Bodensee Rundum 2015

Transkript

1 Bodensee Rundum 2015 Bodensee Rundum 2015 Die Rundum ein Mythos, 2015 zum 65. Mal. Unsere Bavaria 32 Starcruiser mit Skipper Siegfried und Crew Regina, Alberti, Lennard und Mathias starteten dieses Jahr bei hochsommerlichen Temperaturen zur legendären Langstreckenregatta auf dem Bodensee, heuer zum 65. Mal vom Lindauer Yachtclub organisiert und durchgeführt. 360 Schiffe aller Klassen hatten zum Start am Freitag gemeldet, 205 wurden letztlich bis Uhr am Samstag Abend gewertet, dies sagt einiges über die Bedingungen aus. Bild 1: Auf dem Weg zum Start

2 Der im Festzelt des Lindauer Yachtclubs aus Kiel zugeschaltete Meterologe gab live zwei spannende Wetterszenarien für die Nacht vor. Bild 2: Wetter Info im Seglerzelt des Lindauer Yacht Clubs. Szenario 1: wenig bis kein Wind. Szenario 2: viel Wind bis auch kein Wind. Je nachdem, ob die Gewitterentwicklungen bis zum See reichen oder eben nicht. Also einfach mal starten.

3 Bild 3: Im Lindauer Yacht Club Vorbereitungen zum Auslaufen Zehn Minuten vor Start war auf der m langen Startlinie Lindau-Bregenz vom Startschiff Hohentwiel das markante Horn zu hören, zum Start Punkt Uhr leider nicht oder war s die Aufregung, dass im Getümmel der 360 startenden Boote der Startschuß unterging? Spinnaker setzen bei 0-0,5 und Bordwand an Bordwand? Lieber nicht, Spi ist eh erst nach Passieren der Startlinie zulässig, also sich sanft Richtung Rheindamm unter Groß und leider viel zu kleiner Fock schieben lassen,. Dass unsere Starcruiser mit Yardstick 106 in der Startgruppe 3 nicht zu den Toprennern gehören würde, hatten wir ja auch schon früher erfahren. Auf dem Trackervideo später am Samstag Abend im Festzelt des Lindauer Yachtclubs war schön zu sehen, wie die normalen Schiffe sich auf der Startlinie nur minimal bewegten, die Katamarane und extreme Einzelbauten dagegen trotz Fastflaute flott Richtung erster Bahnmarke Romanshorn loszogen. Unsere hoffnungslos untertakelte Starcruiser entwickelte bei diesem Hauch von Wind erstaunliche Leichtwindeigenschaften, öfters drehte das Schiff unkontrollierbar um die eigene Achse, so konnten wir den eigentlich hinter uns liegenden Pfänder im phantastischen Sonnenabendlicht mehrfach von vorne sehen. Tröstlich, es erging etlichen anderen Crews ebenso wie unserem zeitweise direkt neben uns liegenden Vereinsschiff Mercedes II. Aber

4 dennoch legten wir Meter um Meter Richtung Westen zurück, zuerst noch im absolut hinteren Teil des weit auseinander gezogenen Feldes. Überraschender Weise lagen wir kurz vor dem phantastischen Sonnenuntergang nach Winddreher vor etlichen und zum Teil wesentlich größeren Schiffen. Aber sobald der Wind dann doch etwas an Hauch gewann, zog der überwiegende Teil der mit Code Zero, Blister und Co. bestückten Konkurrenten wieder locker an uns vorbei. Da gewann der Gedanke an Sicherheit, für die Starcruiser bei der Spartenleitung und nächster Gelegenheit eine mindestens 200% Leichtwindgenua zu beantragen, um bei zukünftigen Rundums mit unserer Bavaria 32 die Startgruppenwimpel der anderen nicht nur von hinten zu sehen. Mit Szenario 1 (kein/kaum Wind) ging es weiter, beste Gelegenheit, das Abendmahl passend zum Sunset einzunehmen, rasch vom Bruder des Skippers in das Cockpit gezaubert. Jetzt griffen die Sicherheitsvorgaben, Toplicht an, Licht in das Vorsegel (Dampferlicht), Schwimmwesten und Notblitz zumindestens bereit gelegt. Am Abendhimmel verdichteten sich die Wolken, Szenario 2 gewann an Bedeutung: Gewitter über den Alpen und eigentlich rings um den See kündigten sich mit Wetterleuchten und die dazu passende Belebung an. Die Bahnmarke Romanshorn lag noch etliche Seemeilen im Westen, so schoben sich bereits die ersten Böjen von Südwesten heran. Reff I war jetzt angesagt und kaum waren Großfall und Reffleinen aufgeklart, ging die Post auch schon ab. Die angekündigte Gewitterfront mit 5-6 Bft ergab jetzt Abwechslung und etwas Aktion. Mit Topspeed und gelegentlichen Auffieren sprintete unsere Starcruiser recht zügig mit 7 kn weiter. Leider war der direkte Kurs zur Bahnmarke Romanshorn nicht mehr zu halten, mit der Front hatte der Wind nach rechts gedreht. Richtig regattamäßig kreuzten mit uns einige andere Mitstreiter gemeinsam im Gleichtakt durch die vom abnehmenden Vollmond erhellte Romanshorner Bucht. Unsere Spekulationen um Bahnverkürzungen wegen der anfänglichen Flaute wurden durch bereits jetzt entgegenkommende Schiffe bestätigt. Die Bahnmarke Eichhorn bei Konstanz konnten diese Schiffe in dieser Zeit trotz des Windes nicht erreicht haben. Also richteten wir uns auf die kürzere Strecke für das Kleine Blaue Band ein. Und tatsächlich: Beim Näherkommen zur ca. 400 m nordöstlich des Yachtclubs Romanshorn gelegenen Bahnmarke war das rote Blinklicht auf dem Kontrollboot nicht zu übersehen. Dummerweise schlief der gute Wind wieder ein und ziemlich knapp kniffen wir die Starcruiser um die gelbe Boje steuerbordlassend, leuchteten unsere Segelnummer G2010 im Groß für das Kontrollboot an und machten uns auf den Rückweg zum Glockenschlagwerk Lindau.

