Kirchengemeinde Hegensberg-Liebersbronn Gottesdienst am 8. Mai 2016, Exaudi Predigt: Pfarrer Siegbert Ammann Text: Epheser 3, 14-21
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- Daniel Grosse
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1 Kirchengemeinde Hegensberg-Liebersbronn Gottesdienst am 8. Mai 2016, Exaudi Predigt: Pfarrer Siegbert Ammann Text: Epheser 3, eingespielt am 12. Mai.2016 Kanzelgruß: Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus, Amen. Liebe Gemeinde, mit dem heutigen Sonntag Exaudi kommen wir in eine merkwürdige Zwischenzeit. Karfreitagsstimmung will sich wieder ausbreiten. Jesus, der gestorben und auferstanden war, fehlt plötzlich, wurde vor den Augen der Jünger in den Himmel aufgenommen. Da war dieses merkwürdig verstörende Ereignis, das wir am vergangenen Donnerstag miteinander betrachtet haben. Christi Himmelfahrt, das Eingehen Jesu in die Seinsweise des Vaters. Das Antreten seiner Macht und Herrschaft als König aller Könige, aber zugleich auch die finstere Stunde der Verlassenheit. Jetzt ist er uns wieder abhandengekommen. So denken die Jünger, die nach oben starren. Fassungslos, ratlos, trostlos. Denn der Trost war ihnen ja erst verheißen. Ich werde euch den Tröster senden. Den Heiligen Geist nie davon gehört. Was soll das sein? Wenn wir die Geschichte Jesu uns seiner Jünger einmal ganz naiv betrachten, dann könnten wir sagen: Die Krise ist noch lange nicht überstanden. Im Gegenteil, sie ist wieder da. Jetzt, im Moment, fühlen sich alle Beteiligten, wie in der Zeit kurz nach der Kreuzigung. Alles ist ein großes Fragezeichen. Was soll das Gott? Was soll das Jesus? Hilf uns, die Zusammenhänge zu erkennen. Lassen wir das einfach mal so stehen: Der Sonntag Exaudi ist zunächst also einmal ein besonders finster wirkender Tag! Zwischenzeit Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Leben mit der Verheißung, aber mit nichts Handfestem in der Hand. Den Beweis seiner Auferstehung wie sollen wir den jetzt noch führen können, wenn wir ihn nicht länger vorzeigen können? Wenn Jesus zum Vater zurückgekehrt ist? Schauen wir, wie die Schar der Jünger, wie die erste Christenheit mit dieser Zeit zwischen Abschied und Erfüllung der Verheißung umgegangen ist. Können wir uns in sie hineindenken? Geht es uns nicht streckenweise ganz ähnlich? Jesus ist nicht mehr bei uns und der Geist Gottes in weiter Ferne, als etwas Numinoses, von dem keiner so recht weiß, was er damit anfangen soll. Kommt der erst noch zu uns oder haben wir ihn schon? Sind wir allein mit unserem Glauben, unserer Hoffnung, unseren Ängsten und unserer Sehnsucht? Hören wir hinein, in die Empfehlung, die der Epheserbrief der jungen Christenheit gibt. Paulus hat lange Zeit in Ephesus gelebt. Ephesus war eine durch und durch vom Wirken des Apostels geprägte Gemeinde. Ob das Schreiben, das in den Kanon unserer Bibel aufgenommen wurde, jedoch auf Paulus selber oder einen seiner Schüler zurückgeht, ist unter den Theologen unserer Tage sehr umstritten. Gehen wir einfach mal davon aus, dass der Brief in Ephesus wertgeschätzt und vorgelesen wurde, als hätte ihn der Apostel Paulus selbst geschrieben. Ich lese uns den für heutigen Sonntag vorgesehenen Predigtabschnitt aus Epheser 3, Dort heißt es:
2 (14) Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, 2 (15) der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, (16) dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, (17) dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. (18) So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, (19) auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle. (20) Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, (21) dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Liebe Gemeinde, Paulus war ein Apostel, der viel für die Seinen gebetet hat. Wenn er eine seiner Gemeinden verlassen hat, um weiterzuziehen, war das Gebet und die Briefe, die hin- und hergegangen sind, auf Jahre das Verbindende. Paulus war auch ein guter Analytiker. Ihm brauchte man nichts vorzumachen. Paulus hat es seinen Gemeinden angemerkt und abgespürt, ob die Dinge im Lot waren oder nicht. Und er war es auch, der immer wieder auf die Liebe hingewiesen hat, die das Verbindende sein soll. Das ist es, was Euch, das ist es, was mir immer wieder fehlt. Die LIEBE!! Dafür lasst uns also den Herrn bitten. Dass er uns wachsen lässt in allen Stücken. Dass wir so werden, wie er war. Werde, was du sein sollst könnte man kurz gefasst sagen. Fehlt dir etwas dazu? Dann bitte den Heiligen Geist, der dir verheißen ist um Kraft und Hilfe. Da ist also jetzt ein Mann in unserem Predigttext, der an diese Gedanken des Apostels Paulus erinnert. Ja mehr noch, der wie es Paulus getan hat für die Gemeinde betet. Er geht für die Menschen, die ihm am Herzen liegen sogar auf die Knie. Um was bittet er den Vater? Um Kraft, Glaube und Liebe, diese Drei. Dass er euch Kraft gebe stark zu werden durch seinen Geist und dass der Glaube in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt seid und dann kommt noch eines hinzu: Er bittet, dass ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle. Dann geschieht auch an uns das Pfingstwunder. Dann erfahren wir, wie das konkret wird in unserem eigenen Leben: Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. (vgl. Bachkantate, BWW 226) Ich möchte ihnen heute Morgen eine Geschichte erzählen, die mich besonders angerührt hat.
