Glücksspiel & Männlichkeit
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- Oskar Kaufer
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Glücksspiel & Männlichkeit Gendersensible Beratung und Behandlung pathologisch glücksspielender Männer München/Nürnberg, 21 & Peter Kagerer, <<ausgespillt>>, Luxemburg
2 Glücksspielsucht & Männlichkeit 1. Aspekte männlicher Sozialisation 2. Männer-Regeln und Leid(t)motive 3. Die Vater Sohn Problematik (?) 3. Vom männlichen Verbot Opfer zu sein 4. Merkmale männerspezifischer Therapie
3 Glücksspielsucht & Männlichkeit Beobachtung: Ein großer Teil der Glücksspieler zeigt betont männliches Verhalten These: Glücksspieler leiden an Hypermaskulinität... und ihre Umgebung manchmal auch
4 Aspekte männlicher Sozialisation Nahezu alle Gesellschaften (...) kannten und kennen die Vorrangstellung des Mannes, die sich auch in der modernen Industriegesellschaft noch erhalten hat. Diese (...) ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet: 1. Der Mann gilt der Frau als körperlich und geistig überlegen. Als hervorstechende männliche Eigenschaften (Männlichkeit) gelten u.a. Mut, Stärke, Tapferkeit, planerische Fähigkeiten, sexuelle Aktivität (insbesondere Zeugungsfähigkeit); der Mann denke sachbezogener und lasse sich weniger von Gefühlen leiten (...)
5 Aspekte männlicher Sozialisation 2. Aufgrund tradierter Rollenverteilung ist der Mann für die materielle Versorgung d er Familie zuständig; er konzentriert sich deshalb i.d.r. auf seine berufliche Karriere außerhalb des Hauses, die Hausarbeit wird von Frau und Kindern erledigt, die den Mann und Vater bedienen, der bei Konflikten in der Familie eingreift und Entscheidungen trifft. (...) (...) Die moderne Psychologie weist zudem darauf hin, dass der Mann durch die Fixierung auf die als männlich geltenden Verhaltensmuster emotional verkümmert. Gefühl wird ersetzt durch grenzenlose Aktivität, Erfolg, sozialen Status und Imponiergehabe.
6 Männer-Regeln & Leid(t)motive Grundlegende Selbst-Merkmale: Geschlecht - Alter - Statur Freud: Das Ich ist in erster Linie ein Körperliches Selbstwert = Abgleich zwischen Selbstbild und Selbstideal Männergesetze
7 Männer-Regeln & Leid(t)motive No sissy Stuff The big Wheel mache ich mehr The Sturdy Oak habe ich mehr bin ich besser bin ich mehr (Mann) 1 (Laing, 1972) Giv em Hell (1: Einfügung durch den Vortragenden)
8 Männer-Regeln & Leid(t)motive - Je weniger Schlaf ich benötige - Je mehr Schmerzen ich ertragen kann - Je mehr Alkohol ich vertrage - Je weniger ich mich darum kümmere, was ich esse - Je weniger ich jemanden um Hilfe bitte und von jemandem abhängig bin - Je mehr ich meine Gefühle kontrolliere und unterdrücke - Je weniger ich auf meinen Körper achte Desto männlicher bin ich! (Goldberg, 1986)
9 Männer-Regeln & Leid(t)motive Der Titel Mann wird nur auf Zeit verliehen und kann jederzeit aberkannt werden!!!
10 Wie entsteht Glücksspielsucht? Der berüchtigte Vater Sohn Konflikt:... wird in der Literatur oft beschrieben... spielt sicherlich in verschiedenen Aspekten eine Rolle
11 Wie entsteht Glücksspielsucht? Der berüchtigte Vater Sohn Konflikt: - Unbekannter Vater - Gewalttätiger und/oder kranker Vater - Schwacher Vater - Funktional-rigider Vater
12 Wie entsteht Glücksspielsucht? Der berüchtigte Vater Sohn Konflikt: Der gelungene Konflikt mit der protestantischen Arbeitsmoral Eine doppelt loyale Lösung!... reduziert die beteiligten Personen aber zu sehr auf eine... reduziert die Ursachenforschung zu sehr auf einen Faktor
13 Wie entsteht Glücksspielsucht? Erhöhtes Aktivitäts- /Erregungsniveau ( evtl. ADHS, PTBS) bio Erhebliches Selbstwertproblem Bindungsstörung Geringe Frustrations- und Spannungstoleranz Kränkbarkeit psycho sozial Wenig stützende Bezugspersonen + Gelegenheit & Erfolg
