ABSCHLUSSBERICHT 03_2014

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1 ABSCHLUSSBERICHT 03_2014 Forschung im Rahmen der Förderlinie Innovative Kooperationsprojekte Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Leibniz Universität Hannover Fakultät für Architektur + Landschaft Institut für Geschichte + Theorie der Architektur Abteilung Planungs- + Architektursoziologie Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla Diez Leibniz Universität Hannover Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- + Kulturgeographie Abteilung Wirtschaftsgeographie

2 Forschung im Rahmen der Förderlinie Innovative Kooperationsprojekte (EFRE) ABSCHLUSSBERICHT 03_2014 Projektnummer: ZW ZukunftNAH Zukunftschancen bedarfsgerechter Nahversorgung in ländlichen Räumen Niedersachsens Leibniz Universität Hannover Fakultät für Architektur und Landschaft Institut für Geschichte und Theorie der Architektur Abteilung Planungs- und Architektursoziologie Barbara Zibell, Prof. Dr. sc. techn. Herrenhäuser Str. 8, Hannover Telefon 05 11/ , Fax 05 11/ Leibniz Universität Hannover Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Abteilung Wirtschaftsgeographie Javier Revilla Diez, Prof. Dr. rer. nat. Schneiderberg 50, Hannover Telefon 05 11/ , Fax 05 11/ Mitarbeiter/innen Hendrik Bloem, Dipl.-Ing., Hannover Ingrid Heineking, Dipl.-Geogr., Hannover Petra Preuß, Dipl.-Ing. Architektin, Hannover Franziska Sohns, Dipl.-Geogr., Hannover Hannover März 2014

3 INHALTSVERZEICHNIS Kurzfassung 1 1. Einleitung Kernthema, Ziele und Beteiligte Arbeitsschritte, Methoden und Vorgehen Aufbau und Struktur des Berichtes 6 2. Die Zukunft der Nahversorgung in ländlichen Räumen. Eine thematische Einführung Zukunft der ländlichen Räume: Wozu eigentlich? Wirtschaft und Arbeit neu denken: Auf dem Weg zu einem neuen Gesellschaftsvertrag Zukunft der ländlichen Räume: Aber wie? Soziale Innovation durch neue Kooperationen Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit Leitfragen und methodisches Vorgehen Auswahl Untersuchungsgebiete und KooperationspartnerInnen Methodik der SWOT-Analyse Methodik der GIS-Analyse Methodik der Haushaltsbefragung Ergebnisse: Was haben wir vorgefunden? Was haben wir untersucht? Raum- und Siedlungsstrukturen, demographische Entwicklung Struktur und Entwicklung des Lebensmitteleinzelhandels Governance und Beteiligungskultur Mobilitätsverhalten und potenzielle Erreichbarkeit Stärken und Schwächen im Überblick - ein Zwischenfazit Einkaufsverhalten und Zufriedenheit der Bevölkerung Zusammenfassung und interkommunaler Vergleich Erkenntnisse: Was haben wir verstanden? Eine Basis für Strategien und Lösungsansätze Ideen zur Umsetzung der Erkenntnisse Module für Nahversorgungslösungen. Eine Handreichung Aktiv-Box und LieferBar. Ergebnisse eines studentischen Projektes Zusammenspiel von AkteurInnen auf unterschiedlichen Handlungsebenen Sicherung der Nahversorgung - eine neue Gemeinschaftsaufgabe Die Rolle der Regionalpolitik Ziel(e) erreicht? Aufarbeiten der Leitfragen und weiterer Forschungsbedarf 64 Literaturverzeichnis 68

4 Anlage 1 Projektbeteiligte und KooperationspartnerInnen ab Seite 71 Anlage 2 Anlage 3 Strategiepapiere Gemeinde Jade (Nord) Stadt Moringen (Süd) Samtgemeinde Sögel (West) Wandzeitungen Regionale Foren + Abschlusskonferenz

5 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1: Wechselwirkungen der drei Themenfelder 4 Abb. 2: Drei Akteursgruppen - drei Handlungslogiken 5 Abb. 3: Untersuchungsräume und KooperationspartnerInnen des Forschungsprojektes ZukunftNAH 22 Abb. 4: Auszug aus dem Fragebogen zur Haushaltsbefragung 25/26 Abb. 5: Verteilung der stationären Versorgungseinrichtungen nach Marktformen 30 Abb. 6: GIS-basierte Darstellung der Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen am Beispiel Moringen 34 Abb. 7: GIS-basierte Darstellung der Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen am Beispiel Jade 35 Abb. 8: Matrix - Ergebnisse der Stärken Schwächen Analyse 37 Abb. 9: Verknüpfungen von Einkaufswegen mit regelmäßigen Aktivitäten 38 Abb. 10: Vorwiegend aufgesuchte Einkaufsstätten des täglichen Bedarfs nach Marktformen 39 Abb. 11: Verkehrsmittelwahl zur Einkaufsstätte 39 Abb. 12: Bewertung der Kriterien der Nahversorgung im Überblick 40 Abb. 13: Bewertung der Kriterien der Nahversorgung in den Kooperationsgemeinden 41 Abb. 14.1: Wunsch und Wirklichkeit bei Entfernungen zur täglichen Einkaufsstätte 43 Abb. 14.2: Wunsch und Wirklichkeit bei der Verkehrsmittelwahl zur täglichen Einkaufsstätte 43 Abb. 15: Häufigkeit der Inanspruchnahme von Dienstleistungen 44 Abb. 16: Anteil der Haushalte, die zu eigenem Engagement bereit wären 45 Abb. 17.1: Stärken und Schwächen in 6 Beispielkommunen - Ergebnisse aus Bestandsaufnahmen und Interviews 46 Abb. 17.2: Stärken und Schwächen in 6 Beispielkommunen - Ergebnisse der Haushaltsbefragung 47 Abb. 18: Schematische Darstellung MARKANT MARKT Siemer 47 Abb. 19: Schematische Darstellung Hofladen, Backstube + Cafe, Weisweil 48 Abb. 20: Schematische Darstellung Lemkes Rollender Supermarkt 48 Abb. 21: Komponenten einer kontextspezifischen Lösung 49 Abb. 22: Neun Module für Nahversorgungslösungen 51 Abb. 23: Modulbeschreibungen 52 Abb. 24: Schematische Darstellung Dorfladen Wies 53 Abb. 25: stationär_mono_kooperativ 53 Abb. 26: hybrid _ mono+ _ unternehmerisch 54 Abb. 27: mobil _ multi _ kooperativ 55 Abb. 28: Aktiv-Box 56 Abb. 29: Schematische Darstellung Studienarbeit LieferBar 57 Abb. 30: LieferBar 57 Abb. 31: Daseinsvorsorge vom Alltag her denken 58 Abb. 32: Sicherung der Nahversorgung als Gemeinschaftsaufgabe 59

6 TABELLENVERZEICHNIS Tab.1: Zeitlicher Ablauf des Forschungsprojektes ZukunftNAH 6 Tab.2: Auswahl möglicher Lösungen bei mangelnder Nahversorgung 10 Tab.3: Kriterien zur Vorauswahl von Untersuchungsräumen 19 Tab.4: Potenzielle Untersuchungsräume 20 Tab.5: Potenzielle Unternehmen 21 Tab.6: Bevölkerungsstruktur und -entwicklung in den Kooperationsgemeinden - Anteil der über 65-Jährigen im Jahr 2010 und prognostiziert für das Jahr Tab.7: Anteil der EinwohnerInnen/Gebäude je Entfernungsklasse 34

7 Forschungsbericht ZukunftNAH KURZFASSUNG Die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist in zahlreichen Gemeinden zu einem Problem geworden, das sich bereits heute auf die Lebensqualität der betroffenen Bevölkerung maßgeblich auswirkt. Demographische Entwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel führen vor allem in ländlichen Räumen zu einer spürbaren Ausdünnung der Lebensmitteleinzelhandelsstandorte. Ältere und immobile Menschen, Alleinstehende, Alleinerziehende sowie Personen und Haushalte ohne eigenen PKW sind besonders stark von der Unterversorgung betroffen. Mit der Ausdünnung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) werden die zu überbrückenden Distanzen zwischen Wohn- und Versorgungsorten immer größer, obwohl die Nahversorgung als besonders distanzsensibel gilt. Kernthema des Forschungsprojektes ZukunftNAH war angesichts dieser schwierigen Ausgangsbedingungen und Herausforderungen - die Frage nach den Zukunftschancen der Nahversorgung in ländlichen Räumen Niedersachsens. Der Schwerpunkt lag auf der Erforschung der wechselseitigen Beziehungen zwischen (Nah ) Versorgungsstrukturen, Raumsystemen sowie Einkaufsverhalten und den drei betroffenen Themen- und Handlungsfeldern, die durch unterschiedliche Akteurssysteme und Handlungslogiken repräsentiert werden. Besondere Berücksichtigung fand das Zusammenspiel der AkteurInnen 1 (Governance), die aktiv auf die Versorgungssituation eines Raumes einwirken. Drei Akteursgruppen Kommune als Planungsträgerin, Unternehmen als Anbieter und Bevölkerung als Kundschaft standen dabei im Fokus und wurden auf ihre Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse sowie deren Wechselwirkungen hin untersucht. Ziel des Forschungsprojektes war es somit, die Stellschrauben zu erkennen, die an der Situation der Nahversorgung beteiligt sind und mögliche Erfolgsfaktoren und damit Zukunftschancen zu erfahren und darüber hinaus eine Sensibilisierung für das Thema bei den beteiligten AkteurInnen und bei der Bevölkerung zu erreichen. Die unterschiedlichen Ist Situationen und Voraussetzungen in den ländlichen Regionen Niedersachsens verlangten dabei eine detaillierte Herangehensweise an das Themen und Handlungsfeld. Aus diesem Grund wurden zur Kooperation und Untersuchung sehr unterschiedliche Teilräume gewählt; die Untersuchungsgebiete erstreckten sich von der Wesermarsch im Norden über das Emsland im Westen bis zum Landkreis Northeim im Süden des Landes. Siebzehn Gemeinden waren als Kooperationspartnerinnen involviert. Systematisch ausgewertete Ergebnisse aus Interviews mit AkteurInnen, Bestandsaufnahmen der Versorgungssituationen vor Ort, Erreichbarkeitsanalysen zwischen Versorgungseinrichtungen und Wohnstandorten sowie Haushaltsbefragungen zum Einkaufsverhalten und den Wünschen der Bevölkerung an eine zukunftsfähige Nahversorgung dienten zusammen mit der Erhebung von bereits bestehenden guten Beispielen und sehr ergiebigen Diskussionen zwischen dem Forschungsteam und den KooperationspartnerInnen als Grundlage zur Entwicklung von zukunftsfähigen Modellen und Konzepten bedarfsgerechter Nahversorgung in ländlichen Räumen. Im Zwischenergebnis zeigte sich, dass es trotz einer noch meist guten bis vielfältigen Versorgungssituation in den Kooperationsgemeinden und einem eher zielorientierten Miteinander im Zusammenspiel der AkteurInnen bereits zu deutlichen Engpässen in der Versorgung speziell in kleinen, peripher gelegenen Ortsteilen kommt. 1 Die AutorInnen achten grundsätzlich auf eine geschlechtergerechte Sprache; sollte bei benannten Personen(gruppen) lediglich die männliche Form verwendet werden, handelt es sich in den Fällen auch um ausschließlich männliche Beteiligte. 1

8 Kurzfassung Forschungsbericht ZukunftNAH Erfolgsfaktoren, die zu einer vielfältigen und guten Versorgungssituation führen bzw. diese zu sichern vermögen, konnten auf verschiedenen Ebenen ausgemacht werden. Einerseits sind es Standortbedingungen und wirtschaftliche Aspekte, die weitestgehend bekannt sind, von den EinzelhandelsanbieterInnen jedoch unterschiedlich bewertet werden, andererseits - und hier liegt ein Schwerpunkt der Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt - sind es Faktoren auf der Akteursebene: Eine optimistische Einstellung der AkteurInnen, kooperatives Vorgehen zwischen Politik, Verwaltung und Unternehmen, engagierte Schlüsselpersonen, Verankerung der HändlerInnenpersönlichkeiten im Ort und eine größere Flexibilität der Unternehmen führen auf kommunaler und unternehmerischer Seite häufiger zum Erfolg. Nachbarschaftshilfe, der Sensibilisierungsgrad der Bevölkerung für den Einkauf im Ort und bestehende Bürgervereine oder -initiativen bedeuten auf Seiten der Bevölkerung eine gute Grundlage für erfolgreiche Nahversorgungskonzepte. Die Situationen zeigen sich entsprechend individuell und grundverschieden. Und fragt man die Bevölkerung, so kommen noch weitere Erfolgsfaktoren hinzu, denn neben der Erreichbarkeit (nicht nur in Form von räumlicher Nähe) sind den Menschen die Qualität des Dargebotes von Gütern und Diensten, deren Vielfalt und das Preisniveau wichtig. Entsprechend der unterschiedlichen Ausgangssituationen in den untersuchten niedersächsischen ländlichen Räumen sowie des differenzierten Einkaufsverhaltens der dort lebenden Menschen müssen auch die damit verbundenen strategischen Herangehensweisen im Hinblick auf die Zukunft der Nahversorgung sehr verschieden sein. Folgende Erkenntnisse geben dazu den Anlass: _Neue Lösungen: Gut erreichbar, preisneutral, vielfältiges Angebot Der stationäre Handel wird sich künftig auf maßgeschneiderte bedarfsgerechte Lösungen einstellen müssen: Kombinationen mit Bäckerei und Café, dort wo ein Treffpunkt fehlt, qualitätsvolle Lieferservices oder Einkaufstaxis und Bestellservices, dort wo die Erreichbarkeit nicht (mehr) gesichert ist. Dies setzt eine hohe BetreiberInnenqualität voraus. _ Nähe schlägt Größe? Nicht nur räumliche, auch soziale Nähe ist wichtig Die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels, nicht nur im ländlichen Raum, wird - so bestätigt es auch eine Studie von GDI und KPMG (2013) - aus vielerlei Gründen viel sozialer ausgerichtet sein als heute. Der Stellenwert der Kommunikationsfunktion des Einkaufens wird wieder wichtiger: Im Zentrum steht die individuell bekannte (Stamm)Kundschaft, die einen hohen Grad an Serviceleistungen honoriert. Schlüssel ist der kontinuierliche Dialog und Voraussetzung sind HändlerInnenpersönlichkeiten mit individueller Innovationskraft, Innovationsfreude und unternehmerischem Mut. _Sensibilisierung und Aktivierung der Bevölkerung Möglichkeiten zur Stärkung des Bewusstseins für das Thema Nahversorgung können zum Beispiel in Befragungen und Imagekampagnen, Leitbildprozessen und Zukunftswerkstätten sowie in einer positiven Pressearbeit liegen. Der Einbezug der älteren Bevölkerung scheint dabei neben der Motivation der jüngeren Bevölkerung wesentlich zu sein. _Potenzielle Erreichbarkeiten verbessern Häufig besteht besonders in überalterten Regionen bereits ein Netz von mobilen AnbieterInnen, welche die Nahversorgung in den ländlichen Ortsteilen aufrechterhalten. Um die Erreichbarkeit zentraler Versorgungseinrichtungen zu sichern, werden darüber hinaus auch Bürgerbusse ange- 2

9 Forschungsbericht ZukunftNAH Kurzfassung boten und in Anspruch genommen. Inoffizielle Mitfahrmöglichkeiten in die Kernorte sowie familiäre und nachbarschaftliche Hilfe untereinander komplettieren die Möglichkeiten der Erreichbarkeit, auch ohne Zugriff auf den eigenen PKW. Dort wo bereits Erfolge verbucht werden, scheint das Potenzial für neue Mobilitätskonzepte ohne eigenes Auto größer. _Übertragbarkeit existierender Projekte ist begrenzt modulare Systeme sind viel versprechend Die vielfältigen Lösungsansätze zur Verbesserung der Nahversorgung im ländlichen Raum lassen sich grob in stationäre und mobile Konzepte unterteilen, die über unterschiedliche Vor- und Nachteile verfügen, aber auch über sehr verschiedene Voraussetzungen. Hinzu kommt, dass der Begriff des ländlichen Raums der tatsächlichen Heterogenität dieses Raumtyps nur unzureichend Rechnung tragen kann. Vor diesem Hintergrund müssen Nahversorgungskonzepte stets auf die kontextspezifischen Bedingungen eingehen, die vor Ort anzutreffen sind. Nur so ist eine langfristige, zuverlässige und eine an den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung ausgerichtete Nahversorgung möglich. Die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs wird von drei (Haupt)Akteursgruppen beeinflusst: von der Bevölkerung, die als Kundschaft die jeweilige Nachfrage am Ort generiert, von den Kommunen, die im Rahmen ihrer Planungshoheit zur Steuerung der städtebaulichen Ordnung und Entwicklung ihrer Gemeinwesen verpflichtet sind, und von Unternehmen, die mit ihrer betriebswirtschaftlichen Orientierung den Versorgungsinteressen der Kundschaft oder dem Interesse einer nachhaltigen Entwicklung der Kommunen oftmals zuwiderlaufen. Die Sicherung der Nahversorgung kann in diesem Zusammenhang nur als Gemeinschaftsaufgabe gesehen werden. Kontextspezifische Konzepte und Lösungen setzen sich somit aus den vorhandenen Rahmenbedingungen, den Akteurspotenzialen und Ressourcen sowie den jeweiligen Bedarfen zusammen und werden in Form des Raumbezugs, der die Standortstrukturen bzw. den Mobilitätsgrad der Einzelhandelseinrichtung beschreibt, des Zusammenspiels der Akteurinnen und Akteure (Governance) und des funktionalen Angebotes berücksichtigt. Ein Baukasten aus drei x drei x drei Modulen erleichtert die Entwicklung ortsspezifischer Lösungsansätze, und wurde in Form einer Handreichung Module für Nahversorgungslösungen bereits als Download im Internet veröffentlicht 2. Aus der freien Kombination der neun Module können Gemeinden, Unternehmen und Bevölkerung ihre zukunftsfähigen Konzepte entwickeln. Festzuhalten bleibt, dass Lösungsansätze kontextspezifisch, bedarfsgerecht und maßgeschneidert vorgedacht werden müssen. «Gute Beispiele» sind kaum übertragbar, aber nützlich als Entscheidungshilfe. Und die Lösungssuche ist immer ein Gemeinschaftswerk von BürgerInnen, Unternehmen und Politik / Verwaltung. Das hier vorgestellte Vorhaben macht mit der Fokussierung auf krisengeprägte ländliche Räume und auf die Nahversorgung als Bestandteil der existentiellen Basis und als Ausdruck der gesellschaftlichen Formen des Wirtschaftens einen Anfang zu einer wissenschaftlich induzierten sozialen Innovation. Die ländlichen Räume werden im Zuge dessen zu Laboratorien für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft

10 Forschungsbericht ZukunftNAH KAPITEL 1 Abb.1: Wechselwirkungen der drei Themenfelder Nahversorgung Einkaufsverhalten Raumstruktur EINLEITUNG 1.1 Kernthema, Ziele und Beteiligte Hintergrund für das Forschungsprojekt ZukunftNAH ist der Rückgang wohnortnaher Versorgungseinrichtungen mit Waren des täglichen Bedarfs, der sich im Zuge des demographischen Wandels in zwar unterschiedlicher Ausprägung, aber mit deutlich zunehmender Dynamik vollzieht. Die wirtschaftlichen Konzentrationsprozesse im Einzelhandel führen zum Rückzug aus der Fläche, d.h. zu Rückgang der Zahl an Lebensmitteleinzelhandelsstandorten und damit zur Ausdünnung der Versorgungsdichte. Dies macht sich in peripheren, ländlichen Lagen und schrumpfenden Regionen insbesondere dadurch bemerkbar, dass immer größere Entfernungen zum Einkaufen zurückgelegt werden müssen. Kleinere Läden in dörflich-ländlichen Strukturen werden im Laufe dieses Prozesses meist ersatzlos geschlossen. Der Wegfall dieser und anderer Infrastrukturen hat unmittelbare Konsequenzen auf die Lebensqualität einer zunehmend alternden Gesellschaft ( lange Wege ) und führt zur Schwächung der Ortsmitten als Zentren des sozialen Austauschs und als Treffpunkte des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Die Zukunft der Nahversorgung beschäftigt nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Postulats der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse gem. Artikel 72 GG seit einiger Zeit auch die raum- und planungswissenschaftlichen Disziplinen. Die Sicherung einer wohnortnahen Versorgung ist längst nicht mehr nur Thema für die kommunale Praxis, sondern auch für wissenschaftliche Studien und Forschungsprojekte. In diesem Sinne war das hier dargestellte Forschungsvorhaben mit seiner Zusammenführung von Raumplanung und Wirtschaftsgeographie, Architektur und Städtebau zum einen interdisziplinär ausgerichtet, um einen Mehrwert an Erkenntnis zu erzielen und diesen für die Konzeption von Lösungsansätzen, Modellen und Projekten zu nutzen. Mit der Wahl eines methodischen Vorgehens, das wissenschaftliches und praktisches Wissen verbindet und mit dem Einbezug praktisch tätiger AkteurInnen in den Forschungsprozess, war es zum anderen transdisziplinär ausgerichtet. Kernthema des vom bis gelaufenen Forschungsprojektes ZukunftNAH war die Frage nach den Zukunftschancen der Nahversorgung 3 in ländlichen Räumen Niedersachsens. Hierbei lag der Schwerpunkt auf der Erforschung der wechselseitigen Beziehungen zwischen (Nah-) Versorgungsstrukturen, Raumsystemen sowie Einkaufsverhalten. Besondere Berücksichtigung fand das Zusammenspiel der AkteurInnen, die aktiv auf die Versorgungsstruktur eines Raumes einwirken (Governance). Drei Akteursgruppen - Kommune als Planungsträgerin, Unternehmen als Anbieter und Bevölkerung als Kundschaft - standen dabei im Fokus und wurden auf ihre Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse sowie deren Wechselwirkungen untereinander untersucht. 4 3 In der Fachliteratur gibt es keine einheitliche Definition des Begriffs Nahversorgung, meist versteht man darunter jedoch eine wohnortnahe Versorgung mit Gütern des kurzfristigen und täglichen Bedarfs. Dazu gehören Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels ebenso wie einzelhandelsnahe Dienstleistungen, also Banken, Friseur- oder Postdienste. Auch wenn Nahversorgung mehr als die Versorgung mit Lebensmitteln umfasst, fungiert der Lebensmitteleinzelhandel als Anker für andere dienstleistungsnahe Einrichtungen. Aus diesem Grund und weil die Nahversorgung als ein wesentliches raumordnerisches Prinzip nicht zuletzt auch im Zent-rale-Orte-Konzept verankert ist bildet der Lebensmitteleinzelhandel als Teil der Nahversorgung im Rahmen des Forschungsvorhabens den Anknüpfungspunkt für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume (s. Kap. 2).

11 Forschungsbericht ZukunftNAH Die unterschiedlichen Ist-Situationen und Voraussetzungen in den ländlichen Regionen Niedersachsens verlangten dabei eine detaillierte Herangehens- und differenzierte Sichtweise auf das Themen- und Handlungsfeld. Aus diesem Grund wurden zur Kooperation und Untersuchung sehr unterschiedliche Teilräume gewählt; die Untersuchungsgebiete erstrecken sich von der Wesermarsch über das Emsland bis zum Landkreis Northeim. Siebzehn Gemeinden waren als Kooperationspartnerinnen involviert. Abb.2: Drei Akteursgruppen - drei Handlungslogiken Gemeinde Einleitung 1.2 Arbeitsschritte, Methoden und Vorgehen Nach einer differenzierten Vorauswahl der Untersuchungsgebiete und Kooperationsgemeinden im Vorfeld des Vorhabens 2011 (s. Kap ) wurden im Rahmen empirischer Untersuchungen und Bestandsaufnahmen die lokalen und regionalen Standortbedingungen in den Orten bezüglich Siedlungs- und Verkehrsstruktur sowie Demographie und Versorgungssituation erfasst. Dazu gehörten neben der Auswertung von Sekundärstatistiken zur Beschreibung der Rahmenbedingungen in Bezug auf den demographischen Wandel und der Erhebung und Auswertung von planungsrelevanten Rahmenbedingungen in Form von Planwerken und Konzepten insbesondere eigene differenzierte Erhebungen zum Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in den Kooperationsgemeinden einschl. der Überprüfung vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Erreichbarkeit und Qualität. Zur Verdeutlichung des Ist-Zustandes und zur Einschätzung erkennbarer Problemlagen in den Untersuchungsgebieten wurden im 1. Halbjahr 2012 leitfadengestützte Interviews mit Vertretern der 17 Kooperationsgemeinden hinsichtlich prozessbezogener Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege resp. Governance) und Ansiedlungspolitik sowie Bewertung der Zukunftschancen der jeweiligen Nahversorgungssituation geführt. Darüber hinaus gaben Interviews mit selbstständigen örtlichen EinzelhandelsunternehmerInnen grundlegende Informationen zu den Strukturen der Betriebe und der Rahmenbedingungen in den jeweiligen Einzugsgebieten, zur Wahl und Bewertung von Standorten sowie zu Warenbezug und Logistik. Für Einblicke in den überörtlichen Kontext sorgten Gespräche mit Landkreisvertretern und Interviews mit Vertretern aus den Zentralen großer Einzelhandelsunternehmen hinsichtlich der für die Nahversorgung im ländlichen Raum relevanten Strukturen und Geschäftsfelder, der Kriterien der Standortbewertung / -wahl und der Erfolgsfaktoren. Zum Start in das zweite Forschungsjahr wurden die Ergebnisse der SWOT- Analyse sowie der GIS-Analyse vorgestellt, mit den KooperationspartnerInnen diskutiert und für jede Kooperationsgemeinde ein Strategiepapier verfasst. Der weitere Verlauf des Jahres 2013 war geprägt von der Entwicklung von Lösungsansätzen auf unterschiedlichsten Wegen - Benchmarking guter Beispiele, Diskussionen vor Ort, studentische Entwurfsarbeiten sowie von einer Haushaltsbefragung in sechs Beispielkommunen, die damit die noch fehlende Perspektive der Kundschaft einbringen konnte. Durch die Erarbeitung einer Handreichung ( Module für Nahversorgungslösungen ) konnten die Erkenntnisse aus der zweijährigen Forschungsarbeit in einen praxisnahen Baukasten einfließen und damit eine aktuelle Grundlage für die Entwicklung kontextspezifischer Lösungen durch Unternehmen, Gemeinden und Bevölkerung schaffen. Unternehmen Governance Bevölkerung 5

12 Einleitung Forschungsbericht ZukunftNAH Tab.1: Zeitlicher Ablauf des Forschungsprojektes ZukunftNAH Präzisierung von Kernthema und Forschungszielen / Festlegung der Parameter 01 / 2012 Auftaktveranstaltung am (M1) 02 / 2012 Empirische Untersuchung / Bestandsaufnahme + Interviews / 2012 Bestandsanalyse Teil 1: Stärken und Schwächen / 2012 Zwischenforum am (M2) 07 / 2012 Ergebnisse - Einschätzungen - Perspektiven Bestandsanalyse Teil 2: Chancen und Risiken / 2012 Bewertung der Zukunftschancen 01 / 2013 Impulsforum am (M3) 02 / 2013 Chancen - Risiken - Strategien Zukunftschancen / Überprüfung ab 02 / 2013 Lehrveranstaltung: / 2013 Einzelhandel als Planungs- und Entwurfsaufgabe Haushaltsbefragungen 06 / 2013 Regionale Foren: Thematische / Räumliche Cluster (M4) 06 / 2013 Demographie - Governance - Mobilität Konzept- und Projektentwicklung / 2013 Erarbeitung der Handreichung: / 2013 Module für Nahversorgungslösungen Abschlusskonferenz am (M5) 11 / 2013 Dokumentation der Ergebnisse / Aufbau und Struktur des Berichtes In dem hier vorliegenden Bericht über das Forschungsprojekt ZukunftNAH wird - nach Kurzfassung und Einleitung - in Kapitel 2 eine thematische Einführung zur Zukunft der Nahversorgung in ländlichen Räumen gegeben, indem die Ausgangslage der Nahversorgung in ländlichen Räumen beschrieben, die Zukunft ländlicher Räume als Laboratorien für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft aufgezeichnet und die Frage erörtert wird, ob Wirtschaft und Arbeit neu gedacht werden müssen, um soziale Innovation auf dem Land im Hinblick auf eine nachhaltige Raumentwicklung zu ermöglichen. Einen Überblick über die Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit in den Untersuchungsgebieten gibt das Kapitel 3, in dem die Analyse der Ausgangssituationen in den Gemeinden bzw. Teilräumen mit ihren Stärken und Schwächen und die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken sowie Herausforderungen und Potenziale aufgezeigt werden. Eine Darstellung der wichtigsten Ergebnisse aus den GIS-basierten Erreichbarkeitsanalysen und aus der Haushaltsbefragung über die Zufriedenheit der Bevölkerung mit ihrer Nahversorgungssituation sowie ihr Einkaufsverhalten schaffen die Basis für Strategien und neue Lösungsansätze. In Kapitel 4 werden die theoretischen Erkenntnisse aus den Untersuchungsgebieten in praktische Anleitungen und Empfehlungen überführt; dazu gehören eine Beschreibung der bereits veröffentlichten Handreichung: Module für Nahversorgungslösungen, der begleitend zur Forschung durchgeführten Lehrveranstaltungen sowie die Entwicklung weiter führender Ideen zur Umsetzung und das Zusammenspiel der AkteurInnen. 6

13 Forschungsbericht ZukunftNAH Einleitung Den Abschluss bilden Überlegungen zu neuen gemeinschaftlichen Herangehensweisen an eine zukunftsfähige Sicherung der Nahversorgung und für eine Neudefinition der Rolle von Planung und Politik. In Kapitel 5 werden in Form eines Ausblicks die ursprünglichen Leitfragen aufgearbeitet und weiterer Forschungsbedarf sowie politischer Handlungsbedarf aufgezeigt. 7

14 Forschungsbericht ZukunftNAH KAPITEL 2 DIE ZUKUNFT DER NAHVERSORGUNG IN LÄNDLICHEN RÄUMEN. EINE THEMATISCHE EINFÜHRUNG Die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist in zahlreichen Gemeinden zu einem Problem geworden, das sich bereits heute auf die Lebensqualität der betroffenen Bevölkerung maßgeblich auswirkt. Demographische Entwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel führen vor allem in ländlichen Räumen zu einer spürbaren Ausdünnung der Lebensmitteleinzelhandelsstandorte. Angesichts veränderter Rahmenbedingungen reagiert der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit Konzentrationsprozessen und einem Rückzug aus der Fläche, der bei gleichzeitiger Vergrößerung der Betriebsflächen mit einer abnehmenden Zahl an Einzelhandelsstandorten einhergeht. Einzelhandelsbetriebe haben in der Vergangenheit zentrale Lagen in den Ortskernen aufgegeben und sich an Ausfallstraßen an Ortsrändern, meist außerhalb der Wohngebiete und am Rande gewerblicher Agglomerationen, niedergelassen (Heinritz et al. 2003: 147). Gerade für kleine Orte mit weniger als 700 Einwohnerinnen und Einwohnern wird es zunehmend schwieriger, die Daseinsgrundfunktionen aufrechtzuerhalten, zu denen auch das Sich Versorgen gehört (Kuhlicke et al. 2005: 166, Steffen, Weeber 2002: 80 ff). Ältere und immobile Menschen, Alleinstehende, Alleinerziehende sowie Personen und Haushalte ohne eigenen PKW sind besonders stark von einer Unterversorgung betroffen. Nach Berechnungen des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (Kuhlicke et al. 2005) lebten bereits 2005 rund 40 % der ländlichen Bevölkerung ohne LEH im eigenen Ort. Mit der Ausdünnung des LEH werden die zu überbrückenden Distanzen zwischen Wohn- und Versorgungsorten immer größer, obwohl die Nahversorgung als besonders distanzsensibel gilt. Die Erreichbarkeit von Versorgungsmöglichkeiten mit einem ausreichenden Angebot an Gütern des täglichen Bedarfs sollte zum Beispiel nach dem Einzelhandelserlass des Landes Nordrhein-Westfalen zehn Gehminuten nicht überschreiten (vgl. MBV/ MW 2008: 21). Neben der Erreichbarkeit spielt allerdings auch die Qualität der Versorgung eine wichtige Rolle, wozu nicht zuletzt gestalterische und ortsspezifische Identitäten gehören; dies wird auch von wirtschaftlich orientierten Akteuren erkannt (vgl. BBE 2010: 53ff). Neben Lebensmitteln ist zudem auch der Zugang zu wichtigen Dienstleistungen wie Post, Banken, Gesundheitseinrichtungen für die Lebensqualität ausschlaggebend (Acocella 2007: 8). Nicht zuletzt spielen im demographischen Wandel zunehmend auch soziale und kommunikative Funktionen des Einkaufens wieder eine größere Rolle (vgl. GDI/KPMG 2013). Für den Begriff Nahversorgung gibt es in der Fachliteratur zwar keine einheitliche Definition, meist wird darunter jedoch eine wohnortnahe Versorgung mit Gütern des kurzfristigen täglichen Bedarfs verstanden. Dazu gehören Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels ebenso wie einzelhandelsnahe Dienstleistungen, also Banken, Friseure oder Postdienste. Die durchschnittliche Entfernung dieser Einrichtungen zu Wohnstandorten sollte aus Sicht der räumlichen Planung in guter fußläufiger Erreichbarkeit für die Bevölkerung liegen. Auch wenn Nahversorgung mehr als die Versorgung mit Lebensmitteln umfasst, dient der LEH als Anker für andere dienstleistungsnahe Einrichtungen. Treten dort rückläufige Frequenzen auf, sind davon regelmäßig auch andere zentrenrelevante Nutzungen betroffen (vgl. Grünewald 2010). Solange also LEH am Ort (noch) betrieben wird, schlägt das Herz eines Ortes; bricht er weg, wird es schwierig, eine andere öffentlich orientierte Nutzung (wieder) anzusiedeln. Es sollte somit im Interesse jeder Kommune liegen, sich für die Präsenz des Lebensmitte- 8

15 Forschungsbericht ZukunftNAH Thematische Einführung leinzelhandels in ihrer Gemeinde einzusetzen, um diesen für die Zukunft zu sichern. Die rechtlichen Rahmenbedingungen hierzu sind jedoch unscharf, die meisten Kommunen und Unternehmen verstehen den LEH als eine privatwirtschaftliche Aufgabe, die dem Markt zu überlassen ist. Während der Begriff der Nahversorgung heute vor allem im raumordnerisch-planerischen Kontext Verwendung findet und als Problematik hier auch erforscht wird 4, ist Daseinsvorsorge ein geographischer resp. verwaltungsrechtlicher Begriff, der in der politischen und sozialwissenschaftlichen Diskussion eine Rolle spielt. Er umschreibt die staatliche Aufgabe zur Bereitstellung der für das menschliche Dasein als notwendig erachteten Güter und Leistungen - die so genannte Grundversorgung. Hierzu zählen als Teil der Leistungsverwaltung öffentliche Einrichtungen für die Allgemeinheit, also Verkehrs- und Beförderungsanlagen, Einrichtungen der Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung, Müllabfuhr, Abwasserbeseitigung, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Krankenhäuser, Friedhöfe, Bäder usw. (Infrastruktur). Dabei handelt es sich größtenteils um Aktivitäten, die heute von kommunalwirtschaftlichen Betrieben wahrgenommen werden. Private Angebote - wie die Versorgung mit Lebensmitteln werden dabei im allgemeinen nicht aufgeführt. Aus diesem Grund - und weil die Nahversorgung als ein wesentliches raumordnerisches Prinzip nicht zuletzt auch im Zentrale-Orte-Konzept 5 verankert ist - bildet dieser Bereich der Daseinsvorsorge im Rahmen des Forschungsvorhabens ZukunftNAH den zentralen Anknüpfungspunkt für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume. In den letzten Jahren sind vielfältige Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Nahversorgung im ländlichen Raum entwickelt worden. Grob lassen sich diese in stationäre und mobile Konzepte unterteilen (Tab. 2). Die stationären Konzepte umfassen sehr unterschiedliche Formen: Integrationsmärkte beschäftigen Menschen mit Behinderung, Kleinflächenkonzepte sind stärker gewinnorientiert und an Franchisemodelle geknüpft, Kombinationsmodelle bringen unterschiedliche Dienstleister unter einem Dach zusammen, selbstorganisierte Nahversorgungskonzepte beruhen auf zivilgesellschaftlichem Engagement. Die Bandbreite dieser Lösungsvorschläge deutet allerdings darauf hin, dass sich die Voraussetzungen für selbsttragende Konzepte sehr unterscheiden. So benötigen Integrationsmärkte ein Einzugsgebiet von Einwohnerinnen und Einwohnern und eine Mindestverkaufsfläche von 400 qm. Kleinflächenkonzepte, die oft vom Lebensmittelgroßhandel betrieben werden, eignen sich aus betriebswirtschaftlichen Erwägungen nur für Gemeinden mit über Einwohnerinnen und Einwohnern. Kombinationsmodelle lassen sich nur realisieren, wenn es tatsächlich noch verschiedene Dienstleister gibt. Selbstorganisierte Nah- 4 Vgl. z.b. das Ressortforschungsprojekt des Bundes (BBSR) Nahversorgung in ländlichen Räumen, Raumordnung/2011/Nahversorgung/01 Start.html, Zugriff: Das Zentrale-Orte-Konzept nach Christaller (1933) stellt nach wie vor die raumordnerische Grundlage für die planerische Sicherung der Daseinsvorsorge in Deutschland dar. Die Konzeption der zentralen Orte hat auch in das deutsche Raumordnungsgesetz (ROG) Eingang gefunden, das in den Grundsätzen der Raumordnung unter anderem die räumliche Konzentration der Siedlungstätigkeit auf ein System leistungsfähiger zentraler Orte im Rahmen einer dezentralen Siedlungsstruktur fordert ( 2 Abs. 2 Nr. 2 ROG). Die Länder füllen das Rahmengesetz mit der Aufstellung von Landesentwicklungsprogrammen und Landesentwicklungsplänen aus, mit denen sie ihren Raum entsprechend dieser Grundkonzeption ausweisen, entwickeln und fördern. Niedersachsen hat bei der Gestaltung des Systems leistungsfähiger zentraler Orte eine Einstufung der Gemeinden in Ober-, Mittel- und Grundzentren mit entsprechenden Versorgungsoder Verflechtungsbereichen vorgesehen, die unterschiedliche Mindeststandards der Versorgung und Ausstattung erfüllen sollen. 9

16 Thematische Einführung Forschungsbericht ZukunftNAH versorgungskonzepte leben vom ehrenamtlichen Engagement der Bevölkerung, was im ländlichen Raum nicht notwendigerweise stärker ausgeprägt sein muss als anderswo. Zudem bestehen oft Probleme durch die mangelnden kaufmännischen Kenntnisse der Betreiberinnen und Betreiber (BMVBS/BBSR 2009: 18 ff., Fischer 2006: 80, Hahne 2009: 5). Tab. 2: Auswahl möglicher Lösungen bei mangelnder Nahversorgung Stationäre Konzepte Mobile und flexible Konzepte Integrationsmärkte: personelle Integration von Menschen mit Behinderung oder Personen mit schlechten Berufsaussichten (CAP- Märkte, Bonus-Märkte) Kooperations- & Kombinationsmodelle: Ladengemeinschaften, Gast-Kaufhaus, privat-private und öffentlich-private Kooperationen (Komm-In) Kleinflächenkonzepte: gewinnorientiert, häufig in Franchise-Form (Ums Eck, Ihr Kaufmann, Markt- Treff) Selbstorganisierte Nahversorgungskonzepte: kostendeckungsorientiert und auf bürgerschaftlichem Engagement beruhend (Bürgerladen Otersen, MarktTreff) Mobile Verkaufswagen: Tourenverkauf, Rein- und Mischsortiment (Eismann, Bofrost, Bäckerei- und Fleischerwagen) Fahrdienste & Mobilitätskonzepte: private, kooperative, ehrenamtliche, Rufbusse, Fahrgemeinschaften und Nachbarschaftshilfe (F-Bus, L-Bus, R-AST) Lieferservice: von Lebensmittelmärkten (Edeka) Wochen- & Bauernmärkte: zeitpunktbezogene Versorgung Internet- und Versandhandel: häufig Nischensortimente (gourmondo.de, amazon.de) Direktvermarktung: landwirtschaftliche Erzeugnisse, Angebot zeitlich eingeschränkt (Hofverkauf, SB-Verkauf) Quelle: Zusammenstellung durch B. Frank aus Benzel 2006: 56 ff., BMVBS/BBSR 2009: 18 f., Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg/Einzelhandelsverband Baden-Württemberg 2010: 28 ff., Fischer 2006: 73 ff., Hahne 2009: 5 ff., Kuhlicke et al. 2005: 94 ff., Vogels, Karg 2003: 1 ff. Große Hoffnungen werden in den letzten Jahren auch in mobile Versorgungskonzepte gesetzt. Vielerorts stellt mobile Versorgung die einzige Möglichkeit der Nahversorgung im ländlichen Raum dar. Das geringe Warenangebot und die eingeschränkten Öffnungszeiten durch kurze Standzeiten führen allerdings dazu, dass diese mobilen Angebote nur einen kleinen Teil der Bevölkerung erreichen. Eine weitere, sehr wichtige Schwäche der mobilen Angebote ist, dass sie den stationären Handel als Ort der Kommunikation und eines zeitungebundenen sich Treffens nicht ersetzen können (Kuhlicke et al. 2005: 168). 10 Die kurz skizzierten Lösungsansätze verfügen über unterschiedliche Vorund Nachteile, aber auch über sehr verschiedene Voraussetzungen. Hinzu kommt, dass der Begriff des ländlichen Raums der tatsächlichen Heterogenität dieses Raumtyps nur unzureichend Rechnung tragen kann. So sind

17 Forschungsbericht ZukunftNAH Thematische Einführung hier Regionen anzutreffen, die nach wie vor ein starkes Bevölkerungswachstum erzielen und auch junge Altersgruppen generieren, aber auch solche, die seit vielen Jahren von starker Abwanderung und Überalterung geprägt sind. Es lassen sich zudem Regionen identifizieren, die durch ihre Nähe zu Ober- und Mittelzentren sowie Verkehrsachsen günstigere Rahmenbedingungen für den LEH aufweisen, als Regionen, die sich weitab der Zentren in der Peripherie befinden. Vor diesem Hintergrund müssen Nahversorgungskonzepte stets auf die kontextspezifischen Bedingungen eingehen, die vor Ort anzutreffen sind. Nur so ist eine langfristige, zuverlässige und eine an den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung ausgerichtete Nahversorgung möglich. 2.1 Zukunft der ländlichen Räume: Wozu eigentlich? Angesichts zunehmender Urbanisierungsprozesse, die großen Städten und Stadtregionen einen Bedeutungsschub verleihen und insbesondere in peripher gelegenen ländlichen Räumen gewaltige Abwanderungsprozesse auslösen, stellt sich die Frage, inwieweit eine Sicherung dieser Räume auf Dauer überhaupt berechtigt ist. Wenn Arbeitsplätze immer mehr in urbanisierten Regionen zu finden sind, zu denen immer größere Pendeldistanzen auch aus entfernteren ländlichen Räumen zurück gelegt werden, wäre vielleicht eher darüber nachzudenken, längerfristig großräumige Umsiedlungen vorzunehmen und allenfalls den Übergang für betroffene Räume zu gestalten, als diese auf Dauer zu halten. Angesichts zunehmender Entleerungstendenzen wurden bereits Szenarien neuer Wüstungen entwickelt, die davon ausgehen, dass ein Gesundschrumpfen und damit verbunden auch die langfristige Aufgabe bestimmter Regionen für das räumliche Gesamtsystem sinnvoller sein kann als eine krampfhafte Sicherung des Überlebens dieser Räume bzw. der hier verorteten menschlichen Ansiedlungen. (vgl. Stadt+Um+Land 2030, 2004) Die Räume werden ja nicht aufgegeben, sie würden allenfalls von jeglicher menschlichen Nutzung verlassen. Die Frage nach dem Nutzen der ländlichen Räume stellt sich auch vor dem Hintergrund, dass sich die Nahrungsmittelproduktion als ursprüngliche Funktion dieser Räume im Zuge des landwirtschaftlichen Strukturwandels immer mehr vom Boden gelöst hat. Gleichwohl ist die Nahrungsmittelproduktion auch in ihren industriellen Formen immer noch stark mit dem Land verbunden, gerade in Niedersachsen, das als Flächenland einen besonders großen Anteil an landwirtschaftlicher Nutzung aufzuweisen hat. Und nicht zuletzt angesichts wachsender Widerstände gegenüber der Massentierhaltung mit ihren spezifischen gesundheitlichen Risiken sowie einem zunehmenden Bewusstsein für vegetarische Ernährungsweisen, die derzeit auch in neuen städtischen Bewegungen (urban gardening, urban agriculture) zum Ausdruck kommen, stellt sich die Frage, inwieweit ein Überleben der ländlichen Räume aus Nachhaltigkeitsüberlegungen heraus nicht gerade im Interesse des Gesamtsystems sein müsste. Systemtheoretische Erkenntnisse führen zumindest eher dazu, ein neues ausbalanciertes Stadt-Land-Verhältnis anzustreben, in dem auch den ländlichen Räumen (wieder) eine eigenständige Bedeutung zuerkannt wird. Damit ist jedoch das gesellschaftliche Selbstverständnis, sind Wertefragen angesprochen: Der ländliche Raum ist im Zuge der Entwicklung moderner Gesellschaften im allgemeinen Bewusstsein immer unwichtiger geworden. Die bedeutenden Entwicklungen spielten sich in den Städten ab: Revolutionen, Umwälzungen, Fortschritt haben in der Moderne hier ihren gesellschaftlichen Ort. Die ländlichen Räume gerieten immer mehr in den Windschatten einer Werthaltung, die die Städte betonte, durch Urbanisierung, Globalisierung, Emanzipation. Der Eigenwert der ländlichen Räume ging 11

18 Thematische Einführung Forschungsbericht ZukunftNAH verloren und mit ihm das Verständnis für systemische Zusammenhänge, auch von Stadt-Land-Beziehungen. Dazu kam der landwirtschaftliche Strukturwandel, der vielfältige soziale und räumliche Konsequenzen nach sich zog; die Industrialisierung der Landwirtschaft ließ die Nahrungsmittelproduktion scheinbar unabhängig werden von den Flächen und Räumen, die das Land zur Verfügung stellt. Das Land war umso mehr, je näher es zu den großen Städten und Stadtregionen lag im Zuge der Sub- und Desurbanisierung der 1960er bis 1980er Jahre als Alternative für lärm- und stressgeplagte StädterInnen zum häufig idealisierten Wohnstandort geworden. Die Massenmotorisierung trug dazu bei, dass zu den entfernt gelegenen Erwerbsarbeitsplätzen und zu den neuen Versorgungsstandorten auf der grünen Wiese gependelt werden, das Verschwinden der kleinteiligen Versorgungsstrukturen zunächst unbemerkt bleiben konnte. Die Zukunft der Nahversorgung, in den 1990er Jahren von feministischen Wissenschaftlerinnen erstmals als Krise der Reproduktionsarbeit 6 beschrieben (Rodenstein et al. 1996), trat erst ins allgemeine (raum- und planungswissenschaftliche) Bewusstsein ein (Häußermann 2009), als die Erreichbarkeit von Gütern und Diensten der Grundversorgung, nicht zuletzt angesichts einer alternden Gesellschaft immer weniger innerhalb zumutbarer zeitlicher und räumlicher Distanzen gewährleistet werden konnte. Diese Krise stellt nicht nur herkömmliche Geschlechter- und Familienverhältnisse, sondern mehr und mehr auch die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Frage, wie sie gemäß Verfassungsauftrag im Grundgesetz (Art. 72 Abs. 2 GG) und als politisches Ziel im Raumordnungsgesetz des Bundes ( 2 Abs. 3 ROG) verankert ist. Damit ist gleichzeitig das systemtragende Prinzip der Trennung von Stadt und Land, aber auch von Produktion und Reproduktion, als einerseits männlich, andererseits weiblich konnotierte Arbeitswelten, in Frage gestellt. Das traditionelle System aus scharf getrennten Sphären von Erwerbsarbeit einerseits, unbezahlter Hausarbeit andererseits entspricht nicht mehr den Realitäten einer von Informationsund Kommunikationstechnologien geprägten Wissensgesellschaft. Vor diesem Hintergrund gilt es, Geschlechterverhältnisse bzw. Produktion und Reproduktion (oder Arbeit und Wirtschaft ) und damit auch das Verhältnis von Stadt und Land neu zu denken. Das hier vorgestellte Vorhaben macht mit der Fokussierung auf krisengeprägte ländliche Räume und auf die Nahversorgung als Bestandteil der existentiellen Basis und als Ausdruck der gesellschaftlichen Formen des Wirtschaftens einen Anfang zu einer wissenschaftlich induzierten sozialen Innovation. Die ländlichen Räume werden im Zuge dessen zu Laboratorien für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft Der Begriff der Reproduktionsarbeit verweist auf die kapitalistische Gesellschaftsanalyse von Karl Marx, der zwischen gesellschaftlichem Produktions- und Reproduktionsbereich unterscheidet und damit die funktionale und räumliche Trennung von Fabrikarbeit und Hausarbeit im Aufbau der modernen, industriellen Gesellschaft sichtbar macht. Die Krise der Reproduktionsarbeit entsteht im historischen Verlauf aus den Folgen der Überlagerung verschiedener Entwicklungslinien: Dienstleistungsgesellschaft und Kleinfamilie, Suburbanisierung und Motorisierung, Emanzipationsprozesse und Ausdifferenzierung der Lebensformen, die in ihrem Zusammenwirken dazu führen, dass die Hausarbeit nicht mehr als selbstverständliche unsichtbare Leistung der Frau ausgeübt wird, das System gerät mit der räumlichen Entflechtung von Funktionen und zunehmenden Distanzen, die zu überwinden sind, um den Lebensalltag zu organisieren, an seine Grenzen.

