Erlebniswelt Erneuerbare Energien: powerado-plus (EEE + )

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1 HW 6 Arbeitsmarkt und Ausbildungssituation der EE-Branche / 15 EE-Handwerk 1 Verbundforschungsprojekt: Erlebniswelt Erneuerbare Energien: powerado-plus (EEE + ) Modul 15 EE-Handwerk Modulbearbeiter: Lewerenz, Jana (2009): Arbeitsmarkt und Ausbildungssituation der EE- Branche vor dem Hintergrund der Wirtschaftsund Finanzkrise Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung ggmbh: Berlin. Forschungsvorhaben im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Untersuchungen zur Fortentwicklung der Gesamtstrategie zum weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) Laufzeit: April 2009 bis März 2012 Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter dem Förderkennzeichen gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Kontakt: Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung Jana Lewerenz, Michael Scharp Schopenhauerstraße Berlin j.lewerenz@izt.de m.scharp@izt.de Tel Berlin, Juli 2010

2 HW 6 Arbeitsmarkt und Ausbildungssituation der EE-Branche / 15 EE-Handwerk 2 Inhalt 1 Arbeitsmarkt und Ausbildungssituation der EE-Branche vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf die Arbeitsmarksituation der EE- Branche Regionale Stratifizierung bei den Arbeitsplatzangeboten Spezifischer Fachkräftebedarf in der EE-Branche Literatur Arbeitsmarkt und Ausbildungssituation der EE-Branche vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise Die deutsche EE-Branche mit Beschäftigten im Jahr 2008 und mit mehr als Beschäftigten im Jahr 2009 ist eine der wichtigsten Wachstumsbranchen (vgl. BMU 2010). Trotz der Wirtschaftskrise stieg die Zahl der Stellenangebote im Bereich der erneuerbaren Energien im ersten Quartal 2009 gegenüber den Vorjahren (vgl. AEE 2009). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es einen verzeichneten Stellenzuwachs um 25% (vgl. Ostehnrath/Bühler 2009, S.2). Insgesamt waren das offene Stellen im Bereich der erneuerbaren Energien im ersten Quartal 2009 (vgl. ebd., S. 2). Es ist zwar nicht nachweisbar, dass es sich in jedem Fall um eine neu geschaffene Stelle handelt, aber die jährlichen Wachstumsraten machen den Fachkräftebedarf in der Branche deutlich (vgl. ebd., S. 2). Vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Krise und dem darauf folgenden Stellenabbau in Deutschland seit Anfang des Jahres 2009 ist es bemerkenswert, dass die Unternehmen der EE-Branche weiterhin Personal aufbauen können (vgl. ebd., S. 2). Die Aufwärtsbewegung der Branche setzt sich also trotz der Wirtschaftskrise fort. Die Branche der erneuerbaren Energien [ist] weiterhin ein verlässlicher Jobmotor in Deutschland. So Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbands Erneuerbarer Energien (BEE) auf der Job- und Bildungsmesse erneuerbare Energien in Gelsenkirchen 2009 (vgl. AEE 2009). Tabelle 1: Beschäftigungsdynamik der EE-Branche Jahr Arbeitsplätze Quelle: Bühler et al. 2007; AEE 2009; BMU Bisher war der Ausbau der erneuerbaren Energien beschäftigungsintensiv und diese Dynamik wird sich mit einem steigenden Bedarf an Fachkräften fortsetzten (vgl. Bühler et al. 2007, S. 3). In den letzten Jahren nahm die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche jährlich an die 15% zu (vgl. Bühler et al. 2007, S. 3). Seit 2004 sind noch höhere Zuwachsraten zu verzeichnen, die weiteren aktuellen Studien zufolge über 20% pro Jahr liegen sollen vor diesem Hintergrund sind die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW 2007) und dem Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) erwarteten Arbeitsplätze nicht unrealistisch (vgl. Bühler et al. 2007, S. 3). Darüber

