Das, was zählt Predigt zu Phil 3,-7-14 (9. So n Trin, )
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- Clemens Gert Bach
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1 Das, was zählt Predigt zu Phil 3,-7-14 (9. So n Trin, ) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, Mein Haus, mein Auto, mein Boot erinnern Sie sich an diese Werbung aus dem Jahr 1998? Zwei ehemalige Klassenkameraden treffen sich nach langer Zeit, beide im schicken Anzug. Nach der kurzen Frage: Wie geht s dir?, kommen die Fakten auf den Tisch. Jeder zeigt, worauf er stolz ist: Mein Haus, mein Auto, mein Boot erst der eine nicht schlecht, durchaus vorzeigbar. Dann der andere, nochmal zwei Klassen besser: größeres Haus, schnelleres Auto, schickeres Boot und ein Pferd, und dann die Visitenkarte seines Anlageberaters bei der Sparkasse. Eigentlich eine ziemlich plumpe Werbung die heute so vermutlich nicht mehr ziehen würde. Oder vielleicht doch? Ist es nicht dasselbe, wenn Menschen auf Facebook ihre besten Urlaubs- oder süßesten Kinderbilder hochladen, um dafür Anerkennung zu ernten? 1
2 Die Frage, die dahinter steckt, heißt: Was zählt in meinem Leben? Was hat wirklich einen Wert? Es müssen ja nicht unbedingt materielle Wertgegenstände sein. Nicht unbedingt das Haus, das Auto, das Boot. Vielleicht sind es die Erfahrungen, die man macht, wenn man in ferne Länder reist. Oder die Freundschaften, die seit Jahrzehnten bestehen. Oder das Wissen, das man sich über die Jahre angehäuft hat. Oder die moralischen Werte, die man tapfer verteidigt. Oder die klugen Sprüche und Lebensweisheiten, die man in jeder passenden und unpassenden Situation zitierten kann. Was zählt in meinem Leben? Und was hat Bestand. Manchmal passiert es, dass sich im Leben eines Menschen die Maßstäbe ganz neu ordnen. Dass neu bewertet wird: Was ist mir wichtig, was ist mir nicht wichtig. Einer, dem das passiert ist, ist der Apostel Paulus. Im Predigttext an die Christen in Philippi schreibt er: 7 Alles, was mir Gewinn war, das habe ich durch Christus als Verlust betrachtet. 8 Ja, ich halte das alles für wertlos im Vergleich zu der überragenden Erkenntnis Jesu Christi, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles wertlos geworden, und ich betrachte es als Dreck, wenn ich nur Christus gewinne 2
3 9 und in ihm gefunden werde. Ich habe nicht meine eigene Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern jene Gerechtigkeit durch den Glauben an Christus, die aus Gott kommt aufgrund des Glaubens. 10 Ihn Jesus Christus möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, 11 damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten. 12 Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. 13 Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, 14 und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. (Gebet) Liebe Gemeinde, mit deutlichen Worten beschreibt Paulus den Wertewandel in seinem Leben. Das was mir früher wichtig war, halte ich jetzt für wertlos, es ist ein Verlust. Was war ihm denn früher so wichtig? In den Versen zuvor beschreibt Paulus, wie er als religiöser Eiferer, noch mit dem Namen Saulus, versucht 3
4 hatte, sich so richtig ins Zeug zu legen. In Jerusalem war nach Pfingsten die erste christliche Gemeinde entstanden. Noch sehr klein, aber attraktiv und wachsend. Paulus gehörte zur religiösen Gruppierung der Pharisäer. Diese achteten genau auf die zahlreichen Gebote und die richtige Lehre und legten Wert darauf, dass auch alle anderen das taten. Als nun plötzlich die Christen behaupteten, dass Jesus von Nazareth von den Toten auferstanden sei, als der Sohn Gottes, war für Paulus der Punkt gekommen, an dem er sich in der Pflicht sah zu handeln: Er wollte aufräumen mit dieser Christus-Sekte und dieser Sohn-Gottes-Spinnerei. Also zog er los und ließ sich die Genehmigung geben, Christen zu verhaften. Mit der festen Überzeugung, genau das Richtige zu tun. Mit der festen Überzeugung, letztlich Gott damit zu dienen. Die Parallelen zur Gegenwart sind erschreckend: Attentäter, die meinen, im Namen Gottes Gewalt gegenüber Andersgläubigen üben zu dürfen das erleben wir derzeit auf schreckliche Weise. Und es gibt da im Blick auf Paulus nichts zu beschönigen: Er selbst stellt sich seiner Vergangenheit. Zwar hatte er das damalige Recht und die gesellschaftlichen Eliten auf seiner Seite er war 4
