Blumen vom Facebook-Freund Social Media Einige Konsumgüterhersteller nutzen die Möglichkeiten schon intensiv andere scheuen sich noch davor

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1 Trends HintergrÜNDE Innovationen März 2010 Versetzung gefährdet? Wirtschaftspolitik Die Zwischenzeugnisse im Superwahljahr 2011 werden wohl keinen klaren Trend für die Bundestagswahl aufzeigen. Seite 2 Schwerwiegende Folgen industrie & Märkte Nur vier deutsche Unternehmen bauen Metalle im Ausland ab das könnte sich bald rächen. Seite 5 Auf zu neuen Ufern Energie & Effizienz Die großen vier Versorger verstärken ihre Aktivitäten im Ausland, denn der deutsche Markt wird immer schwieriger. Seite 17 Ideen versilbern Mittelstandsfinanzierung Neben Krediten wählen KMUs neue Ansätze sie beleihen zum Beispiel Patente. ab Seite 21 Von Elwine Happ-Frank Die jüngsten Unruhen in der arabischen Welt haben gezeigt: Facebook, Twitter und Co spielen eine immer größere Rolle und können sogar Revolutionen mit auslösen. Große Markenartikler müssten diese Medien deshalb stärker nutzen. Doch nur wenige Firmen setzen das Instrumentarium geschickt ein. Insgesamt verstehen die renommierten Konsumgüterhersteller das soziale Netzwerk schlecht, stellt die Unternehmensberatung A. T. Kearney in einer Studie fest. Dabei nimmt die Bedeutung von Social Media rasant zu. Durchschnittlich verweilen die Nutzer 32 Minuten bei Facebook, innerhalb von drei Monaten hat die Internet-Reichweite der größten Web-Community um 9 % auf 40 % zugenommen. Dennoch hatten von den 50 Top- Markenartiklern weltweit fünf Unternehmen gar keine Aktivitäten in diesem Bereich. Aber auch die Konzerne, die sich in den sozialen Netzen tummeln, sind noch sehr zurückhaltend. Bei sieben Firmen dazu gehören so renommierte Namen wie Disney, Gucci, McDonald s, Louis Vuitton, American Express und Sony kann nur das Unternehmen die Konversation starten. Lediglich eine einzige der Weltklasse-Marken traut sich eine ungefilterte Facebook-Wand zu, alle anderen erlauben nur ausgewählte Einträge. Im November und Dezember 2010 beantworteten die Topmarken fast 90 % der Nutzer einträge nicht, fand die Studie heraus. Nur bei 15 % der Antworten wurde der Nutzer zu einem weiteren Dialog animiert, lediglich 17 % schafften es, den Adressaten mit Namen anzusprechen. Eine der Ursachen dafür ist die Scheu der Unternehmen vor einem Kon trollverlust. Tatsächlich können sich Probleme beim Produkt oder Service im Internet wie ein Lauffeuer verbreiten und großen Imageschaden anrichten. Vielen Firmen fehlt bislang Blumen vom Facebook-Freund Social Media Einige Konsumgüterhersteller nutzen die Möglichkeiten schon intensiv andere scheuen sich noch davor auch ein klarer Beleg, dass die Wirkung von Social Media größer ist als die traditioneller Medien. Die Diskussionen in der Öffentlichkeit um den Schutz von Daten und der Privatsphäre im Netz spielen ebenfalls eine Rolle. Internet- statt TV-Kampagne Einige Unternehmen setzen die neuen Möglichkeiten aber schon sehr in tensiv ein. PepsiCo hat sich zum Beispiel im vergangenen Jahr in den USA entschlossen, ihre über viele Jahre sehr erfolgreiche TV-Kampagne anlässlich des Super Bowls durch Social-Media- Aktivitäten zu ersetzen mit einem komplett neuen Ansatz. Ein großer Teil des Werbebudgets wurde für Spenden für kommunale Projekte bereitgestellt. Dabei konnten die Nutzer über Twitter, Facebook und eine iphone-applika tion über die Verteilung entscheiden. Der Erfolg: PepsiCo gewann über eine halbe Million Fans hinzu und zog 20 % der Den ersten Blumenshop bei Facebook hat das US-Unternehmen Flowers eingerichtet. Seitdem hat sich die Fangemeinde verzehnfacht. Foto: Getty Medienberichterstattung um den Super Bowl auf sich. Einer der Pioniere beim Einsatz von Social Media für Vertriebszwecke ist Flowers. Als erstes Unternehmen verkaufte der US-amerikanische Blumenversender seine Produkte direkt in einem Facebook-Store, statt die Kunden auf die eigene Homepage weiterzuleiten. Seitdem hat sich die Fangemeinde verzehnfacht. Viel Pflege erfordern Konzepte, bei denen das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kunden im Mittelpunkt steht und gelegentlich sogar die Marke in den Hintergrund tritt. Beispielsweise können sich auf der von Bosch ins Leben gerufenen Community 1-2-do.com Mitglieder über handwerkliche Projekte austauschen und Fragen diskutieren. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch die Warenkette Real mit dem Familymanager, einem Portal mit Tipps und Foren zu den Themen Ernährung, Gesundheit, Familie und Freizeit. Ist Social Media nur ein vorübergehender Hype oder ein langfristig nützlicher Kanal? Auch wenn angesichts der jungen Geschichte dieser Medien noch viele Dinge in Bewegung sind, kristallisiert sich schon jetzt klar heraus: Social Media wird sich langfristig als bedeutender Marketing-, Absatz- und Service-Kanal etablieren. Chancen für B2B Social Media wird für die Kommunikation mit dem Endkunden immer wichtiger. Doch welche Rolle spielt dieses Instrument im B2B-Segment? Nach einer Untersuchung von Forrester Research bezieht bereits die Hälfte der Einkäufer in Unternehmen Social Media in Entscheidungen mit ein. Sie informieren sich in Business Networks wie LinkedIn oder Xing, über Web sites wie Slideshare, auf denen Unter nehmen ihr Know-how präsentieren können, oder auf Rating- und Handelsplattformen wie alibaba. Inhalt Aktuelles Thema Nahost-Krise Für die Rohstoffversorgung sollte Deutschland die russische Karte spielen, meint ifo-präsident Sinn. 4 Innovationen & IT Weltrekordkabel ABB hat ein superstarkes Hochsee-Kabel für Offshore- Windparks entwickelt. 11 Energie & Effizienz Windige Hotspots Ein neuer Atlas zeigt, wo die besten Standorte für Windräder in Baden-Württemberg sind. 18 Factoring Wie Phoenix aus der Asche Die Finanzkrise hat der Branche neues Leben eingehaucht die Nachfrage steigt. ab 26 Industriestadt Berlin Im Herzen Europas Nach der Wende setzt Berlin auf seine ideale Lage und Innovationskraft. ab 29 Journal Ein Technik-Pionier mit Herz Robert Bosch hatte eine gutes Gespür für Innovationen und für die Nöte der Menschen in den Kriegswirren Jahrgang B7388 E 2,80 3,10 (Österr.) CHF 4,20 Gemischte Teams sind erfolgreicher Globalisierung Der Anteil an AusländerInnen im Management nimmt nur langsam zu Frauen in die Führungspositionen so lautet derzeit eine häufig geäußerte Forderung. Volkswagen hat nun ein Signal gesetzt: Die SEB-Chefin Annika Falkengren wurde für den Aufsichtsrat nominiert. Doch noch ist das ein Einzelfall. Eine gemischte Zusammensetzung des Managements gilt aber als Erfolgsfaktor in einer globalisierten Wirtschaft. Dazu gehört auch ein größerer Anteil an Entscheidern aus anderen Ländern und Erdteilen. Daran hapert es besonders. Die Märkte in den einzelnen Regionen der Welt wachsen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten dafür brauchen die Unternehmen Manager, die damit Erfahrung haben. Die Finanzkrise hat die Differenzen zwischen den Industrienationen und den sogenannten Schwellenländern eher noch vertieft: China und Indien wachsen mit zum Teil zweistelligen Raten, während sich die Wirtschaft in den USA nur zögerlich stabilisiert und in Europa einige Länder schwer mit einer Erholung kämpfen. Gleichzeitig unterscheiden sich die Bedürfnisse der Kunden in den einzelnen Regionen grundlegend, wie ein Blick auf die Kaufkraft zeigt: Auch wenn sich das Niveau ganz langsam annähert, ist der Abstand noch beträchtlich. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen liegt in China bei US- Dollar, in den USA aber bei US- Dollar. Das bedeutet, dass Produkte und Services, die für einen Markt entwickelt wurden, wahrscheinlich nicht für eine andere Nation passen, stellt Ernst & Young in einer Studie fest. Einer Online-Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unter Topmanagern weltweit zufolge sind die Konzernspitzen noch vorwiegend mit Führungskräften aus dem Heimatmarkt besetzt. Nur in drei von zehn Unternehmen gibt es Manager, die nicht aus dieser Region stammen. Nur eine von zehn Firmen hat ein wirklich Die Schwellenländer brauchen einen anderen Managertyp als Industrienationen. Unterschiedlich besetzte Führungsgremien können die Heraus - forderungen am besten meistern. internationales Management: Bei diesen Unternehmen kommt die Hälfte der Verantwortlichen aus Ländern jenseits des Heimatmarkts. Die Unternehmen sind sich der Problematik durchaus bewusst. Einen radikalen Schritt hat beispielsweise die Kreditkarten-Gesellschaft Mastercard getan. Im Juli 2010 wurde Ajay Banga neuer CEO des US-Konzerns. Die Ernennung des Inders war nach Ansicht von Ernst & Young ein starkes Signal, wo Mastercard in Zukunft die wichtigen Märkte sieht. Umgekehrt schlafen auch die Firmen in den Schwellenländern nicht. Vor etwa einem Jahr machte Tata Motors Carl-Peter Forster, den ehemaligen Europachef von General Motors, zum neuen CEO. Seine langjährige Erfahrung in entwickelten Märkten ist ein Zeichen dafür, dass Tata eine Expansion nach Westen plant. Eine Internationalisierung der Managementteams ist aber nicht nur vor dem Hintergrund der Globalisierung der Märkte wichtig gemischte Teams sind einfach besser. Die renommierte US-Organisation Catalyst, die sich für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt, kam in einer Untersuchung der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt zu dem Schluss, dass Firmen mit einem höheren Frauenanteil mehr Erfolg haben. Die Eigenkapitalrentabilität lag bei Konzernen mit mehreren weiblichen Topmanagern um 53 % höher als bei den Unternehmen mit der niedrigsten Zahl an Frauen in Führungspositionen. hp Best Buy Die Zentrale in der Heimatstadt, Tochtergesellschaften in den einzelnen Ländern: So sieht die Struktur internationaler Konzerne normalerweise aus. Best Buy hat einen anderen Ansatz gewählt. Der US-Anbieter von elektronischen Konsumgeräten hat drei gleichberechtigte Divisionen geschaffen, um auf die unterschiedlichen Anforderungen der Märkte besser einzugehen: Amerika, Europa und Asien. Damit verabschiedet sich Best Buy auch von der traditionellen Unterteilung in entwickelte Länder und Schwellenmärkte. Statt ein funktionierendes Geschäftsmodell auf andere Märkte zu übertragen, wendet Best Buy einen selektiven Ansatz an. Jede Region kann nach dem Best-Practice-Modell einzelne Komponenten der Wertschöpfungskette auswählen. Wenn uns beispielsweise das Waren- und Liefersystem in Kanada gefällt, dann übernehmen wir es in Asien, stellt Kal Patel, Chef der Asien-Sparte, fest.

2 2 Wirtschaftspolitik Kommentar Anstandsfragen Der mediale Druck war enorm. Wohl kein anderes Thema dominierte die Berichterstattung in den letzten Wochen so stark wie die Affäre rund um Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Rücktritt des Ministers zeigt, mit welcher doppelten unterstützenden und gleichzeitig zerstörenden Wirkungskraft die Medien die thematische Agenda setzen. Nach all den unwürdigen Schmährufen vonseiten der Opposition bleibt festzuhalten: Zu Guttenberg hat nicht Fahnenflucht be gangen. Die Rücktrittserklärung war gut begründet. Rückblickend hat der Franke eine mutige Jahrhundert reform der Bundeswehr angestoßen. Während die Opposition eine permanente Anstandsdebatte um die Person des Ministers führte, kam die erschreckende Meldung von toten Soldaten völlig in Vergessenheit. Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person gehen soll, kann ich dies nicht mehr verantworten, so zu Guttenberg. Folgerichtig zog der beliebte Politiker die Konsequenz, die er auch von anderen verlangt hätte. Zu Guttenberg steht zu seinen Fehlern, das macht ihn menschlich. Nachdem dieser Tage viel über Anstand diskutiert wurde, war es für mich gerade eine Frage des Anstands, zunächst die drei gefallenen Soldaten mit Wür de zu Grabe zu tragen. So viel zu Moral und Verantwortung. Ob und wann zu Guttenberg das politische Parkett wieder betreten wird, bleibt zunächst ungewiss. Als dynamischer Typ einer neuen Politikergeneration mit Mut zur Veränderung würde er Deutschland guttun. Wir dürfen nun gespannt sein, in welche Richtung die Moraldebatten weitergehen werden. Bestimmt nicht in die Richtung von Steinewerfern und sogenannten lupenreinen Demokraten. pht Von RAiner Bonhorst Versetzung gefährdet? Superwahljahr Die Zwischenzeugnisse werden wohl keinen klaren Trend für die Bundestagswahl erkennen lassen Superwahljahr in Deutschland. Eine Wahl ist schon gelaufen, sechs kommen noch, drei davon stehen unmittelbar bevor. Eine Konstante solcher regionaler Zwischenwahlen ist die, dass sie der Bundesregierung in Berlin selten gut, umso öfter aber wehtun. Das Vertrackte an den üblicherweise schlechten Zwischenzeugnissen: Manchmal sind sie tatsächlich ein Hinweis darauf, dass die Versetzung der Bundesregierung ernstlich gefährdet ist, ebenso oft aber auch nicht. So unklar und mehrdeutig wird es leider auch in diesem Superwahljahr wieder zugehen. Nehmen wir die Hamburger Bürgerschaftswahl, die am 20. Februar stattfand. Natürlich ging es dort in erster Linie um Waterkant-Probleme. Aber sie hat so Erstaunliches ergeben, dass dies durchaus Spuren in der großen Politik hinterlassen wird. Ein Höllengang für die CDU; gigantischer Jubel bei der SPD, deren Olaf Scholz schon als möglicher Kanzlerkandidat genannt wird; dazu eine endlich mal wieder zufriedene FDP und solide, wenn auch enttäuschte Grüne. Das alles wird die Seelen auch im Bund und in den zur Wahl anstehenden Ländern auf die eine oder andere Weise ängstigen oder beflügeln. In Baden-Württemberg Wahl am 27. März verstehen bisher alle nur Bahnhof. Das Projekt Stuttgart 21 hat fast alle anderen Themen an den Rand gedrängt. Mithalten kann allenfalls noch der Konflikt um den Ausstieg aus dem Atomausstieg. Das Ländle ist mit seinen drei Atomkraftwerken (Philipps burg, Neckarwestheim und Obrigheim) unmittelbar betroffen. Die Doppelkrise aus Atom und Bahnhof nagt an Stefan Mappus, dem Amtsinhaber und Spitzenkandidaten der CDU. Er muss sich nach dem Abgang seines Vorgängers Günther Oettinger erstmals zur Wahl stellen. Der Absturz seines Hamburger Kollegen Christoph Ahlhaus sollte Mappus am anderen, südlichen Ende der Republik nicht tief berühren, aber ganz kalt kann ihn das nicht lassen. Dagegen könnte der Sieg von Scholz in Hamburg Kurt Beck, dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Auftrieb geben. Dieser muss, um seine Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur zu pflegen, allen Richtungen der Partei dienen. Man kann dies Ausgewogenheit nennen, und bisher erfreut er sich so einer absoluten Mehrheit. Doch seine SPD ist nicht nur bundesweit ins Trudeln geraten. Dem Bundesvorsitzenden droht am 27. März daheim in der Pfalz nun mindestens der Verlust der absoluten Mehrheit. Umfragen lassen sogar einen Sieg der CDU als wahrscheinlich erscheinen. Ein Horrorszenario für den Mann, dem in Hamburg ein neuer siegreicher Konkurrent vor die Augen getreten ist. Die Ostalgie treibt ihre Blüten Die Wähler in Sachsen-Anhalt dürfen am 20. März, also schon eine Woche vor den Schwaben und den Pfälzern, zu den Urnen gehen. Es wird wieder eine Wahl nach ganz speziellem ostdeutschem Politikgeschmack. Er äußert sich in einer erstaunlich oder wenn man so will erschreckend tiefen Zuneigung zur SED-Nachfolgepartei. Die Linke könnte diesmal sogar die stärkste Partei werden. Die Aufgabe der demokratisch bewährten Parteien CDU und SPD besteht wieder einmal darin, gemeinsam die Linke aus der Regierung fernzuhalten. Ein Rückfall in eine von der Linken geduldete SPD- Regierung droht diesmal kaum. Dazu ist die SPD allen Umfragen zufolge zu schwach. Sie wird, wie zuletzt schon, hinter der Linken auf den dritten Platz verbannt bleiben. Die Ostalgie treibt ihre ganz eigenen Blüten. Sind diese drei Wahlen absolviert, gibt es eine kleine, dann eine längere Pause. Ende Mai wählen die Bremer ihre Bürgerschaft, im September sind Mecklenburg-Vorpommern und Berlin an der Reihe, den Landtag beziehungsweise das Abgeordnetenhaus neu zu besetzen. Niemand weiß, welche Auswirkungen dieser Wahlmarathon auf die Bundesregierung haben wird. Wer schon das Ende der Merkel-Regierung Musterschüler oder Sitzenbleiber? Das Vertrackte an schlechten Zwischenzeugnissen für die Bundesregierung: Manchmal sind sie tatsächlich ein Hinweis darauf, dass die Versetzung ernstlich gefährdet ist, ebenso oft auch nicht. So mehrdeutig wird es auch in diesem superwahljahr wieder zugehen. Im Bild die Spitzen der Koalitionsregierung, Angela Merkel und Guido Westerwelle. foto: getty heraufdämmern sieht, wird seine politische Todesnachricht eines Tages womöglich als verfrüht zurücknehmen müssen. Wer Deutschland tatsächlich regieren wird, entscheidet sich Superwahljahr hin, Superwahljahr her im Jahr Und zwei Jahre sind in der Politik eine sehr, sehr lange Zeit. WAhltermine März Sachsen-Anhalt (Landtag) 27. März Baden-Württemberg (Landtag) 27. März Rheinland-Pfalz (Landtag) 22. Mai Bremen (Bürgerschaft) 4. September Mecklenburg-Vorpommern (Landtag) 18. September Berlin (Abgeordnetenhaus) Bundesweite Verbreitung Pflichtblatt der Börse München Herausgeber: WIKU Verlagsgesellschaft mbh Redaktion: Parkring 4, Garching bei München Zentrale: (0 89) Telefax: (0 89) Chefredakteurin: Elwine Happ-Frank, hp (verantwortl.) Redakteure: Daniel G. Medhin, dgm Constanze Meindl, cm (CvD) Philipp Tröbinger, pht Mitarbeiter der Redaktion: Rainer Bonhorst, rb (Ausland) Dr. Rainer Burkhardt, bur (Innovationen) Dieter Heumann, heu (Wirtschaftspolitik) Paul Kellenbenz, kb (Köln/Bonn) Hannsjörg Lawrenz, law (Ruhrgebiet und Westfalen) Ulrich Pfaffenberger (Corporate Publishing) Dr. Hans-Dieter Radecke, hdr (IT) Dr. Charlotte Schmitz, cs (Frankfurt) Gerhard Weisse, wei (Berlin) Klaus G. Wertel, kw (Baden-Württemberg) Anzeigenleitung: Alexandra Nohe Telefon: (0 89) Anzeigen gemäß Preisliste Nr. 29 Sitz des Verlages: Curt-Frenzel-Str. 2, Augsburg Verlagsleiter: Michael Beyer Geschäftsführer: Andres Santiago, Renate Dempfle Ein Unternehmen der Mediengruppe Pressedruck, Augsburg Namentlich gekennzeichnete Gastbeiträge stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Rezensionsexemplare besteht kein Anspruch auf Rücksendung. Die mit (x) oder p. r. gekenn zeichneten Artikel erscheinen im Auftrag der betreffenden Firmen. Erscheinungsweise: 11x pro Jahr. In jedem Quartal liegt dem ein WK-Journal bei. Bezugszeit jährlich. Bezugspreis 27,50 Euro (inkl. MwSt. und Inlands-Zustellgebühr). 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Dass der Grandseigneur des verbalen Schlagabtauschs trotz seiner pointierten Ansichten oft jenseits aller ideologischen Ausrichtung auf Zustimmung stößt, verdankt der Historiker neben seiner Beredsamkeit vor allem seinem unbestechlichen Blick, der den Dunstkreis politischer Nebelkerzen durchdringt, egal von welcher Seite sie geworfen werden, und seiner feinen Nase, die Denkfaulheit, Mutlosigkeit und Ideenarmut unter jedem Stallgeruch aufstöbert. Seine geistige Unabhängigkeit bewies Baring auch wieder in der bayerischen Landeshauptstadt, wo er als Gastredner der Münchner Wirtschaftsgespräche über aktuelle Fragen sprach. Dabei stellte er allen Parteien ein schlechtes Zeugnis ihrer Führungsfähigkeiten und ihres Führungswillens aus. Zwar könnten sie nur teilweise etwas dafür, da sich Parteibindungen gelockert hätten und es immer schwieriger werde, den Willen des Wählers zu erfassen, sagte Baring, dennoch liege die Hauptverantwortung bei den Parteien, da sie die Nachwuchsförderung versäumt hätten. Dies sei ihr größtes Versagen überhaupt, denn wie man sich Führungspersonal heranziehe, gehöre zu den elementarsten Fragen, die Parteien lösen müssten. Ich glaube, Prof. Arnulf Baring: Politiker sind Getriebene der Medienmaschinerie. Fotos: Fotolia/U. Pfaffenberger/Montage WiKu dass ein großer Teil des Unmuts der Bevölkerung daher rührt, dass die Menschen sagen:,meine Güte, er kann es nicht. Das beste Beispiel hierfür ist Guido Westerwelle, so der Historiker. Unheilvolle Symbiose Die versiegenden Führungsfähigkeiten gingen, so Baring, mit der enorm gewachsenen Bedeutung der Medien eine unheilvolle Symbiose ein. Denn die Politiker seien zunehmend Getriebene einer entfesselten und auf Hochtouren laufenden Medienmaschinerie. Dies habe zur Folge, dass die Parteien es vermeiden, komplexe Themen in ausreichendem Maße anzupacken, da sie Angst hätten, diese der Bevölkerung nicht vermitteln zu können. Diese Verweigerungshaltung führt aber letztendlich dazu, dass wir uns nicht genug Gedanken über die Zukunft machen, tadelte der Historiker. Zu denen mit einem Tabu behafteten Themen, deren wahre Ausmaße verschleiert würden, zählte er die exorbitante Verschuldung, die demografische Entwicklung und den Zustand des Bildungssystems. So teile er die Meinung von Ex-Bundespräsident Horst Köhler und mittlerweile auch vieler Wissenschaftler, dass die Verschuldung nicht wie offiziell angegeben zwischen 1 und 2 Bil. Euro liege, sondern sich aufgrund von Pensionslasten und Rentenansprüchen auf rund 7 Bil. Euro summiere. Auch das Ausmaß der Entvölkerung in vielen Gegenden Ostdeutschlands sei erschreckend. Es gibt dort Städte, die 40 % ihrer Wohnbevölkerung verloren haben, und die Frage, wie man damit umgeht, ist noch völlig unklar, kritisierte er. Drittens hob Baring die abnehmende Qualität der Bildung hervor, die im 19. Jahrhundert den Grundstein zu Deutschlands Aufstieg zur Wirtschaftsmacht legte und sich in der Zukunft als Stolperstein erweisen könnte. Denn lösen wir dieses Problem nicht, so werden wir industriell zurückfallen, mahnte der Professor. Um die Bevölkerung nicht zu überfordern, würden gerade bei diesen hochbrisanten Themen die Meinungskorridore so eng wie möglich gehalten. Baring bezeichnete dies letztendlich als intellektuelle Schwäche und führte als Beispiel die Sarrazin-Debatte an, bei der die Politik alles getan hätte, um die Diskussion im Keim zu ersticken. Diese Art des Umgangs unterscheide sich aber maßgeblich von der Herangehensweise beispielsweise in den angelsächsischen Ländern, wo eine offenere und pragmatischere Debattenkultur herrsche. In Deutschland hingegen führt man Diskussionen vornehmlich im Optativ also in der Wünschbarkeit, so Baring. Der Euro geht schief Ein Paradefall ist für den Historiker auch die Europa-Politik. Natürlich werde der Euro irgendwann einmal schiefgehen, wegen der vielen unterschiedlichen Mentalitäten werde er nicht funktionieren. Die Stabilität der Währung sei in anderen Ländern einfach kein so hohes Gut wie in Deutschland, wo man die Hyperinflation erlebt habe. Undenkbar sei auch, dass eine Transferunion durchgehalten werden könne und die Deutschen bereit seien, für den Mittelmeerraum einzutreten. Wenn wir uns darauf einlassen, jagen wir den ganzen Laden und letztendlich die Demokratie in die Luft, sagte Baring. Statt in der Öffentlichkeit offen über dieses Thema zu diskutieren, versuche man mit dem Wort alternativlos und der unsinnigen Drohung, wenn der Euro scheitert, dann scheitert auch die EU, andere Denkansätze zu verhindern. Diese Wirklichkeitsverweigerung ist ein schlechtes Zeugnis für das Urteilsvermögen unserer politischen Klasse, erklärte Baring, der sich mehr Sinn für das politisch Machbare wünschte.

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4 4 Aktuelles Thema Wir müssen die russische Karte spielen Nahost-Krise Für die Rohstoffversorgung sollte Deutschland die traditionell guten Beziehungen ausbauen, meint ifo-präsident Sinn Russland verfügt über immense Bodenschätze. Deutschland sollte sich von der EU beim Ausbau der guten Kontakte zu dem Riesenreich nicht bremsen lassen, meint Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts, im Interview mit WiKu-Mitarbeiter Dieter W. Heumann. Gleichzeitig räumt er mit der Mär auf, die Exporte seien die Hauptursache für die Konjunkturerholung. Auch der Euro-Rettungsschirm sei, anders als oft behauptet, nicht zu klein. : Herr Prof. Sinn, bereitet Ihnen die Entwicklung in Nahost Sorgen? Könnte es trotz derzeit scheinbar leichter Beruhigung in Ägypten noch zu einem Flächenbrand in Nahost kommen, mit gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und damit auch auf die deutsche Konjunktur? Prof. Hans-Werner Sinn: Ja, natürlich. Eine Destabilisierung des Nahen Ostens ist immer gefährlich. Nun hoffen wir mal, dass nach dem Rücktritt von Mubarak stabile Verhältnisse in Ägypten einkehren. WiKu: Welche Auswirkungen sehen Sie aus heutiger Sicht auf die Ölversorgung und den Ölpreis? Sinn: Es gibt eine zweifache Wechselwirkung. Der hohe Ölpreis hat die Grundnahrungsmittel verteuert, weil die umfangreiche Produktion von Bioethanol aus Mais und Zuckerrohr die Energie- und Nahrungsmittelmärkte schon im letzten Aufschwung verkoppelt hatte. Das hat die Unzufriedenheit der Massen geschürt und die Grundbedingungen dafür geschaffen, dass sich die tunesischen Aufstände ausbreiten konnten. Zugleich hätte ein Bürgerkrieg in Ägypten den Suez-Kanal versperrt, was die Ölpreise weiter hochgetrieben hätte. Aber, wie gesagt, der Rücktritt Mubaraks könnte jetzt zu einer Beruhigung der Lage beitragen. WiKu: Was kann der Westen tun, um seine Versorgung mit Rohstoffen vor allem mit Öl zu sichern? Sinn: Deutschland muss seine traditionell guten Beziehungen zu Russland weiter ausbauen. Dort liegen Bodenschätze genug. Idealerweise sollte man in der EU eine gemeinsame Ressourcenpolitik entwickeln. Als Kommissar Verheugen vor einigen Jahren aber so etwas vorschlug, ließen ihn die Franzosen und andere abblitzen. Man wähnte sich durch die Beziehungen zu den ehemaligen Kolonien im Vorteil und sah nicht die Notwendigkeit, die Ressourcenpolitik gemeinsam mit Deutschland zu betreiben. Deswegen muss Deutschland nun die russische Karte spielen. Die Russen sind vor allem an Deutschland interessiert. Es geht nicht an, dass wir unsere guten Kontakte zu Russland sozialisieren und uns hier von der EU bremsen lassen, während die anderen EU-Länder ihre Kontakte zu den Ex-Kolonien unter nationaler Kontrolle halten und Deutschland abblocken. WiKu: Die Konjunktur in Deutschland brummt 3,6 % gesamtwirtschaftliches Wachstum im vergangenen Jahr. Und der ifo-geschäftsklimaindex im Januar des laufenden Jahres war wieder positiver als erwartet. Der Aufschwung setzt sich fort, aber die Wachstumsraten reduzieren sich... Sinn: Ja, aber die 2,4 % Wachstum, von denen wir für 2011 ausgehen, sind immer noch sehr gut. Damit liegen wir weit über dem Trend aus der Vorkrisenzeit. WiKu: Der konjunkturelle Absturz im Jahr 2009 war tief, die Gesamtwirtschaft schrumpfte um fast 5 %. Circa drei Viertel des Einbruchs sind bisher aufgeholt. Sinn: Schon im laufenden Jahr werden wir alles aufgeholt haben. Weltweit betrachtet ist die Industrieproduktion heute bereits höher als im Jahr vor dem Einbruch. Das hat mit der großen Dynamik der Schwellenländer zu tun. Es gibt aber noch viele Länder, die weit hinterherhinken. WiKu: Deutschland ist vom jahrelangen Schlusslicht des europäischen Konjunkturzugs nun zur Konjunkturlokomotive geworden. Was hat diesen beachtlichen Wechsel bewirkt? Sinn: Es waren nicht in erster Linie die Exporte, wie oft behauptet wird. Nicht einmal ein Drittel des Wachstums von 3,6 % im vergangenen Jahr werden durch den Außenhandel erklärt. Die Hälfte ist auf eine überaus stürmische Nachfrage nach Investitionsgütern zurückzuführen, die sich insbesondere bei den Ausrüstungsinvestitionen und beim Bau gezeigt hat. Der Grund ist, dass sich die Deutschen mit ihren Ersparnissen nicht mehr ins Ausland trauen. In den vergangenen zehn Jahren sind zwei Drittel der deutschen Ersparnisse dorthin transferiert worden, weil man glaubte, im Ausland höhere Renditen erzielen zu können, und die Risiken nicht sah. Das Kapital floss vor allem in die Südstaaten der Eurozone, die mit dem geliehenen Geld einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung finanzierten und sich an die Spitze des europäischen Konjunkturzugs setzten, freilich mit der Folge, dass die Importe die Exporte überstiegen. In Deutschland bewirkte der Kapitalexport dagegen eine jahrelang schwache Binnenkonjunktur. Wir wurden zum Schlusslicht beim Wachstum und hatten eine Massenarbeitslosigkeit, was die Lohnund Preissteigerungen dämpfte. Das schwache Wachstum hielt die Importe zurück und die schwache Idealerweise sollte man in der EU eine gemeinsame Ressourcenpolitik entwickeln, meint ifo- Präsident Prof. Hans- Werner Sinn. Allerdings ziehen nicht alle europäischen Staaten in dieser Frage an einem Strang. Deshalb sollte sich Deutschland von der EU nicht bremsen lassen und die guten Kontakte zu Russland weiter ausbauen. Foto: ifo Institut Es kann keine Rede davon sein, dass der Rettungsschirm nicht ausreicht. Irgendwer will uns hier offenbar für dumm verkaufen. Preissteigerung belebte die Exporte. WiKu: Hat sich dieser Trend gedreht? Sinn: Seit der Krise sind vor allem sichere Anlagemöglichkeiten in Deutschland gefragt. So wie vor allem Spanien goldene zehn Jahre erlebte, kann Deutschland jetzt einer goldenen Dekade entgegensehen. Diese These habe ich schon im Mai letzten Jahres als Erster entwickelt. Mittlerweile ist sie zum Allgemeingut geworden. Es gibt nur eine Einschränkung: Wenn wir unsere Bonität über allzu großzügige Rettungssysteme an die anderen Länder des Euroraums verschenken, können wir alles kaputt machen. Dann fließt das Kapital wieder weg, im Süden ist wieder Party, und wir kommen wieder in die Flaute. WiKu: Das heißt, dass wir uns nicht allein auf ein anhaltend gutes wirtschaftliches Wachstum verlassen können? Sinn: Der Staat muss nun endlich sparen. Deutschland muss so schnell wie möglich Überschüsse im Staatsbudget bilden, um die Schuldenquote herunterzufahren. Dazu muss der Staat dringend abspecken, anstatt den Bürgern immer mehr Geld aus der Tasche zu nehmen. Der Finanzminister widersetzt sich den Begehrlichkeiten seiner Kabinettskollegen eisern. Das ist anerkennenswert und muss fortgesetzt werden. Großes Einsparpotenzial sehe ich nach wie vor bei den Subventionen. So ist der reduzierte Mehrwertsteuersatz für das Übernachtungsgewerbe nicht sachdienlich. Aber es gibt noch viele Ansatzpunkte. Je nach Definition werden jährlich 70 Mrd. bis 150 Mrd. Euro für Subventionen ausgegeben. Wenn man hier beherzt ansetzen würde, könnte man die nötigen Überschüsse im Staatsbudget herbeiführen. Außerdem ist der Sozialetat überzogen und zieht immer mehr Bedürftige aus dem Ausland an. WiKu: Der Staatssektor hat in der letzten Dekade weniger investiert, als zum Erhalt des Kapitalstocks notwendig gewesen wäre. Ging die Stabilisierung der öffentlichen Haushalte in der Vergangenheit zu sehr auf Kosten öffentlicher Investitionen? Sinn: Es mangelt an Zukunftsinvestitionen, zum Beispiel an Geld für Bildung oder Infrastruktur. Wir investieren zu wenig in die Zukunft und zu viel in die Vergangenheit. Das deutsche Rentenniveau ist im internationalen Vergleich sehr üppig. In den neuen Bundesländern liegen die gesetzlichen Renten pro Rentenbezieher nominal um circa 20 % über den West-Renten, real sogar um fast 30 %. Mit Hartz IV wird sehr viel leistungsloses Einkommen verteilt. Der Transferstaat hat sich bereits übernommen und nun soll er auch noch die Südländer retten. WiKu: In der Tat, die deutsche Verschuldung könnte sich auch noch durch die Garan tien für die hoch verschuldeten Eurostaaten ausweiten. Sinn: Ja, wir müssen vom Ernstfall ausgehen, nämlich dass wir zahlen müssen, auch wenn die Politiker gern betonen, dass es sich hier lediglich um Garantien handelt, die wohl nicht in Anspruch genommen werden. Wer Garantien gibt, muss sich darauf einstellen, dass sie gezogen werden. Also müssen wir für Griechenland, Irland und Portugal sparen. Wir tun aber auch gut daran, für Spanien und Italien zu sparen. Selbst wenn die Garantien formell nicht in Anspruch genommen werden sollten, so würde das lediglich heißen, dass wir diese Länder mit anderen Mitteln und auf andere Weise unterstützen müssen, damit sie ihre Schulden zahlen können. Einen Teil unseres Geldes werden wir nicht wiedersehen. WiKu: Also sind die Gefahren für die Geberländer nicht zu unterschätzen... Sinn: Mit den Rettungspaketen wird ein weiterer Ansteckungsweg zwischen den Ländern geschaffen. Sie können sich nun nicht nur über die Banken infizieren, sondern auch noch über die Staatsfinanzen. Die Entscheidungen, die die europäische Zentralbank und die EU-Länder in letzter Zeit getroffen haben, vergrößern für Deutschland die Gefahr, mit in den Strudel von Staatsbankrotten hineingezogen zu werden. Ein Blick auf Irland macht die Gefahr bewusst: Die irischen Banken hatten sich am heimischen Immobilienmarkt übernommen. Deshalb spannte der irische Staat im September 2008 einen großzügigen Rettungsschirm auf. Der Schirm werde ja nie in Anspruch genommen, hieß es. Es komme nur darauf an, den Märkten ein überzeugendes Signal zu geben. Dann werde alles wieder gut. Nichts wurde gut. Nur zwei Jahre später waren die Banken pleite, Irland musste unter den Rettungsschirm. WiKu: Der derzeitige Euro-Rettungsschirm wird als nicht ausreichend angesehen. Sinn: So wie es Irland mit seinen Banken ergangen ist, kann es Deutschland ergehen, wenn es zustimmt, den Rettungsschirm auszuweiten. Der Rettungsschirm ist ausreichend. Es mangelt an Zukunftsinvestitionen. Wir investieren zu wenig in die Zukunft und zu viel in die Vergangenheit. Zu unterscheiden ist aber, ob es sich um Liquiditätsprobleme handelt oder ob ein Land insolvent ist wie Griechenland. In letzterem Fall hilft auch kein Rettungsschirm. Dann müssen die Gläubiger vor allem die Banken auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten. WiKu: Das ifo Institut hat Berechnungen angestellt... Sinn: Nach den Berechnungen unseres Instituts ist der Rettungsschirm für Irland, Portugal und Spanien nicht zu klein. Die in den Medien genannte Summe von 250 Mrd. Euro ist falsch: Wenn neben Griechenland auch Spanien, Irland und Portugal als Garantiegeber ausfallen, werden nämlich auch deren Zusagen von den anderen Eurostaaten übernommen, so steht es im EFSF- Vertrag. WiKu: Und das heißt? Sinn: Die Zusagen der mit AAA gerateten Euroländer darunter Deutschland erhöhen sich so auf 315 Mrd. Euro. Weitere 60 Mrd. Euro stammen von der EU (EFSM), und 187 Mrd. Euro kommen anteilig aus dem Topf des Internationalen Währungsfonds (IWF) über 250 Mrd. Euro hinzu. Das sind insgesamt 562 Mrd. Euro für Portugal, Irland und Spanien. Die Summe übersteigt den Refinanzierungsbedarf dieser Staaten in den nächsten drei Jahren selbst wenn man ihnen eine weitere Verschuldung um 3 % ihres Bruttoinlandsprodukts zugesteht um etwa 130 Mrd. Euro oder 43 Transrapid-Strecken. Es kann also keine Rede davon sein, dass der Schirm nicht ausreicht. Irgendwer will uns hier offenbar für dumm verkaufen. Eu-Staatsanwalt Dauerhafte Stabilität und eine einheitlicher Entwicklung im Euroland kann es nach Ansicht von Prof. Hans- Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts, nur geben, wenn jedes Land für seine Schulden selbst einstehen muss. Verstöße gegen bestehende Regeln müssten anders als bisher automatisch bestraft werden. Dazu sei eine von der Politik unabhängige Institution notwendig, eine Art europäische Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstraftaten der Staaten. Zudem benötigen wir dringend mehr Kontrolle durch die Märkte, sagte Sinn. Sie könne aber nur dann funktionieren, wenn zum Beispiel die Banken auf Teile ihrer marode gewordenen Forderungen verzichten müssten. Verluste dürften nicht ausschließlich auf die Steuerzahler der Staatengemeinschaft abgewälzt werden. Ein Teil müsse auch von den Banken selbst getragen werden. Nur dann werde es eine vorsichtige, risikobewusste Kreditvergabe geben.

5 Industrie & Märkte 5 Die Zukunft findet woanders statt Für den Autobauer Daimler spielt das Ausland eine zunehmend größere Rolle. Immer mehr Modellreihen werden fernab der Heimat gebaut. Seite 6 In jeder Phase Industriebau Bilfinger Berger bietet einen Industrieservice an, der Anlagen betreiber vom Bau bis zum Rückbau unterstützt. Seite 7 Abgespeckte Kolosse Leichtbau Mit leichteren Materialien des Technologiekonzerns Siemens spart die Metro-Flotte von Oslo bis zu 30 % Energie. Seite 8 Zehnmal dünner als ein Haar Leichtbau Carbon gilt in vielen Schlüssel berei chen als der Stoff der Zukunft. Das Material ist besonders leicht und gleichzeitig stabil. Seite 9 Gefährliche Verweigerung Rohstoffe Nur vier deutsche Unternehmen bauen Metall im Ausland ab Von Daniel G. Medhin Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von rund US-Dollar zählt Sambia zu den ärmsten Ländern der Welt. Trotzdem lockt der Binnenstaat im südlichen Afrika die Investoren in Scharen an. Denn unter seiner Oberfläche schlummert ein Schatz, der unter anderem dafür sorgt, dass Strom durch Leitungen fließt: Kupfer. So gaben unlängst der Bergbaugigant Vale und das Unternehmen First Quantum Minerals bekannt, dass sie in den Abbau des Metalls noch in diesem Jahr weitere 1 Mrd. US-Dollar beziehungsweise 400 Mio. US-Dollar investieren wollen und wo Brasilianer und Kanadier graben, da sind natürlich auch die Chinesen nicht weit: Schon seit 2009 forciert die Volksrepublik ihre Aktivitäten in dem nördlichen Nachbarland Südafrikas. Allein das Bergbauunternehmen Zhongui will in der nächsten Zeit 3,6 Mrd. US- Dollar in den Ausbau seiner dortigen Kapazitäten pumpen. Es ist eigentlich immer das gleiche Lied: Geht es um das Thema Rohstoffe, in welcher Region der Erde auch immer, so fallen mit steter Regel mäßigkeit die Namen amerikanischer, australischer, brasilianischer, britischer, kanadischer und chinesischer Konzerne von deutschen Unternehmen ist hingegen so gut wie nie die Rede. Zwar sind momentan etwa 90 Firmen aus der Bundesrepublik im Auslandsbergbau tätig das aber vor allem im Bereich der strategisch eher unbedeutenden Industrieminerale, bei Steinen, Erden oder Torf. Bei Energie- und Metallrohstoffen, die Deutschland vor allen Dingen benötigte, um seine Hightech- Produkte herzustellen, fällt die Bilanz hingegen ernüchternd um nicht zu sagen erschreckend aus. Gerade einmal vier Unternehmen aus der Bundesrepublik sind derzeit direkt an einem Bergwerk im Ausland beteiligt oder betreiben selbst eines. Andere Länder sind aktiver Und das Beunruhigende daran ist: Andere Länder messen diesem Instrument der Rohstoffsicherung eine weitaus größere Bedeutung bei. Denn selbst so rohstoffarme Volkswirtschaften wie die Schweiz sind im Metallbereich viel intensiver im Auslandsbergbau engagiert und auch alle anderen Länder sind in dieser Hinsicht viel besser aufgestellt, erklärt der Wirtschafts- Geologe Dr. Harald Elsner von der In Südafrika baut der Spezialchemie- Konzern Lanxess Chrom ab und ist damit eine Einzelerscheinung in Deutschland. Denn wenn überhaupt dann sind es nur wenige inhabergeführte Firmen und Fa milien unternehmen, die den Metall abbau im Ausland betreiben. Fotos: Lanxess Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), der schon an mehreren Studien zu diesem Thema mitgearbeitet hat. In Deutschland setzen Konzerne wie Siemens vornehmlich auf langfristige Lieferverträge, Hedging, Recycling, Ressourceneffizienz oder Substitute. Nicht jeder ist jedoch davon überzeugt, dass dies ausreichen wird, um die Versorgung langfristig zu sichern. Wir halten eine direkte Beteiligung an Minen für zwingend, sagt Thomas Gutschlag, Finanzvorstand der Deutschen Rohstoff AG, die eine Goldmine mit einer Jahreskapazität von Tonnen in Australien betreibt und gerade eine Öl-/ Gasgesellschaft in Denver gegründet hat sowie ein Blei-/Zink-Vorkommen in Kanada entwickelt. Auch Benno Kratz, Geschäftsführer der ELG Haniel, die Anteile an einer Ferrochrom-Mine in Südafrika besitzt, hält derartige Aktivitäten für sinnvoll, um der aktuellen Knappheit entgegenzuwirken. Initiativen blieben ohne Erfolg Zwar wurden in den vergangenen Jahren vonseiten der BGR, des Bundeswirtschaftsministeriums und Fachverbänden viele Initiativen gestartet, um die deutsche Metallindustrie für solche Projekte zu gewinnen, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Man kann im Metallbereich schon fast von einer ausgeprägten Verweigerungshaltung der deutschen Industrie sprechen, kritisiert Elsner. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig und haben sowohl mit internen als auch mit externen Faktoren zu tun. Die Kosten und teilweise auch die unsichere politische Lage der Länder, in denen die Rohstoffvorkommen liegen, sind sicherlich die Hauptgründe dafür, dass viele Unternehmen vor einer aktiven Investition zurückschrecken. Es handelt sich hier um teure Investments, die sich nur sehr langfristig rechnen, erklärt Kratz von der ELG Haniel, die jährlich Tonnen Ferrochrom produziert, das vollständig in den Verkauf geht und zur Veredelung von Stahl genutzt wird. Insbesondere für die Herstellung der strategisch wichtigen Seltenen Erden, die unter anderem für die Produktion von Hochleistungsmagneten und Katalysatoren gebraucht werden, fallen immense Kosten an. Für die Erschließung eines Vorkommens und die chemische Aufbereitung der Rohstoffe schlägt eine Summe zwischen einer halben und einer Milliarde Euro zu Buche. Und damit tun sich viele Firmen naturgemäß schwer, sagt der BGR-Wirtschaftsgeologe Elsner. Vor allem in Krisenregionen muss ein solches Engagement wohlüberlegt sein. Denn sonst geht es potenziellen Investoren wie den deutschen Unternehmen Thyssen und Hoesch, die in Liberia 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Monrovia Eisenerz abbauten und die Produk tion 1990 wegen des Bürgerkriegs in dem westafrikanischen Land einstellen mussten. Mit dieser Unsicherheit und der eher langfristigen Natur derartiger Projekte haben insbesondere große Unternehmen ihre Probleme. Viele Firmen im Metallbereich sind Aktiengesellschaften und eher kurzfristig gewinnorientiert. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie sich besonders vor ihren Aktionären schwertun, ein solches Projekt zu rechtfertigen, sagt Elsner. Deswegen sind die meisten Firmen, die im Ausland aktiv sind, inhabergeführt oder Familienunternehmen wie die ELG Haniel oder Cronimet, die Kupfer und Molybdän in Armenien abbaut. Eine Ausnahme stellt der Spezialchemie-Konzern Lanxess dar, der in Südafrika jährlich rund Tonnen Chrome fördert, die das Unternehmen für die eigene Lederherstellung nutzt. Mit dem Betrieb der Mine stellt es nicht nur die eigene Versorgung sicher, sondern einen gleichbleibenden Qualitätsstandard, wobei Lanxess auf eine lange Erfahrung im Abbau zurückgreifen kann. Wissen, das den meisten fehlt: Denn die Deutschen waren zwar bis Mitte des 20. Jahrhunderts intensiv im Auslandsbergbau engagiert. Im Zuge des allmählichen Rückzugs seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und insbesondere in den 80er- und 90er-Jahren, in denen viele Firmen ihre lukrativen Minen verkauft haben, ging das Knowhow zurück. Den meisten Unternehmen fehlt es daher an der notwendigen Expertise, deswegen scheuen sie vor einem Engagement zurück, sagt Gutschlag von der Deutschen Rohstoff AG. Zwar werden an Universitäten wieder Kapazitäten aufgebaut, um ein solches Wissen zu vermitteln, das ist aber ein langwieriger Prozess, da viele Lücken entstanden sind, so Elsner. Ob die Deutschen allerdings diese Zeit haben, ist fraglich. Elsner ist da skeptisch auch aus einem anderen Grund, der sich in der aktuellen Debatte über die Rohstoff-Frage zeigte: Ich sehe, dass alle anderen Länder schneller sind als wir und handeln, während die deutsche Industrie sich wieder einmal seit Monaten in einem sehr langen Entscheidungsprozess befindet. Neugier und Lernbereitschaft BASF Der scheidende Vorstandsvorsitzende Jürgen Hambrecht über die Vergangenheit und die Zukunft Fragen an Die Weltwirtschaftskrise 2008/09 bezeichnet BASF-Chef Jürgen Hambrecht als das einschneidenste Ereignis seiner Amtszeit. Die Zukunft seiner Branche bewertet der Vorstandschef, der im Mai in Ruhestand geht, als vielversprechend, da Innova tionen der Chemie dafür benötigt werden, um Megatrends wie Klima- und Umweltproblemen begegnen zu können. Die Fragen stellte WiKu- Redakteur Daniel G. Medhin. : Herr Hambrecht, Sie stehen seit 2003 an der Spitze von BASF und werden im Mai den Stab an Kurt Bock weiterreichen. Wenn Sie an Ihre Amtszeit zurückdenken, welche allgemeine Entwicklung oder welcher Trend hat Sie im Nachhinein am meisten überrascht? Jürgen Hambrecht: Das bei Weitem einschneidendste Ereignis war die Weltwirtschaftskrise 2008/09. Niemand hatte mit einem derart abrupten und massiven Einbruch der globalen Konjunktur gerechnet. Die BASF hat die Krise aber hervorragend gemeistert und ist sogar gestärkt daraus hervorgegangen. Das haben wir natürlich vor allem dem großartigen Einsatz unseres Spitzenteams zu verdanken. WiKu: Welche Charaktereigenschaften sind für eine Führungsposition in der chemischen Industrie von Nutzen? Hambrecht: Neugier und Lernbereitschaft: Man muss verstehen, wie Dinge zusammenhängen und funktionieren. WiKu: Vor welchen Herausforderungen stehen wir in den nächsten Jahren? Hambrecht: Die wirtschaftliche Entwicklung wird immer weniger vorhersagbar, die Volatilität nimmt zu. Unternehmen müssen deshalb noch flexibler und schneller handeln. Zum anderen müssen wir die Herausforderungen der sogenannten Megatrends meistern: eine wachsende Weltbevölkerung mit mehr Bedarf an Nahrung, sauberem Wasser und Gesundheitsversorgung, mit steigendem Bedarf an Energie und Ressourcen und damit einhergehenden Klima- und Umweltproblemen. WiKu: Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Chemie? Hambrecht: Dafür brauchen wir Innovationen, vor allem aus der Chemie, denn die Chemie ist der Problemlöser für viele Zweige der produzierenden Industrie. WiKu: Wie bewerten Sie die Aussichten Ihrer Branche für 2011? Hambrecht: 2011 ist das Internationale Jahr der Chemie, schon das stimmt optimistisch. Das Wirtschaftswachstum wird sich weltweit zwar verlangsamen, aber für die Chemiebranche ist mit einem deutlichen Wachstum von gut 5 % zu rechnen.

