herzlichen Dank für die Übersendung der Wahlprüfsteine. Gerne übersende ich Ihnen unsere Antworten:

Transkript

1 Bildungsbündnis Rheinland-Pfalz Per Mail an Wahlprüfsteine 19. Januar 2016 Sehr geehrte Frau Kuhn, herzlichen Dank für die Übersendung der Wahlprüfsteine. Gerne übersende ich Ihnen unsere Antworten: zu 1): Die Unterrichtsversorgung in Rheinland-Pfalz wird auf Grund vorausschauender Personalplanung und gezielter Anstrengungen seit Jahren auf hohem Niveau gesichert. Der Versorgungsgrad liegt in diesem Schuljahr im Bereich der allgemeinbildenden Schulen bei durchschnittlich 98,6 Prozent und konnte somit zum zweiten Mal in Folge verbessert werden. Mit einem Wert von 96,9 Prozent erreichen die öffentlichen berufsbildenden Schulen im aktuellen Schuljahr den besten Versorgungsgrad seit Einführung der amtlichen Berechnung. Seit dem Schuljahr 2009/2010 wurden dafür fast Lehrkräfte neu eingestellt. Damit können die allgemeinbildenden Schulen sowohl den Pflichtunterricht abdecken als auch vielfältige Förder- und Differenzierungsangebote anbieten. Beides zusammen genommen ist in Rheinland-Pfalz anders als in anderen Bundesländern die Messlatte für die Berechnung der 100-Prozent-Marke. Zur besseren Organisation des Vertretungsbedarfs wurde zum Schuljahr 2011/2012 ein Vertretungspool von dauerhaften Beamtenplanstellen eingerichtet, der seit dem Schuljahr 2015/ Stellen umfasst und zum Schuljahr 2016/2017 auf Planstellen ausgebaut wird. Dies minimiert die Zahl der befristeten Arbeitsverträge im Bereich der Vertretungskräfte und verbessert die Arbeitsbedingungen junger Lehrkräfte. Für die SPD in Rheinland-Pfalz hat die Sicherung einer guten Unterrichtsversorgung als wichtigste Grundlage einer gelungenen Schulpolitik auch zukünftig oberste Priorität. Wir sind schon grosse Schritte vorangekommen und wollen eine 100-Prozent-Unterrichtsversorgung erreichen. Hausadresse: SPD-Landesverband Rheinland-Pfalz Klarastraße 15a Mainz Postanschrift: SPD-Landesverband Rheinland-Pfalz Postfach Mainz Fon: (06131) Fax: (06131) LV.Rheinland-Pfalz@spd.de Internet: Bankverbindung: SEB Mainz IBAN: DE BIC: ESSEDE5F550

2 zu 2) Die Klassenmesszahlen (also die maximal erlaubte Klassengröße bevor eine Klasse geteilt werden muss) wurden in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren kontinuierlich reduziert und Rheinland-Pfalz hat daher im bundesweiten Vergleich mit die kleinsten Klassen. Auch die Klassenmesszahl für die Orientierungsstufe von Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen (IGS) wurde in den Schuljahren 2013/2014 und 2014/2015 von 30 auf 28 Schülerinnen und Schüler abgesenkt. Das hat dazu geführt, dass die durchschnittliche Klassengröße in der Sekundarstufe I der Gymnasien in den vergangenen vier Jahren von 26,9 Schülerinnen und Schüler auf 25,9 Schülerinnen und Schüler zurückgegangen ist. In der Integrierten Gesamtschule hat eine Durchschnittsklasse der Sekundarstufe I nach wie vor weniger als 27 Schülerinnen und Schüler (Schuljahr 2014/2015: 26,8). Der Stufenplan der Landesregierung zur Senkung der maximalen Klassengröße, für den bislang mehr als Vollzeitstellen eingesetzt wurden, basiert auf der Annahme, dass eine Absenkung der Klassenmesszahl in den weiterführenden Schulen wegen eines gleichzeitigen Schülerrückgangs nicht zu zusätzlichen Klassen und damit zu zusätzlichem Raumbedarf führt. Diese Annahme ist so nicht eingetroffen. Dort, wo schon jetzt viele Schulen an räumliche Kapazitätsgrenzen stoßen, bleiben die Schülerzahlen stabil oder steigen sogar. Das bedeutet: Würde man die Klassenmesszahl weiter absenken, entstünde dort ein hoher Raumbedarf, der zu Baumaßnahmen der Schulträger führen würde. Der für dieses und nächstes Schuljahr vorgesehene Schritt, zunächst für die fünfte und dann für die sechste Klassenstufe die Klassenmesszahl auf 25 Schülerinnen und Schüler zu reduzieren, wurde Anfang 2015 daher vorläufig ausgesetzt. Dies war unserer Meinung nach angesichts der aktuellen Entwicklungen der Schülerzahlen notwendig und vernünftig und angesichts der ohnehin schon kleinen durchschnittlichen Klassengrößen in den Sekundarstufen I auch pädagogisch verantwortbar. Wir werden in Zukunft natürlich genau beobachten, wie vor dem Hintergrund der Schülerzahlentwicklung, notwendiger pädagogischer Verbesserungen und der finanziellen Spielräume weitere Reduktionen der Klassenmesszahlen möglich sind. zu 3) In Rheinland-Pfalz findet eine fundierte Förderung aller Schülergruppen, der Leistungsstarken genauso wie der Leistungsschwächeren statt. Hierzu gehört auch die kontinuierliche Weiterqualifizierung des pädagogischen Personals und die Entwicklung neuer Verfahren und Materialien zur Unterrichtsgestaltung und zur Verbesserung der Diagnosekompetenz von Lehrkräften. Was die Unterstützung besonders begabter Schülerinnen und Schüler angeht können wir Ihre Meinung unzureichender Maßnahmen leider nicht teilen, setzt Rheinland-Pfalz mit einer Vielzahl an Projekten zur Begabtenförderung doch mittlerweile bundesweit Maßstäbe. In der Grundschule ist sowohl die vorzeitige Einschulung als auch individuelles Überspringen von Klassenstufen möglich. Begabtenförderung ist Auftrag des Regelunterrichts jeder Grundschule. Das Land Rheinland-Pfalz realisiert seit dem Schuljahr 2004/2005 zudem ein

