Die Betriebsanleitung als Schulungsunterlage

Transkript

1 Die Betriebsanleitung als Schulungsunterlage Zwei Funktionen, ein Konzept

2 Referent Ausbildung - Meisterausbildung Radio- und Fernsehtechnik - Studium Nachrichtentechnik, Schwerpunkt Hochfrequenztechnik - Studium Betriebswirtschaft, Schwerpunkt Kommunikation Tätigkeiten - Berufsausbildung - Techniker-Schulung - Werbe- und Marketing-Kommunikation - Technische Kommunikation Erfahrung - Lehrlingsausbildung - Erwachsenenschulung - Konzept- und Texterstellung - Technischen Redaktion - Leitung Technische Dokumentation - 2 -

3 Vortragsinhalte Lehren und Lernen: Lernanleitung: Motivation, Didaktik, Methodik Struktur, Text, Lehrbuch Handlungsanleitung: Struktur, Text, Handbuch Betriebsanleitung: Aufbau, Inhalte, Beispiele Schulungsunterlage: Konzept, Aufbau, Ausführung Kundenbeispiele: Schulung Scania, AAM, GM - 3 -

4 Lehren und Lernen Motivation Nach dem kybernetischen Regulationsmodell herrscht Gleichgewicht, wenn der Mensch in der Lage ist, seine Bedürfnisse aus der Umwelt zu befriedigen. Kann er ein Bedürfnis nicht befriedigen, entsteht ein Unlustgefühl, das nach Bedürfnisbefriedigung verlangt. Die Wege dazu werden gelernt. Wird ein Weg beschritten, entsteht eine Vorerwartung auf die zu erreichenden Lustgefühle. Diese Erwartung wird als Motivation bezeichnet

5 Lehren und Lernen Motivation Dieses Grundmodell der Motivation gilt auch für mentale Befriedigung. Der Mensch hat ein Kompetenzbedürfnis. Als kompetent erlebt sich jemand, der in der Lage ist, unterschiedliche Lebenssituationen erfolgreich zu bewältigen. Dazu benötigt er passende Handlungspläne. Sind keine erfolgversprechenden Handlungspläne verfügbar, löst das Unlustgefühle aus. Handlungslernen vermittelt die Erwartung, durch aktives Informationsverhalten zu erfolgreichen Handlungsplänen zu kommen

6 Lehren und Lernen Didaktik Definition 1. Didaktik ist die Kunst des Lehrens. Die Kunst des Lehrens besteht darin, einen anderen Menschen dazu zu bringen, etwas Bestimmtes zu lernen. 2. Didaktik ist auch die Wissenschaft von der Lehrkunst. Fragen der Didaktik Didaktik fragt danach, - wer, - was, - wann, - mit wem, - wo, - wie, - womit, - warum, - wozu lernen soll ( Didaktische Modelle, Jank & Meyer). Gestaltung des Lehrstoffs 1. Das Allgemeine am Stoff erschließen. 2. Die Bedeutung des Stoffs für die zu Schulenden verdeutlichen. 3. Den Stoff fachlich angemessen strukturieren. 4. Die Struktur des Stoffes an konkreten Fällen anschaulich machen

7 Lehren und Lernen Methodik Definition Methodik bezeichnet die Gesamtheit wissenschaftlicher Methoden und in der Pädagogik die Lehr- und Unterrichtsmethoden, mit denen die Lernziele am besten zu erreichen sind. In der Schulung sind damit die Methoden und Medien gemeint, die das notwendige Wissen dem zu Schulenden am effizientesten vermitteln. Fragen der Methodik Methodik fragt nach dem Wie der Wissensvermittlung. Idealerweise sollte sich das Wie aus dem Was (Didaktik) ergeben. Bei der methodischen Wissensvermittlung wird der Handlungsorientierung große Bedeutung zugesprochen. Planungsschritte der Methodik 1. Gliederung des Stoffes in Abschnitte oder Phasen. 2. Wahl der Darbietungs- und Übungsformen. 3. Einsatz der Lehrmittel und - Medien. 4. Sicherung der organisatorischen Voraussetzungen

8 Zusammenfassung Lehren und Lernen Kybernetisches Regulationsmodell: Die Erwartung auf zu erreichende Lustgefühle motiviert zum Lernen; Lernen durch Handeln (Handlungslernen) erhöht die Motivation durch aktives Informationsverhalten (Aha-Erlebnisse). Didaktik heißt, den Lehrstoff (Schulungsunterlage) so aufzubereiten, dass die Bedeutung deutlich, die Struktur anschaulich und das Allgemeine erschließbar wird. Methodik heißt, Darbietungs- und Übungsformen zu wählen, mit denen der Lehrstoff am besten zu vermitteln ist; der Handlungsorientierung ist dabei der Vorzug zu geben