6 6 Industrie & Märkte Deutschland verliert an Bedeutung Daimler Automobilkonzern setzt auf neue Märkte und Kooperationen Von Klaus G. Wertel Die Daimler AG sieht für ihre Fahrzeuge nur noch im Ausland insbesondere in Asien und Amerika größere Wachstumschancen: Mercedes-Benz wird eine Premium-Marke bleiben wir verfolgen deshalb nicht das Ziel, unseren (Pkw-)Marktanteil in Deutschland (zurzeit knapp 10 %) noch wesentlich zu erhöhen, erklärte der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche auf der Jahrespressekonferenz des Automobilkonzerns in Stuttgart. Angesichts des in Deutschland bei jährlich rund 3 Mio. Pkw-Neuzulassungen stagnierenden, weltweit aber weiter wachsenden Autoabsatzes werde sich die Verlagerung der Bedeutung der Märkte fortsetzen, so Zetsche. Dies gelte ebenfalls für den Nutzfahrzeug-Sektor. Daimler werde dieser Entwicklung auch bei Entscheidungen für Modelle und Produktionsstandorte Rechnung tragen. Der Daimler-Chef nannte eine Reihe von Beispielen für die weiter zunehmende Internationalisierung der Daimler-Produktionsstrukturen: So werde in China ein neues Pkw-Motorenwerk errichtet. Die chinesische Vor- Ort-Montage werde um zusätzliche Modelle etwa um den Geländewagen GLK erweitert. Eine Teilproduktion der C-Klasse soll von 2014 an von Sindelfingen nach Tuscaloosa im US-Staat Alabama verlagert werden. Die Neuauflage der Kompaktbaureihen A- und B-Klasse wird nicht nur in Raststatt, sondern von 2012 an auch in dem völlig neuen Daimler-Werk im ungarischen Kecskemet vom Band laufen. In Russland liefen die Vorbereitungen für die Fertigung des Transportermodells Sprinter. In Brasilien soll eine Offroad- Version des Mercedes-Lastwagens Actros produziert werden. In Indien hat Daimler im Februar eine neue Lkw- Marke Bharat Benz vorgestellt, von der es Modelle in den Gewichtklassen von 6 bis 49 Tonnen geben wird. China drittgrößter Einzelmarkt für Mercedes-Pkw Am weltweiten Pkw-Markt von rund 70 Mio. neuen Autos pro Jahr ist der deutsche Anteil seit vielen Jahren rückläufig er wird 2011 noch rund 4 % Daimler-Chef Dieter Zetsche gab auf der Jahrespressekonferenz die Marschroute in die Zukunft vor: So will das Unternehmen unter anderem den Elektro-Smart ab 2012 in Serie bauen. Fotos: Daimler betragen. Für Daimler ist der deutsche Markt mit oder 21 % der 2010 weltweit verkauften 1,27 Mio. Mercedes-Personenwagen noch immer der größte Einzelmarkt. Im Vergleich zu den Wachstumsmärkten tritt Daimler freilich im Inlandsverkauf auf der Stelle: Die Mercedes-Verkäufe in Deutschland sanken 2010 weniger stark als die gesamten Pkw-Neuzulassungen, gingen aber auch um 0,2 % zurück. Dagegen erholte sich der zweitwichtigste Mercedes-Einzelmarkt die USA im Vorjahr um plus 14 % auf Verkäufe. Und in China haben sich die Mercedes-Verkäufe um 112 % auf mehr als verdoppelt. China ist damit bereits der drittgrößte Einzelmarkt für die Marke mit dem Stern und könnte möglicherweise schon 2011 die USA überholen. Sehr gut haben sich auch die Mercedes-Verkäufe in anderen Wachstumsmärkten entwickelt: etwa in Brasilien (plus 46 % auf 7 500), in Russland (plus 64 % auf ), in Südafrika (plus 16 % auf ) oder in Südkorea (plus 86 % auf ). In Westeuropa (ohne Deutschland) nahmen die Verkäufe um moderate 2 % auf zu. Insgesamt verkaufte Daimler % mehr Personenwagen als Daimler-Chef Zetsche rechnet für 2011 mit einer weiteren Zunahme der Nachfrage: Die asiatischen Schwellenländer und insbesondere der chinesische Markt werden dabei weiterhin eine tragende Rolle spielen. In den USA erwartet Zetsche eine Fortsetzung des Erholungskurses, in Westeuropa sei dagegen in Summe mit einer Stagnation der Pkw- Verkäufe zu rechnen. Der wachsende Anteil der neuen Märkte verändert die Zusammensetzung des Modell-Mix. Die deutliche Erholung des Fahrzeugabsatzes schlägt sich auch in den Daimler-Büchern nieder: So wuchs der Umsatz 2010 um 24 % auf 97,8 Mrd. Euro. Und das Konzernergebnis 2009 noch bei minus 2,7 Mrd. Euro tief im Verlustkeller verbesserte sich dramatisch auf plus 4,7 Mrd. Euro. Die asiatischen Schwellenländer und insbesondere der chinesische Markt werden weiterhin eine tragende Rolle spielen. Dieter Zetsche, Daimler-Chef Keine Abstriche soll es aber auch so betonte Zetsche im Bereich Forschung und Entwicklung geben: Daimler werde mit unverändert hohem Tempo sowohl an der weiteren Verbesserung der Verbrennungsmotoren als auch an der Entwicklung von Batterieantrieben, Brennstoffzellen-Fahrzeugen und Hybridsystemen arbeiten. Im sächsischen Kamenz baue Daimler derzeit eine Fabrik für die Herstellung eigener Batteriesysteme. Noch 2011 werde werde der Automobilhersteller eine E-Klasse mit Diesel-Hybridantrieb vorstellen. Und den Elektro- Smart wolle Daimler 2012 in einer ersten grö ßeren Serie bauen. Zumindest als Leasing-Fahrzeuge will das Unternehmen demnächst auch eine Reihe von Brennstoffzellen-Fahrzeugen anbieten: von der kompakten B-Klasse bis zum Transporter Vito. Weitere Partnerschaften geplant Die Herausforderungen der Entwicklung neuer Materialien, Systeme und Antriebe wolle Daimler aber auch wo immer dies ohne Verlust der Markenidentität möglich sei in Kooperationen mit anderen kompetenten Unternehmen meistern, versicherte Zetsche. Als Beispiel nannte der Daimler-Chef die 2010 vereinbarte Zusammenarbeit mit Renault-Nissan. Diese zunächst nur für gemeinsame Kleinwagen-Plattformen und Transporter sowie für den Austausch von Motoren angelegte Kooperation sei inzwischen auch auf die gemeinsame Entwicklung von Komponenten für Elek trofahrzeuge erweitert worden. Mit dem Konkurrenten BMW sondiere Daimler regelmäßig die Möglichkeiten gemeinsamer Beschaffungen. Ein Riese auf tönernen Füßen EADS Der Verlustbringer passt nicht ins Konzept des Automobilkonzerns Daimler Wir sind ein Automobilkonzern. So begründete Bodo Uebber, Finanzvorstand der Daimler AG, auf der Jahrespressekonferenz in Stuttgart die Absicht, sich von weiteren Anteilen des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS zu trennen. Von den 15 %, die Daimler derzeit noch an EADS hält, hat der Konzern dem Bund die Hälfte zum Kauf angeboten. Als Hauptgrund für Daimlers Verkaufsangebot gilt die geringe Rentabilität der EADS-Beteiligung. Daimlers Ausstiegspläne gefährden die seit der EADS-Gründung im Jahr 2000 immer wieder mühsam austarierte französisch-deutsche Balance im Aktionariat des Vorzeigeprojekts europäischer Industriepolitik und Technologieförderung. Die Suche nach Investoren, die in den EADS-Gremien bei Standortentscheidungen künftig die deutschen Interessen wahren, blieb bislang vergebens. Derzeit halten französische und deutsche Unternehmen jeweils exakt 22,46 % der Anteile der nach niederländischem Aktienrecht verfassten EADS N.V.: Zwei Drittel des französischen Pakets besitzt das Staatsunternehmen Sogepa, das übrige Drittel der Wehrtechnik- und Medienkonzern Lagardàre. Jenseits der 22,46 %-Parität besitzt der französische Staat noch direkt 0,06 % der EADS-Aktien. Auf deutscher Seite hält die Daimler AG zwei Drittel des 22,46 %-Pakets an EADS-Aktien also rund 15 %. Das übrige Drittel hat der Autokonzern 2007 an ein Konsortium privater und öffentlicher Banken verkauft. Daimler behielt allerdings die vollen Stimmrechte für die deutsche EADS-Beteiligung. Technologie-Koloss, aber Ertragszwerg Die Bundesregierung tut sich schwer mit dem Verkaufsangebot aus Stuttgart. Eine direkte Übernahme des 7,5 %-EADS-Anteils im Wert von rund 1,3 Mrd. Euro in Bundesbesitz lehnt der FDP-Koalitionspartner ab, ebenso einen indirekten Kauf durch die bundeseigene KfW Bank. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sprach von einer marktorientierten Lösung, die es zu suchen gelte ohne freilich eine solche konkret benennen zu können. Der Luftfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hintze (CDU), nannte die Erhaltung der deutsch-französischen Balance bei EADS ein Oberziel der Bemühungen um eine Lösung. Die Suche nach geeigneten Investoren habe bereits begonnen. Das Bankenkonsortium, das 2007 ein Drittel des deutschen EADS- Aktienpakets von Daimler übernommen hatte, soll schon abgewunken haben. In die Sondierungen einbezogen sind inzwischen auch die Bundesländer, in denen EADS-Standorte liegen. Die Gründe, die mögliche Investoren von einem Einstieg bei EADS abhalten, sind dieselben, die den stark börsen orientierten Autokonzern Daimler den Ausstieg suchen lassen: Die European Aeronautic Defence and Space Company, EADS N. V., ist zwar ein Umsatzriese im Fünf-Jahres-Zeitraum Schnell & flexibel. Wir bieten individuelle und passgenaue Finanzierungslösungen für mittelständische Unternehmen. Die Dresdner Factoring AG schafft Liquidität, Sicherheit und Vertrauen. Sprechen Sie mit Roland Schmidt und Grit Schuster. Dresdner Factoring AG Glacisstraße Dresden Telefon anfrage@dresdner-factoring.de bis 2009 wuchs der Jahresumsatz um 34 % auf 43 Mrd. Euro (2009) EADS blieb aber eben auch ein Ertragszwerg: Das Konzernergebnis oszillierte in den vergangenen fünf Jahren zwischen plus 1,8 Mrd. Euro (2004) und minus 720 Mio. Euro (2009). Über ihre Töchter allen voran Airbus Industries, Airbus Military und Eurocopter hat sich EADS zu einem der weltweit führenden Unternehmen der Luft- und Raumfahrt sowie der Wehrtechnik entwickelt. Um für Europa einen Spitzenplatz in diesen Schlüsseltechnologien zu bewahren, investiert EADS jährlich bis zu 3 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung. Das war und ist der industriepolitische Auftrag an EADS. Unter diesen Bedingungen kann Rendite nur Ergebnis, nicht vorrangiges Ziel sein. In das Konzept eines Unternehmens, das wie Daimler seinen Anlegern Renditeziele zwischen 6 % (Busse) und 10 % (Personenwagen) in Aussicht stellt, passt eine Beteiligung an einem auch über den betriebswirtschaftlichen Tellerrand hinaus Verantwortung übernehmenden Technologie- und Industriekomplex nicht. So war es wohl auch weniger die nicht ganz neue Erkenntnis, dass Luft- und Raumfahrt beim Autokonzern Daimler nicht zu der von Analysten und Anlegern gern gesehenen Beschränkung auf das Kerngeschäft passt, die jetzt den Ausschlag zum Verkaufsangebot eines EADS-Aktienpakets an den Bund gegeben hat. Als Treibsatz gilt vielmehr die für 2010 von EADS avisierte anteilige Verlustzuweisung in Höhe von 261 Mio. Euro an das Haus Daimler eine Folgewirkung der Anlaufschwierigkeiten in der Produktion des Großraumflugzeugs A 380 und der Verteuerung der Entwicklung des Militärtransporters A 400M. Französische Partner haben Vorkaufsrechte Die französisch-deutsche Parität im EADS-Aktionariat ist zwar politisch gewünscht, rechtlich aber nicht bindend vereinbart. Daimler könnte seine EADS-Aktien falls sich in Deutschland keine adäquaten Investoren finden auch an die französischen Anteilseigner veräußern. Diese genießen sogar, unter bestimmten Bedingungen, Vorkaufsrechte. Es gilt freilich als sicher, dass die deutsche Politik auf Bundes- wie auf Länderebene alles daran setzen wird, eine französische Dominanz im Aktionariat und damit auch in den Entscheidungsgremien der EADS zu verhindern. Eine diskutierte Alternative zum Kauf des Daimler-Aktienpakets durch deutsche Investoren wäre ein Kauf dieser Aktien durch die EADS selbst bei gleichzeitiger Übernahme eines gleich großen Aktienpakets der französischen Seite durch EADS. Selbst wenn es gelänge, die französische Seite für eine solche Lösung zu gewinnen wie soll die derzeit arg gebeutelte EADS die 2,6 Mrd. Euro aufbringen, um zwei Mal 7,5 % der Aktien des eigenen Unternehmens zu kaufen? kw

7 Industrie & Märkte 7 Industriebau Begleiter für den gesamten Lebenszyklus Bilfinger Berger Industrieservices für Anlagen von der Planung über die Instandhaltung bis zum Rückbau Von Tobias Zaers* Die Nachfrage nach externen Industriedienstleistungen in der Prozess- und Fertigungsindustrie ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Im Zuge dessen hat sich der Industrieservice als eigenständige Branche profiliert, die ein hohes Wachstumspotenzial aufweist. Experten gehen in Deutschland von einem Marktvolumen von 20 Mrd. Euro aus, in Europa sind es rund 100 Mrd. Euro. Dabei reicht Industrieservice als externe Dienstleistung längst weit über die reine Instandhaltung hinaus. Gefordert sind zunehmend auch methodisches und konzeptionelles Knowhow. So machen die steigende Komplexität von Industrieanlagen und die immer höheren Anforderungen an Kostenoptimierung und Effizienz über den gesamten Lebenszyklus hinweg das gezielte Zusammenwirken von Engineering, Anlagenerrichtung und Instandhaltung unverzichtbar. Daher ist es für Anlagenbetreiber sinnvoll, bereits frühzeitig professionelle Industrieservicepartner einzubinden, die wie Bilfinger Berger Industrial Services mit ihrem Leistungsspektrum von Planung über Errichtung bis hin zur Instandhaltung den gesamten Lifecycle einer Anlage abdecken. Solche Servicekonzepte sind konsequent am spezifischen Bedarf der Kunden ausgerichtet, was wiederum ausschlaggebend ist für die Ausgestaltung der Zusammenarbeit sei es in Form von Projekt- und Rahmenverträgen, sei es in Form von Exklusivpartnerschaften oder Full-Service-Leistungen zu Festpreisen. Industrielle Produktionsanlagen unterscheiden sich deutlich in Aufbau und Größe und bringen jede für sich spezielle Herausforderungen mit sich. Entsprechend unterschiedlich sind die Kundenbedürfnisse in der Instandhaltung, aber auch im Engineering oder im Projektgeschäft. Die Lösungen müssen maßgeschneidert sein. Den Standard-Servicevertrag schlechthin gibt es nicht. Schon in der Planungsphase einer neuen Anlage werden die Weichen für den erfolgreichen Betrieb gestellt. So entscheiden die Auswahl der Komponenten, ihre Kombination und Anordnung über Beschaffungs- sowie Montageaufwand und bestimmen Zuverlässigkeit, Lebensdauer und Wartungsfreundlichkeit der Anlage. Dies wiederum hat entscheidenden Einfluss auf die Höhe der Betriebs- und Instandhaltungskosten. Komplettanbieter von industriellen Dienstleistungen haben eine differenzierte Sicht auf die Kosten. Über die Betrachtung von Kapital- und Betriebskosten des Betreibers hinaus wird der gesamte Lebenszyklus der Anlage berücksichtigt. Dabei fließen die aus den Instandhaltungsprozessen gewonnenen Erkenntnisse systematisch mit ein. Dies kann dazu führen, dass dem Kunden beispielsweise in bestimmten Bereichen der Anlage der Einbau von redundanten Equipments oder eines zusätzlichen Condition-Monitoring-Systems empfohlen wird. Das erhöht zwar die Anfangsinvestition, bringt aber auf Sicht signifikante Einsparungen mit sich, weil die Kosten für die Instandhaltung deutlich geringer sind. Frühe Einbindung von Profis zahlt sich aus Auch in der Betriebsphase, in der die Instandhaltung die primäre Rolle spielt, rechnet sich die frühe Einbindung von professionellen Industrieserviceanbietern. Wer die Anlage seit Planung und Errichtung kennt, weiß auch um die Optimierungsmöglichkeiten, wenn der Produktionsbedarf steigt und die Anlage diesem nicht mehr nachkommen kann. Demgemäß bleiben Anlagenverfügbarkeit und -effizienz durchweg auf hohem Level. Solche Modifizierungen erfolgen häufig als Einzelprojekte parallel zu einem geplanten Anlagenstillstand. Dies macht eine enge Abstimmung von Projekt- und Stillstandsteam zwingend erforderlich. Denn gerade Turnarounds sind in der Regel generalstabsmäßig vorbereitet, weil das Zeitfenster eng ist und oftmals Hunderte von Fachkräften Wartung, Inspektion und Instandsetzung ausführen. Deshalb ist es für den Kunden von großem Nutzen, wenn alle Leistungen aus einer Hand kommen. Die Koordination erfolgt über eine Schnittstelle, sprich: Der Kunde hat nur einen Ansprechpartner, was ihm die Kommunikation erleichtert und die Transparenz im Projektablauf erhöht. Ein weiterer Vorteil ist, dass so die Einhaltung der Sicherheits- und Qualitätsstandards nach internationalen Maßstäben gewährleistet ist. Die Vergabe von Instandhaltungsprozessen an einen externen Industrieservicepartner oder gar die komplette Auslagerung ermöglicht dem Anlagenbetreiber, sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren. Knowhow gibt der Kunde dadurch nicht aus der Hand. Im Gegenteil: Er gewinnt Fachwissen und Erfahrung dazu. International aufgestellte Anbieter von Industrieservice wie Bilfinger Berger Industrial Services sind regelrechte Know-how-Tanks, die Innovationen und Best Practices konzernweit austauschen und auf diese Weise ihren Die Anforderungen an Industrieanlagen bezüglich der Kosten und der Effizienz steigen: Professioneller Industrieservice trägt zur Optimierung bei. Fotos: Bilfinger Berger Schon in der Planungsphase einer Anlage werden die Weichen für den erfolgreichen Betrieb gestellt. Tobias Zaers, Bilfinger Berger Kunden bestmögliche Lösungen bei Aufbau, Betrieb und letztlich auch Rückbau ihrer Anlagen anbieten können. Davon profitieren auch Länder, in denen die Entwicklung und Implementierung von Instandhaltungskonzepten ebenso wenig State of the Art sind wie die Orientierung an internationalen Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Kunden in diesen Ländern auf die Position der Early Adopter zu heben, bringt diesen signifikante Wettbewerbsvorteile und erhöht nachhaltig den Stellenwert des Industrieservice rund um den Globus. *Tobias Zaers ist Leiter Corporate Technical Support der Bilfinger Berger Industrial Services Group Außen hui innen hui Gartner Neue Fassadentypen verbessern Heizung, Kühlung, Lüftung und Tageslichtnutzung Gläserne Fassaden sollen mehr Transparenz schaffen, aber auch den Energieverbrauch senken und den Komfort erhöhen. Neue Fassadentypen verbessern deshalb sowohl Heizung und Kühlung wie Lüftung und Tageslichtnutzung. Und sie integrieren erneuerbare Energien wie Geothermie, Nachtkühle oder Photovoltaik. Als erstes Bürogebäude der Welt wurde kürzlich Roche Diagnostics im Schweizer Rotkreuz mit der besonders energiesparenden Closed Cavity Façade (CCF) von Gartner eingekleidet. Die Quadratmeter große CCF- Fassade bei Roche Diagnostics ist eine geschlossene zweischalige Fassade mit einer inneren Dreifachverglasung und einer äußeren Einfachverglasung. Sie bietet einen erstklassigen Wärme-, Sonnen- und Schallschutz und kombiniert hohe Transparenz durch eisenoxydarmes Glas mit einem geringen Energieverbrauch. Da der Raum zwischen der inneren und äußeren Verglasung dauerhaft vor Witterungseinflüssen geschützt ist, können hocheffiziente Sonnenschutzanlagen auch zur Lichtlenkung verwendet werden. Alle Regelungseinheiten der CCF-Fassade sind wartungsarm ausgelegt. Fassaden mit verschiedenen Funktionen und in diversen Formen sind die Welt von Gartner: Die Firma aus Gundelfingen hat unter anderem die BMW Welt in München (r.) oder den Opernturm in Frankfurt (o.) ausgestattet. Ganz oben: Die Closed Cavity Façade bietet erstklassigen Wärme-, Sonnen- und Schallschutz. Fotos: Gartner Innovationen aus Gundelfingen Entwickelt wurde diese Fassadeninnovation von der Josef Gartner GmbH in Gundelfingen an der Donau, einem der weltweit führenden Fassadenbauer mit über Mitarbeitern. Zusammen mit der Fraunhofer-Gesellschaft hat Gartner die CCF-Fassade am Forschungsgebäude inhaus2 in Duisburg erprobt und zur Serienreife entwickelt. Mittlerweile baut Gartner weitere CCF-Fassaden für Objektbauten. Gartner-Fassaden prägen auch das Gesicht vieler Hochhäuser und architektonischer Highlights von Metropolen weltweit. In Deutschland zählen dazu der Neubau der Deutschen Börse, die Hochhäuser der Deutschen Bank und der neue Opernturm in Frankfurt am Main. Mit seinen Fassaden entwickelt das 1868 gegründete Unternehmen Schlüsseltechnologien zum nachhaltigen Bauen und hat über 300 Patente angemeldet erfand Gartner beispielsweise die Integrierte Fassade zum Heizen und Kühlen. Bei diesem Fassadentyp halten die Fassadenprofile nicht nur das Glas, sondern sind gleichzeitig Heiz- und Kühlflächen. Die Hohlprofile aus Stahl oder Aluminium führen Wasser, das erwärmt oder gekühlt werden kann. Die Elemente bilden einen geschlossenen Wasserkreislauf, der an das Hausheizungsnetz angeschlossen wird. Die Fassadenheizung selbst wirkt wie eine Niedertemperaturheizung und senkt damit wesentlich die Heizund Kühlkosten eines Gebäudes. Beispiele hierfür sind die Deutsche Börse oder die BMW Welt in München, bei der selbst Elektrokabel und Sprinklerleitungen in die Hohlprofile integriert sind. Die Firmenzentrale von Alki-Tech in Ingolstadt nutzt bei der Integrierten Fassade erneuerbare Energien wie Erdwärme. Wie eine zweite Haut In den 80er-Jahren hat Gartner die Zweite-Haut-Fassade zur natürlichen Belüftung von Hochhäusern wie beim Commerzbank-Hochhaus in Frankfurt entwickelt und erstmals angewendet. Diese zweischalige Fassade reduziert den Energieeintrag und sorgt mit ausgeklügelten Belüftungs- und Sonnenschutzsystemen im windgeschützten Fassadenzwischenraum für ein angenehmes Raumklima. Beim Verwaltungsgebäude von Swarovski im Schweizer Männedorf hat Gartner diesen Fassadentyp weiterentwickelt. Der Neubau am Zürichsee wirkt wie ein gläsernes Hufeisen. Trotz des hohen Glasanteils erfüllt das vierstöckige Gebäude so den sehr hohen Schweizer Energiestandard, bei dem auch der Energieverbrauch während der Betriebsdauer betrachtet wird. Neben einer besonderen Lichttransparenz der Verglasung zeichnet sich die Fassade durch einen elektrischen Sonnenschutz im Fassadenzwischenraum aus, um den Energieeintrag in den Sommermonaten zu reduzieren. Weitere Fassadeninnovationen von Gartner gewinnen Kühlenergie aus der Nachtauskühlung über integrierte Klimageräte oder integrierten Solarabsorber zur Warmwassergewinnung. Insbesondere in Dachbereichen setzt Gartner Photovoltaikelemente wie bei Novartis in Basel oder bei der California Academy of Science in San Francisco ein, die dem höchsten internationalen Nachhaltigkeitsstandard entsprechen und eine Platinumzertifizierung nach LEED (Leadership in Energy and Environmental Design of the US Green Building Council) erhielten. Denn in Dachbereichen kann die Sonneneinstrahlung am besten genutzt werden. Für senkrechte Fassaden bieten dagegen Geothermie und Nachtkühle Vorteile, da sie im Unterschied zur Sonneneinstrahlung jederzeit und an allen Gebäudeseiten zur Verfügung stehen.

8 8 Leichtbau Industrie & Märkte Abgespeckte Schwergewichte Siemens Schienenfahrzeuge gelten als umweltfreundlich das Potenzial ist aber noch lange nicht ausgereizt Von Henner Vogelsang und Heinrich Zeininger* Bei Schienen- und Kraftfahrzeugen führt jedes eingesparte Kilogramm zu einem niedrigeren Energieverbrauch. Auch die Umwelt profitiert davon, denn die Kohlendioxid-Emissionen sinken, Ressourcen werden eingespart und die Wirtschaftlichkeit steigt. Deshalb ist der Leichtbau die Konstruktionsmethode der Wahl. Ballungsräume setzen zunehmend auf den Schienen- bzw. öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Zwar gilt der Schienenverkehr als besonders umweltfreundlich, das heißt aber nicht, dass in diesem Bereich kein Einsparpotenzial vorhanden wäre. Gewichtsreduktion, Rückführung der Bremsenergie und wiederverwertbare Bauteile all diese Maßnahmen steigern die Umweltfreundlichkeit. Metrozüge von Siemens, die genau diese Ansprüche erfüllen, fahren seit über drei Jahren in Oslo. Moderne Metroflotte braucht viel weniger Energie Im Vergleich zu den Vorgängerzügen spart Oslos moderne Metroflotte rund 30 % Energie ein. Möglich macht dies der Leichtbau, bei dem modulare Konstruktionsbauteile für die Wagenkästen (sogenannter Rohbau) verwendet werden. Der Rohbau macht knapp ein Viertel des Gesamtgewichts eines Zugs aus. Bevorzugter Werkstoff der Kon s trukteure ist Aluminium: ein Material, das besonders leicht, crashtauglich und durch die industriell als Strangpressprofil gefertigten Halbzeuge kostengünstiger zu verarbeiten ist als Stahl. Die Inneneinrichtung der Osloer-Metrozüge besteht vor allem aus Glasfaser-Kunststoff (GFK), der sich durch eine hohe Stabilität und geringes Gewicht auszeichnet. Zudem sind knapp 95 % der Zug-Komponenten recycelbar. Das perfekte Zusammenspiel von Design, Konstruktion und Bauweise ist auch der Anspruch bei den Siemens- Hochgeschwindigkeitszügen. Verwirklicht wurde er beispielsweise beim Velaro, einer Weiterentwicklung des deutschen ICE 3. Mit einer Spitzengeschwindigkeit bis zu 350 Kilometer pro Stunde ist er einer der schnellsten Serientriebzüge der Welt und derzeit in Spanien, China und Russland im Einsatz. Der Velaro verbraucht umgerechnet 0,33 Liter Benzin pro Sitzplatz auf 100 Kilometer ein Volumen, das in eine herkömmliche Cola-Dose passt. Hier spielt neben dem Leichtbau auch die Aerodynamik eine große Rolle: Die Entwickler haben das windschnittige Neues Design, mehr Aerodynamik, weniger Energieverbrauch: Nicht nur im neuen ICE sorgen Materialien von Siemens für mehr Effizienz, sondern auch in der Metro von Oslo. Fotos: Siemens Verhalten durch Verkleidungen von Dachgeräten, Drehgestellen und Wagenübergängen optimiert. Das elektrische Bremssystem erlaubt eine Rückspeisung der Bremsenergie in das Netz, was Energie und Kosten spart. Damit sind aber die Optimierungsmöglichkeiten noch lange nicht erschöpft. Die Experten bei Siemens Corporate Technology (CT) arbeiten daran, die Leichtbauwerkstoffe weiterzuentwickeln. Vor allem der Flugzeug-, Fahrzeug- und Maschinenbau, die Bran chen Energieerzeugung (Windräder) und Medizintechnik (Patientenliegen) sind auf solche Werkstoffe angewiesen. Rotorblätter beispielsweise sollten auch einen Jahrhundertsturm überstehen, deshalb müssen die Faserverbundwerkstoffe besonders bruchfest sein und ihre Oberflächen Regen, Schnee und UV-Strahlung standhalten. Als Verstärkungsmaterialien für die Faserverbunde kommen Glas-, Kunststoff- oder Kohlefasern infrage. Diese lassen sich gut verarbeiten, haben ein geringes Gewicht und weisen eine hohe Festigkeit und gute Steifigkeit auf. CT möchte die Faserverbundwerkstoffe optimieren also eine bessere Verwindungssteifigkeit und Zähigkeit und idealerweise eine Leistungssteigerung zwischen 20 % und 30 % erreichen. Als Matrixmaterial bei der Herstellung der Faserverbunde sind Epoxydharze ideal. Um die Haftfähigkeit zwischen den Faserbündeln und -ebenen und damit ihre mechanischen Eigenschaften zu verbessern, greifen die Siemens-Forscher auf die Nanotechnologie zurück, indem sie beispielsweise sphärische Partikel wie Silica oder Kohlenstoff-Nanoröhrchen (Carbon Nanotubes CNT) in den Faserverbundstoff einfügen. CNT haben einen Durchmesser zwischen 1 und 50 Nanometern (nm). Das entspricht einem millionsten Millimeter. Zum Vergleich: Die menschliche DNA hat einen Durchmesser von rund 2 nm. Die CNT wirken als winzige Verbindungsbrücken und verstärken so den Zusammenhalt zwischen den Faserbündeln. Ein solch kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (CFK) ist zugfester als Stahl und leichter als Aluminium. Bei den faserverstärkten Kunststoffen ist bislang der Automatisierungsgrad in der Produktion recht niedrig. Im Verbundprojekt CarboAir entwickelt Siemens gemeinsam mit zahlreichen Unternehmen und Forschungsinstitutionen neben den neuartigen Faserverbundwerkstoffen auch entsprechende Herstellverfahren für die Serienproduktion in den oben erwähnten Branchen. *Henner Vogelsang verantwortet bei der Geschäftseinheit Mobility von Siemens Industry die Konstruktion und Entwicklung von Wagenkästen für Schienenfahrzeuge, Heinrich Zeininger ist Program Manager für Polymer Coatings and Composites bei Siemens Corporate Technology Von Daniel G. Medhin Über den Wolken zählt jedes Gramm Rehau Die Oberfranken bringen ein neues Leichtbau-Material für Flugzeuge auf den Markt Zu Wasser, zu Land und in der Luft: Die Produkte des Polymerspezialisten Rehau sind heutzutage in jedem Lebensbereich zu finden. Das Portfolio der Oberfranken konzentriert sich auf Lösungen für energieeffizientes Bauen, Wassermanagement und Infrastruktur; als jahrzehntelanger Entwicklungspartner der Automobilindustrie beschäftigt Rehau sich aber auch intensiv mit dem Thema Mobilität von morgen. Vor rund 15 Jahren hat sich das Unternehmen, das weltweit etwa Menschen an 170 Standorten beschäftigt, aufgemacht, den Himmel zu erobern. Heute beliefert Rehau namhafte Flugzeughersteller wie Airbus mit Einrichtungsgegenständen für den Kabinen-Innenraum. Da über den Wolken jedes Gramm zählt und sich schon kleinste Gewichtsreduzierungen wohltuend auf die Ökobilanz und die Kassen der Fluglinien auswirken, sind alle Hersteller kontinuierlich bemüht, das Gewicht ihrer Metallvögel zu reduzieren. Auch die Nordbayern verfolgen schon seit Längerem das Thema Leichtbau und drehen das Innovationsrad in dieser Hinsicht immer weiter. Das jüngste Kind der Rehau-Produktfamilie heißt Rau-Flight. Das neue Material befindet sich gerade in der Einführungsphase und soll im Bereich der Gepäckablage, bei Teppichkanten sowie Abdeckungen zum Einsatz kommen. Rau-Flight zeichnet sich durch ein deutlich geringeres Gewicht aus bei gleicher Festigkeit und Flammwidrigkeit. Das ist besonders wichtig, da gerade im Flugverkehr die Materialien starken Belastungen ausgesetzt sind und hohen Sicherheitsanforderungen genügen müssen. So werden die meisten Einrichtungsgegenstände eines Jumbojets aus sogenannten Hochtemperatur-Thermoplasten gefertigt, die bei über 350 Grad Celsius verarbeitet werden. Diese Kunststoffe sind nicht brennbar und setzen bei Kontakt mit Feuer keine toxischen Gase frei dementsprechend teuer sind sie folglich. Auch Rau-Flight besteht aus solchen Spezialkunststoffen, die jedoch durch einen innovativen High-Performance- Füllstoff aufgewertet werden. Über ihr Netzwerk zu Zulieferern und Universitäten kam die F & E-Abteilung der Oberfranken mit Hohlglaskugeln in Kontakt, die sich ideal für diesen Verwendungszweck eignen. Rund drei Jahre lang hat die Forschungsabteilung von Rehau getüftelt, um die Leichtmacher in den Kunststoff zu integrieren und ein entsprechendes Anwendungsgebiet zu definieren. Wir haben unsere Ergebnisse den Fachabteilungen vorgestellt und Wir haben unsere Ergebnisse den Fachabteilungen vorgestellt und die Ent wicklung ist dann ganz schnell in Richtung Flugzeugindustrie gegangen. Martin Sonntag, Rehau Materialentwicklung Martin Sonntag von der Rehau Materialentwicklung präsentiert stolz Rau-Flight ein Material, das Flugzeuge noch leichter macht. Fotos: Rehau die Entwicklung ist dann ganz schnell in Richtung Flugzeugindustrie gegangen, erklärt Dr. Martin Sonntag, Mitarbeiter aus dem Bereich Materialentwicklung. Für die Herstellung von Rau-Flight werden die mikroskopisch kleinen Glaskugeln und die Polymere miteinander vermengt, aufgeschmolzen und anschließend unter Druck in die entsprechende Form gebracht. Obwohl die Kugeln sehr stabil sind, lag die große Herausforderung bei diesem Verfahren darin, den Druck so zu kontrollieren, dass sie nicht brechen. Sonst würde man den Gewichtsvorteil verlieren, weil am Ende keine Hohlräume mehr im Kunststoff vorlägen, erklärt Sonntag. Eine weitere Schwierigkeit war es, das Füllmaterial gleichmäßig in den Kunststoff einzuarbeiten. Bei einem Griffleistensystem mit einem Gesamtgewicht von 48 Kilogramm können beispielsweise mit Rau-Flight rund fünf Kilogramm eingespart werden. Würden 100 Kilogramm eines herkömmlichen Kunststoffs bei einem A320 durch das innovative Rehau-Produkt ersetzt, würde sich der Treibstoffverbrauch um etwa Liter pro Jahr reduzieren. Vielleicht dauert es gar nicht mehr allzu lang, bis Passagiere ihr Handgepäck in Fächern aus Rau-Flight verstauen werden. Derzeit befindet sich Rehau mit seinem neuen Material in der Akquise- Phase. Allerdings ist die Flugzeugindustrie von sehr langen Lebenszyklen geprägt und bestehende Baureihen werden nur wenig modifiziert. Die Boeing 747 ist beispielsweise seit 1969 nahezu unverändert am Himmel unterwegs. Neue Werkstoffe werden meistens nur dann an Bord geholt, wenn neue Flugzeuggenerationen geplant werden. Erhält man jedoch den Zuschlag, hat man die Chance, über viele Jahre dabei zu bleiben, erklärt Sonntag, der sehr zuversichtlich ist, dass sich Rau-Flight schon bald wirtschaftlich auszahlen wird, da einige Hersteller bereits Interesse an der Neuentwicklung der Oberfranken bekundet haben.

9 Industrie & Märkte 9 Leichtbau Härter als Stahl leichter als Aluminium SGL Carbon Autos, Windräder, Flugzeuge Carbonfasern werden bald überall eingesetzt Das Auto der Zukunft: 2013 wird das Megacity Vehicle auf den Markt kommen, das maßgeblich aus Carbonfasern bestehen wird. Foto: BMW Ein besonderer Stoff mit besonderen Fähigkeiten: Carbon. Wie das schwarze Gold so manche Zukunftstechnologie entscheidend voranbringt, erläutert Jürgen Köhler, Vice President der Business Unit Carbon Fibers & Composite Materials, in der viele dieser Aktivitäten von SGL Carbon gebündelt sind. Die Fragen stellte WiKu Redakteur Daniel G. Medhin. : Carbon gilt als einer der Stoffe der Zukunft. Was ist das Besondere an diesem Material und welche Vorteile weist es im Vergleich zu anderen Stoffen, etwa Aluminium oder Stahl auf? Jürgen Köhler: Einige Besonderheiten der Carbonfaser lassen sich gut erläutern: Die Feinheit: Eine Carbonfaser ist zehn Mal dünner als ein menschliches Haar. Um diese überhaupt weiterverarbeiten zu können, fassen wir entweder oder Carbonfasern zu einem sogenannten Faserbündel zusammen. Sie reichen auf einer einzigen Acht-Kilogramm-Spule aufgewickelt drei Mal um die Erde. Die Steifigkeit und Festigkeit: Im Vergleich zu Aluminium ist Carbonfaserverstärkter Kunststoff (CFK) 40 % leichter als Aluminium und 80 % leichter als Stahl, bei einer höheren Steifigkeit und Festigkeit. Die Ermüdungsfestigkeit und Schadentoleranz: Die CFK-Bauteile haben eine hohe Ermüdungsfestigkeit und Schadenstoleranz und können sehr viel Energie aufnehmen und vernichten, zum Beispiel beim Crash (Rennauto). WiKu: Was ist die Grundlage von Carbonfasern und wie werden sie hergestellt? Wie aufwendig ist die Produktion? Köhler: Der Rohstoff (Precursor) für Carbonfasern ist eine Kunststofffaser, die auf Erdöl basiert: Polyacrylnitril (PAN). PAN wird danach in einem Hochtemperaturprozess bei bis zu Grad Celsius carbonisiert. Danach liegt fast reiner Kohlenstoff vor. WiKu: Seit wann gibt es Carbonfasern eigentlich und seit wann finden sie eine breitere Anwendung? Köhler: Die Carbonfaser findet erst seit etwa 40 Jahren größeren Einsatz, Wegbereiter waren der Flugzeugbau und Militäranwendungen; danach erfolgte eine schnelle Verbreitung in Sportartikeln und nun zunehmend in sogenannten industriellen Bereichen wie Windkraftanlagen, Druckbehältern und im Automobilsektor. WiKu: Vor allem im Automobilbereich gilt Carbonfaser als der Stoff, der die gesamte Branche revolutionieren könnte. Sie kooperieren für das Megacity Vehicle (MCV) eng mit BMW. Welche Rolle spielt Carbon bei diesem Projekt und welche könnte es in Zukunft für die gesamte Branche spielen? Köhler: Wir haben mit BMW das Joint Venture SGL Automotive Carbon Fibers gegründet wird die BMW Group das MCV auf den Markt bringen, das maßgeblich aus CFK besteht. Mit der Gründung des Joint Ventures haben wir gemeinsam mit der BMW Group einen Meilenstein für den Einsatz von Carbonfasern im industriellen Maßstab in der Automobilindustrie gesetzt. Carbonfasern übernehmen damit erstmals eine bedeutende Rolle in der automobilen Serienproduktion. CFK wird mit Sicherheit im Material-Mix im Automobilbau schnell wachsen. Der Trend zum Leichtbau startet gerade erst richtig. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Elektromobilität, die nicht zuletzt wegen der schweren Batterien und der Fahrdynamik Gewichtseinsparungen verlangt. WiKu: Inwieweit könnten Carbonfasern dazu beitragen, dem Elektromotor zum Durchbruch zu verhelfen? Köhler: Carbonfaserbasierte Werkstoffe helfen, das Mehrgewicht von Batterien zu kompensieren, und sind somit von zentraler Bedeutung für die Elektromobilität. WiKu: Damit sind die Einsatzmöglichkeiten des Materials aber noch lange nicht erschöpft. Welche gibt es noch? Köhler: Weitere wesentliche und schnell wachsende Anwendungsgebiete sind wie bisher die Flug zeug- und Verteidigungsindustrie, In einigen Jahren wird die Automobilindustrie der mengenmäßig größte Anwender von Carbonfaser- Materialien sein. die Windenergie, die Bauindustrie und viele andere Industriebereiche. WiKu: Können Sie vielleicht eines dieser Beispiele näher erläutern? Köhler: Nehmen wir als Beispiel die Windenergie: Die Rotorblätter haben heute Längen von etwa 45 bis 50 Metern. Mechanisch sind diese Rotorblätter (2,5 Megawatt) noch mit Glas faser-verbundwerkstoffen stabilisiert. Derzeit werden Fünf- Mega-Watt-Anlagen mit Rotorblätterlängen von über 60 Metern und Rotordurchmessern von 120 bis 130 Meter eingeführt. Durch das relativ hohe Gewicht und die geringere Steifigkeit stößt man hier mit Glasfasern an die Grenzen. Carbonfasern sind daher aufgrund ihrer Leichtigkeit und hohen Steifigkeit eine geeignete Lösung; gerade bei Offshore- An wendungen müssen die Rotorblätter möglichst stabil sein, um auch größten mechanischen Belastungen standzuhalten und sich nicht durchzubiegen. Mit SGL Rotec haben wir ein Joint Venture, das Hightech-Rotorblätter speziell für Offshore-An lagen mit Rotordurchmessern über 60 Metern anbietet. WiKu: In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für Carbon? Köhler: Traditionell in der Luftfahrtindustrie und zunehmend im Bau von Windkraftanlagen. In einigen Jahren wird aber die Automobilindustrie der mengenmäßig größte Anwender von Carbonfaser-Materialien sein. WiKu: Die SGL Group ist einer der weltweit führenden Hersteller von Carbon. Wie bewerten Sie die geschäftliche Entwicklung Ihres Unternehmens in der jüngsten Vergangenheit? Köhler: Eine breite Basis an Technologien, Know-how und Produkten sowie eine global Ausrichtung haben der SGL Group geholfen, als Gewinner aus der Krise hervorzugehen. Die SGL Group hat ihre globale Position gestärkt und wird weiterhin ihren Fokus auf die Wachstumsmärkte und -regionen legen. WiKu: Was sind wichtige Märkte für Ihr Unternehmen? Köhler: Die Stahl-, Aluminium-, Wind-, Solar-, Automobil-, Luftfahrt- und die chemische Industrie. WiKu: Welche Zukunftsprojekte und Ziele verfolgt Ihr Unternehmen? Köhler: Einige unserer wichtigsten Zukunftsprojekte, die wir hier nennen möchten, wären zum Beispiel das Megacity Vehicle, der 2013 auf den Markt kommende BMW i3. Die SGL Ampelmann GmbH Barcelona Budapest Genf Carbonfasern sind zehn Mal dünner als ein menschliches Haar und werden zu Bündeln aus oder Fäden zusammengefasst. Fotos: SGL Carbon Hamburg Köln Madrid Moskau München people performance technology Group liefert hier durch ihr gemeinsames Joint Venture mit der BMW Group, der SGL Automotive Carbon Fibers, Carbonfaser und Carbonfasergelege für den BMW i3. Mit diesem Projekt werden erstmals Carbonfasermaterialien in der Großserienfertigung eingesetzt. Um auch zukünftig die Expansion unserer Kunden in den Wachstumsmärkten Solarenergie, Halbeiter und LEDs weiterhin begleiten zu können, werden wir unsere Iso-Graphit-Produktion erweitern. Als ein drittes Beispiel möchte ich hier die Fertigstellung unseres Graphit- und Elektrodenwerks in Banting, Asien, nennen. Banting wird zu einem vollintegrierten Carbon- und Graphit-Hub und zum zentralen Standort innerhalb unseres globalen Produktionsnetzwerks und weltweit die kostengünstigste Anlage in der Industrie. Stuttgart Wien Zürich PERSONAL2011 Fachmessen für Personalmanagement Der Trend zum Leichtbau startet gerade erst richtig, sagt Jürgen Köhler, Vice President der Business Unit Carbon Fibers & Composite Materials bei der SGL Carbon April, Hamburg April, München In München zeitgleich mit: CORPORATE HEALTH CONVENTION FACHMESSE FÜR BETRIEBLICHE GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND DEMOGRAFIE