3 Projekt zur frühen Förderung hochbegabter Kinder aus dem Elementar- und Primarbereich. An 16 Grundschulstandorten sind sogenannte Entdeckertagsschulen eingerichtet, denen die Funktion eines Kompetenzzentrums für frühe Hochbegabtenförderung zukommt. Der Entdeckertag findet bei der Elternschaft großes Interesse. Im Schuljahr 2015/2016 nehmen 461 Schülerinnen und Schüler aus 229 Grundschulen und 14 Kindertagesstätten am Entdeckertag teil. Die Möglichkeit des individuellen Überspringens für besonders begabte und leistungswillige Schülerinnen und Schüler besteht auch an Realschulen plus und Gymnasien. Diese können nach dem BEGYS-Modell (Begabtenförderung an Gymnasien mit Verkürzung der Schulzeit) zusätzliche Projektklassen einrichten, die die Mittelstufe (Klassen 7 bis 10) um ein Jahr verkürzen. Dabei wird im Klassenverband die 9. Klasse übersprungen. Den weiterführenden Schulen werden außerdem zur Förderung eines besonderen Schulprofils durch Schwerpunktsetzung (z. B. sprachlich, mathematischnaturwissenschaftlich oder musisch/künstlerisch) zusätzliche Lehrerwochen-stunden zur Verfügung gestellt. Seit dem Schuljahr 2003/2004 gibt es Schulen für Hochbegabtenförderung. Mit Kinderuni, Schnupper- und Ferienkursen, Schülerlaboren und verschiedenen Möglichkeiten des Frühstudiums wird versucht, die Kinder frühzeitig an die Wissenschaft heranzuführen Zur Beratung der Eltern finden sich im Internet unter den Stichworten Individuelle Förderung und Begabtenförderung umfangreiche Informationen zu den entsprechenden Themen. Außerdem sind die Schulpsychologischen Beratungszentren im Rahmen ihrer Tätigkeit Ansprechpartner für allgemeine Fragen zur Hochbegabung. In Kooperation mit Schule, Eltern und Kind werden die relevanten Fragestellungen und Maßnahmen reflektiert und gemeinsam nach Möglichkeiten zur optimalen Kompetenzentfaltung für das Kind gesucht. Das gute Abschneiden rheinland-pfälzischer Schülerinnen und Schüler bei Vergleichstests und Wettbewerben ist unserer Meinung nach ein Beleg für die hohe Qualität und Wirksamkeit der Förderung an unseren Schulen. zu 4) Die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schülern ist eine zentrale Aufgabe unserer Schulen. Mit dem breiten Angebot an Schulformen, dem flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen, in denen mehr Zeit für die Förderung des Einzelnen bleibt, und der Reduzierung der Klassengrößen sind unserer Meinung nach dafür in Rheinland-Pfalz sehr gute Voraussetzungen geschaffen. Handlungsschwerpunkte liegen insbesondere bei der Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, mit besonderen Begabungen, mit Lernschwierigkeiten oder Autismusspektrumstörung (ASS) sowie mit chronischen Erkrankungen oder langandauernden Krankheiten (Krankenhausunterricht).

