Ein Stück Belgien. 62 Raum und Wohnen 11/12 11/12 Raum und Wohnen 63. ARCHITEKTUR Lenzburg/AG

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Ein Stück Belgien. 62 Raum und Wohnen 11/12 11/12 Raum und Wohnen 63. ARCHITEKTUR Lenzburg/AG"

Tobias Keller
vor 7 Jahren
Abrufe

1 Ein Stück Belgien Zwischen der historischen Altstadt Lenzburgs und einer losen Bebauungsstruktur entstand ein Einfamilienhaus, welches ein zerfallenes Gebäude am Rande einer bestehenden Häuserzeile ersetzt. Gebaut ist es nach dem Vorbild des belgischen Jugendstils. Das Einfamilienhaus mit Flach- und Satteldach reiht sich in eine Häuserzeile. 6 Raum und Wohnen / / Raum und Wohnen 6

2 _Der grossflächige Gartenbereich gab den Ausschlag für den Kauf des Grundstückes. _Im Teich kann man zwar nicht schwimmen, er sorgt aber für Ferienstimmung. _Nur ein kleiner Teil des Aussenbereiches: der leicht überdachte Sitzplatz. 6 Raum und Wohnen / / Raum und Wohnen 65

3 _Die Küche bietet genug Platz, um auch für Gäste zu kochen. _Hinter der Küche steht ein kleiner Esstisch. _Das mit grünen Elementen dekorierte Wohnzimmer passt sich farblich dem Aussenbereich an. 66 Raum und Wohnen / / Raum und Wohnen 67

4 Nordfassade Querschnitt Im Musikzimmer wird nicht nur musiziert, sondern auch gelesen und TV geschaut. EIN STÜCK BELGIEN Der Neubau unweit des Schlosses Lenzburg bildet zusammen mit zwei anderen Häusern eine Häuserzeile. Der Ersatzbau für das zerfallene Ökonomiegebäude führt die bestehenden Häuserfluchten fort und setzt an der Nordfassade an die vorhandene Dachneigung an. Charakteristisch sind vor allem die variantenreichen Fenster. Die hohen Räume weisen raumhohe Fenster auf, diejenigen mit geringer Tiefe entsprechend liegende Fenster angelehnt an die verschieden gestalteten Fensterfronten im belgischen Jugendstil. Erschlossen wird das Haus mit einer hinterlüfteten Holzfassade aus zwei verschiedenen Richtungen: Zu Fuss erreicht man den Eingang von Norden her, die Garage befindet sich am südlichen Rand der Parzelle, von welcher man über einen Fussweg durch den pittoresken Garten zum Haus gelangt. Wer im grossen, langgezogenen Garten steht, der befindet sich im Herzstück des Grundstücks. «Der Garten bedeutet uns sehr viel. Er war ein gewichtiges Argument, warum wir uns entschieden haben, das Grundstück zu kaufen», sagen die Bauherren. Im Garten mit seinen verschiedenen Sitzmöglichkeiten wähnt man sich schon fast im Paradies. Der Wasserteich eignet sich aufgrund der geringen Tiefe zwar nicht zum Baden, verstärkt aber das Gefühl der Idylle. Der auf Wunsch des Ehepaares vorwiegend in Weiss und Grün gestaltete Garten ist pflegeleicht und an ruhiger Lage. «Auf der Strassenseite herrscht nämlich zeitweise Verkehrslärm», so die Ehefrau. Platz für Familie und Gäste Ausschlaggebend für den Kaufentscheid war der Garten. Bei der weiteren Planung spielte ein weiterer wichtiger Faktor mit. Der Hausherr, ein Manager, wünschte sich zusätzlich genug Platz für einen Gästebereich für seine erwachsenen Kinder und seine Geschäftspartner. So entstand nach einer Bauzeit von zwölf Monaten ein vierstöckiges Haus, bei dem sich die Gebäudestruktur rund um einen zentralen Treppenkörper mit doppeltem Treppenlauf entwickelt und bei dem sich die Räume windmühleartig um den Treppenkörper herum anordnen. Im ersten Obergeschoss wurden zwei Schiebetüren eingebaut. Dank diesen kann das Haus in zwei Wohnbereiche unterteilt werden, so dass sich die Gäste frei in ihrem Bereich, dem zweiten Obergeschoss, bewegen können. «Dieses komplexe Erschliessungssystem wurde aus dem Studium der belgischen Jugendstilbauten entwickelt», erklärt der Architekt Alessandro Savioni, dessen belgischer Onkel der Bauherr ist. Vom Eingangsbereich gelangt man zuerst ins Reich der Hausbesitzer. Die ganze Etage ist mit Mägenwiler Muschelkalk ausgelegt. Links vom Entree ist die in Schwarz und Chromstahl gehaltene Küche angelegt. Hinter der Küchenkombination steht in Richtung Norden ein kleiner Esstisch. Wenn mehr Gäste kommen, wird der grosse Tisch vor der Küche mit Ausblick auf den Garten benutzt, wo dann auch gerne ein Glas Wein getrunken wird. Ebenfalls in naher Verbindung mit dem Garten steht der gemütliche Wohnbereich, der bei geöffneten Fenstern schon fast mit dem Aussenbereich verschmilzt. Platz für Kreativität Das erste Obergeschoss bietet den Besitzern Raum für Entspannung und Kreativität. Mit Blick auf die Strassenseite sind eine grosszügige Garderobe und das Büro angelegt, auf der gegenüberliegenden Seite das Schlafzimmer und der Musikraum, welche wie die anderen Räume mit dunklem Parkett aus Räuchereiche verlegt sind. Im Musikraum wird nicht nur musiziert, das Zimmer bietet weiter die Möglichkeit zum Lesen, Fernsehschauen oder einfach die Seele baumeln zu lassen. Die Garderobe und das Schlafzimmer sind durch das Bad verbunden, welches durch die aufgesetzten Waschbecken und der Kombination von Holz und Keramik-Plättli zu überzeugen vermag. Im zweiten 68 Raum und Wohnen /

