Begrenzung der Siedlungsflächeninanspruchnahme mit Hilfe der Innenentwicklung
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- Tomas Frank
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1 Begrenzung der Siedlungsflächeninanspruchnahme mit Hilfe der Innenentwicklung Möglichkeiten und Grenzen der Siedlungsentwicklung 18. Facility Management Herbstseminar, 25. Oktober 2012 Talgut-Zentrum 27, Ittigen Reto Nebel Professur für Raumentwicklung ETH Zürich 1
2 Gesetzliche Grundlagen Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999 Art. 75 Raumplanung 1 Der Bund legt Grundsätze der Raumplanung fest. Diese obliegt den Kantonen und dient der zweckmässigen und haushälterischen Nutzung des Bodens und der geordneten Besiedlung des Landes. Bundesgesetz über die Raumplanung vom 22. Juni 1979 Art. 3 Planungsgrundsätze 3 Die Siedlungen sind nach den Bedürfnissen der Bevölkerung zu gestalten und in ihrer Ausdehnung zu begrenzen. Insbesondere sollen 2
3 Siedlungsentwicklung am Beispiel der Stadt Basel Dufourkarte aus Mitte 19. Jh. Landeskarte von heute Quelle: swisstopo 3
4 Siedlungentwicklung am Beispiel Limmattal Quelle: Bildarchiv ETH Zürich 4
5 Bauzonenverbrauch im Kanton Zürich Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Infrastrukturzwecke konstant hoch trotz entsprechenden Vorschriften und begrenzten Flächenressourcen Anhaltender Bauzonenverbrauch am Beispiel des Kantons Zürich In 6 Jahren wird der Greifensee überbaut In 2 Wochen wird die Gemeinde Sternenberg neu gebaut In 1 Tag wird ein Fussballplatz überbaut Quelle: Amt für Raumentwicklung, Kanton Zürich 5
6 Bodennutzung und Siedlungsflächeninanspruchnahme Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Infrastrukturzwecke konstant hoch trotz entsprechenden Vorschriften und begrenzten Flächenressourcen Quellen: BFS, Arealstatistik, Die Geographen schwick+ spichtig 2010, avenirsuisse 6
7 Siedlungsmuster der Agglomeration Zürich Quelle: Xaveer de Geyter et al.: After Sprawl,
8 Siedlungsmuster im Vlaamse Ruit (Flämischer Diamant) Quelle: Xaveer de Geyter et al.: After Sprawl,
9 Siedlungsmuster in der Provinz Holland Quelle: Xaveer de Geyter et al.: After Sprawl,
10 Siedlungsmuster der Agglomeration Zürich Quelle: Xaveer de Geyter et al.: After Sprawl,
11 Folgen der hohen Siedlungsflächeninanspruchnahme Das anhaltende flächenintensive und oftmals scheinbar ungeordnete Wachstum führt zu unerwünschten Folgen, insbesondere im Spannungsverhältnis zwischen Siedlung, Landschaft und Verkehr. Beispiel: Infrastrukturfolgekosten Quelle: Ecoplan Der geschätzte Wiederbeschaffungswert aller Infrastrukturen der Schweiz wird auf über Milliarden CHF geschätzt. 11
12 Ursachen der Siedlungsflächeninanspruchnahme Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum Wohlstandssteigerung durch zunehmendes individuelles Einkommen Wachsende individuelle Wohnraumansprüche und Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgrösse (Zunahme der Ein- und Zweipersonenhaushalte) Erhöhte individuelle Mobilität etc. Quelle: Bundesamt für Statistik 13
13 Ursachen der Siedlungsflächeninanspruchnahme Vergleich Wachstum Bevölkerung - Siedlungsfläche - Wohnfläche pro Person (in %) Quelle: Volkszählung, ESPOP, Arealstatistiken 1979/85 und 1992/97, BFS; eigene Berechnungen ARE 14