3 3 Ein Pfarrer kam zu einem Kranken und besuchte ihn in seiner Wohnung. Dabei sah er sich um und bemerkte einen leeren Stuhl an der Seite des Krankenbettes. Die beiden kamen miteinander ins Gespräch über den Stuhl. Der Kranke erzählte nämlich: Wissen sie, Herr Pfarrer, den Stuhl, den habe ich für Jesus da hinstellen lassen. Ich hatte ihn nämlich eingeladen, dort Platz zu nehmen. Und ich sprach in Gedanken mit ihm, bevor Sie kamen. Es fiel mir jahrelang sehr schwer zu beten, bis mir ein Freund irgendwann erklärte, dass Gebet wie ein ganz normales Gespräch mit Jesus sei. Er riet mir, einen leeren Stuhl neben mich zu stellen und mir vorzustellen, Jesus säße darauf. Ich solle mit Jesus sprechen und seinen Worten zuhören. Seitdem habe ich keine Schwierigkeiten mehr beim Gebet. Einige Tage später kam die Tochter des Kranken zum Pfarrer und brachte ihm die Nachricht, dass ihr Vater in der Nacht gestorben sei. Sie sagte: Ich ließ ihn ein paar Stunden lang allein. Er schien so friedlich zu sein. Als ich ins Zimmer zurückkehrte, war er tot. Etwas Eigentümliches habe ich jedoch bemerkt: Sein Kopf lag nicht auf dem Bett, sondern auf dem Stuhl neben seinem Bett. Ich wünsche euch, dass ihr stark werdet an eurem innwendigen Menschen, betet der Autor des Epheserbriefes. Bei manchen Menschen dauert das ein ganzes Leben lang. Viele lernen Gott erst in den Krisenzeiten ihres Lebens kennen. Die Breite und Länge und die Höhe und die Tiefe der Liebe Christi auszuloten, ist für sie ein langwieriger Prozess. Vier Dimensionen werden hier aufgezählt, hat ein Ausleger zu dieser Stelle geschrieben, nicht allein die drei, die wir normalerweise zum Ausmessen brauchen. Auch die Tiefe gilt es auszuloten. Denn: Was wäre das für ein Gott, der nur in den Schönwetterperioden zu uns halten würde? Mancher Mensch muss sich tief herunterbeugen, um Gottes Größe anzuerkennen, um Gott Gott Sein zu lassen. Aber auch Gott beugt sich tief zu mir herab, begegnet mir in der Person Jesu Christi auf Augenhöhe, damit ich Mut fasse, mich mit meinem Gebet an ihn zu wenden. Es ist kein Zeichen von Stärke immer alles allein bewerkstelligen zu wollen oder auch zu können. Es ist ein Zeichen von Stärke, auch einmal anzuerkennen, dass meine Hände leer sind und nur Gott sie füllen kann. Es ist vor allem auch kein Zeichen von Schwäche im Knien zu beten. Manchmal ist es einfach eine logische Konsequenz für einen, der Gott begegnet ist und darüber bescheiden geworden ist. Eines ist mir beim wiederholten Lesen des Predigttextes aufgefallen: Der Beter, dem wir heute lauschen, macht etwas Erstaunliches. Er bleibt bei seinem Gebet nicht bei sich. Ich glaube, das ist unsere größte Versuchung, bei allem Beten doch letztlich nur um uns zu kreisen. Der Beter sagt nur ein einziges Mal ich Ich beuge meine Knie. Ansonsten sagt er immer : er ihr euch! Er nimmt seine Gemeinde buchstäblich ins Gebet. Er trägt jeden einzelnen aus der Christenschar in Ephesus zu Gottes Ohr, an Gottes Herz, beinahe so, als könnte er den Glauben der Epheser durch sein Gebet stärken, als könnte er im Herzen der Menschen mit der Kraft und der Leidenschaft seines Gebetes Gott groß machen. Spüren Sie etwas von der Breite und Länge und die Höhe und die Tiefe der Liebe Christi in ihrem Alltag? Haben Sie teil an der ganzen Gottesfülle? Oder sind das eben nur ein paar große, schönklingende Worte aus einem etwas abgelegenen Bibelabschnitt? Die Epheser, an die der Brief ursprünglich gerichtet war, haben uns eines voraus. Sie haben mehrere Jahre mit Paulus zusammengelebt. Sonntag für Sonntag hatten sie Gelegenheit, seinen Pre-
