Handlungsmodell der kollegialen Hilfe und peritraumatischen Unterstützung

Transkript

1 BAG Bundesfachtagung Görlitz 2017 Workshop Handlungsmodell der kollegialen Hilfe und peritraumatischen Unterstützung Kontakt: 1

2 Workshop BAG Görlitz 2017 Peritraumatische Begleitung 2

3 Workshop BAG Görlitz 2017 Eine traumatogene Krise ist das Resultat - des Erlebens eines potentiell traumatischen Ereignisses -der daraus resultierenden (physischen) Stressreaktion und - der psychischen Deutung 3

4 Workshop BAG Görlitz 2017 Ziel: 4

5 Workshop BAG Görlitz 2017 SAFER-Modell (modifiziert aus der/für die Praxis) Quelle: J. T. Mitchell, G. S. Everly: Handbuch Einsatznachsorge S (1) Stimulanzverminderung (Reizverminderung) Schützen A F (2) Akzeptanz der Krise: 1. Was ist passiert? 2. Wie geht es Dir / Ihnen? (3) Förderung des Verstehens und der Normalisierung von Reaktionen Ausdrücken lassen Verstehen helfen E (4) Entwicklung wirksamer Bewältigungsstrategien Bewältigen R (5) Rückführung zur Eigenständigkeit oder Unterstützung durch Begleitung / Beratung Begleiten 5

6 Workshop BAG Görlitz 2017 Handlungsprinzipien: Ressourcenorientierung: ermutigen, verstehen, respektieren vs. verunsichern Salutogenetischer Ansatz: informieren und Wissen schaffen vs. phantasieren Handlungsfähigkeit unterstützen vs. Hilflosigkeit u. Kontrollverlust Perspektiven eröffnen vs. negative Trance u. Auswegslosigkeit Empowerment: befähigen vs. entmündigen stärken vs. schwächen 6

7 Workshop BAG Görlitz 2017 Kontakt sich auf die Ebene der Betroffenen begeben hinschauen / anschauen ansprechen / sprechen hinhören / zuhören Atmung berühren 2013: Kontakt 1/7

8 ansprechen / sprechen Reaktion? sich vorstellen / nach dem Namen fragen einfache, klare, angepasste Sprache informieren keine Bewertungen und Floskeln

9 Zu vermeiden: Beschönigen und verharmlosen Philosophieren Religiöse Interpretationen Andauerndes Reden Besprechen von Schuldfragen

10 W-Fragen: Wer Was Wie Wann Wo Vorsicht bei: Warum

11 Was ist passiert? Erzählen sie bitte Möchten sie erzählen, was passiert ist? Wollen sie erzählen, was passiert ist? Können sie erzählen, was passiert ist?

12 Gespräch Kognitive Gesprächsführung d.h. Konzentration auf Fakten Was haben Sie gesehen? Was haben Sie gehört? Was haben Sie gemacht? Geschichte erzählen lassen

13 Gespräch zuhören, hinhören hinsehen, sich anschauen lassen respektvoll nachfragen zusammenfassen, weiterfragen Positives aufnehmen, verstärken Negatives umdeuten

14 berühren eindeutig, klar Handrücken, Handgelenk, Unterarm, Oberarm, Schulter andere Körperzonen sind tabu auf Reaktion achten, respektvoll nachfragen zupacken erlaubt, wenn nötig

15 Fördern des Verstehens Verstehen helfen, was geschehen ist, was geschieht: Hinweis auf Stressreaktion Auswirkungen auf das Befinden Auswirkungen auf das Verhalten Hinweis auf Normalität der Reaktion

16 Umgang mit Stress während des Ereignisses Ruhe bewahren atmen, lächeln Konzentration auf die Aufgabe Eigene Grenzen wahrnehmen Unterstützung /Sicherheit in der Gruppe Atempausen wenn möglich

17 Umgang mit Stress nach dem Ereignis (Betrieb) Einsatzbesprechung (Defusing) Technische Einsatznachbesprechung (technisches Debriefing) Einsatznachbearbeitung (psychologisches Debriefing)

18 Umgang mit Stress nach dem Einsatz (persönlich) duschen, essen, ruhen/schlafen auf Medikamente verzichten gleichviel Alkohol und Zigaretten konsumieren wie gewohnt sich schützen vor den Medien sich mitteilen, reden bewegen, schwitzen, entspannen

19 Grundlegende Merksätze Quelle: Clemens Hausmann, Barbara Baumgartner Ruhiges und sicheres Auftreten hilft gegen Angst. Verlangsamung hilft gegen Übererregung. Struktur hilft gegen Chaos. Rationales Denken hilft gegen überschwemmende Gefühle. Handeln hilft gegen Hilflosigkeit. Information hilft gegen Phantasien und Kontrollverlust. Vorurteilsloses Annehmen hilft gegen Entfremdung und Rückzug. Respektvolles Führen hilft gegen Entgleisung. Perspektive hilft gegen Ausweglosigkeit. Kontrolliertes Zulassen von Gefühlen hilft gegen Anspannung.

20 Es gibt 4 Möglichkeiten der Gehirnbeeinflussung zur Problembearbeitung - gespeichertes Wissen (Erfahrungen) Rhythmus Drogen (Medikamente) Entspannung

21 Atmung ist die einzige Möglichkeit, mit der wir bewusst und ohne Medikamente auf unsere Herzaktivität Einfluss nehmen können. Folgen: Puls wird langsamer, Kopf wird klarer, man wird innerlich ruhiger und kann sich so in der aktuellen Situation besser zurechtfinden! Atemübung: Mit geradem Rücken sitzen, Schultern nach hinten, so dass der Kopf von der Wirbelsäule getragen wird (wie wenn der Hinterkopf an einem Faden hochgezogen wird). Füsse flach auf dem Boden, Arme auf den Oberschenkeln oder herunterhängen lassen, Muskeln möglichst entspannen. Wie durch ein Röhrchen langsam einatmen, bis in den Bauch. Wenn die Lungen voll sind kurz Luft anhalten, dann gleich lange wie durch ein Röhrchen langsamausatmen. Am Ende der Ausatmung kurzer Stopp. Frequenz allmählich verlangsamen bis Rhythmus erreicht ist. So während einigen Minuten atmen.

22 Zusammenfassung: Traumatogenes Ereignis Vorgang Physische Reaktion Psychische Deutung Traumatogene Krise Healtheducation Normalisierung Ressourcenaktivierung Deutungserweiterung Neudeutung Perspektiveninduktion Ermöglichung postraumatischen Wachstumes 22

23 Alles was Du über das Leben wissen musst: Es geht weiter. Vielen Dank für Ihr Interesse.