THEMA JUGEND KOMPETENT ERZIEHEN

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1 Nr. 2/2005 H 9851 KOMPETENT ERZIEHEN STÄRKUNG DER ERZIEHUNGSVERANTWORTUNG KRITISCH IM BLICK: SUPER NANNY & CO. SOZIALE FRÜHWARN- SYSTEME IN NRW ZEITSCHRIFT FÜR SCHUTZ UND ERZIEHUNG

2 2/2005 KINDER ALS EXPERTEN UND EXPERTINNEN Unser Thema: Anja Beisenkamp/Sylke Hallmann/Christian Klöckner Kinder als Expertinnen und Experten... 2 Look at the difference... 4 Sich selbst erkennen Stärkung der Erziehungsverantwortung... 6 Super Nanny & Co. Eine kritische Bestandsaufnahme... 9 Kess-erziehen Familie entspannter (er)leben Eltern für Eltern Familientalk bringt Eltern ins Gespräch Eltern Stärken Dialogische Elternseminare Lieber frühe Hilfe als späte Folgen Soziale Frühwarnsysteme in NRW Material zum Thema Neue Bücher: Mehrkulturelle Identität im Jugendalter Die Bedeutung des Migrationshintergrundes in der Sozialen Arbeit Die 15 Gebote des Lernens Informationen: Neue Arbeitshilfen Kindersicheres Surfen im Internet Themen: Schulpflicht für alle in NRW Mit Kindern neue Aufbrüche Woche für das Leben NAVIGO im Landtag Wenn es um Erziehung geht, um Befähigung der Eltern zum guten Umgang mit ihren Kindern, dann stellt sich auch oder gerade die Frage: Wie erleben Kinder ihre Familie, ihre Eltern? Denn Kinder sind ja nicht als unfertige Menschen zu betrachten und zu behandeln. Die Autorinnen und der Autor sehen Kinder als Experten und Expertinnen in eigener Sache. Seit 1997 befragt das LBS-Kinderbarometer regelmäßig Kinder nach ihren Lebensbedingungen und nach ihrem Lebensumfeld. Es geht u.a. um Einflussfaktoren, die das familiäre Wohlbefinden mitbestimmen. Deutlich wird beispielsweise, dass es wichtig ist, beide Eltern als Ansprechpartner zu haben. Und: Entscheidungen sollten gemeinsam getroffen werden. Auch hier sind Kinder ernst zu nehmen. Was denken Kinder zwischen 9 und 14 Jahren über die wichtigsten Aspekte ihres Lebens? Was beeinflusst das kindliche Wohlbefinden in dieser Altersgruppe? Welche Werthaltungen, Ansichten, Ängste und Träume haben Kinder in Nordrhein-Westfalen? Diese Fragen repräsentativ zu beantworten, ist seit 1997 das Ziel des LBS-Kinderbarometers. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes NRW und mit finanzieller Förderung der LBS-Initiative Junge Familie befragt das ProKids-Institut jährlich mehr als Kinder repräsentativ in NRW zu den Lebensbereichen Familie, Schule, Freizeit und Freundeskreis sowie zu ihrem Wohnumfeld. Außerdem werden ergänzend aktuelle Themenstellungen aufgegriffen, wie aktuelle Ängste. Inzwischen wurden in sieben Erhebungsjahren mehr als Kinder befragt. Jährlich beteiligen sich etwa 100 Schulen, ausgewählt nach einem geschichteten Zufallsstichprobenverfahren (s. Anmerkung) an dieser Querschnittsbefragung, die als schriftliche Befragung in Schulklassen durchgeführt wird. Philosophie dieser Studie ist es, Kinder als Experten und Expertinnen in eigener Sache zu begreifen, denn niemand kennt die kindliche Lebenswelt besser, niemand kann die subjektive kindliche Perspektive besser vertreten als die Kinder selbst. Dennoch geht die Studie über eine bloße Meinungsabfrage hinaus, werden doch Zusammenhänge zwischen verschiedenen Lebensbereichen deutlich gemacht und vor allem Einflüsse auf das kindliche Wohlbefinden untersucht. Aktuell und zeitnah werden Stimmungen der Generation der Heranwachsenden dokumentiert, um so die Stimme der Kinder und Jugendlichen in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion vernehmbarer als bisher zu vertreten. Mittlerweile ist das Kinderbarometer über NRW hinaus bereits erfolgreich in Rheinland-Pfalz und Hessen durchgeführt worden. Familienklima Der Lebensbereich Familie, der neben der Schule den wichtigsten Einfluss auf das kindliche Wohlbefinden hat, soll in diesem Beitrag näher beleuchtet werden. Dabei steht die subjektive Perspektive der Kinder zwischen neun und vierzehn Jahren im Mittelpunkt. Es wird der Frage nachgegangen, welche Einflussfaktoren das familiäre Wohlbefinden von Kindern beeinflussen und wie sich diese Faktoren im Laufe der Jahre wandeln. Mit eigenen Worten drücken Kinder das, was sie an ihrer Familie besonders schätzen, so aus: sie [die Familienmitglieder] sind nett zu mir, wir können über alles reden, sie haben Verständnis, ich fühle mich geborgen und aufgehoben und sie haben mich lieb. Welche Erfahrungen machen die Kinder in ihrer Ursprungsfamilie und wie wirken diese auf das kindliche Wohlbefinden? Über die sieben Untersuchungsjahre hinweg wurden die Kinder zu verschiedenen Aspekten des Familienlebens gefragt. Es kristallisierten sich einige Aspekte heraus, die besonders deutlich auf das familiäre Wohlbefinden der Kinder wirken. Wichtig für ein positives Wohlbefinden der Kinder ist vor allem Wärme in der Familie zu empfinden. Es ist den befragten Kindern also wichtig, dass die Eltern für sie da sind, wenn sie benötigt werden, dass die Eltern Zeit für die Kinder haben und dass man gemeinsam Spaß hat. Spaß macht den Kindern verschiedene Aktivitäten mit den Eltern, so wird beispielsweise mit beiden Elternteilen gerne gespielt. Mit dem Vater verbringen die Kinder am liebsten gemeinsame Zeit beim Sport, bei Ausflügen und Unternehmungen, während sie mit der Mutter gerne einkaufen gehen oder einfach mit ihr reden. Außerdem ist es für das Wohlbefinden der Altersgruppe der 9 bis 14-Jährigen wichtig, dass beide Eltern Ansprechpersonen für Probleme sind. Aber auch alltägliche

3 Erlebnisse möchten die Kinder mit den Eltern besprechen können. Kinder fühlen sich weiterhin dann in ihrer Familie gut, wenn sie das Gefühl haben, ihre Eltern halten sich an das, was sie den Kindern versprochen haben und somit den Kindern ein Gefühl von Verlässlichkeit geben. Liebevolle Zugewandtheit fördert somit das Wohlbefinden der Kinder in der Familie, genauso wichtig ist es aber, dass die Kinder Rückzugsmöglichkeiten haben und von dem Rest der Familie in Ruhe gelassen werden, wenn sie es wollen. Negativ wirkt es sich hingegen aus, wenn Eltern sich zu sehr in die Angelegenheiten der Kinder einmischen, ständig meckern oder die Kinder ihre Meinung nicht offen sagen dürfen, ohne dass es dann zum Streit kommt. Folgerichtig wirkt sich die Häufigkeit der Streits mit den Eltern auch negativ auf das Wohlbefinden aus, vor allem, wenn die Kinder häufigen Streit mit ihrer Mutter haben. Allerdings kann diese Missstimmung dadurch wieder abgefangen werden, dass die Eltern sich schnell wieder mit den Kindern vertragen. (Übrigens streitet sich eine überwältigende Mehrheit der Kinder mit den Eltern über das Thema Schule (24 %). Es wirkt sich aber ebenso negativ auf die Kinder aus, wenn die Eltern häufig miteinander Streit haben. 7 % der Kinder erleben oft oder immer Streitereien der Eltern. Vor allem wirkt es sich negativ aus, wenn die Kinder sich am Streit der Eltern schuldig fühlen und wenn sie sich während des Elternstreites fürchten. Das geschieht vor allem dann, wenn Eltern sich besonders lautstark streiten. Unterstrichen wird dieses Ergebnis noch durch die Angabe der Kinder zu der Frage, was sie an ihrer Familie verändern würden: An erster Stelle würden die Kinder, die überhaupt etwas verändern wollen, die Streitigkeiten innerhalb der Familie verändern wollen.) Wie häufig erleben die Kinder nun die für ihr Wohlbefinden wichtigen Aspekte in ihrer Familie? Insgesamt erleben die Kinder relativ viel Wärme und Gerechtigkeit in der Familie. Die Kontrolle der Eltern ist eher gering und ihre Verlässlichkeit liegt im mittleren Bereich, d.h. viele Eltern erziehen ihre Kinder so, dass die wichtigsten Voraussetzungen für ein positives Wohlbefinden in der Familie gegeben sind. Belohnung und Bestrafung Lob und Tadel sind feste Bestandteile der Kindererziehung. Wie bewerten die Kinder aber selbst die Instrumente, die zum Loben und Bestrafen eingesetzt werden? Als Belohnungsstrategie wirken verbal gelobt und in den Arm genommen zu werden am stärksten positiv auf das Wohlbefinden der Kinder. Wohingegen sich die Strafen ausgeschimpft und geschlagen zu werden am stärksten negativ auswirken. Gar nicht belohnt zu werden wirkt ebenfalls negativ. Computer- oder Fernsehverbot sowie der Verweis ins Kinderzimmer wirken sich nur dann negativ auf das familiäre Wohlbefinden aus, wenn diese Strafen zu häufig von den Eltern angewendet werden. Dahingegen wirkt es sich positiv aus, wenn die Eltern mit den Kindern über ihr Fehlverhalten reden. Am Wichtigsten für das Wohlbefinden innerhalb der Familie ist es aber, dass die Kinder die Belohnung, aber auch die Bestrafung als gerecht empfinden. Mitbestimmung Ein weiterer wichtiger Aspekt innerhalb der Familie ist die Möglichkeit der Kinder, über Entscheidungen innerhalb der Familie mitzubestimmen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Kinder weniger gut fühlen, die in ihrer Verantwortung unter- oder überfordert werden. So geht es Kindern, deren Eltern allein entscheiden, welche Kleidung die Kinder tragen, wofür das Taschengeld ausgegeben wird und welche Freundinnen und Freunde die Kinder haben dürfen, schlechter. Ebenso schlecht fühlen sich allerdings Kinder, die allein entscheiden, wann sie abends nach Hause kommen. Wenn es aber über das abendliche Nach-Hause-Kommen und Zu- Bett-Gehen klare Regeln in der Familie gibt, fühlen sich die Kinder besser. Unabhängig vom Alter geht es den Kindern innerhalb der Familie besser, die Entscheidungen mit den Eltern gemeinsam zu treffen, z.b. wenn gemeinsam mit den Eltern über das Fernsehprogramm und das Urlaubsziel entschieden wird. Literatur: LBS-Initiative Junge Familie (Hrsg.):Kindheit 2001 Das LBS-Kinderbarometer. Was Kinder wünschen, hoffen und befürchten. Opladen LBS-Initiative Junge Familie (Hrsg.): LBS-Kinderbarometer 1998 Stimmungen, Meinungen, Trends von Kindern und Jugendlichen in NRW. Institutsbericht. Münster/Herten LBS-Initiative Junge Familie (Hrsg.): LBS-Kinderbarometer 1999 Stimmungen, Meinungen, Trends von Kindern und Jugendlichen in NRW. Institutsbericht. Münster/Herten LBS-Initiative Junge Familie (Hrsg.): LBS-Kinderbarometer 2000 Stimmungen, Meinungen, Trends von Kindern und Jugendlichen in NRW. Institutsbericht. Münster/Herten LBS-Initiative Junge Familie (Hrsg.): LBS-Kinderbarometer 2001 Stimmungen, Meinungen, Trends von Kindern und Jugendlichen in NRW. Institutsbericht. Münster/Herten LBS-Initiative Junge Familie (Hrsg.):LBS-Kinderbarometer 2002 Stimmungen, Meinungen, Trends von Kindern und Jugendlichen in NRW. Institutsbericht. Münster/Herten Anmerkung: Schichtungskriterien sind die Lage der Schule in einer von drei clusteranalytisch ermittelten Einwohnerdichtekategorien (weniger als 900 E/km 2, E/km 2, mehr als E/km 2 ), der Schultyp und die Verteilung der Jahrgangsstufen 4-7, die alle entsprechend der tatsächlichen Verteilung in NRW in die Stichprobenauswahl eingehen. Anja Beisenkamp und Sylke Hallmann (Dipl.-Psychologinnen), Dr. Christian Klöckner (Dipl.-Psychologe): Sie arbeiten alle drei bei ProKids, einer Abteilung der Prosoz Herten GmbH. Liebe Leserinnen und Leser! Die Titel (wohlgemeinter) Erziehungsratgeber füllen Kataloge mancher Verlage. Spezielle Erziehungsmaßnahmen am Bildschirm beglücken seit einiger Zeit das Publikum. Inzwischen gibt es eine Reihe von Elternkursen. Befähigung von Eltern zur Erziehung sind wichtige Inhalte der Elternbildung. Eine kritische Auseinandersetzung mit den vielen Angeboten ist angesagt. lädt zur Diskussion ein: Wir beginnen mit Kindern als Experten in eigener Sache. Was wünschen sie sich von Eltern (ein Beitrag vom ProKids-Institut, Herten). Und wir fragen nach sozialen Grundorientierungen. Dabei hilft das Sinus-Milieu-Modell (vorgestellt von Thomas Becker). Im zweiten Schritt geht es um Ansätze, Inhalte und Konzepte der Elternbildung. Eltern sollen in ihrer Erziehungsverantwortung gestärkt werden. Der hier grundlegende Artikel kommt von Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler. Wir bringen darüber hinaus Grundüberlegungen zu einigen Elternkursen (Autorinnen und Autoren sind hier: Sabine Schäfer, Edouard Marry, Christof Horst, Elisabeth Ziesel und Johannes Schopp). Im dritten Schritt wird von Dr. Sabine Wagenblass das Projekt Soziale Frühwarnsysteme in NRW vorgestellt. Auch hier sollen Eltern/Familien eben nicht nur durch Bildungsarbeit Hilfe und Unterstützung erfahren. Im April 2005 ging es in der katholischen und evangelischen Kirche während der Woche für das Leben in besonderer Weise um die Wertschätzung, die Kinder durch die Gesellschaft erfahren sollen (siehe S. 27). Dieses Anliegen gehört nach unserem Verständnis zu den Kernaufgaben des Kinder- und Jugendschutzes. Bei der Stärkung der Erziehungskompetenz von Eltern geht es ja eigentlich um das Wohl von Kindern und Jugendlichen. Herzliche Grüße aus der Redaktion Georg Bienemann 3

4 LOOK AT THE DIFFERENCE Erziehungsziele und Erziehungsstile von Müttern in unterschiedlichen Lebenswelten und ihre Erwartungen an institutionelle Unterstützung Thomas Becker In der hier vorgestellten Pilot-Studie des Instituts Sinus Sociovision (Heidelberg) wurden junge Frauen (Mütter jüngerer Kinder) nach ihrem Familienalltag, nach ihren Werten, aber auch nach Erziehungszielen und Erziehungsstilen befragt. Der Autor dieses Beitrages stellt die Pilot-Studie vor und erläutert vorweg das Modell der sozialen Milieus. Für das Thema Elternbildung sind die Aussagen der befragten jungen Mütter zu den Erziehungszielen und Erziehungsstilen sowie deren Erwartung an pädagogische Unterstützung von großer Relevanz. In der Elternbildung muss ein differenzierter Blick entwickelt werden. Die Elternbildung kann es, wie die Milieustudie anschaulich verdeutlicht, nicht geben. Dieser Beitrag stellt die zentralen Ergebnisse einer Pilotstudie vor, die das Institut Sinus Sociovision im November 2004 im Auftrag der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle, Hamm, erstellt hat. 1 In zwölf narrativen mehrstündigen Einzelexplorationen wurden junge Mütter mit mindestens einem Kind im Alter zwischen zwei und sechs Jahren befragt. Themen waren ihre Lebenslage, Arbeit und Beruf, Freizeitgestaltung, Ziele und Werte, Partnerschaft, Familie, Elternbiographie, Erziehungsziele, Erziehungsstile, pädagogische Unterstützung, Erfahrungen mit Pädagoginnen und Pädagogen. 2 Grundlage der Studie ist das vom Heidelberger Forschungsinstitut Sinus Sociovision entwickelte Modell sozialer Milieus. Ein soziales Milieu fasst Menschen mit ähnlichen Werthaltungen, Lebensauffassungen und Lebensweisen zusammen. Die Angehörigen eines Milieus teilen ähnliche Einstellungen zu relevanten Lebensbereichen wie Arbeit, Freizeit, Partnerschaft, Konsum, Alltagsästhetik... Das Milieumodell wurde von Sinus in den frühen 1980er Jahren entwickelt und seither kontinuierlich an den sozialen Wandel angepasst. 3 Für die Studie wurden die hervorgehobenen vier sozialen Milieus ausgewählt (siehe Abbildung). Sie repräsentieren die Lebens- 4 welten der Menschen, die in der jüngsten Etappe unserer Modernisierungsgeschichte sozialisiert sind: Postmaterielle, für die folgende Grundorientierung bestimmend ist: Liberale Grundhaltung: Weltoffenheit, Toleranz, kosmopolitische Weltsicht; kritische Auseinandersetzung mit Übertechnisierung und Globalisierung (Primat der Lebensqualität) Postmateriell geprägter Individualismus: Freiräume für sich selbst schaffen (auch gegen Sachzwänge), Zeitsouveränität und Entschleunigung; eigene Ideen realisieren, gegen starre Abläufe und Bürokratie Großes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, souveräner Umgang mit beruflichen und familiären Herausforderungen; Leistungsbereitschaft und Durchhaltevermögen; materieller Erfolg, aber keine klassische Karriereorientierung Moderne Performer, für die folgende Grundorientierung bestimmend ist: Ausgeprägter Leistungsehrgeiz und Streben nach persönlicher Selbstverwirklichung und intensivem Leben: mobil, flexibel, innovativ und kreativ sein; seine Fähigkeiten erproben und seine Grenzen erfahren (sich beweisen, was man kann) Im Beruf wie im Privaten: Hinterfragen von Normen, Konventionen und Vorgaben; ein intensives, abwechslungsreiches Leben führen, keine Festlegung auf ein bestimmtes Lebensmuster, Multi- Optionalität Verbindung von materiellem Erfolg und lustvollem Leben; Aufhebung der traditionellen Widersprüche wie Pflicht vs. Genuss, Beruf vs. Privatleben Experimentalisten, für die folgende Grundorientierung bestimmend ist: Suche nach vielfältigen Erfahrungen, um herauszufinden, wer man ist, was man kann und was zu einem passt: Ausleben seiner Gefühle, Begabungen, Sehnsüchte und Phantasien Geringschätzung von äußeren Zwängen, Rollen, Routinen, von lebenslanger Festlegung; häufig unkonventionelle Karrieren, Patchwork-Biografien; materieller Erfolg und Status spielen eine untergeordnete Rolle Individualismus und ungehinderte Spontaneität als Programm; intensives Leben bis hin zu Grenzerfahrungen (Extremsport, Esoterik, kreative Hobbys); Lust am Risiko, kein Sicherheitsdenken Hedonisten, für die folgende Grundorientierung bestimmend ist: Suche nach Spaß, Unterhaltung, Kommunikation und Bewegung (fun and action, on the road sein); Ausbrechen aus den Zwängen des Alltags (frei sein, ungebunden sein, anders sein als die Spießer") Viele führen ein regelrechtes Doppelleben; angepasst im Berufsalltag (aber wenig Identifikation mit der beruflichen Tätigkeit) in der Freizeit Eintauchen in subkulturelle Gegenwelten Häufig auch Underdog-/Loser-Gefühle; aggressive Abgrenzung nach oben ( Bonzen ) und nach unten (Ausländer, Sozialschmarotzer ) Aus einer Fülle von Ergebnissen dokumentiert in der in Fußnote 1 genannten Fundstelle werden im Folgenden die zentralen Befunde zu sechs Fragestellungen skizziert: 1. Wie beschreiben die jungen Mütter ihren Familienalltag? 2. Welche Werte und Lebensziele sind für sie bedeutsam? 3. Welche Erziehungsziele werden von ihnen genannt? 4. Wie beschreiben sie ihren Erziehungsstil? 5. Welche Erwartungen haben sie an pädagogische Unterstützung? 6. Welche Erwartungen haben sie an pädagogische Institutionen? Familienalltag Für die Postmateriellen konstituiert sich Familie nicht nur in der faktischen Existenz von Mutter-Vater-Kind, sondern in gemeinsamen Aktivitäten. Erziehung ist für sie eine aktive Aufgabe und eine permanente Herausforderung beider Partner. Alltägliche Routinen und Rituale haben für das Leben in diesen Familien eine zentrale Bedeutung. Demgegenüber übernimmt bei den Modernen Performern die Mutter vollständig die Familienarbeit und die Erziehung. Die Frauen in diesem Milieu akzeptieren diese faktische Alleinzuständigkeit. Werktags ist das gemeinsame Abendessen nahezu das einzige gemeinsame Familienereignis. Am Wochenende geht jeder Partner seinen individuellen Hobbys nach. Die Experimentalisten leben mit ihren Kindern von Anfang an in vielen verschiedenen Welten und in einem breitem sozialen Netzwerk, in denen die Kinder viel erleben können und in denen sie mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammentreffen. Wichtig ist für diese Mütter, dass ihre Kinder möglichst immer bei ihnen sind,