19 Forschungsbericht ZukunftNAH Thematische Einführung 2.2 Wirtschaft und Arbeit neu denken: Auf dem Weg zu einem neuen Gesellschaftsvertrag Wegleitende Ansätze für ein altes neues Verständnis von Wirtschaft und Arbeit weisen hier Konzepte auf, die im wissenschaftlichen Kontext des Vorsorgenden Wirtschaftens entstanden sind und in denen die Geschlechterperspektive nicht nur eine relevante, sondern auch eine notwendige Perspektive für die Analyse und Bewältigung sozial-ökologischer Krisen darstellt (Hofmeister, Katz, Mölders 2013: 28), zu denen auch die Krise der Reproduktionsarbeit und deren Folgen für die Zukunft der Nahversorgung zu zählen sind. Die theoretische Fundierung bildet der Ansatz der (Re)Produktivität von Biesecker und Hofmeister (2013), in dem die vermeintliche Trennung zwischen Produktion und Reproduktion aufgehoben ist. Wie in der (ökologischen) Natur ließen sich auch in der (sozialen) Lebenswelt des Menschen produktive von reproduktiven, herstellende von wiederherstellenden Prozessen nicht wirklich trennen; das sei nur in der Sphäre des (Markt-)Ökonomischen möglich (Biesecker, Hofmeister 2013: 129f) bzw. in einer auf industrieller Produktion gegründeten Gesellschaft, die getrennte Welten aus Lohnarbeit und (industriellen) Arbeitsplätzen einerseits, (unbezahlter) Hausarbeit und privaten Haushalten andererseits hervorgebracht hat. Bereits 1999 hatte Zibell vorgeschlagen - aufbauend auf den drei Handlungsprinzipien des Vorsorgenden Wirtschaftens 7 - Prüfsteine für eine nachhaltige Raumentwicklung einzuführen, um einen zukunftsfähigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zu begleiten: - Vorsorge als Prinzip der Raumplanung und -entwicklung heißt, Raumnutzung und -aneignung prinzipiell als Vornutzung zu begreifen und zu gestalten (Hofmeister 2012 i.v.m. Zibell 1999: 27). - Orientierung am Lebensnotwendigen oder am für das Gute Leben Notwendigen bedeutet, räumliche Entwicklungen an den lebensweltlichen, alltäglichen Bedürfnissen und Raumansprüchen von Frauen und Männern auszurichten. - Kooperation schließlich hat das Verhandeln auf Augenhöhe zur Voraussetzung und damit die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Argumente wie der AkteurInnen, Gerechtigkeit, auch zwischen den Geschlechtern und deren Arbeitswelten (Hofmeister 2012: 86f). Für die Umsetzung eines solch anderen Verständnisses von Ökonomie, das auf Vorsorge und der Orientierung am für das Gute Leben Notwendigen beruht, ist Kooperation eine zentrale Voraussetzung, die gleichzeitig Handlungsregeln wie Partizipation, Diskursivität selbstverständlich einschließt. Ökonomie, verstanden als ein über marktkoordinierte Prozesse und Erwerbsarbeit weit hinausreichender sozial-ökologischer Handlungsraum (Biesecker, Hofmeister 2013: 135), legt die Basis für neue innovative Konzepte von Wirtschaft und Arbeit. Einen Ansatz für eine neue Wirtschaftstheorie, die die Versorgung aller Menschen mit dem zum Leben Notwendigen in den Mittelpunkt rückt, liefert Knobloch (2013). Er umfasst das Versorgen mit den zum guten Leben notwendigen Gütern, das Fürsorgen mit den notwendigen Leistungen für andere Menschen und das Vorsorgen das den Blick auf die Zukunft, 7 Diese drei Prinzipien (Vorsorge, Orientierung am Lebensnotwendigen und Kooperation) entwickelt vom Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften stehen den Prinzipien der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung (Nachsorge, Profitorientierung und Konkurrenz) diametral entgegen und stellen diese aus Sicht einer nachhaltigen Raumentwicklung grundsätzlich in Frage. 13

20 Thematische Einführung Forschungsbericht ZukunftNAH die Folgen heutigen Wirtschaftens richtet (Knobloch 2013: 21f). Eine theoretische Basis, die den aktuellen Debatten um die Sicherung der Daseinsvorsorge nachhaltige Orientierung geben könnte. Und nicht die Produktion von Gütern zum Selbstzweck, sondern das Gute Leben und das hierfür Notwendige in den Mittelpunkt rückt. Hier geht es um die Dimensionen der Lebensdienlichkeit, die Frage nach den übergeordneten Zielen des Wirtschaftens, nach dem guten Leben, und zwar für alle (Knobloch 2013: 26f). Um einen echten ganzheitlichen Ansatz. Das Nachdenken über das Gute Leben ist allen Ansätzen des Vorsorgenden Wirtschaftens immanent, dabei wird insbesondere auf den Fähigkeitenansatz des indischen Ökonomen Amartya Sen und der US-amerikanischen Philosophin Martha Nussbaum (1998) Bezug genommen. Gesellschaftliche Wohlfahrt bemisst sich in diesem Sinne nicht allein monetär, nicht eindimensional, sondern vieldimensional und vielfältig. (Biesecker, Winterfeld 2013: 270ff) Dass dies bereits mehr ist als Utopie, zeigt der Bericht des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU 2011), in dem ein Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation zur nachhaltigen Gesellschaft vorgeschlagen wird. Danach wären drei Dinge zu kombinieren: - eine Kultur der Achtsamkeit (aus ökologischer Verantwortung), - eine Kultur der Teilhabe (aus demokratischer Verantwortung) und - eine Kultur der Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen (aus Zukunftsverantwortung) (zit. nach Biesecker, Winterfeld 2013: 396). Das Gutachten des WBGU zielt zwar ab auf globale Umweltveränderungen, bezieht aber zum einen Megatrends von Wirtschaft und Gesellschaft ein und benennt zum anderen als Schlüsselfaktoren für die Transformation: Wertewandel, Technologie, Finanzierung und Steuerungsinstrumente (WBGU 2011: 68). Faktoren, die nicht nur für den Umbau des Energiesystems im engeren Sinne, sondern auch für den Einsatz und die Orientierung menschlicher Ressourcen und wirtschaftlicher Systeme im weiteren Sinne von Relevanz sind. Für die Prozesse der Transformation wird ferner auf die Notwendigkeit einer Gestaltung im Mehrebenensystem verwiesen und die Bedeutung der Wahrnehmung lokaler (und nationaler) Problemlagen von der höherrangigen, hier: internationalen Ebene (WBGU 2011: 241). Auch dies ein systemischer Ansatz, der den komplexen Lebenswirklichkeiten mit einem Denken und Handeln auf mehreren Ebenen der Betrachtung entgegenkommen will. Neben der Bedeutung der Planung als einem zentralen Steuerungsinstrument (WBGU 2011: 245) wird ebenfalls auf (internationale) Kooperation verwiesen und eine (globale) Governance für Infrastrukturentwicklung vorgeschlagen (WBGU 2011: 250ff). Für die Umsetzung wird die Bedeutung der Akteure hervorgehoben, insbesondere der so genannten Pioniere des Wandels (WBGU 2011: 256ff), die gem. dem Promotorenmodell nach Kristof als Fach-, Prozess-, Macht- oder Beziehungspromotoren ihre je eigene Rolle im Transformationsprozess wahrnehmen. Um eine rasche Transformation zu erreichen, wird abschließend vorgeschlagen, die Pioniere des Wandels aktiv zu fördern und zu vervielfachen (WBGU 2011: 277ff). All diese Aspekte einer ganzheitlichen Betrachtungsweise können auch auf eine nachhaltige Transformation der Systeme der Daseinsvorsorge, hier: Nahversorgung, angewendet werden und sind von Relevanz für das Auslösen sozialer Innovationen, wie sie auch im Rahmen des Vorhabens Zukunft- NAH angestrebt wurden. 14

21 Forschungsbericht ZukunftNAH Thematische Einführung 2.3 Zukunft der ländlichen Räume: Aber wie? Soziale Innovation durch neue Kooperationen Die Überlegungen zu einem ganzheitlichen Ansatz des Wirtschaftens führen dazu, dass sich einzelne Unternehmen heute bereits stärker als bisher auch mit Fragen einer moralischen Unternehmensführung auseinander setzen (Pieper 2003: 98f). In den letzten Jahren hat sich in der Literatur unter dem Begriff Corporate Social Responsibility ein Konzept der Unternehmensethik entwickelt, dass die soziale Verantwortung von Unternehmern für ihr Umfeld unterstreicht. Nach der Definition des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) heißt es Corporate Social Responsibility is the commitment of business to contribute to sustainable economic development, working with employees, their families, the local community and society at large to improve their quality of life (WBCSD 2000: 10). Neben der reinen Gewinnorientierung stehen Unternehmen in der Pflicht, sich an den Erwartungen, Zielen und Werten der Gesellschaft zu orientieren und unter Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Aspekten einen Beitrag zum Wohlergehen aller zu leisten (Bassen, Jastram, Meyer 2005: 231f). Die Ansätze der corporate social responsibility (CSR) führen über eine am Profit orientierte Führung der Unternehmen hinaus und beziehen Aspekte des Wohlergehens der Beschäftigten und ihrer Familien mit ein. 8 Diesen Ansatz der CSR von Unternehmen auf Gemeinden und Gemeindeverbände / Regionen zu übertragen und somit neu als regional social responsibility (RSR) zu entwickeln, ist ein Gedanke, der dem Vorhaben ZukunftNAH zugrunde liegt. Soziale Innovation entsteht durch neue, zum Teil bisher ungedachte, zumindest ungeübte Kooperationen. Eine nachhaltige Entwicklung ist ohne soziale Verantwortung jedoch nicht zu haben, d.h. Verantwortung ist auf möglichst viele resp. langfristig auf die Schultern aller zu verteilen. Dies erfordert eine Governance 9, die neue AkteurInnen, neue Kooperationen, neue Prozesse und Entscheidungsformen einbezieht und die Steuerungsfunktion in die öffentlichen Hände kommunaler Planungshoheit und den übergeordneten Rahmen eines neuen Gesellschaftsvertrages legt. Anreize schaffen, für Private, aber auch für alle denkbaren hybriden Konstellationen zwischen öffentlich und privat, in neuen public private partnerships, wäre als zentrale Planungsaufgabe in einem horizontal und vertikal abgestimmten Mehrebenensystem vom Land über die Region bis zur Kommune und wieder zurück zu lösen. Governance wird so zur Methode für Transformation und (soziale) Innovation. Zur Umsetzung konkreter Vorhaben, die von Pionieren des Wandels zu induzieren wären, könnten die Bausteine Vorsorgenden Wirtschaftens dienlich sein, wie sie im Zusammenhang mit alternativen Finanzierungsweisen dezentraler Infrastrukturprojekte unter Bezugnahme auf das Mo- 8 Mehr zum Thema CSR und den Initiativen im Einzelhandel wird u.a. auf der Homepage des Handelsverbandes Deutschland beschrieben. Dort finden sich auch zahlreiche Unternehmen des Einzelhandels, die sich im Bereich von CSR engagieren: einzelhandel.de/index.php/component/k2/itemlist/category/98469-csr-themenundinitiativenimeinzelhandel.html 9 In Anlehnung an Arthur Benz (Benz 2007) wird davon ausgegangen, dass innerhalb der jeweiligen politisch-gesellschaftlichen Einheit Steuerung und Regelung nicht nur vom Staat, sondern auch von der Privatwirtschaft und von Vereinen, Verbänden, Interessenvertretungen etc. wahrgenommen wird. Als die Nahversorgung in ländlichen Räumen bestimmende AkteurInnen gelten die Gemeinde als Planungsträgerin, die Bevölkerung als Kundschaft und die Unternehmen als Anbieter. 15

22 Thematische Einführung Forschungsbericht ZukunftNAH dell DORV im Kreis Düren / NRW 10 definiert wurden (Schön, Schmidt 2013: 278). Dazu zählen Projekte: - die von gemeinschaftlichen Akteurskonstellationen getragen und betrieben werden, wobei häufig Nutzer- und BetreiberInnen in Personalunion vorkommen; - in denen AkteurInnen Nutznießer- und KontrolleurInnen der Infrastrukturen sind, wodurch diese sich Unabhängigkeit und Selbständigkeit bewahren; - die am Bedarf der BürgerInnen und des Gemeinwesens ausgerichtet sind, also bedarfs- statt profitorientiert; - die einen Beitrag zur Reproduktion der Lebensgrundlagen und zur Sicherung des zum Guten Leben Notwendigen leisten, insbesondere in Orten, in denen die staatliche oder kommunale Daseinsvorsorge nicht mehr gesichert ist; - die eine Teilhabe der BürgerInnen an der Daseinsvorsorge in sozialer Verantwortung garantieren; - die lokal / regional in Akteursnetzwerken, Wirtschaftskreisläufen, Gemeinwesen und Stoffkreisläufen verankert und - die Bestandteil einer Gemeinwesenökonomie sind (Schön, Schmidt 2013: 278f). In diesen vorsorgenden Infrastrukturprojekten werden gemeinnützige, am Gemeinwohl orientierte Ziele und Inhalte mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit und unternehmerischer Organisation im Betrieb verbunden; das hat den Vorteil einer Passfähigkeit zum Markt nach außen und befördert soziale wie ökologische Qualität nach innen (Schön, Schmidt 2013: 279). Nach Einschätzung von Schön und Schmidt hätten Ideen für semi- und dezentrale Infrastrukturangebote schon heute größere Realisierungschancen, wenn das gap zwischen Finanzierungsproblemen auf der einen und vermögenden BürgerInnen als potenziellen SpenderInnen auf der anderen Seite mit intelligenten Anreizen ggf. auch seitens der öffentlichen Hand und nicht nur programmgebunden überbrückt würde (Schön, Schmidt 2013: 280f). Es ginge darum, Modelle zu entwickeln, die private Finanzierung UND staatliche Verantwortung integrieren. Innovative Finanzierungsmodelle für dezentrale Infrastrukturprojekte sind ein vielversprechender Ansatz, um Modelle des Vorsorgenden Wirtschaftens in der gemeinschaftlichen Daseinsvorsorge zu unterstützen und zu verbreiten. (Schön, Schmidt 2013: 295) Dieser Gedanke wird im Zusammenhang mit den Ideen zur Umsetzung (vgl. Kap. 4.3 dieses Berichtes) wieder aufgegriffen. Für die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft braucht es mehr als gute Beispiele und deren Verbreitung. Gemäß Winterfeld und Biesecker bedarf es einer Rahmung der Gesellschaft, die nicht auf Hierarchien und Abwertungen basiert, die ohne Abspaltungen und Ausgrenzungen auskommt, d.h. einer Rahmung, die durch Inklusion statt Externalisierung gekennzeichnet ist (Biesecker, Winterfeld 2013: 385). Dies erfordert je DORV steht für Dienstleistung und Ortsnahe Rundum Versorgung. Dahinter verbirgt sich das Konzept einer neuen multifunktionalen Nahversorgung gerade an Standorten, wo sich herkömmliche Anbieter zurückgezogen haben. Das Konzept wurde von Heinz Frey, Jülich, entwickelt und kam erstmals in Jülich-Barmen (NRW) zur Anwendung (vgl. html). Seither hat es viele Nachahmer gefunden, die nach dem Vorbild des DORV-Konzeptes ihre eigenen multifunktionalen Nahversorgungszentren gebildet haben. Nähere Informationen s.

23 Forschungsbericht ZukunftNAH Thematische Einführung doch andere Entscheidungsprinzipien und andere Grundlagen für politisches und soziales Handeln: einen neuen Gesellschaftsvertrag, der gleich zeitig auf einem neuen Geschlechtervertrag basiert (Biesecker, Winterfeld 2013: 391ff), und das heißt auch: auf einer Neudefinition von Wirtschaft und Arbeit. Die Governance so verstandener Transformationsprozesse bezieht alle (potenziellen) Akteure und Akteurinnen ein, nicht nur die, welche in traditionellen Strukturen und politisch-administrativen Institutionen verankert sind. Sie beruht auf der Gleichwertigkeit der Ideen und AkteurInnen und trägt dazu bei, innovative Projektideen und potente SponsorInnen zusammen zu bringen. In diesem Sinne könnte die Qualität der Governance zum Erfolgskriterium auch für eine nachhaltige Sicherung der Nahversorgung werden. 17

24 Forschungsbericht ZukunftNAH KAPITEL 3 LEITFRAGEN, ERGEBNISSE UND ERKENNTNISSE AUS DER FORSCHUNGSARBEIT Das Kapitel 3 verdeutlicht das Vorgehen, die Zielsetzung und die Kernaussagen der Forschungsarbeit. Einleitend werden dazu die Leitfragen, die das Projekt begleitet haben, aufgezeigt sowie das methodische Vorgehen erläutert. Darauf aufbauend geben die Ausgangssituation in den Untersuchungsgebieten und die Ergebnisse der verschiedenen Analysen - Stärken und Schwächen-Analyse, Auswertung von Geoinformationsdaten und Haushaltsbefragung - einen umfänglichen Überblick über alle Facetten der Nahversorgung in den ländlichen Kooperationsgemeinden und deren Zukunftschancen. 3.1 Leitfragen und methodisches Vorgehen Das Forschungsprojekt ZukunftNAH baut auf den Erkenntnissen einer Machbarkeitsstudie von 2011 auf. Die Leitfragen bezüglich der Versorgungssituation in ländlichen Räumen sowie der Zukunftschancen der Nahversorgung wurden bereits darin vorformuliert und bestimmen seitdem das methodische und analytische Vorgehen der Forschungsarbeit. Ausgehend davon, dass die Nahversorgung in ländlichen Räumen von den drei Akteursgruppen Kommune, Unternehmen und Bevölkerung maßgeblich beeinflusst und gesichert wird, stellte sich als erste Frage: - Welche Rahmenbedingungen müssen aus Sicht der Kommunen, der Unternehmen und der Bevölkerung erfüllt sein, um die tägliche Versorgung der Menschen auf dem Land zu gewährleisten? Darauf aufbauend wurde die Bedeutung der jeweiligen AkteurInnen in Bezug auf die Nahversorgung in Frage gestellt: - Was kann die Kommune in Bezug auf eine wohnortnahe Versorgung leisten? Welche planungsrechtlichen Voraussetzungen müssen vorhanden sein? Wie kann kommunale Planung auch kleinflächigen Einzelhandel steuern? Welchen Einfluss hat eine zielorientierte Aktivierung der Bevölkerung? Welche Rolle spielen Regionale Entwicklungsprozesse und -konzepte? - Was können Einzelhandelsunternehmen beitragen? Welche alternativen Konzepte stehen zur Erschließung neuer KundInnenpotenziale aus dem näheren Umfeld zur Auswahl? - Welche Bedürfnisse/ Bedarfe sind in der Bevölkerung vorhanden? Welche können mit dem derzeitigen Angebot (nicht) gedeckt werden? Und warum (nicht)? Welchen Stellenwert hat, je nach Lebenssituation, welche Art von Erreichbarkeit und Mobilität? Abschließend war die Forschungsarbeit durch die Frage geleitet, wie eine zukunftsfähige Nahversorgung in der Praxis aussehen könnte: - Welche Anreize können eine Verbesserung der Versorgungssituation fördern? Welche Lösungsansätze sind realistisch? Um diese Leitfragen beantworten zu können, wurde das in den folgenden Kapiteln erläuterte methodische Vorgehen gewählt: 18

25 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Auswahl Untersuchungsgebiete und KooperationspartnerInnen Die Auswahl der Untersuchungsgebiete und KooperationspartnerInnen startete bereits im Rahmen der vorangegangenen Machbarkeitsstudie im Jahr 2011 und lässt sich zusammengefasst wie folgt beschreiben: Durch die Sichtung vorhandener Regionaler und Integrierter Entwicklungskonzepte ländlicher Regionen in Niedersachsen konnten anhand formulierter Handlungsfelder bzw. Leitbilder zum Thema Versorgung geeignete Untersuchungsgebiete ausgewählt und KooperationspartnerInnen gewonnen sowie in Einzelfällen geeignete Unternehmen zur Mitarbeit motiviert werden. In intensiven persönlichen Vorortgesprächen und Workshops mit interessierten VertreterInnen von Regionen, Gemeinden, Landkreisen und ortsansässigen Unternehmen wurden die Schwächen ebenso wie die Stärken der Versorgungssituation in den potenziellen Kooperationsgemeinden diskutiert und unter großer Fürsprache ein Konzept mit Beteiligung aller wichtigen AkteurInnen als ProjektpartnerInnen erarbeitet, um zukunftsfähige Themen zu finden, Ideen zu entwickeln und deren Umsetzungschancen abzuwägen. Ungleiche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen in den ausgewählten Untersuchungsgebieten bedingen unterschiedliche Versorgungssituationen, die eine vielfältige Ausgangsbasis für das Forschungsvorhaben boten. Insgesamt lagen dem Forschungsteam 17 Regionale Entwicklungskonzepte von Leader-Regionen und 12 Integrierte Entwicklungskonzepte von ILEK- Regionen vor 11. Diese 29 Entwicklungskonzepte wurden bzgl. ihrer Aussagen, Handlungsfelder und Ziele zum Thema Versorgung der ländlichen Bevölkerung ausgewertet. Tab.3: Kriterien zur Vorauswahl von Untersuchungsräumen Formulierung von Handlungsfeldern + Zielen zum Thema Versorgung im Entwicklungskonzept Erkennbare Verknüpfungen mit anderen Themen Konzepte, Lösungsansätze zum Themenfeld Versorgung Ausgangssituation der Versorgung Maßnahmen- und Projektansätze im Entwicklungskonzept Umsetzung von Praxisprojekten Wenn ja, welche?* Wenn ja, zu welchen Themen? Wenn ja, welche? Wenn ja = Projektrecherche * nein = Ausscheidungskriterium Nach ersten klärenden Abstimmungsgesprächen mit den vorausgewählten Regionen resp. deren Regionalmanagements gelang es dem Forschungsteam, eine Auswahl zu treffen; zum einen wurden Regionen benannt, die als gute Beispiele ggf. später noch einmal herangezogen werden könnten, und zum anderen insgesamt 7 Regionen, die - zusammengefasst in 3 Cluster - als Untersuchungsräume in Frage kämen. 11 Dabei handelte es sich um Entwicklungskonzepte, die von ländlichen Regionen aus dem niedersächsischen Zielgebiet Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (RWB) im Jahr 2007 erarbeitet worden waren. 19

26 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH Tab.4: Potenzielle Untersuchungsräume Leader Region Wesermarsch in Bewegung ILEK-Region Nördliches Harzvorland ILEK-Region Untere Innerste ILEK-Region Westharz ILEK-Region Wittlager Land ILEK-Region Nördliches Osnabrücker Land Regionen Mittelweser, Sulinger Land, Mitte Niedersachsen Leader-Region Hümmling Leader-Region Hasetal Leader-Region W.E.R.O.-Deutschland ILEK-Region Wir 5 - Leine los! Cluster Nordniedersachsen Gute Beispiele Cluster Süd-West-Niedersachsen Gute Beispiele Cluster Westniedersachsen Cluster Südniedersachsen Nach einer schriftlichen Interessenabfrage der vorab ausgewählten Regionen konnten aus den o.g. Regionen die einzelnen Kooperationsgemeinden generiert werden. Nach dieser Vorentscheidung über die Untersuchungsräume wurde damit begonnen, auf der unternehmerischen Seite ProjektpartnerInnen zu suchen. Mit einem umfangreichen Informationsschreiben über Ziel und Zweck des geplanten Forschungsvorhabens sowie über die Untersuchungsräume wurde versucht, Interesse bei den in Niedersachsen für die Lebensmittelversorgung im ländlichen Raum zuständigen Unternehmen zu wecken. Angefragt wurden sechs große Unternehmen, welche mit kleinen Filialen Teile der Nahversorgung im niedersächsischen ländlichen Raum sicherstellen, sowie einige örtliche Lebensmitteleinzelhändler: Insgesamt sprengte eine detaillierte Abfrage von kleinen und mittelständischen Unternehmen in den ausgewählten Untersuchungsräumen zu dem Zeitpunkt den Rahmen. Ein grundlegendes Interesse der EinzelhändlerInnen wurde jedoch durch die ersten Eindrücke bestätigt und konnte später durch Anfragen zur Teilnahme an leitfadengestützten Interviews genutzt werden. Im Januar und Februar 2011 fanden die offiziellen Sondierungsgespräche in Form von Workshops mit allen ausgewählten ländlichen Regionen sehr erfolgreich statt. Alle interessierten Regionen sagten nach den Sondierungsgesprächen die Absicht zur Kooperation zu. Hierbei sind besonders die Bürgermeister der beteiligten Kommunen sowie die VertreterInnen der Landkreise als finanzierende PartnerInnen zu nennen, aber auch die RegionalmanagerInnen als strategische PartnerInnen. Termine mit den Unternehmen waren hingegen nur sehr schwierig zu erreichen. Die Firma REWE und der Markant Markt Siemer waren grundsätzlich zu einer Kooperation bereit, andere Unternehmen konnten später für umfangreiche Interviews gewonnen werden. 20

27 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Tab.5: Potenzielle Unternehmen Aktiv und irma Ein regional im nordwestlichen Niedersachsen agierendes Unternehmen, das sich mit den speziellen Bedürfnissen seiner Kundschaft auseinandersetzt und ein entsprechend abgestimmtes Angebot vorhält. Bünting Unternehmensgruppe - MARKANT Ein regional und bundesweit agierendes Unternehmen, das eine Reihe von kleineren Markant-Märkten in den potenziellen Untersuchungsräumen vorhält, jedoch derzeit einen Expansionskurs mit großen Supermärkten anstrebt. EDEKA Minden-Hannover Ein Zusammenschluss selbstständiger Einzelhandelskaufleute und größter Nahversorger der Region Minden-Hannover. Insbesondere NP-Märkte sind noch häufig in kleinen Ortskernen zu finden. EDEKA / Spar Ein Lebensmittelkonzern, der mit der Spar Holding insbesondere über Tankstellen-verkäufe auch die Menschen im ländlichen Raum versorgt. Raiffeisen Markt / Terres Marketing und Consulting GmbH Übernahme von Teilen der Versorgung auf dem Land mit regionalen Lebensmittelprodukten durch Raiffeisen Märkte. REWE Markt GmbH, Zweigniederlassung Nord / Nahkauf Ein Lebensmittelkonzern, der den ländlichen Raum insbesondere durch seine Nahkauf- Märkte noch in den Ortsmitten kleinerer Orte versorgt. Markant Markt Siemer Oldenburg Leer / Nordwestliches Niedersachsen Minden-Hannover Norddeutschland Norddeutschland Norddeutschland Emsland Ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Lorup, das die Nahversorgung der ländlichen Bevölkerung in Ortsteilen der Samtgemeinden Sögel, Werlte und Nordhümmling durch gezielte Angebote auf kleiner Fläche aufrecht erhält. 21

28 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH Abb.3: Untersuchungsräume und KooperationspartnerInnen des Forschungsprojektes ZukunftNAH Wie in der Übersicht erkennbar, fungierten als Untersuchungsgebiete für das Forschungsvorhaben 17 niedersächsische Gemeinden, Samtgemeinden und Städte in sich stark unterscheidenden Regionen, von der Wesermarsch über das Emsland bis zum Landkreis Northeim, welche die heterogenen Siedlungs-, Versorgungs- und Bevölkerungsstrukturen des Landes im demographischen Wandel abbilden. Die jeweiligen Ausgangssituationen werden in Kap. 3.2 im Detail erläutert Methodik der SWOT-Analyse Die Analyse der Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken in Bezug auf die Zukunftschancen der Nahversorgung in ländlichen Räumen Niedersachsens basiert auf den Bestandsaufnahmen zur Versorgungssituation in den 17 Kooperationsgemeinden sowie auf Aussagen aus leitfadengestützten Interviews mit den Kooperationspartnern. Dabei gaben 13 Bürgermeister häufig gemeinsam mit ihren Bau- und Planungsamtsleitern, zwei Wirtschaftsförderer und zwei Ratsvertreter zusammen mit Verwaltungsmitarbeitern aus allen beteiligten Kooperationsgemeinden, Auskunft hinsichtlich prozessbezogener Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege resp. Governance) und Ansiedlungspolitik sowie über die Bewertung der Zukunftschancen der Nahversorgungssituation in ihren Kommunen. Für eine übergeordnete Einschätzung wurden Interviews mit den Planungsamtsleitern der Landkreise Northeim und Osnabrück sowie dem Demographiebeauftragten des Landkreises Emsland geführt. Um auch die Sicht des Einzelhandels einbeziehen zu können, wurden leitfadengestützte Interviews mit selbstständigen örtlichen EinzelhandelsunternehmerInnen aus den Kooperationsgemeinden Butjadingen und Berne im Norden (LK Wesermarsch), Lathen und Sögel im Emsland sowie Moringen im südlichen Niedersachsen und einem mobilen Einzelhändler in Göttingen

29 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse geführt. Sie gaben grundlegende Informationen zu den Strukturen ihrer Betriebe und der Rahmenbedingungen in den jeweiligen Einzugsgebieten, zur Wahl und Bewertung von Standorten sowie zu Warenbezug und Logistik. Für Einblicke in den überörtlichen Kontext sorgten Gespräche mit Vertretern aus den Zentralen dreier großer Einzelhandelsunternehmen (MARKANT, EDEKA, Rewe), die Filialen in den niedersächsischen ländlichen Räumen betreiben. Sie berichteten über die für die Nahversorgung relevanten Strukturen und Geschäftsfelder, Kriterien der Standortbewertung / -wahl sowie mögliche Erfolgsfaktoren. Die Bestandsaufnahmen fanden in allen 17 Kooperationsgemeinden gleichermaßen statt. Die Versorgungseinrichtungen wurden zunächst durch eine Abfrage der Versorgungsangebote bei der jeweiligen Kommunalverwaltung erfasst und darauf aufbauend vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Erreichbarkeit, Angebot und Qualität überprüft. Anhand eines Erfassungsbogens wurden die Versorgungseinrichtungen in allen Orts- und Stadtteilen in Augenschein genommen und in Karten eingetragen, um diese später für die Erreichbarkeitsanalyse georeferenziert übernehmen zu können. Die entwickelten Kriterien zur Analyse der Versorgungssituation und des Zusammenspiels der AkteurInnen wurden aus der systematischen Sammlung von Informationen hin zu einer vereinfachten Darstellung (Matrix) zur Einordnung der Ergebnisse verdichtet, in der sich jede Kooperationsgemeinde wieder finden konnte (s. Kap ). Darüber hinaus wurde für jede Gemeinde ein Strategiepapier 12 verfasst, in dem die Ergebnisse der SWOT-Analyse bezogen auf die einzelnen Gemeinden nachzulesen sind Methodik der GIS-Analyse Die GIS-Analyse wurde mit Hilfe des Geographischen Informationssystems Arc-GIS von ESRI berechnet. Ziel war es, die Distanz zwischen den vorhandenen Nachfrage- bzw. Wohnstandorten und den Angebots- bzw. Betriebsstandorten zu ermitteln. Die Datengrundlage bildeten Gemeinde-, Haus- und Verkehrskoordinaten, die in Form von Shape-Dateien im ASCII Format georeferenziert (Stand 2012) vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen zur Verfügung gestellt wurden. Der Untersuchungsraum umfasst die in Kap dargestellten Kooperationsgemeinden im Emsland, in der Wesermarsch und im Landkreis Northeim sowie die angrenzenden Bereiche der umliegenden Landkreise, zur Abbildung möglicher landkreisüberschneidender Nachbarschaftseffekte. Als Nachfragestandorte dienten hierbei die im Untersuchungsraum vorhandenen Gebäude, welche als Punktdaten vorlagen. Als Nachfragestandorte wurden die Standorte der erweiterten Nahversorgung verwendet. Hierzu wurden den im Zuge der Bestandsaufnahme erhobenen Adressen geographische Koordinaten zugewiesen, so dass sie ebenfalls als Punktdaten im Geographischen Informationssystem dargestellt werden konnten. Als verbindendes Element zwischen den Nachfrage- und Angebotsstandorten wurde das Straßennetz verwendet. Somit war es möglich von jedem Nachfragestandort zu jedem Angebotsstandort, den kürzesten Weg innerhalb des Straßennetzes zu errechnen. Hierzu wurde das Programm Netzwerkanalyst mit der Funktion Start-Ziel-Kostenmatrix verwendet, welche die Kosten der Raumüberwindung anhand der Entfernung in km berechnet. Hierdurch konnten linienförmige Daten zwischen jedem Nach- 12 Als Anlagen sind die Strategiepapiere für die Kooperationsgemeinden Jade beispielhaft für den Norden Niedersachsens, Sögel für den Westen und Moringen beispielhaft für den Süden des Landes zum Nachlesen abgedruckt. 23

30 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH fragestandort und jedem Angebotsstandort berechnet werden, welche die jeweilige Entfernung hinterlegt hatten. Somit war es möglich, für jedes Gebäude zu berechnen, welche Entfernung zur nächsten Einrichtung der erweiterten Nahversorgung zurückgelegt werden muss bzw. welches Erreichbarkeitspotenzial in den Kooperationsgemeinden vorhanden ist Methodik der Haushaltsbefragung Die Haushaltsbefragung wurde vom Mai 2013 im Rahmen des Studienprojektes Einzelhandel im ländlichen Raum in sechs ausgewählten Kooperationsgemeinden des Forschungsprojektes durchgeführt. Bei diesen Gemeinden handelte es sich um die Gemeinde Bunde und die Samtgemeinde Werlte im westlichen Niedersachsen, um die Gemeinde Butjadingen und die Gemeinde Stadland in der Wesermarsch sowie um die Gemeinde Katlenburg-Lindau und die Stadt Moringen im Landkreis Northeim. Als Grundlage der Auswahl der Haushalte dienten die bereits beschriebenen Gebäudedaten der GIS-Analyse. Anhand der in den jeweiligen Gemeinden vorhandenen Anzahl an Gebäuden wurde berechnet, welche Größe die Stichprobe der Haushaltsbefragung aufweisen muss, um mittels einer Zufallsauswahl Repräsentativität gewährleisten zu können. Die ermittelte Mindestgröße lag bei einer Anzahl von rund 75 Haushalten pro Gemeinde. Diese Anzahl an befragten Haushalten konnte in allen Gemeinden erreicht werden. In der Gemeinde Bunde wurde mit 80 Haushalten die geringste Anzahl, in der Gemeinde Stadland mit 171 Haushalten die größte Anzahl befragt. Im Anschluss an die Berechnung der Mindestgröße der Stichprobe wurden je Gemeinde 200 Gebäude durch eine Zufallsauswahl ermittelt und diesen Gebäuden die jeweiligen Adressen zugeordnet. Anhand der so erstellten Adresslisten wurden die Haushalte von den Studierenden aufgesucht. Bei einem möglichen Nichtantreffen wurde einer der direkten Nachbarhaushalte befragt, um die Zufälligkeit der Auswahl auf räumlicher Ebene beibehalten zu können. Die ermittelten Befragungsdaten wurden im Anschluss mit dem Statistikprogramm SPSS deskriptiv und analytisch ausgewertet. Der Fragebogen (vgl. Abb.4) gliedert sich in drei Teilbereiche. Der erste Teilbereich befasst sich mit dem Einkaufsverhalten, im zweiten Teil wird die Zufriedenheit mit der Nahversorgung abgefragt und der dritte Teilbereich erfragt die Wünsche an eine zukunftsfähige Nahversorgung sowie die Bereitschaft der Menschen sich dafür zu engagieren Ergebnisse: Was haben wir vorgefunden? Was haben wir untersucht? Trotz der erwartungsgemäß spezifischen Situationen in den Untersuchungsgebieten sind Analogien in der Ausgangssituation feststellbar: Eine meist noch sichere Versorgung in größeren, eine bereits kritische Lage in kleineren Orten prägt den ländlichen Raum landauf landab. Deutlich wird, dass unattraktive Ortskerne, mangelnde Identifikation, fehlende Innenentwicklung und ein strukturschwacher weitläufiger Raum eine eher negative Entwicklung verstärken. Problematisch sind die fehlende Nachfolge sowie fehlende Risikobereitschaft inhabergeführter Einzelhandelsgeschäfte. Allen Kooperationsgemeinden gemein ist die - zwar unterschiedlich schnell und stark, aber überall - voranschreitende Alterung der Bevölkerung und damit einhergehend die zu erwartende deutliche Erhöhung des Anteils der über 65-Jährigen bis Im Folgenden werden die Rahmenbedingungen, deren unterschiedliche Ausgangssituationen das Forschungsfeld bestimmen, zusammengefasst dargestellt.

31 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Abb.4: Auszug aus dem Fragebogen zur Haushaltsbefragung 25

32 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH 26

33 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Raum- und Siedlungsstrukturen, demographische Entwicklung Die Raum- und Siedlungsstrukturen der 17 Kooperationsgemeinden geben die Unterschiedlichkeit der niedersächsischen ländlichen Räume wieder: Im Norden prägen weit voneinander entfernte Siedlungskerne und einzelne verstreute Siedlungslagen in den Moor- und Geestbereichen die Situation einer relativ starken Zersiedelung bei gleichzeitiger Konzentration entlang der Weser und der Küste. Die Kooperationsgemeinden im Emsland sind geprägt durch weitläufige Siedlungsgrundrisse, auf die sich die Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten konzentriert hat. An den Ortsrändern wurden teils große Wohn- und Gewerbegebiete erschlossen und neu besiedelt. Die kompakten Siedlungsbereiche liegen relativ weit voneinander entfernt und haben sich ihre eigenen Strukturen noch weitgehend erhalten, da die Verkehrsanbindungen auch untereinander als relativ schlecht zu bezeichnen sind. Ursprünglich landwirtschaftlich strukturiert, prägen heute zahlreiche mittelständische Handwerks-, Handels- und Industrieunternehmen diese Samtgemeinden. Der ländliche Raum im südlichen Niedersachsen unterscheidet sich davon durch seine relativ dichte Besiedelung in hügeliger Umgebung. Die räumliche Orientierung der Kooperationsgemeinden ist hier durch die gute Straßen- und ÖPNV-Anbindung sehr stark auf die Mittel- und Oberzentren ausgerichtet; Göttingen, Northeim und Einbeck haben eine hohe Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung. Die bevölkerungsstärkste teilnehmende ländliche Kommune ist die Samtgemeinde (SG) Werlte im Emsland mit gut EinwohnerInnen, die kleinste ist die Gemeinde Ovelgönne im Landkreis (LK) Wesermarsch mit EinwohnerInnen, im Mittel liegen die Städte im LK Northeim (Mittelzentren ausgenommen). In dieser Spanne bewegen sich auch die Interessen der Kooperationsgemeinden; Ovelgönne, ohne eigenes Grundzentrum, plädiert für die Aufwertung kleiner ländlicher Orte durch die Konzentration auf funktionale Schwerpunkte, die Grundzentren Hardegsen und Moringen im LK Northeim setzen auf eine Urbanisierung durch Konzentration auf ihre Stadtkerne und die großen Samtgemeinden im Emsland kämpfen noch mit dem Kirchturmdenken ihrer Mitgliedsgemeinden. Ähnliche Unterschiede gibt es auch bei der Bevölkerungsprognose: Die fünf Kooperationsgemeinden aus der Wesermarsch müssen sich ebenso wie die Kooperationsgemeinden im Landkreis Northeim bis 2030 auf Rückgang und Alterung der Bevölkerung einstellen (s. Tab.6); der Anteil an über 65-Jährigen wird auf mehr als 30 % prognostiziert und liegt damit deutlich über dem niedersächsischen Durchschnitt. In 2010 lag der Anteil der über 65-Jährigen in den Gemeinden der Wesermarsch, anders als im Landkreis Northeim, zumeist noch bei unter 20%, der Prozess der (Über-)Alterung beginnt hier somit erst. Begünstigt wird in beiden Regionen die überproportionale Alterung durch den gleichzeitig starken Rückgang der Bevölkerung. Die Kommunen aus dem westlichen Niedersachsen (Emsland) können im Moment noch von moderaten Bevölkerungszuwächsen ausgehen, jedoch wird auch hier die Alterung der Bevölkerung in 2030 spürbar sein. über dem niedersächsischen Durchschnitt. In 2010 lag der Anteil der über 65-Jährigen in den Gemeinden der Wesermarsch, anders als im Landkreis Northeim, zumeist noch bei unter 20%, der Prozess der (Über-)Alterung beginnt hier somit erst. Begünstigt wird in beiden Regionen die überproportionale Alterung durch den gleichzeitig starken Rückgang der Bevölkerung. Die Kommunen aus dem westlichen Niedersachsen (Emsland) können im Moment noch von moderaten Bevölkerungszuwächsen ausgehen, jedoch wird auch hier die Alterung der Bevölkerung in 2030 spürbar sein. 27

34 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH ORT 2010 Altersgruppe > 65 Jährige abs. Zahl in % Kooperationsgemeinden in der Wesermarsch Gem. Berne ,5 % Gem. Butjadingen ,1 % Gem. Jade ,7 % Gem. Ovelgönne ,6 % Gem. Stadland ,4 % Kooperationsgemeinden im LK Northeim Stadt Hardegsen ,4 % Gem. Katlenburg- Lindau ,0 % Stadt Moringen ,5 % Stadt Northeim ,2 % Stadt Uslar ,7 % Kooperationsgemeinden im Emsland Gem. Bunde ,2 % Lähden (SG Herzlake ,7 % SG Lathen ,5 % SG Neuenkirchen ,5 % SG Nordhümmling ,0 % SG Sögel ,5 % SG Werlte ,0 % Tab.6: Bevölkerungsstruktur und -entwicklung in den Kooperationsgemeinden - Anteil der über 65-Jährigen im Jahr 2010 und prognostiziert für das Jahr Bevölkerung ges. Prognose 2030 Bevölkerung ges. abs. Zahl + in % (eigene Berechng.) ,8 % ,7 % ,4 % ,1 % ,3 % ,7 % ,4 % ,8 % ,5 % ,5 % ,9 % ,2 % ,5 % ,5 % ,5 % ,4 % ,6 % Prognose 2030 > 65 Jährige abs. Zahl in % ,0 % ,4 % ,1 % ,9 % ,8 % ,0 % ,5 % ,4 % ,0 % ,7 % ,0 % ,3 % ,0 % ,2 % ,7 % ,1 % ,9 % Quelle: NBank Bevölkerungsprognose des NIW, Basisjahr 2010, eigene Berechnungen 28 Entsprechend der skizzierten unterschiedlichen Ausgangssituationen sind auch die damit verbundenen Stärken und Schwächen in Bezug auf das Forschungsfeld Nahversorgung heterogen ausgeprägt: Leerstände und Umnutzungspotenziale in den Ortskernen bestimmen in den Regionen der Wesermarsch und des südlichen Niedersachsens die Siedlungsentwicklung und damit in vielen Fällen das teils historische Orts-

35 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse bild; neben negativen Auswirkungen im Hinblick auf Verödung der Ortskerne und Verlust an Zentralität bedeutet dies auch ein hohes Potenzial an Flächen und Gebäuden für Neuentwicklungen und große Handlungsspielräume für die Innenentwicklung. Die Orte im Emsland sind aufgrund meist hoher Nachfrage und der bewussten Steuerung innerörtlicher Entwicklungen derzeit nicht von Leerständen bedroht. Das Thema Siedlungsentwicklung wird in den Kommunen sehr unterschiedlich angegangen, Ortsrand/ grüne Wiese oder Ortskern/Innenstadt sind die Alternativen bzw. Konkurrenzen zwischen denen entschieden wurde und wird. Neue Wohnkonzepte für die Ortskerne sind noch die Ausnahme, Konkurrenzen durch preiswerte Lagen der eigenen Gemeinde machen alternative Lösungen oft schwierig. Eine Konzentration auf die Entwicklung in zentralen Orten mit Infrastruktureinrichtungen findet nur in den Kommunen statt, die bereits Schrumpfungsprozesse begleiten. Die Nachfrage nach Wohnraum und Bauland variiert in den Kooperationsgemeinden erheblich; in den meisten Fällen ist kein Wachstum mehr zu erwarten, d.h. Entwicklung findet nur aus sich heraus statt. Die Chance zur inneren Erneuerung wird aber nur in wenigen Fällen ergriffen. Eine hohe Nachfrage wie in den emsländischen Kommunen entsteht oft aufgrund niedriger Preise. Ein Bedarf an besonderen Wohnformen wird zwar generell festgestellt, jedoch noch kaum umgesetzt. Die in Tab. 6 aufgezeigte natürliche Bevölkerungsentwicklung ist in den meisten Kommunen geprägt von rückläufigen EinwohnerInnenzahlen. Bezogen auf die Nahversorgung muss aufgrund der Schrumpfung mit einer abnehmenden Kaufkraft gerechnet werden; trotzdem kann durch den wachsenden Anteil älterer, ggf. immobiler Menschen ein erhöhtes Potenzial für den Einkauf am Ort angenommen werden, eine Chance, welche die HändlerInnen bereits heute bei ihren Planungen berücksichtigen sollten. Zuwanderung birgt ebenfalls neue Chancen für ländliche Räume, um den Bevölkerungsrückgang zu reduzieren. In der Wesermarsch ist z.b. eine verstärkte (saisonale) Nachnutzung leer stehender Einfamilienhäuser durch Alters(zweit)wohnsitze zu verzeichnen, im Emsland sind es erhebliche Zuwanderungen von Menschen mit Migrationshintergrund aus dem osteuropäischen Ausland. Beide Entwicklungen sind verbunden mit einer erhöhten Integrationsanforderung an die Bevölkerung und die HändlerInnen in den Dörfern. Die Begrüßungskultur der Kommunen sollte sich entsprechend anpassen und u.a. die Wichtigkeit der Vereine ins Bewusstsein der NeubürgerInnen bringen. Die Arbeitsplatzentwicklung gestaltet die Basis der Versorgungssituation in den ländlichen Kommunen mit, da Arbeitsplatzabbau eine Abwanderung der Bevölkerung nach sich ziehen und neue Arbeitsplätze für eine Kommune Zuwanderung und Kaufkraftverbesserung bedeuten können. Der Zusammenhang von Wohnen, Arbeiten und Versorgen auf dem Land wird hier besonders deutlich und sollte von den Kommunen durch entsprechende Angebote gestärkt werden. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen variiert in den Kooperationsgemeinden zwischen 30,1% in Bunde und 51,7% in Katlenburg-Lindau, was hier durch eine überregional bedeutsame Forschungseinrichtung begründet war, die mittlerweile geschlossen wurde. Der niedersächsische Durchschnitt von 45,4% wird somit teils überund teils unterschritten; eine überdurchschnittliche Erwerbsbeteiligung, spricht auch für ein hohes Potenzial an Unternehmerinnen am Ort; unterdurchschnittlich kann ggf. eine stille Reserve gegen den Fachkräftemangel bedeuten. Raum- und Siedlungsstruktur sowie demographische Entwicklung bergen sehr unterschiedliche Herausforderungen und Potenziale für die Kommu- 29

36 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH nen und haben deutliche Konsequenzen auf die derzeitige Situation sowie die zukünftige Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel Struktur und Entwicklung des Lebensmitteleinzelhandels Insgesamt wurden im Rahmen der Bestandsaufnahmen vor Ort die Versorgungseinrichtungen in 120 Ortsteilen in Augenschein genommen. 251 Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen wurden dabei erfasst, die in den Orten die erweiterte Nahversorgung 13 anbieten (s. Abb.5). Verstärkt werden die stationären Versorgungseinrichtungen von mobilen EinzelhändlerInnen und von Wochenmärkten. Abb.5: Verteilung der stationären Versorgungseinrichtungen nach Marktformen Verbrauchermärkte Discounter Nahversorger Fleischereien Bäckereien Spezialitäten Kioske Bioläden Tankstellenshops Ab-Hof-Verkauf Die Situation zeigt sich zusammengefasst wie folgt: Ein Großteil der Versorgung in den Kooperationsgemeinden wird heute durch Bäckereien mit einem Zusatzangebot an Lebensmitteln gewährleistet, sie machen mit 99 Betrieben fast 40 % der Versorgungseinrichtungen aus. Ebenfalls eine wichtige Rolle übernehmen Fleischereien und kleinere Nahversorger, die zusammen weitere 30 % der Versorgungseinrichtungen ausmachen. Erst danach folgen die Discounter und Verbrauchermärkte mit je 26 bzw. 27 Standorten (zusammen 21 %) in den untersuchten Gemeinden. Durch ihr großes Angebot und ihre meist verkehrsgünstige Lage versorgen diese jedoch einen deutlich größeren Einzugsbereich als die vorgenannten meist wohnortnahen Anbieter. Kioske, Bioläden, Ab-Hof-Verkäufe und auch Tankstellenshops übernehmen nur einen geringen Teil der Nahversorgung in den untersuchten ländlichen Räumen. Noch ist die tägliche Versorgung in den zentralen Orten möglich; dies kann als positive Ausgangslage für den ansässigen Einzelhandel gewertet werden, sofern man von einer Kaufkraftbindung im Ort ausgeht. Teilweise fehlt in der Wesermarsch der Hard-Discounter, so dass die Bevölkerung für den Wocheneinkauf in die nächstgelegene Stadt fährt. Die Struktur des Einzelhandels im Landkreis Northeim beschränkt sich vielerorts auf größere Agglomerationen an autoaffinen Standorten. Das Einkaufen auf dem Eine erweiterte Nahversorgung bezieht Verbrauchermärkte, Supermärkte, Discounter, Dorfläden, Hofläden, Spezialitätengeschäfte, das Lebensmittelhandwerk, mobile Versorger sowie Wochenmärkte mit ein, sofern sie eine Grundversorgung an Nahrungsmittel bereitstellen. Alle dazu zählenden Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen bilden die Basis für die Bestandsaufnahmen, Analysen und Befragungen im Rahmen der Forschungsarbeit.

