse dargestellt worden sind. Wir sollten nicht nur die Ergebnisse dieser Studie, sondern die positiven Ergebnisse unserer Arbeit mehr in die Öffentlichkeit und damit in das öffentliche Bewusstsein bringen. Wir sollten also unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Teilnehmer Ich denke, dass es für uns wichtig ist, weitere Verfahren, weitere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob wir unser Hauptaufgabenfeld, nämlich Sportfähigkeiten zu entwickeln, ob wir dieses tatsächlich erfüllen. Ich glaube, dass der Test auf der Basis von motorischen Grundeigenschaften dazu nicht genügend aussagekräftig ist. P. Hausberg Relativierung der Ansprüche auf das wirklich Machbare. Darf ich Sie fragen, was Sie für das wirklich Machbare halten? Teilnehmerin Ich finde, wir sollten uns in diesem Kreis, in der Sportjugend, im Deutschen Sportbund, im Verband, im Spitzenverband überlegen, welche Aktion kann ich überhaupt für meinen Bereich umsetzen. Wir werden als Verband sehr häufig von vielen Kampagnen, ich will nicht sagen überrollt, aber über vieles informiert. Sei es Gesicht zeigen, sei es Keine Macht den Drogen, man kann sicher eine ganze Reihe aufzählen. Aber ich finde, wir müssen uns vorher eigentlich wirklich mehr ins Bewusstsein führen, wie kann ich das umsetzen? Also mir geht es eigentlich so, ich bekomme wieder irgendwas zugeschickt, neue Kampagne, hört sich gut an, wir reichen das weiter an unsere Mitgliedsverbände, aber ich weiß gar nicht für mich selber, wie kann ich im Verband auch diese Kampagne weiterbringen, damit sie wirklich effektiv wird. Ich habe schon die Auffassung, zum Beispiel meine Hauptsportart ist Tischtennis, dass diejenigen, die in einem Tischtennisverein unter Anleitung diese Sportart erlernen, eine größere technische Fähigkeit haben als die, die sozusagen das im nicht-organisierten Sport ausüben. Ich glaube, dass das der Fall ist. Und beim Segeln ist mir das eigentlich noch mal sehr deutlich geworden. Es wäre wichtig, dass wir dort entscheidende Fakten auf den Tisch bekommen. P. Hausberg Danke sehr. Des weiteren wurde ja angeregt, die Selbstbestimmung der Jugendlichen zu stärken. Dr. U. Kraus Ich komme vom Sportministerium. Ich möchte zunächst mal ein Kompliment aussprechen, ein Kompliment an die Veranstalter und Initiatoren dieses Forums, denen es gelungen ist, sich hier sehr, sehr konstruktiv und sachlich auf eine Diskussion einzulassen. Gleichwohl ist es möglich gewesen, weil alle, die Sie heute daran teilgenommen haben, dazu beigetragen haben. Ich denke, da müssen wir einfach versuchen, für uns rauszufinden, was nehme ich jetzt davon als Verband auf und setze es auch wirklich in die Tat um und unterstütze das auch entsprechend, wie es sich für diese Kampagne sicherlich lohnt. Wie es auch schon vorher gesagt worden ist, wir müssen einfach unsere Ansprüche re l a t i v i e ren und unsere Ziele formulieren. Ich denke, dazu gehört es auch, einiges wirklich mal zu streichen und vielleicht auch anderen Org a n i s a t i o n e n zu überlassen. Oder aber wir müssen zum Beispiel auch innerhalb der Spitzenverbände versuchen, uns die Aufgaben zu teilen. Also hier auch noch mal aus unserer Sicht ein ganz, ganz großes Kompliment, aber auch ein Dankeschön, das überhaupt eine solche Diskussion möglich war. Wie geht es zunächst mal aus unserer Sicht weiter? Ich habe in Gesprächen am Rande immer wieder gehört, dass ein großes Informationsbedürfnis dahingehend besteht, dass man detaillierter etwas über die Broschüre und über die Studie wissen will. Wir werden die Bro s c h ü re veröff e n t l i c h e n, die Studie in ihrer kompletten Form. Sehen Sie es uns bitte nach, das braucht ein bisschen Zeit, denn das soll ja auch eine gute Sache werden. Mein Angebot an alle, die sich für 50 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

51 dieses Forum heute angemeldet haben und die auch hier sind, die es vielleicht nicht geschafft haben, hier hinzukommen. Wir stellen gerne allen Te i l n e h m e rn und Te i l n e h m e r i n n e n ein Exemplar zur Verfügung. Das ist ein wichtiger Service, um hier auch das Inform a t i o n s b e d ü rfnis auf eine sehr, sehr sachliche Grundlage zu stellen. Das gleiche Angebot gilt auch an die Sportorganisation, hier an die Veranstalter. Wir sind momentan auch, was die Auflage betrifft, ein wenig variabel. So, jetzt noch zu weiteren Konsequenzen. Ich habe in den letzten vier bis fünf Wochen, seitdem die Studie in ihren Ergebnissen auf dem Markt ist, sehr viele und teilweise auch verschiedene Veranstaltungen besucht. Das, was häufig kommentiert wird, das ist ja sowieso immer dasselbe, das ist es nicht gewesen. Ich denke, das macht auch deutlich, welche Qualität auch hinter den Ergebnissen steht. Qualität dahingehend, dass sie Diskurse und Diskussionen auslösen kann, wenn sich Menschen auch auf diese Diskussion einlassen. Das ist sicherlich ganz, ganz wichtig gewesen und da gibt es sicherlich auch einen großen Nachholbedarf. Wir werd e n vom Ministerium aus das, was hier durch mich auch begleitet worden ist, auswerten und letztendlich dann auch überlegen, ob es sinnvoll sein kann, weitere Studien oder eine Studie zu fördern. Die Entscheidungen sind noch nicht getroffen, aber da sind wir auch sehr, sehr beweglich und offen. Da werden wir auch Gespräche führen und auf Institutionen oder Organisationen zugehen. Ich selbst möchte noch mal an alle, die hier vertreten sind, appellieren, die Ergebnisse der Studie sind eine riesengroße Chance. Das Gegenteil von dem, was uns ja teilweise in sehr, sehr starken Anwürfen, also meinen Kollegen oder auch mir bei anderen Veranstaltungen teilweise unterstellt worden ist, ja, ihr seht die Studie jetzt möglicherweise als Brechstange, um Mittel zu reduzieren. Also ich denke, es ist ja sehr deutlich geword e n, das sind Unterstellungen, auf die wir ganz anders reagieren werden. Sehen Sie die Ergebnisse als Chance. Wichtig ist, was Sie sich jetzt konzeptionell auch überlegen, was sie entwickeln. Was Sie auch als Anforderung formulieren, um sich hier auch auf das einzulassen, was jetzt innerhalb dieser Studie ermittelt worden ist, sich für die Jugendlichen sehr zielgerichtet einzusetzen. Programme sind entsprechend zu entwickeln, zu profilieren, Aktionsschwerpunkte sind entsprechend zu formulieren und ich denke, dass die Tradition, die wir in Nordrhein-Westfalen haben, das wir hier sehr stark den organisierten Sport, also die Jugend und auch den Landessportbund unterstützen, dass das jetzt durch die Ergebnisse der Studie nicht zunichte gemacht wird, sondern sehen Sie es als Chance. Ich will jetzt nicht Sie auffordern, draufzulegen, das darf ich ja gar nicht. Aber hier auch optimistisch nach vorne zu blicken. Danke. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 51

52 Teilnehmerin Vielleicht aus der Sicht der Jugend direkt heraus. Ich bin Jugendsprecherin und bin irgendwann in dieses Amt hineingerutscht mit 14 Jahren. Mehr oder weniger wurde mir dieses Amt aufgezwungen, von wegen, Du machst das jetzt. Aber ich denke mir, ich hatte dadurch viele Möglichkeiten, verschiedene Kompetenzen mit zu entwickeln. eng gefassten Aussagen und die Sache ist doch etwas größer, sie ist ein Riesenfundament. Ich habe einige Konsequenzen aus meiner Sicht, heute auch den ganzen Tag ruhig zuhörend, herausgearbeitet. Die möchte ich in die Runde einwerfen als kleine Essenzen aus meiner Sicht: Ich denke mir, ohne meinen Vorredner, demjenigen der gesagt hat, dass man die Jugend stärken soll, was vorwegzunehmen, möchte ich einfach sagen, es ist relevant für die Persönlichkeitsentwicklung, dass die Jugendlichen gewisse Handlungskompetenzen auch erlernen. Diese Handlungskompetenzen erlernen sie auch in diesem interaktiven kommunikativen Handeln. Ich denke mir, das ist einfach wichtig. Dass man in den Vereinen hingeht, die Jugendlichen fragt, was wollt ihr eigentlich, sie nicht überf o rd e rt, sondern sie da abholt, wo sie stehen und auch Jugendliche einbindet. Nicht Jugendarbeit für Jugendliche zu machen, s o n d e rn mit Jugendlichen zu machen. Natürlich haben die Jugendlichen, die in Vereinen sind, gewisse soziale Kompetenzen. Wenn sie die nicht hätten, würden sie ständig anecken in den Vereinen und würden überhaupt nicht in diese Gruppe integriert werden. Soziale Kompetenz heißt nicht nur, sich ehrenamtlich zu engagieren. Sondern soziale Kompetenz heißt auch, in einer Gruppe dabei zu sein, einfach als Mitglied. 1. These Sport als Langzeit- und Feldexperiment sehen. Er wurde über Jahre, Jahrhunderte in gewisser Weise gelebt. Politische Richtungen, alle möglichen Anforderungen haben sich immer geändert. Das ist nicht seit gestern so, das ist auch nicht seit den letzten zehn Jahren so. Vielleicht wird die Zeit etwas schnelllebiger, aber der Sport ist ein Teilsystem in der Gesellschaft und hat immer reagiert, hat immer re a g i e ren müssen. Mit solchen Studien kann man vielleicht ein bisschen im Voraus schon mal die Weichen stellen oder kann kluge Weichenstellungen einleiten. Aber man muss deshalb nicht die ganze Sportlandschaft, wie sie seit Jahrzehnten, Jahrhunderten gewachsen ist, umkrempeln. Manchmal hat man so den Eindruck, wir müssen jetzt alles neu machen. Finde ich auch für die Ehrenamtlichkeit grässlich. Sport kann empirisch sein, er kann sich den Luxus, weil er einfach dazu gehört, und keine Industriegesellschaft oder keine Gesellschaft im Sinne von einem Unternehmen ist, kann er sich den Luxus leisten, empirisch zu arbeiten. Das ist, was wir uns hier bewusst machen müssen. Wir müssen mit den Jugendlichen arbeiten, sie in Kommunikation einbinden und auch ihre Meinung respektieren. Teilnehmer Ich bin einer der wenigen Beobachter des Fußballs, die heute hier sind. Frau Dr. Kraus sagte eben gerade, diese Studie ist eine Chance für den Sport. Ich sehe heute an mehreren Punkten einen anderen Schnittpunkt. Ich sage, unser Sport, ist nach wie vor eine große Chance für unsere Gesellschaft, die sich über die Jahre etabliert hat, und diese Studie ist ein Beitrag dazu, um in diesem großen wichtigen Bereich Sport eine Kurskorrektur, vielleicht einen kleinen Ausschlag zu geben. Das ist mir den ganzen Tag schon aufgefallen. Ich denke, die Studie steht hier im Hintergrund. Es gibt auch schon viele Studien und es wird auch noch zahlreiche Studien geben. Also man kann eine Kurskorrektur damit vornehmen. Man kann aus dieser Studie etwas ganz bestimmtes herauslesen. Wir arbeiten hier in ganz konkreten Das heißt, er kann einfach Strömungen aufnehmen, dann darauf re a g i e ren. Er kann auch Fehler machen, er kann sich auch wieder korrigieren. Die Wissenschaft erfüllt dabei die Beschreibung eines Ist-Zustandes, kürzer oder länger. Wenn ich den gesamten Sport sehe in seiner Genese ist auch diese Studie natürlich eine Langzeitstudie, in relativen Maßnahmen ist es eine Längsschnittuntersuchung. Aber auch über drei Jahre natürlich keine Langzeitstudie gemessen am Sport und was er schon alles bewältigt hat. 2. These Der Sport darf sich nicht vor jeden Karren spannen lassen. Kernaufgabe war ein Stichwort hier, halte ich für sehr wichtig. Kernaufgaben, die der Sport auch wirklich behauptet zu erfüllen, kann er auch mit 100 % Signifikanz nachweisen. Die Frage ist, ob die Studie in dem Bereich, wo sie sehr starke Argumente hervorbringt, immer die Kernaufgaben auch trifft oder mir diese als Kernaufgabe anerkennt. Da waren wir heute morgen auch an einigen Punkten schon ganz unterschiedlicher Meinung d rüber. Das ist auch sehr wichtig fest- 52 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

