Susanne Seyfang Stellenwert der Themen Schule und Familie bei Vätern und Großvätern im Zusammenhang mit Sozialverhalten und Schulleistungen des Kindes
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- Berthold Brahms
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1 Susanne Seyfang Stellenwert der Themen Schule und Familie bei Vätern und Großvätern im Zusammenhang mit Sozialverhalten und Schulleistungen des Kindes 1. Ziel der Studie Diese Studie hatte zum Ziel herauszufinden, inwiefern das Verhalten des Vaters von dem Verhalten seines eigenen Vaters geprägt ist, welche Rolle die Verbundenheit zur Ursprungsfamilie spielt und welchen Einfluss der Vater mit seinem Verhalten auf seine eigenen Kinder hat. 2. Methode Ausgehend von dem bisherigen Forschungsstand wurden Hypothesen aufgestellt. Um diese überprüfen zu können, wurden Daten erhoben, auf Grund derer Berechnungen durch das Statistik Programm SPSS durchgeführt werden konnten. Die Ergebnisse, die sich durch diese Berechnungen ergaben, zeigten an, ob sich die jeweilige Hypothese bestätigt hat oder nicht. Die Auswertung musste auf Grund von kulturellen Unterschieden nach deutschen und nicht deutschen Vätern getrennt vorgenommen werden. 3. Die wichtigsten Ergebnisse 1. Deutsche Väter fühlen sich ihrer Ursprungsfamilie dann am stärksten verbunden, wenn sie ihre Väter früher als besonders engagiert wahrgenommen haben. 2. Nicht deutsche Väter fühlen sich ihrer Ursprungsfamilie im Allgemeinen stärker verbunden als deutsche Väter. 3. Bei den nicht deutschen Vätern konnte festgestellt werden, dass sie sich stärker für ihre Kinder engagieren, wenn sie sich ihrer Ursprungsfamilie verbunden fühlen. 1
2 4. Heutige deutsche Väter sind stärker an den Aktivitäten ihrer Kinder beteiligt, wenn ihre Väter sich früher ebenfalls für sie engagiert haben. Das trifft auf schulische wie außerschulische Aktivitäten zu. 5. Je häufiger sich die deutschen Väter an den Aktivitäten ihrer Kinder beteiligen, desto besser ist das für die Entwicklung des Sozialverhaltens des Kindes. 6. Je höher das Bildungsniveau des deutschen Vaters ist, desto engagierter zeigt er sich bei den Aktivitäten seines Kindes. 7. Je höher das Bildungsniveau des deutschen Vaters ist, desto besser sind die Noten des Kindes. 8. Das direkte Engagement des deutschen und nicht deutschen Vaters im schulischen Bereich hat keinen Einfluss auf die Noten des Kindes. 9. Die Anwesenheit des Vaters wirkt sich bei den deutschen Kindern positiv auf deren Lernverhalten aus. 10. Im Allgemeinen beschäftigen sich deutsche und nicht deutsche Väter häufiger mit ihren Kinder, als das ihre Väter früher getan haben. 4. Schlussfolgerungen für das Verhalten des Vaters Diese Studie zeigt, dass es zwischen der früheren Vätergeneration und der heutigen einen deutlichen Unterschied gibt hinsichtlich der Häufigkeit, mit der sich Väter an den Aktivitäten ihrer Kinder beteiligen. Die heutigen Väter sind im Allgemeinen viel stärker in die Aktivitäten ihrer Kinder eingebunden als ihre eigenen Väter das waren. Diese Feststellung stützt die Tendenz, dass immer mehr Väter sich an dem Bild des neuen Vaters orientieren und erkennen, dass sie eine wichtige Rolle in der Entwicklung ihrer Kinder spielen. Den Ergebnissen dieser Studie nach, kann der Vater die kognitive und soziale Entwicklung seines Kindes am besten fördern, wenn er sich an den Aktivitäten seines Kindes beteiligt und dadurch signalisiert, dass er sich für sein Kind interessiert. Dabei kommt es nicht darauf an, ob die Aktivitäten außerschulisch sind oder einen Bezug zur Schule haben. Um die schulische Leistung des Kindes zu unterstützen, ist es nicht unbedingt erforderlich, dass der Vater mit ihm lernt oder Hausaufgaben macht, zu den 2
