Emissionshandel und Biomasse Verschiedene Instrumente auf dem gemeinsamen Weg zum Klimaschutz
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- Wilfried Klein
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1 Emissionshandel und Biomasse Verschiedene Instrumente auf dem gemeinsamen Weg zum Klimaschutz FH Oberösterreich Science Day Wels 6. November 2008 Dipl.-Volksw. Sebastian Goers 1 goers@energieinstitut-linz.at Tel:
2 Grundlage der internationalen Klimaschutzpolitik: Reduktion der THG-Emissionen 2 The use of coal was prohibited in London in 1273, and at least one person was put to death for this offense in Why did it take economists so long to recognize and analyze the problem? Fisher (1981), S.164
3 IPCC Fourth Assessment Report (2007) Most of the observed increase in global average temperature since the mid-20th century is very likely due to the observed increase in anthropogenic GHG concentrations. Anstieg der globalen THG-Emissionenim Zeitraum von : 70% : 24% Anstieg der globalen CO 2 -Emissionen im Zeitraum von : 80% : 28% 3
4 IPCC Fourth Assessment Report (2007) Werden die THG-Emissionen nicht verringert, so ist eine Zunahme von 0,2 C pro Dekade sehr wahrscheinlich. ( sehr wahrscheinlich = >90%) Klimasensitivität: Verdoppelung der CO 2 -Konzentration Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zwischen 2,0 bis 4,5 C ist wahrscheinlich. ( wahrscheinlich = >66%) 4
5 Wirtschaftliche Folgen der globalen Erwärmung Stern Review on the Economics of Climate Change, N.Stern (2006) THG-Konzentration in der Atmosphäre 550 ppm jährliche Kosten = 1% des globalen BIP Kosten bzw. Schäden durch Inaktivität je nach Ausmaß des Anstieges der globalen Durchschnittstemperatur und unter Berücksichtigung von Risiken und Einflüssen zwischen 5 und 20% des globalen BIP pro Jahr Entwicklungs- und Schwellenländer sind überdurchschnittlich stark betroffen 5
6 Das Kyoto-Protokoll Internationaler Klimaschutz Eckpunkte: Reduktion der Kyoto-Gase (CO 2, CH 4, N 2 O, HFKW, FKW, SF 6 ) um 5,2% für den Zeitraum von Teilnehmerstaaten = größtenteils Industriestaaten betroffen Sektoren: Energie, Produktion, Land- und Abfallwirtschaft Burden-sharing-Agreement verpflichtet die EU zur Reduktion von 8%. Eines der (internationalen) Instrumente der THG-Reduktion ist der Emissionshandel. 6
7 CO 2 -Emissionen (in Mio. t) Year World EU-15 EU-27 Austria Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten von Eurostat, Umweltbundesamt, IWR (Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien).
8 Kyoto-Zielerfüllung der EU Erfüllung der Reduktionsvorgaben für 2010 der EU-15-Mitgliedsstaaten (unter Berücksichtigung vorherrschender Maßnahmen) in % 7,0 5-1,0 1,0 1,0 3,0 0 Spanien Luxemburg Österreich Finnland Dänemark Portugal Italien Irland Belgien Frankreich Niederlande Deutschland Schweden Griechenland Vereinigtes Königreich -5-4,0-4, , , ,0-19,0-17, ,0-30, ,0 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten von European Environment Agency 8
9 Instrumente zur Reduktion der THG-Emissionen 9 Economists can only repeat, without quiet understanding, what geologists, ecologists, public health experts, and others say about physical and physiological facts. Their craft is to perceive how economies and people in general will respond to those facts. Dorfman (1985), S.67
10 Emissionshandel 10 10
11 Funktionsweise des Emissionshandels Ökonomischer Ansatz: Klimawandel = globaler negativer externer Effekt Schaffung eines Preises für die THG-Emission Das Recht zur THG-Emission wird ein knappes Gut. Anreiz zur Reduktion von THG-Emissionen Für die Reduktion von sich gleichmäßig verteilenden THG ist es unbedeutend, wo THG-Emissionen vermieden werden. Allein die Summe der Emissionen ist für die Internalisierung relevant. Werden die Emissionen dort vermieden, wo dies zu volkswirtschaftlich minimalen Kosten möglich ist, so funktioniert das umweltpolitische Instrument, der Emissionshandel, kosteneffizient. 11
12 Funktionsweise des Emissionshandels Cap-and-Trade-Systeme: Definition eines Emissionsstandards (Cap) Definition des Teilnehmerkreises Aufteilung des Emissionsstandards in Zertifikate Definition der Zuteilungsregel kostenlose vs. kostenpflichtige Allokation Handel unter den Teilnehmern (Trade) Generierung eines Zertifikatepreises bzw. eines Preises für die Emission 12
13 Funktionsweise des Emissionshandels 1 Zertifikat = 1 t CO 2 Start Anlage 1 Anlage 2 bisheriger CO 2 -Ausstoß bisheriger CO 2 -Ausstoß 5000 t 5000 t Verfügbare Zertifikate Verfügbare Zertifikate 4500 t 4500 t CO 2 -Reduktion tatsächlicher CO 2 -Ausstoß 4000 t tatsächlicher CO 2 -Ausstoß 5000 t Handel Verkauf 500t Zukauf 500t 13 Quelle: Eigene Darstellung nach EnBW.