3 HW 6 Arbeitsmarkt und Ausbildungssituation der EE-Branche / 15 EE-Handwerk 3 hinaus hat die Roland Berger Unternehmensberatung in einer weiteren Prognose für das Jahr 2030 ca Arbeitsplätze in der EE-Branche vorausgesagt (vgl. Bühler et al. 2007, S. 4). Abbildung 1: Arbeitsplatzentwicklung in der EE-Branche Erneuerbare Energien: Die Zahl der Arbeitsplätze hat sich in 10 Jahren vervierfacht Branchenerwartung: 2020: Arbeitsplätze Anzahl Arbeitsplätze Jahreszahl Quelle: AEE 2009, BMU 2009, Bühler et al /SFZ Verbundprojekt powerado-plus 1.1 Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf die Arbeitsmarksituation der EE-Branche Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Situation lassen sich derzeit nicht mit Sicherheit vorhersagen, aller Voraussicht aber ist davon auszugehen, dass die Entwicklung der Beschäftigung in der EE-Branche weiterhin positiv sein wird (vgl. O Sullivan et al. 2009, S. 11). Weiterhin wird davon ausgegangen, dass ein Beschäftigungsumfang im Jahr 2020 von Beschäftigten in der EE-Branc he in Deutschland möglich ist (vgl. ebd., S. 11). Der inländische Absatzmarkt ist dabei von regulatorischer Sicherheit und stabilen Rahmenbedingungen gekennzeichnet (vgl. ebd., S. 11). Die Auslandsmärkte der EE-Branche hingegen haben aufgrund der Krise Projektfinanzierungsschwierigkeiten durch Schwächung örtlicher Banken sowie Kopplung der Förderung von erneuerbaren Energien an staatliche Budgets (vgl. ebd., S. 11). 1.2 Regionale Stratifizierung bei den Arbeitsplatzangeboten Nicht alle Regionen aber profitieren gleichermaßen von der Wachstumsdynamik der EE-Branche. Der neuesten Studie von Ostenrath und Bühler für den Wissenschaftsladen Bonn zufolge gibt es demnach die meisten Stellenangebote in der EE-Branche in Niedersachsen (14%), gefolgt von Rheinland-Pfalz (12,9%) und Baden-Württemberg (11,2%) (vgl. BEE 2009). Für Nordrheinwestfalen, in dem immerhin 20% der deutschen Bevölkerung lebt, konnten hingegen nur 6% der Stellenangebote verzeichnet werden (vgl. ebd.). Diese auch nicht ganz so neue Entwicklung, immerhin ist NRW auch in den Vorjahren immer schon deutlich unter dem Durchschnitt der Stellenangebote aus dem Bereich erneuerbare Energien geblieben, wird als Indiz für den mangelnden politischen Willen zum Abbau sowohl struktureller Hemmnisse als auch dem Abbau von Hemmnissen für den Ausbau der Wind- und Bioenergie gewertet (vgl. ebd.). Ebenso mangele es NRW an politischem Willen ehrgeizige Klimaschutzziele zu formulieren, so Henning Mümmler von der Landesarbeitsgemeinschaft Erneuerbare

4 HW 6 Arbeitsmarkt und Ausbildungssituation der EE-Branche / 15 EE-Handwerk 4 Energien NRW. Eine solche Politik wird ursächlich dafür gemacht, potenzielle Investoren abgeschreckt zu haben, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass sich die nordrheinwestfälische Regierung wiederholt für eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken eingesetzt habe, eine Position, die kritisch aus der Perspektive betrachtet wird, dass Laufzeitverlängerungen und der Bau zusätzlicher Kohlekraftwerke nur mit Aufgabe des Vorrangs für erneuerbare Energien machbar wären, was einer Arbeitsplatzvernichtung in der EE-Branche zur Folge hätte (vgl. ebd.). 1.3 Spezifischer Fachkräftebedarf in der EE-Branche Die von Ostenrath und Bühler in der Studie Arbeitsmarktmonitoring 2009 Erneuerbare Energien 2009 ausgewerteten Stellenangebote, ergab in der Analyse eine starke Techniklastigkeit der Branche. So richteten sich knapp 32% der Stellenangebote an Techniker, Facharbeiter bzw. Handwerker (vgl. Ostenrath/Bühler 2009, S. 5.). Auffällig hingegen war die Öffnung der Unternehmen für Fachkräfte mit beruflicher Ausbildung, so dass häufiger als früher sowohl Ingenieure als auch Techniker aufgefordert wurden, sich auf dieselbe Stelle zu bewerben (vgl. Ostenrath/Bühler 2009, S. 5). Das Aufweichen von hoch spezialisierten Fachkräfteprofilen zugunsten geringer Qualifizierter oder Ungelernter ist jedoch nicht nachweisbar (vgl. ebd.). Die Anforderungsprofile in der EE-Branche erfahren zunehmend ein höheres Qualifikationsniveau im Bereich der sogenannten weichen Qualifikationsmerkmale. In der Tendenz sind die Anforderungen sowohl bei den soft skills Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen und Flexibilität als Hauptmerkmale als auch bei der expliziten Einforderung von Mobilitätsbereitschaft, gestiegen (vgl. ebd.). Allein die Anzahl der Stellen, die explizit eine Mobilitätsbereitschaft einfordern ist um 50% gestiegen (vgl. ebd.). Neben den technischen Berufen sind die Kaufleute mit 17% der Stellenangebote und Naturwissenschaftler (13%) stark gefragt (vgl. BEE 2009). Auch wenn ein großer Anteil der Stellenangebote auf die technischen Berufe ausfiel, darf dabei nicht unberücksichtigt bleiben, dass die zweitgrößte Nachfrage nach Kaufleuten bestand, ein Bereich der oftmals spontan nicht den erneuerbaren Energie-Unternehmen zugeschrieben wird und der auch verstärkt die Chance zur stärkeren Integration von Frauen in den erneuerbare Energien Arbeitsmarkt beinhaltet. Wird die branchenspezifische Berufserfahrung betrachtet, zeichnet sich ab, dass die Unternehmen der EE-Branche bei der Suche nach Personal Kompromisse machen müssen. Grundsätzlich bleibt die Nachfrage nach berufserfahrenen Arbeitskräften hoch, in einigen Bereichen z.b. Windenergie und Bioenergie sinken sie jedoch (vgl. Ostenrath/Bühler 2009, S. 6). Vermehrt wird in den Stellenanzeigen betont jungen Absolventen eine Chance geben zu wollen. Ostenrath und Bühler begründen diesen Trend damit, dass sich die Unternehmen der EE-Branche verstärkt in Konkurrenz zu den bereits etablierten Branchen mit technisch-industrieller Ausrichtung begeben haben (vgl. ebd., S. 6). Diese verfügten aber über insgesamt attraktivere Rahmenbedingungen um dem auch daraus entstehenden Gehaltsdruck zu weichen, sprechen Unternehmen der EE-Branche auch im ersten Quartal 2009 die weniger erfahrenen Fachkräfte an und suchen diese Über Weiterbildungen und Erfahrungen an ihr Unternehmen zu binden (vgl. ebd. S. 6). Der Ausbaubedarf besteht in den Unternehmen vor allem in den Bereichen Service und Montage, sowie Planung und Beratung (vgl. BEE 2009). Die Stellenangebote kommen zu 70% aus der Solarund Windbranche (vgl. ebd.). Zwar suchen die Unternehmen grundsätzlich weiterhin nach Arbeitskräften mit Berufserfahrung, aber es sprechen bereits viele Unternehmen aus der EE-Branche weniger erfahrene Fachkräfte an und streben eine Unternehmensbindung über zielgerichtete Weiterbildungen an (vgl. ebd.). Gleichzeitig zeigt sich die Branche auch offen für Quereinsteiger, da aufgrund des Qualifikationsprofils der Branche und der Mangel an branchenspezifischen Know-how in Studium und Ausbildung, kaum Fachkräfte zu finden sind, die auf die exakt auf das Anforderungsprofil passen