37 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Weg, zum Beispiel zur Arbeit oder zu anderen Aktivitäten, ist hier sowohl für die Bevölkerung als auch für Vorbeifahrende komfortabel, jedoch für mobilitätseingeschränkte Personen beschwerlich. Die weitläufige Siedlungsstruktur im Emsland macht großflächige Entwicklungen häufig auch innerorts möglich und hält die Kundschaft dadurch am Ort. Eine stationäre Nahversorgung in den ländlichen Ortsteilen ist in der Wesermarsch nicht mehr optimal, im Landkreis Northeim häufig gar nicht mehr gegeben. Zwar sind alt eingesessene Standorte hier teils noch vorhanden und gut etabliert, jedoch treten Nachfolgeprobleme bereits deutlich zutage. Fehlende Dienstleistungsorientierung und Managementfähigkeit der InhaberInnen tragen hier zum Niedergang der Nahversorgung bei. Potenziale für Hofläden und mobile Dienste sind groß und werden besonders im südlichen Niedersachsen u.a. von einem Rollenden Supermarkt bereits bedient. Soziale Treffpunkte gehen damit jedoch mehr und mehr verloren. Der entlang der Küste Niedersachsens starke Tourismus gilt hingegen als Garant für den Erhalt eines modernen Einzelhandels und stärkt somit die Lebensqualität besonders in den Küstenorten. Die stationäre Nahversorgung in den ländlichen Ortsteilen des Emslandes kann als optimal bezeichnet werden, Lebensmittel mit Frischwaren, Bäckerei und Café werden möglichst kompakt an einem Ort angeboten und von der Bevölkerung bewusst angenommen. Eine besondere Bedeutung kommt dem Nahversorger als Kommunikationsort zu, denn die Menschen treffen sich zufällig beim Einkauf, d.h. Nahversorger geben Raum für soziales Leben, das in den ländlichen Ortsteilen sonst oftmals nur noch organisiert stattfindet. Teilweise wird die Deckung des Lebensmittelbedarfs vor Ort weitgehend durch mobile Anbieter sichergestellt. Zusätzlich bieten Ab Hof Verkaufsstellen und Hofläden sowie Wochenmärkte eine erweiterte Nahversorgung. Liefer und Bestellservices der ansässigen Geschäfte vervollständigen in allen Kooperationsgemeinden die Angebote, der Service gilt jedoch meistens als ausbaufähig. Aus Gesprächen mit ausgewählten selbstständigen LebensmitteleinzelhändlerInnen in den Kooperationsgemeinden wurde deutlich, dass die Faktoren für deren Erfolg in kleineren Ortschaften des ländlichen Raums v. a. die Verankerung der HändlerInnenpersönlichkeit im Ort und die bewusste Unterstützung durch die ansässige Bevölkerung (Einkauf vor Ort) sowie das Fehlen von Wettbewerbern im engeren Umkreis sind. Die Strategien, die von den einzelnen HändlerInnen verfolgt werden, um für die KundInnen attraktiv zu sein, sind vielfältig und reichen von der Integration verschiedenster Zusatzleistungen (z.b. Post), längeren Öffnungszeiten und individuellen Bestellungen auf KundInnenwunsch bis hin zur Belieferung kleiner Filialen durch ein Hauptgeschäft oder mobilen Angeboten ohne festes Ladenlokal. Häufige Probleme kleiner Geschäfte sind Platzmangel und dadurch bedingt eine geringe Sortimentstiefe. Ein oftmals gewünschtes Einkaufserlebnis kann unter diesen Rahmenbedingungen nicht in vergleichbarer Weise wie in größeren Super oder Verbrauchermärkten geboten werden. Hinzu kommt, dass die Konditionen für den Warenbezug bei geringem Umsatz und damit kleinen Bestellmengen ungünstiger sind und die erhöhten Kosten über den Preis an die KundInnen weitergegeben werden müssen, was wiederum die Attraktivität für die KundInnen reduziert. Die großen Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels stellen an neue oder zu übernehmende Standorte i.d.r. Mindestanforderungen hinsichtlich des KundInnenpotenzials im Einzugsgebiet, der Verkaufsfläche und weiterer Parameter. Allerdings gibt es auch kleinere, inhabergeführte Betriebsformen, für die solche Standortanforderungen aufgeweicht werden können. Die Ansichten über erforderliche Mindestgrößen, die ein Betrieb 31

38 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH im Lebensmitteleinzelhandel benötigt, um langfristig tragfähig zu sein, sind bei den einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich. Bei einigen ist Offenheit hinsichtlich Nachnutzungen und Erweiterungen bestehender Strukturen statt Neuentwicklungen ebenso vorhanden wie Interesse an zentralen Lagen. EDEKAs Motto: Nähe schlägt Größe verspricht ebenso wie die mittlerweile hohe Bedeutung von Convenience und Frische neue Chancen für kleine qualitätsvolle Nahversorger auch in ländlichen Räumen Governance und Beteiligungskultur Im Rahmen der Interviews mit den Bürgermeistern und sonstigen Vertretern der Kommunalverwaltungen sowie mit den EinzelhändlerInnen in ausgewählten Orten wurden neben Einschätzungen zur Versorgungssituation auch Fragen zum Zusammenspiel der auf die Nahversorgung einwirkenden AkteurInnen gestellt. Besonders die Kommunen in der Wesermarsch zeichnen sich demgemäß traditionell durch ein hohes Maß an Beteiligungskultur innerhalb der Bevölkerung aus. Bürgervereine prägen hier eine engagierte Bevölkerung besonders in den ländlichen Ortsteilen, engagierte Landfrauen gelten darüber hinaus als großes Potenzial. Teilweise können sogar Genossenschaftsgründungen darauf aufbauen. Im südlichen Niedersachsen und im Landkreis Osnabrück zeigen aktuelle Beispiele der BürgerInnenbeteiligung eine positive Resonanz mit zukunftsweisenden Ergebnissen. Das Bewusstsein der Bevölkerung für den Erhalt und die Stärkung ihrer Nahversorgung entsteht jedoch kaum ohne Leidensdruck und eher in der Fläche als in den (Klein) Städten. Eine entsprechende Aktivierung durch die Kommune ist sinnvoll und erforderlich. Nachbarschaftshilfe entschärft Problemlagen und unterstützt den Zusammenhalt und das Bewusstsein der Bevölkerung zusätzlich. Positive Erfahrungen zur Stärkung des Bewusstseins der Bevölkerung wurden insbesondere im südlichen Niedersachsen bei Leitbildprozessen und Zukunftswerkstätten gemacht, darüber hinaus werden Potenziale in einer positiven Pressearbeit sowie in Befragungen und Imagekampagnen gesehen, die jedoch noch nicht ausreichend vorangebracht wurden. Das Verhältnis zwischen Politik / Verwaltung und Unternehmen erscheint auch in Bezug auf die Versorgungssituation von besonderer Bedeutung, kurze Dienstwege und interessierte Bürgermeister unterstützen die Zusammenarbeit der AkteurInnen. Planungsprozesse gelten in Hardegsen und Neuenkirchen als gute Basis für BürgerInnenbeteiligung und das Einbeziehen von Schlüsselpersonen. Die Schaffung planerischer Voraussetzungen unter Einbezug der Bevölkerung und der ansässigen Unternehmen gilt als Erfolg versprechende Steuerungsmöglichkeit aus Sicht aller beteiligten Kommunen. Zusammenschlüsse von Gewerbetreibenden in Form von Gewerbevereinen oder Standortgemeinschaften können die Arbeit der Verwaltung vorteilhaft unterstützen, allerdings sind diese in den Kooperationsgemeinden mal mehr mal weniger aktiv. Kommunikationsprobleme mit und zwischen den Gewerbetreibenden werden dafür häufig als Grund benannt. Besonders in den Samtgemeinden des LK Emsland gelten Runde Tische mit den Gewerbetreibenden als Garant für erzielbare Kompromisse. Eine ständige Kommunikation mit den ansässigen UnternehmerInnen findet eher auf Ortsteilebene statt. 32

39 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Mobilitätsverhalten und potenzielle Erreichbarkeit Parallel zur Analyse der Ausgangssituationen durch Bestandsaufnahmen und Interviews wurden auf Basis von Geoinformationsdaten die zurückzulegenden Wegeentfernungen von den Wohnstandorten zum jeweils nächstgelegenen Versorgungsstandort ausgewertet, um potenzielle Erreichbarkeiten aufzeigen zu können. Weite Wege und der Bedarf nach (Auto-)Mobilität im Versorgungsalltag, wie sie durch die Interviews mit den Kooperationspartnern vermittelt wurde, konnten dadurch nur in Teilen belegt werden; max. 32,5% der Bevölkerung (in Jade und Hardegsen) muss über 2.500m bis zur nächstgelegenen Nahversorgungsmöglichkeit fahren. Zur Verdeutlichung der Versorgungssituation in Bezug auf deren Erreichbarkeit durch die in den umliegenden Gebäuden lebende Bevölkerung werden in der nachfolgenden Tab.7 die durchschnittlichen Wegeentfernungen zu den Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen mit dem Angebot einer erweiterten Nahversorgung dargestellt. Anhand der Tabelle können alle drei Untersuchungsregionen zusammengefasst miteinander verglichen werden. Es ist zu erkennen, dass mit rund 11,6% der Anteil der Gebäude, welche mehr als 2,5 km von einer Einrichtung der erweiterten Nahversorgung entfernt liegen, in den Kooperationsgemeinden des Emslandes am geringsten, mit 22,5% in den Kooperationsgemeinden der Wesermarsch im Durchschnitt am höchsten ausfällt. In der Wesermarsch wohnt demnach nur ein Viertel der Bevölkerung höchstens 500m von einer Nahversorgungseinrichtung entfernt. Im kompakter strukturierten südlichen Niedersachsen (LK Northeim) wohnt in der Summe fast 40% der Bevölkerung im Umkreis von 500m zu einer Versorgungseinrichtung. Trotz der weitläufigen Siedlungsstrukturen im Emsland zeigen sich die realen Entfernungen hier nicht entsprechend groß, da noch ein vergleichsweise enges Netz an Versorgungseinrichtungen vorhanden ist. Betrachtet man den Sachverhalt auf der Gemeindeebene differenziert sich das Bild weiter; je nach Lage der Versorgungseinrichtung in der Gemeinde wird deutlich, in welcher Entfernung zu den Einkaufsstätten die Menschen im Einzelnen wohnen. Exemplarisch kann dies an zwei sehr unterschiedlich strukturierten Situationen verdeutlicht werden - in der Wesermarsch anhand der Gemeinde Jade (5.800 Ew.) und im südlichen Niedersachsen anhand der Stadt Moringen (7.130 Ew.). Die potenzielle Erreichbarkeit einer Versorgungseinrichtung für den täglichen Bedarf liegt in der weitläufigen Gemeinde Jade mit einer Reihe von Einzelgehöften in Bauernschaften für lediglich 21% der Bevölkerung bei unter 500 m und für 32,5% bei über m. In der kompakteren Stadt Moringen mit ihren 9 Stadtteilen liegen lediglich 7% der Gebäude außerhalb des 2,5 km-erreichbarkeitsradius, 37,7% liegen, trotz eines fehlenden Versorgers in der Innenstadt von Moringen, weniger als 500 m von einer Versorgungseinrichtung entfernt. Der Versorgungsalltag ist, trotz der unterschiedlichen Siedlungs- und Versorgungsstrukturen, in allen untersuchten Regionen von einer hohen Automobilität geprägt. Die einseitige Ausrichtung auf den Individualverkehr mit dem (eigenen) Pkw unterstützt den Kaufkraftabfluss in Nachbarkommunen und erschwert die Zukunftsfähigkeit traditioneller Einzelhandelsstrukturen in kleineren Ortslagen ohne Parkplatzangebot. 33

40 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH Tab.7: Anteil der EinwohnerInnen / Gebäude je Entfernungsklasse in % (kumuliert) (Entfernung in Metern (m) zur erweiterten Nahversorgung) 14 Quelle: eigene Berechnungen auf Grundlage der Bestandsaufnahme Kooperationsgemeinden im LK Wesermarsch Kooperationsgemeinden im LK Emsland Kooperationsgemeinden im LK Northeim < 100m 4,2 % 3,1 % 5,9 % 100 bis < 300m 300 bis < 500m 500 bis < 1000m 1000 bis < 2500m 8,85 % (13,0 %) 13,45 % (26,5 %) 28 % (54,5 %) 23 % (77,5 %) > 2500m 22,5 % (100 %) Bevölkerungszahl gesamt (Ø 61 Ew/km²) 11,4 % (14,5 %) 16,7 % (31,3 %) 32,2 % (63,5 %) 24,9 % (88,4 %) 11,6 % (100 %) (Ø 70 Ew/km²) 16,9 % (22,8 %) 15,4 % (38,3 %) 28,4 % (66,6 %) 17,7 % (84,3 %) 15,7 % (100 %) (Ø 121 Ew/km²) Abb.6: GIS-basierte Darstellung der Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen am Beispiel Moringen Fredelsloh Moringen Weite Wege zur täglichen Versorgung werden in Kauf genommen, denn viele Haushalte erledigen ihre Einkäufe unterwegs zwischen Wohnort und Arbeitsstätte; schwierig wird die tägliche Versorgung damit für die mobilitätseingeschränkten Bevölkerungsgruppen (alte Menschen, Menschen mit Behinderungen sowie unter 18-Jährige u.a. ohne Führerschein). Ein Bevölkerungszahl gesamt = Eigene Berechnungen je Gebäude (ohne Mittelzentren) auf Grundlage der EinwohnerInnenzahlen 2010 nach NIW-Daten.

41 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse selbstständiges Leben bis ins hohe Alter wird so zumindest in Frage gestellt, die Abhängigkeit von sozialen Netzen oder dezentral organisierten Versorgungsstrukturen erhöht. Eine gute Erreichbarkeit innerorts ermöglicht hingegen einen stärkeren Fuß- und Radverkehr und begünstigt damit auch die zentralen Ortslagen. Die Bereitschaft zur Nutzung anderer Verkehrsmittel ist vor allem bei Älteren und TouristInnen vorhanden, in der übrigen Bevölkerung nur geringfügig. Insbesondere der ÖPNV schafft derzeit noch keine Alternative, da er meist mit dem SchülerInnenverkehr verknüpft ist und dadurch keine ausreichende Flexibilität gewährleistet. Abb.7: GIS-basierte Darstellung der Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen am Beispiel Jade Augusthausen Schweiburg Jaderberg Stärken und Schwächen im Überblick - ein Zwischenfazit Bei den Stärken und Schwächen der einzelnen Ausgangssituationen wurde, wie bereits erwähnt, besonderes Augenmerk auf die Versorgungsqualität in den sowohl räumlich als auch prozessbezogen sehr unterschiedlich aufgestellten Gemeinden sowie auf das Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) gelegt. Im Zusammenhang mit der Versorgungssituation wurden die drei Themenfelder Siedlungsstruktur und verkehrliche Anbindung, Versorgungseinrichtungen und deren Erreichbarkeit sowie Bevölkerungsstruktur und -ent- 35

42 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH wicklung in Beziehung zueinander gesetzt 15, um deren Wechselwirkungen nachzuweisen. Folgende Einflussfaktoren wurden erkennbar: - Positive Einflussfaktoren: kompakte Siedlungsstruktur, grundzentrale Funktion, Schulstandort, günstige Bodenpreise, verkehrsgünstige Lage, gute Erreichbarkeit, Barrierefreiheit der Läden, Bäckereien als Basis für erweiterte Nahversorgungsangebote, regionale AnbieterInnen, mobile Versorgungsangebote, Wochenmärkte, Raiffeisen-Märkte als Potenzial, keine Wettbewerber im engeren Umkreis. - Negative Einflussfaktoren: unzureichende Anbindung der Ortsteile an den zentralen Ort, Ladenleerstände und mangelnde gestalterische Qualität der Ort(skern)e, fehlende Serviceangebote, Rückgang der Sortimentsvielfalt und -qualität, Platzmangel in den Geschäften, fehlende Spezialisierung, Konkurrenz durch autoaffine Agglomerationen an den Ortsrändern, wenig Hofläden, Rückgang der Bevölkerung. Das Zusammenspiel der AkteurInnen wurde nach den Themenfeldern Kommunikationskultur Gemeinde, Beteiligungsverhalten Bevölkerung und Kooperationsbereitschaft Unternehmen betrachtet. Dabei haben sich folgende Einflussfaktoren als relevant herausgestellt: - Positive Einflussfaktoren: optimistische Einstellung der AkteurInnen trotz schwieriger Rahmenbedingungen, aktive Stärkung der Ortskerne, kooperatives Vorgehen zwischen Politik, Verwaltung und Unternehmen, zielgruppenorientierter (z.b. altengerechter) Wohnungsbau in den Ortskernen (= Kundschaft und Belebung), Ansätze von Nachbarschaftshilfe Junge versorgen Alte mit, Treffpunkt Laden, Tourismus als Basis für Kundschaft, Bürgervereine, Arbeitskreise, engagierte Schlüsselpersonen, überörtliche Netzwerke, Verankerung der HändlerInnenpersönlichkeiten im Ort. - Negative Einflussfaktoren: zentralisierte Entscheidungsstrukturen, Steuerung nur durch formelle Verfahren, Nachfolgeprobleme, fehlendes Bewusstsein der Bevölkerung für die Notwendigkeit der Unterstützung des örtlichen Handels, Einkaufen auf dem (Arbeits-)Weg, fehlende Unterstützung von Initiativen, geringe Flexibilität der Unternehmen. Um die Bewertung der Stärken und Schwächen der Nahversorgung in den Untersuchungsgebieten möglichst systematisch vornehmen zu können, wurden die Ergebnisse zu den beiden zentralen Einflussfaktoren Versorgungsqualität und Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) in eine Matrix eingeordnet (s. Abb.8). Die Ergebnisse reichen bei dem Zusammenspiel der AkteurInnen in den Kooperationsgemeinden von fast nur sporadisch und unverbindlich bis hin zu nahezu intensiv und zielorientiert ; der ungünstigste anzunehmende Fall mit einer völligen Unverbindlichkeit ist in den untersuchten (Samt) Gemeinden nicht feststellbar, ebenso auch kein deutlich zielorientiertes Zusammenspiel. Die Versorgungslage bildet sich von noch gut bis vielfältig ab. Die Kooperationsgemeinden lassen sich auf der Grundlage der bisher erzielten Ergebnisse wie folgt einordnen: Die im Sommer 2012 durchgeführte Erhebung zeigt eine breite Streuung, die als Ausgangslage für die Weiterentwicklung des Forschungsprojektes Die Siedlungsstruktur setzt sich dabei zusammen aus: Siedlungsform, Entfernung der Wohnorte zum Grundzentrum, Verkehrsanbindung / Infrastruktur und Einzugsgebiete. Die Bevölkerungsstruktur und -entwicklung wird bestimmt von der EinwohnerInnenzahl und -prognose, der EinwohnerInnendichte (EW/km²), dem Altersaufbau der Bevölkerung sowie der Anzahl der Arbeitsplätze und dem PendlerInnensaldo.

43 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Abb.8: Matrix - Ergebnisse der Stärken Schwächen Analyse positiv zu bewerten war. Wenn auch fast alle Gemeinden die Nahversorgung noch mehr oder weniger zufriedenstellend sichern können, zeichneten sich doch deutliche Schwächen mit unterschiedlich großen Herausforderungen bei der Versorgungslage ab, für die es im zweiten Schritt des Forschungsprojektes Strategien und Lösungsansätze zu finden galt. Ein deutschlandweites Benchmarking half dabei, gute Beispiele der Nahversorgung auf dem Land zu erfassen, erfolgreiche Prozesse und Projekte kennen zu lernen und auf deren Übertragbarkeit hinsichtlich der Möglichkeiten in den Untersuchungsgebieten einzuschätzen. In der zweiten Phase der Forschungsarbeit wurden die Stärken und Schwächen, die im Rahmen von Bestandsaufnahmen und Interviews herausgefunden worden waren, durch die Einbindung der Bevölkerung in Form von Haushaltsbefragungen untermauert und teils relativiert Einkaufsverhalten und Zufriedenheit der Bevölkerung Ziel der Haushaltsbefragung war es, das Einkaufsverhalten und die Bedarfslagen der lokalen Bevölkerung zu erfassen, um somit Hinweise für die Gestaltung zukunftsfähiger Nahversorgungskonzepte zu erhalten. Dazu wurden Haushalte in sechs ausgewählten Kooperationsgemeinden über ihr Einkaufsverhalten befragt. Wichtig war es dafür Informationen zu den Einkaufszeiten und zu den bevorzugten Einkaufsstätten zu erfassen, gleichzeitig waren die am häufigsten genutzten Verkehrsmittel von Interesse sowie die Entfernungen, die zum Einkaufen zurückgelegt werden und ob Hilfe zum Erreichen der Einkaufsstätte in Anspruch genommen werden muss. Eine Abfrage der Beurteilung der heutigen Versorgungssituation gibt Auskunft über die Zufriedenheit der Menschen mit dem vorhandenen Angebot. Um Wünsche und Ideen für eine zukunftsfähige Nahversorgung zu erfahren, wurden diese zusammen mit der gewünschten Erreichbarkeit direkt und offen abgefragt. Zur Einschätzung einer Verwirklichung dieser Wünsche und Ideen wurde darüber hinaus die Bereitschaft zu eigenem Engagement und zu Änderungen im Einkaufsverhalten erfragt. 37

44 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH Die Auswertung des Einkaufszeitpunktes zeigt, dass die meisten Menschen hierbei eine gewisse Flexibilität aufweisen. Es kann festgestellt werden, dass der Einkaufszeitpunkt vorrangig vom Alter und von der Erwerbstätigkeit beeinflusst wird. So bevorzugen ältere KonsumentInnen signifikant häufiger den Vormittag, jüngere KonsumentInnen und Erwerbstätige hingegen den Nachmittag bzw. den Samstag. Bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Nahversorgung sollte daher auf eine Konvergenz von Öffnungszeiten und Zielgruppen geachtet werden. Das heißt, es sollte sichergestellt werden, dass mit den geplanten Öffnungszeiten auch die Personen erreicht werden können, die mit dem jeweiligen Konzept angesprochen werden sollen. Die Auswertung der Verknüpfung des Einkaufs mit anderen Aktivitäten zeigt, dass mit rund 53% relativ viele Personen ihren Einkauf mit anderen Aktivitäten verbinden. Je nach Gemeinde ist der Grund der Wegeverknüpfung unterschiedlich ausgerichtet. In Werlte überwiegt der Weg zur Arbeit, in den anderen Gemeinden die Summe aus Freizeit-, Arzt- und Begleitwegen (s. Abb.9). Hierbei kann die Annahme, dass jüngere und berufstätige Personen signifikant häufiger ihren Einkauf mit anderen Aktivitäten verbinden, bestätigt werden. Dabei ist der Weg zur Arbeit, beziehungsweise von der Arbeit nach Hause, der häufigste Anlass, um Einkaufswege zu verknüpfen. Ebenso kann festgehalten werden, dass Frauen häufiger den Einkauf mit anderen Aktivitäten verbinden. Unterschiede zu den Männern sind besonders in Verbindung mit Arztbesuchen und Begleitwegen signifikant. Abb.9: Verknüpfungen von Einkaufswegen mit regelmäßigen Aktivitäten Werlte Stadland Moringen Katlenburg-Lindau Butjadingen Bunde Freizeit Arzt Begleitwege Arbeit Die Auswertung der präferierten Marktform zeigt, dass für den Einkauf überwiegend der Supermarkt (einschl. Nahversorger) und der Discounter aufgesucht werden (s. Abb.10). Das Lebensmittelhandwerk übernimmt ebenfalls einen bedeutenden Teil der Nahversorgung auf dem Land, in den befragten Haushalten wurden dort zwischen 10% (Butjadingen) und 20% (Katlenburg-Lindau) der Einkäufe getätigt. Die Auswertung des Einkaufsortes zeigt darüber hinaus, dass Brot und Backwaren zu einem hohen Anteil am Wohnort, Fleisch und Wurstwaren hingegen zu 50% auch außerhalb und damit auch in Supermärkten oder Discountern eingekauft werden. Obst und Gemüse, Molkereiprodukte, andere Lebensmittel sowie Haushalts- und Körperpflegeprodukte werden tendenziell häufiger außerhalb des eigenen Wohnortes bezogen, da diese an weniger Standorten angeboten werden. 38

45 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Abb.10: Vorwiegend aufgesuchte Einkaufsstätten des täglichen Bedarfs nach Marktformen Werlte Stadland Moringen Katlenburg-Lindau Butjadingen Bunde Supermarkt Discounter Drogerie Wochenmarkt Mobile Versorger Hofladen Lieferdienst Lebensmittelhandwerk online Die Auswertung der zum Einkauf genutzten Verkehrsmittel zeigt, dass das Auto in allen Untersuchungsgemeinden als mit Abstand wichtigstes Verkehrsmittel gilt, insbesondere wenn weite Wege zur Einkaufsstätte zurückgelegt werden (s. Abb.11). Allerdings spielen auch das Fahrrad und der Fußweg für den Einkauf eine Rolle, insbesondere bei geringeren Entfernungen zur Einkaufsstätte. Hierbei wurde für Frauen und Männer ein ähnliches Ergebnis ausgewertet. Die Verwendung des Autos nimmt mit zunehmendem Alter der Befragten signifikant ab, wohingegen das Fahrradfahren und der Fußweg zunehmen. Der ÖPNV spielt eine sehr untergeordnete Rolle und wird wenn überhaupt von der Generation 60+ zum Einkauf genutzt. Die Verfügbarkeit des ÖPNV wird in allen Untersuchungsgemeinden negativ beurteilt. Nur ein sehr geringer Anteil der Bevölkerung ist überhaupt in der Lage, diesen zu nutzen, was dem unzureichend ausgebauten Streckennetz sowie dem unregelmäßigen meist auf den Schulbetrieb ausgerichteten Angebot zuzuschreiben ist. Abb.11: Verkehrsmittelwahl zur Einkaufsstätte Werlte Stadland Moringen Katlenburg-Lindau Butjadingen Bunde Auto Fahrrad Zu Fuß Bahn Bus Rufbus Für die untersuchten Regionen ergeben sich stark unterschiedliche Werte hinsichtlich der gelebten Nachbarschaftshilfe. Durchschnittlich 5,6% der Befragten nehmen ihre MitbürgerInnen zum Einkaufen mit, 10,1% übernehmen Einkäufe für andere Personen. Aus den Antworten geht hervor, dass es insbesondere ältere Personen sind, die zum Einkauf mitgenommen 39

46 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH werden (fast 50% sind älter als 75 Jahre). Die Annahmen, dass Personen, welche anderen im täglichen Leben helfen, auch sonst eher bereit sind, sich für den Erhalt der Nahversorgung zu engagieren, bestätigten sich. So zeigten sich für die Befragten, die Nachbarschaftshilfe leisten, signifikant höhere Werte bei der Bereitschaft, sich auch politisch, finanziell oder in Form von eigener Arbeit für einen Lebensmittelladen am Wohnort zu engagieren. Die Haushalte sind gefragt worden, wie zufrieden sie mit der Einkaufssituation in ihrem Ort sind. Anhand von neun Kriterien wurde die Zufriedenheit ermittelt. Die neun Kriterien waren Erreichbarkeit und Größe der Einkaufsstätte, Preisniveau, Vielfalt des Angebots, Vorhandensein von Markenprodukten, Vorhandensein von regionalen Produkten, Öffnungszeiten, Personal und Aufenthaltsqualität. Als Antworten standen den befragten Personen fünf Möglichkeiten von sehr schlecht über schlecht und mittel bis hin zu gut und sehr gut zur Auswahl. Anhand der Abb. 12 zeigt sich, dass die Mehrheit der befragten Haushalte die jeweiligen Kriterien, mit Ausnahme des Kriteriums Preisniveau, im Mittel mit gut bewertet hat. Das Kriterium des Preisniveaus wurde von der Mehrheit der befragten Haushalte hingegen mit mittel bewertet. Eine vergleichsweise schlechtere Bewertung erhält des Weiteren das Kriterium der regionalen Produkte, welche zwar auch von der Mehrheit der befragten Haushalte mit gut (39%), allerdings fast von ebenso vielen Haushalten mit mittel (35%) und von verhältnismäßig vielen Haushalten sogar als schlecht (15%) bewertet wurde. Abb.12: Bewertung der Kriterien der Nahversorgung im Überblick Anteil Haushalte in % sehr schlecht schlecht mittel gut sehr gut Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels stellte sich die Frage, inwieweit die (Un)-Zufriedenheit mit den Kriterien der Nahversorgung vom Alter der befragten Personen abhängt. Hierzu wurde eine binär-logistische Regression 16 durchgeführt, welche die Wahrscheinlichkeit einer Bewertung von schlecht oder sehr schlecht in Abhängigkeit des Alters berechnet. Die Analyse ergibt, dass die Wahrscheinlichkeit einer schlechten Bewertung des Kriteriums der Erreichbarkeit signifikant mit dem Alter der befragten Person zunimmt. Des Weiteren ist zu erkennen, dass die Wahrscheinlichkeit einer schlechten Bewertung des Kriteriums der Größe der Einkaufsstätte sowie des Kriteriums der Vielfalt mit dem Alter der befrag Das Ziel der binär-logistischen Regression ist die Schätzung der Parameter (Koeffizienten) ßj der unabhängigen Variable xj, mit denen diese auf die Eintrittswahrscheinlichkeit der Ausprägung der abhängigen Variable yk einwirken. (Rohrlack 2009).

47 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse ten Person signifikant abnimmt. Daraus kann geschlossen werden, dass ältere KonsumentInnen die Erreichbarkeit der Einkaufsstätte schlechter bewerten als jüngere KonsumentInnen. Jüngere KonsumentInnen hingegen bewerten die Vielfalt des Angebotes schlechter als ältere KonsumentInnen. Da die Gruppe der Älteren im Zuge des demographischen Wandels zunehmend an Bedeutung gewinnen wird, sollte über Anpassungsschritte bei der Erreichbarkeit der Nahversorgung nachgedacht werden. Die Jüngeren spielen allerdings für die Zukunftschancen eine große Rolle, sodass auch die Größe und insbesondere die Vielfalt des Angebotes nicht außer Acht gelassen werden sollten. In einem weiteren Schritt wurden die Haushalte gefragt, welche der genannten neun Kriterien, die drei wichtigsten Kriterien für die Bewertung der Nahversorgungsqualität darstellen. Trotz regional erkennbarer Unterschiede ist in Abb. 13 zu erkennen, dass insbesondere die Kriterien Erreichbarkeit, Preisniveau, Vielfalt des Angebotes und Öffnungszeiten die am häufigsten genannten Kriterien darstellen und diesen somit eine besondere Bedeutung zukommt. Auch hier stellt sich die Frage, inwieweit die Wichtigkeit der einzelnen Kriterien vom Alter der befragten Person abhängt. Hierzu wurde ebenfalls eine binär-logistische Regression durchgeführt, um zu ermitteln, inwieweit die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Kriterium als wichtigstes Kriterium genannt wurde, vom Alter der befragten Person abhängig ist. Diese Analyse ergibt lediglich einen statistisch signifikanten Zusammenhang in Bezug auf die Öffnungszeiten. Diesen Grund als wichtigsten Faktor anzugeben, nimmt mit zunehmendem Alter signifikant ab. Somit kann geschlossen werden, dass lange flexible Öffnungszeiten insbesondere für die jüngeren KonsumentInnen von Bedeutung sind. Zum Erreichen des Ziels, jüngere Bevölkerungsgruppen im ländlichen Raum zu halten, sollten flexible Öffnungszeiten, neben den generell wichtigen Faktoren der Erreichbarkeit, der Vielfalt und des Preises, Beachtung bei der Planung einer Nahversorgungslösung finden. Bei einem Vergleich der Aussagen nach dem Geschlecht der Befragten, treten kaum signifikante Unterschiede auf, lediglich regionale Produkte sind Frauen mit 4,8% signifikant wichtiger als Männern mit nur 1,35%. Tendenzen sind bei der Erreichbarkeit und dem Preis zu erkennen; die Erreichbarkeit ist Männern mit 49,3% am wichtigsten (Frauen: 41,8%) und der Preis ist Frauen mit 23,6% wichtiger als den Männern mit 19,6%. Abb.13: Bewertung der Kriterien der Nahversorgung in den Kooperationsgemeinden Werlte Stadland Moringen Katlenburg-Lindau Butjadingen Bunde Erreichbarkeit Größe der Einkaufsstätte Preis Vielfalt des Angebotes Vorhandensein von Markenprodukten Vorhandensein von regionalen Produkten Öffnungszeiten Personal Aufenthaltsqualität Kommunikation 41

48 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH Abschließend wurde die Frage gestellt, wie wichtig den befragten Personen die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion eines Nahversorgers ist. Hierbei konnte zwischen den Antworten unwichtig, eher unwichtig, mittel, eher wichtig und wichtig ausgewählt werden. Durch Auswertung der Frage konnte ermittelt werden, dass 39,8% die Treffpunktund Kommunikationsfunktion als wichtig oder sehr wichtig erachten. Auch hier werden regionale Unterschiede deutlich. So liegt der Anteil der Befragten, welche die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion der Einkaufsstätte als wichtig oder sehr wichtig erachten, in Butjadingen mit 62,6% eher hoch, wohingegen der Anteil in Moringen mit 26,1% als niedrig bezeichnet werden muss. Ein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen konnte nicht festgestellt werden. Auch hier stellt sich die Frage, welchen Einfluss das Alter auf die Bewertung der Bedeutung der Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion hat. Eine durchgeführte binär-logistische Regression ergibt, dass die Wahrscheinlichkeit die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion als wichtig oder sehr wichtig anzusehen, mit zunehmendem Alter signifikant zunimmt. Daraus kann geschlossen werden, dass älteren KonsumentInnen die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion einer Einkaufsstätte wichtiger ist als jüngeren. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sollte die Treffpunkt- und Kommunikationsfunktion der Nahversorgung ausgebaut werden, da sie in einzelnen Regionen auch in der Gesamtbevölkerung auf großes Interesse stößt. Die Auswertung der offen genannten Wünsche an die Nahversorgung lassen sich in drei Stichpunkten zusammenfassen: neue Fachmärkte, besserer ÖPNV (Grundzentrum und ländliche Ortsteile) und neue Ärzte/Apotheken (ausschließlich in den ländlichen Ortsteilen). Die Haushalte wurden zudem gefragt, in welcher Entfernung sie sich ihre Einkaufsstätte im Idealfall wünschen und welche Verkehrsmittel sie zum Einkauf nutzen wollen würden. Die hier ermittelten Ergebnisse konnten mit den Ergebnissen der Fragen, in welcher Entfernung die Einkaufstätte tatsächlich liegt und welche Verkehrsmittel tatsächlich genutzt werden, verglichen werden. So ist in Abb.14.1 zu erkennen, dass sich in der Summe 74% der befragten Personen eine Einkaufstätte in einem Umkreis von 2km wünschen. Dieser Wunsch erfüllt sich allerdings nur für rund 43% der Befragten. Lediglich 7% der befragten Personen wünschen sich eine Einkaufstätte in einer Entfernung von mehr als 5km. Rund 36% der Befragten hingegen müssen derzeit mehr als 5km zu ihrer Einkaufsstätte überwinden. Wie bereits in Kapitel beschrieben, benutzt der Großteil der Befragten das Auto für den Einkauf. Ein deutlich geringerer Anteil nutzt das Fahrrad oder geht zu Fuß. Betrachtet man die gewünschten Verkehrsmittel ist eine deutliche Verschiebung zu erkennen (s. Abb.14.2). Die Mehrheit der Befragten - und dabei insbesondere die Frauen - wünscht sich die Einkaufsstätte mit dem Fahrrad erreichen zu können (53%), gefolgt von dem Wunsch den Einkauf zu Fuß erledigen zu können (38,4%). Noch geringer ist der Wunsch, den Einkauf mit dem Auto zu erledigen (35,8%). Bus und Bahn sind zu vernachlässigen. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss das Alter auf den Wunsch nach einem bestimmten Verkehrsmittel hat. Zur Berechnung dieses Zusammenhangs wurde eine binär-logistische Regression durchgeführt. Als abhängige Variable wurde der Wunsch nach einem bestimmten Verkehrsmittel verwendet, als unabhängige Variable das Alter und eine zurzeit vorhandene hohe Entfernung zur Einkaufsstätte (>5 km) als Kontrollvariable. 42

49 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Abb.14.1: Wunsch und Wirklichkeit bei Entfernungen zur täglichen Einkaufsstätte Wunsch Zustand < 0,5 km 0,5-1 km 1-2 km 3-5 km 5-10 km > 10 km Abb.14.2: Wunsch und Wirklichkeit bei der Verkehrsmittelwahl zur täglichen Einkaufsstätte Wunsch Zustand Zu Fuß Fahrrad Auto Bus Bahn Es konnte ermittelt werden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto als Verkehrsmittel gewünscht wird, mit dem Alter signifikant abnimmt. Die Wahrscheinlichkeit, sich das Fahrrad als Verkehrsmittel zu wünschen, nimmt ebenfalls mit dem Alter signifikant ab. Der Wunsch nach einer zu Fuß erreichbaren Einkaufsmöglichkeit, nimmt mit zunehmendem Alter signifikant zu. Insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sollte die fußläufige Erreichbarkeit bei der Konzeption einer zukunftsfähigen Nahversorgungslösung berücksichtigt werden. Des Weiteren wurden die Haushalte gefragt, ob eine kombinierte Einkaufsstätte, welche verschiedene Angebote und Dienstleistungen, wie z.b. Friseur, Bank, Post, medizinische Versorgung etc., mit dem Lebensmitteleinzelhandel verbindet, von Interesse wäre. Es konnte ermittelt werden, dass für durchschnittlich rund 60% der Befragten eine solche Einkaufsstätte von Interesse wäre. Auch hier konnten regionale Unterschiede ermittelt werden. So kann der Anteil in der Gemeinde Bunde mit 84,5% als deutlich überdurchschnittlich, der Anteil in Katlenburg-Lindau mit 49,3% hingegen als leicht unterdurchschnittlich angesehen werden. Eine Abhängigkeit vom Alter konnte dabei nicht festgestellt werden. Die Auswertung der Häufigkeit der heutigen Nutzung vorhandener Dienstleistungen in den Orten kann als 43

50 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH Hinweis auf den Bedarf nach bestimmten Nutzungen in einer kombinierten Einkaufsstätte gewertet werden. Hierbei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Dienstleistungen. Am häufigsten wird in allen Untersuchungsgemeinden der Bankautomat genutzt. Bei allen anderen Dienstleistungen werden regionale Unterschiede deutlich (s. Abb.15). Beispielsweise in Stadland wird die Post signifikant überdurchschnittlich häufig genutzt, in Werlte signifikant unterdurchschnittlich. Vergleichsweise häufig werden darüber hinaus Ärzte und Apotheken aufgesucht, aber auch Cafés und Restaurants sind den Menschen wichtig. In einem weiteren Schritt wurden die Haushalte gefragt, ob sie zu einer Anpassung des Einkaufsverhaltens bereit wären, wenn eine neue Nahversorgungsmöglichkeit geschaffen würde und sich dadurch die Erreichbarkeit verbessern würde. Die deskriptive Analyse zeigt, dass 44% der befragten Personen dazu bereit wären. In den ländlichen Ortsteilen ist der Anteil mit rund 54% signifikant höher als in den Grundzentren mit rund 30%. Es zeigen sich jedoch regionale Unterschiede, die auf die heutige Versorgungssituation zurückzuführen sind. So liegt der Anteil der Personen, die ihr Einkaufsverhalten anpassen würden, in Bunde bei 62%, in Werlte hingegen nur bei 26%. Des Weiteren wurden die Personen gefragt, zu welcher Art der Anpassung sie bereit wären. Die Auswertung dieser Frage ergab, dass rund 80% der generell zur Anpassung bereiten Personen sich auf eingeschränkte Öffnungszeiten einstellen würden. Immerhin rund 58% würden ihre Konsumgewohnheiten anpassen, wohingegen lediglich 45% bereit wären, höhere Preise in Kauf zu nehmen. Die analytische Auswertung mittels einer binär-logistischen Regression ergibt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter der befragten Person und der Bereitschaft, das Einkaufsverhalten anzupassen. Zukünftige Nahversorgungslösungen sollten somit insbesondere preisneutral gestaltet werden. Einschränkungen wären bei der Sortimentstiefe und den Öffnungszeiten möglich. Allerdings sollte beachtet werden, dass die Vielfalt des Angebotes bereits heute von den jüngeren KonsumentInnen als tendenziell schlecht bewertet und flexible Öffnungszeiten als tendenziell wichtig erachtet werden. Abb.15: Häufigkeit der Inanspruchnahme von Dienstleistungen Arzt Verwaltung Apotheke 44 Friseur Post Café/Restaurant Bankautomat Bank (persönlich) Bunde Butjadingen Katlenburg-Lindau Moringen Stadland Werlte Insgesamt Abschließend wurden die Haushalte gefragt, ob sie für die Ansiedlung eines Nahversorgers in ihrem Wohnort zu eigenem Engagement bereit wären. Anhand von Abb.16 ist zu erkennen, dass im höchsten Fall 37% der befragten Personen (Stadland) dazu bereit wären, im geringsten Fall 8% (Moringen) - regionale Unterschiede werden somit deutlich. Ein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen wurde dabei nicht festgestellt. Des Weiteren wurden die Personen, welche generell bereit wären, sich zu engagieren, gefragt, in welcher Weise sie sich engagieren

51 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse würden. Die Auswertung dieser Frage ergab, dass für eine Mehrheit von 52% vorstellbar ist, sich politisch zu engagieren. Lediglich 23% könnten sich ein finanzielles Engagement vorstellen, aber 44% wären bereit ihre eigene Arbeitskraft einzusetzen, davon würden sich 71% ehrenamtlich, nur 4% unternehmerisch einbringen wollen. Die Wahrscheinlichkeit, sich engagieren zu wollen, nimmt erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter signifikant ab. Daraus kann geschlossen werden, dass insbesondere die jüngere Bevölkerung bereit wäre, sich für die Ansiedlung eines Nahversorgers im eigenen Wohnort zu engagieren. Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung wurden zum einen auf Wandzeitungen zusammengefasst (s. dazu Anlage 3: Ausstellungsband) präsentiert und zum anderen für die sechs Kooperationsgemeinden individuell ausgewertet und verschickt Zusammenfassung und interkommunaler Vergleich Die interviewbasierte vergleichende Auswertung der Stärken und Schwächen über alle Kooperationsgemeinden entlang der beiden Achsen Versorgungslage und Zusammenspiel der AkteurInnen zeigte ebenso wie die Bestandsaufnahmen vor Ort ein heterogenes Bild. Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung konnten dieses Bild für sechs Kommunen vervollständigen, aber nur i. T. bestätigen. Abb.16: Anteil der Haushalte, die zu eigenem Engagement bereit wären (in %) Vergleicht man die Untersuchungsergebnisse der Befragungen und der Bestandsaufnahmen, so wird deutlich, dass die Menschen in den Kooperationsgemeinden die Versorgungslage eher negativer bewerten als sie gemäß Bestandsaufnahme ist, denn die EinwohnerInnen akzeptieren nicht unbedingt das nächstgelegene Angebot, sondern fahren weiter als sie müssen! Zum Beispiel leben in Stadland fast 30% der Menschen in 500m Entfernung zur nächsten Versorgungseinrichtung, jedoch geben nur 8% an in 500m Entfernung ihren Einkauf zu erledigen. Gründe liegen in den Prioritäten, die die Menschen beim Einkauf setzen; Erreichbarkeit ist zwar ein wichtiges Kriterium, jedoch ist diese nicht gleichbedeutend mit Nähe, sondern auch durch eine verkehrsgünstige Lage und gute Parkmöglichkeiten gegeben. Danach kommen sofort der Preis und die Vielfalt des Angebotes, beides kann häufig von den wohnortnahen Versorgungseinrichtungen nicht umfänglich gewährleistet werden. 45