14 Das EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) EU-Emissionshandelsrichtlinie 2003/87/EG Zeitlicher Rahmen: ; ; Erfasste Anlagen und Gase Emissionsbudget Aufteilung des Kyoto-Emissionsbudgets zwischen am Handel teilnehmenden und nicht am Handel teilnehmenden Sektoren (Angebot) auf nationaler Ebene und Bestimmung der Teilnehmer auf EU-Ebene (Nachfrage) dezentrale Struktur Allokation der Zertifikate mind. zu 90% kostenlos Sanktionen: 40 /t CO 2 (1. Phase), 100 /t CO 2 (2. Phase) Handel zwischen Anlagenbetreibern 14
15 40 Erfahrungen der 1. Handelsphase des EU-EHS Überausstattung mit CO 2 -Emissionsberechtigungen im Vergleich zur tatsächlichen CO 2 -Emission in 2005 in % 30 29,0 25, ,4 13,3 12,7 10 7,1 5,1 4,2 1,3-3, Dänem ark Finnland Lux emburg Schw eden Frankreich Niederlande Belgien Deuts chla nd Portugal G riechenland -0,2 Öste rreich Italien -4,4 Spanien -6,3 Irla nd Vereinigtes Königreich ,4-17,7-30 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten von Ellermann und Buchner (2006) 15
16 Erfahrungen der 1. Handelsphase des EU-EHS Überausstattung mit CO 2 -Emissionsberechtigungen im Vergleich zur tatsächlichen CO 2 -Emission in 2005 in Mio. t CO ,9 19, ,6 10,8 6,1 0 3,0 3,0 0,6 0,5-1,0 Deuts chla nd F ran kreich F inn lan d Dänem ark N ied erlan d e B elg ien Schw eden Lux emburg Po rtu gal G riechenland -0,1 Ö ste rreich Irla nd -3,2 Italien Sp an ien Vereinigtes Königreich -10-9,5-10, ,4 16 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten von Ellermann und Buchner (2006)
17 Erfahrungen der 1./2. Handelsphase des EU-EHS Spot-Preis pro CO 2 -Zertifikat an der EEX ( ) hohe Preisvolatilität 30,00 25,00 20,00 15,00 10,00 5,00 0, Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten von EEX
18 Erfahrungen der 1. Handelsphase des EU-EHS Beträchtliche Windfall-Profits bei Energieerzeugern Gratisallokation der CO 2 -Zertifikate Kompensation vs. Opportunitätskosten Einpreisung des Zertifikatewertes / Überwälzung auf Strompreise Studie von Point Carbon (im Auftrag des WWF): Ertragszuwächse im Stromsektor (in Mrd. ) Windfall- Profits in (in Mrd. ) Ertragszuwächse im Stromsektor (in Mrd. ) Windfall- Profits in (in Mrd. ) CO 2 -Preis 21 /t 32 /t UK Deutschland Spanien Italien Polen Quelle: Point Carbon (2008)
19 Revision des EU-Emissionshandelssystems Zentralisierung und Harmonisierung Implementierung einer EU-weit geltenden Obergrenze homogene Zuteilungsregeln Vollständige Auktionierung vs. partielle Gratisallokation 100%-ige Auktionierung im Energiesektor ab %-ige Auktionierung in restlichen Sektoren ab 2013 Carbon Leakage Sektorale Expansion und Aufnahme weiterer Gase 19
20 Energetische Nutzung von Biomasse 20 20
21 Notwendigkeit der energetischen Biomassenutzung Reduktion der THG-Emissionen durch Biomassenutzung EU-Ebene: Entwurf einer Richtlinie über die Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen Erhöhung des Anteils regenerativer Energien am EU- Endenergieverbrauch auf 20% bis 2020 Mindestanteil von Biokraftstoffen im Verkehrssektor von 10% bis 2020 (5,75% bis 2010) 21