5 auch bei ihren abendlichen und nächtlichen Unternehmungen. Für die Hedonisten ist eine klassische bürgerliche Kernfamilie vermutlich die Ausnahme. Die Männer/Väter sind aus der Perspektive der Frauen/Mütter in der Regel unselbständig und unfähig, Verantwortung zu übernehmen. Die finanzielle Situation dieser Frauen ist häufig sehr eng, sie leben nicht selten von der Sozialhilfe. Ein Kind stellt für Mütter aus dem Milieu der Hedonisten häufig einen massiven Einbruch in ihr Leben dar. Sie wissen nicht oder sind unsicher, wohin sie gehören: Sie träumen sowohl von der gesicherten bürgerlichen Kernfamilie, als auch vom lustvollen hedonistischen Leben als Gegenentwurf zum spießbürgerlichen Leben. Die Sinus-Milieus in Deutschland 2004 Soziale Lage und Grundorientierung Hilfestellungen zu geben. Selbständigkeit ist für sie ein wichtiges Ziel, Pflicht und Ordnung spielen für sie kaum eine Rolle. Erziehungsstile Postmaterielle folgen nahezu idealtypisch dem Grundmuster autoritativer Erziehung. Erklärung und Begründung sind zentrale Modalitäten ihrer Kommunikation. Sie haben hohe Ansprüche an ihre Erziehung, ihre Selbstkritik ist ausgeprägt. Sie sind selten mit ihrer konkreten Erziehung und ihren Erziehungskompetenzen zufrieden. Moderne Performer wollen den Kindern ihre eigenen Lebensauffassungen durch das alltägliche Zusammenleben vermitteln und Wertvorstellungen vorleben. Dazu gehören vor allem die Orientierung an eindeutigen Regeln und (Haus-)Ordnungen. Experimentalisten verstehen sich nicht als Erzieher, sondern als Begleiter ihres Kindes. Erziehung hat für sie eine sehr negative Bedeutung. Eine positive Kommunikation mit dem Kind legt die Wurzeln für eine positive Lebenseinstellung und ein starkes Selbstwertgefühl. Die Frauen wollen mit ihren Kindern nicht wissenschaftlich fundiert, sondern ganz natürlich umgehen. Werte und Lebensziele Für die Frauen aus dem sozialen Milieu der Postmateriellen haben das Glück in der Familie mit einer lebendigen Partnerschaft sowie die eigenen beruflichen Ambitionen eine hohe Bedeutung. Frauen aus diesem Milieu leiden, wenn sie nur an Haus und Kinder gebunden sind und sie keine Perspektive sehen, sich weiter zu entwickeln und sich selbst zu verwirklichen. Die Modernen Performerinnen betonen, dass für ihre persönliche Entwicklung und Lebenszufriedenheit die eigene Berufstätigkeit und die damit verbundenen Karrierechancen elementar sind und wegen der Kinder höchstens zeitweise zurückgestellt werden. Für sie gilt die Maxime: Die Einzelne hat das Recht, ihre Bedürfnisse und ihre Passionen zu verwirklichen. Zentral für Experimentalistinnen ist die Lust am Leben. Kinder sind eine Bereicherung ihres Lebens, deshalb leiden diese Frauen nicht darunter, ein anderes Leben führen zu müssen: Sie verändern nicht nur ihr Freizeitverhalten, sondern auch ihre Bedürfnisse in Bezug auf ihre freie Zeit. Erziehungsziele Erziehung ist für Postmaterielle eine ambitionierte Gratwanderung und ein Balanceakt. Grundlegende Erziehungsziele sind vor allem soziale und liberale Tugenden: Selbständigkeit, innere Stärke, Mut, Offenheit, Toleranz, Ausgeglichenheit, Konfliktfähigkeit sowie traditionelle Werte wie Rücksichtnahme, Höflichkeit und Pflichtgefühl. Wichtige Erziehungsziele für Frauen aus dem Milieu der Modernen Performer sind: Disziplin, Ordnung, Höflichkeit und ebenso Offenheit und Mut. Sie legen großen Wert auf die emotionale und soziale Entwicklung ihres Kindes. Diese sollen sich in verschiedenen Umwelten zurechtfinden und ihren eigenen Weg gehen. Selbständigkeit ist für Experimentalisten ein elementares Ziel. Groß ist ihr Respekt vor der Individualität, den Bedürfnissen und Eigenheiten jedes einzelnen Kindes. Kinder sollen sich aus sich selbst entwickeln, dazu brauchen sie auch Grenzen, damit die Welt für sie überschaubar bleibt. Für Frauen aus dem Milieu der Hedonisten ist das zentrale Erziehungsziel, die Kinder auf das Leben vorzubereiten und ihnen Mütter aus dem Milieu der Hedonisten sind in ihrer Erziehung bestrebt, Offenheit, Toleranz, Verständnis zu zeigen und sich selbst immer wieder zu kontrollieren. Gleichzeitig sind sie von einem schlechten Gewissen geplagt, weil ihre Praxis den eigenen Ansprüchen hinterherhinkt. Erwartungen an pädagogische Unterstützung Postmaterielle machen sich schon vor der Geburt umfassende Gedanken über die von ihnen angestrebte Erziehung. Sie informieren sich permanent über die jeweils aktuellen Entwicklungsstadien ihrer Kinder aus Büchern und Zeitschriften und holen sich gezielt Anregungen und Rat. Moderne Performerinnen sind sehr selbstbewusst in Bezug auf ihre Erziehungsstile und Techniken. Sie informieren sich nicht regelmäßig zum Thema Erziehung, sondern nur bei konkreten Problemen ( Jedes Kind kann schlafen lernen ). Ratschläge von Pädagogen müssen professionell sein, entwicklungspsychologisch begründet und leicht umsetzbar. Experimentalisten machen sich intensive Gedanken über ihre Erziehung, zermürben sich aber nicht in andauernder Selbstkritik. Sie informieren sich nur selten in Büchern und Zeitschriften, vor allem dann, wenn ihr Kind längere Zeit ein Problem hat. Pädagogische Unterstützung holen sie sich eher bei gleichgesinnten Müttern. 5

6 Bei den Frauen aus dem Milieu der Hedonisten hat sich häufig das Selbstbild der Einzelkämpferin verfestigt. Das erzeugt eine ausgeprägte Distanz gegenüber Pädagogen, die sie als Repräsentanten der angepassten Leistungsgesellschaft sehen. Unterstützung wird von ihnen am ehesten in Form von Tipps und Tricks angenommen. Erwartungen an pädagogische Institutionen Postmaterielle Frauen sehen Erzieher/innen und Lehrer/innen relativ vorurteilsfrei und differenziert. Sie suchen das ausführliche Elterngespräch, auf das sie sich vorbereiten und auf das auch Pädagoginnen und Pädagogen vorbereitet sein sollten. Sie übernehmen oft die Ämter der Elternvertretung und engagieren sich für die gesamte Gruppe oder Schulklasse. Frauen aus dem Milieu der Hedonisten haben unterschiedliche Erfahrungen mit pädagogischen Institutionen: Diese können entlasten (Kita), aber auch fordern (Schule) oder bedrohen (Jugendamt). Entscheidend für die Mütter ist, dass sie respektiert und ernst genommen und nicht gedemütigt und in ihrer Würde verletzt werden. Anmerkungen: 1 Die Studie hat den Titel: Erziehungsziele und stile von Müttern mit kleinen Kindern Pilotstudie in den Sinusmilieus: Postmaterielle, Moderne Perfomer, Experimentalisten, Hedonisten. Die Studie kann als PDF-Datei heruntergeladen werden: Texte/Downloads. Hier finden Sie ebenfalls die Vorläuferstudie, die das Erziehungsverhalten von jungen Müttern in der modernen Unterschicht analysiert: Wie erreichen wir die Eltern? Lebenswelten und Erziehungsstile von Konsum-Materialisten und Hedonisten. 2 Aufgrund der geringen Stichprobe kann diese Pilotstudie keine endgültigen Befunde liefern. Sie lassen noch keine abschließende Deutung zu. Gleichwohl sind sie wichtig zur weiteren Vertiefung und dienen der Formulierung empirisch begründeter Hypothesen. 3 Barz, H., Tippelt, R. (Hg.): Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland Band 1: Praxishandbuch Milieumarketing, Bielefeld 2004, 12. Dieses Buch bietet die derzeit aktuellste Zusammenfassung des Sinus-Lebensweltansatzes und liefert gleichzeitig profunde Ergebnisse zu den Bildungsinteressen und dem Bildungsverhalten der Menschen in unterschiedlichen sozialen Milieus. Eine Einführung in die Sinus-Milieus ermöglicht eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF): Thomas Becker, Dipl.-Pädagoge, ist Leiter der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle (KSA) in Hamm. SICH SELBST ERKENNEN Stärkung der Erziehungsverantwortung der Eltern durch Elternbildung Sigrid Tschöpe-Scheffler Frauen aus dem Milieu der Modernen Performer haben hohe Erwartungen an die Qualität pädagogischer Institutionen: Ihr Kind soll beste Entwicklungs- und Bildungschancen haben. Erziehung in Institutionen wird nur im Horizont des eigenen Kindes reflektiert: Es darf nicht Opfer schädlicher sozialer Einflüsse ( von Unterschichtskindern ) werden. Experimentalisten erwarten von Pädagogen, dass diese einen professionellen Blick für die Stärken und Schwächen des einzelnen Kindes haben und dieses gezielt fördern. Sie sind offen für pädagogische Gespräche, auch für Kritik, reagieren aber sensibel auf Einmischungen und moralische Vorschriften. 6 Vorgestellt werden die bekanntesten Elternkurse und Programme der Elternbildung, die die Erziehungsverantwortung fördern wollen und die derzeit angeboten werden. Die Autorin geht auf die unterschiedlichen (psychologischen) Grundlagen der Programme ein. Für den Transfer ist nicht nur Wissen wichtig, es muss auch um Handlungsorientierung gehen. Elternbildung benötigt Programme, die auch Selbsterfahrung fördern. Die Autorin vertritt, dass Elternbildung zu kurz greift, wenn hier nur erzieherische Qualifizierung der Eltern vorgesehen ist und nicht gleichzeitig ihre Persönlichkeits- und Weiterentwicklung Raum erhält. Familien- und Elternbildung soll auf Bedürfnisse und Interessen sowie auf Erfahrungen von Familien in unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungssituationen eingehen, die Familie zur Mitarbeit in Erziehungseinrichtungen und in Formen der Selbst- und Nachbarschaftshilfe besser befähigen sowie junge Menschen auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vorbereiten. So steht es im 16 SGB VIII, der die Förderung der Familienerziehung in den Mittelpunkt stellt und die Träger der Jugendhilfe verpflichtet, den Erziehungsberechtigten Unterstützung in ihrer Erziehungsverantwortung anzubieten. Als Bereiche dieser Unterstützungsleistungen werden ausdrücklich neben der Beratung und der Familienerholung und -freizeit die Angebote der Familien- und Elternbildung genannt. Ziel ist die Stärkung der Erziehungsverantwortung der Eltern, wobei diese bedarfsgerecht auf unterschiedliche Lebenslagen und Familienformen zugeschnitten sein sollte. Hinzu kommt, dass es mit der Verabschiedung des Gesetzes zum Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung im November 2000 im Bürgerlichen Gesetzbuch 1631 Abs. 2 nicht mehr ins Belieben der Eltern gestellt ist, wie sie ihre Kinder erziehen: Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig. Gleichzeitig wurden Jugendhilfeträger durch eine Ergänzung im Kinder- und Jugendhilfegesetz ( 16) verpflichtet, dass sie Eltern Wege aufzeigen sollen, wie Konfliktsituationen in Familien gewaltfrei gelöst werden können. Beiden Forderungen, der Elternpflicht auf Erziehung und dem Kindesrecht auf eine gewaltfreie Erziehung im Zusammenhang mit der Selbstverpflichtung des Staates, den Eltern Unterstützung in ihren Erziehungsaufgaben zu geben, entsprechen vielfältige Angebote der Elternbildung, die sich zurzeit zu einem großen, fast unübersichtlichen, teilweise kommerzialisierten Markt der Möglichkeiten entwickeln. Nicht nur Träger der Familienbildung, auch Eltern fragen inzwischen nach den Unterschieden der Angebote, insbesondere der Elternkurse, und wollen sich informieren.

7 Die aktuelle Landschaft der Elternbildung erstreckt sich von standardisierten Konzepten mit klarer Programmstruktur über das Setting der Gruppenarbeit (mit Eltern, aber auch mit Eltern und Kindern) bis hin zu partizipativen Ansätzen, in denen Eltern mit ihren jeweiligen Fähigkeiten in Kindertageseinrichtungen oder die Stadtteil(kultur)arbeit einbezogen werden. Unterschiedliche Ansätze verschiedene Programme Elternbildungsangebote, die eine klare Programmstruktur vertreten, fußen auf unterschiedlichen Theorien. Dadurch grenzen sie sich nicht nur voneinander ab, sondern zeigen auch deutliche Schwerpunkte in der inhaltlichen und methodischen Gestaltung. Entweder arbeiten sie nach humanistischen Schulen, wobei die Bandbreite vom personenzentrierten Ansatz über den individualpsychologischen oder auch (humanistisch-) eklektischen gehen kann oder sie arbeiten vorwiegend verhaltenstherapeutisch und kognitiv-behavioral. Das Elterntraining nach dem personenzentrierten Ansatz Thomas Gordons, das bereits seit Jahrzehnten auf dem Markt ist, wurde in den 70er Jahren in vielen Familien als Familienkonferenz erprobt. Manche der Elternkurse, die in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden, beziehen sich auf Thomas Gordon und speziell seine Methoden des aktiven Zuhörens oder der Vermittlung von Ich- Botschaften. Inzwischen wurde mit dem Familiy Effectiveness Training (nach Gordon) noch einmal eine neue, spezielle Fokussierung auf die Arbeit mit der ganzen Familie vorgenommen. Im deutschsprachigen Raum am meisten verbreitet sind allerdings drei andere Programme, die in ihren Ansätzen sehr unterschiedlich sind: Das Programm des Deutschen Kinderschutzbundes Starke Eltern Starke Kinder ", das aus Australien adaptierte Programm Triple P (Positive Parenting Program) und das amerikanische Programm STEP (Systematic Training for Effective Parenting), das von Trudi Kühn und Roxana Petcov in Deutschland vertreten wird. Starke Eltern Starke Kinder besteht in seinen Anfängen schon seit 1985 und wurde im Kinderschutzbund Aachen von der Begründerin Paula Honkanen Schoberth selbst erprobt, bevor sie dann federführend im Jahr 2000 für den Bundesverband ein Kursleiterhandbuch herausgab, nach dem die Multiplikatorinnen jetzt geschult und in den Ortsverbänden eingesetzt werden. Inzwischen gibt es allein in NRW ca ausgebildete Multiplikatorinnen. Ihm liegt ein eklektischer, auf humanistischen Konzepten begründeter Ansatz zugrunde, Aspekte der Individualpsychologie sind hier ebenso zu finden wie systemische oder kommunikationstheoretische oder Elemente aus dem personenzentrierten Ansatz und der Gesprächspsychologie. Das Konzept Triple P ist in Deutschland wegen seiner stark strukturiert vorgebenden Verhaltensanweisungen und der im Konzept fehlenden Möglichkeiten der Selbsterfahrung der Eltern nicht ganz unumstritten. Triple P hat eine klare Orientierung an operanten Lernprinzipien und ist kognitiv behavioral. Aus diesem Theoriehintergrund stammen z.b. Methoden der Belohnung, des geplanten Ignorierens oder die gezielten Anweisungen. gefühl des Individuums als Antrieb für sein Verhalten verstehen. Seit 1998 gibt es in Deutschland STEP-Kurse, die sich sehr schnell verbreiteten. Elemente der personenzentrierten Psychologie finden sich auch in diesem Konzept, so dass es nicht klar als rein individualpsychologisch einzuordnen ist wie z.b. ein weiteres Konzept, das Encouragingtraining. Hier verdichtet sich der individualpsychologische Theoriehintergrund nach Alfred Adler und Rudolf Dreikurs zu einem handlungsorientierten Programm, bei dem die Ermutigung von Eltern und Kindern im Mittelpunkt steht. Es wurde dahingehend von Theo Schoenaker weiterentwickelt und wird im Adler-Dreikurs-Institut angeboten. Schritte der Ermutigung, die notwendig sind, damit Kinder sich positiv zugehörig Nicht minder weit verbreitet, bundesweit und im deutschsprachigen Ausland, aber aus einer anderen wissenschaftlichen Schule stammend ist das STEP-Elterntraining. Es basiert auf individualpsychologischen Grundlagen nach Alfred Adler und Rudolf Dreikurs, die das Zugehörigkeitsfühlen können, werden auch im Kess- Erziehungstraining erlernt, das von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Familienbildung konzipiert wurde. Kess bedeutet kooperativ, ermutigend, sozial und situationsorientiert. Hier wurden weitere methodische Zugänge entwickelt, u.a. auch für die religiöse Erziehung, und es wird Wert darauf gelegt, dass durch die nur fünf Seminareinheiten auch Eltern angesprochen werden, die nicht so lange Verbindlichkeiten eingehen wollen. In FuN Familie und Nachbarschaft wird mit der gesamten Familie nach einem vorgegebenen achtstufigen immer wiederkehrenden Rahmenstrukturprogramm gearbeitet und dabei gleichzeitig Wert auf die Vernetzung mit einer Institution (Kita) und/ oder dem Stadtteil gelegt. Da dieses Konzept hauptsächlich in Zusammenarbeit mit Kindertageseinrichtungen und demnächst auch mit Schulen angeboten wird, können dadurch gezielt Eltern angesprochen werden, die einen besonderen Bedarf in der Unterstützung ihrer Erziehungsautorität haben. Als Gegenpol zu den programmatischen Angeboten wird beim Jugendamt der Stadt Dortmund das Konzept Eltern Stärken sehr erfolgreich angeboten. Es arbeitet nach der dialogischen Anthropologie Martin Bubers und wurde von Johannes Schopp entwickelt. Hier wird der Ablauf nicht von einem professionellen Experten und dessen didaktischer Vorüberlegung vorgegeben. Es werden vorwiegend dialogisch, mit Hilfe der zehn Kernfähigkeiten des Dialogs, die für die Eltern aktuellen Themen gemeinsam erarbeitet. 7

8 Beeindruckende Beispiele aus Großbritannien präsentierten, wie Elternarbeit in die Gemeinwesenarbeit integriert sein kann (Early Excellence Centres - Pen Green): ein multifunktionales Haus mit einem interdisziplinären Team, in dem neben der Kleinkindbetreuung, der Eltern- und Erwachsenenbildung, dem Gesundheitswesen und Freizeitangeboten auch Weiterbildung und Studium möglich sind. Die Eltern werden darin unterstützt, sich nicht als Opfer der Verhältnisse zu erleben, sondern ihre Lebenswelt aktiv mitzugestalten. Diese Beispiele dienten u.a. dem Kinder- und Familienzentrum Berlin-Schillerstraße als Vorbild. Auch hier steht das erfahrungsorientierte Lernen im Dreiecksverhältnis Eltern-Kind-Professionelle einer Institution (Erzieherin/Lehrerin) im Mittelpunkt. Dass die Kooperationen der Eltern mit der Kindertageseinrichtung und ihre Mitbeteiligung Auswirkungen bis in den Stadtteil haben können, zeigen Beispiele aus verschiedenen Elternwerkstätten (z.b. Hannover, Konstanz). Konzepte, wie z.b. das des Essener Interkulturellen Büros arbeiten ebenfalls netzwerkorientiert und integrativ mit speziellen Zielgruppen, z.b. Familien mit Migrationshintergrund und unterstützen dabei in besonderer Weise einen dialogischen Prozess, in dem Eltern von Eltern bzw. Mütter von Müttern lernen. Was benötigen Eltern? Eltern und Familien in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen, kann demnach nicht nur bedeuten, ihnen Erziehungswissen zu vermitteln, sondern muss gleichzeitig auch ihre Handlungsoptionen erweitern helfen, die sie in die Lage versetzen, sich in ihrem Lebensraum als mitgestaltende Subjekte mit Selbstwirksamkeit erleben zu können. Zwar müssen Eltern über ein grundständiges Wissen darüber verfügen, wie Kinder sich entwickeln, welche Bedürfnisse sie haben und wie diese in Familie und Umwelt befriedigt werden können, denn die Informationen dienen erst einmal dazu sich, andere und die Zusammenhänge besser verstehen zu können. Eltern benötigen darüber hinaus aber auch flexible, neue Handlungsoptionen im Umgang mit ihren Kindern: Hierzu müssen Übungs- und Erprobungsmöglichkeiten geschaffen werden, um andere Formen der Erziehung und des Zusammenlebens entwickeln zu können. Dabei muss auch die Frage berücksichtigt werden, wie Eltern als Erwachsene mit sich und dem eigenen Leben umgehen und Sinnorientierung finden können. Informationen, kritische Auseinandersetzung bisherigen Verhaltens, Entwicklung und Erprobung von Handlungsalternativen sind zwar unerlässlich, reichen aber nicht aus, wenn der Transfer in den Alltag gelingen soll. Von der Motivation und der Einsicht in die Veränderung über die Einübung neuer Verhaltensweisen bis zur Realisierung im Alltag ist es ein langer und mühsamer Weg, auf dem Begleitung von vielen Eltern erwünscht wird. 8 Da das Ziel einer Begleitung und Unterstützung elterlicher Erziehungskompetenz nicht sein kann, anhand statischer Konzepte oder durch ein Überstülpen von Wissen Anleitung dazu zu geben, wie man eine»gute«mutter oder ein»guter«vater wird, bedarf es demnach auch genügend Zeit und Raum zur Selbstortung und Selbsterfahrung im Zusammenhang mit individuellen Sinn- und Erziehungsfragen. Durch Anregung und Anleitung, die eigenen Erfahrungen auf eine neue Stufe der Reflexion und Selbsterfahrung zu stellen und bei sich selbst und den eigenen Konflikten zu beginnen, erlangen Eltern mehr Verständnis für sich. Sie erkennen, dass Probleme, die sie als Erwachsene haben, unbewusste Auswirkungen auf die Beziehung zu ihren Kindern haben können. Elternbildung greift zu kurz, wenn nur die erzieherische Qualifizierung der Eltern angesprochen wird und nicht auch zugleich ihre Persönlichkeits- und Weiterentwicklung. Erziehung und Selbsterziehung gehören nicht erst seit den Erkenntnissen der psychoanalytischen Forschung zusammen. Schon die Klassiker der Erziehung machten auf den wichtigen Zusammenhang aufmerksam, am radikalsten wohl der polnische Arzt und Pädagoge Janusz Korczak: Lerne dich selbst kennen, ehe du Kinder zu erkennen trachtest. Mache dir klar, wo deine Fähigkeiten liegen, ehe du anfängst, den Kindern den Bereich ihrer Rechte und Pflichten abzustecken. Unter ihnen allen bist du selbst dein Kind, das du vor allem kennen lernen, erziehen und formen musst. (Korczak 1999, 147) Hinter diesen Anspruch können und dürfen wir in der Elternbildung nicht mehr zurücktreten. Zu dem, was Eltern sich wünschen und zur Entlastung ihrer Erziehungsaufgaben dringend benötigen, gehören des weiteren gut funktionierende Netzwerke, die auf eine prozessbegleitende, wenn nicht gar lebensbegleitende Hilfestellung angelegt sind. Wissen, Handeln, Selbsterfahrung und Netzwerkarbeit sollten die Eckpfeiler sein, die dazu beitragen, die elterliche Erziehungsverantwortung zu stärken und zu unterstützen. In der aktuellen Debatte um die Bildungsreform, aber auch in Wissenschaft und Forschung taucht die Elternbildung bisher nur am Rande auf, dabei stellt sie eine entwicklungsbegleitende hervorragende Präventionsmöglichkeit dar, die, wie viele Evaluationen belegen, gute Chancen für eine verbesserte Interaktion zwischen Eltern und Kinder zu bieten scheint. Literatur: Korczak, Janusz: Sämtliche Werke. Bd 4. Wie liebt man ein Kind u.a., bearbeitet und kommentiert von Beiner, F., Ungermann, S. Gütersloh Tschöpe-Scheffler, Sigrid: Elternkurse auf dem Prüfstand Wie Erziehung wieder Freude macht. Wiesbaden Tschöpe-Scheffler, Sigrid (Hrsg.): Konzepte der Elternbildung Ein kritischer Überblick. Opladen (im Erscheinen) (Anmerkung: Dieser Beitrag stellt eine Zusammenfassung des einleitenden Kapitels des Buches von Sigrid Tschöpe-Scheffler (Hrsg.): Konzepte der Elternbildung Ein kritischer Überblick, Opladen 2005, dar, in dem u.a. auch die hier erwähnten und weitere Elternbildungsansätze ausführlich präsentiert, besprochen und einem Kompetenzprofil zugeordnet werden.) Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler ist Direktorin des Instituts für Kindheit, Jugend und Familie und Leiterin der Forschungsstelle Elterliche Erziehungskompetenz, Fachhochschule Köln Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften.

