(aktualisiert Dezember 2008)
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- Oldwig Innozenz Fried
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1 Gartenbau Einfluss von Unterlagen auf das "Zwetschensterben" (aktualisiert Dezember 2008) Rechts: komplett abgestorbene Baumreihen verschiedener Sorten auf der Unterlage Fereley, links: dieselben Sorten auf der Unterlage Weito Hubert Siegler Abteilung Gartenbau Sachgebiet Obstbau und Baumschulen Veitshöchheim
2 - 2 - Im Versuchsbetrieb "Stutel" der Bayerischen Landesanstalt für (LWG) Würzburg/Veitshöchheim wurde im Dezember 1996 ein Zwetschen-Sorten-Unterlagen-Versuch gepflanzt (4,4 m x 3,0 m, leichter Boden: sandiger Lehm, 50 % mit Tröpfchenbewässerung, Erziehung als "extensive" Spindel). Folgende Sorten und Unterlagen wurden einbezogen: 'Katinka', 'Hanita', 'Empress', 'Cacaks Fruchtbare', 'Valjevka', 'Top', 'Elena', 'Presenta', 'Hauszwetschentypen MaRe' und 'Etscheid' jeweils auf den Unterlagen St. Julien INRA 655/2, Jaspy /Fereley (S), Prunus- Hybride 'Ishtara' (S), Myrobalana, Prunus tomentosa Weito/Klon 226. 'Herman' mit "655/2" und Myrobalana. Pflanzenschutz erfolgte praxisüblich gemäß IP-Richtlinien ohne besondere, vorbeugende Maßnahmen wie Weißeln des Stammes oder Kupferbehandlungen über Winter. Im Sommer 1998 (2. Laub) waren erste Baumausfälle nur auf der Unterlage Fereley, quer über alle Sorten zu verzeichnen. Dabei konnte der Erreger Pseudomonas syringae pv. syringae nachgewiesen werden, der zusammen mit Pseudomonas syringae pv. morsprunorum das "Zwetschensterben" nach Eindringen über winzige Wunden/ Risse/ Schnittstellen auslösen kann. An der Südostseite der Unterlage Fereley waren Frostrisse zu verzeichnen, so dass der Erreger über Winter in die Pflanze eindringen und sie infizieren konnte. In den Folgejahren fielen die weiteren Fereley- und später auch "655/2"-Bäume aus bei beiden Unterlagen zuerst in der nicht bewässerten Variante. Frostrisse sind Eintrittspforten für Schaderreger, hier Pseudomonas syringae
3 - 3 - Typische Symptome: - Rindeneinsenkungen am Stamm (Stamm: kantig, abgeflacht, unrund). Drückt man auf diese Stellen, so sind sie etwas weicher. - Verbräunungen unter der Rinde (scharf begrenzter Übergang zum gesunden Holz) - Vergilbung und Vertrocknung der Blätter im Laufe des Sommers - Absterben des Baumes - Sekundärer Befall mit Valsa bzw. Runzligem Apfelsplintkäfer oder Holzbohrern Befallene Bäume mit verbräuntem Rindengewebe Befallene Bäume mit verbräuntem Rindengewebe sowie abgeplattetem Stamm Sekundärer Erregerbefall auf den primär von Pseudomonas geschwächten Bäumen hier Runzliger Apfelsplintkäfer
4 - 4 - Tabelle 1: Baumausfälle durch "Zwetschensterben" (Pseudomonas syringae), Versuchsstandort Stutel, LWG Veitshöchheim, Durchschnitt von 10 (bzw. 11) Sorten Unterlage Tröpfchenbewässerung Beobachtungszeitraum* 1) Anzahl Bäume Baumausfälle absolut relativ (%) St. Julien INRA 655/2 nein 12/ / ,5 ja 12/ / ,0 gesamt / Ø ,0 Prunus tomentosa Weito (Klon 226) nein 12/ / ja 12/ / ,4 gesamt / Ø ,8 Jaspy /Fereley (S) nein 12/ / ,5 ja 12/ / ,7 gesamt / Ø ,7 Prunus-Hybride Ishtara nein 12/ / ,5 ja 12/ / ,3 gesamt / Ø ,4 Myrobalana nein 12/ ,5 ja 12/ / ,5 gesamt / Ø ,3 Ø Unterlagen nein 12/ / ,3 ja 12/ /2005 * 2) ,8 gesamt / Ø ,1 * 1) Rodung der Versuchsbäume 12/2003 in der nicht bewässerten Variante * 2) davon Myrobalana nur bis 12/2004
5 - 5 - Versuch 2 Da im Versuch 1 ein eindeutiger Einfluss der Unterlage festgestellt werden konnte, wurde ein Folgeversuch angezogen. Die einjährigen Veredlungen wurden im März 2004 an der LWG, Versuchsbetrieb "Stutel", im Nachbau (4,0 m x 2,5 m) und parallel dazu in einer befallenen Praxisanlage in Astheim, Landkreis Kitzingen (4,0 m x 2,0 m), in Ausfallstellen nachgepflanzt. Sorten: 'Cacaks Fruchtbare', 'Elena', 'Katinka', 'Hanita', 'Hauszwetsche/Schüfer', 'Topper', Aprikose 'Hargrand', Mirabelle 'von Nancy' Unterlagen: Wavit, Wangenheim, St. Julien A, St. Julien 655/2, Fereley; je Sorten-Unterlagen-Kombination in verschiedenen Stückzahlen. Pflanzenschutz erfolgte praxisüblich gemäß IP-Richtlinien und ohne besondere Maßnahmen gegen Pseudomonas syringae. Abbildung: Einfluss von Unterlagen auf das "Zwetschensterben" Summe beider Standorte, Oktober 2008 = 5. Laub (77,1 %) 30 Anzahl Bäume 20 (48,7 %) Baumausfälle 10 0 (3,2 %) (10,2 %) (6,7 %) ( ) Baumausfälle, relativ in % Dank an Herrn Thomas Riehl, Fachberater für Obstbau am Gartenbauzentrum Bayern- Nord, für die Bonitur und Datenerfassung in der Praxisanlage Astheim.
