Erasmus Erfahrungsbericht Universität Lund WS 08/09 und SS 09, Mathematik

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1 Erasmus Erfahrungsbericht Universität Lund WS 08/09 und SS 09, Mathematik Ich habe mich für einen Auslandsaufenthalt in Schweden entschieden, da mir das Land schon immer gut gefallen hat und ich die Ausflüge in die Natur sehr genieße; Schweden bietet einfach wunderbare Seen und Wälder. Meine Wahl fiel dann auf die Universität Lund, die liegt im Süden Schwedens in der Nähe von Malmö, welches die drittgrößte Stadt in Schweden ist. Aber auch Göteborg ist nur vier Autostunden entfernt. Lund ist eine Studentenstadt mit circa Einwohnern und jeder zweite davon ist ein Student. Die Stadt ist sehr von den Studenten geprägt und es gibt viele Studentenangebote, vom Sport bis zu Bar und Klubs die von Studentenvereinigungen organisiert werden. Die Umgebung ist eher ebenerdig und wunderbar mit dem Fahrrad zu erkunden, ich habe viele Seen-, Wald- und Wandertouren unternommen. Die Idee ins Ausland zu gehen hatte ich schon zu Schulzeiten, allerdings habe ich diese nie in die Tat umgesetzt und somit ist die Zeit nach dem Vordiplom optimal um die englische Sprache aufzufrischen, neue Bekanntschaften zu machen, von zu Hause (ich habe vorher noch zu Hause gewohnt) weg zu kommen und auf eigenen Beinen zu stehen. In Schweden ist die Englische Sprache weit verbreitet, somit kann fast jeder Schwede perfekt Englisch sprechen. Allerdings ist es auch sehr hilfreich bereits ein paar Vorkenntnisse in der schwedischen Sprache zu haben, deshalb hatte ich bereits an meiner Universität einen Sprachkurs gemacht. Es ist nicht besonders schwer, einen Platz an der Universität Lund zu bekommen, besonders wenn das Fach Mathematik heißt. In Schweden ist dieses Fach nicht besonders stark vertreten, dass heißt in den Kursen findet man zum größten Teil Austauschstudenten. Um ein wenig mehr Kontakt zu den Schweden zu bekommen, habe ich einige Vorlesungen in meinem Nebenfach Biologie gehört. Das Lehrangebot ist aber dennoch recht umfangreich. Über die Schweden kann man sagen, dass sie eher schüchtern und eine gelassene,

2 ruhige Gesellschaft sind. Mit ein bisschen Geduld lernt man sie besser kennen. Wenn man mit Ihnen das erste Gespräch anfängt, wirken sie sehr zurückhaltend, aber mit der Zeit findet man gute Freunde in ihnen und mit einigen habe ich noch immer Kontakt. Arrival Day Der Arrival Day war ein einziges Chaos! Für den Fall, dass ihr bereits zu Hause schon eine Zusage für ein Studentenzimmer habt, dann ist alles in Ordnung. Mit einer sehr langen Wartezeit und nach neuen Bekanntschaften bekommt man seinen Schlüssel und kann beruhigt sein Zimmer beziehen und seine Mitbewohner kennen lernen. Allerdings wenn ihr nur auf der Warteliste steht für ein Zimmer, dann versucht bereits noch in Deutschland alternative Adressen zu suchen und private Leute anzuschreiben. Falls ihr mit den schwedischen Seiten nicht weiterkommt, scheut nicht davor eure Mentoren anzuschreiben, die sind alle nett und sehr hilfsbereit, da sie die Zimmerknappheit in Lund alle kennen. Eine wichtige Adresse ist: Falls ihr dann immer noch kein positives Feedback habt, reist früher an als am Arrival Day und versucht bereits in dem einzigen Hostel das es gibt, ein Zimmer zu bekommen und euch ein Bild zu machen von der Uni und wo ihr am ersten Tag hin müsst, denn wer als erstes kommt, bekommt auch noch ein Zimmer. Also am Arrival Day um 6 Uhr am besten vor dem AF building stehen und eine Nummer ziehen (ohne Nummer geht in Schweden gar nichts) und warten. Ich kenne genug Leute, die die ersten Wochen bei Freunden untergekommen sind zum Übernachten, also seid nicht nicht abgeneigt fremden Leuten ein Dach über den Kopf anzubieten. Insgesamt seit ihr mit der Zimmersuche auf euch alleine gestellt, aber das ist dann gleich die erste Herausforderung, die zu meistern ist. Orientierungswoche In den ersten Wochen finden unterschiedliche Angebote statt, zum Beispiel wird viel von den Mentorengruppen angeboten; falls ihr keiner zugeteilt wurdet, fragt andere

