Soziale Arbeit im Wandel Ursachen und Konsequenzen
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- Frieder Gerstle
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1 Soziale Arbeit im Wandel Ursachen und Konsequenzen Fachtagung Psychiatrie: Arbeit für Menschen mit psychischen Erkrankungen Berlin, Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt
2 Die soziale Aufgabe Psychiatrische Arbeit war von Anfang an eine soziale: Bürger nahmen sich der Armen Irren an. Die Verwahrung in Anstalten hat die Kranken dem sozialen Blick entzogen. Soziale Bewegungen führen zu neuen Sichten. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 2
3 Psychiatrie in sozialer Kritik In den Wechselfällen des Lebens entscheidet sich nach dem Vers, der dem Roman Einer flog übers Kuckucksnest vorangestellt ist, one flew east, one flew west one flew over the cukoo s nest wer in der Anstalt landet. Es kann jeden treffen. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 3
4 Risiken im Leben begegnen Zentrifugal wird die (soziale) Arbeit zu einer an uns selbst an den Risiken unseres Lebens. In der Risikogesellschaft (Ulrich Beck) betreffen die Verunsicherungen der Moderne auch die Arbeit. Arbeit mit Risiken ist eine Arbeit an und mit Gefährdungslagen (von Kindern, der Jugend, des Berufslebens ). Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 4
5 Von der Kritik an der Gesellschaft zur Sorge in ihr In den letzten fünf Jahrzehnten ist die äußere Arbeit an der Gesellschaftsveränderung dialektisch aufgehoben worden in eine zivile Selbstvergewisserung und die dazu gehörenden Besorgungsaufgaben. Social change geht in social care über. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 5
6 Antipsychiatrie und Enthospitalisierung Soziale Arbeit schloss in den 1970er Jahren die Kampagnen zur Deinstitutionalisierung psychiatrischer Versorgung ein. Die Aktion psychisch Kranke trat als sozialpolitischer Akteur auf. Die Bewegung setzt sich bis in die Inklusionsdebatte fort. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 6
7 Community Care: Ambulant in Arbeitsgemeinschaft Soziale Integration wird sozialräumlich und im individuellen Lebensumfeld angestrebt. Personenzentrierung ist nur eine Seite des Wandels, den die psychiatrische Arbeit mit der Sozialen Arbeit generell gemein hat. Teilhabe und gemeinschaftliche Bewältigung sind gefordert. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 7
8 Trend zur Individualisierung und zurück Von der stationären über die ambulante zur häuslichen Versorgung. Häusliche Pflege home treatment Individualisierung aber nicht Isolation. Beispiele: Familienzentren Gemeindepsychiatrische Zentren Generationenhäuser Betreutes Wohnen Caring Communities Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 8
9 Modernisierungsagenda Der Wandel in der Psychiatrie geht mit dem Wandel der Sozialen Arbeit einher. Auf der Agenda stehen - Wirkungsorientierung - Qualitätssicherung - Adressatenaktivierung - Verantwortungsteilung - Kooperation und Vernetzung. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 9
10 Komplexe Anforderungen Die Risiken des Lebens (einer Person in ihrer Umwelt) sind heterogen und vielseitig. Ihnen wird mit Komplexleistungen begegnet. Sie werden nicht von einer Fachkraft allein erbracht; mehrere sind beteiligt und verschiedene Stellen und Dienste. Funktionales Zusammenwirken in Vernetzung. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 10
11 Case Management Der Vielseitigkeit der Problematik von psychisch gestörten Menschen musste außerhalb der Heilbehandlung begegnet werden. Soziale Arbeit wird im Case Management mit einer chronischen Situationsbewältigung befasst. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 11
12 Stärken- statt Defizitorientierung Um Ineffizienz zu vermeiden, wird auf aktuelle Stärken und Bereitschaften gebaut. Empowerment eigener Interessen Adressatenaktivierung: Mitarbeit von vornherein Fokus auf Gesundung im Recovery-Konzept: Verbundenheit erleben, Zuversicht haben und Bedeutsamkeit erfahren Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 12
13 Sozialraumorientierung Vom Fall zu Feld (Wolfgang Hinte): Statt auf den Eintritt des Prekären zu warten, ist es effektiver und effizienter, ihm im Vorfeld entgegen zu wirken. Einbinden in ein aktives Umfeld aktiviert Personen. Inklusion im Feld: Psychische Störungen gehören zum gemeinsamen Leben. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 13
14 Passgenau und flexibel unterstützen Begleitung auf einem Weg statt punktuellem Helfen verlangt eine laufende Anpassung. Zum Case Management gehört, dass vor, während und nach Behandlungsmaßnahmen eingeschätzt wird, ob und wie sie zum (gelingenden) Leben beitragen bzw. bewältigungswirksam sind. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 14
15 Ressourcen- und Wirkungsorientierung Sozialer Arbeit und Humandiensten allgemein wird Ressourcenverantwortung und ein Wirksamkeitsnachweis abverlangt. Outcome (der Klienten) ist nicht allein mit Output (der Dienste) zu erreichen. Die Ressourcen der Nutzer sind einzubeziehen. Peerarbeit hilft. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 15
16 Differenzierungen Soziale Arbeit spezialisiert sich, um speziellen Anforderungen von Frühen Hilfen bis zur Hospizarbeit nachzukommen. Konzept der Fachsozialarbeit: differenzierte Studiengänge Berufliche Überschneidungen mit Pflege, Pädagogik, Assistenzberufen. Sozialarbeiter/innen sind ersetzbar droht Deprofessionalisierung? Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 16
17 Social care Unter informell Beteiligten und Betroffenen und formell Beteiligten wird die Sorge geteilt. Die Stellung der informell Sorgenden wird gegenüber den Professionellen gestärkt. Berufliches Engagement und ziviles Engagement gehen ineinander über. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 17
18 Zivil + professionell Berufliche Sozialarbeit findet Erweiterung in der sozialen Arbeit, die vielgestaltig in der Zivilgesellschaft geleistet wird. Ökonomisch gehört diese Arbeit zum gemischten Wohlfahrtsproduktion. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 18
19 Die Grenzen öffnen: Im System hin zur integrierten Versorgung und transdiziplinären Zusammenarbeit. Im Leben zur gemeinsamen Bewältigung individualisierter Probleme. Offenes System der Unterstützung nachgerade von Unterstützern (carers). Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 19
20 Resümee: Vom System ins Leben Der Charakter der Sozialen Arbeit hat sich geändert. Ihr stellen sich Gestaltungsaufgaben mit Betroffenen und Beteiligten in ihrem und im gemeinsamen Leben. Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt 20
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