Lernen und Lehren im Diversitätskontext
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- Hans Fried
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1 Lernen und Lehren im Diversitätskontext WS 2016/17, Termin 5 Christian Kraler Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung School of Education, Universität Innsbruck Christian.Kraler@uibk.ac.at
2 I. Einleitung & Organisatorisches II. Didaktisches Dreieck 2
3 Personalisierung Arbeitsdefinition Personalisierung: Personalisierung im Bereich formaler (Aus-)Bildung meint einen Paradigmenwechsel in der Sichtweise der Bedingungen von Lehr-Lernkonfigurationen. Ausgangspunkt didaktischer bzw. unterrichts-/ausbildungskonfiguratorischer Überlegungen ist nicht (mehr) das Curriculum, sondern die Person. D.h. (fachliche/professionsspezifische) Lernprozesse werden vom Individuum her mit den je eigenen biographischen kognitiven und körperlichen Bedingungen gedacht und designt. Ziel ist ein Optimum sinnstiftender expansiver Lernerfahrungen auf Seiten der Lernenden wie Lehrenden/Ausbildenden, einhergehend mit nachhaltig wirkenden auch von Außen beobachtbaren Lernergebnissen. Warum? Lernen ist ein individueller, von Außen nur bedingt steuerbarer ergebnisoffener Prozess. Das Ausgehen von der einzelnen Person bietet daher einen optimalen Anknüpfungspunkt für die Auseinandersetzung mit neuen Erfahrungen. Wie? 1) Haltungsänderung bei Lehrenden (professionsspezifische Selbstklärung, bewertungsfreier Raum, Diskursraum, Transparenz, Rogers-Variablen) 2) Adäquate Verwendung integrativer Instrumente (z.b. Portfolio, Beratungssettings, ) Christian.Kraler@uibk.ac.at 3
4 Nachhaltiges Lernen Nachhaltiges Lernen funktioniert, wenn man einfach etwas ausprobieren kann und auch Fehler machen darf, es interessant ist oder sogar begeistert, man über den Lernerfolg Anschluss an andere, die Älteren, die Peers, die Geschwister bekommt oder ihnen sogar imponieren kann, es eine Notsituation gibt, in der man einfach handeln muss ( Druck ) das, was zu lernen ist, wirklich ein Problem trifft, man einen Weg und ein dazugehöriges Ziel sieht, man sieht, dass einen die zu bearbeitende Aufgabe voranbringt, diese erkennbar die eigene Entwicklung fördert, man sich mit dem, was man lernt, identifizieren kann man die Lernaufgabe (aus welchem Grund auch immer) als sinnvoll empfindet Christian.Kraler@uibk.ac.at 4
5 I. Einleitung & Organisatorisches II. Didaktisches Dreieck III. Diversität 5
6 Der in den Lehrveranstaltungsbeschreibungen verwendete Begriff Diversität bezieht sich insbesondere auf die Bereiche Gender, soziale Herkunft, Mehrsprachigkeit, besondere Begabungen und die Konzepte Inklusion, Interkulturalität und Heterogenität und Pluralität der Weltanschauungen. Studienplan Teil II: Bildungswissenschaftliche Grundlagen, S. 17 6
7 Herkunft: lateinisch diversitas Pons: 1) Verschiedenheit, Unterschied 2) Gegensatz, Widerspruch (in den Ansichten) 7
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11 Diversität Heterogenität Pluralität Verschiedenheit Differenz Individualität Definitionen, Charakterisierungen unterscheiden sich im Detail Frage nach jeweiligem Kern a) fachlich/disziplinärer Bezug b) Konkret Gemeintes (Begriffsinhalt + Begriffsumfang) Diversität fokussiert auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Menschen bzw. Gruppen von Menschen. Dabei stehen häufig historisch gewachsene oder gesellschaftlich-politisch kulturelle Differenzsetzungen bezogen auf eine Bezugsnorm im Mittelpunkt, die soziale Ungleichheiten konstruieren, herstellen und realisieren. Christian.Kraler@uibk.ac.at 11
12 Die Kernidee des Diversity-Diskurses lässt sich als Anerkennung der menschlichen Vielfalt und Pluralisierung von Lebensformen in ihren individuellen, sozialen und politischen Dimensionen fassen. Diversity-Ansätze wenden sich von jenen ab, die Differenz als Problem definieren, das es zu beheben gilt. Differenzen werden hier im Gegenteil als förderungswürdige Bereicherung beschrieben. (Rosenstreich 2011: 232) Diversity steht für gesellschaftliche Pluralität, für die Heterogenität und Unterschiedlichkeit von Lebenslagen und Lebensentwürfen, die in Gesellschaften der Spätmoderne charakteristisch sind. Als ursächlich für diese Entwicklung gilt nicht nur die Diversifizierung von sozialen Lagen, sondern die zunehmende Bedeutung globalisierter Mobilität. (Eggers 2011: 256) Eggers, Maisha-Maureen (2011): Diversity/Diversität in: Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast Verlag. Rosenstreich, Gabriele Dina (2011): Antidiskriminierung und/als/trotz...diversity Training. In: María do Mar Castro Varela/Nikita Dhawan (Hg.), Soziale (Un)Gerechtigkeit. Kritische Perspektiven auf Diversity, Intersektionalität und Antidiskriminierung. Münster, Wien: Lit-Verlag. 12