5 5. Obergeschoss Gästezimmer Bibliothek Spielzimmer Kinderzimmer 5. Obergeschoss Musikraum Büro Schlafzimmer Garderobe Obergeschoss folgt der bereits erwähnte Gästebereich, welcher sich den unteren Geschossen mit dem Eichenparkett und den weissen Verputzwänden angleicht. Das Gästezimmer wird ergänzt durch das Kinderzimmer und ein kleines Bad. Die Bibliothek und das Spielzimmer runden den wohnlichen Gästebereich ab, der dank einem grossen Dachfenster zusätzlich mit Tageslicht versorgt wird. Für die Bauherrschaft ist ihr Haus so, wie sie es sich vorgestellt haben. «Wir mussten beim Bau keine Kompromisse eingehen und konnten alle unsere Wünsche realisieren.» Es hält nicht nur den Hausbesitzern viel Wohnraum und Geborgenheit bereit, sondern ist auch für die Gäste aus aller Welt ein willkommenes wenn auch nur temporäres Zuhause. Zudem bietet das vierstöckige Haus dem in Belgien geborenen Hausherrn dank Einflüssen aus der belgischen Architektur ein Stück Heimat Erdgeschoss Wohnbereich Entree Essbereich Küche 6 Garten 7 Teich Fotos: Thomas Hämmerli Text: Andrea Hurschler Häuser zum Wohnen und Lernen Untergeschoss Sportraum Keller Keller Weinkeller Alessandro Savioni beschäftigt in seinem Architekturbüro in Zürich drei Mitarbeitende. Nach zwei Jahren Studium der Kunstgeschichte absolvierte er sein Architekturstudium an der ETH Zürich, welches er 00 mit der Diplomarbeit bei Miroslav Sik abschloss. Nach zwei Praktika bei Christian Kerez in Zürich und Miller & Maranta in Basel eröffnete Savioni 00 sein eigenes Büro in Zürich, welches 007 in die Savioni Architekten GmbH umgewandelt wurde. Savioni Architekten sind vor allem in den Bereichen Bebauungsstudien, städtebauliche Planungen, Gesamtrealisierungen, aber auch bei der Planung von Neu- und Umbauten aktiv. Besonders bei der Planung von Schulhäusern hat sich das Büro einen Namen gemacht. Alessandro Savioni ARCHITEKT 808 Zürich 70 Raum und Wohnen /

Ähnliche Dokumente

BUNGALOWS Buche 91 Außenmaße: 11,22 m x 9,10 m / 91 m 2 tatsächl. Wohn-/Nutzfläche Variante 2 Variante 1 Ein Haus für jedes Alter Auf ganzen 91 Quadratmetern finden Sie ausreichend Platz. Alle großzügig