10 10 Industrie & Märkte Immer einen Schritt voraus Personal2011 Messe gastiert zum ersten Mal auch im Norden Deutschlands Kleine Wasserspeicher Geohumus Granulat verbessert Böden Gutes Personal zu finden und zu fördern steht derzeit auf der Agenda von Unternehmen ganz oben, denn die Wirtschaft boomt. Im Hinblick auf den demografischen Wandel könnte sich diese Situation zum Dauerzustand auswachsen. Wie Personalarbeit vor diesem Hintergrund die Zukunftsfähigkeit von Betrieben unterstützen kann, zeigen die beiden Frühjahrsmessen Personal2011 Nord (Hamburg) und Süd (München). Es geht darum, das gesamte Erwerbspotenzial in Deutschland besser zu nutzen, ist Prof. Stephan Kaiser von der Universität der Bundeswehr München überzeugt. Der Keynote-Speaker auf der Personal2011 Süd spielt damit nicht nur auf Themen wie Frauenförderung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie an. Unternehmen müssen auch ihren Alterskorridor vergrößern nach unten ist das fast noch wichtiger als nach oben, so Kaiser. Die Bologna-Reform und die verkürzte Studienzeit des Bachelor-Studiengangs seien zwar der erste Schritt. Aber da viele Studierende zusätzlich Masterstudiengänge belegten, ergebe sich faktisch eine Studienzeitverlängerung. Personalentscheider sollten deshalb sinnvolle Karrierepfade entwickeln, damit Bachelor-Absolventen ins Unternehmen gehen und dann berufsbegleitend ihren Master machen, fordert der Experte für Personalfragen. Insgesamt gelte es, die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhöhen. Die Schwierigkeit dabei: Die Anforderungen der Arbeitswelt steigen Networking: Bei der Personal2011 kann man Erfahrungen sammeln, wie man am besten den Herausforderungen der Zukunft begegnet. Foto: Personal2011 laut Kaiser heute nicht mehr nur langsam und kontinuierlich, sondern nahezu sprunghaft. Das Personalmanagement sollte solche Themen als Seismograph vorhersehen und entsprechend vorbereiten, so Kaiser. Trägheit bei Social Media Doch Personalverantwortliche legten dabei bisweilen eine gewisse Trägheit an den Tag so etwa beim Thema Social Media. Personaler konzentrierten sich darauf, wie sie soziale Netzwerke im Internet wie Facebook und Xing für das Recruiting nutzen könnten. Die meisten ignorierten aber noch, dass damit auch Open Innova tion möglich wäre: indem Unternehmen Leistungspotenziale von Kunden oder Experten in den Wertschöpfungsprozess integrieren. Doch es gibt auch Ausnahmen von der Regel, wie die Otto GmbH beweist. Das Handelsunternehmen setzt Social Media ausgiebig ein, zum Beispiel für das Ideenmanagement. In Foren und Online-Räumen können Mitarbeiter Ideen diskutieren. In Blogs zu Themen wie IT oder Mode haben auch Externe die Möglichkeit, sich in die Ideenentwicklung einzubringen. In dem Keynote-Vortrag New Age HR: Personalmanagement im Digitalen Zeitalter stellt Michael Picard, Direktor Personal bei Otto, auf der Personal2011 Nord in Hamburg seine Arbeit vor. Wir schauen uns genau an, wie sich die technologischen Möglichkeiten, die Struktur der Bevölkerung und ihre Nachfrage entwickeln, so Picard. Daraus leiten wir ab, welche Produkte man überhaupt in fünf oder zehn Jahren nachfragen wird. Auch die Personalstrategie richte das Unternehmen danach aus. Einerseits zeigten diese Überlegungen, welche Qualifikationen zukünftig überhaupt gebraucht würden. Andererseits bedenke Otto, wo es entsprechende Mitarbeiter finden könne. Wir müssen uns sukzessive davon verabschieden, dass Arbeitsplätze immer an ein und demselben Standort geschaffen werden, meint Picard. Die moderne Technik ermögliche den Zusammenschluss von Experten auf der ganzen Welt. Schon heute übertrage das Handelsunternehmen größere Veranstaltungen wie Betriebsversammlungen übers Netz live oder in einem Zusammenschnitt, wenn manche Teilnehmer nicht selbst vor Ort sein könnten. Arbeitszeit und Arbeitsort würden bei Otto immer flexibler. Es gebe zunehmend virtuelle Teams und damit auch neue Herausforderungen für die Führungskräfte. Rund 130 Vorträge und Podiumsdiskussionen von und mit Ausstellern, Fachzeitschriften und Experten aus Wissenschaft und Praxis hat die Personal2011 Süd zu bieten, die vom 13. bis zum 14. April in München in die 12. Runde geht. Erstmals gastiert die Messe für die Personalarbeit in Unternehmen und Organisationen auch in Deutschlands Norden: Vom 6. bis zum 7. April feiert die Messe für Personalmanagement im Messe- und Kongresszentrum CCH in Hamburg Premiere. Schon die Erstveranstaltung wartet mit circa 70 Programmpunkten auf. Damit Personalverantwortliche in München und Hamburg vergleichbare Erkenntnisse gewinnen, setzt der Veranstalter auch auf ähnliche Programmpunkte. So referiert etwa Sabine Asgodom, die zu den bekanntesten Erfolgscoachs in Deutschland gehört, an beiden Standorten. Sie stellt den heißesten Trend in der amerikanischen Management-Psychologie vor: Flourishing wie Sie und Ihre Mitarbeiter aufblühen. Asgodom geht in dem Keynote-Vortrag der Frage nach, warum manche Unternehmen mehr Gewinne erarbeiten als andere und warum manche als Arbeitgeber beliebter sind. Neben der Management-Trainerin und Expertin für Potenzialentwicklung referieren auch der Führungskräftecoach Dieter Lange sowie der Priester und Hochschullehrer Prof. Thomas Schwartz in Hamburg und München als Key note-speaker. Trockenheit ist ein großes Problem in Afrika, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt. Die Firma Geohumus hat ein Produkt entwickelt, mit dem Wasser und Nährstoffe besser im Boden gespeichert werden können. Dafür wurde das Unternehmen mit der Dieselmedaille ausgezeichnet, die in Fachkreisen auch als Erfinder-Oscar bezeichnet wird. Über das Potenzial des neuen Stoffs sprach der mit Wulf Bentlage, dem Geschäftsführer von Geohumus. : Herr Bentlage, Warum benötigt man den Zusatzstoff Geohumus zur Wasserspeicherung? Wulf Bentlage: Die drohende Wasserknappheit ist eines der drängendsten Probleme der Menschheit in den kommenden Jahrzehnten. In ihrem Bericht Wasser in einer sich verändernden Welt warnt die UNO schon jetzt vor den dramatischen Folgen des Wassermangels, der sich durch den Klimawandel noch weiter verschärfen wird. Wasser wird insbesondere in der Landwirtschaft zur Bewässerung benötigt, um die Ernährung einer wachsenden Erdbevölkerung sicherzustellen. Dabei gibt es viele Regionen auf der Welt, in denen es entweder grundsätzlich zu wenig oder aber sehr unregelmäßig und zur falschen Zeit regnet. Umweltsünden wie das unkontrollierte Abholzen von ganzen Wäldern verschärfen das Problem zusätzlich, denn sie begünstigen Erosionsprozesse und führen dazu, dass der Boden das ohnehin knappe Wasser nicht mehr speichern kann es versickert stattdessen einfach ungenutzt im Erdreich. Der Wasser- und Nährstoffspeicher Geohumus ist ein Bodengranulat, das in geringer Menge in den Boden eingebracht wird und die Wasserspeicherung maßgeblich verbessert. WiKu: Wie genau funktioniert dieses Verfahren? Bentlage: Seit den 70er-Jahren ist die chemische Industrie in Deutschland intensiv mit der kommerziellen Nutzung von Polyacrylsäure (Hydrogel) beschäftigt. Moderne Babywindeln beinhalten diese auch als Superabsorber bekannte, völlig ungiftige, organische Substanz genauso wie Damenbinden, um Flüssigkeit aufzunehmen und als geleeartige Masse zu konservieren. Die Nutzung dieses Effekts im Agrarsektor liegt auf der Hand, denn hier versickern bis zu 80 % der Bewässerung ungenutzt im Erdreich. Doch eine kontrollierte Speicherung von Wasser im Boden durch Zugabe von Hydrogelen erwies sich lange Zeit als unmöglich, da das Granulat das Wasser zu schnell und fest absorbierte und nicht genug Flüssigkeit für Pflanzen im Boden beließ. Im Jahr 2003 gelang unserem Forscherteam schließlich der Durchbruch: Die chemische Verbindung von Polyacryl mit gemahlenem Lavagestein ermöglichte es, den ersten Mikronährspeicher für die landwirtschaftliche Nutzung herzustellen, der in seiner heutigen Form bis zum 40-Fachen seines Eigengewichts an Wasser aufnehmen und kontrolliert wieder an die Umgebung abgeben kann. Dadurch sind Wassereinsparungen von bis zu 50 % möglich. Darüber hinaus enthält Geo humus zusätzliche Nährstoffe und Mineralien, die das Pflanzenwachstum fördern. WiKu: Wo überall auf dem Globus kommt Ihr Produkt schon zum Einsatz? Bentlage: Geohumus produziert derzeit rund Tonnen des innovativen Bodenhilfsstoffs pro Jahr. Wichtige Märkte sind natürlich alle wasserarmen Regionen des Nahen und Mittleren Ostens, genauso wie Australien. Aber auch weite Teile der USA mit ihren teils extremen Klimastrukturen sind sehr interessiert an Verfahren zur Wasserspeicherung im Boden. Wir haben dort deshalb im vergangenen Jahr ein Tochterunternehmen gegründet. Wulf Bentlage von Geohumus bekam für seine Wasserspeicher die Dieselmedaille. Foto: Geohumus Morgendämmerung für eine echte Emanzipation Interview Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck über die Zukunft Nordafrikas nach dem politischen Umbruch Seit Jahrzehnten engagiert sich Rupert Neudeck in vielen Krisengebieten der Welt. Afrika ist ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Über die politische Lage und die wirtschaftlichen Perspektiven sprach der mit dem Gründer des Hilfskomitees Cap Anamur. : Herr Neudeck, die Bevölkerung im arabischen Raum begehrt gegen jahrzehntelange Unterdrückung auf. Sind Sie überrascht von der Heftigkeit? Rupert Neudeck: Nicht überrascht, aber erfreut. Die arabischen Völker wurden bei uns als die notorischen Hinterwäldler-Völker behandelt, die Aufklärung, Demokratie, Interesse am globalisierten Austausch erst lernen müssten. Jetzt erleben wir eine Entwicklung, die derjenigen in Europa durchaus ähnelt, die am 14. Juli 1789 begann. Ich bin überzeugt, dass das die wirkliche Emanzipation der Völker des arabischen, iranischen und des afrikanischen Raums mit seinen potenziell so initiativreichen Völkern einläutet. WiKu: In einigen Ländern, etwa Tunesien, ist die Wirtschaft und auch die Aktivitäten deutscher Unternehmen durch die aktuellen Ereignisse beeinträchtigt. Wann ist mit einer Normalisierung zu rechnen? Neudeck: Wir sind immer noch eher gelähmt als erfreut über diese Entwicklung. Die Tourismuswirtschaft, etwa die Fluglinien, sollten längst wieder in Tunesien wie auch in Ägypten sein und ihre touristischen Aktivitäten erweitern. Denn jetzt gibt es bessere Voraussetzungen als vor Ben Ali und Mubarak. Ich bin der Ansicht, dass wir auf viel günstigere Ausgangsdaten kommen, wenn diese Völker sich endlich selbst regieren. Zudem bin ich davon überzeugt, dass die Zukunft der europäischmaghrebinischen Wirtschaftszone, um das Mittelmeer gleichsam wie um einen Tisch herum, erst jetzt beginnen kann. Es wird eine ganz neue Zone von wirtschaftlichen Giganten entstehen, und die deutsche Wirtschaft wird sagen können, dass sie dabei gewesen ist. Die einstige Kolonialzeit werden wir erst jetzt mit Rupert Neudeck hat Afrika ausgiebig bereist und zeichnet ein differenziertes Bild des Kontinents. Foto: Neudeck emanzipierten Völkern und Gesellschaften überwinden und hinter uns lassen. WiKu: Sie kennen Afrika gut: Welche Länder sind politisch am stabilsten? Neudeck: Zu fragen, welche Länder am stabilsten sind, setzt ja voraus, dass es die Normallage der stabilen Länder gäbe. Dies gibt es aber in der Regel noch nicht. Es gibt im Norden die Maghreb-Staaten, die zumindest eine wirtschaftliche Entwicklung aufweisen, die sich sehen lassen kann. Ähnliches gilt für die Republik Südafrika. Daneben gibt es das vom internationalen Währungsfonds und der Weltbank einhellig gelobte Land Bots wana, das seine Bevölkerung an dem Ausbau der Rohstoffvorkommen beteiligt, sowie die Insel Mauritius. Tertium non datur (Anm. der Red.: lat. für Ein Drittes ist nicht gegeben ). Ich würde fünf, sechs Länder hinzuzählen, in denen sich eine gewisse Stabilität entwickelt hat, die aber noch nicht bedeutet, dass sich in diesen Ländern die Errungenschaften eines Rechts- und Sozialstaates und einer Art von Demokratie etabliert haben. Das wären Ghana, Mali und Burkina Faso in Westafrika sowie Tansania, Ruanda und Uganda im Osten Afrikas. WiKu: Welche Branchen entwickeln sich auf dem Schwarzen Kontinent besonders schnell? Neudeck: In ganz Afrika entwickeln sich zwei bis drei Branchen sehr rasch und könnten sich zu Erfolgsgeschichten entwickeln: Einmal die Mobilfunk-Industrie, die einen rasanten Siegeszug durch alle Gebiete, selbst durch die failed states, angetreten hat. Man schätzt, dass von 970 Mio. Afrikanern schon 300 Mio. Handy-Besitzer und -Nutzer sind. Die zweite Industrie zielt auf die oberen 10 % aus allen Ländern, die gerne im afrikanischen Kontinent herumfliegen. Galt es vor 30 Jahren noch als Gesetz, dass man zwischen den Hauptstädten afrikanischer Länder nicht direkt hin- und herfliegen konnte, so haben insbesondere die großen boomenden Airlines dieses Gesetz aufgehoben. Das ist die Ethio pian Airlines mit einem täglichen Flug von Frankfurt nach Addis Abeba und mit Flügen in alle Richtungen Afrikas. Das ist die Kenya Airways, die nach der Kooperation mit der KLM einen großen Aufschwung genommen hat. In Westafrika ist es die fulminant zuverlässige Air Maroc, die nicht nur ganz Westafrika verlässlich bedient, sondern auch die Metropolen der westlichen und südostasiatischen Welt. Der dritte Industrie- und Wirtschaftszweig harrt noch seiner Entdeckung. Wenn afrikanische Eliten erst einmal die Überlegenheit ihrer Witterung und Sonneneinstrahlung für die Photovoltaik erkannt haben, wird das die dritte große Branche sein, die auch ihre eigene Produktion, ihren eigenen Marktanteil und ihre Exporte organisieren wird.

11 Innovationen & IT 11 Feuerwerk neuer Produkte ABB Technologiekonzern stellt auf der Hannover Messe unter anderem ein Weltrekordkabel für die Anbindung von Offshore-Windparks vor Von Klaus G. Wertel Die auch noch im Jahr 2010 deutlichen Spuren der Wirtschaftskrise in den Büchern der ABB Group haben das Tempo der Entwicklungs arbeit des weltweit tätigen Technologiekonzerns nicht gebremst: Auf der Hannover Messe 2011 (4. bis 8. April) präsentiert ABB wieder ein Feuerwerk neuer Produkte und Verfahren Schwerpunkte sind die Energie- und die Automationstechnik. Die Innovationen von heute sind die Umsätze von morgen, wird Peter Smits, Vor standsvorsitzender der ABB AG (Deutschland) und Leiter der Region Zentraleuropa der ABB Group, nicht müde zu versichern. Einen Teil dessen, was im deutschen ABB-Entwicklungszentrum Ladenburg und in den Labors anderer ABB-Teilunternehmen in den vergangenen Monaten zur Serienreife entwickelt und für die Hannover Messe vorbereitet wur de, zeigte die ABB AG vorab bei einem Technik-Pressetag in Heidelberg. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über den dringenden Ausbaubedarf in den Netzen der europäischen Stromfernleitungen wird beispielsweise ein von ABB in Hannover vorgestelltes Weltrekordkabel für die Hochspanungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) besondere Beachtung finden: Mit 320 Kilovolt und 800 Megawatt liegen die Spannungs- und Leistungsdaten des neuen Kabels um rund ein Drittel über den bislang stärksten HGÜ-Verbindungen. Erstmals zum Einsatz kommt das neue Kabel beim Anschluss des rund 80 Kilometer vor der Nordseeküste im Aufbau befindlichen Windparks Borkum West II an das deutsche Hochspannungsnetz. Große Hoffnungen setzt ABB darauf, endlich auch in Mitteleuropa den Durchbruch für die im Konzern seit vielen Jahren zu immer höherer Leistungsfähigkeit entwickelte, in Asien Die Innovationen von heute sind die Umsätze von morgen. Peter Smits, Vorstandvorsitzender der ABB AG (Deutschland) und Amerika sowie weltweit bei Seekabeln auch längst bewährte HGÜ- Technik zu erreichen: Die Hochspannungs-Gleichstromtechnik bietet als einzige Übertragungstechnologie die Möglichkeit, den beispielsweise von Windstromanlagen an und vor den Küsten erzeugten Strom verlustarm über weite Entfernungen zu den industriellen Verbrauchszentren zu bringen, so begründet Thomas Worzyk, Technischer Leiter für HGÜ-Projekte bei ABB Schweden in Karlskrona, die Erwartung, dass der in Deutschland und anderswo in Europa dringende Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten in der Strom-Fernübertragung auch landseitig zum Bau von HGÜ-Leitungen führen wird. In China und in Südamerika hat ABB mehrere HGÜ-Verbindungen von jeweils mehr als Kilometern Länge installiert. So sind beispielsweise die Kraftwerke des chinesischen Drei- Schluchten-Damms per HGÜ-Technik mit Shanghai und anderen Industriezentren verbunden. Die mit mehr als 500 Kilometern bislang längste HGÜ- Verbindung in Europa wurde von ABB im Jahr 2010 als Seekabel zwischen Norwegen und Holland verlegt. In Deutschland wurden bisher nur Verbindungen zwischen Offshore-Windparks und küstennahen landseitigen Umspannstationen mit dieser Technik verlegt. So hat ABB beispielsweise den derzeit noch im Bau befindlichen Windpark Bard Offshore 1 per HGÜ mit dem Festland verkabelt mit rund 200 Kilometern die weltweit bisher längste Verbindung eines Offshore- Windparks mit dem landseitigen Hochspannungsnetz. Auch eine zweite, in Hannover präsentierte ABB-Neuheit hat mit dem wachsenden Anteil der Erneuerbaren, aber auch mit der starken Schwankungen unterworfenen Stromerzeugung zu tun: Das Power Converter System PCS 100 soll teilweise in Verbindung mit Energiespeichern und Hilfsgeneratoren für eine stabile Spannung im Netz sorgen. Mit Reaktionszeiten von fünf bis zehn Millisekunden genüge PCS 100 auch strengsten Anforderungen empfindlicher Anwendersysteme und den in jüngster Zeit deutlich verschärften Auflagen der Netzbetreiber (Grid- Codes) hinsichtlich der Qualität des von EEG-Anlagen ins Netz eingespeisten Stroms, versicherte Ralph Hoffmann, bei der ABB Schweiz AG verantwortlich für das Projekt PCS 100. Für den industriellen Einsatz konzipiert ist die PCS-100-Version AVC (Active Voltage Conditioner): Das System biete, so Hoffmann, eine extrem schnelle und vollständige Ausregelung von Einbrüchen der Spannung auf bis zu 70 % Restspannung. Geringere Schwankungen können im Dauerbetrieb kontinuierlich mit 99 % Effizienz ausgeregelt werden. Bei einem längeren oder erheblichen Spannungsabfall soll PCS 100 die Zeit bis zum Hochfahren der Notstromversorgung überbrücken. Das Weltrekordkabel: ABB verlegt derzeit ein Hochsee-Kabel in der Nordsee, bei dem erstmals eine Spannung von 32o Kilovolt erreicht wird. Damit sollen mehrere Offshore- Windparks an das deutsche Stromnetz angeschlossen werden. Fotos: ABB Deutschland Ein weiteres ABB-Exponat für die Hannover Messe ist ebenfalls für den Einsatz im Bereich der Erzeugungsanlagen erneuerbarer Energien entwickelt worden: Das neue Überwachungsrelais CM sorgt für eine sichere Abschaltung von EEG-Anlagen etwa im Fall eines Anlagendefekts, eines Netzausfalls oder einer Netzabschaltung und verhindert auf diese Weise Schäden in den Anlagen oder eine nicht gewollte Einspeisung von Strom in ein abgeschaltetes Netz. Statt einer Abschaltung der Anlage kann auch nur eine Trennung vom allgemeinen Stromnetz erfolgen um auf diese Weise, etwa bei Stromausfall im öffentlichen Netz, einen Inselbetrieb mit dem Strom aus Eigenerzeugung sicherzustellen. Doppelter Nutzen Einen zweiten Schwerpunkt der ABB- Innovationen 2011 bilden Komponenten der Automationstechnik. Unter anderem präsentiert das Unternehmen in Hannover eine neue Generation von Durchfluss-Messgeräten mit erweiterten Diagnosefunktionen samt der dazu gehörenden Diagnose-Software. Neue Mess- und Analyse-Funktionen des ProcessMaster FEP 500 sind beispielsweise das Erkennen der Bildung von Belägen innerhalb des Durchflusssystems, die Messung von Gasblasen oder die Feststellung der Veränderung der Leitfähigkeit in der Anlage. Die Software ScanMaster unterstützt die Überwachung und Steuerung der Systeme, auch die Dokumentation der Messwerte. Cornelia Giebenhain-Wagner, Projektverantwortliche bei der ABB Automation Products GmbH, sieht in den verbesserten Systemen gleich einen doppelten Nutzen: Die Erweiterung der Diagnosefunktionen dient sowohl dem Schutz der Anlagen etwa von Pumpen vor Trockenlauf als auch der Sicherung einer gleichbleibenden Produktqualität. Gleichstrom-Kabel Der Vorteil der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung gegenüber Drehstrom-Leitungen liegt vor allem im wesentlich geringeren Transportverlust: Bei herkömmlicher Technik muss man bei einer Strecke von Kilometern je nach Spannungsstufe mit 7 % bis 10 % Verlust rechnen bei Gleichstrom sind dies lediglich 3 % bis 3,5 %. Weitere Pluspunkte: Freileitungen sowie Erd- und Seekabel in Gleichstromtechnik sind einfacher aufgebaut und leichter, deshalb sind sie auch kostengünstiger. Die Wechselstrom-Systeme verlangen mindestens drei leitende Stränge. Bei Gleichstrom sind es nur zwei Stränge, bei Nutzung der Erde als zweitem Pol ist es sogar nur einer. Bei Seekabeln kommt hinzu, dass die Abschirmung von Wechselstromleitungen ungleich aufwendiger und teurer ist als bei Gleichstromkabeln. Adressermittlung mit wenigen Mausklicks SAF Connect Neue Software nimmt unzustellbaren Poststücken den Schrecken Auf der Messe E-world energy & water, die vom 8. bis zum 10. Februar 2011 in Essen stattfand, wurde am Stand der SAF Forderungsmanagement GmbH das neue Produkt SAF Connect für SAP vorgestellt. Entwickelt wurde es gemeinsam mit der Soplex Consult GmbH, die ebenfalls auf dem Stand vertreten war. Die Innovation stieß auf reges Interesse der Fachbesucher, handelt es sich doch um ein neues Softwareprodukt zur Integration des SAF-Service Adressermittlung in SAP. Das positive Feedback vieler Fachbesucher auf unser Softwareprodukt hat unsere Erwartungen übertroffen, freute sich Soplex- Geschäftsführer Wolfgang Donko. Kamen bisher Poststücke als nicht zustellbar zurück, war dies der Albtraum vieler Unternehmen. Denn selbst bei Einsatz neuester SAP-Technologie war die Ermittlung der aktuellen Adresse extrem zeit- und kostenaufwendig und band dringend benötigte Ressourcen. Jede Anfrage bei SAF musste manuell zum Beispiel via Internet vorgenommen werden. Informationen wurden in SAP umständlich nachgepflegt. Alle weiteren Folgeprozesse wie Mahnsperren und Wiedervorlage waren ebenfalls nur von Hand möglich. saf und soplex Die SAF Forderungsmanagement GmbH mit Sitz in Heidelberg wurde 1996 als Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom AG gegründet. Zusammen mit der accumio finance services gmbh aus Hannover bildet sie den SAF Unternehmensverbund, dessen Dienstleistungsangebot Bonitätsprüfungen, Adressermittlungen sowie Inkasso umfasst. Die Soplex Consult GmbH ist ein Systemhaus und Beratungsunternehmen mit Sitz in Berlin. Sie ist Spezialist für das Kredit- und Forderungsmanagement mit SAP und bietet seit zehn Jahren Softwarelösungen für das gesamte Debitorenmanagement an. Die SAP-Add-in-Software schließt eine Lücke, indem der gesamte Prozess der SAF-Adressermittlung direkt in SAP durchgeführt werden kann, denn sie stellt eine Online-Anbindung an die SAF-Datenbank her. Dabei verwaltet SAF Connect die Informationen in SAP, stellt sie übersichtlich dar und verknüpft die Daten automatisiert mit dem Debitor oder Kreditor. Die Vorteile liegen auf der Hand: Integrierte Auf der langen Suche nach der richtigen Anschrift: Kam im Unternehmen Post als unzustellbar zurück, band die korrekte Adressermittlung bisher viele Ressourcen selbst beim Einsatz neuester SAP-Technologie. Jetzt gibt es dafür eine Lösung. Workflowfunktionen steuern die Aufgaben für den Sachbearbeiter, Auswertungen können auf Knopfdruck mit dem SAF Connect Reporting gezogen werden und SAP-Tabellen werden automatisch aktualisiert und ergänzt. Damit stellt SAF Connect eine echte Unterstützung für jedes Unternehmen dar: Der manuelle Anteil wird erheblich reduziert, denn der Nutzer bekommt mit nur wenigen Mausklicks die ermittelte Neuadresse direkt in sein System. Zudem gelingt die Verwaltung von SAF-Informationen durch einfaches Handling in SAP und nicht zuletzt werden Kosten eingespart. Die Fachbesucher am Stand der SAF würdigten den Nutzen des neuen Produkts: Diese Software ist eine echte Unterstützung. Damit wird der manuelle Aufwand ja erheblich reduziert. Ein anderer Messeteilnehmer erklärte: In unserem Unternehmen beschäftigt sich eine Mitarbeiterin nur mit Adressermittlungen und allen damit einhergehenden Tätigkeiten. Die wird sich über diese Anwendung am meisten freuen.

12 12 Aktienspiegel Die Dax-Werte Dax vom , , 4 8 Unternehmen letzte Hoch Tief Dividende (52 Wochen) Adidas 0,35 46,50 45,49 48,89 48,36 46,87 45,41 40,17 41,56 51,55 35,20 Allianz* 4,10 104,40 110,45 88,93 84,50 90,04 82,90 80,94 89,10 108,85 75,82 BASF* 1,70 60,26 56,18 59,70 57,50 52,28 46,26 41,64 44,81 61,88 39,94 Bayer* 1,50 56,18 53,86 55,30 55,95 53,62 51,15 48,18 44,12 59,17 43,27 Beiersdorf 0,70 43,50 40,02 41,53 44,73 46,81 44,90 42,19 45,45 49,36 39,67 BMW* 0,30 58,78 56,08 58,85 57,93 51,51 51,44 41,67 41,31 65,49 29,95 Commerzbank 0,00 6,25 5,57 5,55 5,61 6,48 6,08 6,21 6,94 7,37 5,29 Daimler* 1,85 51,05 53,42 50,73 49,87 47,43 46,46 38,36 41,38 59,09 30,74 Deutsche Bank* 0,75 46,58 43,17 39,10 36,60 41,42 40,15 49,58 53,60 55,25 35,93 Deutsche Börse* 2,10 55,64 55,36 51,80 46,59 50,56 48,95 48,22 53,72 62,48 46,33 Deutsche Post 0,60 13,29 13,39 12,70 12,35 13,40 13,31 12,91 13,33 14,18 11,01 Deutsche Telekom* 0,78 9,75 9,74 9,66 9,87 10,41 10,04 10,39 10,31 10,64 8,51 E.ON* 1,50 23,78 24,35 22,94 22,11 22,50 21,63 22,21 22,90 28,93 20,86 Fresenius Medical Care 0,65 47,98 42,74 43,23 44,47 45,77 45,31 44,68 42,11 48,89 37,53 Fresenius VZ 66,11 0,00 64,07 66,47 64,41 59,24 56,14 54,51 67,88 47,97 HeidelbergCement 0,12 50,73 47,73 46,90 41,86 37,59 35,35 31,65 38,65 54,00 30,86 Henkel VZ 0,72 43,66 44,54 46,54 47,25 42,38 39,40 37,10 38,09 48,59 35,69 Infineon 0,10 7,93 7,72 6,96 6,85 5,66 5,08 4,40 5,18 8,32 4,02 K+S 0,20 55,95 53,99 56,36 51,41 50,01 43,92 41,28 40,74 85,85 35,55 Linde 1,80 110,60 106,45 113,55 107,60 103,45 95,48 88,90 89,95 115,50 80,27 Lufthansa 0,00 14,82 15,35 13,36 16,40 15,38 13,49 12,46 12,48 17,93 10,19 MAN 0,25 92,01 84,44 88,99 90,52 79,00 79,96 67,89 71,23 97,85 52,97 Merck 1,25 65,51 62,50 59,85 60,14 59,85 61,62 68,54 68,30 72,53 56,85 Metro 1,18 53,00 51,43 53,88 55,26 50,36 47,75 40,18 42,60 85,71 37,70 Münchener Rück* 6,25 120,95 114,40 113,45 107,00 112,35 101,60 100,80 106,30 126,00 98,38 RWE* 3,50 48,91 52,61 49,89 47,96 51,50 49,55 51,68 54,19 68,34 47,65 SAP* 0,60 43,72 42,22 38,10 35,94 37,47 36,29 34,46 35,04 45,05 33,12 Siemens* 2,70 97,59 93,63 92,70 84,29 82,08 77,43 71,78 74,79 98,80 63,56 ThyssenKrupp 0,45 30,13 29,56 30,99 29,42 26,44 23,92 21,60 22,77 32,32 19,68 Volkswagen VZ 1,66 122,90 118,00 121,40 123,80 108,00 88,53 78,53 81,31 139,45 59,26 Warten auf die Kurskorrektur Börse München Auswirkungen der Libyen-Krise sind unklar von christine bortenlänger* Die Unruhen in Nordafrika und im arabischen Raum sowie der stark steigende Ölpreis beeinflussten die Aktienmärkte einschneidend. Ein hoher Ölpreis schürt vor allem die Furcht vor Inflation und treibt die Sorge, das sich weltweit abzeichnende Wachstum könnte gebremst werden. Charakteristisch war der Kursverlauf des Dax: Nachdem er bis Mitte Februar noch auf ein Jahreshoch gestiegen war, sank er um fast 350 Punkte oder 4,6 % bis zum Monatsende. Auch die anderen In dizes wie MDax oder SDax zeigten einen ähnlichen Kursverlauf. Die Gründe für die positive Entwicklung in der ersten Monatshälfte lagen vor allem in den stabilen bis guten Konjunktur - daten sowie in den ganz überwiegend positiv ausgefallenen Unternehmenszahlen. Wie wird es weitergehen? Die meisten Experten gehen davon aus, dass Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Unsicherheit im Nahen Osten zeitlich eher begrenzt sein dürfte. die Unsicherheit im Nahen Osten zeitlich eher begrenzt sein dürfte, getreu dem Motto, politische Börsen haben kurze Beine. Nicht exakt einzuschätzen ist die hochexplosive Lage in * Diese Dax-Werte gehören auch zum Euro Stoxx 50 Libyen. Überdies dürfte die Schuldenproblematik einiger Eurostaaten, insbesondere Griechenlands, ins Blickfeld der Investoren geraten. Korrektur auf den Aktienmärkten Auch die anstehenden Auktionen französischer, belgischer und vor allem por tugiesischer Staatsanleihen werden ziemlich genau beobachtet. Insofern könnte es zu einer weiteren Korrektur auf den Aktienmärkten kommen. Andere sehen den Boden aber bereits erreicht. Aufgrund der insgesamt positiven fundamentalen Daten Konjunktur, Unternehmensgewinne warten viele Investoren gerade auf eine solche Kurskorrektur nach unten, um wieder einsteigen zu können. *Christine Bortenlänger ist Geschäftsführerin der Börse München Die Euro Stoxx 50-Werte Euro Stoxx 50 vom , ,63 Unternehmen letzte Hoch Tief Dividende (52 Wochen) Air Liquide 2,35 93,81 91,23 95,75 90,20 92,94 89,79 82,06 86,37 99,15 73,27 Alstom 1,24 43,22 40,77 36,00 31,74 36,26 37,61 37,64 40,16 50,73 30,78 Anheuser-Busch 0,38 40,42 40,42 43,24 41,93 45,04 42,30 41,05 40,64 46,33 35,06 ArcelorMittal 0,19 26,63 26,61 28,51 24,29 23,10 25,32 23,03 23,39 33,68 20,26 Axa 0,69 15,22 15,46 12,55 11,06 13,08 12,79 12,27 14,15 17,60 10,88 Banco Bilbao 0,09 8,95 8,97 7,56 7,08 9,45 10,01 9,52 10,34 10,95 6,87 Banco Santander 0,23 8,94 8,95 7,93 7,30 9,23 9,67 9,25 9,97 10,88 7,11 BNP Paribas 1,50 56,58 54,60 48,34 45,60 52,55 53,92 49,37 52,71 59,93 40,81 Carrefour 1,08 35,58 35,79 31,70 34,86 38,78 40,02 35,83 35,33 41,28 30,85 Crédit Agricole 0,45 12,72 10,79 9,61 9,44 11,78 11,25 9,95 10,51 13,78 7,87 CRH 0,19 16,45 15,64 15,50 13,41 12,31 12,80 12,28 16,03 22,00 11,51 Danone 1,30 45,43 43,99 47,74 45,13 45,48 43,25 42,41 43,04 48,50 39,35 Enel 0,10 4,32 4,14 3,76 3,64 4,11 3,87 3,75 3,77 4,36 3,42 Eni 0,50 17,67 17,36 16,31 15,60 16,20 16,10 15,67 15,69 18,66 14,30 France Télécom 0,60 16,03 15,96 15,72 15,60 17,27 16,21 16,04 16,07 17,92 14,01 GdF Suez 0,83 29,38 28,98 27,30 25,55 28,68 25,32 24,44 25,49 30,05 22,64 Generali 0,35 16,37 15,98 14,18 13,54 15,78 14,71 14,24 15,46 18,25 13,31 Iberdrola 0,14 6,32 6,26 5,78 5,30 6,06 5,62 5,56 5,42 6,58 4,50 ING Groep 0,00 9,09 8,32 7,26 6,80 7,67 7,67 7,02 7,38 9,32 5,34 Intesa Sanpaolo 0,08 2,44 2,44 2,03 2,01 2,53 2,40 2,21 2,54 2,99 1,88 L Oréal 1,80 84,24 84,80 84,41 81,93 84,36 82,67 78,50 80,52 90,00 70,90 LVMH 1,40 114,25 114,05 123,25 116,85 112,60 100,85 91,77 93,62 129,05 78,26 Nokia 0,40 6,28 7,82 7,75 7,12 7,76 7,62 6,75 7,10 11,82 6,14 Philips 0,75 23,66 22,77 22,94 20,79 21,73 22,93 22,11 23,91 27,01 20,58 Repsol 0,53 24,33 22,98 20,98 18,58 19,93 18,59 18,02 18,11 24,74 15,31 Saint-Gobain 1,00 43,33 42,32 39,02 34,52 33,56 31,63 29,04 32,67 43,87 27,81 Sanofi-Aventis 2,40 50,00 49,88 48,66 46,58 50,18 50,13 45,27 44,57 57,45 44,01 Schneider Electric 2,05 119,90 113,90 114,15 108,15 102,00 92,51 83,69 88,50 120,00 73,95 Société Générale 1,75 50,95 47,23 40,85 35,71 43,03 44,00 40,18 44,24 52,70 29,71 Telecom Italia 0,05 1,13 1,04 0,97 0,95 1,10 1,03 1,07 0,98 1,15 0,88 Telefónica 0,65 18,40 18,35 16,99 16,39 19,40 17,95 17,50 17,42 19,69 14,67 Total 1,14 44,41 42,72 40,05 37,32 39,05 37,86 36,87 38,71 44,63 35,66 Unibail-Rodamco 0,95 145,70 139,40 147,05 133,95 149,70 160,65 148,80 151,40 167,00 119,85 Unicredito Italiano 0,03 1,86 1,82 1,56 1,50 1,87 1,92 1,86 2,15 2,30 1,46 Unilever 0,21 21,86 21,61 23,58 21,73 21,31 21,40 21,14 22,58 24,11 20,68 Vinci 0,52 43,62 42,29 41,10 37,30 38,38 36,86 34,63 37,15 44,98 33,01 Vivendi 1,40 20,66 20,94 20,47 18,80 20,50 19,80 18,41 18,45 22,07 16,81 Die MDax-Werte MDax vom , ,89 Unternehmen letzte Hoch Tief Dividende (52 Wochen) Aareal Bank 0,00 25,28 22,45 22,80 20,15 17,55 16,32 14,54 16,00 25,68 12,57 Aurubis 1,00 38,57 41,12 44,18 37,28 36,96 34,96 31,35 34,88 46,84 30,85 BayWa 0,50 32,50 33,10 35,04 32,61 30,05 30,23 29,13 28,00 35,06 26,26 Bilfinger Berger 2,50 60,76 64,53 63,20 56,08 52,33 50,56 47,05 43,81 65,62 40,75 Boss, Hugo VZ 0,97 54,40 51,46 56,50 45,20 47,61 42,59 33,95 34,20 58,44 25,01 Brenntag 75,75 69,22 76,30 67,90 67,35 61,00 60,07 58,50 77,60 48,12 Celesio 0,50 20,05 18,45 18,60 18,10 17,13 15,96 16,00 17,92 25,76 15,69 Continental 0,00 61,25 57,50 59,14 59,81 62,42 57,01 47,70 48,95 68,53 33,10 Demag Cranes 0,60 34,88 35,63 36,28 35,35 35,90 28,14 24,10 27,40 39,38 22,68 Deutsche EuroShop 1,05 27,33 27,50 28,98 25,67 27,56 26,00 23,36 23,57 29,00 21,24 Deutsche Wohnen 0,00 10,89 9,98 10,50 9,37 8,69 8,73 7,68 7,50 11,57 6,03 Douglas Holding 1,10 39,46 39,39 42,00 42,02 40,10 36,83 33,86 34,60 43,36 32,62 EADS 0,00 20,85 21,12 18,05 17,23 18,90 18,32 17,29 18,07 22,30 13,06 ElringKlinger 0,20 23,91 23,35 26,50 23,16 23,95 23,47 20,36 20,63 27,70 16,83 Fielmann 2,40 64,71 66,27 71,14 68,00 72,55 68,42 65,06 60,63 73, Fraport 1,25 51,62 51,42 47,16 45,25 45,58 44,61 41,02 39,82 54,45 33,96 Fuchs Petrolub VZ 1,70 101,00 100,15 110,90 101,45 96,46 85,03 77,64 78,06 112,75 62,61 Gagfah 0,10 8,59 7,35 6,71 5,95 6,31 5,84 5,65 6,25 8,99 5,06 Gea Group 0,40 22,40 20,83 21,63 18,52 18,79 18,34 16,39 17,37 23,32 13,63 Gerresheimer 0,50 32,14 30,20 32,99 28,20 28,43 29,35 27,35 28,04 34,15 22,01 Gildemeister 0,10 16,02 15,62 16,70 14,97 12,87 10,71 9,62 10,63 17,55 7,45 Hamburger Hafen 0,40 32,98 32,30 34,55 30,92 31,46 28,55 27,61 28,03 35,81 23,44 Hannover Rück 2,10 42,19 40,86 40,14 35,91 36,35 33,74 35,01 36,74 43,49 30,63 Heidelberger Druck 0,00 3,55 3,48 3,69 3,43 3,31 3,51 6,12 7,53 5,51 2,87 Hochtief 1,50 71,39 64,65 63,54 57,05 62,25 63,52 52,21 49,75 70,66 45,09 IVG Immobilien 0,00 6,89 7,15 6,45 5,89 5,47 5,32 5,17 5,33 7,97 4,65 Kabel Deutschland 0,00 39,48 36,80 34,88 35,88 32,36 29,10 25,00 24,20 40,80 19,89 Klöckner & Co. 0,00 23,55 23,37 21,01 19,36 15,90 16,51 15,47 15,89 25,65 13,51 Krones VZ 0,00 48,14 47,32 46,95 41,39 39,83 43,67 42,58 43,50 49,28 36,01 Lanxess 0,50 53,90 53,09 59,10 54,27 50,00 40,19 34,56 36,85 59,90 27,26 Leoni 0,00 30,35 31,34 32,95 28,81 26,17 24,88 20,67 22,97 35,50 13,51 MTU Aero Engines 1,10 48,32 51,43 50,61 44,90 43,40 41,93 43,90 44,56 56,60 37,05 Praktiker Bau- u. H. 0,10 8,79 7,45 7,96 6,99 6,82 6,20 6,08 6,07 8,83 5,19 ProSiebenSat.1 VZ 0,02 23,45 22,44 22,50 20,41 18,99 17,43 14,17 13,44 25,12 10,33 Puma 1,80 215,50 228,40 248,00 228,95 238,90 242,00 214,20 224,25 267,10 206,20 Rational 3,50 153,90 149,30 165,40 155,95 160,60 155,40 142,95 125,80 174,45 106,00 Rheinmetall VZ 0,30 58,75 62,54 60,17 49,72 51,76 48,50 43,68 45,93 66,90 41,79 Rhön-Klinikum VZ 0,30 15,95 17,00 16,47 16,19 16,80 16,19 17,31 17,50 19,85 15,25 Salzgitter 0,25 60,16 59,10 57,77 49,57 51,59 47,52 47,89 51,28 71,25 45,77 SGL Carbon 0,00 27,02 27,64 27,02 26,64 26,75 25,42 24,52 26,62 29,94 20,30 Sky Deutschland 0,00 2,99 2,76 1,69 1,65 1,17 1,03 0,97 1,41 3,31 0,81 Springer, Axel 4,40 188,10 116,10 122,00 108,00 106,86 96,96 92,00 92,00 125,75 77,58 Stada Arzneimittel 0,55 28,99 27,19 25,38 24,47 22,10 21,06 24,10 24,92 32,49 20,60 Südzucker 0,45 19,90 19,49 19,93 16,47 17,00 16,41 14,39 14,81 21,19 13,90 Symrise 0,50 19,02 20,68 20,53 19,42 21,83 20,39 19,50 19,10 22,64 15,45 Tognum 0,35 18,21 18,44 19,73 18,30 17,49 16,25 14,53 15,33 20,76 12,63 Tui 0,00 9,50 10,06 10,50 8,12 8,39 8,98 7,96 8,08 11,05 6,67 Vossloh 2,00 93,15 90,12 95,50 87,00 83,70 78,09 78,77 76,86 100,35 65,75 Wacker Chemie 1,20 133,70 132,00 130,60 132,00 148,25 135,35 119,70 123,15 150,75 88,80 Wincor Nixdorf 1,70 60,72 55,77 61,01 56,94 52,56 47,83 45,87 43,31 63,45 42,83 Die SDax-Werte SDax vom , ,24 Unternehmen letzte Hoch Tief Dividende (52 Wochen) Air Berlin 3,39 3,49 3,71 3,68 3,40 2,99 3,33 3,60 4,44 2,90 Alstria Office Reit 0,50 11,10 10,30 10,50 9,71 10,01 10,19 8,52 8,88 11,23 6,92 Amadeus Fire 1,45 34,83 33,35 28,99 27,50 27,50 25,47 21,74 22,63 36,33 15,61 Balda 0,00 8,39 7,29 6,90 6,16 6,32 4,98 3,60 3,42 8,34 2,02 Bauer 0,60 35,52 37,20 35,30 30,65 33,15 30,05 31,92 31,52 40,00 27,17 Bertrandt 1,20 53,36 52,81 5,11 44,90 46,55 43,52 37,44 33,75 59,94 21,05 Biotest 0,40 46,00 44,25 46,34 40,53 37,64 33,90 30,00 28,50 48,50 26,90 C.A.T. OIL 0,30 7,31 7,98 7,57 6,75 6,47 6,66 6,86 7,03 8,58 5,70 Centrotec Sust. 0,00 19,70 19,85 16,00 15,23 16,92 14,24 14,02 13,75 21,45 11,21 Cewe Color 1,05 33,25 33,20 33,35 33,80 31,00 27,23 26,25 24,50 35,80 23,28 Colonia Real Estate 0,00 5,68 5,57 5,58 5,48 4,72 4,20 4,07 4,29 5,98 3,61 Comdirect Bank 0,41 8,12 8,20 7,20 7,10 7,18 6,55 6,83 7,00 8,50 6,40 Constantin Medien 0,00 2,00 1,65 1,75 1,69 1,61 1,60 1,61 1,63 2, CTS Eventim 0,83 45,61 46,80 46,22 44,15 40,56 37,98 34,88 39,18 48,90 33,75 Delticom 1,70 63,79 60,70 66,50 58,00 57,30 49,57 43,25 39,15 69,00 27,20 Dt. Beteiligungs AG 1,40 20,70 20,80 21,00 21,73 20,79 18,80 17,60 17,38 23,78 15,22 Deutz 0,00 5,95 6,11 6,25 5,55 6,20 5,39 4,72 4,73 6,67 3,45 DIC Asset 0,30 10,35 8,96 8,34 7,37 7,54 7,32 6,25 6,26 10,61 5,30 Dürr 0,30 24,92 24,11 23,87 20,88 21,80 22,88 20,35 21,20 27,30 15,50 Elexis 0,17 13,80 13,05 13,23 12,83 11,98 11,49 11,90 11,54 14,74 8,62 Gerry Weber 1,10 39,90 35,17 36,75 34,77 34,62 30,06 24,77 24,55 39,30 23,22 Gesco 1,30 59,44 55,15 52,41 51,70 44,50 41,70 43,40 43,90 61,94 35,90 GfK 0,30 35,92 37,79 37,60 31,81 30,34 31,33 30,00 28,61 41,15 25,17 Grammer 0,00 17,36 16,65 18,30 16,82 18,79 16,70 14,22 14,40 19,70 5,71 GrenkeLeasing 0,70 40,15 39,50 37,99 37,30 38,25 36,00 36,25 34,90 42,00 28,80 H & R Wasag 0,45 19,93 20,49 21,05 19,92 21,38 17,25 18,14 19,51 22,89 14,00 Hawesko Holding 1,35 32,88 34,70 29,42 30,30 28,50 28,50 27,95 28,00 35,50 23,50 Highlight Comm. 0,17 4,85 4,44 4,19 3,90 3,75 3,97 4,10 3,85 5,02 3,53 Homag Group 0,00 16,00 15,73 16,60 16,33 15,48 13,05 13,33 13,70 18,27 10,91 Hornbach Holding 1,34 105,05 98,00 99,50 88,78 78,80 72,29 69,14 73,03 111,50 60,00 Indus Holding 0,50 21,95 21,88 21,99 21,26 19,15 19,11 16,93 16,87 24,39 12,17 Jungheinrich VZ 0,12 29,05 27,48 29,58 25,98 27,22 24,55 21,94 22,40 30,97 14,80 Koenig & Bauer 0,00 16,92 17,06 17,50 14,04 14,40 12,71 13,73 14,65 19,99 11,33 Kuka 0,00 17,00 17,35 16,60 13,77 15,04 14,00 12,48 11,94 18,45 9,87 KWS Saat 1,90 143,70 142,45 145,35 136,45 128,80 120,70 125,00 120,50 152,00 114,00 Medion 0,20 12,10 12,20 13,50 10,92 11,25 10,30 9,18 9,28 15,17 7,99 MLP 0,30 7,28 7,80 7,60 7,39 7,62 7,48 7,30 8,03 8,25 6,20 MVV Energie 0,90 27,29 27,01 28,01 27,00 29,12 29,00 31,00 31,10 33,35 22,66 Patrizia Immo. 0,00 5,88 4,93 3,84 3,65 3,66 3,24 3,13 3,07 5,92 2,62 Pfleiderer 0,00 1,47 1,72 2,44 2,02 3,65 3,87 4,22 4,69 5,84 1,27 SAF Holland 0,00 9,10 6,87 6,14 5,50 5,57 5,84 5,67 6,05 9,50 1,97 Sixt 0,20 32,45 32,96 37,99 33,10 27,90 27,01 23,35 20,32 39,20 18,25 SKW Stahl-Metal. 0,00 19,40 19,21 20,35 17,95 17,45 15,18 14,76 15,62 21,29 14,35 Ströer Media 24,57 26,23 26,74 24,50 23,60 21,75 19,85 19,50 27,46 18,80 TAG Immobilien 0,00 7,05 6,45 6,36 5,85 6,02 5,33 4,75 4,58 7,19 4,02 Takkt 0,32 11,16 11,65 10,80 9,80 9,69 9,56 8,66 8,78 11,87 7,40 Tipp 24 0,00 29,13 32,08 28,59 26,83 28,92 27,10 23,00 23,60 33,24 19,62 Tom Tailor 14,00 14,58 16,00 15,00 15,25 11,75 11,90 11,00 17,14 10,38 VTG 0,30 16,60 14,60 15,00 13,80 14,08 13,25 12,45 12,30 16,06 10,60 Wacker Neuson 0,00 12,60 12,29 13,00 11,70 13,00 10,06 9,50 11,40 13,77 8,25