52 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH Abb.17.1: Stärken und Schwächen in 6 Beispielkommunen - Ergebnisse aus Bestandsaufnahmen und Interviews Versorgungslage Bunde + Moringen 0 Butjadingen + Stadland ++ Katlenburg-Lindau + Werlte ++ Zusammenspiel der AkteurInnen Bunde - - Moringen 0 Butjadingen + Stadland - Katlenburg-Lindau - Werlte 0 Die Beurteilung der Versorgungsqualität basiert somit auf den persönlichen Vorlieben der potenziellen Kundschaft, die für zukunftsfähige Konzepte der Nahversorgung erkannt und berücksichtigt werden müssen. Das Zusammenspiel der AkteurInnen kann nur i. T. gleichgesetzt werden mit dem potenziell erfragten Engagement der Bevölkerung, in der Summe ist in schwierigen Situationen jedoch eine positive Bereitschaft zu erkennen, auf denen mit bürgerschaftlich organisierten Lösungen aufgebaut werden könnte. Die Unterschiedlichkeit der Ergebnisse aus den Einschätzungen der kommunalen Vertreter im Vergleich zur Meinung der Bevölkerung insbesondere in Bezug auf die Versorgungssituation wird in diesem Fall als ein Beleg für die Wichtigkeit von transparenten Governancestrukturen und den Bedarf an Kommunikation zwischen allen Beteiligten angesehen. 46

53 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Abb.17.2: Stärken und Schwächen in 6 Beispielkommunen - Ergebnisse der Haushaltsbefragung Zufriedenheit mit der Versorgungslage Bunde - Moringen - Butjadingen + Stadland 0 Katlenburg-Lindau + Werlte + Engagement der AkteurInnen Bunde 0 Moringen - - Butjadingen 0 Stadland + Katlenburg-Lindau + Werlte Erkenntnisse: Was haben wir verstanden? Eine Basis für Strategien und Lösungsansätze Abb.18: Schematische Darstellung MARKANT MARKT Siemer Entsprechend den skizzierten unterschiedlichen Ausgangssituationen in den untersuchten ländlichen Räumen Niedersachsens sowie des differenzierten Einkaufsverhaltens der dort lebenden Menschen müssen auch die damit verbundenen strategischen Herangehensweisen an Potenziale und Herausforderungen in Bezug auf Nahversorgung sehr verschieden sein. _Neue Lösungen: Gut erreichbar, preisneutral, vielfältiges Angebot Der stationäre Handel muss sich auf maßgeschneiderte bedarfsgerechte Lösungen einstellen: Kombinationen mit Bäckerei und Café, dort wo ein Treffpunkt fehlt, qualitätsvolle Lieferservices in Kombination mit Einkaufstaxis und Bestellservices, dort wo die Erreichbarkeit nicht (mehr) gesichert ist. Mobile Unternehmenskonzepte wie Rollende Supermärkte mit > Artikeln für den täglichen Bedarf gelten ebenso als Erfolg versprechend. Ziel einer zukunftsfähigen Nahversorgungslösung ist aus unternehmerischer Sicht eine hohe Kaufkraftbindung der Bevölkerung, denn ein höheres Einkaufsvolumen begünstigt die Bezugskonditionen und führt 47

54 Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Forschungsbericht ZukunftNAH Abb.19: Schematische Darstellung Hofladen+Backstube+Café Weisweil Abb.20: Schematische Darstellung Lemke s Rollender Supermarkt 48 zu einem niedrigeren Preisniveau. Das KundInnenpotenzial mit seinen sozioökonomischen Eigenschaften im Einzugsgebiet sollte bekannt sein, um auf die Bedürfnisse eingehen, lukrative Nischen erkennen und ein abgestimmtes vielfältiges Sortiment anbieten zu können. Eine Kombination mit Zusatzangeboten und -leistungen sollte ebenso möglich wie flexibel sein. Produktionsnähe, Verkauf regionaler Produkte, Probiertage etc. führen zu Alleinstellungsmerkmalen, die die Kundschaft aufmerksam machen. Gleichzeitig sollte ein schneller Einkauf zur Befriedigung des Grundbedarfs (Convenience, Ergänzungskäufe) ermöglicht werden und eine generationenfreundliche Aufenthaltsqualität geschaffen werden. All dies setzt eine hohe BetreiberInnenqualität voraus. Für die Zukunft des Einzelhandels auch ohne vollständigen Lebensmitteleinzelhandel vor Ort wird u.a. eine Erweiterung der Sortimente bestehender Bäckereien als Chance gesehen, um langfristig eine Grundausstattung an Nahversorgung in den Dörfern zu gewährleisten. Liefer- und Bestellservices aus der Kernstadt in die Dörfer wird ebenfalls ein (ökonomisches) Potenzial zugeschrieben. _ Nähe schlägt Größe? Nicht nur räumliche, auch soziale Nähe ist wichtig Die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels, nicht nur im ländlichen Raum, wird so bestätigt dies auch eine Studie von GDI und KPMG (GDI/KPMG 2013) aus vielerlei Gründen viel sozialer sein als heute. Die Kommunikationsfunktion des Einkaufens wird wieder wichtiger: Im Zentrum steht die individuell bekannte (Stamm)Kundschaft, die einen hohen Service honoriert. Schlüssel ist der kontinuierliche Dialog und Voraussetzung sind HändlerInnenpersönlichkeiten mit individueller Innovationskraft, Innovationsfreude und unternehmerischem Mut. Sie unterstützen die Kommunikation im Dorf, in dem sie eine Treffpunktfunktion mit Wohlfühlcharakter schaffen (Nachbarschaftsladen). Soziale Kontakte beim täglichen Einkauf sind in Orten mit einem hohen Anteil älterer Menschen besonders wichtig; so herrscht in den noch bestehenden Läden nur selten Anonymität. Im Gegenteil: Man kennt sich, man spricht miteinander, der Einkauf dient als Katalysator für Austausch und Kommunikation. KundInnennähe und -begeisterung sowie eine gute Produktkenntnis gelten als Kernkompetenzen, die in den eigentümerinnengeführten alten Läden noch vorhanden sind. Allerdings zeichnen massive Nachfolgeprobleme den Einzelhandel in den Dörfern aus - häufig handelt es sich um die letzte Versorgungsmöglichkeit am Ort, die von Schließung bedroht ist. Die Nachfolge von bestehenden Geschäften sollte daher frühzeitig thematisiert und ggf. durch Beratung der Industrie- und Handelskammern (IHK) o. ä. unterstützt werden. Neue Angebote an alteingesessenen Standorten gelten als zukunftsfähig. Kooperative Konzepte mit Zusatzangeboten wie es das DORV-Konzept oder die Markttreffs in Schleswig-Holstein verfolgen, bieten gute Nachnutzungschancen und berücksichtigen den sozialen Aspekt des Einkaufens. _Sensibilisierung und Aktivierung der Bevölkerung In Orten, in denen ein großer Anteil älterer Menschen lebt, ist das Vereinsleben häufig noch gut aufgestellt und das BürgerInnenengagement vergleichsweise groß; weniger ausgeprägt ist dies in Orten mit ausgedehnten Neubaugebieten und geringer sozialer Integration der Zugewanderten. Aber auch die Jungen wollen versorgt sein. Die kommunalen Steuerungsmöglichkeiten für eine Verbesserung der Versorgungslage werden von den Kooperationsgemeinden grundsätzlich als eher gering eingeschätzt, allenfalls wird der Unterstützung und Förderung von Genossenschaftsmodellen durch Aktivierung eine Chance gegeben. Gleiches gilt für die Schaffung planerischer Voraussetzungen unter Einbezug von Bevölkerung und ansässigen Unternehmen; hier wäre ein verändertes Planungsverständnis, wie in

55 Forschungsbericht ZukunftNAH Leitfragen, Ergebnisse und Erkenntnisse Kap. 4.3 beschrieben, hilfreich. Möglichkeiten zur Stärkung des Bewusstseins für das Thema Nahversorgung sehen die Kooperationsgemeinden zum Beispiel in positiver Pressearbeit, in Befragungen und Imagekampagnen sowie Leitbildprozessen und Zukunftswerkstätten. Dabei wird insbesondere der Einbezug der älteren Bevölkerung für wesentlich gehalten. _Potenzielle Erreichbarkeiten verbessern Die fehlende Erreichbarkeit von Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs eröffnet auch neue Chancen: Häufig besteht besonders in überalterten Regionen bereits ein Netz von mobilen AnbieterInnen, welche die Nahversorgung in den ländlichen Ortsteilen aufrechterhalten. Um die Erreichbarkeit zentraler Versorgungseinrichtungen zu sichern, werden darüber hinaus auch Bürgerbusse angeboten und in Anspruch genommen. Bereits die Haltestelle eines Stadtbusses kann ein wichtiger Standortvorteil sein. Inoffizielle Mitfahrmöglichkeiten in die Kernorte sowie familiäre und nachbarschaftliche Hilfe untereinander komplettieren die Möglichkeiten der Erreichbarkeit, auch ohne Zugriff auf den eigenen PKW. Dort wo bereits Erfolge verbucht werden, scheint das Potenzial für neue Mobilitätskonzepte ohne Auto größer. Sensibilisierungskampagnen für Alternativen zum Auto, die Wahrnehmung unterversorgter Gebiete, qualitätsvolle Maßnahmen zur Stärkung des Fuß- und Radverkehrs und ein bedarfsgerecht ausgebautes ÖPNV-Angebot (einschl. Bürgerbus) gelten zusammen mit der funktionalen Stärkung der Ortskerne und eine darauf abgestimmte siedlungsstrukturelle Entwicklung als Erfolg versprechend. _Übertragbarkeit existierender Projekte ist begrenzt Die Unterschiedlichkeit der Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sowie Bedürfnisse der Bevölkerung in den ländlichen Räumen Niedersachsens führen zu dem Erfordernis kontextspezifischer und maßgeschneiderter, bedarfsgerechter Lösungen für die Nahversorgung. (Pilot-)Projekte im eigenen Ort können u.a. auf der Basis der zu erforschenden Wünsche einer alternden Gesellschaft helfen, die passende Idee zu entwickeln. Die Beteiligung an regionalen Modellprojekten und alternativen Trägermodellen kann als zusätzliche Chance gesehen werden. Das Forschungsprojekt ZukunftNAH hat gezeigt, dass Lösungsansätze sehr individuell auf unterschiedliche Räume zugeschnitten werden müssen. Die Bandbreite an bestehenden Ansätzen kann bei der Konzeption maßgeschneiderter Vorort-Lösungen als Entscheidungshilfe dienen, ausschlaggebend ist jedoch immer die vorgefundene Situation und das Engagement aller Betroffenen und Beteiligten. Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie Politik und Verwaltung sind dabei gleichermaßen gefordert (s. Kap. 4.1). Abb.21: Komponenten einer kontextspezifischen Lösung Governance Raumbezug Nutzungsangebot Nahversorgungslösung/-konzept 49

56 Forschungsbericht ZukunftNAH KAPITEL 4 IDEEN ZUR UMSETZUNG DER ERKENNTNISSE 4.1 Module für Nahversorgungslösungen. Eine Handreichung 17 Die Forschungsarbeit hat gezeigt, dass es in ländlichen Räumen viele unterschiedliche Arten des Handels mit Lebensmitteln gibt und, dass die Art des Handels von unterschiedlichen Faktoren und insbesondere von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren beeinflusst wird. Eine Handreichung für wen? Die drei Gruppen, die die Versorgung in ländlichen Räumen primär beeinflussen Bevölkerung, Kommune, Unternehmen - mit ihren je eigenen Denkwelten und Anreizsystemen kennzeichnen unterschiedliche gesellschaftliche, öffentliche bzw. private Interessen und Bedarfslagen. Alle drei tragen in unterschiedlicher Weise zur Sicherung der Nahversorgung bei. Angesichts wirtschaftlicher Konzentrationsprozesse und der vielfältigen Auswirkungen des demografischen Wandels liegt die Zukunft der Nahversorgung in ländlichen Räumen resp. schrumpfenden Regionen somit immer weniger in den Händen einzelner, sondern verteilt sich zunehmend auf mehrere Schultern. Als Teil der Daseinsvorsorge wäre sie zukünftig als neue Gemeinschaftsaufgabe zu gestalten. Nachhaltige Nahversorgungslösungen - seien dies einzelne Projekte oder übergreifende Konzepte - folgen immer weniger herkömmlichen Standards traditioneller Einzelhandelsunternehmen, sondern bedürfen angepasst an die jeweilige lokale und regionale Situation individueller, das heißt bedarfsgerechter, maßgeschneiderter und kontextspezifischer Ansätze. Das zeigen auch individuelle und innovative Lösungen wie die der Markant-Kette zugehörige Einzelhändler SIEMER oder Lemke`s Rollender Supermarkt. Diese beiden Beispiele machen deutlich, dass auf die Vor- Ort-Situation angepasste Lösungen nötig sind, um das richtige Nahversorgungskonzept anzubieten. So offeriert SIEMER neben dem Verkauf von Lebensmitteln einen angegliederten Café-Bereich mit Treffpunktfunktion, auch in Orten mit geringer Einwohnerzahl, im Landkreis Emsland. Firma Lemke versorgt viele Ortsteile (ohne stationäre LEH-Einrichtungen) im Landkreis Northeim mit Touren seiner rollenden Verkaufswagen. Eine sich abzeichnende Veränderung und Erweiterung bestehender Nahversorgungskonzepte basiert nicht nur auf der demographischen Entwicklung und den damit prognostizierten starken Alterungsprozessen in der Bevölkerung, sondern auch auf dem immer leichter werdenden Zugang zu Informationstechnologien und Vernetzungsmöglichkeiten. Außerdem müssen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung z.b. auch Energieeinsparungen im Bereich der LEH-Logistik immer mehr berücksichtigt werden. Das heißt allgemein für die Entwicklung der Nahversorgung bzw. der LEH- Einrichtungen, dass bei der Entscheidung für Art und Qualität der Nahversorgung auch veränderte Kriterien heranzuziehen sind. Allein die herkömmlichen Kriterien wie günstiger Preis, großes Sortiment, autoaffine Erreichbarkeit resp. große Anzahl Stellplätze reichen nicht mehr aus Module für Nahversorgungslösungen Eine Handreichung, Prof. Dr. sc. techn. B. Zibell, Planungs- und Archi-tektursoziologie, Institut für Geschichte und Theorie, FAL, Prof. Dr. Javier Revilla Diez, Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie, Naturwissenschaftliche Fakultät, LUH, Hannover Dez

57 Forschungsbericht ZukunftNAH Ideen zur Umsetzung Eine Studie des Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI) hat beispielsweise für ältere Menschen in der Schweiz bereits 2005 in Aussicht gestellt, dass künftig die stärker dominierende und trendsetzende ältere Bevölkerung eine kürzer werdende Einkaufsliste hat und mehr Dienstleistungen jenseits des klassischen Handelsangebots beansprucht und dass im Food-Bereich Nähe, Frische, Freude den Kern des Erfolgs ausmachen wird. Das Argument Preis ist wichtig, aber nicht prioritär. (Bosshart, Staib 2005: 5). Gute Erreichbarkeit und übersichtliche Ladengröße (d. h. kurze Wege), qualitätsvolle Ankunftszonen, Entschleunigungsbereiche, Kommunikationszonen, Ausruhmöglichkeiten, Übersichtlichkeit und Erreichbarkeit des Sortiments, Hilfe und Nachfragemöglichkeit dürften selbst bei einer künftig bis ins hohe Alter viel mobileren Gesellschaft wichtige Faktoren sein. Das Bedürfnis, ggf. täglich einzukaufen und damit auch sozialen Kontakt zu halten, käme bei den nicht mehr mobilen Kundinnen und Kunden noch hinzu (verringerte Transportlogistik). Die gemeinsame Studie von GDI und KPMG AG erkennt die zunehmende Bedeutung des Eingehens auf individuelle Kundinnen- und Kundenwünsche: Emotionalität schlägt Effizienzoptimierung (GDI/KPMG AG 2013: 33). Um mit ihnen (den Kundinnen bzw. Kunden, Anm. d. Verf.) ins Gespräch zu kommen, muss signalisiert werden, dass Gespräche erwünscht sind. Dafür muss Emotion an die Stelle von Effizienz treten oder ihr zumindest gleichberechtigt zur Seite gestellt werden. ; (GDI/KPMG AG 2013: 34). Eine Studie von A.T. Kearney aus dem Jahr 2011 kommt zu dem Schluss: Older people enjoy shopping, not only as a necessity but also as a social and leisure experience (A. T. Kerney 2011: 5). Einkaufsorte sind nicht nur Orte des Konsumierens von Gütern, sie dienen auch als (zum Teil zufällige) Kommunikations- und Treffpunkte und erfüllen auf diese Weise fast beiläufig das Bedürfnis nach Kontakt und Gemeinschaft. Daher ist es von besonderer Bedeutung, dass sie zentral gelegen und leicht zu erreichen sind. Die Module Um die Entwicklung ortsspezifischer Lösungsansätze zu erleichtern, wurden im Rahmen dieses Vorhabens Module für Nahversorgungslösungen entwickelt, ein Baukastensystem aus drei x drei x drei Modulen als Anregung für potenzielle AkteurInnen im Hinblick auf die bedarfsgerechte Entwicklung maßgeschneiderter und zukunftsfähiger Projekte und Konzepte für Nahversorgungslösungen. Der Baukasten berücksichtigt drei Aspekte, die die Entwicklung von Nahversorgungslösungen maßgeblich beeinflussen: der Raumbezug, der die Standort- und Mobilitätsstrukturen der Einzelhandelseinrichtung beschreibt, das Zusammenspiel der Akteurinnen und Akteure (Governance) und das Angebot bzw. der Nutzungsmix der Einrichtungen. Diese drei Aspekte können wiederum in jeweils drei inhaltlichen Ausprägungen (Bausteinen) konzipiert werden, die durch unterschiedliche Zusammensetzung differenzierte Ansätze für die Zukunft der Nahversorgung darstellen. Der Raumbezug beschreibt stationäre, hybride und mobile Einrichtungen, das Angebot bzw. der Nutzungsmix wird mit mono, mono+ und multi umschrieben und Governance beinhaltet die Module unternehmerisch, kooperativ und integrativ. Im Folgenden werden die insgesamt neun Module erläutert. Die neun Module können unterschiedlich zusammengesetzt werden, so dass maximal 27 verschiedene Modulzusammensetzungen entstehen. Die meisten Modulzusammenstellungen basieren auf realistischen Beispielen, für die anderen Zusammenstellungen können Szenarien entworfen werden. Abb.22: Neun Module für Nahversorgungslösungen 51

58 Ideen zur Umsetzung Forschungsbericht ZukunftNAH Abb.23: Modulbeschreibungen 52 Anleitung zur Handreichung Die Handreichung zeigt alle 27 möglichen Modulzusammenstellungen, pro Seite eine Möglichkeit für ein Nahversorgungskonzept. Die Module, die diese jeweils beschreiben, sind farbig hinterlegt. Für die meisten Modulzusammensetzungen gibt es realisierte Beispiele, die in der Handreichung jeweils am Seitenende aufgeführt werden. Wenn kein realisiertes Nahversorgungskonzept bekannt ist oder kein Projekt gefunden wurde, ist in zwei Fällen ein Szenario dargestellt, wie ein mögliches Modell der Nahversorgung aussehen könnte. Zwei aufgeführte Beispiele basieren auf studentischen Arbeiten, die parallel zum Forschungsprojekt erarbeitet wurden (s. a. Kap. 4.2). Jede Darstellung einer Nahversorgungslösung erfolgt durch die Beschreibung der Größe der LEH-Einrichtung bzw. der Elemente, aus denen sich die hybriden Einrichtungen zusammensetzen, oder die Reichweite, die eine mobile Einrichtung ausstrahlt. Außerdem werden die Sortimente bzw. die Angebotsstrukturen aufgezeigt und last but not least werden die Erfolgsfaktoren des Konzeptes beschrieben. Für die Überlegungen, welche Art der Nahversorgung am eigenen Ort sinnvoll sein könnte, liefert die Handreichung Ideen und Konzeptansätze. Fragen nach z. B. stationärer LEH-Einrichtung oder mobiler Konzeption, der Trägerform oder ob zusätzlich eine Treffpunktfunktion geschaffen werden soll, helfen bei der Entscheidung, welche Lösung bzw. welches Konzept im Einzelfall sinnvoll sein könnte. Das Zusammenstellen der ausgewählten Module führt zu einer kontextspezifischen Lösung, die die Bedarfe vor Ort maßgeschneidert berücksichtigen kann. Die Szenarien und studentischen Arbeiten zeigen, dass auch Modelle, die noch nicht (so oft) in der Realität vorkommen, denkbar sind. Spielräume für das eigene Weiterdenken und für maßgeschneiderte Ansätze werden damit eröffnet.

59 Forschungsbericht ZukunftNAH Ideen zur Umsetzung Die Handreichung soll Anstöße für denkbare Modelle und Konzepte in ländlichen Kommunen liefern. Durch die Vielzahl der möglichen Zusammensetzungen und der individuellen Handhabung sowie der Darstellung von Beispielen soll sie allen potenziellen Akteurinnen und Akteuren eine Hilfestellung bieten, die für sie richtige Lösung zu entwickeln. Beispiele von Modulzusammensetzungen 1. Beispiel: stationär _ mono+ _ kooperativ Dorfläden und Nachbarschaftsläden bundesweit sind Beispiele für diese Modulzusammensetzung, so auch der Dorfladen Otersen in Niedersachsen und der Dorfladen Kleines Wiesental in Baden-Württemberg. Es handelt sich um stationäre Einrichtungen, LEH-Läden vor Ort mit einer Größe ab ca. 90 qm. Sie haben neben den typischen Lebensmittelsortimenten (Frische-, Niedrigpreis-, Regional- und Trockensortiment) zusätzliche Dienstleistungsangebote wie Mini-Sparkasse und Paketshop (Dorfladen Otersen) oder ein Kundentaxi (Dorfladen Kleines Wiesental) und ein integriertes Café, das als Treffpunkt vor Ort dient. Abb.25: stationär _ mono+ _ kooperativ (Handreichung, S. 14) Abb.24: Schematische Darstellung Dorfladen Kleines Wiesental Der Dorfladen Otersen ist ein wirtschaftlicher Verein, der Dorfladen Kleines Wiesental ist eine Genossenschaft. Das gewährleistet eine Beteiligung der Dorfhaushalte am Eigenkapital bzw. durch Genossenschaftsanteile. Voraussetzung für dieses Modell ist ein ehrenamtlicher Einsatz sowie engagierte BürgerInnen vor Ort, was gleichzeitig auch den zentralen Erfolgsfaktor des Konzeptes darstellt. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Kom- 53

60 Ideen zur Umsetzung Forschungsbericht ZukunftNAH bination von Kerngeschäft mit Dienstleistungen und Treffpunkt als Kommunikationsort. Die Lebensmittel werden in der Regel qualitätsorientiert und zielgruppenorientiert ausgesucht, so dass die Sortimentsbreite relativ gering ist. 2. Beispiel: hybrid _ mono+ _ unternehmerisch Emmas Enkel ist das Beispiel für eine inhabergeführte Kette, aufgebaut von zwei Unternehmern. Es existieren z. Zt. zwei LEH-Läden mit ca. 100 qm in Essen und Düsseldorf. Zusätzlich zu den Läden vor Ort sind Lieferungen in die Umgebung von Essen und Düsseldorf möglich. Bundesweit werden nur Teile des Sortiments verschickt. Das Besondere an diesem Konzept ist die Kombination von stationärer Einrichtung und dem Liefer- bzw. Abholservice. Bestellt werden kann via Internet oder virtueller Entnahme von Waren mittels Smartphone von zu Hause oder vor Ort in der Guten Stube bei einem Kaffee. Die Lebensmittel können abgeholt werden oder man kann sie sich nach Hause bringen lassen. Das Sortiment ist umfangreich, es erstreckt sich vom bedarfsorientierten Nonfood-Sortiment, über Convenience-, Frische und Niedrigpreis- bis zum Trockensortiment. Ein Treff- bzw. Kommunikationspunkt ist durch die gute Stube ebenso in das Konzept integriert. Abb.26: hybrid _ mono+ _ unternehmerisch (Handreichung, S. 20) 54 Erfolgsfaktoren dieser Nahversorgungslösung sind die Kombination von persönlicher Bedienung in Zusammenhang mit Einkaufszettelabgabe und Einpackservice und die Möglichkeit sich die Waren abzuholen bzw. liefern

61 Forschungsbericht ZukunftNAH zu lassen oder vor Ort bei einer Tasse Kaffee die Waren mittels Smartphone zu bestellen und beim Verlassen des Ladens die gepackten Tüten mitzunehmen. 3. Beispiel: mobil _ multi _ kooperativ Ein ganz anderes Beispiel für Nahversorgungslösungen bietet das Konzept Älterwerden in Ostelsheim im Landkreis Calw, Baden-Württemberg, das dieser Modulzusammenstellung zugrunde liegt. Engagierte BürgerInnen ergänzen im Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeit das Angebot vor Ort. Sie bieten den Einkauf für mobilitätseingeschränkte Menschen (einschließlich der Lieferung in die Wohnung) oder unentgeltliche Fahrdienste für SeniorInnen zum nächsten Einkaufszentrum an. Darüber hinaus bieten sie auch andere Dienstleistungen an wie z. B. die Hilfe bei Behördengängen oder die Einbindung in Aktivitäten wie z. B. gemeinsame Mittagessen oder Internetkurse und Veranstaltungen wie z. B. Ausflüge. Mobil heißt in diesem Fall Einkaufs- und Fahrdienste von Gütern und Personen und kooperativ beschreibt das ehrenamtliche Engagement, das auf der Sensibilität aufmerksamer MitbürgerInnen gegründet ist und zur Sicherung der Lebensqualität in ländlichen Räumen beizutragen vermag. Abb.27: mobil _ multi _ kooperativ (Handreichung, S. 39) Ideen zur Umsetzung Durch diese Handreichung und ihre Beispiele können Initialzündungen ausgelöst und/oder Aktivierungspotenziale angeschoben werden, sofern öffentliche Aufgabenträger oder private Kümmerer sich die Informationen zunutze machen und in partizipative Prozesse einspeisen und somit einzelne Projekte anschieben. 55

62 Ideen zur Umsetzung Abb.28: Aktiv-Box (Janßen/Plinke, 2013) Aktiv-Box und LieferBar. Ergebnisse eines studentischen Projektes Forschungsbericht ZukunftNAH Nicht nur in der Abteilung für Planungs- und Architektursoziologie an der Fakultät für Architektur und Landschaft gehört es zum Selbstverständnis, dass Forschung und Lehre sich gegenseitig befruchten, in dem Räume für lernendes Forschen und forschendes Lernen eröffnet werden. Die im Laufe des Forschungsprojektes geplante Haushaltsbefragung war von Beginn an als studentisches Projekt im Lehrbetrieb des kooperierenden Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeographie eingeplant. Der Bedarf nach spezifischen Fachkompetenzen von Seiten der Architektur kristallisierte sich zu einem Zeitpunkt heraus, als von den Kooperationspartnern im Forschungsvorhaben individuelle Konzepte mit Modellcharakter zur Aufwertung ausgewählter Standorte gewünscht wurden. Ein studentisches Projekt im Studiengang Architektur, das Nahversorgung als Planungs- und Entwurfsaufgabe vermitteln sollte, bot sich an. In diesem Rahmen bestand die Möglichkeit, städtebauliche Analysen und innovative Konzepte unter realistischen Bedingungen zu erproben. Darüber hinaus konnte das Forschungsteam sich aus den Erkundungen und Ideen der Studierenden einen Erkenntnisgewinn für das Forschungsprojekt erhoffen. Das studentische Projekt wurde mit sechzehn Studierenden der Architektur (13 Studentinnen, 3 Studenten) durchgeführt. In der einführenden Reflexionsphase wurden die Erfahrungen und Erkenntnisse der Bestandsaufsaufnahmen aus ZukunftNAH, zuzüglich der Ergebnisse der Haushaltsbefragungen, soweit diese bereits für die Untersuchungsgebiete vorlagen, offen gelegt und bewertet. Die mit eigenen Erfahrungen durch Ortsbegehungen und Kurzrecherchen angereicherten Erkenntnisse verlangten von allen Studierenden in der folgenden Vertiefungsphase ein analytisches und gezieltes Bohren, um angemessene Ideen überhaupt entwickeln zu können. In der Ausarbeitungsphase ging es darum die eine Lösung kritisch vorzudenken und entsprechend auszuarbeiten. Als eine besondere Anerkennung wurde von den Studierenden dann die Möglichkeit empfunden, ihre Arbeiten anlässlich der Regionalen Foren des Forschungsprojektes einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Stellvertretend für alle studentischen Arbeiten seien zwei ausgewählte an dieser Stelle aufgeführt. Das Projekt Aktiv-Box setzt vor der Verwirklichung eines individuellen Versorgungsmodells, bei der Aktivierung der BürgerInnen an. Die Aktiv-Box soll als gut gestaltetes Element temporär einen zentralen Ort im Ort bieten, an dem man ungezwungen zusammen kommt, sich Informiert sowie Handlungsbereitschaft und spezifisches Können offerieren kann. Der durch die Aktiv-Box zu besetzende Ort symbolisiert außerdem eine neue (zuvor ggf. verlorene) Mitte und erinnert an möglicherweise verloren gegangene Qualitäten ortsnaher Versorgung. Ein mögliches Zukunftsszenario für eine gute Versorgungssituation wird damit unterstützt, dass ein wesentlicher Teil der Box Ausstellungs- und Informationsmöglichkeiten bietet, anhand derer man sich über innovative Konzepte und Bedingungen für Nahversorgung informieren kann. Ein wichtiges Moment wird dem Konzept dadurch verliehen, dass es flexibel konzipiert ist. Die Aktiv-Box wird als Container mit entsprechenden Transportmitteln angeliefert (LKW, aber auch Bahn!) und muss vor Ort lediglich an das vorhandene Strom und (Ab-)Wassernetz angeschlossen wer-

63 Forschungsbericht ZukunftNAH den. Die Box ist so konzipiert, dass sich verschiedene Elemente ausklappen und zuschalten lassen, bzw. sind mehrere Container modular zusammenschaltbar (auch in der Vertikalen durch Stapeln), wodurch eine Anpassung an individuelle Bedürfnisse gewährleistet wird. Zentrale Elemente der Box sind immer ein Informationsmodul mit Ausstellungsfläche und eine Versorgungseinheit (Café mit Toilette) sowie eine diese beiden Elemente verbindende Kommunikationsfläche mit Aufenthaltsmöglichkeiten (Sitzgelegenheiten, Tische, etc.). Die Aktiv-Box selbst soll zwar kostengünstig in der Herstellung sein, aber eine hohe Ausführungs- und Benutzungsqualität liefern, um hiermit positive Impressionen und Inspirationen auf das zukünftige Konzept zu lenken. Für eine Trägerschaft und den Betrieb käme entweder DORV selbst oder ein Verbund mehrerer Kommunen unter Einbindung von Bevölkerungsteilen für Café etc. in Frage. Beim Projekt lieferbar handelt es sich um die Ausformung eines spezifischen Versorgungskonzeptes, das dennoch eine hohe Übertragbarkeit aufweist. Die lieferbar will einen zentralen Versorgungsmittelpunkt schaffen, an dem mit relativ geringem personellen Aufwand - nahezu alle nötigen Produkte wohnortnaher Versorgung in bestimmten Einheiten zeitlich unabhängig von Belieferung / Befüllung resp. Bestellung / Abholung zur Verfügung gestellt werden. Ähnlich einer aus der Paket-Branche bekannten Abhol-Station, können hier Food und Non-Food Produkte genauso wie Frische-Artikel, auch solche, die eine Kühlung benötigen, neben allen denkbaren Zusatzangeboten von regionalen AnbieterInnen zum Verkauf dargeboten werden. Hierfür ist ein genormtes Boxen-System vorgesehen, in dem die Ware ausgelegt wird. Anhand eines speziellen und entgeltlichen Zugangssystems kann diese dann in gewünschter Zahl von den KundInnen entnommen werden. Als BetreiberIn würde eine LebensmitteleinzelhändlerIn aus der Region genauso in Frage kommen wie ein BetreiberInnen-Verbund. Neben der Bestückung mit eigenen Waren, wären durch diesen weitere Boxen an regionale AnbieterInnen zu vermieten. Das genormte Boxensystem soll dabei den individuellen Ansprüchen genügen: Geschlossene oder transparente, gekühlte oder tiefgekühlte und keimfreie Boxen sind dabei genauso vorgesehen wie deren Separierung bzw. Kombination. Selbst einbruchsichere Boxen zur Aufnahme von Bankautomaten oder Medikamentenbestellung oder für Bücherausleihe sind in diesem System denkbar. Das Verkaufskonzept sieht vor, dass Ware sowohl vorbestellt und (just in time oder zu festen Tageszeiten) geliefert, als auch ständig vorgehalten wird. Bezahlt werden kann diese entweder mit ausgegebenen speziellen Mitgliedskarten, online mit Zugangscode oder herkömmlich mit Bargeld. Die lieferbar soll als Versorgungsstation eine angemessene Aufenthaltsqualität bieten; konsequenter Weise ist das entsprechende Mobiliar für eine vorgehaltene überdachte Kommunikationsfläche ebenso erhältlich wie frischer Kuchen und Kaffee, die als ständiges Angebot vorgehalten werden. Die lieferbar ist modular konzipiert und erweiterbar, um den Bedürfnissen vor Ort angepasst werden zu können. Auch dieses Konzept sieht eine kostengünstige Ausführung in gleichzeitig hoher gestalterischer Qualität vor, die möglichst regionale Bezüge aufweist und damit unverwechselbar als Teil des Ortes akzeptiert werden kann. Ideen zur Umsetzung Abb.29: Schematische Darstellung Studienarbeit lieferbar Abb.30: lieferbar (Jagenteufel/Sandherm, 2013) 57

64 Ideen zur Umsetzung Forschungsbericht ZukunftNAH Die Arbeit über die lieferbar erreichte im Rahmen des ALR (Akademie Ländlicher Raum)-Hochschulpreises 2013 zum Thema Zukunftsfähige ländliche Räume in Niedersachsen den 2. Rang. Als wichtige Erkenntnis bleibt der erlangte Mehrwert auf beiden Seiten durch das forschende Lernen (der Studierenden) ebenso wie das lernende Forschen (des Teams): Gerade in der Reflexionsphase des an der Abteilung entworfenen Methoden- Cocktails, zeigte sich, wie ungeübt die Studierenden der Architektur mit kritischen Auseinandersetzungen im Gestaltungsprozess waren, wie schwer es ihnen fiel aus dem Selbstverständnis einer generalistischen Disziplin forschend Mehrwerte zu ziehen. Umso bemerkenswerter sind die entstandenen Ergebnisse, die mit viel Engagement zu individuellen Lösungskonzepten in den Untersuchungsgebieten geführt haben und entsprechend Anerkennung gefunden haben. Nicht zuletzt von der Bevölkerung vor Ort und von den ProjektpartnerInnen, die auch im Rahmen von Forschung berechtigter Weise nach konkreten Konzepten und Umsetzungen fragten, kam eine positive Resonanz. Und hier ist sicher auch der klare und wichtige Mehrwert für das Forschungsprojekt zu finden: Das studentische Projekt lieferte einen spezifischen Teil ausformulierter Lösungsansätze. Daneben stehen die studentischen Ergebnisse aus den Haushaltsbefragungen, die auch in ihrer Darstellung herausragend waren und in klassischer Weise als erheblicher Beitrag für das Forschungsprojekt gelten dürfen. 4.3 Zusammenspiel von AkteurInnen auf unterschiedlichen Handlungsebenen Eine nachhaltige Sicherung der Nahversorgung als Teil der Daseinsvorsorge bedarf eines neuen Gesellschaftsvertrages, aber auch einer Neudefinition von Infrastruktur sowie eines veränderten Planungs- und Politikverständnisses. Infrastrukturen als technisch basierte Netze der Wasser-, Energie- oder Breitbandversorgung ebenso wie als sozial konnotierte Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheime wären neu in ihren Zusammenhängen zu denken, d.h. jeweils in ihrer technischen wie auch sozialen Dimension. In einer nachhaltigen Ökonomie vorsorgenden Wirtschaftens übernehmen soziale Netze eine tragende Funktion als Infrastrukturen, die (auch) durch technische Netze gestützt werden. Die Orientierung wird durch das für das Gute Leben Notwendige, das in einem permanenten gesellschaftlichen Diskurs verhandelt wird, vorgegeben (s. Abb.31). Abb.31: Daseinsvorsorge vom Alltag her denken Quelle: Komponenten des guten Lebens nach Martha Nussbaum 1999 unter Verwendung skandinavischer Ansätze zur Messung der Lebensqualität von R. Eriksson 1968 und E. Allardt

65 Forschungsbericht ZukunftNAH Sicherung der Nahversorgung - eine neue Gemeinschaftsaufgabe Angesichts der wirtschaftlichen Konzentrationsprozesse, die zur Ausdünnung der Versorgungsstrukturen in dünn besiedelten Räumen beigetragen haben, und der vielfältigen Auswirkungen des demographischen Wandels mit seinen Konsequenzen für Alterungs- und Schrumpfungsprozesse kann die Zukunft der Nahversorgung nicht dem Markt privater Anbieterinnen und Anbieter überlassen werden. Als Teil der Daseinsvorsorge gehört auch die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs zu den öffentlichen Aufgaben, die im Rahmen eines neuen Leitbilds Daseinsvorsorge sichern des Bundes eindeutig zu definieren wären. In 2 Abs. 3 ROG heißt es zwar, dass die Versorgung mit Dienstleistungen und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge, insbesondere die Erreichbarkeit von Einrichtungen und Angeboten der Grundversorgung zur Sicherung von Chancengerechtigkeit für alle Bevölkerungsgruppen in den Teilräumen in angemessener Weise zu gewährleisten ist. Es wird jedoch nicht ausdrücklich definiert, welche Bereiche dazu gehören und wer dafür die Verantwortung tragen soll. Gerade die Versorgung mit Lebensmitteln fällt anders als die Versorgung mit Energie und Verkehr, Gesundheits- oder Bildungsleistungen aus dem öffentlichen Denkschema der Daseinsvorsorge heraus (vgl. BMWBS/BBR 2006: 10). Nicht zuletzt aus diesem Grund bildet die Lebensmittelversorgung resp. die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs als Leitinfrastruktur der Daseinsvorsorge im Rahmen des Forschungsvorhabens ZukunftNAH den zentralen Anknüpfungspunkt für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume. Wie in anderen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge auch, die in den letzten Jahren privatisiert wurden oder in neue Modelle kooperativer öffentlicher und privater Finanzierung übergegangen sind, wäre auch die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs einschl. Lebensmittel als neue Gemeinschaftsaufgabe zu organisieren, in die unterschiedliche öffentliche und private Anbieter- und InteressenträgerInnen involviert sind. Dies erfordert neue Governanceformen und -strukturen, die im jeweiligen Kontext maßgeschneidert und bedarfsgerecht zu entwickeln wären. Wie bereits erwähnt, wird heute die Versorgung mit Gütern und Diensten des täglichen Bedarfs von drei sehr unterschiedlichen Akteursgruppen beeinflusst: von der Bevölkerung, die als Kundschaft die jeweilige Nachfrage am Ort generiert, von den Kommunen, die im Rahmen ihrer Planungshoheit zur Steuerung der städtebaulichen Ordnung und Entwicklung ihrer Gemeinwesen verpflichtet sind, und von Unternehmen, die mit ihrer rein betriebswirtschaftlichen Orientierung den Versorgungsinteressen der Kundschaft oder dem Interesse einer nachhaltigen Entwicklung der Kommunen oftmals zuwiderlaufen. Verschiedene transdisziplinäre Projekte, denen die Identifikation der Nahversorgung als eine der wichtigsten tragenden Säulen für die Zukunft kleinerer Kommunen vorausging, sowie die Erkenntnis, dass diese von zentraler Bedeutung ist für die Lebensqualität und als strukturprägendes Element der Siedlungsentwicklung (vgl. hierzu u.a. BBE 2010: 1), haben bereits gezeigt, dass regionale und lokale Initiativen durchaus erfolgversprechende Aussichten bieten für die Zukunft der Nahversorgung, auch in ländlich strukturierten Räumen. Beispiel Nördliches Osnabrücker Land (NOL) Auf Initiative des Landkreises Osnabrück, Fachbereich Planen und Bauen, wurden zur Sensibilisierung für die Folgen des demographischen Wandels im nördlichen Osnabrücker Land im Rahmen des Projektes Nahversor- Ideen zur Umsetzung Abb.32: Sicherung der Nahversorgung als Gemeinschaftsaufgabe 59

66 Ideen zur Umsetzung Forschungsbericht ZukunftNAH gung sichern im Jahre 2006 erstmals sog. Planerwerkstätten durchgeführt. Ausgehend von den drei Mega-Trends Bevölkerungsrückgang und Alterung, Trends im Einzelhandel, Leerstände und Brachen wurde in den vier Samtgemeinden des Osnabrücker Nordkreises versucht, zusammen mit Akteuren vor Ort Lösungen zu finden (LK OS 2012: 1); die Kommunen nahmen hierbei die Koordinierungs- und Planungsfunktion wahr (LK OS 2012: 3). Ein Jahr lang wurde mit Akteuren aus Händlerschaft, Vereinen, Politik und Verwaltung an umsetzbaren Lösungen gearbeitet. Ergebnis ist, dass alle Akteure mittlerweile Kurs genommen haben in Richtung zukunftsfähige Nahversorgung, wenn auch mit unterschiedlichen Bordmitteln und Instrumenten. Gemeinsame Ziele sind die Bündelung bestehender und neuer Nutzungen, Suche nach Folgenutzungen für Brachflächen, gemeinsamer Auftritt des Einzelhandels, eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit, gezielte Ansprache und Bindung der eigenen Bevölkerung an die ortsansässigen Anbieter, zentrumsnahes Wohnen von Jung und Alt (LK OS 2012: 4f). Als Schlüssel zur Umsetzung wurde die Schaffung professioneller Strukturen zur Unterstützung der lokalen Akteure seitens der Kommunen identifiziert; es ginge darum, den Prozess ( ) zu verstetigen (LK OS 2012: 5). Nach den guten Erfahrungen mit den PlanerWerkstätten hat der Landkreis Osnabrück in der Folge einen Zukunftsfonds Ortskernentwicklung aufgelegt, um auch finanzielle Anreize zu geben, damit Eigentümer und Geschäftsleute in die Zukunft ihrer Gemeinwesen investieren. Aus dem Fonds werden Maßnahmen zur Erhöhung der Besatz- und der Aufenthaltsqualität gefördert, die kooperativ erarbeitet werden und eingebunden sind in ein zukunftsfähiges Konzept für den Ortskern ( Masterplan Ortskern ). Beispiel Ostwestfalen-Lippe Im Auftrag der Städte und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe (OWL), der Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen und Lippe sowie des Einzelhandelsverbandes Ostwestfalen-Lippe e.v. (EHV OWL) war bereits 2003 ein Regionales Einzelhandelskonzept erarbeitet worden. Ziel war es u.a., die Menschen in der Region möglichst nah an ihrem Wohnort mit Waren zu versorgen (BBE, ECON 2003: 1). Als Grundlage für die Aktualisierung dieses Konzeptes wurde 2010 im Rahmen einer Untersuchung des EHV OWL ein Modellprojekt durchgeführt, im Rahmen dessen die Schaffung und Sicherung wohnungsnaher und leistungsfähiger Nahversorgungsstrukturen mit ihrem besonderen Stellenwert im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge (BBE 2010: 2) in die Wege geleitet werden sollte. Das Modellprojekt Nahversorgung wurde unter Beteiligung der EDEKA Minden-Hannover (MIHA) und der Handelskette Lüning durchgeführt (vgl. BBE 2010: 34ff). Zu den abschließend formulierten Handlungsempfehlungen gehört eine kleinmaschige Nahversorgung als angemessene kommunale Zielsetzung ebenso wie die planerische Steuerung auch von strukturprägenden Betrieben im Rahmen kommunaler Einzelhandelskonzepte (BBE 2010: 41). Angebote der Nahversorgung sollten vielfältig, wohnortnah, dezentral und leistungsfähig, d.h. nachhaltig sein, Bestandssicherung sollte Vorrang vor Neuerrichtung haben, die Angebote der Nahversorgung sollten durch andere Funktionen, z.b. Gastronomie, Dienstleistungen, Gemeinbedarf oder sonstige Angebotsformen wie Wochenmärkte und mobiler Handel, gestärkt werden. Nicht nur die Nähe zum Verbraucher, sondern auch die zum Produzenten sei wieder stärker in den Fokus zu rücken. Selbst die Gestaltungs- und Einbindungsqualität wurde als wesentliche Komponente für die nachhaltige Attraktivität kleinerer Ortszentren hervorgehoben (BBE 2010: 47ff). 60

