Bedauerliche Einzelfälle oder? Wie begegnen wir Gewaltproblemen nach den Wallraf-Filmen? Theo Klauß Würzburg
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- Erna Grosser
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1 Bedauerliche Einzelfälle oder? Wie begegnen wir Gewaltproblemen nach den Wallraf-Filmen? Theo Klauß Würzburg
2 Inhalt Was Menschen erleben mussten ( Was ist eigentlich Gewalt? Einzelfälle oder ein systembedingtes Übel? Welche Bedingungen können zu den Problemen führen? Was können, was müssen wir tun, um an diesen Bedingungen etwas zu ändern? 2
3 Was Menschen erleben mussten 70er Jahre: Schlangengruben in Hamburg 3
4 Was Menschen erleben mussten Wallraf-Filme: Du Idiot! Mittagsschlaf gestrichen! Raucherpause! Bein stellen Setz dich drauf! Nun mach doch! 4 Reporter-undercover-3.jpg
5 Was ist eigentlich Gewalt? waltan = stark sein, beherrschen Intensitätsformen von Gewalt Grenzverletzungen Fortgesetzten Grenzverletzungen und Übergriffe Strafrechtlich relevante Handlungen 5
6 Was ist eigentlich Gewalt? Gewalt findet statt als Personale physische Gewalt Schläge, Misshandlung Zwangsweise Ernährung oder Bewegung Fixierung Personale psychische Gewalt Verbale Gewalt und gewaltsame Kommunikation Respektlosigkeit und Fremdbestimmung Vernachlässigung und Hilfeverweigerung Zwang bei Hygiene, Beschäftigung etc. Strukturelle ( indirekte ) Gewalt Soziale Lebensbedingungen und Regeln Unzureichender Schutz Personalmangel Mangelnde Umgebungssicherheit/Barrieren Strukturelle Rücksichtslosigkeit 6
7 Was ist eigentlich Gewalt? Gewalt ist zu minimieren, und zwar Gewaltanwendung durch betreuende/begleitende Menschen, Gewaltanwendung durch Menschen mit Behinderung, Gewalt durch Dritte und Gewalt durch Strukturen und soziale Bedingungen 7
8 Einzelfälle oder ein systembedingtes Übel? Das waren qualifizierte Fachkräfte in personell gut ausgestatteten Einrichtungen. Und die anderen haben zugeschaut, als sei das alles ganz normal (Frau Lobig vom Team Wallraf) Welche Bedingungen können zu den Problemen führen? Gravierende Fälle von Entwürdigung und Gewaltanwendung in unserer Gesellschaft Annahmen in Film-Kommentaren: Personen sind schuld Systembedingt Personal- und Qualifikationsmangel Leitungsversagen 8
9 Einzelfälle oder ein systembedingtes Übel? Ungeeignete, unsensible Menschen: Liegt es an den Personen? dann geht es um bessere Personalauswahl Aber: das Team schaut zu! Ist es systembedingt ( Schafft die Einrichtungen ab! )? Noch ein Beweis, dass diese Einrichtungen nur eins gehören: abgeschafft. (neubau 21) Inklusion, gemeinsames Aufwachsen und Leben von vielfältigen Menschen fördert gegenseitige Wertschätzung Doch Inklusion ist 9 keine Garantie gegen Gewalterfahrungen
10 Einzelfälle oder ein systembedingtes Übel? Inklusion ist keine Garantie gegen Gewalterfahrungen Mobbing in Schulen Frauen mit Behinderung erleben durch Eltern psychisch verletzende Handlungen (50 60 %) und körperliche Gewalt (74-90 %) Täter/innen vor allem im sozialen Nahraum von Partnerschaft und Familie Ambulante Pflegekräfte haben zu 40 % in den letzten 12 Monaten wenigstens eine Form von problematischem Verhalten gegenüber Pflegebedürftigen gezeigt Von 60- bis 75-Jährigen werden jährlich in Deutschland von nahe stehenden Personen misshandelt 10
11 Einzelfälle oder ein systembedingtes Übel? Gewaltanwendung und Herabwürdigung des Selbstbestimmungsrechtes in Pflege- und EGH- Einrichtungen Frau L. erhält süßen Brei, der ihr schmeckt Herr U. erhält Weißbrot mit Schmierwurst oder Käse in Kaffee eingeweicht 11
12 Einzelfälle oder ein systembedingtes Übel? Beim Wickeln fordert der Mitarbeiter [...] Frau C. [...] auf, sich selber an seinen Händen [(] hochzuziehen. Beim Kämmen lässt er Frau C. erst mit dem Kamm spielen. Sie betastet die beiden Enden des Kammes, kratzt sich mit den Borsten über die Wange. Auch den Fön gibt er ihr in die Hände. Frau C. hält sich den Luftstrahl ins Gesicht, dreht den Fön, tastet ihn ab, hält ihn sich ans Ohr. Während des Windelns, Kämmens und Fönens [...] hören die beiden Musik. (B) (Seifert 2006) Frau S. wird im Bett gewaschen. Zwei Mitarbeiterinnen ziehen sie aus [...]. Eine hält ihre Hände fest, damit die andere sie waschen kann. Frau S. schreit wie ein Baby, sehr langanhaltendund stoßweise. Sie wird zum Waschen mehrmals hin und her gedreht, wobei sie sich jeweils durch entgegengesetztebewegungen zu entwinden versucht. Die Mitarbeiterinnen greifen fest zu, damit sie liegen bleibt. Auch beim Anziehen schreit Frau S. ununterbrochen weiter. [(] als Frau S. fertig angezogen ist und -immer noch schreiend -in den Rollstuhl gehoben wird, ruft eine Mitarbeiterin Frau S. laut beim Namen. Frau S. 12 verstummt sofort. (P) (Seifert 2006)
13 Einzelfälle oder ein systembedingtes Übel? Sind Qualifikationsmängel, