Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven. Burghammer/Scheibe
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- Kathrin Anke Bieber
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1 Lausitzer Braunkohlenrevier Wandlungen und Perspektiven Burghammer/Scheibe
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3 Burghammer/Scheibe Landschaften und Industriestandorte im Wandel In den vergangenen 50 Jahren ist die Region um Hoyerswerda vor allem durch den Braunkohlenbergbau und die Braunkohlenveredlung geprägt worden. Das ehemals dünn besiedelte und eher ländlich geprägte Gebiet erlebte durch den Aufschluss der Tagebaue Burghammer und Scheibe sowie das rasante Wachstum des Energiestandortes Schwarze Pumpe einen wirtschaftlichen Aufschwung sondergleichen. Heute, rund zwölf Jahre nach dem Ende des Bergbaus, geschehen hier wieder tiefgreifende Umbrüche. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbh (LMBV) ist Mitgestalter dieses Wandels, sie führt die Bergwerke ordnungsgemäß zu Ende. Auch in Ostsachsen wird auf der Landschaftsbaustelle Lausitz hart gearbeitet. Bund und Länder investieren enorme Summen in die Sanierung dieser Landschaft. Die Beseitigung der Hinterlassenschaften des Braunkohlenabbaus verlangt vom Sanierungsunternehmen LMBV einen hohen Einsatz. Verantwortlich für die Herstellung der Sicherheit, die Sanierung und Rekultivierung, lässt das Unternehmen im Raum Burghammer/Scheibe eine Landschaft entstehen, die für nachfolgende Generationen wieder nutzbar ist. Einen weiten Bogen in die Vergangenheit schlagend, möchte unser Unternehmen mit dieser Dokumentation die Öffentlichkeit darüber informieren, welche bedeutenden Leistungen im Bergbau und bei der anschließenden Sanierung in diesem Gebiet erbracht worden sind. Mit freundlichem Glückauf Dr. Ing. Mahmut Kuyumcu Vorsitzender der Geschäftsführung der LMBV Burghammer/Scheibe 1
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5 GESTERN Auftakt zum Bergbau Erste Aufschlussarbeiten für den Tagebau Burghammer, 1957 Die sich immer weiter beschleunigende Industrialisierung in Deutschland hatte zur Folge, dass der Bedarf an Elektroenergie und festen Brennstoffen ständig anstieg. Im Raum Hoyerswerda beispielsweise entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts die Glasindustrie in besonderem Maße. Leistungsstärkere Tagebaue mussten aufgeschlossen werden, um den unersättlichen Hunger nach Energie zu stillen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten fast alle Tagebaue der Lausitz mit Materialmangel und den Auswirkungen der Demontagen durch die Besatzungsmacht zu kämpfen. Doch schon bald lief die Braunkohlengewinnung wieder auf Hochtouren. Die Braunkohle wurde zum Primärenergieträger der DDR und Cottbus zum Energiebezirk ausgerufen. Um den ständig steigenden Kohlenbedarf des Kombinates Schwarze Pumpe bei Hoyerswerda zu decken, wurde der Tagebau Burghammer aufgeschlossen. Erst viele Jahrzehnte später begann der Betrieb des benachbarten Tagebaus Scheibe. Gleisbau für den Aufschluss des Tagebaus Burghammer, 1957 Burghammer/Scheibe 3
6 Eine Region im Aufbruch Kaum jemand verbindet mit dem Namen Hoyerswerda Spreewitz Tagebaue im Raum Burghammer/Scheibe ein kleines Niederlausitzer Landstädtchen. Seit rund 50 Jahren denkt jeder ganz selbstverständlich an die Burgneudorf Spree Neustadt. Als zweite sozialistische Stadt der DDR für Außenhalde Burghammer die nahegelegenen Tagebaue und das Gaskombinat Schwarze Pumpe geplant, kam deren Baubeginn 1955 tatsächlich einer Stadtneugründung gleich. Burghammer Tagebau Burghammer Neustadt Als im Jahr 1923 durch Bohrungen in der Region um Hoyerswerda Kohlenflöze gefunden wurden, war es mit der ländlichen Ruhe vorbei. Von den rivalisierenden Braunkohlenunternehmen ging die Ilse Bergbau AG als Sieger hervor. Sie hatte hier großflächig Grundstücke gekauft und konnte sich für den Großteil der restlichen Gemeindeflächen die Abbaurechte sichern. Die so zu Reichtum gekommenen Einwohner suchten sich andernorts eine neue Bleibe. Hoyerswerda Zeißig Burg Tagebau Scheibe Kleine Spree Tagesanlagen Scheibe Tagebau Sonstige Abbauflächen Waldflächen Sukzessionsflächen Landwirtschaftsflächen Verkehrsflächen Wasser Wohnen Gewerbeflächen Eisenbahn Hoyerswerda gerät aus den Fugen Als 1955 der Bau des Braunkohlenkombinates Schwarze Pumpe begann und der Bezirk Cottbus zum Energiebezirk erklärt wurde, geriet die Stadt Hoyerswerda aus allen Fugen. Sie wurde regelrecht mit einer neuen Stadt überbaut und wuchs von auf Einwohner an. Hoyerswerda durfte sich als die eigentliche Hauptstadt des Lausitzer Reviers fühlen. Die Standortwahl für die zweite sozialistische Stadt fiel auf Hoyerswerda aufgrund der verkehrsgünstigen Lage und der Tatsache, dass hier keine Kohlenvorräte lagen. Die in Rekordzeit erbaute Neustadt war die erste Großsiedlung der DDR, die komplett in Montagetechnologie entstand. Auf ein richtiges Zentrum warteten die Neustädter allerdings noch fast 20 Jahre. Hoyerswerda wurde in dieser Zeit wie kaum eine andere Stadt in Deutschland durch den Bergbau geprägt. Die meisten Bewohner hatten einen Arbeitsplatz im Kombinat Schwarze Pumpe oder in den Tagebauen der Region. Doch nicht nur Lausitzer arbeiteten in der Kohle, auch viele Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten und viele Westsachsen zog es hierher. Ende des Jahres 1965 hatte die Stadt bereits Einwohner. Im Kombinat Schwarze Pumpe und in den umliegenden Tagebauen arbeiten zu diesem Zeitpunkt Menschen. Durch die Kombinatsleitung organisierte Kultur-, Sport- und Betriebsfeste sorgten für Abwechslung. Auch in die Infrastruktur, in soziale und kulturelle Einrichtungen wurde kräftig investiert. So baute man neben groß angelegten Wohnvierteln beispielsweise ein Lehrlingsinternat, Schulen, Kinderkrippen, ein Kulturund ein Kaufhaus sowie Straßen und Radwege. Der Bergbau veränderte hier nicht nur die Landschaft, sondern auch die sozialen Verhältnisse. 4 Burghammer/Scheibe
7 Transportkolonne im Tagebau Burghammer, 1958 Instandsetzungsarbeiten an einem Grubengerät im Tagebau Burghammer, um
