Energiewende-Barometer
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- Frieder Hochberg
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1 Energiewende-Barometer Energiewende Intelligent vernetzen! Niedersachsen ist und bleibt Vorreiter bei der Umsetzung der Energiewende. Deshalb müssen hier schon jetzt viele Probleme gelöst werden, die sich im übrigen Bundesgebiet erst in einigen Jahren zeigen werden. Diese Vorreiterrolle bietet viele Chancen, aber auch manche Risiken: beim Netzausbau, der Entwicklung von Speichern, der Sektorkopplung und der Digitalisierung. Die Wirtschaft erwartet von der Politik stabile Rahmenbedingungen, damit sie mit viel Unternehmergeist Lösungen für die entstehenden Probleme entwickeln kann. Lesen Sie mehr zum Thema und zu den Handlungsempfehlungen des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages (NIHK) auf den folgenden Seiten im aktuellen Fokus Niedersachsen. Seite 1 FOKUS NIEDERSACHSEN Energiewende-Barometer
2 Energiewende als Chance Gut fünf Jahre nach Fukushima ist die Energiewende im Stromsektor schon weit vorangeschritten. Mit 18,2 Prozent Anteil an der Bundesbruttostromerzeugung aus Erneuerbaren Energien ist Niedersachsen Spitzenreiter unter den Bundesländern (Stand 2014, Quelle bdew). Auch die Unternehmen haben sich immer mehr auf die veränderte Energiewelt eingestellt. Dies spiegeln die Antworten der Unternehmen beim Energiewende-Barometer wider, einem Monitoring der IHK-Organisation aus dem Frühsommer ,1 Prozent der befragten regionalen Unternehmen sehen die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens positiv oder neutral. Dabei ist der Anteil derer, die sie positiv sehen, im Vergleich zur letzten Umfrage vor drei Jahren, leicht gestiegen. Umso mehr gilt es, die Herausforderungen des derzeit größten deutschen Infrastrukturprojektes zu meistern und die Energiewende zum Erfolg zu führen. Versorgungssicherheit wichtiger als Strompreise Nur noch ein Viertel der Firmen nimmt derzeit die Energie- und Rohstoffpreise als Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung wahr. Das ist das Ergebnis der regelmäßigen Konjunkturumfragen der IHK-Organisation. Die gesunkenen Preise für Öl, Gas, Kohle und Fernwärme haben hier für Entspannung gesorgt. Bei den Strompreisen ist der Effekt nicht so ausgeprägt. Während die Industrie aufgrund der höheren Einkaufsmengen vermehrt von den sinkenden Börsenstrompreisen profitieren kann, kommt diese Auswirkung in anderen Branchen nur bedingt an. Der Vergleich mit der bundesdeutschen Befragung zeigt, dass der Preisaspekt regional etwas geringer bewertet wird. Auch Preisschwankungen haben nur bei 13,2 Prozent der Befragten an Bedeutung gewonnen. Seit 2013 haben sich viele Unternehmen mit langfristigen Lieferverträgen darauf eingestellt. Welche Maßnahmen setzen Sie zur Steigerung der Energieeffizienz in Ihrem Unternehmen ein? Mitarbeiter informieren/qualifizieren 64,2 80,6 Einführung eines Energie-/Umweltmanagementsystems 34,7 55,5 Investitionen in neue Effizienztechnologien Lastmanagement 48,1 40,9 46,3 55,8 Einbindung externer Dienstleister Teilnahme an Netzwerken/Effizienztischen Effizienzmaßnahmen in Service-Prozessen und/oder Gebäuden 28,2 32,4 17,5 24,1 23,1 53,1 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 NIHK 2013 NIHK 2016 Quelle: NIHK-Energiewende-Barometer 2016 Seite 2 FOKUS NIEDERSACHSEN Energiewende-Barometer