3 Elternabenden geht oder sich an Schulprojekten beteiligt. Seine Anwesenheit und Verfügbarkeit hat einen positiven Einfluss auf die schulische Leistung des Kindes. Das Kind sollte seinen Vater als verfügbaren und offenen Ansprechpartner wahrnehmen, bei dem es Unterstützung, Anerkennung und Geborgenheit erfährt. Auch auf Grund der bisherigen Forschungsergebnisse ist eine gut funktionierende Vater-Kind-Beziehung sehr wichtig, da ein engagierter Vater nachgewiesener Weise einen positiven Einfluss auf die ganzheitliche Entwicklung seines Kindes hat. 5. Ausblick Ein sehr interessantes Gebiet für weitere Untersuchungen stellt der Vergleich zwischen deutschen und nicht deutschen Vätern dar. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie wiesen viele Unterschiede zwischen den deutschen und nicht deutschen Vätern auf, deren Gründe nicht ersichtlich wurden und Themen für weitere Nachforschungen bieten: Die Verbundenheit zur Ursprungsfamilie hat sich bei den nicht deutschen Vätern als viel stärker erwiesen als bei den deutschen Vätern. Im Vergleich zu den deutschen Vätern konnte bei den nicht deutschen Vätern kein Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Sozialverhaltens des Kindes und dem schulischen und außerschulischen Engagement des Vaters festgestellt werden. Im Gegensatz zu den deutschen Vätern nehmen nicht deutsche Väter schon allein durch ihre Anwesenheit Einfluss auf das Sozialverhalten ihrer Kinder, nicht jedoch auf das Lernverhalten und damit auf die schulische Leistung ihrer Kinder. Während bei den deutschen Vätern ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und dem schulischen Engagement des Vaters beziehungsweise der Noten des Kindes nachgewiesen werden konnte, war dies bei den nicht deutschen Vätern nicht der Fall, 3
4 Anke Hirschkorn Schulbezogene Vater- Kind- Interaktion und ihr Zusammenhang zu Sozialverhalten und Schulleistungen des Kindes Mit dieser Untersuchung sollte die Schulbezogene Vater Kind Interaktion und ihr Zusammenhang zu Sozialverhalten und Schulleistungen des Kindes untersucht werden. Das Ziel waren die Auswirkungen der Erziehung der Großväter der Kinder auf die Väter sowie die Erziehung der Väter auf die Kinder in Bezug auf verschiedene Bereiche ihres Lebens. Die wichtigsten Ergebnisse: Hypothese 1. Je höher die Bildung der Väter, desto bessere schulische Leistungen zeigen deren Kinder. Der Zusammenhang der Bildung deutscher Väter mit den schulischen Leistungen ihrer Kinder hat sich bestätigt. Das heißt, je höher die Bildung des Vaters ist, desto besser sind die schulischen Leistungen der Kinder. Der gleiche Zusammenhang bei den nicht deutschen Vätern hat sich nicht bestätigt. Hypothese 2. Väter von Kindern, die eine Realschule besuchen, beschäftigen sich mehr mit den Themen Schule und außerschulischen Tätigkeiten, als Väter von Kindern, die eine Hauptschule besuchen a.) in Bezug auf Aktivitäten b.) in Bezug auf die Stundenzahl. Hier konnte kein statistischer Zusammenhang festgestellt werden. Beide Vatergruppen widmen gleich viel Zeit in Aktivitäten der Schule, egal, ob es die Haupt- oder Realschule besucht. 4
