Holz auf dem Land. Entwurf im SS 2010 Prof. Peter Cheret, M. Arvidsson, S. Birk, S. Brech, L.Staib

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1 Institut für Baukonstruktion Entwurf im SS 2010 Prof. Peter Cheret, M. Arvidsson, S. Birk, S. Brech, L.Staib Pension Briol Thema des Entwurfes ist die Erweiterung einer Bergpension mit dem Schwerpunkt Holzbau. Zu Beginn des Entwurfes findet eine zweitägige Exkursion in die Pension Briol statt. Hintergrund Die Pension liegt in Südtirol, m über dem Eisacktal zwischen Bozen und Brixen, mit Blick auf die Dolomiten. Hier erholt sich der Gast seit fast 100 Jahren auf immer gleiche Weise in schnörkellosen, klaren Räumen und pflegt das asketische Nichtstun. Hier entsteht das Gefühl, in eine ruhigere, reinere Welt geraten zu sein, in der nur der Gast und dann und wann seine zurückhaltenden Mitgäste verweilen. Das Auto bleibt im Dorf, 500 m tiefer. Man erreicht die Pension nach einer guten Stunde Fußmarsch und lässt so die andere Welt Schritt für Schritt hinter sich. Im Schwall der Urlaubsangebote, die uns begegnen sobald wir die Zeitung oder das Internet öffnen, hat Briol seinen fast einzigartigen Platz gefunden. Die hier gepflegte Langsamkeit und Natürlichkeit, in Zusammenhang mit der landschaftlichen Situation und der sauberen Architektur, bildet einen Urlaubsort der sich jenseits von Wohlfühlprogrammen und Unterhaltung einordnet. Diese Haltung scheint den Bedürfnissen vieler in unserer Gesellschaft zu entsprechen, denn Anfragen an Briol steigen, sodass die Räumlichkeiten nicht mehr ausreichen. Daher wenden sich die Besitzer an Sie, mit der Aufgabe, räumliche Vorschläge für die zusätzliche Beherbergung von Sommergästen zu entwickeln. Diese Erweiterung soll ihren eigenen Platz auf dem Grundstück finden und nicht an die existierende Pension angebaut werden.

2 Aufgabe Die Idee der Erweiterung resultiert aus einer rein funktionalen Nachfrage. Der Ort an sich ist stimmig. Daher besteht ein großer Teil der Aufgabe darin, den Geist des Ortes zu verstehen, sich auf den Ort einzulassen, seine Qualitäten durch die Ergänzung nicht zu stören. Das bestehende Haus soll Haupthaus bleiben. Neben der Auseinandersetzung mit dem Ort, ist die Auseinandersetzung mit der Tektonik ein entscheidendes Thema des Entwurfes. Die Lage des Grundstücks in 1.300m Höhe, die erschwerte Erreichbarkeit erfordern eine frühe Auseinandersetzung mit der Konstruktions-, bzw. Materialwahl. Holz ist der Baustoff, der am weitesten entwickelt ist für das Bauen in diesen Situationen, daher wird die Beschäftigung mit den aktuellen Holzbausystemen ein wichtiges Thema des Entwurfes sein. Die Besitzer möchten zum Raumprogramm kaum Vorgaben machen, da sie sich von Ihnen neue Ideen zum Wohnen in Briol erwünschen und diese nicht einengen möchten. Festgelegt ist Folgendes: -Es sollen 6-8 Zimmer/Apartments geplant werden. -Es gibt alle möglichen Gästetypen: Familie, Freunde/ befreundete Paare, Paar, einzelner Gast. -es kommen unterschiedliche Szenarien in Frage: schlafen, schlafen+ wohnen, schlafen+wohnen+kochen. Die funktionale Aufteilung ist abhängig von Ihrer Entwurfsidee, sowie auch die Frage ob alle Zimmer unter einem Dach organisiert werden, die Nassräume und die Aufenthaltsräume gemeinsam genutzt werden, die Mahlzeiten im Haupthaus eingenommen werden, oder jedes Zimmer als autonomes Apartment funktioniert. Ausblick auf die Dolomiten Zur Orientierung ganz knapp die räumliche Aufteilung der Funktionen im Haupthaus: Die Gästezimmer sind auf zwei Stockwerken verteilt. Pro Etage gibt es drei Nassräume. Die Mahlzeiten werden gemeinsam im Speisesaal im Erdgeschoss, oder morgens auf der Terrasse eingenommen. Neben dem Speisesaal liegt ein Kaminzimmer, in dem die Gäste lesen, Schach spielen oder abends einen Drink beim Plaudern zu sich nehmen. Die Küche liegt neben dem Haupteingang im Erdgeschoss. Der Pool liegt unbeheizt in den Wiesen.

