ZEBRA. Therapieangebot für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien. Georg Kling lic. phil., Psychologe FSP
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- Reinhardt Bachmeier
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1 ZEBRA Therapieangebot für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien Georg Kling lic. phil., Psychologe FSP
2 Wenn Mami die schlechte Medizin genommen hat, ist sie schön ruhig. Wenn sie die gute Medizin genommen hat, ist sie sehr streng POSITIVE WIRKUNG VON DROGEN, NEGATIVE WIRKUNG DER SUBSTITUTION, KRANKHEITSGEWINN aber irgendwie ist es besser, wenn sie streng zu mir ist.
3 Dass mein Vater sich nicht für mich interessiert, ist meine Schuld TIEFER SELBSTWERT, SCHULDGEFÜHLE, VERANTWORTUNG...habe ich immer gedacht. Es liegt aber nicht an mir, sondern an der Droge die er nimmt.
4 Ich fühle mich total verarscht, weil mir niemand gesagt hat, dass Papa Drogen nimmt NICHT WISSEN, NICHT INFORMIERT WERDEN...das hätte man mir viel früher sagen müssen, das hätte mich total beruhigt.
5 Diesmal schafft sie es ganz bestimmt davon loszukommen und ich helfe ihr dabei HOFFNUNG, PARENTIFIZIERUNG...Sie kann es nur selber schaffen, ich muss für mich schauen.
6 ZEBRA Ein Angebot der Integrierten Suchthilfe Winterthur (ISW) Georg Kling lic. phil., Psychologe FSP
7 Inhalt Probleme/Risiken von Kindern mit Suchtproblematik in der Familie Spezialfall Sucht Spezieller Spezialfall Substitution Unser Angebot für Kinder und deren Bezugspersonen Behandlung (Gruppe und Einzel) Diskussion
8 Symptomatik von Kindern aus suchtbelasteten Familien Es gibt keine typischen Symptome!! Gute Manager Ablenkbarkeit Zu erwachsenes Verhalten, viel Verantwortung Überangepasst Schuldgefühle Tiefer Selbstwert, Selbstwirksamkeit Aggressionen Mangel an sozialen Kompetenzen, Problemlösestrategien Erziehungsprobleme sehr häufig
9 Risikofaktoren und Probleme von Kindern mit Suchtproblematik in der Familie Erhöhtes Risiko selbst abhängig zu werden (ca. 6-fach) Erhöhtes Risiko für Psychische Störungen (Aggressionen, AD(H)S, Mangelnde Sozialkompetenz, Selbstunsicherheit, Depressionen etc.) Gewalterfahrung (physisch und psychisch), teilw. traumatisiert Fehlende/mangelhafte Strategien im Umgang mit dem abhängigen Elternteil Unwissen Schuldgefühle, Ängste, Scham, zu viel Verantwortung Oft Stütze des Systems Parentifizierung Hierarchieumkehr (Elpers & Lenz, 1994; Nastasi & DeZolt, 1994)
10 Schutzfaktoren Kindern mit Suchtproblematik in der Familie Durchschnittliche Intelligenz Mindestens eine stabile externe Bezugsperson Günstiger Attributionsstil Gute soziale Kompetenzen Gewinnende Persönlichkeit Wissen um die Problematik des Elternteils (Werner, 1986; Jordan 2010)
11 Spezialfall Sucht: Kind hat eigentlich kein Problem Tabuthema, Schulgefühle Eltern Eltern denken Kinder bekommen nichts mit Ängste dass die Kinder weggenommen werden Kooperation Eltern durch Krankheit oft schlecht Kind als Familienstabilisator Sehr oft instabile familiäre Verhältnisse Keiner will sie, weil zu aufwändig und finanziell unattraktiv
12 Spezieller Spezialfall Substitution: Kinder meistens fremdplatziert Meist anspruchsvolle Fälle Komplexe Strukturen Grosses Helfernetz Geringe Zuverlässigkeit Erhöhte Mortalität der Eltern Behandlung an sich gleich
13 Übersicht über Angebote im deutschsprachigen Raum: Allgemein wenig Angebote Angebote bei Opiatabhängigkeiten noch weniger Viele Angebote funktionieren nicht oder schlecht Hauptproblem: Angebot wird nicht genutzt Was braucht es, damit ein Angebot funktioniert?