6 Sorte Abbildung: Baumausfälle durch "Zwetschensterben" bezüglich Sorten; Oktober 2008 (5. Laub), Summe beider Standorte Aprikose Hargrand Mirabelle Nancy Elena Katinka Hauszwetsche Cac. Fruchtbare Hanita Topper Baumausfälle in % Zwischenstand nach dem 5. Laub (auf leichten Böden, trockenen Standorten) Bei vorhandenem hohem Befallsdruck: starke Baumausfälle durch "Zwetschensterben" von Fereley und St. Julien 655/2 (> 75 % bzw. knapp 50 %) v.a. im Winter 1. auf 2. Standjahr bereits 38 % der gesamten Ausfälle (2005: Januar relativ mild; Februar: Nachtfröste bis -10 C, gegen Ende Februar und Anfang März: nachts bis -17 C ); bis Ende 4. Laubes bereits 80 % der Gesamtausfälle => Junganlagen sind besonders gefährdet Wavit (3 %), St. Julien A (6,7 %) und Wangenheim (10 %) mit deutlich geringeren Baumausfällen Sorteneinflüsse erkennbar: Aprikose sehr starke (55 %), 'Topper', 'Hanita' und 'Cacaks Fruchtbare' starke Ausfälle, 'Elena' (12 %) und Mirabelle (13 %) geringer. Dies lässt auf einen Zusammenhang mit dem Austrieb schließen
7 - 7 - Mögliche Ursachen für die starken Ausfälle von Fereley und 655/2: früher Saftanstieg bei mildem Januar oder Februar mit anschließenden Kälteeinbrüchen (Unterfranken: leichte Böden und meist Barfröste) und Frostrissen ( -> als Eintrittspforten für Pseudomonas syringae) Sekundärbefall mit Holzbohrer bzw. Runzligem Apfelsplintkäfer und Valsa Stress durch extreme Hitze in der Vegetation und Überbehänge Ergänzung: Auch in der ständig ergänzten Zwetschen-Sortenprüfung im Versuchsgelände Stutel sind stärkere Ausfälle von Bäumen auf der Unterlage Fereley zu verzeichnen, während Bäume auf St. Julien A gesund blieben.
8 - 8 - Fazit beider Versuche unter unseren Standortbedingungen: (leichte Böden, trocken, heiß; hoher Befallsdruck!) Befall quer über alle Sorten (Versuch 1; aber auch Versuch 2) unterschiedlich starke Ausfälle bei den verschiedenen Unterlagen Einfluss der Unterlage ist stärker als die Edelsorte Fereley: quasi Totalausfall (Versuch 1 und 2) hohe Ausfälle bei St. Julien 655/2 (Versuch 2: ca. 50 %, 5. Laub) geringe Ausfälle bei Weito und Myrobalana (Ausfälle hier fast ausnahmslos in bewässerter Variante ( Einfluss Holzausreife!) Ishtara: quasi keine Ausfälle günstig bislang: St. Julien A, Wangenheim (= generativ) bzw. Wavit (vegetative Wangenheim) trotz Nachpflanzung in befallener Anlage anfällig vor allem Jungbäume (Winter nach dem 1. Laub bis vor allem 6./7. Standjahr) Gegenmaßnahmen: - Unterlagenwahl - Vermeidung frostgefährdeter Standorte - Schnitt von jüngeren Bäumen möglichst spät im Frühjahr zur Blüte hin (nicht im Dezember, Januar, Februar) und bei trockenem Wetter! - vermeiden jeglicher Stammbeschädigungen - Weißeln*) des Stammes und stärkerer Gerüstäste - Kupferbehandlungen vor Frostperioden (sie reduzieren die Bakterienpopulation auf der Pflanzenoberfläche) - Plastikspiralen als Stammschutz bringen möglicherweise gegenteiligen Effekt (feuchtwarmes Mikroklima) - Stickstoffdüngung nicht übertreiben, Nachdüngung über Boden ab Mai reduzieren *) Hinweise zum Weißeln: zumindest bis zum kritischen 6./7. Standjahr bereits im November vor den ersten Frösten Einsatz nicht als Pflanzenschutzmaßnahme, sondern zur Verhinderung von Frostrissen Farbe muss bis März halten. Farben nicht zu stark verdünnen. Kalkanstriche erfordern meist eine 2. Behandlung 3 % Kupferzusatz sinnvoll Arboflex-Stammschutzfarbe hält länger (genaue Anleitung mit Voranstrich beachten!); zugelassen als Pflanzen-Stärkungsmittel
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