8 1968 Tagebau Burghammer Mit einer Förderleistung von acht Millionen Tonnen Rohkohle im Jahr gehörte der Tagebau Burghammer zu den kleinen Tagebauen. Im Verbundsystem des Kombinates Schwarze Pumpe hatte er jedoch eine große Bedeutung hinsichtlich der kontinuierlichen Burgneudorf Burghammer Außenhalde Burghammer Spree Neustadt Tagebau Burghammer ( ) Landinanspruchnahme: 860 ha Rohkohlenförderung: 71 Mio. t Abraumbewegung: 255 Mio. m³ Kohlenversorgung der dortigen Veredlungsbetriebe Der Tagebau Burghammer gehörte als östlichster Ausläufer zur Braunkohlenlagerstätte Spreetal und wurde für die Bekohlung des ehemaligen Gaskombinates Schwarze Pumpe im Jahr 1959 erschlossen. Die Braunkohle wurde hauptsächlich zur Brikett-, Koks- und Stadtgasproduktion eingesetzt. Charakteristisch war eine relativ kurze, intensive Kohlenförderung innerhalb von 14 Jahren. Trotz seiner vergleichsweise geringen Größe war der Tagebau Burghammer eine für die damalige Zeit moderne und interessante Förderstätte: Vom Bagger-Zug-Betrieb im Vorschnitt über den Förderbrückenbetrieb bis zum Bandbetrieb in der Grube kamen hier alle Gewinnungs- und Fördertechniken zum Einsatz. Das Überfahren einer Flözschwelle in diagonaler Richtung mit einem Flözsprung von sieben Metern und einigen erheblichen Störungszonen mit grobem Geröll erforderte hohes bergmännisches Können und teilweise auch Mut zum Risiko. Eingefroren, abgeteuft und entwässert Modernisierungsmaßnahmen hatten von Anfang an große Bedeutung. So war der Tagebau Burghammer der erste, der 1967 von der herkömmlichen Streckenentwässerung Burg Kleine Spree auf die Großflächenentwässerung durch Filterbrunnen umgestellt wurde. Dies war ein bedeutender Fortschritt fiel doch dadurch die schwere körperliche Arbeit der Untertagebelegschaft weg. Durch die Lage im Lausitzer Urstromtal und die Beeinflussung durch den benachbarten Tagebau Spreetal musste bei der Grundwasserabsenkung für den Tagebau Burghammer mit besonderen Schwierigkeiten gerechnet werden. Um die Entwässerungsstrecken auffahren zu können, wurden Schächte im Gefrierfilterschacht-Verfahren abgeteuft. Die Erde wurde eingefroren, bevor ein neuer Schacht aufgeschlossen und dann mit Streben abgestützt wurde. Dazu war eine riesige Kühlanlage erforderlich Tagesanlagen Scheibe Tagebau Sonstige Abbauflächen Waldflächen Sukzessionsflächen Landwirtschaftsflächen Verkehrsflächen Wasser Wohnen Gewerbeflächen Eisenbahn Auch die Automatisierung der Liegendwasserhaltung und die Reinigung der Bandanlagen im Grubenbetrieb durch Hilfsgeräte führten zu erheblichen Leistungssteigerungen. Bis zur Inbetriebnahme der aus dem Tagebau II Werminghoff hierhin versetzten Förderbrücke Clara (F 32) im Jahr 1963 wurde der Abraum auf der Außenkippe Burghammer verkippt. Am 20. September 1973 verließ der letzte Kohlenzug den Tagebau. In den folgenden 20 Jahren diente die aufgelassene Grube der Verspülung von Industrierückständen aus den Kraftwerken des Kombinates Schwarze Pumpe sowie zur Verkippung von Bodenaushub in Verbindung mit der Erschließung des Tagebaus Scheibe und der Verlegung der Kleinen Spree. 6 Burghammer/Scheibe
9 Betriebsaufnahme des Eimerkettenbaggers Es 1120/635 im Tagebau Burghammer, 1959 Eingesetzte Großgeräte Burghammer Typ Geräte- Bemerkung/Verbleib Nr. Abraumbetrieb Schaufelradbagger n. b. n. b. neuere Quellen erwähnen einen Schaufelradbagger im Abraum ohne Typennennung Eimerkettenbagger Es Einsatz Nochten und Bärwalde; 1998 in Scheibe verschrottet Kohlenförderung Eimerkettenbagger ERs vermutlich schon Anfang der 70er Jahre außer Dienst gestellt Eimerkettenbagger ERs /95 in Delitzsch-SW verschrottet * Quellenlage unvollständig Letzter Kohlenzug aus Burghammer, 1973 Wassereinbruch in einer Entwässerungsstrecke im Tagebau Burghammer,
10 1995 Tagebau Scheibe Das Ministerium für Kohle und Energie der DDR beschloss im März 1980 den kurzfristigen Aufschluss des Tagebaus Scheibe, hauptsächlich zur Absicherung des Kohlenbedarfs des Kombinates Schwarze Pumpe. Die geschätzten 53 Millionen Tonnen Kohle sollten voraussichtlich bis zum Ende der Neunziger Jahre die Kohlenversorgung für das damals größte Braunkohlenveredlungskombinat Europas sichern. Der im Jahr 1984 aufgeschlossene Tagebau Scheibe war einer der jüngsten Tagebaue im Lausitzer Revier. Für den Abbau war die Verlegung vorhandener Infrastruktur notwendig, zudem musste für die Kleine Spree auf einer Länge von fünf Kilometern ein neues Flussbett geschaffen werden. Östlich der Stadt Hoyerswerda gelegen, gehörte der Tagebau mit nur gut sieben Quadratkilometern Abbaufläche zu den eher kleinen Bergbaubetrieben. Die Feldesentwässerung wurde Ende 1982 begonnen, der Aufschluss erfolgte im April Es wurde im Parallelbetrieb von Ost nach West abgebaut, wodurch bis 1987 eine Abraumverkippung an der Außenkippe des östlich gelegenen Tagebaus Lohsa ermöglicht wurde. Anschließend erfolgte eine Innenverkippung, wobei die Innenkippe den Tagebau nur zu einem geringen Teil wieder verfüllte. Schicht für Schicht durch Abraum und Kohle Bevor das Kohlenflöz, das hier im Schnitt zehn Meter mächtig war, abgebaut werden konnte, musste eine durchschnittlich 40 Meter dicke Abraumschicht abgetragen werden. Hoyerswerda Zeißig Kleine Spree Die Bagger fraßen sich schrittweise zur Kohle durch. Der Abraum wurde dem Absetzer 1043 A2Rs-B 5000 zugeführt, der die Massen mit seinem langen Arm bis zu 45 Meter in die Tiefe stürzen ließ. Ein Großteil des Abraums wurde jedoch ab 1991 noch viel weiter transportiert: Um fehlende Erdmassen für die Sanierung des stillgelegten Tagebaus Spreetal auszugleichen, wurde eine sieben Kilometer lange Förderbandanlage errichtet. Über diese ratterte der Abraum aus Scheibe dann jahrelang nach Spreetal. Die zwei Eimerkettenbagger 643 Es 1120 und 631 Es 1120 trugen den Abraum gemeinsam im Hoch- und Tiefschnitt in drei Schnitten ab. Mit dem dritten und letzten Schnitt war 1991 Burg Tagesanlagen Scheibe Weißkollm Tagebau Scheibe ( ) Landinanspruchnahme: 758 ha Rohkohlenförderung: 53 Mio. t Abraumbewegung: 225 Mio. m³ Tagebau Sonstige Abbauflächen Waldflächen Sukzessionsflächen Landwirtschaftsflächen Verkehrsflächen Wasser Wohnen Gewerbeflächen Eisenbahn es dann endlich soweit: Die Kohle lag frei! Sie wurde nun von den Kohlenbaggern auf kilometerlange Förderbänder gekippt und quer durch den Tagebau zur Verladestation transportiert. Hier wurden Züge mit der Rohbraunkohle beladen, um die Verbraucher, das Gaskombinat Schwarze Pumpe sowie die Kraftwerke Trattendorf und Boxberg zu versorgen. Nach elf Jahren Förderung und vollständiger Auskohlung war die Zeit des Tagebaus Scheibe abgelaufen. Mit dem letzten Kohlenzug, der den Tagebau im November 1996 verließ, ging das Kapitel des Braunkohlenabbaus im Raum Hoyerswerda zu Ende. 8 Burghammer/Scheibe