4 Für die SPD in Rheinland-Pfalz stellen Schulsozialarbeit und Schulpsychologie ergänzend dazu einen wichtigen und unverzichtbaren Baustein schulischer Qualität und des schulischen Miteinanders dar. Durch zusätzliche Mittel wurde die Schulsozialarbeit in den vergangenen Jahren daher kontinuierlich und flächendeckend ausgebaut. Weiter verfügt Rheinland-Pfalz über ein flächendeckendes Netz von Schulpsychologischen Beratungszentren. Wir wollen die Schulsozialarbeit und auch die Schulpsychologie an unseren Schulen weiter bedarfsgerecht ausbauen und stärken. Letzteres hat die SPD-Landtagsfraktion erst kürzlich in einem Antrag zur Landtagssitzung im Dezember 2015 gefordert. zu 5) Rheinland-Pfalz hat sich bei den nationalen Leistungsstudien kontinuierlich verbessert. Es ist eine klare Leistungssteigerung bei den Schülerinnen und Schülern festzustellen. Ein Absinken des Leistungsniveaus in den genannten Bereichen ist statistisch nicht belegbar. Zudem sind die Aussagen der Wirtschaft und der Hochschulen nicht länderspezifisch. Die individuelle Förderung an rheinland-pfälzischen Schulen dient der Förderung des gesamten Leistungsspektrums, sie ermöglicht hohe Bildungsabschlüsse. Unsere Schulen arbeiten und orientieren sich an den geltenden Bildungsstandards. Bei einer Lese-Rechtschreibschwäche und Rechenschwäche bzw. der stärkeren Form Lese- Rechtschreib- und Rechen-Störung muss durch die Schulen ein angemessenes, individuelles Förderangebot in den entsprechenden Bereichen sichergestellt werden. Das Angebot wird in einem Förderplan festgehalten, der Angaben über Ausgangsbedingungen, Vorgehen und Ziele der geplanten Maßnahmen enthält. Sie unterstützen die Lehrkräfte dabei, stärker auf die Individualität der Schülerinnen und Schüler eingehen zu können und spezielle Lernwege anzubieten. Diese Vorgehensweise hat sich bewährt und möchten wir beibehalten. zu 6) Rund 400 Vollzeitkräfte sind in diesem Schuljahr in Rheinland-Pfalz alleine für Deutsch- Intensivkurse eingesetzt, deren Zahl seit Ende des letzten Schuljahres von 151 auf 324 am angewachsen ist. Die Mittel für Sprachförderung an Schulen wurden von rund 1,9 Mio. Euro von Euro auf Euro erhöht. Die Grundlage für die Kurse bildet der Rahmenplan Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Lehrkräfte mit der Fakultas für das Fach Deutsch erwerben DaZ-Kompetenzen in ihrer universitären Ausbildung. Für die im Dienst befindlichen Lehrkräfte bietet das Pädagogische Landesinstitut als die zentrale Fort- und Weiterbildungseinrichtung viele Hilfestellungen an, um neu in Deutschland angekommene Schülerinnen und Schüler besser fördern und integrieren zu können.

5 In der Landtagssitzung am 16./17. Dezember 2015 haben SPD und Grüne beschlossen, die Mittel der Sprachförderung in 2016 um weitere 2,1 Mio. Euro zu erhöhen sowie dem Pädagogischen Landesinstitut zweckgebunden für die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften zur Sprachförderung insgesamt Euro mehr Mittel zuzuweisen. Damit werden Deutsch-Intensivkurse entsprechend dem Bedarf weiter ausgebaut und insbesondere die Berufsbildenden Schulen in ihrer Förderarbeit unterstützt. Wir sehen Rheinland-Pfalz damit für die anstehenden Herausforderungen gut gerüstet. zu 7) Auch wir sehen die starke Arbeit, die Lehrerinnen und Lehrer an den Realschulen plus, vor allem beim gemeinsamen inklusiven Unterricht behinderter und nichtbehinderter Kinder und mit den in den letzten Monaten zu uns gekommenen zahlreichen Kindern und Jugendlichen mit Flüchtlingshintergrund, leisten. Die SPD-Landtagsfraktion hat vor dem Hintergrund wachsender Aufgaben und zur weiteren Stärkung der Realschulen plus daher in der letzten Landtagssitzung gefordert, zunächst an den großen Realschulen plus mit mehr als 720 Schülerinnen und Schülern die Funktionsstelle eines didaktischen Koordinators einzurichten. Diese sollen die Schulleitungen in den Realschulen plus, die bisher schwächer besetzt waren als in den IGSen und Gymnasien, stärken und entlasten. In einem weiteren Antrag fordert die SPD-Landtagsfraktion, dass alle ehemaligen Hauptschul-Lehrkräfte an den Realschulen plus, die einen Antrag auf Wechselprüfung gestellt haben, diese zügig absolvieren können und nach erfolgreich bestandener Prüfung eine zeitlich realistische Perspektive zur Beförderung von der Besoldungsstufe A 12 nach A13 erhalten, so dass alle in Frage kommenden Beförderungen im Laufe der nächsten Legislaturperiode ( ) abgewickelt werden. Wir werden weiter für eine gute, bedarfsgerechte Ausstattung unserer Schulen mit Lehrkräften, die durch multiprofesionelle Teams unterstützt werden, Sorge tragen. Mit freundlichen Grüßen Jens Guth, MdL Generalsekretär