13 Finanzen & Börse 13 EU bläst zum Appell landesbanken Was bisher aus vielen Gründen nicht funktionierte, erzwingt jetzt Brüssel: die Neuordnung der Landesbanken-Landschaft. Seite 14 Everybody s Darling derivate Die Aufklärungsarbeit der vergan genen Jahre scheint Früchte zu tragen: Der Derivate- Markt befindet sich im Aufwind. Seite 15 Betongold Anleger wollen vom Aufwärtstrend am deutschen Wohnimmobilienmarkt profitieren doch die Anlage hat so ihre Tücken. Seite 16 Teures Halbwissen Einmal Bauherr zu sein ist für viele ein Traum. Doch gerade bei der Finanzierung gibt es einige Stolpersteine, die es zu überwinden gilt. Seite 16 Das Inflations-Gespenst spukt durch Europa Teuerungsrate EZB bleibt gelassen von dieter w. heumann Die Überraschung war perfekt: Noch Ende vergangenen Jahres hatte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet betont, die Preise in der Eurozone würden nur moderat ansteigen. Bereits im Januar 2011 gab das europäische Statistikamt Eurostat die Teuerungsrate innerhalb der Währungsgemeinschaft für den Monat Dezember mit 2,2 % bekannt. Für Januar wird die jährliche Inflationsrate des Euroraums sogar auf 2,4 % geschätzt. Somit war erstmals seit 2008 die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) mit bis zu 2 % Preissteigerung wieder überschritten worden. Trichet bewertet die Aussichten zwar noch immer als weitgehend ausgeglichen, räumt jedoch ein, dass der EZB-Rat die Gefahr sehe, dass das Risiko einer zu hohen Inflation steige. Als wesentliche Preistreiber wurden die Rohstoffe identifiziert. Für Energieprodukte und Nahrungsmittel musste zum Teil tiefer in die Tasche gegriffen werden. So erreichte das Fass Erdöl der Sorte Brent Ende Februar Notierungen über 110 US-Dollar. Unter den Agrarerzeugnissen verteuerten sich Weizen und Soja um gut 40 % und für Mais mussten gar um 70 % mehr als vor Jahresfrist gezahlt werden. Der Baumwollpreis hat sich verdoppelt. Euroländer: gleiche Probleme aber unterschiedliche Inflationsraten Zwar haben alle Euroländer mit den gleichen Problemen zu kämpfen, jedoch gibt es im Euroraum eine recht starke Streuung der nationalen Inflationsraten. Dabei weisen gerade die Krisenländer Griechenland und Spanien obwohl sie eine Rezession oder nur ein schwaches gesamtwirtschaftliches Wachstum aufweisen mit 4,7 % beziehungsweise 1,8 % vergleichsweise hohe durchschnittliche jährliche Inflationsraten auf. Laut EZB sind dort insbesondere hohe Umsatzsteuern sowie andere Gebühren und Abgaben die Treiber. Das dürfte sich in Zukunft aber ändern: Sollte die Sparpolitik tatsächlich greifen und die Wirtschaft weiter drosseln, dann könnte der Trend in diesen Ländern möglicherweise eher Richtung Deflation gehen. In Deutschland, dessen Wirtschaft geradezu boomt, hat sich die Inflation binnen Jahresfrist kontinuierlich erhöht und liegt mittlerweile bei 2 %. Ökonomen erwarten, dass die Teuerungsraten 2011 und 2012 über dem Durchschnitt im Euroland liegen werden. Die teils kräftig gestiegenen Rohstoffpreise schlagen sich auf die deutschen Verbraucherpreise nieder, was Die Inflationstreiber: Kraftstoffe für Verkehrsmittel, flüssige Brennstoffe, Gemüse, Gas, Tabak sowie Schmuck und Uhren hatten 2010 den größten Einfluss auf die durchschnittliche jährliche Inflationsrate im Euroraum. Grafik: Wiku In den nächsten Monaten könnte die Inflationsrate weiter steigen, bevor sie zum Jahresende hin sinkt. Jean-Claude Trichet, EZB-Präsident den Wandel des wirtschaftlichen Umfelds hierzulande widerspiegelt. Neben der importierten Inflation wird aber auch der hausgemachte Teil der Preissteigerung zunehmen: So sehen die Ökonomen in Deutschland anders als in den Randländern der Eurozone wieder mehr Spielraum für Lohnerhöhungen. Sinkende Arbeitslosenzahlen und einsetzender Fachkräftemangel haben bereits mehrere Unternehmen bewogen, Sonderzahlungen zu gewähren und Lohnerhöhungen vorzuziehen. Zudem sind erste Miet- und Hauspreissteigerungen zu beobachten, da sich die Einkommenssituation der privaten Haushalte zunehmend verbessert. Der eindeutig aufwärtsgerichtete Preistrend wäre ein Fall für die EZB, zumal die Inflationsschwelle überschritten ist und es zu ihrer Aufgabe gehört, die Geldwertstabilität zu wahren. Aber die Notenbank demonstriert Gelassenheit. Sie sieht die Stabilitätsvorgabe nicht als kurzfristig zu erreichendes Ziel an. Mittelfristig aber erwartet die Zentralbank, dass sich die Inflation bereits wieder beruhigt hat. Doch sicher ist das aus heutiger Sicht nicht. Und daher ist zu fragen: Steckt die EZB auch mittelfristig nicht in einem Dilemma und wird sie dann in der Lage sein, liefern zu können? Schließlich verlaufen im Euroraum die wirtschaftlichen Entwicklungen sehr unterschiedlich: Während die Konjunktur im Norden brummt, weisen die hochverschuldeten südlichen Staaten kein oder nur ein schwaches Wirtschaftswachstum auf. Eine restriktive Geldpolitik würde die Wirtschaft in den Problemländern zusätzlich belasten. Da die Geldpolitik der EZB nicht individuell auf die nationalen Erfordernisse eingehen kann, hat die Notenbank ein Problem. Zudem würden höhere Leitzinsen die Banken in der Euro zone belasten, von denen einige noch immer unter der Finanzkrise leiden und am Liquiditätstropf der EZB hängen. Mittelfristig bleiben die Preise stabil Sicherlich wird entscheidend sein, ob es sich bei der deutlichen Inflationszunahme um eine Eintagsfliege handelt oder ob die Teuerung kontinuierlich weiter aufwärtsstreben wird. In den nächsten Monaten könnte die Inflationsrate weiter steigen, bevor sie zum Jahresende hin sinkt, ist Trichet überzeugt. Deshalb seien auf mittlere Sicht stabile Preise gewährleistet. Gern bemüht Trichet die Vergangenheit, um die erfolgreiche Arbeit der EZB in Sachen Inflation darzustellen: Seit Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung betrage die durchschnittliche Inflationsrate in der Eurozone 1,97 %, verkündet er stolz. Damit treffe die Notenbank exakt ihr Ziel. Der Euro sei selbst in einer Zeit großer Verschuldungsprobleme bei einzelnen Europartnern stabiler als jede einzelne seiner Vorgängerwährungen. In den 90er-Jahren habe die Inflation in Deutschland bei 2,2 %, in den 80ern bei 2,8 % und davor sogar noch höher gelegen. Es bestehen Zweifel, ob sich die niedrigen Inflationsraten der Vergangenheit in die Zukunft hochrechnen lassen. Vor allem lassen die preisbremsenden Wirkungen aus Schwellenländern wie das Beispiel China zeigt spürbar nach. Und bei den nur schwer zu ersetzenden Rohstoffen verknappen sich die Ressourcen rasant, seit sich so große Länder wie China und Indien auf dem Weg zur Industrienation in die Schlange der hungrigen Nachfrager eingereiht haben. Jede Niederlage ist die Chance für einen neuen Sieg Berenberg Bank Die Krise hat für Europa nicht nur schlechte Seiten von constanze meindl Die Krise hat die Welt aus der Bahn geworfen. Es passierten Dinge, die eher Stoff für einen spannenden Hollywood-Streifen mit Weltuntergangscharakter geliefert hätten dass sie Realität werden könnten, hat sich wohl kaum jemand vorgestellt: Über Jahrzehnte gewachsene Finanzinstitute mussten vom Staat geret tet werden oder gar zusperren, Abertausende von Privatanlegern auf der ganzen Welt verloren binnen Sekunden ihr Erspartes und ganze Länder standen oder stehen vor dem Ruin. Doch was man bei all den Negativschlagzeilen der letzten Monate gern vergisst: Die Krise ist auch eine Chance. Eine Chance für marode Länder, ihre wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen auf neue, solide Säulen zu stellen. Eine Chance, alte Strukturen zu identifizieren und aufzubrechen. Eine Chance, künftigen Generationen ein solches Debakel zu ersparen. Einer, der die Krise als solche Chance begreift, ist der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. Wer ändere schließlich schon in guten Jahren seine schlechten Gewohnheiten? Er glaube nicht an Horrorszenarien wie etwa ein Auseinanderbrechen der Währung in einen starken Nordund einen schwachen Süd-Euro: Eine Zersplitterung ist völliger Unsinn. Es gibt keinen wirtschaftlichen Grund, den Euro zu spalten, betonte Schmieding. Vielmehr sieht er die Eurozone gestärkt aus der Krise hervorgehen vorausgesetzt der bisher eingeschlagene Weg wird weitergegangen. Die harten Reformen, die Deutschland in den Jahren 2003 bis 2007 durchgeführt hat Maßnahmen, die sich auch in der Finanzkrise als stabil erwiesen, haben Good Old Germany auf stabile Füße gestellt. Jedoch müsse Deutschland darauf achten um den heimischen Steuerzahler nicht noch mehr mit ausländischen Problemen zu belasten, dass die Peripherieländer einen ähnlich tief greifenden Wandel in der Arbeits- und Sozialpolitik vollzögen. Die Anstrengungen der vergangenen Monate zeigten, dass sich die Schuldenländer auf einem guten Weg befänden, meinte Schmieding. Würden die eingeschlagenen Bemühungen beibehalten, bestünden gute Chancen, dass die angesammelten Schulden künftig bedient werden könnten. Wichtig sei aber, dass die starken Länder den schwachen Nationen weiterhin Hilfe zur Selbsthilfe gewähren, sonst bestünde die Gefahr weiterer Staatspleiten. Griechenland braucht vor allem eines: Zeit Dies gilt wohl insbesondere für Griechenland, dessen bisherige Bemühungen, aus dem Schuldensumpf herauszukommen, von Schmieding positiv bewertet werden. Sicherlich sei es eine offene Frage, ob das Land das Problem lösen könnte. Doch sei es wichtig, den Griechen Zeit zu geben, denn nun Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, prophezeit Deutschland ein goldenes Jahrzehnt. Foto: berenberg habe das Land die fast einmalige Möglichkeit, sich zu reformieren. Sicherlich sei Widerstand aus der Bevölkerung da, dennoch wollen die Menschen, dass sich etwas ändert: Die Demonstrationen in Griechenland seien nicht größer gewesen als bei der Hartz-4- Thematik hierzulande, sagte der Berenberg-Volkswirt. Neben Hellas gehört auch Portugal zu den Sorgenkindern. Dies sei ein Land, das traditionell nicht so starke Wachstumsraten aufweise. Doch sieht Schmieding hier kein wirkliches Problem aufkeimen, das der Eurozone nachhaltig schaden könnte. Die Strukturreformen, die das Land anpackt, um beispielsweise den Staatssektor zu entschlacken, seien der richtige Weg, damit es weiter bergauf gehe. Irland habe eigentlich nur ein Bankenproblem. Der Berenberg-Volkswirt sieht beste Möglichkeiten, dass die grüne Insel schnell wieder auf den Wachstumspfad zurückfindet. Die steigenden Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe schlagen sich jedoch noch nicht in einem Aufschwung nieder, da die Probleme der Baubranche immer noch negativ auf das Gesamtergebnis wirken. Schon in ein bis zwei Quartalen werde die irische Wirtschaft ausgehend von einem niedrigen Niveau wachsen. Hilfe von außen brauche der keltische Tiger eigentlich keine mehr, so Schmieding. Entgegen der Annahme, Spanien habe mit einem Ausfuhrproblem zu kämpfen, sei das hohe Defizit des Landes eher dadurch zustande gekommen, dass es in den Boomjahren zu viele Waren eingeführt hat, analysierte der Experte. Der jetzt eingeschlagene Sparkurs verschärfe das Importproblem noch weiter von heraufbeschworenen Wettbewerbsnachteilen aber keine Spur. Beim BIP-pro-Kopf-Wachstum haben die Spanier in den vergangenen Jahren spürbar gegenüber Deutschland aufgeholt. Wenn Spanien nun dem straffen deutschen Reformbeispiel folgen würde, sieht der Berenberg-Chefvolkswirt Chancen, dass das Königreich seine Aufholjagd in etwa zwei bis drei Jahren wieder aufnehmen kann. Deutschland prognostiziert Schmieding ein goldenes Jahrzehnt allerdings auch das letzte seiner Art. Seinen Optimismus begründet er vor allem auf zwei Aspekte. Deutschland habe endlich seinen Arbeitsmarkt im Griff die angestoßenen Reformen zeigen Wirkung. Die Arbeitslosenzahlen sind gesunken, was auch dem Niedriglohnsektor zu verdanken sei. Früher habe es einfach weniger Jobs in diesen Gehaltskategorien gegeben. Nach vier Jahrzehnten, in denen die (west)deutschen Arbeitslosenzahlen mit jedem Zyklus gestiegen sind, geht der Trend nun endlich in eine andere Richtung. Außerdem habe ein Jahrzehnt der Lohnzurückhaltung die Industrie spürbar entlastet. Deutschland sei ein hervorragender Produktionsstandort und Standortflucht eigentlich kein Thema mehr. Der Lohn der Mühen: zehn Jahre lang mehr Wachstum, weniger Arbeitslose, solide Staatsfinanzen und größerer Spielraum für die Verbraucher. Deutschland kann endlich den bisher ziemlich eng geschnallten Gürtel lockern, durchatmen und die Früchte der harten Arbeit genießen bis das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlägt... Zinswende Ab September dieses Jahres, prognostiziert Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, wird die Europäische Zentralbank sukzessive damit beginnen, die Zinsen wieder anzuheben. Ein Viertel Prozentpunkt alle Vierteljahre, glaubt Schmieding, bis der Leitzins im Jahr 2013 wieder bei 3 % angelangt ist. Im historischen Vergleich niedrig, vom jetzigen Startpunkt aus ein hohes Niveau. Die Federal Reserve werde der europäischen Zinsentwicklung folgen.

14 14 Landesbanken Finanzen & Börse Brüssel bläst zum Appell Neuordnung Die EU erzwingt die Suche nach Lösungen von klaus g. wertel Was in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder an mangelnder Einsicht, regionalpolitischem Stolz, Sitzfragen und anderen Egoismen scheiterte, das geschieht jetzt unter erheblichem Zeitdruck und unter massivem Zwang der EU-Kommission: eine Neuordnung der in der Finanzmarktkrise in Not geratenen Teile der deutschen Landesbanken-Landschaft. Der Mitte Februar in Brüssel eingereichte Plan für eine Zerlegung der WestLB einst das Flagg schiff der Landesbanken ist dabei die spektakulärste, aber nicht die einzige Rosskur. Auch bei der Bayern- LB, der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der HSH Nordbank sind schmerzhafte Operationen bereits in vollem Gang. Die Suche nach tragfähigen Geschäftsmodellen, geeigneten Fusionspartnern und Käufern für Teilbereiche bleibt schwierig. Diplomatischer im Ton, aber in der Sache nicht weniger konsequent als seine Vorgängerin Neelie Kroes nutzt EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia die beihilferechtlichen Genehmigungsverfahren in Zusammenhang mit den diversen Staatshilfen für deutsche Landesbanken zu drastischen Auflagen: Bilanzsummen müssen massiv reduziert, Beteiligungen verkauft, ganze Geschäftsbereiche aufgegeben werden. Falls diese Auflagen nicht fristgerecht erfüllt werden sollten, könnte die EU-Kommission ungerechtfertigte Subventionen feststellen und die Rückzahlung der Staatshilfen sowie eine Rücknahme von Bürg schaften anordnen. Besonders hart hat die Krise die Düsseldorfer WestLB getroffen. Der Kommentar EU-Brechstange Die Krise hat die Notwendigkeit von Reformen und weiteren Zusammenschlüssen bei den deutschen Landesbanken nicht ausgelöst aber: Das Platzen der Blase hat schonungslos die schon zuvor vorhandenen Schwächen eines Teils der Landesbanken aufgedeckt. Eines Teils, denn diejenigen, die sich auf Kundengeschäfte und Zentralbankfunktionen konzentriert und nicht jeden Unfug der Finanzmärkte mitgemacht haben, sind vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Dass die EU-Kommission das europäische Beihilferecht jetzt als Brechstange einsetzt, um die Landes banken klein zu machen, verwundert nicht. Brüssel hat den Sinn des deut schen Drei-Säulen-Modells nie wirklich verstanden. Besonders die Landesbanken waren der EU-Kommission schon immer suspekt. Was die Kommission den Landesbanken jetzt auferlegt, ist teilweise mehr Brandrodung als Flurbereinigung. Welche Logik hat zum Beispiel der diktierte Ausstieg aus ri sikolosen, stets gewinnbringenden Beteiligungen etwa an Bausparkassen oder der Sparkassenversicherung? Wem ist geholfen, wenn eine Landesbank ihre Unternehmenskunden nicht mehr ins Ausland begleiten kann, weil die EU- Kommission auf einer Amputation der Auslandsfilialen besteht? Dringend zu wünschen ist, dass bei den notwendigen oder auch nicht mehr zu vermeidenden Reformen die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt: Zuerst müssen die von der Krise ge beutelten Landesbanken ihre Haus aufgaben erledigen, Altlasten regeln und zu tragfähigen Geschäftsmodellen finden. Erst danach können diese Institute auch einen sinnvollen Beitrag in Form von Zusammenschlüssen oder auch von Funk tionen leisten. Fußkranken gemeinsames Marschieren zu befehlen hat noch nie geholfen. kw Bund, das Land Nordrhein-Westfalen und die Sparkassen des Landes haben das Überleben der Bank mit vielen Milliarden Euro an frischem Kapital und Bürgschaften für erhebliche Ausfallrisiken gesichert. Besonders hart sind in diesem Sanierungsfall auch die Auflagen aus Brüssel ausgefallen: Die bislang hälftig vom Land Nordrhein-Westfalen und den dortigen Sparkassen getragene WestLB müsse bis Ende 2011 mehrheitlich in neues Eigentum überführt oder alternativ mit anderen Instituten auf der Basis eines tragfähigen Geschäftsmodells verschmolzen werden, so die Weisung aus Brüssel. Bis zum 15. Februar, 24 Uhr, musste ein entsprechendes Konzept bei EU-Kommissar Almunia eingereicht werden. Zerstückelung der WestLB wahrscheinlich die einzige Lösung Die Post aus Düsseldorf traf gerade mal eine Stunde vor Fristablauf in Brüssel ein und enthielt gleich drei verschiedene Varianten einer Sanierung der WestLB. Der Grund: Der Bund, das Land und die Sparkassen konnten sich nicht auf ein Konzept einigen. Bei Licht betrachtet, bietet freilich nur eine der drei Varianten die Zerlegung der WestLB in drei Teile eine realistische Chance, das Institut im Sinne des EU- Beihilferechts zu sanieren. Im Kern sieht dieses Aufspaltungsmodell die Überführung der von der WestLB wahrgenommenen Funktionen einer Zentralbank für die nordrhein-westfälischen Sparkassen in eine Verbundbank vor. Träger dieser neuen Bank wären dann nur noch die Sparkassen. Gemessen an der Bilanzsumme, hätte diese Verbundbank mit jährlich 50 Mrd. bis 70 Mrd. Euro nur noch etwa ein Viertel des Geschäftsvolumens der bisherigen WestLB. Von den derzeit rund Mitarbeitern würden voraussichtlich nur etwa in die Verbundbank übernommen. In einen zweiten Bereich sollen all jene werthaltigen Geschäftsbereiche der WestLB verlagert werden, die nicht für die Sparkassen-Zentralbank-Funktion gebraucht werden, für die aber die Chance eines Verkaufs an andere Institute oder Investoren besteht: Als Beispiele werden das Auslandsgeschäft samt dem verbliebenen Netzwerk an Auslandsniederlassungen, die Immobilien- und die Unternehmensfinanzierung sowie eine Reihe von Servicefunktionen genannt. Diese Bereiche könnten zunächst als Teilbetriebe weitergeführt und dann in Gänze oder in Teilen an kompetente Institute veräußert werden. In einem dritten Bereich würden die Geschäftsbereiche gebündelt, die weder in die neue Verbundbank passen noch verkäuflich sind. Nach Bilanzsumme wäre dies wahrscheinlich der größte Bereich. Diese Geschäftsbereiche sollen dann in die bereits 2009 unter dem Dach der WestLB gebildete Bad Bank ausgelagert und abgewickelt werden. Die Träger der WestLB, also das Land und die Sparkassen, wären verpflichtet, für die betroffenen Mitarbeiter gemeinsam einen Sozialplan zu vereinbaren und zu finanzieren. In dieser ersten deutschen Bad Bank hat die WestLB derzeit nicht verkäufliche Forderungen und Zertifikate im Nennwert von 77 Mrd. Euro geparkt abgesichert durch 16 Mrd. Euro Bürgschaften des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen. Käufer: Fehlanzeige So bitter das Aufspaltungsmodell auch ist die beiden anderen, als Alternativen bei EU-Kommissar Almunia ein gereichten Sanierungskonzepte erscheinen wenig realistisch und werden deshalb auch kaum genehmigungsfähig sein. Für das Verkaufsmodell also die Ver äußerung der kompletten WestLB oder deren Fusion mit einer anderen Bank fehlen bislang die nötigen Interessenten. Im November 2010 waren Verhandlungen zwischen der BayernLB und der WestLB ergebnislos abgebrochen worden. Die Bayern, die die Reißleine gezogen haben, nannten noch neun landesbanken LBBW Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist das größte deutsche Institut. Bedingt durch ihre Entstehungsgeschichte in mehreren Fusionsschritten, ist die LBBw nicht nur Zentralinstitut der Sparkassen, sondern verfügt auch über eine breite Kundenbasis insbesondere bei Privat- und Mittelstandskunden. Die Baden-Württembergische Bank ist ebenso eine 100%ige Tochter, wie die Landesbank Rheinland-Pfalz. Die 2008 im Wege eines Notverkaufs erworbene Sachsen- LB wurde auf die LBBW verschmolzen. 40,5 % der lbbw-anteile halten die baden-württembergischen Sparkassen, ebenfalls 40,5 % besitzt das Land, die restlichen 19 % hält die Stadt Stuttgart. BayernLB Die BayernLB folgt auf Platz zwei. Unter dem Eindruck der Erfahrungen der jüngsten Finanzmarktkrise arbeitet die BayernLB an der Umsetzung eines neuen Geschäftsmodells: Neben dem Kerngeschäft einer Zentralbank der bayerischen Sparkassen sieht sich die BayernLB jetzt vor allem auch als Bank für Unternehmens- und Privatkunden. Die BayernLB ist mit einem Anteil von 49,9 % Miteignerin der SaarLB. Der Freistaat Bayern besitzt 94 % der Anteile, der Sparkassenverband Bayern die übrigen 6 %. WestLB Die Nummer 3 unter den Landesbanken, die WestLB, wurde durch die Folgen der Finanzmarktkrise besonders hart getroffen. Gegenwärtig suchen das Land Nordrhein-Westfalen und die Sparkassen des Landes nach einer zumindest teilweisen Rettung der Bank. Aktionäre der WestLB sind die beiden Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen-Lippe mit jeweils 25 %, die mehrheitlich dem Land Nordrhein-Westfalen gehörende NRW.Bank mit 30,86 %, das Land NRW direkt mit 17,76 % sowie die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe mit je 0,7 %. Nord/LB Die Nord/LB ist die Zentralbank der Sparkassen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Daneben ist die Nord/LB im Firmen- und auch im Privatkundengeschäft sowie bei Projektfinanzierungen (Schiffe, Flugzeuge und anderes) tätig. Mit einer Beteiligung von 92,5 % führt die Nord/LB die Bremer Landesbank als Tochterunternehmen. Hauptanteilseigner der Nord/LB sind das Land Niedersachsen mit 41,75 % und der dortige Sparkassenverband mit 37,25 %. Weitere Eigentümer sind Sachsen-Anhalt (8,25 %) sowie die Sparkassen-Organisationen in Sachsen-Anhalt (7,53 %) und Mecklenburg- Vorpommern (5,22 %). HSH Nordbank Die HSH Nordbank AG 2003 aus einer Fusion der Hamburgischen Landesbank und der Landesbank Schleswig-Holstein entstanden ist als Geschäftsbank im Inland überwiegend in Hamburg und Schleswig-Holstein tätig, gilt darüber hinaus aber auch als international erfolgreiche Schifffahrtsbank. Der HSH Finanzfonds AöR, eine gemeinsame Anstalt von Hamburg und Schleswig-Holstein, hält mit 59,9 % den größten Anteil. Die Hansestadt selbst hält direkt weitere 12,4 %, Schleswig-Holstein 11,0 %. Der dortige Sparkassenverband ist mit 6,1 % beteiligt. Neun private Investorengruppen geführt von dem US-Investor J. C. Flowers & Co. halten insgesamt 10,7 % der Aktien. Helaba Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist vor allem als Zentralbank der Sparkassen in Hessen und Thüringen tätig. Darüber hinaus betreut die Helaba Unternehmenskunden im Inund Ausland. Mit dem Erwerb der Sparkasse Frankfurt im Jahr 2005 wurde die Helaba auch zur regionalen Universalbank für Privat- und Mittelstandskunden. Der Sparkassenverband Hessen-Thüringen hält 85 % der Anteile, das Land Hessen 10 % und der Freistaat Thüringen 5 %. LBB Zur Landesbank Berlin AG (LBB) gehört vor allem auch die Berliner Sparkasse. regionale Schwerpunkte der Privat- und Geschäftskundentätigkeit sind Berlin und Brandenburg. Nach dem verkauf der Anteile des Landes Berlin hält der Deutsche Sparkassen- und Giroverband 98,7 % der Anteile an der Landesbank Berlin Holding AG. Die übrigen 1,3 % sind im Streubesitz. Bremer LB Die Bremer Landesbank ist als Zentralbank der Sparkassen und als Geschäftsbank im Raum Bremen-Oldenburg tätig. Die Nord/LB hält 92,5 % der Anteile der Bremer Landesbank, das Land Bremen 7,5 %. SaarLB Die Landesbank Saar AG ist Deutschlands kleinstes Institut. Die Aktien des Zentral instituts der saarländischen Sparkassen werden zu 49,9 % von der BayernLB gehalten. 14,9 % der Landesbank Saar gehören dem Sparkassenverband Saar, 35,2 % dem Saarland. die WestLB wenig kollegial eine Bank in Abwicklung. Die chinesische Großbank, die angeblich die WestLB kaufen und als Brückenkopf im europäischen Markt nutzen wollte, hat entweder kalte Füße bekommen oder nie real existiert. Das dritte Modell, genannt Redimensionierungs-Konzept, sieht eine Schrumpfkur für die WestLB vor: Sämtliche Geschäftsfelder sollen reduziert werden, die Bilanzsumme um ein Drittel sinken. Es ist kaum anzunehmen, dass sich die EU-Kommission auf einen solchen Pauschalvorschlag einlassen wird. Wettbewerbskommissar Almunia nannte in einer ersten Reaktion die Einreichung von gleich drei alternativen Konzepten ungewöhnlich, versprach eine sorgfältige Prüfung und kündigte eine Entscheidung bis zum Sommer 2011 an. LBBW auf gutem Kurs Vergleichsweise geräuscharm arbeitet die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die vor Jahresfrist von der EU- Kommission verfügten Auflagen in Zusammenhang mit einer auch vom Land Baden-Württemberg mitfinanzierten Kapitalerhöhung von 5 Mrd. Euro und von Landesbürgschaften für Risikopapiere im Volumen von 12,7 Mrd. Euro ab: Ihr verlustreiches Kreditersatzgeschäft in der Größenordnung von ehedem knapp 100 Mrd. Euro hat die LBBW schon fast auf die Hälfte abgebaut. Der von der EU verlangte Abbau von Beteiligungen kommt voran: Der Verkauf des 15 %-Anteils der LBBW an der Spar kassenzentralbank DekaBank an die Sparkassen ist vereinbart. Auch die LBBW- Anteile an der Landesbausparkasse Baden-Württemberg und an der SV Spar kassenversicherung werden wohl in der Sparkassenfamilie bleiben. Trennen muss sich die LBBW noch von ihrem Immobilienbestand und dem Geschäftsbereich Baufinanzierungen Angebote von Käufern liegen bereits vor. Wehgetan hat die von der EU- Kommission verlangte Ausdünnung des Auslandsfilialnetzes: Für die vielen exportorientierten Unternehmenskunden, die die LBBW bislang auch im Ausland betreuen konnte, hat die LBBW durch diesen Rückbau an Hausbankqualität verloren. Ein wirklich neues Geschäftsmodell braucht die LBBW nicht: Dank der Integration der früheren Landesgirokasse Stuttgart und der Baden-Württembergischen Bank in die Landesbank Baden-Württemberg betreut die LBBW direkt und über ihre Tochter BW-Bank mehr als eine Million Privat- und Unternehmenskunden. Ein im Herbst 2010 unternommener vorsichtiger Vorstoß des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus in Richtung einer Fusion der LBBW mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) stieß in Frankfurt und bei der Wiesbadener Landesregierung auf höflich verpackte Ablehnung. Dank einer soliden Kundenbasis und dank des Verzichts auf riskante Kreditersatzgeschäfte kam die Helaba ziemlich ungerupft durch die jüngste Krise. An einer Fusion mit der noch lange nicht zu Ende sanierten LBBW auch 2010 verfehlte die größte deutsche Landesbank nochmals die schwarze Null kann die Helaba also kein Interesse haben. Von ihrer Struktur her würden LBBW und Helaba gut zueinander passen: Auch die Helaba wurde mit dem Erwerb der Sparkasse Frankfurt im Jahr 2005 zur regionalen Universalbank für Privat- und Mittelstandskunden. Außerdem betreibt die Helaba mit der direkt1822 eine Internet-Direktbank. Ringen zwischen München und Brüssel Das EU-Beihilfe-Genehmigungsverfahren für die Staatshilfen an die BayernLB schwebt noch: Über Auflagen und Sanierungskonzepte wird seit fast einem Jahr zwischen Brüssel und München diskutiert, auch hart gerungen. Die überraschend schnelle und deutliche Rückkehr der in den Vorjahren arg gebeutelten zweitgrößten deutschen Landesbank in die schwarzen Zahlen stärkt jetzt aber die Position der Bayern: Einen Konzerngewinn von rund 800 Mio. Euro kann der BayernLB-Vorstandsvorsitzende Gerd Häusler für 2010 melden nach einem Verlust von 2,8 Mrd. Euro im Jahr 2009 in der Tat eine gute Nachricht. Häusler wertet die gelungene Umkehr der Ergebnisentwicklung auch als Bestätigung für die Richtigkeit des neuen Geschäftsmodells der BayernLB als Mittelstands- und Privatkundenbank in Bayern und darüber hinaus. Das operative Ergebnis des Vorjahrs stamme nahezu vollständig aus denje nigen Geschäftsbereichen, die in der neuen BayernLB für das Kerngeschäft der Zukunft stehen, so der seit April 2010 die BayernLB führende Vorstandsvorsitzende Häusler in einer Bewertung des Geschäftsjahrs Dass das neue Geschäftsmodell nicht nur auf dem Papier steht, belegen jüngste Aktivitäten der Bank: Mit der Online-Tochter Deutsche Kreditbank (DKB) wirbt die BayernLB bundesweit um Kunden 2 Mio. sollen bereits durch besonders günstige Konditionen gewonnen worden sein. Auch das Filialnetz der BayernLB wächst wieder: Inzwischen ist die Bank sogar in Düsseldorf, also am Sitz des verschmähten Fusionspartner-Kandidaten WestLB, vertreten. HSH Nordbank: Warten auf Brüssel Auch bei der HSH Nordbank steckt das EU-Beihilfe-Genehmigungsverfahren noch im Stadium der Sondierungen. Aber die in der Krise mit 3 Mrd. Euro staatlicher Hilfe Schleswig-Holsteins Wir tragen uns mit dem Gedanken, 2011 einen signifikanten Teil der 10-Mrd.-Euro-Garantie zurückzuführen. Martin van Gemmeren, Vorstandsmitglied HSH Nordbank und Hamburgs sowie mit weiteren 10 Mrd. Euro an Bürgschaften gestützte Bank will unabhängig vom Fortgang des Brüsseler Genehmigungsverfahrens noch in diesem Jahr beginnen, die staatlichen Hilfen zurückzugeben. Geld fließen wird dabei wohl vorerst nicht beginnen soll die Entschuldung mit den Bürgschaften: Wir tragen uns mit dem Gedanken, 2011 einen signifikanten Teil der 10-Mrd.-Euro-Garantie zurückzuführen, so HSH- Vorstandsmitglied Martin van Gemmeren. Bei der Sanierung mache die Bank gute Fortschritte. Eine Einigung mit Brüssel über mögliche Auflagen sei noch im Frühjahr 2011 zu erwarten. Mit einer weitergehenden Flurbereinigung der Landesbanken-Landschaft wird es 2011 wohl nichts werden. Erst müssen wir unsere Hausaufgaben machen dann sehen wir weiter, was passt und was nicht, so wirbt etwa Peter Schneider, Präsident des badenwürttembergischen Sparkassenverbands, dafür, die laufenden Sanierungsanstrengungen nicht auch noch durch Fusionsdebatten zu belasten. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) Heinrich Haasis er kämpft seit mindestens fünf Jahren, bislang vergebens, für eine Zusammenführung der neun Institute auf eine oder zwei Landesbanken will dagegen den Reform- und Fusionsdruck nicht wieder zurücknehmen: Das Thema bleibt auf der Tagesordnung. Bereits 2009 hatte sich der DSGV in einem Eckpunkte-Papier für eine strikte Beschränkung der Geschäfte der Landesbanken auf reale Kundengeschäfte und auf Zentralbank- Funktionen sowie für Fusionen der acht Institute auf höchstens noch drei Landesbanken bis Ende 2011 ausgesprochen.

15 Finanzen & Börse 15 Derivate Everybody s Darling Deutsche Bank Rund zwei Jahre nach der Finanzkrise stehen Zertifikate in der Gunst der Anleger wieder weit oben Von Stefan Armbruster* Die gewaltige Aufklärungsarbeit der vergangenen Jahre bei den Anlegern scheint Früchte getragen zu haben. Die Zertifikatebranche ist gestärkt aus der Krise zurückgekehrt. Gerade hat der Deutsche Derivate Verband (DDV) eine deutliche Zunahme des Derivatevolumens im Jahr 2010 auf wieder rund 109 Mrd. Euro festgestellt. Der Verband gibt sich zuversichtlich, dass sich das Wachstum auch im aktuellen Jahr fortsetzen wird. Es sind die Einfachheit, die schnelle Emissionstätigkeit, die geringen Kosten und nicht zuletzt das zurückgekehrte Vertrauen in die Märkte, das Investoren wieder verstärkt zu Zertifikaten greifen lässt. Aber auch eine immer größere Transparenz, viele Vorträge und direkte Gespräche auf Anlegermessen in ganz Deutschland sowie zahlreiche Publikationen wie unser kostenloses Monatsmagazin X-press (siehe brachten der Branche einen Großteil des Vertrauens zurück. Es scheint, als ob die meisten Anleger begriffen hätten, dass es sich bei Zertifikaten um seriöse Produkte handelt, mit denen sich bei richtiger Anwendung in jeder Marktsituation Geld verdienen lässt. Zertifikate können grob zwischen klassischen Anlagen (Aktien und Anleihen) einerseits und riskanteren Investitionsmöglichkeiten wie Optionsscheinen andererseits angesiedelt werden. Ob sich ein Zertifikat dann mehr der einen oder der anderen Anlageform annähert, hängt von der Ausgestaltung des individuellen Produkts ab. Somit ist es möglich, zahlreiche Risikoprofile von sicherheitsorientiert bis hin zu spekulativ abzudecken. Derzeit ist zu beobachten, dass die Mehrzahl der Anleger vorsichtiger geworden ist. Sicherheit steht jetzt in der Gunst ganz oben, was sich letztendlich auch in der Rangliste Produktkategorien nach Marktvolumen des DDV (siehe ablesen lässt. Gleichzeitig wird deutlich stärker auf die Wahl der Bank geachtet. Denn das sogenannte Emittentenrisiko ist für die allermeisten Anleger nun kein Fremdwort mehr. Gefragt sind in erster Linie aktuelle Produkte mit einem minimalen Risiko, am besten mit Kapitalschutz. Diese Kapitalschutz-Zertifikate wie etwa das Euro-Stoxx-50-(Kurs-)-Zertifikat (WKN: DB0 SMR) bieten dem Anleger zum Ende der Laufzeit eine Rückzahlung eines vorher festgelegten Betrags. In dem aufgeführten Fall ist es mindestens der Nennbetrag von 100 Euro. Als weitere große Gruppe rangieren Index- Produkte in der Beliebtheitsskala ganz vorn. Ein Beispiel: Ein Index-Zertifikat auf den Dax (WKN: ) bildet einfach eins zu eins das bedeutendste deutsche Börsenbarometer, den Dax, ab. Steigt dieser um 10 %, steigt auch der Wert des Zertifikats um 10 %. Ebenso gilt es allerdings auch in die umgekehrte Richtung. Den gleichen Produkttyp gibt es auf viele weitere nationale und internationale Indizes. Ein kleiner Nachteil für den Neu-Zertifikate-Anleger ist dabei, dass er bei Index- Zertifikaten nur wenig über die Möglichkeiten von Zertifikaten erfährt, da sich kaum etwas gegenüber seinen sonstigen Anlagen ändert: Wenn der Markt steigt, gewinnt er. Fällt der Markt, verliert er. Aber er hat den Vorteil, dass er direkt den gesamten Index erwirbt und somit diversifiziert investiert. Vorteile bei stagnierenden Kursen Ihre Vorteile richtig ausspielen können aber vor allem Zertifikate-Typen wie Diskont-Zertifikate. Die Diskont-Strategie lohnt sich vor allem bei stagnierenden oder leicht fallenden Aktienmärkten. Aber auch bei steigenden Kursen fährt der Anleger oft besser als Die Zertifikate-Branche befindet sich wieder im Aufschwung und bietet für jeden Anlagetyp das passende Investment. mit einem Direktkauf von Aktien. Die Funktionsweise von Diskont-Zertifikaten ist schnell erklärt: Anleger kaufen das Zertifikat günstiger ein, als die Aktie an der Börse notiert. Kaum zu glauben, können das nicht nur 10 % oder 20 % sein, nein es gibt Diskonter mit weit über 30 % Rabatt. Aufgrund des günstigen Einstiegs ist allerdings der Gewinn begrenzt. Diese Begrenzung nennt sich Cap und steht von vornherein fest. Am Laufzeitende gibt es, falls die Aktie auf oder über diesem Cap steht, genau diesen ausbezahlt. Die feine Sache ist der Diskont, denn damit hat der Anleger einen gewissen Puffer nach unten. Wer beispielsweise das Diskont-Zertifikat auf Daimler (WKN: DB7 WWU) erwirbt, bezahlt für das Zertifikat 34,44 Euro statt 54,24 Euro für die Aktie. Er kommt damit im Gegenzug für den Verzicht der Dividende und einer Gewinnbegrenzung in den Genuss eines Rabattes von 36,69 %. Sollte die Aktie am Laufzeitende, dem 18. Juni 2012, auf oder über dem Cap von 38 Euro stehen, gibt es die Höchstrendite in Höhe von 10,34 % über die gesamte Laufzeit berechnet. Der Aktionär ist nur bessergestellt, falls die Aktie 59,85 Euro übersteigen sollte. Der aktuelle Erfolg von Zertifikaten für Privatanleger spricht für sich. Nicht umsonst sind Zertifikate mittlerweile längst zum deutschen Exportschlager geworden. Zertifikate made in Germany sind ein Modell für Europa geworden. Fast überall können Anleger sie nun von Süd- bis Osteuropa kaufen. Und wer einmal festgestellt hat, welche Vorteile Zertifikate bieten, wird sie nicht mehr missen wollen. *Stefan Armbruster ist Leiter von X-markets, dem Zertifikate-Segment der Deutschen Bank Anlagechancen mit Turbo Société Générale Devisenrisiken absichern oder spekulieren Den Aufschwung vergolden WestLB Zertifikate für Optimisten und Pessimisten Von Sebastian Bleser* Die Dollar-Bombe tickt, Ratingagentur sieht Euro-Krise solche und ähnliche Schlagzeilen prägten in den vergangenen Wochen die Wirtschaftsnachrichten und viele Beobachter fragten sich: Was ist eigentlich los an den Devisenmärkten? Mittlerweile unverkennbar ist das Bemühen von einigen Länder wie den USA, Japan und Brasilien, die eigene Währung abzuwerten, um die Exporte zu verbilligen und die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Europa steht vor der Herausforderung, die Staatsfinanzen einiger Mitgliedsstaaten in den Griff zu bekommen. Allerdings: Wenn einzelne Währungen an Wert verlieren, müssen der ökonomischen Logik zufolge andere relativ an Wert gewinnen. Dies könnte der Euro sein, der traditionell stabile Schweizer Franken oder die Währungen der rohstoffreichen Staaten Norwegen und Australien. Wahrscheinlich ist, dass die Bewegungen an den Devisenmärkten in Zukunft eher zunehmen werden. Die genaue Richtung und die Höhe der Ausschläge können freilich auch Profis nicht mit Sicherheit vorhersagen. Zu komplex ist das Wechselspiel zwischen den globalen Handelsströmen, politischen Entscheidungen und dem globale Zinstrend Faktoren, die allesamt in die Preisbildung an den Devisenmärkten hineinspielen. Viele Konzerne haben sich mit Termingeschäften abgesichert Etliche deutsche Konzerne haben auf diese Situation bereits reagiert und ihre Engagements in Übersee mit Devisentermingeschäften abgesichert. Für kleinere Unternehmen und Privatanleger kommen solche Transaktionen wegen der hohen Mindestanlagebeträge Sebastian Bleser geht davon aus, dass die Turbulenzen an den Märkten zunehmen werden. Foto: S. Générale kaum infrage. Deswegen müssen sie den Bewegungen an den Devisenmärkten jedoch nicht tatenlos zu sehen. Währungsoptionsscheine und Open- End-Turbos bieten die Möglichkeit, auch kleinere Währungsinvestments beispielsweise bei Aktien- oder Rohstoffanlagen kostengünstig abzu sichern oder aber gezielt auf Wertschwan kungen zwischen zwei Währungen zu spekulieren. Beispiel: Ein deutscher Anleger investiert Euro in US-Aktien. Da er das Währungsrisiko nicht tragen möchte, plant er, die Position auf dem Niveau des aktuellen Wechselkurses (1,35 US-Dollar für einen Euro) abzusichern. Dazu kauft er einen Call-Optionsschein mit einem Basispreis von 1,35 US-Dollar. Dieser kostete mit einer Laufzeit bis Dezember 2011 zuletzt umgerechnet circa 0,07 US-Dollar; dieser Kaufpreis ist in etwa vergleichbar mit einer Versicherungsprämie. Erleidet der Greenback wie befürchtet einen Schwächeanfall, ist der Anleger durch den gleichzeitigen Wertgewinn des Optionsscheins vor Währungsverlusten geschützt. Tritt das Szenario nicht ein, geht nur die vergleichsweise niedrige Optionsprämie verloren. Starke Verluste oder hohe Gewinne Eine überlegenswerte Alternative sind auch Open-End-Turbos, deren Anlagechancen ebenso wie bei Optionsscheinen in einem starken Hebeleffekt liegen. Selbst bei kleineren Wechselkursveränderungen sind auf diese Weise hohe Gewinne möglich, umgekehrt allerdings auch genauso starke Verluste, wenn sich der Wechselkurs entgegen der erwarteten Richtung entwickelt. Im Unterschied zu Optionsscheinen sind Turbos nicht mit einer festen Laufzeit ausgestattet. Dadurch entfällt die für Laien oftmals nur schwer nachvollziehbare Preisfindung aus innerem Wert, Zeitwert und Optionswert. Turbos gibt es sowohl in einer Long-Variante, die auf steigende Kurse setzt, als auch in einer Short-Variante, mit der Anleger auf sinkende Kurse spekulieren können. Jeder Turbo verfügt über eine Stop-Loss-Schwelle, bei deren Unter- beziehungsweise Überschreiten das Papier ausgestoppt wird. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Wert bei einer gegenläufigen Kursentwicklung ins Negative rutscht, sodass das Verlustrisiko auf den Kapitaleinsatz beschränkt ist. Turbozertifikate ermöglichen es, auf einfache Weise von Währungsschwankungen zu profitieren. Der Anleger sollte sich aber zuvor eine klare Marktmeinung gebildet und die Produkte verstanden haben. *Sebastian Bleser ist Zertifikate-Experte bei der Société Générale Von Frank Haak* Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands wuchs 2010 um 3,6 %. Grund dafür ist vor allem, dass 2010 gerade die Exporte von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend rasant zunahmen und sich positiv auf die Wirtschaftsleistung auswirkten. Auch die Auslastung der Produktionskapazitäten normalisierte sich im vergangenen Jahr, daher wird die deutsche Industrie 2011 vermutlich kräftig investieren. Gleichzeitig begann 2010 auch die Erholung auf dem Arbeitsmarkt, die sich über den Jahreswechsel hinaus weiter fortsetzte. Steigende Beschäftigung und zunehmende Arbeitszeit werden sich 2011 voraussichtlich positiv auf die Höhe der Einkommen der deutschen Privathaushalte auswirken. Nach Meinung der Experten der WestLB dürfte der private Konsum daher im laufenden Jahr um 1,5 % zunehmen und den Aufschwung stützen. Dank des relativ schwachen Euro und einer sich in den Vereinigten Staaten erholenden Wirtschaft bleiben die Exportchancen gut. Die Experten der WestLB erwarten daher für 2011 eine Steigerung des BIP der Bundesrepublik Deutschland in Höhe von 2,8 %. Für den Dax sehen sie ein Zwischenziel von bis zu Punkten und beim Euro Stoxx 50 von gut Punkten. Das Jahresendziel liegt für den Dax bei Punkten und für den Euro Stoxx 50 bei Punkten. Seit vergangenem Herbst wurden Aktien zunehmend zur favorisierten Assetklasse. Der Trend dürfte sich in diesem Jahr verstärken. Besonders Aktien mit sicheren Dividendenzahlungen stehen dabei im Vordergrund, weil sie attraktive Chancen bieten. Nach Ansicht der Analysten der WestLB werden die Dividendenzahlungen in diesem Jahr eher noch zulegen. Im Vergleich zum Vorjahr rechnen sie für die im Dax gelisteten Unternehmen mit einem Anstieg der Ausschüttungen an die Anteilseigner um 5,4 Mrd. Euro auf insgesamt 25,3 Mrd. Euro in diesem Jahr. Dies kommt einer Steigerung von rund 27 % und einer erwarteten Dividendenrendite von durchschnittlich 3,3 % gleich. Der Grund: Bei steigenden Unternehmensgewinnen erfolgen Anpassungen bei den Dividendenzahlungen erst mit einigen Monaten Verzögerung. Mit Aktieninvestments ließen sich in Mit Aktieninvestments ließen sich in den vergangenen Jahren mit Ausnahme von 2008 dank langfristig kontinuierlich gestiegener Aktienmärkte hohe Renditen erzielen. den vergangenen Jahren mit Ausnahme zum Beispiel vom Jahr 2008 dank langfristig kontinuierlich gestiegener Aktienmärkte hohe Renditen erzielen. Die zwischenzeitlich sehr hohe Volatilität führte jedoch bei vielen Investoren zu Verunsicherung. Mit Zertifikaten können Anleger in steigenden, aber auch in seitwärts tendierenden oder gar fallenden Märkten Gewinne erwirtschaften. So bieten viele Zertifikate zum Beispiel einen partiellen oder vollständigen Kapitalschutz oder Mindestrenditen. Einige Zertifikatetypen können indes auch als Renditeturbo eingesetzt werden. Für Börsenoptimisten, die ähnlich wie die Experten der WestLB in den nächsten Monaten einen weiter steigenden Euro Stoxx 50 erwarten, eignen sich Outperformance-Zertifikate mit kurzen Laufzeiten. Mit diesen Papieren partizipieren Anleger an der positiven Entwicklung des Index, und dies überproportional mit einem Faktor von zum Beispiel 1,8. Das heißt, dass jeder Prozentpunkt, den der Euro Stoxx 50 zulegt, Anlegern eine Rendite von 1,8 Prozentpunkten beschert. Anleger, die weiter an die Exportstärke der deutschen Unternehmen glauben, können zum Beispiel in das Deutsche-Weltmeister-Active-Zertifikat (WLB8XZ) investieren. Mit diesem Papier partizipieren Anleger eins zu eins an der Wertentwicklung von zehn anfänglich gleich gewichteten Aktien deutscher Unternehmen, die Weltmarktführer in ihrer jeweiligen Sparte sind. Daraus ergibt sich ein Portfolio, das diversifiziert ist über unterschiedliche Branchen, Regionen und Börsensegmente. Als Alternative bieten sich für eher pessimistisch eingestellte Anleger Capped-Bonus-Zertifikate an. Diese Produkte, etwa die WKN WLZ2MR, verfügen zwar über keinen Kapitalschutz, jedoch über große Sicherheitspuffer zum Schutz vor Kursrücksetzern. Gleichzeitig partizipieren Anleger bei Kursanstiegen jedoch nur bis zum Bonuslevel (Cap). Bereits diese kleine Auswahl aus dem großen Anlage-Universum der Zer tifikate zeigt, dass Zertifikate durch ihre flexiblen Ausgestaltungsmöglichkeiten nicht nur für jeden Anlegertyp, sondern auch für jede Marktlage das passende Produkt bereithalten. *Frank Haak ist Direktor bei der WestLB