3 Institut für Baukonstruktion Umgang mit dem Ort Der Entwurf lebt von der Auseinandersetzung mit dem Ort. Eine Auseinandersetzung mit dem Ort in mehreren Hinsichten : -dem landschaftlichen Ort. Die natürlichen Räume in den Bergen sind so eindrücklich, dass die Architektur zwangslaufend in ein Wechselspiel gerät und eine Haltung einnehmen muss. -dem Verhältnis zum existierendem Haupthaus. Briol als beliebter Rückzugsort lebt von der Symbiose aus Architektur und Landschaft. Dieses Verhältnis gilt es zu verstehen, um dazu eine entwurfliche Haltung zu entwickeln. - dem regionalen Ort. Topographie und Klima haben die Architektur seit jeher geprägt. Um diesen spezifischen Ort zu verstehen, herauszufinden welche Architektur er fordert, ist es unabdingbar, existierende Gebäude und Dörfer in der Nähe zu untersuchen. Wie wurden die Gebäude topographisch platziert, woher stammen ihre architektonischen Merkmale Landschaft um Briol -dem Ort als Bauplatz. Auch heute beeinflussen die Topographie, das Klima unsere Architektur. Selbst wenn wir mit Hilfe der Technik diese Zwänge heute reduzieren können, müssen sie in die Planung miteinbezogen werden. So muss bei diesem Entwurf u.a. bedacht werden, dass die Lieferung des Baumaterials größtenteils nur mit dem Helikopter erfolgen kann. Den Anforderungen des Ortes nachzugehen, seine Zwänge zu akzeptieren und ein gewisses ökonomisches Maß zu halten sollte den Entwurf beeinflussen, aber nicht begrenzen. Konstruktion/ Bauweise Der Schwerpunkt des Entwurfes liegt in der Auseinandersetzung mit dem Holzbau. Wie schon erwähnt, ist Holz entgegen seinem Ruf ein hochmoderner Baustoff. In den letzten Jahrzehnten wurden Techniken zur Holzverarbeitung, sowie hochtenologisierte Bausysteme entwickelt, welche die naturgegebenen Nachteile des Holzes (Anisotropie, Hygroskopie) überwinden und es damit zu einem Baumaterial wandeln, das zu Stahl und Beton in Konkurrenz treten kann. Holz ist ein ökologischer Baustoff, er wächst nach, lässt sich umweltschonend rückbauen und besitzt hohe Dämmeigenschaften. Auf Grund seines vergleichsweise leichten Eigengewichtes, sowie der weit entwickelten Vorfertigung in den Holzbausystemen ist Holz ei bevorzugtes Konstruktionsmaterial beim Bauen in schwer erreichbarem Terrain. Bauen mit Holz Arch.: Rintala Eggertsson Die Beschäftigung mit einer klugen und innovativen Anwendung des Baustoffes Holz soll maßgebend für die Entwicklung Ihres Entwurfes sein. Dabei sind die Auswirkungen der besonderen Grundstückslage bestimmende Faktoren. Das Gelände ist sehr steil, es gibt keine asphaltierten Wege auf denen das Baumaterial transportiert werden kann. Der Hubschrauber als Transport- und Montagemittel ist sehr teuer (ab 24 / Minute). Die schneefreie Saison ist recht kurz und

