Auslandsaufenthalt Brasilien Floriano polis

Transkript

1 Auslandsaufenthalt Brasilien Floriano polis Tim Borchert PH Weingarten Universidade Federal de Santa Catarina Interkulturelle Pädagogik 1. Semester Wintersemester 2013/14 (2013.2)

2 Vorbereitung Bei der Vorbereitung für das Auslandssemester in Florianópolis habe ich den Portugiesisch- Kurs an der Fachhochschule in Weingarten besucht. Diesen Kurs empfehle ich jedem, der nach Brasilien geht, da man schon am Zoll auf Brasilianer trifft, die kein Englisch sprechen. Außerdem muss man sich als Ausländer mit Visum in den ersten vier Wochen bei der Policia Federal melden. Dort sprechen die Zuständigen kein Englisch. Außerdem empfehle ich nebenbei, die Sprachkurse auf (drei Monate für knapp 20 ) zu machen, da man damit Aussprache und Vokabeln zu Hause üben kann. Das Visum zu beantragen war für mich kein Problem, da man die Unterlagen nach München schicken konnte und nach kurzer Zeit eingetragen zurückgeschickt wurde. Wichtig dabei ist es, dies rechtzeitig zu machen. Um den Flug zu buchen bin ich ins Reiseland am Löwenplatz in Weingarten gegangen. Die Angestellten dort sind sehr kompetent und ich habe bei meinen Reisen immer gute Erfahrungen mit diesem Reisebüro gemacht. Die Flüge sollten frühzeitig gebucht werden, da zum Beispiel bei mir der Abflug zu Beginn der Sommerferien lag und dadurch auch die Preise sehr hoch steigen können. Ich habe auf dem Hinweg einen Drei- Tages- Abstecher nach New York gemacht, den ich auch nur weiterempfehlen kann. Für die Vorlesungen ist es natürlich sehr vorteilhaft, die Sprache schon zu beherrschen. Von den fünf Kursen sollte man vor allem welche wählen die einen interessieren, da man dadurch eine höhere Motivation hat, in der Vorlesung etwas zu verstehen. Ich habe fünf Vorlesungen ausgewählt, wobei davon drei meinen Fächern ähnlich waren und zwei mich interessiert haben. An der UFSC war es im Endeffekt so, dass ich in zwei Kurse nicht angenommen wurde, ein Kurs nicht stattgefunden hat und zwei Kurse zur selben Zeit waren, weil einer verschoben wurde. Die Zusage der UFSC kam auch bei mir traditionell sehr spät so dass ich schon einen Flug, aber noch keine Wohnung hatte. Die Wohnungssuche habe ich von Deutschland aus gemacht und empfehle allen, dies ebenfalls zu tun. Man kann sich mit Hilfe der Facebook Gruppe der UFSC und mit Hilfe seines Padrinho durch die Wohnungssuche kämpfen und dann im Gegensatz zu anderen Austausch Studenten schon in der ersten Woche ein angenehmes Leben und kein Hostelbett haben. Einige Studenten bleiben das ganze Semester im Hostel, was ich aber überhaupt nicht empfehle, da man nicht richtig in Brasilien ankommt. Außerdem finde ich es wichtig, mit Portugiesisch sprechenden zusammen zu wohnen, da man so mehr in die Sprache und das Leben hineinfindet. Studium/ Aufenthalt im Gastland In Florianópolis angekommen, hat man erstmal jede Menge zu tun. Bei einer Begrüßungsveranstaltung hat man uns alles erklärt wo man hin muss und was man dazu braucht, aber auf Portugiesisch. Das heißt, wenn man, wie ich, noch nicht alles versteht, kann man zum Sinter (International Office mit Deutsch oder Englisch sprechenden Studenten). Man fragt seinen Padrinho (die aber selbst studieren und nicht immer Zeit haben) oder versucht es mit Hilfe anderer Auslandsstudenten zu verstehen. Ich habe in den ersten Wochen folgendes erledigt: Ich bin zum Sinter (u.a. mit Bestätigung der Krankenversicherung) zur Policia Federal (man kann den fälligen

