M E S S I A S K R O H N T A Y L O R S V A R G E L L A S V I N D O U R O - V E S U V I O - R O M A N E I R A

Transkript

1 A PORT WEEK END M E S S I A S K R O H N T A Y L O R S V A R G E L L A S V I N D O U R O - V E S U V I O - R O M A N E I R A Ab und zu muss man dem "Alltagsstress" entfliehen und was liegt da näher, als das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. So war ich am ersten Septemberwochenende in Porto und dem Dourotal. Doch nun der Reihe nach. In Porto angekommen, habe ich mir zunächst den neuen SHOP DES PORT- WEININSTITUTES auf der Rua Ferreira do Borges, 27, direkt neben dem Pálacio da Bolsa, angeschaut. Sehr übersichtlich und informativ mit einer hervorragenden Bandbreite von Herstellern und Portweinarten zu vernünftigen Preisen. Sehr bald sollen dort auch Führungen durch das Labor und die Verkostungsräume angeboten werden. Danach ging es weiter über COCKBURN'S, wo wir aus Zeitgründen nur den 2007er Vintage Port als Cask Sample verkostet haben. Mein Besuch in Portugal stand an diesem Wochenende im Zeichen des Vintage Port 2007, der voraussichtlich von allen namhaften H e r s t e l l e r n deklariert werden wird. Da in dieser Phase hauptsächlich rebsortenreine Proben zur Verkostung gereicht werden, warte ich mit der Beschreibung/ Bewertung der Weine, bis das fertige Produkt den Markt erreicht. Solange die verantwortlichen master blends noch keine Mischung festgelegt haben, macht eine Bewertung zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn. Auf zu MESSIAS PORT: Im Hinterland, recht weit ab von der Uferpromenade von Vila Nova de Gaia liegen die Lagerhallen von Messias. Messias Baptista, der uns durch die Firma geführt hat, ist nunmehr die 4. Generation mit fast gleichem Namen. Messias ist ein reiner Familienbetrieb, was in der Portweinszene immer seltener wird Flaschen exportiert Messias nach Deutschland, 1/3 davon Portwein. Spezialisiert hat sich die Firma auf die Herstellung von Colheitas, doch seit Ana Urbano die Position der winemakerin übernommen hat, steigt auch die Qualität der Vintage Ports. Auf der Quinta do Cachao und der Quinta do Rei baut Messias auf ca. 110 ha Wein an. Folgende Weine standen mit der fachlichen Beratung von Messias Baptista und der Önologin Ana Urbana zur Verkostung bereit: MESSIAS EXTRA DRY Strohgelbe Farbe, angenehme Mandelnote sowohl in der Nase als auch im Mund. Leider überlagert der Alkohol, wie bei fast allen trockenen weißen Ports. Ca. 30g natürlicher Restzucker/ Liter. 15 MESSIAS VERY DRY Der Very Dry mit ca. 60g natürlichem Restzucker pro Liter präsentiert sich goldener in der Farbe, aber flacher in der Nase und am Gaumen. 14 MESSIAS SWEET DRY Mit fast 100g Restzucker erschlägt einen hier die Süße, die die vorhandene Fruchtnoten nicht wirklich zum Zuge kommen lässt. Wer extrem süße White Ports mag, sollte diesen mal versuchen

