Physiotherapie in der Palliativmedizin

Transkript

1 Physiotherapie in der Palliativmedizin Koordination Palliativbetreuung Steiermark 9. April 2008 HERZLICH WILLKOMMEN! Rainer Simader Physiotherapeut, Lehrer für f r PT, Tanz- und Ausdruckstherapeut Leiter der Fachgruppe Palliativmedizin und Hospizwesen PhysioAustria Klinikum Wels - Grieskirchen (OÖ) Akademie für f r Physiotherapie

2 Überblick Was ist Physiotherapie Physiotherapie und Palliativmedizin - Ein Widerspruch? Lebensqualität t in der Palliativmedizin durch Physiotherapie Wissenschaftliche Erkenntnisse Physiotherapeutische beeinflussbare Symptome in der Palliativmedizin Psychosoziale Aspekte der Physiotherapie

3 Physiotherapie und Palliativmedizin - Eine Notwendigkeit? Notwendigkeit der PT in der Palliativmedizin? Ja, auch die PT kann NOT WENDEN PT spezialisiert auf Symptombeeinflussung PT ist bedürfnisorientiert PT ist zielgerichtet PT in der Palliativmedizin ist wissenschaftlich erwiesen sinnvoll Notwendigkeit der Palliativmedizin für f r die PT? 94% aller PT StudentInnen kommen in die Situation, mit Schwerstkranken / Sterbenden zu arbeiten (Katamay 2003) 3% aller PT Ausbildungsinstitutionen haben spezifisch das Fach Palliativmedizin (Simader 2006) Basiscurriculum Physiotherapie in Palliative Care und Hospizwesen (Mehne / Nieland / Simader 2007)

4 Fachgruppe Palliative Care und Ziele: Hospizwesen - PhysioAustria Aus- und Weiterbildung Literatursammlung und - bereitstellung Wissenschaftlichkeit Öffentlichkeitsarbeit (PatientInnen /Ang. / and. Berufsgruppen / PT-intern intern) Weitervermittlungsangebote an geschulte PhysiotherapeutInnen Tagungs- und Kongressteilnahme

5 Physiotherapie (PT) - was ist das? I Physiotherapie beinhaltet einerseits die Vermeidung von Funktionsstörungen des Bewegungssystems, andererseits die Erhaltung, Verbesserung,, und Wiederherstellung der natürlichen Bewegungsabläufe ufe,, um den Menschen eine optimale individuelle Bewegungs- und Schmerzfreiheit bzw. weitestgehende Selbstständigkeit zu ermöglichen (physioaustria)

6 Physiotherapie (PT) - was ist das? II Die Rolle der PT in der Palliativmedizin liegt in der Funktions-, Konditions- und Beweglichkeitsverbesserung,, in der Reduktion der Hilflosigkeit und Schmerzen, in der Steigerung des Wohlbefindens und in der Verbesserung der Lebensqualität. ( )) wird als eine hoffungsvolle Aktivität wahrgenommen, die zu vermehrter körperlicher Aktivität und funktioneller Unabhängigkeit ngigkeit führt. Chartered Society of Physiotherapy (2003)

7 Lebensqualität t durch Physiotherapie in der Palliativmedizin Körperliche Kondition und körperliche k Funktion sind die wichtigsten Determinanten der Lebensqualität t bei palliativen PatientInnen. (Jolliffe & Bury 2002, Oldervoll et al. 2006) Mobilität t ist ein bedeutender Faktor für f r die psychische und physische Identität, t, es stärkt Selbstbewusstsein und kann eventuelle depressive Phasen verkürzen rzen oder eliminieren. (Martlew 1996, Jolliffe & Bury 2002, Kieslinger 2001)

8 Zieldefinition im PT - Prozess Ebene der Partizipation (Teilnahme am gesellschaftlichen Leben) Ebene der Aktivität (Gehen, Stehen, Transfers, Ausdauer, etc.) Ebene der Struktur (Muskel, Gelenke, Organe, etc.)

