Was passiert mit den Kindern?
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- Sebastian Kranz
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Was passiert mit den Kindern? Kinderschutz hat einen Namen Mag. a Hedwig Wölfl Die Möwe Gewalt in der Familie
2 Kinderschutz Gewalt und Missbrauch Mag a Hedwig Wölfl
3 Jedes Kind hat das Recht selbst über seinen Körper und seine Sexualität zu bestimmen und dass respektiert wird, welche Berührungen ihm angenehm oder unangenehm sind. Schutz vor Gewalt, sexueller Ausbeutung und Missbrauch (KRK Artikel 19 und 34; Österr. Bundesverfassungsgesetz 2011) Der Staat hat die Pflicht Kinder und Jugendliche vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch, einschließlich Prostitution und Beteiligung an Pornographie zu schützen. Dafür ist auch eine internationale Zusammenarbeit notwendig.
4 Die bisherige Fallgeschichte aus Kinderperspektive Beobachtungen laut Aussagen im Prot.: Papa hat der Mama (..) schon öfter weh getan und sie laut angeschrien Vater ist immer wilder geworden Bedrohung der Mama mit dem Umbringen Der Papa ist manchmal betrunken Eigene Betroffenheit laut Aussagen im Prot.: Sehr strenge Erziehung und öfters Ohrfeigen Wegstoßen und Anschreien
5 Aufgabe zum Einstieg: Was erleben Kinder und Jugendliche, wenn die Mutter vom Vater misshandelt wird? Sie sehen? Sie hören? Sie spüren? Sie denken? Zeitrahmen: 10 Minuten Gruppen zu 3-4 Personen
6 Situation der Mutter Interessen und Bedürfnisse der Familienmitglieder Frau, Mutter, Gewaltbetroffene (verschiedene Rollen) Frauenhaus / Polizei Situation der Kinder: Kind fokussierte Perspektive in den Kinderschutzzentren Kind-fokussierte Beratung Prozessbegleitung Psychotherapie
7 Oberstes Ziel: Sicherheit herstellen Nach Innen und Außen Sichere Umgebung Kontakt zu sicherer Bindungsperson/en garantieren
8 Wie kommen die Kinder zur kindgerechten Betreuung Mutter, Kinder, Frauenhaus oder Interventionsstelle melden sich im KiSZ Belastungseinschätzung mit Fokussierung auf die individuellen Bedürfnisse bei direkter/indirekter Gewaltbetroffenheit: Begleitung/Beratung Psychotherapie bei direkter Gewaltbetroffenheit : Begleitung im Strafverfahren
9 BETREUUNG UND BEGLEITUNG VON KINDERN NACH DEM ERLEBEN VON GEWALT Allgemeine Beratung der Kinder (und Mutter) Anzeigenberatung Begleitung im Strafverfahren (Prozessbegleitung)
10 Allgemeine Beratung Situationserfassung Entlastung Fokussierung auf die kindlichen Bedürfnisse/ Erleben Psychoedukation über Gewalt/Gefühle/Rechte Weitervermittlung und andere Hilfsvermittlungsangebote (Psychosoziales Netz) Rollenumkehr / Parentifizierung thematisieren
11 Anzeigenberatung Informationen über: Die Folgen einer Anzeige Ablauf einer polizeilichen Einvernahme Ablauf einer Gerichtsverhandlung? Beratung und Unterstützung während der belastenden Zeit
12 Der rechtliche Rahmen der Prozessbegleitung Maßgebliche Rechtsquellen: österreichische Strafprozessordnung (StPO) und die österreichische Zivilprozessordnung (ZPO). Anspruch auf Prozessbegleitung ( 66 Abs. 2 StPO) Opfer eines Gewaltdeliktes, Sexualdeliktes oder einer gefährlichen Drohung oder Opfer, deren persönliche Abhängigkeit durch eine vorsätzlich begangene Straftat ausgenützt worden sein könnte Ziele der psychosozialen und juristischen Prozessbegleitung Betroffene sollten so sicher wie möglich fühlen Bewältigung emotionaler Belastungen
13 Was ist Prozessbegleitung? Psychosoziale und juristische Prozessbegleitung Begleitung während Entscheidungsfindung bzgl. Anzeige, Einvernahme (KdV), Verhandlung und deren Nachbereitung Für Gewaltopfer, insbesondere Kinder und Jugendliche, die von physischer, psychischer oder sexueller Gewalt betroffen sind und deren Bezugspersonen
14 Was umfasst Prozessbegleitung? Information und Beratung über die Abläufe bei Polizei und Gericht Begleitung von Einvernahmen Unterstützung und Stärkung währen der Dauer des Verfahrens Rechtliche Vertretung und Beratung des Opfers durch eine Rechtsanwältin/Rechtsanwalt Vermittlung weiteren Hilfen
15 Was machen ProzessbegleiterInnen? Ziel: Vermeiden einer Retraumatisierung des Kindes Sprechen über die Gefühle des Kindes (Angst, Scham, Schuld) und Stützen der Bezugsperson Erklären, was bei Anzeige/Gericht passiert (Buch: Milli bei Gericht ) Besprechen, was vom Kind erwartet wird (Wahrheit sagen, Entschlagungsrecht etc.) Fragen des Kindes und der Bezugspersonen beantworten, zb wie wird der Täter bestraft, wie lange dauert das Verfahren, muss das Kind den Täter nochmals sehen etc. Begleitung des Kindes zur Polizei/zum Gericht Begleitung der Bezugsperson und ev. ZeugInnen zur Hauptverhandlung Vermittlung, Koordination und Kooperation
