Jugendliche ohne Berufsabschluss Vergeudetes Potenzial?
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- Lothar Langenberg
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1 Jugendliche ohne Berufsabschluss Vergeudetes Potenzial? Probleme und Förderansätze beim Übergang von Schule und Beruf Fachkonferenz Herausforderung Ausbildung Gleiche Aussichten für alle? RÜM Nordsachsen, 09. September 2011 in Delitzsch Dr. Elisabeth M. Krekel Bundesinstitut für Berufsbildung
2 Mythen zum Ausbildungsstellenmarkt Übergänge in Ausbildung Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss Ausblick
3 Bedeutung und Funktion von Mythen Er kann Wahres oder Falsches beinhalten; stets ist er begründet und wird von seinem Begründern mit dem Anspruch vertreten, glaubhaft zu sein. Ein Mythos ist eine erzählte Geschichte bzw. die Deutung eines Geschehens mit Anspruch auf Geltung. Er ist ein anschaulich erzählter, für wahr gehaltener Bericht mit erklärender Absicht. Fassade des Mythos Restaurants im Themenpark Islands of Adventure in Orlando, Florida Das ist so, weil gesagt wurde, daß es so ist. (Netsilik-Eskimo) Er dient der Legitimation von sozialen Regeln und als Vorbild für richtige Handlungsweise. Einmal gesagt, wird er zur unumstößlichen Wahrheit.
4 Mythos Ausbildungsengagement Rückfragen Betriebe bilden zu wenig aus. Lehrstellenkrise: Betriebe bilden weniger aus BILD vom Lehrlinge begehrt wie nie Berliner Zeitung vom Zur Ausbildungsbilanz: Betriebe tun immer noch zu wenig für die Bildung Gastbeitrag Regina Görner vom Viele Lehrstellen sind noch unbesetzt Hamburger Abendblatt vom Den Lehrstellen gehen die Bewerber aus Kölner Stadt-Anzeiger vom Betriebe zeigen bei der Ausbildung ein besonders hohes Engagement.
5 Mythos Ausbildungsengagement Ausbildungsbetriebsquote 2008 (Angaben in %) Insgesamt 18,3 24,0 25,5 Kleinstbetriebe (1-9 Beschäftigte) 16,6 11,1 18,1 Kleinbetriebe (10-49 Beschäftigte) 42,6 48,6 50,2 Mittlere Betriebe ( Beschäftigte) 69,8 65,5 70,9 Großbetriebe (250 und mehr Beschäftige) 86,6 82,8 87, Deutschland neue Länder alte Länder Quelle: BIBB-Datenreport 2010
6 Mythos Ausbildungsengagement Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung in Deutschland (1999 = 100 %) Ausbildungsbetriebe Betriebe (ohne Ausbildungsbetriebe) Ausbildungsbetriebsquote Quelle: BIBB-Datenreport; Betriebsstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen des BIBB
7 Mythos Ausbildungsengagement Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung in den alten und neuen Ländern (1999 = 100 %) Alte Länder Neue Länder Ausbildungsbetriebsquote Ausbildungsbetriebe Betriebe (ohne Ausbildungsbetriebe) Ausbildungsbetriebsquote Ausbildungsbetriebe Betriebe (ohne Ausbildungsbetrieb) Quelle: BIBB-Datenreport; Betriebsstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen des BIBB
8 Mythos Ausbildungsengagement Die Ausbildungsbeteiligung ist in einem hohen Maße von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig. Dennoch ist der Rückgang an Aus- bildung in den letzten Jahren nicht so hoch ausgefallen wie der Rückgang an Beschäftigung. Die demografische Entwicklung wird zu einem Rückgang der Ausbildungsbeteiligung führen.
9 Mythos Ausbildungsreife Rückfragen Vielen Jugendlichen fehlt es an der notwendigen Ausbildungsreife für die Aufnahme einer Berufsausbildung. Unpünktlich, respektlos und ohne Teamgeist Der Tagesspiegel vom Frage: Acht Arbeiter vollenden eine Arbeit in 12 Arbeitstagen. Wie lange brauchen fünf Arbeiter? Sie beherrschen weder Dreisatz noch Rechtschreibung, sind unpünktlich, aufsässig oder haben schlicht `null Bock auf gar nichts` Handelsblatt vom Viele Jugendliche sind nicht ausbildungsreif Fokus online vom Nicht ausbildungsfähig! Ist unsere Jugend zu doof? (ARD ) BILD vom Viele Jugendliche erhalten trotz Ausbildungsreife keinen Ausbildungsplatz.