67 Forschungsbericht ZukunftNAH Ideen zur Umsetzung Die Sicherung und verträgliche Weiterentwicklung der Nahversorgungsstrukturen in Städten und Gemeinden sei eine Herausforderung an alle Beteiligten, zu denen neben Betreibern und Verbundgruppen auch kommunale und regionalplanerische Entscheidungsträger gehörten. Da der aktuelle Anpassungsdruck zu weiteren Differenzierungen der Betriebstypen und Sortimentskonzepte im deutschen LEH führen wird, sei dies durch neue Formen, neue Konzepte oder besondere Profilierungsstrategien, den Ausbau von Dienstleistungsangeboten und Convenience, Qualitätsversprechen, Verkostungen und Vorführungen, sei zu erwarten, dass das Erscheinungsbild des LEH insgesamt vielfältiger werden wird. (BBE 2010: 57f) Innovation wäre hier nicht nur zu erwarten, sondern in bestimmten bedürftigen Räumen ggf. auch von außen zu induzieren. Beispiel Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Einen dritten Weg schlug das Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum (NEW) Hannover 18 ein, um neue Perspektiven für die Zukunft der Nahversorgung zu gewinnen. Auch hier stand angesichts des demographischen Wandels sowie des Strukturwandels im Einzelhandel die Sicherung der Nahversorgung als Zielsetzung, Herausforderung und Gestaltungsaufgabe vor allem in ländlichen Gebieten und kleineren Gemeinden am Anfang der Überlegungen (NEW 2012: 3, 6). Schon mehrfach war der Verlust wohnortnaher Versorgung zulasten der Lebensqualität, die räumliche Entwicklung und Daseinsvorsorge, insbesondere Einzelhandel, Thema des Forum Stadt- und Regionalplanung gewesen. Im Rahmen einer Bestandsaufnahme der Perspektiven ausgewählter kleiner Orte mit bis zu EinwohnerInnen (NEW 2012: 8) konnten folgende Strategien und Maßnahmen zur Sicherung der Nahversorgung als erfolgreich identifiziert werden (NEW 2012: 14ff): - Siedlungsentwicklung nach innen, durch Bauleitplanung gesichert; - örtliches Engagement von BürgerInnen, Dialog Kommune - Wirtschaft, Bedeutung besonderer Kümmerer ; - Anwendung Förderprogramme, insbesondere im Rahmen von Leader / ILE Regionen 19 oder ZILE 20, die einen integrativen Ansatz vertreten; - ortsübergreifende Zusammenarbeit; - mobile Versorgungsangebote inkl. mobiler Postservice und mobile ärztliche Versorgung; - alternative Mobilitätsangebote Anrufsammeltaxis, Bürgerbusse; - Finanzdienstleistungen Schulung Homebanking. Die Liste der TeilnehmerInnen, die an den Workshops teilnahmen, ist lang und umfasst u.a. Vertreter des LEH und von entsprechenden Verbänden sowie VertreterInnen von Städten und Gemeinden, Landkreisen / Regi- 18 Das Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover wurde im Oktober 2010 als Nachfolgeorganisation des Städtenetz EXPO-Region gegründet. Es verbindet die Städte Celle, Hameln, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine, Stadthagen, Walsrode und die um die Region Hannover liegenden Landkreise Celle, Hameln-Pyrmont, Heidekreis, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine und Schaumburg sowie die Region Hannover in freiwilliger interkommunaler Kooperation. Die Netzwerkpartner tauschen sich in thematischen Foren aus, entwickeln gemeinsame Projekte und bündeln so aktiv ihre Stärken. 19 ILE steht für Integrierte Ländliche Entwicklung, die in Deutschland im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) gefördert wird. 20 ZILE steht für die Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung in Niedersachsen. 61

68 Ideen zur Umsetzung Forschungsbericht ZukunftNAH onen und freie Planer und Planerinnen (NEW 2012: 28). Damit soll hier bewirkt werden, dass das Wissen nicht nur gemeinsam erhoben und kommuniziert, sondern auch weitergetragen und im Lande multipliziert wird. Alle drei Beispiele zeigen, dass eine überörtliche Initiative oft essentiell ist, um interkommunale Kooperationen anzustoßen. Auch finanzielle Hilfen in Form von Anreizen und Förderprogramme können dazu beitragen, Investitionen ansässiger AkteurInnen für die Zukunft ihres Gemeinwesens auszulösen. Dennoch besteht die größte Herausforderung für die Umsetzung neuer Modelle und Konzepte oftmals darin, gute Ideen und finanzielle Mittel zusammenzubringen. Hier ist auch die Entwicklung alternativer Finanzierungsmodelle gefragt, wie sie zum Beispiel von Schmidt, Schön (2013) vorgeschlagen werden. Es geht letztlich darum, die Dinge in einem Mehrebenensystem von unten und von oben bottom up und top down gleichzeitig und gemeinsam zu denken, um Ideen und Umsetzung zusammen zu bringen. Und den geeigneten Rahmen dafür zu schaffen, indem zum Beispiel Hinweise und Anregungen für eine gute Praxis auch über Raumordnungspläne und -programme kommuniziert werden. Bzw. Instrumente von der Anreizpolitik auf Landesebene bis zur kommunalen Bodenpolitik zu nutzen oder zu schaffen, damit möglich wird, was bisher oft allenfalls denkbar ist. Eine wichtige Voraussetzung, um Innovationen im Hinblick auf die Sicherung der Nahversorgung inkl. des Lebensmitteleinzelhandels wirkungsvoll zu lancieren, ist auch eine Revision der rechtlichen Rahmenbedingungen bzw. die Integration der Nahversorgung in Modelle und Konzepte einer umfassenden soziale wie technische Infrastrukturen einschließenden Daseinsvorsorge Die Rolle der Regionalpolitik Vor diesem Hintergrund erhält die koordinierende und initiierende Funktion gesamträumlicher kommunaler wie überörtlicher Planungen eine zentrale Bedeutung. Raumordnungsprogramme und Bauleitpläne würden ergänzt durch ein abgestimmtes Anreizsystem für Kooperationen, die die Planungsziele in die Bahnen der gewünschten räumlichen Entwicklung zu lenken versprechen. Als ein Vorbild könnte hier z.b. die schweizerische Agglomerationspolitik dienen, die zwar bezogen auf städtische Räume, aber auf die Förderung interkommunaler Zusammenarbeit ausgerichtet ist. Im Zentrum dieser Agglomerationspolitik steht die finanzielle Unterstützung von Modellvorhaben und die Einführung von Agglomerationsprogrammen als neues Instrument einer koordinierten, effizienten und lösungsorientierten Zusammenarbeit mit dem Ziel, dass sich die Agglomerationen entsprechend den Grundsätzen der Nachhaltigkeit entwickeln. Inhaltlich steht es allen Politikbereichen offen, für die eine koordinierte und grenzüberschreitende Problemlösung erforderlich ist (z.b. Einheit von Siedlungsentwicklung und Verkehr). Die konkreten Inhalte werden entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen durch die Kantone bzw. die Agglomerationen selbst bestimmt. Die organisatorischen, finanziellen und zeitlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Maßnahmen werden im Agglomerationsprogramm festgesetzt. Das Agglomerationsprogramm ist gemeinsames Produkt der relevanten Akteure auf Stufe der Gemeinden und Kantone, in jedem Fall ein bottomup-prozess, der von der untersten Stufe, den Gemeinden, ausgehen muss. Es wird unter Federführung der politischen Akteure erarbeitet und für Kan- 62

69 Forschungsbericht ZukunftNAH Ideen zur Umsetzung tons- und Gemeindebehörden verbindlich. Mit seinem modularen Aufbau ist es jedoch flexibel und kann entsprechend den Bedürfnissen, die sich im Verlaufe der Zeit entwickeln und verändern, schrittweise ausgebaut werden. Auch wenn die schweizerische Agglomerationspolitik, die als raumordnerische Daueraufgabe eingeführt ist, sich auf stadtregionale Räume und auf die Koordination von Siedlung und Verkehr bezieht, kann die Grundidee in abgewandelter Form ebenso nützlich sein für die Initiierung und Motivierung einer interkommunalen / regionalen Zusammenarbeit in ländlichen Räumen. Dies Beispiel soll dazu dienen zu zeigen, dass es im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung erfolgversprechend sein kann, räumliche Planung und Entwicklung weiter zu denken, und zwar im Hinblick auf grenzüberschreitende und kooperative Ansätze ebenso wie auf eine stärkere vertikale, auch kommunikative Koordination der Planungsebenen und ihrer Instrumente. Dabei könnte es darum gehen, das Gegenstromprinzip mit neuem Leben zu erfüllen und die Kommunikation über die Öffnung von Denkräumen für Kooperationen, Modelle, Konzepte in einem fachlichen und politischen bzw. breiten öffentlichen Diskurs zu kultivieren. Damit Ideen und Projekte wie sie im Zuge des hier dokumentierten Forschungsvorhabens oder in einzelnen Kommunen oder Modellvorhaben bereits entwickelt worden sind flächendeckend Wirklichkeit werden können, braucht es eine gut abgestimmte Raumordnungspolitik, von der Landesraumordnung über die Regionalplanung / Regionalmanagement zur kommunalen Planung und wieder zurück bzw. umgekehrt. So könnte das Land Anreize schaffen, wie im Beispiel der schweizerischen Agglomerationspolitik, für Kooperationen im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung / Daseinsvorsorge. Die Regionen resp. geeignete Teilräume, wie zum Beispiel Mittelbereiche, die im Zuge des demographischen Wandels eine größere Bedeutung erlangen könnten, würden entsprechende Kooperationen beratend unterstützen, die Gemeinden mit ihrer maximalen Bürgernähe innovative Projekte initiieren bzw. das Entstehen entsprechender Initiativen befördern. In einem solchen Modell nimmt die Bedeutung der Akteurinnen und Akteure, der sog. Humanressourcen, gegenüber den übergeordneten politischen Zielen und planerischen Konzepten zu. Die vielfältigen, häufig an der Basis entwickelten Ideen und Modelle, wie das erwähnte DORV Konzept in Nordrhein-Westfalen oder das von der Landesregierung unterstützte MarktTreff Modell in Schleswig Holstein, in dem sich landesweit zahlreiche PartnerInnen aus Verbänden, Vereinen, Institutionen und Wirtschaft wie LandFrauenVerband, Bauernverband, Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt, Industrie- und Handelskammer, Einzelhandelsverband, Heimatbund, Evangelisch Lutherische Kirche, Volkshochschule, Büchereiverband u.v.a.m. engagieren, zeigen, dass Kooperation und das Zusammenbringen von Talenten und Ressourcen in städtischen wie in ländlichen Räumen dazu beitragen kann, Lebensgrundlagen zu erhalten und damit Zukunft zu sichern. 63

70 Forschungsbericht ZukunftNAH KAPITEL 5 ZIEL(E) ERREICHT? AUFARBEITEN DER LEITFRAGEN UND WEITERER FORSCHUNGSBEDARF Die im Rahmen dieser Studie durchgeführten Untersuchungen zielten in einem ersten Schritt darauf ab, die unterschiedlichen Denkmuster und Handlungslogiken der für die Sicherung der Nahversorgung Verantwortlichen zu verstehen. In einem zweiten Schritt ging es darum, die zentralen AkteurInnen, Unternehmen, Kommunen und Bevölkerung, für die gemeinsame Verantwortung im Hinblick auf die Zukunft der Nahversorgung zu sensibilisieren und als Akteurinnen und Akteure in ihren je eigenen Rollen und nach ihren spezifischen Möglichkeiten in neue Modelle und Konzepte nachhaltiger Nahversorgungslösungen einzubinden. Das methodische Vorgehen bediente sich eines vielfältigen Methodenmix. Die Einschätzung der Stärken und Schwächen erfolgte auf der Basis von Analysen von Sekundärstatistiken und Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung, eigenen Kartierungen sowie Expertengesprächen mit kommunalen Vertretern. Intensive Interviews mit Unternehmensvertretern halfen die betriebswirtschaftlichen Kalküle zu verstehen. Haushaltsbefragungen in ausgewählten Gemeinden gaben darüber Auskunft, wie das tatsächliche Einkaufsverhalten sich darstellt, wie zufrieden die Haushalte mit der aktuellen Einkaufssituation sind und welche Wünsche die lokale Bevölkerung hinsichtlich der zukünftigen Ausgestaltung der Nahversorgung hat. Darüber hinaus war es möglich, die Bereitschaft zum zivilgesellschaftlichen Engagement zu erfassen. Die Durchführung von regionalen Foren in den Untersuchungsregionen, geprägt durch einen sehr starken Werkstattcharakter, war nicht allein eine Präsentation von eigenen Ergebnissen und guten Praxisbeispielen (aus den eigenen Kooperationsgemeinden und der gesamten Bundesrepublik), sondern auch Ausgangspunkt eines intensiven Austauschs zwischen den drei zentralen Akteursgruppen über zukünftige Konzepte zur Sicherung der Nahversorgung. Die Antworten auf die formulierten Leitfragen bezüglich der Versorgungssituation in ländlichen Räumen sowie der Zukunftschancen der Nahversorgung sollen an dieser Stelle kurz beantwortet werden: - Welche Rahmenbedingungen müssen aus Sicht der Kommunen, der Unternehmen und der Bevölkerung erfüllt sein, um die tägliche Versorgung der Menschen auf dem Land zu gewährleisten? Zunächst muss festgehalten werden, dass die Rahmenbedingungen in den untersuchten Gemeinden sehr verschieden sind. Die Raum- und Siedlungsstrukturen sowie die Auswirkungen des demographischen Wandels unterscheiden sich deutlich. Die unterschiedlichen Typologien - verstreute Siedlungslagen im Moor- und Geestbereich des Nordens, eine kompakte Siedlungsstruktur mit relativ großen Distanzen zwischen den Gemeinden im Westen, eine starke Orientierung der ländlichen Lagen an Mittel- und Oberzentren im Süden - haben große Auswirkungen auf das Angebot und die Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen sowie die Konkurrenzsituation für die EinzelhändlerInnen. Der demographische Wandel vollzieht sich im Westen langsamer als in den übrigen Untersuchungsregionen. Während bis 2030 die Bevölkerung im Westen noch anwachsen wird, geht die Bevölkerung im Norden und im Süden des Landes bereits deutlich zurück. Die Folge sind ein unterschiedlich großes Nachfragepotenzial und eine veränderte Struktur der NachfragerInnen. 64

71 Forschungsbericht ZukunftNAH Ziel(e) erreicht? - Was kann die Kommune in Bezug auf eine wohnortnahe Versorgung leisten? Welche planungsrechtlichen Voraussetzungen müssen vorhanden sein? Wie kann kommunale Planung auch kleinflächigen Einzelhandel steuern? Welchen Einfluss hat eine zielorientierte Aktivierung der Bevölkerung? Welche Rolle spielen Regionale Entwicklungsprozesse und -konzepte? Um die Nahversorgungsituation zu verbessern, sind die Kommunen als wichtige Impulsgeberinnen gefordert, eine Beteiligungskultur zu fördern und über Leitbildprozesse und Zukunftswerkstätten alle wichtigen Akteure und Akteurinnen für die Entwicklung von Nahversorgungslösungen zu sensibilisieren und zu aktivieren. Leerstände und Umnutzungspotenziale im Ortskern müssen identifiziert und die Siedlungsentwicklung wieder auf die Ortsmitten ausgerichtet werden. Kommunen sind gefordert, ein gutes Wirtschaftsklima zu entwickeln, das von kurzen Wegen, schnellen und flexiblen planerischen Entscheidungsprozessen und von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit geprägt ist. Darüber hinaus wird es zukünftig immer wichtiger werden, die Entwicklungspotenziale gemeinsam mit den Nachbargemeinden zu entwickeln, die Kräfte zu bündeln und die interkommunale Kooperation auszubauen sowie Planungsprozesse mit übergeordneten Planungsebenen abzustimmen und mit zu beeinflussen. - Was können Einzelhandelsunternehmen beitragen? Welche alternativen Konzepte stehen zur Erschließung neuer KundInnenpotenziale aus dem näheren Umfeld zur Auswahl? Durch den demographischen Wandel wird der Anteil mobilitätseingeschränkter Personen zunehmen und die Nachfrage vor Ort (wieder)zunehmen. Ob das vorhandene Nachfragepotenzial ausreicht, müssen die betriebswirtschaftlichen Kalküle der Einzelhandelsunternehmen zeigen. Möglichkeiten der Nahversorgung bestehen z. B. durch mobile Angebote und/oder durch die Kopplung der Nahversorgung mit anderen Dienstleistungsangeboten. Ein dringendes Problem stellt für viele HändlerInnen die Nachfolgeproblematik dar. Sowohl für Familienbetriebe wie auch für Handelsketten ist es nicht einfach, die richtigen HändlerInnenpersönlichkeiten zu finden. Gefordert sind eine starke Verankerung im Ort, eine starke Dienstleistungsorientierung mit z. B. flexiblen Öffnungszeiten, angepassten Angeboten wie Lieferservices etc., aber auch sehr guten kaufmännischen und Managementfähigkeiten. Die Handelsketten sollten verstärkt auch über Nahversorgungsangebote für kleinere Gemeinden nachdenken. Dafür ist es notwendig, dass die Handelsketten immer kontextspezifischer vorgehen und sich von schematisch vorgegebenen Mindestgrößen in Bezug auf EinwohnerInnenzahl und Verkaufsflächen lösen. Erfreulicherweise konnten in den Forschungsarbeiten bereits einige gute Beispiele identifiziert werden. Wichtig ist, dass die UnternehmerInnenpersönlichkeiten offen für neue Geschäftsmodelle mit unterschiedlichen PartnerInnen sind. Zusammenschlüsse mit anderen Gewerbetreibenden für die Entwicklung kombinierter Angebote oder die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Gruppen für das Betreiben von stationären oder mobilen Angeboten könnten Ausgangspunkte für innovative Nahversorgungslösungen sein. - Welche Bedürfnisse/ Bedarfe sind in der Bevölkerung vorhanden? Welche können mit dem derzeitigen Angebot (nicht) gedeckt werden? Und warum (nicht)? Welchen Stellenwert hat, je nach Lebenssituation, welche Art von Erreichbarkeit und Mobilität? Die Mobilität im Versorgungsalltag ist immer noch sehr stark vom Auto geprägt. Einkäufe werden oft auf dem Weg zur Arbeit erledigt oder mit anderen Fahrten und Begleitwegen kombiniert. Die Befragungsergebnis- 65

72 Ziel(e) erreicht? Forschungsbericht ZukunftNAH se zeigen, dass der Wunsch nach Nahversorgung groß ist. Dieses Ergebnis steht allerdings im Widerspruch zum tatsächlichen Einkaufsverhalten. Eine Unterstützung des bestehenden Einzelhandels ist bereits jetzt notwendig, auch wenn die Nahversorgungssituation vielleicht noch als befriedigend eingestuft wird. Hat eine EinzelhändlerIn seinen/ihren Betrieb erst aufgegeben, ist es oftmals sehr schwierig, dieses Angebot im Nachhinein zu reaktivieren. In einigen Gemeinden ist die Bevölkerung gefordert, sich selbst für die Nahversorgung zu engagieren. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist sehr groß und reicht von professionellen Genossenschaftsmodellen bis hin zu ehrenamtlichen Vereinslösungen. Diese Lösungen erfordern allerdings ein hohes Maß an zivilgesellschaftlichem Engagement. Die Haushaltsbefragungen zeigen, dass bei rund einem Viertel der Bevölkerung latent die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement vorhanden ist. Aber die Ergebnisse verdeutlichen, dass diese Bereitschaft nicht überall automatisch vorausgesetzt werden kann. Ziel des Forschungsvorhabens ZukunftNAH war es, die drei zentralen Gruppen - Kommunen, Unternehmen und Bevölkerung - im Hinblick auf ihre Zielsysteme und Werthaltungen zu untersuchen, um die unterschiedlichen Denkmuster und Handlungslogiken zu verstehen. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass die Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich ausgeprägt sind und dass es die EINE Lösung für die Nahversorgungsproblematik nach dem Motto one size fits all nicht geben kann. Zu unterschiedlich sind die kontextspezifischen Versorgungsangebote, Bevölkerungsstruktur- und -entwicklung und Lagepotenziale sowie unternehmerische und zivilgesellschaftliche Parameter. Aus diesem Grund wurde für die Entwicklung ortsspezifischer Lösungsansätze die Handreichung Module für Nahversorgungslösungen im Sinne eine Baukastensystems aus drei mal drei mal drei Modulen erarbeitet. Diese Module für Nahversorgungslösungen sind als Denkanstöße zu verstehen. Die inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Konzepte oder Projekte kann nur Sache der beteiligten AkteurInnen vor Ort sein. Diese wissen selbst am besten, was sie aufgrund ihrer Kenntnisse und Erfahrungen im Stande sind, an kommerziell verwertbaren Projektideen zu entwickeln. Letztendlich tragen sie auch das unternehmerische Risiko. Allerdings sei abschließend noch einmal darauf verwiesen, dass solche Nahversorgungslösungen sehr sorgfältig ausgearbeiteter Geschäftsmodelle bedürfen, die auf einer soliden Finanzierung und unter professioneller Leitung stehen müssen. Die Politik wie auch andere Multiplikatoren z. B. Kammern und Banken, aber auch soziale Einrichtungen sind gefordert, den Gemeinden in ländlichen Räumen Unterstützung vor allem bei der Nachfolgeproblematik sowie bei der Entwicklung innovativer Finanzierungsmodelle zu gewähren, damit die Nahversorgung in ländlichen Räumen eine Zukunft haben kann. Weiterer Forschungsbedarf Aus der bisherigen Forschungsarbeit ergeben sich zwei wichtige Forschungsbedarfe: a. wissenschaftliche Begleitung von Umsetzungsinitiativen - In den verschiedenen Veranstaltungsformaten im Laufe des Forschungsvorhabens hat es das Forschungsteam geschafft, unterschiedliche AkteurInnen z. B. in den regionalen Foren an einen Tisch zu bringen. Die erfolgte Sensibilisierung und Aktivierung sollte durch eine weitergehende wissenschaftliche Begleitung bei der Entwicklung von konkreten Nahversorgungslösungen gesichert sein. Der kritische Impuls von außen, die 66

73 Forschungsbericht ZukunftNAH Ziel(e) erreicht? Vermittlung von guten Praxisbeispielen aus dem In- und Ausland sowie die Möglichkeit, konkrete Analysen zu potenziellen NachfragerInnen und Machbarkeitsstudien durchzuführen, könnten den AkteurInnen vor Ort wichtige Entscheidungsgrundlagen liefern. b. Entwicklung integrierter ländlicher Entwicklungskonzepte - Die Governanceforschung im ländlichen Raum ist in den vergangenen Jahren sehr vernachlässigt worden. Die Nahversorgungsproblematik ist nur eine von vielen Herausforderungen, denen der ländliche Raum angesichts des demographischen Wandels und des fortschreitenden Strukturwandels begegnen muss. Die weitere Sicherung öffentlicher Dienstleistungen wie Schulen, Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge, Kindertagesstätten, aber auch der Wasserver- und -entsorgung, Strom- und Breitbandversorgung, die Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur sowie der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen können möglicherweise zukünftig nur durch integrierte ländliche Entwicklungskonzepte gemeistert werden. Allerdings bestehen nach wie vor erhebliche Forschungslücken zu den Möglichkeiten, aber auch Grenzen, und zu den Erfolgsfaktoren von integrierten Entwicklungskonzepten, die sehr stark von partizipatorischen Elementen, von unternehmerischem und zivilgesellschaftlichem Engagement geprägt sind. Mit Hinweisen zum Forschungsbedarf ist es am Ende eines transdisziplinär angelegten Forschungsvorhabens nicht getan: Es geht auch ganz konkret um Handlungsbedarf im politischen Raum und um den Umbau der derzeitigen Systeme im Hinblick auf die Zukunft der Nahversorgung im Kontext einer öffentlich verstandenen und als neue Gemeinschaftsaufgabe zwischen öffentlichen und privaten Trägerschaften organisierten Daseinsvorsorge (horizontale Kooperationen) ebenso wie als eine alle administrativen Ebenen umfassende politische Steuerung, ggf. durch entsprechende Anreize, und die planerische Koordination der Ansprüche und Aktivitäten über die Verwaltungsebenen hinweg (vertikale Koordination). Wenn die hier dargestellten, im Rahmen des Vorhabens ZukunftNAH erzielten und gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse dazu beitragen, dass Schritte zur Zukunft der Nahversorgung politisch und gemeinschaftlich angegangen werden, dann ist ein wichtiges Ziel erreicht. Dass gerade für ländliche Räume neue Modelle zu entwickeln sind, die auf Basis eines bürgerschaftlichen Engagements entstehen und sich an lokalen Notwendigkeiten orientieren, ist offenkundig und lässt parallel zu politischen Neuorientierungen in nächster Zukunft auch weitere wissenschaftliche Innovationen erwarten. Der Beitrag von Jahnke, Kurz (2013), den wir gegen Ende dieses Forschungsvorhabens zur Kenntnis nehmen durften und der ein neues Raumplanungssystem vorstellt, das nicht hierarchisch gegliedert ist, sondern maßgeschneidert, kooperativ und unter Ausschöpfung endogener Potenziale agiert, ist ein wichtiges Indiz dafür. 67

74 Forschungsbericht ZukunftNAH LITERATURVERZEICHNIS 68 Acocella, Donato (2007): Wie nah ist die Nahversorgung noch. In: Planerin. Fachzeitschrift für Stadt-, Regional- und Landesplanung, Heft 3/2007, Bassen, Alexander; Jastram, Sarah; Meyer, Katrin (2005): Corporate Social Responsibility - eine Begriffserläuterung. In: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik (zfwu) Ausgabe 2/2005, BBE Handelsberatung Münster (Hg.) (2010): Nahversorgung. Strukturen Entwicklung Chancen. Eine empirische Studie. Münster: BBE Handelsberatung Münster. BBE Handelsberatung Münster / ECON Consult Köln (2003): Regionales Einzelhandelskonzept Ostwestfalen-Lippe REHK-OWL. Kurzfassung. Zugriff: Benz, Arthur; Lütz, Susanne; Schimank, Uwe; Simonis, Georg (Hg.) (2007): Handbuch Governance. Theoretische Grundlagen und empirische Anwendungsfelder. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Biesecker, Adelheid; Hofmeister, Sabine (2013): (Re)Produktivität. In: Hofmeister, Sabine; Katz, Christine; Mölders, Tanja (Hg.): Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit. Die Kategorie Geschlecht in den Nachhaltigkeitswissenschaften. Opladen, Berlin & Toronto: Verlag Barbara Budrich, BMVBS/BBR Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hg.) (2006): Umbau statt Zuwachs. Siedlungsentwicklung und öffentliche Daseinsvorsorge im Zeichen des demographischen Wandels. Innovative Projekte zur Regionalentwicklung, Berlin/Bonn. BMVBS/BBSR Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2009): Mobilitätskonzepte zur Sicherung der Daseinsvorsorge in nachfrageschwachen Räumen. Evaluationsreport. BBSR-Online-Publikation. Berlin / Bonn: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Bosshart, David/ Staib, Daniel (2005): DETAILHANDEL SCHWEIZ 2015, Trends Szenarios Perspekti-ven, Wo stehen wir in 10 Jahren?, Gottlieb Duttweiler-Institut für Wirtschaft und Gesellschaft (Hrsg.), GDI_Studie Nr. 23, Rüschlikon/Schweiz. Fischer, Birgit (2006): Nahversorgung im ländlichen Raum Baden-Württembergs mit besonderer Berücksichtigung des Lebensmitteleinzelhandels. Nürtingen-Geislingen: Hochschule für Wirtschaft und Umwelt. GDI / KPMG_Gottlieb Duttweiler Institut / KPMG AG (2013): Die Zukunft des Einkaufens. Perspektiven für den Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland und der Schweiz. Zürich: Gottlieb Duttweiler Institut / KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Grünewald, Anne (2010): Alternative Nahversorgungsmodelle in ausgewählten Städten Westfalens. Westfalen Regional. Münster: Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Hahne, Ulf (2009): Zukunftskonzepte für schrumpfende ländliche Räume. Von dezentralen und eigenständigen Lösungen zur Aufrechterhaltung der

75 Forschungsbericht ZukunftNAH Literaturverzeichnis Lebensqualität und zur Stabilisierung der Erwerbsgesellschaft. In: Neues Archiv für Niedersachsen. Zeitschrift für Stadt-, Regional- und Landesentwicklung, Heft 1, Häußermann, Hartmut (2009): Der Suburbanisierung geht das Personal aus. Eine stadtsoziologische Zwischenbilanz. In: StadtBauwelt 181, Heinritz, Günter; Klein, Kurt E.; Popp, Monika (2003): Geographische Handelsforschung. Berlin: Gebrüder Borntraeger Verlag. Hofmeister, Sabine (2012): Gender relations and sustainable spatial development. In: Theorizing and practising gender sensitive planning in European discourse, Hg. Forum for GenderCompetence in Architecture Landscape Planning (gender_archland): uni-hannover.de/fileadmin/gender-archland/dokumentation_aktuell.pdf Hofmeister, Sabine; Katz, Christine; Mölders, Tanja (Hg.)(2013): Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit. Die Kategorie Geschlecht in den Nachhaltigkeitswissenschaften. Opladen, Berlin & Toronto: Verlag Barbara Budrich. Jahnke, Peter; Kurz, Otto (2013): Neues Modell für ländliche Räume. Potenziale erkennen, bewerten und fördern. In: Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) e.v. (Hg.): PlanerIn Heft 6_13, 30ff. Kearney, A. T.(2011): What do mature consumers want? As people live longer the implications for retailers and manufactures will be far-reaching, Chicago/USA. Knobloch, Ulrike (2013): Versorgen Fürsorgen Vorsorgen. Normative Grundlagen einer Sorgeökonomie als allgemeine Wirtschaftstheorie und die Ethik des Vorsorgenden Wirtschaftens. In: Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften (Hg.): Wege vorsorgenden Wirtschaftens. Marburg: Metropolis-Verlag, Kuhlicke, Christian; Petschow, Ulrich; Zorn, Henning (2005): Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs im ländlichen Raum. Studie für den Verbraucherzentrale Bundesverband e.v. Endbericht. Berlin: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (iöw) ggmbh. LK OS Landkreis Osnabrück (Hg.) (2012): Nahversorgung sichern. Abschlusszeitung Planwerkstätten. Osnabrück: Landkreis Osnabrück. MBV/MW_Ministerium für Bauen und Verkehr / Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie (Hg.) (2008): Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben. Bauleitplanung und Genehmigung von Vorhaben (Einzelhandelserlass NRW). Düsseldorf: Ministerium für Bauen und Verkehr. NEW_Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover (Hg.) (2012): Perspektiven der Nahversorgung. Berichte zum Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover 1, Hannover: Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover. NVW_Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften (Hg.) (2013): Wege Vorsorgenden Wirtschaftens. Marburg: Metropolis-Verlag. Nussbaum, Martha C. (1998): Menschliches Tun und soziale Gerechtigkeit. Zur Verteidigung des aristotelischen Essentialismus. In: Steinfath, Holmer (Hg.): Was ist ein gutes Leben? Philosophische Reflexionen, Frankfurt a.m.: Suhrkamp, Vgl. auch: Gerechtigkeit oder Das gute Leben. Frankfurt a.m. 1999: Suhrkamp. 69

76 Literaturverzeichnis Forschungsbericht ZukunftNAH Pieper, Annemarie (2003): Einführung in die Ethik, 5. Aufl., Tübingen: A. Francke. Rodenstein, Marianne; Bock, Stephanie; Heeg, Susanne (1996): Reproduktionsarbeitskrise und Stadtstruktur. Zur Entwicklung von Agglomerationsräumen aus feministischer Sicht. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) (Hg.): Agglomerationsräume in Deutschland: Ansichten, Einsichten, Aussichten, Forschungs- und Sitzungsberichte 199, Hannover, Rohrlack, Christian (2009): Logistische und Ordinale Regression, in: Albers, Sönke; Klapper, Daniel et al (Hg.): Methodik der empirischen Forschung, Wiesbaden 3.Auflage, 268ff. Schön, Susanne; Schmidt, Birgit (2013): Dezentrale Infrastrukturprojekte innovativ finanzieren. In: Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften (Hg.): Wege Vorsorgenden Wirtschaftens. Marburg: Metropolis-Verlag, Stadt+Um+Land 2030_Forschungsverbund STADT+UM+LAND 2030 Region Braunschweig (2004): Leitbilder für eine Stadtregion im demographischen Wandel. Gesamtergebnisse des interdisziplinären Forschungsvorhabens, Beiträge zu STADT+UM+LAND 2030 Region Braunschweig Band 8. Hg. Zweckverband Großraum Braunschweig ZGB / KoRiS Kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung. Braunschweig: ZGB. barrierefrei/misc/downloads/stadt2030_h8.pdf Steffen, Gabriele; Weeber, Rotraut (2002): Das Ende der Nahversorgung? Studie zur wohnungsnahen Versorgung. Schriftenreihe Verband Region Stuttgart. Berlin / Stuttgart: Weeber +Partner Institut für Stadtplanung und Sozialforschung. Vogels, P.; Karg, T. (2003): Wo Tante Emma noch den Laden schmeißt. Nahversorgung im Lebensmitteleinzelhandel. In: Immobilien Zeitung. Fachzeitung für die Immobilienwirtschaft, Nr. 19, vom , 7. Zugriff WBCSD World Business Council for Sustainable Development (2000): Corporate Social Responsibility. Making good business sense, Genf: WBCSD. Winterfeld, Uta von; Biesecker, Adelheid (2013): Es geht nicht allein. Vorsorgendes Wirtschaften braucht neue Gesellschaftsverträge. In: Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften (Hg.): Wege vorsorgenden Wirtschaftens. Marburg: Metropolis-Verlag, WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2011): Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Hauptgutachten. Berlin: WBGU. de/hauptgutachten/hg-2011-transformation/ Zugriff Zibell, Barbara (1999): Nachhaltige Raumentwicklung nicht ohne Frauen. In: PlanerIn 1/ 2, P

77 Forschungsbericht ZukunftNAH PROJEKTBETEILIGTE UND KOOPERATIONSPARTNER/INNEN ANLAGE 1 71

78 72 Forschungsbericht ZukunftNAH

79 Anlage_1 Projektbeteiligte Einrichtung Name, Vorname Aufgabe Region Hasetal - Untersuchungsraum Region Hasetal Gemeinde Lähden Morthorst, Anette Regionalmanagerin Pleus, Ludwig SG-Bürgermeister Region Hümmling - Untersuchungsraum Region Hümmling LK Emsland SG Nordhümmling SG Sögel SG Werlte Deitermann, Ralph Regionalmanager Pengemann, Walter Stabsstelle des Landrats Tebben, Hermann Bürgermeister Kerssens, Gerd Fachbereichsleiter Zentrale Dienste (Nowak, 1.SG-Rat) Gerdes, Werner Bürgermeister Region Osnabrücker Land - Untersuchungsraum Region NOL SG Neuenkirchen LK Osnabrück Höfer, Peter MCON Regionalmanager Brinkmann, Martin Bürgermeister Hauschild, Arndt Fachdienstleiter FD 6 Planen und Bauen Adresse Zweckverband Erholungsgebiet Hasetal Langenstraße Löningen Samtgemeinde Herzlake Gemeinde Lähden Am Markt Herzlake Regionalmanagement LAG Hümmling Geschäftsstelle, Rathaus Werlte Marktstraße 1, Werlte Landkreis Emsland Ordeniederung Meppen Samtgemeinde Nordhümmling Rathaus Esterwegen Poststraße Esterwegen Samtgemeinde Sögel Ludmillenhof Sögel Samtgemeinde Werlte Marktstr Werlte Regionalmanagement Nördliches Osnabrücker Land Lindenstraße Bersenbrück Samtgemeinde Neuenkirchen Alte Poststraße Neuenkirchen Fachdienst Planen und Bauen Kreishaus Am Schölerberg Osnabrück 1

80 Anlage_1 Projektbeteiligte Region W.E.R.O. - Untersuchungsraum Region W.E.R.O. LK Leer Gemeinde Bunde SG Lathen Loger, Monika Regionalmanagerin Sap, Gerald Bürgermeister Weber, Karl-Heinz Bürgermeister Region Wesermarsch - Untersuchungsraum Region Wesermarsch Gemeinde Berne Gemeinde Butjadingen Gemeinde Jade Gemeinde Stadland Gemeinde Ovelgönne Lücke, Meike Aksteiner, Mette Regionalmanagerinnen Bittner, Franz Bürgermeister Blumenberg, Rolf Bürgermeister Kaars, Henning Bürgermeister Schierhold, Boris Bürgermeister Brückmann, Thomas ehem. Bürgermeister Meyer, Holger, Bauamt Region Wir 5 Leine los! - Untersuchungsraum Region Wir 5 Stadt Hardegsen Stadt Moringen Albert, Regine Regionalmanagerin Sjuts, Dieter Bürgermeister Schnabel, Hartmut Bürgermeister Regionalmanagement W.E.R.O.-Deutschland Landkreis Leer - Amt für Wirtschaftsförderung Friesenstraße Leer Gemeinde Bunde Kirchring Bunde Samtgemeinde Lathen Große Straße Lathen Landkreis Wesermarsch Regionalmanagement "Wesermarsch in Bewegung" c/o Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH Poggenburger Str Brake Gemeinde Berne Rathaus Am Breithof Berne Gemeinde Butjadingen Rathaus - Butjadinger Straße Butjadingen-Burhave Gemeinde Jade Jader Straße Jade - Jaderaltendeich Gemeinde Stadtland Am Markt Stadland Gemeinde Ovelgönne Gemeindeverwaltung Rathausstr Ovelgönne MCON/Regionalmanagement Harzweserland Wirtschaftsförderung Landkreis Northeim Scharnhorststraße Northeim Stadt Hardegsen Vor dem Tore Hardegsen Stadt Moringen Amtsfreiheit 8 / Moringen 2

81 Anlage_1 Projektbeteiligte Stadt Northeim Gemeinde Katlenburg-Lindau Stadt Uslar Rauer, Jürgen Büro des Bürgermeisters Ahrens, Uwe Bürgermeister Friedrich, Thomas (2012) Borchert, Sven (2013) Wirtschaftsförderung Region Wittlager Land - Referenzregion Region Wittlagerland Ripperda, Michael Regionalmanager Unternehmen - Kooperationspartner Firma Siemer Firma REWE/ Nahkauf Holm, Natalie Siemer, Bernhard Riemer, Norbert Verkaufsleiter Selbstständiger Einzelhandel Stadt Northeim Scharnhorstplatz Northeim Gemeinde Katlenburg-Lindau Bahnhofstraße Katlenburg-Lindau Stadt Uslar Wirtschaftsförderung Graftstraße Uslar Regionalmanagement Wittlager Land Rathaus Ostercappeln Gildebrede Ostercappeln Markant Markt Bernhard Siemer Hauptstraße Lorup REWE GROUP REWE Markt GmbH Zweigniederlassung Nord Fortunastraße Lehrte Leibniz Universität Hannover - Forschungseinrichtung Zibell, Barbara, Prof. Dr. LUH Projektleitung b.zibell@igt-arch.uni-hannover.de Bloem, Hendrik, Dipl.-Ing. LUH Projektbearbeitung h.bloem@igt-arch.uni-hannover.de Heinecke, Nina, Dipl.-Geographin LUH Projektmitarbeit, Statistik bis 09 / 2012 sohns@wigeo.uni-hannover.de Heineking, Ingrid, Dipl.-Geographin LUH Projektbearbeitung, -abrechnung i.heineking@igt-arch.uni-hannover.de Preuß, Petra, Dipl.-Ing. Architektin LUH Projektbearbeitung preuss.planung@gmx.de Revilla-Diez, Javier, Prof. Dr. LUH Fachliche Beratung diez@wigeo.uni-hannover.de Sohns, Franziska, Dipl.-Geographin LUH Projektmitarbeit, Statistik + GIS seit 10 / 2012 sohns@wigeo.uni-hannover.de Stock, Katja, Dipl.-Ing. LUH Projektkoordination (intern) k.stock@igt-arch.uni-hannover.de 3

82 72 Forschungsbericht ZukunftNAH

83 Forschungsbericht ZukunftNAH STRATEGIEPAPIERE ANLAGE 2 73

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85 Forschung im Rahmen der Förderlinie Innovative Kooperationsprojekte (EFRE) STRATEGIEPAPIER_GEMEINDE_JADE 02_2013 Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Fakultät für Architektur und Landschaft Institut für Geschichte und Theorie der Architektur Abteilung Planungs- und Architektursoziologie Herrenhäuser Str Hannover Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla Diez Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Abteilung Wirtschaftsgeographie Schneiderberg Hannover

86 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE Anlass Gut zwölf Monate nach Projektbeginn liegen erste Auswertungsergebnisse für jede am Forschungsprojekt beteiligte Kooperationsgemeinde vor, die in Form von Erläuterungstexten und Darstellungen jeder Kooperationspartnerin zur internen Diskussion und für weiterführende Arbeiten hiermit als Zwischenstand zur Verfügung gestellt werden. Die Auswertung setzt sich zusammen aus Hinweisen aus den Interviews sowie der Auftaktveranstaltung und des Zwischenforums, Bestandsaufnahmen vor Ort, Sekundärstatistiken und der projektinternen GIS- Analyse. 1. Bestandsaufnahme 1.1 Raumbezogene Bestandsaufnahme - Auswertung von Statistiken und Vorort- Aufnahmen Raum- und Siedlungsstruktur / Demographie Die Gemeinde Jade ist die westlichste Gemeinde des Landkreises Wesermarsch. Siedlungsschwerpunkte haben sich in der Flächengemeinde in 3 Ortschaften gebildet, zu denen verschiedene Bauernschaften gehören. Jaderberg ist mit ca EinwohnerInnen das Versorgungszentrum, Jade (ca. 360 EW) der Sitz der Verwaltung der Einheitsgemeinde, in der insgesamt Menschen wohnen (gem. LSKN, Bevölkerungsstand ). Die Lage am nördlichen Jadebusen birgt in Küstennähe touristisches Potenzial, darüber hinaus ist die Gemeinde eher landwirtschaftlich geprägt. Die Siedlungen liegen eher abseits der Küste, lediglich Augusthausen liegt direkt hinterm Deich. In Jaderberg und Schweiburg (mit Außenstelle Mentzhausen) befinden sich die Standorte der jeweils einbis zweizügigen Grundschulen mit insgesamt ca. 250 GrundschülerInnen in 15 Klassen. Als weitere Bildungseinrichtungen stehen den Kindern und Jugendlichen der Gemeinde Jade (und darüber hinaus) das Jade-Gymnasium in freier Trägerschaft sowie die Oberschule in Jaderberg für über SchülerInnen zur Verfügung. Die Gemeinde Jade ist mit 61 EW / km² eher dünn besiedelt. Die Bevölkerung in der Gemeinde Jade setzt sich wie folgt zusammen (Stand 2010); vergleichsweise überdurchschnittlich vertreten sind mit 22,9% die Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren, auch der Anteil der 40- bis 65-Jährigen in der Bevölkerung ist etwas höher als im Landesdurchschnitt. Eher schwächer besetzt als im Landesdurchschnitt ist dagegen die Altersgruppe zwischen 18 und 40 Jahren (22,4%). Die Personen im Ruhestandsalter sind mit 17,7% noch unterrepräsentiert. Die prognostizierte Entwicklung der Bevölkerung von 2010 bis 2030 liegt gemäß NIW 1 für die Gemeinde Jade bei -13,4% (ca Personen). Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird dabei absehbar deutlich zurückgehen (um fast 50%). In allen Altersgruppen unter 65 Jahren ist von erheblichen Rückgängen auszugehen. Deutliche Zuwächse wird es dagegen bei den über 65-Jährigen geben (ca. + 60%). Die verkehrliche Anbindung der Gemeinde erfolgt überregional mit einer eigenen Autobahnabfahrt der A 29 in Jaderberg, von wo aus sowohl Oldenburg (25 km) als auch Wilhelmshaven (30 km) schnell zu erreichen sind. Die B 437 führt in 7 km Richtung Westen zur Stadt Varel, in 30 km in Richtung Osten zum Wesertunnel. Die Ortsteile sind über Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen miteinander verbunden. In ca. 20 km Entfernung liegt die Kreisstadt Brake. Die ÖPNV-Erreichbarkeit wird innerhalb der Gemeinde über Busse gewährleistet, die die kleinen Gemeindeteile mit dem Grundzentrum verbinden. Hierbei verbindet die Linie 431 Brake-Ovelgönne-Neustadt- Jaderberg und die Linie 432 die Ortsteile Jade, Schweiburg, Augusthausen mit Jaderberg. Darüber hinaus verkehrt die Buslinie 340 von Jaderberg nach Oldenburg und eine weitere Buslinie 341 verbindet Jaderberg mit Varel (von Rastede/OL kommend). Varel ist außerdem noch mit der Linie 345 zu erreichen. Zusätzlich fährt die Linie 257 nach Dangast (über Varel, Neuenwege, Büppel und Obenstrohe). Nach telefonischer Anmeldung ist eine Verbindung zu dem südwestlich liegendem Bad Zwischenahn durch die Linie 399 möglich. Eine Anbindung an den Regional- und Fernverkehr der DB ist über Varel und Rastede gegeben. 1 Basis: NBank Bevölkerungsprognose des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW) 2

87 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE Beschäftigung (Datenquelle: NIW) Insgesamt gab es 2010 rd Beschäftigte mit Wohnort in der Gemeinde Jade (dar. 820 bzw. 41,8% weibl.), davon in Vollzeit (dar. 480 bzw. 30,9% weibl.) und 390 in Teilzeit (dar. 330 bzw. 86,1% weibl.). Frauen arbeiten auch in der Gemeinde Jade besonders häufig in Teilzeit: 40,8% aller weiblichen Beschäftigten gegenüber 4,7% bei den Männern. Die Erwerbsbeteiligung (ohne Selbstständige, Beamte und Minijobber) liegt insgesamt bei 52,3% - bei den Männern 60,3%, bei den Frauen 44,2%. Die Beteiligung am Erwerbsleben ist damit insgesamt ein wenig höher als im Landesdurchschnitt (50,1%). AuspendlerInnen überwiegen gegenüber den EinpendlerInnen, so dass Kaufkraftabflüsse zu erwarten sind, die durch Kopplungspotenziale (Arbeitsweg und Einkauf) begünstigt werden. Von den Beschäftigten mit Wohnort in der Gemeinde Jade arbeiten (84%) außerhalb der Gemeinde (AuspendlerInnen). 310 Beschäftigte haben sowohl ihren Wohn- als auch ihren Arbeitsort in Jade. In der Gemeinde Jade als Arbeitsort sind insgesamt 700 Personen beschäftigt, davon 390 EinpendlerInnen (56%). Das Pro-Kopf-Einkommen in der Gemeinde Jade liegt mit Euro (90 2 ) um ein Zehntel unter dem niedersächsischen Durchschnitt. Versorgungslage Die Versorgungssituation wurde zunächst durch eine Abfrage der Versorgungsangebote bei der zuständigen Verwaltung erfasst und vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Erreichbarkeit und Qualität überprüft. Insgesamt wurden dabei anhand eines Erfassungsbogens Versorgungseinrichtungen in allen Ortsteilen in Augenschein genommen. In der Gemeinde Jade wurden insgesamt 8 stationäre Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen und ein Wochenmarkt erfasst, die vor Ort die Nahversorgung sichern: Ortsteil Jaderberg Schweiburg Augusthausen Jade - Mentzhausen - Diekmannshausen - Lebensmitteleinzelhandelseinrichtung 1 Verbrauchermarkt (EDEKA) mit Bäckerei, 1 Discounter (Netto) mit Bäckerei, 1 Bäckerei, 1 Kiosk, 1 Ab-Hof-Verkauf, 1 Wochenmarkt 1 Nahversorger (EDEKA nah und gut), 1 Bäckerei 1 Nahversorger ( Tante-Emma-Laden ) Zur Verdeutlichung der Versorgungssituation in Bezug auf die Erreichbarkeit durch die in den umliegenden Gebäuden lebende Bevölkerung werden in der nachfolgenden Tabelle die durchschnittlichen Wegeentfernungen zu den Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen mit dem Angebot einer erweiterten Nahversorgung dargestellt. Anteil der EinwohnerInnen je Entfernungsklasse in % (Entfernung in Metern (m) zur erweiterten Nahversorgung) Kooperationsgemeinden in der Wesermarsch Ø Berne Ovelgönne Jade Stadland Budjadingen < 100m 4,21% 3,13% 2,96% 5,32% 4,85% 4,71% 100m-300m 8,85% 5,28% 9,72% 5,90% 11,10% 12,01% 300m-500m 13,45% 6,73% 16,82% 9,73% 13,29% 21,45% 500m-1000m 27,98% 22,56% 28,50% 26,66% 30,72% 31,36% 1000m-2500m 23,05% 40,20% 21,37% 19,92% 18,08% 14,64% > 2500m 22,46% 22,10% 20,63% 32,46% 21,96% 15,83% n Gesamtbetrag der Einkünfte 2007 nach Lohn- und Einkommensteuerstatistik, je Einwohner; Nds. = 100 n = Eigene Berechnungen je Gebäude auf Grundlage der EinwohnerInnenzahlen 2010 nach NIW-Daten 3