2 MESSIAS DRY OLD Bekanntermaßen bin ich kein Fan von weißen Ports. "Dry old" ist eine vom Portweininstitut geschützte Bezeichnung und sagt aus, dass der Durchschnitt der Weine, die in diesem Cuvée verwendet werden, älter als 10 Jahre sein muss. Intensiv goldene Farbe bei mittlerer Struktur. Ansprechendes Bouquet, komplex. Ein sehr harmonischer Wein, bei dem die Einzelkomponenten hervorragend integriert sind (leichte Fruchtnote und Mandelaroma). Mittellanger Abgang, vor allem nicht zu süß. 16 MESSIAS LBV 2004 (cask sample) Dies ist ein Single Quinta Late Bottled Vintag Port von der Quinta do Cachao, was bei Produzenten, die mehr als eine Quinta besitzen bei diesem Portwein-Typ selten ist. Leichte Konsistenz, verhaltene Nase. Am Gaumen ausreichend Alkohol und eine angenehm präsente Frucht (Heidelbeeren und Kirschen). Recht kurzer, aber angenehmer Abgang. Wenn das Bouquet noch besser wird MESSIAS LBV 2003 Beim LBV 2003 hat mich die transparente Farbe ein wenig irritiert. Auch die Struktur wirkte ein wenig wässrig. Bouquet und Gaumen entsprachen jedoch meinen Anforderungen an einen LBV mit ausgeprägter Fruchtnote nach Johannisbeeren und Kirschen. Wie alle Late Bottled Vintage Ports von Messias ungefiltert abgefüllt (ohne, dass dies auf dem Etikett vermerkt wäre). Insgesamt würzig mit mittellangem Abgang. 16 MESSIAS VINTAGE PORT QUINTA DO CACHAO UND MESSIAS VINTAGE PORT 2007 Als besondere Herausforderung durften wir zwei verschiedene Faßproben des Jahres 2007 verkosten und mussten dann unter Aufsicht der verantwortlichen Önologin beurteilen, welche der beiden der Single Quinta Vintage Port Cachao bzw. der Messias Vintage Port werden wird. Diese Aufgabe stellte sich als nicht besonders schwierig dar. Bei der Verkostung konnte man deutlich die Vorteile des blendings verschiedener Lagen in Bezug auf die Komplexität des Ports feststellen. Sehr interessant, aber wie eingangs besprochen: NR ANMERKUNG: Messias wird im Jahr 2007 aller Voraussicht nach einen klassischen Vintage Port (Messias Vintage Port) und einen Single Quinta Vintage Port (Messias Quinta do Cachao) herstellen. Das Marketing-Konzept einer solchen Deklarationspolitik habe ich noch nicht verstanden; sollen doch in den klassischen Jahren die besten Trauben der Lagen in den klassischen Vintage Port eingehen. Was bleibt dann für den Single Quinta Vintage Port??? MESSIAS VINTAGE PORT QUINTA DO CACHAO 2003 Obwohl meine Mitstreiter der Ansicht waren, es handele sich hier um einen hochqualitativen LBV, hatte ich über 2003er Vintage Port eine andere Meinung. Tiefdunkle Farbe, wenig Reflexe, gute Konsistenz. Die Nase überzeugt: komplex und tief, sehr verführerisch. Am Gaumen Frucht, Alkohol, Säure und leichte Tannine. Für einen 2003er erschien mir dieser Port eine Spur zu leicht, er ist aber jetzt schon mit Genuss zu trinken

3 MESSIAS COLHEITA 1985 Nach den Whites und den Rubies ging es dann zu den Tawny-Ports. Aus Zeitgründen musste ich leider die aged tawnies unverkostet stehen lassen und konzentrierte mich auf die älteren Colheitas. Rotorange Farbe bei guter Konzentration. In der Nase eine angenehme Holznote, Säure, Trockenfrüchte und Nüsse. Der Gaumen bestätigt die Nase: rund, komplex. Wohlschmeckender Abgang von mittlerer Länge. 