5 kein Einzelkämpfer, aber im Nachhinein weiß er genau: Ich war verkehrt. Ich hab mich für das Falsche ins Zeug gelegt. Das, was damals in meinem Leben wichtig war, ist in Wirklichkeit ein Schaden, ein Dreck. Harte Worte über die eigene Vergangenheit. Harte Worte, ausgelöst durch das, was sein Leben neu gemacht und ganz auf den Kopf gestellt hat. Und was war das? Die Begegnung mit Jesus selbst, dem Auferstandenen: Unterwegs nach Damaskus, mit dem festen Ziel, auch dort Christen festzunehmen, wirft es ihn vom Pferd und er hört Jesus selbst, der zu ihm spricht, in sein Leben tritt und von da an sein Leben auf ganz neue Weise prägt: Nun nicht mehr mit religiösem Eifer, sondern getragen von der Gnade. Nun nicht mehr mit Hass auf andere, sondern erfüllt mit der Liebe zu allen Mitmenschen. Nun nicht mehr mit dem Zwang, Gott durch das Halten der Gebote gefallen zu müssen, sondern mit der Freiheit, Gottes Kind zu sein ohne Vorleistung. Jetzt will Paulus vor allem eins: In Christus gefunden werden. Zur Jesus gehören. Er lässt sich taufen als 5
6 Zeichen der Zugehörigkeit zu Jesus. Und er lernt diesen Jesus Christus kennen, mehr und mehr. Und er will ihn noch besser kennenlernen. Im Predigttext schreibt Paulus: Ihn Jesus Christus möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden. Das ist eine interessante Aufzählung: Nicht nur Jesus, den Helden, nicht nur Jesus, den Erlöser, möchte Paulus kennen, sondern beides: die Kraft seiner Auferstehung Lebenskraft, aus der wir schöpfen dürfen und die Gemeinschaft seiner Leiden Geduld im Leiden, Ausdauer in den Zeiten, in denen es hart auf hart kommt. Paulus hatte erkannt: Das Leiden Jesu am Kreuz ist das Leiden für mich. Am Kreuz nimmt er meine Schuld und Sünde auf sich und macht mich frei. Frei zum Dienst für andere, frei zu aufrichtiger Liebe, frei zum Leiden, wenn es sein soll. Und Paulus hat immer wieder schwere Zeiten erlebt: Not, Verfolgung, Konflikte. Und er hat trotzdem nicht aufgegeben. 6
7 Das ist das Neue in seinem Leben: Jesus Christus kennen, ihn dabei haben auf seinen Wegen, ihm den eigenen Weg anbefehlen, ihn bezeugen und andere einladen, von ihm neues Leben geschenkt zu bekommen. Paulus beschreibt und bezeugt den Wertewandel in seinem Leben. Aber er ist überzeugt: Das, was ich erlebt habe, kann jeder erleben: Jesus Christus kennen lernen und von ihm ergriffen werden. Nicht mehr selbst krampfhaft den Lebenszielen nachjagen, die andere mir vorgeben oder die ich mir selbst gesetzt habe, nicht mehr selbst beweisen müssen, was für ein toller Hecht ich bin, sondern aus der Gerechtigkeit leben, die mir geschenkt wird. Und im Glauben darf ich sie annehmen. Und dann gibt es ein Ziel, das Paulus vor Augen hat: die Auferstehung von den Toten, den himmlischen Siegespreis. Zu diesem Ziel ist Paulus unterwegs. Und er weiß: Da laufe ich nicht gegen andere, sondern ich will so viele wie möglich mitnehmen, damit wir gemeinsam das Ziel erreichen. Die Frage geht an jeden von uns: Welche Karten legen wir auf den Tisch? Wie beschreiben wir, was unser Leben 7
8 wertvoll macht? Mein Haus, mein Auto, mein Boot? Mein Smartphone, meine Lebensversicherung, mein schön gepflegter Vorgarten? Immer nur mein? Paulus würde vielleicht sagen: Mein Heiland, sein Kreuz, seine Liebe, unsre Hoffnung. Oder singen mit Georg Weissel: Such, wer da will, ein ander Ziel, die Seligkeit zu finden; mein Herz allein bedacht soll sein, auf Christus sich zu gründen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 8
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