10 Mythos Ausbildungsreife Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im dualen System (zum ) und Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen 1992 bis Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen Neue Ausbildungsverträge Neue Ausbildungsverträge Quellen: Statistisches Bundesamt, BIBB-Erhebung zum , eigene Berechnungen
11 Mythos Ausbildungsreife Entwicklung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (NAA) sowie der Angebots- Nachfrage-Relation (ANR) in den alten und neuen Ländern * * Eingeschränkte Vergleichbarkeit: ohne zkt / 2009, 2010 mit zkt NAA - Alte Länder ANR - Alte Länder (alte Definition) ANR - Neue Länder (alte Definition) Quelle: BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum ; Bundesagentur für Arbeit, Ergebnisse der Ausbildungsmarktstatistik zum (Daten ab 2007 nach VerBIS) NAA - Neue Länder ANR - Alte Länder (erweiterte Definition) ANR - Neue Länder (erweiterte Definition)
12 Mythos Ausbildungsreife Relative Bedeutung der Bildungssektoren Rechnerischer Anteil je 100 Institutionell erfasste Ausbildungsinteressierte D: Berufsausbildung O: Berufsausbildung W: Berufsausbildung D: Integration O: Integration W: Integration Quelle: Integrierte Ausbildungsberichterstattung
13 Mythos Ausbildungsreife Ausbildungsgeschehen 2010 Gesamt Sachsen West Ost I Berufsausbildung II Integration in Berufsausbildung III Erwerb HZB IV Studiengänge Veränderungsraten 2005 bis 2010 (West) Veränderungsraten 2005 bis 2010 (Ost) I Berufsausbildung II Integration III Erwerb HZB IV Studium I Berufsausbildung II Integration III Erwerb HZB IV Studium Quelle: "Integrierte Ausbildungsberichterstattung" auf Basis der Daten der statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie der Bundesagentur für Arbeit; eigene Darstellung des Bundesinstituts für Berufsbildung. Datenstand:
14 Mythos Ausbildungsreife Die hohe Zahl an Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen bei gleichzeitigem Rückgang an Beschäftigung hat in Ost- und Westdeutschland zu unterschiedlichen Ursachenbeschreibungen und daraus abgeleiteten Handlungslogiken geführt. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden Betriebe vermehrt Besetzungsprobleme bekommen, was den Blickwinkel auch auf die Sicht der Auszubildenden lenken wird.
15 Übergänge in Ausbildung Nichtstudienberechtigter Schulabgänger/innen im Übergangssystem Anteil der Teilnehmer/innen (Angaben in %) max. Hauptschulabschluss 42 mittlerer Abschluss BvB/BVJ BGJ BFS EQ Gesamt Gesamtverweildauer (Angaben in Monaten) 13, ,4 9,5 20,4 16,3 9,4 8, BvB/BVJ BGJ BFS EQ Gesamt Quelle: Beicht 2009 / BIBB-Übergangsstudie 2006
16 Übergänge in Ausbildung Entwicklung der kumulierten Übergangswahrscheinlichkeiten in Berufsausbildung 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 100% 92 % 94 % Jugendliche ohne Migrationshintergrund 90% 87 % 80% 70% 63 % 79 % 69 % 75 % 78 % Jugendliche mit Migrationshintergrund 60% 61 % 50% 40% 30% 43 % Stichprobe: Nichtstudienberechtigte Schulabgänger, die bei Beendigung der allgemeinbildenden Schule eine voll qualifizierende Ausbildungsmöglichkeit suchten 20% 10% 0% Monate nach Schulabschluss Quelle: BIBB-Übergangsstudie 2006
17 Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss Jugendliche im Alter von 20 bis 29 Jahre Quote in % hochgerechnet in Mio. Jugendliche im Alter von 20 bis 34 Jahre Quote in % hochgerechnet in Mio ,6 1,57 14,7 2, ,6 1,50 14,3 2, ,7 1,45 14,1 2, ,7 1,40 14,6 2, ,4 1,32 13,9 2, ,5 1,32 14,1 2, ,2 1,37 14,6 2, ,9 1,36 14,6 2, ,9 1,37 14,3 2,05 Veränderte Erhebungsmethode ,5 1,57 16,9 2, ,45 15,3 2, ,9 1,46 14,9 2,16 Quelle: BIBB Datenreport 2011, Mikrozensus