14 Was es braucht: Geduld Sehr strukturiertes Vorgehen Umfangreiches Angebot (Individuell angepasst) Sehr gute Vernetzung, interdisziplinäre Zusammenarbeit Sehr gute Aufklärung der Eltern Differenzierter Auftrag Langfristiges Denkern und langfristige Finanzierung
15 Fallbeispiel: Noah (geb. 2004) Risikofaktoren Eltern mit Suchtproblematik, in substitutionsgestützter Behandlung (Heroin, Methadon). Beide Eltern mit komorbider psychischer Störung (F6) Beide Sozialhilfeabhängig Mässige Krankheitseinsicht Grosse Unzuverlässigkeit Kv mit massiven Gesundheitsproblemen Impulsives Temperament von Noah
16 Fallbeispiel: Noah (geb. 2004) Schutzfaktoren Hohe Intelligenz bei Noah und Km Gute Schulleistungen von Noah GMm Stabilisierender Faktor Substitution als Struktur Haben selber um Hilfe gebeten Familienhilfe Zuverlässigkeit deutlich verbessert Gute Vernetzung im Helfersystem
17 Noah (geb. 2004) Helfernetz Aufräumhilfe (2 Personen) Spitex (2 Personen) Familienbegleitung (2 Personen) Therapeuten (3 Personen) Beistand KV (1 Person) TOTAL: 10 Personen die diese Familie Unterstützen
18 Noah (geb. 2004) Kurze Diskussion: Macht eine solche Behandlung Sinn? Wäre eine Platzierung von Noah besser?
19 Das Angebot von Zebra: Information Abklärung Interventionen: Einzel- und Gruppen Eltern- und Umfeldarbeit Coaching von Fachpersonen
20 Zielgruppe: Kinder im Alter von 5 18 Jahren, die in einer (sucht-)belasteten Familie leben. Auch Kinder mit psychisch kranken Eltern Geographisch: Stadt und Region Winterthur
21 Struktur und Finanzierung: 110 Stellen% Ärztliche Leitung Abrechnung über die Krankenkasse Indikation: Präventiv (selektiv), noch keine psychischen Auffälligkeiten Therapeutisch (indiziert), bei Auffälligkeiten und psychischen Störungen
22 Zebra 2012 Unsere Klienten: 5 18 Jahre alt 10.7 Jahre Durchschnitt 65% männlich, 35% weiblich 20% Fremdplaziert, manchmal während der Behandlung Durchschnittliche Dauer einer Behandlung: 18 Mt. Bei 85% Behörden einbezogen (JS)
23 Zenbra Drogenprobleme der Eltern: 46.2 % beide Eltern 42.3 % nur Mutter 11.5 % nur Vater Substanz: 65.4 % Alkohol 26.9 % Alkohol und andere Drogen (Cannabis, Heroin, Kokain etc.) 7.7 % Nur psychische Probleme
24 Zebra Gewalt zwischen Eltern erlebt: 88.5 % sehr oft oder oft 11.5 % nie Gewalt gegen sich selbst erlebt: 61.6 % sehr oft oder oft 15.4 % selten 23.1 % nie
25 Fälle mit Elternteilen in Substitutionsbehandlung: Zebra % insgesamt (8 Fälle; 6 Mütter, 2 Väter) 2% beide Elternteile betroffen (1 Fall) 6 von 8 Kindern sind Fremdplatziert Substanzen: 100% Heroin (teilw. im Heroin oder Methadonprogramm) 87% Alkohol und/oder andere Drogen (Cannabis, Kokain etc.) Ca. 50% Psychopharmaka (Benzos, Ritalin etc.)
