2) Hochindustrialisierung: Taylorismus / Fordismus / Keynesianismus
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- Gitta Abel
- vor 8 Jahren
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1 Wirtschaftshistorischer Abriss der industriellen Entwicklung Wdhl. Grundprinzipien und Grundprobleme d. kap. Industrialisierung - Grundprinzipien: Arbeitsteilung, Massenabsatz, Maschineneinsatz - Probleme freier Lohnarbeit ("Ware" Arbeitskraft) - Massenfertigung und Kapitalkonzentration Übersicht 1) Frühindustrialisierung: Liberaler Handwerks- und Handelskapitalismus auf der Basis von Familienunternehmen 2) Hochindustrialisierung: Taylorismus / Fordismus / Keynesianismus 3) Spät- bzw. postindustrielle Entwicklung: Neoliberalismus Postfordismus / Dienstleistungsgesellschaft
2 1) Frühindustrialisierung: Liberaler Handwerks- und Handelskapitalismus auf der Basis von Familienunternehmen seit dem ausgehenden Mittelalter Handwerk: Allmählicher Übergang von der Einzelfertigung zu Klein- und Großserien. Einführung von Manufakturen mit Standardfertigung v.a. für militärischen Bedarf. Aber auch selbstorganisierte Handwerkerteams in großen Unternehmen. Fernhandel: Schon immer von Großhändlern ("Patriziern") und Bankhäusern dominiert. Absatz vor Ort: Allmählicher Übergang vom Direktvertrieb zum Krämerladen (zunächst vor allem für Fernhandelsware: "Kolonialwaren"). Absatz bezieht sich v.a. auf Investitionsgüter und Luxuswaren. Familienunternehmen entwickeln sich personell und organisatorisch zunächst aus der spätmittelalterlichen Struktur des "ganzen Hauses": Ehepaar, Kinder, unverheiratete Familienmitglieder, Knechte + Mägde => Familiale Führungsstrukturen; Arbeitskräfte gehören "zum Haus". Allerdings auch schon Tendenzen zum hire & fire - Manchesterliberalismus / Verelendung der Arbeiterschaft (Marx: ökonomische Verelendung; Polanyi: soziale Verelendung) Märkte: Dort wo verkehrstechnische Beschränkungen überwunden werden, herrscht relativ hohe Konkurrenz (noch keine hohe Kapitalkonzentration; keine starken Economies of Scale) Die frühkapitalistischen Märkte werden zum Vorbild der liberalen Wirtschaftstheorie mit ihrem bis heute propagierten Idealbild des "freien Marktes" (Adam Smith, David Ricardo). Geld: Britisches Pfund Leitwährung im internationalen Warenverkehr. Geld gebunden an den Goldstandard, mit den sich daraus ergebenden irrationalen Steuerungsmomenten aufgrund von zufälligen Edelmetallzuflüssen.
3 2) Hochindustrialisierung: Taylorismus / Fordismus / Keynesianismus seit Ende des 19. Jahrhunderts Economies of Scale und Kapitalkonzentration bei Industrie, Handel und Banken Große Unternehmen werden zu Aktiengesellschaften (frz. "Societé Anonyme"). Unternehmenskontrolle geht vom "Unternehmer" auf eine Bürokratie von angestellten Managern über (Max Weber: Parallelen zwischen Staats- und Wirtschaftsbürokratie. Josef Schumpeter: Konvergenz von Kapitalismus und Planwirtschaft). Manager können von (kleinen) Einzelaktionären nicht wirksam kontrolliert werden: Kontrolle der Manager erfolgt über Aufsichtsräte, Hausbanken und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (oder auch nicht). Bürokratisierung und Standardisierung der Produktion (Frederick W. Taylor - "Taylorismus"): - Aufteilung in viele, möglichst detailliert beschriebene Einzelschritte - Vollständige Trennung von Planung (Management) und Ausführung (Arbeiter) - Vorgabe eines genauen Arbeitstaktes (z.b. über Fließband) - Dequalifizierung und Entfremdung der Arbeiter, aber eventuell relativ hohe Löhne - Standardisierte, kostengünstige Massenprodukte (z.b. Fords "Modell T") - Hohe Fixkosten für Maschinen und Management. Firmen werden inflexibel in Absatzkrisen. Daher Bedarf für Konjunktursteuerung (s.u.). Permanente Absatzkrisen ("Great Depression" seit 1929) und Übergang zum stabilisierten und standardisierten Massenkonsum ("New Deal" / "Fordismus") - Befürwortung höherer Löhne auch seitens von Unternehmern (Henry Ford: "Autos kaufen keine Autos"). - Konjunktursteuerung entsprechend den Lehren von Maynard Keynes (=> nächste Sitzung). - Kriegsproduktion / Kriegsführung - Zweiter Weltkrieg / Kalter Krieg - erhöht die Staatsausgaben und beseitigt die Arbeitslosigkeit
4 Abkommen von Bretton Woods und Nachkriegsentwicklung - Schaffung eines einheitlichen Rahmens stabilisierter Wechselkurse auf der Basis des Dollar als Leitwährung. - Kalter Krieg bedeutet Systemkonkurrenz: Massenkonsum und Wohlfahrtsstaat, um das Gespenst des Kommunismus zu bannen. - European Recovery Project: Wiederaufbauhilfe und Erschließung eines Absatzmarktes für US-amerikanische Produkte. - Ausweitung der Sozialversicherungen auch zum Zweck der Konjunkturstabilisierung. - Gewerkschaften werden tendenziell in die Unternehmensführungen und die wirtschaftliche Gesamtplanung einbezogen ("Mitbestimmung" statt "Klassenkampf"). - "Wirtschaftswunder" in Westdeutschland und Japan. Drei weitgehend krisenfreie Jahrzehnte des Wirtschaftswachstums, der Vollbeschäftigung und des Abbaus von Einkommensungleichheit. Großorganisationen und Vereinheitlichung gelten in dieser Zeit allgemein als "modern" und "effizient". Ausstrahlungen zum Beispiel bis in die Architektur und Mode der 1960er und 1970er Jahre. Seit den 1980er Jahren dagegen Postmoderne: Feier der Vielfalt, Historisierung, Rückkehr zu kleineren Maßstäben.