14 Ursachen der Siedlungsflächeninanspruchnahme Quelle: Bauzonenstatistik ARE 2008, Fahrländer Partner
15 Innenentwicklung vor Aussenentwicklung Fazit: Mindeststrategie «Innenentwicklung vor Aussenentwicklung» -> Wie umsetzen? Stossrichtungen: Raumkonzept Schweiz Teilrevision RPG Unterstützung und Beratung (bspw. Kompetenzzentrum DIALOG Siedlung vom VLP- ASPAN) 17
16 Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung Dichte ein vielschichtiger Begriff Art der Dichte Definition Quantifizierung Bauliche Dichte Fläche oder Masse des umbauten Raumes pro Flächeneinheit Ausnützungsziffer, Geschossflächenziffer, Überbauungsziffer, Baumassenziffer Einwohnerdichte Zahl der Einwohner pro Einwohner pro Hektare Flächeneinheit Beschäftigtendichte Zahl der Beschäftigten pro Beschäftigte pro Hektare Flächeneinheit Arbeitsplatzdichte Zahl der Arbeitsplätze pro Arbeitsplätze pro Hektare Flächeneinheit Räumlich-visuelle Dichte* Grad der erlebbaren baulichräumlichen Geschlossenheit m3/% (Volumen in Bezug zum Bebauungsgrad) Soziale Dichte* Menge und Qualität der möglichen Sozialkontakte pro Siedlungseinheit In Bezug zur Einwohnerdichte und des öffentlichen Raums Regulative Dichte** Menge der in einer Gesellschaft festgelegten Regeln und Normen Anzahl Bauvorschriften pro Gemeinde *Sieverts, T. (1997), **Lampugnani, V. M. (2007) 18
17 Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung nach innen GFR Bebaute Potenziale Unbebaute Reserven 20
18 Bauliche Dichte und Einwohnerdichte Formelle Raumplanung reguliert die bauliche Dichte über ein lokal differenziertes Regelwerk. Primäres Ziel: Erhöhung der Einwohner- und Beschäftigtendichte. Kanton Aargau Kanton Zürich ,7 E/ha 58 E/ha 2007/08 44,74 E/ha 59,1 E/ha Quelle: ARE, Kantone AG und ZH 21
19 Bauliche Dichte und Einwohnerdichte m 2 (42%) -100 Bew. (-30%) Quelle: DICHTER, Amt für Städtebau, Zürich 22
20 Dichtesprung Grosse Einwohnerdifferenz +100% von 1-2 zu 3-geschossigen Zonen (AZ +0.05) Quelle: Kanton SG, Metron
21 Grenzen der Innenentwicklung Beispiel Ausbaugrad Die Farben zeigen den unterschiedlichen Ausbaugrad der Grundstücke an: Rot: < 50% Gelb: 50-75% Grün: > 75% 25. Oktober 2012 Consens Herbstseminar Quelle: Raum+ St.Gallen Reto Nebel Professur für Raumentwicklung ETH Zürich 24
22 Denken und Handeln in funktionalen, überkommunalen Räumen Quelle: Kanton AG 25
23 Denken und Handeln in funktionalen, überkommunalen Räumen Quelle: Kanton AG 26
24 Die Initiative Raum + Umsetzung der Strategie Innen- vor Aussenentwicklung ist nur möglich, wenn die konkreten Möglichkeiten für die innere Erneuerung und Umgestaltung aufgezeigt werden können. Es braucht also eine Übersicht über diese für die Innenentwicklung in Frage kommenden Areale. Dazu gehören als sachliche Grundlage auch qualitative Angaben zu den Problemen (den Hinderungsgründen für deren Mobilisierung ) auf den einzelnen Flächen. Viele Kantone und Gemeinden in der Schweiz haben aber diese Übersicht nicht oder nur ungenügend. Hier setzt die Initiative Raum + mit dem Ziel an, eine von Kanton und Gemeinden gemeinsam erarbeitete und getragene Übersicht als sachliche Grundlage für das Bilden von Schwerpunkten für die räumliche Entwicklungen und für die aktive Ausgestaltung der weiteren Siedlungsentwicklung nach innen zu erarbeiten. 27
