Gottesdienst mit Taufe 1. Advent Richterswil Willkommen! Mk 1,1-8
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- Kai Messner
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1 Gottesdienst mit Taufe 1. Advent Richterswil Willkommen! Mk 1,1-8 Liebe Taufgemeinde am 1. Advent, was haben Advent und Taufe gemeinsam? Ist doch logisch, werden Sie denken, heute ist 1. Advent und wir haben Severin getauft. Stimmt. Aber wie Sie sich auch denken können und mich vielleicht auch kennen, muss da noch mehr dahinter sein. Stimmt auch. Beides, Taufe und Advent, haben mit einem Anfang zu tun. Und allem Anfang wohnt ein Zauber inne heisst es bei Hermann Hesse. Und Anfang wiederum ist eng verbunden mit Willkommen heissen. Mit dem 1. Advent fängt wieder ein neues Kirchenjahr an. Heissen wir es willkommen? Und wie? Was erhoffen wir uns dafür? Advent heisst Ankunft. Was erhoffen wir uns von dem, der da bei uns ankommen möchte? Genauso ist auch die Taufe ein Anfang. Für einen Täufling, heute namentlich Severin am Anfang seines Lebens, beginnt etwas Neues: Das Leben in unserer Gemeinschaft, in unserer Gemeinde. Sie trägt und verbindet mit Traditionen, wie auch mit Neuem, die Generationen. Wir heissen ihn in dieser Gemeinde Willkommen. Auch hier die Frage: Was erhoffen wir uns für diesen Anfang, für den Lebensweg unseres Taufkindes? 1
2 Weg, Ankunft, Anfang und Taufe sind auch die herausragenden Stichworte vom Anfang des ältesten Evangeliums, dem des Markus, aus dem wir eben gehört haben. Auf den ersten Blick bzw. beim ersten Hören fängt das Evangelium, übersetzt die Gute Nachricht oder Frohe Botschaft von Jesus Christus mit Verlaub gesagt ziemlich gäch an. Unter einer Willkommenskultur für den, der nun bald wieder an Weihnachten als herziges Kind in der Krippe zu uns kommt, stellen wir uns zumeist etwas anderes vor. Advent das sind doch Lichter und Tannengrün, Weihnachtsmärkte, Guetsli, Glühwein und möglichst besinnliche Momente, alle Jahre wieder. Stattdessen hören wir hier die Ankündigung eines Rufers in der Wüste und davon, dass erst mal sozusagen alles planiert werden muss. Weiter hören wir, dass dann dieser Rufer in der Wüste tatsächlich auftritt mit wildem Outfit, strub möchte man sagen, in einem struppigen Kamelhaargewand mit Ledergürtel, sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährend. Zwar sehr Öko und Bio, aber sicher nicht gerade jedermanns Gusto Und ist das adventlich? Mit markigen Worten ruft er die Menschen zur Umkehr auf, und zur Taufe. Mit der Gottes Vergebung, der Neuanfang mit Gott bekräftigt wird. Johannes hat ziemlich Zulauf, heisst es, Stadt 2
3 und Land kamen zu ihm. Trotz dieses Promistatus hat er aber die Grösse, auf einen anderen hinzuweisen, der nach ihm kommt und grösser ist als er: Jesus. Soweit der erste Blick bzw. das erste Hören. Aber wo ist da unser gewohnter Advent? Wo kommt da Willkommen vor? Hier kommt der zweite Blick, das zweite Hören ins Spiel. Die Worte der Bibel sind dazu da, sie so zu hören, wie sie sind. Um zugleich zum zweiten Blick einzuladen. Sonst bleiben sie irgendwelche alten Geschichten, die uns heute nichts mehr angehen. Aber wer sich auf den zweiten Blick einlässt, wird die Kraft in und hinter den menschlichen Ur-Bildern der Bibel entdecken. Der zweite Blick löst sich von der Oberfläche der Buchstaben, vom Äusserlichen. Er richtet sich nach innen. Dazu sind wir eingeladen. Da geht es um unser Innerstes, um das, was wir die Seele nennen, griechisch psyché. Was passiert also beim zweiten Blick mit uns und unserer Seele mit dieser ungewöhnlichen Adventsgeschichte? Zunächst hören wir davon, dass erst mal aufgeräumt werden muss, der Weg bereitet werden soll. Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Strasse! Seelischer Strassenbau? Johannes bereitet auf seine Weise den Weg bei den Menschen seiner Zeit, damit sie bereit sind für die Ankunft des Christus. 3