11 Eingesetzte Großgeräte Scheibe Typ Geräte- Bemerkung/Verbleib Nr. Vorschnittbetrieb Schaufelradbagger SRs Umsetzung 1998 nach Welzow-Süd vorgesehen - später Verkauf nach Bulgarien Abraumbetrieb Eimerkettenbagger Es verschrottet Eimerkettenbagger Es in Scheibe verschrottet Kohlenförderung Schaufelradbagger SRs vor 1992 verschrottet Bandwagen BRs verschrottet Schaufelradbagger SRs 500/ in Scheibe verschrottet Schaufelradbagger SRs 500/ in Scheibe verschrottet Bandwagen BRs Umsetzung 1997 nach Welzow-Süd vorgesehen aber bei Vattenfall nicht mehr gelistet Eimerkettenbagger ERs im Bergbaumuseum Knappenrode abgestellt Eimerkettenbagger ERs in Scheibe verschrottet Bandwagen BRs verschrottet Verkippung/Kippe Absetzer A2Rs verschrottet B Abraumschnitt mit dem Schaufelradbagger SRs 1533 auf Höhe der Rasensohle, 1984 Baggerfahrer Gundermann im auslaufenden Tagebau Scheibe, 1994 Abraumbandbetrieb mit Schaufelradbagger SRs 1301/1533 im Tagebau Scheibe,
12 Verlorene Orte, überbaggerte Landschaften Um die Kohle fördern zu können, wurden riesige Landstriche entwässert. An Stellen, wo früher Sumpfgebiete waren, entstanden trockene Flächen, auf denen auch immer häufiger Waldbrände wüteten. Die Dorfbewohner aus den Orten in den geplanten Tagebaugebieten wurden umgesiedelt. Eine andere Wahl hatten sie nicht. Der Bergbau führte im Raum Burghammer/Scheibe zu erheblichen Eingriffen in die Landschaft und zur Vernichtung seltener Tier- und Pflanzenarten. Der Verlust vorhandener Biotopstrukturen sowie Schäden infolge von Winderosion aus der offenen Bergbaulandschaft mussten durch die Sanierung weitgehend ausgeglichen werden. Scheibe lebt nur noch als Seename weiter Im Juli 1981 beschloss der Rat des Kreises Hoyerswerda ein Programm zur Vorbereitung und Durchführung der Verlegung des Ortes Scheibe und der Ausbauten des Dorfes Burg im Zuge des Aufschlusses des Tagebaues Scheibe. 23 Menschen aus dem Dörfchen Scheibe wurden größtenteils nach Hoyerswerda und in die heutige Gemeinde Lohsa umgesiedelt wurden die Einwohner von Scheibe von einer eigens gebildeten Umsiedlungskommission zu einer Verabschiedungsveranstaltung zusammengeführt, die das Schicksal des Dorfes besiegelte. Viele konnten sich nur schweren Herzens von ihrer Heimat trennen wurden die Ausbauten des Ortes Burg und 1986/1987 auch der Ort Scheibe abgerissen. Von Scheibe ist nur noch der Name geblieben, den der entstehende Scheibe See weiterführt. Wälder und Teiche müssen dem Bergbau weichen Die Gegend um Hoyerswerda war schon immer sehr waldreich, da die mageren Böden eine landwirtschaftliche Nutzung kaum lohnenswert erscheinen ließen. Bevor der Tagebau den Grundwasserspiegel weiträumig absenkte, waren die Böden zwar auch wenig fruchtbar, aber das oberflächennahe Grundwasser ließ eine vielfältige, vom Wasser geprägte Vegetation mit Teichen und Sümpfen entstehen. Die Wiesen in der Gegend waren häufig so feucht, dass auf ihnen kein Heu getrocknet werden konnte. Die Erwartung, dass unter den Mooren und Wäldern Kohle gefunden würde, führte schon bald zu Einschränkungen bei der forstlichen Bewirtschaftung. Als dann die Tagebaue aufgeschlossen werden sollten, musste erst einmal das Vorfeld beräumt werden. Hektarweise wurde der Wald abgeholzt und in umliegende Sägewerke abgefahren. Überbaggerte Orte im gesamten Tagebauraum Überbaggerte Wasserflächen im gesamten Tagebauraum Überbaggerte Waldflächen im gesamten Tagebauraum Neundorf Spree Neudorfer Heide Spreewitzer Heide Burghammer Jeserz Luschk Kareks vorderer Lug Kummers Lug Königlich Hoyerswerdaer Forst Neudorfer Heide Burg Scheibe Riegel Alter Bürger Teich Weisser See Teich Hammer Teich Kleine Spree Burgsche Heide Herrschaftlich Weiss Collmer Heide N 10 Burghammer/Scheibe
13 Für den Tagebau Scheibe wurden fast 850 Hektar Waldflächen und für den Tagebau Burghammer noch einmal 580 Hektar gerodet. Im Gebiet der beiden Tagebaue befand sich eine große Anzahl von Teichen. Sie mussten vor dem Tagebauaufschluss und der anschließenden Überbaggerung trockengelegt werden. Aufschlussbaggerung mit einem Eimerkettenbagger im Tagebau Burghammer am Ortsrand von Burghammer,
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15 HEUTE Sanierung einer Landschaft Sanierungsarbeiten am Restloch Burghammer, 2003 Der Braunkohlenabbau hat besonders tiefgreifend und nachhaltig in den Wasserhaushalt des Raumes Burghammer/Scheibe eingegriffen. Durch den Bergbau ist bis zur Stillsetzung des Tagebaus Scheibe im Jahr 1996 ein enormes Grundwasserdefizit entstanden, wobei die Absenkung des Grundwassers auf stellenweise bis zu 40 Metern Tiefe erfolgte. Für die Wiederherstellung eines ausgeglichenen, sich weitgehend selbst regulierenden Wasserhaushaltes ist es erforderlich, die Grundwasserleiter und die Tagebaurestlöcher wieder aufzufüllen. Um eine schnelle Flutung der Seen zu erreichen, müssen jedoch teilweise komplizierte hydrogeologische Probleme bewältigt werden. Doch zuvor war die Grundsanierung der ehemaligen Tagebaue Burghammer und Scheibe durch Massenbewegung, Massenverdichtung, Ufergestaltung und Rekultivierung notwendig. In einigen Jahren werden die beiden entstehenden Seen vollständig geflutet, die umgebende Landschaft sicher gestaltet und für eine Nachnutzung vorbereitet sein. Ufersanierung am ehemaligen Tagebau Scheibe, 1997 Burghammer/Scheibe 13