9 SUPER NANNY & CO. Eine kritische Bestandsaufnahme Sabine Schäfer/Edouard Marry Wie sind die neuen Sendeformate (wie Super Nanny) zu bewerten? Was bringen sie Eltern und gibt es Grenzen der Präsentation ganz persönlicher und privater Problemlagen? Das Ergebnis der Befassung mit dem Thema ist: Ja, es gibt durchaus positive Effekte, beispielsweise: Eltern erfahren, dass sie mit ihren Erziehungsproblemen nicht alleine dastehen. Auch andere kennen Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite stellen sich Fragen: Wie muss Hilfe und Unterstützung aussehen, damit sie langfristig werden kann? Und wie ist das öffentliche Zurschaustellen von intimen Problemen zu bewerten? Sind hier Kinder nicht besonders zu schützen? ^ Uns interessierte: Welche Meinung über die neuen Fernsehangebote wie Super Nanny und andere werden vertreten? Es fiel uns auf: Da scheint es kein neutrales Mittelfeld zu geben, Meinungen zu diesen Sendungen wurden selten distanziert geäußert. Wir spürten eine Ambivalenz, die uns unentschlossen machte: Wie sind diese Sendungen zu bewerten? Haben Zuschauer/innen etwas davon? Vermutlich werden sie etwas davon haben, aber was? Wirkt sich die Konfrontation in einem öffentlichen Medium, wie das Fernsehen, positiv aus? Bringt es Eltern dazu, über ihre Erziehungsstile nachzudenken und entlastet es Kinder bei Konflikten? Oder ist die Zurschaustellung nur eine voyeuristische Befriedigung für projizierende Zuschauer, die sich selbst (als potentielle Problemfälle) ausnehmen würden, nach dem Motto: Wir sind die Guten, sieh mal, wie schlecht es anderen geht? Vielleicht würden sie sich in ihrer Überforderung und Hilflosigkeit als Eltern nur bestärkt sehen und Trost finden bei der Konfrontation mit massiven Erziehungsproblemen anderer; wiederum nach dem Motto: Siehst du, anderen geht s genauso... Bei der Beschäftigung mit diesem Thema kristallisierten sich für uns einige Aspekte heraus. Hier zunächst positive Effekte: Entdeckung elterlicher Verantwortung Eltern entdecken den Sinn und Zweck von Erziehung. Sie sehen in solchen Sendungen anschaulich, wohin eine passive, unüberlegte oder affektgesteuerte, bloße Reaktion auf kindliche Bedürfnisse führen kann. Sie sehen, dass es ohne sie, als aktiv gestaltende und bestimmende Erwachsene, nicht gehen kann. Und sie sehen, wie wichtig und entscheidend es ist, als Paar solidarisch und bewusst die Elternrolle zu übernehmen. Entwicklung von Kompetenzen und Ressourcen Zusehende Eltern können mitverfolgen, wie anfangs regressive, unbeholfene oder überaggressive Eltern innerhalb relativ kurzer Zeit (was sind schon zwei Wochen?!) lernen können, aus einer verfahrenen Situation wieder heraus zu finden und sich sogar als Paar besser zu fühlen. Entlastung der Kinder Manchmal werden Kinder dermaßen selbstverständlich verantwortlich gemacht für die Störungen des Klimas in einer Familie, dass selbst Fachleute es schwer haben, den betroffenen Eltern eine Beteilung nachzuweisen, geschweige denn, sie für eine aktive, selbstkritische Mitarbeit zu gewinnen. Der Widerstand und die Projektion übertreffen oftmals den Leidensdruck dieser Eltern. Sie können oftmals nicht anders, als den Fehler bei anderen zu suchen: Kinder, Lehrer, Omas und Schwiegermütter sind schuld... Solche Sendungen ermöglichen es den Betroffenen, sich in einem Spiegel wieder zu erkennen, ohne sich selbst nahe kommen zu müssen, und lösen das Dilemma der Quadratur des Kreises ( wasch mich, aber mach mich nicht nass ), indem sie einerseits die Projektion auf andere ermöglichen, andererseits die Ähnlichkeit so frappant und konkret werden lassen, dass man nicht umhin kommt, sich im vorgehaltenen Spiegel zu erkennen. Werbung für eine nicht pathologisierende Erziehungsberatung Ganz gleich, wie die Problemlage sein mag: Die Probleme bleiben alltäglich, denn viele Familien sind von ihnen betroffen und keine wird für verrückt erklärt. (Angemerkt sei hier: Selten werden Eltern wirklich nur mit dem beliefert, was sie erwerben möchten. Sie wünschen sich mehr Kompetenz und Wissen. Es gibt immer noch genug Maulwürfe in diesem Metier, die nur der Tiefenforschung eine Chance für dauerhafte Effekte bei Interventionen in Familien einräumen. Lernprogrammen wird der überdauernde Erfolg abgesprochen.) Demgegenüber stellen sich folgende Fragen: Belastung der Eltern Unklar ist uns, wie die Eltern mit der für sie nicht mehr korrigierbaren Dokumentation ihrer Unfähigkeit umgehen werden, zumal, wenn die Kameras abgebaut und die Filmcrew verschwunden ist... Werden sie die Schmach und das Schamgefühl und solche Gefühle entstehen nun mal bei der gebotenen Offenheit und Öffentlichkeit je wieder loswerden können? Können sie diese Gefühle kompensieren durch den Stolz, sich weiter entwickelt zu haben und die Erleichterung einer öffentliche Beichte? Haben sie wirklich die Kraft, sich beim Wiederaufleben der Problematik professionelle Hilfe zu holen? Ist ihre Hemmschwelle nun reduziert oder erhöht? Immerhin wird mit den Eltern nicht ermutigend emanzipatorisch, sondern direktiv autoritär umgegangen. Belastung der Kinder Unangenehm ist auch dieses Vorführen der Familien vor Millionen von Zuschauern. Was werden die Nachbarn dieser Protagonisten denken oder sagen, wenn sie sie beim Einkauf treffen? Was werden die anderen Schüler den Kindern aus der Sendung hinterherrufen? Was macht die Umwelt mit dieser Denunziation? Und: Sind die Kinder überhaupt gefragt worden und inwieweit kann man sie nach ihrer Erlaubnis fragen, einer Maßnahme zuzustimmen, die ihre Intimität preisgibt? Wie hat die Kamera ihr weiteres Familienleben beeinflusst? Das heißt, es stellt sich letztendlich auch die Frage nach der Würde des Menschen und wer über sie entscheidet: jeder selber (aber was, wenn er/sie minderjährig ist), der Staat, die Kirche oder das Fernsehen? Die Frage nach dem Schutz von Kinder und Jugendlichen bekommt hier eine ganz eigene Qualität, vor allem, wenn sie in einer Reihe mit Kochen/Küche, dekorativen Wohnzimmereinrichtungen und nachfolgend sogar Hunden und Katzen zu Objekten werden, an denen eine ganze Nation ihre Meinung zu Erziehungsfragen abarbeiten kann. Zweifel an der Effizienz Was lange währt wird endlich gut, sagt der Volksmund, vielleicht nicht ohne Grund: Kann eine Intervention, die sich auf maximal zwei Wochen erstreckt, wirklich den Knoten in einer Familie so lösen, wie alle das gerne hätten? Sind multifaktorielle Probleme, die sich aus mehr als Aktualität ergeben haben, überhaupt in so kurzer Zeit behandelbar? Fraglich ist auch die Langzeitwirkung einer so kurzen Intervention. Alles in allem kann man feststellen: Das Interesse der Zuschauer/innen ist offenbar so groß, dass deshalb Fernsehanbieter, die von hohen Quoten leben, solche Sendungen produzieren. Dies kann allerdings nach 9

10 unserer Auffassung ein Hinweis darauf sein, dass es einen großen Bedarf bei vielen Erwachsenen nach Unterstützung in vielen Erziehungsfragen gibt. Wir leben in einer Gesellschaft, die sich an wandelnde Werte gewöhnt hat. Die sich daraus häufig ergebende wachsende Hilflosigkeit, was denn wie zu tun sei, ist ein Appell an unterstützende soziale Einrichtungen und an alle diejenigen, die hier beratend und begleitend tätig sind. Zu klären ist, welche Angebote hilfreich sind, die sich nicht nur an die intellektuelle Mittelschicht richten, sondern auch den berühmten Mann (die Frau) auf der Straße erreicht. Letztendlich kann es keinesfalls darum gehen, Eltern in ein Modell zu pressen. Denn wenn dieses nicht mehr passt, wird es abgelegt. Es sollte nach unserer Auffassung vielmehr darum gehen, diesen Eltern Ideen und Anregungen anzubieten, die diese in das eigene Leben integrieren können. Sabine Schäfer, Dipl.-Sozialarbeiterin, ist systemische Familientherapeutin. Sie ist Mitarbeiterin in der Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Caritasverbandes für Berlin e.v. und arbeiter darüber hinaus freiberuflich in einer Praxis für Paarberatung. Edouard Marry, Dipl.-Psychologe, ist als psychologischer Psychotherapeut Leiter der Ehe-, Familien- und Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes für Berlin e.v. tätig. KESS-ERZIEHEN Familie entspannter (er)leben Christof Horst Kritik an TV-Nanny Der Jugenddezernent des Landschaftsverbandes Westfalen- Lippe (LWL), Hans Meyer, hat die Erziehungsshows im Privatfernsehen für die gezeigten Familien als respektlos und entwürdigend bezeichnet. Erziehungsprobleme dürften nicht dazu herhalten, um voyeuristische Interessen zu befriedigen und Quoten zu machen, sagte Meyer. Die TV-Pädagoginnen erinnerten die Eltern zwar an wichtige Erziehungsgrundsätze, doch das alleine reiche nicht aus. Eltern, die mit ihren Kindern ernsthafte Probleme haben, sollten am besten frühzeitig professionelle Hilfe in Beratungsstellen suchen, empfahl der Leiter des Landesjugendamtes. (epd) 10 Kinder verstehen und ermutigen. Grenzen respektvoll setzen. Kooperation entwickeln. Der Elternkurs Kess-erziehen vermittelt in 5 Schritten, welche Wege Eltern dazu in der Erziehung gehen können. Der Kurs nimmt die Entwicklung des Kindes in den Blick, die gestützt wird durch Ermutigung, das Gefühl der Zugehörigkeit und die verantwortungsvolle Einbeziehung in die Familiengemeinschaft. Er schaut auf die Bedürfnisse der Eltern und ermutigt sie dazu, für sich zu sorgen, Grenzen zu setzen und Probleme da zu lassen, wo sie hingehören. Kess-erziehen ist ein standardisierter, inhaltlich komprimierter Elternkurs für die Familienbildung, der sich an Erziehende von Kindern ab 2 Jahren wendet. Der Kurs wurde auf der Grundlage der Individualpsychologie konzipiert als Projekt der Arbeitsgemeinschaft für kath. Familienbildung (AKF), Bonn, e.v., in Kooperation mit dem Familienreferat im Erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg. Die Erziehungssituation hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gewandelt. Die Anforderungen an Mütter und Väter sind größer geworden, denn Kinder müssen lebensfähig gemacht werden für eine demokratische, plurale, technisierte, mobile, schnelllebige Gesellschaft und das unter dem Einfluss eben dieser Gesellschaft. Längst reicht es nicht mehr aus, Kinder und Jugendliche in die Welt der Erwachsenen einzuführen. Kinder müssen sich selbst Kompetenzen aneignen und sich in Bereichen zurechtfinden, die ihren Eltern oft fremd bleiben die Informationstechnologie sei nur als Beispiel genannt. Vor diesem Hintergrund erscheint Erziehung einmal mehr als ein gemeinsamer Wachstumsprozess, in dem Eltern und Kinder einander immer wieder fordern und fördern. Doch was bedeutet dies für den Erziehungsalltag, worauf kommt es im Wesentlichen an? Eltern sehen sich unzähligen Tipps und Impulsen gegenüber: Sei es die Flut erziehungspraktischer Ratgeber, die zunehmende Anzahl von Fernsehsendungen zum Thema Erziehung oder das kaum mehr überschaubare Angebot von Elternkursen, die durchaus wissenschaftlich fundiert Hilfe in der Erziehung anbieten und Eltern Anregungen geben wollen. Dabei lohnt es sich, näher hinzuschauen: Was versprechen die einzelnen Programme, welche Ziele werden formuliert, welcher Ansatz liegt zugrunde, welche Inhalte werden wie vermittelt? Was bedeuten die Impulse für das Eltern-Kind-Verhältnis und vor allem für die Entwicklung des Kindes? Ohne Zweifel greifen die einzelnen Angebote immer wieder berechtigte Aspekte auf und vermitteln diese mit Blick auf eine bestimmte Zielgruppe (!) in angemessener Weise. Ein wenig zu überblicken, welcher Ansatz für wen ratsam ist, und Eltern entsprechend zu beraten, ist derzeit eine große Herausforderung an pädagogisches Fachpersonal. Ein Elternkurs, der eine respektvolle Erziehungshaltung unterstützt, ist Kess-erziehen.

11 Kess-erziehen : Kooperativ, ermutigend, sozial, situationsorientiert Die Qualität der Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist für eine gesunde Entwicklung des Kindes ausschlaggebend. Entscheidend ist, inwieweit die sozialen Grundbedürfnisse des Kindes im Miteinander Beachtung finden. Denn alle Förderung und alle pädagogischen Maßnahmen greifen zu kurz, wenn das Kind nicht das Gefühl entwickeln kann, dass es dazugehört und geliebt wird, wichtig ist und Bedeutung hat, sich fähig fühlen und Einfluss nehmen kann, sich sicher und geborgen fühlen kann. Dies sind die sozialen Grundbedürfnisse eines jeden Menschen. Und gerade das Kind benötigt für seine Entwicklung, dass es in diesen Bedürfnissen gesehen und geachtet wird. Täglich kämpft es darum und viele Auseinandersetzungen lassen sich auf diesem Hintergrund verstehen und mit dem Wissen darum auch entschärfen. Verhaltensweisen, die andere für unangemessen halten, wie z.b. um Aufmerksamkeit buhlen, sich immer wieder in Machtkämpfe verstricken, andere verletzen oder auch sich zurückziehen und aufgeben, dienen oftmals nur dem einen Ziel: der Befriedigung dieser o.g. Bedürfnisse ein Stück näher zu kommen. Die gesellschaftliche Situation und die vielfältigen Belastungen der Familien mit ihren Auswirkungen auf das Familienleben tragen dazu bei, dass Kinder in der Befriedigung ihrer sozialen Grundbedürfnisse verunsichert sind. Eltern sind daher noch mehr gefordert, mit ihren Kindern achtsam, respektvoll und fair umzugehen. Und hier setzt die erzieherische Herausforderung an; denn mit Kindern respektvoll, achtsam umzugehen und auf der Basis einer solchen Grundhaltung trotzdem die notwendigen Grenzen zu setzen, ist ein Balanceakt, der nicht leicht fällt. Der Elternkurs Kess-erziehen setzt hier an: K wie kooperativ, e wie ermutigend, s wie sozial, d.h. die sozialen Bedürfnisse achtend, und s wie situationsorientiert: Erziehungssituationen sind nicht mit Hilfe eines Patentrezeptes zu lösen, sondern so, wie es den jeweiligen Möglichkeiten und den Bedürfnissen in der einzelnen Situation entspricht. Kess-erziehen steht für lebendiges, erfahrungs- und themenbezogenes Lernen. Der standardisierte Kurs basiert auf der Individualpsychologie Alfred Adlers und ihrer Anwendung für die Erziehung durch Rudolf Dreikurs. In 5 x 2 1/4 Stunden vermittelt der Kurs zentrale Inhalte für eine respektvolle, demokratische Erziehungshaltung. Die Kurseinheiten finden wöchentlich statt. An einem Kurs, der von jeweils einer Kursleiterin/einem Kursleiter durchgeführt wird, können 8-12 Eltern teilnehmen. Erziehungskompetenz stärken mit Kess-erziehen Starke Eltern: Kinder brauchen starke Eltern. Kess-erziehen stärkt Eltern in einem demokratisch-respektvollen Erziehungsstil. Sie erfahren, welche sozialen Grundbedürfnisse ihr Kind hat und was es zur positiven Entwicklung seines Selbstwertgefühls braucht. Die Eltern lernen, weshalb Kinder bestimmte störende Verhaltensweisen zeigen und wie sie darauf situationsorientiert reagieren können. Ein respektvoller Umgang miteinander: Kess-erziehen unterstützt, dass Eltern dem Kind wertschätzend begegnen, Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes setzen und so weit wie möglich auf die Selbständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein des Kindes bauen. Die Eltern- Kind-Beziehung wird dadurch entscheidend gestärkt. Eigenständige, verantwortungsvolle und lebensfrohe Kinder: Kess-erziehen zeigt auf, wie das Zugehörigkeitsgefühl des Kindes gefördert werden kann, auf dessen Grundlage es lernt, zu kooperieren und Zutrauen in seine Fertigkeiten zu erlangen. Eltern werden dazu ermutigt, Grenzen respektvoll zu setzen und dem Kind die logischen und fairen Folgen zuzumuten, die aus seinem Verhalten resultieren. So lernt es, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Ein gekonntes Umgehen mit Konflikten: Konflikte zwischen Eltern und Kindern sind unausweichlich ja sogar notwendig. Kess-erziehen ermutigt zu konsequentem Handeln und vermittelt Strategien, wie Eltern aus beginnenden Eskalationen aussteigen und Konflikte mit den Kindern gemeinsam angehen und lösen können. Erziehung, die Spaß macht: Kess-erziehen lenkt den Blick auf die Stärken der Eltern und der Kinder. Gegenseitiger Respekt, Momente echter Begegnung und Ermutigung reduzieren Konfliktpotentiale und erziehungsbedingten Stress. Die Freude am gemeinsamen Wachsen, das liebevolle, spannende und erlebnisreiche Miteinander gewinnen Raum. Eine praktische Erziehungshilfe: Kesserziehen setzt an konkreten Erziehungssituationen der teilnehmenden Eltern an und nutzt die darin liegenden Ressourcen zur Förderung ihrer Erziehungs- und Handlungskompetenz. Impulse, Reflexionen, Übungen und konkrete Anregungen helfen, die Inhalte leicht zu Hause umzusetzen. Das Buch zum Kurs ergänzt diese Hilfe zur Selbsthilfe. Darüber hinaus werden die Eltern für die Zeit des Kurses und darüber hinaus zu einer Zusammenarbeit angeregt, wodurch die soziale Einbindung gefördert wird. Weitergehende Informationen zum Projekt Kess-erziehen Kess-erziehen wurde im Rahmen eines Projektes der Arbeitsgemeinschaft für kath. Familienbildung (AKF) e.v., Bonn entwickelt. Erste Erhebungen zeigen, dass sich Kess-erziehen aufgrund seiner Kombination aus Inhalt und bewährtem pädagogischen Lernkonzept der Erwachsenenbildung als höchst effektiv erweist. Teilnehmende gaben an, dass sich für sie innerhalb der Kurszeit folgende Veränderungen ergaben: Sie fühlen sich in der Erziehung weniger gestresst. Sie können leichter Grenzen setzen und Konflikte mit den Kindern besser lösen. Sie begegnen ihren Kindern verständnisvoller und beurteilen das Verhältnis zu ihnen als deutlich verbessert. Gleichzeitig erleben sie die Kinder als zugänglicher, ausgeglichener und kooperativer. Paare fühlen sich in ihrer gemeinsamen Erziehungsaufgabe gestärkt und in ihrem partnerschaftlichen Miteinander bereichert. Obwohl Referenten und Referentinnen erst sukzessive ausgebildet werden, haben in den letzten fünf Monaten etwa Eltern teilgenommen. Das Interesse an weiterführenden Angeboten ist groß. In Vorbereitung sind verschiedene Vertiefungsseminare sowie ein Aufbaukurs zum Thema religiöse Erziehung. Derzeit erfolgen methodischdidaktische Adaptionen auf bestimmte Zielgruppen und Arbeitsfelder hin, wie zum Beispiel die sozialpädagogische Familienhilfe. Zudem sind Fortbildungen für verschiedene Berufsgruppen wie Erzieherinnen in Vorbereitung, da sich der Kurs für Kooperationen zwischen Bildungswerken, Kindertagesstätten, Schulen oder Gemeinden anbietet. Weitere Informationen zu Kurs und Projekt: Arbeitsgemeinschaft für kath. Familienbildung (AKF) e.v., Bonn Mainzer Straße 47, Bonn Telefon (0228) oder unter: Literatur: Dittrich, Sonja: Kess-erziehen: Zur Wirksamkeit eines Ansatzes in der Elternbildung. Diplomarbeit (unveröff.). Fachhochschule Freiburg Dreikurs, Rudolf/Soltz, Vicki: Kinder fordern uns heraus. Wie erziehen wir sie zeitgemäß? Stuttgart Horst, Christof/Kulla, Christine/Maaß-Keibel, Erika/ Mazzola, Rudolf/Raulfs, Regina: Kess-erziehen. Der Elternkurs. München Christof Horst, Dipl.-Pädagoge und Dipl.-Theologe, ist Ehe-, Familien- und Lebensberater. Er arbeitet als wissenschaftlicher Referent bei der AKF und ist Projektleiter des Elternkursprojektes Kess-erziehen. 11

12 Elternfrühstück im Stadtteiltreff Das Angebot ist entstanden im Rahmen der Arbeit des Stadtteilteams West (Stadt Menden) und findet seit etwa einem Jahr statt. Es ist eine Kooperation zwischen dem SKM und dem Fachbereich Jugend und Soziales der Stadt Menden. Das Elternfrühstück am Papenbusch ist vom Konzept als präventives Angebot so ausgerichtet, dass es sich sowohl zeitlich als auch inhaltlich an den Bedürfnissen der teilnehmenden Eltern orientiert. Elternfrühstücke sind folgendermaßen strukturiert: Im Stadtteiltreff des SKM ( in unmittelbarer Nähe der Grundschule und Kita am Papenbusch) findet jeden Donnerstag von Uhr ein Elternfrühstück statt. Der Kostenbeitrag beträgt 2 Euro pro Person. - Alle 14 Tage wird ab Uhr ein Thema bearbeitet, das sich die Eltern ausgesucht haben. Es besteht bei jedem Treffen die Möglichkeit, Themenwünsche zu äußern oder aufzuschreiben. Diese werden dann mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gewichtet und anschließend ein Vierteljahresprogramm erstellt. An diesen Tagen steht kostenlos eine Kraft für die Kinderbetreuung zur Verfügung. Themen im 2. Halbjahr 2004 waren: - Umgang mit Sexualität in der Familie - Was macht eigentlich das Jugendamt? Vorstellung der zuständigen Bezirkssozialarbeiterinnen - Auswirkungen von Hartz IV auf die Familie - Umgang mit Tod und Trauer - Ideen für den Kindergeburtstag - Infoveranstaltung zu qualitativen No Name -Produkten - Bestimmungen des neuen Jugendschutzgesetzes An einem Samstagnachmittag in den Herbstferien fand erstmalig für 8 Familien (ca. 30 Väter, Mütter und Kinder) ein Familientag im Stadtteiltreff statt. Hier wurden gemeinsam mit den Familien alte und neue Spiele gespielt, sich ausgetauscht und Waffeln gegessen. Die Familien waren begeistert - deshalb wird das Angebot in den Osterferien wiederholt. Das Angebot wird jeweils von 4 bis 16 Personen (meist Mütter zwischen 30 und 45 Jahren) besucht. Stammbesucher/innen sind 6 bis 8 Mütter. Insgesamt sind vom Frühjahr bis Herbst 2004 etwa 35 verschiedene Personen erreicht worden. Die Mütter kommen überwiegend aus der unmittelbaren Umgebung der Kita Papenbusch und der Anne Frank Schule. Uschi Rosenthal 12 ELTERN FÜR ELTERN Elterntalk bringt Eltern ins Gespräch Elisabeth Ziesel Medienerziehung auf dem heimischen Sofa und Familienbildung im Wohnzimmer so lauteten Schlagzeilen der zahlreichen Presseartikel über eine neue Form der Elternbildung in Bayern den ELTERNTALK den die Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.v. im Jahre 2001 startete. Gemeint waren dabei angeleitete Gesprächskreise zu Erziehungsthemen rund um Medien- Konsum, die von Müttern und Vätern in den eigenen vier Wänden und in privater Atmosphäre gestaltet werden. In Kooperation mit anderen Einrichtungen, Diensten, Institutionen wird seit 2002 ein lokales Eltern-Kommunikationsnetz in möglichst vielen Regionen Bayerns aufgebaut und unterstützt. Das vom Bayerischen Staatsministerium geförderte Projekt ELTERNTALK ist sowohl für städtische und ländliche Verhältnisse geeignet und wird mittlerweile in 18 Regionen angeboten. Die Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht... Diese im 1(2) des KJHG festgehaltene Aufgabe von Eltern erfordert aus Sicht der Elternarbeit und bildung eine fördernde, die Autonomie der Eltern achtende wie die Selbstorganisation der Eltern zugleich unterstützende Haltung. ELTERN- TALK beschreitet hierbei neue Wege in der niedrigschwelligen Elternarbeit im Sinne einer nondirektiven Zusammenarbeit von Eltern und Jugendschutz. Die Methode des ELTERNTALKs bewegt sich an der Schnittstelle von Elternarbeit und Elternbildung. Professionell organisierte Rahmenbedingungen ermöglichen das Entstehen von Elternnetzwerken, die gleichzeitig als Multiplikatorenmodell dienen. Folgende Strukturprinzipien kennzeichnen das Projekt: Elternarbeit findet im privaten Rahmen statt Der Schneeballeffekt sorgt für ein lokales Eltern-Kommunikationsnetz Statt Expertenvortrag angeleiteter Erfahrungsaustausch Moderatorinnen/Moderatoren als geschulte Laien Welche Zielgruppen erreicht ELTERNTALK? ELTERNTALK richtet sich an alle Eltern, insbesondere will ELTERNTALK jene Eltern erreichen, die zu aktuellen Themen wie Mediennutzung oder Konsumverhalten im Erziehungsalltag Gesprächspartner auf Augenhöhe suchen und entsprechende, konkrete Unterstützung brauchen. Durch die Ansiedlung in der privaten Lebenswelt werden auch bildungsdistanzierte Zielgruppen angesprochen, Familien mit Migrationshintergrund erreicht und durch die Verortung im sozialen Nahraum der teilnehmenden Eltern ein hoher Grad von Nachhaltigkeit gesichert. Was ist ELTERNTALK? Ähnlich dem Erfolgsrezept privat agierender Vertriebsfirmen gehen bei diesem Netzwerk-Projekt geschulte (Laien-)Moderatoren/innen gezielt auf Familien zu und animieren diese, andere Eltern aus ihrem Bekanntenkreis zu einer thematischen Gesprächsrunde einzuladen. Nach dem Schneeballprinzip werden Gäste zu neuen Gastgebern, indem sie Mütter und Väter zu einem weiteren ELTERNTALK einladen. Die Gesprächsrunden befassen sich dabei mit unterschiedlichen erziehungsrelevanten Aspekten aus dem Bereich Medien, Konsum und Gewalt, festgemacht anhand der Themenbereiche wie beispielsweise Fernsehen, Computer- und Konsolenspiele, Kinder und Internet oder Konsum. Der Erfahrungsaustausch steht bei diesen Fachgesprächen im Vordergrund. Die Eltern sind die Akteure; sie sind die Experten ihrer Erziehungserfahrung. Eine entscheidende Aufgabe der Moderatorin oder des Moderators ist es, eine gute Gesprächsatmosphäre zu ermöglichen und mit einem motivierenden Gesprächseinstieg zu starten. Dies gelingt mittels eines themenbezogenen Video-/DVD-Ausschnitts, beim Thema Internet über eine CD-Rom oder kann auch über Bildkarten oder andere themenfokussierende Methoden erfolgen. In den ca. 2 1 / 2-stündigen Gesprächsrunden gibt es Zeit und Raum, um sich auszutauschen, zu entlasten, von anderen Eltern zu lernen oder einfach nur zuzuhören. Die Moderatorin/der Moderator strukturiert die Diskussion, achtet während des Gesprächs auf den roten Faden und fasst die Ergebnisse zusammen. Eine wertschätzende Haltung gegenüber den Eltern und ihrem Alltagswissen sind hierbei grundlegend. ELTERNTALK fördert die