16 16 Finanzen & Börse Gute Aussichten für Betongold Immobilienanlagen Der Wohnungsmarkt zeigt moderaten Aufwärtstrend von Pino Sergio* Der deutsche Immobilienmarkt hat in den vergangenen Monaten gezeigt, welche Wachstumspotenziale gerade im Wohnbereich in ihm stecken: Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind einer Umfrage des Verbands deutscher Pfandbriefbanken zufolge Ende 2010 so stark gestiegen wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. Selbst genutzte Eigenheime und Eigentumswohnungen kosteten im vierten Quartal ,5 % mehr als vor Jahresfrist. Vor dem Hintergrund der günstigen Entwicklung des Arbeitsmarkts wird auch für 2011 ein weiterer moderater Preisanstieg erwartet. Seit vielen Jahren entwickelt sich der deutsche Wohnungsmarkt stabil und ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern frei von Übertreibungen. Nicht nur die Kaufpreise, auch die Wohnungsmieten stiegen: Nach der letzten Quartalserhebung der Marktforschungsgesellschaft empirica sind in jedem dritten Kreis die Mieten in den vergangenen fünf Jahren stärker gestiegen als der Preisindex der Lebenshaltung. Immobilien gelten daher als beliebter Inflationsschutz. Weitere derzeit boomende Immobilienkategorien in Deutschland sind zudem Einzelhandelsimmobilien und Hotels der Businessklasse. Doch wie können Kapitalanleger mittel- bis langfristig von dieser Entwicklung profitieren? Wo liegen Chancen und Risiken der verschiedenen Immobilieninvestitionen? Klar ist: Investments in Immobilien direkt oder indirekt haben ihre Tücken. Vor allem Investments in offene Immobilienfonds, die jahrzehntelang als sicherer Hafen für Anleger galten, hatten durch Schließungen der Anteilsrückgabe zuletzt stark eingebüßt. Neues Gesetz alte Probleme? Das nun im Februar im Bundestag verabschiedete neue Anlegerschutzgesetz tritt erst 2012 in Kraft und muss noch den Bundesrat passieren. Vorgesehen ist demnach eine zweijährige Mindesthaltefrist für neue Anleger. Pro Halbjahr dürfen Privatanleger aber Anteile bis zu einer Höhe von Euro zurückgeben. Akute Probleme einiger großer Fonds und ihrer Anleger sind damit nicht gelöst: 22 Mrd. Euro in acht großen Immobilienfonds sind derzeit eingefroren und Anleger kommen nicht an ihre Gelder. Weitere drei Fonds mit einem Volumen von etwa 3 Mrd. Euro befinden sich bereits nach zweijähriger Schließung in Abwicklung. Vielen Emittenten wird zu schaffen machen, dass die Fremdfinanzierungsquote der Fonds ab 2014 nicht mehr höher als 30 % sein wird. Zwangsweise werden alternative immobilienbasierte Anlageprodukte dadurch wichtiger. Im Gegensatz zu den offenen stehen die geschlossenen Immobilienfonds deutlich besser da. Sie berücksichtigen derzeit mehr das Sicherheitsverlangen der Deutschen und erfreuen den Anleger mit Ausschüttungen von zum Teil bis zu 6 %. Das börsenunabhängige Immobilienanlagemodell punktet vor allem mit relativ niedrigem Kapitaleinsatz (ab Euro), überschaubarem Risiko und hoher Rendite. Der Nachteil: Das Geld ist in der Regel langfristig angelegt und der Anlagehorizont beträgt meist zehn, 20 oder gar 30 Jahre. Doch auch hier ist der Gesetzgeber nicht untätig und plant weitere Einschränkungen vor allem in steuerrechtlicher Sicht. Positiv zu bewerten in diesem Zusammenhang: Eine neue EU- Richtlinie, die eine Zulassungs- und Aufsichtspflicht der Anbieter geschlossener Fonds verlangt, muss bis Ende 2013 in nationales Recht umgesetzt werden und schafft Zuverlässigkeit. Immobilienaktien sind ein weiteres Anlageinstrument. Sie bieten gegenüber den geschlossenen Fonds eine quasi tägliche Verfügbarkeit und sogar noch größere Gewinnmöglichkeiten. Aber zugleich bergen sie auch ein deutlich höheres Risiko im Worst-Case-Szenario muss man Kursabstürze oder sogar den Totalverlust einkalkulieren. Daher bieten sich andere mittelbare Anlagemodelle im Immobilienbereich an, zum Beispiel Pfandbriefe, Genussscheine, Verbriefungen und Hypothekenanleihen. Letztere sind festverzinsliche Wertpapiere, die von einem Immobilienunternehmen als Unternehmensanleihe emittiert werden und bei denen die Anleger im Bilderbuch-Idyll: Die Preise für Wohnimmobilien werden wohl auch im Jahr 2011 weiter steigen davon können die Anleger profitieren. Doch Immobilien investments haben so ihre Tücken. Vergleich zur herkömmlichen Unternehmensanleihe zusätzlich mit den der Anleihe unterliegenden Immobilienwerten abgesichert werden. Hypothekenanleihen bieten insbesondere im Fall der erstrangigen Besicherung der Anleger eine vergleichsweise hohe Besicherung. Dies wird durch Grundpfandrechte in der Regel durch Grundschulden an realen Immobilien gewährleistet, durch die der Anleger im Ernstfall im ersten Rang, also vor allen anderen Gläubigern, über einen Treuhänder den Zugriff hat. Nicht investierte Barmittel werden auf Sonderkonten gesichert. Die Anlageform bündelt somit die Vorteile der Immobilienanlage und des Anleiheinvestments in einem Wertpapier und schützt vor dem Totalverlust. Gegenüber Anlageformen wie Fest- oder Tagesgeld, Staatsanleihen oder Pfandbriefen ist sie höher verzinst und in der Regel börsenhandelbar, wodurch der Anleger in seiner Liquidität flexibel bleibt. Im Vergleich zu Aktien zeichnet sich das Wertpapier durch eine konstante Kursentwicklung mit geringer Volatilität aus. Investitionen in Hotels Die WGF Finanzgruppe nutzt, durch Hypothekenanleihen bankenunabhängig finanziert, attraktive Immobilieninvestmentchancen, steigert Objektwerte und Mieten durch umfassendes Immobilienmanagement und veräußert die Gebäude später gewinnbringend. Neben wohnungswirtschaftlichen Immobilien investiert sie bundesweit in gewerbliche Immobilien, insbesondere in Business-Class-Hotels und Einzelhandelsimmobilien. Die Gesellschaft bietet drei Anleihevarianten für verschiedene Anlegergruppen. Versicherungen, Versorgungskassen, Stiftungen und Banken können ihr Sicherungsvermögen bereichern, da die Papiere die Voraussetzungen nach Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) erfüllen. Die siebte Anleihe der WGF AG im Volumen von 100 Mio. Euro mit einer jährlichen Festverzinsung von 5,35 % und viereinhalb Jahren Laufzeit ist seit Oktober 2010 auf dem Markt. Über das RealWertPlus-Programm, das die Immobilienfinanzierung innerhalb eines Joint Ventures durch die WGF sicherstellt, können auch Dritte, zum Beispiel Mittelständler und Kommunen, ihre Immobilienfinanzierung über Hypothekenanleihen bankunabhängig realisieren. Neben Hypothekenanleihen bietet das Immobilieninvestmenthaus weitere immobilienbasierte Anlageformen, darunter geschlossene Immobilienfonds über ihre Tochtergesellschaft deboka Deutsche Grund & Boden Kapital AG, Genussrechte, institutionelle Anleihen sowie hypothekarisch besicherte Unternehmensdarlehen. Für 2011 ist die Gründung einer Immobilien-KAG geplant, die Immobilien-Spezialfonds auflegt. *Pino Sergio ist Vorstandsvorsitzender der WGF Wissenslücke mit Folgen Baufinanzierung Die Zinsen steigen der Beratungsbedarf auch Von Peter Haueisen* Noch sind die Bauzinsen relativ niedrig und lassen so manchen Traum von den eigenen vier Wänden wahr werden. Wichtiger als Tiefstzinsen sind bei der Eigenheimfinanzierung eine lange Zinsbindung und individuelle Beratung zumal die Zinsen inzwischen wieder steigen. Zinsgarantien bis zu einem Vierteljahrhundert Wer ein Eigenheim finanziert, sollte das aktuell noch niedrige Zinsniveau nutzen und sich langfristig attraktive Konditionen sichern. Einige Unternehmen bieten Zinsgarantien bis zu 25 Jahre. Diese langen Laufzeiten kennen allerdings nur wenige angehende Immobilienbesitzer, so das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa. Zwar ist es für neun von zehn Bauherren beim Abschluss einer Immobilienfinanzierung wichtiger, sich einen durchschnittlich niedrigen Zinssatz für einen längeren Zeitraum zu sichern als kurzlaufend den niedrigsten Zinssatz am Markt. Doch über welchen Zeitraum eine solche Garantie tatsächlich zu haben ist, weiß nur jeder Fünfte eine Wissenslücke mit Folgen. Gerade bei der Baufinanzierung können Halbwissen und Wissenslücken teuer zu stehen kommen. Auch steuerliche Bedingungen und staatliche Fördermittel sind für Laien häufig schwer zu durchschauen. Wer im Finanzierungsdschungel nicht den Überblick verlieren, sondern das persönlich am besten geeignete Finanzierungskonzept finden möch te, kommt kaum noch ohne Experten aus. Bei der für die meisten Menschen wichtigsten und größten Kaufentscheidung ihres Lebens zahlt sich der Sachverstand eines Finanzierungsexperten in barer Münze aus und bietet Sicherheit und Sorgenfreiheit. Nachfrage nach Expertenrat steigt Das ist künftigen Eigenheimbesitzern durchaus bewusst. Denn in den vergangenen Jahren hat der Beratungsbedarf bei der Immobilienfinanzierung deutlich zugenommen: Während laut forsa-studie nur gut die Hälfte der heutigen Immobilienbesitzer einstmals beim Kauf ihres Eigenheims die Beratung eines Experten eingeholt hat, möchten sich heute bereits drei Viertel Das Eigenheim steht bei vielen ganz oben auf der Wunschliste. Doch die wichtigen Eckpunkte bei der Finanzierung kennen nur die wenigsten. Gerade bei der Baufinanzierung können Halbwissen und Wissenslücken teuer zu stehen kommen. der Immobilienplaner fachkundig zur Baufinanzierung beraten lassen. Für zwei Drittel der künftigen Immobilienbesitzer ist eine maßgeschneiderte Eigenheimfinanzierung zudem wichtiger als der jeweils niedrigste Zinssatz am Markt. Denn wer gemeinsam mit einem Berater vorausschauend plant, für den rechnet sich ein Finanzierungspaket, das auf die eigenen Bedürfnisse und die jeweilige Lebenssituation passgenau zugeschnitten ist, in jedem Fall. Absicherung der Familie Dementsprechend wünschen sich laut forsa-studie die Befragten mehrheitlich eine Beratung, die auch die Absicherung der Immobilienfinanzierung und der Familie etwa bei Arbeitslosigkeit, Umzug aus beruflichen Gründen, Unfall oder Tod des Hauptverdieners umfasst. Zudem werden die eigenen vier Wände sehr häufig als Baustein für die private Altersvorsorge eingeplant. In diesem Fall empfiehlt es sich, die einzelnen Bausteine integriert, also von einem Anbieter, zu beziehen. Die Allianz zum Beispiel bietet neben einer kompletten Produktpalette zur Altersvorsorge auch die Immobilienfinanzierung an. Auf dieser Basis kann ein Finanzierungsexperte in der Beratung auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden Eigenheimplaners pass genau eingehen. Besonderen Wert auf eine individuelle Beratung legen Menschen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. Im Vorfeld eines Immobilienkaufs recherchiert ein Großteil der künftigen Darlehensnehmer umfassend. Dennoch fühlen sich viele Immobilienplaner oft nicht ausreichend informiert. Jedem dritten Befragten fehlen gemäß forsa-umfrage beispielsweise Informationen zum Wohn-Riester. Dabei würde etwa die Hälfte aller Baufinanzierer die staatliche Fördermöglichkeit, die sich aus Riester-Zulagen und Steuervorteilen zusammensetzt, gern nutzen. Allerdings weiß nur jeder Zehnte, wie viel Geld sich mit der Wohn-Riester-Förderung überhaupt sparen lässt. So kann nicht nur eine vierköpfige Familie mit einem Riester- Darlehen bis zu Euro sparen. Auch für Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen und niedrigem Zulagenanspruch, zum Beispiel für kinderlose Doppelverdiener oder Singles, kann sich unter steuerlichen Aspekten ein Riester-Darlehen ähnlich gut rechnen. Diese finanziellen Vorteile erschließen sich vielen Kreditnehmern nicht von selbst. Eine umfassende und kompetente Beratung kann auch diese Wissenslücken schließen. *Peter Haueisen ist Leiter Baufinanzierung bei Allianz Leben

17 Energie & Effizienz 17 Ruhe vor dem Sturm? Windkraft Wegen der Finanzkrise wurde der Bau vieler Anlagen auf dieses Jahr verschoben. Auch im Repowering steckt viel Potenzial. Seite 18 Klarer Standpunkt Windkraft H. Bünting, Geschäftsführer von RWE Innogy, spricht Klartext: Wer die Erneuerbaren will, muss die Konsequenzen akzeptieren. Seite 19 Unverzichtbare Halbleiter windkraft Arunjai Mittal, Chef der Industriesparte bei Infineon, erklärt, welche Rolle Chips in der regenerativen Stromerzeugung spielen. Seite 19 Lizenz zum Sparen Zertifizierte Effizienz: TÜV Süd implementiert derzeit beim Chemiehersteller Innospec in Leuna ein modernes Energiemanagementsystem. Seite 20 Auf zu neuen Ufern Versorger E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW suchen Alternativen zum schwierigen deutschen Markt von klaus g. wertel Das Zerrbild vom Oligopol der vier großen Energiekonzerne, die den deutschen Markt beherrschen, ist ausgesprochen beliebt und wird sich wohl noch lang halten. Doch im wirklichen Leben sind E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall längst auf der Suche nach Alternativen zu dem zunehmend teurer und schwieriger werdenden Energiegeschäft in Deutschland. Vor dem Hintergrund immer neuer Steuern und Abgaben sowie im Inland kaum noch durchsetzbarer Kraftwerksprojekte zeichnen sich vor allem drei Trends ab: verstärkte Engagements in Auslandsmärkten, Trennung von überregulierten Bereichen bis hin zum Verkauf oder zur Still legung unrentabler Anlagen, Erschließung neuer, weniger reglementierter Geschäftsfelder. Besonders ambitioniert geht der deutsche Branchen-Primus E.ON (Jahresumsatz 2009: 81 Mrd. Euro) an den Umbau: Vom europäischen Energieversorger zum globalen, spezialisierten Anbieter für Energielösungen so beschreibt der E.ON-Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen das Ziel der neuen Strategie. Teyssen nennt sogar Eckwerte: Der Anteil der außereuropäischen Umsätze soll von derzeit 5 % auf 25 % im Jahr 2020 verfünffacht werden. Die Zahl der Marktregionen, in denen E.ON außerhalb Europas tätig ist, soll von bislang zwei Nordamerika und Russland auf vier steigen. Eine Entscheidung für die neuen Zielregionen soll noch im Frühjahr 2011 fallen: Wahrscheinlich werden dies China/Indien und Brasilien sein. Bei den Energielösungen, die E.ON E.ON-Chef Johannes Teyssen will sein Unternehmen vom europäischen Energieversorger zum globalen, spezialisierten Anbieter für Energielösungen umbauen. Foto: E.ON anbieten will, werden wohl Kraftwerke und Anlagen der erneuerbaren Energien die Schwerpunkte bilden. Der Konzern mit Sitz in Düsseldorf will dabei sehr auf eine dauerhaft solide Wirtschaftlichkeit der Projekte achten. Dies gelte für den Bau, noch mehr aber für den Betrieb von Anlagen. In der Vergangenheit musste E.ON gelegentlich erhebliches Lehrgeld für nicht profitable Auslandsinvestitionen bezahlen. Auch künftig werden sich die Düsseldorfer aber wohl nicht jedem Abenteuer entziehen können: So zählt E.ON zu den Gründungsmitgliedern des Saharastrom-Projekts Desertec. Keine Scheu vor Kooperationen mit der Konkurrenz Expandieren will E.ON auch in Europa zumindest dort, wo die rechtlichen Rahmenbedingungen verlässlich sind und Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Dabei scheut sich E.ON auch nicht vor Kooperationen mit Konkurrenten: So bewerben sich die Düsseldorfer beispielsweise gemeinsam mit dem deutschen Branchen-Zweiten RWE (Jahresumsatz 2009: 48 Mrd. Euro) um Aufträge für den Bau neuer Kernkraftwerke in Großbritannien. In Frankreich bezieht E.ON inzwischen Strom aus EDF-Kernkraftwerken. Sogar Sondierungen über eine mögliche Mitfinanzierung neuer Kernkraftwerke in Frankreich durch den deutschen Energiekon zern hat es schon gegeben. Finanzieren will E.ON-Chef Teyssen die neuen Auslandsinvestitionen nicht nur, aber auch durch den Verkauf von nicht oder nicht mehr rentablen Be teiligungen und Anlagen im Inund Ausland: Für die Jahre 2011 bis 2013 nannte Teyssen ein Erlösziel von 15 Mrd. Euro aus Desinvestitionen. Einen Katalog der zum Verkauf stehenden E.ON-Anlagen und -Beteiligungen gibt es bislang noch nicht. Erdgasprojekte im Zeichen der Unabhängigkeit Die nach Umsatz deutlich kleinere RWE AG strebt ebenfalls nach neuen Ufern, insbesondere aber nach einer Erweiterung des Geschäftsmodells um neue, zukunftsfähige Geschäftsfelder: So beteiligen sich die Essener an dem Erdgas-Pipelineprojekt Nabucco. Durch diese Leitung soll dereinst Erdgas aus der Region am Kaspischen Meer an Russland vorbei nach Europa geliefert werden. In Ägypten investiert das Tochterunternehmen RWE Dea rund 3,6 Mrd. US-Dollar in neue Erdgasförderanlagen. RWE hofft, mit beiden Engagements zu einem eigenständigen Erdgasimporteur und -händ ler aufsteigen zu können und unabhängig von der russischen Gazprom und anderen Vorlieferanten zu werden. Einen Ausgleich für den in Deutschland kaum noch möglichen Bau konventioneller Erzeugungsanlagen findet RWE vor allem in den neuen EU-Mitgliedsländern Ost- und Südosteuropas, aber beispielsweise auch in der Türkei: So hat RWE erst unlängst mit dem türkischen Unternehmen Turcas Petrol ein Joint Venture geschlossen und den Bau eines großen Gaskraftwerks mit einer Kapazität von 775 Megawatt im südwesttürkischen Denizli vereinbart. Vergleichsweise bescheidene Brötchen backen die beiden kleinen unter den vier großen Energieunternehmen im Ausland: Die EnBW (Jahresumsatz 2010: 17,5 Mrd. Euro) beschränkt sich auf wenige ausgewählte Auslandsmärkte: auf die Schweiz, Tschechien, Polen, Ungarn und die Türkei. Und bei Vattenfall Europe (Jahresumsatz 2009: 14 Mrd. Euro) der deutschen Tochter des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall AB hat derzeit die Konsolidierung Vorrang vor ehrgeizigen Investments. Die schwedische Mutter soll sogar einen Teilrückzug aus einzelnen Auslandsmärkten und eine Konzentration der Geschäftstätigkeit auf Schweden, Deutschland und die Niederlande erwägen. Neuorientierung geht zu Lasten Deutschlands Wie sehr die Neuorientierung der großen Energieunternehmen zulasten deren Engagements in Deutschland gehen kann, zeigt besonders deutlich ein Blick auf die Änderungen der Eigentümerstruktur des Stromtransportnetzes in Deutschland: Knapp zwei Drittel der rund Kilometer deutscher Strom-Fernleitungen wurden in den vergangenen 16 Monaten an ausländische Netzbetreiber verkauft. E.ON veräußerte im November 2009 ihr Kilometer messendes Höchstspannungsnetzes für 1,1 Mrd. Euro an den staatlichen niederländischen Netzbetreiber Tennet B. V. Vattenfall Europe folgte diesem Beispiel im März 2010: Das Kilometer umfassende deutsche Vattenfall-Fernübertragungsnetz ging für 810 Mio. Euro an ein Konsortium des belgischen Netzbetreibers Elia System Operator SA (60 %) mit dem australischen Investmentfonds IMF Industry Funds Management (40 %). E.ON und Vattenfall reagierten mit dem Verkauf ihrer Fernübertragungsnetze vor allem auf die finanzielle Zangenbewegung aus einer seit 2005 mehrfachen von der Bundesnetzagentur verfügten Absenkung der zulässigen Netzentgelte und den wegen des Ausbaus der Windenergie immer höheren Lasten des Netzbetriebs und der Bereitstellung von Schattenkraftwerken für windarme Phasen. Dass die Bundesnetzagentur inzwischen ihren restriktiven Kurs korrigiert und für 2010 erstmals wieder eine Erhöhung der Netzentgelte um bis zu 30 % genehmigte, kam für die Verkaufsentscheidung von E.ON und Vattenfall zu spät. Netzverkauf hat ungewollte Nebenwirkungen Eine Nebenwirkung dieses Netzverkaufs: Über den so dringenden Ausbau, einschließlich der Kostenträgerschaft, der Netzkapazitäten zwischen den neuen Erzeugungsschwerpunkten an und vor den Küsten der Nord- und Ostsee mit den Verbrauchsregionen in Firma Bitte senden Sie mir kostenlos und unverbindlich die beiden nächstfolgenden Ausgaben zu. Ja, ich möchte das günstige -Jahres-Abonnement (11 Ausgaben pro Jahr) von 27,50 inklusive Zustellgebühr und 7% MwSt. (Inland) wahrnehmen. Ja, ich möchte das Jahres-Abo für Studenten zum Preis von 20,62 wahrnehmen (bitte gültige Immatrikulationsbescheinigung der Bestellung beifügen). Das Abonnement verlängert sich automatisch um jeweils ein Bezugsjahr, wenn ich nicht zwei Monate vor Ablauf schriftlich kündige. Den Jahresbetrag zahle ich nach Erhalt der Rechnung. Widerrufsgarantie: Sie können die Bestellung innerhalb von 10 Tagen ohne Angabe von Gründen schriftlich beim, Parkring 4, Garching bei München, widerrufen. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung (Poststempel). Name, Vorname Straße, Hausnummer Datum Die Zukunft im Visier Trends in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft kompakt monatlich Telefon Postleitzahl, Wohnort Unterschrift West- und Süddeutschland müssen deutsche Behörden und Politiker nun in Holland und Belgien mit den neuen Eigentümern der früheren E.ON- und Vattenfall-Netze verhandeln. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDWE) schätzt den notwendigen Investitionsbedarf in die deutschen Netze und in zusätzliche Reservekraftwerke für den Ausgleich des schwankenden Windkraftstroms allein für die Zeit bis 2020 auf 40 Mrd. Euro. Im Gegensatz zu E.ON und Vattenfall wollen die beiden anderen des Quartetts der großen Vier RWE und EnBW ihre Netze weiter selbst betreiben und am Konzept des vertikal integrierten Energiekonzerns festhalten. Der Hauptgrund: Sowohl das Netz der RWE-Tochter Amprion ( Kilometer) als auch das Netz der EnBW-Transportnetze (3 500 Kilometer) liegen weitab der Küsten und der großen Onshore- und Offshore- Windenergieparks. Insofern halten sich bei RWE und EnBW auch die Kosten für den Netzausbau und die Bereitstellung von Regelenergie in Grenzen. Und: Die Kehrtwende der Bundesnetzagentur zugunsten wieder steigender Netzentgelte verspricht einen auch wirtschaftlich auskömmlichen Netzbetrieb. Per Fax an: oder senden an:, Parkring 4, Garching bei München

18 18 Windkraft Energie & Effizienz Laues Lüftchen vor dem Sturm Deutsche Windindustrie Nachdem der Onshore-Markt 2010 eingebrochen ist, wurde der Bau vieler Anlagen auf das laufende Jahr verschoben von ulrich hottelet Die deutsche Windindustrie hat im vergangenen Jahr auf ihrem Heimatmarkt nicht die angestrebten Wachstumszahlen erzielt. Die Prognose für 2011 ist eingefärbt durch die ernüchternde derzeitige Situation, sagte der Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE), Hermann Albers. Die deutsche Windindustrie konnte 2010 den aus dem Vorjahr prognostizierten Wert von rund Megawatt nicht erreichen. Allerdings ist 2009 im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren ein sehr gutes gewesen. Nach Erhebungen des Deutschen Windenergie- Instituts (DEWI) wurden 2010 nur 754 neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von Megawatt neu installiert. Dies gaben der BWE und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA Power Systems) Ende Januar bekannt. Im Vergleich zu 2009 mit Megawatt bedeutet das einen Rückgang von 19 %. Ende 2010 drehten sich in Deutschland Windräder mit einer Gesamtleistung von Megawatt. Der deutsche Markt befindet sich damit wieder auf dem Niveau von Grund für den Einbruch des Onshore-Markts sind Finanzierungsprobleme für Großprojekte wegen der Finanzkrise, Unsicherheiten bei Netzanforderungen an Windenergieanlagen, ein langer Winter im Vorjahr und der frühe Beginn dieses Winters, sagte Thorsten Herdan, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Wegen der Finanzierungsprobleme wurde der Bau vieler Anlagen auf 2011 verschoben, so Albers. Hinzu kommt, dass trotz neuer Flächenausweisungen in einigen Bundesländern die Räume für Neuanlagen weiter beschnitten werden. Abstandsregelungen und Höhenbegrenzungen verhindern einen effizienten Ausbau der Windenergie an Land. Zudem erschwere ein laut Windindexwert schwächer gewordener Wind die Finanzierung von Investitionen. In Süddeutschland ist die Nabenhöhe der Windräder Abstandsregelungen und Höhenbegrenzungen verhindern einen effizienten Ausbau der Windenergie an Land. Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE) wegen des schwächeren Winds höher als im stürmischeren Norden. Die durch schnittliche Nabenhöhe auf dem Festland beträgt 100 bis 120 Meter. Im Repowering schlummert Potenzial Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr gab es dagegen beim Austausch alter gegen neue und leistungsstärkere Anlagen, dem sogenannten Repowering. Dadurch kann die Leistung verdreibis versechsfacht werden. Nach den DEWI-Erhebungen konnten vergangenes Jahr 116 Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 56 Megawatt durch 80 Windkraftanlagen mit zusammen 183 Megawatt ersetzt werden. Im Repowering schlummert immer noch ein immenses Potenzial. Spätestens im Jahr 2015 werden über Windenergieanlagen repoweringfähig sein, gab sich Albers überzeugt. Das löst Investitionen in Höhe von 40 Mrd. Euro aus. Auch die Windenergie auf hoher See übertraf die Installationszahlen des Vor jahrs. Im Jahr zwei des deutschen Offshore-Markts konnten in den Projekten Baltic 1 und Bard 1 zusammen 108 Megawatt neu errichtet werden. Die erwarteten Zubauten von 150 Megawatt wurden zwar nicht erreicht, die 100-Megawatt-Schwelle ist aber endlich durchbrochen. Hier muss man einfach sehen, dass Offshore eine neue Technologie ist, ihre Entwicklung auch Zeit kostet und das verfügbare Finanzvolumen begrenzt ist. Für 2011 sind 300 Megawatt aufgrund des Fortschritts der Projekte wahrscheinlich, so Herdan. Die Bundesländer mit dem höchsten Anteil der Windenergie am Nettostromverbrauch sind Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Niedersachsen. Mit 52 % ist der Anteil in Sachsen-Anhalt so hoch, dass das Land zu einem Stromexporteur geworden ist. Stetig wachsende Bedeutung für die deutsche Windindustrie kommt den Exportmärkten zu. China, wo das made in Germany einen sehr guten Ruf genieße, habe 2010 um 30 % zugelegt, teilte Herdan mit. Während die Exporterfolge der Original Equipment Manufacturers in China gering seien, sehe es bei den Zulieferern besser aus. Dagegen hat sich der wichtige Exportmarkt USA mit Megawatt halbiert. In Italien und Spanien seien leichte Rückgänge zu verzeichnen. Potenzial habe Osteuropa, die Türkei und Südkorea. Der Weltmarkt habe um 5 % bis 10 % abgenommen. Herdan prognostiziert für 2011 eine Windleistung von 40 Gigawatt weltweit. Die Branche benötigt Kontinuität und Verlässlichkeit Bei der anstehenden Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) dürfen die Investitionsbedingungen am Heimatmarkt nicht beschnitten, sondern der Binnenmarkt muss wieder gestärkt werden. Dazu sind Verunsicherungen im Gesetzgebungsprozess genauso zu vermeiden wie bei der Umsetzung von Netzanforderungen an Windenergieanlagen, so der BWE- Chef. Die Branche benötige Kontinuität, Stabilität und Verlässlichkeit. Die Einspeisevergütung nach dem EEG Im Aufwind: Die deutsche Windindustrie ist nach einem schwachen Jahr 2010 wieder auf Kurs. Die Branchenverbände wittern in den Exportmärkten insbesondere in China große Chancen. fotos: BWE nannte er auskömmlich. Für die Solarbranche hätte er sich eine geringere Vergütung gewünscht. Wir sind die günstigste erneuerbare Energie, betonte Albers und kritisierte das Energiekonzept der Bundesregierung, das kaum Zuwachs für die Windenergie vorsehe. Politischer Konsens Im Streit zwischen EU-Kommission und Bundesregierung um die europaweite Harmonisierung der Förderinstrumente erneuerbarer Energien ist es Ende Januar zu einer Klärung gekommen. Die EU nahm nach der Kritik von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) von einer zeitnahen Harmonisierung Abstand. Dies kann nur ein mittelfristiges Ziel sein, hieß es in Kommissionskreisen. In einem von EU- Energiekommissar Günther Oettinger vorgelegten Konzept ist nur noch von einer stärkeren Konvergenz der nationalen Fördersysteme die Rede. Die Entscheidung darüber, wie die Gelder verteilt werden, soll aber auch künftig in den Händen der einzelnen Mitgliedsstaaten bleiben. Das Bundesumweltministerium und die Windenergiebranche begrüßten den Rückzieher Oettingers. Eine Harmonisierung hätte weniger erneuerbare Energien, weniger Klimaschutz und weniger Wettbewerb im Stromsektor nach sich gezogen. Darüber hinaus würde sie die Marktposition Deutschlands im Bereich der erneuerbaren Energien massiv verschlechtern, kommentierte Albers. Positiv sei vor allem, dass der Bundesumweltminister dies erkannt und den EU- Forderungen eine Absage erteilt habe. von philipp tröbinger Windige Hotspots Windatlas Baden-Württemberg Die Schwaben wissen, wo die Winde wehen Mit der landesweiten Kartierung in einer Auflösung von 250 Metern liegt ein erstes zentrales Ergebnis der Windpotenzial-Analyse vor. Ernst Pfister, Wirtschaftsminister Baden-Württemberg Der Windatlas zielt auf eine noch effizientere Ausbeutung des Windpotenzials in Baden-Württemberg ab. Die erstellte Datengrundlage vom TÜV Süd Industrie Service ermöglicht einen Quantensprung in der regionalen Planung von Windkraftanlagen. Der schwäbische Pioniergeist hat wieder zugeschlagen: Um die Datengrundlage für die Windenergienutzung zu optimieren, gab das baden-württembergische Wirtschaftsministerium die Erstellung eines Windatlas beim TÜV Süd Industrie Service in Auftrag. Die Ergebnisse stellen im Vergleich zur bisherigen Datenlage sowohl in qualitativer Hinsicht als auch in der räumlichen Auflösung eine deutliche Verbesserung dar. Das Projekt zielt auf eine noch effizientere Ausbeutung des Windpotenzials in Baden-Württemberg ab und steht jedem Interessierten online zur Verfügung. Die neuen Winddaten ermöglichen einen Quantensprung in der regionalen Planung von Windkraftanlagen. Mit der landesweiten Kartierung in einer Auflösung von 250 Metern liegt ein erstes zentrales Ergebnis der Windpotenzial-Analyse vor. Aufbauend darauf werden die windstarken Regionen nochmals genauer in einer Auflösung von 50 Metern untersucht werden, erklärte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister. Damit wird der Fokus auf die windreichen Regionen weiter geschärft. Der Windatlas als fundierte Planungshilfe für Regionen und Kommunen identifiziert durch die exakte Analyse die windhöffigsten Lagen. Ein detaillierter Blick auf die Karte zeigt, dass die qualitativ besten Windkraftstandorte in den Höhenlagen des Schwarzwalds liegen, erläuterte Walter Witzel, Landesvorsitzender des Bundesverbands Windenergie. Hierbei handle es sich zwar um kleine Flächen, aber aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten seien an diesen Hot Spots sehr starke Erträge an umweltfreundlich erzeugtem Strom möglich. Das bedeutet wenige Anlagen, aber hoher Stromertrag, so Witzel. Der von den Experten des TÜV Süd erstellte Windatlas für Baden-Württemberg bezieht sich in der vorgelegten Version auf die Höhenlage von 100 Metern über dem Grund auch für die weiteren gängigen Nabenhöhen (80, 120 und 140 Meter) werden im nächsten Schritt die Daten erfasst. In der zweiten Projektphase sollen für die jeweiligen Regionen noch exaktere Berechnungen vorgenommen werden. Repowering Repowering heißt das Zauberwort: Im Ersatz von alten Windkraftanlagen durch modernste Technologie steckt enormes Potenzial zur Effizienzsteigerung. Dabei werden Turbinen in den Anlagen der ersten Generation mit neueren und effizienteren Antriebs aggregaten ausgetauscht. Mit diesem Erneuerungsprozess wird die Nutzung der Standorte optimiert, was schlussendlich einer Verdreifachung des Ertrags verspricht im Zeitalter von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz eine anzustrebende Formel. Repowering bedeutet: Halbierung der Anlagenzahl, Verdoppelung der Leistung, dreifacher Stromertrag, Halbe Umdrehungszahl, Steigerung der Volllaststunden und verbesserte Netzverträglichkeit. Nach Angaben des Bundesverbands WindEnergie entsteht durch Repowering im nächsten Jahrzehnt ein potenzieller jährlicher Markt von bis zu 1000 Megawatt pht

19 Energie & Effizienz 19 Windkraft Klartext zu den Konsequenzen RWE Innogy Mehr Erneuerbare bedeuten ein extrem schwankendes System von hans bünting* Rund 80 % der deutschen Stromerzeugung aus Erneuerbaren so die Vision der Bundesregierung für das Jahr Das bedeutet unter den gesetzten Prämissen eine Verdreifachung der heutigen Erzeugung auf Basis von Wind, Biomasse, Sonne und Wasser. Das Konzept basiert allerdings darauf, dass rund 20 % Strom eingespart und 30 % importiert werden. Diese Annahmen müssen sich jedoch als realistisch und auch technisch durchführbar erweisen. Die Verdreifachung der Stromerzeugung mit Erneuerbaren hingegen ist realistisch. Deutschland könnte damit beweisen, dass der Weg in eine CO 2 - arme Energieversorgung möglich ist. Aber dieser Weg ist nicht leicht. Er braucht Zeit und man muss sich über die Konsequenzen klar sein. Konkret bedeutet das eine Umstellung von einem sicheren und planbaren auf ein extrem schwankendes System der Stromversorgung. Damit müssen wir lernen umzugehen. Nicht nur die Stromerzeuger und Netzbetreiber, sondern jeder von uns. Wenn wir eine Umstellung auf CO 2 -arme Technologien wollen, müssen wir auch zu den Folgen stehen. Eine Wasch mich, aber mach mich nicht Nass -Mentalität wird uns scheitern lassen schon fast 200 Gefährdungstage Die Leistung von Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken können wir entsprechend dem Verbrauch regeln und damit zu jeder Zeit bedarfsgerecht Strom bereitstellen. Wind und Sonne hingegen scheren sich nicht um unseren Bedarf, der Strom aus ihren Quellen wird unabhängig davon erzeugt oder eben auch nicht Megawatt Windkraft zu Lande stellen die deutschen Netzgesellschaften schon heute vor große Aufgaben. Ein namhafter Netzbetreiber berichtet für das Jahr 2009 von 197 Gefährdungstagen. An solchen Tagen drückt so viel Wind in das Netz, dass andere Kraftwerke heruntergefahren werden müssen, um einen Blackout zu vermeiden. Im Januar 2008 schwankte die Windkraft- Erzeugung zwischen fast null bis zu Eine,Wasch mich, aber mach mich nicht Nass -Mentalität wird uns scheitern lassen. Hans Bünting, CFO RWE Innogy knapp Megawatt. Zum Vergleich: Der Bedarf einer mittelgroßen Stadt mit Einwohnern beträgt rund 200 Megawatt Leistung. Die größte Schwankung an einem Tag betrug rund Megawatt. Das entspricht der Leistung von über zehn großen Kohlekraftwerken. In den nächsten Jahren werden neben Onshore-Windparks auch riesige Offshore-Parks von bis zu Megawatt mit stark schwankender Erzeugung hinzukommen. Mein eigenes Unternehmen plant, rund Megawatt in der deutschen Nordsee zu bauen. Mit dem Bau des ersten Parks starten wir bereits Auch die Sonnenenergie, die vor dem Hintergrund immer noch üppigster Fördersysteme massiv ausgebaut wird, trägt zur Instabilität des Netzes bei. Zwar sind Sonnenauf- und -untergang leichter einzuschätzen als Windstärken, aber schon eine dichte Wolkendecke oder weitreichender Bodennebel machen sich bemerkbar. Sonnenenergie heißt, dass bis zu Megawatt im Jahr 2020 innerhalb kurzer Zeit ein- und ausgeknipst werden das muss durch andere Energiequellen kompensiert werden. Mehr Wind und Sonne mehr Leitungen Wir brauchen dringend technische Lösungen, um die Volatilität des Wind- und Sonnenstroms zu glätten, Schwachwindzeiten zu überbrücken und den Windstrom vom Norden des Landes in die Verbrauchszentren zu Hans Bünting, Geschäftsführer von RWE Innogy, spricht die Probleme im Umbau der Energieversorgung offen an. Dabei spielt beim Ausbau der erneuerbaren Energien neben langen Genehmigungszeiten und Investitionsvolumina auch die gesellschaftliche Akzeptanz eine entscheidende Rolle. foto: rwe innogy Mit Pumpspeicherkraftwerken allein werden wir das Problem nicht lösen. transportieren. Laut Deutscher Energieagentur müssen rund Kilometer neue Höchstspannungsleitungen bis 2020 gebaut werden, um das Netz hierfür anzupassen. Allein das kostet circa 6 Mrd. Euro. Mehr Wind und Sonne mehr Leitungen. Der erneuerbare Strom, der kraft Gesetz Vorrang hat, leidet zurzeit noch an Netzen, die in manchen Regionen nur Kreisstraßenniveau haben. Das liegt nicht am mangelnden Investitionswillen der Netzbetreiber, es fehlt leider immer noch an einer zügigen Genehmigungspraxis und ausreichender Akzeptanz in der Bevölkerung. Oft vergehen bis zur Genehmigung und zum Bau neuer Leitungen zehn bis 15 Jahre. Das gilt nicht nur für Deutschland. Dem dringend benötigten Bau einer Stromverbindung zwischen Frankreich und Spanien wurde nach über 30 Jahren noch nicht endgültig zugestimmt. Widerstand gegen geplantes Pumpspeicherkraftwerk Gleichzeitig brauchen wir in großem Umfang hochflexible konventionelle Kapazitäten, um Flauten und Erzeugungsschwankungen bei den Erneuerbaren aufzufangen. Ein Beispiel sind Speicherkraftwerke. Auf dem heutigen Stand der Technik lassen ausschließlich Pumpspeicherkraftwerke Stromspeicherungen in großem Maßstab zu. RWE plant mit einem Partner im Südschwarzwald ein solches Kraftwerk mit einer Leistung von Megawatt. Da Pumpspeicherkraftwerke Fallhöhe brauchen, bieten sich Regionen wie der Schwarzwald besonders gut an. Wir hoffen, das Kraftwerk im Jahr 2018 in Betrieb zu nehmen, weil es eine wichtige Rolle beim Umbau der Energiewirtschaft spielt. Dennoch gibt es vor Ort viel Protest. Dabei bietet dieses Kraftwerk nur einen Bruchteil der Flexibilität, die wir brauchen würden, um die Pläne der Bundesregierung zu verwirklichen. Mit Pumpspeicherkraftwerken allein werden wir das Problem nicht lösen. Das Potenzial ist zu gering. Sämtliche Speichertechnologien müssen erforscht und wo immer möglich, zur Marktreife gebracht werden. Alternativen, wie Druckluft- und Wasserstoffspeicher sind allerdings heute noch extrem teuer. Eingriffe in das Landschaftsbild Investitionsvolumina, lange Genehmigungszeiten sowie die politische und gesellschaftliche Akzeptanz spielen also die zentrale Rolle beim Ausbau der Erneuerbaren. Er wird den Strom langfristig verteuern und bedeutet teilweise einen Eingriff in das Landschaftsbild auch wenn bei den Planungen darauf geachtet wird, diesen möglichst gering zu halten. Nur wenn wir diese Punkte akzeptieren, wird uns der gewünschte Umbau der Energieversorgung gelingen. *Hans Bünting ist Geschäftsführer von RWE Innogy Halbleiter sind in der Stromerzeugung unverzichtbar Infineon Der Chef der Industriesparte, Arunjai Mittal, erklärt wie kleine Chips Atromkraftwerke ersetzen könnten Halbleiter sind entscheidend für die künftige Energieversorgung. Ohne Chips wird es kein intelligentes Stromnetz geben, sagt Arunjai Mittal, Chef der Industriesparte bei Infineon. Dabei spielt die Halbleiterbranche bereits heute eine bedeutende Rolle bei der Stromerzeugung, beispielsweise bei der Wind- und Wasserkraft sowie der Solarenergie. Mittal spricht im Interview mit dem über die Schlüsselposition der Chipindustrie in diesem Segment sowie über die Vision der effizienten Vernetzung unterschiedlicher Energiequellen. : Herr Mittal, welche Rolle spielt die Chipindustrie bei der Stromerzeugung in Wind- und Wasserkraftanlagen? Arunjai Mittal: Halbleiter sind in der Stromversorgung über die gesamte Wertschöpfungskette für elektrische Energie unverzichtbar: von der Erzeugung über den Transport bis hin zum Verbrauch. Sogenannte Leistungshalbleiter tragen entscheidend dazu bei, dass Energie aus Wind, Sonne und Wasser effizienter verteilt und genutzt werden kann. Diese Produkte helfen, möglichst viel der durch Wind oder Sonneneinstrahlung gewonnenen elektrischen Energie ins Stromnetz einzuspeisen und die Energieverluste während der Übertragung vom Ort der Erzeugung zum Verbraucher auf ein Minimum zu senken. Die Weiterentwicklung der Halbleitertechnologie trägt einen enormen Teil zur Verbesserung des Wirkungsgrads der Anlagen bei. Arunjai Mittal, Division President der Industrial & Multimarket Division von Infineon WiKu: Können Sie die erhöhte Energieeffizienz durch die Halbleiter anhand eines Beispiels erläutern? Mittal: Ein eindrucksvolles Beispiel für die Effizienz unserer Halbleiter ist eine Kilometer lange Stromtrasse in China: Sie hat eine Übertragungskapazität von Megawatt und transportiert den Strom aus mehreren Wasserkraftwerken bei Yunnan im Landesinneren zur Wirtschaftsregion Guangdong mit den Millionenstädten Guangzhou und Shenzhen. Trotz dieser langen Strecke betragen die Transportverluste dank der eingesetzten Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnik (HGÜ) nur 2 % pro Kilometer. Verglichen mit den fossil befeuerten Kraftwerken der Provinz Guangdong werden so jährlich 30 Megatonnen an CO 2 -Emissionen vermieden. WiKu: Bei Offshore-Windanlagen wird ein möglichst verlustarmer Stromtransport zum Land angestrebt. Wie kann dies am effizientesten umgesetzt werden? Mittal: Die Herausforderung liegt hier in der Länge der Übertragungswege und der Art der Kabel. Der Strom kann nicht über eine Freileitung wie an Land transportiert werden, das geht nur mithilfe eines Hochspannungskabels unter Wasser. Und das kann wenn auch nur schwer vorstellbar verstopfen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Fließt in einem Kabel Wechselstrom, ändert sich die Spannung und somit auch die Richtung des Stroms hundertmal pro Sekunde. Dadurch wird der Isolator im Seekabel über den Leiter ständig auf- und entladen. Je länger das Kabel ist, desto mehr Strom muss für das ständige Auf- und Entladen des Isolators in das Kabel hineinfließen. Die Folge: Ab einer Länge von etwa 70 Kilometern verstopft dieser Ladestrom das Seekabel. Es kann daher keinen Windstrom mehr an Land transportieren. Die Lösung dafür sind sogenannte Umrichter, welche die Energie in Gleichstrom wandeln, der diesem Phänomen nicht unterliegt. Die HGÜ- Technik erlaubt es, den Strom der großen Windparks sehr effizient an Land zu transportieren. WiKu: Wie tragen Halbleiter bei der Windkraft zur effizienten Stromerzeugung bei? Mittal: In das Stromnetz muss man Wechselstrom mit einer bestimmten Spannung und der passenden Frequenz einspeisen. Photovoltaik- und Windkraftanlagen zum Beispiel liefern das nicht direkt und der Strom muss umgeformt werden. Das erfolgt mit sogenannten Umrichtern, deren Herzstück Leistungshalbleiter sind. Durch den Trend zu neuen Windgeneratoren-Technologien wird sich der Halbleiteranteil in Windkraftanlagen im Lauf der nächsten Jahre verdoppeln oder sogar verdreifachen. Die Weiterentwicklung der Halbleitertechnologie trägt einen enormen Teil zur Verbesserung des Wirkungsgrads der Anlagen bei. In den vergangenen 15 Jahren konnten wir bei gleichbleibender Chipfläche die Leistung um über 180 % erhöhen. WiKu: In welchen weiteren Bereichen der Energieerzeugung kann mit der Chiptechnologie mehr Effizienz erreicht werden? Mittal: Halbleiter sind in allen Bereichen der Stromerzeugung unverzichtbar. Das Zusammenspiel von zwei Komponenten ist erforderlich, um unsere Energieversorgung langfristig zu sichern: zum einen die Energieerzeugung, die deutlich stärker auf erneuerbaren und CO 2 -freien Technologien basieren muss. Aber mindestens genauso wichtig ist auch der Energiekonsum: die effizientere Nutzung von elektrischer Energie stellt künftig eine unserer größten Energieressourcen dar. Dies gilt sowohl für den Verbrauch der elektrischen Energie in Unternehmen als auch in Privathaushalten. Mit Halbleitern können wir aus elektronischen Geräten und Motoren mehr Leistung bei gleichbleibendem oder sogar sinkendem Stromverbrauch herausholen. Bereits heute wäre es möglich, bis zu 25 % des weltweiten Stromverbrauchs einzusparen. So verbraucht etwa die Elektronikschaltung für die Stromversorgung der Recheneinheit eines Computer-Servers dank der Energiesparchips von Infineon rund 30 Watt weniger Strom. Hochgerechnet auf rund 60 Mio. Server weltweit entspräche dies einer Ersparnis von 1,8 Gigawatt der Leistung eines mittleren Atomkraftwerks. Daran sehen Sie, wie ein kleiner Chip, der weniger als einen Euro kostet, zum Umweltschutz beitragen kann. WiKu: Herr Mittal, schauen wir in die Zukunft: Welche Vision einer modernen Energieversorgung schwebt Ihnen vor und welche Rolle wird dabei die Halbleiterindustrie spielen? Mittal: Der Umbau der Stromnetze zu intelligenten Netzen, den Smart Grids, ist die entscheidende Voraussetzung, um den wachsenden Energiebedarf auch in Zukunft decken zu können. Nur Smart Grids können je nach Bedarf und Auslastung zwischen den unterschiedlichen Stromquellen wie Wind-, Solar-, Wasser- oder den konventionellen Kraftwerken flexibel hinund herschalten. Intelligente Stromzähler (Smart Meters) und kommunikationsfähige Haushaltsgeräte werden zur Verlängerung und Schnittstelle des Smart Grids in den Haushalten. Der Smart Meter liefert Verbrauchsdaten per Datennetz, sodass Stromerzeugung und -verbrauch optimal aufeinander abgestimmt werden können. So kann der Stromkunde künftig Geräte mit hohem Stromverbrauch dann einschalten, wenn ein Strom- Überangebot vorhanden und der Preis niedrig ist. Damit spart er Geld und leistet einen Beitrag zum Umweltschutz. Das alles ist nur mit innovativen Halbleiterlösungen möglich.