16 Vorausschauend planen In den Sanierungsrahmenplänen Burghammer und Scheibe wird davon ausgegangen, dass nach Abschluss der Sanierung und Flutung ein Landschaftsraum entstanden sein wird, der als Teil des Lausitzer Seenlandes für die Entwicklung des Fremdenverkehrs geeignet ist. Gleichzeitig sollen aber auch wichtige wasserwirtschaftliche Funktionen übernommen werden ein hoher Anspruch an alle Beteiligten. durch die offenen Ascheflächen im ehemaligen Tagebau wurden diese 1997 mit Montanwachs versiegelt und anschließend zwischenbegrünt. Gleichzeitig hielt man mit Hilfe von 140 Beregnungsmasten die Ascheflächen im Dauerbetrieb feucht. Das 2001 von der LMBV erstellte Nutzungskonzept für den Standort Burghammer bildete eine wichtige informelle Grundlage für die künftige Entwicklung der Bergbaufolgelandschaft und war zugleich ein Meilenstein für eine überörtliche informelle Planung. Auch der Status Quo der Sanierungs- und Abschlussbetriebsplanung wurde hier festgehalten und die weiteren Sanierungsmaßnahmen skizziert. Darüber hinaus entwarf man Strategien und Leitbilder für die zukünftige Entwicklung und beleuchtete mögliche Nutzungskonflikte, um eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung in diesem Raum zu sichern. Staub aufwirbeln unerwünscht Die konkreten Sanierungsmaßnahmen waren im Abschlussbetriebsplan zum Vorhaben Restloch Tagebau Burghammer genau festgelegt. Hierzu zählten insbesondere der Abriss der alten Tagesanlagen sowie Abflachungs- und Verdichtungsarbeiten an den Böschungen. Aber auch wasserbauliche Maßnahmen, wie der Bau des Überleiters vom Speicherbecken Lohsa II und des Auslaufbauwerkes in den Vorfluter Kleine Spree, gehören zu den langfristigen Aufgaben. Aufgrund der Staubbelästigung Gefährliches Terrain wird gesichert Die schwierigste Aufgabe bei der Sanierung des Tagebaus Scheibe war die Sicherung der Innenkippe. Millionen Kubikmeter lose aufgetürmter Abraum mussten verdichtet werden. Das Ziel war die Erreichung einer Wasserüberdeckung der Kippenfläche nach Abschluss der Flutung von mindestens zwei Metern. Also begann man mit der Beseitigung von punktuellen Überhöhungen der Innenkippe, die sonst später in die Sicherheitszone hineinragen würden. Dem zentralen Teil der Innenkippe, der schon stark Abschlussbetriebspläne der Tagebaue Burghammer und Scheibe, 1996 Zielkarte zu den Braunkohlenplänen Burghammer und Scheibe, 2000 Rahmenplan zu den Nutzungskonzepten Burghammer und Scheibe, 2001 Schwarze Pumpe Spreewitz Spree Burgneudorf Burghammer Neustadt Seidenwinkel B97 Hoyerswerda Burg Bernsteinsee Scheibe See B96 Zeißig Weißkollm 14 Burghammer/Scheibe
17 Sanierungsleistungen im Tagebau Burghammer Massenbewegungen 4 Mio. m³ Sprengverdichtung 25 Mio. m³ Rütteldruckverdichtung 3 Mio. m³ Sonstige Verdichtungen m³ Wiedernutzbarmachung der Oberfläche 120 ha (Herstellung land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen) Demontage 500 t Abbruch m³ Beseitigung von Abfällen t Sanierungsleistungen im Tagebau Scheibe Massenbewegungen 2 Mio. m³ Spreng- und Rütteldruckverdichtung keine Sonstige Verdichtungen m³ Wiedernutzbarmachung der Oberfläche 120 ha (Herstellung land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen) Demontage t Abbruch m³ Beseitigung von Abfällen t wassergesättigt war, rückten die Spezialisten mit Dynamit zu Leibe. Sprengungen verdichteten den Untergrund auf einer Fläche von circa 32 Hektar. Teilweise gefluteter Sanierungstagebau Scheibe mit Innenkippe (rechts),
18 16 Entstehender Bernsteinsee im ehem. Tagebau Burghammer, 2004
19 Der Bernsteinsee entsteht Einen Tagebau zu fluten, erfordert ein Höchstmaß an Planung und Kontrolle. Voraussetzung sind gesicherte Uferböschungen. Während der Flutung ist die Entwicklung des Wasserstandes im Restloch zu überwachen und die Entnahmemengen aus den umliegenden Vorflutern müssen entsprechend des vorhandenen Wasserdargebotes eingehalten werden. Der Tagebau Burghammer, aus dem der Bernsteinsee entsteht, soll zu einem Speicherbecken und Landschaftssee für eine ruhige Erholung entwickelt werden. Die durch den Bergbau devastierten Flächen im Umfeld des Tagebaus wurden in den letzten Jahren durch Aufforstung in einen Zustand versetzt, der dem vorbergbaulichen sehr ähnelt. Die übrigen Rekultivierungsmaßnahmen konzentrierten sich im Wesentlichen auf die Gestaltung der Uferbereiche und auf eine ökologisch orientierte, forstwirtschaftliche Eingliederung der Splitterflächen. Die sanierte Bergbaufolgelandschaft wird sich von der Landschaft vor dem Bergbau nur durch das Vorhandensein des Bernsteinsees und die dadurch entstehenden Erholungsmöglichkeiten unterscheiden. Kampf gegen saures Wasser Da bis zum Jahr 1997 Kraftwerksasche in das Restloch Burghammer gespült wurde, entstanden im südlichen Teil des Tagebaus Sohlaufhöhungen. Um die Wasserqualität zu verbessern und die Flutung zu beschleunigen, wurde ab Juni 1997 Wasser aus der Kleinen Spree und dem Kippenriegel Spreetal zugeführt. Bei der Flutung des Bernsteinsees musste berücksichtigt werden, dass eine hohe Versauerungsgefahr für das Wasser besteht. Aufgrund des Gefälles zwischen den Speicherbecken Lohsa und Burghammer strömt ständig saures Wasser aus dem Festlandspfeiler zwischen den beiden Tagebauen, so dass der ph-wert des Sees sich im sauren Bereich befindet. Durch die Zuleitung von Wasser aus der Kleinen Spree, der Überleitung von aufbereitetem Wasser aus dem Speicherbecken Lohsa und Bernsteinsee im ehem. Tagebau Burghammer, 2006 Flutungsbauwerk am Bernsteinsee, 2005 Beregnungsanlage zur Eindämmung von Staubemissionen nahe der Ortslage Burghammer, 1996 durch chemische Verfahren zur qualitativen Verbesserung des Wasserkörpers im Speicherbecken Burghammer selbst, soll die Wasserqualität entsprechend den vorgesehenen ökologisch vertretbaren Parametern erreicht werden. Zur Verbindung der Speicherbecken Burghammer und Lohsa II wurde eine m lange Tunnelröhre errichtet. Zur Gewährleistung der geforderten Ausleitparameter aus dem Speicherbecken Lohsa II wird am Beginn der Tunnelröhre zum Bernsteinsee eine Konditionierungsanlage (Bekalkung) errichtet, die bis zum Erreichen von stabilen Verhältnissen betrieben wird. Im Jahr 2009 soll der Bernsteinsee seinen Endwasserstand erreicht haben. Er wird dann eine Wasserfläche von rund 445 Hektar haben. Matratzen und Gabionen für sichere Ufer Die Böschungen des Tagebaurestloches Burghammer sind größtenteils gewachsene Böden. Nur im Osten befindet sich eine gekippte Böschung des Absetzerkippensystems. Zur Sanierung dieser setzungsfließgefährdeten Kippenböschungen wurde mittels Spreng- und Rütteldruckverdichtung ein versteckter Damm hergestellt. An der westlichen Böschung begann im Jahr 1999 die Abflachung auf einer Länge von knapp zwei Kilometern. Anschließend wurde ein Teilabschnitt des Ufers mit Wasserbausteinen, Geotextil- und Fußsicherungsmatratzen gegen Winderosion und Welleneinwirkung gesichert. Ein gestalterisches Highlight ist dabei eine 230 Meter lange Gabionenwand, bestehend aus mit Steinen gefüllten Drahtkörben. Burghammer/Scheibe 17