3 Betrag dort bezahlen, am besten nicht vorher selbst überweisen, wie ich) zur Post eine CPF beantragen (für SIM Karte, man kann dafür auch die SIM einer anderen Person verwenden aber nicht alle wollen das) ein Studenten- Busticket (u.a. mit Mietvertrag, Kopie einer Rechnung (Wasser/Strom) für die Wohnung, Kopie des Ausweises des Vermieters) Mensakarte. Außerdem habe ich die Sportangebote angeschaut (man muss aber für viele zahlen) und bin zu einem Portugiesisch- Einstufungstest gegangen (Wenn man dort in Stufe 1 kommt, lohnt es sich nicht, die 100 zu zahlen, denn das lernt man auch so oder hat es schon in Deutschland gelernt, ab Stufe 2 lohnt es sich!) Wenn man krank wird oder sich verletzt ist es am besten gleich in das Universitätskrankenhaus der UFSC zu gehen da dies zum einen kostenlos ist (man muss nur einen Ausweis erstellen, geht aber leicht) und vor allem wird man mit annährend deutschem medizinischem Wissen versorgt. Andere Ärzte sind größten teils inkompetent (eigene Erfahrung). Mit dem Padrinho hatte ich relativ Glück, da er mir am Anfang geholfen und mich vom Flughafen abgeholt hat. Ein paar andere Studenten hatten weniger Glück und mussten alles alleine regeln, was anfangs schwierig ist. Ich habe in Lagoa da Conceicao gewohnt. Der Teilort ist sehr gut gelegen, um ans Meer und zur Uni zu kommen. Dort sind auch die meisten guten Bars und es gibt gute Einkaufsmöglichkeiten. Hier wohnen auch die meisten internationalen Studenten. Ich habe mir gleich zu Anfang ein Fahrrad gekauft (20 ), um damit die Insel zu erkunden und vor allem zum Meer zu fahren (20 Min). Es läuft vieles anders in Brasilien. So muss man zum Beispiel bei einigen Bäckern oder Apotheken Zettel ziehen und warten, bis man dran kommt. Auch das Reisen ist anders, da Brasilien kaum Eisenbahnlinien hat, aber dafür ein sehr gut ausgebautes Busnetz, das wunderbar funktioniert. Ich habe mich ein- zwei Mal die Woche mit anderen internationalen Studenten und Brasilianern zum Fußballspielen getroffen. Gerade solche Treffen sind sehr gut, um Brasilianer kennen zu lernen, mit ihnen in Kontakt zu kommen und die Sprache zu lernen. Teilnahme an Exkursionen Ich habe an einer Exkursion teilgenommen, die von meinem Geographiekurs angeboten wurde. Die Exkursion war in einen Teil von Paraná, in den viele Europäer, vor allem Deutsche, ausgewandert sind. Wenn in einem Kurs eine Exkursion angeboten wird, dann kann ich nur empfehlen, mit- zu gehen. Ich habe einen Teil Brasiliens gesehen, den ich normalerweise nicht besucht hätte, und habe durch die mitgereisten Studenten viel über das Land gelernt. Es gibt an der Universität noch viele weitere Angebote, bei denen man teilnehmen kann, die mir aber entweder zu teuer oder zeitlich nicht gepasst haben. Praktische Tipps - Erkunde die Insel! Ich habe viele Studenten kennen gelernt, die in Florianópolis waren und nur Lagoa, das Zentrum und die Uni kannten. Die Insel ist wunderschön. Es gibt unglaublich viele Strände und Wanderwege (Trilhas), auf denen man viele Tiere und Pflanzen entdecken kann.