13 gegenseitige Achtung, der Dialog erweist sich dabei als Kommunikationsform in der sich die Beteiligten helfen, eigene Einsichten und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Was denken Eltern über den ELTERNTALK? Zu dieser Frage wurde 2004 vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) eine wissenschaftliche Begleitforschung durchgeführt, deren Ergebnisse in der Publikation Was Eltern über den ELTERNTALK denken (s. Literaturhinweis) dargestellt und erläutert werden. Nachfolgend einige Beispiele, wie Eltern den ELTERNTALK erfahren: Es war eine lockere Atmosphäre durch den Moderator entstanden, dadurch waren alle sehr ungezwungen, sehr locker, keiner hat irgendwie Angst gehabt, dass ihn die anderen nicht so toll finden könnten, weil er da irgendwie was sagt. (Gastgeberin) Der Austausch führt dazu, dass man sich über das Thema mal wieder Gedanken macht, was im Alltag sonst so dahinplätschert. (Gastgeberin) Über so etwas habe ich noch nie so intensiv diskutiert, auch mit meinem Mann nicht. (Gastgeberin/Gast) Lernen mit Spaß und eine offene und entspannte Atmosphäre sind wesentlich für das Gelingen eines ELTERNTALKs. EL- TERNTALK ermöglicht den Eltern eine veränderte Aufmerksamkeitsfokussierung. Bereits mit der Einladung und natürlich mit dem ELTERNTALK selbst verliert die Alltäglichkeit der Kindererziehung ihre oft unreflektierte Selbstverständlichkeit. Weiter bietet der ELTERNTALK auch die Chance, Probleme als solche überhaupt zu erkennen. Wo liegen die Erfolge des ELTERNTALKs? ELTERNTALK gelingt es, Eltern aus den unterschiedlichsten Bildungsmilieus und mit verschiedenem kulturellen Hintergrund einzubeziehen. Es werden Eltern angesprochen, die Interesse am Thema und vor allem aber auch an der Erfahrung und den Ansichten anderer Eltern haben. Alle eingeladenen Eltern beteiligen sich. Eine Stärke des ELTERNTALKs ist die geforderte und von der Ablaufstruktur leicht gemachte Beteiligung aller Eltern. Diese fördert in den meisten Talks ein Nachdenken über das eigene Erziehungsverhalten, den Austausch von Erfahrungen, das Erfahren von unterschiedlichen Meinungen/Verhaltensweisen. Die Selbstbeteiligung und Selbstorganisation wird begünstigt. Die hohe Zufriedenheit der Eltern liegt vorrangig in der durch die Grundlogik des ELTERN- TALKs gesetzten Beteiligungsqualität, mit der die Eltern sich Fragen, Problemstellungen und Lösungen zwar moderiert, letztlich doch selbstorganisiert und gemeinsam erarbeiten. Sich selbst als Expertin/Experten erfahren und akzeptieren. Man konsumiert nicht die Ideen von Experten/innen, sondern wird selbst zu einer Expertin/einem Experten, deren/dessen Meinung für andere Eltern interessant ist. Diese eigene Qualität des ELTERNTALKs führt nicht nur zu einer guten Akzeptanz bei den verschiedenen Elterngruppen, sondern löst in der Regel auch positive und nachhaltige Wirkungen vor allem auf der kommunikativen und auf der Wissensebene aus. Wo kann der ELTERNTALK eingesetzt werden? Der ELTERNTALK ist eine der wenigen Methoden, die sowohl von deutschen als auch nicht-deutschen Eltern gleichermaßen akzeptiert und genutzt wird. Nahezu bei allen Erziehungsthemen kann er eingesetzt werden und funktioniert auch in jenen Regionen gut, wo es ansonsten wenig Infrastruktur gibt. Der ELTERNTALK ist eine basale Methode der Elternarbeit und Familienbildung, die mittelfristig auch Türen für andere, bislang hauptsächlich von Mittelschichten genutzte Formen der Elternarbeit und Familienbildung öffnen dürfte. Insofern ist sie nicht Alternative sondern Ergänzung. Grenzen und Chancen von ELTERNTALK?! Eltern wollen beim ELTERNTALK alltagsnahe Themen besprechen. Die Attraktivität am ELTERNTALK teilzunehmen wächst, wenn Eltern ihre Interessen in den Themenangeboten wiederfinden können. Daher sind die Gesprächsangebote sehr nahe an den aktuellen Elterninteressen auszurichten, denn nur so lassen sich möglichst viele Eltern von den Themen ansprechen. Um den angestrebten regionalen Netzwerkeffekt zu erreichen, ist eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit auf verschiedenen Ebenen notwendig. Die spezifische Methode den ELTERNTALK über den Schneeballeffekt zu verbreiten, findet ihre Grenzen, wo ausschließlich auf diese Verbreitungsform gesetzt wird. Vor allem bei der Moderatoren/innen- und Gastgeber/ innenakquise ist die Beziehungsarbeit, die persönliche Ansprache von Eltern in ihren unterschiedlichen Lebenswelten von Bedeutung und erfordert teilweise ein hohes Engagement. Da viele Netzwerke von Eltern eher homogen als heterogen sind, bestimmen die Netzwerke der Regionalbeauftragten bzw. Moderatoren/innen, welche Eltern als potentielle Gastgeber/innen angesprochen werden. Der Schneeball bleibt meist in dem jeweiligen spezifischen Milieu und bewegt sich eher selten über diese Grenzen hinaus. Daher ist es für den Erfolg wesentlich, Personen aus der jeweiligen Zielgruppe als Moderatoren/innen zu gewinnen. Es bedarf eines gewissen Zeitraumes, bis der EL- TERNTALK in einer Region bekannt und etabliert ist. Eine kontinuierliche mehrjährige Projektarbeit zeigt sich günstig für die Nachhaltigkeit des Projektverlaufs. Neben der hohen Fachlichkeit, die professionelle Rahmenbedingungen ermöglicht und aufrechterhält, ist nicht zuletzt auch ein solides Finanzierungsmodell wesentlich für eine langjährige und erfolgreiche Projektentwicklung. ELTERNTALK ist eine innovative, netzwerkzentrierte Elternbildungsarbeit. ELTERN- TALK gelingt es Eltern aus den unterschiedlichsten Bildungsmilieus und mit verschiedenem kulturellen Hintergrund anzusprechen und mit einer neuen Qualität der Auseinandersetzung zum Themenbereich Erziehung, Medien und Konsum in ein Gespräch zu bringen. Weitere Informationen: Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.v. Referat ELTERNTALK, Christine Klein/Elisabeth Ziesel Fasaneriestr. 17, München Internet: Literatur: Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern e.v. (Hrsg.): Eltern für Eltern, ELTERNTALK bringt Eltern miteinander ins Gespräch. München Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern e.v. (Hrsg.): Was Eltern über den ELTERNTALK denken... Wissenschaftliche Begleitstudie zum Projekt ELTERN- TALK. München Bestellung: oder Telefax (089) Elisabeth Ziesel, Dipl.-Sozialpädagogin (FH), ist Referentin für ELTERNTALK bei der Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern e.v. 13

14 ELTERN STÄRKEN Dialogische Elternseminare Johannes Schopp Der Autor wirbt für den Dialog in der Elternbildung. Nach seiner Auffassung setzt ein radikales Verständnis von Dialog eine neue Erziehungs- und Lernkultur zwischen Eltern und Kindern, genau so aber auch zwischen sog. pädagogischen Experten und Eltern voraus. Anschaulich und engagiert stellt er das (seinige) Konzept ELTERN STÄRKEN vor. Das Konzept ist getragen von dem Respekt vor den Lernenden (Eltern). ELTERN STÄRKEN sieht kein Trainingsprogramm vor. Eltern bringen ihre Themen ein, Dialogbegleiter/innen sind Teil der Lerngruppe. Das vorgestellte Konzept beschreibt einen Leitfaden für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Erwachsenenbildung, wonach seit Jahren ein Team des Jugendamtes Dortmund arbeitet. Jede lebendige Situation hat wie ein Neugeborenes, trotz ihrer Ähnlichkeit ein neues Gesicht, nie da gewesen, nie wiederkehrend. Sie verlangt eine Äußerung von dir, die nicht schon bereit liegen kann. Sie verlangt Gegenwart, Verantwortung, Dich." Martin Buber Eltern werden in der Gesellschaft heute als Gruppe angesehen, die beschult und unterwiesen werden muss, weil sie unzulänglich, defizitär und nur begrenzt bereit ist, sich für ihre Kinder zu engagieren. Wer Eltern so, wie hier beschrieben, anschaut, blickt aus einer gewissen Distanz auf sie herab, sieht sich selbst als Wissenden und gewissermaßen auch als besser. In diese Zeit hinein, in der pädagogisches Rezeptwissen vermarktet wird und Eltern dadurch eher verunsichert werden, als ihren eigenen Weg im Erziehungsalltag zu finden, beschreibt ELTERN STÄRKEN, was bei Eltern geschieht, wenn sie unvoreingenommen und nicht bewertend ernst genommen werden. Ein radikales Verständnis von Dialog setzt allerdings eine neue Erziehungs- und Lernkultur zwischen Eltern und ihren Kindern, aber auch zwischen so genannten pädagogischen Experten und Eltern als Experten voraus. Im Folgenden gehe ich den wichtigsten Aspekten nach, auf denen das Konzept ELTERN STÄRKEN basiert. ELTERN STÄRKEN zeigt, wie Eltern durch eine Grundhaltung der Wertschätzung und 14 des radikalen Respekts wieder an sich und ihre Kompetenzen glauben lernen und dadurch mehr Sicherheit, Klarheit und Durchsetzungskraft ausstrahlen. Das brauchen sie dringend, wollen sie ihre Kinder auf deren Weg zu innerlich starken, lebensfrohen und zuversichtlichen Menschen begleiten. ELTERN STÄRKEN sucht den Dialog mit Eltern. In den Dialog offen und vorbehaltlos, d.h. ohne vordefinierte Erziehungsbotschaften, hinein zu gehen, setzt Grundvertrauen in die elterliche Kompetenz, in ihre Stärken voraus. Im Titel verbinden sich also gleichzeitig die Grundannahme, dass Eltern die eigenen Stärken bereits in sich tragen, und das Ziel, diese mit der Begleitung im Dialog wieder zu finden. Dialogbegleiter/innen ermöglichen einen Austausch zwischen den Eltern, indem sie Nachfragen stellen, sich gegenseitig zuhören und sich mitteilen, wie sie mit ähnlichen Situationen umgehen. Dialog heißt jedoch nicht Beliebigkeit. Im Dialog verabschieden wir uns von der Vorstellung, dass pädagogische Botschaften nur bedeutend sind, wenn sie aus einem so genannten professionellen Expertenmund stammen. Die Eltern sind die Hauptakteure in den Seminaren. Es gibt kein Trainingsprogramm und anstelle von Impuls-Referaten stehen Impulsfragen. Die Eltern bringen ihre Themen selbst ein. Der Dialog ist ungeschminkt und echt und selbst Tabuthemen kommen offen zur Sprache, wie das folgende Beispiel zeigt: Nachdem im Seminar die im Raum aufgehängten Dialog- Regeln (Abbildung unten) vorgestellt wurden, erwidert eine Mutter zur ersten Regel Jeder genießt den gleichen Respekt : Aber da gibt es doch eine Grenze. Alles kann man doch nicht respektieren. Wie soll ich es denn respektieren, wenn jemand sagt, dass er sein Kind schlägt? Das kann man doch nicht einfach so akzeptieren!. Im vorliegenden Fall öffnete der Dialogbegleiter den Raum, indem er die Frage an die anderen Eltern weitergab. Binnen weniger Minuten gaben weit über die Hälfte der Eltern zu, dass sie in manchen Situationen ihr Kind geschlagen haben, sich danach aber schlecht fühlten. Sie berieten sich nun untereinander, wie oder wann sie die Situationen gemeistert haben und wann nicht. Die Dialog-Regeln helfen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen, im Dialog zu bleiben. Dialog-Regeln Jede/r genießt den gleichen Respekt. Ich vertraue mich neuen Sichtweisen an. Mir ist klar, dass meine Wirklichkeit nur ein Teil der ganzen Wahrheit ist. Ich genieße das Zuhören. Ich brauche niemanden von meiner Sichtweise zu überzeugen. Wir verzichten auf eine einvernehmliche Lösung. Bevor ich rede, nehme ich mir einen Atemzug Pause. Wenn ich von mir rede, benutze ich das Wort Ich und spreche nicht von man. Ich rede von Herzen und fasse mich kurz. Ich nehme Unterschiedlichkeit als Reichtum wahr. Dialogbegleiter und -begleiterinnen nach dem Konzept ELTERN STÄRKEN sehen sich als Teil der Elterngruppe. Dialog findet auf horizontaler Ebene statt. Dialog meint aber nicht, wie im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, das bloße Reden miteinander, sondern eine ganz bestimmte Grundhaltung anderen Menschen grundsätzlich und radikal gegenüber. Dialog schafft einen sicheren Raum, einen (vor)-urteilsfreien Raum, einen bewertungsfreien Raum, einen Raum zum Experimentieren, einen Raum fürs echte Leben, in dem das Sein wichtiger ist als der Schein, einen Raum für einen ehrlichen Austausch über Gelingen und Scheitern in der Erziehung. Es geht nicht um das Messen am Ideal und an pädagogischen Leitbildern, sondern darum, dass Mütter und Väter ihr Wissen und ihre Erfahrung wieder finden und wieder schätzen lernen, dass sie wieder Vertrauen in ihre eigene Intuition bekommen. Radikaler Respekt für Verschiedenheit bedeutet, dass wir unsere Ansichten über generell Richtiges und generell Falsches aufgeben müssen. Der Dialog ist besonders niederschwellig, weil wir die Eltern nicht beschämen. Wir nehmen sie mit ihrem ganzen Wesen an, achten ihre Einzigartigkeit und Würde, achten die Leistung ihrer alltäglichen Erziehungsarbeit und achten das Wissen und die Kompetenz der Eltern. Wir führen mit ihnen einen gleichwürdigen (J. Juul 2004) Dialog und sind als Dialogbegleiter/innen nicht besser als die Eltern. Dialogbegleiter/innen verstehen sich nicht

15 als Trainer/innen. Sie tauschen den Lehrstuhl mit dem Lernstuhl. Dadurch werden Eltern ermutigt, die Haltung sich selbst gegenüber und die Haltung den Kindern gegenüber zu reflektieren, einmal ihre Kinder durch die goldene Brille anzuschauen, nicht immer das Fehlerhafte übergroß zu betonen und eigene Verhaltensweisen und eingefleischte Reaktionsmuster unter die Lupe zu nehmen. Vor allem aber hilft der Dialog, in der Gruppe die tragende Kraft zu spüren, was es heißt, zu hören und gehört zu werden. Wer darauf vertrauen kann, dass er ohne Bewertung gehört wird, kann aufblühen. Den Glauben an sich selbst kann man nicht dadurch lernen, dass ein Seminarleiter sagt: Sie sollten mal wieder an sich glauben! oder wie die sog. Super Nanny einmal einer sichtlich total verzweifelten Mutter riet: Lachen Sie mal wieder, Ihre Mundwinkel hängen so tief. Den Glauben an unsere innere Kraft müssen wir spüren. Aber auch dann kann unsere Suche nach Zuversicht ein längerer Prozess werden. Für Dialogische Seminarleiter/innen ist der Such-Prozess in der Gruppe bzw. für den jeweiligen Fragesteller beim Finden des eigenen Schatzes, der eigenen Stärken wichtiger, als eine schnelle Lösung von außen (vgl. Schopp 2005, 19 ff.). Um die Eltern einzuladen, selbst nachzudenken, anstatt in einer passiven Konsumhaltung zu verharren, haben Impuls-Fragen anstelle von Impulsreferaten in Dialogischen Seminaren eine große Bedeutung. Fragen schärfen das Bewusstsein dafür, dass niemand sonst mir die Verantwortung für meine Erziehung abnehmen kann, dass ich selbst auf meine Fragen auch meine Antworten finden muss. Vielfach wird Erziehung als Anpassungsprozess für Kinder und das Einwirken der Eltern und der Gesellschaft auf die Entwicklung der Kinder gesehen. Dementsprechend verstehen sich einige Elternkurse als Programme, Eltern zu erziehen, ihnen beizubringen, wie man Kinder richtig erzieht, damit sie möglichst störungsfrei funktionieren. ELTERN STÄRKEN versteht sich als Programm, mit Eltern gemeinsam zu betrachten, dass sie mit ihren Kindern zusammenhängen und dass Eltern an den Kindern wirken und Kinder an ihren Eltern. Erziehung wird verstanden als gemeinsamer Lernprozess, in dem die Eltern verstehen lernen, dass sie mit ihren Kinder gemeinsam lernen und wachsen. Exemplarisch dafür ist der gemeinsame Dialog im Elternseminar zu verstehen. Selbst-Erfahrenes und Selbst-Gelerntes stärkt Eltern und ihre Familien langfristig und nachhaltiger, als dies mit referiertem und antrainiertem Wissen der Fall ist. Eltern gehen in einen Selbstreflexionsprozess, um sich besser kennen zu lernen, um sich besser spüren zu lernen, um eigene Klarheit über sich und ihre Motive zu bekommen. Eltern, die klar und sicher sind, können ihren Kindern das geben, was sie brauchen, um selbst sicherer ins oder durchs Leben zu gehen. Dialog ist eine Schule fürs Leben ohne Tipps und Rezepte. Wer sollte diese auch wem geben in einer Schule ohne Lehrer/innen. ELTERN STÄRKEN beschreibt einen Leitfaden für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Elternbildung, nach dem seit einigen Jahren ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes Dortmund arbeitet. Das Dialogische Konzept ist einerseits ein eigenständiges und in sich schlüssiges Konzept, andererseits ergänzt es darüber hinaus alle Elternbildungskonzepte, nicht nur diejenigen, die auf dem humanistischen Menschenbild basieren. Das Dialogkonzept soll von allen, die den Dialog zukünftig ausprobieren, mit eigenem Leben gefüllt werden. Es versteht sich als Vorschlag, nicht als Gebrauchsanweisung. Literatur: Antonovsky, A.: Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Dt. erw. Hrsg. Alexa Franke. Tübingen Bohm, D.: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussion. Stuttgart Buber, M.: Das dialogische Prinzip. Gerlingen Fuhr, R./Gremmler-Fuhr, M.: Dialogische Beratung. Person - Beziehung - Ganzheit. Köln Hartkemeyer, M. & J.F./Dhority, F.: Miteinander Denken. Das Geheimnis des Dialogs. Stuttgart Lechler, W. H.: So kann s mit mir nicht weitergehen. Neubeginn durch spirituelle Erfahrung in der Therapie. Stuttgart Lechler, W. H.: Gesund ist, wer noch krank werden kann. Bad Herrenalb Palmowski, W.: Der Anstoß des Steines. Systemische Beratungsstrategien im schulischen Kontext. Dortmund 1995/96. Reifarth, W.: Grenzüberschreitungen. Zur Praxis und Theorie selbsterfahrungsbezogener Lernprozesse. Frankfurt/M Schopp, J.: Eltern Stärken - Dialogische Elternseminare - Ein Leitfaden für die Praxis. Opladen Tschöpe-Scheffler, S.: Elternkurse auf dem Prüfstand Wie Erziehung wieder Freude macht. Opladen Johannes Schopp, Dipl.-Sozialarbeiter, ist Vater zweier erwachsener Kinder, Erwachsenenbildner, Dialogprozess-Begleiter (Facilitator), Ausbildung von Dialogbegleitern in der Elternbildung, Entwicklung des Konzeptes Eltern Stärken und Referent für Elternbildung im Jugendamt Dortmund. Lernfortschritte werden selbst bewertet Da im Dialog jeder des anderen Lehrer ist und es nicht um das Erreichen allgemeingültiger Lernschritte geht, fällt die Bewertung des individuellen Wissens- und Lernzuwachses den Eltern selbst zu. So genannte Lernfortschritts-Kontrollen durch eine pädagogische Fachkraft widersprechen der Vorstellung vom eigenverantwortlichen Lernen und der Erfahrung der eigenen Selbstwirksamkeit (Schopp 2005). Im Dialog wird die Familie als System gesehen. 15