20 Stück für Stück sicher Seit 2002 läuft Wasser der Spree und der Kleinen Spree über Flutungsbauwerke in den Scheibe See. Wenn der See seinen endgültigen Wasserstand erreicht hat, wird die Innenkippe unter der Wasseroberfläche verschwunden sein. Bis dahin werden die Uferböschungen noch verantwortungsvoll gesichert. Gewachsenes am Scheibe See Seit der Stilllegung des Tagebaus Scheibe wird an der Flutung des Restloches gearbeitet. Ein See mit einer Fläche von über 700 Hektar wird hier durch die kontrollierte Einleitung von Wasser aus der Kleinen Spree entstehen. Über ein Auslaufbauwerk südlich der Ortschaft Burg kann der Wasserspiegel um drei Meter reguliert werden. Da der Tagebau, aus dem der Scheibe See entsteht, im Gegensatz zu vielen anderen Tagebauen keine gekippten Böschungsbereiche besaß, mussten nur geringfügige Sicherungsmaßnahmen an den gewachsenen Böschungen durchgeführt werden. So wurde ein knapp 13 Kilometer langer Teilabschnitt des Ufers durch Steinschüttungen gegen Wellenschlag geschützt, andere Bereiche werden dem Spiel der Wellen überlassen. Mit der Zeit bilden sich in diesen Naturschutzbereichen Kliffs und Schilfgürtel. der ringsum von einer gewachsenen Böschung begrenzt wird, ist die Situation nicht unkompliziert. Es ist durchaus nicht so, dass alle Kippen gefährlich und alle unverritzten Böden im Urzustand ungefährlich seien. Gewachsene Böschungen könnten zum Beispiel wegen ihrer Steilheit abbrechen. Oft sind beim Modellieren des Seeufers Erdmassen in diese Bereiche zur Anstützung verschoben worden. Auch dort kann es Rutschungen geben. Kippenbereiche werden durch die LMBV normalerweise mittels Rütteldruck- oder Sprengungsverdichtung gesichert. Bei der künftig unter Wasser liegenden Innenkippe des Tagebaus Scheibe wurde darauf verzichtet. Dies ist ein extrem gefährlicher Bereich, den selbst die Sanierer meiden. Die LMBV muss nämlich eine so genannte Zwei-Meter- Überdeckung garantieren. Anfang 2008 lag jedoch der Wasserspiegel am Scheibe See noch mehr als drei Meter unterhalb seines Zieles. Der Endwasserstand im Scheibe See wird voraussichtlich im Jahr 2011 erreicht sein. Zum Nachweis der Sicherheit wird dann das geotechnische Abschlussgutachten erarbeitet, welches die Grundlage zur Beendigung der Bergaufsicht bildet. Errichtung von Horizontalfilterbrunnen im Stadtgebiet Hoyerswerda, 2004 Absetzer bei der Böschungsgestaltung am Restloch Scheibe, 1999 Westrandgraben Hoyerswerda, 2001 Hoyerswerda in trockenen Tüchern Ursprünglich war die Landschaft um Hoyerswerda von Seen, Teichen und Flachwasserbereichen im Überschwemmungsgebiet der Schwarzen Elster geprägt. Durch den Braunkohlenbergbau kam es zu einer weiträumigen Grundwasserabsenkung. Innerhalb des Grundwasserabsenkungstrichters wurden rund um Hoyerswerda etliche Siedlungserweiterungen geplant und gebaut. Mit Einstellung des Bergbaus und dem damit verbundenen Ansteigen des Grundwassers geriet nun die Neustadt Hoyerswerda in Gefahr, nasse Füße zu bekommen. In Zusammenarbeit mit den betroffenen Kommunen und dem Freistaat Sachsen setzte die LMBV schnell Gegenmaßnahmen um. Der Westrandgraben und drei Horizontalfilterbrunnen wurden gebaut. Sie sollen in Zukunft die gefährdenden Wassermassen von den besiedelten Gebieten ableiten. Trittsichere Ufer In den Bergbaufolgelandschaften können unverdichtete Kippenmassen sehr rasch in Bewegung geraten. Wer dann darauf steht, befindet sich in Gefahr. Auch am Scheibe See, 18 Burghammer/Scheibe
21 Böschungsgestaltung am ehemaligentagebau Scheibe,
22 Großgeräte-Schicksale Durch die Stilllegung vieler Tagebaue verloren zahlreiche Anlagen der Braunkohlenindustrie ihre bisherige Zweckbestimmung. Auch für den Raum Burghammer/ Scheibe bedeutete dies den Rückbau der Tagesanlagen und Transporttrassen sowie die Verschrottung der Großgeräte. Zwölf Jahre lang wurde aus dem Tagebau Scheibe Kohle gefördert. Bis zum 26. November 1996 bewegten die Großgeräte rund 226 Millionen Kubikmeter Abraum und förderten ca. 53 Millionen Tonnen Rohkohle. Förderanlagen und Tagebaugroßgeräte sowie Gleis-, Entwässerungs-, Elektro- und Versorgungsanlagen hatten nach Beendigung des Bergbaus im Raum Burghammer/Scheibe ausgedient und waren nutzlos geworden. Ein wichtiger Schwerpunkt der Sanierung war deshalb die Demontage und Verschrottung dieser Anlagen und Geräte. Mit dem Abbruch und der Entsorgung von nicht nachnutzungsfähigen baulichen Objekten der Tagesanlagen Scheibe wurde 1997 begonnen. Durch eine rasche Sanierung der ehemaligen Werksflächen sollten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, diese Brachen kurz- bis mittelfristig wieder gewerblich nutzbar zu machen oder zu renaturieren. Giganten am Nordrand des Scheibe Sees Ende 1993 machte sich ein Konvoi der besonderen Art auf eine rund 90 Kilometer lange, beschwerliche Reise: Bagger, Absetzer und andere Großgeräte fuhren im Schneckentempo von den geschlossenen Tagebauen Greifenhain und Klettwitz-Nord zu ihrem neuen Einsatzort im Tagebau Nochten. Gegenüber der Demontage und dem Wiederaufbau ist der Landtransport die effizientere Verfahrensweise. Für den Transport wurde hauptsächlich die schon mehrfach befahrene Generaltransporttrasse genutzt. Trotzdem musste eine Vielzahl von Genehmigungsverfahren bearbeitet und Verhandlungen mit den Flächeneigentümern geführt werden, über deren Grundstücke der Konvoi fahren sollte. Größter Großgerätetransport Europas Bei starkem Frost, Nebel und eisigem Wind ging es los. Der bis dato weltweit größte Landtransport von Tagebautechnik in der Geschichte des Braunkohlenbergbaus hatte mit seinen 14 Großgeräten zeitweilig eine Konvoilänge von über einem Kilometer und brachte knapp Tonnen auf die Waage. Mit drei bis vier Metern pro Minute kam er nur langsam voran. Lediglich für gefährliche Situationen, so genannte Fluchtfahrten, gab es eine höhere Geschwindigkeit von immerhin zehn Metern pro Minute. Die Geräte, die viel zu groß waren, um auf der Straße transportiert zu werden, wurden auf einer eigens für diesen Zweck geschaffenen kilometerlangen Transporttrasse durch die Landschaft bewegt. Großgerätetransport in den Tagebau Nochten, 1994 Schaufelradbagger SRs 1301/1533 wartet auf seine Demontage auf dem Abwrackplatz des Tagebaus Scheibe, 2001 Trennschweißarbeiten an einem Tagebaugroßgerät, 2004 Mehrere hundert kleinere und größere Hindernisse mussten überwunden werden. Dazu gehörten Straßen, Eisenbahnstrecken, Hochspannungsfreileitungen und Flussläufe. Auch am Nordrand des Tagebaus Scheibe kamen sie entlang und hinterließen eine breite Schneise im Wald. Zur Versorgung des Antriebs war pro Großgerät ein gesondertes Stromaggregat notwendig, das auf einem extra Wagen von einem Traktor oder einer Raupe gezogen wurde. Um Hochspannungstrassen zu queren, mussten die Leitungen für die bis zu 64 Meter hohen Geräte demontiert werden. Der durch Tagebaubetrieb und Transporttrasse entstandene freie Naturraum führte in der Ortslage Burg häufig zu einer hohen Windbelastung. In den 80er Jahren wurden entlang der Großgerätetransporttrasse Pflanzungen vorgenommen, die allerdings keinen ausreichenden Schutz vor Staub und Wind boten. Erst mit dem Ende der Nutzung der in Ost- West-Richtung verlaufenden Großgerätetransporte war die Bepflanzung der gesamten Trasse möglich. Auf einem Teilstück legten die Sanierer einen Grünschutzstreifen an, auf dem heute ein Abschnitt des Frosch-Radwanderweges verläuft. 20 Burghammer/Scheibe