5 3) Spät- bzw. postindustrielle Entwicklung: Neoliberalismus / Postfordismus / Dienstleistungsgesellschaft Auslöser der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre - Ölkrise (??) - Kosten des Vietnamkriegs laufen aus dem Ruder - Relatives Nachlassen der US-amerikanischen Wirtschaftskraft v.a. gegenüber Deutschland und Japan - Zunehmende Konkurrenz in der Weltwirtschaft; besonders innerhalb der Triade (z.b.: US-amerkanische Autoindustrie kann gegen japanische Importe nicht mehr konkurrieren) - Einsetzende Konsumsättigung bei Massengütern. Weiterer Ausbau der Infrastruktur stößt auf ökologische Kritik. - Einsetzende De-Industrialisierung und "Kostenkrankheit" der Dienstleistungen - Ausbau des Sozialstaates stößt an Grenzen. - Hoher Organisationsgrad der Gewerkschaften in Großunternehmen. Hohe Lohnforderungen. Wirtschaftspolitische Folgen - besonders in USA, GB und Entwicklungsländer; zunächst weniger in Deutschland und Japan: - Stagnation und Inflation ("Stagflation"). Starke Zunahme der Staatsverschuldung. Sinkende Unternehmensgewinne. - Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods. - Milton Friedman: Monetaristische "Widerlegung" von Keynes gewinnt Resonanz (=> nächste Sitzung) - Neoliberale Wirtschaftspolitik durch Ronald Reagan, Margaret Thatcher und Augusto Pinochet. Später auch (mit Abstrichen) in anderen Ländern bei Eintritt von Krisen: In der BRD ab 1993 Einsetzen der Globalisierungsrhetorik (=> vgl. auch spätere Sitzung) - Zusammenbruch der Sowjetunion und rasantes Wirtschaftswachstum in den USA während der 1990er Jahre (e-commerce) als verstärkende Randbedingung für Verbreitung neoliberaler Ideen
6 Postfordistische und neoliberale Umstrukturierungen auf Unternehmens - ebene - Programmierbare Maschinen machen die Fertigung flexibler: Abschied von der völligen Standardisierung - hin zu flexiblerem Warendesign - Sättigung bei Standardgütern und wieder zunehmende Ungleichheit fördern den Luxuskonsum. - Gruppenarbeit statt Taylorismus: Lean Management als Zurückverlagerung der Planungstätigkeiten in die Produktion - Starke Absatzschwankungen erfordert Reduzierung der Fixkosten: Outsourcing, Leiharbeit, Flexibilisierung der Arbeitszeit, zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen, Lockerung des Kündigungsschutzes - Orientierung an kurzfristigen Umsatzzahlen und Aktienkursen statt an langfristigen nationalen Aufbauzielen. Kontrolle der Firmen stärker über den Finanzmarkt mit seinen "Analysten" statt über Hausbanken und freundschaftliche Verflechtungen. - Betrachtung der Firma nicht mehr als Hierarchie, sondern als internen Markt: Kosten- und Leistungsrechnung für alle Abteilungen. Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft (=> vgl. spätere Sitzungen) - Zunehmender Anteil von Dienstleistungstätigkeiten an der Wertschöpfung und der Beschäftigung. - Einfache Tätigkeiten werden durch Automaten ersetzt. Zunehmende Spezialisierung erzeugt Inflexibilität. => höhere Qualifikationen teilweise stärker nachgefragt / weitere Bildungsexpansion - Etablierte Industrieländer versuchen mit besseren und innovativeren Produkten ihre Vorrangstellung gegenüber Schwellenländern zu verteidigen und den Abfluss des Wissens an Konkurrenten zu verhindern. Größere Bedeutung der Rechte des Geistigen Eigentums. - Unternehmen und Staat versuchen jetzt auch die zunehmenden Dienstleistungs- und Wissenstätigkeiten zu rationalisieren: Neotayloristisches "Wissensmanagement" und "New Public Management". Angriff auf Privilegien der (gewachsenen) Mittelschicht.
7 Ab 2001 starke Krisenneigung => übernächste Sitzung
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