20 20 Energie & Effizienz Die Energiewelt von morgen Landis+Gyr Die Installierung von digitalen Stromzählern ist die Grundlage für eine effiziente Versorgung, meint CEO Peter Heuell Smart Meters sind ein Herzstück der zukünftigen Energiewelt. Sie messen den Strom digital, smart werden sie durch die Möglichkeit, über Internet, Mobilfunknetz oder Power Line mit dem Versorger zu kommunizieren. Die Kunden können dadurch bald viele neue Tarifangebote und Services nutzen. Über die Chancen der neuen Energiewelt und die Stolpersteine auf dem Weg dahin sprach WiKu-Chefredakteurin Elwine Happ-Frank mit Peter Heuell, CEO von Landis+Gyr Deutschland. Vernetzte Welt und intelligente Netze: Die Energiewelt von morgen wird online reguliert und gesteuert. Dafür sind leistungs fähige IT-Plattformen notwendig, über die Erzeugung und Verbrauch sinnvoll gemanagt werden. : Die Energiewelt steht vor einem großen Umbruch. Welche Rolle spielen dabei die digitalen Stromzähler? Peter Heuell: Smart Meters sind eine wesentliche Grundlage für eine effiziente Versorgung, die durch digitale Energiemanagement-Systeme gesteuert wird. Landis+Gyr ist wie kaum ein anderes Unternehmen für die neue digitale Ära aufgestellt. Wir haben unsere Unternehmensstrategie auf diesen Wandel ausgerichtet, in die Entwicklung der Technologie investiert und durch Firmenzukäufe unser Angebotsportfolio vervollständigt. Mit Erfolg. Wir sind heute an fast jedem Smart-Meter-Großprojekt in Europa beteiligt. Unser Ziel ist es, Marktführer in diesem Bereich zu werden. WiKu: Was sind die wesentlichen Kennzeichen der neuen Energiewelt? Heuell: Die Erzeugung wird nicht mehr dem Verbrauch folgen, sondern der Die Erzeugung wird nicht mehr dem Verbrauch folgen, sondern der Verbrauch wird sich an der Erzeugung orientieren. Peter Heuell, CEO Landis+Gyr Deutschland Verbrauch wird sich an der Erzeugung orientieren. Ein Beispiel: Die Waschmaschine könnte in Zukunft online einen Impuls bekommen, wenn das Stromangebot sehr groß ist, und sich dann automatisch einschalten. Zu diesem Zeitpunkt wird gleichzeitig der Tarif am günstigsten sein. Waschautomaten, die das können, gibt es im Übrigen schon: Miele ist ein Vorreiter auf diesem Gebiet. WiKu: Was kostet ein Smart Meter? Heuell: In den meisten europäischen Ländern liegen die Ausgaben bei etwa 100 Euro. In Deutschland ist der Preis höher, weil die Stückzahlen hier noch niedrig sind. Deutschland hinkt in diesem Bereich hinterher. Unklar ist zudem noch immer, wer hierzulande für die Kosten eines intelligenten Zählers aufkommt. In vielen anderen europäischen Ländern werden die Ausgaben in einem Umlageverfahren auf Energieerzeuger, Netzbetreiber und Verbraucher verteilt. In Deutschland wird der Kunde wohl allein dafür aufkommen müssen. WiKu: Wie ist denn die Situation in anderen europäischen Ländern? Heuell: Italien ist praktisch flächendeckend mit Smart Meters ausgestattet, auch Schweden ist schon relativ weit. Viele andere Länder haben bereits entsprechende Projekte vergeben oder stehen kurz vor einem landesweiten Roll-out. Dazu gehören Frankreich, England, Spanien oder auch Dänemark und Finnland. WiKu: Wieso verzögert sich die Einführung in Deutschland? Immerhin müssen seit Anfang 2010 bei neuen Gebäuden oder größeren Umbauten Smart Meters eingesetzt werden... Heuell: Das stimmt, aber aufgrund eines Übersetzungsfehlers vom Englischen ins Deutsche, den die EU zu verantworten hat, sind die gesetzlichen Vorgaben in Deutschland nicht zukunftsweisend. So sind die Zähler, die jetzt eingebaut werden müssen, zum Beispiel nicht kommunikativ eine Voraussetzung für energieeffiziente Konzepte. Außerdem können die Verbräuche in der Regel nur an einem Display im Keller und in Mehrfamilienhäusern in der Regel unter Verwendung einer Pin eingesehen werden in vielen Häusern sind die Räume mit den Zählern sogar überhaupt nicht zugänglich. WiKu: Seit Anfang dieses Jahres müssen die Versorger neue lastvariable Tarife anbieten. Wie ist da der Stand der Dinge? Heuell: Um Probleme wegen der komplexen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu umgehen, erlaubt die Verordnung sowohl last- als auch zeitvariable Tarife. Für Letztere müssen aber keine Smart Meters installiert werden. Zeitvariable Tarife lassen sich auch mit einem herkömmlichen Zähler in Kombination mit einer Zeitschaltuhr umsetzen. WiKu: Dann wird sich die Einführung in Deutschland noch einige Zeit hinziehen. Heuell: Ja. Hier werden die herkömmlichen Zähler wohl erst beim turnusgemäßen Austausch durch Smart Meters ersetzt. WiKu: Die EU strebt bis 2020 in Europa eine 80%ige Abdeckung mit Smart Meters an. Wie sieht das in Deutschland aus? Heuell: Ich glaube nicht, dass dieser Zeitplan realistisch ist. Ich gehe davon aus, dass die Einführung ab 2012 in Schwung kommt und das EU-Ziel bis etwa 2024 erreicht wird. WiKu: Was sind die Vorteile der neuen Energiezähler? Heuell: Smart Meters sind intelligente Messpunkte, die neben dem Verbrauch auch die Spannung und andere Parameter messen und diese Werte via bidirektionale Kommunikation an den Versorger übertragen können. Diese Funktionalität wird in Zukunft eine große Rolle spielen, wenn der Anteil der regenerativen Energien zunimmt. Darüber hinaus können mithilfe der intelligenten Zähler Daten zum Stromverbrauch für den Kunden generiert werden. So haben wir derzeit schon sehr detaillierte Informationen über Hochspannungsnetze. Aber im Bereich der mittleren Spannung und auf der Ebene der Verbraucher fehlen uns entsprechende Daten. Diese aber sind die Grundlage für stabile Netze, letztendlich das Smart Grid. Zusätzlich sind Smart Meters die Grundlage für neue Tarifangebote und Services. WiKu: Welche Möglichkeiten für neue Tarife gibt es denn? Heuell: Es gibt ja heute schon vereinzelt Situationen an den Energiebörsen, wo man für den Stromeinkauf nicht zahlen muss, sondern für die Abnahme sogar Kostenvorteile erhält. Es wäre beispielsweise denkbar, dass Strom zu Zeiten mit sehr niedrigem Verbrauch oder deutlichem Überangebot in einem bestimmten Zeitfenster wesentlich günstiger ist als heute. WiKu: Welche neuen Dienstleistungen machen Smart Meters möglich? Heuell: Da sind sehr viele verschiedene Dinge denkbar. Die Palette reicht von speziellen Services für ältere Menschen über den Feuerschutz bis hin zu Angeboten für stromsparende Haushaltsgeräte. WiKu: Außer der holperigen Einführung der Smart Meters welche weiteren Stolpersteine gibt es für die Verwirklichung einer effizienten Energieversorgung? Heuell: Das ist zum einen der Mangel an innovativen Speichern. In diesem Zusammenhang werden in Zukunft voraussichtlich die Batterien von E-Autos eine wichtige Rolle spielen. Aber auch andere Technologien wie die Verflüssigung von Wasserstoff oder auch neue Gasspeicher müssen weiterentwickelt werden. Es gibt auch ganz neue Denkansätze: Zum Beispiel könnte man die Temperatur in einem Tiefkühlhaus ein Grad stärker absenken als üblich und dann die Kühlung ausschalten. Über 24 Stunden steigt die Temperatur wieder um ein Grad. Das ist auch eine Form der Energiespeicherung. WiKu: Gibt es noch weitere Probleme bei der Verwirklichung der neuen Energiewelt? Heuell: Die Netzkapazitäten sind ein Engpass. Nach einer Studie brauchen wir in Deutschland Kilometer neue Leitungen. Im vergangenen Jahr wurden aber gerade einmal 70 Kilometer gebaut. Landis+Gyr Landis+Gyr ist ein Global Player für Energiemanagement-Systeme. Smart Meter mit entsprechender Software- Ausstattung treten derzeit einen Siegeszug an: Sie sind ein wichtiger Baustein für das neue Energiezeitalter, in dem die Erneuerbaren eine größere Rolle spielen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Zug (Schweiz) produziert bereits seit über 100 Jahren elektromechanische Zähler, die zur Energieabrechnung verwendet werden. Mitte des Jahres wird das Unternehmen dieses Geschäft einstellen und sich ganz auf die Herstellung von digitalen Smart Meters konzentrieren. Die Lizenz zum Sparen Neue EU-Norm Der Chemieproduzent Innospec aus Leuna installiert zusammen mit dem TÜV Süd ein modernes Energiemanagement von Michael Bunk und Silvio Kammer* In der Industrie bietet der Nachweis eines Energiemanagementsystems (EnMS) seit Jahresbeginn Möglichkeiten für Ermäßigungen bei Energieund Stromsteuern, wenn es von unabhängiger Stelle zertifiziert ist zum Beispiel nach DIN EN Die EU-Norm beschreibt die Anforderungen an ein systematisches und stetiges Energiemanagement für mehr Effizienz und unter Beachtung geltender gesetzlicher Vorgaben. Die Jahre 2011 und 2012 gelten als Übergangszeitraum, in dem die Grundlagen für das Implementieren eines EnMS gelegt werden wie eine Systematik zur Erfassung der Verbrauchsdaten. Ab 2013 dürfte ein voll funktionsfähiges EnMS dann notwendige Bedingung für Steuerermäßigungen sein. Das EnMS dient der systematischen Senkung des Energiebedarfs und damit der Reduzierung des Energiekostenanteils an den Betriebskosten. Vorhandene Optimierungspotenziale bei Energiebezug und -verwendung werden durch die Datenerfassung und -auswertung sichtbar. Grundlegende Voraussetzung für die Einführung eines EnMS ist die genaue Kenntnis des Ist-Zustands der vorliegenden Anlage sowie eine präzise Aufstellung des gesamten Energiebedarfs der Produktionsanlagen. Ergänzend zu den Daten aus der vorhandenen Betriebsmesstechnik werden zur umfassenden Analyse und Komplettierung der Energiebilanz temporäre Messungen an den Anlagen und Systemen vorgenommen. Detailarbeit und Gesamtüberblick TÜV Süd Industrie Service hat zusammen mit Innospec Leuna eine Studie zu dessen Energiebedarf erstellt und unterstützt den Spezialchemie-Hersteller derzeit bei der Einführung eines hochmodernen EnMS. Der Blick aufs Detail und die einzelnen Prozesse verbunden mit branchenübergreifendem Fachwissen waren dabei von entscheidender Bedeutung. Innospec Leuna ist Teil der internationalen Innospec Specialty Chemicals Inc. An seinem Standort in Sachsen-Anhalt stellt das Unternehmen Spezialkunststoffe und chemische Zusätze her. Zur permanenten Steigerung seiner Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit hat der Spezialchemie-Hersteller seit dem Jahr 2000 über 20 Mio. Euro investiert. Im Rahmen der fortschreitenden technischen Entwicklung werden auch die Produktionsprozesse einer laufenden Modernisierung unterzogen werden. Einsparpotenziale lassen sich nahezu bei jeder Anlage finden. Das Expertenteam von TÜV Süd analysierte zusammen mit Ingenieuren von Innospec die Netzqualität sowie die zeitabhängige Lastaufnahme. Darüber hinaus haben sie einzelne Anlagen mit außergewöhnlichen Verbrauchsspitzen und den Dampfhaushalt untersucht. Ein im Branchenvergleich überdurchschnittlicher Bedarf an Dampf und Strom wirkte sich auch auf die Energiekosten aus. Für die einzelnen Prozessstufen haben die Experten zunächst umfangreiche Screening-Analysen zu Energiebezug und -einsatz vorgenommen. Kernprozess in Leuna ist die Polymerisation, zentrale Anlage dafür ist unter anderem ein Höchstdruckverdichter. Er wird zur Effizienz im Fokus: Der Spezialchemiehersteller Innospec Leuna analysiert an seinem Standort in Sachsen-Anhalt zusammen mit den Experten von TÜV Süd die Einsparpotenziale der Anlagen. foto: innospec leuna/tüv Süd ersten Aufbereitung der Ausgangsstoffe eingesetzt und benötigt mit über 50 % den Großteil der Energie. Es folgen der Zwischendruckverdichter, die Kühlkreisläufe und diverse Einzelverbraucher, die für die Untersuchung zusammengefasst wurden. Online-Messungen des Energiebedarfs In einem zweiten Schritt und ausgehend von den erhobenen Daten wurden mögliche Einsparpotenziale ermittelt und Maßnahmen für Optimierungen vorgeschlagen. Dazu zählten neue noch energieeffizientere Antriebe und Motoren. Weitere Maßnahmen beinhalten die Volumenstrom- beziehungsweise Druckregelung von Kühlkreislaufpumpen sowie die Nutzung von überschüssigem Niederdruckdampf. Das Energiemanagementsystem, das derzeit implementiert wird, ermöglich künftig Online-Messungen des Energiebedarfs. Dieser wird dann nach Kosten-Nutzen- Rechnungen ausgewertet. In der Praxis konnte der Großteil der Maßnahmen vollständig oder teilweise implementiert werden mit überschaubaren Investitionskosten. Bei Produktionsunterbrechungen werden nun sämtliche Nebenaggregate vollständig abgeschaltet, bei Ersatz- und Neuinvestitionen werden Geräte wie Antriebe und Motoren systematisch durch energieeffizientere ersetzt. Das vorhandene Prozessleitsystem wird zusätzlich so genutzt, dass sich einzelne Geräte bedarfsabhängig ansteuern lassen. Die TÜV-Süd-Experten prüfen darüber hinaus, wie sich der rückgespeiste Niederdruckdampf so nutzen lässt, dass das energetische Potenzial kostenreduzierend eingesetzt werden kann. Des Weiteren wird untersucht, wie sich die Qualität des ohnehin erzeugten Niederdruckdampfs so verbessern lässt, dass dieser sinnvoll weiterverwendet werden kann. Der optimierte Produktionsprozess spart jährlich gut 5 % der Energiekosten ein. Das hochmoderne Energiemanagementsystem, das derzeit implementiert wird, bringt künftig weiteres Einsparpotenzial von 3 % bis 5 %. *Michael Bunk ist Leiter Energiesysteme beim TÜV Süd Industrie Service, Silvio Kammer ist Prokurist und Leiter Technik bei Innospec Leuna

21 Mittelstandsfinanzierung 21 Wissen ist Macht Marken und Patente sind nicht zu unterschätzende Vermögensgegenstände im Unternehmen doch sie zu barer Münze zu machen ist tricky. Seite 22 Keine Scheu vor dem Parkett Christine Bortenlänger von der Börse München erklärt, warum das Going Public nicht nur für Großkonzerne geeignet ist. Seite 23 Keine Frage der Größe Die Kleinen scheuen oftmals noch den Gang ins Ausland. Bernd Laber von der Commerzbank erklärt im Interview, worauf zu achten ist. Seite 25 Wie Phoenix aus der Asche Factoring Die Branche brach in der Finanzkrise ein doch nun meldet sie sich fulminant zurück. ab Seite 26 Wir wollen Kernbank des Mittelstands sein BayernLB Vorstand Jan-Christian Dreesen über die strategische Neuausrichtung des Instituts Die BayernLB hat in der Wirtschafts- und Finanzkrise viele Federn lassen müssen, sich aber mit einem umfassen Restrukturierungsprogramm wieder auf Erfolgskurs gebracht. Zukünftig will sich das Institut auf die Bereiche Großunternehmen, Immobilien, Sparkassen und vor allem auf das Geschäft mit dem Mittelstand konzentrieren. Mit Bayern- LB-Vorstand Jan-Christian Dreesen sprach WiKu-Mitarbeiter Dieter W. Heu mann. : Von der neuen BayernLB ist die Rede. Worin unterscheidet sie sich von dem alten Institut, das in der Finanzkrise kräftig Federn lassen musste? Jan-Christian Dreesen: Heute gehen wir nur noch Risiken ein, die wir kennen und beherrschen. Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft: Mittelstand, Großunternehmen, Immobilien und Sparkassen. Alles, was nicht zu unseren Kernaktivitäten gehört, bauen wir konsequent ab. Das Kreditersatzgeschäft der früheren Jahre betreiben wir beispielsweise gar nicht mehr. Dadurch haben wir wie geplant die Bilanzsumme in den vergangenen zwei Jahren um etwa 90 Mrd. Euro auf rund 330 Mrd. Euro reduziert. Den Wandel bei der BayernLB können Sie auch am Vorstand festmachen, der seit 2008 komplett erneuert wurde. WiKu: Welchen Stellenwert nimmt das Firmenkundengeschäft in der neuen Bank ein? Dreesen: Es gibt meines Erachtens zwei wesentliche Kernelemente, die für das Geschäftsmodell einer Landesbank wichtig sind: erstens das Sparkassen- oder Konsortialgeschäft, weil die Landesbank das Zentralinstitut für die Sparkassen ist, und zweitens das Firmenkundengeschäft. Da zu gehört bei der BayernLB sowohl das Mittelstands- als auch das Großkundengeschäft. Zum Großkundengeschäft zählt unter anderem das Geschäft mit den Dax-30-Unternehmen. Damit haben wir eine gute strategische Positionierung gefunden. WiKu: Welchen Stellenwert hat das mittelständische Kreditgeschäft für Ihr Institut? Dreesen: Im Zuge der Restrukturierung haben wir mit dem Mittelstandsgeschäft einen Schwerpunkt gebildet und einen klaren Wachstumskurs eingeschlagen. Dass wir richtig entschieden haben, zeigt sich seither in höheren Kreditvolumina, wachsenden Erträgen und der steigenden Zahl an Kunden. Im Rahmen des Mittelstandsgeschäfts sprechen wir Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro an. Gemeinsam mit unserer Tochter DKB ist die BayernLB einer der größten Mittelstandsfinanzierer in Deutschland. Die DKB ist im Firmenkundenkreditgeschäft vor allem in Ostdeutschland engagiert. Ende vergangenen Jahres verfügten DKB und BayernLB über Kredite an den Mittelstand in Höhe von gut 48 Mrd. Euro. WiKu: Wie hat sich Ihre mittelständische Kreditsparte im Jahr 2010 entwickelt? Dreesen: Zusammengenommen haben wir das Kreditvolumen im vergangenen Jahr gegenüber 2009 um mehr als 10 % gesteigert. Allein die BayernLB konnte durch die Konzentration auf den Mittelstand neue Kunden gewinnen. Zudem haben wir das Bestandskundengeschäft gestärkt, indem es gelungen ist, uns vermehrt als Kernbank zu positionieren. Die Positionierung im Mittelstand als Kernbank ge- Alles, was nicht zu unseren Kernaktivitäten gehört, bauen wir konsequent ab. Jan-Christian Dreesen, BayernLB-Vorstand hört ebenfalls zu den wichtigen Zielen der BayernLB. WiKu: Alle Banken stürzen sich auf das mittelständische Kreditgeschäft in Deutschland. Dabei ist die zu erzielende Marge doch eher gering. Was macht den Reiz dieser Sparte aus? Dreesen: In der Tat, zumindest im Geschäft mit guten Adressen stehen die Margen aufgrund des ausgeprägten Wettbewerbs unter Druck. Die deutsche Wirtschaft ist mittelständisch strukturiert. Der Mittelstand ist wichtig und wir wollen Kernbank des Mittelstands sein. Das bedeutet, dass die Kreditversorgung des Mittelstands für uns trotz teilweise schwacher Margen hohe Priorität hat. Neben unserem Ankerprodukt, dem Kredit, liegt der Reiz des Geschäfts im Cross-Selling. Ein durchaus interessanter Ertragspool findet sich beispielsweise im Auslandsgeschäft durch die Begleitung von Exportfinanzierungen, Akkreditiven, Absicherungen von Währungen und Ähnlichem. Im Übrigen sollte sich jeder Kunde genau erkundigen, wie die eigene Bank aufgestellt ist und wo ihre Kernkompetenz liegt, bevor er sich zu einer engeren Zusammenarbeit entschließt. WiKu: Also im Gegensatz zu anderen Landesbanken hat sich die BayernLB nicht aus der Exportfinanzierung zurückgezogen... Dreesen: Im Gegenteil, wir setzen in diesem Geschäftsbereich weiterhin auf Wachstum. Der Mittelstand engagiert sich zunehmend im Ausland. Und da wir Kernbank des Mittelstands sind, gehört die Exportfinanzierung wie Dienstleistungen für das Auslandsgeschäft allgemein zu unseren wichtigsten Angeboten bei der Begleitung des Mittelstands. WiKu: Was bietet die BayernLB in ihrem mittelständischen Kreditgeschäft mehr als andere Häuser? Dreesen: Unser Branchen-Know-how. Zu den Fokus-Branchen der Bayern- LB zählen unter anderem die Automobilzulieferer, der Maschinenbau, die Elektrotechnik, die Chemie, der Lebensmittelbereich aber auch zukünftige Wachstumsbranchen, wie erneuerbare Energien oder Medizintechnik, also Branchen, mit denen die Bank wachsen kann. Dort sind wir in der Lage, mit den Kunden auf Augenhöhe zu sprechen. Dazu haben wir im Haus eine hohe Sach-, Branchen- und Technikkompetenz angesiedelt, von den branchenspezifischen Betreuern bis hin zu Ingenieuren aller Fachrichtungen. Sie beraten unsere Kunden bei Investitionen nicht nur über die für sie güns- tigste Finanzierung, sondern auch zu Fragen der Rentabilität oder zum Einsatz der richtigen Technologie. Allein das schafft für die Kunden einen wichtigen Mehrwert. Daneben genießt auch der Wissenstransfer von außen einen hohen Stellenwert. So haben wir zum Beispiel eine Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität in München zu unserer Branchenausrichtung lanciert. Natürlich verschließen wir uns im mittelständischen Firmenkundengeschäft keiner Branche. WiKu: Das Geschäftsgebiet der BayernLB beschränkt sich im Mittelstandsgeschäft keineswegs mehr nur auf Bayern. Neben München und Nürnberg haben Sie nun auch in Düsseldorf eine Niederlassung eingerichtet. Warum Nordrhein- Westfalen? Dreesen: Nordrhein-Westfahlen ist aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke ein attraktiver Standort. Etwa ein Viertel der von uns definierten mittelständischen Zielkunden mit einem Umsatz ab 50 Mio. bis zu einer Mrd. Euro befindet sich in NRW. Und da wir unser Mittelstandskreditgeschäft weiter ausbauen wollen, führt an diesem Bundesland kein Weg vorbei. Eine Rolle Mittelstandsbank Passgenau finanzieren: mit Kompetenz und Verständnis Strategischer Partner für Ihre Unternehmensfinanzierung Wir entwickeln im Dialog mit Ihnen maßgeschneiderte Finanzierungsund Strukturierungslösungen für Ihr Unternehmen. Sie basieren auf lösungsorientierten und produktunabhängigen Analysen und nutzen die gesamte Bandbreite an Finanzierungsinstrumenten, um ein optimales, auf Ihre Strategie abgestimmtes Ergebnis zu erzielen. Dazu verbindet sich bei unseren Experten aus dem Financial Engineering fachliche Expertise mit hohem Verständnis für die Anforderungen mittelständischer Unternehmen. Gemeinsam mit Ihnen identifizieren wir die Lösung, die den mittelund langfristigen Bedarf Ihres Unternehmens am besten deckt. Nordrhein-Westfalen ist aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke ein attraktiver Standort. spielt zudem, dass wir aufgrund unseres besseren Angebots als Unternehmensfinanzierer gute Chancen darin sehen, in NRW Fuß zu fassen. Jeder für uns interessante Mittelständler unterhält in der Regel bis zu fünf Bankverbindungen. WiKu: Lockt trotz geplatzter Fu sion nicht auch das Mittelstandskreditgeschäft der WestLB? Dreesen: Nein. Unser Entschluss, nach NRW zu gehen, stand bereits Ende 2009 fest also lange bevor wir mit der WestLB Gespräche aufgenommen hatten. Die Eröffnung der Filiale in Düsseldorf ist zufällig mit dem Ende der Fusionsgespräche zusammengefallen. WiKu: Die Landesbanken sind im Kreditgeschäft relativ stark: Fast ein Viertel der Kreditversorgung im mittleren und gehobenen Unternehmensfinanzierungsbereich in Deutschland stammt von den Landesbanken. Wäre das nicht neben der Zentralbankenfunktion ein starkes Standbein für eine deutsche Landesbank, die gleichzeitig stark genug wäre, als zweite große heimische Bank deutsche Interessen international angemessen zu vertreten? Dreesen: Jeder, der über das Thema Brauchen wir Landesbanken philosophiert, sollte auch sagen, was geschähe, wenn dem Wirtschaftsstandort Deutschland sein stärkster Unternehmensfinanzierer genommen würde. Wie viele Landesbanken es in Deutschland braucht, lässt sich aus heutiger Sicht schwer beurteilen. Ohne Frage braucht Deutschland aber starke Unternehmensfinanzierer. Wie Sie sagen, ist der Landesbankensektor hier bereits gut aufgestellt, insbesondere die BayernLB als klassischer Unternehmensfinanzierer. Und wir verschließen uns auch keiner vernünftigen strategischen Option. Aber wir prüfen eben auch genau unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. In erster Linie müssen wir jedoch auf uns selbst schauen. Dann sehen wir weiter. Gemeinsam mehr erreichen

22 22 Mittelstandsfinanzierung Kredithürde ist wieder niedriger Liquidität Unternehmen kommen leichter an die benötigten Mittel von Dieter W. Heumann Fast hätte sie es zum (Un-)Wort des Jahres 2010 geschafft: die Kreditklemme. Aber schon im Lauf des vergangenen Jahres nahm ihre Popularität ab und mittlerweile fällt die Vokabel kaum noch in einer der zahlreichen Talkshows, die sich lange Zeit genüsslich mit dem Thema befassten. Das Münchner ifo Institut, das monatlich die Kredithürde für die gewerbliche Wirtschaft ermittelt und damit über die Schwierigkeiten der Unternehmen berichtet, langfristige Bankdarlehen zu erhalten, signalisiert Entwarnung. Nach der jüngsten Umfrage unter deutschen Unternehmen, kommen Firmen seit Anfang 2010 in Deutschland wieder leichter an Kredite. Nach Klaus Abberger, Koordinator der Befragungen, haben wir es mit einer nachhaltigen Verbesserung beim Kreditzugang für Unternehmen zu tun. Während die Kredithürde der gewerblichen Wirtschaft zu Jahresbeginn 2010 noch bei 42,4 % lag, ist sie bis zum Januar 2011 auf 25,4 % gesunken. Dabei profitierten sowohl die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes als auch die des Handels und der Bauwirtschaft. Kreditvergabe stützt den Aufschwung Zwar ist auch heute das Vorkrisenniveau der Kredithürde noch nicht ganz erreicht, so Abberger. In den Boomjahren 2007 und 2008 sei der Kreditzugang noch günstiger gewesen vor allem für die größeren Unternehmen, aber festzustellen sei, dass die Kreditvergabe den konjunkturellen Aufschwung in der Bundesrepublik stütze und nicht, wie lange Zeit be - fürchtet, behindere. Die Banken scheinen sogar mehr Geld anzubieten, als von den Unternehmen nachgefragt wird. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), klagte zur Jahreswende: Die privaten Banken halten Kredite für ihre Unternehmenskunden bereit, allerdings werden die Kreditlinien derzeit bei Weitem nicht ausgeschöpft. Nach Angaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) lag das Kreditneugeschäft der deutschen Banken im dritten Quartal 2010 um 9 % unter dem des entsprechenden Vorjahresquartals. Die Dynamik des Rückgangs bleibt zwar weit unter den hohen zweistelligen Schrumpfungsraten des Winterhalbjahrs 2009/10, aber die Förderbank rechnet mit einem anhaltenden, wenn auch weiter abgeschwächten Rückgang im vierten Quartal 2010 und im ersten Vierteljahr Das erstaunt vor allem vor dem Hintergrund des kräftigen wirtschaftlichen Aufschwungs, in dem sich die Bundesrepublik derzeit befindet. KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch sieht im Wesentlichen zwei Gründe dafür, dass es bisher zu keiner nennenswerten Belebung der Kreditnachfrage gekommen ist: Erstens, die deutsche Wirtschaft hat die Krise weitaus besser überstanden und befindet sich in guter Verfassung. Zweitens verfügen die Unternehmen über eine deutlich verbesserte Innenfinanzierung. Die breite öffentliche Diskussion über die Kreditklemme von den Medien über die Verbände bis hin zur Politik ist bei den Unternehmen auf Beachtung gestoßen: Immerhin bestand das große Ri siko angesichts der Finanzkrise und der schwierigen Lage vieler Banken selbst für gesunde Unternehmen darin, in Liquiditätsschwierigkeiten zu geraten und so möglicherweise ihre Existenz zu riskieren. Nach Abberger wurde die Liquiditätssicherung folglich zu einem wesentlichen Anliegen der Unternehmen in der Krise, wobei die Suche nach Möglichkeiten innerhalb der Häuser in den Fordergrund rückte. Die Unternehmen bauten insbesondere ihr Working Capital ab: Lagerbestände wurden reduziert, Forderungen schneller eingetrieben und Zahlungen an Lieferanten hinausgezögert. Auch die Deutsche Bundesbank verweist auf die verbesserte Innenfinanzierung, wofür sie in erster Linie die kräftige konjunkturelle Erholung verantwortlich macht. Mit Schwung übers Hindernis: Unternehmer signalisieren, dass die Banken die Kriterien für Finanzierungen wieder gelockert haben. Das Wort Kreditklemme scheint aus den Köpfen vorerst wieder verbannt. Trotz der Absatzschwierigkeiten im Geschäft mit Neukrediten beurteilt die KfW die mittelfristigen Aussichten für den deutschen Unternehmenskreditmarkt als so günstig wie seit langer Zeit nicht mehr. Die Förderbank verweist auf die anhaltend guten Wachstumsaussichten für die deutsche Wirtschaft. So sei für dieses Jahr mit weiteren 2,6 % Wachstum zu rechnen. Neben den Exporten werde sich die Binnenwirtschaft spürbar erholen. Schon im Lauf des vergangenen Jahres avancierten die Investitionen zur wichtigsten Konjunkturstütze Deutschlands. Das wird sich im laufenden Jahr fortsetzen und dürfte auch im Verlauf des Jahres 2011 die Nachfrage nach Neu krediten beleben. Dennoch dürfte kurzfristig kaum ein Engpass in der Kreditvergabe auftreten, zumal deutsche Banken auch bei vermeintlich attraktiveren Investitionsmöglichkeiten im Ausland erfahrungsgemäß künftig vorsichtiger agieren werden, was der inländischen Kreditvergabe zugutekommen sollte. Auch im Kreditgeschäft rangieren heute Sicherheits- und Bonitätsdenken vor dem Streben nach höchster Rendite. Nach der ersten European Credit Risk Survey von FICO, einem Anbieter von Predictive Analytics und Lösungen für Decision Management, und European Financial Market Association (Efma) wurden Risikomanager von mehr als 100 europäischen Banken zu Jahresbeginn zur Entwicklung des Kreditgeschäfts in ihrer Region befragt. 80 % der in den deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz befragten kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) gehen von einer Zunahme des Kreditangebots im nächsten halben Jahr aus. 55 % erwarten eine Ausweitung der Kreditvergabe an KMUs. Dennoch warnt Abberger: Auch wenn wir gegenwärtig weit von einer Kreditklemme entfernt sind, so sollten wir dieses Thema doch nicht völlig verbannen. Er verweist auf die strengeren Basel-III-Regelungen, die ab 2013 in Kraft treten und die zwar einerseits notwendig seien, aber andererseits tief in das Geschäftsgebaren der Banken eingreifen würden. In der Tat müssen die Kreditinstitute ihr Eigenkapital stärken und werden sich dafür zusätzliche Gelder besorgen müssen. Viele Institute müssen da noch reagieren, wobei einige von ihnen große Schwierigkeiten bekommen dürften an ausreichendes Kapital zu gelangen. Das aber könnte sich auf das Kreditangebot auswirken, vor allem aber werden die Banken versuchen, die mit den Kapitalaufstockungen verbundenen höheren Kosten je nach Marktlage auf die Kunden überzuwälzen. Auch der Zins ist keineswegs auf seinem niedrigen Niveau zementiert, selbst wenn die EZB derzeit nicht am Leitzins dreht da unterschiedliche Konjunkturgeschwindigkeiten in der Eurozone und die Notwendigkeit ausreichender Liquiditätsversorgung immer noch leidender Finanzinstitute und hochverschuldeter Staaten die Notenbank im Augenblick noch zurückhalten. Das deutsche Zinsniveau dürfte ohnehin auf den Prüfstand kommen, zumal die Garantien Deutschlands für die Schuldenstaaten erst jüngst wieder kräftig angehoben wurden, was längerfristig kaum spurlos an der guten Bonität des Landes vorbeigehen dürfte. Trotz Optimismus einige Risiken bleiben Aber es gibt noch weitere Risiken zu beachten: So schwelt weiterhin die Krise der Landesbanken, die immerhin etwa ein Viertel aller Kredite in Deutschland vergeben. Dass sich derzeit bei der Westdeutschen Landesbank (WestLB) Lösungsmöglichkeiten andeuten, ist im Wesentlichen dem Druck aus Brüssel geschuldet und die EU-Behörde hat bereits die Landesbanken im Norden, Süden und Südwesten der Republik im Visier. Keineswegs gelöst ist auch die Schuldenproblematik der Peripheriestaaten in der Eurozone. Dort sind einige große deutsche Banken als Kreditgeber zum Teil recht stark involviert. In den USA schwelt noch das Risiko der Gewerbeim mo bilien. Viele dieser Immobilien wurden im Boom finanziert und stehen jetzt vor der Umfinanzierung. Auch da sind deutsche Banken im Obligo. Auch wenn die gute Konjunktur hier zulande derzeit viele Sorgen verdrängt, so sind doch die durch die Finanzkrise entstandenen Probleme meist noch nicht gelöst. Aus einer Idee wird bare Münze Marken und Patente Ein mögliches Finanzierungsinstrument für den Mittelstand von constanze meindl Wer nicht erfindet, verschwindet. Wer nicht patentiert, verliert. Dieses Zitat von Erich Otto Häußer, der von 1976 bis 1995 Präsident des Deutschen Patentund Markenamts war, hat heute so viel Gewicht wie vielleicht noch nie. Alles, was technisch neu, erfinderisch und gewerblich anwendbar ist die Grundpfeiler einer jeden potenziellen Patentanmeldung, steht in der Ökonomie des 21. Jahrhunderts hoch im Kurs. Technologieführerschaft, F & E-Kosten und Know-how sind Begriffe, die mit dem Wirtschaftsleben mittlerweile mindestens so verbunden sind wie Konjunktur, Gewinn und der ehrbare Kaufmann. Aber wer seine Neuerung geschützt wissen will, muss tief in die Tasche greifen: Abgesehen von den Entwicklungskosten fallen noch Gebühren bei den zuständigen Ämtern an vom Honorar für den Patentanwalt, der in der Regel unverzichtbar ist, um ein Patent, Gebrauchs- oder Geschmacksmuster anzumelden, ganz zu schweigen: Ausarbeitung der Patentschrift, Beantwortung von Prüfungsbescheiden und die fristgerechte Einzahlung von fälligen Gebühren nehmen in der Regel viel Zeit und Ressourcen in Anspruch Euro können bis zur Erteilung eines Patents schon mal fällig werden. Wer seine Erfindung gar in allen 38 an das Europäische Patentübereinkommen angeschlossenen Ländern vor Nachahmern gesichert wissen will, sollte sich auf Kosten bis zu Euro oder mehr einstellen. Doch Patente, Marken und Co sind nicht nur ein wichtiger Treibstoff, um den Motor eines Unternehmens am Laufen zu halten. Sie sind ein nicht zu unterschätzender immaterieller Vermögensgegenstand, der positiv zur Unternehmensfinanzierung beitragen kann. Für Mittelständler bieten sich im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, wie sie ihr geistiges Eigentum oder Intellectual Property (IP) zu barer Münze machen können. Wissen ist Macht: Know-how ist heutzutage das wahrscheinlich wichtigste Gut doch den Preis für Wissen festzulegen ist keine leichte Aufgabe. Sale-and-Lease-Back zur Wachstumsfinanzierung Beim Sale-and-Lease-Back-Verfahren werden Marken und Patente an eine Leasinggesellschaft oder an eine für diesen Zweck gegründete Objektgesellschaft verkauft und anschließend zurückgeleast. Das Sale-and-Lease- Back-Verfahren ist aber kein Instrument zur Krisenfinanzierung, erläutert Robert Tafelmeier, Geschäftsführer der IP Valuation GmbH. Denn diese Methode eigne sich nur für Unternehmen, die solides Wachstum aufweisen. Minimum ist ein Jahresumsatz von 20 bis 25 Mio. Euro. Es sei jedoch durchaus ein Instrument zur Wachstumsfinanzierung. Falls ein Mittelständler beispielsweise plane, ins Ausland zu gehen, kann das Sale-and-Lease-Back von Marken und Patenten wie es bei Immobilien schon lang üblich ist eine Alternative sein. Häufiger werden Patente und Marken als Sicherheit für einen klassischen Kredit bei der Bank verwendet, erklärt Tafelmeier. Besonders um eine Insolvenz zu verhindern, böte sich diese Lösung für den Mittelstand an. Denn selbst wenn ein starkes Patent- oder Markenportfolio vorliegt in den Büchern taucht dies nicht auf. Werte von Marken dürfen derzeit überhaupt nicht bilanziert werden, Patente nur mit den bisherigen Investitionskosten angesetzt werden. Durch ein Gutachten bewertete immaterielle Vermögensgegenstände können aber als stille Reserven in die Kreditverhandlungen mit eingebracht werden und so Zahlungsengpässe behoben werden. Noch machen besonders die großen Banken nur in einem überschaubaren Rahmen Gebrauch von dieser Möglichkeit, so Tafelmeier. Er beobachte jedoch, dass die Institute sich zunehmend dieser Option öffnen, und empfiehlt Mittelständlern, die Thematik aktiv bei ihrer Bank anzusprechen. Denn die Einbringung von Marken und Patenten kann das Firmen-Rating verbessern. Hier entsteht eine Win-win-Situation für Banken und Unternehmer, bestätigt Tafelmeier. Die Finanzinstitute müssen Kredite an besser geratete Unternehmen mit weniger Eigenkapital hinterlegen. Firmen erhalten mit einer besseren Einstufung ihres Unternehmens attraktivere Kreditkonditionen. Einen weiteren Schub erwartet Tafelmeier, wenn in den nächsten Jahren die Bilanzierungsrichtlinien sowohl nach HGB als auch nach IFRS weiter für immaterielle Vermögensgegenstände geöffnet werden. Dann glaubt Tafelmeier, werden sich auch die Banken noch stärker dem Thema zuwenden. Auch Betriebe, die sich im Insolvenzverfahren befinden, können mit vorhandenen Marken und Patenten ihre Verhandlungsposition verbessern. Der Insolvenzverwalter erhalte gute Argumente für seine Verhandlungen, das Unternehmen stelle sich am Markt attraktiver dar und es lägen klare Argumente für die Fortführung des Betriebs auf der Hand, erläutert Tafelmeier. Voraussetzung für all diese Transaktionen ist die zuverlässige Bewertung von Marken und Patenten. Wie sich aus der Bezeichnung immaterieller Vermögensgegenstand schon ergibt, ist das keine einfache Aufgabe. Es existieren diverse Bewertungsleitlinien DIN-Normen und ISO-Standards, die besonders in den vergangenen Jahren immer weiter ausgearbeitet wurden. Sie stellen einen roten Faden für die Beurteilung dar. In die Bewertung fließen sowohl qualitative Aspekte wie die technologische Stärke eines Patents oder die Bekanntheit einer Marke als auch quantitative Parameter wie Umsatz erlöse und Renditekennzahlen ein. Risiken werden mit einem Abschlag bewertet. Wichtig ist am Ende, dass der ermittelte Wert transparent und nachvollziehbar ist, so Tafelmeier. Nicht jedes Patent hat das Zeug zum Blockbuster Dagegen steht Prof. Andreas Beyer, Sozius bei der Patent- und Rechtsanwaltskanzlei Wuesthoff & Wuesthoff, einer zuverlässigen Bewertung von Marken und Patenten eher kritisch gegenüber. Seiner Meinung nach werde hier viel Schindluder getrieben. Nur die wenigsten Patente bringen Geld ein, konstatiert der Diplom-Ingenieur. Meist dienten sie dazu, sich einen technologischen Vorsprung vor den Wettbewerbern zu sichern oder diese aus dem Markt fernzuhalten. Der monetäre Nutzen stehe oftmals nicht im Vordergrund. Hier einen Wert zu beziffern sei beinahe unmöglich, da die meisten Produkte nicht nur mit einem, sondern mit einer Vielzahl von Patenten geschützt sind. Außerdem sei nie abzusehen, ob eine Erfindung das Zeug zum Blockbuster-Patent habe oder nicht. Auch er habe schon in so mancher Neuerung enormes Potenzial gesehen, das dann aber vom Markt nicht ho noriert wurde. Nicht zuletzt deshalb kommt der Experte zu dem Schluss: Als Bank wäre ich sehr vorsichtig, ein Patent als Sicherheit anzuerkennen. Für seriös hält Prof. Beyer eine Bewertung nur, wenn durch ein Patent bereits Lizenzeinnahmen generiert werden. Hier habe der Markt die Unsicherheiten bezüglich des Wertes beseitigt und eine Basis geschaffen, auf der eine Bewertung aufbauen könne.

23 Mittelstandsfinanzierung 23 Der Mittelstand gehört aufs Parkett Börse München Nicht nur für Großkonzerne ist der Gang an die Börse attraktiv Von Christine Bortenlänger* Die Börsenlandschaft ist in Bewegung: Großfusionen wie der angestrebte Zusammenschluss der Deutschen Börse in Frankfurt mit der New Yorker NYSE, aber auch eine Verlagerung des Handels weg von Aktien und Renten und hin zu Derivaten sowie die wachsende Tendenz, hohe Volumina über alternative Handelsplattformen außerhalb der Börsen abzuwickeln, bestimmen das Bild. Da ist es vielleicht an der Zeit, einmal über die tatsächliche Bestimmung der Börse als Börse nachzudenken unabhängig von Umsatz-, Profit- und Shareholder-Value-Gedanken. Die Börse München wurde vor 181 Jahren vom Münchner Handelsverein mit der Intention gegründet, dem Gewerbe und den neu entstehenden industriellen Betrieben Kapital zuzuführen. Den Wohlstand zu mehren und das Glück des Einzelnen zu erhöhen standen im Vordergrund der Bemü- Dazu braucht es zwei Seiten einer Medaille: ein attraktives Angebot für Anleger, um transparent, sicher und liquide mit Aktien und Anleihen zu handeln, und die Möglichkeit für Unternehmen, Eigenkapital über einen Börsengang zu beschaffen oder Fremdkapital durch die Ausgabe von Unternehmensanleihen aufzunehmen. Beiden Seiten wird die Börse München gerecht: So können an der Börse München über Wertpapiere gehandelt werden, darunter über Aktien aus dem In- und Ausland. Banken, Brauereien und Solarfirmen sind gelistet Um neben Konzernen auch mittelständische Unternehmen mit Eigenkapital zu versorgen, gründete die Börse München 2005 das Segment m:access. Inzwischen sind hier fast vierzig Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen gelistet: Solar- und Immobilienfirmen, Banken und IT-Dienstleister, Beteiligungsgesellschaften und Brauereien, ein Textilunternehmen, ein Baustoffhändler und ein Seilbahnbetreiber. Ihre Umsätze bewegen sich vom einstelligen bis zum dreistelligen Millionenbereich und sie verteilen sich auf ganz Deutschland. Seit Ende 2010 können Unternehmen auch Fremdkapital (m:access bonds) ab einem Volumen von 25 Mio. Euro aufnehmen. Eine Mindeststückelung von höchstens Euro erleichtert dabei die Beteiligung von Privatanlegern, deren Interesse nach Unternehmensanleihen mit Blick auf zum Teil problematische Staatsanleihen durchaus gestiegen ist. Die Räumlichkeiten der Börse München am Karolinenplatz. Die Fassade des 1894 errichteten Gebäudes steht unter Denkmalschutz. Fotos: Börse münchen Das Segment m:access der Börse München ist auf mittlere Unternehmen zugeschnitten, denn es verknüpft einen hohen Qualitätsstandard und damit Transparenz für den Anleger mit einem überschaubaren bürokratischen Aufwand und damit geringen Folgekosten für die Unternehmen. Beispielsweise verpflichten sich die Unternehmen, sich (mindestens) einmal im Jahr einer Analystenkonferenz zu stellen, die von der Börse München in Frankfurt und in der bayerischen Landeshauptstadt ausgerichtet wird. Anleger können sich so über interessante Small- und Mid-Caps auch aus ihrer Region informieren und sie in das Kalkül ihrer Anlagestrategie einbeziehen. Ein Emissionsexperte begleitet die Unternehmen während des gesamten IPO-Prozesses und die Börse München steht ebenfalls beratend zur Seite. Eine Rechnungslegung nach HGB und statt zweisprachiger Quartalszahlen eine Veröffentlichung (zum Beispiel auf der Website) der Kernaussagen und -kennziffern des geprüften Jahresabschlusses sowie des Un terneh mens kalenders bilden dabei wesentliche Folgepflichten. Aufgrund des hohen Interesses und der grundsätzlich wieder positiven Börsenstimmung erwarten wir in diesem Jahr weitere Zugänge. Die Börse München wird auch weiterhin der Vorgabe, Kapital für die Wirtschaft bereitzustellen, nachkommen. *Christine Bortenlänger ist Mitglied des Vorstands der Bayerischen Börse und der Geschäftsführung der Börse München Eigenkapital schafft Freiraum und Flexibilität Noch immer sind 93 % aller deutschen Firmen Familienunternehmen, 91 % oder 2,6 Mio. Unternehmen geführt vom Inhaber. Auch wenn hier der mengenmäßige Schwerpunkt eindeutig bei kleineren und kleinsten Firmen liegt, gibt es eine größere Anzahl mittelständischer Unternehmen, für die die Kapitalbeschaffung über die Börse eine interessante und wichtige Alternative böte. Denn Eigenkapital schafft Freiraum, ermöglicht Wachstum und Investitionen, führt zu Innovationen und Beschäftigung und nicht zuletzt bildet es die Grundlage, um Fremdkapital aufzunehmen. Ein Börsengang stärkt außerdem das Image von Unternehmen und kann damit die Kundenbindung und Lieferantenbeziehung unterstützen. Eine Börsennotierung kann auch die Nachfolgeregelung erleichtern, weil beispielsweise familienfremde Manager eher zur Mitarbeit motiviert werden können und auch weil sich eine große Variationsbreite der eigenen Mitsprache je nach Höhe der Beteiligung bietet. Ein Börsengang stärkt das Image von Unternehmen und kann damit die Kundenbindung und Lieferantenbeziehung unterstützen. Christine Bortenlänger, Bayerische Börse hungen des Handelsvereins. Das würden wir heute so nicht mehr formulieren, aber die zentrale Rolle der Börse als Kapitalvermittler für die Wirtschaft, um das Wachstum der Volkswirtschaft zu stärken, nehmen wir sehr ernst. Denn nur über die Börse kann der Anleger von der Wirtschaftskraft von Unternehmen profitieren in Form von Kursgewinnen oder Dividenden (Aktien) oder in Form von Zinsen bei Renten (Unternehmensanleihen). regionalbörsen werben um kmus Noch immer trauen sich viele mittelständisch geführte Unternehmen nicht einmal, an das Wort Börsengang zu denken. Zu sehr verbinden sie diese vokabel mit Großkonzernen. Doch ist mittlerweile zu beobachten, dass immer mehr Mittelständler die Scheu vorm Parkett verlieren nicht zuletzt dank der zahlreichen speziell für diese Zielgruppe zugeschnittenen Angebote der deutschen Regionalbörsen. Neben der Börse München und ihrem Segment m:access hat auch die Börse Stuttgart den Mittelstand verstärkt in den Fokus genommen. Das Anleihensegment Bondm ermöglicht mittelständischen Unternehmen, sich liquide Mittel über die Börse zu beschaffen. Das Angebot richtet sich insbesondere an Firmen des gehobenen industriellen oder industrienahen Mittelstands, die Fremdkapital in Form von Anleihen durch Eigenemissionen mit einem Volumen von 50 Mio. bis 150 Mio. Euro aufnehmen möchten. Die Anleihe wird vom Unternehmen selbst ausgegeben und dann im Freiverkehr der Börse Stuttgart gehandelt. Die Börsen Hamburg und Hannover bieten den mittelständischen Kunden unabhängig von der Unternehmensgröße die Möglichkeit, an der Mittelstandsbörse Deutschland, dem Handelssegment der beiden Nordbörsen, Aktien und Anleihen zu platzieren. Das Besondere: Die Emittenten können nach dem Baukastenprinzip entscheiden, von welchen Dienstleistungen sie bei der Kapitalaufnahme Gebrauch machen möchten: Von der Erstellung eines Prospekts bis hin zur Vertriebsunterstützung können sich die Unternehmen individuell die für sie wichtigen Leistungen zusammenstellen. Das Handelssegment der Börse Düsseldorf ist der Mittelstandsmarkt. Er richtet sich an Unternehmen, die Eigen- oder Fremdkapital aufnehmen möchten. Mittelständler, die eine Anleihe in Höhe von mindestens 10 Mio. Euro emittieren möchten, einen von der BaFingebilligten Verkaufsprospekt vorweisen können und mindestens ein BB-Rating in der Tasche haben, können seit November 2010 die Börse Düsseldorf für ihre Emissionen nutzen. cm Wir fördern Ihr Unternehmen. Die NRW.BANK fördert kleine und mittlere Unternehmen mit zinsgünstigen Krediten, Darlehen zum Ausgleich mangelnder Sicherheiten und zur Stärkung des Eigenkapitals sowie mit Eigenkapital-Finanzierungen. Fragen Sie Ihre Hausbank oder direkt uns: Tel (Rheinland) oder (Westfalen-Lippe).