16 Elternbildung Eltern haben Erfahrung, Kompetenz und Verantwortung. Stärken wir Eltern und Kinder machen wir sie Fit für s Leben, so lautet die Überschrift eines Berichtes der Bundesfachgruppe Jugendhilfe im Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit e.v. (DBSH). Der Bericht enthält einige Elternbildungskonzepte aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden sowie die Positionen der Bundesfachgruppe. Eltern wird häufig Schuld an den Problemen und Schwierigkeiten der Jugend gegeben. Es scheint erforderlich, dass Eltern generell geholfen werden muss. Elternbildungsangebote sind übermäßig vorhanden. Die Bundesfachgruppe spricht sich für eine Systematisierung von Elternbildungskonzepten aus, ebenso für die Wirksamkeitsklärung von Elternbildungsprogrammen bei den Eltern und fragt: Welche Qualitätsmerkmale sind zur Durchführung dieser Programme erforderlich? Von der Familienpolitik ist eine Aufwertung der Familienbildungsangebote zu fordern. Die bisherige freiwillige Verpflichtung der Kommunen, Elternbildung anzubieten, muss zur gesetzlichen Pflicht werden. Mit dem Bericht zur Elterbildung ist ein Werk entstanden, das als Orientierung hilfreich ist, einige Qualitätsmerkmale benennt und entsprechende Quellen anbietet. Kontakt: Peter.Habura@Grevenbroich.de Die Projektgruppe entwickelt derzeit Wertungsmaßstäbe für Elternbildungsprogramme und würde Hochschulkontakte begrüßen. Download des Berichtes unter: LIEBER FRÜHE HILFE ALS SPÄTE FOLGEN Soziale Frühwarnsysteme in NRW Sabine Wagenblass Lassen sich Frühwarnsysteme aus dem technischen Bereich auf das Soziale übertragen? Um diese Frage geht es im Schwerpunkt des Artikels. Festzustellen ist, dass es häufig zwischen sozialen Institutionen keine Kooperationen gibt. Auch gibt es kaum gemeinsame Beobachtungskriterien, schon gar nicht eine systematische Beobachtung von Problemlagen. Am Beispiel der erschütternden Geschichte von Jessica aus Hamburg macht die Autorin deutlich, was passiert wäre, wenn es ein gemeinsames Wahrnehmen, gemeinsame Warnverfahren und ein gemeinsames Handeln gegeben hätte. Von September 2001 bis August 2004 wurde das Modellprojekt Soziale Frühwarnsysteme in NRW gefördert durch das Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes NRW an sechs Standorten (Bielefeld, Dortmund, Emmerich, Herne, Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Deutschen Kinderschutzbund Landesverband NRW gemeinsam mit dem Ortsverband Essen) durchgeführt. Wissenschaftlich begleitet wurde das Modellprojekt durch das Institut für soziale Arbeit e.v., Münster. Anlass des Projektes war die paradoxe Entwicklung, dass es in NRW einerseits ein immer ausdifferenziertes System an Hilfen für Familien gibt, andererseits jedoch die Fachöffentlichkeit beklagt, dass diese Hilfen oftmals zu spät greifen bzw. die Familien erst bei bereits eingetretenen (manifesten) Krisen erreichen. Rückblickend wird häufig deutlich, welche Entwicklung in vielen kleinen Schritten stattgefunden hat und wie viele Warnhinweise es im Vorfeld gegeben hat, ohne dass jedoch ein Hilfesystem aktiv geworden ist. Im Kern ging es also in dem Modellprojekt um den Versuch, das eher aus dem technischen Bereich bekannte Konzept Frühwarnsystem auf das Soziale zu übertragen. Was ist ein Frühwarnsystem? Mit der Flutkatastrophe in Asien ist die Debatte um Frühwarnsysteme und ihre Wirksamkeit neu entfacht. Ein Tsunami- Frühwarnsystem, wie es Japan und die USA in der Pazifik-Region betreiben, hätte nach Einschätzung von Experten möglicherweise Tausende Menschenleben nach dem Seebeben vor Sumatra retten können (Der Spiegel, 27. Dezember 2004, 0,1518,334535,00.html). Naturkatastrophen können zwar nicht verhindert werden, mit einem Frühwarnsystem können jedoch die Wellen mit Sensoren auf dem Meeresboden vermessen und die Auswirkungen vorhergesagt werden, so dass im Falle einer Tsunami-Gefahr die Menschen gewarnt werden und flüchten können. Auch in anderen Bereichen, wie Feuerwehr oder Gesundheitsvorsorge, haben sich Frühwarnsysteme bewährt. Gemeinsam ist allen, dass sie auf messbaren Sachverhalten und Grenzwerten basieren, die von einem Normalzustand ausgehen und dessen Überschreiten eine Warnung hervorruft und eine Reaktion nach sich zieht. 16 Funktionieren diese Systeme, dann können oftmals Schaden abgewendet und Gefahren reduziert werden. Vor diesem Hintergrund ist es nahe liegend, danach zu fragen, ob es auch im Bereich des Sozialen Frühwarnsysteme gibt bzw. sich entwickeln lassen, die helfen, negative Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen, um diesen entgegenzuwirken zu können.

17 Wie funktioniert ein soziales Frühwarnsystem? Eine Übertragung des Prinzips Frühwarnsystem auf soziale Lebensverhältnisse ist nicht ohne weiteres möglich, denn soziale Phänomene und vor allem Normalzustände können nicht mit einfachem Messen erfasst werden, sondern werden über gesellschaftliche und professionelle Normen bestimmt. So kann ein Kinderarzt andere Kriterien und Maßstäbe bei der Einschätzung von kindlichen Verhaltensauffälligkeiten anlegen als möglicherweise eine Erzieherin im Kindergarten. Das heißt, in einem ersten Schritt müssen die beteiligten Kooperationspartner gemeinsam festlegen, was den Normalzustand kennzeichnet. In einem zweiten Schritt geht es dann um die Bestimmung von Schwellenwerten, die den Übergang zu einer Abweichung anzeigen. Diese Aushandlungsprozesse sind grundlegend für das Gelingen eines sozialen Frühwarnsystems. Denn bisher hat fast jedes Hilfesystem bedingt durch die unterschiedlichen Ansätze, Zugänge und Berufsgruppen eigene Kriterien für die Wahrnehmung und Beurteilung kindlicher und familialer Lebensbedingungen entwickelt, die eine Verständigung untereinander erschweren. Erst dann, wenn die unterschiedlichen Sichtweisen und Bewertungen der beteiligten Akteure zu einem kleinsten gemeinsamen Nenner zusammengeführt worden sind, ist gewährleistet, dass der dritte Schritt erfolgt und eine Warnung auch eine Reaktion nach sich zieht. Damit Beobachtungen und Informationen nicht verloren gehen, müssen im Rahmen des sozialen Frühwarnsystems schließlich verbindliche Verfahren entwickelt werden, die klären, wer die Beobachtung und Information an wen weitergibt (Warnung durch...an...) und welche Reaktionen innerhalb welchen Zeitraumes auf die Wahrnehmung einer Abweichung folgen soll (Handeln durch...)! Durch solche klaren Absprachen und Verfahren ist ein zeitnahes und zielgerichtetes Handeln möglich. Erst wenn diese drei Basiselemente zusammengeführt sind, kann von einem sozialen Frühwarnsystem gesprochen werden. Wie wichtig diese konsequente Zusammenführung von Wahrnehmung, Warnung und Handeln zu einem auf Kooperation basierenden Gesamtsystem ist, zeigt sich am tragischen Fall der siebenjährigen Jessica aus Hamburg, die qualvoll verhungern musste. Als Jessicas Eltern nicht zur Schulanmeldung erschienen, reagierte der Schulleiter sofort. Dreimal hat er ihnen geschrieben, neue Termine vereinbart und einen Schüler gebeten, bei der Familie vorbeizuschauen. Da niemand in der Nachbarschaft von dem Mädchen wusste, informierte der Direktor die Schulbehörde. Auch sie wurde tätig und setzte ihren Dienst in Bewegung. Dreimal klingelte ein Mitarbeiter Die drei Basiselemente eines sozialen Frühwarnsystems Wahrnehmen Warnen Handeln vergeblich an Jessicas Wohnungstür und leitete schließlich ein Bußgeldverfahren gegen die Eltern ein. Dann geschah fast ein Jahr lang nichts (vgl. Die Zeit , Sowohl die Schule als auch die Schulbehörde hatten ein Verfahren etabliert, das beim Nichterscheinen eines Kindes in der Schule wirksam wurde. Zwei Aspekte, die für ein soziales Frühwarnsystem konstitutiv sind, wurden jedoch nicht berücksichtigt. Zum einen gab es keine Kooperation mit anderen Institutionen, insbesondere dem Jugendamt, das den Auftrag hat, das Kindeswohl zu schützen, und zum anderen gab es keine zeitliche Rahmenvorgaben, innerhalb dessen eine Klärung des Problems erfolgen musste. Gerade die Kindheit ist eine Phase mit schnell ablaufenden Reifungs- und Lernprozessen, Störungen in dieser Phase haben einen nachhaltigen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Kindes. Im Interesse der Kinder müssen deshalb solche Verfahren wie das der Hamburger Schulbehörde schneller, verbindlicher und behördenübergreifend wirksam werden. Welche Erfahrungen gibt es in Praxis? Die sechs Modellstandorte haben aufgrund der jeweiligen regionalen Besonderheiten sehr unterschiedliche soziale Frühwarnsysteme entwickelt. Gemeinsam ist jedoch allen, dass sie die Basiselemente Wahrnehmen, Warnen und Handeln zu einem funktionierenden System zusammengeführt, eine Kooperationskultur geschaffen und ein gemeinsames Deutungssystems über riskante Entwicklungen bei Kindern, in Familien oder im Sozialraum etabliert haben. Auf den Gegenstandsbereich bezogene Indikatoren entwickeln, Wahrnehmung bewerten und Schwellenwerte prüfen. Eindeutige Warnmeldungen an handlungsverpflichtete Institutionen oder Personen weitergeben. Konsequentes, zeitnahes Reagieren der eigenen oder gemeinsam mit anderen Institutionen. Insgesamt kann für alle Projekte ein Kompetenzgewinn in Bezug auf die Wahrnehmung riskanter Entwicklungen festgestellt werden. Aus vorher eher zufällig gemachten Beobachtungen wurden durch das gemeinsame Bestimmen von Indikatoren bzw. Kriterien durch die jeweils handelnden Akteure systematische Beobachtungen. Während zufällig gemachte Beobachtungen in der Regel keine zielgerichteten Warnungen nach sich ziehen, zwingen systematische Beobachtungen die Akteure dazu, sich zu entscheiden, ob eine Warnung notwendig ist oder nicht, d.h. andere Institutionen oder Fachdienste einbezogen werden sollen. Gleichzeitig verhindert dies aber auch pauschale Problemzuschreibungen und voreilige Dramatisierungen. Eine durch Indikatoren und Schwellenwerte gesteuerte Wahrnehmung und Auswertung von Beobachtungen gibt letztlich allen Beteiligten mehr Sicherheit und Orientierung im Hinblick auf das notwendige Handeln, die sich entlastend auf ihren jeweiligen Arbeitsalltag auswirken. Die gemeinsame Festlegung von Indikatoren und Schwellenwerten führte darüber hinaus zu einer Zunahme der gegenseitigen Akzeptanz und Anerkennung bei den beteiligten Akteuren und Berufsgruppen, was die Kooperationsbeziehungen positiv beeinflusste. An allen Standorten haben sich tragfähige Kooperationsstrukturen gebildet, die auch nach Ablauf der Modellförderung Bestand haben. Die Tatsache, dass alle Standorte Perspektiven der Fortführung der sozialen Frühwarnsysteme verfolgen, kann deshalb als großer Erfolg und als gelungener Versuch, das technische Konzept Frühwarnsystem auf das Soziale zu übertragen, gewertet werden. 17

18 Wie geht es nach der Modellphase weiter? Die Ergebnisse des Modellprojektes haben gezeigt, dass Frühwarnsysteme bei vergleichsweise geringem Aufwand nachhaltige Verbesserungen für Familien bringen. Gestützt durch die durchweg positiven Erfahrungen der Modellerprobung werden nun in einer zweiten Modellphase (Laufzeit 2004 bis 2006) interessierte Kommunen und freie Träger beim Aufbau eines sozialen Frühwarnsystems unterstützt. Das Institut für soziale Arbeit e.v. (ISA) hat im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes NRW eine Service- und Kontaktstelle eingerichtet, um interessierte Kommunen und Verbände zu beraten und sie bei der Entwicklung eines sozialen Frühwarnsystem zu unterstützen (siehe oder Weiterführende Literatur zum Modellprojekt: (Zu beziehen über das Institut für soziale Arbeit e.v., Studtstr. 20, Münster.) Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen: Frühe Hilfen für Familien Arbeitshilfe zum Aufbau und zur Weiterentwicklung eines lokalen sozialen Frühwarnsystems. Düsseldorf Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen: Soziale Frühwarnsysteme in Nordrhein-Westfalen Ergebnisse und Perspektiven eines Modellprojekts. Düsseldorf Dr. Sabine Wagenblass, Dipl.-Pädagogin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institut für soziale Arbeit e.v. (ISA) mit dem Arbeitsschwerpunkt frühe Kindheit und Familie. MATERIAL ZUM Sigrid Tschöpe-Scheffler Elternkurse auf dem Prüfstand Wie Erziehung wieder Freude macht 278 Seiten, Preis: 14,90 Euro, ISBN , Opladen Wie haben sich Einstellungen und elterliches Verhalten durch den Besuch des Kurses Starke Eltern Starke Kinder verändert? Die Forschungsergebnisse, die in diesem Buch vorgestellt werden, zeigen zum einen, dass Eltern auf der Suche nach Orientierung und Unterstützung sind und zum anderen, dass der Elternkurs Starke Eltern Starke Kinder nicht nur das Selbstvertrauen der Eltern stärkt, sondern ihr entwicklungshemmendes Verhalten reduziert. Eckpfeiler einer entwicklungsfördernden Erziehung werden herausgearbeitet und den entwicklungshemmenden Dimensionen gegenübergestellt. Da der Elternkurs des Deutschen Kinderschutzbundes nicht das einzige Präventionsangebot dieser Art ist, werden drei weitere Elternkurse vorgestellt und Menschenbilder, Ziele, Inhalte und Methoden miteinander verglichen: Triple P (Positive Parenting Program) STEP-Elternkurs Erziehungsführerschein. Mit diesem Buch soll auf die Bedeutung von Präventionsangeboten für alle Eltern hingewiesen werden. Türöffner und Stolpersteine Elternarbeit mit türkischen Familien als Beitrag zur Gewaltprävention Die Broschüre der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.v. soll dazu beitragen, dass pädagogische Fachkräfte kompetent, sensibel und erfolgreich in ihrer Arbeit sind. Sie bietet Informationen über die Struktur und Denkweise der Zielgruppe, die Vorstellung erfolgreicher praktischer Projekte, Hinweise zu praktischen Vorgehensweisen und Tipps zur Realisierung gewaltfreier Erziehung in der Elternarbeit mit türkischen Familien. Thematisch inhaltlich ist die Broschüre folgendermaßen aufgebaut: Ilhami Atabay beschreibt in seinem Beitrag drei unterschiedliche Familientypen, in denen die Rollenaufteilung, Autoritätsstrukturen und Erziehung der Kinder unterschiedlich sind. Ahmet Toprak erläutert in seinem ersten Beitrag vorrangige Erziehungsziele türkischer Eltern, die sich wesentlich von den Erziehungszielen der meisten deutschen Eltern unterscheiden. In seinem zweiten Beitrag beschreibt Toprak Bestrafungspraktiken türkischer Eltern. Kenan Bayram von der Arbeiterwohlfahrt München zeigt, wie türkische Eltern für Informationsabende an Schulen motiviert werden können. Er betont, dass es von entscheidender Bedeutung ist, die Eltern in die Planungen mit einzubeziehen. Elisabeth Ziesel und Hicran Ögütmen stellen das Projekt Elterntalk mit türkischen Eltern vor. Hier treffen sich die Eltern auf Einladung anderer Eltern unverbindlich im privaten Bereich und diskutieren über unterschiedliche Themen, wie z.b. Medienkonsum oder Erziehungsfragen. 18

19 Im dritten Beitrag von Ahmet Toprak wird die interkulturelle Elternarbeit in den Kontexten Beratungssituation, Veranstaltungen/Informationsabende und Hausbesuche betrachtet. Der Autor benennt Türöffner und Stolpersteine für typische Situationen, um den Fachkräften mehr Handlungssicherheit im Kontakt mit türkischen Familien zu vermitteln. können kopiert und so direkt als Manuskript für Elternabende eingesetzt werden. Für alle vorgestellten Elemente verwenden die Autoren Lothar Wegner und Andreas Wurz und die Autorin Barbara Tilke ein einheitliches Raster, das einen schnellen Überblick über Ziele, Zielgruppen, Personenzahl, Dauer, Material und den Ablauf ermöglicht. Bestellt werden kann die Publikation Türöffner und Stolpersteine (München, Januar 2005, 76 Seiten) zum Preis von 4,50 Euro (zzgl. Porto/Versand) unter der Bestell-Nr direkt bei: Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern e.v. Fasaneriestr. 17, München Telefon (089) Telefax (089) oder im Online Materialdienst unter: Bei der Aktion Jugendschutz Bayern e.v. gibt es auch Informationen zum Elterntalk. Praxishilfen Familienbildung Mit der Veröffentlichungsreihe Praxishilfen für die Familienbildung unterstützt die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Familienbildungsstätten die Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen der Familienbildung mit Anregungen aus der Praxis für die Praxis. Die aktuelle Ausgabe Familienbildung und Schule bietet u.a. ausgewählte Kursmodelle zu themenbezogenen Vorhaben, Eltern und Lehrer unterstützende Angebote und zahlreiche Konzeptbeschreibungen. Das 64-seitige DIN A4-Spiralheft kostet 9,80 Euro zzgl. Versandkosten, als pdf- Datei 5,50 Euro. Bezug: BAG Kath. Familienbildungsstätten Prinz-Georg-Str. 44, Düsseldorf Telefax (0221) Johannes Schopp Eltern Stärken Dialogische Elternseminare Ein Leitfaden für die Praxis 270 Seiten, Preis: 18,80 Euro, ISBN X, Opladen Was brauchen Eltern heute, um den Herausforderungen im Zusammenleben mit ihren Kindern gewachsen zu sein? Der Autor entwirft in diesem Buch über eine Pädagogik des Dialogs Schritte für eine neue Erziehungs- und Lernkultur. Eltern Stärken erreicht Eltern auf einer Ebene, die es ihnen ermöglicht, starke Partner für ihre Kinder zu sein. Während andere Autoren die Erziehungskatastrophe beschwören, belegt dieses Buch, dass alle Eltern ihre Stärken bereits in sich tragen, dass sie sie nur wieder finden müssen. Sich fetzen aber richtig! Bausteine für Elternabende zur Konfliktlösung und Gewaltprävention Konflikte gehören zum Leben wie das Salz in die Suppe. Der Umgang mit ihnen wird allerdings von vielen als unangenehm, schwierig und zuweilen verunsichernd erlebt. Das 215 Seiten starke Methoden-Handbuch der ajs richtet sich an alle, die Elternabende zum Themenbereich Konfliktlösung und Gewaltprävention durchführen wollen. Es folgt dem Prinzip: Der konstruktive Umgang mit Konflikten ist Übungssache! Dafür bietet die Veröffentlichung ein breites Repertoire an kommunikativen Methoden, durch die Eltern neben grundlegenden Informationen praktische Unterstützung erhalten und neue Verhaltensmöglichkeiten kennen lernen können. Das Methoden-Handbuch ist in fünf Kapitel gegliedert: Einstieg: In Kontakt kommen und sich kennen lernen Hauptteil: Bausteine zum Thema Gewalt Schluss: Zurückblicken und sich verabschieden Beispiele für komplette Elternabende Projekte zur Gewaltprävention in Schulen Baden-Württembergs Das Ringbuch im DIN-A4-Format enthält Vorlagen für Arbeitsblätter und Folien sowie konkrete Vorschläge für die aktivierende Moderation. Die einzelnen Bausteine Das Handbuch ist unter der Bestell-Nr. 407 zu einem Preis von 9 Euro zzgl. Versandkosten zu bestellen bei der: Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg Stafflenbergstraße 44, Stuttgart Telefax (0711) info@ajs-bw.de LBS-Familien-Studie Wie meistern junge Paare heute den Übergang zur Elternschaft? Welche Lebensbedingungen finden junge Eltern heute vor, welche Maßnahmen erleichtern die Entscheidung für ein Kind? In welcher Form verändert sich die Paarbeziehung nach der Geburt des ersten Kindes und wie können die jungen Eltern Berufstätigkeit und Elternschaft besser miteinander vereinbaren? Diesen zentralen Fragen geht die LBS- Familien-Studie seit 1996 nach. Rund 175 Paare werden nach der Geburt des ersten Kindes über jeweils drei Jahre hinweg begleitet. Die Studie wird von einem wissenschaftlichen Team unter der Leitung des Familienforschers Professor Dr. Wassilios E. Fthenakis durchgeführt und 2006 abgeschlossen. Während des Verlaufs der Studie konnten wichtige Impulse für die Familien- und Bildungspolitik gegeben werden. Die Zwischenberichte der Studie können im Internet ( eingesehen und ausgedruckt werden. In dem Buch Paare werden Eltern Die Ergebnisse der LBS-Familien-Studie, das 2002 im Verlag Leske und Budrich erschienen ist, vereinen die Autoren Prof. Dr. W. E. Fthenakis, Dr. Bernhard Kalicki und Dipl.- Psych. Gabriele Peitz wissenschaftliche Erkenntnisse, praktische Ratschläge sowie Anregungen für die Familienpolitik. Die Studie ist ein Projekt der 1992 gegründeten LBS-Initiative Junge Familie. Ansprechpartnerin: Brigitte Niemer, Projektleiterin, Telefon (0251) , brigitte.niemer@lbswest.de. 19