26 Interventionen Warum wird man süchtig, obwohl man weiss, dass Drogen keine Probleme lösen, sondern Probleme machen? Das Gummibärliexperiment
27 Einzelbehandlung
28 Einzelbehandlung Inhalte: Informationen für Kind und Eltern Abklärung Stärken von Ressourcen Planen von Notfällen Hilfe bei der Erziehung Psychoedukation Behandlung von psychischen Störungen Begleitung
29 Einzelbehandlung Rahmenbedingungen: Dauer: Durchschnitt ca. 2 Jahre Für alle psychischen Auffälligkeiten geeignet Verbindlichkeit und minimale Stabilität im familiären Umfeld Ansonsten enge Zusammenarbeit mit Behörden Kann auch in Kombination mit der Gruppenbehandlung durchgeführt werden Eltern müssen nicht in Behandlung sein
30 Einzelbehandlung Indikation: Eher bei bereits vorhandenen psychischen Auffälligkeiten/Störungen Eher bei schweren Störungen oder komplexen Problemen Aber auch bei Kindern/Jugendlichen die nicht in die Gruppe möchten Auch in Kombination mit der Gruppe möglich
31 Gruppentraining
32 Rahmenbedingungen Gruppentraining Strukturiertes Programm (13 Sitzungen) 3-5 Kinder/Jugendliche Alter 8 17 Jahre Suchtproblematik in der Familie Erziehungsberechtigte werden einbezogen Eher für leichtere Probleme oder in Kombination mit Einzeltherapie
33 Gruppensitzungen Ziele: Gruppentraining Psychoedukation Suchtmittel Gefühle erkennen und benennen Soziale Kompetenz verbessern Problemlösungsstrategien stärken Möglichkeiten zum Reden haben Spiele, Spass, Film Unterstützen der Eltern
34 Spezialität der Gruppentherapie: Gruppentraining Andere Kinder mit ähnlichen Problemen kennen lernen Enttabuisierung gegenüber anderen Sich verstanden fühlen Strategienübernahme durch beobachten oder Nachahmen Wichtige Therapietechniken (Bsp. Rollenspiele, teilw. Expositionen) funktionieren in Gruppen sehr gut Spielen macht mehr Spass Sehr selten
35 Jan (geb. 2003) Fallbeispiel Anmeldungsgrund: Selbstmorddrohungen, parasuizidale Handlungen bei Konflikten zu Hause und in der Schule, tiefer Selbstwert, tiefe Frustrationstoleranz. Weiss nicht warum er nicht mehr bei der Km sein darf. Weiss nichts über Sucht der Km.
36 Jan Anamnestische Daten Kindsmutter mit: Heroinabhängikeit Benzodiazepinabhänigkeit Borderline-Persönlichkeitsstörung. Km in Behandlung beim Hausarzt. Substitution mit Methadon; genaue Behandlung unklar. Jan lebt beim Kv mit neuer Partnerin und 2 Tage pro Woche in einer Pflegefamilie. Jedes 2. WE bei Km
37 Jan Diagnose Anpassungsstörung mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten (ICD-10: F 43.25). Geplante Behandlung Psychoedukation Sucht und psychische Störungen Training sozialer Kompetenzen (Ärgermanagement, Strategien bei Streit) Hilfe für Eltern in schwierigen Situationen
38 Jan Behandlung Psychoedukation: Stefanie Stress Soziale Kompetenzen: Selbstbeobachtung, Rollenspiel, Exposition Erziehungsverhalten der Eltern: Konsequentere Erziehung
39 Jan Verlauf der Behandlung Umgang mit Problemverhalten seitens der Erziehenden verbessert (Eltern und Schule) Strategien im Umgang mit Frust erlernt. Wissen über Sucht und Persönlichkeitsstörung und den Zusammenhang verbessert Einbezug Km teilweise möglich und sehr hilfreich Suiziddrohungen sehr stark vermindert
40 Diskussion
41 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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