Anerkennung die Eintrittskarte in den Job?
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- Eugen Straub
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1 Anerkennung die Eintrittskarte in den Job? Auftaktveranstaltung des Hessischen Netzwerks Integration durch Qualifizierung 27. Oktober 2011, Frankfurt Dr. Carola Burkert Arbeitsgruppe Migration und Integration
2 Bildung und Arbeitsmarktintegration von Migranten Bedeutung des Zugangs zum Erwerbsleben für den Zusammenhalt und die Zukunft der Gesellschaft Stellung von Personen am Arbeitsmarkt: entscheidend für sozialen Status ausreichendes Einkommen: eigenständige Lebensplanung und gesellschaftliche Teilhabe erfolgreiche Positionierung von Zuwanderern und ihren Nachkommen auf dem Arbeitsmarkt: wichtige Voraussetzung für deren gesamtgesellschaftliche Integration Akzeptanz der Zuwanderung in der Bevölkerung...Migrant ist nicht gleich Migrant?! 2
3 AGENDA Was bringt die Zukunft: Rahmenbedingung demografischer Wandel in Hessen Arbeitsmarktintegration von Migranten Anerkennungsgesetz: auf den Weg gebracht und dann? Fazit und Handlungsbedarf 3
4 Was bringt die Zukunft? Rahmenbedingung: demografische Entwicklung in Hessen 4
5 Was bringt die Zukunft? Entwicklung der Bevölkerung 15 bis unter 65 Jahre, 2009 bis 2060, in Prozent Quelle: 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, Variante 1-W1; eigene Berechnungen 5
6 Wir werden weniger.. Vorausberechnete Bevölkerung 15 bis unter 65 Jahre in Hessen, 2009 bis 2060, in Tausend -33 % Quelle: 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, Variante 1-W1; eigene Berechnungen 6
7 Und was bringt die Zukunft? Vorausberechnete Bevölkerung 15 bis unter 65 Jahre in Hessen, 2009 bis 2020, in Tausend , , , , , , , , , , , , Quelle: 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, Variante 1-W1; eigene Berechnungen 7
8 Fachkräfteverknappung eine Verschiebung des Verhältnisses von Nachfrage und Angebot nach Fachkräften, ist wahrscheinlich, weil die Bevölkerung schrumpft, es auch bei Höherqualifizierung der Bevölkerung irgendwann weniger Fachkräfte geben wird als heute, und es in der Vergangenheit einen Trend zu hohen Qualifikationen in der Beschäftigung gegeben hat. 8
9 Was ist zu tun? Rahmenbedingungen: demografischer Entwicklung wirtschaftlicher Strukturwandel Notwendigkeit: Erhöhung der Erwerbsbeteiligung optimale Ausschöpfung von Humanressourcen in der Bevölkerung Strategien: besser Arbeitsmarktintegration von bereits hier lebenden Migranten Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen. 9
10 Arbeitsmarktintegration von Migranten: Persistenz von Ungleichheiten 10
11 Migranten: geringere Erwerbsbeteiligung Erwerbstätigenquote, mit/ohne Migrationshintergrund, Männer/Frauen, Hessen, % 80% 70% 60% 69,2% 68,9% 79,1% 50% 54,1% 40% 30% 20% 10% 0% mit Migrationshintergrund Frauen ohne Migrationhintergrund mit Migrationshintergrund Männer ohne Migrationhintergrund Quelle. Integrationsmonitoring der Länder,
12 Erwerbslosigkeit: deutliche Unterschiede Erwerbslosenquote, mit/ohne Migrationshintergrund, Männer/Frauen, Hessen, % 12% 10% 11,5% 12,3% 8% 6% 4% 4,7% 4,7% 2% 0% mit Migrationshintergrund ohne Migrationhintergrund mit Migrationshintergrund ohne Migrationhintergrund Frauen Männer Quelle. Integrationsmonitoring der Länder,
13 Qualifikationsstruktur Höchster beruflicher Bildungsabschluss, mit/ohne Migrationshintergrund, Männer/Frauen, Hessen, 2009 ohne Migrationshintergrund 8,2 56,3 35,5 Männer mit Migrationshintergrund 35,2 42,8 22 ohne Migrationshintergrund 13,9 62,9 23,2 Frauen mit Migrationshintergrund 42,1 37,3 20,6 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ohne Abschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung mit tertiärem Ausbildungsabschluss Quelle. Integrationsmonitoring der Länder,