24 24 Mittelstandsfinanzierung Das Fördergeschäft brummt Staatsbanken Erst Helfer in der Krise jetzt Finanzierer des Aufschwungs von sigrid stoss Erst Helfer in der Krise, dann Finanzierer des Aufschwungs die staatlichen Förderbanken sind bei der Unternehmensfinanzierung nach wie vor gefragt. Auch wenn das Wort Kreditklemme kaum noch jemand in den Mund nimmt, ist die Situation vieler Geschäftsbanken nach wie vor angespannt und angesichts neuer Auflagen durch Basel III bleiben die Geldhäuser zurückhaltend. Die Förderbanken bieten den Kreditinstituten günstige Refinanzierungen an, die auch bei den Unternehmen ankommen. Wegen der guten Konditionen für ihre Firmenkunden haben Förderkredite bei den Geschäftsbanken nach wie vor einen hohen Stellenwert, sagt dazu Herbert Conradi, Leiter des Fördergeschäfts bei der bayerischen LfA. Die Nachfrage nach frischem Geld gerade bei mittelständischen Unternehmen hält indessen unvermindert an. Nach Rekordwerten im Fördergeschäft 2010 erwarten die Staatsbanken auch 2011 einen Run auf zinsgünstige Kredite. Wegen der guten Konjunktur rechnet die baden-württembergische L-Bank in diesem Jahr sogar mit einer steigenden Nachfrage. Die bayerische LfA, die 2010 mit 1,7 Mrd. Euro Fördervolumen mittelständische Unternehmen unterstützte und damit einen Anstieg um 57 % auf den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre verzeichnete, sieht ebenfalls noch kein Ende der Fahnenstange wird bei den Förderkrediten voraussichtlich mindestens so gut wie 2010, sagt Conradi. Die Nachfrage ist nicht trotz, sondern gerade wegen der guten Konjunktur gestiegen. Die Unternehmen investieren wieder mehr in Wachstum, so erklärt Manfred Schmitz-Kaiser, Mitglied des Vorstands der L-Bank. Seit Mitte des vergangenen Jahres würden statt Liquiditätshilfen immer häufiger Investitionskredite beansprucht. Der L-Bank-Kredit zur Gründungs- und Wachstumsfinanzierung verbuchte 2010 ein Plus von 70 %. Auch im laufenden Jahr steht nach Einschätzung der L-Bank die Wachstumsfinanzierung im Vordergrund. Dafür spricht der hohe Auslastungsgrad der Produktionsanlagen im verarbeitenden Gewerbe von mehr als 87 %. Rückkehr auf das Vorkrisen-Niveau Die KfW Bank in Frankfurt geht unterdessen eher von einem Fördergeschäft auf dem Niveau der Zeit vor der Finanz-und Wirtschaftskrise aus, wie es bei der Bank heißt. Die zuletzt erzielten Rekordwerte der KfW hingen vor allem mit dem von der Bundesregierung aufgelegten Krisen-Sonderprogramm zusammen, das Ende 2010 auslief. Die etablierten und bewährten KfW-Programme will die Bank punktuell anpassen. So will die Staatsbank zum 1. April 2011 die Gründungs- und Unternehmensfinanzierung vereinfachen und verbessern, indem die Fremdkapitalfinanzierungen für Existenzgründer im neuen KfW-Gründerkredit und die Finanzierungen für etablierte Unternehmen weitgehend im KfW-Unternehmerkredit zusammengefasst werden. Nachrangkapital zählt zu den Mezzanine-Produkten, mit denen Mittelständlern zu einer besseren Eigenkapitalausstattung verholfen werden soll. Solche Darlehen können je nach Vertragsgestaltung zum Eigenkapital gerechnet werden. Ein Mezzanine- Produkt bietet zum Beispiel auch die bayerische Förderbank mit dem sogenannten Mittelstandskapital an mit mäßigem Erfolg allerdings. Obwohl Optimismus bei der KfW: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau rechnet für 2011 mit einem Fördervolumen auf Vorkrisen-Niveau. Im Bild die Innenansicht des Atriums der Ost - arkade der KfW im Hauptsitz in Frankfurt/Main. Foto: KfW Die Nachfrage ist nicht trotz, sondern gerade wegen der guten Konjunktur gestiegen. Die Unternehmen investieren wieder mehr in Wachstum. Manfred Schmitz-Kaiser, Vorstandsmitglied der L-Bank Mitte vergangenen Jahres die Zugangsvoraussetzungen erleichtert wurden statt ausschließlich Innovationen werden seither alle klassischen Investitionsvorhaben gefördert. Dennoch sind die Volumen bislang noch klein. Einen Grund dafür sieht LfA-Experte Conradi in den Risiken für die Hausbanken, die zu einem Drittel in den Nachrang gehen müssen. Die Bereitschaft bei den Partnerbanken sei hier noch nicht sehr ausgeprägt. Da müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten, so Conradi. KMUs gehen gestärkt aus der Krise hervor Generell scheint das Thema Eigenkapital nicht mehr den Stellenwert zu haben wie noch vor einem Jahr. Denn die mittelständische Wirtschaft hat sich während der konjunkturellen Talfahrt besser geschlagen als erwartet. Die beklagte dünne Eigenkapitalausstattung hat sich in der Krise wider alle Voraussagen verbessert, sogar um 8 % im Schnitt, wie die KfW erhoben hat. Damit konnten die kleinen und mittleren Unternehmen ihre Krisenfestigkeit erhöhen und auch ihre Kreditfähigkeit verbessern, kommentierte der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe Norbert Irsch dieses Ergebnis. Auch die L-Bank bestätigt, dass es selbst vielen kleineren Betrieben im vergangenen Jahr gelungen sei, ihr Eigenkapital auszubauen. Dennoch braucht der Mittelstand weiterhin Partner, die innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens Beteiligungen eingehen. Nur so lassen sich umfangreiche Vorhaben wie Nachfolgefinanzierungen bewältigen, betont L-Bank Vorstandsmitglied Schmitz-Kaiser. Mezzanine seien nach wie vor gefragt. Auch weil im Jahr 2011 kapitalmarktfinanzierte Mezzanine-Programme auslaufen werden. Für Mittelständler wird es dann schwierig werden, Anschlussfinanzierungen zu finden, befürchtet Schmitz-Kaiser. Diese Lücke will die L-Bank mit ihrem Programm L-MezzaFin schließen. Unabhängig von der Konjunktur, so ist Conradi von der LfA überzeugt, wächst die Bedeutung der Förderbanken als Finanzierer des Mittelstands. Conradi führt das auf eine veränderte Beziehung zu den Geschäftsbanken zurück. Man gehe seit einigen Jahren aktiv auf die Banken zu und mache die Vorteile einer Zusammenarbeit deutlich. Wir werden mittlerweile als Partner und nicht mehr als Behörde wahrgenommen, so Conradi. Der Experte hält das auch für den richtigen Weg: Ohne die Hausbanken geht es nicht, sagt er. Unterstützung am Scheideweg Nimbus Privates Beteiligungskapital als Alternative von Jan Pieter de Graaf* Veränderungen sind der Erfolgsmotor des deutschen Mittelstands und nahezu jedes Unternehmen kommt in seiner Geschichte an einen Wendepunkt, der über den zukünftigen Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Dies können Neupositionierungen, Expansionen, Restrukturierungen, Turnarounds, Ausgliederungen oder Nachfolgeregelungen sein essenziell sind dabei immer die individuell richtige Strategie, die Verfügbarkeit von Kapital und das operative Knowhow zur Umsetzung von Veränderungsprozessen. Doch diese Weichen richtig zu stellen bedeutet für Unternehmer häufig große Herausforderungen, zumal das operative Tagesgeschäft oft keinen Raum für eingehende strategische Analysen und Entscheidungen lässt oder das nötige Kapital fehlt. Hier kann privates Beteiligungskapital echten Mehrwert schaffen und einen entscheidenden Beitrag zur Zukunftssicherung der Betriebe leisten. Denn auf den Mittelstand spezialisierte Kapitalbeteiligungsgesellschaften wie Nimbus hands-on investors unterstützen Unternehmen in Umbruchsituationen kurz-, mittel- und langfristig auf den drei wichtigsten Ebenen: strategisch, finanziell und operativ. Auf der strategischen Ebene werden in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung die Substanz, die Geschichte und das zukünftige Potenzial der Unternehmen individuell analysiert und gemeinsame Ziele und Strategien für eine erfolgreiche Positionierung im Markt entwickelt. Auf der finanziellen Ebene führen sie durch die Übernahme von Anteilen den Unternehmen zunächst Eigenkapital zu und Zug um Zug erarbeitet eine private Beteiligungsgesellschaft mit den Unternehmen die richtige Strategie. erhöhen damit die Eigenkapitalquote signifikant. Dies bildet die erste Basis für anstehende Investitionen und die Finanzierung der festgelegten Ziele. Darüber hinaus stellt die Gesellschaft aufgrund ihrer eigenen Finanzkraft und der Vernetzung mit weiteren Finanzierungspartnern die Verfügbarkeit von Kapital stets sicher. Auf der operativen Ebene schließlich begleitet der Investor die Unternehmen mit aktiver Management-Unterstützung bei der Umsetzung der strategischen Veränderungsprozesse. Und zwar so lang, bis die gemeinsam gesteckten Ziele erreicht sind und das Unternehmen wieder eigenständig im Markt agieren kann. Branchenwissen schafft Vertrauen Diese enge Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung erfordert eine individuelle und partnerschaftliche Beratung seitens der Kapitalbeteiligungsgesellschaft mit genauer Kenntnis der Chancen und Herausforderungen der Unternehmen. Insbesondere für die mittelständischen Unternehmer bedeutet die Zusammenarbeit mit einem Eigenkapitalpartner einen enormen Vertrauensbeweis und sie erwarten strategische sowie operative Unterstützung auf Augenhöhe. Dies kann die Beteiligungsgesellschaft nur gewährleisten, wenn sie über umfangreiche Industrieexpertise verfügt, eine belastbare Erfolgsgeschichte nachweisen kann und die involvierten Manager selbst aus der Industrie kommen. Erst damit kann der Investor belegbares Branchen-Know-how und operative Management-Erfahrung für die Unternehmen einbringen und hands-on zu einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung beitragen. Der Fokus auf ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen der Beteiligungsgesellschaft und dem Unternehmen nimmt nach unserer Erfahrung bei Nimbus den Unternehmern auch die Sorge, sie könnten nach der Abgabe der Anteile die Kontrolle und Einflussnahme verlieren und würden ihr Unternehmen komplett in fremde Hände übergeben. Denn eines darf man nicht vergessen: Eine Beteiligung kommt für einen Investor nur dann infrage, wenn er von dem Potenzial eines Unternehmens überzeugt ist. Unternehmer und Beteiligungsgesellschaft eint also von Anfang an das ge meinsame Ziel, das Unternehmen langfristig erfolgreich und zukunfts sicher zu machen. *Jan Pieter de Graaf ist Geschäftsführer von Nimbus hands-on investors Alternative mit viel Potenzial Demica Supply Chain Finanzierung auf dem Vormarsch von Phillip Kerle* Das Vertrauen der globalen Märkte in die Wirtschaft ist weiterhin angeschlagen und die jüngsten Ereignisse in Griechenland und Irland haben kaum zu einer Erleichterung dieser Unsicherheit seit Beginn der Finanzkrise beigetragen. In Deutschland, wo mehr als 99,7 % der Betriebe kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind, haben die krisenbedingte Knappheit an liquiden Mitteln und der begrenzte Zugang zu klassischen Kreditlinien das operative Geschäft und die Wett bewerbs fähigkeit der KMU deutlich eingeschränkt. Der Bedarf der KMU nach einem besseren Cashflow und ihre Abhängigkeit von Abnehmern in Großunternehmen wie auch der Abnehmerwunsch nach verlängerten Zahlungsbedingungen haben die Notwendigkeit alternativer Finanzierungslösungen wie etwa Supply Chain Finanzierung (SCF) verstärkt. So können Zulieferer und Abnehmer vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren. SCF trägt nicht nur zu einem verbesserten Cashflow-Management bei. Es reduziert auch Risiken in der Zuliefererkette und erhöht die Transparenz der Transaktionen. Ebenso bietet SCF kleineren Zulieferern eine Finanzierungslösung, bei der der Zinskostenaufwand anhand der Bonität des Großunternehmenseinkäufers berechnet wird der Vorteil: niedrigere Leihzinssätze. Banken in Europa Hauptanbieter von SCF erleben derzeit exponentiell steigende Wachstumsraten bei der Nachfrage nach Finanzierungslösungen für die Supply Chain. Einige Banken rechnen sogar mit dem Ersatz Phillip Kerle von Demica kennt die Vorteile der Supply Chain Finanzierung als alternative Lösung für den Mittelstand. foto: demica des traditionellen Akkreditiv-Geschäfts durch SCF-Programme. Laut unserer jüngsten Umfrage unter den Top-40- Banken in Europa liegen die Gründe für diesen rasanten Anstieg auf der Hand: Kredite sind teuer, Abnehmer und Zulieferer müssen ihren Cashflow verbessern, und SCF bietet die Lösung, bei der Liquidität in der Lieferantenkette freigesetzt und Risiken reduziert werden. Unterstützung für die Zulieferer Es geht aber nicht nur um die Frei - set zung von liquiden Mitteln. Ebenso wichtig sind die Unterstützung und Qualitätssicherung der Zulieferer. Großunternehmen, die als Abnehmer agieren und die SCF-Programme aufsetzen, sind sogenannte Investment Grade Companies. Ihre Kreditfähigkeit wird höher als die ihrer Zulieferer eingestuft und oftmals haben kleine Zulieferer gar kein individuelles Bonitätsrating. SCF ermöglicht Zulieferern den Zugang zu Krediten mit einem Leihzins, der deutlich unter der Zinsrate liegt, die sie bei traditionellen Darlehensprodukten erhalten würden manchmal bis zu drei oder vier Prozentpunkte darunter. In Deutschland bilden KMUs das Grundgerüst für Innovationen und Fortschritt. 70 % aller Arbeitskräfte sind bei einem KMU angestellt, und ohne Zugang zu liquiden Mitteln kann dieser Wirtschaftstreiber zum Stillstand kommen. Um leistungsfähigen Unternehmen, die in der Vertrauensklemme stecken, den Zugang zu SCF zu ermöglichen, müssen Großabnehmer und deren Banken SCF-Programme fördern und vorantreiben. Die gute Nachricht ist, dass mehr als 80 % der europäischen Top-Banken laut unserer Studie ihre Marketingaktivitäten für SCF-Angebote hochgefahren haben. Institute aus Deutschland unterstreichen dabei die Notwendigkeit eines kundenorientierten Ansatzes in der SCF. Derzeit erwarten die Banken eine steigende Nachfrage für SCF-Lösungen hauptsächlich aus der herstellenden Industrie, aus Handel, Automotive, Maschinenbau und der Lebensmittelindustrie. Infolge der jüngsten Finanzund Wirtschaftskrise suchen Firmen händeringend nach alternativen Finanzlösungen abseits der traditionellen Kreditvereinbarungen, und SCF bietet ihnen Cashflow optimierende Mittel an genau das, was sie von ihren Großabnehmern nachdrücklich gefordert haben. *Phillip Kerle ist Hauptgeschäftsführer von Demica in London

25 Mittelstandsfinanzierung 25 Die Kleinen erobern die Welt Commerzbank Gut vorbereitet können auch KMUs den Schritt ins Ausland wagen, meint Bereichsvorstand Bernd Laber Gerade der kleine Mittelstand scheut oft den Weg ins Ausland: zu teuer, zu unvorhersehbar, zu risikoreich. Doch wenn Kunden oder Lieferanten eine Auslandspräsenz fordern, ist es meist schon zu spät, dann könnte der Wettbewerber bereits da sein. Weshalb die Größe der Firma nur eine untergeordnete Rolle spielt, was der Mittelständler zum Banktermin mitbringen sollte und wie man, finanziell gesehen, eine blutige Nase vermeidet, weiß Bernd Laber, Bereichsvorstand Mittelstandsbank International bei der Commerzbank. : Herr Laber, was sind die wichtigsten Gründe für eine Internationalisierung? Kommt man heutzutage auch als kleineres Unternehmen darum noch herum? Bernd Laber: Ob sich ein Unternehmen dazu entschließt, einen internationalen Weg zu gehen, ist nicht prinzipiell eine Frage der Größe. Das hängt ab vom Geschäftsmodell, vom Produkt, von den für das Unternehmen relevanten Märkten und einer Reihe anderer Faktoren. Ab einer gewissen Größe ist grenzüberschreitendes Geschäft allerdings keine Option mehr, sondern ein Muss. Nicht zuletzt die Finanz- und Wirtschaftskrise war Anlass für viele Unternehmen, die weltweiten Märkte auf Chancen und Potenziale hin zu untersuchen. Das spiegelt sich auch in vielen Gesprächen, die wir mit unseren Kunden geführt haben. Das Interesse an unseren Auslandsanalysen, am Knowhow der Mitarbeiter unseres International Desk und am direkten Kontakt zu den German Desks im Ausland ist sehr groß. Wir stellen fest, dass Internationalisierung nach wie vor ganz weit oben auf der Agenda des Mittelstands steht. WiKu: Inwieweit ist Internationalisierung mittlerweile gerade für kleine und mittlere Unternehmen vielleicht sogar ein entscheidender Erfolgsfaktor geworden? Laber: Im Rahmen einer langfristigen Wachstumsstrategie kann es sich auch für kleine und mittlere Unternehmen zunehmend stärker lohnen, auslandsfinanzierung Fördermittel im Bereich der Fördermittel ist das wesentliche Instrument der Außenwirtschaftsförderung für den Mittelstand die Euler-Hermes Exportkreditversicherung. Zur Refinanzierung dieser Lieferantenkredite bietet sich der regresslose Forderungsankauf an. Die Exportforderung sowie die Rechte und Ansprüche aus der Euler Hermes-Deckung werden an die Commerzbank abgetreten. Im Gegenzug erhält der Kunde bei ordnungsgemäßer Ankaufsdokumentation den diskontierten Barwert der Exportforderung. Bestellerkredit Beim Bestellerkredit gewährt eine inländische Bank dem ausländischen Besteller einen Kredit. Die Auszahlung der Kreditmittel erfolgt jedoch an den Exporteur, damit er seinen Verpflichtungen aus diesem Liefergeschäft nachkommen kann. Der Bestellerkredit bietet sich vor allem für Geschäfte an, bei denen dem Abnehmer ein Internationalisierung steht nach wie vor ganz weit oben auf der Agenda des Mittelstands. Bernd Laber, Commerzbank mehrjähriges Zahlungsziel angeboten werden soll. Forfaitierung eine weitere Möglichkeit ist der regresslose Ankauf einer Forderung (Forfaitierung). Die Forderung, die der Exporteur nach vertragsgemäßer Lieferung gegenüber dem Importeur hat, wird dabei von der Bank ohne Rückgriff auf den Exporteur angekauft. Damit werden nicht nur das wirtschaftliche Risiko aus dem Grundgeschäft, sondern auch die politischen Risiken des Importlands abgedeckt. Lieferantenkredit Der Lieferantenkredit wird zur Finanzierung des Zahlungsziels, das der Exporteur dem Importeur gibt, gewährt. Er wird an den Exporteur ausbezahlt und üblicherweise durch Ansprüche aus dem Liefergeschäft und damit verbundenen Sicherheiten abgesichert. Der Lieferantenkredit wird häufig schon während der Produktionsphase gewährt. internationale Märkte in ihre strategischen Überlegungen mit einzubeziehen. Vor ein paar Jahren war dies noch den größeren Firmen vorbehalten. Mittelständische Unternehmen denken vielfach erst dann darüber nach, ins Ausland zu gehen, wenn ihre wichtigsten Kunden oder Großabnehmer diesen Schritt bereits gewagt haben und umgekehrt eine internationale Präsenz von ihren Lieferanten erwarten oder gar fordern. Dabei boten viele internationale Märkte in den letzten Jahren deutlich stärkeres Wachstum als Deutschland. Selbstverständlich ist auch für ein erfolgreiches Auslandsengagement das vernünftige Abwägen der Chancen und Risiken ein Muss. Dennoch sollte es im Grundsatz darum gehen, Chancen zu ergreifen, und nicht darum, Risiken zu vermeiden. WiKu: Welche Unterstützung kann ein Firmenkunde mit starkem Auslandsgeschäft von seiner Bank erwarten? Laber: Es ist wichtig für unsere Kunden, dass der Firmenkundenbetreuer, der das Unternehmen in Deutschland berät, auch für das internationale Geschäft verantwortlich ist und den Kunden international kompetent begleiten kann. Dazu kommt im Idealfall natürlich eine ausreichende Präsenz in den Auslandsmärkten. Die Commerzbank zum Beispiel ist mit ihren Filialen, Tochter- und Beteiligungsgesellschaften sowie Repräsentanzen mit rund Mitarbeitern in mehr als 50 Ländern an über 110 Standorten direkt vertreten. Wir begleiten unsere Kunden in nahezu jedes Land der Erde. Dabei haben wir sichergestellt, dass es überall Ansprechpartner gibt, die sowohl die deutsche als auch die Landessprache beherrschen und sich mit den kulturellen und strukturellen Besonderheiten des jeweiligen Landes hervorragend auskennen. Tiefes Markt- und Sektorwissen, breite Produktexpertise und die Fähigkeit zur Entwicklung von innovativen Finanzlösungen sind ebenso Selbstverständlichkeiten wie umfassendes Know-how in den Bereichen Corporate Finance, strategische Unternehmensfinanzierung, also etwa Debt & Equity Capital Markets sowie Mergers & Acquisitions, ferner die Absicherung von Währungs-, Zins- und Rohstoffrisiken sowie Cash management. WiKu: Was erwarten Sie, wenn der Unternehmer sich zur Finanzierung seines Auslandsengagements an Sie wendet? Laber: Grundlage für eine Geschäftsbeziehung sind Partnerschaftlichkeit, Offenheit und Transparenz. Wir möchten das Geschäftsmodell unseres Kunden und seine Gründe für das Auslandsengagement verstehen. Je früher das mittelständische Unternehmen sein Finanzinstitut einbezieht, desto individueller und zielgerichteter kann hier die Unterstützung gelingen. Banken können angesichts ihrer breiten, über reine Finanzierungsaspekte hinausgehenden Kompetenz auch Impulse für strategische Neuausrichtungen geben, indem sie ihre Kunden über die Potenziale ausländischer Märkte sei es für Export, Import, Kooperation/Joint Venture oder Auslandsinvestition informieren und beraten. WiKu: Was muss der Unternehmer an Sicherheiten oder an Konzepten mitbringen? Wie unterscheiden sich die Anforderungen bei kleinen und mittleren Unternehmen von den Großkonzernen? Laber: Die Besicherung ist natürlich abhängig von der gewählten Finanzierungsform. Grundsätzlich ist eine frühzeitige Einbindung der Bank von Vorteil, um die Bonitätsprüfung vorzunehmen und alle notwendigen Punkte für die Sicherheitenstellung mit dem Kunden zu besprechen. In der Praxis zeigen sich unterschiedliche Anforderungen an kleine und mittlere Unternehmen sowie Großkonzerne. Dies hängt vor allem von der Art der Finanzierung, der Laufzeit, dem Verwendungszweck, der Bonität des Unternehmens und dem generellen Risikoprofil beziehungsweise Umfeld ab. WiKu: Welche Rolle spielen die einheimischen Banken in den Ländern vor Ort bei der Finanzierung? Laber: Viele konkurrierende Banken zie hen sich trotz steigender Internationalisierung des deutschen Mittelstands aufgrund der weltweiten Finanzkrise von ausländischen Märkten zurück. Die Commerzbank agiert entgegengesetzt und eröffnet neue Filialen in der Schweiz, in Wien, Tianjin und Beijing. Damit einher gehen die Implementierung eines einheitlichen Von Deutschland in die ganze Welt: Dass der heimische Mittelstand so einiges stemmen kann, hat er auch in Krisenzeiten wieder bestätigt. International ihre Kraft zu beweisen davor schrecken KMUs oftmals zurück. Doch richtig vorbereitet, mit einer erfahrenen Hausbank im Rücken, können die Kleinen die Welt erobern. Betreuungsmodells weltweit sowie die Einführung von German Desks in allen Commerzbank-Filialen. WiKu: Was raten Sie Unternehmern, damit sie finanziell keinen Schiffbruch erleiden? Laber: Mittelständische Unternehmen gehen vielfach erst dann die Frage der Internationalisierung an, wenn sie von Kunden dazu gedrängt werden. Das heißt, der Impuls kommt häufig von außen: Kleine Unternehmen entwickeln ihre Märkte zu selten vorausschauend. Damit droht jedoch die Gefahr, Chancen zu verpassen. Auf der anderen Seite ist es wichtig, über die Zahlungsmodalitäten im Auslandsgeschäft bereits vor Vertragsunterzeichnung mit neuen Kunden im Ausland nachzudenken. Hier können und wollen wir als Bank gerne im Vorfeld beraten, wie ein Unternehmen dies am besten macht, um sich finanziell keine blutige Nase zu holen. Es gibt einen weiteren Aspekt. Eine gut geplante und vorausschauende Internationalisierungsstrategie erschließt nicht nur neue Märkte, sondern sichert auch bestehende Marktpositionen im Heimatmarkt ab. Für zwei Drittel aller Mittelständler ist der internationale Konkurrenzdruck inzwischen auch auf dem Heimatmarkt spürbar. Eine Prüfung der individuellen Chancen und Risiken für eine internationale Aus richtung sowie die Einbeziehung des Finanzierungspartners lohnen also in jedem Fall. Für die meisten mittelständischen Unternehmen hat sich die Auslandsinvestition gelohnt. Fast zwei Drittel der Unternehmen haben ihr Auslandsengagement in den vergangenen fünf Jahren ausgeweitet. DAMIT START-UPS NICHT IN EINER GARAGE ANFANGEN Aller Anfang ist leicht, wenn man Firmengründer in Baden-Württemberg ist. Mit der zins güns tigen Gründungsfinanzierung der L-Bank können Sie zum Beispiel Betriebsausstattung kaufen oder ein Firmengebäude umbauen. Wie sich das für Sie rechnet, erfahren Sie bei Ihrer Hausbank, direkt bei der L-Bank oder auf der NewCome 2011.

26 26 Factoring Wie Phoenix aus der Asche Factoring Die Krise hat der Branche neues Leben eingehaucht Nachfrage und Bekanntheit steigen von norbert hofmann Wir stoßen immer noch auf Kunden, die Factoring nicht kennen und erst in der Bank darauf aufmerksam gemacht wurden. Hauke Kahlcke, Geschäftsführer VR Factorem Wandern und wohlfühlen in der Wildschönau... Die deutsche Wirtschaft boomt, die Finanz- und Wirtschaftskrise scheint vergessen. Wie in den schlechten gilt aber auch in den guten Zeiten: Zum Unternehmenserfolg gehören Liquidität und ein effizientes Risikomanagement. Kein Wunder ist es da, dass mit der anspringenden Konjunktur auch die Nachfrage nach Factoring steigt. Die Branche kann sich derzeit sogar über besonders blühende Geschäfte freuen. Zwar musste auch sie angesichts der schlechten Wirtschaftslage im Jahr 2009 noch Umsatzeinbrüche hinnehmen. Doch selbst damals verzeichnete das Factoring in Deutschland einen durchaus beachtlichen Zugang an Neukunden. Viele, vor allem mittelständische Unternehmen interessierten sich erstmals für den Forderungsverkauf als Finanzierungsalternative, weil klassische Bankkredite in der Regel schwerer zu bekommen waren. Diese Kunden sind dem Factoring jetzt auch nach der Krise treu geblieben, sagt Alexander Moseschus, Geschäftsführer des Deutschen Factoring-Verbands. Weil mit dem Aufschwung auch die Forderungsvolumen der Bestandskunden nach oben geschnellt sind, ist mittlerweile sogar von einer rasanten Belebung des Geschäfts im Jahr 2010 die Rede. Der positive Trend dürfte sich fortsetzen, weil die Unternehmen im Aufschwung deutlich mehr in ihre Betriebsmittel investieren müssen und dafür Finanzierungen brauchen. Wir registrieren quer durch alle Branchen einen optimistischen bis sehr optimistischen Ausblick, sodass wir 2011 mit weiter steigenden Umsätzen rechnen, sagt Manfred Plachetka, Geschäftsführer der Crefo Factoring Rhein Ruhr GmbH. Gleichzeitig berichten vor allem kleine und mittlere Unternehmen laut Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) noch immer von Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Fremdkapital. Die Entwicklung bei den Finanzierungsbedingungen bleibt hinter der wieder sehr guten Geschäftssituation der Unternehmen zurück, so die Studie. Vor allem Firmen mit schwacher Eigenkapitalausstattung berichten trotz aller Stabilisierungstendenzen von höheren Anforderungen an Sicherheiten und Zinsen. Das Factoring kann in einer solchen Situation hilfreich sein. Denn die dafür anfallenden Kosten werden zu einem Gutteil nicht nur durch die Schonung der Kreditlinien wettgemacht. Mit dem Forderungsverkauf steigen auch die Chancen, durch schnellere Bezahlung der Eingangsrechnungen von Skontovorteilen zu profitieren. Entscheidend aus Sicht unserer Kunden sind die schnell gewonnene Liquidität und die daraus resultierenden Vorteile beim Einkauf, bestätigt Plachetka von der Crefo Factoring Rhein Ruhr. Gerade für kleinere Unternehmen bleibt zudem interessant, dass sie durch Auslagerung ihres Debitorenmanagements samt Mahnwesen an den Factor interne Fixkosten sparen können. Nicht wenige Firmen interessieren sich jetzt aber auch deshalb für den Verkauf ihrer Forderungen, weil sie der Anstieg der Insolvenzen für Ausfallrisiken sensibilisiert hat. Damit hat auch das Bedürfnis nach Absicherung zugenommen, das für mehr als 40 % unserer Kunden nach der Liquiditätsbeschaffung mit mehr als 90 % die wichtigste Motivation für Factoring ist, sagt Hauke Kahlcke, Geschäftsführer der zur Genossenschaftlichen FinanzGruppe gehörenden VR Factorem GmbH. Das Risiko, geplante Einnahmen infolge einer Zahlungsunfähigkeit des Abnehmers zu verlieren, ist Anzeige Urlaub nach Herzenslust Wildschönau Telefon 0043/(0)5339/8247 nach wie vor nicht zu unterschätzen. Denn besonders im Aufschwung, so warnen die Experten des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, sind Unternehmen durch die zuvor ausgetrocknete Liquidität einerseits und einen erhöhten Finanzierungsbedarf andererseits insolvenz gefährdet. Freilich nehmen auch die Factoring- Gesellschaften die Debitoren erst einmal unter die Lupe, ehe sie über den Ankauf der Forderungen entscheiden. Wir machen das Unternehmen dann darauf aufmerksam, dass bei einem seiner Abnehmer ein Ausfallrisiko vorliegt, und tragen so zu einer Schadensprophylaxe bei, sagt Kahlcke. Bei der VR Factorem achtet man zudem darauf, das Factoring gemeinsam mit den Beratern der Volks- und Raiffeisenbanken in ein Gesamtkonzept der Finanzierung als gezielte Ergänzung zum Bankkredit einzubetten. An Potenzial mangelt es nicht. Wir stoßen immer noch auf Kunden, die Factoring nicht kennen und erst in der Bank darauf aufmerksam gemacht wurden, so VR- Factorem-Geschäftsführer Kahlcke. In der griechischen Mythologie verbrennt der Vogel Phoenix, um aus seiner Asche neu aufzuerstehen. Ganz so dramatisch hat es die Factoring-Unternehmen zwar nicht getroffen, aber einige hatten mit den Auswirkungen der Finanzkrise zu kämpfen. Jetzt, wo die Unternehmen wieder deutlich mehr in ihre Be - triebsmittel investieren, befindet sich auch die Branche im Aufwind. Deutschland hinkt in Sachen Factoring Europa hinterher Ein Blick in die europäischen Nachbarländer unterstützt die These. Auch wenn sich das Marktvolumen mit über 100 Mrd. Euro im Jahr 2010 wieder nahe den alten Höchstständen befinden dürfte, hinkt Deutschland bei einer Factoringquote von rund 4 % anderen Ländern wie etwa Frankreich und Italien hinterher. Die Quote steht für den Anteil des angekauften For derungs volumens am Bruttosozialprodukt und liegt im europäischen Durchschnitt bei über 6 %. In England ist sogar mehr als das Doppelte der Standard. Zumindest ein paar weitere Schrittchen in diese Richtung dürfte sich der deutsche Markt bewegen, wenn beispielsweise die Banken angesichts der neuen Eigenkapitalvorschriften von Basel III noch schärfere Bedingungen an die Kreditvergabe stellen. Denn sinnvoll ist das Factoring auch, weil es die Eigenkapitalquote stärkt und so wiederum zu günstigeren Kreditkonditionen führen kann. Der Forderungsverkauf wird angesichts der Zurückhaltung der Banken zudem deshalb weiter an Gewicht gewinnen, weil viele mittelständische Unternehmen ihre während der Krise zurückgestellten Investitionen jetzt nachholen wollen, sagt Matthias Bommer, Geschäftsführer der bankenunabhängigen Vantargis Factoring in München. Er verweist darauf, dass die durch den Forderungsverkauf gewonnene Liquidität darüber hinaus im oftmals scharfen Wettbewerb um neue Kunden eine Hilfe sein kann. Wer dank seiner Liquidität längere Zahlungsziele einräumt, ist bei der Auftragsvergabe nicht selten im Vorteil, sagt Bommer. Der Wettbewerb hat allerdings auch in der Factoringbranche selbst Spuren hinterlassen. Viele kleine und mittlere Anbieter, die hohe Ausfälle zahlen mussten, bekommen nun ihrerseits Liquiditätsprobleme. Solche Institute stehen jetzt teilweise zum Verkauf, weil Banken die Refinanzierung einschränken oder höhere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung stellen, bestätigt Vantargis-Factoring- Geschäftsführer Bommer.

27 27 Factoring Der Markt ist in Bewegung wie nie zuvor Deutscher Factoring-Verband Forderungsverkauf als sicherer Hafen für den Mittelstand von Alexander Moseschus* Der deutsche Factoring-Markt befindet sich wieder im Aufwind. Gerade in den Zeiten nach der globalen Finanzkrise erweist sich die Unternehmensfinanzierung durch Forderungsverkauf als ein sicherer Hafen, besonders für dringend auf Liquidität angewiesene Unternehmen aus dem Mittelstand. Während im Jahr 2009 deutsche Unternehmen die Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich spürten mit starken Einbrüchen im Bestandskundengeschäft und einem damit einhergehenden, erstmaligen Rückgang im Umsatzvolumen der Factoring-Branche, wird sich für 2010 wohl wieder ein Wachstum für das Gesamtjahr 2010 vermelden lassen. Verwöhnt von Umsatzzuwächsen Die offiziellen Detailzahlen zum Markt legt der Deutsche Factoring-Verband e. V., der die Interessen von 26 deutschen Factoring-Instituten und damit etwa 85 % des deutschen Factoring-Volumens vertritt, Mitte März auf seiner Bilanzpressekonferenz in Frankfurt/ Main vor. Es deutet allerdings einiges darauf hin, dass die Factoring-Branche, die mit Ausnahme des Jahres 2009, des Jahres der Finanzkrise, stetig von Umsatzzuwächsen verwöhnt war, neuen Schwung erhalten hat: Schon das erste Halbjahr 2010 startete stark dynamisch. Der Gesamtumsatz der Mitgliedsunternehmen des Verbands stieg allein für das erste Halbjahr 2010 auf bemerkenswerte 59,02 Mrd. Euro, ein deutliches Plus von knapp 38 % (im ersten Halbjahr 2009: 43,26 Mrd. Euro). Dieses starke Wachstum kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Finanzkrise in weiten Teilen des Mittelstands wohl überwunden werden konnte. Viele Hersteller und Lieferanten haben, wie schon seit Jahren nicht mehr, dick gefüllte Auftragsbücher. Auch in der Factoring-Branche machte sich dabei die besonders starke Nachfrage aus dem internationalen Geschäft bemerkbar; für das erste Halbjahr 2010 wurde ein stolzer Anstieg im Export-Geschäft von knapp 3 Mrd. Euro verzeichnet, der Umsatz stieg auf insgesamt über 13 Mrd. Euro an (2009: 10,75 Mrd. Euro), ein Zuwachs um 28 %, im Import-Geschäft um 39 % auf 1,26 Mrd. Euro (2009: 0,91 Mrd. Euro). Factoring nutzen zu können ist zwischenzeitlich zu einem Qualitätsmerkmal geworden. Alexander Moseschus, Geschäftsführer Deutscher Factoring-Verband Neukunden aus Krisenzeiten bleiben Factoring treu Schon diese erfreulichen Zuwachszahlen des ersten Halbjahrs werden in der Branche als Beleg dafür gesehen, dass viele Neukunden, die in Zeiten der Finanzkrise Factoring kennen- und schätzen gelernt haben, diese Finanzdienstleistung auch weiterhin erfolgreich als alternative Finanzierungsform nutzen. Die Vorteile des Factorings unter anderem die 100%ige Delkredere-Absicherung, die sofortig nutzbare umsatzkongruente Finanzierung bei gleichzeitiger Verbesserung der Bilanzstruktur und damit mittelbarer Erhöhung der Eigenkapitalquote mögen dabei in vielen Fällen mit vertragsentscheidend für Factoring- Neukunden gewesen sein. Factoring leistet dabei mit einer zwischenzeitlich erlangten Factoring-Quote von 4 % (2009) einen immer wichtigeren Beitrag zur Finanzierung des deutschen Mittelstands. Auch das Image des Factorings hat sich bei Kunden, aber auch Banken deutlich verbessert: Factoring nutzen zu können ist zwischenzeitlich zu einem Qualitätsmerkmal geworden. Der Factoring-Markt ist in der jüngsten Zeit in Bewegung wie kaum jemals zuvor: Neue Anbieter haben sich entschieden, den deutschen Markt zu bedienen, sicherlich auch vor dem Hintergrund, dass die Wachstumspotenziale für Factoring überdurchschnittlich sein dürften. Andere, auch große Marktteilnehmer verschmolzen mit bereits bekannten Anbietern. Seit Ende 2008 sind Factoring-Unternehmen in Deutschland zudem der Finanzaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) unterstellt, mit der Begründung des Gesetzgebers, dass der Forderungsverkauf bei der Finanzierung der Industrie und des Mittelstands inzwischen eine immer wichtigere Rolle spiele. Vor dem Hintergrund der damit einhergehenden eingeschränkten Finanzaufsicht nach Maßgabe des Kreditwesengesetzes (KWG) befindet sich die Branche vertikal andererseits in einer Konsolidierungsphase; gerade Kleinstunternehmen, die die schärfer werdenden Anforderungen nicht erfüllen können, ziehen sich aus dem Markt zurück. Diese Entwicklung ist aus Transparenzgründen auch für Factoring-Kunden sicherlich von Vorteil und wird mit dazu beitragen, dass die Dynamik des Forderungsankaufs im Jahr eins nach der Krise weiter anhalten dürfte. Factoring lässt somit auch für 2011 ein spannendes Geschäftsjahr erwarten! *Alexander Moseschus ist Geschäftsführer des Deutschen Factoring-Verbands Sprungtuch für das Exportgeschäft Deutsche Factoring Bank Chancen auf neuen Märkten nutzen VON HENDRIK HARMS* Vielen mittelständischen Unternehmen mit starkem Auslandsgeschäft bietet der Export als Treiber des deutschen Konjunkturaufschwungs jetzt neue Wachstumschancen. Nach überstandener Krise ist jedoch ihre Innenfinanzierung bisweilen noch schwach oder gar negativ. Dann stellt sich die Frage: Wie lässt sich die zusätzliche Liquidität für den Aufschwung generieren, zumal in vielen Ländern deutlich längere Zahlungsziele gelten als in Deutschland? Hier bietet sich Factoring als wirksamer Stabilisator und positiver Impulsgeber für den Liquiditätshaushalt an. Das gilt auch für Unternehmen, die in den aufstrebenden neuen Märkten, beispielsweise den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China, ihre Chance suchen. Während Kunden in Deutschland normalerweise binnen 30 Tagen zahlen, sind beispielsweise in Frankreich, Italien oder in den USA 60 oder gar 90 Tage keine Ausnahme. Eine interne Erhebung der Deutschen Factoring Bank ergab: Werden Forderungen jahresdurchschnittlich auch nur um einen Tag schneller beglichen, reduziert dies den laufenden Finanzierungsbedarf schon erheblich. Bei einem Jahresumsatz von 1,5 Mio. Euro und unterstellten Sollzinsen von 8 % pro Jahr fallen 333 Euro an Kosten für jeden Tag der durchschnittlichen Debitorenlaufzeit an. Hinzu kommt: Neben der Überbrückung langer Zahlungsziele ist es Um seine internen Fertigungsabläufe zu optimieren und sich von Drittlieferanten unabhängiger zu machen, plante ein exportstarkes mittelständisches Pharmaunternehmen Investitionen im Umfang etwa eines halben Jahresumsatzes. Die weiter steigende Kundennachfrage erforderte zugleich eine ausweitung der Betriebsmittelfinanzierung. Auf Vermittlung der betreuenden Hendrik Harms, Geschäftsführer der Deutschen Factoring Bank, kennt die Vorteile für den Export. Foto: Dt. FB für viele Unternehmen zudem schwierig, valide Bonitätsinformationen über ihre ausländischen Abnehmer zu erhalten. Auch die Zahlungsmoral lässt nicht selten zu wünschen übrig. Solche Risiken hilft Factoring zu vermeiden, und die dafür anfallenden Kosten sind im Export nicht zwingend höher als im Inlandsgeschäft. best practice im export Sparkasse kam Factoring als ergänzender Finanzierungsbaustein ins Spiel. Im ergebnis bleiben die Kontokorrentkredite der Hausbanken weiterhin bestehen, der darüber hinausgehende Betriebsmittelbedarf sowie die Auftragsfinanzierung werden durch ein stilles Kooperations-Factoring der Deutschen Factoring Bank gedeckt eine wichtige Weichenstellung für gesundes Wachstum. Geld innerhalb von 48 Stunden Der Verkauf der Forderungen an einen leistungsstarken Factor löst spätestens 48 Stunden nach Rechnungsstellung die Bezahlung von bis zu 90 % aller limitgedeckten Auslandsforderungen aus. Damit verbunden ist für den Kunden nicht nur 100%iger Schutz vor Forderungsausfällen weltweit, sondern auch die Möglichkeit, Zahlungsziele zur Verbesserung der Wettbewerbsposition künftig flexibler zu gestalten. Hinzu kommen die klassischen Factoring-Vorteile unter anderem für die Rentabilität: So kann der Kunde die zusätzlichen Finanzmittel für Einkaufsvorteile (Skonti, Rabatte) einsetzen und Marktchancen nutzen. Bei einer gewünschten Übertragung der Forderungsverwaltung an einen Spezialisten werden darüber hinaus zusätzliches Verwaltungspersonal und Sachkosten für die Debitorenbuchhaltung gespart. Weiterhin werden von der Factoring- Gesellschaft grundsätzlich die Kreditprüfung, das Inkasso und die Rechtsverfolgung übernommen. Weitere Vorteile sind die Verkürzung der Bilanz, weil die gekauften Forderungen aus dem Vermögen der Firma ausscheiden. Dadurch verbessern sich wichtige Bilanzkennzahlen mit positivem Einfluss auf ein künftiges Rating. Prinzipiell gibt es für Firmen auch noch andere Wege, um im Export an ihr Geld zu kommen. Im Vergleich zur Forfaitierung eignet sich Factoring besonders bei regelmäßigen Auslandslieferungen an einen oder mehrere Abnehmer und mit dem Ziel, Geldforderungen kurzfristig zu realisieren. Die Factoring- Gesellschaft übernimmt im Gegensatz zum Kreditversicherer das Ausfallrisiko zu 100 %, wobei die Warenkreditversicherung auch in die Factoring-Zusammenarbeit integriert werden kann. Beim Factoring erfolgt der Forderungsausgleich immer 120 Tage nach Fälligkeit der Rechnung. Ein Ausfall muss nicht separat nachgewiesen werden. Bei der Wahl ihres Factoring-Instituts (Factor) sollten Unternehmen in jedem Fall darauf achten, dass dieses über internationale Erfahrung verfügt und der 1968 gegründeten Factors Chain International mit entsprechenden Partnerschaften in rund 60 Ländern angehört. *Hendrik Harms ist Geschäftsführer der Deutschen Factoring Bank Die schönsten Rechnungen sind die, die sofort bezahlt werden. Wir bieten Ihnen 100 %-ige Sicherheit für Ihre Forderungen und sorgen dafür, dass Sie schnell liquide sind. Die SüdFactoring ist eine Tochtergesellschaft der LBBW-Unternehmensgruppe, die in der Mittelstandsfinanzierung eine bedeutende Rolle spielt. Diese Verbindung steht nicht nur für Seriosität und Sicherheit, sondern auch für die enge Verzahnung klassischer Finanzierungsformen mit innovativen Instrumenten, wie der Forderungsfinanzierung. Für weitere Informationen: Telefon ,

28 28 Factoring Auf dem Weg zum Standard Bibby Financial Services Im Zuge von Basel III wird Factoring zur Selbstverständlichkeit von Jörg Freialdenhoven* Wie der Feuervogel Phoenix nach seiner Auferstehung neu erstrahlt, glänzt auch die Factoring-Branche nach der Finanzkrise war schon ein sehr erfolgreiches Jahr und auch 2011 rechnen die Spezialisten für das Forderungsmanagement mit einem Umsatzplus. Die Forderung nach einer Erhöhung der Eigenkapital quote der Banken im Zuge der Basel-III-Beschlüsse hat nicht nur die Finanzwirtschaft in Aufruhr versetzt. Auch die deutschen Mittelständler fragen sich, welche Auswirkungen Basel III auf die Unternehmensfinanzierung haben wird. Eines kristallisiert sich deutlich heraus: Das erhöhte Risikobewusstsein der Banken wird sich in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach auf einem weiterhin hohen Level einpendeln. Die restriktive Kreditvergabe wird somit insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit geringer Eigenkapitaldecke oder dem Fokus auf vermeintlich riskante Geschäftsfelder wie den Export zur Normalität. Die Unternehmensfinanzierung befindet sich also in einem Wandel, der sich schon während der Wirtschaftskrise abzeichnete: Je höher die Hürden für Kredite gelegt werden beziehungsweise je weniger verlässlich die Bereitstellung von Krediten ist, desto mehr entwickeln sich Finanzierungsalternativen zum Standard. Vor diesem Hintergrund spielt die Ausrichtung der Finanzierungsstrategie eine übergeordnete Rolle, um die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft bei finanzieller Planungssicherheit zu stellen. Ziel dabei sollte es sein, das eigene Finanzierungsportfolio brei ter aufzustellen und damit einer- Die Unternehmensfinanzierung befindet sich in einem Wandel, der sich schon während der Wirtschaftskrise abzeichnete. seits die Abhängigkeit vom Bankkredit zu lockern und andererseits Flexibilität und kon stante finanzielle Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Forderungen werden zu Liquidität Hierzu können die Finanzierungsalternativen Factoring und Exportfactoring einen entscheidenden Beitrag leisten, denn sie schöpfen das Potenzial des von den meisten Unternehmen ungenutzten Umlaufvermögens voll aus. Indem die Unternehmen ihre Forderungen an einen Factoringanbieter übertragen und dafür im Gegenzug bis zu 90 % der Forderungssumme direkt ausgezahlt bekommen, setzen sie das in Rechnungen gebundene Kapital frei und können so ihre Liquiditätssituation signifikant verbessern. Im Vergleich zu langwierigen Kreditverhandlungen und festgesetzten Kreditlinien erfolgt die Bereitstellung von Kapital durch Factoring beziehungsweise Exportfactoring dabei nicht nur sehr viel schneller, sondern auch dauerhaft und umsatzkongruent. Das Resultat ist ein konstanter und verlässlicher Liquiditätsfluss, der neben der Absicherung der Unternehmensfinanzierung Spielräume für Investitionen und Wachstum schaffen kann. Dabei sind zwei weitere Eigenschaften der Finanzierungsinstrumente entscheidend: Der Factoring-Anbieter übernimmt das Risiko der angekauften Forderungen, sodass die finan zielle Belastung aufgrund ausbleibender oder verzögerter Forderungen für die Unternehmen entfällt. Außerdem übernimmt der Factoring-Anbieter das komplette Forderungsmanagement inklusive professionellen Mahnungswesens. Dies führt nicht nur zu einer nachweislich verbesserten Zahlungsmoral der eigenen Debitoren, sondern entlastet die Unternehmen ebenfalls von erheblichem adminis tra tivem Aufwand und ermöglicht ihnen so eine Konzentration auf die jeweiligen Kernkompetenzen. Insbesondere für exportierende Mittelständler ist dies ein klarer Vorteil in Anbetracht des komplexen internationalen Forderungsmanagements und langer Zahlungsziele. Spezialisierte Factoringanbieter wie Bibby Financial Services koordinieren beim Exportfactoring die Zahlungen im zu beliefernden Ausland. Dies beschleunigt Zahlungsläufe durch das professionelle Forderungsmanagement enorm und rechtliche, währungstechnische sowie kommunikative Problemstellungen werden auf ein Mindestmaß reduziert. Hierfür ist die internationale Ausrichtung beziehungsweise Vernetzung des Factoring-Unternehmens unabdingbar. Bei Bibby Financial Services beispielsweise gewährleisten 44 eigenständige Niederlassungen weltweit und eine spezialisierte Unternehmenseinheit Bibby Financial Services, im Jahr 1985 in Liverpool gegründet, hat sich von Anfang an auf Finanzierungslösungen für kleine und mittlere Unternehmen konzentriert und verfügt daher über eine einzigartige Kenntnis der Herausforderungen seiner Zielkunden. Der Finanzdienstleister betreut heute weltweit mehr als KMUs und ist mit über 800 Mitarbeitern und 44 eigenständigen Niederlassungen in Großbritannien, Irland, Deutschland, Frankreich, Schweden, Polen, in der Tschechischen Republik, der Slowakei, in den USA, in Kanada, Australien und indien ein international führendes porträt Jörg Freialdenhoven, Geschäftsführer von Bibby Financial Services, kennt die Folgen von Basel III für die Un terneh mensfinanzierung. Foto: Bibby mit Services in über 90 Ländern einen reibungslosen Ablauf. Vor dem Hintergrund sich wandelnder Voraussetzungen in der Unternehmensfinanzierung erfüllen die Finanzierungsalternativen Factoring und Exportfactoring die Anforderungen an eine moderne Finanzierungslösung: Sie sind flexibel und verlässlich verfügbar, stärken die unternehmerische und finanzielle Unabhängigkeit und sind auf eine erfolgreiche Zukunft ausgerichtet. *Jörg Freialdenhoven ist Geschäftsführer von Bibby Financial Services unternehmen unter den unabhängigen Factoring-Anbietern. Außerdem verfügt Bibby Financial Services über eine auf internationale Geschäftsbeziehungen spezialisierte Unternehmenseinheit mit Services in über 90 Ländern. Bibby Financial Services ist von Banken unabhängig und ein Tochterunternehmen der Bibby Line Group, die sich auch nach Gründung durch John Bibby vor über 200 Jahren noch in Familienhand befindet. Die deutsche Niederlassung mit Hauptsitz in Düsseldorf ist Mitglied im renommierten Deutschen Factoring Verband e. V. und der International Factors Group. Der passende Begleiter für die Töchter Coface Deutschland Unternehmensweite Factoringlösung lässt Auslandsdependancen genug Eigenständigkeit Von Franz J. Michel* Factoring hat für international tätige Unternehmen als Baustein ihrer Außenhandelsfinanzierung erheblich an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung wird weiter anhalten. Erhöhte Risiken in vielen Ländern bei gleichzeitigem Liquiditätsbedarf machen dieses Finanzierungsinstrument interessant. Der große Vorteil: Der Mittelzufluss wird aus dem eigenen Forderungsvolumen generiert. Neben der Ausfuhrkreditversicherung, die das Ausfallrisiko abdeckt, ist Exportfactoring zum anerkannten und nachgefragten Instrument im Außenhandel geworden. Dabei erstreckt es sich nicht mehr allein auf das klassische Exportgeschäft. Anbieter, die über ein internationales Netzwerk verfügen, begleiten Unternehmen auch bei weitergehenden Engagements, also im Multi-Domestic-Business. Einheitlicher Ansprechpartner für alle Vertragsfragen Es geht dabei um die Anbindung ausländischer Tochtergesellschaften an die Factoring-Lösungen. Viele Unternehmen, die im Exportgeschäft tätig sind, agieren nicht nur von einem Standort in Deutschland aus, sondern unterhalten auch Tochtergesellschaften und Beteiligungen in anderen Ländern. In diesen Fällen besteht oftmals das Bedürfnis, eine einheitliche Factoring-Lösung für die ganze Unternehmensgruppe zu erhalten. Eine wichtige Aufgabe besteht darin, die Tochtergesellschaften einerseits eigenständig an das Factoring-Konzept anzubinden. Viele wollen die separate Andienung von Forderungen, das eigene Handling der tagtäglichen Kommunikation usw. Hinsichtlich übergeordneter Vertragsfragen soll es oft aber einen einheitlichen Ansprechpartner geben. Hier muss der Factor in der Lage sein, durch individuell abgestimmte Konzepte auf die speziellen Wünsche Spielraum schreibt man mit F. Wer finanziell unabhängig ist, kann sich ganz auf sein Geschäft konzentrieren. Mit Factoring gewinnen Sie Spielraum: Forderungsausfälle sind passé, Sie genießen sofortige Liquidität aus Ihren Forderungen und nutzen unsere langjährige Erfahrung im Kreditund Debitoren management. Forderungen zeitgemäß managen Private Kreditversicherer und international aufgestellte Factoring- Gesellschaften sind Teil des Finanzsystems von Unternehmen. Franz J. Michel, Vorstandschef Coface Deutschland der Kunden einzugehen. Ein weitere Anforderung: Wächst das Auslandsgeschäft, was höhere Forderungen bedeutet, muss auch die Finanzierung durch das Factoring-Institut parallel zum Umsatz mitwachsen. Der Factor braucht also eine entsprechende Finanzstärke und ausreichende Refinanzierungsmöglichkeiten. So ist Exportfactoring auch eine Form der privatwirtschaftlichen Exportförderung. Ein global agierender Factoring-Anbieter wie Coface Finanz hilft über die Finanzierung, in der die Bonitätsüberprüfung der Abnehmer enthalten ist, Märkte zu erschließen. So ist der Begriff Unternehmensfinanzierung heute viel differenzierter zu betrachten als noch vor einigen Jahren, als der klassische Bankkredit als Synonym für die Fremdkapitalbeschaffung gesehen werden konnte. Auch im Exportgeschäft haben sich auf der einen Seite die Anforderungen an die Finanzierung, auf der anderen Seite aber auch die Möglichkeiten der Kapitalund Liquiditätsversorgung verändert. Es sind längst nicht mehr nur das klassische Akkreditiv oder die Staatsgarantie, die den Export begleiten. Im Bereich der Forderungsabsicherung zum Beispiel treten die privaten Kreditversicherungsgesellschaften immer mehr an die Stelle der staatlichen Exportversicherung. Das hat rechtliche Gründe, zeigt aber auch, dass die großen global operierenden Kreditversicherer die freien Märkte der Welt längst effizient bedienen können. Daran wird auch die zwischenzeitliche Intervention der Politik nichts ändern, die staatliche Deckungen befristet auch für Länder der EU und OECD wieder erlaubt. Durch die Gestaltung ihrer Konditionen, aber mehr noch durch ihre Bereitschaft, Risiken zu übernehmen, sind private Kreditversicherer und international aufgestellte Factoring-Gesellschaften Teil des Finanzsystems von Unternehmen. Das gilt was die Marktabdeckung angeht, derzeit noch in vergleichsweise geringerem, aber stetig zunehmendem Maße auch für das Exportfactoring. Factoring-Unternehmen sind in diesem Kontext nicht automatisch Konkurrenten zu Banken, sondern Partner im Verhältnis von Unternehmen und Bank. Oft ergänzen sich verschiedene Angebote und ergeben miteinander kombiniert ein Finanzierungs- und gegenseitiges Risikoabsicherungssystem. *Franz J. Michel ist Vorstands vorsitzender von Coface Deutschland porträt Coface Deutschland zählt zu den führenden Anbietern von Lösungen im Forderungsmanagement. Neben dem Firmensitz in Mainz und elf weiteren Repräsentanzen in Deutschland sind die Rheinland-Pfälzer in den Niederlanden, Schweden und Dänemark vor Ort vertreten. Coface Deutschland ist eine 100%ige Tochter der Coface S.A. (Paris).

