DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN PFLANZENZÜCHTER
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- Marta Goldschmidt
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1 SORTEN VON MORGEN DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN PFLANZENZÜCHTER Neue Absatzwege Seite 4 Sortenvielfalt contra Klimawandel Seite 6 Resistenzzüchtung senkt Kosten Seite 6 Kleiner Beitrag große Wirkung Seite 8 Investitionen in Forschung Seite 9
2 Editorial Werte schützen Liebe Leserin, lieber Leser, Sie investieren täglich viel Zeit und Arbeit in Ihren Betrieb, um erstklassige Qualität zu produzieren und damit den Erfolg Ihres Unternehmens zu sichern. Gleiches leisten die deutschen Pflanzenzüchter mit aufwendiger und kostenintensiver Entwicklungsarbeit. Sie sichern den Züchtungsfortschritt und damit die Zukunft des gesamten deutschen Ackerbaus, indem sie Sorten entwickeln, die unter veränderten Klimabedingungen den Anforderungen der Landwirtschaft gerecht werden und ein erfolgreiches Wirtschaften durch kontinuierliche Ertragssteigerungen, optimierte Resistenzeigenschaften und verbesserte Inhaltsstoffe ermöglichen. Pflanzenbau als Rohstoffquelle Mit dem Anbau nachwachsender Rohstoffe zur energetischen und stofflichen Verwertung kann die Landwirtschaft einen wesentlichen Beitrag leisten, die wachsende Importabhängigkeit von Erdöl und Erdgas zu minimieren. Hier setzen Pflanzenzüchter an und schaffen neue, verbesserte Sorten. Für die Investitionen in Züchtungsfortschritt sind Lizenz- und Nachbaugebühren die Grundlage. Pflanzen dienen als Nahrungsmittel, Futtermittel, Kraftstoffe und sind Basis für Kunststoffe! Die Kosten für die Entwicklung dieser innovativen Sorten werden durch eine im Saatgutpreis enthaltene Lizenzgebühr oder durch eine Nachbaugebühr gedeckt, die im Sortenschutzrecht festgelegt sind. Das Sortenschutzrecht schützt das geistige Eigentum des Züchters und schafft Anreize für Züchtungsinvestitionen. Es beruht auf den Grundsätzen des internationalen Übereinkommens zum Schutz von Pflanzenzüchtungen (UPOV), das im EU-Recht und im nationalen Recht verankert ist und in vielen Staaten erfolgreich zur Anwendung kommt. Der Nachbau geschützter Pflanzensorten ist nur bei bestimmten Arten erlaubt und dann auch nur gegen Zahlung der Nachbaugebühr an den Züchter zulässig (Ausnahme: Kleinlandwirte). Züchtungsfortschritt ist das Ergebnis unser aller Investitionen in Saatgut. Der Erfolg hängt von zukunftsweisenden Entwicklungen in der Pflanzenzüchtung ab. Informieren Sie sich in diesem Magazin über die Leistungen der Züchter. Weitere Informationen finden Sie unter Ihre Deutschen Pflanzenzüchter SORTEN VON MORGEN 3
3 Neue Inhaltsstoffe für neue Absatzwege In einem Markt mit stetig wachsenden Ansprüchen bedarf es innovativer Ideen und Produkte. Das gilt für die Landwirtschaft in besonderem Maße, die sich wie kein anderer Wirtschaftszweig dem stetigen Wandel gesellschaftlicher, ökologischer und wirtschaftlicher Anforderungen stellen muss. Viele Pflanzen sind heute nicht mehr nur Nahrungsmittel und Tierfutter. Pflanzen sind auch Basis für die Erzeugung von Kraftstoffen beziehungsweise dienen als Rohstoff, beispielsweise als Stärkelieferant für die Kosmetik- oder die chemische Industrie. Die Pflanzenzüchter schaffen mit neuen Sorten Perspektiven. Die Entwicklung verbesserter und zukunftsweisender Sorten, deren Eigenschaften entscheidend für ein erfolgreiches Wirtschaften sind, hängt vom Sortenschutz und der Entrichtung von Lizenz- und Nachbaugebühren ab. Die Zeiten ändern sich Für weite Bereiche Deutschlands wird eine veränderte Niederschlagsverteilung mit mehr Winter- und weniger Sommerniederschlägen vorhergesagt. Nach einer Schätzung werden Landwirte bis zum Jahr 2050 aufgrund des veränderten Klimas rund 14 Prozent Ertragseinbußen bei Kartoffeln und 5 Prozent bei den Hauptgetreidearten (Gerste, Weizen) in Deutschland in Kauf nehmen müssen. Diese Entwicklung können neue Sorten verhindern, die den veränderten Anforderungen standhalten. Rückgang der Sommerniederschläge bis 30 % etwa 20 % von 0 bis 10 % Durchschnittsniederschläge im Zeitraum 2071 bis 2100 im Vergleich zu 1961 bis 1990 Pflanzenbasierte Kunststoffe auf der Überholspur Naturprodukte finden immer mehr Anwendungen in der Industrie wie hier im