20 BÜCHER Seite 18: Sigrid Tschöpe-Scheffler Elternkurse auf dem Prüfstand. Wie Erziehung wieder Freude macht. Seite 19: Johannes Schopp Eltern Stärken. Dialogische Elternseminare. Ein Leitfaden für die Praxis. Seite 20: Stefan Gillich (Hrsg.) Ausgegrenzt & Abgeschoben. Streetwork als Chance. Seite 20: Katja Feld/Josef Freise/Annette Müller Mehrkulturelle Identität im Jugendalter. Die Bedeutung des Migrationshintergrundes in der Sozialen Arbeit. Seite 20: Peter Struck Die 15 Gebote des Lernens. Seite 21: Reinhardt Mayer u.a. Wirklich?! Niemals Alkohol?! Problemskizzierung zur präventiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Familien Suchtkranker. Seite 21: Helmut Kury/Joachim Obergfell- Fuchs (Hrsg.) Gewalt in der Familie. Für und Wider den Platzverweis. Stefan Gillich (Hrsg.) Ausgegrenzt & Abgeschoben Streetwork als Chance Beiträge aus der Arbeit des Burckhardthauses, Band 11, 198 Seiten, Preis: 12,90 Euro, ISBN , Gelnhausen Ausgegrenzt von Sozialleistungssicherungssystemen oder durch Sondernutzungsverordnungen aus den Einkaufsmeilen der Republik verbannt und abgeschoben in die Peripherie der Städte oder in Berufsfindungsprogramme auf dem Weg in die Arbeitslosigkeit. Problemlagen werden gesellschaftlich individualisiert und Selbstverschulden unterstellt. Der Solidargedanke wird als unbezahlbar propagiert. Streetwork und Mobile Jugendarbeit als zentrale Arbeitsfelder Aufsuchender Sozialarbeit bieten die Chance, Ausgrenzung und Entsolidarisierung entgegenzuwirken sowie gesellschaftliche Brücken zu Modernisierungsverlierern zu schlagen. Vor diesem Hintergrund werden Funktion und Aufgaben von Streetwork und Mobiler Jugendarbeit reflektiert sowie Antworten und Perspektiven in der Alltagspraxis aufgezeigt. Der vorliegende Band fasst im Wesentlichen die Ergebnisse des 19. bundesweiten Streetworker/innen-Treffens 2004 im Burckhardthaus in Gelnhausen zusammen. 20 Katja Feld/Josef Freise/Annette Müller Mehrkulturelle Identität im Jugendalter Die Bedeutung des Migrationshintergrundes in der Sozialen Arbeit 312 Seiten, Preis: 19,90 Euro, ISBN x, Münster 2005 (2. Aufl.). Weltweite Migrationsbewegungen haben in den vergangenen Jahrzehnten die bundesrepublikanische Gesellschaft grundlegend verändert. In diesem Kontext hat sich die Gruppe von Jugendlichen mit Migrationserfahrungen weitreichend differenziert: Jugendliche aus Aussiedlerfamilien, neu zugewanderte Jugendliche, unbegleitete Flüchtlingskinder und -jugendliche, Mädchen und Jungen mit türkischer Herkunft sind nur einige Gruppen aus dem breiten Spektrum sehr unterschiedlicher Jugendszenen. Die Jugendforschung hat diesem Phänomen bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt und in der konzeptionellen Praxis der Jugendarbeit sind bisher nur zögerlich entsprechende Ansätze erkennbar, die den besonderen Erfahrungshintergrund dieser Jugendlichen adäquat aufgreifen. Feld/Freise/Müller wollen mit ihrem Sammelband diesem Defizit entgegenwirken. Die einzelnen Beiträge bieten empirisch fundiertes und systematisch reflektiertes Grundlagenwissen zu den Lebenswelten Jugendlicher mit Migrationserfahrungen und darüber hinaus wollen die einzelnen Aufsätze neue Impulse für eine differenzierte Praxis interkultureller Jugendarbeit geben. Der Sammelband ist auf der Grundlage mehrerer überarbeiteter Diplomarbeiten an der Kath. Fachhochschule Nordrhein- Westfalen und Zwischenergebnissen von Dissertationsprojekten entstanden. Die übergreifende Klammer zwischen den verschiedenen Beiträgen bildet der Begriff der mehrkulturellen Identität. Diese wird bestimmt als eine Ressource, die es in unserer Gesellschaft zu nutzen und zu entwickeln gilt. (S.2) Für die Aufgabenstellungen im Kinder- und Jugendschutz dürften drei Beiträge von besonderem Interesse sein: Der Aufsatz von Freise skizziert Spannungsfelder in der Identitätsentwicklung zugewanderter Jugendlicher. Der Beitrag von Hibert thematisiert die Gewaltbereitschaft und Suchtgefahr bei jungen Aussiedlern. Und die Ausführungen von Kampelmann beschreiben die Problemlagen von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen in Deutschland. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der Sammelband ein sehr detailliertes, aber gut strukturiertes, übersichtlich präsentiertes Wissen zur Fundierung der eigenen pädagogischen Praxis liefert und vielfältige Anregungen für ein differenziertes konzeptionelles Denken und Handeln anbietet. Joachim Faulde Peter Struck Die 15 Gebote des Lernens 224 Seiten, Preis: 16,90 Euro, ISBN , Darmstadt Der Hamburger Erziehungswissenschaftler selbst langjähriger Volksund Realschullehrer und Mitarbeiter in der Schulbehörde in Hamburg - legt mit seinen 15 Geboten des Lernens mehr vor als eine Liste von Regeln, die etwa nach sorgsamer und vollständiger Beachtung den Schulerfolg sichern würden. Sein Buch ist in 4 Schritte gegliedert: Ausgangslage, Rahmen, die 15 Gebote des Lernens und Gedankensplitter. Es besteht aus einer Sammlung essayartiger, leicht lesbarer Kompositionen, die ebenso gut in einem pädagogischen Magazin oder als ständige Kolumne für interessierte Leser in einer Tageszeitung hätten erscheinen können. Ihre Zuordnung zu den einzelnen Kapiteln wirkt gelegentlich, das sei nicht verschwiegen, etwas willkürlich. Der Autor weist selbst auf Doppelungen hin, er hat wohl auch gar nicht den Anspruch, ein wissenschaftliches Kompendium zu veröffentlichen. Der interessierte Leser und die interessierte Leserin hat eine bunte, sehr lesenswerte Sammlung vor sich, die die Grundüberzeugungen des Autors in unterschiedlichen Fassetten und Spielweisen immer wieder präsentieren: Wir brauchen eine neue Sachlichkeit beim Nachdenken in der deutschen Schule. Wir sollten, falls notwendig, durchgreifende Veränderungen mutig angehen. Wir haben es für Deutschland mit veränderten gesellschaftlichen und familiären Hintergründen zu tun, für die das alte Schulsystem nicht gedacht war und zunehmend unzulänglich scheint. Wir benötigen eine andere Förderkultur und eine veränderte Unterstützungsleistung durch die Schule. Wir müssen moderne lernpsychologische Erkenntnisse in der Organisation unserer Schulen und in der Organisation des Lernens berücksichtigen. Dabei schöpft er aus einem breiten Forschungshintergrund sowohl über jugendpsychologische und lernpsychologische wie auch über schulstrukturelle und schulorganisatorische Sachzusammenhänge. Das alles ist leicht lesbar offeriert, so dass der interessierte Leser und die interessierte Leserin die Sammlung an jeder für sich interessanten Stelle aufschlagen kann. Die einzelnen Abschnitte lassen sich quasi voraussetzungslos auch einzeln verstehen. Das macht das Buch zu einem lesenswertem Handbuch, das schnelle Orientierung und profunde Argumentationshilfe anbietet. Gleichzeitig tritt Peter Struck nicht missionarisch auf. Er präsentiert Forschungsergebnisse und Forschungsperspektiven - auch das macht das Buch sympathisch. Ideologische Fixierungen haben wir in der deutschen Schullandschaft eh zu viele. Man wünscht der hier vorliegenden unaufgeregten Schrift weite Verbreitung und Leser/innen, die sich anregen lassen. Michael Sandkamp

21 Wirklich?! - Niemals Alkohol?! Problemskizzierungen zur präventiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Familien Suchtkranker Von Reinhardt Mayer unter Mitwirkung von Michael Born, Jürgen Kähni und Thomas Seifert. 168 Seiten, Preis: 18,- Euro, Balingen 2003 (Eigenverlag). Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Familien Suchtkranker ist in den letzten Jahren zunehmend in das Blickfeld der psychosozialen Tätigkeitsfelder gerückt. Während der erste Band der Herausgeber ( Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Familien Suchtkranker von 1998) ein praxisbezogenes Gruppenangebot vorstellt, beschäftigt sich der vorliegende Sammelband mit verschiedenen Überlegungen, Ansätzen und praktischen Konsequenzen der präventiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Familien Suchtkranker. Zunächst wird dargestellt, welche Bedürfnisse diese besondere Zielgruppe hat und was sich daraus für Anforderungen an die mit dieser Problematik sich befassenden Institutionen und Fachkräfte ergeben. Dabei erörtern die Autoren, welche institutionellen Qualifikationen und Vernetzungen in der Sucht- und Jugendhilfe notwendig sind, um die Hilfen für diese Kinder und Jugendlichen, aber auch deren Eltern, sinnund wirkungsvoll zu gestalten. Im Ablösungs- und Individuationsprozess von Jugendlichen nehmen Alkohol und andere Suchtmittel traditionell einen besonderen Stellenwert ein. Bei familiär vorbelasteten Jugendlichen kann dies zu einem erhöhten Risikoverhalten führen, da sie in genetischer und psychosozialer Hinsicht für späteren Suchtmittelmissbrauch eine Hochrisikogruppe darstellen. Bezogen auf diese Forschungsergebnisse werden Überlegungen angestellt, wie ein eigenverantwortlicher Umgang mit Genuss- und/oder Suchtmitteln gefördert und unterstützt werden kann. Dabei wird es als notwendig erachtet, die Potentiale und Ressourcen dieser Jugendlichen und ihrer Familien, bezogen auf die Bewältigung der spezifischen Entwicklungsaufgaben des Jugendalters, zu erkennen und zu stärken. Es kommen auch die Erkenntnisse der modernen Resilienzforschung zum Tragen, die in den Gruppenkonzepten der Arbeitsgruppe eingesetzt werden. Hier werden konkrete Vorgehensweisen gut verständlich mit den theoretischen Konstrukten verknüpft. Insbesondere die Stärkung der kindlichen Persönlichkeit sowie Aufbau und Unterstützung der kindlichen Widerstandfähigkeit gegenüber Risikoeinflüssen spielen bei den Autoren im Bereich präventiver Arbeit eine zentrale Rolle. Einen Nachweis für die Effektivität einer präventiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Familien Suchtkranker liefert der Beitrag über die katamnestischen Ergebnissen einer Fragebogenstudie. Die zentrale Fragestellung ist hierbei die Messung der Ergebnisqualität, d.h. die Erfassung der Wirksamkeit der Maßnahme aus Sicht der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Das Buch wirft im Weiteren einen Blick hinter die stereotypen Ansichten der Öffentlichkeit bzgl. suchtkranker Eltern und deren Erziehungskompetenzen. Da eine Suchterkrankung als Problem der gesamten Familie gesehen werden muss, sollten die Hilfsangebote auf die spezifische familiäre Wirklichkeit zugeschnitten sein und es wird daher auf die unterschiedlichen Angebote in den verschiedenen Praxisfeldern eingegangen und Anregungen gegeben. Die spezielle Problematik der Aufmerksamkeitsstörungen in Zusammenhang mit Suchterkrankungen in der Familie zeigt sich als weiteres wichtiges Thema. Dabei werden die möglichen Auswirkungen einer medikamentösen Behandlung der ADHS- Kinder kritisch beleuchtet, insbesondere bzgl. der speziellen Auswirkungen auf Kinder aus Familien Suchtkranker. Die aktuellen Forschungsergebnisse in diesem Bereich werden zusammengefasst und alternative psychodynamische, familienorientierte und systemische Präventionsund Behandlungsansätze vorgestellt. In dem Buch werden die Erkenntnisse aus jahrelanger präventiver Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Familien Suchtkranker zusammengefasst, offene Fragen und Problembereiche skizziert, moderne Forschungsergebnisse dargestellt und Anregungen für die eigene Arbeit mit dieser Zielgruppe gegeben. Die einzelnen Beiträge verstehen sich somit als kritische Impulse für fachliche Diskussionen und als Anregung für die Weiterentwicklung bestehender Konzeptionen in diesem wichtigen Arbeitsfeld der Sucht- und Jugendhilfe. Das Buch richtet sich an Psychologen und Psychologinnen, Heilpädagogen und Heilpädagoginnen, Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen, Erzieher/innen, Lehrer/ innen und Ärzte und Ärztinnen, die an einer Einführung und Vertiefung der präventiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Familien Suchtkranker interessiert sind. Eva M. Dinkelaker Bezugsadresse: Dr. Reinhard Mayer Hermann-Rommel-Straße Balingen Telefon (07433) Telefax (07433) info@praxis-weinmann-mayer.de Helmut Kury/Joachim Obergfell-Fuchs (Hrsg.) Gewalt in der Familie Für und Wider den Platzverweis 360 Seiten, Preis: 26,00 Euro, ISBN , Freiburg Die Forschungsergebnisse zum Thema Gewalt in der Familie leiteten ein Umdenken hinsichtlich des Täter-Opfer- Bildes ein: Frauen werden nicht mehr nur in der Opferrolle gesehen, Männer nicht nur in derjenigen des Täters. So spiegelt auch der zunehmend häufiger verwendete Begriff Familiäre beziehungsweise Häusliche Gewalt die Wechselseitigkeit gewalttätiger Beziehungen wider. Gewalt in der Familie verursacht nicht nur viel Leid für die Betroffenen, sondern auch der Gesellschaft erhebliche Kosten. Bisher praktizierte Lösungen wurden weiterentwickelt, neue Vorgehensweisen werden erprobt. Zur Letzteren gehört der Platzverweis, mit dem in den USA, aber auch in europäischen Ländern und inzwischen auch in Deutschland, gute Erfahrungen gemacht werden. Der Band enthält internationale Beiträge zur Gewalt in der Familie und vor allem zum Platzverweis. Erfahrungen aus verschiedenen Ländern werden berichtet, Vor- und Nachteile sowie Probleme dieser Form des polizeilichen Einschreitens bei familiären Gewalttaten werden kritisch diskutiert. Das Buch kann über den Buchhandel oder direkt beim Lambertus-Verlag (info@lambertus.de) bestellt werden. 21

22 ARBEITSHILFEN Reader Pädagogische Ansätze für interkulturelle Geschlechtergerechtigkeit Der neue Reader des IDA e.v. stellt Möglichkeiten des Einsatzes von Gender Mainstreaming in der interkulturellen Jugendarbeit dar. Gender Mainstreaming ist in aller Munde, doch die Frage nach der Verbindung dieses Konzepts mit dem der Interkulturalität hat erst vor Kurzem begonnen. Allerdings thematisieren einige Autorinnen und Autoren bereits die Verknüpfung von Gender Mainstreaming mit interkultureller Pädagogik. Deren Texte geben Einblicke in die Kontroverse um das Konzept des Gender Mainstreaming und liefern Ideen für die Erweiterung im Sinne eines umfassenden Gerechtigkeitskonzepts, in dem spezifische Diskriminierungsformen nicht isoliert betrachtet werden, sondern deren Zusammenspiel in den Mittelpunkt gerückt wird. Der Reader zeigt, dass interkulturelle Arbeit im Idealfall auch eine gendersensible Arbeit ist, wie auch gendersensible Arbeit nicht umhin kommt, in einer pluralen Gesellschaft interkulturelle Machtdynamiken zu untersuchen und zu berücksichtigen. Er verfügt über einen breiten Praxisteil, in dem Projekte und Module für die gendersensible interkulturelle Jugendarbeit sowie eine Checkliste zur Einleitung von Prozessen des Gender Mainstreaming innerhalb von Institutionen vorgestellt werden. Daneben befinden sich im Serviceteil Literaturempfehlungen und Hinweise auf Internetseiten, die praktische Hilfestellungen zur Etablierungen von Gender Mainstreaming in den Institutionen bieten. Für den Reader konnte María do Mar Castro Varela als Autorin gewonnen werden, die den zentralen Einführungstext sowie Übungen für den Einsatz in der Jugendarbeit exklusiv für IDA schrieb. Der Reader hat 68 Seiten und kann gegen eine Schutzgebühr von 5,00 Euro bei IDA e. V. bestellt werden: Telefon (0211) Telefax (0211) Neuauflage: Wegweiser Gesundheitsförderung Der Wegweiser Gesundheitsförderung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung liegt als aktualisierte und erweiterte Neuauflage vor. Auf rund 650 Seiten werden ca. 220 überregional tätige Fachinstitutionen vorgestellt, die bundesweit Medien, Fortbildungen und Beratungen anbieten. Er dient als Nachschlagewerk für alle in der Gesundheitsförderung und Prävention Tätige (Gesundheitserzieher und -förderer, Gesundheitsberufe, Lehrer, Dozenten, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen). Der Wegweiser Gesundheitsförderung ist zum Preis von 15,70 Euro (zzgl. Paketporto, Zahlung per Rechnung) unter folgender Adresse zu beziehen: Verlag für Gesundheitsförderung, Uissigheimerstraße 10, Werbach-Glamburg, Telefax (09348) 1315, t-online.de. Broschüre: Chatten ohne Risiko? Jugendschutz.net hat von September bis November 2004 zahlreiche Chats systematisch untersucht, um herauszufinden, wie gefährlich sie für Kinder und Jugendliche wirklich sind und was Betreiber tun können, um sie sicher zu gestalten. Im Rahmen der Recherche wurden auch Kinder über ihre Chat-Erfahrungen befragt und typische Probleme dokumentiert. Kinder und Jugendliche kennen häufig nur wenige Chat-Angebote. Es gibt aber auch Chats, in denen sie sicher kommunizieren können. Die Ergebnisse der Recherchen werden in dieser Broschüre veröffentlicht. Sie enthält neben einem Chat-Atlas mit 28 ausgewählten Chats auch Hintergrundinfos zum Thema Chat, eine rechtliche Bewertung von Übergriffen im Chat sowie Sicherheitshinweise für Kinder, Jugendliche, Eltern und Pädagoginnen/Pädagogen. Die Chat-Broschüre wurde von jugendschutz.net erstellt mit finanzieller Förderung durch Schulen ans Netz e.v., das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, das Sozialministerium Baden-Württemberg und die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinderund Jugendschutz e.v. Einzelexemplare gibt es bei der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v. Salzstraße 8, Münster Telefon (0251) Telefax (0251) Es muss nicht immer Wodka sein... Ideenbuch zur Suchtprävention mit jugendlichen Spätaussiedlern Die Publikation der Aktion Jugendschutz Bayern enthält Informationen über den kulturellen Hintergrund von Jungen und Mädchen aus Spätaussiedlerfamilien sowie spezielle suchtpräventive Ansätze. Der Schwerpunkt liegt auf zahlreichen praxisorientierten Anregungen und Spielen. Seit einigen Jahren mehren sich die Hinweise, dass ein Teil der jugendlichen Spätaussiedler stark suchtgefährdet ist. Dies wird auf Belastungen in Verbindung mit Migrationserfahrungen zurückgeführt: Jugendliche Spätaussiedler fühlen sich oft zwangsverfrachtet und trauern den sozialen Beziehungen in der alten Heimat nach. Schlechte Ausbildung, berufliche Perspektivlosigkeit sowie entwicklungsbedingte Herausforderungen verschärfen die Problemlagen von jugendlichen Migranten. In das vorliegende Ideenbuch sind neben Hintergrundinformationen zu den Sozialisationserfahrungen der jugendlichen Spätaussiedler und einer Anleitung zum Umsetzen suchtpräventiver Inhalte viele praktische Erkenntnisse und Erfahrungen eingeflossen. Die in diesem Band präsentierten Methoden sind für die Arbeit mit der Zielgruppe gut geeignet, da sie vornehmlich erfahrungs- und handlungsorientiert sind. Viele der praktischen Übungen und Spiele sind Klassiker der Suchtprävention, die auf die Bedürfnisse der speziellen Zielgruppe zugeschnitten wurden. Sie bieten pädagogischen Fachkräften Möglichkeiten, mit jugendlichen Spätaussiedlern suchtpräventiv zu arbeiten, ohne auf diesem Gebiet besonders spezialisiert zu sein. Bestellt werden kann die Publikation Es muss nicht immer Wodka sein, herausgegeben von der Aktion Jugendschutz Bayern e.v. (München 2004, DIN A5, 150 Seiten) zum Preis von 6,90 Euro (zzgl. Porto/Versand) unter der Bestell-Nr direkt bei: Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern e.v. Fasaneriestr. 17, München Telefon (089) Telefax (089) oder im Online Materialdienst unter:

23 Ferien für alle? Junge Migranten für Reisen gewinnen! Rund eine Million Kinder in Deutschland kommen aus Familien mit Migrationshintergrund. Die meisten sind in Deutschland geboren. An Kinder- und Jugendreisen nimmt diese Gruppe jedoch kaum teil. Welche Zugangsbarrieren bestehen und wie können sie ausgeräumt werden? Als Ergebnis eines Trainingsseminars mit dem Internationalen Jugendaustauschund Besucherdienst der Bundesrepublik Deutschland (IJAB) und dem Servicebüro für Kinder- und Jugendreisen transfer e.v. hat die Naturfreundejugend Deutschlands methodische und praktische Hinweise für die Gewinnung dieser bisher unterrepräsentierten Zielgruppe zusammengestellt. Spiel- und Lernsoftware pädagogisch beurteilt Band 14 ist erschienen Computer- und Konsolenspiele haben sich neben Fernsehen als weitere Freizeitmedien etabliert und in den letzten zwanzig Jahren eine Markt beherrschende Position in Milliardenhöhe erlangt. Diese Position wurde noch gestärkt mit dem Angebot der spielerisch ausgerichteten Lernprogramme. Das Angebot der Edutainment-Software richtet sich in erster Linie an Eltern, die das Spielen ihrer Kinder am Computer mit sinnvollen und lehrreichen Inhaltsangeboten verknüpft sehen möchten. Die zumeist negativen Berichterstattungen zum Thema Computerspiele in Presse, Rundfunk und Fernsehen haben mit dazu beigetragen, dass Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen oft verunsichert sind bei der Einschätzung der elektronischen Spielangebote. Sie wünschen sich Beratung und Information von fachkompetenten Stellen und wollen wissen, was von den einzelnen Programmen zu halten ist. INFORMATIONEN Neue Richtlinien der FSF Das Kuratorium der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF e.v.) hat neue Richtlinien zur Anwendung der Prüfordnung der FSF verabschiedet, die am 4. April 2005 in Kraft traten. Die Richtlinien sollen die Prüfung von Fernsehprogrammen unter Jugendschutzgesichtspunkten transparenter machen und der Vereinheitlichung der Spruchpraxis dienen. Das umfassende Papier gibt Vorgaben für die Darstellung von Gewalt oder Sexualität in Fernsehprogrammen, es bietet aber auch Kriterien für den Umgang mit Spielshows oder Reality-Soaps. Darüber hinaus werden die gesetzlichen Vorgaben für unzulässige Sendungen ausführlich erläutert. Der gesamte Text Richtlinien ist im pdf-format unter uns/presse/presse.htm zu erhalten. Die 80-seitige Broschüre im DIN A5-Format basiert auf einer Befragung von Migrantenvertretern sowie Kinder- und Jugendreiseveranstaltern zur Teilnahme von jungen Migranten und Migrantinnen an ihren Reisen. Zu Beginn werden die Grundlagen für eine interkulturelle Öffnung des eigenen Angebots vermittelt. Das Herzstück der Broschüre sind Tipps zur interkulturellen Öffnung von Kinder- und Jugendreisen. Immer wieder eingestreute Praxishilfen erleichtern die Umsetzung der methodischen Hinweise (z.b. EIternbriefe in acht verschiedenen Sprachen, Checklisten für sinnvolle Auslageorte für Ausschreibungen, Adresslisten von Migrantenmedien und möglichen Kooperationspartnern). Schließlich folgen Tipps zur Überwindung von rechtlichen Hürden, vor allem bei Auslandsreisen, die vom Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit zusammengestellt wurden. Ein Ausflug zur interkulturellen Sexualpädagogik und ein Literatur- und Adressenverzeichnis runden die Broschüre ab. Die Broschüre Ferien für alle? ist für 2,50 Euro zuzüglich Versandkosten erhältlich bei: Naturfreundejugend Deutschlands, Haus Humboldtstein, Remagen Telefon (02228) Telefax (02228) Internet: In Kooperation mit dem Verein Computer- Projekt Köln e.v. und der Fachhochschule Köln und mit der Unterstützung zahlreicher Kinder und Jugendlichen sowie Fachkräften aus verschiedenen Kölner Kinderund Jugendeinrichtungen wurden bis zu 400 Computer- und Konsolenspiele erprobt und kritisch unter die Lupe genommen. Das aktuelle Ergebnis dieser Arbeit, über 80 Spiel- und Lernprogramme, übersichtlich beschrieben, mit der gesetzlichen Altersfreigabe benannt und mit einer pädagogischen Beurteilung und Alterseignung versehen, liegt vor. Die neue Broschüre unterstreicht den Anspruch der Kooperationspartner, einerseits das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen und andererseits Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen im Sinne eines aktiven Jugendmedienschutzes Information und Beratung anzubieten. Die Broschüre kostet 4 Euro zzgl. Versandkosten und kann bestellt werden bei: ComputerProjekt Köln e.v. Verein für Medien, Bildung und Kultur Im Mediapark 7, Köln Telefon (0221) Telefax (0221) Aus der Geschichte lernen 35 Projektbeispiele zeigen, wie auch schwierige historische Themen sensibel und kreativ vermittelt werden können. Das Erinnern, die Aufarbeitung der Vergangenheit, das Aufspüren von Spuren der Geschichte im Alltag dient dem Verstehen, der Orientierung und der bewussten Beziehung zur heutigen Gesellschaft. Es ist die Aufgabe von Erziehung und Bildung, möglichst viele Anlässe zu schaffen, an denen historisches Lernen möglich ist. Aus der Geschichte lernen ist eine dauerhafte Aufgabe. Die Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (Dachverband der kulturellen Kinder- und Jugendbildung in Deutschland) hat eine Sammlung von 35 Projektbeispielen herausgegeben, die zeigt, wie Geschichte lebendig vermittelt werden kann. Die Kreativität und Fantasie, die aus den Projektbeschreibungen spricht, das Interesse der Kinder und Jugendlichen ebenso wie ihre erkennbare Bereitschaft und Sensibilität, sich auch schwierigen Themen zu widmen, machen die Projektsammlung zu einer wichtigen Lektüre. Ein einleitender 4-seitiger Beitrag, der den konstruktiven Zusammenhang von kultureller Bildung und historischem Lernen erläutert, rundet diese Projektsammlung ab. Projektsammlung: Geschichte erleben. Historische Projekte für Kinder und Jugendliche. Bezug: Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Küppelstein 34, Remscheid Telefon (02191) Telefax (02191) info@bkj.de 23