88 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE Auf der nachfolgenden Darstellung sind alle aufgenommenen LEH-Einrichtungen verortet dargestellt. Bestandsaufnahme Nahversorgung Jade (Eigene Darstellung, 2012) Die weiten Entfernungen der Orte untereinander und die daraus resultierende Unterversorgung werden in auch in der Übersicht Abb_1 (S. 10) sehr deutlich. Insbesondere die Menschen in den kleineren Orten Jade, Diekmannshausen und Mentzhausen müssen weite Wege zurücklegen, um sich täglich zu versorgen. Abb_2 (S. 11) gibt die Situation in Jaderberg im Detail wieder. Gebäude, die unter 100m entfernt von einer Versorgungseinrichtung liegen sind Grün eingefärbt, dunkelrote Gebäude liegen bis 2.500m entfernt. Der Großteil der Menschen in Jaderberg lebt in Einfamilienhausgebieten in mehr als 500 m Entfernung von Verbrauchermarkt und Discounter. 4

89 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE 1.2 Akteursbezogene Bestandsaufnahme - Auswertung von Interviews Im Rahmen eines leitfadengestützten Interviews wurde von der Gemeinde Jade der Bürgermeister Herr Kaars in einem ersten Schritt hinsichtlich der prozessbezogenen Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege) resp. Governance in der Gemeinde befragt. Folgende Informationen geben einen Überblick: Verwaltungsstrukturen/Zuständigkeiten: Die Gemeinde Jade ist eine Einheitsgemeinde mit dem Verwaltungssitz Jade. Planungen im Gemeindegebiet, die Finanzhoheit sowie alle Verwaltungstätigkeiten sind hier konzentriert. Verhältnis zwischen Verwaltung, Politik und Unternehmen: Anfragen zu Förderungen sowie planungsrechtlichen Voraussetzungen oder Grundstücksfragen gehen direkt über den Tisch des Bürgermeisters. Wirtschaftsförderung des LK Wesermarsch wird bei Entscheidungen mit einbezogen. Beteiligungskultur der Bevölkerung: Nachbarschaftshilfe wird in den ländlichen Ortsteilen noch wichtig genommen, es wohnen viele Alleinstehende in der Fläche. Die Bevölkerung engagiert sich in den Ortsteilen der Gemeinde Jade eher bei konkreten Anlässen wie Schulschließung o.ä. Die Menschen in Jaderberg identifizieren sich wenig mit ihrem Dorf ( Pendlerdorf ) Konzepte: Bewusstsein der Bevölkerung bilden. Im Rahmen des Interviews wurde der Bürgermeister desweiteren hinsichtlich des Einkaufsverhaltens der örtlichen Bevölkerung und Strategien für Nahversorgungslösungen in der Gemeinde Jade befragt. Einkaufsverhalten: Der Tageseinkauf wird von der Bevölkerung in Jade nur teilweise vor Ort erledigt, zusätzlich werden die Groß-Discounter in Varel und Oldenburg aufgesucht, der Wochenendeinkauf findet meist außerhalb statt, Erlebniseinkäufe in Oldenburg werden unterstützt durch die gute Busanbindung. Besonders Jüngere sind automobil und nehmen die Älteren mit. Wochenmarkt in Jaderberg wird nicht optimal angenommen, da samstags lieber nach Varel gefahren wird. Strategien: Keine Ausweisung von Bauland, da ausreichend Angebote im Ort vorhanden sind. Eine Strategie der Gemeinde ist es, keinen weiteren Discounter in Jaderberg zu erlauben, um die vorhandenen Standorte zu sichern. Die Regulierung von Leerständen in den Ladenzeilen wird in erster Linie dem Markt überlassen. 2. Bestandsanalyse und Bewertung 2.1 Bestandsanalyse Teil 1: Stärken und Schwächen In der Zusammenschau sind die folgenden Einflussfaktoren in Bezug auf die Versorgungslage in der Gemeinde Jade für die Stärken- und Schwächenanalyse besonders hervorzuheben: Positive Einflussfaktoren: Gute Versorgungssituation durch einen Verbrauchermarkt und einen Discounter nur in Jaderberg. Ein Nahversorger in Schweiburg gilt als besonders kundinnenfreundlich, der Nahversorger mit Gastwirtschaft in Augusthausen ist sehr klein, lebt vor allem vom Tourismus (RadfahrerInnen). Eine Fuß- und Fahrraderreichbarkeit dieser Geschäfte ist sowohl in den Ortskernen als auch über gemeindeweite Fahrradverbindungen gegeben. Anfragen zu Neuansiedlungen von Discountern in Jaderberg werden derzeit abgelehnt. Bau des Jade-Weser-Ports wird als Chance für Zuzug von außen gesehen. Negative Einflussfaktoren: Leerstände in der Ladenzeile von Jaderberg vorhanden, keine Anfragen. Die ländlichen Ortsteile werden nicht mehr vor Ort versorgt, nur noch ein Verkaufswagen ist unterwegs, Anfragen zu Neuansiedlungen in der Fläche gibt es keine. Zukunftsprobleme in Schweiburg. Hohe Auto- Mobilität gehört zum Alltag der Bevölkerung und führt zu Versorgungseinkäufen auf dem Weg in autoaffinen Agglomerationen, Bewusstsein der Bevölkerung zum Erhalt von Nahversorgungsstandorten ist nicht ausreichend. In Bezug auf das Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) sind darüber hinaus die folgenden Einflussfaktoren zu nennen: Positive Einflussfaktoren: BürgerInnen in den ländlichen Ortsteilen identifizieren sich mit ihren Dörfern, Nachbarschaftshilfe funktioniert noch. Negative Einflussfaktoren: Zuzug von außen nur durch ehemalige Gäste aus Nordrhein-Westfalen im Rentenalter, keine jungen Menschen, die sich einbringen könnten. 5

90 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE ERGEBNIS: Die Verortung der Gemeinde Jade zeigt in der Zusammenschau mit allen Kooperationsgemeinden (Matrix) ein unterdurchschnittliches Zusammenspiel der AkteurInnen und eine unterdurchschnittliche Versorgungslage durch sehr weite Wege (Gruppe: schwaches Zusammenspiel der AkteurInnen mit nicht guter Versorgungslage). Sicht der Gemeinde Jade Nach Einschätzung und Aussage des Bürgermeisters der Gemeinde Jade fehlt der ansässigen Bevölkerung noch das Bewusstsein für das Thema und die Wichtigkeit der Nahversorgung. Nachbarschaftshilfe und hohe Mobilität dienen zum Abfedern der heute bereits in der Fläche prekären Versorgungssituation. Es zeigt sich die Wichtigkeit des ruhigen Tourismus für den Erhalt der Nahversorgung in den kleinen Dörfern. Konkrete Projekte und Konzepte sind insbesondere die Stärkung des Bewusstseins der ansässigen Bevölkerung durch Information und Beteiligung etc. 6

91 7 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE 2.2 Bestandsanalyse Teil 2: Chancen Risiken - Strategien Gemeinde Jade Bevölkerungsstruktur und demografische Entwicklung Situation Abnahme der Bevölkerung bis 2030 um 13,4% (ca Personen). Deutlicher Rückgang der Zahl der Kinder und Jugendlichen (um fast 50%). Erhebliche Rückgänge in allen Altersgruppen unter 65 Jahren. Hohe Zuwächse bei den über 65-Jährigen (+60%). (NIW) Bevölkerungsschwund in der Fläche wird dramatisch sein, es fehlen Strukturen dies aufzufangen (G) Zuzug aus NRW als Alterssitz (2. Wohnsitz) / kaum Leerstand an Privathäusern (G) Hoffnungsträger Jade-Port: Ansiedlung Gewerbe in unmittelbarer Nachbarschaft; Hoffnung auf Zuzug von Familien (G) Potenzial/ Herausforderung Rückgang der Bevölkerung = weniger Kaufkraft Alterung der Bevölkerung = Potenzial für Einkauf am Ort Strategien Schrumpfungsprozess aktiv begleiten (Innenentwicklung stärken) KundInnenbefragungen durchführen Sortimente erweitern Bestellservices, Lieferdienste ausweiten Attraktivitätssteigerung im LEH und Umfeld Zunahme der Alleinlebenden in der Fläche Verkehrliche Anbindung verbessern KundInnenbindung schaffen Saisonale Nachnutzung leer stehender Einfamilienhäuser Mangelnde Integration ins Dorfleben Weniger Bevölkerungsrückgang Wachstum durch neue Arbeitsplätze in der Nähe Begrüßung von NeubürgerInnen (auch bei Zweitwohnsitzen) Informationen zu Vereinen und Ehrenämtern Potenziale der Gemeinde als Wohnort darstellen Geschlechterverhältnisse durchschnittliche (Voll) Erwerbsbeteiligung der Frauen (44,2 % im Vergleich: Nds. 45,4 %), aber niedriger als bei den Männern Potenzielle UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen Stille Reserve bei Fachkräftemangel Lokale Identität der Menschen stärken Anknüpfungspunkte für Aus- und Weiterbildungskonzepte vs. potenzieller Abwanderung junger Frauen Fachkräftemangel vorbeugen Siedlungsentwicklung und - struktur Baugebiete werden nicht mehr ausgewiesen (G) Großer Teil der Bevölkerung wohnt in der Fläche und ist auf das Auto bzw. dass jemand Auto fährt angewiesen (G) Kein Wachstum - Entwicklung aus sich heraus / Innere Erneuerung möglich Strategie der Innenentwicklung wird verfolgt Betreutes Wohnen in Jaderberg Einseitige Ausrichtung auf Automobilität Nachbarschaftshilfe vorhanden Kaufkraftabfluss Qualifizierung im Bestand Innenentwicklungskonzeption Verkehrliche Anbindung ohne Auto mittelfristig verbessern

92 8 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE Gemeinde Situation Jade Infrastruktur Ruhiger Tourismus, Nationalpark Wattenmeer + kleiner Badestrand, neuer Investor für Ferienwohnungen, Hoffnung NV vor Ort und Sicherung des vorh. Standortes Tier- und Freizeitpark Jaderberg, Existenz vorerst gesichert, Gäste im Jahr Potenzial/ Herausforderung Tourismus als Potenzial für den Erhalt einer bedarfsgerechten Nahversorgung Standort Tier- und Freizeitpark als Alleinstellungsmerkmal Strategien Tourismus in Nahversorgungskonzeption einbinden Lebensmitteleinzelhandel und Kaufverhalten Nahversorgung in Jaderberg gut aufgestellt durch Verbrauchermarkt und Discounter (G) Nahversorger in Schweiburg mit hoher KundInnenfreundlichkeit, aber Zukunftsproblemen, Tante-Emma-Laden mit Gastwirtschaft in Augusthausen - Tragfähigkeit fraglich (G) Unzureichende Versorgung in Diekmannshausen (G) Tourismus als Sicherung der Nachfrage in den küstennahen ländlichen Ortsteilen (Schweiburg und Augusthausen) (G) Potenzial für Ab-Hof-Verkäufe, regionale Produkte und Bioprodukte noch ungenutzt (B) Verkaufswagen haben bis auf einen aufgegeben / Wochenmarkt in Jaderberg wird nicht genug angenommen Kaufkraftbindung im Grundzentrum der Gemeinde Potenzial für Neuentwicklungen und Veränderungen Chance u.a. für junge Paare als UnternehmensgründerInnen / potenzielle Nachfolge Schließung von Läden Unterversorgung der immobilen Bevölkerung fehlender sozialer Treffpunkt im Ort Wegorientierung der mobilen Bevölkerung auf andere Einkaufsorte Lage in der Nähe zum Deich und Erreichbarkeit über Fahrradwege Qualität und Funktion auch auf Gäste ausgerichtet Beteiligung der Landwirtschaft an der Versorgung der Bevölkerung in den ländlichen Ortsteilen Fehlende Tragfähigkeit mobiler Anbieter Unterversorgung der immobilen Bevölkerung Erreichbarkeit aus den ländlichen Ortsteilen verbessern; Liefer- und Bestellservices, um KundInnenbindung zu stärken Begleitung von zukunftsfähigen Veränderungen durch die IHK (z.b. Zusatzdienste, Weiterbildungsangebote) Nahversorgung und Probleme öffentlich thematisieren, Bedarfe erfragen Bedarfe potenzieller KundInnen erfragen Sortimente erweitern Bestellservices und Lieferdienste an anderen Standorten einrichten Auf Tourismus zielende Werbung einsetzen Bündelung / Integration mit touristischen Attraktionen Einbeziehen von Gestaltung / Architektur in den Ortslagen Landwirtschaft für Direktverkauf regionaler Produkte und/oder Bioproduktion gewinnen zusätzliche Verkaufsstandorte im Ortskern schaffen (Leerstände nutzen) Bewusstseinsbildung der Bevölkerung durch Bedarfsabfrage und Thematisierung der örtlichen Nahversorgung

93 9 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE Gemeinde Jade Strategien Professionalisierung durch Netzwerke Situation Potenzial/ Herausforderung Nachbarschaftshilfe wird in der Fläche wichtig Ehrenamtliche Versorgung der immobilen genommen, Bewusstsein für die Nahversorger Bevölkerung ist vorhanden (G) Mobilität der Bevölkerung erforderlich Erhalt der Nahversorgung wichtig Erlebniseinkäufe finden in Oldenburg statt Gute Erreichbarkeit des Oberzentrums Oldenburg Mobilitätsverhalten Bewusstseinskampagne für andere Mobilitätsformen Wegeentfernungen Hohe Auto-Mobilität gehört zum (Versorgungs-)Alltag; Bevölkerung fährt zum Discounter nach OL / Jüngere fahren gern Auto, Älteren nutzen diese Mobilität (Mitfahren oder mitbringen lassen) (G) Fuß und Rad werden Innerorts zur Versorgung genutzt (Ältere, Junge und Gäste) (G) Wesersprinter (Überlandbus) ist besonders für Jugendliche wichtig, um zum Shoppen nach OL zu kommen (G) Wohngebäudeentfernungen zu Versorgungseinrichtungen (GIS): < 100m = 5,32% 100m-300m = 5,90% 300m-500m = 9,73% 500m-1000m = 26,66% 1000m-2500m = 19,92% > 2500m = 32,46% Einseitige Ausrichtung auf Automobilität Kaufkraftabfluss Ladensterben Bereitschaft für andere Verkehrsmittel ist vorhanden Wichtige Busverbindung in die Oberzentren Bremerhaven und Oldenburg Mobilitätskonzepte ausarbeiten und testen Erhalt der Verbindung ggf. Ausbau Weite Wege für eine alternde Bevölkerung Unterversorgte Gebiete wahrnehmen, Wege ggf. Erreichbarkeit prüfen Haushaltsbefragungen durchführen (lassen) Alternative Konzepte entwickeln Governance und Beteiligungskultur Keine Anfragen zur Zusammenarbeit und Kooperation von Unternehmen Nachbarschaftshilfe wird in der Fläche wichtig genommen (G) Zusammenarbeit mit Unternehmen ist ausbaufähig Ansprache von Unternehmen vorbereiten Nahversorgungskonzept erarbeiten Ehrenamt funktioniert Ehrenamtspotenzial nutzen für neue Lösungsansätze der Nahversorgung

94 10 STRATEGIEPAPIER-GEMEINDE JADE Gemeinde Jade Situation JaderbergerInnen haben auffällig weniger Identifikation mit ihrem Ort als BewohnerInnen der anderen Ortsteile, vermutl. aufgrund hoher Anzahl PendlerInnen (G) Potenzial/ Herausforderung Keine BürgerInneninitiative zu erwarten Strategien Bewusstsein zur Problematik der Nahversorgung ist bei der Bevölkerung nur in der Fläche vorhanden (G) Probleme aber auch Bedarfe sind nicht bekannt, können somit nicht berücksichtigt werden Bevölkerung informieren und einbeziehen (G) = aus Interview mit den Vertretern der Gemeinde Jade am (B) = aus Bestandsaufnahmen vor Ort durch MitarbeiterInnen der LUH im Mai/Juni 2012 (GIS) = Ergebnisse der internen GIS-Analyse der LUH Abbildungen auf den folgenden Seiten Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der Gemeinde Jade Abb_2 Einzelauswertung Jaderberg

95 Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der Gemeinde Jade Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung In der Übersicht sind in Blauschattierungen die zur Versorgung mit Lebensmitteln zurückzulegenden Wege in der Gemeinde Jade dargestellt; Dunkelblau bedeutet dabei unter 100 m Entfernung - Hellblau bis m Entfernung. Alle Gebäude, die nicht mit einer blauen Linie verbunden sind liegen von einer Versorgungseinrichtung weiter als 2,5 km entfernt. Augusthausen Schweiburg Jaderberg 11

96 Abb_2 Einzelauswertung Jaderberg - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung 12

97 Forschung im Rahmen der Förderlinie Innovative Kooperationsprojekte (EFRE) STRATEGIEPAPIER_STADT_MORINGEN 02_2013 Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Fakultät für Architektur und Landschaft Institut für Geschichte und Theorie der Architektur Abteilung Planungs- und Architektursoziologie Herrenhäuser Str Hannover Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla Diez Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Abteilung Wirtschaftsgeographie Schneiderberg Hannover

98 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Anlass Gut zwölf Monate nach Projektbeginn liegen erste Auswertungsergebnisse für jede am Forschungsprojekt beteiligte Kooperationsgemeinde vor, die in Form von Erläuterungstexten und Darstellungen jeder Kooperationspartnerin zur internen Diskussion und für weiterführende Arbeiten hiermit als Zwischenstand zur Verfügung gestellt werden. Die Auswertung setzt sich zusammen aus Hinweisen aus den Interviews sowie der Auftaktveranstaltung und des Zwischenforums, Bestandsaufnahmen vor Ort, Sekundärstatistiken und der projektinternen GIS- Analyse. 1. Bestandsaufnahme 1.1 Raumbezogene Bestandsaufnahme - Auswertung von Statistiken und Vorort- Aufnahmen Raum- und Siedlungsstruktur / Demographie Die Stadt Moringen besteht aus insgesamt 9 Stadtteilen mit EinwohnerInnen. Die Kernstadt als Grundzentrum und Verwaltungssitz liegt ca. 20 km vom Oberzentrum Göttingen und ca. 10 km von der Kreisstadt Northeim entfernt. Moringen ist umgeben von Laub- und Nadelwäldern und somit als Ausgangspunkt für touristische Aktivitäten in Richtung Solling etc. sehr beliebt. Die räumliche Orientierung von Moringen ist durch die guten Straßen- und ÖPNV-Anbindungen vorrangig auf Northeim und Göttingen ausgerichtet. Die straßenverkehrliche Anbindung an die ehemalige Kreisstadt Einbeck (17 km) ist ebenfalls gut. In der Kernstadt befindet sich der Standort des Schulzentrums mit einer Kooperative Gesamtschule (KGS), die über eine gymnasiale Oberstufe für insg SchülerInnen verfügt (davon 495 in der KGS-Außenstelle Nörten-Hardenberg) sowie einer dreizügigen Grundschule mit insgesamt knapp 270 GrundschülerInnen in 12 Klassen. Das Schulzentrum in Moringen wird z. Zt. von SchülerInnen aus 75 Ortschaften des LK Northeim besucht und gilt als wichtiger infrastruktureller Knotenpunkt für die Menschen in der Umgebung. Die Stadt Moringen ist mit 87 EW / km² vergleichsweise dünn besiedelt. Die Bevölkerung verteilt sich auf die Kernstadt und die 8 Stadtteile recht unterschiedlich: Moringen mit gut EW und die ländlichen Ortsteile von unter 100 EW in Blankenhagen (87 EW) bis knapp EW in Fredelsloh (Oldenrode -143 EW, Lutterbeck -182 EW, Behrensen -244 EW, Thüdinghausen -322 EW, Großenrode -357 EW, Nienhagen EW (Stand: , Information der Stadt Moringen)). Im Vergleich zum Landesdurchschnitt ist der Bevölkerungsanteil der 40- bis 65-Jährigen in Moringen etwas erhöht (37,9%). Die Altersgruppe ab 65 Jahren ist dagegen mit 18,5% vergleichsweise schwach vertreten. Die Anteile der Kinder und Jugendlichen unterscheiden sich mit 18,6% nur wenig vom Landesmittel (aus NIW-Daten, Stand 2010). Die prognostizierte Entwicklung der Bevölkerung von 2010 bis 2030 liegt gemäß NIW 1 für die Stadt Moringen bei -22,8% (ca Personen). Besonders betroffen ist die Altersgruppe unter 18 Jahren. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird sich bis 2030 voraussichtlich halbieren. In allen Altersgruppen unter 65 Jahren ist von erheblichen Rückgängen auszugehen. Zuwächse wird es dagegen bei den über 65-Jährigen geben (+ 18,7%). Die verkehrliche Anbindung der Stadt erfolgt über die Bundesstraße B 241 nach Westen zur Anschlussstelle der A7 in 5 km Entfernung und weiter der B 241 folgend nach Northeim. In Richtung Osten führt die B 241 über das Grundzentrum Hardegsen (in 10 km Entfernung) in das Mittelzentrum Uslar (in ca. 25 km Entfernung). Die ländlichen Ortslagen von Moringen sind über Landes- und Kreisstraßen miteinander verbunden. Die ÖPNV-Erreichbarkeit ist innerhalb des Stadtgebietes von Moringen über Busse des Verkehrsbundes Süd-Niedersachsen gewährleistet, die die ländlichen Ortsteile mit dem Grundzentrum und darüber hinaus verbinden. Hierbei sind besonders hervorzuheben die Linie 181 von Nörten-Hardenberg nach Northeim über Großenrode/Elvese, die Linie 220 von Göttingen nach Moringen, die Linie 222 von Moringen nach Hardegsen, die Linie 223 von Moringen über Großenrode nach Behrensen und die Linie 225 von Northeim nach Moringen. Eine Anbindung an den Regional- und Fernverkehr der DB ist über die Bahnhöfe in Northeim oder Göttingen möglich. Beschäftigung (Datenquelle: NIW) Insgesamt gab es 2010 rd Beschäftigte mit Wohnort in der Stadt Moringen (dar bzw. 45,3% weibl.), davon in Vollzeit (dar. 660 bzw. 34,1% weibl.) und 510 in Teilzeit (dar. 450 bzw. 87,9% weibl.). 1 Basis: NBank Bevölkerungsprognose des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW) 2

99 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Frauen arbeiten auch in der Stadt Moringen besonders häufig in Teilzeit: 40,5% aller weiblichen Beschäftigten gegenüber 4,6% bei den Männern. Die Erwerbsbeteiligung (ohne Selbstständige, Beamte und Minijobber) liegt insgesamt bei 50,5% bei den Männern 52,7%, bei den Frauen 48,1%. Die Beteiligung am Erwerbsleben liegt damit etwa im Landesdurchschnitt (50,1%). EinpendlerInnen überwiegen leicht gegenüber den AuspendlerInnen, so dass Kaufkraftzuflüsse zu erwarten sind, die durch Kopplungspotenziale (Arbeitsweg und Einkauf) begünstigt werden. Von den Beschäftigten mit Wohnort in der Stadt Moringen arbeiten (71%) außerhalb der Stadt (AuspendlerInnen). 720 Beschäftigte haben sowohl ihren Wohn- als auch ihren Arbeitsort in Moringen. In der Stadt Moringen als Arbeitsort sind insgesamt Personen beschäftigt, davon EinpendlerInnen (77%). Das Pro-Kopf-Einkommen in der Stadt Moringen liegt mit Euro (89 2 ) um rund ein Zehntel unter dem niedersächsischen Durchschnitt. Versorgungslage Die Versorgungssituation wurde zunächst durch eine Abfrage der Versorgungsangebote bei der zuständigen Verwaltung erfasst und vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Erreichbarkeit und Qualität überprüft. Insgesamt wurden dabei anhand eines Erfassungsbogens Versorgungseinrichtungen in allen Stadtteilen in Augenschein genommen. In der Stadt Moringen wurden insgesamt 9 stationäre Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen erfasst, die vor Ort die Nahversorgung sichern: Ortsteil Moringen Fredelsloh Großenrode, Lutterbeck Lebensmitteleinzelhandelseinrichtung = erweiterte Nahversorgung 1 Verbrauchermarkt (REWE) mit Bäckerei- und Fleischereifiliale, 1 Discounter mit Bäckerei (Netto), 1 Bäckerei, 1 Fleischerei 1 Nahversorger (Traupe), 1 Bäckerei, 1 Fleischerei 1 Ab-Hof-Verkauf (Bio) Bestandsaufnahme Nahversorgung Moringen (Eigene Darstellung, 2012) 2 Gesamtbetrag der Einkünfte 2007 nach Lohn- und Einkommensteuerstatistik, je Einwohner; Nds. = 100 3

100 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Zur Verdeutlichung der Versorgungssituation in Bezug auf deren Erreichbarkeit durch die in den umliegenden Gebäuden lebende Bevölkerung werden in der nachfolgenden Tabelle die durchschnittlichen Wegeentfernungen zu den Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen mit dem Angebot einer erweiterten Nahversorgung dargestellt. Anteil der EinwohnerInnen je Entfernungsklasse in % (Entfernung in Metern (m) zur erweiterten Nahversorgung) Alle Kooperationsgemeinden Hardegsen Katlenburg- Lindau Moringen Northeim Uslar < 100m 5,94% 4,49% 4,69% 6,85% 6,27% 6,27% 100m-300m 16,89% 16,68% 17,30% 15,76% 17,68% 15,78% 300m-500m 15,43% 13,96% 20,72% 14,81% 15,10% 14,60% 500m-1000m 28,38% 20,32% 41,67% 28,60% 28,50% 25,93% 1000m-2500m 17,67% 11,92% 10,32% 27,05% 14,14% 26,98% > 2500m 15,68% 32,63% 5,29% 6,93% 18,31% 10,44% n Für die Bevölkerung der Stadt Moringen wird in Abb_1 (S. 8) ersichtlich, dass die Menschen in den ländlichen Ortsteilen aufgrund noch vorhandener ortsansässiger Nahversorger in den meisten Fällen in unter 2,5 km Entfernung ihre tägliche Versorgung erledigen könnten. Allerdings täuscht der Standort des Ab-Hof- Verkaufes ohne Nahversorgung in Lutterbeck darüber hinweg, dass sich Menschen in Lutterbeck, Oldenrode und Nienhagen nicht ohne weite Wege versorgen können. Abb (S ) geben die Situationen in der Kernstadt Moringen und im Ortsteil Fredelsloh im Detail wieder. Gebäude, die unter 100 m entfernt von einer Versorgungseinrichtung liegen sind Grün eingefärbt. Dunkelrote Gebäude liegen bis m entfernt. Aus der Darstellung wird deutlich, dass ein Großteil der Menschen in der Stadt Moringen die vorhandenen Versorgungseinrichtungen im Ortskern (Bäckereien, Fleischerei) in einer Entfernung unter m erreichen können. Die Ortsrandlage von Verbrauchermarkt und Discounter zeigt hingegen wie wenige Menschen dadurch nahversorgt werden. In Fredelsloh können aufgrund der Kleinheit des Ortes alle EinwohnerInnen die Nahversorgungseinrichtungen in unter m Entfernung erreichen. 1.2 Akteursbezogene Bestandsaufnahme - Auswertung von Interviews Im Rahmen eines leitfadengestützten Interviews wurden von der Stadt Moringen der Bürgermeister Herr Schnabel und von der Bauverwaltung Herr Jettke in einem ersten Schritt hinsichtlich der prozessbezogenen Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege) resp. Governance in der Stadt befragt. Folgende Informationen geben einen Überblick: Verwaltungsstrukturen/Zuständigkeiten: Die Stadt Moringen ist eine Einheitsgemeinde mit dem Verwaltungssitz in der Kernstadt. Planungen im Gemeindegebiet, die Finanzhoheit sowie alle Verwaltungstätigkeiten sind hier konzentriert. Alle Ortsteile haben OrtsvorsteherInnen oder Ortsräte mit OrtsbürgermeisterInnen. Verhältnis zwischen Verwaltung, Politik und Unternehmen: Politische EntscheidungsträgerInnen aus den Ortschaften werden beteiligt. Gute Kommunikation in allen Bereichen mit dem Bürgermeister, er ist grundsätzlich erster Ansprechpartner und versteht sich als Vermittler bzw. Moderator. Seit 2011 gibt es einen kommunalen Entwicklungsausschuss. Die Interessengemeinschaft der Kaufleute arbeitet aufgrund von Personalengpässen derzeit nicht, existiert aber. Beteiligungskultur der Bevölkerung: Konzepte: Städtebauförderung noch bis 2017, um Innenstadtbereich von Moringen unter Einbezug der ImmobilieneigentümerInnen zu stärken und umzugestalten. Im Rahmen des Interviews wurden beide Experten des Weiteren hinsichtlich des Einkaufsverhaltens der örtlichen Bevölkerung und Strategien für Nahversorgungslösungen in der Stadt Moringen befragt. 3 n = Eigene Berechnungen je Gebäude auf Grundlage der EinwohnerInnenzahlen 2010 nach NIW-Daten 4

101 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Einkaufsverhalten: Die Bevölkerung von Moringen kauft grundsätzlich eher im Ort ein, aber auch auf dem Arbeitsweg in den großen Agglomerationen von Northeim insbesondere bei ALDI und Lidl. REWE und Netto werden gut angenommen, obwohl sie am Ortsrand liegen. Lieferservice wird von REWE derzeit noch nicht angenommen. Erlebniseinkäufe werden nicht in Moringen getätigt, sondern in Northeim oder Göttingen. In den ländlichen Ortsteilen ist die mobile Versorgung ausreichend, viele Hofläden sind aktiv, das Sortiment reicht zur täglichen Versorgung aber nicht aus. Strategien: Sicherstellung der Versorgung im Zentrum der Stadt Moringen ist Ziel der Verwaltung. Gespräche mit dem Geschäftsführer von REWE am Ortsrand haben bzgl. eines kleineren REWE-City-Marktes (REWE-Dorf) bereits stattgefunden. Ein entsprechender Neubau hinter der Steinscheune in der Innenstadt beim neuen SeniorInnenzentrum wäre wünschenswert für die Nahversorgung. Zentralität vor Ort erhalten. Anbindung der Ortsteile schaffen. Ansiedlungen am Ortsrand wurden nicht weiter verfolgt. Planung eines ganz neuen Standortes an der B 241 Richtung Northeim als Bindeglied zu Kirchberg; Sondergebiet mit ca qm mit Discounter, Drogerie, Bekleidung als Gegengewicht zum Südstadtbereich angedacht. 2. Bestandsanalyse und Bewertung 2.1 Bestandsanalyse Teil 1: Stärken und Schwächen In der Zusammenschau sind die folgenden Einflussfaktoren in Bezug auf die Versorgungslage in der Stadt Moringen für die Stärken- und Schwächenanalyse besonders hervorzuheben: Positive Einflussfaktoren: Relativ gute Versorgungssituation in der Kernstadt durch einen Verbrauchermarkt, einen Discounter sowie Bäckerei und Fleischerei. Fuß- und Fahrraderreichbarkeit von Bäckereien und Fleischerei, autoerreichbare Lage von REWE und Netto-Markt (z.b. auf dem Arbeitsweg). Kaum Leerstände im Innenstadtbereich durch erklärtes politisches Ziel der Innenentwicklung. Nachnutzungen durch Gewerbeansiedlungen und ein Ausbildungszentrum. Umnutzung und Erweiterung bei Leerstand durch Zusammenlegung von Geschäften im Innenstadtbereich um die Verkaufsfläche zu erhöhen und die Geschäfte attraktiver zu machen. Starke touristische Prägung und gute Arbeitsplatzsituation führt zu hoher Anzahl EinpendlerInnen und stärkt die Versorgungseinrichtungen in Moringen. Kleiner Nahversorger in Fredelsloh und attraktive Ab-Hof-Verkäufe teils mit Nahversorgungssortiment. Negative Einflussfaktoren: Fehlender Nahversorger in der Innenstadt trotz großer Nachfrage durch Schulund SeniorInnenzentrum sowie Maßregelvollzugszentrum (MRVZ) Nds. als größter öffentlicher Arbeitgeber. Keine Nahversorger in den kleinen Ortsteilen. Mobilität gehört zum Alltag der Bevölkerung und führt teilweise zu Versorgungseinkäufen auf dem Weg beim Discounter in Northeim. Kein Wochenmarkt mehr. In Bezug auf das Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) sind darüber hinaus die folgenden Einflussfaktoren zu nennen: Positive Einflussfaktoren: Familien- und Nachbarschaftshilfe in den Ortsteilen ist ausgeprägt. Aufgrund hoher Mobilität sind Mitfahrmöglichkeiten in die Kernstadt zum Einkaufen vorhanden. Stärkung der sozialen Infrastruktur, um Menschen zu binden und Zentralität des Kernortes zu erhalten. Städtebauförderung und Dorferneuerung als Plattform für Beteiligung. Negative Einflussfaktoren: fehlendes Bewusstsein der Bevölkerung für die Notwendigkeit der Unterstützung des örtlichen Handels, Nachfolgeproblem in Fredelsloh, Einkaufen auf dem Weg in der nahe gelegenen Kreisstadt. ERGEBNIS: Die Verortung der Stadt Moringen zeigt in der Zusammenschau mit allen Kooperationsgemeinden (Matrix) ein leicht unterdurchschnittliches Zusammenspiel der AkteurInnen und eine ausreichende Versorgungslage (Typ: vorhandenes Zusammenspiel der AkteurInnen mit ausreichender Versorgungslage). Sicht der Stadt Moringen Die Einschätzungen und Aussagen der Experten aus der Stadt Moringen zeigen die Wichtigkeit des zentralen Ortes, in dem Infrastruktureinrichtungen und Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Eine zukunftsfähige Stärkung und Attraktivierung auch als Wohnstandort ist das Ziel. Das touristische Potenzial und die vorhandenen Arbeitsplätze werden als Stabilisator der heutigen Situation mit positiver PendlerInnenbilanz angesehen. Konkrete Projekte und Konzepte sind insbesondere zu einer REWE-Dorf-Lösung in der Innenstadt vorstellbar. 5

102 6 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN 2.2 Bestandsanalyse Teil 2: Chancen Risiken - Strategien Stadt Moringen Bevölkerungsstruktur und demographische Entwicklung Situation Abnahme der Bevölkerung bis 2030 um 22,8% ( Personen). Zahl der Kinder und Jugendlichen voraussichtlich halbiert. In allen Altersgruppen unter 65 Jahren erhebliche Rückgänge. Zuwächse nur bei den über 65- Jährigen (+ 18,7%). (NIW) Potenzial/ Herausforderung Rückgang der Bevölkerung = weniger Kaufkraft Alterung der Bevölkerung = Potenzial für Einkauf am Ort Strategien Schrumpfungsprozess aktiv begleiten (Innenentwicklung stärken) KundInnenbefragungen durchführen Sortimente erweitern Bestellservices, Lieferdienste ausweiten Geschlechterverhältnisse überdurchschnittliche (Voll) Erwerbsbeteiligung der Frauen von 48,1%. (Nds. 45,4%) Potenzielle UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen am Ort Lokale Identität der Menschen stärken Anknüpfungspunkte für Aus- und Weiterbildungskonzepte vs. potenzielle Abwanderung junger Frauen Fachkräftemangel vorbeugen Siedlungsentwicklung und - struktur Umnutzung und Erweiterung bei Leerstand von Gebäuden, um Verkaufsflächen zu erhöhen (G) Mögliche Stärkung des Innenstadtbereiches von Moringen durch Stadtsanierung (Umsiedlung Sägewerk, Neunutzung Grundstück für Wohnbebauung) (G) Siedlungsentwicklung am Ortsrand; m² Sondergebiet in Planung (G) Potenzialflächen für Neuentwicklung Handlungsspielräume für Innenentwicklung Verödung und Verlust an Lebensqualität entgegenwirken Betreutes Wohnen im ehemaligen Ratskeller Stärkung des Einkaufsstandortes Moringen Schaffen eines bedarfsorientierten Angebotes an Bauplätzen in der Kernstadt Beschränkung auf großflächigen Einzelhandel, nicht innenstadtrelevant Konkurrenz für derzeitige Standorte Leerstandskonzeption für die Ortskerne entwickeln Zusammenarbeit mit EigentümerInnen Städtebauförderung nutzen Städtebauförderung nutzen, um Kernstadt zu stärken Konkurrenzsituation vorab prüfen lassen zukunftsfähige Nutzungskonzeption entwickeln Infrastruktur Zentralität durch Aufwertung der vorhandenen Infrastruktur stärken (G) Bildungseinrichtungen und Arbeitsplätze schaffen positive Ausgangslage Erhalt wichtiger infrastruktureller Einrichtungen im zentralen Ort Erreichbarkeit aus umliegenden Ortsteilen optimieren

103 7 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Stadt Moringen Lebensmitteleinzelhandel und Kaufverhalten Situation Tägliche Versorgung ist im Kernort gesichert, ALDI fehlt (G) Potenzial/ Herausforderung Potenziale für bestehenden LEH auch auf dem (Arbeits-)Weg teilweise Kaufkraftabfluss aus Moringen Nahversorger in Fredelsloh (B) Standort vorhanden und eingeführt Fehlende Managementfähigkeiten von InhaberInnen Strategien Kaufkraft zurückholen durch Attraktivierung des ansässigen LEH Erhalt alteingesessener Standorte durch bedarfsorientierte zukunftsfähige Weiternutzung Erfolgreiche Vermarktung von regionalen Produkten durch Ab-Hof-Verkäufe (G) Keine stationäre Versorgung in den kleinen ländlichen Ortsteilen mehr vorhanden (G) Mobile Versorgungsstrukturen in den ländlichen Ortsteilen (G) direkte Beteiligung der Landwirtschaft an der Versorgung der Bevölkerung Potenziale für Hofläden und mobilen EH Standorte teils noch vorhanden und bekannt keine sozialen Treffpunkte Mobilitätserfordernis, um im Laden einzukaufen Versorgung der immobilen Bevölkerung gesichert Verkaufsstandorte in ländlichen Ortsteilen erhalten/schaffen soziale Treffpunkte stärken Mobilitätsangebote schaffen, um in die Kernstadt zu gelangen Routen und Haltezeiten des mobilen EH veröffentlichen Treffen organisieren Mobilitätsverhalten Hohe Automobilität erforderlich durch Konzentration der Versorgungseinrichtungen im großen Kernort (G) Anpassungsstrategie: Anbindung der Ortsteile an den Kernort schaffen. (G) Verknüpfung/Verbindung der Ortsteile mit der Kernstadt nicht ausreichend Kaufkraftabfluss in Nachbarkommunen Ausrichtung auf Automobilität Bürgerbus wurde nicht angenommen Bewusstseinskampagne für andere Mobilitätsformen Stärkung des Innenstadtbereiches um Zentralität der Kernstadt zu erhalten Erreichbarkeit des GZ sicherstellen durch alternative Angebote Mobilitätskonzepte ausarbeiten und testen Aufbau eines alternativen Mitnahmenetzes

104 8 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Stadt Moringen Wegeentfernungen Situation Wohngebäudeentfernungen zu Versorgungseinrichtungen in der Stadt Moringen(GIS): < 100m = 6,85% 100m-300m = 15,76% 300m-500m = 14,81% 500m-1000m = 28,60% 1000m-2500m = 27,05% > 2500m = 6,93% Potenzial/ Herausforderung ggf. Erreichbarkeit prüfen Haushaltsbefragungen durchführen (lassen) Alternative Konzepte entwickeln Strategien Weite Wege für eine alternde Bevölkerung Unterversorgte Gebiete wahrnehmen, Wege Governance und Beteiligungskultur Kurze Dienstwege, Bürgermeister steht grundsätzlich als erster Ansprechpartner zur Verfügung, Runde-Tisch-Gespräche haben sich bewährt Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden derzeit nicht aktiv (Personalmangel) (G) Interessierte Öffentlichkeit vorhanden Schlüsselpersonen bekannt Schlüsselpersonen sind bekannt Strukturen sind vorhanden und bei Bedarf nutzbar Nahversorgung zum Thema machen BürgerInnen beteiligen + befragen Lösungen öffentlich diskutieren (was fehlt / ist gewünscht: Struktur, Funktion, Gebäude) Zusammenarbeit der Unternehmen stärken durch kommunale Angebote/Unterstützung Förderung Städtebauförderung bis 2017 in Moringen Möglichkeiten zur Bezuschussung von Ordnungsmaßnahmen Dorferneuerung seit 2012 in Behrensen Möglichkeiten zur Förderung von Versorgungseinrichtungen oder gestalterischen Verbesserungen Bevölkerung einbeziehen in Städtebauförderung Versorgung in Moringen thematisieren Bevölkerung einbeziehen in Dorferneuerung Nahversorgung in Behrensen thematisieren (G) = aus Interview mit den Vertretern der Stadt Moringen am (B) = aus Bestandsaufnahmen vor Ort durch MitarbeiterInnen der LUH im Mai/Juni 2012 (GIS) = Ergebnisse der internen GIS-Analyse der LUH. Abbildungen auf den folgenden Seiten: Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der Stadt Moringen Abb_2 Einzelauswertung Kernstadt Moringen Abb_3 Einzelauswertung Fredelsloh

105 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der Stadt Moringen - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung In Blauschattierungen sind die zur Versorgung mit Lebensmitteln zurückzulegenden Wege in der Stadt Moringen dargestellt; Dunkelblau bedeutet dabei unter 100 m Entfernung - Hellblau bis m Entfernung. Alle Gebäude, die nicht mit einer blauen Linie verbunden sind liegen von einer Versorgungseinrichtung weiter als 2,5 km entfernt. Fredelsloh Lutterbeck Moringen Großenrode 9

106 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Abb_2 Einzelauswertung Kernstadt Moringen - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung 10

107 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN Abb_3 Einzelauswertung Fredelsloh - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung 11

108 STRATEGIEPAPIER STADT MORINGEN 12

109 Forschung im Rahmen der Förderlinie Innovative Kooperationsprojekte (EFRE) STRATEGIEPAPIER_SG_SÖGEL 02_2013 Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Fakultät für Architektur und Landschaft Institut für Geschichte und Theorie der Architektur Abteilung Planungs- und Architektursoziologie Herrenhäuser Str Hannover Prof. Dr. rer. nat. Javier Revilla Diez Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Abteilung Wirtschaftsgeographie Schneiderberg Hannover

110 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL Anlass Gut zwölf Monate nach Projektbeginn liegen erste Auswertungsergebnisse für jede am Forschungsprojekt beteiligte Kooperationsgemeinde vor, die in Form von Erläuterungstexten und Darstellungen jeder Kooperationspartnerin zur internen Diskussion und für weiterführende Arbeiten als Zwischenstand hiermit zur Verfügung gestellt werden. Die Auswertung setzt sich zusammen aus Hinweisen aus den Interviews sowie der Auftaktveranstaltung und des Zwischenforums, Bestandsaufnahmen vor Ort, Sekundärstatistiken und der projektinternen GIS- Analyse. 1. Bestandsaufnahme 1.1 Raumbezogene Bestandsaufnahme - Auswertung von Statistiken und Vorort- Aufnahmen Raum- und Siedlungsstruktur / Demographie Die Gemeinde Sögel ist das Grundzentrum (GZ) der Samtgemeinde (SG) Sögel, welche insgesamt aus acht Mitgliedsgemeinden (MG) mit der folgend genannten Bevölkerungsgröße (gem. LSKN, Bevölkerungsstand ) besteht: Börger EW, Groß Berßen EW, Hüven EW, Klein Berßen EW, Sögel EW, Spahnharrenstätte EW, Stavern EW, Werpeloh EW. In der SG Sögel gibt es sechs Grundschulstandorte, wobei Groß Berßen und Hüven sowie Klein Berßen und Stavern einen Verbund bilden besuchten hier insgesamt 675 SchülerInnen 35 Klassen. Ende 2012 wurde im SG-Rat der Beschluss gefasst ab Schuljahr 2013/2014 weitere Grundschulstandorte in Klein Berßen zusammen zu legen. Im Sekundarbereich II stehen im GZ Sögel Oberschule und Gymnasium für insgesamt über 400 SchülerInnen bereit. In der MG Börger gibt es darüber hinaus eine private Realschule. Die SG Sögel ist mit 57 EW / km² eher dünn besiedelt. Die Bevölkerung in Sögel ist vergleichsweise jung: überdurchschnittlich stark vertreten sind die Kinder und Jugendlichen sowie die jüngeren Erwachsenen unter 40 Jahren. Schwächer besetzt als im Landesdurchschnitt sind dagegen die Altersgruppe zwischen 40 und 65 Jahren sowie die Personen im Ruhestandsalter. Die prognostizierte Entwicklung der Bevölkerung von 2010 bis 2030 liegt gemäß NIW 1 für die SG Sögel bei + 4,4% (ca Personen). Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird dabei allerdings absehbar deutlich zurückgehen (um rund 30%). Auch bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 40 Jahren wird eine rückläufige Entwicklung (um etwa ein Viertel) erwartet. Deutliche Zuwächse wird es dagegen bei den 40- bis unter 65-Jährigen geben (+22%). Bei den über 65- Jährigen ist damit zu rechnen, dass sich die Besetzung dieser Altersgruppe mehr als verdoppelt (+61%). Die verkehrliche Anbindung des Grundzentrums Sögel erfolgt von Westen über die L 53 an die B 70 und die A 31, von Süden über die L 54 an die B 402 und B 213. Nach Norden und Osten ist eine verkehrliche Erreichbarkeit über verschiedene Landesstraßen gegeben. Die ländlichen Ortslagen sind über Landes- und Kreisstraßen mit dem Grundzentrum Sögel verbunden. Im Umkreis von unter 20 km liegen die GZ Esterwegen, Haselünne, Lathen und Werlte. Das Mittelzentrum (MZ) Meppen liegt südwestlich in 25 km Entfernung, das MZ Papenburg 35 km in nördlicher Richtung und Cloppenburg im Osten, die Oberzentren (OZ) Oldenburg (70 km) und Osnabrück (85 km) liegen ebenfalls östlich von Sögel. Die ÖPNV-Erreichbarkeit ist innerhalb der Samtgemeinde über Kleinbusse gewährleistet, die die ländlichen Ortsteile mit dem GZ verbinden, hierbei sind besonders hervorzuheben die Linien 946: Berßen-Stavern-Sögel und 947: Kl. Berßen-Stavern-Hüven-Sögel, mit dem Überlandbus 932 ist die SG Sögel über Klein Berßen an Haselünne angebunden, mit der Linie 930 über Klein Berßen und Stavern an Meppen. Über die Linie 931: Lathen- Sögel-Werlte-Vrees erreichen die Menschen die jeweils nahegelegenen anderen Grundzentren. Über Lathen ist eine Anbindung an den Regional- und Fernverkehr der DB gegeben. Beschäftigung Insgesamt gab es 2010 rd Beschäftigte mit Wohnort in der SG Sögel (dar bzw. 39,6% weibl.), davon rund in Vollzeit (dar. knapp bzw. 28,2% weibl.) und 860 in Teilzeit (dar. 770 bzw. 89,0% weibl.). Frauen arbeiten auch in Sögel besonders häufig in Teilzeit -42,1% aller weiblichen Beschäftigten gegenüber 3,4% bei den Männern. 1 Basis: NBank Bevölkerungsprognose des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW) 2

