Reif für die Insel. ReiseSpecial. Fotopraxis Reisen

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1 ReiseSpecial Fotopraxis Reisen Reif für die Insel Mallorca ist viel mehr als die berüchtigte Strand- und Partymeile Ballermann, die sich über etwa 8 km östlich der Hauptstadt Palma erstreckt. Grandiose Landschaften, alte Klöster und Traumbuchten laden zum Entdecken und Fotografieren ein. Profifotograf Siegfried Layda zeigt Ihnen, warum er längst reif für die(se) Insel ist.

2 Überblick Die Bucht von Port de Sóller: Um diesen Blick zu erzielen, musste ich einige steile Strassen durch den Ort bergan wandern und eine Lücke in der Bebauung finden. Gut, wenn man sich solche Blicke rechtzeitig sucht, um in der einsetzenden Abenddämmerung aufnahmebereit zu sein (Canon EOS 1Ds Mk II, 80 mm, ISO 100, Bl. 11, 10 s). ColorFoto 7/

3 Fotopraxis Reisen Siegfried Layda ist professioneller Reisefotograf. Für eine Fotoreise ist die Hauptsaison am wenigsten geeignet Romantik Altstadtszene in Alcúdia: In der Abenddämmerung wird die Stadtmauer beleuchtet und bildet ein romantisches Ambiente für das Restaurant im Vordergrund, das noch auf Gäste wartet (EOS 5D Mk II, 30 mm, ISO 100, Bl. 13, 15 s). Wer Mallorca als Reiseziel nennt, erntet damit nicht nur Beifall. Denn für viele ist Malle gleichbedeutend mit Ballermann, der zur Sommerzeit größten Partymeile Europas am Strand der Hauptstadt Palma. Deutsche Pauschaltouristen, angetreten zum kollektiven Besäufnis und Absingen von Schmuddel-Schlagerhits. Monströse Trinktempel, wie der Bierkönig in der Schinkenstraße, mit Platz für rund Besucher, die meist nur ein Ziel haben: Party machen, bis der Arzt kommt. Stimmt alles, ist aber nur ein kleiner Teil der Wahrheit über Mallorca, wenn man 8 km Ballermann von 550 km Küstenlinie abzieht, mit der sich die größte Insel der Balearen umgibt. Mallorca bietet eine Menge Naturschönheiten wie schroffe Felsküsten und einsame Buchten, Berge und abenteuerliche Wanderwege, aber auch alte Ortschaften mit engen Gassen, Klöstern und nahezu mittelalterlichem Erscheinungsbild. Die richtige Zeit für die Insel Plant man eine Reise mit viel Badespaß und großem Unterhaltungsangebot bzw. müssen die Schulferien berücksichtigt werden, dann ist die Sommer-Hauptsaison sicher eine Option. Für eine Fotoreise ist dieser Zeitraum jedoch denkbar ungeeignet: Die Nächte sind kurz, der Sonnenaufgang findet vor dem Frühstück satt, und abends wird es auch schwierig. Denn die 38 ColorFoto 7/2012

4 Stille Bucht Diese stille Bucht, Cala Figuera, fand ich fast am östlichen Ende der Halbinsel Formentor. Der Blick von oben zeigt auch die umgebende, beeindruckende Bergund Felslandschaft. Durch die Wahl einer sehr kurzen Brennweite konnte ich den Vordergrund bildwirksam berücksichtigen; es entstanden drei Einzelbilder, die ich in PS Photomerge zu einem Panorama kombinierte (EOS 1Ds Mk III, 17 mm TS, ISO 100, Bl. 13, 1 /60 s). Tiefenwirkung Nicht immer zeigt sich die Cala de Boquer wie hier von der sonnigen Seite. Ein angeschwemmter Baumstamm zeugt von stürmischer See und der Gewalt der Elemente. Als Vordergrundobjekt verleiht er dem Bild Tiefe (EOS 60D, 10 mm, ISO 100, Bl. 13, 1 /80 s, Polfilter). Kloster im Grünen Steigt man etwas außerhalb der Klosteranlage von Monastir de Lluc auf einen Hügel, dann bietet sich dieser schöne Blick auf die in die grüne Land schaft eingebettete Basilika (Kodak DCS Pro 14n, 50 mm, ISO 100, Bl. 13, 1 /125 s. ColorFoto 7/