14 Anerkennungsgesetz: auf den Weg gebracht und dann? 14
15 Ansichten Ausländische Berufsabschlüsse Im Dschungel der Anerkennung Deutschland diskutiert über Fachkräftemangel und Integration. Gleichzeitig dürfen viele tausend ausländische Fachkräfte hierzulande nicht in ihrem Beruf arbeiten. Das soll sich bald ändern. Ausländische Berufsabschlüsse Anerkennung im Dschungel FAZ Deutschland muss qualifizierten Ausländern klar signalisieren, was ihre Ausbildung wert ist. Doch der Teufel liegt auch hier im Detail. Wer regelt zum Beispiel, welche Unterlagen erforderlich sind? Wird es eine zentrale Anlaufstelle geben? FAZ Nutzloses Auslands-Diplom Damit Ingenieure aus Indien in Deutschland nicht mehr Taxi fahren müssen, soll nun ein neues Gesetz her. Doch es hat Mängel. Welt am Sonntag,
16 Verschenktes Potenzial Qualifizierte Beschäftigungsquoten von (Hoch-)Qualifizierten nach Bildungsabschluss im Ausland, 2008, Jährige inl. Bild.A bs. ausländischer Bildungsabsc chluss Deutsche ohne MigH (Spät-)Aussiedler Eingebürgerte Türkei Ehemalige Anwerbeländer Restl. Westeuropa/Nordamerika Übrige Welt % Quelle: Wapler
17 Anerkennungsgesetz Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen Ziel: bessere Verwertung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen im deutschen Arbeitsmarkt fördern von qualifikationsnaher Beschäftigung verbessern der Eingliederung von Neuzuwanderern in den deutschen Arbeitsmarkt steigern der Attraktivität Deutschlands für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland 17
18 Anerkennungsgesetz Anerkennungsstellen: prüfen die Gleichwertigkeit des ausländischen Abschlusszeugnisses mit der entsprechenden deutschen Qualifikation Einbezug von informell und informal erworbenen Kompetenzen z.b. Berufserfahrung, einschlägige Weiterbildungszertifikate Dokumentation der Lücken zum Referenzberuf Was kann anerkannt werden? Ausbildungsberufe des Dualen Systems Abschlüsse in reglementierten Berufen (staatliche Zugangsregelung), z.b. Ärzte, Kranken-/Altenpflegeberufe etc. (nicht in Länderhoheit) Was kann NICHT anerkannt werden? Hochschulabschlüsse, die nicht Voraussetzung für einen reglementieren Beruf sind (Zentralstelle für das ausländische Bildungswesen) Abschlüsse in reglementierten Berufen (staatliche Zugangsregelung) in Länderhoheit, z.b. Erzieherin, Ingenieure, Lehrkräfte etc. Ländereinigung! 18
19 Anerkennung und Verwertbarkeit Unbestreitbar: Unverzichtbarkeit des Anerkennungsgesetzes Neuzuwanderer: Eine Frage des Humankapitals? Sind Kenntnisse/Qualifikationen/Kompetenzen für den Arbeitsmarkt geeignet? Inwieweit verbessert eine Gleichwertigkeitsfeststellung die Arbeitsmarktchancen? Verwertbarkeit am Arbeitsmarkt im Screeningprozess des Arbeitsgebers? Arbeitgeber als Nadelöhr? Spätaussiedler besondere Migrantengruppe Recht auf Verfahren schon länger Was können wir von dieser Migrantengruppe lernen? 19
20 Geringere Verwertbarkeit bei formeller Anerkennung?! Hochqualifizierte Aussiedler/Deutsche ohne Migrationshintergrund in qualifizierten/nicht qualifizierten Beschäftigungen, nach Beschäftigungsdauern qualifizierte Beschäftigung nicht qualifizierte Beschäftigung 100% 90% 80% 70% 88,3% 95,9% 79,1% 89,7% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% unter 7 Jahre beschäftigt 11,7% 4,1% 7 Jahre und länger beschäftigt 20,9% unter 7 Jahre beschäftigt 10,3% 7 Jahre und länger beschäftigt Deutsche ohne Migrationshintergrund Aussiedler Quelle: Hochfellner/Wapler