5 Hypothese 3. Das Lern- und Sozialverhalten von Kindern in einer Realschule ist positiver ausgeprägt, als das Lern- und Sozialverhalten von Kindern einer Hauptschule. Das Lern- und Sozialverhalten von Kindern beider Schularten ist gleich. Hypothese 4. Bei Kindern sind die Schulleistungen besser, wenn die Väter mehr Anteil am Schulleben haben. Hier ist eine positive Tendenz zu erkennen, dass heißt, je mehr Anteil der Vater am Schulleben seines Kindes hat, desto besser sind die schulischen Leistungen. Hypothese 5. Geringe Vateraktivität in Sachen Schule führt zu: a.) b.) negativem Lernverhalten schlechten Schulleistungen Hypothese 5.1.negatives Lernverhalten führt zu schlechten Schulleistungen Der Zusammenhang zwischen Vateraktivität und Schulleistungen ist bei den deutschen Vätern stärker ausgeprägt, als bei den nichtdeutschen Vätern. Gravierend und einleuchtend ist das Ergebnis von 5.1. Negatives Lernverhalten führt zu schlechten Schulleistungen. Hypothese 6. Kinder, deren Väter nicht im gleichen Haushalt wohnen, sind mit Ihren Schulleistungen in den Fächern Deutsch und Mathematik leistungsmäßig schwächer als Kinder aus vollständigen Familien. Diese Vermutung hat sich nicht bestätigt. Kinder deren Väter nicht im gleichen Haushalt wohnen, sind mit ihren Leistungen in den angegeben Fächern nicht schlechter. 5
6 Hypothese 7. Kinder, die nicht mit ihren Vätern zusammen leben, haben ein schlechteres Sozialverhalten als Kinder, die mit ihren Vätern leben. Auch hier ist keine Tendenz zu erkennen, dass Kinder, welche von ihren Vater getrennt leben, ein anderes Sozialverhalten haben. Hypothese 8. Väter, bei denen die Kinder nicht im gleichen Haushalt leben, beschäftigen sich weniger mit den Kindern a.) in schulischen Dingen b.) in sonstigen, außerschulischen Dingen Dieser Zusammenhang hat sich bestätigt. Hier spielen jedoch verschiedene und mehrere Gründe eine große Rolle. Hypothese 9. Väter mit hoher Familienorientierung haben Kinder mit positivem Sozialverhalten. Diese Vermutung konnte statistisch nicht bestätigt werden, es ist jedoch auch hier eine Tendenz zu erkennen. Hypothese 10. Väter, in deren Familie es üblich war, gemeinsam die Mahlzeiten einzunehmen, führen diese Tradition mit ihren Kindern fort und übernehmen so die Werte ihres Vaters. Dieser Zusammenhang konnte bestätigt werden. Es ist bei den deutschen sowie bei den nichtdeutschen Vätern üblich, diese Familientradition in den eigenen Familien fortzuführen. 6
7 Fazit Bei all den Untersuchungen und Ergebnissen ist es häufig schwer einzuschätzen, ob alle Verhaltensweisen der Kinder auf die Rolle des Vaters oder die speziellen kulturellen Rahmenbedingungen zurückgeführt werden können. Es werden Sichtweisen der Beziehungen und Erziehung, Verantwortlichkeit und Verhalten häufig auf die nächste Generation und somit unsere Kinder weitergegeben. Es ist in Ansätzen gelungen, einen kleinen Einblick in die Rolle des Vaters zu erhalten. Die subtilen und direkten Botschaften, die Kinder während ihrer frühen Sozialisation von ihren Eltern erhalten, diktieren oft den Verlauf ihrer weiteren Entwicklung (vgl. Fthenakis, 1999). Sie verhalten sich in der Schule gegenüber Mitschülern, Lehrern und Freunden so, wie sie es von der Familie mit auf den Weg und ebenso vorgelebt bekommen. Die Bedeutung des Vaters für die Entwicklung des Kindes ist leider noch viel zu wenig erkannt. Der Mangel an Männern in Kindergarten und Schule ist für die Rollenfindung der Kinder von Nachteil. Junge Väter und Mütter sollten fundierte Informationsangebote mit grundlegenden Bindungs- und Entwicklungsbedürfnissen ihrer Kinder erhalten und sich damit vertraut machen. Jugendliche und junge Erwachsene sollten in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen über mögliche Konfliktpotentiale zwischen