WorldFirst Formula 3 Rennwagen der University of Warwick. Das Lenkrad wurde aus Karottenfasern und anderen Wurzelgewächsen gefertigt, der Fahrersitz hat geschäumtes Pflanzenöl als Grundmaterial. Einige Karosserieteile bestehen aus Kartoffelstärke. Anstieg der Winterniederschläge von 30 bis 80 % etwa 20 % unter 20 % Durchschnittsniederschläge im Zeitraum 2071 bis 2100 im Vergleich zu 1961 bis 1990 Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur stark, bis etwa 2,5 Grad mittel, bis etwa 2,0 Grad gering, bis etwa 1,5 Grad Durchschnittstemperatur im Zeitraum 2071 bis 2100 im Vergleich zu 1961 bis 1990 SORTEN VON MORGEN 4 Quelle: Umweltbundesamt 2007
4 Fortschritt säen Resistenzzüchtung senkt Kosten Starke Pflanzen für erfolgreiches Wirtschaften Sortenvielfalt contra Klimawandel Die Faktoren, die den Ackerbau stark beeinflussen, nehmen stetig zu. Dazu zählen abiotische Stressfaktoren wie Trockenheit, Hitze und salzige Böden sowie plötzliche Starkniederschläge, die die Böden nicht mehr aufnehmen können. Auch biotische Stressfaktoren durch neue Schädlinge, Viren und Pilze oder veränderte Entwicklungszyklen von Schädlingen stören oder mindern das Pflanzenwachstum. Die Pflanzenzüchter schaffen neue Sorten, die den Umweltanforderungen von morgen gerecht werden. Die Forschungsarbeit ist auf Pflanzen ausgerichtet, die die Auswirkungen des Klimawandels besser abfedern können. Die Züchter bearbeiten eine Vielzahl an Sorten, um individuelle Lösungen für die mehr als 25 unterschiedlichen Boden-Klima-Räume in Deutschland bereitzustellen. Damit leisten die Züchter einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit des gesamten Ackerbaus. Die landwirtschaftlichen Märkte erfordern mehr denn je Fachkunde, kaufmännisches Geschick und langfristiges Planen. Vielfältige Absatzwege eröffnen neue Perspektiven, gleichzeitig stehen die Landwirte vor immer größeren Herausforderungen. In dieser Situation muss der Einsatz von Betriebsmitteln scharf kalkuliert werden und trägt maßgeblich zum Erfolg eines Unternehmens bei. Zunehmende Effizienzsteigerungen im Betrieb erfordern daher optimale, standortangepasste und regionale Sorten, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngemitteln und damit auch Arbeitskosten weiter senken können. In den vergangenen Jahrzehnten konnten in der Resistenzzüchtung entschei- dende Fortschritte erzielt werden. Die Züchter entwickeln Sorten, die sich durch Krankheits- und Virusresistenzen sowie Widerstandsfähigkeit gegen Schaderreger auszeichnen. Ohne Resistenzzüchtung wäre beispielsweise der Anbau von Kartoffeln schon längst zum Erliegen gekommen. Diese Züchtungserfolge sind direkt von den Einnahmen aus Lizenz- und Nachbaugebühren abhängig. Trotz der hohen wirtschaftlichen Vorteile macht Saatgut nur einen geringen Teil der gesamten Betriebskosten aus. Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Millioneninvestitionen für leistungsstarke Sorten Bei einer Entwicklungszeit von rund 10 Jahren entstehen dem Züchter pro Sorte Kosten in Höhe von 1,5 bis 2 Millionen Euro. Anzahl der für den Ackerbau in Deutschland verfügbaren Sorten, die vertriebsfähig sind und die sortenschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt haben. Der Nachbau dieser geschützten Sorten ist nur gegen die Entrichtung der Nachbaugebühr zulässig. SORTEN VON MORGEN 7
5 Leistung zeigen Erfolg ernten Kleiner Beitrag mit großer Wirkung Traditionell sind die Lizenzen aus dem Verkauf von Z-Saatgut die wichtigste Einnahmequelle der Zuchtfirmen für weitere Innovationen. Bei Getreide und Kartoffeln wird es aber immer schwieriger, bei stagnierendem Saatgutwechsel und fehlenden Nachbaugebühren die steigenden Zuchtkosten zu finanzieren. Dabei ist der Mehrerlös für die Landwirtschaft durch den Züchtungsfortschritt groß und könnte durch kleine Beiträge weiter gesteigert werden! Bei einem derzeitigen Ertragsfortschritt von Weizen bei durchschnittlich 1 dt/ha pro Jahr und einem durchschnittlichen Getreidepreis von 14 Euro/dt wird in Deutschland ein Mehrerlös von knapp 45 Mio. Euro pro Jahr erzielt. Bei der vollen Entrichtung der Nachbaugebühren könnten die Züchter noch stärker in Züchtungsfortschritt investieren. Schätzungsweise könnte unter optimalen Bedingungen und der Entrichtung der vollen Gebühren ein jährlicher Mehrertrag von 