5 Bild 4: Sonnenaufgang auf dem See Wieder kein Spikurs, aber 1-3 kn Bootsspeed waren ja auch nicht zu verachten. Immerhin zeigte die Uhr bereits nach Uhr, alle waren noch munter, die letzten zwei Stunden mit guter Aktion gefüllt. Um diese Zeit näherte sich bereits der Lindauer Veit Hemmeter mit seiner Crew auf dem Katamaran M2Team.com von der ebenfalls verkürzten großen Runde Lindau-Romanshorn-Eichhorn kommend als Gesamtsieger dem Ziel Lindau, also rund 5 mal so schnell wie wir. Bei uns war der olympische Gedanke dagegen deutlich im Vordergrund und so glitten wir sachte durch die laue Nacht nach Osten. Langsam wurden die Wolken im Osten hinterleuchtet Morgendämmerung und dann der Sonnenaufgang, gigantisch.

6 Bild 5: Den Wind festhalten Jetzt hatte es doch den einen oder anderen unserer Crew auf die Polster gedrückt, der Skipper nutzte den leisen Morgenhauch, Seemeile um Seemeile näherten wir uns wieder der weit vorgedeichten und abgesicherten Rheinmündung. Das enorme Geschiebe des Rheins hatte dieses Jahr eine offizielle großzügige Sperre im Mündungsbereich notwendig gemacht.

7 Bild 6: Das Ziel vor dem Bug Mit eigentlich sehr angenehmen 1-2 bft glitten wir im weiten Bogen durch die Fussacher Bucht bei links drehenden Wind auf das Lindauer Glockenschlagwerk zu und konnten den vor dem alten Clubgebäude des Lindauer Segelclubs liegende Zielstrich letzlich um 10:56:28 nach 32 sm mit einer gesegelten Zeit von 15:26:28 und berechneten Zeit von 14:34:02 sauber passieren. Angesichts der 11 in unserer Gruppe nicht ins Ziel gekommenen Schiffe (dnf did not finished) lagen wir mit unseren 24. Platz von 27 gewerteten Schiffen immerhin im erweiterten Mittelfeld.

8 Bild 7: Und wer kommt da noch? Die markanten Hafenwächter Lindaus - Löwe und Leuchtturm- entschwanden nun achteraus, etliche Boote von der großen Runde kamen uns noch entgegen. Zurück zum Heimathafen Ultramarin zog uns eine angenehme westlichen Brise bei feinstem Sommerwetter. Nach zwischenzeitlichen Badestop im gut temperierten See vor Kressbronn empfing uns das bekannte Schiffsgetümmel vor der Einfahrt zur Marina Meichle & Mohr und es blieben uns noch ein paar Stunden für s Aufklaren und Aufräumen, um dann später die abendliche Seglerparty im Festzelt des Lindauer Yachtclubs bei bayrischen Freibier leicht übermüdet, aber bestens gelaunt zu genießen. Kontakt: siegfried.stuermer@sgstern-segeln.de