Kriterien der Textualität
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- Rüdiger Sachs
- vor 6 Jahren
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1 Was ist ein Text? Große Anzahl an Definitionen von Text (lat. textus: Geflecht, Gewobenes; texere: weben, flechten; vgl. auch Textilie ) Gemeinsamkeit: Text ist eine zusammenhängende (kohärente) Folge von Sätzen. Nach Brinker: Text bezeichnet eine begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert. 1
2 Kriterien der Textualität Ein Versuch, alle wesentlichen Eigenschaften von Texten präzise zu erfassen, liegt in der Angabe von Textualitätskriterien. Klassisch ist hier die Definition von de Beaugrande / Dressler (1981) 2
3 Die Definition von de Beaugrande / Dressler (1981): Text ist eine kommunikative Okkurenz, die 7 Kriterien der Textualität erfüllt: Kohäsion Kohärenz Intentionalität Akzeptabilität Situationalität Informativität Intertextualität 3
4 Textzentrierte Kriterien Kohäsion: grammatisch-lexikalische Verknüpfungen auf d. Oberflächenstruktur Kohärenz: den inhaltlichen Zusammenhang betreffende Relationen Anm: Stichwortartige Aufzählung, moderne Poesie, Fragmente in Tagebüchern erfüllen z.b. diese Kriterien nicht. Sind sie Texte? Kohäsion u. Kohärenz steuern häufig unser Verständnis von guten, zusammenhängenden Texten; wichtig f. d. FSU; bei Schülertexten häufig nicht gegeben. 4
5 Kohäsion u. Kohärenz Kohäsion auf d. Textoberfläche signalisierter Textzusammenhang lineare Abfolge v. Textbausteinen Kohäsionsmittel An Sprachmaterial gebunden Kohärenz auf dem Texthintergrund zugrunde liegender oder erschlossener Textzusammenhang Wissen von u. über Texte allg. außersprachliches Wissen 5
6 Kohäsionsmittel 1. Rekurrenz 2. Substitution 3. Pro-Formen (Pers. Pr., Demonstr. Pr., Adv.) 4. Bestimmter und unbestimmter Artikel (Textdeixis und Wissensdeixis) 5. Situationsdeixis (akt. Komm/situation) 6. Ellipse 7. Explizite Textverknüpfung (anaph. / kataph.) 8. Tempus 9. Konnektive (Konjunktionen und Pronominaladverbien) 6
7 Kohäsion u. Kohärenz bei Brinker Brinker unterscheidet diese Begriffe nicht. Er spricht v. grammatischen u. thematischen Bedingungen d. Kohärenz. 7
8 Benutzerzentrierte Kriterien (1) Intentionalität: produzentenzentriert; jeder Text ist mit einer best. Absicht produziert worden Akzeptabilität: rezipientenzentriert; jeder Text wird vom Rezipienten mit einer best. Erwartungshaltung gelesen. Ob diese Erwartung erfüllt wird (Text macht Sinn), ist situationsabhängig. 8
9 Benutzerzentrierte Kriterien (2) Situationalität: betr. d. kontextuelle Einbettung d. Textes: Texte werden immer in best. Situationen (Raum-Zeit- Zussammenhänge) produziert u. rezipiert. Texte müssen z. Situation passen. Informativität: betr. das Informationspotenzial d. Textes (was ist neu?) kann erheblich variieren 9
10 Intertextualität Texte beziehen sich auf andere Texte. Weite Definition: Jeder T. ist Realisierung einer best. Textsorte steht in einem intertextuellen Bezug auf d. anderen T. ders. Textsorte. Enge Def.: T. nehmen Bezug auf andere T.: Zitate, Buchkritiken, Kommentare. Anspielungen, Parodien: impl. Intertextualität 10
11 Funktionen v. Intertextualität Man kann zeigen, dass man sich in einem Gebiet gut auskennt (Zitate, wiss. Texte), Aufmerksamkeitserregung u. persuasives Mittel in d. Werbung (bsp. Die unerträgliche Leichtigkeit des Sehens ) Anspielungen, Parodien (bsp. Vom Eise befreit sind Berlins Straßen nach 6 Monaten nun Vom Eise befreit sind Strom u. Bäche, Goethe) 11
12 Zusammenfassung Textualitätskriterien sind nicht immer alle in einem T. realisiert. Es handelt sich um typische Merkmale v. Texten. Textualität ist nicht absolut, sondern prototypisch zu fassen. 12
13 Prototypischer Textbegriff Vorteile: Überwindung d. Unterscheidung zw. Text u. Nicht-Text; Arbeitsschwerpunkte verdeutlichen; Kennzeichen v. Texten hervorheben (bsp. mangelnde Kohärenz), Informationspotenzial erfassen, Intertextualität bewerten 13
14 Prototypischer Textbegriff Vorteile: Überwindung d. Unterscheidung zw. Text u. Nicht-Text; Arbeitsschwerpunkte verdeutlichen; Kennzeichen v. Texten hervorheben (bsp. mangelnde Kohärenz, Informationspotenzial erfassen, Intertextualität bewerten Sonstiges? 14
15 Prototypischer Textbegriff u. FSU erlaubt uns, Schülertexte zu beurteilen (alle Kriterien finden Anwendung), v.a. Kohärenz u. Kohäsion bieten sich auch als Unterrichtsthemen u. Bewertungskriterien an ( roter Faden muss erkennbar sein) 15
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