53 zustellen. Es gibt durchaus in diesem Bereich gesellschaftliche und politische Entscheidungen. Die würden sofort greifen. Zum Beispiel Alkoholverbot oder ein Rauchverbot in Deutschland oder in der Öffentlichkeit. Oder in Räumen, wo man sich zusammenfindet, diese Macht, diese Möglichkeiten hätte die Politik. Es gibt andere Länder, da ist es auch so geregelt. Aber dann bitteschön darf man nicht dem Sport in seinen Vereins- und Clubhäusern und vielleicht nach dem Sport den Leuten, die sich dort zum Freizeitsport zusammenziehen, mit dieser restriktiven Regelung kommen, das ist ein gesellschaftliches Problem. Das liegt auf einer höheren anderen Ebene. Das kann natürlich von dem Sport auch mit bedacht werden. Es wäre sehr wünschenswert, wenn man es in die Jugendarbeit positiv einfließen lassen kann und könnte. Aber daran können wir nicht messen, ob der Sport letzten Endes hält, was er verspricht? 3. These Allgemeine und gesellschaftliche Problemlagen können nicht nur oder nicht allein in dem Teilbereich Sportverein, Sportorganisation gelöst werden. Das unterstreicht diesen einen Ausflug des vorgehenden noch mal. 4. These Die Grundstruktur Verein als demokratische Solidargemeinschaft, würde ich sie mal bezeichnen wollen, trägt schon seit vielen Jahrzehnten, seit noch längerer Zeit auch in der heutigen Zeit. Sie ist sehr flexibel, wenn man sie wirklich ernst nimmt, ist sie fast unangreifbar, weil es ja nichts Festgeschriebenes ist. Sie können mit sieben Menschen zusammen einen neuen Verein gründen. Sie können eigene Ziele definieren, sie sind in einem hochkarätig flexibel und haben alle Möglichkeiten, sich anzupassen. Anforderungen stellen und Bitten herantragen an den Sport zum Mitwirken bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme, das ist das, was die Kollegin aus dem Handball vorhin gesprochen hat, auch. Die vielfältigen Kampagnen, die wir mitfahren sollen. Sie kommen von der nationalen Ebene, sie kommen von der internationalen Ebene her. Ich möchte einfach noch mal sagen, dass die Spitzenverbände im Bereich des Sport, das heißt also diejenigen, die Fachsportarten anbieten, mit der Integration und mit der Übernahme dieser Kampagnen in der Regel total überfordert sind. Bei allem guten Willen, den sie haben. Stellen Sie sich ganz einfach vor, dass die durchschnittliche Verbandgeschäftsstelle aus eineinhalb bis zwei Personen besteht. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 53

54 Die sollen nun verantwortlich sein für all das, was im fachspezifischen passiert, über die Ausbildung, über die Mitwirkung innerhalb der Deutschen Sportjugend, an den Themen der Deutschen Sportjugend, bis hin zu dem, was wir im Augenblick gerade erleben, Bundesjugendtreffen. Und sie sollen auf der anderen Seite in allen möglichen gesellschaftlichen Feldern mitwirken. Signal, was hier gegeben worden ist in vielen Beiträgen, noch mal verstärken und was auch Herr Brettschneider ja sehr deutlich herausgestellt hat, dass eben das Grundkonzept des Ve re i n s s p o rts hier nicht zur Disposition steht. Dass wir nicht der Überschrift aus der Neuen Züricher Zeitung folgen und sagen, ja, wir können in der Konsequenz sagen, wir machen die Vereine zu, denn es bringt ja sowieso nichts. Dieses wird nicht klappen bei allem guten Willen. Die Länder, die Landessportbünde, Landessportjugenden sind hier in der Regel deutlich besser ausgestattet. Wir haben ein gutes Beispiel aus den 70er und dem Beginn der 80er Jahre in dem Bereich des Breitensport gehabt. Die Breitensportkampagnen sind damals so gut gelaufen, weil sie nicht nur einen appelativen Charakter gehabt haben, sondern weil zweitens diese