Müttern und Vätern, den unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnissen aufgeklärt werden (Psychologie heute). Als ein Ergebnis der Untersuchung konnte festgestellt werden, dass die Familienorientierung und der Einfluss des Großvaters auf den Vater sich auch in der Entwicklung der Kinder wiederspiegelt. Des Weiteren zeigt sich ein Unterschied in der Erziehung zwischen deutschen und südeuropäischen Kulturen. Überdies konnte festgestellt werden, dass die Bildung des Vaters und aber auch die Rolle als Vater an sich einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Persönlichkeit des Kindes hat. Diese Ergebnisse schildern verschiedene Seiten des Vaters und in dieser Studie konnten neue Erkenntnisse gewonnen und alte bestätigt werden. Kinder sind über viele Jahre hinweg auf eine zeitlich und emotional intensive, zuverlässige und kontinuierliche Zuwendung durch Vater und Mutter angewiesen. Dabei spielt für die psychische und körperliche Entwicklung die Eltern-Kind- Beziehung eine absolut wichtige Rolle (vgl. Hurrelmann, 1990). 7
8 Es ist festzuhalten, dass Mütter und Väter ein Anrecht auf die Beziehung zu ihren Kindern haben und Kinder ein Recht auf ihre Beziehung zu ihrem Vater und zu ihrer Mutter. Ob und wie ein Vater sich um sein Kind oder seine Kinder kümmert, hängt nicht nur von den hier genannten Faktoren ab, sondern auch davon, welches innere Bild er selbst von sich als Mann und Vater entwickelt hat sowie von vielen äußeren Einflüssen, den gesellschaftlichen Erwartungen und familienpolitischen Vorgaben. Für eine gute Entwicklung sind unterschiedliche Akzentsetzungen durch Mutter und Vater notwendig. Darüber hinaus sollte nach Meinung der Autorin der Lehrer die Vorgaben des Elternhauses in gewissen Situationen des Lebens jedes einzelnen Kindes unterstützen und es außerhalb des Elternhauses auf das vor ihm stehende Leben, zusätzlich zu der Vater- und Mutterrolle, vorbereiten. Es wurde gezeigt, dass Interaktionen nicht nur zwischen Kind und Mutter, sondern auch zwischen Kind und Vater sowie in der Triade stattfinden. Wichtig ist, dass jeder Einzelne seine Rolle übernimmt. Der Vater sollte seine Rolle als Vater übernehmen und nicht zur zweiten Mutter werden. Der Lehrer seine Rolle als Lehrer und beide einen besonderen Beitrag hinsichtlich der Individuation des Kindes in unserer Gesellschaft leisten sowie gleichzeitig den Beitrag der Mutter ergänzen und somit komplettieren. Die vorliegende Studie kann aufgrund ihres nicht sehr großen Stichprobenumfanges nur als erste Annäherung an das Thema verstanden werden, deren Ergebnisse einer zukünftigen Überprüfung standhalten müssen. Bei dem hier vorliegenden Forschungsdesign können nur Zusammenhänge, keine Wirkrichtungen angegeben werden. Der hier angenommene Einfluss verschiedener Variablen auf das Verhalten und die Leistungen der Kinder, aber auch auf das Verhalten und die Erziehungsweisen des Vaters ist theoretisch und nicht statistisch begründbar. Vielleicht können aber die erforschten und untersuchten Befunde dazu anregen, sie aufzunehmen und sich nochmals tiefgründiger und explizierter mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu untersuchen. 8
9 Literatur: FTHENAKIS, W.: (1999) Engagierte Vaterschaft Die sanfte Revolution in der Familie, Opladen: Leske & Budrich Psychologie heute, Titelthema: Väter. Hrg.: Julius Betz GmbH & Co KG Weinheim, März 2004, S. 21 ff HURRELMANN, K.: (1994) Familienstress, Schulstress, Freizeitstress. Weinheim und Basel 9
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