16 Kollisionskuratel Bei einem Interessenkonflikt zwischen einer minderjährigen Person und ihrer gesetzlichen Vertreterin/ihrem gesetzlichen Vertreter: Einsetzung eines Kollisionskuratorin/ein Kollisionskurator (SozialarbeiterIn des JA)
17 BERATUNG UND PSYCHOTHERAPIE Hilfe bei Umgang und Verarbeitung Symptome von häuslicher Gewalt Kurz- und langfristige Folgen von häuslicher Gewalt
18 Häusliche Gewalt Kinder als Zeugen von Gewalt ist noch immer ein heikles und vernächlässigtes Thema Pro Jahr werden in Österreich mehr als Betretungsverbote ausgesprochen 1/3 aller von Gewalt betroffenen Frauen haben Kinder In 30-60% der Fälle von Partnergewalt, sind auch die Kinder direkt von Gewalt betroffen
19 Loyalitätskonflikt Ambivalenz zwischen liebevoller und gewalttätiger Seite des Elternteils Genau jene Person, die dem Kind Schutz gewähren soll, wenn es Angst hat, zur Bedrohung wird Familie, die für Geborgenheit, Zuflucht und Sicherheit stehen soll, wird zum Stressfaktor Nr. 1 Das Bedürfnis nach Sicherheit dominiert deshalb alles Denken und Handeln von Kindern
20 Traumatisierung durch Zeugenschaft Empathisches Miterleben elterlichen Leides kann zu indirekter Traumatisierung = Sekundärtraumatisierung führen Es können die gleichen Folgen auftreten, wie sie beim unmittelbaren Erleben von Gewalt auftreten
21 Häufige psychische Folgen von häuslicher Gewalt Belastungsreaktionen (Stress durch Bindungstrauma) Akute Belastungsreaktion, Posttraumatische Belastungsstörung oder Anpassungsstörung Angst- und Panikstörung Depressive Verstimmung Schlaf- und Essstörungen Verhaltensauffälligkeiten Enuresis, Enkopresis, selbstverletzendes Verhalten
22 Häufige psychosoziale Folgen von häuslicher Gewalt Schulversagen oder schlechtere Schulleistungen (40% weisen ernsthafte Entwicklungsrückstände oder bedeutsame Schulschwierigkeiten auf) Lernbereitschaft und Konzentrationsfähigkeit von Kindern sinkt Sozialer Rückzug / Passivität Wut, Unruhe, Aggressivität, Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit Schuld und Schamgefühle
23 ACE (Adverse Childhood Experiences) Studien Untersuchung von zehn Arten von Kindheitstraumata direktes Erleben: körperliche Misshandlung sexueller Missbrauch emotionaler Missbrauch körperliche Vernachlässigung emotionale Vernachlässigung familiäres Umfeld: häusliche Gewalt gegenüber der Mutter Suchtmittel-Missbrauch im Haushalt psychische Erkrankungen im Haushalt Trennung / Scheidung der Eltern Inhaftierung eines Familienmitgliedes
24 Ergebnisse der ACE-Studie Kindheitstraumata kommen oft und in allen Bevölkerungsschichten vor Traumatisierungen in der Kindheit haben einen deutlichen Einfluss auf die spätere Gesundheit Je mehr Arten von Kindheitstraumata erlebt wurden, desto größer ist der negative Einfluss auf die spätere Gesundheit In der ACE-Studie weisen fast zwei Drittel der untersuchten Personen mindestens ein Kindheitstrauma auf (ACE-Score > 0). Bei 12,5 Prozent der Personen (jeder Achte!) bestanden sogar vier oder mehr Traumatisierungen in der Kindheit.
25 Folgen Je mehr Kindheitstraumata erlebt wurden, desto wahrscheinlicher beeinträchtigen sie die spätere Gesundheit im Erwachsenenalter. Zu den negativen Gesundheitsfolgen gehören ein erhöhtes Risiko: zu rauchen für Alkohol- oder Drogenmissbrauch an Leber-, Herz-, Krebs- oder Lungenerkrankungen zu erkranken an Depression und anderen psychischen Störungen zu erkranken einen Selbstmordversuch zu begehen eine Totgeburt zu erleiden finanzielle und arbeitsbezogene Probleme zu haben sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit anzustecken an einer Essstörung zu erkranken (v.a. Übergewicht) Partnergewalt oder sexuelle Gewalt zu erfahren Wenn sechs oder mehr Traumatisierungen in der Kindheit vorliegen, verringert sich die Lebenserwartung um 20 Jahre.
26 Angebote der möwe Hilfe für minderjährige Gewaltopfer Telefonische, persönliche und Online-Beratung Krisenhilfe für Gewaltopfer Klinisch-psychologische Diagnostik Psychotherapie Prozessbegleitung Information und Prävention Prävention Trau-Dich Workshops in Schulen Elternbildung Vorträge, Seminare und Weiterbildung für PädagogInnen
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