Das CHC-Modell und sein Nutzen für eine individualisierte Diagnostik Dr. Ursula Killi
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- Beate Weber
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1 STAATLICHE SCHULBERATUNGSSTELLE FÜR OBERBAYERN - WEST Infanteriestraße 7, München Tel. 089 / Fax info@sbwest.de Das CHC-Modell und sein Nutzen für eine individualisierte Diagnostik Dr. Ursula Killi
2 CHC-Modell Steckbrief Cattell-Horn-Carroll-Theorie der Intelligenz Derzeit einflussreichstes Modell in der Intelligenzdiagnostik Bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Intelligenzverfahren miteinander zu vergleichen Basierend auf statistischen Analysemethoden, z.b. Faktorenanalysen
3 CHC-Modell Geschichtlicher Abriss Schichtenmodell WISC-V und CHC IQ-Tests und CHC
4 Raymond B. Cattell ( ) Zweikomponententheorie der Intelligenz: General-fluid-Ability (gf) und Crystallized-Ability (gc) Generalfaktor der Intelligenz (g) Fluide Intelligenz (gf) Kristalline Intelligenz (gc)
5 John L. Horn ( ) Student von Cattell Die Klassifikation menschlicher Fähigkeiten und der Intelligenz ist wie Slicing smoke (Horn, 1991)
6 John B. Carroll ( ) 1993 verfeinerte Carroll das Zwei-Schichten-Modell auf ein hierar-chisches Drei-Schichten-Modell Metaanalyse von 461 faktoren-analytischen Intelligenzunter-suchungen aus Daten von
7 John B. Carroll ( ) Drei-Schichten-Modell (1993) STRATUM III Generalfaktor G-Faktor STRATUM II Breite Faktoren Fluide I. Kristalline I. + 6 weitere STRATUM I ca. 70 Enge Faktoren
8 Kevin McGrew (2005) Vereinigung des Gf-Gc-Modell mit dem Drei-Schichten- Modell von Carroll zum Cattell-Horn-Carroll-Modell: CHC-Modell Ausdifferenzierung und Erweiterung des Modells um weitere breite und enge Faktoren
9 CHC-Modell (Daseking et al., 2005) Struktur des CHC-Modells (modifiziert nach Alfonso, 2005)
10 Das CHC-Modell als Maßstab zur Beurteilung eines diagnostischen Verfahrens Breit angelegte diagnostische Verfahren sollten folgende Schicht-II-Faktoren in wenigstens zwei unterschiedlichen Untertests erfassen: Fluide Intelligenz (Gf) Kristalline Intelligenz (Gc) Arbeitsgedächtnis (Gsm) Langzeitgedächtnis (Glr) Visuelle Verarbeitung (Gv) Verarbeitungsgeschwindigkeit (Gs)
11 XBA: Verfahrensübergreifendes Testen Wie kommt man zu möglichst genauen Ergebnissen zur jeweiligen Fragestellung Wie kann ich Nachteile eines Verfahrens ausgleichen? Wie finde ich eine Begründung zur Auswahl von Testverfahren? Verfahrensübergreifendes Testen (cross-battery-assessment XBA) Kernidee: Kombination mehrerer Subtests aus unterschiedlichen Testbatterrien
12 XBA: Vorgehen I II III IV V VI Wahl einer umfassenden Testbatterie als Kernbatterie; Berücksichtigung aktueller Normen Testerweiterung: Identifikation der Stratum II Faktoren (breite Faktoren) Testerweiterung: Identifikation der Stratum I Faktoren (enge Faktoren) Bei Unterrepräsentation Wahl einer anderen Testbatterie Wahl eine Testbatterie für die XBA, die innerhalb weniger Jahre normiert wurde. Testauswahl aus wenigen Testbatterien
13 XBA: Vorgehen am Beispiel der WISC-V I Wahl einer umfassenden Testbatterie als Kernbatterie; Berücksichtigung aktueller Normen WISC-V Index Sprachverständnis Visuellräumliche Verarbeitung Fluides Schlussfolgern Arbeitsgedächtnis Verarbeitungsgeschwindigkeit
14 XBA: Vorgehen II Testerweiterung: Identifikation der Stratum II Faktoren (breite Faktoren) WISC-V Index Sprachverständnis Visuellräumliche Verarbeitung Fluides Schlussfolgern Arbeitsgedächtnis Verarbeitungsgeschwindigkeit Stratum-II- Faktor (CHC) Kristalline Intelligenz (Gc) Visuelle Wahrnehmung (Gv) Fluide Intelligenz (Gf) Kurzzeitgedächtnis (Gsm) Verarbeitungsgeschwindigkeit (Gs)
15 XBA: Vorgehen III Testerweiterung: Identifikation der Stratum I Faktoren (enge Faktoren) WISC-V Index Sprachverständnis Visuellräumliche Verarbeitung Fluides Schlussfolgern Arbeitsgedächtnis Verarbeitungsgeschwindigkeit WISC-V Subtest Gemeinsa mkeiten finden Wortschatz test Mosaiktest Visuelle Puzzles Matrizen- Test Formenwaage Zahlen nachsprechen Buchstaben- Zahlen-Folge Zahlen-Symbol- Test Symbol-Suche Stratum-I- Faktor (CHC) Sprachentwicklung Wortschatz Visualisierungsfähigkeit Räumliche Beziehungen Auditives Gedächtnis Visuelles Gedächtnis Induktion Quantitatives Schlussfolgern Wahrnehmungsgeschwindigkeit