17 MESSIAS COLHEITA 1970 Alle anderen Tawnies, die wir an diesem Wochenende verkostet haben, wurden im Jahr 2007 oder 2008 auf die Flasche abgefüllt, bis auf den Messias Colheita Ich habe auch nur nachgefragt, weil er mir "müde" vorkam, was man von einem solchen Jahrgang auch nach 10 Jahren in der Flasche nicht erwartet (er wurde 1997 abgefüllt). Wesentlich hellere Farbe als alle anderen Tawnies der Probe. Das Bouquet erschien überhaupt nicht frisch; dieser Wein ist im Abbau begriffen. Auch im Gaumen ein spritiger Touch, wenig Frucht, relativ leicht. Ich wage zu behaupten, dass er zum Zeitpunkt der Abfüllung besser war. Austrinken, so schnell es geht. 15 MESSIAS COLHEITA 1963 Natürlich kann man bei Messias hervorragende Colheitas herstellen, vor allem in Spitzenjahren. Nach der kleinen Enttäuschung des Vorgängers wurde uns hier ein Prachtexemplar zur Verkostung gereicht. Bereits leichte Brauntöne, doch noch sehr vital. Komplexe, medizinale Note in der Nase. Auch am Gaumen tief bei ausgewogener Süße. Trockenfrüchte. Sehr ausgewogener mittellanger bis langer Abgang. Well done! 18 Bei vormals WIESE & KROHN, nun nur noch PORTO KROHN, wurden wir abermals von der Familie herumgeführt. Iolanda Falcão Carneiro, die mit ihrem Bruder die Firma führt, hat uns zunächst allerlei über die Firma berichtet: auch Krohn hat den Schwerpunkt auf den aged Tawnies und den Colheitas, die international einen hervorragenden Ruf genießen. Nur 10% der Weine bleiben in Portugal, die Mehrheit wird nach Frankreich, Brasilien, Skandinavien (Norwegen ist die Heimat der Gründer) und das Vereinigte Königreich exportiert. Als einer der ganz wenigen Portweinproduzenten hat Krohn noch eine ansehnliche Menge von altem White Port, den sie ab sofort auf den Markt bringen. Auch hat Iolanda bei der anschließenden Verkostung immer darauf geachtet, jeweils Colheitas mit aged Tawnies gleichen Alters anzubieten. KROHN DRY WHITE COLHEITA 1964 Der älteste White Colheita, den ich bisher verkosten durfte. Sehr klare, transparente Farbe bei mittlerer Konzentration. In der Nase erkennt man den White Port, sehr komplex. Am Gaumen intensiv nussige Aromen, auch hier schwingt die Komplexität der Nase mit. Säure. Langer Abgang. Erinnert (durch die lange Fasslagerung) an einen Tawny. Der beste White Port bisher. 17 KROHN LBV 2004 Wie bei Messias sind auch die LBV von Krohn ungefiltert abgefüllt, ohne dass dies auf der Flasche vermerkt ist. Tiefrote Farbe, mittlere Konzentration, gute Reflexe. Die Nase zeigt süße und würzige Aromen. Holunder- und schwarze Johannisbeere. Auch im Mund eine ausgeprägte Würznote. Viel Frucht. Beim Abgang ist der Alkohol dominant, der sich aber mit zunehmender Lagerung noch einfügen wird. Im Auge behalten!

4 KROHN COLHEITA 1998 & 10y OLD TAWNY Bei den jungen Tawnies kann man den Unterschied zwischen dem Blend eines aged Tawny und den "Ecken und Kanten" eines Colheita besonders gut herausschmecken. Während der Colheita sich bereits in der Nase mit sehr viel Pepp und Würze präsentiert, ist der 10y old eher ein "smoothie". Im Gaumen überzeugt der Colheita durch Frucht, viel Säure und Alkohol. Der aged Tawny hat ein eher nussiges Bukett, was voraussichtlich durch das "blending" mit den älteren Weinen entsteht. Während der Abgang beim Colheita intensiv und mittellang ist, präsentiert sich der Abgang des 10y old eher kurz. Colheita 17, 10y old Tawny 16 KROHN COLHEITA 1987 & 20y OLD TAWNY Farblich unterscheiden sich diese zwei Weine fast gar nicht. Auch