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6 Durchblick Blick von der Terrasse des Herrenhauses Son Marroig auf den Marmorpavillion und die Nordwestküste unweit von Deià. Der Säulendurchblick und der Kalt-warm-Kontrast machen den Reiz dieser Aufnahme aus (Kodak DCS Pro 14n, 16 mm, ISO 100, Bl.16, 1 /125 s, Aufhellblitz). Pittoresk Ein uralter Olivenbaum im Vordergrund bildet mit seinen Ästen den Rahmen für das dahinter liegende Herrenhaus Son Marroig im letzten Licht der Sonne eine pittoreske Szene, die nahezu mittelalterliche Züge trägt (EOS 1Ds Mk III, 50 mm, ISO 100, Bl. 14, 1 /15 s). oft dünn gesäten Parkplätze an den Endpunkten der Wanderwege und Buchten sind schnell überbelegt; das Wandern mit Fotogepäck wird bei den hohen Sommertemperaturen anstrengend. Im Herbst wird es zwar wieder besser, allerdings zeigen sich nun die Spuren des trockenen mallorquinischen Sommers. Das Grün der Wiesen hat sich in Graubraun verwandelt, von blühender Natur keine Spur. Ich bevorzuge deshalb das Frühjahr, wobei die klimatischen Schwankungen keine genaue Prognose zum optimalen Zeitpunkt zulassen. Aber zumindest auf die Tageslänge ist Verlass, und so kann man im Februar getrost noch Halbpen sion buchen und hat trotzdem die Chance, schöne Sonnenuntergänge zu fotografieren. Üblicherweise sieht man in der zweiten Februarhälfte bereits die üppige Mandelblüte. Dieses Jahr leider nur ansatzweise, wegen der kalten Witterung entwickelte sie sich erst später im März. Dafür gab es Schnee in den Bergen (und sogar in Palma), dazu aufgewühltes Meer und schwarze Wolken Stimmungen, die man sonst eher mit Island assoziiert. Der Reiz des wilden Nordwestens Wer beispielsweise nur eine Woche Zeit hat und das andere Mallorca sehen will, sollte Schwerpunkte setzen. Aus meiner Sicht Berühmtheit La Cartoixa, die Kartause von Valdemossa, wurde weltbekannt durch den Reisebericht Ein Winter auf Mallorca der französischen Autorin George Sand. Diese verbrachte den Winter 1838/39 mit ihrem Geliebten Frederic Chopin in der Kartause; die Räume werden jährlich von tausenden Touristen besichtigt (EOS 1Ds Mk III, 200 mm, ISO 100, Bl. 11, 1 /60 s, Polfilter). Formentor Bei Sonnenuntergang versinkt die Sonne am Meer oft in einem diffusen Himmel, das Licht wird sanft, der verminderte Kontrast durch die Kamera auch ohne HDR-Technik bewältigt. So erhält man eine korrekte Belichtung gleichzeitig in den sonnigen wie auch in den Schattenpartien (EOS 60D, 10 mm, ISO 100, Bl. 10, 1 /20 s). ColorFoto 7/

7 Fotopraxis Reisen Die historischen Windmühlen sind ein Wahrzeichen der Insel. Viele sind verfallen, es gibt jedoch Pläne für eine Restaurierung. Ebenfalls typisch: Die Mandelblüte zwischen Mitte Februar und Ende März, hier mit Fisheye wirkungsvoll in Szene gesetzt. Typisch Mallorca: Immer wieder blickt man auf Zitronen oder Orangen. bietet der Nordwesten Mallorcas mit dem Gebirgszug Serra de Tramuntana landschaftlich am meisten darunter den höchsten Berg der Insel (Puig Major, 1445 m) mit zwei vorgelagerten Stauseen und den Torrent de Pareis, einen nicht immer Wasser führenden Sturzbach, der durch eine landschaftlich reizvolle Felsenge an der Bucht von Sa Calo bra ins Mittelmeer mündet. Den nördlichsten Punkt bildet die Halbinsel Formentor mit spektakulären Ausblicken bis hin zum Cap de Formentor. Ich suche mir gerne ein Hotel in dieser Region, etwa in Puerto de Alcúdia oder Port de Pollença, von Palma aus per Schnellstraße in etwa einer Stunde (rund 60 km) erreichbar. Von dort aus mache ich Ausflüge in die Serra de Tramuntana mit malerischen Städchen wie Deiá, Sóller oder Valldemossa. Das zuletzt genannte ist vor allem durch sein altes Kartäuserkloster (Cartoixa de Valldemossa) berühmt, in dem der Komponist Frédéric Chopin mit der Schriftstellerin George Sand den Winter 1838/39 verbrachte. Dort entstand das Buch Ein Winter auf Mallorca, das die Landschaft facettenreich beschreibt. Ebenfalls sehenswert: das 42 ColorFoto 7/2012