3 Mit Energieeffizienz gegen Preissteigerungen Die Energieeffizienz ist und bleibt ein wichtiger Maßstab für die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen. Rund 80 Prozent der Unternehmen sehen in der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter den Schlüssel zu Realisierung von Effizienzpotenzialen. Dadurch ist nachhaltig gesichert, dass das Thema tief in den Unternehmen verankert ist. Auch deshalb sind weitere Regulierungen durch die Politik zu vermeiden. Freiwilligkeit sollte weiterhin Vorrang vor gesetzlichem Zwang haben. Mehr als die Hälfte der Unternehmen haben in diesem Jahr die Einführung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems auf den Weg gebracht. Das sind 20 Prozentpunkte mehr als Auch Investitionen in neue Effizienztechnologien sind nach wie vor ein wichtiger Baustein für die Unternehmen. In Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern gewinnt auch das Lastmanagement weiter an Bedeutung. Durch die Flexibilität der Nachfrage können Lastspitzen gekappt und Angebotsüberschüsse aufgefangen werden. Neben Kostensenkungseffekten in den Unternehmen ergeben sich so auch volkswirtschaftlich Einsparungen. Die Bedeutung von Effizienzmaßnahmen in Service-Prozessen und Gebäuden hat deutlich abgenommen. Dies liegt daran, dass viele Unternehmen größere Investitionen bereits in den letzten Jahren verwirklicht haben. Welche politischen Maßnahmen sollten ergriffen werden, um die Energieversorgung sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten? Netzausbau unterstützen 80,1 82,7 Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen Bessere Abstimmung der politischen Maßnahmen 69,4 66,2 64,0 57,0 Steuern und Abgaben auf den Strompreis reduzieren Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben Wettbewerb auf Strom-Gasmarkt stärken Fördertatbestände und Sonderregelungen überprüfen 50,9 43,5 50,8 50,3 42,4 37,1 61,9 62,0 Akzeptanz für Umbau der Energieversorgung erhöhen Rahmenbedingungen für neue Technologien verbessern 33,7 30,5 28,9 44,2 Beratung und Unterstützung für Effizienzmaßnahmen ausbauen Bau neuer und effizienter konv. Kraftwerke vorantreiben Vorgaben für Energieeffizienz verschärfen 12,1 13,8 9,6 36,7 28,6 27,9 0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0 NIHK 2013 NIHK 2016 Quelle: NIHK-Energiewende-Barometer 2016 Seite 3 FOKUS NIEDERSACHSEN Energiewende-Barometer
4 Was ist zu tun? Priorität 1: Netzausbau vorantreiben Ohne den Netzausbau kann die Energiewende nicht gelingen. Das sehen auch 82 Prozent der befragten Unternehmen so. Der zügige Ausbau der Stromnetze hat für sie nach wie vor oberste Priorität. Das gilt für die Höchstspannungsebene ebenso wie für das Verteilnetz. Die Netzinfrastruktur muss an die neuen Anforderungen dezentraler und volatiler Erzeugung angepasst werden. Ein rascher Netzausbau, vor allem der Nord-Süd-Verbindungen, ist dabei in vielen Fällen die günstigste Option, Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Unverzichtbar ist deshalb eine schnellstmögliche Umsetzung der im Energieleitungsausbau- und Bundesbedarfsplangesetz festgelegten neuen und zu verstärkenden Netze. Zudem sollte die Landesregierung dem Ausbau der grenzüberschreitenden Netzinfrastruktur als Beitrag zur Vollendung des Europäischen Energiebinnenmarktes einen besonderen Stellenwert beimessen. Die Landesregierung sollte sich darüber hinaus dafür einsetzen, dass die Finanzierung der Stromnetze energiewendefest gestaltet wird. Dazu müssen die Netznutzungsentgelte weiterentwickelt werden. Grundlegend ist dabei, dass auch für die Zukunft eine breite Beteiligung an der Finanzierung sichergestellt wird. Gleichzeitig sollten die Netzentgelte in einem auf volatiler Erzeugung beruhenden Stromsystem eine Flexibilisierung der Nachfrage ermöglichen, soweit sie netzdienlich ist oder zumindest nicht die Stabilität des Netzes einschränkt. Zur Vermeidung von Standortnachteilen sollte die Wälzung der Kosten für das Übertragungsnetz bundesweit erfolgen, wie es für die Offshore-Anbindung bereits der Fall ist und wie es auch in anderen