wurden beide Bouquets von intensiven Trockenfrüchten geprägt, komplex, wobei der 20y old Tawny wieder eine Spur weicher wirkte. Im Gaumen des Colheita waren Alkohol und Säure dominant, die Frucht war nur hintergründig präsent. Auch hier zeigte sich der 20y old gefälliger, aber ähnlich komplex. Wie bei der Vorgänger-flight war der Abgang des Colheitas wesentlich länger. Colheita 17+, 20y old Tawny 17 KROHN COLHEITA 1978 & 30y OLD TAWNY Bereits an der Farbe kann man erkennen, dass es sich hier um gealterte Tawnies handelt. Beide Ports präsentierten sich in einem tiefen Braun-Rot, beide mit einer enormen Konzentration. Während die Nase des Colheitas einen eher leichten Eindruck vermittelte, überwog beim 30y old Tawny eine würzige Süße. Am Gaumen enttäuschte der 30y old ein wenig; kaum Komplexität für einen Tawny in diesem Alter. Der Colheita hingegen überzeugte durch einen intensiv nussigen Gaumen mit Datteln und Mandeln im langen Abgang. Colheita 18, 30y old Tawny 16 KROHN COLHEITA 1961 Wenn die Weine älter sind als man selbst, steigt der Respekt automatisch. Der 61er Colheita von Krohn zeigte altersbedingt ausgeprägte Brauntöne bei immenser Konzentration. In der Nase tief & komplex mit einer deutlich vernehmbaren Ethanolnote. Am Gaumen Datteln, Rosinen, Alkohol und hervorragend integrierte Säure. Sehr gute Länge. 18 Nach diesem Verkostungsmarathon ging es in eins meiner Lieblingsrestaurants in Vila Nova de Gaia, das Tomba Rija. Hier gibt es eine hervorragende Auswahl von portugiesischen Speisen und Getränken in Buffetform zu einem hervorragenden Preis (Vorbestellung nötig). Krohn s Quinta do Retiro Novo - 4 -

5 Am nächsten Morgen waren wir dann schon früh in Richtung Pinhão auf den Beinen. Niemand geringeres als David Guimaraens wartete dort auf uns, um uns durch Taylors Vorzeige- QUINTA DE VARGELLAS zu führen. Da Bilder hier mehr als Worte erzählen... Sollte ich mal irgendwann selbst mit der Herstellung von Portwein beginnen, wird er mein großes Vorbild sein: David Guimaraens, der sympathische Chef- Önologe von Taylors Fladgate. Seine größte Sorge ist derzeit die Uniformierung der Portweine. Damit dies bei seinen Schützlingen von Taylors s, Fonseca und Croft nicht geschieht, experimentiert Guimaraens derzeit mit vielen Rebsorten und führt auch den Gärprozess nicht mehr reinrassig durch. Seiner Meinung nach gewinnen z.b. bei einer gemeinsamen Vergärung Tinta Barroca mit Tinta Roriz im Lagar beide an Komplexität und Aromen. Auch in der Herstellung setzt er nicht nur auf die modernen Methoden des robotic lagar, sondern versucht, die Moderne mit der Tradition zu verknüpfen, um das Beste herauszuholen. Seine Marken können sich diesen Luxus leisten, denn sie rangieren alle verdient im oberen Preissegment. Obwohl fast jeder namhafte Porthersteller derzeit dazu übergeht, neben den Portweinen auch Rotweine zu produzieren, bleibt die Taylors-Fladgate- Gesellschaft standhaft. "Our strength are Ports and we will maintain our strength there", erzählt mir Guimaraens begeistert. Wer mal an einem (gereiften) Vintage Port von Taylors, Fonseca oder Croft nippen durfte, weiß, dass er Recht hat. So werden auch weiterhin die besten Trauben der Quintas die besten Portweine erzeugen und nicht vorab für hauseigene Rotweine herausgesucht. Als Portwein-Enthusiast kann ich nur sagen: Weiter so! - 5 -