21 Migranten: Verwertbarkeit von hier erworbenen Abschlüssen Migranten zweiter Generation je jünger, desto mehr steigender Anteil in Bildungssystemen und im Arbeitsmarkt Annahme: Vergleichbarkeit der Qualifikationen Folge: ähnliche Beschäftigungschancen?! 21
22 Mangelnde Verwertbarkeit?! Qualifizierte Beschäftigungsquoten von (Hoch-)Qualifizierten nach Bildungsabschluss im Inland, 2008, Jährige Deutsche ohne MigH (Spät-)Aussiedler inländischer Bildungsabsc chluss Eingebürgerte Türkei Ehemalige Anwerbeländer Restl. Westeuropa/Nordamerika Übrige Welt % Quelle: Wapler
23 Fazit und Handlungsbedarf 23
24 Es braucht mehr als ein Anerkennungsgesetz Anerkennungsgesetz: erster Schritt schafft Verfahrensansprüche für alle Inhaber ausländischer Qualifikationen nicht notwendigerweise eine Eintrittskarte in einen adäquaten Job Notwendig sind weitere Schritte: Anpassung der Rahmenbedingungen im Bildungssystem und am Arbeitsmarkt Nutzbarkeit von Informationsmaterial Transparenz und Vergleichbarkeit Ausbau der Serviceangebote für die beteiligten Zielgruppen (Migranten, Berater, Unternehmen, Anerkennungsstellen) Qualitätssicherung Verknüpfung mit Weiterbildung: Auf- und Ausbau des Nachqualifizierungsangebots (Qualitätsstandards) Auf- und Ausbau des Anpassungsqualifizierungsangebots (Qualitätsstandards) 24
25 Handlungsbedarf und Handlungsempfehlungen Integrations-Management Evaluation von Anti-Diskriminierungspolitik, Diversity Politiken, Arbeitsmarktprogrammen Verbesserung der Koordination/Erfahrungsaustausch der Akteure Potenziale der Migranten nutzen Anerkennungsgesetz. Teilhabe sichern für Migranten bei Weiterbildungsmaßnahmen und Bewertung/Anerkennung von informellen Lernen Förderung der Anerkennung von nicht formalen oder informellen Lernen mit besonderen Fokus auf Migranten Aktivierung durch Qualifizierung Verbesserung der Bildungschancen Einstellungsbereitschaft der Unternehmen/anonymisierter Lebenslauf?! Verbesserung der Integrationspolitiken stärker ausrichten auf Arbeitsmarkt: Integrationsprogramme und Sprachkurse Ausbau von Mentorenprogrammen und Praktika in Unternehmen informierter und ausgewogener öffentlicher Diskurs Quelle: Burkert et al 2010, Liebig
26 Kontakt: 26
27 Literatur Burkert, Carola; Kettner, Anja (2010): Potenziale der Migranten nutzen. In: Clavis, H. 3, S. 6-7 Burkert, Carola; Wapler, Rüdiger (2010): Vergebene Möglichkeiten. In: Human Resources Manager, H. 5, S Hochfellner, Daniela; Wapler, Rüdiger (2010): Licht und Schatten: Die Situation von Aussiedlern und Spätaussiedlern auf dem deutschen Arbeitsmarkt. In: IAB-Forum, Nr. 2, S Liebig, Thomas (2010): Labour market integration of immigrants and their children. Key findings from OECD country studies and related OECD work. Presentation at the Institute for Employment Research 17. February 2010, Nuremberg Länderoffene Arbeitsgruppe Indikatorenentwicklung und Monitoring der Konferenz der für Integration zuständigen Ministerinnen und Minister / Senatorinnen und Senatoren der Länder (IntMK) (2011): Erster Bericht zum Integrationsmonitoring der Länder Teil 2 Datenband. Hrsg. Konferenz der für Integration zuständigen Ministerinnen und Minister / Senatorinnen und Senatoren der Länder (IntMK) Liebig, Thomas; Widmaier, Sarah (2009): Children of Immigrants in the Labour Markets of EU and OECD Countries: An Overview. Paris: OECD Wapler, Rüdiger (2011): Arbeitsmarktintegration von Migranten in Deutschland. BA-IAB-Workshop Fachkräftebedarf und Zuwanderung. Juni 2011, Nürnberg 27
28 Backup 28
29 29
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