14 Männer-Regeln & Leid(t)motive Narzissmus vs. Selbstunsicherheit => Selbstwertfrage Macht Geld Selbstwert?
15 Vom männlichen Verbot Opfer zu sein
16 Vom männlichen Verbot Opfer zu sein Funktionalität Ablenkung Aufbau einer Kontrollillusion Abwehr von Hilflosigkeit Selbstwertsteigerung Verheißung der Gewinnerseite Heimat/Sicherer Ort
17 Vom männlichen Verbot Opfer zu sein Man sollte sich niemals ausruhen, denn in dem Augenblick, da man nichts mehr macht, denkt man über sich nach, und von dem Moment an ist man krank oder findet sich krank, was gleichbedeutend ist. Gustave Flaubert
18 Ich Syntonie oder: Die Kunst, nicht zu lernen Merkmale männerspezifischer Therapie Geringe Frustrationstoleranz bzgl. verschiedener Grundbedürfnisse - Kontrolle Autonomie - Lustgewinn Unlustvermeidung - Bindung (Nähe Distanz) - Selbstwerterhaltung/-erhöhung Valenzen und Ausgestaltung in unterschiedlicher Ausprägung Wunsch nach INSTANT - GLÜCK Mangel an Frustrationstoleranz & Bedürfnisaufschub
19 Merkmale männerspezifischer Therapie Konfliktdynamiken, die mit der Rolle der Interaktionspartner verbunden sind Häufigster Konflikt (in verschiedensten Varianten): Autonomie vs. Abhängigkeit Kontrolle!!!
20 Merkmale männerspezifischer Therapie Gegenseitige Fürsorglichkeit Wenig Normativität Unterstützung von Nähe und Kohäsion Förderung persönlicher Offenheit mit Respekt Transparente und offensive Beziehungsgestaltung Humor ohne dabei das Behandlungsziel aus dem Auge zu verlieren
21 Merkmale männerspezifischer Therapie Adäquater Zugang zu den eigenen Gefühlen Befriedigendes Erleben sozialer und partnerschaftlicher Beziehungen Aufbau eines tragenden Beziehungsnetzes Versöhnung von idealem und realem Selbstbild
22 Merkmale männerspezifischer Therapie Entgegen der Normopathie! aber auch: Mögen hätten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut! Nicht exotisch - sein
23 Merkmale männerspezifischer Therapie Johari-Fenster A öffentliche Person C Privatperson B blinder Fleck D Unbekanntes
24 Merkmale männerspezifischer Therapie Johari-Fenster A öffentliche Person C Privatperson B blinder Fleck D Unbekanntes
25 Achtsamkeit: Grundlage für Selbstfürsorge Vom doing mode zum being mode Aufmerksamkeit: - aktueller Moment (nicht Erinnerung oder Zukunftsplanung) - absichtsvoll - nicht wertend Gedanken sind nicht automatisch Abbilder der Realität! Gedanken und Gefühle müssen nicht unmittelbar handlungsleitend sein!
26 Achtsamkeit: Grundlage für Selbstfürsorge Nehmen Sie Störungen anderer Menschen nicht persönlich Ziehen Sie Schlüsse, die Ihnen weiterhelfen Handeln Sie nach klaren Entscheidungen Nehmen Sie sich Zeit
27 Respektlosigkeit Eine Überlebensstrategie für Therapeuten!
28 ACT Acceptance & Committment Therapie Eigentlich ein altbekanntes Konzept in der Suchttherapie: Tatsachen von Problemen unterscheiden Wertigkeiten und Regeln in Frage stellen... (alternative) Entscheidungen ermöglichen!
29 Vier Aspekte der Balance (Schnarch) - Ein stabiles und flexibles Selbst - Stiller Geist ruhiges Herz - Maßvolles Reagieren - Sinnvolle Beharrlichkeit
30 Wichtige Regeln für BehandlerInnen Erste Pflicht des Therapeuten ist selbst heil aus der Therapie herauszukommen!!! Klarheit und Transparenz ist erste Bürgerpflicht! Behandlung wird gut, wenn s den BehandlerInnen gut geht Behandeln darf Spaß machen, auch den Behandelten
31 Wichtige Regeln für BehandlerInnen Trauen Sie Ihrer Wahrnehmung und überprüfen Sie Ihre Annahmen! - Unvoreingenommenheit bewahren
32 Selbstwert und Geld Geld/Schuld(en)/Selbstwert: Du bist was Du hast protestantische Arbeitsmoral Geld und die Loyalität zum übergeordneten System Geld-Regeln sind klarer als Beziehungs-Regeln Geld = Macht? Macht (-) Geld (-) Selbstwert???
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