Stundenprotokoll vom 30. November 2010
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- Klemens Hausler
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1 Stundenprotokoll vom 30. November 2010 Stolpern fördert Diskrepanz zwischen Lehrer- und Schüleransprüche und Auswirkungen auf pädagogisches Verhalten Dozentin: Dipl. Päd. Jutta Lütjen Institut für Pädagogik Veranstaltungsart: Seminar/ Übung Veranstaltungsnummer: Zeitraum: Dienstag, Uhr F- 312 Semester: WS 2010/2011 Protokollantinnen: Maike Sander und Annika Gühlen Matrikelnummern: und E- Mail: Semester: WS 2010/2011; 3. Semester Studiengang: Lehramtsbezogener Bachelor - 1 -
2 Einleitend diskutieren wir die Frage, was ein Lehrer will, soll und kann. Aus dem Wollen, Sollen und Können ergibt sich ein Spannungsfeld, in dem der Lehrer steht. Das Wollen beinhaltet den individuellen, persönlichen Anspruch eines Lehrers an sich selbst. Er möchte beliebt, gerecht, durchsetzungsfähig sein und Durchhaltevermögen besitzen. Er möchte seinen persönlichen Ansprüchen gerecht werden, seine Ziele verfolgen und erfüllen. Wenn Lehrer zu hohe Ansprüche und Erwartungen an sich selbst stellen, besteht die Gefahr des Scheiterns. So kann eine strikte Planung des Unterrichts an den Diskrepanzen zwischen Lehrer und Schüler scheitern. Beim Sollen handelt es sich um die von Außen gestellten Anforderungen. Es sind Erwartungen von Kollegen, Eltern und auch Schülern. Bereits in der Ausbildung werden Anforderungen von Außen gestellt, indem deutlich gemacht wird, welche Ziele ein Lehrer erreichen soll. Außerdem gibt es gesetzliche Rahmenpläne, die konkrete Anforderungen stellen. Die Rahmenpläne können ein Spannungsfeld zwischen psychischen Anforderungen und den Lerninhalten bilden, denn während der Lehrer auf das psychische Wohlbefinden der Kinder achtet, darf er die Unterrichtsinhalte nicht aus den Augen verlieren. Auch hier besteht die Gefahr des Scheiterns, denn vielleicht ist es nicht immer möglich allen Anforderungen gerecht zu werden, welches wieder zu einer Frustration auf Seiten des Lehrers führen kann. Das Können ist von der einzelnen Lehrerpersönlichkeit abhängig, von seiner Fachkenntnis und Kompetenz, wie auch der Sozialkompetenz und seiner Belastungsfähigkeit. Der Lehrer kann sich über das Wollen, Sollen und Können bewusst werden und sich dadurch verbessern. Hilfestellung dabei bieten Fortbildungen oder Gespräche im Kollegium, zuletzt besteht auch die Möglichkeit einen Psychologen aufzusuchen. Zur Veranschaulichung des Zusammenhangs zwischen Wollen, Sollen und Können in Bezug auf die psychische Gesundheit wird eine Darstellung gezeigt: Zu sehen ist das Wollen, der Anspruch an sich selbst und an andere, das Sollen, die Anforderungen und Belastungen von Außen und das Können, die Kompetenzen und Ressourcen. Diese Einheiten bilden ein Dreieck um die psychische Gesundheit. Die einzelnen Instanzen können in Diskrepanz zueinander geraten. Wenn das Wollen stärker ist als das Können (Überforderung), oder es stärker ist als das Sollen (Unterforderung), oder - 2 -
3 auch das Sollen das Können übertrifft (Überforderung), dann fällt das Dreieck dieser Instanzen rund um die psychische Gesundheit aus dem Gleichgewicht, welches sich auf die psychische Verfassung des Menschen auswirkt, in diesem Fall, die des Lehrers. Im Anschluss wird der Zusammenhang zwischen Wollen und Sollen betrachtet: Das Sollen steht für die Institution, den gesetzlichen Rahmenplan. Nun stellt sich die Frage, wodurch das Wollen bedingt ist. Das Wollen entwickelt sich durch unsere Erfahrungen, unsere Erziehung. In der Erziehung entsteht unsere Weltanschauung, die uns von den Eltern, bzw. Erziehern vermittelt wird. Meist findet Vermittlung über