des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Zusammenarbeit zwischen Baden-Württemberg und der Türkei im Bereich der Wissenschaftspolitik
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- Walter August Schubert
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1 Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / Antrag der Abg. Dr. Dietrich Birk u. a. CDU und Stellungnahme des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Zusammenarbeit zwischen Baden-Württemberg und der Türkei im Bereich der Wissenschaftspolitik Antrag Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten, 1. welche Absichten und Ziele sie mit der Delegationsreise von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in die Türkei insbesondere im Bereich der Wissenschaft verfolgte und inwiefern diese Absichten und Ziele erfüllt wurden; 2. welche konkreten Ergebnisse bei den Gesprächen an den Universitäten und Forschungseinrichtungen in Ankara und Istanbul erzielt wurden und inwiefern diese Ergebnisse in die Wissenschaftspolitik der Landesregierung einfließen; 3. welche wissenschaftlichen Kooperationen zwischen Baden-Württemberg und der Türkei derzeit bestehen und inwiefern sie diese wissenschaftlichen Kooperationen ausbauen wird; 4. wie sie die Hochschultage in Ankara und Istanbul, für die Baden-Württemberg die Gastgeberrolle übernommen hat, bewertet und welche Schlussfolgerungen aus diesen Hochschultagen gezogen werden können; 5. inwiefern sie weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Baden- Württemberg und der Türkei in den Bereichen Bildung und Forschung sieht; 6. wie sie aus ihrer Sicht die Gründung der deutsch-türkischen Universität in Istanbul bewertet, die im Wintersemester 2013/2014 den Lehrbetrieb aufnimmt; 7. wie viele Menschen mit türkischem Migrationshintergrund an den Hochschulen und Universitäten in Baden-Württemberg eingeschrieben sind und wie hoch die Quote weiblicher Studierender mit türkischem Migrationshintergrund an den Hochschulen und Universitäten in Baden-Württemberg ist; Eingegangen: / Ausgegeben: Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Der Blaue Engel. 1
2 8. wie hoch die Quote derjenigen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund ist, die nach Abschluss ihrer akademischen Ausbildung in die Türkei zurückkehren und wie viele türkische Studenten durchschnittlich über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) jährlich zum Studium nach Baden-Württemberg kommen Dr. Birk, Gurr-Hirsch, Kurtz, Röhm, Wacker CDU Begründung Vom 14. bis 19. Oktober 2012 bereiste Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur die Türkei. Ziel der Reise war es, durch Gespräche mit wichtigen Entscheidungsträgerinnen und -trägern vor Ort zu einer Intensivierung der bilateralen Beziehungen zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Türkei beizutragen. Ein wichtiges Thema war dabei die Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft und Forschung. Inwieweit die Delegationsreise dazu beitrug, diese Zusammenarbeit zu vertiefen, soll mit diesem Antrag erfragt werden. Stellungnahme Mit Schreiben vom 11. Dezember 2012 Nr TUR-2/39/1 nimmt das Minis - terium für Wissenschaft, Forschung und Kunst zu dem Antrag wie folgt Stellung: Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten, 1. welche Absichten und Ziele sie mit der Delegationsreise von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in die Türkei insbesondere im Bereich der Wissenschaft verfolgte und inwiefern diese Absichten und Ziele erfüllt wurden; Die Türkei weist seit rund einem Jahrzehnt hohe wirtschaftliche Wachstumsraten auf und erreichte 2011 auf der Rangliste der größten Volkswirtschaften Platz 18. Seit der Republikgründung 1923 hat das Land einen tiefgreifenden wirtschaft - lichen Strukturwandel vollzogen. Von einem Agrarstaat hat sich die Türkei zu einem Land entwickelt, in dem rund 60 % des Bruttoinlandsproduktes im Dienstleis tungssektor und 30 % im Industriesektor erwirtschaftet werden. Die türkische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Türkei 2023 zu den zehn stärksten Wirtschaftsnationen der Welt gehört. Momentan gibt es in der Türkei, die eine vergleichsweise junge Bevölkerung aufweist (17,7 % der Menschen sind unter 25 Jahren alt; in Deutschland: 11,2 %), 3,5 Millionen Studierende an 176 Hochschulen. Obwohl seit 2006 über 50 Universitäten neu gegründet wurden, gilt das türkische Hochschulsystem als über - lastet, sodass sich 44 % der Studienanfängerinnen und -anfänger im Erststudium (Bachelor) nur in einem Fernstudiengang einschreiben können. Demographischen Prognosen zufolge wird die Zahl der Studierenden bis zum Jahr 2025 auf rund 5,2 Millionen (zum Vergleich Studierende im WS 2011/2012 in Baden- Württemberg) anwachsen. Geplant sind weitere massive Investitionen in die universitäre Ausbildung und Forschung. 2