13 Aktuellen Diskurs zum Begriff Diversität oder Diversity: - individuelle, - soziale und - strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen und Gruppen Gesellschaftlich gesetzte Unterschiede: Alter, Hautfarbe, Geschlecht, ethnische Herkunft, Religion und Weltanschauung, sexuelle Orientierungen, Behinderungen und Beeinträchtigungen. Kerndimensionen stehen in Österreich und der EU unter gesetzlichem Diskriminierungsschutz. gesellschaftliche Strukturkategorien: beeinflussen individuelle Möglichkeiten und Chancen Zuschreibungen und Zugehörigkeitsaspekte: wirken bis in persönliche Identitätsprozesse Christian.Kraler@uibk.ac.at 13
14 The Four Layers of Diversity (Quelle: Gardenswartz/Rowe 1995) 14
15 Kerndimensionen von Diversität Dimensionen eine Geschichte der Herstellung von Ungleichheit definierten was normal bzw. nicht normal ist, wer wo inkludiert bzw. wovon ausgeschlossen wird oder wer als krank bzw. gesund gilt 1. Geschlecht/Gender soziologisch gesehen eine Strukturkategorie mit Allokationsfunktion gesellschaftliche Zuweisungen von Möglichkeiten und Nichtmöglichkeiten. Auf der Individualebene: wesentlicher Aspekt biopsychosozialer Identität (Geschlechtsidentität) umfasst soziale und biologische Aspekte. Gender beschreibt soziokulturelle Aspekte der Geschlechtlichkeit von Subjekten, die über Enkulturations- und Sozialisationsprozessen und in Wechselwirkung mit ihren biologischen Prozessen in den jeweiligen soziokulturellen Kontexten erworben und gestaltet werden (Wert- und Normvorstellungen, die von Machtdiskursen und - konstellationen geprägt sind). Christian.Kraler@uibk.ac.at 15
16 Alter/Generationen bezieht sich auf jedes Lebensalter. Drei Ebenen des Alters: - biologisches Alter, das sich auf den Körper bezieht, - psychologisches Alter und - soziales Alter, das mit Werte/Normen/altersbezogene Rollenerwartungen verbunden Race/Hautfarbe Race im angloamerikanischen Raum verwendet. Beschreibt die gesellschaftliche Differenzsetzung aufgrund der zugeschriebenen Hautfarbe. Rassismus in Deutschland und Österreich: nicht allein an rassifizierten Merkmalen wie der Hautfarbe bezogen auf Nationalität, Herkunft und kulturellen Praktiken (z.b. Sprache, Religion oder Traditionen). Ethnizität/Nationalität aus der Ethnologie, erfasst soziale Gruppen und ihre Beziehungen zu anderen sozialen Gruppen. Diese teilen gemeinsame kulturelle Praktiken und Einstellungen, die sie von anderen Gruppen unterscheiden sozial konstruiert zu betrachten, Häufige Kriterien: Sprache, Geschichte, Herkunft, Religion, Kleidung und Schmuck. Merkmal, das alle Mitglieder einer Bevölkerung besitzen, durch Sozialisation/Enkulturation erworben. Ethnizität grenzt sich ab von Rasse (biologistisch verfasst) und von Kultur. Christian.Kraler@uibk.ac.at 16
17 Behinderungen/Beeinträchtigungen lange vorherrschendes medizinische Modell von Behinderung als medizinischem Problem, welches beseitigt bzw. unsichtbar gemacht werden soll. Behinderung wird individualisiert behinderte Person verändern bzw. anpassen. Gegensatz dazu: Disability Studies soziales Modell. Danach ist Behinderung eine gesellschaftliche Konstruktion: Behindert ist man nicht, behindert wird man. Behinderung als Prozess gesehen, der Menschen die gesellschaftliche Teilhabe, Anerkennung und den Respekt vorenthält, welche Menschen ohne Beeinträchtigungen selbstverständlich zustehen. Sexuelle Orientierungen Teil der sexuellen Identität eines Menschen, bezeichnet die emotionale und sexuelle Anziehung zwischen Menschen gleichen und/oder unterschiedlichen Geschlechts Im Alltag: implizit mitverhandelte Norm heterosexueller Orientierung des Gegenübers. 17
18 Religion und Weltanschauung ein System von Glaubensaussagen und -praktiken, wobei der sinnstiftende Grund in der jeweiligen Religion entweder überweltlich (Gott, Götter, Geister) oder innerweltlich (Natur, Universum) verstanden wird. Wirkt stark normativ und (gesellschaftlich) regulativ. Multidimensionalität und Intersektionalität ganzheitlich-systemisch verstandenes Diversitätsmanagement 1) Analysephase: möglichst viele Diversitätsdimensionen im Blick, die im System wirksam sein könnten. 2) Umsetzungsphase: mit jenen Diversitätsdimensionen arbeiten, die systemrelevant sind. Diversitätsdimensionen nicht getrennt voneinander betrachten, miteinander verschränkt: Intersektionalität: alle Menschen haben mehrere Zu- und Nichtzugehörigkeiten bzw. unterschiedliche Identifikationen mit den Dimensionen Vernetzen der verschiedenen Dimensionen 18
Lernen und Lehren im Diversitätskontext
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