5 HW 6 Arbeitsmarkt und Ausbildungssituation der EE-Branche / 15 EE-Handwerk 5 (Matching-Problematik) und die zudem zur Unternehmenskultur passen (vgl. ebd.). So wird z.b. die Unternehmenskultur der SolarWorld AG von Milan Nitschke, dem Leiter der nachhaltigen Unternehmensentwicklung als offen, kreativ und visionär bezeichnet (vgl. ebd.). Die zukünftigen 250 Arbeitnehmer, die SolarWorld, einer der Weltmarktführer für Photovoltaik, dieses Jahr in seinen deutschen Standorten (Freiberg und Bonn) einstellen will, sollten der Unternehmenskultur zufolge engagiert, offen für Neues, aktiv mit anpackend sein und auch die Vision einer globalen solaren Welt mit realisieren wollen (vgl. ebd.). Trotz der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Lage ist der Stellenzuwachs in den Unternehmen der EE- Branche nachhaltig, denn die überwiegende Mehrheit der Stellenausschreibungen ist unbefristet (vgl. Ostenrath/Bühler 2009, S. 3) waren nur knapp 7% der Stellen befristet, was meist strukturelle Ursachen (Einstellungsvorschriften im öffentlichen Sektor, hier insbesondere Stellen im Bereich FuE) Ursachen hatte (vgl. ebd., S. 3). 2 Literatur Bundesverband Erneuerbare Energien, BEE (2009): Arbeitsmarkt-Untersuchung: Trotz Wirtschaftskrise legen die erneuerbaren Energien zu. BEE: Berlin. Online: Zugriff: Juni Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU (2010): Erneuerbare Energien behaupten sich in der Wirtschaftskrise. Pressemitteilung vom Nr. 041/10. Online: [Zugriff: ]. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU (2009): Bruttobeschäftigung durch erneuerbaren Energien in Deutschland im Jahr 2008 eine erste Abschätzung. BMU: Berlin. Online: /files/pdfs/allgemein /application/ pdf/ee_bruttobeschaeftigung_08_bf.pdf. Bühler, Theo/Klemisch, Herbert/Ostenrath Krischan (2007): Ausbildung und Arbeit für erneuerbare Energien. Statusbericht. Wissenschaftsladen Bonn e.v.: Bonn. Online: Zugriff: Mai Ostenrath, Krischan/Bühler, Theo (2009): Arbeitsmarktmonitoring Erneuerbare Energien Wissenschaftsladen Bonn e.v.:bonn.online: [Zugriff: Juni 2009]. O Sullivan et al. (2009): Kurz- und langfristige Auswirkungen des Ausbaus der erneuerbaren Energien auf den deutschen Arbeitsmarkt, zweiter Bericht zur Bruttobeschäftigung. Bruttobeschäftigung durch erneuerbare Energien in Deutschland im Jahr eine erste Abschätzung- Stand: 06. März 2009 BMU: Berlin. Online: pdfs/allgemein /application/pdf/ee_bruttobeschaeftigung_08_bf.pdf. Zugriff: Juni 2009.