111 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL Die Erwerbsbeteiligung (ohne Selbstständige, Beamte und Minijobber) liegt insgesamt bei 44,1% - bei den Männern 50,6%, bei den Frauen 36,8%. Die Beteiligung am Erwerbsleben liegt insgesamt deutlich unter dem Landesdurchschnitt (50,1%) - sowohl bei den Männern (Nds. 54,8%) als auch noch deutlicher bei den Frauen (Nds. 45,4%). Einpendler- und AuspendlerInnen halten sich nahezu die Waage, so dass keine erheblichen Kaufkraftabflüsse zu erwarten sind, die durch Kopplungspotenziale (Arbeitsweg und Einkauf) begünstigt werden. Von den Beschäftigten mit Wohnort in der Samtgemeinde Sögel arbeiten (76%) außerhalb der Samtgemeinde (Auspendler) Beschäftigte haben sowohl ihren Wohn- als auch ihren Arbeitsort in Sögel. In der SG Sögel als Arbeitsort sind insgesamt Personen beschäftigt, davon Einpendler (72%). Das Pro-Kopf-Einkommen in Sögel liegt mit Euro (80 2 ) um ein Fünftel unter dem niedersächsischen Durchschnitt. Versorgungslage Die Versorgungssituation wurde zunächst durch eine Abfrage der Versorgungsangebote bei der zuständigen Verwaltung erfasst und vor Ort hinsichtlich Lage, Größe, Erreichbarkeit und Qualität überprüft. Insgesamt wurden dabei anhand eines Erfassungsbogens Versorgungseinrichtungen in allen Ortsteilen in Augenschein genommen. In der SG Sögel wurden insgesamt 21 stationäre Lebensmitteleinzelhandels (LEH)- Einrichtungen und ein Wochenmarkt erfasst, die vor Ort die Nahversorgung sichern: Ortsteil Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen = erweiterte Nahversorgung Sögel 2 Verbrauchermärkte (EDEKA, Combi) mit Bäckereifilialen, 3 Discounter (Netto, LIDL, ALDI), 1 Fleischerei, 2 Bäckereien, 1 Spezialitätengeschäft, 1 Tankstellenshop und 1 Wochenmarkt Börger 2 Verbrauchermärkte (EDEKA nah und gut, Coma) teils mit Bäckereifiliale, 2 Fleischereien,1 Bäckerei Groß Berßen 1 Nahversorger (EDEKA nah und gut, Meyer) mit Bäckerei Klein Berßen 1 Nahversorger (Wotte) mit Bäckerei Spahnharrenstätte 1 Nahversorger (Dörpsladen SIEMER) mit Bäckerei, 1 Fleischerei Stavern 1 Nahversorger (Wotte) mit Bäckerei Werpeloh 1 Nahversorger (Anneken) mit Bäckerei Bestandsaufnahme Nahversorgung Sögel-Nord (Eigene Darstellung, 2012) 2 Gesamtbetrag der Einkünfte 2007 nach Lohn- und Einkommensteuerstatistik, je Einwohner; Nds. = 100 3

112 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL Bestandsaufnahme Nahversorgung Sögel - Süd (Eigene Darstellung, 2012) Zur Verdeutlichung der Versorgungssituation in Bezug auf die Erreichbarkeit durch die in den umliegenden Gebäuden lebende Bevölkerung werden in der nachfolgenden Tabelle die durchschnittlichen Wegeentfernungen zu den LEH-Einrichtungen mit dem Angebot einer erweiterten Nahversorgung dargestellt. Anteil der EinwohnerInnen je Entfernungsklasse in % (Entfernung in Metern (m) zur erweiterten Nahversorgung) Kooperationsgemeinden im Emsland Ø Lathen Nordhümmling Sögel Werlte Herzlake < 100m 3,12% 4,08% 2,57% 2,94% 3,30% 2,68% 100m-300m 11,44% 12,03% 11,43% 11,95% 11,35% 10,07% 300m-500m 16,72% 14,13% 17,77% 19,73% 17,50% 12,25% 500m-1000m 32,22% 27,05% 30,34% 38,86% 30,16% 33,06% 1000m-2500m 24,93% 25,46% 33,12% 18,06% 23,63% 27,45% > 2500m 11,57% 17,26% 4,77% 8,46% 14,06% 14,49% n Die teilweise weiten Entfernungen der Orte untereinander werden in Abb_1 (S. 9) ebenfalls sehr deutlich. Insbesondere die Menschen in der MG Hüven müssen weite Wege zurücklegen, um sich täglich zu versorgen. Die Abb_2 + Abb_3 (S ) geben die Situation in den Orten Börger und Sögel im Detail wieder. Gebäude, die unter 100 m entfernt von einer Versorgungseinrichtung liegen sind Grün eingefärbt, dunkelrote Gebäude liegen bis m entfernt. Sowohl in Börger als auch in Sögel zeigen sich die Vorteile einer kompakten Siedlungsstruktur. 3 n = Eigene Berechnungen je Gebäude auf Grundlage der EinwohnerInnenzahlen 2010 nach NIW-Daten 4

113 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL 1.2 Akteursbezogene Bestandsaufnahme - Auswertung von Interviews Im Rahmen eines leitfadengestützten Interviews wurden von der SG-Verwaltung Sögel Herr Nowak (1. SG- Rat) und Herr Kerssens (Leiter FB 1 Zentrale Dienste) in einem ersten Schritt hinsichtlich der prozessbezogenen Ressourcen (Verwaltungsstrukturen, Entscheidungswege) resp. Governance in der Samtgemeinde befragt. Folgende Informationen geben einen Überblick: Verwaltungsstrukturen/Zuständigkeiten: Die Samtgemeinde ist ein Zusammenschluss der Mitgliedsgemeinden; alle Mitgliedsgemeinden sind nach wie vor selbstständig, was die Planung ihres Gemeindegebietes betrifft. Sie haben die Finanzhoheit. SG und MGen reden sich bei planerischen und wirtschaftlichen Entscheidungen möglichst nicht rein. Aus Sicht der SG-Verwaltung hat jede Gemeinde einen Anspruch auf Weiterentwicklung ihrer Siedlungsfläche. Verhältnis zwischen Verwaltung, Politik und Unternehmen: Es besteht jeweils ein Wirtschaftsverband in der Gemeinde Sögel, in der Gemeinde Börger, in Spahnharrenstätte und Klein Berßen. Ein jährlicher Unternehmerstammtisch wird von der SG organisiert und von den UnternehmensvertreterInnen gern für den übergemeindlichen Austausch genutzt. Beteiligungskultur der Bevölkerung: Ein Vereinsstammtisch umfasst alle VertreterInnen der ansässigen Vereine. Die Sögel App wird zur Abstimmung von Terminen von der SG bereit gestellt. Konzepte: Um das Zusammenspiel der AkteurInnen in der SG Sögel besonders zu unterstützen, beteiligt sich die SG für die Teilnahme am Städtebauförderungsprogramm Kleinere Städte und Gemeinden: Überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke. An dem Prozess sollen neben den PolitikerInnen auch Wirtschafts- und SozialpartnerInnen beteiligt werden. Darüber hinaus wurde zur verbesserten Einschätzung der Einzelhandelssituation in Sögel ein Gutachten bzgl. Einzelhandelskonkurrenzen und -defiziten bei der BBE Handelsberatung in Auftrag gegeben, bei dem wiederum ein Arbeitskreis u.a. mit VertreterInnen aus der Wirtschaft beteiligt wird. Im Rahmen des Interviews wurden die beiden SG-Vertreter desweiteren hinsichtlich Einkaufsverhalten der örtlichen Bevölkerung und Strategien für Nahversorgungslösungen in Sögel befragt. Einkaufsverhalten: Der komplette Lebensmitteleinkauf ist im GZ Sögel möglich. Die Entwicklung der Verbrauchermärkte in Sögel und Börger geht bisher nicht zu Lasten der Ortskerne. Erlebniseinkäufe werden in den nahegelegenen Mittel- und Oberzentren erledigt, das Bekleidungsangebot ist besonders in Haselünne zu nennen: Schröder zieht das Emsland an. Im Ort wird insb. von den ArbeiterInnen des Schlachthofs und den jüngeren Menschen zu Fuß oder mit dem Rad eingekauft, sonst mit dem Auto. Die Bevölkerung von Werpeloh und Hüven kauft mehrheitlich in Sögel ein, von Spahnharrenstätte zu ca. 50 % in Sögel, sonst in Werlte, die Menschen aus Groß und Klein Berßen sowie Stavern sind eher nach Meppen orientiert. Strategien: Die Unterstützung des Konzeptes Siemer - Bäckerei mit Café in Verbindung mit Lebensmittelverkauf (s.u.) - wird als zukunftsfähige Lösung angesehen. Die SG bestärkt damit die Wichtigkeit der derzeit noch vorhandenen 4 Bäckereien mit jeweils mindestens 3 Filialen, die deren ökonomische Überlebensfähigkeit sichern. Wichtig erscheint es darüber hinaus, dass demographische Veränderungen frühzeitig erkannt und mitgedacht werden. Begleitend dazu wird wie im Fall der ÄrztInnenversorgung professionelle Hilfe angenommen (von Bredehorst Clinic Medical Management GmbH) oder bei vermuteten Kaufkraftveränderungen durch die Vergrößerung des Textilunternehmens in Haselünne auch Gutachten in Auftrag gegeben (an BBE Münster). Darüber hinaus unterstützt die SG Initiativen z.b. zur Entwicklung eines Treffpunkts/Mittagstisch für Ältere in Schulen/ Kindergärten in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde oder zum Thema Eisenbahnanbindung. Parallel wurde als ausgewählter Einzelhandelsbetrieb der Markant Markt Siemer befragt, um das als ideal empfundene Nahversorgungskonzept im Detail zu verstehen. 5

114 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL 2. Bestandsanalyse und Bewertung 2.1 Bestandsanalyse Teil 1: Stärken und Schwächen In der Zusammenschau sind die folgenden Einflussfaktoren in Bezug auf die Versorgungslage in Sögel für die Stärken- und Schwächenanalyse besonders hervorzuheben: Positive Einflussfaktoren: Grundzentrale Funktion in Sögel, 8 Grundschulstandorte, kompakte Siedlungsstrukturen, günstige Bodenpreise, gute Erreichbarkeit der Lebensmittelmärkte in den Orten, Bäckereistandorte als Basis für erweiterte Nahversorgungsangebote, mobile Versorgung für Fisch und Fleisch, Fleischerei mit Mittagstisch und Partyservice, Wochenmarkt. Negative Einflussfaktoren: Keine Ab-Hof-Verkäufe, Gaststättensterben. In Bezug auf das Zusammenspiel der AkteurInnen (Governance) sind darüber hinaus die folgenden Einflussfaktoren zu nennen: Positive Einflussfaktoren: Positive Einstellung der AkteurInnen zu den meist positiven Rahmenbedingungen, Aufmerksamkeit für zukünftige Entwicklungen, Stärkung des Ortskerns von Sögel, kooperatives Vorgehen zwischen Politik, Verwaltung und Unternehmen, Sögel App für Termine/Veranstaltungen, planungsrechtliche Anreize, z.b. Neubauentwicklung im Ortskern, Städtebauliche Sanierung, SozialpartnerInnen und Kirchen werden wichtig genommen, Verankerung der HändlerInnenpersönlichkeiten im Ort. Negative Einflussfaktoren: wurden bisher nicht benannt. ERGEBNIS: Die Verortung der SG Sögel zeigt in der Zusammenschau mit allen Kooperationsgemeinden (Matrix) ein nahezu intensives und zielorientiertes Zusammenspiel der AkteurInnen und eine vielfältige Versorgungslage (Typ: gutes Zusammenspiel der AkteurInnen mit guter Versorgungslage). Sicht der SG Sögel Die Einschätzungen und Aussagen der beiden Experten aus der SG Sögel haben gezeigt, dass eine Steuerungsmöglichkeit der Kommune in der Bereitstellung innerörtlicher Flächen für Wohnbebauung ggf. für bestimmte NutzerInnengruppen besteht. Möglichkeiten zur Stärkung des Zusammenwirkens aller Mitgliedsgemeinden auch für das Thema Nahversorgung sehen sie z.b. in der Städtebauförderung zum Thema Kleinere Städte und Gemeinden: Zusammenarbeit und Netzwerke. Wichtig erscheint es darüber hinaus, dass eine sich verändernde Nachfrage durch Flexibilität in Angebot und Service etc. kompensiert wird, dazu sollen demographische Veränderungen erkannt und mitgedacht werden. Konkrete Projekte und Konzepte sind zu folgenden Themen und Handlungsfeldern vorstellbar: - Ausrichtung auf die Wünsche einer alternden Gesellschaft - Ergänzung der kreiseigenen GIS-Analyse um Nahversorgungsaspekte - Auswertung der Ansatzpunkte zur Weiterarbeit mit ansässigen Unternehmen z.b. hinsichtlich der Vorbereitung des studentischen Befragungsprojektes zum Einkaufsverhalten der Bevölkerung. 6

115 7 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL 2.2 Bestandsanalyse Teil 2: Chancen - Risiken - Strategien SG Sögel Bevölkerungsstruktur und demografische Entwicklung Abgleich der Ergebnisse mit denen des Forschungsprojektes Lokale Identität der Menschen stärken Anknüpfungspunkte für Aus- und Weiterbildungskonzepte vs. potenzielle Abwanderung junger Frauen Fachkräftemangel vorbeugen Geschlechterverhältnisse Situation Zunahme der Bevölkerung bis 2030 um 4,4%, Rückgang der Zahl der Kinder und Jugendlichen um -30%, der 18- bis 45-Jährigen um - 25%, Zuwächse bei den über 65-Jährigen um +61% (NIW) GIS-Analyse zur Altersstruktur für einzelne MG vorhanden unterdurchschnittliche (Voll) Erwerbsbeteiligung der Frauen (36,8%. im Vergleich: Nds. 45,4%) Potenzial/ Herausforderung mäßige Zunahme = Kaufkraft gleichbleibend Alterung der Bevölkerung = Potenzial für Einkauf am Ort Potenzielle UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen Stille Reserve bei Fachkräftemangel Strategien KundInnenbefragungen durchführen Sortimente erweitern Bestellservices, Lieferdienste ausweiten Siedlungsentwicklung und - struktur kaum Leerstände vorhanden, derzeit ehem. Schlecker in Sögel (G) Wohnungsnachfrage im GZ hoch, soll möglichst im Ort befriedigt werden / Nachfrage nach Bauplatz in Sögel (50 erschlossen) mind. alle 14 Tage günstige Neubaugrundstücke in den ländlichen Ortsteilen (15-20 erschlossen) keine Neuentwicklungen erforderlich Handlungsspielräume für Innenentwicklung begrenzt Umnutzungen möglich Indiz für Wachstum Flächenverbrauch am Ortsrand für Neubebauung vs. Konkurrenz durch preiswertere Lagen in den MGen Umnutzung / Verdichtung im GZ Abwanderung Bauinteressierter in die ländlichen Ortsteile / Konkurrenz zum GZ Bedarf an Automobilität steigt Umnutzungskonzeption für Gebäude in Sögel entwickeln Planerische Vorbereitung zur innerörtlichen Bereitstellung von Bauland für Mehrfamilienhäuser etc. Bewusstsein schaffen für Entwicklungszusammenhänge Infrastruktur Zusammenlegung von 4 Standorten im südlichen SG-Gebiet zu einem Standort in Klein Berßen (G) Schulstandortkonzentration sichert den Erhalt der Versorgungsinfrastruktur insgesamt Schulstandorte zum Schulstart 2013/2014 an aktuelle Entwicklungen anpassen Ehemalige Schulstandorte werden (sozial) nachgenutzt

116 8 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL SG Sögel Situation Potenzial/ Herausforderung Strategien Krankenhausstandort erhalten (G) Krankenhaus als Sicherung der Zentralität Alleinstellungsmerkmal Gesundheit stärken und des Gesundheitsstandortes Auftragsvergabe zur Verbesserung der Ärzteversorgung (G) Stärkung des Gesundheitsstandortes Alleinstellungsmerkmal Gesundheit stärken Lebensmitteleinzelhandel und Kaufverhalten Im Ort einkaufen ist möglich; Verbrauchermärkte, Discounter, Drogerie, Apotheke etc. im GZ in der Ortsmitte (G) Stärkung des Einkaufsstandortes im GZ durch KrankenhausbesucherInnen (G) Bäcker in den ländlichen Ortsteilen mit Treffpunktfunktion und kleinem Nahversorgersortiment (G) Erreichbarkeit für immobile Bevölkerungsgruppen gewährleistet kein Kaufkraftabfluss Zentralität von Sögel gestärkt Kaufkraftbindung über SG-Grenzen hinaus Automobilität und ÖPNV-Anbindung wird vorausgesetzt optimale Nahversorgungsmöglichkeit in den ländlichen Ortsteilen kaum mobile Anbieter, kein Lieferservice (G) immobile Bevölkerungsgruppen können sich ggf. nicht selbst versorgen Preisorientierung der Kundschaft hoch (G) 6 Discounter in der SG vorhanden Nahversorger bieten günstige Waren Entstehung einer Einkaufsmeile in Meppen mit Konkurrenz für örtlichen Fachhandel wird Elektrofachmarkt etc. (G) größer Stärkung der innerörtlichen Strukturen durch Bereitstellung von Flächen für Wohnungsbau KundInnenbindung stärken ÖPNV-Erreichbarkeit verbessern Unterstützung der unternehmerischen Belange Stärkung der Treffpunktfunktion ggf. durch kommunale Angebote Bedarfe abfragen Ältere als Zielgruppe erkennen Sortimente stets hinterfragen und an aktuelle Bedürfnisse anpassen KundInnenbindung stärken Mobilitätsverhalten Verkehrsmittel der 1. Wahl ist der Pkw, Erlebniseinkauf in Meppen, Lingen, Oldenburg und Osnabrück (G) Einseitige Ausrichtung auf Automobilität Kaufkraftabfluss Ladensterben Bewusstseinskampagne für andere Mobilitätsformen Fahrrad nutzen alle innerorts, zu Fuß gehen innerorts insb. Arbeitnehmer vom Schlachthof in Sögel (G) Bereitschaft für andere Verkehrsmittel ist vorhanden Nähe zu Versorgungseinrichtungen ist gegeben Mobilitätskonzepte ausarbeiten und testen Fuß- und Radverkehr stärken: Fuß- und Radwege qualitativ hochwertig ausbauen

117 9 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL SG Sögel Governance und Beteiligungskultur Situation Wohngebäudeentfernungen zu Versorgungseinrichtungen in der SG Sögel (GIS): < 100m = 2,94% 100m-300m = 11,95% 300m-500m = 19,73% 500m-1000m = 38,86% 1000m-2500m = 18,06% > 2500m = 8,46% Zusammenarbeit der AkteurInnen vor Ort wird unterstützt (G) Potenzial/ Herausforderung ggf. Erreichbarkeit prüfen Haushaltsbefragungen durchführen (lassen) Alternative Konzepte entwickeln Strategien Weite Wege für eine alternde Bevölkerung Unterversorgte Gebiete wahrnehmen, Wege Schlüsselpersonen sind bekannt Potenziale für BürgerInnenbeteiligung vorhanden BürgerInnen beteiligen + befragen Bedarfsabfrage öffentlich machen Förderung Programm Kleine Städte und Gemeinden: Zusammenarbeit und Netzwerke Überprüfung der Zukunftsfähigkeit der Daseinsvorsorge zum Thema machen Fördermöglichkeiten für Zusammenlegungen, Neuorientierungen etc. (G) = aus Interview mit den Vertretern der Samtgemeinde Sögel am (B) = aus Bestandsaufnahmen vor Ort durch MitarbeiterInnen der LUH im Mai/Juni 2012 (GIS) = Ergebnisse der internen GIS-Analyse der LUH Abbildungen auf den folgenden Seiten Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der SG Sögel Abb_2 Einzelauswertung Sögel Abb_3 Einzelauswertung Börger

118 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL Abb_1 Wegeentfernungen zu Lebensmitteleinzelhandelseinrichtungen in der SG Sögel - Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung In der Übersicht sind in Blauschattierungen die zur Versorgung mit Lebensmitteln zurückzulegenden Wege in der SG Sögel dargestellt; Dunkelblau bedeutet dabei unter 100 m Entfernung - Hellblau bis m Entfernung. Alle Gebäude, die nicht mit einer blauen Linie verbunden sind liegen von einer Versorgungseinrichtung weiter als 2,5 km entfernt. Börger Werpeloh Spahnharrenstätte Sögel Stavern Klein Berßen Groß Berßen 10

119 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL Abb_2 Einzelauswertung Sögel Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung 11

120 STRATEGIEPAPIER-SG-SÖGEL Abb_3 Einzelauswertung Börger Erreichbarkeit der erweiterten Nahversorgung 12

121 Forschungsbericht ZukunftNAH WANDZEITUNGEN REGIONALE FOREN + ABSCHLUSSKONFERENZ ANLAGE 3 75

122 76 Forschungsbericht ZukunftNAH

123 Wandzeitungen Regionale Foren Kooperative Konzepte Bioladen Grüne Tomaten Dorfläden mit BürgerInneninitiative Dorfladen Kleines WIESental Frisches Obst und Gemüse Sortiment des Dorfladens Außenansicht Innenansicht Kassenbereich Ort der Kommunikation Fahrradselbsthilfewerkstatt Frisches Bio-Gemüse Eines der Dorfladentaxis Außenansicht Heckenbeck Konzept 470 EinwohnerInnen, Ortsteil des 5 km entfernten Bad Gandersheim, Süd-Niedersachsen Dorfladen als Mitglieder-Laden mit umfassender Grundversorgung mit Bioprodukten Standort Gemeinde Gemeinde Kleines Wiesental, LK Lörrach, Baden-Württemberg Gemeinde mit ca. 80 qkm, 2890 EW (Stand ), 37 EW je qkm, 33 Ortsteile und viele zusätzliche Weiler, sehr verästelte Siedlungsstruktur, Ortsteil Wies 600 EW Betriebsmodell Vorteile Eröffnung 2004 Umsatz Fläche Stundeneinsatz Lieferanten Öffnungszeiten Solidarischer Gemüsebau Einzelunternehmung durch Mitgliedsbeiträge grundfinanziert, die ca. 130 Kunden zahlen einen monatlichen Beitrag zur Deckung der Ladenbetriebskosten (10 bis 15 pro Erwachsenen, 3 pro Kind, pro Familie maximal 34 ), Verkaufspreis der Ware liegt nur 5-10 % über dem Großhandelspreis, zinsloses Darlehen (45-50 pro Mitglied) zur Vermeidung von Kreditkosten Betriebsrisiko ist für Inhaber stark gesenkt, hohe Kundenbindung ermöglicht verlässliche Bedarfsplanung (frische Ware und angemessene Preise), Alltagsleben ohne Auto auch auf dem Land pro Jahr 35 Quadratmeter pro Woche 45 Stunden, hauptsächlich durch Inhaber abgedeckt Elkershausen Bio-Großhandel (3x pro Woche), lokale/regionale Bio- Betriebe (Gemüse, Brot, Eier, Honig) Montag, Mittwoch, Freitag, 9-13 Uhr und Uhr, Lieferservice nach Bad Gandersheim, 4 Wochen im Jahr geschlossen (Ferien) Gründung 2004 als Biobetrieb, als solidarische Betriebsform seit Anfang 2012 Konzept Betriebsmodell Vorteile Bio-Gemüse vor Ort, große Vielfalt auf wenig Fläche, kurze Wege Solidarische Landwirtschaft: fester Kundenkreis finanziert Saison, dafür Erhalt der Ernte, z.t. Vertieb der Ernte über Mitglieder-Bioladen Qualität: sehr frische Ware, Transportmittel: Fahrräder + Hänger Mobilitätsansätze Car-Sharing, Bahnhofsfahrräder, Fahrradselbsthilfewerkstatt, Yahoogroup koordinierte Hol- und Bringdienste und Automitfahrten zum Bahnhof Konzept Betriebsmodell Entstehung/ Finanzierung Eröffnung 07. Mai 2009 Umsatz Beschäftigte Lieferantin Verkaufsfläche Artikel Nachbarschaftsladen mit Außenterrassen-Café und Kundentaxi Laden als sozialer Treffpunkt Genossenschaft (aktuell 144 GenossInnen / Vorstand: 3 Personen (ehrenamtlich)) - Nutzungsüberlassung der ehemaligen Milchsammelstelle (war Eigentum der Gemeinde) - Kosten für Neubau + Abriss + Einrichtung: Start mit Genossenschaftsanteilen (50 / Anteil) - Ladeneinrichtungen gebraucht erworben - HandwerkerInnen vor Ort involviert, z.t. mit 50% abgerechnet - Mithilfe durch GemeindemitarbeiterInnen, Kirchen - ca durch LEADER-Finanzierung - Grundsteuer + Gebäudeversicherung trägt die Gemeinde - Grundstück von Gemeinde erworben für derzeitiger Wert rd (Gebäude + Grundstück) Brutto-Umsatz 8 bis 9 Beschäftigte + ca. 30 Bedarfskräfte + ehrenamtliche Aushilfen Fa. Okle 90 qm Artikel Öffnungszeiten Mo, Di, Do, Fr 8:00-12:30 und 16:00-19:00, Mi + Sa 8:00-12:30 Motivation Schließung des letzten Ladens - 17 km zum nächsten Laden - Leidensdruck der Bevölkerung war hoch / Nachbarschaft fehlte - gute Beispiele andernorts - soziale Nahversorgung im Ort erhalten - Zuversicht - Mut - Nächstenliebe - Opferbereitschaft Regionale Foren Regionale Foren 1

124 Wandzeitungen Regionale Foren Wirtschaftlicher Verein Dorfladen Otersen Kooperative Konzepte DORV Lebensqualität für BürgerInnen und Gäste Filiale Jülich-Barmen Innenansicht des im April 2011 neu eröffneten Dorfladens Alles unter einem Dach Grundriss Laden Knüddel-Klub im DorfCafé Außenansicht Dorfladen und Café Nahversorgung und sozialer Treffpunkt Standort Otersen, Gemeinde Kirchlinteln, LK Verden, Niedersachsen Standorte In ländlichen Gemeinden im gesamten Bundesgebiet Otersen Konzept Betriebsmodell Café Eröffnung Otersen mit ca. 15 qkm, 518 EW, 2 Ortsteile (Otersen im Sande, Ludwigslust) geprägt durch die Aller, 7 Seen, Dünen, Geest, Moor, Allermarsch, Heide und Wälder - Nachbarschaftsladen von Bürgern für Bürger mit Mehrgenerationen-DorfCafé und Dienstleistungen (Hermes-Paketshop, Mini-Sparkasse und Wissenstransferstelle für den ländlichen Raum) sowie einer 10 kwp Photovoltaik-Eigenstromanlage - Keine Gewinnausschüttungen, sondern wohnortnahe Grundversorgung mit Lebensmitteln und Dienstleistungen, Lebensqualität selbst bestimmt alt werden können in vertrauter Umgebung, eingesparte Fahrtkosten und Fahrtzeit Wirtschaftlicher Verein Dorfladen Otersen w.v. ( Mini-Genossenschaft ) Café mit 70 qm und 45 Plätzen plus 48 Plätze auf 2 Terrassen - AllerCafé (RadTouristen & Gäste) - Mehrgenerationen-DorfCafé (Ausstellungen, Männergruppe, Knüddel-Klub J., Kino-Abend, kl. Geburtstagsfeiern, Frühstücks-Büfett, Kaffeetafel/Mittagstisch, Bastelnachmittag, Offenes Bücher-Regal, Vortragsveranstaltungen, Vorstandssitz.) 01. April 2001 (in gemieteten Räumen an einem anderen Standort), seit dem 10. April 2011 auf eigenem Grundstück Steinfeld 9 in Otersen Beschäftigte 4 Verkäuferinnen aus dem Dorf Otersen und dem Nachbardorf Häuslingen (davon 1 geringfügig Beschäftigte) = insg. 105 Std./Woche Hauptlieferant Verkaufsfläche Artikel Bartels-Langness Handelsgesellschaft mbh & Co. KG ( Famila ) 180 qm (auf qm Grundstück) Artikel des Hauptlieferanten Artikel mit regionalen Produkten Finanzierung Eigenkapital, Spenden + Wert der Eigenleistungen, Fremdfinanzierung, öffentl. Zuschüsse EU, Land, Gemeinde, Zuwendungen, Neubauwert und Grundstückswert Umsatz Rund Jahresumsatz (2011 und 2012) Öffnungszeiten 50 Stunden in der Woche von Montag bis Sonntag Konzept Betriebsmodelle Kundschaft Das Fünf-Säulen-Modell 1. Lebensmittel 2. Dienstleistungen bzw. Zusatzangebote Imbiss, Gaststätte, Kiosk, Stehcafe, Heiße Theke, Tasse Kaffee, Reinigungsannahme, Automaten der Sparkasse, Energieversorger, Versicherung, öffentliche Dienstleistungen z.b. Umschreibung Führerschein, Anmeldung KFZ, Mopedschilder, Anzeigenannahme der Tageszeitung, Vermittlung Reisebüro 3. Soziale und medizinische Versorgung Vermittlung Essen auf Rädern, Vermittlung Altenpflege, Familienzentrum, Freiwilligenzentrum, Seniorenpflegedienst, Seniorenhandwerkerdienst, Vermietung von Zusatzfläche für Arztpraxis, Beratung Sozial- und Rentenversicherung, Regionalbüro, Pfarrbüro, Zweitarztpraxis 4. Kommunikation 5. Kulturangebot Ganzheitliche Lösungen: - Laden (Fläche, Konzeption, Gestaltung) - Angebot (Waren, Dienstleistungen, Kommunikation) - Personal (Qualifikation, Motivation, Arbeitsvertrag) - BürgerInnen (Einkaufen, Ehrenamt, Kapital, Einstellung) - Rechtsform z. B. Private Unternehmen, Genossenschaft, Wirtschaftlicher Verein, Sozialträger, GmbH&Co KG, Integrationsbetrieb, ggmbh - Umsatz/Kosten (Miete, Personal, Abschreibungen, Dienstleistungen, Frequenz, Preisgestaltung) - PartnerInnen (Landwirt, Metzger, Lebensmittelgroßhandel, Bäcker) - Finanzierung (Investition: Zuschüsse, Fördermittel, BürgerInnenkapital; laufender Betrieb: trägt sich selbst) - Grundsätze (regional, lebenslang, bürgerinnennah) Bürgerschaftliche, kaufmännische oder integrative Modelle - Ältere MitbürgerInnen (möglichst lebenslang im sozialen Umfeld) - Junge Familien (Verzicht auf ein zweites Auto) - Berufstätige (Terminstress durch Einkauf vor Ort mindern) - NeubürgerInnen (schneller Zugang zum Leben im Ort) - Einzelhaushalte / Singles (individuell abgestimmte Dienstleistungen) Besonderheiten Wettbewerb Visionen 2008 wurde das Dorfladen-Handbuch (Konzept und Erfahrungsbericht) veröffentlicht, Wissenstransferstelle für den ländlichen Raum Zukunftsweisende Dorfentwicklung und Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum Otersen wurde 2007 Bundessieger im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft - Verbesserung der Lebensqualität im Dorf Tag für Tag - Wichtige Infrastruktur und sozio-kulturelle Funktion im Dorf erhalten - Einkaufen am Wohnort Kurze Wege für lange u. kurze Beine - Kommunikation mit Mitbürgern in Dorfladen & Café - Zeit und Fahrtkosten sparen Wer weiter denkt kauft näher ein - Attraktivität der Ortsmitte = des Dorfes erhalten - Selbstbestimmt alt werden können in vertrauter Umgebung - GEMEINSAM im Dorf statt einsam im Heim Voraussetzungen Visionen Vor der Aktivierung der Bevölkerung eine verlässliche Grundlage schaffen Vorgehensweise: - Aufnahme des Ortes (Siedlungsstruktur, bestehende Einrichtungen ), Bevölkerungsstruktur, Bürgerschaftliches Engagement, Verkehrsanbindung, Vorhandene Einkaufsströme, Umsatzpotential für Nahrungs- und Genussmittel Als Ergebnis: - Minimalrechnung (Umsatz, Gewinn ), Handlungsempfehlungen, Standortvorschläge, Erweiterungspotential, Positivrechnung - Wohnen und Arbeiten wieder zusammenbringen - Lebensqualität erhalten oder gar verbessern - Lebensqualität ein Leben lang in der gewohnten sozialen Umgebung - technische und soziale Infrastruktur sichern und erhalten - BürgerInnen befragen sich selbst Regionale Foren 2 Regionale Foren

125 Wandzeitungen Regionale Foren Unternehmerische Konzepte Emmas Enkel Dorfläden in Eigeninitiative Hofladen Weisweil Die gute Stube Filiale Düsseldorf Außenansicht Die verschiedenen Lokalitäten Geschäftsführer Filiale Essen Innenansicht Getreideprodukte Internetpräsenz Codewand MuseumsCafé Hofmuseum Standort Düsseldorf + Essen (neu seit April 2013) Standort Gemeinde Weisweil, LK Emmendingen, Baden-Württemberg Konzept 3-Wege-des-Einkaufens 1. Persönliche Bedienung + Einkaufszettel abgeben + einpacken lassen 2. Einkauf per ipad in der Guten Stube 3. Online Einkaufen via Internet + Abholung oder Lieferservice Gemeinde Konzept Gemeinde mit ca. 20 qkm, 2117 EW (Stand ), 111 EW je qkm, bestehend aus dem Dorf Weisweil und den Höfen Harderer Hof, Untere Mühle, Ziegelhof und Waldeckhof Hofladen mit Backstube, Café und Land- /Hauswirtschaftsmuseum sowie Lieferservice (mobiler Verkaufswagen) Betriebsmodell Artikel Geschäftsführer Sebastian Diehl + Benjamin Brüser Rd Produkte der Nahversorgung Lieferung Deutschlandweit (neu seit 2013) Visionen Wettbewerb Shopping Wall Virtuelle Zweitstelle (überdimensionaler Bildschirm) Produkte werden digital wie in einem Regal abgebildet, KundInnen können per Smartphone die Ware virtuell entnehmen, in einer Einkaufs-App speichern und online bezahlen. Danach erfolgt die Lieferung binnen Stunden. 365 Orte im Land der Ideen Emmas Enkel zählte zu den 68 nordrhein-westfälischen Ausgewählten Orten 2012 im Wettbewerb Betriebsmodell Gewerbebetrieb und landwirtschaftlicher Betrieb mit Jutta Zeisset als Eigentümerin (seit 2003) Café Neubau des Cafés 2005 mit Erlebnisgastronomie und Bistro mit ca. 100 Sitzplätzen und 75 Außenplätzen, Kuchen und Torten für das Café werden selber hergestellt, Sonntagsbrunch, Feiern sind möglich Lieferdienst Finanzierung 600 DirektkundInnen in Freiburg werden beliefert; Lieferdienst macht 1/3 des Umsatzes aus (ursprünglich Lieferung von Eiern und Kartoffeln); bis heute sukzessiver Ausbau des Lieferdienstes um Kuchen/Obst/Käse/Wurst; bei fehlender Mobilität der KundInnen Lieferung direkt in die Wohnung (starker persönlicher Kontakt); kein Platz für neue KundInnen (12 h Lieferdauer, 150 km Strecke) - Förderprogramm (Innovative Maßnahmen für Frauen in ländlichen Räumen) - Unterstützung durch GründerInnen-Agentur - Familiendarlehen und Bankkredit Umsatz Beschäftigte Verkaufsfläche Artikel Motivation Brutto-Umsatz 3 MitarbeiterInnen in der Produktion, 25 MitarbeiterInnen, alle Teilzeit (z.t Jährige) aus dem Ort und einem Umkreis von 15km Hofladen ca. 30 qm Überwiegend eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse und Backwaren sowie weitere regionale Produkte - endogene Potentiale nutzen (elterlicher Betrieb) - Frauen fördern - Landfrauen einbeziehen - Eigeninitiative anstoßen - selbst aktiv werden Regionale Foren Regionale Foren 3

126 Wandzeitungen Regionale Foren Liefer- und Fahrdienste KombiBus Mobile Dienste Lemke s rollender Supermarkt Fuhrpark Stückguttransport per Bus in Skandinavien Entladung der Güter für den Verkauf * Bestückung eines Supermarktes Ausstattung Einladen der Gütersendung in einen UVG- Bus durch Mitarbeiterinnen von Q-Regio* Verladung der Güter in den nächsten Bus am zentralen Omnibusbahnhof Prenzlau* Der Wagen fährt bis in den Ort Einkaufen beim mobilen Markt Kombinierter Transport Personen- und Gütertransport Mobiler Dienst 16 Verkaufswagen mit Tiefkühlanlagen und Scannerkassen Konzept Betriebsmodell Kundschaft Modellprojekt Daseinsvorsorge 2030 Eine Antwort auf den demografischen Wandel Das KombiBus-System - Baustein 1: Fahrplan, Haltestellen und Liniennetz dienen als Grundlage für die Transporte. - Baustein 2: Eine leistungsfähige und flexible Disposition seitens der UVG sorgt für eine optimale Transportkette taggleich. - Baustein 3: Durch eine multimediale Bestellannahme können die Transportaufträge per Telefon, Fax, oder online (ab 2014) aufgenommen werden. - Baustein 4: Individuelle Anforderungen an den Frachtraumbedarf können berücksichtigt werden (gekühlte Ware ist möglich). Betreiber: Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbh (UVG) als regionaler Mobilitätsanbieter im Landkreis Berater: Interlink GmbH (Berlin), Fahrplangesellschaft B&B mbh (Oelsnitz/Vogtland), raumkom (Trier) - Unternehmen (taggleiche Zustellung, unkomplizierte Abwicklung, weit verzweigtes Transportnetz) - Transportbranche (Kurier-, Express- oder Postdienste) - Lebensmittelbranche (lokaler Vertrieb von Agrarprodukten, Belieferung von Lebensmittelgeschäften, Gastronomie) - Tourismusbranche (Gepäckbeförderung im Rahmen von Pauschalangeboten, z.b. Wandern und Radfahren ohne Gepäck, Transport von Mieträdern) - Regionale Werkverkehre (Transport innerbetrieblicher Warenund Sendungsströme) - Ausblick: KombiBus für Endkunden Konzept Betriebsmodell Eröffnung NutzerInnen/ KundInnen Artikel Lieferant Visionen Versorgung von ländlichen Gemeinden mit Waren des täglichen Bedarfs, die über keine stationäre Nahversorgung (mehr) versorgen Inhabergeführter Verkaufswagen Inhaber: Hans-Heinrich Lemke 1974 mit dem Ziel, die weniger mobile Kundschaft im Grenzgebiet zur damaligen DDR zu versorgen Die BewohnerInnen der angefahrenen rd. 450 Ortschaften, der Nachfragesituation angepasst 2550 Artikel des täglichen Bedarfs, Sonderwünsche werden ebenfalls erfüllt EDEKA Hessenring - Ausweitung der Routen auf Haltepunkte an Altenheimen und in weniger gut versorgten Stadtrandgebieten - Verstärkte Zusammenarbeit der Initiative für mobile Dienste Gut versorgt zu Hause - Unterstützung der Initiative der DorfassistentInnen (beratende Funktionen) - Kooperation mit verschiedenen caritativen Anbietern (Diakonie, ASB, Johaniter) oder mobiler Wohnberatung Visionen Weit GEDACHT nah VERSORGT Das regionale Nahversorgungsnetzwerk der Uckermark - naheinkauf (Dorfgemeinschaft) - nahannahme (Händler, Annahme- und Abholstation) - nahversorger (Agrar: Produzenten und Erzeuger) - nahtransport (UVG KombiBus) *Fotos vom Festakt September 2012 Regionale Foren 4 Regionale Foren

127 Wandzeitungen Regionale Foren Kooperative Konzepte MarktTreff Unternehmerische Konzepte MARKANT Nah & Frisch Innenansichten Filiale Rantrum Standorte der Filialen Ansicht Verschiedene Festivitäten vor der Filiale Witzwort Grundriss Frischetheken Treffpunkt und Einkaufsmöglichkeit Ausstattung der Filialen Standort Konzept Kerngeschäft Betriebsmodelle Förderung In ländlichen Gemeinden Schleswig-Holsteins 3-Säulen-Konzept 1. Kerngeschäft Lebensmittelladen oder Direktvermarkter, gegebenenfalls ergänzt um gastronomisches Angebot, Kerngeschäft sorgt (meist) für die wirtschaftliche Grundlage des MarktTreffs 2. Dienstleistungen Vielfältiges Dienstleistungsangebot, in jedem MarktTreff unterschiedlich auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt, z. B. Mittagstisch, Online-Brötchenbestellung, Lotto / Toto, Lieferservice, Partyservice, Präsentkörbe, Fotoservice, Handykarten-Aufladung, Kopier- und Faxservice, Arztpraxis, Annahmestelle für Reinigung, Änderungsschneiderei oder Schuhreparatur, Füll- und Tauschstation für Campinggasflaschen, Druckpatronenbefüllung, Bankautomat und Kontoauszugsdrucker, Gemeindebüro oder Kommunale Dienstleistungen, Tourist- Information / Tourismusbüro, Postpoint, Hermes-Paketshop, Otto- oder Quelleshop, ebay-shop, Getränkemarkt, Blumenladen, Vermarktung von regionalen Produkten, Versicherungsberatung, Krankengymnastikpraxis, Gläserne Zeitungsredaktion 3. Treffpunkt Räume und Möglichkeiten zum Klönen, Kursangebote oder Veranstaltungen, dient als Zentrum der dörflichen Gemeinschaft Modell S geringes Umsatzpotenzial, Verkaufsbereich kaum vorhanden oder sehr klein, kann nur Zusatzverdienst liefern, Betrieb durch ehrenamtliche oder geringfügig beschäftigte Kräfte möglich, kontinuierliche Begleitung und Unterstützung durch die Gemeinde, die Säule Treffpunkt ist häufig stark ausgeprägt Modell M mittleres Umsatzpotenzial (bis Euro), 50 bis 100 qm Verkaufsfläche, kann im Nebenerwerb betrieben werden, BetreiberIn kann eine kleine Rendite erwarten, Begleitung/Unterstützung durch die Gemeinde, spezialis. Markt- und Treff-Funktion Modell L Umsatzpotenziale bis Euro, bis 300 qm Verkaufsfläche, kann im Haupterwerb betrieben werden, BetreiberIn ist im Einzelfall auf die Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen, Markt- und Treff-Funktion Modell XL Umsatzpotenziale über Euro, über 300 qm, aber noch Nahversorgungscharakter, kann im Haupterwerb betrieben werden (eventuell ohne Förderung), BetreiberIn ist im Einzelfall auf die Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen, Schwerpunkt Kerngeschäft, die Säule Treffpunkt bringt zusätzliche Kundenfrequenz Kommunales Eigentum/kommunaler Besitz Öffentlich-private Zusammenarbeit Bürgerschaftliche Organisation (Verein, GbR oder Genossenschaft) Projektträger Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (MELUR), Referat für ländliche Entwicklung Projektsteuerung Regionaldezernate des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), Bürgerschaftliches Trägermodell MELUR EU-, Bund- und Landesmittel zur Anschubförderung; förderfähig sind: Planungs- und Beratungskosten, bauliche Investitionen, Ladeninfrastruktur, begleitendes Coaching für BetreiberInnen Standort Konzept In ländlichen Gemeinden vorzugsweise im Ortskern, in Frequenzlagen und Fußgängerzonen und in Wohngebieten und Siedlungen Frische! Das Konzept trendorientiert und in guter Nachbarschaft. - frischebetont - in wohnortnahen Lagen - Lebensmittelvollsortiment - stark servicebetont - Convenience Ziele und Grundsätze Ziele - KundInnenbindung durch herausragende Serviceleistungen - Frische- und Qualitäts-Kompetenz bei den KundInnen - Regionaler Problemlöser - Zusätzliche Angebote - KundInnenzufriedenheit - Service- und Kommunikationsstelle vor Ort - Nahversorgung garantieren Grundsätze - Die persönliche Betreuung bildet die Basis-Dienstleistung - Der standortspezifische Bedarf ist das Hauptauswahlkriterium - Lebensmittelnahe Dienstleistungen sollen den Vorrang haben - Die angebotenen Service-Dienstleistungen sichern eine Zusatzfrequenz - Der Service wird von den KundInnen als geldwert akzeptiert Betriebsmodell Verkaufsflächen Artikel Kundschaft Nah & Frisch betrieben durch selbstständigen Einzelhandel Ca. 300 bis ca. 600 qm Schwerpunkt Frische-Bereich, breites Trockensortiment ergänzt durch Convenience-Produkte, regionale Besonderheiten und bedarfsorientierter Nonfood-Bereich All diejenigen, die - Wert auf frische und gesunde Ernährung legen - den täglichen Bedarf an Lebensmitteln decken - Qualität und Auswahl zu schätzen wissen - Service und persönliche Bedienung wünschen Regionale Foren Regionale Foren 5

128 Wandzeitungen Regionale Foren Unternehmerische Konzepte tegut... Lädchen für alles Unternehmerische Konzepte SIEMER Ausstattung einer Filiale Backwaren Filiale Düsseldorf Hauptfiliale Lorup Frisches Obst und Gemüse Verkaufssituation Filiale Breddenberg Filiale Spahnharrenstätte Kühlwaren Beratung durch eine Mitarbeiterin Filiale Rastorf Filiale Hilkenbrook Standorte Konzept In ländlichen Gemeinden und stadtnahen Wohnquartieren rund 280 Lebensmittelmärkte in Hessen, Thüringen, Nordbayern sowie Göttingen und Mainz Das Drei-Säulen-Modell Standort Hauptgeschäft in Lorup (SG Werlte) Filialen in den nahe gelegenen Orten Rastorf (SG Werlte), Spahnharrenstätte (SG Sögel), Breddenberg und Hilkenbrook (SG Nordhümmling) Betriebsmodelle 1. Kerngeschäft (Lebensmittel mit Café) 2. Dienstleistungen (Bank-Automat, Heimbringservice, Präsentkörbe, Annahmestelle für Reinigung, Änderungsschneiderei, oder Schuhreparatur, Fotoservice, Annahme Druckpatronenbefüllung, Postpoint-Stelle, Gemeindebüro oder kommunale Dienstleistungen, Tourist- Information/Tourismusbüro, Handykarten-Aufladung, Füll- und Tauschstation für Campinggasflaschen, Kopier- und Faxservice, Apothekendienst) 3. Treffpunkt ( Quasselecke im Lebensmittelladen oder eigener Raum) Marktinhaber-Prinzip Rechtlich selbstständige HandelsvertreterInnen, Verkauf der Waren im Auftrag von tegut..., Umsatzprovision für die erbrachte Leistung, kein Kauf der Ware durch die MarktinhaberInnen, Ware bleibt im Besitz von tegut..., Marketingkonzept wird von tegut... zur Verfügung gestellt, Warenbezug erfolgt über tegut..., Markteinrichtung kann gemietet (verbleibt dann im Eigentum von tegut...) aber auch erworben werden. Konzept Betriebsmodell Dezentraler, stationärer Handel einschließlich Bäckerei und Cafébereich Inhabergeführter Markant-Markt (Bünting) Betreiber Bernhard Siemer Gründung 1902, Übernahme durch Bernhard Siemer 1971 (in dritter Generation) Kundschaft Verkaufsflächen Artikel DorfbewohnerInnen, Ältere, Zuwandererfamilien aus Osteuropa Ca. 100 bis 800 qm Einschließlich regionaler Produkte EigentümerIn/ GeschäftsführerIn Verkaufsflächen ca. 100 bis ca. 300 m² Marktinhaber-Modell Plattform für soziale Einrichtungen mit dem Ziel, Menschen mit Benachteiligung / Behinderung in die Arbeitswelt zu integrieren, besonders erfolgversprechende Verknüpfung der dörflichen Grundversorgung und der Begegnung mit sozialen Aspekten der Teilhabe und Integration von Menschen mit Behinderungen, Träger und Einrichtungen der Behindertenhilfe sind als Betreiber tätig. tegut... gute Lebensmittel GmbH & Co. KG, Fulda Geschäftsführer Thomas Gutberlet Preise Beschäftigte LieferantIn Belieferung der Filialen Filialen haben die gleichen Preise wie das Hauptgeschäft (keine Angebote) 60 Beschäftigte (einschl. geringfügig Beschäftigte) Markant Nordwest GmbH Durch das Hauptgeschäft Artikel Voraussetzungen Visionen Artikel des täglichen Bedarfs zusammengestellt aus regionalen Spezialitäten, Grundartikeln, Bio-Lebensmitteln und saisonalen Produkten sowie Discountartikeln Überlegungen im Vorfeld 1. konzeptionelle Vorüberlegungen mit der Gemeinde (Bürgermeister, Beirat ) 2. Standortauslotung 3. BürgerInnenbeteiligung als dauerhaftes Engagement 4. Betriebsform/Auswahl 5. Konzept Wirtschaftlichkeitsberechnung 6. Öffentlichkeitsarbeit 7. Betreuung fachlich/betriebswirtschaftlich Entwicklung von gastronomischen, sozialen und gesundheitsbezogenen Angeboten Regionale Foren 6 Regionale Foren