6 VINDOURO 2008 Nicht unbedingt zufällig habe ich mein Portugalwochenende auf das der Vindouro 2008 in Sao Joao da Pesqueira gelegt. Wie auch im letzten Jahr bieten hier auch die weniger bekannten Hersteller ihre Produkte an. Dieses Jahr waren folgende Ports besonders erwähnenswert: VALE DONA MARIA VINTAGE PORT 2002 Sehr leichtes Erscheinungsbild, aber ausgeprägte Reflexe. Verführerische, würzige Nase. Im Gaumen Alkohol, Frucht und Tannine. Für einen 2002er gut. 16 RORIZ VINTAGE PORT 2006 Hervorragende Reflexe, tiefes Schwarz-Rot bei mittlerer Konzentration. In der Nase Frucht (schwarze Johannisbeere), aber auch noch ein Gärton, Alkohol, rote Beeren. Am Gaumen Frucht, Alkohol, Tannine. Mittellanger, fruchtiger Abgang. 17 TECEDEIRAS VINTAGE PORT 2003 Letztes Jahr auf der Vindouro habe ich die Tecedeiras Ports der Jahre 2004 und 2005 zum ersten Mal verkostet. Dieses Jahr war der 2003er an der Reihe: Tiefes, komplexes Bouquet mit Tanninen und Säure. Am Gaumen Fruchtnoten, Tannine und Alkohol. Bei diesem Vintage Port sind die Einzelkomponenten wenig integriert. Er wird lange Lagerung belohnen. Mittellanger Abgang. 17 QUINTA DO PORTAL 10Y OLD TAWNY Leuchtendes Orange-Rot, gute Struktur. In de Nase angenehme Holztöne, Nüsse, aber auch noch frische rote Beeren. Auch am Gaumen Holz, Säure, Alkohol. Mittellanger, ausgewogener Abgang. Für einen 10-jährigen Tawny hervorragend. 17 CAVES SANTA MARIA 10Y OLD TAWNY Saubere, rotbraune (?) Farbe. Im Bouquet ein stechender Ethanol-Ton. Abschreckend. Nicht verkostet. Hoffentlich war dies eine schlechte Flasche. NR CAVES SANTA MARIA LBV 2000 Auch beim LBV ist das optische Erscheinungsbild nicht überragend. Ungefiltert bereits 2004 abgefüllt präsentiert sich der Port eher dünn und wässrig. In der Nase ist der Wein allerdings überraschend kräftig, mit viel Frucht. Am Gaumen eher ein Leichtgewicht mit präsentem Alkohol. 15 CAVES SANTA MARIA VINTAGE PORT Tiefes Rot mit ausgeprägten Reflexen und einer mittleren Struktur. In der Nase eine würzige Süße, Alkohol. Am Gaumen Alkohol, Tannine, Säure, Frucht von Himbeeren und Maulbeeren. Mittellanger fruchtiger Abgang. Not bad at all und nach den beiden anderen Vertretern der Firma ein highlight! 17 BORGES LBV 2001 Dieser Port wirkt älter als er ist. Leichte Brauntöne in der Farbe. Das Bouquet ist leicht. Am Gaumen eine Fehlnote. Trotz intensiver Diskussion wollte der Aushilfsstudent die neue Flasche erst dann aufmachen, wenn die alte leer ist. Schade... NR BORGES VINTAGE PORT 2005 Leuchtendes Tiefrot mit guten Reflexen und einer sehr komplexen Nase mit vielen roten Beeren und einer Pflaumennote. Auch am Gaumen Frucht, Alkohol und Tannine bei mittellangem Abgang

