Modernisierung und Liberalisierung im Brandschutz - die neuen Brandschutzvorschriften 2015

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1 Modernisierung und Liberalisierung im Brandschutz - die neuen Brandschutzvorschriften 2015 SRB-Newsletter zum Brandschutz Nach über 10 Jahren Gültigkeit sind die Brandschutzvorschriften (BSV) durch die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherer (VKF) gründlich überarbeitet, modernisiert und entschlackt worden. Am treten die neuen Vorschriften in Kraft. Neben einigen wenigen Verschärfungen bringen die neuen Vorschriften bemerkenswerte Erleichterungen bei Neu- und Umbauten und erlauben Kosteneinsparungen in Bauprojekten, ohne Abstriche bei der Personensicherheit machen zu müssen. Der Sachwertschutz wurde basierend auf wissenschaftlichen Untersuchungen wirtschaftlich optimiert. In diesem Risk Engineering-Newsletter möchten wir Sie über die wichtigsten Änderungen informieren, wobei wir den Blick speziell auf industrielle und gewerbliche Nutzungen sowie auf Bürobereiche richten. 1 Baustoffe und Bauteile Die Klassifizierungen von Bauprodukten in Bezug auf Brandverhalten und Feuerwiderstand wird neu geregelt, insbesondere werden zusätzlich zu den bisherigen VKF-Klassifizierungen die europäische Baustoff- und Bauteilklassifizierungen integriert. Die Integration der verschiedenen Klassifizierungssysteme (VKF, EN) erfolgte durch die Bildung von 4 Brandverhaltensgruppen (RF1 RF4): RF1 (kein Brandbeitrag); RF2 (geringer Brandbeitrag); RF3 (zulässiger Brandbeitrag); RF4 (unzulässiger Brandbeitrag). 2 Brandschutzabstände, Tragwerke und Brandabschnitte Diese Themen werden in der neuen Brandschutzrichtlinie Brandschutzabstände Tragwerke Brandabschnitte zusammengefasst (bisher 2 Richtlinien). Eine wesentliche Änderung ist die materialneutrale Darstellung: Die Angaben über die Tragwerke resp. über die Brandabschnitte werden hinsichtlich Feuerwiderstandsdauer gemacht, ohne Unterscheidung ob brennbar oder nicht brennbar. Neu werden die Brandschutzmassnahmen nicht mehr aufgrund der Anzahl Geschosse bestimmt, sondern primär aufgrund der Gebäudehöhe: Es wird unterschieden zwischen folgenden 3 Gebäudekategorien: a) Gebäude geringer Höhe (bis 11 m Gesamthöhe) b) Gebäude mittlerer Höhe (bis 30 m Gesamthöhe) c) Hochhäuser (bis 100 m Gesamthöhe) Datum: 22.Dezember 2014

2 Newsletter Brandschutzvorschriften 2015 Seite 2 Die Grösse der Brandabschnittsflächen wird in gewissen Nutzungen um bis 50% erhöht (Büro, Gewerbe und Industrie max. 3'600 m 2 ). Bei der Definition des minimalen Feuerwiderstands von Tragwerken, Decken und brandabschnittsbildenden Wänden wird neu das Vorhandensein einer Löschanlage (Sprinkler) berücksichtigt. Beispiel: Auszug aus den Feuerwiderstandsanforderungen bei Gebäude geringer Höhe (ohne und mit Löschanlage) VKF Für Gebäude mit geringen Abmessungen (max. 600 m2 Gesamtgeschossfläche) sind grundsätzlich keine Brandschutzmassnahmen mehr erforderlich (neu!). 3 Fluchtwege Die Anforderung an die Anzahl Treppenanlagen hängen nicht mehr ausschliesslich von der Geschossfläche ab: Neu ist bis 900 m2 eine Treppenanlage erforderlich. Über 900 m2 Geschossfläche sind Treppenanlagen aufgrund der vorgegebenen maximal zulässigen Fluchtwegdistanzen zu erstellen. Die maximale zulässige horizontale Fluchtwegdistanz sieht neu eine Beschränkung auf 35 m vor, ohne die Aufteilung von Fluchtweg in Raum und Korridor (bisher 20m). Neu ist auch der Begriff "Nutzungseinheit": Die Nutzungseinheit ist der Zusammenschluss von einzelnen Räumen mit vergleichbarer oder zusammengehörender Nutzung (z. B. Wohnung, Arztpraxis, Kombibüro). Alle für die Flucht notwendigen Räume innerhalb der Nutzungseinheit sollen den Nutzern frei zugänglich sein, so dass diese die Nutzungseinheit über den Fluchtweg verlassen können. Innerhalb einer Nutzungseinheit können einzelne Räume als Brandabschnitte ausgebildet sein. Innerhalb der Nutzungseinheit darf der Fluchtweg über maximal einen angrenzenden Raum zu einem horizontalen oder vertikalen Fluchtweg führen (max. 35 m) z.b. in Büro- Gewerbe und Industriebauten bei den Kombizonen