4 4 digten zuzuhören. Ich gehe davon aus, dass sie darum an die Bilder, die er verwendet hat und an seine Ausdrucksweise gewohnt waren. Woche für Woche hat Paulus den Ephesern gepredigt, was die Kraft Gottes und die Liebe Jesu und die Gottesfülle in unserem Leben bewirken können. Und mit Blick auf seine eigene Biografie hat er den Seinen weitergegeben: Die Kraft Gottes macht dich erst einmal bescheiden. Das ist vielleicht das größte und wichtigste Werk, das der Heilige Geist in dir wirkt. Dass er dich, wie mich vor Damaskus, erst einmal vom Pferd holt, vom hohen Ross. Nehmen sie das als Kernsatz christlicher Lehre aus meiner Predigt heute Morgen mit nach Hause: Die Kraft Gottes macht dich bescheiden und erst dann kann der Heilige Geist an, in und durch dich wirken. Wer Christ sein will und auf Gott zugeht, merkt schnell, dass es durchaus angemessen ist, vor ihm die Knie zu beugen. Zugegeben: Wir sind Gottes Kinder, und haben gewisse Sonderrechte bei ihm, wir müssen uns nicht auf eine Warteliste setzen lassen und um einen Gesprächstermin anstehen, Nein! Wir haben einen direkten Zugang zu Gott, weil Jesus uns die Tür zum Vater geöffnet hat. Trotzdem sind wir ein Leben lang Bittsteller. Seine Kraft empfangen wir immer als ein Geschenk. Und wir merken in unserem Alltag als Christen: Es ist eben Gottes Kraft und nicht unsere, die uns weiterbringt. Gott macht uns stark durch seinen Geist. Er gibt uns die Erkenntnis, er lässt uns Jesu Liebe verstehen. Gott erfüllt uns mit seiner Fülle überall unser Bitten und Begreifen hinaus. Darum gebührt ihm allein die Ehre in der Gemeinde in Zeit und Ewigkeit. Das Wichtigste ist dies: Dass wir bei Gott bleiben und auch in schweren Tagen wissen: Jesus ist auch jetzt bei mir und er wird mir auch jetzt helfen und mich nicht verlassen. Im Epheserbrief heißt es: Ihr werdet die Liebe Jesu Christi, ihre Breite, Länge und Höhe erfahren. Ihr werdet erkennen, dass seine Liebe nicht nur dort zu finden ist, wo es euch gut geht, wo alles zum Besten steht. Die Liebe Jesu erweist sich vielmehr erst da in ihrer ganzen Tiefe, wo sie uns auch in dunklen Stunden tröstet, begleitet und durch die schweren Tage hindurchführt. Erst da, in den Stunden der Anfechtung, kann es geschehen, dass wir die ganze Gottesfülle begreifen. So möchte ich zurückkehren zum Anfang meiner Predigt und zu dem Gedanken, ob das nicht ein besonders finsterer Tag ist, heute, dieser Sonntag Exaudi zwischen Himmelfahrt und Pfingsten? Und ich muss sagen: Selbst wenn es so wäre wenn also heute ein besonders trüber Lebenstag für sie ist in einer für sie eher leidvollen Lebensphase, wenn sie heute Morgen mit finsteren Erwartungen aufgestanden sind und sich fragen, wie es weitergehen soll, was wohl noch kommen wird an Sorgen und Tränen und ob sie das alles wohl ertragen können... dann sollen sie heute Morgen diese Trostbotschaft zugesprochen bekommen: Da sind andere Christen, die für uns beten!! Wir sind nicht allein. Gott weiß um uns. Gott hält zu uns. Er ist nicht nur in den Schönwetterperioden unserer Jahre bei uns, nicht nur, wenn es uns gut geht und wir uns rundherum wohlfühlen, nicht nur dann, wenn wir ihm auch angemessen danken und die Ehre geben Nein! Er ist bei uns an allen Tagen unseres Lebens. Was uns am Sonntag Exaudi an diesem merkwürdigen Sonntag zwischen Himmelfahrt und Pfingsten fehlt, ist nicht die Liebe Jesu Christi, sondern allenfalls unser Vertrauen in ihn und dass er uns so liebt und geliebt hat, dass er bereit war, sein Leben für uns zu opfern.
5 5 Ich wünsche uns solchen Glauben und solches Vertrauen in die Liebe Jesu Christi und in Gott, dem allein die Ehre gebührt in der Gemeinde in Zeit und Ewigkeit. AMEN.
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