7 POCAS COLHEITA 1994 Letztes Jahr auf die Flasche gefüllt, hat mir dieser Colheita bereits bei der Essência do Vinho Anfang des Jahres in Porto zugesagt. Sauber leuchtendes Rot mit ausgeprägter Holz- und Pflaumennase. Mundfüllend, schöne Nuss- und Fruchtnote im Gaumen. Mittellanger, recht tiefer Abgang. Gut gemacht! 17 TAYLORS 10Y OLD TAWNY Einer meiner Standard-Tawny-Ports. Ich mag den 10-jährigen von Taylors deshalb so gerne, weil er die Frucht eines jungen Ports mit den Lagerungs- und Holztönen eines gereiften Tawny verbindet. Noch dunkle, rote Farbe. In der Nase Tabak- und rotbeerige Frucht. Im Mund ausgewogen, Frucht, Nüsse, Säure, Tannine. Mittellanger Abgang. 17 TAYLORS 20Y OLD TAWNY Ausgeprägte rot-braune Farbe, starke Konzentration. Nüsse, Trockenfrüchte (hauptsächlich Datteln) im Bouquet. Anschmiegender Gaumen, Datteln, Feigen und Säure, die im Abgang stärker wird. 17 TAYLORS LBV 2002 Der LBV des Jahres 2002 präsentiert sich optisch leicht, jedoch zeigt die ausgeprägte Pflaumennote in der Nase, dass es hier kein "dünner" LBV ist. Auch im Mund intensive Frucht mit roten Beeren und Pflaumen, ausgeprägte Alkoholnote. Mittellanger Abgang. 16 TAYLORS QUINTA DE VARGELLAS VINTAGE PORT 2005 Einer meiner Lieblings-2005er VP. Optisch sehr sauber, tiefes Rotschwarz bei intensiver Struktur. In der Nase eine süße Würze und viel Frucht (die klassische schwarze Johannisbeere eines jungen Vintage Ports). Am Gaumen Frucht, Alkohol, Säure, Tannine, wobei letztere schon recht gut integriert sind. Mittellanger, fruchtbetonter Abgang. Schon jetzt verführerisch. 17+ Size does matter! - 7 -

8 Als (Port)Weinfreund sollte man mindestens einmal im Leben das Dourotal in seine Urlaubsplanung aufnehmen, um sich ein fundiertes Bild davon zu machen, wie Port entsteht und warum er immer etwas Besonderes ist. Als mich der Besitzer der QUINTA DO VESUVIO, Dominic Symington, während einer Vertikalverkostung im Jahr 2007 auf die Quinta einlud, war dies für mich eine besondere Ehre. Nicht alle Quintas sind für Besucher geöffnet und auch Taylors s Vargellas und die Quinta do Vesuvio führen eine by invitation only-policy. Die Quinta liegt idyllisch unweit Taylors s Quinta de Vargellas auf der Südseite des Douro zwischen Numao und Lavandeira. Das Gelände ist riesig. Die Quinta umfasst 7 Hügel und 325 ha, von denen auf ca. 135 ha Wein ausschließlich der Kategorie A angebaut werden. Die Höhenunterschiede auf dem Gelände reichen von ca. 130 m am Douroufer bis auf 530 m hinauf. Die Quinta hat sogar eine eigene Bahnstation und eine Kirche auf dem Anwesen. Neben dem Wein werden im eigenen Garten Orangen, Kürbisse und Mandeln angebaut. Die Symingtons nutzten nach dem Erwerb der Quinta im Jahr 1989 die neue Gesetzgebung der EU und produzierten nur Jahrgangsport (Vintage Port), den sie von der Quinta aus vertrieben. Die acht traditionellen lagares 1 der Quinta haben ein Fassungsvermögen von je 24 Pipen Portwein (entspricht ca Liter). Hier können bis zu 50 Arbeiter pro lagar ihrer Arbeit nachgehen. Um die Temperatur während des Gärprozesses kontrollieren zu können, wurden Flüssigkühlrohre an den Außenseiten der lagares eingebaut. Zu einem köstlichen Abendessen auf der idyllischen Quinta durften wir folgende Weine verkosten: DOW'S EXTRA DRY Als Aperitif mit Mandeln auf der Terrasse zur untergehenden Sonne. Strohgelbe Farbe bei mittlerer Konsistenz. Die Nase ist vollmundig und sehr trocken. Auch am Gaumen überwiegt die typisch leicht adstringente Note eines trockenen White Port. Mit Tonic hat er mir wesentlich besser gefallen. 