29 Industriestadt Berlin 29 Im Namen des Fortschritts Von der Forschung bis zur Markteinführung: Die Investitionsbank Berlin fördert zukunftsträchtige Projekte in der Bundeshauptstadt. Seite 30 Optimales Sprungbrett Osteuropa im Visier: Herbert Lörch, CEO bei Saperion, spricht im Interview über die Standortfaktoren der Spree-Metropole. Seite 30 Recyclingstandort der Republik Berliner Familienunternehmen: Die Alba Group setzt mit innovativen Lösungen und Verfahren bundesweite Standards. Seite 31 Lichtblicke Die zündende Idee enstand während der Berlin- Blockade: Heute rückt Semperlux viele prestigeträchtige Bauten ins rechte Licht. Seite 31 Innovation trifft auf Tradition Industriestadt Berlin Eine breite Allianz aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung macht auf das Potenzial des Produktionsstandorts aufmerksam nen Europas. Das Spektrum reicht vom Bau von Gleis- und Signalanlagen über die Fahrzeugherstellung bis hin zu branchenspezifischen Dienstleistungen. Berlin-Potsdam zählt außerdem zu den acht deutschen Modellregionen für Elektromobilität. Zahlreiche Praxisprojekte und Vorhaben werden hier gestartet. Die 2010 gegründete Berliner Agentur für Elektromobilität (emo) bündelt die Aktivitäten von Wissenschaft, Industrie und Politik in der Hauptstadtregion. Jedes dritte Solarmodul kommt von der Spree Ganz vorn dabei ist Berlin auch auf dem Gebiet der Umwelttechnologien. Die ansässige Solarindustrie etwa ist die wachstumsstärkste Europas. Mehr als jedes dritte Solarmodul wird mittlerweile an der Spree produziert. Einer der großen Vorteile des Standorts: Unternehmen und Forschungseinrichtungen sitzen nah beieinander. Insbesondere in Hightech-Arealen wie dem Wissenschafts- und Technologiepark Berlin-Adlershof oder im derzeit entstehenden Clean Tech Business Park Berlin-Marzahn arbeiten Produzenten, Forscher und Dienstleister eng verzahnt an der Entwicklung neuer, effizienter Lösungen zur umweltfreundlichen Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Energie. Nicht von ungefähr ist Energieeffizienz, neben alternativen Antriebstechniken, Windenergie und Bioenergien, eines der zentralen Themen des Clean-Tech-Standorts Berlin: In der Erzeugung von Strom und Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) belegt die Hauptstadt sogar deutschlandweit einen Spitzenplatz und ist zugleich KWK-Modellstadt. Internationales Gesundheitszentrum Rund 450 Unternehmen der Pharmabranche, der Biotechnologie und Medizintechnik und 71 Kliniken: Berlin ist Health Capital und zieht in dieser Eigenschaft nicht nur hervorragend ausgebildete Fachkräfte an, sondern auch Patienten aus aller Welt. Die in Europa einmalige Vernetzung von Industrie, medizinischen Einrichtungen und Forschung ermöglicht es, Forschungsergebnisse schnell in die Praxis umzusetzen. Die ideale Umgebung hierfür bieten acht speziell auf Biotechnologieund Life Sciences-Unternehmen zugeschnittene Technologieparks. Zu den Flaggschiffen des Standorts gehören Europas größtes Universitätsklinikum, die Charité, das Deutsche Herzzentrum Berlin, das als eines der leistungsstärksten Transplantationszentren der Welt gilt, sowie das Max-Delbrück- Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch. Die Berliner Pharmaunternehmen, darunter Global Player wie Bayer HealthCare, Pfizer und Berlin- Chemie, aber auch eine große Anzahl renommierter mittelständischer Unternehmen wie Dr. Kade, erwirtschaften rund 13 % des gesamten deutschen Pharmaumsatzes. Berlin-Brandenburg zählt außerdem zu den führenden Biotechzentren Europas. Ich bin ein Berliner mit dem bekannten Kennedy-Zitat wirbt seit Ende 2010 die deutsche Hauptstadt für sich als Industriestandort. Allerdings wird das Zitat aktuell in einen neuen Kontext gesetzt: Auf Plakaten, in Anzeigen und ab April auch in Form einer Ausstellung auf dem Potsdamer Platz sprechen die Industrieprodukte die Öffentlichkeit an und verweisen damit zugleich auf die Innovationskraft des Standorts. Jedes Motiv steht für eines der inzwischen 15 Partnerunternehmen der Kampagne und somit stellvertretend für die insgesamt rund 740 Berliner Industriebetriebe. Die Sonne etwa steht für den Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen Inventux Technologies, der Pillen-Blister für das in Berlin ansässige größte deutsche Pharmaunternehmen, Bayer Health- Care, und das Motorrad für das BMW- Werk im Norden der Stadt, das jährlich mehr als Maschinen produziert. Stark wie ein Bär: Der Berliner Industriestandort profitiert von der engen Verzahnung von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Unsere Industrie hat sich neu erfunden. Berliner Produkte sind innovativ und international konkurrenzfähig. René Gurka, Geschäftsführer Berlin Partner Masterplan bis 2020 Die Kampagne ich bin ein berliner ins Leben gerufen von der Hauptstadtkampagne be Berlin knüpft an den Masterplan Industriestadt Berlin an, mit dem sich eine breite Allianz aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Politik und Verwaltung zur Industriestadt Berlin bekennt. Ziel ist es, auf die Leistungen und das Potenzial des Produktionsstandorts aufmerksam zu machen. Denn was angesichts der Bedeutung Berlins als Kultur- und Medienstadt allzu leicht in den Hintergrund rückt: Die deutsche Hauptstadt hat sich mehr als 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung zu einem der interessantesten Produktions- und Entwicklungsstandorte Europas entwickelt. René Gurka, Geschäftsführer der mit dem Hauptstadt-Marketing betrauten Berlin Partner GmbH: Unsere Industrie hat sich neu erfunden. Berliner Produkte sind innovativ und international konkurrenzfähig. Das wollen wir mit der Initiative ich bin ein berliner wieder ins Bewusstsein rücken. Der Strukturwandel, der mit dem Fall der Mauer einsetzte, brachte Alt und Neu zusammen und daraus erwuchs Spannendes. So besinnt sich die Industrie der Hauptstadt heute einerseits auf ihre große Ära als Elektropolis Ende des 19. Jahrhunderts, definiert sich aber zukunftsorientiert durch einen Mix aus Hightech und sich modernisierender klassischer Industrie. Vorangetrieben wird diese Entwicklung durch die ideale Lage der Stadt im Herzen Europas und durch die große Zahl an jungen und hoch qualifizierten Arbeitskräften, die in Berlin leben und arbeiten. Vor allem aber ist sie geprägt durch die enge Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft in der Hauptstadtregion. Diese ist ein wesentlicher Impulsgeber für die Innovationskraft des Standorts. Ideale Voraussetzungen also, die durch gute Förderbedingungen noch unterstützt werden. Nicht von ungefähr haben sich neben alteingesessenen Erfolgsunternehmen wie Siemens, Storck, Gillette oder Schindler mittlerweile weitere multinationale Konzerne in der Hauptstadt niedergelassen, darunter Coca-Cola, BASF, ThyssenKrupp und Motorola. Vier umsatzintensive Branchen Besonders stark ist in Berlin das verarbeitende Gewerbe mit vier umsatzintensiven Branchen vertreten: der Elektroindustrie, der chemischen Industrie (inklusive der Pharmaindustrie), dem Bereich Metall, Maschinen- und Fahrzeugbau sowie der Ernährungswirtschaft. Die Kernbranchen zeichnen sich durch innovative Schwerpunkte aus, die sich aus einem engen Kontakt mit Vertretern der Hightech-Branchen wie Life Sciences, Clean Technologies oder Mobilität ergeben. Von der modernen Infrastruktur der Stadt profitiert vor allem die boomende Informations- und Kommunikationsbranche der Stadt. Denn Berlin besitzt nicht nur das größte digitale Kommunikationsnetz Deutschlands, sondern auch das größte geschlossene Breitbandverteilnetz Europas. Kurze Wege zu den Märkten Die Nähe zu den europäischen Wachstumsmärkten macht die Region auch für die Automobilindustrie interessant. Mit BMW und Daimler produzieren in Berlin gleich zwei wichtige deutsche Hersteller. Unter anderem wird Daimler ab 2012 im Werk Berlin Elektromotoren für Hybridantriebe von Mercedes-Benz fertigen. Aber auch viele Zulieferer sind hier zu Hause. Gleichzeitig zählt Berlin-Brandenburg mit Unternehmen wie Bombardier Transportation, Siemens Transportation Systems oder der Deutschen Bahn mittlerweile zu den führenden Bahntechnikregio- Volltreffer! Ihre Themen im passenden Umfeld Schwerpunktthemen in der April-Ausgabe: ZUKUNFT PERSONAL TRANSPORT & LOGISTIK KREDITVERSICHERUNG PRIVATE BANKING ENERGIE UND UMWELT VERLAGSBEILAGE: VERSICHERUNGEN Erscheinungstermin: 1. April Anzeigenschluss: 28. März Informationen über Sonderthemen, Anzeigenschaltungen, Ad Specials und Prospektbeilagen erhalten Sie unter der Rufnummer Unsere Mediadaten im Internet:

30 30 Industriestadt Berlin Hightech-Branchen auf Erfolgskurs Investitionsbank Berlin Mit speziellen Programmen unterstützt die Landesförderbank Technologieunternehmen von Ulrich Kissing* Berlin ist in den vergangenen Jahren auf dem Weg zu einem leistungsfähigen und innovativen Industriestandort ein gutes Stück voran gekommen die deutsche Hauptstadt ist Spitzenreiter im Länderranking Forschung- und Entwicklungseinsatz im Verarbeitenden Gewerbe. Beim Forschungspersonal rangiert Berlin, zwar mit schwankenden Werten, aber doch bereits seit 1993 beständig auf dem ersten Platz. Der Anteil des Forschungs- und Entwicklungspersonals an der Gesamtbeschäftigtenzahl in der deutschen Hauptstadt übertraf zuletzt mit 9,7 % den gesamtdeutschen Durchschnitt um 4,4 Prozentpunkte. Parallel zum Personal gelang es den Berliner Industrieunternehmen, auch bei den Kosten eine gute Position zu belegen. Beim Verhältnis Forschungs- und Entwicklungskosten zum Umsatz liegen die drei Länder Hessen (4,5%), Baden- Württemberg (4,2%) und Berlin (3,7%) deutlich und Bayern (2,9 %) knapp über dem Bundesdurchschnitt (2,5%). Die deutsche Hauptstadt ist Spitzenreiter im Länderranking,Forschungund Entwicklungseinsatz im Verarbeitenden Gewerbe. Ulrich Kissing, IBB-Vorstandsvorsitzender Begleiter des Strukturwandels Die Investitionsbank Berlin (IBB) hat den Strukturwandel der Berliner Wirtschaft in den zurückliegenden Jahren erfolgreich begleitet. Heute ist die Stadt ein Standort, dessen Wirtschaftswachstum stabil ist und aus heutiger Sicht für 2011 ein Plus von 2,5 % erwarten lässt. Dennoch könnte Berlin seine Position als Innovationsstandort sicher noch weiter verbessern. Hier kann die IBB mit ihren Produkten helfen. Neben dem wichtigen Investitionsförderprogramm GRW Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur gibt es speziell für Technologieunternehmen das Programm ProFIT. Damit fördert die IBB zukunftsträchtige Projekte in allen Phasen des Innovationsprozesses von der Forschung bis zur Markteinführung. Gerade mit ProFIT hat Berlin seit Jahresbeginn noch mehr Transparenz in die Technologieförderung gebracht. So sind in dem neuen Programm seit dem 1. Januar die bisherigen Förderprogramme ProFIT und Zukunftsfonds zusammengefasst. Angesiedelt ist es unverändert bei der IBB. Darüber hinaus ist das Förderprogramm Transfer Bonus nunmehr fester Bestandteil der Innovationsförderung. Mit diesem Programm werden Kooperationen zwischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Forschungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg bezuschusst. Seit Jahresbeginn 2011 wird das Programm von der TCC Technologie- Coaching-Center GmbH, einer Tochter der IBB, durchgeführt. Über den Zukunftsfonds wurden bis zu seinem Aufgehen in ProFIT Innovationsprojekte mit strategischer Bedeutung für die Region gefördert, wobei die Schwerpunkte in den Bereichen Bio- und Medizin-, IuK- sowie Verkehrstechnologie lagen. Optimierte Innovationsförderung Mit dem nun neuen ProFIT-Programm wird die Qualität und Transparenz der Berliner Innovationsförderung weiter verbessert. Die Maßnahme ProFIT war schon bisher das zentrale Technologieförderprogramm des Landes Berlin. Darin wurden über die vergangenen Jahre in einem einzigartigen Optimierungsprozess insgesamt sieben Landestechnologieprogramme integriert. Die Erfolgsgeschichte von ProFIT ist insbeson- Von der Forschung bis zur Markteinführung: Die IBB fördert zukunftsträchtige Projekte in allen Phasen des Innovationsprozesses. foto: ibb dere gekennzeichnet durch eine deutliche Erhöhung des Bewilligungsvolumens, das von 21,8 Mio. Euro im Jahr 2005 auf 53,2 Mio. Euro im Jahr 2009 mehr als verdoppelt werden konnte. Ein Blick auf die Entwicklung der Berliner Technologiefelder bestätigt den Erfolgskurs der Innovations- und Technologieförderung in den vergangenen Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Perspektiven Berliner Kompetenzfelder, die die IBB kürzlich veröffentlicht hat. Bei diesen Feldern handelt es sich um die Branchen Medizintechnik, Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologie/Medien IuK (inklusive Kreativwirtschaft), Verkehrssystemtechnik, Optische Technologien und Energietechnik. Untersucht wurde die Entwicklung des Unternehmensbestands (steuerpflichtige Unternehmen mit mindestens Euro Jahresumsatz), der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Umsätze in den genannten Wirtschaftsbereichen. Kompetenzfelder wachsen schneller als die Berliner Gesamtwirtschaft Der Studie zufolge wachsen die Kompetenzfelder hinsichtlich aller drei untersuchten Parameter schneller als die Berliner Gesamtwirtschaft. Hinsichtlich des Umsatzes und des Unternehmensbestands liegen sie zudem auch über dem deutschen Durchschnitt beziehungsweise dem Durchschnitt der größten deutschen Städte Hamburg, Frankfurt/Main, München und Köln. So verzeichnete Berlin beim Unternehmensbestand zwischen 2002 und 2008 ein jahresdurchschnittliches Wachstum von 3,9 % (Städtedurchschnitt: 2,9 %). Beim Umsatz betrug die durchschnittliche Wachstumsrate sogar 8,8 % (1,2 %) und bei der Beschäftigung immerhin noch 0,5 % (0,5 %). Schon seit Jahren fokussiert die IBB den Fördermitteleinsatz auf die Kompetenzfelder, sodass Projekte in diesen Bereichen im Jahr 2010 auf einen Anteil von rund 60 % am Gesamtportfolio der Wirtschaftsförderung kamen. Von den 2010 insgesamt bewilligten 212 Mio. Euro entfielen 50 Mio. Euro auf Optische Technologien, 44 Mio. Euro auf den Bereich IuK, 35 Mio. Euro auf Medizintechnik, 31 Mio. Euro auf Medien und Kultur und 24 Mio. Euro auf Verkehr und Mobilität. Es folgten die Energietechnik (19 Mio. Euro) und die Biotechnologie (9 Mio. Euro). Als Landesförderbank helfen wir auf diese Weise, moderne und hocheffiziente Industriearbeitsplätze in Berlin zu schaffen. *Ulrich Kissing ist Vorsitzender des Vorstands der Investitionsbank Berlin (IBB) Optimales Sprungbrett Saperion Der Berliner Softwarehersteller ist in Osteuropa sehr aktiv Chancen nutzen UVB Die Wirtschaft folgt der Infrastruktur Für den Erfolg einer Firma sind Informationen entscheidend das weiß man auch beim Berliner Softwarehersteller Saperion. Seit über 20 Jahren entwickeln die IT- Experten aus der Bundeshauptstadt leistungsfähige Software für das Erfassen, Ablegen, Verarbeiten und Aufbereiten von Unternehmensinformationen. Zum Kundenkreis von Saperion zählen neben mittelständischen Betrieben auch global agierende Konzerne wie Lufthansa, E.ON oder Vodafone. Die Lösungen der Berliner unterstützen Unternehmen bei der effizienten Verwaltung von Firmeninformationen sowie bei der Automatisierung und Optimierung der Geschäftsprozesse. Herbert Lörch, CEO bei Sape rion, spricht im Interview über die Standortfaktoren der deutschen Bundeshauptstadt und sagt, ob der Masterplan des Berliner Senats in seinem Unternehmen schon Früchte trägt. Die Fragen stellte WiKu-Redakteur Philipp Tröbinger. : Herr Lörch, unter dem Motto der Imagekampagne ich bin ein Berliner geben lokale Unternehmen ein Bekenntnis zum Industriestandort Berlin ab. Welche Standortfaktoren der deutschen Bundeshauptstadt schätzen Sie als Software-Unternehmen besonders? Herbert Lörch: Berlin ist eine Drehscheibe im deutschen Luftverkehr und wird daher besonders von unseren internationalen Partnern und Kunden sehr geschätzt. Dies bestätigt sich Jahr für Jahr auf unserer Saperion Convention die Teilnahme ist hoch und die Bewertungen für Berlin als Standort fallen sehr gut aus. Zudem ist auch die Nähe zu Osteuropa ein Vorteil für uns wir sind dort sehr aktiv und Berlin ist Unsere Kunden in Berlin kommen aus unterschiedlichen, eher dienstleistungsorientierten Branchen. Herbert Lörch, CEO bei Saperion für uns das optimale Sprungbrett in den Osten. WiKu: Saperion wurde 1985 in Berlin gegründet. Wurde die heutige Hauptstadt als Unternehmenssitz damals bewusst beziehungsweise strategisch gewählt? Lörch: Saperion hat sich schon immer an den Kundenanforderungen orientiert. Die ersten Großkunden kamen aus Berlin: das Europäische Patentamt und Siemens. WiKu: Berlin gilt grundsätzlich eher als kreative Mode- und Dienstleistungsmetropole. Die Standortentwicklung im industriellen Bereich wird nun von politischer Seite verstärkt gefördert und angetrieben: Berlin soll wieder Industriestadt werden, so der im Sommer 2010 beschlossene Masterplan des Berliner Senats. Spiegeln sich diese Ambitionen bereits in Ihrer Kundenliste wider? Lörch: Derzeit kann man das noch nicht sagen. Unsere Kunden in Berlin kommen aus unterschiedlichen, eher dienstleistungsorientierten Branchen. Zum Portfolio zählen zum Beispiel die IDEAL Versicherung, Fleurop oder der ADAC Berlin-Brandenburg. Aber wir sind gespannt, welche Auswirkungen der Masterplan auf Berlin und damit auch auf unser Unternhemen Saperion hat. WiKu: Neben der Firmenzentrale in Berlin verfügt Saperion über sechs deutschlandweit verteilte Kompetenzzentren und ist mit mehreren Tochtergesellschaften in Großbritannien, Nordamerika, der Schweiz sowie in Singapur auch auf internationaler Ebene vertreten. Gibt es im Moment weitere Expansionsabsichten? Welche Märkte haben Sie im Visier? Lörch: Mit den erwähnten Niederlassungen sind wir derzeit strategisch sehr gut aufgestellt. Unser internationales Geschäft führen wir praktisch zu 100 % über Partner. Daher können wir mit einer überschaubaren Anzahl von Niederlassungen problemlos international agierende Konzerne betreuen. von Christian amsinck* Ich bin ein Berliner. Dieses Zitat des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy stand früher für die Freiheit Berlins und den Durchhaltewillen seiner Bürger. Heute steht es auch für das, was die Stadt zukunftsfähig macht: Sie ist ein Standort für eine innovative und wettbewerbsfähige Industrie. Deshalb präsentiert eine Initiative der Berliner Wirtschaft und des Senats herausragende Produkte aus unterschiedlichen Bereichen, um die Industrie sichtbarer machen und ein neues Bewusstsein zu schaffen für die Chancen der Industriestadt Berlin. Denn immer noch wissen zu wenige Menschen in und außerhalb der Region von der Leistungsfähigkeit der Industrie und ihrer Bedeutung für Wachstum und Beschäftigung. Sitz führender Unternehmen So fertigt das Werk Berlin der Daimler AG in Marienfelde ab 2012 Elektromotoren für Hybridantriebe. Insgesamt 100 Autos vom Typ smart electric drive fahren schon jetzt durch die Stadt. Und Siemens produziert bereits seit 1847 Gasturbinen in Moabit, die für Kunden in 60 Ländern hergestellt werden. Allein die größte und leistungsstärkste Gasturbine der Welt kann rund 2,2 Mio. Menschen mit Strom emissionsfreundlich versorgen. Die Semperlux-Gruppe ist ebenso eng mit der Hauptstadt verwurzelt und international ausgerichtet. Sie entwickelt energieeffiziente Lichttechnik und moderne LED-Technologie sei es im Bundeskanzleramt, im Porsche Museum oder auf den Straßen Berlins. Bombardier Transportation hat in Berlin seine Firmenzentrale und setzt als weltweiter Marktführer neue Standards in der Schienenverkehrstechnologie. Das Berliner Unternehmen Bio tronik gehört in der Medizintechnik zu den weltweit führenden Herstellern kardiologischer Implantate und hat den ersten deutschen implantierbaren Herz schrittmacher entwickelt. Diese Beispiele zeigen, dass Berlin eine Stadt mit Chancen und Entwicklungspotenzial ist. Nach dem Mauerfall hat die Berliner Industrie einen tief greifenden Strukturwandel vollzogen und solide industrielle Kerne etabliert, die sich in der Wirtschafts- und Finanzkrise gut behauptet haben. Heute liegt die Zahl der Industriebeschäftigten bei rund Mit jedem dieser Arbeitsplätze sind weitere im Dienstleistungsbereich verbunden. Nicht nur bundesweit, sondern auch in Berlin hat eine starke Industrie eine Schlüsselfunktion Das Ziel ist, Berlin als Modellregion für Elektromobilität zu etablieren. für die gesamte Wirtschaft wie bei der Ressourceneffizienz, Mobilität und in der Gesundheitswirtschaft. Die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB) zählt deshalb zu den Einrichtungen, die maßgeblich Initiativen in der Industriepolitik angestoßen hat wie den Steuerungskreis Industriepolitik beim Regierenden Bürgermeister, den Masterplan Industriestadt Berlin und eben die erste Imagekampagne für die Berliner Industrie ich bin ein Berliner. Die UVB beteiligt sich zudem finanziell an der Agentur für Elektromobilität (emo) zur gezielten Förderung eines industriellen Zukunftsfeldes in der Hauptstadtregion. Das Ziel ist, Berlin als Modellregion für Elektromobilität zu etablieren. Gezielte Fachkräfteentwicklung Diese Initiativen fördern nicht nur das Bewusstsein für die Bedeutung der Industrie in der Stadt, sondern erarbeiten auch konkrete Maßnahmen, wie Berlin als Industriestandort weiter gestärkt werden kann, beispielsweise durch einfachere Verwaltungsabläufe bei Investitionen und Ansiedlungen und der gezielten Fachkräfteentwicklung. Aber nicht nur die Förderung der Industrie ist eine Schlüsselaufgabe. Für die Unternehmen ist die Infrastruktur Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg getreu dem Motto: Die Wirtschaft folgt der Infrastruktur. Dazu gehören die planmäßige Fertigstellung des Flughafens BBI und die Verlängerung der Bundesautobahn A100 bis zur Anschlussstelle Am Treptower Park sowie die Nachnutzung des Flughafengeländes in Tegel als großflächiger Industriepark für Zukunftstechnologien, Forschung und Entwicklung. Wir sehen also Erfolge und neue Möglichkeiten in der Entwicklung der wirtschaftlichen Strukturen und in der Art und Weise, wie sich die Politik um den Industriestandort kümmert und dabei die Wirtschaft unterstützt. Allen Beteiligten ist dabei klar, dass nur durch eine starke Industrie Berlin auch in anderen Bereichen wie im Dienstleistungssektor nachhaltig wachsen und neue Arbeitsplätze schaffen kann. Denn trotz aller Fortschritte hat Berlin im Bundesvergleich immer noch Aufholbedarf, was den Ausbau der Industrie angeht. Es gibt also noch eine Menge zu tun, aber auch viele Chancen, die Berlin nutzen kann. *Christian Amsinck ist Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg

31 Industriestadt Berlin 31 Recyclingstandort der Republik Alba Group Die vom Berliner Familienunternehmen entwickelte Gelbe Tonne plus ermöglicht hohe CO 2 -Einsparungen Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, ansteigende Benzinpreise und die Befürchtungen um die Auswirkungen des Klimawandels machen deutlich: Der Umgang mit endlichen Ressourcen und die bevorstehende Rohstoffverknappung verlangen ein Umdenken sowohl ökologischer als auch ökonomischer Natur. Neben dem Klimaschutz erlangt die Erschließung von neuen Rohstoffquellen, genau wie die Steigerung der Rohstoffeffizienz, immer größere wirtschaftliche Bedeutung. Das neue Schlagwort in diesem Zusammenhang heißt Urban Mining also die Nutzung des Abfalls als Rohstoffmine der Zukunft. Das Berliner Familienunternehmen Alba Group, eine der zehn größten Recyclinggruppen weltweit, hat hier schon lange vor der aktuellen Diskussion um Seltene Erden und ansteigende Rohstoffpreise neue Ideen entwickelt, die als Vorbild für ganz Deutschland gelten. Die Unternehmensgruppe, die Ende der 60er-Jahre in Berlin gegründet wurde und noch immer in Familienbesitz ist, gilt als der große Recycler Berlins. Sie hat als Erste Anfang der 70er-Jahre Glas, Papier und Pappe getrennt gesammelt und verwertet. Dieses System der Mülltrennung entwickelte sie 1973 zum sogenannten Berliner Modell weiter, der Wertstoffsammlung nach Fraktionen. Ein System, das sich inzwischen bundesweit durchgesetzt hat. Ein technisch einmaliges Verfahren zur Restmüllbehandlung 2005 errichtete die Alba Group zudem eine der modernsten Hightech-Sortieranlagen Europas in Berlin-Mahlsdorf. Die Anlage sortiert den Abfall aus den Gelben Tonnen und Gelben Säcken von 5 Mio. Menschen und deckt damit die gesamte Hauptstadt sowie angrenzende Regionen aus Brandenburg ab. Auch ein technisch einmaliges Ver fahren zur Restmüllbehandlung, die mechanisch-physikalische Stabilisierung, von der zwei Anlagen in Berlin in Betrieb sind, wurde von Alba entwickelt. Im Jahr 2005 entwickelte die Alba Group ihr Berliner Modell weiter, indem sie eine neue Wertstofftonne in mehreren Hunderttausend Berliner Haushalten einführte, die Gelbe Tonne plus. Mit dieser Tonne bietet Alba den Verbrauchern eine kostengünstige und äußerst praktische Erleichterung der herkömmlichen Mülltrennung. Denn in diese Tonne können zusätzlich zu den üblichen Verpackungsmaterialien, die in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack gehören, auch alle anderen, sogenannten stoffgleichen trockenen Abfälle entsorgt werden beispielsweise der ausgediente Kochtopf aus Aluminium, das kaputte Plastikspielzeug oder auch defekte Elektrokleingeräte. Der Verbraucher spart eine zusätzliche Tonne und Restmüllgebühren, denn die Menge an Restabfall, der in Müllverbrennungsanlagen beseitigt wird, reduziert sich merklich. Zugleich werden mehr Stoffe dem Recycling zugeführt, wodurch der produzierenden Industrie zusätzliche Sekundärrohstoffe zur Verfügung stehen. Berliner Superlative: Die Alba Group eines der zehn größten Recyclingunternehmen weltweit betreibt eine der modernsten Hightech- Sortieranlagen Europas in Berlin- Mahlsdorf. Fotos: Alba Als zuverlässiger Umweltdienstleister trägt Alba wesentlich dazu bei, dass sich Berlin als Recyclingstandort etabliert hat. Walter Momper, Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses Das vermeidet teure Importe, denn Deutschland ist selbst ein rohstoffarmes Land. Bereits heute spart das Recycling von Abfällen der deutschen Industrie jedes Jahr Rohstoffimporte von rund 10 Mrd. Euro ein, wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln ergeben hat. Ein Trend, der durch die bundesweite Einführung des Alba-Modells der Gelben Tonne plus noch weiter zunehmen könnte. Vorbild für die Politik Das hat auch die Politik erkannt. Das Bundesumweltministerium plant mit einem neuen Gesetz, dem sogenannten Kreislaufwirtschaftsgesetz, die erweiterte Wertstofftonne im ganzen Land einzuführen. Das von Alba entwickelte Modell der Gelben Tonne plus macht also Schule. Nicht zuletzt auch weil durch die Öffnung des bestehenden Systems Gelbe Tonne/Gelber Sack zur erweiterten Wertstofftonne ebenfalls der Ausstoß von klimaschädlichem CO 2 in Deutschland deutlich reduziert werden könnte. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie des Fraunhofer-Instituts hervor. So fanden die Forscher heraus, dass bei einer bundesweiten Anwendung des Modells Gelbe Tonne plus rund Tonnen CO 2 zusätzlich eingespart werden könnten, und zwar jährlich. Das entspricht in etwa dem Ausstoß eines normalen Pkws auf einer Strecke von über 1,6 Mrd. Kilometern, umgerechnet rund Mal der Fahrt Berlin Bangkok hin und zurück. Bei all diesen Innovationen der Alba Group in der Vergangenheit, die bundesweite Durchschlagskraft habe, ist es kein Wunder, dass Berlin mittlerweile als Vorbild in Sachen Recycling gilt. So zeigte sich auch der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin und amtierende Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper, bei einem Anlagenbesuch im vergangenen Jahr beeindruckt: Als zuverlässiger Umweltdienstleister trägt Alba wesentlich mit dazu bei, dass sich Berlin als Recyclingstandort etabliert hat. Berliner Erleuchtungen Semperlux Der Erfolg des Familienunternehmens beruht auf einer zündenden Idee während der Berlin-Blockade von philipp tröbinger Semperlux ist ein Paradebeispiel, wie aus einer zündenden Idee zum richtigen Zeitpunkt der Grundstein für eine international agierende Unternehmensgruppe gelegt werden kann. Auch nach 60 Jahren sind die Berliner nicht müde geworden, mit entsprechendem Pioniergeist innovative Lichtsysteme für den Innen- und Außenraum zu entwickeln. Seit Jahrzehnten bringt Semperlux Formen, Funktionalität sowie kreatives Design zusammen und setzt wie kein anderes Unternehmen in der Branche Standards in der deutschen Lichtkultur. So kommen die Lichtlösungen des Familienunternehmens beispielsweise am Flughafen in Wien, beim Porsche Museum in Stuttgart oder bei der Puma-Zentrale in Herzogenaurach zum Einsatz. Auch prestigeträchtige Bauwerke und Wahrzeichen im Ausland beispielsweise das Wembley Stadion in London oder die Grachten in Amsterdam werden mit Lichtkonzepten aus der deutschen Hauptstadt ausgestattet. Dabei hatte im Jahr 1948 alles eher bescheiden unter schwierigen Umständen angefangen. Erfindung zum richtigen Zeitpunkt Dass die besten Ideen in Notsituationen entwickelt werden, hat die Geschichte schon mehrmals bewiesen. Gerade in Krisenzeiten sind Menschen besonders kreativ, um sich aus einer verzwickten Lage zu befreien. Auch die Erfolgsgeschichte von Semperlux ist Lichtblicke: Bekannte Bauwerke in der Hauptstadt sind mit Beleuchtungskonzepten von Semperlux ausgestattet. Im Bild der Hauptbahnhof (l.) sowie das Bundeskanzleramt. Wir sind überzeugt, dass Berlin auch in den nächsten Jahrzehnten eine sehr starke Entwicklung erleben wird. Klaus-Peter Siemssen, Vorstandsvorsitzender von Semperlux darauf zurückzuführen. Der Aufstieg des heute international agierenden Familienunternehmens begann in der Zeit der Berlin-Blockade mit einer Produktneuheit: In den Jahren 1948/1949 stand den Menschen nur zwei Stunden Strom pro Tag zur Verfügung. Eine Misere, die den arbeitslosen Elektroingenieur Hermann Bansbach zum Tüfteln antrieb. Die Erleuchtung ließ nicht lang auf sich warten: Bansbach entwickelte und produzierte ein 24-Volt-Batterie-Aufladegerät, mit dem die Bevölkerung die Stromsperre überbrücken konnte und ihr somit rund um die Uhr Licht zur Verfügung stand. Dieses Ladegerät mit der Warenbezeichnung Semperlux was so viel wie immer Licht bedeutet war die Geburtsstunde des gleichnamigen Leuchtenherstellers aus Berlin. Mit dem Metersystem wurden neue Maßstäbe gesetzt Nach der Blockade stellte das Unternehmen verschiedenste Leuchtstofflampen her und setzte mit einem von Lampenlängen unabhängigen Metersystem neue Maßstäbe in der architekturbezogenen Innenbeleuchtung. Das in den 70er-Jahren entwickelte Programm von Lichtrohren, -kanälen und -kassetten revolutionierte die damalige Beleuchtungskultur. Bald darauf eroberte Semperlux mit designorientierten Außenleuchten auch die Innenstädte. Als erfolgreiches Berliner Unternehmen sind die Projekte in der Hauptstadt heute allgegenwärtig und prägen den öffentlichen Raum insbesondere bei Dunkelheit ganz entscheidend mit. Mit der Unternehmensphilosophie Licht.Ideen.Systeme drückt Semperlux den bekanntesten Bauwerken in der Spree-Metropole seinen Illuminations-Stempel auf. Ein besonderes Prestigeobjekt der jüngeren Geschichte ist der neue Berliner Hauptbahnhof. Am größten Schienen-Knotenpunkt Europas sorgen insgesamt 54 verschiedene Beleuchtungssysteme von Semperlux für angenehme und beeindruckende Sichtverhältnisse: Von der einfachen Bahnsteig-Leuchte über satinierte Lichtbänder bis hin zur großflächigen Fassadenbeleuchtung handelt es sich bei allen Lichtkonzepten an dem modernen Bauwerk um Neuentwicklungen. Aber auch andere Wahrzeichen der Hauptstadt wie etwa das Bundeskanzleramt oder das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) erstrahlen im Licht der Semperlux-Innovationen. Kooperationspartner der Hauptstadtkampagne Das Familienunternehmen zählt seit Jahrzehnten zu den Innovationstreibern innerhalb der Branche und ist nach wie vor mit Berlin eng verbunden. Diese Bindung spiegelt sich unter anderem in der Kooperationspartnerschaft der 2010 initiierten Hauptstadtkampagne Berlin the place to be for future industries wider. Neben anderen führenden Unternehmen an der Spree wie etwa Bombardier oder Siemens gibt Semperlux der Kampagne ein Gesicht und bekennt sich zu der Weltstadt. Für international agierende Unternehmen, die eng mit den Geschehnissen am Markt verflochten sein müssen, ist Berlin aktuell mit Sicherheit einer der attraktivsten Standorte. Die Breite an Know-how und die Dynamik sind beeindruckend, unterstreicht Klaus-Peter Siemssen, Vorstandsvorsitzender von Semperlux. Auch in Anbetracht der Zukunftsfähigkeit der Metropole sind die Hauptstädter sehr zuversichtlich und selbstbewusst: Wir sind überzeugt, dass Berlin auch in den nächsten Jahrzehnten eine sehr starke Entwicklung erleben wird und Semperlux hat sich hier auch einiges vorgenommen, so Siemssen.

32 32 Journal Bosch setzt nicht nur in der Technik Maßstäbe, sondern auch was seine Außenwirkung anbelangt: Links das Plakat Roter Teufel aus dem Jahr Als Motiv diente der Rennfahrer Camille Jenatzy, der mit seinem mit einer Magnetzüdnung ausgestatteten Mercedes von Triumph zu Triumph eilte. Rechts das Blechplakat Motorrad mit Bosch-Ausrüstung von 1925, das heute eine beliebtes Sammlerstück ist. Fotos: Bosch Ein Technik-Pionier mit Herz Bosch Der Automobilzulieferer feiert sein 125-jähriges Jubiläum und den 150. Geburtstag seines Gründers Robert Bosch Von Daniel G. Medhin Die Erfolgsgeschichte der Unternehmen Daimler und Bosch ist so eng miteinan der verknüpft, dass dieses Verhältnis schon des Öfteren mit einer Ehe ver glichen wurde. Doch zu Beginn der Zusammenarbeit von Robert Bosch und Gottlieb Daimler hätte wohl kaum einer geglaubt, dass aus dieser Beziehung einmal viele der Innovationen hervorgehen werden, die das Bild des Automobils bis zum heutigen Tag prägen. Denn von Liebe auf den ersten Blick konnte zwischen dem Autohersteller und dem Zulieferer wahrlich nicht die Rede sein. Noch wenige Tag vor seinem Tod, am 12. März 1942, und rund ein halbes Jahrhundert nach den ersten Kontakten erinnerte sich Robert Bosch an den mehr als holprigen Start: Daimler hasste mich und machte mir alle Schwie rigkeiten, die er mir machen konnte. Neben persönlichen Aversionen belasteten vor allem fachliche Differenzen das Verhältnis der schwäbischen Tüftler. Den Zündstoff für ihre explosive Beziehung lieferte das Problem der Probleme, wie es Carl Benz der andere Vater der motorisierten Fort bewegung nannte: auf welche Wei se das Gasgemisch im Zylinder eines Motors entflammt werden sollte. Während Benz auf die Batteriezündung setzte, hatte sich Gottlieb Daimler der Glührohrzündung verschrieben, bei der ein Röhrchen in die Wand des Zylinders eingefügt und von außen erhitzt wird. Diese Technik war jedoch nicht unumstritten und hatte schon das eine oder andere Todesopfer gefordert. Vor allem der in Nizza lebende österreichische Generalkonsul Emil Jelinek, dessen Tochter Mercedes den schwäbischen Vierrädern ihren Namen lieh, war ein entschiedener Gegner dieser Methode. Da die Daimler Motoren Gesellschaft großes Interesse an den Geschäftsbeziehungen mit dem Konsul hatte, der durch seine guten Kontakte in die feine Gesellschaft den Vertrieb der Autos ankurbeln sollte, musste sich Gottlieb Daimler schließlich zähneknirschend dem Druck aus dem eigenen Haus fügen, das auf die Alternative eines gewissen Herrn Robert Bosch aus Stuttgart setzte. Robert Bosch (l.) war ein passionierter Jäger: Auch noch im hohen Alter ging er mit Revierjäger Seraphin Schöll auf die Pirsch. Moderne Produktion: Schon früh setzte man bei Bosch auf innovative Fertigungsmethoden. Hier die Herstellung von Isolierkörpern für Zündkerzen. Eine Pionierleistung Der Besitzer der Werkstatt für Feinmechanik und Elektrotechnik hatte 1887 zum ersten Mal auf Anfrage eines Kunden eine Magnetzündung produziert. Bosch war zwar nicht der Erfinder dieser Technologie, verbesserte sie aber entscheidend weiter, was zu einem Erfolgsprinzip des Unternehmens werden sollte. Diese Technik kam zunächst nur bei stationären Motoren zum Einsatz. Als aber der englische Automobilpionier Richard Simms Bosch 1897 ein Motorfahrrad schickte, um dort einen Magnetzünder einbauen zu lassen, gelang ihm und seinem Meister Arnold Zähringer diese herausragende Pionierleistung. Neben Daimler konnte man schon bald viele andere Kunden aus der noch jungen Automobilindustrie hinzugewinnen. Für Bosch war dies die Initialzündung zum Aufstieg zu einer der führenden Unternehmerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wie bei vielen anderen erfolgreichen Wirtschaftskapitänen aus dem Ländle, so waren es auch bei Bosch die klassischen schwäbischen Tugenden wie Fleiß, Erfindungsgabe und Bescheidenheit, die diesen Aufstieg ermöglichten. Bosch, der am 23. September 1861 im Gasthaus zur Krone bei Ulm geboren wurde, erhielt als Erbteil noch eine starke soziale Ader. Bereits sein Vater, Servatius Bosch, war überzeugter Demokrat mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Im Jahr 1869 zog die Familie nach Ulm um, wo Bosch die Realschule besuchte. Weniger theoretisch als praktisch veranlangt, interessierte ihn hauptsächlich die experimentelle Seite der Physik. Als er nach der siebten Klasse das Handtuch werfen musste, weil er wie er selbst zugab zu wenig Sitzfleisch und Ehrgeiz hatte, zeigte sich der unschlüssige Schüler nicht abgeneigt, als ihm sein Vater vorschlug, Feinmechaniker zu werden was sich als weiser Rat herausstellte. Denn in diesem Berufsfeld ähnlich wie heute in der Informationstechnologie wurden damals in hoher Schlagzahl bahnbrechende Erfindungen wie Telegraphen, Dynamomaschinen und Großmotoren gemacht. Um praktische Erfahrungen zu sammeln, begab sich der junge Geselle auf Wanderschaft quer durch Deutschland. Neben der Erweiterung seiner fachlichen Kenntnisse kam er in dieser Periode mit sozialistischen Ideen in Kontakt, die seine soziale Einstellung als Unternehmer entscheidend prägen sollten. So zahlte Bosch seinen Beschäftigten stets überdurchschnittliche Löhne und bot ihnen attraktive Sozialleistungen, was ihm den Spitznamen der Rote Bosch einbrachte. 1883/84 folgte ein kurzes Intermezzo an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Die akademische Ausbeute scheint zwar mager gewesen zu sein, trug aber dazu bei, dass er die Furcht vor technischen Ausdrücken verlor reiste Bosch über den großen Teich, um bei der Edison-Gesellschaft zu arbeiten. Nach einem weiteren beruflichen Zwischenstopp in England kehrte der selbstbewusste junge Mann in die Heimat zurück. Mit Mark Startkapital aus seiner Erbschaft eröffnete er im November 1886 in einem Stuttgarter Hinterhaus die Werkstätte für Feinmechanik & Elektrotechnik. Der frischgebackene Unternehmer durfte bei der Annahme seiner Aufträge nicht wählerisch sein und erledigte alle anfallenden Arbeiten. Dennoch waren die ersten Jahre eine ständige Gratwanderung und Bosch wird sie später als böses Gewürge bezeichnen. Magnetzündung sichert Existenz Erst mit der Magnetzündung bekam das Unternehmen zunehmend festeren wirtschaftlichen Boden unter sich. Im Jahr 1891 steuerte diese Technologie bereits mehr als 50 % zum Umsatz bei und als Zulieferer für die aufstrebende Automobilindustrie stieg der Absatz rasant an. Schon bald gründete Bosch Vertriebsgesellschaften in London, Frankreich und Österreich und das Wachstum erforderte immer größere Inves titionen. Am 1. April 1901 zog er mit 45 Mitarbeitern in die neue elek trotechnische Fabrik. Der von Gott lob Hor nunger erfundene Hochspannungs zünder trug zu weiterem Wachstum bei. Schon 1905 konnte Bosch einen zweiten Fertigungsstandort in Paris einweihen und die Reise von Gustav Klein, der später sein Nachfolger in der Geschäftsführung werden sollte, nach Amerika glich einem Triumphzug. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sich die USA zum wichtigsten Absatzmarkt der Stuttgarter. Doch der Erste Weltkrieg stoppte diesen Höhenflug und markierte eine tiefe Zäsur, denn mit einem Schlag fielen die wichtigsten Märkte weg. Neben der politischen Weltlage kamen für Bosch noch private Probleme hinzu. So belastetet ihn die schwere Krankheit seines Sohnes, und weil er selbst mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, stellte sich die Nachfolgefrage immer drängender: Schließlich wandelte Bosch das Unternehmen 1917 in eine Aktiengesellschaft um und übernahm den Vorsitz des Aufsichtsrats. Vor allem in der Kriegszeit zeigte sich seine soziale Ader. Gleich im ersten Jahr spendete er Mark für Kriegswaisen und kümmerte sich um die Unterbringung Verwundeter sowie die Wohnsituation von Arbeiterfamilien. Da er nicht von Kriegsgewinnen profitieren wollte, brachte er das Geld in eine Stiftung für die Erbauung des Neckarkanals ein. Nach dem Krieg veränderte sich nicht nur die politische Landkarte, auch die Bosch AG musste sich neu aufstellen. Denn in der wirtschaft lichen Eiszeit des Krieges hatten viele Länder eigene Zulieferindustrien aufgebaut. So versuchte man nicht nur, die alten Kontakte wieder aufleben zu lassen, sondern richtete einen weltweiten Servicedienst ein, der den globalen Bekanntheitsgrad der Marke steigerte. Auch die Zahl der Produkte hatten die Schwaben ständig erweitert und verkauften nun neben Zündungen auch Licht, Batterien, Servobremsen und Scheibenwischer. Eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft stellten 1923 die erfolgreichen Tests von Einspritzpumpen für den immer beliebteren Dieselmotor dar. Ende November 1924 lief das erste serienreife Produkt vom Band. Wandel zum Elektrokonzern Um dem wachsenden Druck aus dem Ausland standzuhalten, wurde die Produktion rationalisiert und 1925 in Stuttgart auf Fließbandarbeit umgestellt. Nachdem die Automobilindustrie in der Mitte der 20er-Jahre von einer schweren Krise heimgesucht wurde, versuchte die Firmenleitung, diese Abhängigkeit zu reduzieren und die Geschäftsgrundlage auf mehrere Säulen zu stellen. Mit Übernahmen und der Einrichtung neuer Produktionszweige wandelte sich die Bosch AG immer mehr zum Elektrokonzern. Die Mitte der 30er-Jahre war für Robert Bosch eine äußerst ambivalente Zeit. Zwar war das Unternehmen auf Erfolgskurs, aber die NS-Diktatur warf einen tiefen Schatten auf das Leben von Robert Bosch, der dem Regime ablehnend gegenüberstand und auch Personen beschäftigte, die sich am Widerstand gegen Hitler beteiligten, wie den ehemaligen Bürgermeister von Leipzig, Carl Goerdeler, der am Staatsstreichversuch des 20. Juli 1944 beteiligt war und hingerichtet wurde. Vor allem die Diskriminierung jüdischer Mitbürger und die erneute Kriegsangst belasteten ihn. Nach Ausbruch des Krieges zog er sich immer mehr aus dem Unternehmen zurück. Dass er die Zerstörung seiner Werke durch die Bomben nicht mehr erleben musste, bezeichnete sein erster Biograf, der spätere Bundespräsident Theodor Heuss, als Gnade. Die Entwicklung geht bei Bosch ständig weiter: hier ein Mit ar bei ter mit einer elektrischen Maschine für Elektro- und Hybrid motoren.

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