23 Dicht an Wohnhäusern vorbei Großgerätetransport vom Tagebau Klettwitz-Nord zum Tagebau Welzow-Süd,
24 Zeitschiene Betriebsaufnahme eines Baggers im Tagebau Burghammer, 1959 Absetzer und Abraumzug im Tagebau Burghammer, 1960 Letzter Kohlenzug vom Tagebau Burghammer, 1973 TAGEBAU BURGHAMMER 1955 Projektierung und Vorarbeiten für die Einleitung der Entwässerungsarbeiten; Bau des Braunkohlenkombinates Schwarze Pumpe 1957 Beginn der Entwässerung mit Filterbrunnen 1958 Bau Bereitschaftssiedlung 1959 Transport der Großgeräte zu ihren Einsatzorten, Beginn der Abraumbaggerung 1963 Beginn Kohlenförderung; Inbetriebnahme der aus dem Tagebau II Werminghoff umgesetzten ehemaligen Clara- Abraumförderbrücke F 32, Inbetriebnahme der Förderbrücke F Umstellung von Außenkippe auf Innenkippe 1972 Einstellung des Vorschnittbetriebes 1973 Beendigung der Kohlenförderung und des Grubenbetriebes 1974 Verspülung von Kraftwerksasche und Eisenhydroxidschlamm TAGEBAU SCHEIBE Ausleger eines Absetzers im Tagebau Scheibe, 1987 Eimerkettenbagger ERs 400 im Tagebau Scheibe, 1988 Schaufelradbagger im Tagebau Scheibe,
25 Wehranlage am Bernsteinsee, 2008 Bau des Auslaufbauwerkes Burghammer, 1997 Einlauf Burghammer, 2005 Sanierungsarbeiten am Bernsteinsee, Verkippung Bodenaushub aus der Verlegung der Kleinen Spree 1997 Flutungsbeginn Bernsteinsee; Versiegelung der Tagebauflächen mit Montanwachs zur Staubbindung 2009 geplanter Endwasserstand Bernsteinsee Umstellung auf Innenkippe Scheibe 1986 Ortsabbruch Scheibe 1996 Beendigung Kohlenförderung, Auslaufen 2. und 3. Abraumschnitt 2006 Besuchertage am Scheibe See 2012 geplanter Endwasserstand Scheibe See 1985 Beginn Kohlenförderung, Beginn Baggerung 2. und 3. Abraumschnitt 1984 Beginn Aufschlussbaggerung, Beginn Baggerung im 1. Abraumschnitt, Inbetriebnahme Außenkippe Lohsa 1991 Umstellung auf Innenkippe Spreetal, Transport des Abraums über Abraumtransportband 1995 Auslaufen 1. Abraumschnitt 2002 Flutungsbeginn Scheibe See 2005 Aufstellung eines Gedenksteines für den abgebaggerten Ort Scheibe 1983 Verlegung der Kleinen Spree 1982 Beginn Feldentwässerung Sanierung der Uferböschung am Scheibe See, 1999 Besuchertage am Scheibe See, 2006 Burghammer/Scheibe 23
26 24
27 MORGEN Neuer Lebensraum Aussichtspunkt am Scheibe See, 2004 Die Einstellung eines Großteils des Braunkohlenbergbaus in der Lausitz und die Umstrukturierung und Verschmelzung von Unternehmen nach der Wende führten zu einem erheblichen Abbau von Arbeitsplätzen im Raum Hoyerswerda. Die Tagebaue Burghammer und Scheibe gibt es nicht mehr. Die Menschen, die hier früher gearbeitet haben, mussten sich eine neue Zukunft aufbauen. Durch die Sanierung wurden die Wunden in der Landschaft, die der Tagebau hinterließ, geheilt und ein sicheres, für alle Menschen nutzbares Terrain geschaffen. Parallel dazu entwickeln sich jedoch auch neue wirtschaftliche Perspektiven für die ansässige Bevölkerung. Im ehemaligen Tagebau Burghammer, wo einst Bagger und Förderbänder ratterten und quietschten, liegt heute still der Bernsteinsee ein wahrer Pol der Ruhe während das Umfeld des Scheibe Sees sukzessiv zu einem Standort für Grünes Gewerbe und Bioproduktion entwickelt wird. Bernsteinsee, 2008 Burghammer/Scheibe 25
28 Chancen für eine Energieregion Seit die Flutung im Jahr 2002 angelaufen ist, entsteht aus dem ehemaligen Braunkohlentagebau Scheibe der Scheibe See. Auch wenn die reguläre Nutzung erst möglich sein wird, wenn die Bergaufsicht für den See beendet ist, tummeln sich schon seit Jahren Anwohner und Touristen an den Ufern. Aussichtspunkte und ein Seen-Rundweg wurden frühzeitig angelegt. Shiitake-Pilze Kohle gibt es hier keine mehr, der Tagebau wurde restlos ausgekohlt. Doch Energie wird noch immer produziert: Fünf große Windräder drehen sich am nordöstlichen Ufer. Ob es noch mehr werden sollen, darüber wird noch gestritten. Wenn der See einmal voll ist, wird er eine Wasserfläche von rund 680 Hektar besitzen. Genug für die Einwohner von Hoyerswerda, die den See in Zukunft als Naherholungsziel ansteuern werden. Rund um den Scheibe See hat sich seit der Beendigung des Abbaubetriebes einiges getan. An den Seeufern aber auch im weiteren Umfeld wird an der Zukunft des Gebietes gearbeitet. Segelboote statt Schaufelradbagger Kurz nachdem die Flutung mit Wasser aus der Kleinen Spree angelaufen war, wurde ein 13 Kilometer langer Wirtschaftsweg um das künftige Gewässer fertiggestellt. Seitdem wird rund um den See geskatet, geradelt und gewandert. Ein Gedenkstein am Seeufer erinnert seit 2005 an das überbaggerte Dorf Scheibe. Ein Jahr später, während der Besuchertage im Jahr 2006, nutzten viele Menschen die Chance, den offiziell gesperrten See zu befahren: Jet- Skis, Segel- und Motorboote kreuzten in diesen Tagen auf dem Gewässer. Badestrände gibt es zwar schon, sie dürfen allerdings aus Sicherheitsgründen noch nicht benutzt werden. Grünes Gewerbe Bioproduktion am See Die wirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven rund um den Scheibe See sollen neben dem Tourismus auch durch die Ansiedlung innovativer Technologien bestimmt werden. Dann könnte eine Touristik-Energietour Von der Braunkohle zur Biomasse entstehen, die den energetischen Wandel der Region verdeutlichen würde. Über so genanntes Grünes Gewerbe im Gewerbepark Kühnicht am Südwestufer des Scheibe Sees freut man sich schon seit einigen Jahren. Von den hier gezüchteten Shiitake-Pilzen werden täglich 100 Kilo geerntet und an Märkte in Süd- und Ostdeutschland geliefert. In Zukunft Heidekraut am Ufer des Scheibe Sees, 2006 Reges Treiben am und auf dem Wasser während der Besuchertage am Scheibe See, 2006 könnten hier noch andere innovative Technologien erprobt und zur Serienreife gebracht werden. Im Mittelpunkt wird dabei die Produktion von Bioalgen und Satzfischen stehen. Über die Umsetzung weiterer Projektideen, wie eine Fertigungsstrecke für Solartechnik, eine Service- und Windanlagenreparaturwerft, ein Holzstoffverwertungszentrum oder eine Produktionsanlage für die Algenarten Chlorella und Spirulina, wurde nachgedacht. Die hier gezüchteten Algen könnten in der Kosmetik-, Pharma-, Nahrungs- und Futtermittelbranche eingesetzt werden. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass die Algen helfen würden, das Wasser im Tagebaurestloch Scheibe schneller zu neutralisieren. Ob dies alles eines Tages Realität wird, bleibt abzuwarten. 26 Burghammer/Scheibe