15 QUINTA DO VESUVIO COLHEITA 1992 Ja, Sie lesen richtig: Es gibt eine kleine Menge "family reserve" Tawny Ports auf Vesuvio. Diese sind jedoch nicht zum Verkauf bestimmt, sondern nur für genau diese Anlässe: Schöne, noch sehr dunkle Farbe. Ich denke, dass dieser Wein recht lange in den großen Vats gelagert war, bevor er auf die pipas umgefüllt wurde. In der Nase ein angenehmer Holzton, der an den Tawny erinnert, aber auch noch viel Frucht, Säure, Alkohol. Leichtes Nussaroma bei guter Konzentration. Im Mund rund und voll. Frische rotbeerige Frucht. Erinnert an eine Mischung aus einem hochqualitativen 10y old Tawny und einem hervorragenden Ruby. Nüsse, Trockenfrüchte, Mandeln. Mittellanger, wärmender Abgang Ein lagar ist ein Becken aus Stein, in dem die Trauben für den Portwein mit den Füßen getreten werden. Der Hauptvorteil dieser Methode ist die besonders schonende Abgabe der Farb- und Geschmacksstoffe der Traube an den Most. Um die hohen Personalkosten dieser Methode zu reduzieren, sind in vielen Quintas sogenannte robotic lagares im Einsatz

9 QUINTA DO VESUVIO COLHEITA 2001 Diesen und den 2004er haben wir während der Fasskellerbesichtigung direkt vom Fass verkostet. Der 2001er zeichnet sich durch eine erwartungsgemäß dunkle Farbe und ein intensives Aromenspiel aus. Fruchtig beerige Nase. Mittellanger, gut strukturierter Abgang. 17 QUINTA DO VESUVIO COLHEITA 2004 Theoretisch könnte man von diesen Port noch einen LBV machen, wenn Vesuvio einen anderen Typ Portwein als den Vintage Port herstellen würde. Im Vergleich zu den Vintage Port-Verkostungen, die ich vom 2004er vornehmen dürfte, hat sich dieser Wein kaum verändert. Sehr dunkles Rot mit ausgeprägten Reflexen. Starke, würzig-fruchtige Nase mit guter Komplexität. Der Gaumen bestätigt die Nase mit einem ausgeprägten Fruchtspiel von Himbeeren und Johannisbeeren. Mittellanger, wohlschmeckender Abgang. 17 QUINTA DO VESUVIO VINTAGE PORT 1989 Der Vintage Port 1989 ist ein Paradebeispiel, wenn es darum geht, die Aromen des sogenannten "douro bake" zu ergründen. Da die Symingtons Vesuvio 1989 ohne klimatisierten Lagerungsraum gekauft haben, war ihr Vintage 89 während der Vat-Lagerung (1989 bis 1991) der Sommerhitze des Douro ausgesetzt und diese hinterlässt Spuren: Teerige, leicht angebrannte Nase mit hintergründiger Frucht. Man könnte (und müsste) es als Fehlton gelten lassen. Im Mund identisch. Recht langer Abgang. Wenn doch schon eine Klimaanlage vorhanden gewesen wäre. Auf jeden Fall interessant QUINTA DO VESUVIO VINTAGE PORT 1994 Ich habe schon oft angemerkt, dass ich ein großer Fan der 94er bin und wiederum konnte ich erfahren warum. Der 1994er Vesuvio Vintage Port ist ein Prachtexemplar dieses außergewöhnlichen Jahrgangs. Tiefdunkles Rot mit ausgeprägten Reflexen und einer enormen Konzentration. Sehr komplexe Nase: Alkohol, Säure, Frucht von allerlei roten Beeren. Im Gaumen tief, aber nicht überwältigend. Sehr lang anhaltend. Würzig, Pfeffernote. Sehr tief und komplex, wobei die Integration schon recht weit fortgeschritten ist. Sehr langer Abgang. Ein jugendhafter Wein, der bereits jetzt schon viel Freude bereitet, weitere Einkellerung aber belohnen wird. 19 QUINTA DO VESUVIO VINTAGE PORT 2007 "Tinta Barroca" CASK SAMPLE - Um meinen Eingangssätzen treu zu bleiben: Ohne Bewertung, aber viel Potential. NR Muito obrigado, Dominic; diesen Abend werde ich so schnell nicht vergessen! Quinta do Vesuvio, Luftaufnahme Axel Probst