129 Wandzeitungen Regionale Foren Machbarkeitsstudie Dorfladen am Beispiel des Meppener Ortsteils Rühle in der LEADER-Region Moor ohne Grenzen Bauerngarten im Meppener Ortsteil Rühle Der Bauerngarten liegt zentral an der Kirche in Rühle. Auf 16 Parzellen pflegen die Dorfbewohner seit 2008 ihren Garten mit großem Einsatz. Radwanderhütte am Bauerngarten 2009 wurde am Bauerngarten eine Radwanderhütte gebaut, die Radtouristen und Einheimische zu einer kleinen Pause einlädt. Gesprächsrunden mit Ortsvorstand und Unternehmern vor Ort Idee Dorfladen Standort: Bauerngarten Gespräche mit potenziellem Betreiber und Investor Untersuchung der Machbarkeit Absage des potenziellen Betreibers Betreiber bleibt mit jetzigem Laden am alten Standort Käuferpotenzial= Einheimische + Gäste vorhanden für einen Anbieter Verkehrszählung, Befragung vor Ort, Analyse von ADFC- Statistiken Wirtschaftlichkeit eines Dorfladens zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben Käuferpotenzial lässt keinen zweiten Laden zu Einrichtung eines Dorfladens in Rühle nur sinnvoll, wenn: alleinige Existenz des Kiosk als Verkaufs-/Imbissmöglichkeit im Ortsteil Rühle keine mobilen Anbieter in Rühle mit gleichen Angeboten kombiniertes Angebot von Backwaren, Genussmitteln, Imbissangeboten (Getränke, Snacks, sowohl zum Vor-Ort-Verzehr als auch zur Mitnahme) ganzjährige und tägliche (jedoch möglicherweise eingeschränkte) Öffnung moderate Amortisation für den Investor sowie moderate Finanzierungsform für einen Betreiber Entscheidungshilfen für Gemeinden und Investoren Basierend auf der Erstellung der Machbarkeitsstudie für den geplanten Kiosk in Rühle waren die Einschätzung der Übertragbarkeit des Konzeptes auf Gemeinden des Landkreises Emsland und die gleichzeitige Erarbeitung einer Entscheidungshilfe für Gemeinden bzw. Investoren Bestandteil des Auftrages. Grundsätzliche Themen zur Einschätzung von 1 Plausibilität und Machbarkeit : Allgemeine Überlegungen (Investoren, Betreiber, Öffnungszeiten) Standort/Räumlichkeiten (Neubau, bestehendes Gebäude, Raumgrößen, Lagerkapazität, Toiletten, Parkplätze) Produkte (Angebot, Warensortiment, Preise zusätzliche Dienstleistungen) Mitarbeiter (Anstellungsart, Entlohnung, Arbeitszeit) Markt/Bedarf (Einzugsgebiet, Zielgruppen) Wettbewerb (Wettbewerber im Einzugsgebiet, Angebote) Vermarktung (Werbung, Verkaufsförderung) Betriebsablauf (Lieferung von Speisen, Versicherungen, Schutzmaßnahmen, Buchführung) Investition/Finanzierung (Baumaßnahmen, Wirtschaftsgüter, Eigenkapital, Fördergelder) Rentabilität (Umsatz, Betriebskosten) Betreiber (Qualifikation, Führung des Betriebs) 2 Standortanalyse: Kriterien Gewichtung Bewertung Standort A Standort B Punkte Ergebnis Punkte Ergebnis Vorhandene Zielgruppe 5x Bekanntheit des Standortes 3x Geeignetes Objekt vorhanden 4x Vorhandene Infrastruktur (Ver-/ 4x Entsorgung) Voraussichtliche Investitionskosten 3x Potenzielle Fördermittel 2x Verkehrsanbindung 3x Parkplätze 4x Radwege/-routen 4x Touristische Attraktionen im Umfeld 3x Zulieferer 3x Wettbewerber 4x Vorhandener Investor 4x Vorhandener Betreiber 3x Gesamtergebnis 3 Vor-Ort-Befragung Einheimischer? - Unterwegs mit welchem Verkehrsmittel? - Welche Waren des täglichen Bedarfs fehlen am Ort? Tourist? - Unterwegs mit welchem Verkehrsmittel? - Aus welcher Region kommen Sie? - Wie lange sind Sie im Emsland? - Mit wie vielen Personen sind Sie unterwegs? - Warum legen Sie hier einen Stopp ein? - Haben Sie eine bestimmte Radwanderroute gewählt? - Wo übernachten Sie? - Wie viel geben Sie bei einer Fahrradtour durchschnittlich pro Person am Tag für Speisen und Getränke aus? - Wie lange halten Sie sich bei einer Rast auf? - Welche Unterwegs-Angebote nutzen Sie? - Welche Serviceleistungen sind Ihnen vor Ort wichtig? 4 Berechnung einer notwendigen Mindestkundenzahl Wareneinsatz Personalkosten einschließlich Lohnnebenkosten Sachgemeinkosten Pacht Betriebskosten (Heizung, Energie, Wasser/Abwasser, Entsorgung) Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) Verbrauchsmaterial Verpackung Reparaturen / Instandsetzung Fahrzeugkosten Leasinggebühren Beiträge; Gebühren Versicherungen Werbung / Verkaufsförderung Bürobedarf / Porto Telefon / Internet Buchführung Kontoführungsgebühren Sonstiges / Reserve Gesamt: Abschreibung Zinsen Kalkulatorische Kosten (unter anderem Unternehmerlohn) Steuern, Tilgung Betriebsausgaben - gesamt Erforderliche Kundenzahl (kaufmännisch vorsichtige Planung) Bei der Annahme von o der Öffnung des Kiosk von.. bis.. eines Jahres o Besuchstagen im Monat o einem durchschnittlichen Umsatz je Kunde von X,00 Euro bei X Stunden je Tag X Gäste pro Stunde Auftraggeber: LAG Moor ohne Grenzen Int. Naturpark Bourtanger Moor - Bargerveen Ordeniederung Meppen Telefon: info@naturpark-moor.eu Auftragnehmer: Andreas Muchowitsch Unternehmensberatung GmbH Dresden Werdauer Straße 1-3 Zweigstelle: Meppen Kuhstraße 32 Telefon: / Mobil: / kontakt@muchowitsch.de 7

130 Wandzeitungen Abschlusskonferenz Studentisches Projekt Haushaltsbefragung Haushaltsbefragung Zufriedenheit Wie beurteilen Sie die aktuelle Versorgung des täglichen Bedarfs an ihrem Wohnort? Um die Zufriedenheit der Bevölkerung in den beteiligten Gemeinden zu messen, wurde abgefragt, wie die BürgerInnen die aktuelle Einkaufssituation nach den folgenden Kriterien beurteilen: - Erreichbarkeit - Größe der Einkaufsstätte - Preisniveau - Vielfalt des Angebots - Vorhandensein von Markenprodukten - Vorhandensein von regionalen Produkten - Öffnungszeiten - Personal - Aufenthaltsqualität. Fünf Antwortmöglichkeiten standen zur Auswahl: - sehr schlecht - schlecht - mittel - gut - sehr gut Bei einem Vergleich der Mittelwerte fällt auf, dass Bunde und Moringen deutlich unter dem Gesamtmittelwert der Zufriedenheit liegen. Butjadingen, Katlenburg-Lindau und Werlte liegen hingegen deutlich über dem Gesamtmittelwert, Stadland nur knapp darüber. Die Gemeinde Katlenburg-Lindau weist den höchsten Mittelwert auf, das heißt im Vergleich sind die BürgerInnen, die dort befragt wurden, am zufriedensten mit ihrer derzeitigen Einkaufssituation. Sie stufen die derzeitige Versorgungssituation für Güter des täglichen Bedarfs als gut ein. Die Befragten aus Bunde sind im Vergleich am wenigsten mit ihrer derzeitigen Einkaufssituation zufrieden. Die Versorgungssituation wird im Schnitt als mittel eingestuft. Für jede Gemeinde wurde eine Matrix mit vier Quadranten erstellt, in der die Aussagen der Befragten zu den o.g. Kriterien zusammengefasst dargestellt sind: 1. unten-links: Ein Kriterium wurde als schlecht + unwichtig beurteilt = Verbesserung notwendig 2. unten-rechts: Ein Kriterium wurde als gut + unwichtig beurteilt = kein Handlungsbedarf 3. oben-rechts: Ein Kriterium wurde als gut + wichtig beurteilt = Niveau halten 4. oben-links: Ein Kriterium wurde als schlecht + wichtig beurteilt = dringend Verbesserung notwendig Besondere Aufmerksamkeit gilt Quadrant 4, da ein darin befindliches Kriterium als schlecht bewertet wurde, aber für die befragten Personen sehr wichtig wäre. Aus der Bewertung der Kriterien zur Zufriedenheit mit der Nahversorgung und der Frage, welche drei Kriterien für die Befragten am wichtigsten seien, lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten: Region Nord Gemeinden, in denen die Befragung durchgeführt wurde Wie wird die aktuelle Situation der Nahversorgung von EinwohnerInnen bewertet? Was könnte besser sein, welche Wünsche zur zukünftigen Nahversorgung gibt es? Wer kauft wo, wann, wie und was ein? Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, führten Studierende der Leibniz Universität Hannover von den Fachgebieten Planungs- und Architektursoziologie sowie Wirtschaftsgeographie im Rahmen des Forschungsprojektes ZukunftNAH Zukunftschancen bedarfsgerechter Nahversorgung in ländlichen Räumen Niedersachsens, in der Woche vom bis zum , eine Haushaltsbefragung durch. Die Studierenden führten im genannten Zeitraum 15-minütige Interviews mit zufällig ausgewählten BewohnerInnen durch. Im Rahmen der Befragung wurden in der Region Süd die Stadt Moringen und die Gemeinde Katlenburg-Lindau untersucht. Des Weiteren die Samtgemeinde Werlte und die Gemeinde Bunde im westlichen Niedersachsen sowie die Gemeinden Stadland und Butjadingen im Landkreis Wesermarsch. Insgesamt konnten dabei rund 780 Haushalte befragt werden. Feldstudie zum wirtschaftsgeographischen Studienprojekt Nahversorgung im ländlichen Raum Einzelhandel im ländlichen Raum Einkaufsverhalten, Versorgungssituation und Wünsche Adresse: Datum: ID: A. Einkaufsverhalten 1. An welchen Wochentagen und zu welcher Tageszeit kaufen Sie Güter des täglichen Bedarfs (bspw. Lebensmittel, Drogerieartikel, Genussmittel) für gewöhnlich ein? vormittags mittags nachmittags abends Keine Uhr Uhr Uhr Uhr 06:00 12:00 12:00 15:00 15:00 18:00 18:00 24:00 bevorzugte Tageszeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Kein bevorzugter Wochentag 2. Wie häufig und wo nehmen Sie folgende Dienstleistungen in Anspruch? (bitte entsprechende Zeiteinheit ankreuzten) Dienstleistungen Häufigkeit Pro Monat Pro Jahr Im Ort anderswo Arzt Apotheke Bank (persönlich) Bankautomat Cafe/Restaurant Post Friseur Verwaltung 3. Verbinden Sie Ihren Einkauf regelmäßig mit anderen Aktivitäten wie z.b. dem Weg von der Arbeit nach Hause? Nein Ihre Daten werden streng vertraulich behandelt. Ja, und zwar: Arbeit Freizeit Arzt Begleitwege (z.b. zum Kindergarten) Sonstiges, und zwar: Auszug aus dem Fragebogen C. Wünsche und Ideen für die Zukunft der Nahversorgung 1. Welche Wünsche haben Sie bezüglich der Versorgungssituation in Ihrem Ort für die Zukunft? 2. In welcher maximalen Entfernung zu Ihrer Wohnung sollte sich Ihrer Meinung nach die nächste Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs befinden? < 0,5 km 0,5 1 km 1 2 km 2 5 km 5 10 km > 10 km Weiß nicht 3. Auf welche Weise würden Sie gerne die nächste Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs erreichen können? (Mehrfachantworten möglich) Zu Fuß Mit dem Fahrrad Mit dem Bus Mit der Bahn mit dem Auto 4. Wären Sie bereit, Ihr Einkaufsverhalten zu verändern, wenn sich die Erreichbarkeit der nächsten Einkaufsmöglichkeit verbessern würde? Ja, und zwar auf diese Weise: Ich würde höhere Preise in Kauf nehmen Ich würde meine Konsumgewohnheiten an das dort verfügbare Sortiment anpassen Ich würde mich auf eingeschränkte Öffnungszeiten einstellen Nein, ich würde mich nicht umstellen wollen 5. Wären Sie bereit, sich zu engagieren, damit ein Lebensmittelgeschäft in Ihrem Wohnort ansässig werden kann? Ja, und zwar auf diese Weise: Politisch (Bürgerinitiative etc.) Finanziell (Beteiligung an einer Genossenschaft, einmalige Spende etc.) Mit eigener Arbeit, und zwar maximal Stunden pro Woche, und zwar: ehrenamtlich gegen geringe Entlohnung als Unternehmer Nein, ich würde mich nicht engagieren wollen 6. Wie schätzen Sie die Bereitschaft der BürgerInnen zu eigenem Engagement in Ihrem Ort ein? Sehr hoch Eher hoch Mittel Eher gering Sehr gering Weiß ich nicht politisch finanziell ehrenamtlich Gegen geringe Entlohnung Als Unternehmer 7. Wie schätzen Sie die Einsatzbereitschaft Ihrer politischen Vertreter für eine Verbesserung der Versorgungssituation vor Ort ein? Sehr hoch Eher hoch Mittel Eher gering Sehr gering Weiß ich nicht Ihre Daten werden streng vertraulich behandelt. Region Süd Katlenburg-Lindau In der Gemeinde Katlenburg-Lindau wurden alle Kriterien mehr oder weniger als gut bewertet. Da in Quadrant 4 Dringende Verbesserungen notwendig kein Punkt ist, kann anhand dieser Matrix für die Gemeinde kein konkreter Handlungsbedarf ausgemacht werden. Die Kriterien Erreichbarkeit, Preisniveau und Angebotsvielfalt wurden als besonders wichtig bewertet. Sie weisen bei der Häufigkeit der Nennungen einen deutlichen Abstand zu den anderen Kriterien auf. Die Erreichbarkeit wurde zudem als relativ gut bewertet. Moringen In der Handlungsmatrix der Stadt Moringen ist zu erkennen, dass die Kriterien Erreichbarkeit und Preisniveau die beiden wichtigsten sind. Sie wurden als mittel bis gut bewertet, womit sie in Quadrant 3 Niveau halten der Matrix liegen und eine interessante Information für die Gemeinde darstellen. Die meisten Kriterien liegen auch in Moringen im Quadranten kein Handlungsbedarf, die Kriterien, die jedoch dicht an der Mittellinie liegen, sollten trotzdem Beachtung finden. Für die Stadt Moringen kann aufgrund der Haushaltsbefragung kein akuter Handlungsbedarf festgestellt werden. Region West Butjadingen Besonders auffällig ist hier das Kriterium Erreichbarkeit, das als einziges in dem Quadranten Niveau halten liegt. Das bedeutet, dass die Erreichbarkeit in Butjadingen besser als mittel bewertet wurde und überdurchschnittlich vielen BürgerInnen sehr wichtig ist. Alle anderen acht Kriterien liegen in dem Quadranten kein Handlungsbedarf. Dies liegt daran, dass diese Kriterien besser (als mittel ) bewertet wurden, aber auch als nicht so wichtig eingeschätzt wurden. Auffällig ist, dass keine Nennungen in den Quadranten Dringender Verbesserungsbedarf und Verbesserungsbedarf liegen. Stadland Auch in der Gemeinde Stadland sind durch die Haushaltsbefragung keine dringenden Handlungsbedarfe deutlich geworden. Besonders wichtig waren den Befragten die Erreichbarkeit, die Angebotsvielfalt und die Preise. Gleichzeitig waren die Befragten mit diesen drei Kriterien auch überdurchschnittlich zufrieden, so dass es in Zukunft gilt, dieses Niveau zu halten. Keines der Kriterien wurde jedoch mit sehr gut bewertet, somit bestehen bei allen Punkten noch Verbesserungsmöglichkeiten. Bunde Besonders hervorzuheben ist hier das Preisniveau, das als einziges Kriterium in dem Quadranten Dringender Verbesserungsbedarf liegt. Das bedeutet, dass der Preis überdurchschnittlich vielen Bürgern und Bürgerinnen sehr wichtig ist, das Niveau jedoch als zu hoch eingeschätzt wird. Das Kriterium Erreichbarkeit liegt im Quadranten Niveau halten. Das bedeutet, dass die Erreichbarkeit in Bunde besser (als mittel ) bewertet wurde und überdurchschnittlich vielen Bürgern und Bürgerinnen wichtig ist. In dem Quadranten Verbesserungsbedarf liegt in Bunde keins der Kriterien. Alle anderen sieben liegen in dem Quadranten keine Handlungsbedarf. Werlte Auch für die SG Werlte bleibt festzustellen, dass sich kein Kriterium in dem Quadranten befindet, der auf einen dringenden Handlungsbedarf hindeutet. Ein besonderes Augenmerk ist auf die Erreichbarkeit, die Preise und die Öffnungszeiten zu richten, denn diese drei Kriterien wurden als besonders wichtig beurteilt. Gleichzeitig wurden sie als überdurchschnittlich zufrieden stellend bewertet, so dass ihr Niveau zumindest gehalten werden sollte. Zusammengefasst kann als Ergebnis der Haushaltsbefragung festgehalten werden, dass Preisniveau, Erreichbarkeit und Angebotsvielfalt am ehesten zur Zufriedenheit der Menschen mit ihrer Nahversorgung beitragen! An dieser Stelle soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass als wichtigste Kriterien bis zu drei genannt werden konnten. Das bedeutet, dass die Kriterien, die nicht als wichtig genannt wurden, nicht unmittelbar unwichtig sind, sondern andere im Vergleich nur wichtiger waren. Abschlusskonferenz 8 Abschlusskonferenz

131 Wandzeitungen Abschlusskonferenz Haushaltsbefragung Einkaufsverhalten Haushaltsbefragung Wünsche + Engagement In welchen Einkaufsstätten und wo kaufen Sie welche Produkte hauptsächlich ein? In den Gemeinden Butjadingen, Moringen und Werlte werden gut zwei Drittel der Einkäufe im Ort vorgenommen. In Bunde sind es 37,4 %, in Katlenburg-Lindau ein Drittel (29,8 %) und in Stadland rund ein Fünftel (21,2 %). Diese Aussage lässt sich mit den Auspendlerquoten der Gemeinden kombinieren. In Bunde, Katlenburg-Lindau und Stadland herrschen z.b. Quoten von 80 % vor. Entsprechend sind Kaufkraftabflüsse zu erwarten, die durch sogenannte Kopplungseffekte wie dem Weg zur Arbeit begünstigt werden. Somit wird der Einkauf häufig auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Weg von der Arbeit nach Hause erledigt (s.u.). Grundsätzlich werden am häufigsten der Supermarkt und der Discounter zum Einkauf aufgesucht. Beides zusammen macht in allen Gemeinden einen Anteil zwischen % der gesamten Einkäufe aus. 56,6 % der Butjadinger gehen im Supermarkt einkaufen, 41,1 % der EinwohnerInnen von Werlte im Discounter. Auch die Fachgeschäfte, meistens Bäcker und Fleischer, werden mit 10,1 % in Butjadingen bis knapp 20 % über alle Gemeinden hinweg regelmäßig besucht. Besonders in Katlenburg-Lindau werden Fachgeschäfte oft aufgesucht und nehmen somit einen Anteil von 19,8 % ein. Im Durchschnitt aller befragten Haushalte werden Fleisch und Wurstwaren hauptsächlich im Supermarkt (37,1 %), im Fachgeschäft (31,7 %) und im Discounter (23,1 %) gekauft. Bei Brot und Backwaren sieht die Rangfolge anders aus; 46,8 % kaufen diese im Fachgeschäft, 28,5 % im Supermarkt und 20,3 % im Discounter. Obst und Gemüse wird zu 9,5 % auf dem Wochenmarkt gekauft. Molkereiprodukte und andere Lebensmittel werden fast ausschließlich im Supermarkt und im Discounter erworben. Verbinden Sie ihren Einkauf regelmäßig mit anderen Aktivitäten? Wie häufig und wo nehmen Sie die Dienstleistung Arzt in Anspruch? 40,8 38,6 38,6 47,1 52,8 56,6 32,5 39,7 41,1 26,0 24,4 1,7 24,5 0,7 1,8 0,5 3,9 11,1 0,8 1,0 0,7 3,4 7,2 0,8 1,5 2,4 15,3 2,1 1,2 2,5 6,0 10,9 0,5 19,8 1,2 1,8 0,6 5,1 10,1 0,4 1,2 8,0 10,8 0,8 Bei der Auswertung der Frage, ob die Befragten generell ihre Einkäufe mit anderen Aktivitäten verbinden, zeigt sich, dass knapp über die Hälfte (52,9 %) diese bejahen. Auf der Gemeindeebene liegen Bunde, Werlte, Stadland und Moringen bei ca. 60 %, Butjadingen und Katlenburg-Lindau unter 50 %. Interessant ist darüber hinaus, mit welchen Aktivitäten die Befragten ihre Einkäufe verbinden; dabei wird Arbeit am häufigsten genannt. Fast 50 % der Befragten gaben an, den Einkauf mit dem Weg von oder zur Arbeit zu verbinden. Am zweithäufigsten wurde mit ca. 30 % die Aktivität Freizeit genannt. Es wurde zusätzlich ausgewertet, dass mit mehr als 2/3 wesentlich häufiger Frauen als Männer ihren Einkauf mit anderen Aktivitäten verbinden. In der Auswertung der Inanspruchnahme eines Arztes wurde zwischen den Untersuchungsgemeinden, aber auch zwischen dem dortigen Zentrum und der Peripherie unterschieden. Für die Dienstleistungskategorie Arzt zeigt sich in der Gegenüberstellung der Säulen im Diagramm, dass deutlich mehr BürgerInnen, die in der Peripherie wohnen, anderswo die Dienstleistung in Anspruch nehmen. Am höchsten ist der Anteil in Bunde. Bei einem Vergleich der Werte für alle Gemeinden kann festgestellt werden, dass die meisten in der Peripherie lebenden Menschen anderswo zum Arzt gehen und der größte Teil derjenigen, die im Zentrum leben, auch dort den Arzt aufsuchen. Werden Sie zum Einkauf von anderen Personen mitgenommen oder nehmen Sie selbst jemanden mit? In allen Gemeinden werden relativ wenige Personen zum Einkaufen mitgenommen. Durchschnittlich sind dies nur 5,6% aller Personen. Der höchste Wert wird mit 9,3 % in Moringen erreicht. 46,3 % der Personen, die mitgenommen werden, sind älter als 75 Jahre. In einer weiteren Auswertung wurde ermittelt, wie hoch der Anteil der Personen ist, die andere Personen zum Einkaufen mitnehmen. Dieser liegt insgesamt bei 10,1%. Fast alle Gemeinden bewegen sich dicht um diesen Wert, nur in der Gemeinde Werlte liegt der Wert mit 21,6 % signifikant über dem Durchschnitt. Welche Wegstrecke müssen Sie von Ihrem Wohnsitz aus bis zu Ihrer am häufigsten besuchten Einkaufsstätte zurücklegen? Über die Hälfte aller Befragten gibt an, mehr als 2 km zurücklegen zu müssen, um ihre am häufigsten besuchte Einkaufsstätte zu erreichen. Knapp ein Drittel muss sogar mehr als 5 km zwischen Wohnort und Einkaufsstätte zurücklegen. Die Unterschiede zwischen den Erhebungsgebieten sind immens. In Butjadingen beispielsweise beträgt die am häufigsten zurückgelegte Distanz 500 m-1 km, in Moringen 1-2 km, in Katlenburg-Lindau hingegen 2-5 km und in Stadland ist die Strecke >10 km die am häufigsten genannte. Wie erreichen Sie die am häufigsten besuchte Einkaufsstätte? Bei zunehmender Distanz nimmt die Bereitschaft, zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren, wie erwartet stetig ab. Bei einer Strecke unter 500 m sind 37,5 % bereit, einen Fußweg auf sich zu nehmen. Bei 0,5 bis 1 km sind es noch 13,8 %, bis 2 km 6,9 % und bei bis zu 5 km 2,6 %. Ähnlich verhält sich dies beim Verkehrsmittel Fahrrad: Bei weniger als 500m treten bereits 28,2 % in die Pedale; bei bis zu 1 km dann schon 30,8 %. Je weiter die Strecke, desto weniger sind jedoch dann nur noch bereit, das Fahrrad zu nutzen. Der ÖPNV wird erst ab einer Strecke von 2 km als Verkehrsmittel angegeben. Äußerst aussagekräftig sind die Resultate bei der Nutzung des Autos: Bei einer Wegstrecke unter 500 m fahren 33,3 % bereits mit dem Auto. Ist die Strecke jedoch länger als 500 m und kürzer als 1 km, geben 55,4% an, das Auto zu nehmen. Zwischen 1-2 km sind es dann bereits 71,9 %, zwischen 2 und 5 km 83,6 %, zwischen 5 und 10 km 93,0 % und ab einer Distanz von mehr als 10 km tätigt beinahe jede/r den Einkauf mit dem Auto. W S M K-L Bd Bu % % % % 0,2 0,5 0,1 0,2 0,1 0,6 D Wäre eine Einkaufsmöglichkeit für Sie interessant, in der verschiedene Angebote/Dienstleistungen kombiniert angeboten werden? Kaltenburg-Lindau Moringen Stadtland Budjadingen Werlte Bunde Gesamt 0% 20% 40% 60% 80% 100% Was würden sie bevorzugen? Aufgrund der speziellen Charakteristika eines kleinen Dorfladens in eher peripherer aber wohnortnaher Lage, wären viele der potenziellen KundInnen gezwungen, ihr heutiges Einkaufs- und Konsumverhalten zugunsten kürzerer Wege und einer besseren Erreichbarkeit umzustellen. Wären sie dazu bereit? Das Diagramm zeigt, dass in der Summe gut 44 % der Befragten zu Anpassungen bereit wären. Dies variiert nach Gemeinden teils erheblich; in Bunde sagen 61,6 % Anpassungen zu, in Werlte lediglich 27,5 %. Anhand der ersten Abbildung wird deutlich, dass die Mehrheit der Bevölkerung in den Gemeinden sich für eine sog. kombinierte Einkaufsmöglichkeit ausspricht. Insgesamt haben 58,8 % der Befragten mit Ja gestimmt. Besonders in Bunde (79 %), Moringen (60 %) und Stadland (63 %) ist der Wunsch nach einer kombinierten Einkaufsmöglichkeit besonders hoch. Kaltenburg-Lindau dagegen ist mit 48 % das Gebiet mit dem prozentual geringsten Anteil an BefürworterInnen. Eine kombinierte Einkaufsmöglichkeit würde verschiedene Angebote und Dienstleistungen z.b. FriseurIn, Bank, Drogerie etc. mit dem Verkauf von Lebensmitteln vereinen. Wären Sie bereit, Ihr Einkaufsverhalten zu verändern, wenn sich die Erreichbarkeit der nächsten Einkaufsmöglichkeit verbessern würde? Wie würden Sie ihr Einkaufsverhalten verändern? Nein Die Ergebnisse der Auswertung der konkreten Bereitschaft zur Anpassung zeigen, dass die Befragten in allen Gemeinden am ehesten dazu bereit wären, sich auf kürzere Ladenöffnungszeiten einzustellen: In Katlenburg-Lindau würden sich sogar 93,2 % an eingeschränkte Öffnungszeiten anpassen. Zu einer Umstellung der Konsumgewohnheiten und Produktpräferenzen wären hingegen im Durchschnitt der Gemeinden nur 54,6 % bereit. Die Bereitschaft, ein höheres Preisniveau in der wohnortnäheren Versorgungseinrichtung in Kauf zu nehmen, ist in fast allen Gemeinden verhältnismäßig gering und mit einer Zustimmung von durchschnittlich 42,6 % die unbeliebteste der drei Kompromissoptionen. Wären Sie bereit sich zu engagieren, damit ein Lebensmittelgeschäft in ihrem Wohnort ansässig werden kann? Wenn ja, in welcher Weise? In welcher Weise würden Sie eigene Arbeit einbringen? Werlte Stadland Moringen Katlenburg-Lindau Butjadingen Bunde 0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% In welcher maximalen Entfernung zu Ihrer Wohnung sollte sich Ihrer Meinung nach die nächste Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs befinden? Um die Wünsche der Menschen besser einordnen zu können, Ist-Situation Soll-Situation wurde die Ist-Situation mit der Soll-Situation verglichen, d. h. wie weit die Menschen von ihrer Einkaufsstätte entfernt wohnen und wie weit sie gerne wohnen würden. Die Grafik zeigt die berechneten Mittelwerte der einzelnen Orte. Deutlich wird, dass die nächste Einkaufsstätte in der Realität in allen Gemeinden weiter vom Wohnort entfernt ist, als die Bürgerinnen und Bürger es wünschen. Dabei decken sich die Ergebnisse tendenziell mit der Erhebung vor Ort. Es ist ein klarer Trend zu erkennen, dass die Einkaufsstätte näher zum Wohnort liegen soll. Wie erreichen Sie derzeit die nächste Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs und auf welche Weise würden Sie diese gern erreichen können? Hier wird deutlich, dass die Menschen in allen Gemeinden überwiegend mit dem Auto einkaufen (roter Balken), wünschen würden sich das weitaus weniger (blauer Balken). Bei der Fahrradnutzung zeigt sich ein umgekehrtes Bild; bis zu fast 70 % der Befragten (z.b. in Bunde) würden gern das Fahrrad nutzen (Orange), max. gut 30 % tun dieses aber nur (z.b. in Butjadingen). Alle anderen Verkehrsmittel sind fast zu vernachlässigen: Die Bahn spielt im Versorgungsalltag lediglich in Bunde und Stadland eine kleine Rolle, der Bus nur in Katlenburg-Lindau. Den Bus würden allerdings mehr Menschen nutzen wollen (Hellblau), wenn er denn zu Versorgungseinrichtungen fahren würde, dies betrifft besonders Moringen, Bunde und Werlte. Zu Fuß gehen heute zwischen 10 und 20 % der Befragten, weitaus mehr wünschen sich dies jedoch. Ja weiß nicht Engagement durch eigene Arbeit Finanzielles Engagement Politisches Engagement Das Diagramm zeigt die generelle Bereitschaft der Befragten, sich für ein neues Lebensmittelgeschäft in ihrem Ort zu engagieren. Ein besonders hohes Engagement ist in Stadland zu erwarten (35 %), hingegen in Werlte und Moringen liegt die Bereitschaft unter 10 %. Die Abbildung differenziert danach, ob die Befragten, die grundsätzlich bereit wären sich zu engagieren, sich eher politisch oder finanziell engagieren oder ihr Engagement durch eigene Arbeit einbringen würden. Besonders hoch liegt das Interesse an eigener Arbeit in Moringen (75 %), besonders niedrig in Werlte (18 %). Mit politischem Engagement ist besonders in Stadland, Katlenburg- Lindau, Bunde und Moringen zu rechnen (alle über 50 %). Finanzielles Engagement ist in allen Gemeinden eher wenig zu erwarten. Werlte Stadland Moringen Im Diagramm ist dargestellt, ob den Befragten funktionales Werlte funktionale Einkaufen im Dorf reicht oder die gesellschaftliche Komponente in Form von Kommunikation und Treffpunkt ebenso wichtig Einkaufsstätte Stadland ist. Es wird deutlich, dass eine Kombination aus funktionalem Moringen Aufenthalts- Einkaufen und Kommunikations- und Treffpunkt gewünscht nburg-lindau Katlenburg- und Lindau Kommunikations- wird. Über die Hälfte der Befragten (54 %) sprechen sich insgesamt für diese Kombination der Einkaufsmöglichkeit aus. In den Butjadingen bereiche Kombination aus Bunde Beidem Gemeinden sieht das Bild unterschiedlich aus: In Katlenburg- Lindau wird z.b. sehr großer Wert auf Kommunikation gelegt, in 0% 20% 40% 60% 80% 100% Werlte, Moringen und Butjadingen eher weniger. nburg-lindau Katlenburg- Lindau Butjadingen Bunde 0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0% Bahn Realität Bahn Wunsch Bus Realität Bus Wunsch Fahrrad Realität Fahrrad Wunsch zu Fuß Realität zu Fuß Wunsch Auto Realität Auto Wunsch Abschlusskonferenz Abschlusskonferenz 9

132 Wandzeitungen Abschlusskonferenz lieferbar NAHVERSORGUNG IN WYMEER Studentische Projekte BUNDERHEE ERREICHBARKEIT in 10 Minuten EMDEN 1km 10min 3km 10min NDE NIEDERLA HLAND DEUTSC 5km 10min BUNDE Hauptstraße LEER WEENER Autobahn A31 Landesgrenze NIEUWESCHANS A280 BUNDE WEENER WYMEER WINSCHOTEN Ortschaft der Gemeinde Bunde in Ostfriesland Ca Einwohner auf 23 km² Fläche DirekterAnschluss an die A31 und A 280 ÖPNV nur dürftig ausgebaut 20 km bis Mittelzentrum Papenburg BOEN 15 km bis Oberzentrum Leer RICHTUNG PAPENBURG NIEDERLANDE VOR-ORT-SITUATION Hauptgeschäft Nah und Gut Öffnungszeiten WYMEER Herrenfriseur Leerstand Sparkasse Leerstand e nd Bu straße Hammrich r Sch Alte 112 ulplatz Bovenla Wymeers ter Hau ptstr aße - L 17 nd Niederlande H Entwicklungsgebiet Nahversorgung Sparkasse Treffpunkt Geldautomat 24h Einkaufen Feuerwehr 112 H Bushaltestelle chstr Kir d Karkpa Kirche Friedhof aße Leerstand K 51 EINFLUSSFAKTOREN für die Nahversorgung BEWEGUNGSMUSTER Leerstände (Dorfkneipe, Lebensmittelhandel, Fleischer, Bäcker, Blumenladen, Autohaus) Fleischerei-Wagen kommt 3x in der Woche keine regionale Landwirtschaft außer Milchvieh (keine Nachfrage nach regionalen oder ökologischen Produkten) Gastronomie als Treffpunkt im Ort fehlt Bürger fahren nach Bunde oder Weener zum Discounter oder Vollsortimenter IDEENSAMMLUNG für Nahversorungskozepte ERREICHBARKEITSRADIUS sortiment prinzip packstation HAUPTGESCHÄFT neues hauptgeschäft KONZEPTIDEE demographie führungskraft Neben liale frequntierter, weil zentraler im Ort Hauptgeschäft zu weit hinten im Ort EINGANGSSEITE ZENTRUM Inneneindruck niedrigpreise RÜCKSEITE Neben liale Hauptgeschäft und Neben liale Nah und Gut einziger Nahversorger erlebniseinkauf Gemeindehaus infrastruktur Kirche neue medien Grundschule mobilität Feuerwehrwache FUSION abholstation 5-Säulen-Modell DORV-Zentrum Dienstleistungs- und Ortsnahe RundumVersorgung FILIALE FrikandelAutomat Kaufhaus-Prinzip Alles unter einem Dach FrikandelAutomat Abholsta tion 00,00 00,00 1,50! Kulturangebot Kommunikation Lebensmittel Diensteistungen Sozial-medizinische Versorgung 1,50! A Bestellung im Hauptgeschäft entweder: B Angabe eines Wunsch-Abholtermins C Lieferung der gewünschten Lebensmittel zur Abholstation persönlich per Anruf Jan Jan h h Jan h D Abholung und Bezahlung vor Ort per EC-Karte Bargeld Bürger einkaufsbus Gegründet auf engagierte Bürgerbeteiligung online Inanspruchnahme von Punkten Konto Pu te Pu nk t e nk Bau + Betrieb 1-2h ZENTRIERUNG DES ANGEBOTES Bürger Netzwerk Unterstützung z.b. Gemeinsame Aktivitäten zur Stärkung der Ortszugehörigkeit,... Arbeitsstunden Kommune Ziel: Die ältere Bevölkerung als Vollzeitkunden binden und Beruftätige und die Jugend als Teilzeitkunden gewin nen Lebensmittelangebot als breites aber aches Sortiment (Markenprodukt + günstige Variante) Belebung des Ortskerns durch Schaffung eines neuen Treffpunktes Kundenbindung durch Lieferservice und Sonntagdienst über Bestellservice Aufwertung der Ortsdurchfahrt durch architektonische Elemente Solorpor accabor epratem eostiorem nia volorem et laboruptatur sumquatur? Aciatianim quatiaepuda consequ atusda vid evel iliquiaincto magnimo luptaaghoi ANFORDERUNGEN Yvonne Janßen 1. Semester Master 10 Franziska Plinke 2. Semester Master Unterstützer Saskja Jagenteufel Christian Sandherm 2. Semester Master 2. Semester Master sortiment aufenthalt Gute Erreichbarkeit durch Positionierung im Zentrum des Ortes orientieren Bündelung verschiedener Nutzungen an einem Ort hingucker Förderprogramme bürgerinitiative soziale bindung z.b. Café mit Außenbereich,... anbindung z.b. Lieferservice, Fahrdienst für Senioren,... neue medien z.b. Sparkasse Apotheke Friseur,... parksituation Täglicher bzw. kurzfristiger Bedarf. Lebensmittel Drogerieartikel Kioskwaren Fakultät Architektur + Landschaft Institut für Geschichte und Theorie Fakultät Architektur + Landschaft Institut für Geschichte und Theorie Planungs- und Architektursoziologie Planungs- und Architektursoziologie Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Dipl.-Ing. Hendrik Bloem Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Dipl.-Ing. Hendrik Bloem an die Architektur

133 Wandzeitungen Abschlusskonferenz Lebensmittel Im Mittelpunkt INHALTSANGABE IM MITTELPUNKT_NAHVERSORGUNG IM LÄNDLICHEN RAUM AM BEISPIEL STOLLHAMM Eine Auswahl... Analyse Stollhamm ARCHITEKTUR INNOVATION Leibniz Universität Hannover Fakultät für Architektur und Landschaft Institut für Geschichte und Theorie Erstprüferin _Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Zweitprüfer _Dipl.-Ing. Carl Herwarth von Bittenfeld Betreuer _ Dipl.-Ing. Hendrik Bloem Bachelorarbeit_Sommersemester 2013 Theresa Tropf_ Bioladen Rohde 24 ehemaliger Schlecker 2 Kiosk Lüttje Laden 17 Gasthaus Huus an n Siel Bebauung Pflegeheim Kiosk AVIA ARZT DLRG ehem. Grundschule ehem. Bäcker kath. Kirche Wellness Johanniter KFZ Raiffeisenbank ehem. Apotheke Friseur Imbiss Sparkasse Gasthaus ev.luth. Kirche Jugendhilfe Wellness Reithalle Feuerwehr Kindergarten ehem. Schlecker ÜBERSICHT_WESERMARSCH 4 3 BESTANDSAUFNAHME_NUTZUNG 3.1 DIENSTLEISTUNGEN UND HANDEL AN DER HAUPTSTRASSE AKTUELLER LAGEPLAN GESTALTUNGSMERKMALE 3.2 LEBENSMITTELLÄDEN ANALYSE 4.1 ÖFFENTLICHE FREIFLÄCHEN 4.2 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN LEITIDEE_IM MITTELPUNKT 5.1 DORFKERNE IN DER UMGEBUNG 5.2 STÄRKUNG DES DORFKERNS LADENKONZEPT 6.1 NAHVERSORGUNGSMODELLE 6.2 KONZEPT FÜR STOLLHAMM ARCHITEKTUR RAUMPROGRAMM INNOVATION 24 8Leibniz ENTWURF Universität Hannover AUSSENBEREICH Fakultät8.1 fürkonzept Architektur und Landschaft PLATZGESTALTUNG Institut für Geschichte und Theorie SCHATTENWURF 8.2 INNENRAUM Erstprüferin _Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell 8.3 DARSTELLUNGEN Zweitprüfer _Dipl.-Ing. Carl Herwarth von Bittenfeld Betreuer _ Dipl.-Ing. Hendrik Bloem 9 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 35 Bachelorarbeit_Sommersemester BILD- UND QUELLENVERZEICHNIS Theresa Tropf_ ÜBERSICHT_WESERMARSCH INFRASTRUKTUR C Fedderwardersiel Henken, Fischerei C Ruhwarden Fleischerei Gutmann Freiraum 1 EINLEITUNG Bahn - stündlich nach Oldenburg und Bremen B Burhave private Grünfläche landwirtschaftlich geprägte Grünfläche Süllwarden B Tossens Markant, Dörploden, Weserbäcker Bäume und Sträucher Seeverns Fähre Netto, Neukauf, Jantzen und Jürgens Bäckerei Bremerhaven - von Eckwarderhörne nach Wilhelmshaven (Personen- und Fahrradfähre) 1. Juni bis 31. August 2x täglich - von Nordenham nach Bremerhaven, wochentags 40x täglich Siels Bus Linie 408 von Stollhamm - Richtung Nordenham über Abbehausen, wochentags 9x täglich - Richtung Tossens über Burhave und Fedderwadersiel, wochentags 2x täglich - Richtung Eckwarderhörne über Burhave, Fedderwa-dersiel, Ruhwarden und Tossens, wochentags 6x täglich Waddens Wilhelmshaven Eckwarden Blexen Blexen Iffens Individualverkehr C Stollhamm Eckwarderhörne Bioladen Rhode ENTFERNUNG VON STOLLHAMM ÜBER VERKEHRSWEGE Weser 1 km 6 km 10 km A Nordenham Jadebusen B Abbehausen Lidl, Aldi, Kaufland, Rewe, Weserbäcker, Fleischerei Gutmann, etc. EINKAUFSMÖGLICHKEITEN DES TÄGLICHEN BEDARFS Discounter z.b. Aldi, Netto, Lidl Supermarkt, Vollsortiment z.b. Neukauf, Markantmarkt Markant, Bäcker Jantzen, Metzger Paradies Dorfladen z.b. Bioladen Rohde, Dörploden Lebensmittel Fachgeschäft z.b. Bäcker, Metzger C Seefeld nah und gut Esenshamm HIERARCHIE DER ORTE IN DER REGION A Alle Güter des täglichen Bedarfs sind hier erhältlich. Der Ort bietet viele Arbeitsplätze und eine gute öffentliche Anbindung. B Es gibt mindestens ein Lebensmittelgeschäft in dem Ort. Wegen des Tourismus gibt es mehr Einkaufsmöglichkeiten als in Orten der Hierarchie C, aber nur wenig öffentlichen Nahverkehr. Stadland C Es gibt wenige bis gar keine Einkaufsmöglichkeiten in dem Ort und wenig öffentli- Wesermarsch_Infrastruktur+Einkaufsmöglichkeiten_ M 1: chen Nahverkehr. 4 Seite 4/38 VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT M 1:7000 Nutzung 3 BESTANDSAUFNAHME_NUTZUNGEN Sonderbauflächen gewerbliche Bauflächen gemischte Bauflächen VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT Wohnbauflächen Freizeit Bürgerpark geschlossen Pflegeheim M 1:7000 VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT ERSTELLT ERSTELLT Bildung Feuerwehr VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT Kultur VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT ERSTELLT ERSTELLT Wohnen VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT Nutzungen_M 1:5000 Erschließung Hauptstraße VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT Sammelstraßen FREIZEIT Reitstall Sportplatz ÖFFENTLICHE / SOZIALE EINRICHTUNGEN Freiwillige Feuerwehr Kindergarten evangelisches Gemeindehaus / Bibliothek Kirche Johanniter - Notdienst VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT Dienstleistungen Sportplatz VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT soziale Dienste Reiterhof HANDEL +DIENSTLEISTUNGEN Massagesalon Jugendhilfe am Meer Immobilienmakler Gasthaus mit Biergarten Autohaus Gesundheitsberatung Elektrotechnik Sparkasse Volksbank Imbiss Friseur Kfz-Mechaniker Sonnenstudio Skulpturen-Atelier Kiosk + Hermesshop Arzt Tankstelle 5 Seite 5/ DIENSTLEISTUNGEN UND HANDEL AN DER DORFSTRASSE Fahrrad-/Fußgängerweg Buslinien Haltestellen Bearbeitungsgebiet FRISEUR_Das Gebäude hat die Erscheinung eines Wohnhauses, nur ein unauffälliges Schild weist den Friseur aus. Die Fenster bieten keinen Einblick in das Ladeninnere und haben keine Gestaltung, die Aufmerksamkeit auf sich zieht. 2 IMBISS_Die Fassade des Gebäudes ist kleinteilig gestaltet, der Imbiss jedoch bildet mit klaren großen Fenstern einen Kontrast dazu. Nachteilig für die Fenster, die einen guten Ein- und Ausblick bieten könnten, ist, dass sie mit Pflanzen zugestellt sind. M 1: Jugendhilfe am Meer 1 Pflegeheim Haus Christa LEBENSMITTEL 3 Dienstleistungen + Handel_M 1:5000 Sarah Schertl Theresa Tropf 6. Semester Bachelor 6. Semester Bachelor SPARKASSE_Das Gebäude der Sparkasse liegt sehr nah am Straßenrand und fällt deswegen schnell auf. Diese Qualität wird jedoch nicht genutz: geschlossene Vorhänge in den großen Fenster lassen die Fassade sehr abweisend wirken. 4 ELEKTROLADEN_Das Haus ist unscheinbar, aber dank der großen Schilder trotzdem schnell zu erkennen. Die Schaufenster machen zwar deutlich um was für einen Laden es sich handelt, jedoch sind sie nicht sehr attraktiv gestaltet. 5 AUTOHAUS_Anhand des Flachdachs fällt die gewerbliche Nutzung des Gebäudes schnell auf. Große Fenster gewähren einen guten Einblick ins Innere und auf die Ausstellungsmodelle. Zusammen mit dem Elektroladen hat das Autohaus als einziger Laden an der Hauptstraße einen ebenerdigen Eingang. Dadurch wirkt es offener und ist barrierefrei. 6 Seite 6/38 Fakultät Architektur + Landschaft Institut für Geschichte und Theorie Fakultät Architektur + Landschaft Institut für Geschichte und Theorie Planungs- und Architektursoziologie Planungs- und Architektursoziologie Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Dipl.-Ing. Hendrik Bloem Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell Dipl.-Ing. Hendrik Bloem 11

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