29 Großer Andrang bei den Besuchertagen am Scheibe See,
30 28 Blick über den Bernsteinsee, 2008
31 Der Bernsteinsee ein Pol der Ruhe Der Bernsteinsee wird zwar über keine schiffbare Verbindung verfügen, dennoch wird er innerhalb des Wasserspeichersystems Lohsa II eine wichtige Funktion erfüllen: Im Verbund mit den entstehenden Wasserspeichern Lohsa II und Dreiweibern soll er für eine Wasseraufhöhung der Spree in Trockenperioden und somit für eine ausreichende Wasserversorgung des Biosphärenreservates Spreewald und der Hauptstadt Berlin sorgen. Sanierungsschiff gegen saures Wasser Im Speicherbecken Burghammer ist auf Grund des sauren und stark eisenhaltigen Restseewassers eine Neutralisation vor der Ausleitung in die Vorflut vorzunehmen. Wasserspender in trockenen Zeiten Als letztes Glied in der Kette des Wasserspeichersystems Lohsa II soll der Bernsteinsee die Kleine Spree und die Spree in trockenen Zeiten mit zusätzlichem Wasser versorgen. Vor dem Ausleiten muss allerdings das saure Wasser so behandelt werden, dass die vorgegebenen Ausleitkriterien erfüllt werden, um die Wasserqualität der Flüsse nicht negativ zu beeinflussen. Die Behandlung des Wassers wird von der LMBV derzeit vorbereitet. Einige Jahre wird es wohl noch dauern, die drei Speichergewässer so zu reinigen, dass sie als Wasserspender dauerhaft in Betrieb gehen können. Ruhige Erholung und sanfter Tourismus Rund um den See werden künftig sanfter Tourismus und stille Erholung das Bild prägen. Schon bald können auch Ruderer gemächlich über den See gleiten. Badelustigen wird es möglich sein, sich an zwei Strandbereichen bei Burghammer und Burg in das glasklare Wasser zu stürzen. Wenn die aktuellen Planungen Bestand haben, werden in Burg in einigen Jahren eine Ferienwohnanlage am See und an der Uferpromenade in Burghammer ein neuer Park entstanden sein. Großprojekte sind hier nicht geplant. Die von der LMBV angelegten Wege laden schon heute zum Skaten, Radfahren, Joggen und Wandern ein. Bernsteinsee mit jungem Kiefernbestand, 2008 Testversuch zur Wasserqualitätsverbesserung im Restloch Burghammer, 2002 Auslaufbauwerk Burghammer, 2006 Seit einigen Jahren schon ist der Bernsteinsee Versuchsobjekt für die Wissenschaft. Hier wurde bereits mit den unterschiedlichsten Verfahren erprobt, wie das saure Wasser des Sees behandelt bzw. neutralisiert werden kann, u. a. durch die TU Dresden mittels Kohlendioxid. Eine weitere Methode zur Verbesserung der Gewässergüte in der Einfahrphase des Speicherbeckens Burghammer und zur Gewährleistung der vorgegebenen Ausleitkriterien, speziell zur Anhebung des ph-wertes auf mindestens sechs, wird durch die LMBV seit November 2008 umgesetzt. Mittels mobiler Wasserbehandlungsanlagen wird die Wasserqualität durch ein zweistufiges In-Lake-Verfahren verbessert. Die Behandlung erfolgt dabei mit einer mobilen schwimmenden Konditionierungsanlage, von der aus Calciumcarbonat und Calciumhydroxid in den See eingebracht werden. Aufgabe dieses Sanierungsschiffes ist die möglichst gleichmäßige Verteilung der Neutralisationsmittel im Speicherbecken mit einem hohen Wirkungsgrad. Burghammer/Scheibe 29
32 METAMORPHOSEN Landschaftsverwandlung Scheibe, das Dorf, das weder einen Laden noch eine Gaststätte hatte, wurde im Jahr 1923 erstmals mit dem Braunkohlenabbau konfrontiert. Braunkohlenfelderagenten versuchten damals mit allen Mitteln die Bauern davon zu überzeugen, ihre Felder, Wälder und Grundstücke an die Bergbauunternehmen zu verkaufen. Die umliegenden Tagebaue rückten in den folgenden Jahrzehnten immer näher wurde der Tagebau Burghammer aufgeschlossen und 1984 der Tagebau Scheibe. Für Scheibe war es dann 1986 soweit: Das Dorf musste dem Tagebau weichen. Es war zum Glück der einzige Ort, der in diesem Raum abgebaggert wurde. Nun lebt Scheibe im Namen des hier entstehenden Sees weiter. Für die Natur und die Menschen in dieser Region hat das letzte halbe Jahrhundert tiefgreifende Veränderungen mit sich gebracht. In der menschenleeren Moor- und Waldlandschaft war der Braunkohlenbergbau für wirtschaftlichen Aufschwung und gleichzeitig für einen gravierenden Eingriff in die Natur verantwortlich. Nun wird für nachfolgende Generationen eine lebenswerte und zugleich wirtschaftlich tragfähige Kulturlandschaft entwickelt. 30 Burghammer/Scheibe
33 Orte im Strom der Zeit Burghammer Scheibe/Riegel Burg vor dem Bergbau um 1850 vor dem Bergbau um 1850 vor dem Bergbau um 1850 Grosses Neuland Kleine Spree Sand Berg Burghammer Burgsche Heide Burghammer wird urkundlich durch das hier ansässige Hammerwerk erstmalig erwähnt. Der Ort selbst lag idyllisch inmitten der feuchten Flussaue der Kleinen Spree. Sein Umfeld war von welligen Binnendünen und ausgedehnten Wäldern geprägt. Scheibe Kleine Spree Riegel Herrschaftlich Weiss Collmer Heide Capz Berg Der Ort Scheibe wurde urkundlich 1568 erstmalig erwähnt. Der südlich gelegene Nachbarort Riegel wurde bereits 1401 urkundlich erwähnt. Das kleine Heidedorf Scheibe, welches idyllisch an der Kleinen Spree lag, war der letzte Ort des ehemaligen Kreises Hoyerswerda, der wegen der Braunkohlengewinnung im Jahre 1986 von der Bildfläche verschwand. Kleine Spree Burg Burgsche Heide Der Ort Burg wird im Jahr 1381 erstmals als Burkau urkundlich erwähnt. Das Gebiet war fast vollständig bewaldet, wenig besiedelt und von der Flussaue der Kleinen Spree und welligen Binnendünen durchzogen. Der meist sandige Boden brachte nur geringe Erträge. Der Haupterwerb war die Waldnutzung und der Holzverkauf. Zeit des Bergbaus, Zeit des Bergbaus, Zeit