18 Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss Verbleib der Erwerbspersonen zwischen Jahren ohne Schulabschluss mit Sek-I-Abschluss mit HZB 3,3 % ( ) 55,5 % ( ) 41,2 % ( ) 85,8 % 7,3% 3,4 % A 58 % 19 % 17,8% 8,9% 73,3 % g g g = ohne Berufsabschluss = in Ausbildung = mit Berufsabschluss Erwerbslos in % Quelle: Mikrozensus 2007; Helmrich/Krekel % 18 % 6,7% 33,7% 59,6 % 44 % 17 %
19 Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss im Alter von 20 bis 34 Jahren (2008) Geschlecht 50,7 49,3 mba 50,3 49,7 oba männlich weiblich Schulabschluss oba 43,1 mba mba 45, , mba 18,2 oba 19,3 oba 17,0 Hauptschulabschluss Realschulabschluss Studienberechtigung oba 20,2 kein Abschluss mba 0,7 0,3 0,6 k. A. Staatsangehörigkeit 79,4 10,1 10,5 mba Quelle: Mikrozensus 2008; Braun/Schöngen ,1 17,2 33,8 Deutsche Deutsche mit MH Ausländer oba
20 Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss: Gruppen Längere Phasen des Zuhausebleibens und/oder Erwerbstätigkeit Jugendliche mit max. Hauptschulabschluss, häufig junge Frauen mit Kind, keine Ausbildung mehr suchen 19 % Übergangssystem als dauerhafte Warteschleife Überproportional Sonderabschluss oder keinen Schulabschluss 46 % 17 % 18 % Abbruch nach längerer Zeit der Ausbildung Jugendliche oft mit Hauptschulabschluss, männlich und Migrationshintergrund, die in eine vollqualifizierende Berufsausbildung einmündeten Fachoberschule / Fachgymnasium Jugendliche mit mittlerem Abschluss und guten Noten. Quelle: BIBB-Datenreport 2009 / BIBB-Übergangsstudie 2006
21 Ausblick Reformvorschläge zur Verbesserung des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung im Urteil von Berufsbildungsfachleuten Schulfach Berufsorientierung Von den Fachleuten gewünschte Reformvorschläge Reduktion der Angebotsvielfalt im Übergangssystem, Dualisierung und Hinführung auf höhere Schulabschlüsse Potenzialanalyse und Übergangsbegleitung Mehr Unterstützung der Betriebe bei schwierigen Ausbildungssituationen Schulzeit Übergang Ausbildung (außer-)betrieblich/ schulisch Quelle: BIBB/Bertelsmann Stiftung Expertenmonitor-Befragung 2010 Einschränkung betrieblicher Entscheidungsautonomie (z.b. Ausbildungsquote für Migranten, anonymisierte Bewerbungsverfahren) Gewährung von Ansprüchen durch neue nichtbetriebliche und/oder modularisierte vollqualifizierende Ausbildungsformen Von den Fachleuten nicht gewünschte oder kontrovers bewertete Reformvorschläge
22 Ausblick Entwicklung der Erwerbspersonen 500 Saldo der Altersgruppe zu der Altersgruppe in Personen für die Jahre 2005 bis Quelle: Helmrich/Zika 2010
23 Ausblick Qualifikationsprojektionen Projektion der Erwerbstätigen und des Erwerbspersonenangebots nach Qualifikationsstufen 2005 bis 2025 (in Tausend) Erwerbspersonen BIBB-DEMOS Erwerbspersonen FIT Erwerbstätige IAB-INFORGE 20 mit abgeschlossener Berufsausbildung 15 Tertiärer Bereich: Meister, Techniker, Hochschule 10 5 ohne abgeschlossene Berufsausbildung Quelle: Helmrich/Zika 2010
24 Jugendliche ohne Berufsabschluss: Vergeudetes Potenzial? Wir brauchen hier jeden, hoffnungslose Fälle können wir uns nicht erlauben! Jukka Sarjala, Finnland Achte die Jugend, du weißt nicht, wie sie sich entwickeln wird. Konfuzius v. Chr.
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Rückfragen Informationen zur beruflichen Ausund Weiterbildung Bundesinstitut für Berufsbildung Robert-Schuman-Platz Bonn Dr. Elisabeth M. Krekel Tel.: 0228/ krekel@bibb.de
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