3 Newsletter Brandschutzvorschriften 2015 Seite 3 Innerhalb der Nutzungseinheit darf der Fluchtweg über mehrere Räume zu einem horizontalen oder vertikalen Fluchtweg führen (max. 35 m) z.b. in Gebäude mit geringen Abmessungen Praktische Anwendung der Nutzungseinheit in Bürobereichen: Dem Bürobetrieb dienende und zuordenbare Nutzungen, wie z.b. Sitzungszimmer, Aufenthaltsräume, Serverräume, Putzräume, Teeküche, können im gleichen Brandabschnitt zusammengefasst werden. Praktische Anwendung der Nutzungseinheit in Gewerbe und Industrie: Fabrikation, Labors, Werkstätten, Lager, Büros etc. ohne besondere Brandgefahren können im gleichen Brandabschnitt zusammengefasst werden. Praktische Anwendung der Nutzungseinheit in Verkaufsgeschäften: Verkaufsflächen, Verwaltungsräume und Lagerbereiche können im gleichen Brandabschnitt zusammengefasst werden. 4 Gefährliche Stoffe Die beiden bestehenden Brandschutzrichtlinien "Gefährliche Stoffe" und "Brennbare Flüssigkeiten" werden neu in der Brandschutzrichtlinie "Gefährliche Stoffe" zusammengefasst. Die Klassifizierung der Gefährlichen Stoffe erfolgt nach dem GHS ("Global Harmonisiertes System zur Klassifizierung, Kennzeichnung und Verpackung von Chemikalien"). Die Zusammenlagerungsvorschriften sind durch die VKF konkretisiert worden. Die Maximalmengen für gefährliche Stoffe werden neu pro Brandabschnitt und nicht mehr pro Gebäude festgelegt. Neu wird für alle Lager mit mehr als 100kg gefährlicher Stoffe ein Lagerkonzept verlangt. 5 Qualitätssicherung im Brandschutz Da der Anteil des baulichen Brandschutzes immer kleiner und dadurch die Anteile des technischen und organisatorischen Brandschutzes immer grösser werden, steigen die Anforderungen an die Projektbeteiligten in der Projektierung und Realisation massiv. Deshalb werden nutzungsabhängig fachliche Anforderungen bei der Brandschutzplanung neu mit den Qualitätssicherungsstufen (QSS1 - QSS4) beschrieben.

4 Newsletter Brandschutzvorschriften 2015 Seite 4 Nutzungsabhängige Qualitätssicherungsstufen (Auszug) VKF Die Umsetzung der Qualitätssicherungsstufen stellt über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks bestimmte Anforderungen: In der Planungs- und Ausführungsphase wird neu die Funktion des QS Verantwortlichen Brandschutz eingeführt, der bestimmte fachliche Anforderungen und Aufgaben erfüllen muss. Auch besteht neu die Pflicht, die Eigentümer- und Nutzerschaft über die technischen Brandschutzanlagen zu instruieren und zum Abschluss des Bauprojekts muss eine Übereinstimmungserklärung Brandschutz ("Konformitätserklärung") ausgestellt werden. In der Nutzungsphase des Gebäudes müssen der Eigentümerschaft sämtliche Revisionsunterlagen übergeben werden, damit die Betriebsbereitschaft der Anlagen sichergestellt ist. 6 Nachweisverfahren Die BSV enthalten Standardkonzepte, die nach wie vor bei der Mehrheit der Bauprojekte Anwendung finden dürften. Für spezielle, komplexe Projekte gibt es neu die Möglichkeit, einen rechnerischen Nachweis für die Erreichung der Schutzziele zu führen. Um eine einheitliche Umsetzung der nachweisverfahren zu ermöglichen, befasst sich die neue Richtlinie Nachweisverfahren mit den Vorgaben für die Anerkennung der rechnerischen Nachweise, die allgemein als Ingenieurmethoden im Brandschutz bezeichnet werden. 7 Fundstellen für Brandschutzvorschriften In diesem Newsletter haben wir lediglich die wichtigsten Neuerungen behandelt. Wenn Sie die neuen Brandschutzvorschriften genauer konsultieren möchten, besuchen Sie bitte um direkt auf die Originaltexte zuzugreifen. Dort finden sich auch die Register für geprüfte Brandschutzprodukte.

5 Newsletter Brandschutzvorschriften 2015 Seite 5 Unterstützung und Beratung zu den neuen Brandschutzvorschriften Die unterstützt Sie umfassend bei der Umsetzung der neuen Brandschutzvorschriften: Brandschutz bei Neu- und Umbauten Erstellung von Brandschutzkonzepten Übernahme der Funktion des QS Verantwortlichen Brandschutz bei der Umsetzung der Qualitätssicherungsstufen QSS1 und QSS2 Beurteilung von technischen Brandschutzmassnahmen (BMA, Sprinkler, andere Löschanlagen, Gassensoren ) Plangenehmigungsverfahren, Verhandlungen mit Behörden und Durchführungsorganen Risikoaudit Sach-/BU-Risiken inkl. Lieferantenaudit Gefährliche Stoffe Erstellung von Lagerkonzepten für gefährliche Stoffe Explosionsrisikountersuchung von Arbeitsplätzen und Arbeitsmitteln Erstellung von Explosionsschutzdokumenten Unsere Kompetenzen Brandschutzfachmann VKF / Fire Expert CFPA Sicherheitsingenieur EigV Angewandte Regelwerke: VKF, SES, CFPA, NFPA, VdS