3 Im Wintersemester 2011/12 war die Türkei vor China und dem ehemaligen Jugoslawien das wichtigste Herkunftsland von ausländischen Studierenden an den Hochschulen in Baden-Württemberg. Vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklung der türkischen Wirtschaft und der Chancen zur Zusammenarbeit in der Wissenschaft diente die Delegationsreise des Herrn Ministerpräsidenten im Wissenschaftsbereich folgenden Zielen: a) Weiterer Ausbau des Austauschs von Studierenden. Hierzu wurden an einer Universität in Istanbul und einer Universität in Ankara jeweils ein baden-württembergisch-türkischer Hochschultag veranstaltet, um für den Studienstandort Baden-Württemberg zu werben. Es beteiligten sich rund 25 baden-württembergische Hochschulen. Die Veranstaltungen waren gut besucht, und eine große Zahl türkischer Interessentinnen und Interessenten informierte sich über die Möglichkeiten eines Studiums in Baden-Württemberg. Des Weiteren tauschten sich die Delegationsmitglieder in Gesprächen mit Repräsentanten von Hochschulen und anderen Organisationen über Hindernisse und Ausbaumöglichkeiten der Hochschulkooperation aus. b) Sondierung von Möglichkeiten für die Übertragung bewährter Institutionen des Hochschulwesens in Baden-Württemberg auf die Türkei. Unter anderem wurden während der Delegationsreise die Möglichkeiten für den Aufbau einer Einrichtung nach dem Modell der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in der Türkei erörtert. c) Verbesserung der Zusammenarbeit im Bereich der Forschung durch gemein - same Forschungsprojekte und den Austausch von Doktorandinnen und Dok - toranden. Hierzu fanden unter anderem Gespräche mit dem TÜBITAK, dem türkischen Wissenschafts- und Technologieforschungsrat, statt. Der Entwurf eines Memorandum of Understanding zur Zusammenarbeit wurde übergeben. Die türkische Seite signalisierte Interesse an der Intensivierung der Zusammenarbeit. Insgesamt wurden die Ziele der Delegationsreise erreicht, was auch eine schrift liche Befragung der Mitglieder der Wissenschaftsdelegation im Anschluss der Reise bestätigt hat. 2. welche konkreten Ergebnisse bei den Gesprächen an den Universitäten und Forschungseinrichtungen in Ankara und Istanbul erzielt wurden und inwiefern diese Ergebnisse in die Wissenschaftspolitik der Landesregierung einfließen; Die wichtigsten Gespräche waren: Haceteppe Technopolis Informationsaustausch, Diskussion möglicher gemeinsamer Antragsstellungen, u. a. im Forschungsrahmenprogramm der EU, Haceteppe Universität Austausch zu Projekten der Integrationsforschung, Ankara Universität Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen der Universität Tübingen und der Universität Ankara, Bosporus Universität Diskussion verschiedener Kooperationsmöglichkeiten Einladung zu einem Gegenbesuch nach Baden-Württemberg, Marmara Research Center (TÜBITAK) türkisch-baden-württembergischer Workshop (gemeinsame Veranstaltung des Umwelt- und Wissenschaftsminis - teriums) zur Energieforschung mit Identifizierung von Kooperationsmöglichkeiten, Marmara Universität Sondierung von Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit mit baden-württembergischen Hochschulen auf dem Gebiet der Islam - wissenschaft. 3
4 3. welche wissenschaftlichen Kooperationen zwischen Baden-Württemberg und der Türkei derzeit bestehen und inwiefern sie diese wissenschaftlichen Kooperationen ausbauen wird; Es wird auf die Stellungnahme des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst zum Antrag der Abg. Katrin Schütz u. a. CDU verwiesen: Kooperation von Hochschulen in Baden-Württemberg mit türkischen Hochschulen, Druck - sache 15/1025. Das Wissenschaftsministerium geht davon aus, dass sich Zahl und Intensität der Kooperationen in Folge der Delegationsreise und der Hochschultage in Ankara und Istanbul erhöhen werden, wobei die Entscheidung darüber grund - sätzlich bei den Hochschulen liegt. 4. wie sie die Hochschultage in Ankara und Istanbul, für die Baden-Württemberg die Gastgeberrolle übernommen hat, bewertet und welche Schlussfolgerungen aus diesen Hochschultagen gezogen werden können; Das Veranstaltungsformat des baden-württembergisch-türkischen Hochschultags sah vor, dass die Vertreter der akademischen Auslandsämter baden-württembergischer Hochschulen an einer türkischen Universität für ihre Einrichtungen werben. Ein solches Format eignet sich insbesondere in Ländern wie der Türkei mit bereits guten Beziehungen zu Baden-Württemberg in vielen Wissenschaftsbe - reichen. Dieses Veranstaltungsformat wurde im Rahmen der Reise von Herrn Ministerpräsident Kretschmann erstmals erprobt und hat sich bewährt. Es konnten an beiden Universitäten viele Studierende sowie Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Insbesondere die in Ankara verwirklichte Kombination der Hochschul - auftritte mit einer europapolitischen Grundsatzrede des Herrn Ministerpräsidenten führte zu öffentlicher Aufmerksamkeit. Der Bedarf an einer weiteren Internationalisierung des Hochschul- und Wissenschaftssystems in der Türkei ist hoch. Viele Studierende können eine gute Ausbildung vorweisen und haben Interesse an einem Studium in Deutschland. Im Hinblick auf die zukünftige demografische Entwicklung in Baden-Württemberg und auf die Sicherung des Studierenden- und Fachkräftenachwuchses ist es wichtig, dass die Bekanntheit des Hochschullandes Baden-Württemberg in der Türkei durch die beiden Hochschultage spürbar gesteigert wurde. 