von Dorothy erfahren.«morley Shine war in meiner Erinnerung immer da gewesen, kein enger Freund, aber doch jemand, auf den ich in einer Notlage hätte
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- Markus Schmid
- vor 6 Jahren
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2 von Dorothy erfahren.«morley Shine war in meiner Erinnerung immer da gewesen, kein enger Freund, aber doch jemand, auf den ich in einer Notlage hätte zählen können. Er und der Detektiv, der mich ausgebildet hatte, waren jahrelang Partner gewesen. Irgendwann hatten sie sich dann überworfen und getrennt weitergemacht. Morley war Ende sechzig gewesen, groß und krummschultrig, mit gut und gern achtzig Pfund Übergewicht, einem runden Grübchengesicht, einem asthmatischen Lachen und gelben Fingern von den vielen Zigaretten, die er rauchte. Er hatte seine Spitzel und Informanten in sämtlichen Strafanstalten des Staates gehabt und jederzeit alle wichtigen Informations-Pools der Gegend anzapfen können. Ich würde Lonnie später noch genauer über seinen Tod ausfragen müssen. Vorerst jedoch
3 konzentrierte ich mich auf Kenneth Voigt, der sehr genau vorbereitet war und einen fliegenden Start anstrebte. Er sah zu Boden, die Hände locker im Schoß gefaltet.»meine Ex-Frau wurde vor sechs Jahren umgebracht. Isabelle Barney. Sie erinnern sich an den Fall?«Der Name sagte mir nichts.»ich glaube nicht«, murmelte ich.»jemand hat die Linse des Spions in ihrer Haustür herausgeschraubt. Er hat geklopft, und als sie das Licht anknipste und durchguckte, hat er eine Achtunddreißiger durch das Loch abgefeuert. Sie war sofort tot.«mein Gedächtnis sprang an.»das war Ihre Frau? Ich erinnere mich gut. Ist das wirklich schon sechs Jahre her?«beinahe hätte ich noch das einzige weitere Detail genannt, an das ich mich erinnerte: dass es damals
4 geheißen hatte, ihr Ehemann habe sie ermordet, mit dem sie in Trennung lebte. Offenbar nicht Kenneth Voigt, aber wer dann? Ich sah Lonnie an, der meine Frage mit übersinnlichen Antennen aufgefangen zu haben schien und prompt reagierte.»der Mann heißt David Barney. Er wurde freigesprochen, falls Sie das wissen wollten.«voigt rutschte in seinem Sessel hin und her, als verursache ihm die bloße Nennung dieses Namens bereits Juckreiz.»Dieses Schwein.«Lonnie sagte:»erzählen Sie weiter, Ken. Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Wo sie schon hier ist, können Sie ihr ja vielleicht ein wenig die Hintergründe erläutern.«er schien ein paar Sekunden zu brauchen, um sich wieder zu erinnern, wovon er eben gesprochen hatte.»wir waren vier Jahre verheiratet... beide in zweiter Ehe. Unsere
5 Tochter ist jetzt zehn und im Internat. Sie war vier, als Iz umgebracht wurde. Wir hatten Probleme, Isabelle und ich... nichts Besonderes, aus meiner Sicht. Sie hat eine Affäre mit Barney angefangen. Einen Monat nach unserer Scheidung hat sie ihn geheiratet. Er hatte es nur auf ihr Geld abgesehen. Alle wussten das, nur die arme, naive Iz nicht. Ich meine das nicht beleidigend. Ich habe diese Frau wirklich geliebt, aber sie war nun mal ein Ausbund an Leichtgläubigkeit. Sie war intelligent und talentiert, aber sie hatte absolut kein Selbstwertgefühl, und das machte sie zur leichten Beute für jeden, der ihr ein freundliches Wort schenkte. Sicher kennen Sie diese Sorte Frau. Emotional abhängig, Selbstachtung gleich null. Sie war Künstlerin, und ich habe ihr Können sehr bewundert, aber es war schwer, mitansehen zu müssen, wie sie ihr Leben weggeworfen hat
6 ...«Ich merkte, wie ich mich ausklinkte, während er mit seiner Persönlichkeitsanalyse fortfuhr. Seine Verallgemeinerungen über Frauen waren ärgerlich, und er hatte die Geschichte offenbar schon so oft erzählt, dass seine Darstellung leblos und ohne jedes Gefühl blieb. Das Drama drehte sich nicht mehr um sie, sondern nur noch um ihn und um das, was es für ihn bedeutet hatte. Mein Blick wanderte hinüber zu dem Stoß dicker Aktenordner auf Lonnies Schreibtisch. VOIGT/BARNEY konnte ich auf den Rücken lesen. Zwei an der Wand aufeinander gestapelte Kartons enthielten laut Beschriftung noch weitere Unterlagen. Alles, was Voigt sagte, würde sich dort drin finden, eine Sammlung unkommentierter Fakten. Es war verrückt was er sagte, mochte wahr sein, aber es war deshalb noch lange nicht
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