Kampagnen durchoperationalisiert worden sind, bis auf die untere Ebene, bis hin zu den Aktions- und Arbeitsmaterialien und darüber hinaus Mittel zur Verfügung gestellt wurden für hauptamtliches Personal, die Dinge umzusetzen. Wenn Sie also von der Politik wollen, dass der Sport sich stärker noch engagiert, müssen Sie diese Kette bitte mit berücksichtigen, weil bei allem guten Willen bei den bestehenden S t ru k t u ren und den immer dichter werdenden Aufgaben durc h die Spezifizierung der Interessen der Mitglieder sind dem Sport deutliche Grenzen gesetzt. Darauf wollte ich an der Stelle noch mal hingewiesen haben. P. Hausberg Ich darf mich ganz recht herzlich bedanken für Ihre Aufmerksamkeit. Es war auch für mich ein sehr interessanter Tag, wie Sie sich vorstellen können. Dankeschön. H.-J. Kütbach Meine Damen und Herren, liebe Sportfreundinnen, liebe Sportfreunde: Es sind heute eine Fülle von Argumenten, eine Fülle von Aspekten genannt worden. Wir werden in einer gemeinsamen Sitzung des Vorstandes der Deutschen Sportjugend mit dem DSB-Präsidium und in einer weiteren Sitzung des DSB- Präsidiums bis zum 11. Mai auch ganz konkret versuchen, Punkte zu benennen, auch für weitere Vorgehensweisen. Ich möchte auf keinen Fall jetzt den Versuch einer Zusammenfassung wagen. Ich möchte aber doch das positive Dies Signal ist nicht gegeben worden, sondern es sind für uns wertvolle Signale gegeben, was wir auch in eigener Verantwortung in unseren Bereichen überprüfen müssen. Insoweit sehe ich diese Studie durchaus auch als ein Geschenk an den S p o rt, um eben bestimmten Punkten noch sehr sorgfältig nachgehen zu können. Ich gebe zu, es klingt, wenn ich jetzt das Wort "Geschenk" verwende und das in Relation setze zu den ersten Reaktionen, fast so ein bisschen wie Masochismus, aber ich glaube, wir brauchen auch die kritische Begleitung, auch gerade durch die Wissenschaft. Und zwar nicht nur alle 30 oder 40 Jahre oder zu Jubiläen, sondern wir brauchen das kontinuierlich, weil sonst geht es uns so wie dem Verein, der alle 30 Jahre nur über die Anpassung der Mitgliedsbeiträge nachdenkt, dann um 20 Mark erhöhen will und sich wundert, dass die Mitglieder das zurückweisen. Das heißt, wir brauchen hier einen kontinuierlichen Prozess. Gerade die neue Qualität dieser Untersuchung, nämlich die des Längsschnitts, des Betrachtens auch längerer Zeiträume ist etwas, was für uns, glaube ich, sehr, sehr wertvoll ist. Daran müssen wir weiter arbeiten und ich möchte die Wissenschaft ausdrücklich ermutigen, weiß, dass sie schon motiviert ist, aber ich möchte es hier noch mal wiederholen, uns weiterhin auch in dieser Weise zu begleiten. Wichtig finde ich, dass wir hier sehr stark auch einen Blick werfen auf die Realität an der Basis der Sportvereine. Ich weiß, dass die meisten von uns auch noch mit beiden Beinen in der Vereinspraxis stehen und vieles von dem, was hier wissenschaftlich unterlegt ist, eigentlich sagen, das nehmen wir so ähnlich auch in unserer Praxis wahr. Es ist sehr wichtig, dass wir nicht nur über unsere Ansprüche sprechen, sondern auch darüber, wie es vor Ort aussieht. Auch über die konkreten Probleme von Übungsleiterinnen und Übungsleitern 54 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