9 Wissenschaftliche Erkenntnisse PT in der Palliativmedizin Ergebnisse Terminale Phase: PT hat positive Auswirkung auf Selbstständigkeit und Mobilität t (Gehstrecke, Gleichgewicht, Barthelindex) Kraft Atemnot Subjekt. Erschöpfungsgef pfungsgefühl, MüdigkeitM Lebensqualität Soziale Funktionalität Friedenreich & Couneya (1996,) Yoshioka (1994), Montagnini et al. (2003)

10 Wissenschaftliche Erkenntnisse PT in der Palliativmedizin Andere Krankheitsstadien PT hat positive Auswirkungen auf funktionelle Kapazität Lungenfunktion Hautzustand Beinbeweglichkeit, Kraft Müdigkeit, Schlafqualität Übelkeit Eigenkontrolle, Angst Selbstbewusstsein Gemütsstimmung, psychisches Wohlbefinden Lebensqualität Subjektive Zufriedenheit Friedenreich & Couneya (1996), Todd (1999), Porock et al. (2000), Segal et al. (2003), Oldervoll et al. (2004), (Cassileth et al 2004), Oldervoll et al. (2006)

11 Obstipation Symptombeeinflussung / Funktionsverbesserung Physiotherapeutische Behandlungsansätze: Wärmebehandlung / Thermotherapie Kolonmassage Lymphdrainage Atemtherapie Mobilisation Reflexzonen- therapie

12 Ödem Symptombeeinflussung / Funktionsverbesserung Physiotherapeutische Behandlungsansätze: Komplexe physikalische Entstauungstherapie (Lymphdrainage, Kompressionstherapie / Bewegungstherapie / Hautpflege) Lagerungen Ausstreichungen Zusätzliche Wirkung: Sympathikotonus senkend: Beruhigend, schmerzreduzierend,, ausgleichend

13 Schmerz Symptombeeinflussung / Funktionsverbesserung Physiotherapeutische Behandlungsansätze je nach Ursache des Schmerzes: Bewegungstherapie Körperwahrnehmung Mobilisierung / Kräftigung Massagen /Weichteiltechniken Komplexe physikalische Entstauungstherapie Kolonmassage TENS Beeinflussung des vegetativen Nervensystems Reflexzonentherapie Lagerungen

14 Symptombeeinflussung / Funktionsverbesserung Atemnot / Sekret Physiotherapeutische Behandlungsansätze Atemmuskelkräftigung Sekretolyse und Abtransport Belüftung der Lunge Lagerung Cardio pulmon. Ausdauertraining Red. der Angst

15 Symptombeeinflussung / Funktionsverbesserung Körperwahrnehmungsstörungrung Körperwahrnehmung ist eine zentrale Fähigkeit F für r Motorik und auch andere höhere h here Hirnleistungen und psychische Prozesse Physiotherapeutische Ansätze Propriozeptorentraining mittels Mobilisation Lagerung Berührung und Bewegung Körperreisen Entspannung Bewegungstherapie im Wasser

16 Ausdauer Symptombeeinflussung / Funktionsverbesserung Physiotherapeutischer Behandlungsansatz Gangtraining / sukzessive Gehstreckenverlängerung ngerung Ergometer / Laufband Kraftausdauertraining Stiegentraining Sportangebote v.a. Verbesserungen bzgl. der psychischen Befindlichkeit, des sozialen und physischen Wohlfühlens, hlens, des Selbstwertgefühls, der Nebenwirkungen von Chemotherapien und sogar Mortalität

17 Symptombeeinflussung / Funktionsverbesserung Angst Kontrollverlust Physiotherapeutische Behandlungsansätze Förderung der Selbstständigkeit und Autonomie Körperwahrnehmungsschulung Mobilisierung und Vertikalisierung Gleichgewichtstraining Entspannung (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson)

18 Zusätzliche Wirkweisen der PT Es ist nicht wichtig, wie wir uns bewegen, sondern was uns bewegt (Trudi Schoop) Berührung berührt / Bewegung bewegt Zuwendung (Ohne Du kein Ich) Intimität Gespräch Nähe Zeit Zeit ist eine Frage der Tiefe, nicht von LängeL nge (Dame Cicely Saunders, 1967)

19 Kontaktmöglichkeit Rainer Simader Akademie für f r Physiotherapie Römerstraße e 80a 4600 Wels Tel.: +43 (0)7242 / 415 / 2973 rainer.simader@klinikum-wegr.at Herzlichen Dank für f r Ihre Aufmerksamkeit!