Richtig oder Falsch statt. Dieses Richtig oder Falsch wird beim Kind zum inneren Antreiber und Begleiter. Läuft zum Beispiel ein Film, der uns interessiert im Fernsehen zu einem Zeitpunkt an dem wir lernen sollten, um eine wichtige Prüfung zu bestehen, schaltet sich unser Antreiber ein und macht uns ein schlechtes Gewissen, das uns dazu bewegt zu lernen, statt uns den Film anzusehen, obwohl wir das lieber täten. Dies schafft der Antreiber, indem er uns sagt: Sei nicht so faul! Die Antreiber begleiten uns bis ins Erwachsenenalter und funktionieren weiterhin genau wie bei Kindern. Sie können sowohl förderlich als auch hinderlich sein. Hinderlich sind sie, wenn sie stärker sind, als das Bewusstsein für sich selbst, wenn Sätze anstelle der eigenen Beobachtung rücken und die Befriedigung der Bedürfnisse verhindern. Daraus kann eine Überforderung oder sogar ein Burnout resultieren. Es ist jedoch auch eine gegenteilige Reaktion möglich. Der Ausruf Sei perfekt! erlaubt den Rückschluss, dass Fehler machen etwas Schlimmes sei. Aus der Angst heraus einen Fehler zu machen kann es dazu kommen, dass Menschen lieber nichts tun, als einen Fehler zu begehen. Antreiber können also auch verhindernd werden. Das Problem Beider ist, dass sie inneren Stress auslösen, wenn das Gefühl für sich selbst nicht mehr wahrgenommen wird. Resultat dieses inneren Stresses ist das Kompensieren der Überforderung durch Verdrängen. Mit dem Verlust des Gefühls für sich selbst, verliert sich auch das Gefühl für die Mitmenschen und Schüler. Ungerechtes Verhalten ist eine häufige Folge. Die Fehler werden schließlich bei anderen gesucht
4 Um diese Überforderungen zu verhindern gibt es die Möglichkeit der Verdrängung, Sublimierung und Kompensation der Anzeichen einer Überforderung. Diese drei Möglichkeiten gehören zu Sigmund Freuds Abwehrmechanismen des ICHs. Er war der Ansicht, dass die handelnde Persönlichkeit des Menschen zur Bewältigung des Triebimpulses, aber auch zur Bewältigung von Ängsten verschiedene Mechanismen zur Verfügung haben muss. Diese stellen jedoch keine optimalen Lösungen des Problems dar, sondern begünstigen ein Wiederaufleben des Konfliktes zu einem späteren Zeitpunkt und können zur Symptombildung führen. Die wichtigsten dieser Mechanismen sind: Kompensation Psychische Mängel (z.b. Minderwertigkeitsgefühle) sollen ausgeglichen werden. Verleugnung Die Leugnung bestimmter unangenehmer Gefühle (z.b. Angst, Minderwertigkeit, Unsicherheit) vor sich selbst und der Umgebung. Die Verleugnung kann dabei sowohl durch "Wort und Handlung" als auch nur in der Phantasie erfolgen. Verschiebung (=Substitution), ein ursprüngliches Triebobjekt wird durch ein anderes (Ersatz-) Objekt ersetzt. Diese Vorgehensweise erfolgt, wenn die Befriedigung eines Bedürfnisses aus inneren oder äußeren Gründen unmöglich ist. Isolierung Gedanken oder Verhalten werden so isoliert, dass die Verbindung mit anderen Gedanken oder mit der übrigen Existenz des Subjekts unterbrochen ist. Zu den Isolierungen gehören Pausen im Gedankenablauf, Formeln und Rituale. Identifikation, Introjektion, Projektion Die Identifikation des Ichs mit dem Objekt kann sowohl über die Projektion als auch die Introjektion erfolgen. Im Falle der Introjektion erfolgt eine Einbeziehung oder bewusste Einbeziehung von Personen oder einzelnen fremden Motiven und Anschauungen in das Ich. Mittels der Projektion werden Gefühle und Wünsche, die das Subjekt verkennt oder in sich ablehnt, aus dem Subjekt ausgeschlossen und in eine andere Person oder Sache hinein verlegt. Rationalisierung Das Subjekt versucht, Verhaltensweisen, Gedanken, Gefühle usw., deren wirkliche Motive nicht erkannt werden, eine logische oder moralisch akzeptable Erklärung zu geben. Reaktionsbildung An die Stelle eines verdrängten Wunsches wird eine, diesem entgegengesetzte Vorstellung oder Verhaltensweise gesetzt. Sublimierung Vorgang zur Erklärung derjenigen Verhaltensweisen, die scheinbar keinen Bezug zur Sexualität haben, deren treibende Kraft aber die Sexualität ist Verdrängung Es ist ein psychischer Vorgang, mit dem die mit einem Trieb verbundenen Vorstellungen ins