55 mit vielleicht zunehmenden Jugendproblemen fertig zu werden. Das ist ein Punkt, der von uns zu wenig thematisiert worden ist, den wir auch gegenüber der Politik vielleicht bisher nicht ausreichend thematisiert haben, wo die Studie eben auch eine Chance ist, das anzusprechen und ich bin außerordentlich dankbar für den Vorschlag, den Herr Dr. Eulering hier gemacht hat, eine geeignete Form zu finden, wie wir auch an der Basis dieses weiter diskutieren können. Wir müssen uns da eine geeignete Form überlegen. Denn selbstverständlich müssen solche Diskussionen vor Ort zwischen Vereinen und der Kommunalpolitik beispielsweise in einer angstfreien Atmosphäre stattfinden. Das kann nicht so sein, dass der Verein dann zitiert wird und sozusagen dann Zensuren bekommt bzw. gesagt wird, nun habt ihr eure Probleme eingeräumt, nun streichen wir euch dafür die Mittel. Das meine ich mit angstfrei. Es muss dann natürlich auch das Gemeinwesen, das, das ist ja betont worden, auch ein Interesse hat an der Existenz und der Arbeit der Sportvereine, dieses Gemeinwesen muss dann auch sagen, wir geben euch die notwendigen Hilfen, um diese Arbeit leisten zu können. Wenn das der Impuls ist, der von der heutigen Tagung ausgeht, glaube ich, haben wir viel e rreicht. Ich möchte mich ganz herzlich bedanken, bei allen, die mit v o r b e reitet haben und bei der exzellenten Betreuung durch den Landessportbund Nordrhein-Westfalen, die hauptamtliche Crew, natürlich auch bei unserer Moderatorin, Frau Hausberg, die uns charmant und immer auf den Punkt zurückführend durch die heutige Tagung geleitet hat. Selbstverständlich last bud not least, der Wissenschaft, hier nenne ich stellvertretend noch einmal Herrn Prof. Brettschneider und viele, die vielleicht jetzt erst mal den Begriff Brettschneider-Studie negativ belegt haben, haben ihn nun persönlich erlebt. Ich glaube, wir transportieren die Brettschneider-Studie künftig als etwas Positives, von dem wir viel lernen können. Schönen Dank und einen schönen Heimweg. J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 55

56 T E I L N E H M E R / I N N E N Die Teilnehmer/innen der Veranstaltung: Sportforum Jugendarbeit im Sportverein am in Duisburg Jürgen Ahlert Sportjugend Schleswig-Holstein Margret Fischer Sportjugend Nordrhein-Westfalen Wolfgang Baumann Deutscher Sportbund Benjamin Folkmann Deutsche Sportjugend Armin Baumert Deutscher Sportbund Prof. Dr. Elk Franke Humboldt Universität Berlin Heiner Brandi Sportjugend Berlin Günter Franzen Bayerische Sportjugend Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider Uni - Gesamthochschule Paderborn Peter Frymuth Westd. Fußballverband Petra Bruns Sportjugend Niedersachsen Steffi Gildemeister Sportjugend Schleswig-Holstein Dieter Buchholtz Rheinischer Turnerbund Martin Hartmann Deutsche Turnerjugend Torsten Burmester SPD-Parteivorstand-Sportpolitik Jürgen Heimbach Württembergische Sportjugend Norbert Dawel Brandenburgische Sportjugend Jürgen Herget Sportjugend Hessen Dr. Herbert Dierker Führungs-Akademie Berlin des DSB Gerd Hufschmidt Radsportjugend Horst Driever Sportjugend Nordrhein-Westfalen Reinhard Jarré Landessportbund Bremen Thomas Dyszack Sportjugend Niedersachsen Maria Jonas Deutscher Handball-Bund Dr. Andreas Eichler Deutscher Sportbund Katrin Junkers Deutscher Handball-Bund Dr. Johannes Eulering Landessportbund Nordrhein-Westfalen Frank Kegler Landessportbund Berlin 56 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

57 Nicolai Klessinger Sportjugend Hessen Kerstin Schneider Sportjugend Hessen Thorsten Koch Deutsche Volleyballjugend Martin Schönwandt Deutsche Turnerjugend Rolf Köllges Deutscher Skiverband Ingrid Kolupa Deutsche Turnerjugend Dr. Ulrike Kraus Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport Friedhelm Kreiß Deutscher Sportbund Hans-Jürgen Kütbach Deutsche Sportjugend Rainer Kusch Landessportbund Nordrhein-Westfalen Peter Lautenbach Deutsche Sportjugend Kathleen Ludwig Deutsche Sportjugend Detlev Lütkehoff Deutsche Behinderten Sportjugend Gerrit Müller Deutsche Basketball-Jugend Rainer Niermann Schachjugend Nordrhein-Westfalen Wolfram Ochs Deutsche Sportjugend Prof. Dr. Volker Rittner Sporthochschule Köln Willi Scheuerl Westdeutscher Fußballverband Hans-Peter Schmitz Sportjugend Nordrhein-Westfalen Dr. Roland Schröder Dieter Schuermann Deutscher Hockey-Bund Jörg Schulz Deutsche