10 Als "last but defintely not least" Aufenthalt im Douro wurden wir von Christian Seely zu einer Besichtigung und Verkostung auf die QUINTA DA ROMANEIRA eingeladen. Ein völlig neues Konzept im sonst so traditionsverhafteten Dourotal: Luxus pur - integriert in die Szenerie des Weltkulturerbes. Hier mangelt es an nichts und man kann wirklich "in die letzte Ecke schauen" und erlebt perfekt integrierten Style in Kombination mit der traditionellen Bauart einer Quinta. Von den 400 ha Gesamtfläche stehen 75 ha "unter Wein", d.h. auf ihnen werden die gängigen Rebsorten angebaut, vor allem Touriga Nacional. Jährlich produziert die Quinta ca l Portwein und versucht jedes Jahr Vintage Port herzustellen. Obwohl Romaneira auch hervorragende rote und weiße Weine produziert, habe ich mich bei der Verkostung auf die Portweine konzentriert. QUINTA DA ROMANEIRA VINTAGE PORT 2004 Eine Komplettvertikale der Quinta do Romaneira unter der neuen Ägide vorzunehmen, ist relativ leicht, da der erste unter Seely produzierte Vintage Port der des Jahres 2004 war und somit die Jahre 2004, 2005 und 2007 bereits ausreichen. Der 2004er VP zeigte sich tiefrot bei mittelintensiver Struktur und guten Reflexen. In der Nase hauptsächlich fruchtig, während die Frucht am Gaumen eher hintergründig erscheint. Hier sind Tannine und Säure präsent. Noch recht unreif, soll er aber auch sein. Der Abgang ist tanninbetont. Insgesamt gut, aber fraglich, ob sich diese Menge an Tanninen mit der Zeit vollständig einfügt. Bis 2015 liegen lassen! 16 QUINTA DA ROMANEIRA VINTAGE PORT 2005 Produziert aus Touriga Nacional, Touriga Francesa und Tinta Cao kommt mir der 05er Romaneira heller vor, als ich ihn von der 2005er Verkostung in Erinnerung hatte. Schöne Reflexe, gute Struktur. Sehr fruchtiges Bouquet nach schwarzer Johannisbeere mit hintergründiger Würze. Am Gaumen Säure, Tannine, Frucht in nicht übermäßiger Intensität. Fruchtiger, mittellanger Abgang. Für einen Vintage Port fehlt mir Komplexität. 16 QUINTA DA ROMANEIRA VINTAGE PORT 2007 CASK SAMPLE TOURIGA NACIONAL Wie bereits erwähnt NR

11 QUINTA DO NOVAL VINTAGE PORT 2004 Im Noval diesen Jahres sind neben den "drei Hauptverdächtigen" auch noch Suzao und Tinta Roriz mit dabei. Sehr dunkle Farbe, tiefe, konzentrierte Struktur. In der Nase wenig Frucht, dafür aber ausgeprägte Würze. Komplex. Am Gaumen fruchtig (Cassis und Himbeeren), Säure und Tannine. Der Abgang ist adstringent und hintergründig fruchtig bei mittlerer Länge. Well made. 17 QUINTA DO SILVAL VINTAGE PORT 2005 Der Silval ist der Vintage Port des Jahres 2005, den ich bisher am häufigsten verkostet habe. Sehr dunkle Farbe, fast schwarz bei mittlerer Intensität. Verführerische Nase, gute Komplexität, süße Würze mit hintergründiger schwarzer Johannisbeere. Am Gaumen leichte Säure, Cassis und Himbeeren, würzig. Mittellanger Abgang. Insgesamt eine Spur zu wenig konzentriert, aber verführerisch. 16+ Axel Probst Flaschenkeller Messias Port