22 Notwendigkeit der energetischen Biomassenutzung Weitere umweltökonomische Vorteile: Die Abhängigkeit von Energieimporten fossiler Energieträger aus Krisenregionen wird reduziert Erhöhung der Versorgungssicherheit Preisvolatilität erneuerbarer Energieträger < Preisvolatilität fossiler Energieträgern Die Substitutionen von (importierten) fossilen Energieträgern durch erneuerbare wie Biomasse erhöht die heimische Wertschöpfung und schafft somit zusätzliche Arbeitsplätze in der heimischen Volkswirtschaft. 22
23 Biomasse Einige Daten Global unterschiedliche Nutzung von Biomasse als Energieträger und generell von erneuerbaren Energien: Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Primärenergieproduktion (TPES) 2004 (in %) Anteil der biogenen Brenn- und Treibstoffe (inkl. brennbare Abfälle) an der Primärenergieproduktion (TPES) 2004 (in %) Afrika 49,9 48,4 Lateinamerika 28,9 18,1 Asien (ohne China) 31,8 29,4 Mittlerer Osten 0,7 0,2 OECD 5,7 3,0 Welt 13,1 10,40 Quelle: International Energy Agency Die weitaus %-höhere Nutzung von biogenen Brenn- und Treibstoffen in Nicht- OECD-Staaten basiert vor allem auf der geringeren ökonomischen Performance und somit auf dem geringeren Einsatz von fossilen Energieträgern sowie einem geringeren gesamten Energiebedarf. 23
24 Biomassenutzung in Österreich Bruttoinlandsverbrauch von erneuerbaren Energieträgern von 1970 bis 2005 in TJ Bruttoinlandsverbrauch in TJ Quelle: eigene Darstellung auf Basis von Daten der Statistik Austria Brennbare Abfälle Brennholz Biogene Brenn- und Treibstoffe 24
25 Biomassenutzung in Österreich Bruttoinlandsverbrauch an Bioenergie 2004 in Österreich Scheitholz; 10,8 PJ Waldhackgut; 60,73 PJ Brennbare Abfälle; 20,05 PJ Ablauge, Schlämme der Papierindustrie; 24,24 PJ Biogas; 0,61 PJ Klärgas; 0,8 PJ Deponiegas; 0,5 PJ Biodiesel; 0,84 PJ Stroh; 0,05 PJ Holz-, Rindenbriketts 3,3 PJ Gesamter energetischer Bruttoinlandsverbrauch 2004: PJ Erneuerbare: 300,1 PJ (23%) Bioenergie: 157,0 PJ (12%) Holzpellets; 4,4 PJ Industrierestholz und sonstige; 30,7 PJ Quelle: eigene Darstellung auf Basis von Daten des Österreichischen Biomasse-Verbandes 25
26 Emissionshandel und energetische Nutzung von Biomasse - Welche Interaktionen? 26 26
27 Welche Interaktionen? Grundsätzlich: Emissionshandel Preis für CO 2 Wettbewerbsfähigkeit von Biomasse Notwendigkeit der Förderung von EE Je stringenter die Caps, je knapper die Zertifikatemenge, je mehr Anreize durch kostenpflichtige Allokation geschaffen werden, desto ökonomisch attraktiver wird Biomasse CO 2 -Neutralität von Biomasse für CO 2 -Bilanzierung ist gesamter Produktionspfad bedeutend (Anbau, Verarbeitung und Verbrauch) 27
28 Welche Interaktionen? Ein Beispiel Relevanz von Biomasse bei sektoraler Erweiterung des EU-EHS Integration des Verkehrssektors in das EU-EHS steigende Wachstumsraten beim Energieverbrauch Verkehrssektor = Netto-Nachfrager von CO 2 -Zertifikaten Preis der CO 2 -Zertifikate Einsatz von Biokraftstoffen: Absicherung gegen steigende Zertifikatepreise, Absicherung gegen Versorgungsengpässe, Beitrag zum Klimaschutz 28
29 29 VIELEN DANK!
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