9 Lern-Anleitung Struktur Beschreibung Sachverhalte in mehreren Lektionen Einleitung Grundlagen Funktionen Anleitungen Beispiele Tipps Fragen zur Selbstkontrolle

10 Lern-Anleitung Text Form Lernanleitungen wollen mit umfassenden Beschreibungen und zahlreichen Zusatz- und Hintergrundinformationen zum allgemeinen Verständnis führen

11 Lern-Anleitung Text Beispiel TD Technische Unterlagen beschreiben in gemischter Textform (lingual/außerlingual) Funktionen und Abläufe und lassen sich oft in theoretische Betrachtungen ein. Ziel: Der Leser soll Wissen für ein umfassendes (Produkt) Verständnis erwerben

12 Lern-Anleitung Lehrbuch Definition Ein Lehrbuch ist eine spezielle Form eines Sachbuchs, das zur Wissensvermittlung verwendet wird. Es enthält Lehrstoff in didaktisch aufbereiteter Form und gibt vereinfacht die herrschende Lehrmeinung wieder

13 Lern-Anleitung Lehrbuch Beispiel TD Klassische Schulungsunterlagen haben häufig Lehrbuchcharakter. Sie enthalten Lehrstoff in didaktisch aufbereiteter Form und geben technisches Wissen unternehmensspezifisch wieder

14 Handlungsanleitung Struktur Handlungsinformationen in mehreren Kapiteln Sicherheitshinweise Übersichten Funktionsinformationen Anleitungen (Schrittanleitungen) - Inbetriebnahme - Bedienung - Wartung - Kalibrierung - Störungsbeseitigung

15 Handlungsanleitung Text Form Handlungsanleitungen bestehen aus schriftlichen (und bildlichen) Instruktionen, mit denen Nutzer technischer Produkte zur systematischen und damit sicheren Handhabung angeleitet werden sollen. Handlungsanleitungen setzen auf Lernen durch Handeln und verzichten bewusst auf umfangreiche Zusatz- und Hintergrundinformationen

16 Handlungsanleitung Handbuch Definition Ein Handbuch ist eine handlungsorientierte Form des Lehrbuchs. Es soll Produktnutzer zum richtigen und sicheren Gebrauch anleiten. Die Vermittlung von Produkt- und technischem Grundwissen ist dabei sekundär

17 Zusammenfassung Lernanleitung Handlungsanleitung Lernanleitungen wollen mit theoretischem Wissen zu einem allgemeinen Verständnis führen; sie gehen zwangsläufig in die Breite und stellen hohe Anforderungen an Gedächtnisleistung und Ausdauer. Handlungsanleitungen setzen auf Lernen durch Handeln und verzichten weitgehend auf theoretische Betrachtungen; sie sind die Grundlage für schnelles, fundiertes und sicheres Einprägen der erforderlichen Handhabungsschritte

18 Betriebsanleitung Aufbau Form Betriebsanleitungen können aus nur einem Handbuch oder aus einer Vielzahl von Handbüchern bestehen. Nach EG-RL Maschinen sollen sie Angaben enthalten, damit: - die Inbetriebnahme - die Verwendung - die Handhabung - die Installation - die Montage und Demontage - das Rüsten - die Instandhaltung und - die Störungsbeseitigung gefahrlos durchgeführt werden können

19 Betriebsanleitung Inhalte Automobilfertigung BV Opel, VW

20 Betriebsanleitung Beispiel Inhalte AAM Scania

21 Zusammenfassung Betriebsanleitung Betriebsanleitungen nach EG-RL Maschinen können Grundlage einer Schulungsunterlage sein, wenn mindestens die Themen Sicherheitsmaßnahmen, Bedienung, Störungsbeseitigung und Wartung handlungsorientiert dokumentiert sind. Die zu dokumentierenden Inhalte der Betriebsanleitungen werden häufig von den Maschinen-Betreibern in Betriebsmittel-Vorschriften und Spezifikationen vorgegeben (siehe Beispiel Automobilfertigung). Diese Vorgaben sind meistens auch Thema der Schulung