Schachjugend Wolfgang Schwehm Westd. Fußballverband Karl-Heinz Steinmann Sportjugend Niedersachsen Elke Struwe Sportjugend Nordrhein-Westfalen Jürgen Taake Sportjugend Nordrhein-Westfalen Klaus-Jürgen Tolksdorf Sportjugend Hessen Ralf Ulitzsch Landessportbund Thüringen Dr. Marga Vogt Sportjugend Mecklenburg-Vorpommern Wolfgang Wagner Deutscher Segler-Verband Ingo-Rolf Weiss Deutsche Basketball-Jugend Horst Winter Sportjugend Nordrhein-Westfalen Diana Zander Deutscher Handball-Bund Claudia Zinke Sportjugend Berlin J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 57

58 D O K U M E N T A T I O N im Vorfeld der Veranstaltung [Pressemitteilung vom ] Diskussionsplattform zur Brettschneider-Studie "Jugendarbeit in Sportvereinen - Anspruch und Wirklichkeit" am 28. April 2001 in Duisburg, Mercatorhalle Für viel Wirbel hat sie gesorgt und große innerverbandliche Diskussionen ausgelöst, da sie angeblich die positiven Wirkungen der Jugendarbeit im Sportverein erheblich in Frage stellte. Dabei hat zwischen den Ergebnissen der Studie und deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zunächst ein erheblicher Unterschied bestanden, wie der Auftraggeber der Studie, Nordrhein-Westfalens Minister Dr. Vesper am einräumte. Klarheit wollen jetzt der Deutsche Sportbund, die Deutsche Sportjugend, der Landessportbund Nordrhein-Westfalen und die Sportjugend NRW schaffen und laden ihre Mitgliedsorganisationen zum Sportforum "Jugendarbeit in Sportvereinen" am 28. April 2001 in die Mercatorhalle in Duisburg ein. Gemeinsam mit Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider, Prof. Dr. Dietrich Kurz, Prof. Dr. Elk Franke, Dr. Johannes Eulering, Dr. Andreas Eichler und Hans-Jürgen Kütbach sollen in der Zeit von 10 bis 16 Uhr die Untersuchungsergebnisse nicht nur intensiv diskutiert, sondern auch mögliche Schlussfolgerungen für die zukünftige Jugendarbeit in Sportvereinen erörtert werden. MedienvertreterInnen sind dazu herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich mit dem angehängten Formular bei der Deutschen Sportjugend oder per an: nuessler@dsj.de Weitere Informationen zur Studie und zur Veranstaltung: 58 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

59 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 59

60 D O K U M E N T A T I O N Dokumentation DSB Presse [DSB-Presse vom ] Die Sozialisationsleistung der Sportvereine ist unübertroffen Prof. Dr. Wolf-Dietrich BRETTSCHNEIDER informierte in seinem Vortrag ausführlich über die wichtigsten Ergebnisse seiner Studie. Er stellte fest, dass der Sportverein mit einem durchschnittlichen Organisationsgrad von 50% unangefochtene Nummer eins unter den Anbietern in der Jugendarbeit ist. Andere Jugendverbände kommen hier auf maximal 5 % Organisationsgrad. Zu den gerade in der Öffentlichkeit stark thematisierten Ergebnissen zum Drogenverhalten von Vereinsund Nicht-Ve reinsjugendlichen stellte er richtig, dass seine Studie für den Gebrauch legaler und illegaler Drogen keine Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen festgestellt habe, Ausnahme der Zigarettenkonsum, wo Vereinsjugendliche nachweisbar weniger betroffen sind. BRETTSCHNEIDER legte für seine Studie ein Konzept der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben zugrunde, die durch Jugendliche zu lösen sind. Unter dem Aspekt der Selbstwirksamkeit stellt er fest, dass Jugendliche Situationen suchen, in denen sie positive Verstärkung und Erfolgserlebnisse finden. Hierauf müsse sich der Sportverein mit seinen Angeboten und Strukturen einstellen. Die hohe Fluktuationsrate von Jugendlichen in der Altersgruppe 12 bis 18 Jahre in dieser Altersgruppe treten 40 % aus dem Sportverein aus, 20 % treten aber wieder ein - interpretiert er als eine positive Lösung einer Entwicklungsaufgabe durch