25 Methodischer Ansatz von Raum + 28
26 Beispielhafte Ergebnisse von Raum + Räumliche Verteilung und Quantitäten Beispiele aus den Kantonen Schwyz und St.Gallen 29
27 Beispielhafte Ergebnisse von Raum + Qualitative Auswertung wie bspw. Verortung auf Zeitachse lieferte wichtige Hinweise für Lagebeurteilung und Strategieentwicklung 30
28 Beispielhafte Ergebnisse von Raum + Die erhobenen Daten ermöglichen weitere Auswertungen, bspw. Überlagerung mit weiteren raumrelevanten Grundlagedaten (z.b. Siedlungspotenziale mit der Güte der Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr) 31
29 Beispielhafte Ergebnisse von Raum + Beispiel Abschätzung der Kapazitäten und Gegenüberstellung mit Prognosen 32
30 Beispielhafte Ergebnisse von Raum + Visualisierung der Flächenreserven 33
31 Beispielhafte Ergebnisse von Raum + Identifizierung von Schwerpunkten 34
32 Umsetzung mit Hilfe eines Testplanungsverfahrens Quelle: Kanton Schwyz 35
33 Umsetzung mit Hilfe eines Testplanungsverfahrens Aufbau- und Ablauforganisation der Testplanung Urmibergachse Quelle: Kt. Schwyz und ETH Zürich 36
34 Umsetzung mit Hilfe eines Testplanungsverfahrens Quelle: Metron Quelle: AS&P AG Quelle: Kt. Schwyz 37
35 Übersicht über Raum + -Projekte in der Schweiz 297 Gemeinden in 9 Kantonen mit ca. 1,2 Mio. Einwohnern und ca Beschäftigten Stand: Oktober
36 Zentrale Erkenntnisse aus den bisherigen Raum + -Projekten In den mit Raum + erhobenen Regionen gibt es erhebliche Reserven und Potenziale für die Siedlungsentwicklung nach innen. Zu den mittels Raum + erhobenen Reserven kommen weitere Reserven im geltenden Planungsrecht sowie weitere Potenziale jenseits des geltenden Planungsrechts hinzu. Bei rund 60 % aller erhobenen Reserven liegen nach Einschätzung der lokalen Behörden keine Mobilisierungshindernisse vor, d.h. diese Flächen sind grundsätzlich (sofort) mobilisierbar. Hauptgründe für nicht verfügbare Flächen sind die fehlende Bereitschaft der Eigentümer, Altlasten sowie Lärm. Es gibt erhebliche regionale Unterschiede: Im ländlichen Raum in Relation zur Wohnbevölkerung mehr Reserven als im verdichteten Raum. Die Ausgangslagen in den verschiedenen Teilräumen sind sehr verschieden und benötigen deshalb einen differenzierten Umgang. 39
37 Schlussfolgerungen Es gibt grundsätzlich genügend Reserven für die Innenentwicklung. Es gibt keine Pauschallösung. Innenentwicklung bedarf des Denkens und Handelns in funktionalen Räumen. Innenentwicklung kann nicht isoliert betrachtet werden, es müssen immer alle raumrelevanten Aspekte mitberücksichtigt werden. Dadurch lassen sich auch viele Synergien nutzen. Innenentwicklung hat auch ihre Grenzen. Diese auszuloten, ist ein planerischer Prozess. Innenentwicklung ist kein Selbstläufer. Innenentwicklung nur mit entsprechender Qualität. Paradigmenwechsel in der Raumplanung noch nicht vollzogen: Weg vom Verwalten hin zum aktiven Gestalten! Dies wiederum bedeutet hin zu einem aktiven und umfassenden Siedlungsflächenmanagement! 40
38 Begrenzung der Siedlungsflächeninanspruchnahme mit Hilfe der Innenentwicklung Möglichkeiten und Grenzen der Siedlungsentwicklung 18. Facility Management Herbstseminar, 25. Oktober 2012 Talgut-Zentrum 27, Ittigen Reto Nebel Professur für Raumentwicklung ETH Zürich 41
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