4 Institut für Baukonstruktion auch im Sommer können plötzlich aufziehende Gewitter den Bauprozess häufig unterbrechen. Es muss also darauf hingeabeitet werden, die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten. das Gewicht und die Anzahl der Materialien zu reduzieren, die Möglichkeiten der Vorfertigung im massiven Holzbau auszuschöpfen. Die statischen, baukonstruktiven und bauphysikalischen Entscheidungen müssen früh im Entwurfsprozess einfliessen, um die Bauweise, bzw. das Bausystem festzulegen, welches in seiner Anwendung wiederum ausschlaggebend ist für die architektonische Entwicklung des Entwurfes. Überlegungen im Detail und Überlegungen im großen Maßstab müssen parallel gedacht werden. Materialtransport mit Hubschrauber Geschichte der Pension Briol Die Pension wurde 1928 an der Stelle einer ehemaligen Schutzhütte von Hubert Lanzinger, dem Schwiegersohn der ursprünglichen Besitzerin erbaut. Das Gebäude erinnert an die Geradlinigkeit des Bauhausstils, strahlt aber auch die warme Einfachheit alter Handwerkskunst aus. Sein architektonischer Ausdruck, die hohe Qualität der Ausarbeitung fasziniert Architekten und andere Gäste. (Siehe Text Peter Zumthor) Die Geschichte des Gebäudes führt zurück auf Johanna Settari, die Urgroßmutter der heutigen Pensionsbesitzerin Johanna von Klebelsberg, die sich von ihrem Mann zur Geburt eines jedes ihrer Kinder ein Grundstück am Berg schenken ließ. Nach und nach vererbte sie die Grundstücke ihren 15 Kindern mit den Vorschriften: - den Besitz nur in der Familie weiterzugeben - keine Zäune zu errichten - alles im Sinne des Berges zu erhalten. Pension Briol L. Welzenbacher; Haus Settari Briol ist eines von mehreren architektonischen Kleinoden, die am Berg von Barbian zu finden sind. Sie repräsentieren eine einfühlsame, ihrem Zeitgeist verbundene Architekturhaltung die sich dem Alpenkitsch und der radikalen ökonomischen Ausbeutung und damit Zerstörung alpiner Orte, entgegenstellt. Wichtigster Vertreter dieser Architektur in Südtirol ist Lois Welzenbacher ( ), ein Schüler Theodor Fischers, der hier am Hang seine beiden ersten Häuser baute, Haus Settari und Haus Baldauf. Die geistige Haltung am Brioler Berg steht in der Tradition, sich an Reduziertheit und Natürlichkeit zu orientieren. Dies spieglt sich wieder in der Art zu urlauben, in den Möbeln, in der Architektur und erfordert auch bei den Überlegungen zum Entwurf eine Stellungnahme.

5 Prüfungsleistungen -Erläuterung DIN-A4 -Lageplan und Umgebungsmodell 1:500 -Entwurfsmodell 1:50 -Grundrisse 1:50 -Schnitte und Ansichten 1:50 -Detailschnitt mit Fassadenausschnitt 1:20 -Perspektivische Darstellungen vom Innen und Außen -Material- und Farbkollage -Diagramme, Skizzen, Konzeptmodelle und... Sonstiges für den Entwurf relevantes Material Spätestens zum 1. Juni (Zwischenpräsentation) muss die Lehrveranstaltung von den Entwurfsteilnehmern beim Prüfungsamt angemeldet sein. Zur Dokumentation der Entwurfsergebnisse sind alle Pläne zusätzlich in form pdf-dateien auf CD abzugeben. Darstellungstechniken Sämtliche Modelle während der Veranstaltung müssen ausschließlich aus Finnpappe gebaut werden. Es empfiehlt sich einen Vorrat aus 1 und 2 mm Papierbögen anzulegen. Die Unterlage des Arbeits- bzw. Präsentationsmodells im Maßstab 1:50 ist gemäß Planunterlagen aus einer mitteldichten Faserplatte (MDF, Farbe naturell)) mit der Stärke 19 zu fertigen. Glasflächen werden mit 1,0 mm hochtransparentem Kunststoff dargestellt. Für die darzustellenden Bäume sollen natürliche, maßstabsgetreue Äste verwendet werden. Die Material- und Farbkollage zusammen mit den Zeichnungen und Modellen dienen der Vermittlung der Atmosphäre des Entwurfs. In eine offene Kiste aus 19 mm mit selbstschneidenden Holzschrauben zusammengefügten MDF-Teilen sollen Materialproben der Innen- und Außenraumflächen und anderer entwurfsrelevanten Elemente zu einer Kollage zusammengestellt werden. Hierzu gehören auch Farbkarten über sowohl die Architektur als auch die Außenbereiche. Am 6.7 vor der Präsentation wird vom Lehrstuhl eine Vorlesung über Plangrafik gehalten.