24 Wir wurden gebeten, in den Förderverein Jugendhaus Buer e.v. (Landkreis Osnabrück) vorzustellen. Dem kommen wir gerne nach. Dies gilt auch als Anregung für andere Initiativen. Wir berichten gerne! (die Redaktion) Förderverein Jugendhaus Buer e.v. Der Förderverein Jugendhaus Buer e.v. wurde am gegründet. Er wurde in erster Linie von Jugendlichen ins Leben gerufen mit Unterstützung von Erwachsenen. Der Verein kooperiert mit den ortsansässigen Trägern und den Schulen in Buer (Melle). Er ist eigenverantwortlicher Träger der Jugendhilfe, d.h. die Angebote werden selbständig geplant und durchgeführt. Der Vorstand des Vereins ist ehrenamtlich tätig und regelt alle Belange des Vereins. Zusätzlich zum Vereinsvorstand gibt es einen pädagogischen Beirat. Untergebracht ist der Förderverein in zwei ausrangierten Eisenbahnwagons, die im Mai 2001 und im Frühjahr 2003 erworben wurden. In diesen Räumen befinden sich eine Küche, ein Spielraum, ein Vorstandsraum, ein Büro und ein Ruheraum. An festen Angeboten gibt es ein Sportangebot, eine Hip Hop Tanz AG, eine Hausaufgabenbetreuung in Kooperation mit den Schulen und einen Projekttag. Des Weiteren gibt es viele Sonderveranstaltungen wie ein jährliches Festival, eine Schools out Party etc. Die Offene Jugendarbeit des Fördervereins ruht auf zwei tragenden Säulen. Die betreute, unterstützte Jugendarbeit, die sich in erster Linie an Jüngere richtet. Außerdem die Selbstverwaltung und Eigenverantwortlichkeit der Jugendlichen, die sich in erster Linie an die Vorstandsjugendlichen richtet, die mittlerweile volljährig sind. Die Betreuung von Jugendlichen im Jugendwagon Buer wird vorrangig unter Aspekten der Offenheit für alle, der Mitverantwortung für Gestaltung und Weiterentwicklung des Projektes, der Persönlichkeitsstärkung im Kontakt mit anderen und der individuellen Begleitung gesehen. Die RWE-Jugendstiftung übernimmt seit März 2004 die Kosten für das Projekt JUWA kompetent, das die Zielsetzung hat, Vernetzungen für Initiativen der Offenen Jugendarbeit im Stadtgebiet Melle und im Landkreis Osnabrück zu gewährleisten und diese Idee der eigenverantwortlichen Jugendarbeit auf andere Städte und Kommunen zu übertragen (unter dem Motto: Jugendliche dienen als Vorbild für andere Jugendliche ). Hier wird nicht nur vor Ort Arbeit geleistet, sondern gerade andere Initiativen werden z.b. durch den Verein bei Selbstorganisation, Vereinsgründung, dem Schreiben von Anträgen, Schaffen von Vernetzungen vor Ort etc. personell und fachlich unterstützt. Für dieses Projekt wurde im März 2004 für den Zeitraum von 3 Jahren ein Sozialpädagoge zusätzlich eingestellt. 24 Zertifikatskurs Risflecting Handlungskompetenz in der Rauschund Risikopädagogik Durch die leichte Verfügbarkeit von Suchtmitteln ist es unerlässlich, dass Jugendliche Rausch- und Risikokompetenz erwerben. Vor diesem Hintergrund hat die Koordinationsstelle Sucht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe den Zertifikatskurs Risflecting Handlungskompetenz in der Rausch- und Risikopädagogik entwickelt. Er wurde entwickelt für Fachkräfte in der Jugendarbeit, der Suchtprävention und der Gesundheitsförderung. Der Zertifikatskurs findet in der Zeit von September 2005 bis Mai 2006 statt. Infos dazu unter: JIM-Studie 2004 Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland Neun von zehn Jugendlichen haben ein eigenes Handy, 64 Prozent ein eigenes Fernsehgerät, 53 Prozent einen Computer und 28 Prozent einen eigenen Internet-Zugang. Vor allem der Besitz neuerer Speicher- und Abspielmedien wie MP-3- und DVD-Player ist bei den Jugendlichen stark auf dem Vormarsch. Diese und weitere Ergebnisse sind im Studienbericht zur JIM 2004 zu finden. Bereits zum siebten Mal hat der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ein Kooperationsprojekt der Landesanstalt für Kommunikation Baden- Württemberg (LFK) und der Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz (LPR) mit der JIM-Studie das Medienverhalten der 12- bis 19-Jährigen in der Bundesrepublik untersucht. JIM steht für Jugend, Information, (Multi-) Media. Unter können Exemplare der Studie bestellt werden. Eight Columns Wege in eine integrative Zukunft Interkulturelles Lernen entwickelt sich aus der kritischen Auseinandersetzung mit eigenen kulturellen Werten, die sich in Wahrnehmung und Handeln manifestieren. Die Erfahrung der diskursiven Konstruktion von Kultur (und damit auch von falsch - richtig -Dimensionen) sowie der Existenz von intrakulturellen Variationen fördern einen differenzierten Zugang auch auf fremde Kulturen entschieden 100 junge Frauen und Männer, sich gemeinsam drei Jahre auf den Weg des Lernens und Experimentierens zu machen: Eight Columns lautete dieses Projekt der Sportjugend im LandesSportBund NRW. Die Jugendlichen (16-19 Jahre) kamen aus Belgien, der BRD, Grossbritannien, Israel, Polen, der Russischen Föderation, Spanien sowie der Tschechischen Republik. Sie setzten sich intensiv mit Interkulturellem Lernen, Partizipation, Integration von behinderten und nicht-behinderten Jugendlichen, Umweltschutz, der Europäischen Idee, den Olympischen Idealen, Kreativität und Sport als Medium auseinander. Während der zweiwöchigen Maßnahme beteiligten sich die Jugendlichen an zahlreichen Workshops sowie kreativen und sportlichen Aktivitäten und nutzten intensiv die Gelegenheit, vor dem Hintergrund von individuellem Mentoring, Feedback sowie Gruppendiskussionen, eigenständig Programmpunkte zu planen und durchzuführen. Lehrpersonal sowie Teilnehmer/innen bemühten sich um alters-, bedürfnis - und kulturadäquate Methoden. Die Ergebnisse der Evaluationen der Universität Bielefeld, der Teilnehmer/innen sowie des Lehrpersonals zeigen deutlich, dass das grundlegende Konzept von Eight Columns , auch wenn einige Elemente in Zukunft noch spezifischer an kulturelle Wertesysteme angepasst werden müssen, sehr erfolgreich war. Christina Harms (eightcolumns@hotmail.com) Kindersicheres Surfen im Internet Pisa und andere Studien haben gezeigt, dass Deutschland großen Nachholbedarf in der Wissensvermittlung hat. Der Computer löst unwiderruflich einen großen Reiz auf unsere Kinder aus. Nur an einer sinnvollen Nutzung scheitert es meistens richtig genutzt könnte diese Motivation der Kinder aber Berge versetzen. Warum wird meist, toleriert von Eltern, der Konsum von simplen Computerspielen oder passives Fernsehen vorgezogen? Flatrates, volumenunabhängige Internetanschlüsse sind inzwischen so günstig geworden, dass der Zugang meistens nicht mehr aus Kostengründen verwehrt wird. Vielmehr die Angst vor Viren, Würmern oder jugendgefährdenden Seiten verängstigt viele Eltern, ihren Kindern den Zugang zum Internet zu gewähren leider zu Recht! Das Projekt KiBroSa bietet Eltern eine einfache Möglichkeit, zumindest einen Teil des Internets ihren Kindern zugänglich zu machen. Das Projekt wird begleitet von Erziehern, Schulpsychologen und Medienfachleuten, die für eine laufende Qualitätskontrolle sorgen. Der KiBroSa wird als Shareware zum Download angeboten unter:

25 Das Prinzip: Der KiBroSa nutzt die Technik des vorhandenen Browsers, z.b. des Internet Explorers, öffnet aber ein neues Fenster, wo nur die Seiten geöffnet werden können, die als für Kinder wertvoll von den Fachleuten eingestuft werden. Die Liste der Internetseiten kann über das Internet aktualisiert werden, neue Seiten werden laufend ergänzt. Der KiBroSa hilft somit gleich bei mehreren Problemen: Es werden nur Seiten aufgenommen, von denen sicher keine Gefahr ausgeht bzgl. Viren, Würmern, Dialer u.a. für den eigenen Computer schädlichen Dingen. Die Linksammlung hilft den Kindern, schnell das zu finden, was sie suchen. Allgemeine Suchmaschinen wie Google finden meist viele Seiten, die zwar die Suchbegriffe beinhalten, aber dazu keinen wertvollen Inhalt bieten. Alle Seiten sind absolut jugendfrei und für Kinder geeignet. Über die technische Absicherung ist wildes Surfen nicht mehr möglich. Externe Seiten können nicht mehr angesurft werden. Diese Sicherung vermeidet es, dass die Kinder letztlich über ein paar Klicks doch wieder auf Seiten landen, die die o. g. Gefahren beinhalten. Damit erreicht der KiBroSa das Ziel, das Internet den Kindern zugänglich zu machen. Sie lernen risikolos den Umgang mit Internetseiten, sie dürfen ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen, klicken worauf sie möchten sie lernen mit hoher Motivation und Leichtigkeit im Vorübergehen und Verantwortliche müssen nicht ständig Angst um Kind und Computer haben. Somit schont die Nutzung des KiBroSa nicht unwesentlich deren Nerven. Der KiBroSa ist ein neues Projekt. Die zugänglichen Internetseiten werden laufend ergänzt und die Funktionalität und Gestaltung weiterentwickelt. Auch die Besucher der Seite können selbst Vorschläge machen, die nach Prüfung dann ergänzt werden. Die Installation des KiBroSa hat keinen Einfluss auf den installierten Browser. Die KiBroSa- Software kann jederzeit rückstandsfrei wieder gelöscht werden. Jan Van de Vyle Datenbank gibt Übersicht über geplante Aktionen bei underconstruction Am 7. März 2005 wurde die Datenbank zum Tag des Sozialen Engagements im Rahmen des XX. Weltjugendtages freigeschaltet. Damit in der Öffentlichkeit die Dimension dieser einmaligen bundesweiten Aktion sichtbar wird, sind alle Aktionsgruppen aufgerufen, ihr für den 12. August 2005 geplantes Projekt in die Datenbank einzustellen. So können die bereits geplanten Projekte für Gruppen als Anregungen auf der Suche nach eigenen Ideen dienen. Unter den ersten eingestellten Projekten sind z. B. der Bau eines Sinnespfades (Bistum Münster), Verschönerung einer Außenspielanlage in einem Kindergarten (Bistum Trier) und auch das Pflastern eines Jugendtreff-Vorplatzes (Erzbistum Paderborn). Am Tag des Sozialen Engagements können alle Gruppen zu ihrem Projekt ein Aktionsfoto einstellen. Diese können von den Besuchern der Datenbank als E-Card verschickt werden. Die am Tag des Sozialen Engagements entstandenen Kontakte können nach dem Weltjugendtag durch das Versenden der E- Cards weiter gepflegt werden. Dadurch wird ein zentraler Inhalt des Tags des Sozialen Engagements sichtbar: Um gemeinsam an einer besseren Welt zu arbeiten bedarf es einer weltweiten Solidarität. Unter dem Motto underconstruction bau mit an einer gerechten Welt! arbeiten am 12. August 2005 bundesweit und dezentral jugendliche Gastgeber gemeinsam mit ihren ausländischen Gästen in sozialen Projekten. Es ist das erste Mal, dass ein ganzer Tag im Rahmen der Tage der Begegnung, die im Vorfeld des Weltjugendtags stattfinden, ganz im Zeichen des Diakonischen Handels steht. THEMEN Schulpflicht für alle in NRW Jetzt auch für Flüchtlingskinder! Am 27. Januar 2005 beschloss der Landtag von Nordrhein-Westfalen das Schulgesetz NRW (SchulG) in 3. Lesung. Wird dieses Gesetz in der Öffentlichkeit vornehmlich unter dem Stichwort Verkürztes Abitur und Mehr Selbständigkeit der Schulen wahrgenommen, so beinhaltet es in 34 Abs. 6 auch die Ausdehnung der allgemeinen Schulpflicht auf Flüchtlingskinder. Ein kurzer Rückblick Bildung und Schule für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland! So lautet eine der zentralen Forderungen der Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW. Auf Fachveranstaltungen der Deutschen Jugendhilfetage in Hamburg (1992), Leipzig (1996) und Nürnberg (2000) und in den jährlichen Erklärungen zum Weltkindertag wurde die Schulpflicht für Flüchtlingskinder angemahnt. Mit Bezug auf den Art. 28 der UN-Kinderkonvention ist zu gewährleisten, dass jedes Flüchtlingskind eine Schule besucht und dort zusätzliche Unterstützungsangebote erhält. In enger Zusammenarbeit mit den Organisationen Pädagogisches Zentrum e.v., Aachen und dem Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen e.v., Siegen wurde in 2001 deutlich, dass in den meisten Bundesländern die Schulpflicht für Junge Flüchtlinge Gesetzesnorm ist bis auf Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Grundlage in diesen Ländern ist das Schulbesuchsrecht, das den Flüchtlingskindern und -jugendlichen den Besuch einer Schule auf freiwilliger Basis einräumte. Neben dieser Situation von zweierlei Recht für Kinder wurde deutlich, dass Flüchtlingskinder bei der Erfassung von schulpflichtigen Kindern im jeweiligen Schulamtsbezirk nicht mitbedacht wurden und somit spezifische Fragen der Unterrichtsversorgung und -gestaltung nicht systematisch angegangen werden konnten. Dankenswerterweise gab es trotzdem viele Einzelbeispiele, wo Lehrerinnen und Lehrer es hinbekommen hatten, spezifische Förderungen zu schaffen häufig in Kooperationen mit Jugendhilfeträgern. Da die politischen Vorzeichen in NRW mit Beginn der Legislaturperiode ein integrationsfreundliches Klima versprachen, konzentrierte sich die Aktionsgemeinschaft darauf, die Schulpflicht für alle Kinder in NRW jetzt zu erreichen. In einem Gespräch mit dem Innen- und dem Schulministerium am 8. Februar 2001 über eine notwendige Politik für Flüchtlingskinder wurde deutlich, dass die erforderlichen Änderungen des Schulpflichtgesetzes im parlamentarischen Raum erörtert werden müssen. Die daraufhin folgende Korrespondenz mit den Fraktionsspitzen des Landtages in 2001 verlief überraschend erfreulich: Im Rahmen der Integrationsoffensive NRW, die fraktionsübergreifend der Landtag im Juni 2001 beschloss, sollte u.a. die Schulpflicht für Flüchtlingskinder eingeführt werden. 25

26 Zwar lehnten die kommunalen Spitzenverbände das Vorhaben ab ( Schulpflicht notfalls unter Einsatz der Polizei?, zusätzliche Kosten und Wie hoch sollten die Integrationsanstrengungen für Asylbewerber überhaupt sein? laut Rheinische Post vom 14. Januar 2002), aber die rot-grüne Regierungskoalition legte im Oktober 2002 einen Gesetzesentwurf zur Änderung der Schulpflicht in NRW vor. Im Laufe der parlamentarischen Beratungen 2002/2003 stockte jedoch das Vorhaben, da das geplante Zuwanderungsgesetz auf Bundesebene zu diesem Zeitpunkt scheiterte. In ihrer Erklärung Zum Thema Schulpflicht für Flüchtlingskinder ist die Landesgesetzgebung gefragt vom 27. Februar 2004 mahnte die Aktionsgemeinschaft die Landeskompetenz für Bildungsfragen an und empfahl, die Debatte von den Bundesdiskussionen um ein Zuwanderungsgesetz zu entkoppeln. Wörtlich: Die Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW kritisiert die rot-grüne Landesregierung wegen der Initiativlosigkeit bei der Änderung der Schulgesetzgebung für eine Schulpflicht für Flüchtlingskinder und erwartet ein beschleunigtes Landesgesetzgebungsverfahren, an dessen Ende in NRW eine Schulpflicht für alle Kinder und Jugendlichen gilt. Am 12. Mai 2004 findet im Landtag die 1. Lesung des neuen Schulgesetzes NRW statt. Der 34 Abs. 6 des umfassenden Gesetzentwurfes regelt die Schulpflicht für Flüchtlingskinder (s. Kasten). 34 Schulgesetz NRW ( ) (6) Die Schulpflicht besteht für Kinder von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern und allein stehende Kinder und Jugendliche, die einen Asylantrag gestellt haben, sobald sie einer Gemeinde zugewiesen sind und solange ihr Aufenthalt gestattet ist. Für ausreisepflichtige ausländische Kinder und Jugendliche besteht die Schulpflicht bis zur Erfüllung ihrer Ausreisepflicht. Im Übrigen unterliegen Kinder von Ausländerinnen und Ausländern der Schulpflicht, wenn die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen. Erfreulich an dieser Regelung ist die Ausdehnung der Schulpflicht auch auf die Kinder und Jugendlichen, die (betroffen durch Kettenduldungen) seit Jahren in NRW leben und in dieser Zeit keine gesicherte Bildungsperspektive erhielten. Zusätzlich sah der Entwurf in 133 Abs. 1 vor, dass 34 Abs. 6 bereits am 1. Februar 2005 in Kraft treten sollte. Der insgesamt heiß diskutierte Gesetzesentwurf passierte die 2. Lesung am 16. Dezember 2004, und wurde am 27. Januar 2005 in 3. Lesung mit der Koalitionsmehrheit verabschiedet. Das Gesetz insgesamt tritt am 1. August 2005 in Kraft. Die Umsetzung jetzt anpacken! Zu den vielen Änderungen, die der Gesetzesentwurf erfuhr, gehört auch, dass der Start der Schulpflichtsausdehnung zum 1. Februar 2005 entfällt. Stattdessen heißt es jetzt im Gesetz in 133 Abs. 2: ( ) die 34 Abs. 6, ( ) treten am Tage nach der Verkündigung dieses Gesetzes in Kraft. Die Verkündung erfolgte am 15. März 2005 im Gesetzblatt des Innenministeriums, so dass jetzt spätestens die zuständigen Schulbehörden, Schulträger und Schulen die Umsetzung der Schulpflicht für Flüchtlingskinder in Angriff nehmen können, d. h. die systematische Erfassung der schulpflichtigen Kinder die Integration in das Schulleben 26 die Erfassung des individuellen Lernstandes die Gestaltung des Unterrichts den Aufbau und die Ausgestaltung von spezifischen Förderelementen die Ansprache der Eltern und Elternarbeit Bei der Einführung und Umsetzung der Schulpflicht sind aber auch die Jugendhilfeträger und Migrationsdienste insofern gefordert, als dass sie mit ihren spezifischen Zugängen zu den Zielgruppen informieren, beraten, motivieren und moderieren können, um Schwellenängste abzubauen und eine Integration in das Schulsystem zu erleichtern und zu befördern. Und die Auswirkungen? Es versteht sich, dass es lokal und in bestimmten Schulamtsbezirken zu einer (mitunter drastischen) Erhöhung der Schülerzahlen kommen wird. Inwieweit dies zu strukturellen und konzeptionellen Entscheidungen führt, ist eine Frage an den jeweiligen Schulträger. Es gibt Strukturentscheidungen für eine spezifische Beschulungsform z.b. Schaworalle (Roma: Hallo Kinder) in Frankfurt. Es gibt konzeptionelle Entwicklungen wie Förderklassen, Förderunterricht oder sonstige spezifische Fördermaßnahmen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Durchlässigkeit und die Orientierung auf den Unterricht mit allen Mädchen und Jungen jederzeit gegeben ist, auch um Isolation und Ghettos innerhalb des Schulsystems gar nicht erst aufkommen zu lassen. Auch gezielte Projekte zur Förderung und Unterstützung bestimmter Flüchtlingsgruppen in bestimmten Altersstufen sind hilfreich, wie z.b. das Qualifizierungsprojekt für Flüchtlinge aus dem Kosovo im Alter von Jahren in Münster zeigt. Daneben bedarf es gezielter Fortbildungen für Lehrerinnen, Lehrer und anderer Erziehungsund Bildungskräfte, um die spezifischen Lebenslagen, die interkulturellen Differenzen und geeignete Zugänge und Bildungsprozesse kennen zu lernen. Beispielsweise hat hier das Schulamt für die Stadt Köln bereits in den vergangenen Jahren die Fortbildungsreihe Junge Flüchtlinge in der Schule konzipiert und durchgeführt. Ausblick Für das kommende Schuljahr 2005/2006 ist mit einer systematischen Erfassung der schulpflichtigen jungen Flüchtlinge zu rechnen. Die Entwicklung von ganztägigem Schulleben in Primarund Sekundarstufe 1 ist eine Rahmenbedingung, die der gelingenden Integration von Flüchtlingskindern in das Schulleben entgegen kommt. Die Ausgestaltung von Unterstützung und Förderung sollte in Kooperation von Schule und Jugendhilfe geschehen, und da, wo jahrelange Erfahrungen von Jugendhilfeträgern vorliegen, sollten diese als außerunterrichtliche Partner einbezogen werden. Die Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW wird die Umsetzung der Schulpflicht beobachten und begleiten und da, wo notwendig, im Einzelfall Unterstützung anbieten. Die Ausdehnung der Schulpflicht festigt die interkulturelle Weiterentwicklung des Schulwesens, beseitigt rechtliche Ungleichheiten zwischen Kindern und forciert die Bildungsinvestitionen in einen Nachwuchs, der ggf. den Wiederaufbau seines/ihres Heimatlandes mit Know-how und Produkten aus Deutschland betreiben wird. Rainer Kascha Die Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW wird von folgenden Organisationen getragen: Das Paritätische Jugendwerk NW, Deutscher Kinderschutzbund/Landesverband NRW e.v., Evangelische Jugend Westfalen, Flüchtlingssozialdienste der Caritasverbände in NRW, Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v., Landesausschuss Kath. Jugendarbeit/Bund der Deutschen Katholischen Jugend NW, Landesjugendring Nordrhein-Westfalen e.v., Ring deutscher Pfadfinder- und Pfadfinderinnenverbände Nordrhein-Westfalen e.v. Der Autor dieses Beitrages ist Referent beim Paritätischen Jugendwerk NRW und arbeitet seit vielen Jahren in der Projektgruppe der Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW mit. Er war federführend für die politische Initiative Bildung und Schule für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland" verantwortlich. Infos zur Arbeit der Aktionsgemeinschaft: Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW c/o Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v. Salzstraße 8, Münster Telefon (0251) Schulpflicht für junge Flüchtlinge Seit der Landtag von Nordrhein-Westfalen am 27. Januar 2005 ein neues Schulgesetz verabschiedet hat, gibt es in Deutschland noch sieben Bundesländer, in denen Flüchtlingskinder mit bestimmtem (unsicherem) Aufenthaltsstatus von der Schulpflicht ausgeschlossen werden. Aus Sicht von terre des hommes und aus der Sicht vieler Bundesländer, der Kultusministerkonferenz (Beschluss vom ), der Verfasser der Kinderrechtskonvention (Art. 28 KRK) und vieler anderer Gesetzgeber und Experten gibt es aber keinen Grund für eine Ungleichbehandlung dieser Kinder und Jugendlichen in Bezug auf ihre Bildungsrechte. Bildung ist ein Schlüsselelement für die Zukunftsperspektive von Menschen und Gesellschaften. Ganz gleich, ob junge Flüchtlinge in Deutschland bleiben, zurückkehren in ihr Heimatland oder sonst wo auf der Welt leben werden - Bildung nehmen sie überallhin mit. terre des hommes hat deshalb eine juristische Expertise in Auftrag gegeben, die die relevanten Gesetzeswerke, die juristische Grundlage der Schulpflicht/des Schulrechts in den einzelnen Bundesländern und die Argumente für eine Einbeziehung aller in Deutschland lebenden Kinder in die allgemeine Schulpflicht zusammenträgt. (Download unter: terre des hommes hat die Studie auch an die entsprechenden Länderregierungen (Kultusministerien, Ausländerbeauftragte und Vorsitzende der Bildungsausschüsse) geschickt und sie aufgefordert, sich für eine Änderung der Rechtsquellen einzusetzen, die Bildungsrechte vom Aufenthaltsstatus abhängig machen und insofern auch nicht mit der Kinderrechtskonvention (insbesondere Art. 28) konform gehen, den verlässlichen Zugang zu Schulbildung auch für alle Flüchtlingskinder zu gewährleisten und Schulpflicht als grundlegendes Kinderrecht unabhängig vom Aufenthaltsstatus zu verankern.