1,25 dt/ha pro Jahr erreicht werden. Damit könnte der Mehrerlös für die Weizenanbauer auf 56 Mio. Euro jährlich gesteigert werden. Pflanzenzüchter investieren mehr in Forschung als die Pharmaindustrie Züchterunternehmen investieren rund 17 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung, um neue Sorten zu entwickeln mehr, als beispielsweise die Pharmaindustrie anteilig für Innovationen ausgibt. Für die Sicherung des Züchtungsfortschritts erhalten die Getreidezüchter im Schnitt rund 10 Euro pro Hektar Z-Lizenzgebühren. Bei Nachbau fallen 50 Prozent der Z-Lizenz an. Die Getreidezüchter stellen sich der Forderung der Landwirte nach immer leistungsstärkeren Sorten. Züchtungsvielfalt als Basis für Innovationen Züchtungsfortschritt steigert nicht nur den Ertrag, sondern gewährleistet auch stetige Verbesserungen bei Qualität und Pflanzengesundheit. Vielfältige Zuchtprogramme bei Kartoffeln, Getreide und Leguminosen stehen für ein hohes Innovationspotenzial und sorgen für eine ausgeprägte Vielfalt an Sorten, die unterschiedlichsten Anforderungen und Produktionsweisen entsprechen. Dieser Fortschritt ist nur gewährleistet, wenn die breite Vielfalt in der Züchterlandschaft und die Wirtschaftlichkeit der Züchtung bei den Kulturen mit hohem Nachbauanteil erhalten bleiben. SORTEN VON MORGEN 8 Die bei Z-Saatgutverkäufen erhobenen Lizenzeinnahmen und Nachbaugebühren bei Kartoffeln und Getreide sind die Grundlage für Investitionen der Züchter. >
6 Die deutschen Kartoffelzüchter haben neue Kartoffelsorten beim Bundessortenamt zur Zulassung gebracht. Übersicht über die vielfältigen Aktivitäten der deutschen Pflanzenzüchtungsunternehmen: Viele Unternehmen züchten und vertreiben mehrere Kulturen gleichzeitig. Die Unternehmen stehen im Wettbewerb um die jeweils beste Sorte. Sie erfüllen die Wünsche ihrer Kunden nach verbessertem Pflanzenwachstum. > Obwohl die Erträge in Deutschland und der EU bei allen Fruchtarten steigen, zeigt sich eine bedenkliche Entwicklung: Bei der wichtigsten Kulturart Weizen hält der Ertragsfortschritt nicht mit anderen Kulturarten Schritt. Grund dafür: Den Investitionen der Züchter sind enge Grenzen gesetzt, da die Einnahmen aus den Lizenzen nahezu stagnieren und Nachbaugebühren nicht von allen Landwirten entrichtet werden. Dabei ist Weizen mit über drei Mio. Hektar Anbaufläche das bedeutendste Getreide in Deutschland. Innovationskraft Pflanzenzüchtung Die jährlichen Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft in Deutschland betragen zwei bis drei Prozent, was einem Wert von 600 Mio. Euro entspricht. Die Hälfte davon ist dem Fortschritt aus Pflanzenzüchtung zuzuschreiben. Bessere Sorten sind die Innovationskraft für Landwirte. 100 Jahre züchterische Leistung Neue Perspektiven züchten Deutschland liegt bei der Entwicklung der Weizenerträge im Vergleich zu den wichtigen Erzeugerländern an der Spitze. In Deutschland wird bei Weizen ein Mehrertrag von ca. 3,5 Mio. dt pro Jahr allein durch Züchtungsfortschritt erzielt. Quelle: Prof. Dr. Folkhard Isermeyer (FAL Braunschweig); Alfred C. Toepfer International (ACTI) Die mittelständische, privatwirtschaftliche Züchterlandschaft in Deutschland stellt eine Vielfalt ständig verbesserter Sorten bereit. Dass sich der Ertrag während der letzten 100 Jahre verfünffacht hat und die Qualität stets verbessert wurde, geht zur Hälfte auf züchterische Leistung zurück. Vielfalt sichert Wettbewerb und Innovation. Herausgeber: Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.v., Kaufmannstraße 71 73, Bonn Bildnachweis: S. 2/3 oben, S. 7 unten, S. 9 mittig: Saaten-Union; S. 9 oben: SaKa Pflanzenzucht GbR; S. 2 mittig, S. 4 unten, S. 5 oben: Fotolia; S. 10/11 oben: istockphoto SORTEN VON MORGEN 11
7 Die Deutschen Pflanzenzüchter Wir säen Fortschritt. Nachbaugebühren von heute sind die Sorten von morgen. Kontinuierliche Ertragssteigerungen, die Entwicklung widerstandsfähiger Sorten und die Erschließung neuer Absatzmöglichkeiten durch verbesserte Inhaltsstoffe sind auch in Zukunft nur durch Züchtungsfortschritt realisierbar. Nachbaugebühren sichern diesen Fortschritt und ermöglichen damit beste Perspektiven für die Landwirtschaft. Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.v., Kaufmannstraße 71 73, Bonn
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