22 Schulungsunterlage Konzept Kundenvorgaben Maschinen-Betreiber lassen ihr Bedien- und Instandhaltungspersonal vom Hersteller handlungsbezogen schulen. Zu 90 Prozent in: - Bedienung: Einschalten/Ausschalten, Automatik-/Handbetrieb, Mess- und Steuerungsrechner Operationsablauf - Mechanik: Maschinenfunktion Vorbeugende Wartung, Verschleißteilwechsel, Einrichten/ Kalibrieren - Elektrik: Elektroplan, SPS, Diagnose - Gerätetechnik/Messtechnik etc

23 Schulungsunterlage Konzept Erweiterung Standard- Handlungsanleitungen - Übersichten - Systembeschreibungen - Zusatzinformationen - Anwendungsbeispiele Ergänzung Standard- Betriebs-Anleitung - Funktionsbeschreibungen Entwicklung/Service - Systembeschreibungen Angebot - Präsentationsunterlagen Projekt - Standard-Schulungsunterlagen

24 Schulungsunterlage Aufbau EGM Betriebsanleitung - Sicherheitshinweise - Bedienungsanleitung Maschine - Bedienungsanleitung Messrechner - Bedienungsanleitungen Geräte - Wartungsanleitung - Protokolle/Zertifikate/Diagramme - E-, H- P- und W-Pläne - Zeichnungsdokumentation und Stücklisten Zulieferer - Bedienungsanleitungen Zulieferbaugruppen - Wartungsanleitungen Zulieferbaugruppen EGM Schulungsunterlage - Sicherheitshinweise - Bedienungsanleitung Maschine - Bedienungsanleitung Messrechner - Bedienungsanleitungen Geräte - Wartungsanleitung - Protokolle/Zertifikate/Diagramme - E-, H- P- und W-Pläne - Zeichnungsdokumentation und Stücklisten Zulieferer - Bedienungsanleitungen Zulieferbaugruppen - Wartungsanleitungen Zulieferbaugruppen Messtechnik, Projekt, Schulung - Entwicklungs- und Service-Dokumentation - Projektbezogene Vertriebs-Dokumentation - Standard-Schulungsunterlagen

25 Schulungsunterlage Ausführung Beispiel VKK BMW

26 Zusammenfassung Konzept Schulungsunterlage Maschinen-Betreiber lassen ihr Bedien- und Wartungspersonal hauptsächlich in den Bereichen Bedienung, Mechanik und Elektrik schulen. Erweitert man die Betriebsanleitung grundsätzlich um die hier zusätzlich geforderten Informationen wie Übersichten, Systembeschreibungen usw., hat man ein Basisdokument für zwei Anwendungen: Betriebsanleitung und Schulung (siehe Aufbau). Fordert der Kunde darüber hinaus gehende Schulungsinhalte, wird die Schulungsunterlage entweder durch vorhandene Informationen aus den Fachbereichen, durch Standard-Schulungsunterlagen oder (ganz selten) durch Nachdokumentation ergänzt

27 Kundenbeispiele Schulung SCANIA Schulungsplan

28 Kundenbeispiele Schulung SCANIA Schulungsunterlagen

29 Kundenbeispiele Schulung SCANIA Schulungsunterlagen

30 Kundenbeispiele Schulung SCANIA Schulungsunterlagen

31 Kundenbeispiele Schulung AAM Schulungsplan

32 Kundenbeispiele Schulung AAM Schulungsunterlagen

33 Kundenbeispiele Schulung AAM Schulungsunterlagen

34 Kundenbeispiele Schulung AAM Schulungsunterlagen

35 Kundenbeispiele Schulung GM Schulungsplan

36 Kundenbeispiele Schulung GM Schulungsunterlagen

37 Kundenbeispiele Schulung GM Schulungsunterlagen

38 Kundenbeispiele Schulung GM Schulungsunterlagen

39 Kundenbeispiele Schulung GM Schulungsunterlagen

40 Zusammenfassung Kundenbeispiele Die Schulungsbeispiele aus der Automobilfertigung haben gezeigt, dass Maschinen-Betreiber großen Wert auf die handlungsorientierte Vermittlung des notwendigen Betreiber-Wissens legen. Trotz der firmen- und landesspezifischen Unterschiede weichen die Schulungsinhalte nur geringfügig von einander ab. Im Kern handelt es sich immer um die Bereiche Bedienung, Mechanik und Elektrik. Zeit- und kostensparend ist es, sich schon bei der Erstellung der Betriebsanleitung darauf einstellen und eine Unterlage für zwei Anwendungen zu schaffen