5 Unbewusste abgeschoben werden. Es kommt zur Verdrängung, wenn dem Trieb entgegengesetzte Forderungen (des Über-Ich) gegenüberstehen. Zum Lustgewinn durch Befriedigung des Triebes würden sich damit Unlustgefühle gesellen. Um dies zu verhindern, werden die Triebvorstellungen verdrängt. Vermeidung Bewusst Situationen vermeiden (z.b. bei Flugangst). Projektion Die Übertragung von Charakterzügen, Gedanken und Meinungen auf andere. Regression Rückfall in Verhaltensweisen einer früheren Entwicklungsstufe. Fixierung Ein bestimmter Aspekt der Persönlichkeit verkümmert, die Unzulänglichkeit wird in den Vordergrund gestellt. Somatisierung Flucht in Krankheit bei seelischer Belastung, Angst führt z.b. zu Bauchweh. Anschließend wird das Verhältnis zwischen Wollen und Können dargestellt: Zwischen Beiden sollte eine Balance sein, die darin besteht, dass eine realistische Eigen- Einschätzung, eine angemessene Vorstellung über die Veränderbarkeit von Situationen, passende Ansprüche und Erwartungen, sowie Selbstdisziplin vorhanden sind. Das Risiko liegt dabei in der Selbstüberforderung und der Selbstverwöhnung. Diese beiden Pole brauchen also Balance. Zum Abschluss dieses Themas werden die Begriffe Verhältnismanagement und Verhaltensmanagement erläutert: Verhältnismanagement findet zwischen mindestens zwei Personen statt und bezieht sich auf den Kommunikationsvorgang. Es sieht Förderungsmaßnahmen vor, indem Rahmenbedingungen des Unterrichts verändert werden. Außerdem vorgesehen sind die Anpassung der Anforderungen und Belastungen an die Möglichkeiten des Individuums (z.b. Schulwechsel) und Fortbildung. Das Verhaltensmanagement bezieht sich auf das Verhalten einer einzelnen Person. Mögliche Förderungen bestehen hier im Erwerb oder der Verbesserung von Kompetenzen, in der Verringerung von Belastung, der Reduktion oder Veränderung der Arbeitszeit, dem Wechsel der Funktion, der Kompensation von Funktionsbeeinträchtigung (z.b. Materialien)
6 Zum Abschluss folgt ein Referat über Krankheiten von Schülern, die Belastungen für Lehrer darstellen. Diese Krankheiten wären beispielsweise ADS/ADHS, Hyperaktivität oder psychische Störungen. Zur Erläuterungen wird das Fallbeispiel eines 13- jährigen Mädchens vorgestellt, das wohlbehütet und in einem stabilen Familienverhältnis aufwächst. Es entwickelt sich plötzlich von einem engagierten, fröhlichen, höflichen und beliebten Mädchen zum Gegenteil. Die Frage ist nun, wie man als Lehrer in diesem Fall vorgeht. Eine mögliche Vorgehensweise wäre zunächst einmal Kontakt zu dem Mädchen, den Eltern, zu anderen Lehrern, sowie dem Schulleiter aufzunehmen und zuletzt zu einem Arzt. Schließlich folgt die Einleitung in das Thema Traumata durch die Darstellung der drei psychischen Instanzen, nach Sigmund Freud, dem ES, ICH und ÜBER- ICH. Das Es, das das Unterbewusstsein bezeichnet, nimmt 80-90% unserer Persönlichkeit ein, das Über-Ich, also das Vorbewusstsein und das Ich nehmen nur 10-20% ein. Der Begriff Traumata bezeichnet Erlebnisse, die im Unterbewusstsein nicht hinreichend bearbeitet wurden, daher ist der Entstehungsort von Traumata oft das Unterbewusstsein. Mögliche Folgen können dabei Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen und Identitätsstörungen sein
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