Infrastrukturbereichen gehandhabt wird. Priorität 2: Verfahren beschleunigen, Kommunen unterstützen Der mit der Energiewende verbundene Umbau der Energieversorgungslandschaft erfordert das koordinierte Zusammenspiel aller Akteure am Energiemarkt. Deshalb fordern mehr als 70 Prozent der niedersächsischen Unternehmen eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende muss von allen Beteiligten als oberstes Ziel verstanden werden. Nur so lässt sich eine moderne Energieversorgungslandschaft verwirklichen, die verlässlich, bezahlbar und umweltverträglich ist. Notwendig ist dafür auch eine bessere Abstimmung der politischen Maßnahmen. Den Städten und Gemeinden kommt dabei eine besondere Rolle zu. Denn hier vor Ort müssen die alternativen Energien angesiedelt, die Stromtrassen gebaut sowie die Infra- und Speicherstruktur geschaffen werden. Erforderlich ist daher eine enge Einbindung aber auch proaktive Mitarbeit der Kommunen. Auch beim Thema Sektorkopplung der Verknüpfung von Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor ist eine Reihe von Herausforderungen abzusehen, die sich mit Maßnahmen im Wirkungskreis der Kommunen bemerkbar machen werden. Nicht nur dabei ist aus Sicht der niedersächsischen Wirtschaft die Landesregierung in der Pflicht, den Kommunen den Rücken zu stärken. Priorität 3: Wettbewerb stärken Die Energiepreise insgesamt und die Strompreise im Besonderen sind wichtige Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit des Energiestandortes Niedersachsen. Vor diesem Hintergrund fordern rund 50 Prozent der Unternehmen, die Steuern und Abgaben auf den Strompreis zu reduzieren. Deshalb sollte sich die Landesregierung auf Bundesebene für eine Senkung der Stromsteuer einsetzen. Aus Sicht der Wirtschaft wäre das ein probates Mittel, um den steigenden Strompreisen zumindest teilweise zu begegnen. Dies gilt umso mehr, als die Strompreise seit Einführung der Steuer massiv gestiegen sind und die Steuern keine zusätzliche Steuerungswirkung entfaltet haben. Die Potenziale von Effizienzsteigerungen, Lastmanagement, europäischem Netzausbau und verstärktem grenzüberschreitendem Handel sollten mit Nachdruck genutzt und vorangetrieben werden. Gleiches gilt für intelligente Netze, Eigenerzeugung, Speicherung sowie Kopplung unterschiedlicher erneuerbarer Energieträger. Schließlich bedarf es eines intelligenten Zusammenschlusses der Bereiche Strom, Wärme und Mobilität auf Erzeuger- wie auf Verbraucherseite. Seite 4 FOKUS NIEDERSACHSEN Energiewende-Barometer
5 Quelle: Zur Begleitung der Energiewende hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertrag (DIHK) im Mai 2016 zum wiederholten Mal ein Monitoring zur Energiewende durchgeführt Energiewende-Barometer genannt. Dabei wurden bundesweit Unternehmen und IHK-Experten nach ihren Einschätzungen zu den erzielten Fortschritten der Energiewende, bestehenden Problemen und notwendigen Lösungsansätzen befragt. An der Umfrage, haben sich bundesweit ehrenamtlich in den IHKs engagierte Unternehmen, davon 158 Unternehmen aus Niedersachsen, beteiligt. Ansprechpartner für den Fokus Niedersachsen NIHK-Sprecher für Industrie, Energie, Technologien: Dr. Jan Amelsbarg, Tel , NIHK Hinüberstr , Hannover Tel Der NIHK vertritt rund Unternehmen in Niedersachsen. Mitglieder sind die IHK Lüneburg-Wolfsburg, die Oldenburgische IHK, die IHK Osnabrück Emsland Grafschaft Bentheim, die IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie die IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Der Fokus Niedersachsen erscheint in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik und steht unter auch zum Download zur Verfügung. Seite 5 FOKUS NIEDERSACHSEN Energiewende-Barometer
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