5. inwiefern sie weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Baden- Württemberg und der Türkei in den Bereichen Bildung und Forschung sieht; In der Türkei werden in den nächsten Jahren noch weitere Universitäten gegründet und bestehende Universitäten stark erweitert werden. Darüber hinaus sind hohe Investitionen im Forschungsbereich geplant. Europaweit betrachtet wird sich die Türkei zu einem zunehmend wichtigen Bildungs- und Forschungsstand - ort entwickeln, mit dem Baden-Württemberg, aufbauend auf der bestehenden Zusammenarbeit, noch enger kooperieren sollte. Baden-Württemberg kann dabei auch auf die Menschen mit türkischem Migrationshintergrund zurückgreifen, um die Beziehungen mit den türkischen Bildungs- und Forschungseinrichtungen auszubauen. 6. wie sie aus ihrer Sicht die Gründung der deutsch-türkischen Universität in Istanbul bewertet, die im Wintersemester 2013/2014 den Betrieb aufnimmt; Die Landesregierung von Baden-Württemberg erachtet die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) in Istanbul, trotz einiger Startschwierigkeiten, als geeignetes Projekt für die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten und insbesondere für die Intensivierung der Hochschulzusammenarbeit. Die Unterzeichnung des Regierungsabkommens fand am 30. Mai 2008 statt. Die deutsche Seite ist durch das BMBF und das Auswärtige Amt vertreten. Das BMBF stellt für die Maßnahme etwa 12 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren zu Verfügung. Unter Federführung des DAAD trägt auf deutscher Seite ein Konsortium von 26 deutschen Mitgliedshochschulen das Projekt. Hierbei hat die Universität Heidelberg die Federführung für die Kultur- und Sozialwissenschaften. Eine direkte Förderung der TDU durch das Land gibt es nicht. 4
5 7. wie viele Menschen mit türkischem Migrationshintergrund an den Hochschulen und Universitäten in Baden-Württemberg eingeschrieben sind und wie hoch die Quote weiblicher Studierender mit türkischem Migrationshintergrund an den Hochschulen und Universitäten in Baden-Württemberg ist; Die amtliche Hochschulstatistik erfasst die Studierenden nach Staatsbürgerschaft. Studierende mit türkischem Migrationshintergrund aber einem deutschen Pass werden in der amtlichen Hochschulstatistik nicht getrennt ausgewiesen. Insgesamt waren an baden-württembergischen Hochschulen im Wintersemester 2011/ Studierende mit türkischer Staatsbürgerschaft, davon Frauen, eingeschrieben. Die große Mehrheit von ihnen, nämlich 3.237, waren Bildungsinländer und Bildungsinländerinnen (darunter Frauen), hatten also ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben. 8. wie hoch die Quote derjenigen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund ist, die nach Abschluss ihrer akademischen Ausbildung in die Türkei zurückkehren und wie viele türkische Studenten durchschnittlich über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) jährlich zum Studium nach Baden-Württemberg kommen. Dem Wissenschaftsministerium sind bezüglich der Quote derjenigen Menschen, die nach dem Abschluss ihrer akademischen Ausbildung in die Türkei zurückkehren, keine Zahlen bekannt. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass es für die deutsche Wirtschaft in der Türkei wichtig ist, auf Personen mit deutscher Hochschulausbildung zurückgreifen zu können, die eine Brückenfunktion zwischen den Kulturen übernehmen können. Ein türkischer Absolvent einer deutschen Hochschule, der zurück in die Türkei geht, ist nicht automatisch ein Verlust für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit Unterstützung aus der Individualförderung des DAAD sind im Jahr 2011 insgesamt 313 Studierende aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Zusätzlich kamen im Studienjahr 2010/ Studierende aus der Türkei über das vom DAAD verwaltete ERASMUS-Programm nach Deutschland. Die entsprechenden Zahlen für Baden-Württemberg liegen nicht vor. Bauer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst 5
des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst
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