16 XBA: Vorgehen IV Bei Unterrepräsentation Wahl einer anderen Testbatterie WISC-V Index Sprachverständnis Visuellräumliche Verarbeitung Fluides Schlussfolgern Arbeitsgedächtnis Verarbeitungsgeschwindigkeit Stratum-II- Faktor (CHC) Kristalline Intelligenz (Gc) Visuelle Wahrnehmung (Gv) Fluide Intelligenz (Gf) Kurzzeitgedächtnis (Gsm) Verarbeitungsgeschwindigkeit (Gs) K ABC-II Index Lernen / Glr SLRT-II /IDS-II Lesen/ Rechtschreiben Stratum-II- Faktor (CHC) Langzeitgedächtnis (Gc) Stratum-II- Faktor (CHC) Lesen und Schreiben (Grw)
17 XBA: Vorgehen V VI Wahl eine Testbatterie für die XBA, die innerhalb weniger Jahre normiert wurde. Testauswahl aus wenigen Testbatterien. IDS-2 (2018) WISC-V (2017) K ABC-II (2015) WNV (2014) RIAS (2014) AID 3 (2014)
18 Fallbeispiel Marie: Verfahrensübergreifendes Testen Beratungsanlass: Erklärung der umfassenden Schulleistungsschwierigkeiten I. Wahl der K ABC-II als Basistestbatterie II. III. Breite Faktoren: Lernen/ Langzeitspeicher, Sequentiell/ Kurzzeitgedächtnis, Wissen/ kristalline Fähigkeiten, Simultan/ visuelle Fähigkeiten, Planung/ fluide Fähigkeiten Enge Faktoren: Rätsel, Wort- und Sachwissen, Rover, Dreiecke
19 Fallbeispiel Marie: Verfahrensübergreifendes Testen Beratungsanlass: Erklärung der umfassenden Schulleistungsschwierigkeiten IV. Ergänzung der Stratum-II-Ebene: Lesen und Schreiben (Grw) sowie um quantitatives Wissen (Gq) SLRT-II und BesMath Vertiefung der Stratum-I-Ebene: Subtests zu visuell-räumlicher-wahrnehmung WISC-V V. + IV. Normierungsunterschied: 2 Jahre K ABC-II und WISC-V Testauswahl aus zwei Testbatterien, Ergänzung um die Teilleistungsbereiche Lesen/ Schreiben/ Rechnen
20 Gv - visuelle Verarbeitung Interventionstypen CHC-basierte Interventionsvorschläge Interventionstypen Modifikation Beispiel Ggf. Reduktion des Stoffes Akkomodation Förderung Kompensation Keine Reduktion der Lernanforderungen, aber Veränderung der Lernbedingungen Bei visuell ähnlichen Wörtern, die besonderen Unterschiede herausarbeiten, Bewegungserfahrungen im Raum, Computerprogramme (z.b. Rechenspiele mit Elfe und Mathis I) Zeitzugaben, Verbalisieren, was an der Tafel steht, Tafelbild am Arbeitsplatz
21 Gv - visuelle Verarbeitung schulische Lernbedingungen CHC-basierte Interventionsvorschläge Lernbedingung Anleitungs-Spezifika Unterrichtsmaterialien Lernumgebungs-Faktoren Explizite Lernstrategien Beispiel Verbale Erklärungen, Gegenstände in die Hand geben, Schüler mit Namen ansprechen Markante visuelle Orientierungshilfen in Heften geben; irrelevantes Material aus dem Sichtfeld nehmen Zielbegriffe hervorheben Das Kind anleiten, Lösungsprozesse verbal zu beschreiben
22 Grenzen der Interventionstabellen Die Passung von Fördervorschlag und Kind ist nicht 1 : 1. Kochbuchartige Vorschläge verbieten sich.
23 Kind-Umfeld-Analyse Kind-Umfeld-Analyse: (letzter Zugriff am )
24 Literatur und Links Literatur: Mickley, M & Renner, G.: Intelligenztheorien für die Praxis: Auswahl, Anwendung und Interpretation deutschsprachiger Testverfahren für Kinder- und Jugendliche auf der Grundlage der CHC-Theorie. Vandehoeck & Rupprecht, Göttingen Renner, G. & Mickely, M.: Intelligenzdiagnostik im Vorschulalter: CHC-theoretisch fundierte Untersuchungsplanung und Cross-Battery-Assessment. Frühförderung Interdisziplinär, 34, Handbücher zu den Testverfahren K ABC-II und WISC-V Skript zur Fortbildung Entwicklungen/ Fortschritte in der Intelligenzdiagnostik, Dipl.-Psych. Manfred Mickley, München, Skript zur Fortbildung WISC-V von Dr. Petra Barchfeld, München, Links (Stand ): Cross-battery-assessment: CHC-Modell und cross-battery-assessment: CHC-Modell: Kind-Umfeld-Analyse: (letzter Zugriff am )
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