6 Planunterlagen und Organisation Die Besitzerin der Pension stellt für die Entwurfsaufgabe als Planungsgrundlage Pläne im DWG- und TIFF-Format zur Verfügung. Die Weitergabe der Daten an Dritte ist nicht gestattet. Ausserdem gibt es einen Ordner mit Bildern des Gebietes. Alle Daten werden auf einer CD zusammengestellt und am Institut für die Entwurfsteilnehmer hinterlegt. Während des Semesters werden Informationen zum Entwurf per versandt und im Schaukasten vor dem Institut ausgehängt. Um einen Verteiler aller Teilnehmer anlegen zu können, bitten wir Sie, uns umgehend eine an folgende Adresse zu senden: Bitte schreiben Sie in den Betreff, an welcher Veranstaltung Sie teilnehmen. Stuttgart im April 2010

7 Literaturauswahl 1 Peter Zumthor Architektur denken Birkhäuser Verlag 1. Auflage archithese In den Bergen bauen Verlag Niggli Verlag freierwerbender schweizer Architekten (VSAI) 3 Arch + Holz Nr.:193, September Informationsdienst Holz Holzbausysteme holzbau handbuch Reihe 1, Teil 1, Folge 4 5 Herman Hertzberger Vom Bauen- Vorlesungen über Architektur Aries Verlag Norberg-Schulz, Christian Genius Loci Klett-Cotta Verlag, Kenneth Frampton Grundlagen der Architektur, Studien zur Kultur des Tektonischen Oktagon Verlag; baukohandbuch IBK1, 3. Auflage 2008

8 Betreuungstermine dienstags von 14:00-17:00 Uhr Veranstaltung Inhalt und Leistungen Vorstellung der Aufgabe Betreuung Untersuchung möglicher Standorte Konzeptalternativen Recherche zu Holzbauweisen Relevante Planunterlagen ausdrucken Exkursion Ausgabe Planunterlagen Umgebungsmodell 1:500 Skizzen und Zeichnungen, Arbeitsmodelle Rundgang Vorstellung von drei alternativen Konzepten Wahl des Standortes Überlegungen zur Bauweise Betreuung Betreuung Ausarbeitung der Konzepte in Zusammenhang mit der Bauweise 2. Rundgang Darstellung des Entwurfes 1:20 Erklärung der Bauweise M 1:500; M 1:100 Zeichnungen und Arbeitsmodelle M 1:500; M 1:50; M 1:20 Zeichnungen und Arbeitsmodelle 1:500; 1:50; 1:20 Zeichnungen und Arbeitsmodelle Vorlesung Darstellung von Prof. Peter Cheret anschließend Betreuung Abgabe Ab 9.00 auf den Fluren im 7. und 8. OG Umgebungsmodell 1:500, Entwurfsmodell 1:20/ 1:50 Lageplan 1:500 Grundrisse, Schnitte und Ansichten 1:20 Perspektiven Materialcollagen