27 MIT KINDERN EIN NEUER AUFBRUCH Statement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zur Vorstellung der Woche für das Leben 2005 KinderSegen - Hoffnung für das Leben lautet das Leitthema der Woche für das Leben in den kommenden drei Jahren. Mit der Woche für das Leben setzen sich die katholische und die evangelische Kirche gemeinsam für ein lebensfreundliches Ethos und den Schutz des Lebens in der Gesellschaft ein. Kinder stehen in den kommenden drei Jahren im Mittelpunkt der Woche für das Leben, weil wir überzeugt sind: Um lebensfreundlich zu sein, braucht jede Gesellschaft eine besondere Wertschätzung der Kinder. In einer Gesellschaft ohne Kinder kann niemand leben wollen. Die immer weiter zurückgehende Kinderzahl sie liegt in Deutschland durchschnittlich etwa bei 1,3 Kindern pro Frau oder die Tatsache, dass von den 1965 geborenen Frauen ein Drittel kinderlos bleiben, von den Akademikerinnen dieses Jahrgangs sogar knapp die Hälfte, sind alarmierende Anzeichen einer Krise. Diese Krise führt zu einer demographischen Unterjüngung der Gesellschaft, die sich destabilisierend auf die Sozialsysteme und darüber hinaus auf den gesamten ökonomischen Bereich auswirkt. Kinder sind für das biologische, soziale und ökonomische Fortbestehen einer Gesellschaft auch heute notwendig. Uns geht es bei der Woche für das Leben aber um mehr. Kinder sind nicht nur ein ökonomischer Faktor. Die Geburt eines Kindes ist zumindest in den allermeisten Fällen ein Grund zur Dankbarkeit und Freude. Kinder machen Mut zur Zukunft und geben der Gemeinschaft von Mann und Frau eine neue Dimension, sie erfrischen das Leben und erfreuen das Herz (Friedrich Schleiermacher). Jedes Kind ist jedoch auch ein Geschenk Gottes. Es kündet von der Liebe und der unverbrüchlichen Treue des Schöpfers zu seiner Schöpfung. Ein Geschenk in einem so ursprünglichen Sinn des Wortes ist eine Bereicherung, die dem Leben des Beschenkten eine neue Richtung gibt. Jede Mutter und jeder Vater kann berichten, wie sehr die Kinder ihr Leben verändert haben. Kinder eröffnen die Möglichkeit, auf neue Weise tiefe und dauerhafte Beziehungen einzugehen und so in aller Freude und allem Leid das Leben neu zu entdecken. Diese lebensverändernde Bedeutung haben Kinder nicht nur für ihre Eltern. Jeder, der mit Kindern lebt, sie sieht, mit ihnen spricht, hat Teil am Neuen, das Kinder in die Welt bringen. Ein Geschenk aber muss angenommen werden. Eltern müssen sich auf das neue Leben mit Kindern einlassen, aber auch die Gemeinschaft muss sich darauf einstellen, dass Kinder ihren Schutzraum brauchen, um sich entfalten zu können. Wer von der Notwendigkeit einer höheren Geburtenrate spricht, muss sich auch dafür einsetzen, dass Kinder diesen geschützten Raum tatsächlich vorfinden und dass Eltern tatsächlich in der Lage sind, sich auf Kinder einzulassen und ihnen diesen Schutz zu bieten. Armutsrisiko abbauen Hier gibt es aber noch erhebliche Defizite. So stellt der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung fest, dass in den vergangenen Jahren bei Ehepaaren wie allein Erziehenden das Armutsrisiko mit der Kinderzahl überproportional anstieg. Besonders hart trifft es die allein Erziehenden. Allein erziehende Frauen weisen, so der Bericht, die mit Abstand höchste Sozialhilfequote aller Bevölkerungsgruppen auf. Abhängig von der Anzahl der Kinder lag diese Quote bereits 1998 bei bis zu 34 %. Nach dem Kinderreport Deutschland 2004, den das Deutsche Kinderhilfswerk herausgegeben hat, ist die Sozialhilfequote der Minderjährigen mittlerweile doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung und sie steigt doppelt so schnell an. Um so verwunderlicher ist es, wie wenig der kontinuierliche Anstieg der Kinderarmut öffentlich wahrgenommen wird. Dies ist auch deshalb alarmierend, weil Kinderarmut über das Fehlen von Geld hinausgeht. Den Kindern bieten sich schlechtere Lebensperspektiven. Viele wachsen vernachlässigt auf, manche in einem Umfeld von Gewalt, viele isoliert und mit wenig Selbstvertrauen. Dies bedeutet für die Kinder eine große Ungerechtigkeit. Hier gibt es einen dringenden Handlungsbedarf, den die Politik noch viel deutlicher wahrnehmen muss. Dass ausgerechnet Kinder in vielen Fällen ein Armutsrisiko darstellen, ist absolut inakzeptabel. Menschen, die dadurch in Armut geraten, dass sie Kinder großziehen, fühlen sich zu Recht von der Gesellschaft im Stich gelassen. In einer Situation, in der die Gründung einer Familie eine spürbare ökonomische wie strukturelle Belastung und eine deutliche Benachteiligung gegenüber anderen darstellt, wird es jungen Menschen erschwert, sich auf dieses Neue einzulassen. Wenn Familien etwa durch Sozialbeiträge, Wohnungskosten und Verbrauchssteuern immer stärker belastet werden, dann entsteht zunehmend der Eindruck, Kinder seien eine Art Luxusgut, das sich nur leisten kann, wer die entsprechenden Mittel dazu hat. Daher müssen Familien sowohl strukturell als auch finanziell besser gestellt werden, damit zumindest die ökonomische Benachteiligung einen Ausgleich erfährt. Wir setzen uns mit der Woche für das Leben ( ) dafür ein, bessere Rahmenbedingungen für das Leben mit Kindern zu schaffen. Gleichzeitig wollen wir dazu ermutigen, die einmalige Chance zu nutzen, die ein Leben mit Kindern bietet: Die Chance, mit Kindern noch einmal neu zu entdecken, was Menschsein heißt und dabei mit großen Schritten in die eigene Zukunft zu gehen. Wer ja sagt zu Kindern, überschreitet dabei zugleich den Horizont der privaten Zukunft: Er glaubt daran, dass es sich lohnt, ein Mensch zu sein und schenkt seine Zuversicht weiter. Im Willen zum Kind erweist sich Solidarität über unsere Köpfe und unsere Zeit hinaus. Der Mut zum Kind verbindet sich eng mit der Hoffnung für die Welt. Unter dem Leitthema KinderSegen Hoffnung für das Leben geht es in der Woche für das Leben (bis 2007, Anmerkung d. Red.) darum, an dem zu Unrecht etwas verstaubten Begriff des Kindersegens landauf landab seine Aktualität und seine tiefe menschliche Bedeutung wieder neu zu entdecken: Kinder sind ein Segen! Zu den im Beitrag von Kardinal Karl Lehmann gebrachten gesellschaftlichen Defiziten gibt die Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinderund Jugendschutz NW e.v. verschiedene Themenhefte heraus. Bestellen Sie unser Materialverzeichnis! Telefon (0251) Telefax (0251) Kath.LAG.Jugendschutz.NW@t-online.de 27

28 KOMMENTAR Die in dieser Rubrik veröffentlichten Meinungen werden nicht unbedingt von der Redaktion und dem Herausgeber geteilt. Kommentare sollen zur Diskussion anregen. Über Zuschriften freut sich die Redaktion von. WIR WOLLEN UNSER N ALTEN KAISER WILHELM WIEDER HAB N Polemische Anmerkung zur wahlperiodisch anstehenden Schul-Debatte in NRW Interessierte Kreise in Deutschland werden nicht müde, es zu betonen: Die PISA- Studie habe nicht den Beweis geliefert, dass ein Schulsystem mit nur einer Schulform dem gegliederten System bezüglich der bei PISA gemessenen Kompetenzen prinzipiell überlegen wäre. Allerdings: Das gegliederte Schulsystem in Deutschland teilt wie nirgendwo auf der Welt Bildungschancen nach sozialen Kriterien zu, das wiederum haben PISA- und IGLU-Studie sehr wohl nachgewiesen. Die Zugehörigkeit zur sozialen Schicht entscheidet über den formalen Bildungsweg eines 10-Jährigen mehr als seine Anlagen und Fähigkeiten. Der sprichwörtliche Chefarztsohn hat eine 3.5-fach bessere Chance, nach der Grundschule eine Gymnasialempfehlung zu erhalten als das Kind aus der Arbeiterfamilie. Selbst bei gleicher Begabung ist seine Chance noch 2.5 Mal so hoch. Und es geht weiter: In welcher Schulform können die Eltern ihre Kinder bei den Hausaufgaben am besten unterstützen? Welche Elternhäuser können das meiste Geld für Nachhilfe ausgeben? Welche Schulform hat die reichsten Fördervereine? Welche wird demzufolge die beste Ausstattung mit naturwissenschaftlichen Geräten haben oder die neuesten Computer, welche zahlreiche Musikinstrumente zur musischen Förderung oder die besten Sportstätten? Und was glauben Sie, liebe Leserinnen und Leser in welcher Schulform wird dem gegenüber am häufigsten vom Abschulen Gebrauch gemacht, also vom Durchreichen an eine niedere Schulform, weil die Schülerin oder der Schüler an unserer Schule nicht richtig ist? Die Antwort ist immer dieselbe. 28 Chancengerechtigkeit, gleiches Recht für alle, die Basis der modernen Demokratie ist im schulischen Zusammenhang eine glatte Fehlanzeige. Wir haben in Deutschland buchstäblich seit Kaiser s Zeiten ein schichtengebundenes Schulsystem, mindestens tendenziell. Das gegliederte System in Deutschland etabliert im 21. Jahrhundert die Klassengesellschaft, es gefährdet so den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Gymnasium erscheint als die Milieuschule der bürgerlichen Mittel- und Ober- Schicht und möchte es gerne auch bleiben: Vor allem die Eltern- und Lehrerverbände an Realschule und Gymnasium polemisieren vehement gegen die Zerschlagung unserer Schulen und für die Erhaltung des dreigliedrigen Schulsystems, bestenfalls samt schulformbezogener Schulaufsicht, damit auch ja nichts durcheinander gerät. Als Beobachter wird man den Verdacht nicht los, dass es dabei vor allem die vermeintlichen Vorteile der vermeintlichen Homogenität gesichert und bewahrt werden sollen. In anderen politischen Kontexten würde man sich vermutlich schämen, von Kaiser s Zeiten zu fabulieren, aber für das Schulsystem sind sie den Verfechtern der Dreigliedrigkeit offenbar modern genug. Das damit verbundene Plädoyer für mehr sozialarbeiterische Hilfen in den Hauptschulen wirkt dabei eher wie das Zugeständnis, dass es wie in der industriellen Produktion auch - unvermeidbare Entsorgungskosten gibt: Man hat sie nicht gerne, sie bringen nichts, sind aber leider nötige Un-Kosten. Der verstorbene Papst hatte für die Kinder und Jugendlichen eine Vorliebe: Ihr werdet immer einen besonderen Platz im Herzen des Papstes haben. Der Verfasser bekennt für diese Haltung seine tiefe Solidarität mit Johannes Paul II. Von dieser Fürsorglichkeit ausgehend müssten wir all unseren Schulen die Ressourcen zur Verfügung stellen, die sie in die Lage versetzen, vom Bedarf der Kinder und Jugendlichen her zu arbeiten, die Fördermöglichkeiten bereit zu halten, die nötig sind: ein multiprofessionelles Team von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, Pflegekräften (wie etwa den Krankenschwestern an finnischen Schulen), Lehrkräften für Schüler/innen mit besonderem Förderbedarf, ggf. Psychologen und Psychologinnen und natürlich den Lehrern und Lehrerinnen, die sich dann endlich auf das Unterrichten konzentrieren könnten. Mehr Förderung anstelle weiter entwickelter Kontrollmechanismen, Abschaffung des Abschulens und des Sitzen-Lassens (übrigens eine grandiose volkswirtschaftliche Verschwendung) wären Signale in die richtige Richtung, weil sie die preußisch-alemannische Selektions-Mentalität durchbrechen würden. Im Interesse der nachwachsenden Generation werden wir die Schulen mit ihren zergliederten und von Ideologien geprägten Strukturen reformieren müssen. Die Schulstruktur-Debatte steht an eine Veränderung benötigt einen breiten gesellschaftlichen Konsens und viel Mut. Es gibt allerdings auch vorher schon Baustellen genug. Die Stichworte heißen: Förderqualität, Lern-Begleitung statt Belehrung, Beratung statt Benotung. Wer vor allem die Frage nach den Strukturen in den Vordergrund rückt, lenkt ab. Das ist unverantwortlich. Und so lange wird das Thema Schule wohl auch eines für den Jugendschutz bleiben. Michael Sandkamp Der Autor ist Vorstandsmitglied der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v. Er arbeitet im Bischöflichen Generalvikariat Münster im Referat Eltern und Schule. NAVIGO NAVIGO im Landtag Jugendliche zeigen, was ihnen wichtig ist Am Mittwoch, 16. März 2005 eröffneten Landtagspräsident Ulrich Schmidt und Ministerpräsident Peer Steinbrück die NAVIGO-Ausstellung im Landtag. Stellvertretend für die 600 jungen Leute, die am Projekt mitgewirkt haben, konnten sie 50 Jugendliche begrüßen. Die Jugendlichen kamen aus Mönchengladbach, Werne, Sendenhorst, Münster, Rinkerode, Wettringen und Gescher. Die Idee zum Projekt wurde bereits 2003 entwickelt. Der Name: NAVIGO (vom lat. navigare) Ich segle selbst mein Schiff. Kinder und Jugendliche sind diejenigen, die selbst das Steuer in die Hand nehmen sollen. Die Fragen und Anregungen an Kinder und Jugendliche waren: Wie möchtet ihr leben, was sind eure Ziele? Wovon träumt ihr, was wünscht ihr euch? Gibt es Hindernisse, Gefährdungen auf eurem Weg welche könnten das sein? Auf Anregung der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v. wurden Kinder und Jugendliche eingeladen, sich darüber Gedanken zu machen. Und die Ergebnisse so die Landesarbeitsgemeinschaft sollten kreativ in Kunst umgesetzt werden. Was Kinder und Jugendliche auf die Beine stellten, ist faszinierend. Aus allem entstand eine Wanderausstellung, die bereits in 15 Städten gezeigt wurde. Ministerpräsident Peer Steinbrück, der auch Schirmherr von NAVIGO ist, äußerte sich anerkennend: Es ist gut, wenn Erwachsene sich mit dieser Ausstellung auseinander setzen. Landtagspräsident Ulrich Schmidt rief dazu auf, Kinder und Jugendliche öfter ans Ruder zu lassen: So erfahren wir mehr über das, was sie wirklich bewegt. Sigrid Stapel, stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft, warb für mehr Zusammenarbeit in allen Feldern der Jugendhilfe. Gerade die Jugendarbeit ist nach ihrer Auffassung stärker zu fördern. Die Ausstellung macht, so Sigrid Stapel, deutlich, dass besonders Kinder und Jugendliche mit Migrationserfahrungen verstärkt eingeladen werden müssen. So benötigen wir bessere Regelungen, die jungen Flüchtlingen die Teilnahme an Ferienfreizeiten der Jugendverbände im In- und Ausland ermöglichen. Ernst nehmen, was Kinder und Jugendliche zu sagen haben, darum ging es in Gesprächen mit Landespolitikerinnen und

29 Die Gastgeber: Landtagspräsident und Ministerpräsident. Begrüßung durch Vorstandsmitglied Sigrid Stapel. Foto nebenstehend: Ministerpräsident Peer Steinbrück, auch Schirmherr von NAVIGO, wird durch die Gruppe Voice of Afrika (Gronau) in Empfang genommen. Foto darunter: Schüler/innen der Westf. Schüle für Gehörlose überreichen dem Schirmherrn von NAVIGO eine schriftliche Bitte/Forderung. Landespolitikern. Dafür wirbt auch die Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v. mit ihrem Projekt NAVIGO. Auffallend ist, dass viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projektes auf ihre Lebensängste eingehen. Da stimmt etwas nicht, so die Botschaft der Kinder und Jugendlichen. Oder sie machen auf Beziehungsstörungen, Schutzlosigkeit, Konflikte und Gewalt aufmerksam. Ihre großen Themen sind ferner problematischer Konsum, Sucht und Abhängigkeit. Und was aus vielen Kunstwerken spricht: Kinder und Jugendliche suchen Beheimatung, so etwas wie Schutzräume und dichte menschliche Beziehungen. Dafür setzt sich der Kinder- und Jugendschutz verstärkt ein. Es lohnt, sich mit den Botschaften der NAVIGO-Wanderausstellung auseinander zu setzen. Nach der Aktion im Landtag war die Ausstellung inzwischen im Rathaus in Bocholt zu sehen. In Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Bocholt und dem Kreuzbund wurde ein interessantes Rahmenprogramm angeboten. Präsentiert wird die Ausstellung auch am Bistumstag aus Anlass des Bistumsjubiläums in Münster am 2. und 3. Juli 2005 (im Hörsaal H 1 der Uni). Und die NAVIGO- Ausstellung ist vom 15. bis 21. August beim großen Weltjugendtreffen der Katholischen Kirche in Köln anzutreffen. Hier sind wir zu Gast beim Landschaftsverband Rheinland/Landesjugendamt im Horionhaus in Köln-Deutz. -gb- Weitere Informationen: Wir machen Politik für Kinder und Jugendliche. 29

30 Kinder und Jugendliche im Landesparlament, am Ort der Politik. 30 In der nächsten Ausgabe von bringen wir Meinungen der Jugendlichen!

31 Kostenfreies Informationsmaterial! Planen Sie eine größere Veranstaltung, sind Sie mit einem Infostand (zu unseren Themen ) im Einsatz, wollen Sie Multiplikatoren in Seelsorge, Jugendhilfe, Beratung mit interessanten Themen-Heften beliefern? Oder haben Sie einen Aktionstag in Planung? Wir stellen Ihnen gerne (ältere aber fachlich weiterhin empfehlenswerte) Ausgaben unserer Zeitschrift ( ) kostenfrei zur Verfügung. Bestellen Sie zunächst das Übersichtsheft mit der Themenübersicht von 10 Jahren. Richten Sie Ihre Bestellung an uns. (Ausgaben 1/89 bis 4/99 erhalten Sie kostenfrei!) Bei Großbestellungen lohnt es, einen Abholtermin in Münster zu vereinbaren. Bitte melden Sie sich bei Georg Bienemann (Telefon 0251/54027). Jetzt bald bestellen! TERMINE Zum Thema Mit Kindern ins Netz führt die Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v. einen Medientag für Mitarbeiter/innen in Tageseinrichtungen und Grundschulen am 20. Juni 2005 in Essen durch. Infos dazu: Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v., Salzstraße 8, Münster, Telefon (0251) 54027, Telefax (0251) , Kath.LAG.Jugendschutz. NW@t-online.de, Internet: Vom Juni 2005 findet das Bundesweite Streetworker/innen-Treffen in Gelnhausen statt. Dabei handelt es sich um eine Jahrestagung zum Austausch von Erfahrungen, Konzepten und aktuellen Entwicklungen. Weitere Infos: Burckhardthaus e.v., Herzbachweg 2, Gelnhausen, Telefon (06051) 890, Telefax (06051) 89240, E- Mail: info@burckhardthaus.de, Internet: Sexuelle Gewalt und Migration, darum geht es bei einer Veranstaltung am 22. Juni 2005 der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v. Das Angebot richtet sich u.a. an Erzieher/innen und Lehrer/innen. Veranstaltungsort ist die Wolfsburg/Mülheim. Bauchfrei, hip, wohnungslos Mädchen in der Wohnungslosenhilfe, zu diesem Thema findet die Jahrestagung der Hilfen für Frauen in Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit der BAG W am 22./23. Juni 2005 in Kassel statt. Veranstalter ist die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.v. Infos dazu: Werena Rosenka, BAG, Wohnungslosenhilfe e.v., Postfach , Bielefeld, Telefon (0521) , werenarosenka@ bagw.de. Am 2. und 3. Juli 2005 ist die NAVIGO- Wanderausstellung in Münster (im Rahmen der Großveranstaltung zum Jubiläum des Bistums Münster) zu sehen. Ort: Hörsaal 1 (in der Nähe des Hindenburgplatzes). Die Ausstellung wird auch beim Weltjugendtreffen in Köln (Horionhaus, Köln-Deutz) präsentiert. Das Kinder- und Jugendschutzforum findet zum Thema Mobbing unter Kindern und Jugendlichen am 27. Oktober 2005 in der Luise-Albertz-Halle in Oberhausen statt. Infoblätter gibt es nach den NRW-Sommerferien. Bitte dann anfordern bei der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v., Telefon (0251) 54027, Telefax (0251) , Kath.LAG.Jugendschutz. NW@t-online.de. Themenschwerpunkt der nächsten Ausgabe: NAVIGO Reflexion eines Projektes Nr. 2 Mai 2005 Zeitschrift für Jugendschutz und Erziehung erscheint vierteljährlich Herausgeber: Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v Salzstraße 8, Münster, Telefon (02 51) oder Telefax (02 51) Kath.LAG.Jugendschutz.NW@t-online.de Redaktion: Georg Bienemann (gb) Fotos: Titelfoto und alle Fotos bis Seite 18 aus Privatbesitz, Seite 29 und 30: Johannes Bienemann, Sendenhorst Redaktionsbeirat: Marianne Ammann, Fachhochschule Münster, FB Sozialwesen Prof. Dr. Joachim Faulde, Kath. Fachhochschule NW, Abteilung Paderborn Wilhelm Heidemann, Fachlehrer am August-Vetter- Berufskolleg, Bocholt Bernhard Jans; Institut für Freizeit und Tourismus GmbH i.g., Grafschaft Annette Wiggers, Jugendamt der Stadt Rheine Anzeigenverwaltung/Druck: Achenbach-Druck Römerstraße 36, Hamm Tel. ( ) , Fax ( ) Bezugspreis: Einzelpreis 2, Der Bezugspreis für Mitglieder und Mitgliedsverbände der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.v ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. T H E M A J U G E N D wird auf chlorfreiem Papier gedruckt. Durch chlorfreie Bleiche entstehen keine chlorierten orgianischen Verbindungen mit Spuren von Dioxinen und Furanen, die die Abwässer belasten. Der beste umweltbewusste Umgang mit diesem Heft ist: Bitte weitergeben an andere Interessierte! ISSN

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