3 Studenten und hängt euch einfach an eine dran, hier lernt man gleich viele Leute kennen und lernt die Stadt, Malmö und die Umgebung kennen. Zweitens wird ein SLOP Sprachkurs angeboten, falls ihr euch angemeldet habt aber dennoch keinen Platz bekommen habt, einfach ersten Tag früh hingehen und fragen, so habe ich es auch gemacht und konnte gleich mein Schwedisch erweitern. Allerdings sind die Anfängerkurse sehr voll und der Lerneffekt ist sehr gering, besser wäre es, zu Hause schon anzufangen und gleich in Schweden einen Fortgeschrittenen Kurs zu machen. Weitere Sprachkurse werden im Semester von der Uni angeboten, diese sind von der Teilnehmerzahl begrenzt und sollen sehr effektiv sein. Ein weiterer Tipp ist gleich sein Fahrrad von zu Hause mitzunehmen, denn ohne Fahrrad ist Lund nicht das gleiche. Es ist möglich, überall mit dem Bus hinzufahren, allerdings wird dies auf die Dauer sehr teuer und laufen ist anstrengend, vor allen Dingen, wenn alle anderen ein Fahrrad haben. Wenn ihr dennoch eins in Lund kaufen wollt, schaut einfach mal hier: Auf dieser Seite findet ihr gebrauchte Fahrräder, sowie Bücher und andere hilfreiche Sachen. Alle meine Kurse an der Uni waren in Englisch und nur die Anfängerkurse werden in Schwedisch gehalten. Normalerweise wird in der ersten Vorlesung gefragt, welche Sprache gewünscht wird. Das Gebäude des Fachbereichs Mathe liegt direkt neben dem Sparta Studentenwohnheim und ist nicht weit von der Stadt entfernt. Insgesamt ist die Stadt nicht allzu groß und alles ist einfach zu erreichen. Das Studentenwohnheim Vildanden ist etwas außerhalb, aber mit dem Fahrrad auch kein Problem. Freizeit In Lund findet man so genannte Nations, das sind Studentenvereinigungen welche Parties, Essen, Kino, Konzerte und vieles mehr organisieren. Es gibt insgesamt 13 solcher Nations, aber es spielt keine Rolle welcher ihr beitreten

4 wollt. Jeder Schwede muss einer Nation beitreten, und es ist auch für internationale Studenten empfehlenswert, denn hier treffen sich die Studenten, um gemeinsam etwas zu unternehmen; andere Leute erhalten keinen Einlass. Die Studentenkarte ist nicht teuer und ermöglicht einem günstiges Essen zum Lunch, Brunch oder Dinner sowie Sittnings. Die Sittnings finden abends statt und es gibt ein Drei-Gänge-Menü mit anschließender Party in der Nation, hier legen DJ`s auf und es gibt günstigere Getränke, Preise wie bei uns in den Diskotheken. Allerdings sind die Lunchs nicht mit einer Mensa zu vergleichen, es gibt nur begrenzte Anzahl an Essen, und wer zuerst da ist, meist so um 11.45h, der bekommt auch was, ansonsten gibt es im Mathegebäude viele Mikrowellen zum Essen warm machen. Man kann sich aber auch selbst arrangieren und in der Nation mitarbeiten. Ich habe einige Male geholfen und so bekommt man einen guten Einblick in das schwedische System. Es heißt Studenten arbeiten für Studenten und jeder arrangiert sich mal. Man kann im Klub ausschenken oder beim Essenkochen helfen, sowie Veranstaltungen mitmachen oder auch gestalten. Wer sich sportlich betätigen will: die Nations bieten meist ein Sportangebot an, Volleyball, Innebandy (Hockey), Basketball und andere Sachen. Wer mehr an Krafttraining oder Aerobic, Tanzen oder Spinning interessiert ist, sollte unbedingt zu den Gerdahallen gehen: Es ist ein Fitnesscenter nicht weit vom Mathe Gebäude, dass den ganzen Tag Sportprogramm bietet. Empfehlenswert ist auch ein Fahrradausflug zum Strand Lomma oder zu den nah gelegenen Seen um Lund, hierzu bekommt ihr im International Office jede Menge Informationen oder im Informationszentrum in Lund. Negatives Also viel Negatives kann ich nicht berichten, aber in jedem Land gibt es etwas was einem nicht hundertprozentig gefällt. Die Schweden sehr gemütlich, das merkt man auch in ihrer Arbeitsweise. Sie reden gerne und sind nicht die Schnellsten, somit in

5 den Laden gehen, Nummer ziehen und warten. Da ich eher zu den ungeduldigen Menschen gehöre, war das nicht immer leicht, aber man gewöhnt sich dran. Ein zweiter Punkt ist die personal number, jeder Schwede hat sie und wird über diese Nummer identifiziert. Unter dieser Nummer kann jeder Einblick in das Leben erhalten und zum Beispiel ermitteln wo die Person lebt, die Telefonnummer, Vorstrafen oder aber die Noten der letzten Klausur. In Schweden ist so etwas öffentlich und jeder kann persönliche Sachen einsehen. Wenn man ein Jahr in Schweden lebt, kann man so eine Nummer beantragen (habe ich nicht gemacht und ist auch nicht notwendig), diese Nummer ermöglicht einem, ein schwedisches Konto zu eröffnen und macht einiges einfacher, z.b. der Arztbesuch. Drittens der Arztbesuch, das System ist anders als in Deutschland. Man spricht zuerst mit einer Krankenschwester über seine Beschwerden und diese entscheidet, ob ein Arztbesuch nötig ist, somit kann es schon mal eine Stunde dauern bis man nach der Warteschleife am Telefon einen Termin bekommt. Feedback Insgesamt bin ich überglücklich, dass ich ins Ausland gegangen bin. Meine Englischkenntnisse haben sich wesentlich verbessert und ich habe jede Menge neuer Leute kennen gelernt, die genauso aufgeregt am Anfang waren wie man selbst. Außerdem sind in Lund alle Nationen vertreten, somit habe ich einige Asiaten kennen gelernt und viel über andere Kulturen und Bräuche. Ein weiterer Tipp ist, bleibt nicht nur ein Semester; ich habe ein weiteres drangehängt und erst dann beginnt wirklich der Alltag und man fühlt sich zu Hause. Ein Semester ist sehr schnell vorbei und man ist gerade erst angekommen und muss schon wieder nach Hause. Auch sollte man vorher ein wenig Geld sparen, um ein wenig herumzureisen. Ich habe zum Beispiel Stockholm, eine sehr schöne Stadt, und im Winter Kiruna bereist. Außerdem ist es nicht weit nach Kopenhagen oder auch nach Oslo.