4 Genau so laden diese Worte auch uns ein, uns auf die Ankunft dessen einzustimmen, einzustellen und einzulassen, der ankommt. Den wir an Weihnachten von Herzen Willkommen heissen wollen. Da gilt es also vorher erst einmal aufzuräumen, den Weg zu ebnen, zu schauen, was der Ankunft Gottes als Kind in der Krippe bei uns entgegensteht. Zum Glück haben wir dafür einen guten Monat Zeit, denn da gibt s sicher einiges aufzuräumen. Äusserlich machen wir das ja schon, alle Jahre wieder, in unseren Häusern, in unseren Strassen und Läden in Dorf und Berg: Die Herbstdekoration ist auf- und weggeräumt, wird ersetzt durch die Weihnachtsdeko. Ob bewusst oder unbewusst: Kerzen und Lichter sprechen von unserer Sehnsucht nach Licht und Wärme bei zunehmender äusserer Dunkelheit und Kälte. Das Grün der Adventskränze und Tannenzweige setzen wir als Farbe der Hoffnung der Kahlheit der Natur und dem Grau des Nebels entgegen. Färbt das ab? Wie sieht s denn drinnen aus, in uns? Wie sieht s da drinnen aus mit Wärme und Licht, wie sieht s da aus mit Hoffnung? Lebe ich Willkommen? Bin ich bereit, für den, der da kommt? Was versperrt den Weg? Ist es vielleicht die Kälte, Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit, die mir bis zum Geht nicht mehr aus den Nachrichten aus Nah 4
5 und Fern entgegenweht? Wo es nur noch um Zahlen geht oder um Krieg, wo Menschen anderen Menschen wahllos das Leben auslöschen, im schlimmsten Fall sogar unter übelstem Missbrauch des ach so verletzlichen Wortes Gott, in welcher Sprache auch immer? Oder das ich im eigenen Leben erfahre, durch das, was mich an Körper und/oder Seele beeinträchtigt, was andere mir antun? So dass einem alle Hoffnung schwinden kann? Zukunftsängste? Ist da etwas auf dem Weg, das die Ankunft, das Willkommen, stört; wo ich selber bewusst oder unbewusst Kälte, Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit im Miteinander nicht nur nicht eindämme, sondern vielleicht sogar dazu beitrage? Das muss nicht so sein und bleiben ich, meine Seele, darf aufatmen, sich erheben, weil mir da einer entgegenkommt. Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht (Lk 21,28), haben wir darum als Eingangswort gehört. Um das zu sehen, muss ich mich nur umdrehen, die Blickrichtung ändern Umkehr nennt der Täufer das. Dann sehe ich im Bilde gesprochen die mir ausgestreckte Hand. Das Willkommen von der anderen Seite her, von Gott. Das bestimmt auch meinen Weg dorthin, den Weg des Advents hin zu Weihnachten: Wo sich eben jenes unfassbare und so oft 5
6 missbrauchte und mit Füssen getretene Wort Gott in einem winzig kleinen, an unseren Schutz appellierenden Kind ereignet. Wo klar wird, dass sich handkehrum auch in jedem um Schutz suchenden Menschen Gott ereignen und mir begegnen kann. Das Willkommen von jener anderen Seite trifft sich mit meinem Willkommen. Für das ich vielleicht erst mal aufräumen, den Weg bereiten muss, der mitunter noch mit erfahrenen oder selbstgemachten trennenden Hindernissen aller Art verstellt ist. Der Erfinder unseres Adventskranzes, Friedrich v. Bodelschwingh, gibt uns mit auf den Weg: Sorge, dass dein Feuer brennt in den kalten Nächten dieser Erde. Einmal wird es Christnacht werden jetzt ist erst Advent. In jener Christnacht wird der buchstäblich zur Welt kommen, dessen Name Immanuel Gott mit uns sein wird. Und weil dem so ist, kann ich schon jetzt mit dem 1. Advent das neue Kirchenjahr 2015/16 Willkommen heissen mit der Hoffnung auf mehr Licht, mehr Wärme, mehr Hoffnung, mehr Friede. Und damit schliesst sich der Kreis zu den Wünschen für unseren Täufling was wir ihm und allen mit Wasser im heiligen Geist Getauften, ja allen Menschen mit auf den Weg wünschen: Licht, Wärme, Friede, Hoffnung. Der Adventskranz ist das sichtbare Zeichen dafür die Zusage des Advents gilt. Amen 6
FÜRBITTEN. 2. Guter Gott, schenke den Täuflingen Menschen die ihren Glauben stärken, für sie da sind und Verständnis für sie haben.
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