4 - Einfach die Leute ansprechen und fragen. Ausnahmslos jede Person hilft einem und freut sich über ein Gespräch. - Während und nach dem Semester das Land erkunden. Brasilien ist so riesig und bietet unvorstellbar viele unterschiedliche Eindrücke, dass man sehr viel Zeit braucht, um wenigsten einen Bruchteil davon zu entdecken. - Probiert das Essen in der Mensa. Es ist typisch brasilianisch, Bohnen (oder Linsen) mit Reis und Fleisch (oder Fisch) etwas Gemüse dazu, Salat und Nachtisch. Das alles für 0,50 und ich fand es sehr gut! - Versuche die Vorlesungen und Sprachkurse auf zwei Tage in der Woche zu legen, das ist völlig ausreichend und es besteht weniger die Gefahr, dass der Strand eine zu große Verlockung ist. - Probiert so viel Essen, Getränke und Früchte wie möglich. Manches ist gewöhnungsbedürftig, aber man findet sicher etwas, das einem schmeckt. - Wie oben erwähnt: Nur ins Krankenhaus der Universität gehen! - Florianópolis ist sehr sicher. Man kann ohne Probleme auch nachts mit dem Bus fahren oder auch laufen (anscheinend soll es Ortsteile geben, die nicht ganz so sicher sind -> aber Einheimische übertreiben manchmal, aber sicher ist sicher). In anderen Orten Brasiliens sollte man sich auf jeden Fall im Hostel oder bei Einheimischen informieren, welche Gebiete oder Straßen man meiden sollte. - Wenn man nach Lagoinha do Leste will (schönster Strand überhaupt), sollte man sich vorher informieren, wie sicher es ist oder in großen Gruppen gehen, da es im Sommer manchmal zu Vorfällen kommt. - Keine Winterjacke für August und September. Man braucht eine lange Hose, einen dicken Pullover, eine Regenjacke und einen Schlafsack. Aber mehr ist übertrieben! - Immer Ruhe bewahren und sich Zeit lassen. Die Brasilianer stressen sich nicht, also sollte man es auch so machen. Persönliche Wertung Die Zeit in Brasilien war eine wunderbare Zeit. Ich habe unglaublich viel innerhalb und vor allem außerhalb der Universität gelernt. Zu sagen, ein spezieller Ort sei typisch Brasilien, ist unmöglich, da das Land so viele völlig unterschiedliche Gesichter zeigt. So ist es im Süden sehr von Europäern geprägt und doch ist vieles anders, als wir es kennen. Im Norden ist das Land sehr afrikanisch geprägt, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Brasilianer sind freundlich und hilfsbereit, aber auch teilweise unzuverlässig und unpünktlich. Der Unterschied zu Europa und das gelassenere Leben (außer im Straßenverkehr), haben mir sehr gefallen. Ich habe mich nicht zu sehr auf die Universität fixiert, was im Nachhinein sehr gut war, da einige Mitstudenten sehr frustriert waren, da sie durch Prüfungen, wegen mangelnden Portugiesisch Kenntnissen, gefallen sind oder ihre bestandenen Prüfungen in Deutschland nicht angerechnet wurden. Ich habe gelernt, in vielen Situationen ruhig zu bleiben aber auch mehr auf Menschen zu zugehen. So gut mir Brasilien gefällt, bin ich doch auch froh, in meiner Heimat leben zu dürfen, da ich schon einige Dinge wie gutes Brot, gute Wurst und Pünktlichkeit schätzen gelernt habe. Bei vielen Dingen hatte ich das Gefühl, dass Brasilianer sehr gute Ideen haben, aber sie nicht zu Ende denken und dann irgendwas machen, um es doch noch gut aussehen zu lassen. Im Großen und Ganzen kann ich, wie bei all meinen anderen Auslandserfahrungen, sagen, dass es mir sehr gefallen hat und mich auf jeden Fall weiter gebracht

5 hat. Südbrasilien ist der perfekte Ort, wenn man Brasilien erleben will, sich aber noch an Südamerika gewöhnen muss. Von hier aus kann man dann den Rest dieses vielfältigen und schönen Kontinents entdecken. Zustimmungsklausel Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht auf der Homepage des Akademischen Auslandsamtes/International Office der PH Weingarten veröffentlicht werden darf. Bilder