8 Tipps Die nachfolgenden Reisetipps basieren im Wesentlichen auf persönlichen Erfahrungen des Fotografen dieses Beitrags (Siegfried Layda). Für die Richtigkeit der gemachten Angaben und den Inhalt der Weblinks können wir trotz sorgfältiger Recherche nicht garantieren bzw. Haftung übernehmen. An- und Einreise Personalausweis oder Reisepass benötigt man bereits hier beim Einchecken auf dem Flughafen, ansonsten keine weiteren Formalitäten. Mit dem Flugzeug erreicht man Mallorca dann auf dem Internationalen Flughafen von Palma de Mallorca. Flugzeit ab Frankfurt etwa zwei Stunden. Mobilität Mietwagen sollte man möglichst schon in Deutschland vor Reiseantritt buchen mit Abholung auf dem Flughafen (so ist man zeitlich flexibler und spart auch den Aufpreis für den Transfer zum Hotel). Für die Kaution ist eine Kreditkarte vorzulegen. Wichtig: Klein- bzw. Kompaktwagen sind für die teilweise ziemlich engen Straßen die beste Wahl. Übernachtung Mallorca besitzt ein überbordendes Angebot an Hotels, von denen jedoch außerhalb der Saison viele geschlossen sind. Gut, denn so findet man leichter einen Parkplatz. Aber auch viele Geschäfte und Restaurants haben in der Winterhalbzeit nicht geöffnet. Das wirkt auf manche Besucher trostlos ich empfinde das eher als abenteuerlich. Zu dieser Jahreszeit ist Hotelbuchung mit Halbpension deshalb vorteilhaft (eventuell vorher anfragen, wie lange das Abendbüfett geöffnet ist, um Fotostress zu vermeiden). Verschiedenes Die medizinische Versorgung ist gut, es gibt auch viele deutschsprachige Ärzte auf der Insel. Man kann die deutschsprachigen Wochenzeitungen Mallorca Magazin oder Mallorca Zeitung zu Rate ziehen. Geldverkehr (Euro) und Stromanschluss wie bei uns. Equipment Die Bilder in diesem Beitrag zeigen es: Zum Fotografieren auf Mallorca benötigt man einerseits eine möglichst große Palette an Brennweiten wenn man viel wandern möchte, dann sollte man sich andererseits nicht zu viel aufladen. Auf vielen Wanderwegen kann man unterwegs nicht irgendwo einkehren also auch an Wasser denken und als Gewicht mit einplanen Web-Links Monastir de LLuc, ein Kloster bei Escora im Nordwesten auf halber Strecke zwischen Port de Pollença und Sóller sowie diverse Festungsanlagen bzw. Burgruinen wie das Castell Bellver (Palma), Castell d Alaró (bei Alaró) oder Castell del Rei (bei Pollença). Daneben gehören die Mühlen zu den Wahrzeichen der Insel. Früher dienten sie dem Mahlen von Getreide, auch Olivenöl wurde so gepresst. Die heute noch erhaltenen Mühlen dienen vor allem der Bewässerung der Felder. Besonders viele finden sich bei Sa Pobla, Muro, Campos, Llucmajor und bei Palma de Mallorca (in der Nähe des Flughafens). Teilweise sind sie in einem ziemlich bedauernswerten Zustand, aber ein Programm zur Wiederherstellung ist in Sicht. Am Rande bemerkt: Wer sich für (Tropfstein-)Höhlen interessiert, wird in Mallorca an verschiedenen Orten fündig. Allerdings habe ich bisher noch keine entdeckt, in der man selbst fotografieren durfte und deshalb verbringe ich meine Zeit mit der Kamera lieber über Tage. Denn dort findet sich in Mallorca nun wirklich mehr als genug Sehenswertes. Siegfried Layda/Karl Stechl Vor allem in der Nebensaison bei gemäßigten Temperaturen erobern Radfahrer die Insel. Hier ist eine Gruppe auf dem Weg durch den malerischen Ort Fornalutx. ColorFoto 7/