Jugendliche, nicht bestätigende Situationen zu meiden und bestätigende zu suchen. Positives Fazit des Sportforums am "Jugendarbeit in Sportvereinen" in Duisburg Die Ergebnisse der sogenannten Brettschneider-Studie wurden von DSB, LSB NRW, dsj und der Sportjugend NRW zum Anlass genommen, den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Sportverbänden und den Jugendorganisationen im Sport eine Diskussions- und Informationsplattform zu bieten. Der Einladung waren ca. 60 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insbesondere aus dem Bereich der Deutschen Sportjugend gefolgt. Dies veranlasste Hans-Jürgen KÜTBACH, den 1.Vorsitzenden der Deutschen Sportjugend zu der Feststellung, dass er sich fast wie bei einem Hauptausschuss der Deutschen Sportjugend fühle. Wie alle an der Diskussion Beteiligten appellierte er daran, die Potenziale des Sportvereins in Zukunft noch besser zu erschließen, überzogenen Erwartungshalten durch Politik und Ö ffentlichkeit an die Sozialisationsleistungen des Sport v e re i n s zu begegnen und eine Profilbildung anzustreben. (Fortsetzung auf S. 57) 60 J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N

61 Dr. EULERING, Vizepräsident des LSB NRW, unterstrich die Notwendigkeit einer verstärkten Kooperation des organisierten Sports mit der Wissenschaft. Die Jugendarbeit im Sport müsse aus seiner Sicht einen neuen Stellenwert in der Arbeit der Verbände bekommen und das Wissen über sie besser an die Basis kommuniziert werden. Denkbar wären hier Stadtforen, wo der Beitrag der Sportvereine zur Gestaltung des Lebensraumes von Jugendlichen und deren Entwicklung diskutiert werden könne. Als eine Schlussfolgerung aus der Studie sieht Dr. EICHLER, Generalsekretär des DSB, in Zukunft stärkere Qualitätssicherung in den Sportverein, besonders im Hinblick auf die Übungs- und Jugendleiterausbildung zu betreiben. zum Leistungsvergleich berücksichtigen, der sich vom Leistungsvergleich zwischen Personen in die eigene Person verlagert habe, wo der Vergleich mit selbst gesetzten Maßstäben und Erfahrungen gesucht werde. Die Diskussion machte deutlich, dass der organisierte Sport auf seine gesellschaftliche Leistung stolz sein kann. Er solle in Zukunft bezüglich seiner Leistungspotenziale nicht bescheidener, sond e rn realistischer auftreten und die Erz e u g u n g überzogener Erwartungshaltungen abwehren. Unterstrichen wurde von den Teilnehmern die Notwendigkeit, bei allen Veränderungsprozessen Jugendliche zu integrieren und sie zu Mitgestaltern der Ju-gendarbeit im Sportverein zu machen. In der Diskussion auch unter der Beteiligung von Prof. DR. Elk FRANKE, Prof. Dr. Volker RITTNER und des Plenums wurden verschiedenste Aspekte ausgeleuchtet, welche Schlussfolgerungen sich für den Ve rein ergeben. Zum einen müsse der Ve r- ein die Effekte seiner Arbeit eher auf einer mittleren Ebene suchen, wo der Sportverein jetzt schon als starker Motor für die Entwicklung des Freizeitverhaltens von jungen Menschen zu sehen sei. Er müsse sich aber auch flexibel zeigen, was die Aufnahme neuer Jugendwelten anbelangt. So müsse er das Herausbilden neuer Vergemeinschaftungsformen, das veränderte Bindungsverhalten als auch den veränderten Zugang In seinem Schlusswort ging KÜTBACH so weit, die Studie als eine Art Geschenk für den organisierten Sport zu werten, da sie dessen Leistungsfähigkeit unterstreiche, aber wertvolle Anregungen für Veränderungen gebe. Diese besonders in Hinblick auf verstärkte Qualitätssicherung, Konzentration auf die Kernleistungen des Sportvereins und die Notwendigkeit, Erkenntnisse der Sportwissenschaft stärker zu nutzen und an die Basis der Sportvereine zu kommunizieren. [ FAZ am ] J U G E N D A R B E I T I M S P O R T V E R E I N / D O K U M E N T A T I O N 61

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