des Bergbaus, Tagebau Brigitta Kleine Spree Burghammer Tagebau Burghammer Außenhalde Burghammer 1915 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu Burghammer die Grube Brigitta aufgeschlossen, die später im Tagebau Spreetal aufging. In den Jahren bestimmte der Tagebau Burghammer das soziale und ökonomische Bild der Region. In einem Zeitraum von rund 10 Jahren wurden ca. 70 Millionen Tonnen Rohkohle gefördert. Tagebau Scheibe Riegel Tagesanlagen Scheibe Kleine Spree Zum Schluss hatte das Dörfchen noch 23 Einwohner, welche den schweren Weg der Umsiedlung auf sich nehmen mussten. Riegel blieb hingegen vom Tagebau Scheibe unbehelligt. Seit Beendigung des Abbaus im Tagebau Scheibe im Jahr 1996 füllt sich das verbliebene Restloch mit Wasser. Tagebau Brigitta Tagebau Scheibe Burg Tagebau Burghammer Kleine Spree Tagesanlagen Scheibe Von den ursprünglichen Wäldern um Burg blieb nicht viel übrig, da die Tagebaue Brigitta, Burghammer und Scheibe das Land rings um den Ort in Anspruch nahmen. Burg lag zeitweilig auf einem schmalen Restsockel zwischen den Abbaugebieten. nach dem Bergbau, ca nach dem Bergbau, ca nach dem Bergbau, ca Kleine Spree Bernsteinsee Burghammer Aufgrund vieler Bernsteinfunde wurde das Speicherbecken Burghammer durch einen Beschluss der Gemeinde Spreetal in Bernsteinsee umbenannt begannen die Sanierungsarbeiten. Eine Beach-Volleyball-Anlage und Strände prägen heute den Uferbereich. Eine Ferienhausanlage soll folgen. Bald werden auch Segler den See befahren können. Scheibe See Strandbereich Riegel Kleine Spree Wenn in einigen Jahren der Scheibe See vollständig geflutet sein wird, werden sich Badegäste an den fünf geplanten Stränden entspannen und Segler über den 685 Hektar großen See kreuzen können. Neue Arbeitsplätze entstehen in den Bioproduktionsstätten am Südwestufer. Scheibe See Burg Strand Burg Bernsteinsee Kleine Spree Durch die Rekultivierung der ehemaligen Tagebaue Burghammer und Scheibe entstehen an den Ortsgrenzen der Bernsteinsee und der Scheibe See. Die Seenlandschaft dient künftig als Erholungsgebiet für die Umgebung. Burg, das schon heute von Wasser umgeben ist, wird künftig zwei eigene Strände besitzen. Burghammer/Scheibe 31
34 Glossar Abraum Zwischen Erdoberfläche und Lagerstätte liegende Erdschichten (auch Deckgebirge oder Hangendes) Abraumförderbrücke Tagebaugroßgerät zum Abtragen von Abraum, das vor allem im Lausitzer Revier eingesetzt wird. In einem Arbeitsgang können bis zu 60 m mächtige Bodenschichten abgetragen, über den Tagebau transportiert und verkippt werden Absetzer Großgerät, das im Braunkohlentagebau zum Verkippen von Abraum in den ausgekohlten Teil des Tagebaus eingesetzt wird Außenkippe Kippe außerhalb des jetzigen Tagebaus, in dem Abraum verbracht wird Drehpunkt Punkt, um den der Tagebau schwenkt Eimerkettenbagger Gewinnungsgerät im Tagebau mit Eimern, die an einer umlaufenden Kette über einen Ausleger laufen und das Erdreich (Abraum oder Braunkohle) abkratzen Filterbrunnen Bohrloch mit Pumpe zum Heben von Grundwasser Flöz Bodenschicht, die einen nutzbaren Rohstoff enthält, z. B. Braunkohle, Kali, Kupferschiefer Grubenwasserreinigungsanlage (GWRA) Anlage zum Reinigen des im Tagebau gehobenen Grundwassers; nach Reinigung erfolgt Nutzung z. B. als Brauchwasser Innenkippe Kippe für Abraum innerhalb des ausgekohlten Tagebauraumes Liegendes Bodenschicht unterhalb des Kohlenflözes Rütteldruckverdichtung (RDV) Tiefenverdichtungsmethode für das Erdreich besonders im rutschungsgefährdeten Kippenvorfeld und im Uferbereich von Tagebaurestlöchern; Verdichtung des Erdreiches mit einer an einem Seilbagger hängenden Rüttellanze und einer rotierenden Unwucht Setzungsfließen Rutschung infolge einer spontanen Verflüssigung locker gelagerter, wassergesättigter, gleichförmiger, sandiger Kippen; wird z. B. durch eine Erschütterung ausgelöst Sohle Arbeitsebene in einem Tagebau Sümpfung Heben und Ableiten von Grundwasser zur Trockenhaltung der Tagebaue durch Tauchmotorpumpen in Entwässerungsbrunnen Tagesanlagen Zentraler Bereich am Tagebaurand mit Umkleide- und Waschräumen, Büros, Parkplätzen, Betriebsfeuerwehr, Sanitätsstation, Werkstätten und Magazin Tiefschnitt Gewinnung von Abraum oder Kohle unterhalb der Arbeitsebene eines Schaufelradbaggers/Eimerkettenbaggers Verkippung Ablagerung von Abraum auf der ausgekohlten Seite des Tagebaus Vorfeld Bereich innerhalb der genehmigten Tagebaugrenzen, wo der Abbau unmittelbar bevorsteht und vorbereitende Maßnahmen zur Freimachung der Erdoberfläche, wie Rodung und Beseitigung von Straßen, laufen Vorflut Wasserlauf (Fluss, Bach, Kanal), über den das in den Tagebauen gehobene und gereinigte Grubenwasser abgeleitet wird Vorschnitt Der Abraumförderung vorausgehender Abbaubetrieb; fördert die oberen Bodenschichten bis zur Kohle, bis der Arbeitsbereich der Abraumförderbrücke beginnt 32
35 Impressum Herausgeber: Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbh Unternehmenskommunikation (verantw. Dr. Uwe Steinhuber) Knappenstr. 1, Senftenberg Telefon: Telefax: Internet: Konzept, Text, Realisierung: LMBV Abteilung Planung Lausitz, (Hans-Jürgen Kaiser, Matthias Horst) agreement werbeagentur (Marcus Blanke) Gestaltung und Satz: agreement werbeagentur Mit freundlicher Unterstützung: Vattenfall Europe Mining and Generation GmbH Fotografien: Christian Bedeschinski, LMBV, Peter Radke (LMBV), Zentralarchiv Vattenfall, Reiner Weisflog Wandlungen und Perspektiven In dieser Reihe sind bereits erschienen: 01 Schlabendorf/Seese (2. Auflage) 02 Greifenhain/Gräbendorf 03 Sedlitz/Skado/Koschen 04 Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord 05 Plessa/Lauchhammer/Schwarzheide 06 Tröbitz/Domsdorf 07 Spreetal/Bluno 08 Burghammer/Scheibe 09 Lohsa/Dreiweibern Titelbild: Schaufelradbagger im Tagebau Burghammer, 1965 (links), Touristen an einem Aussichtspunkt am Bernsteinsee, 2008 (rechts) Hintere Umschlagseite: Blick über den Bernsteinsee und den Scheibe See, 2008 Die unterschiedliche Schreibweise von Ortsbezeichnungen in Karten und Texten resultiert aus der Nutzung unterschiedlicher Quellen, die hier jeweils korrekt wiedergegeben werden. Dezember 2008 Die vorliegende Dokumentation wurde nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
36 Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbh Knappenstraße Senftenberg
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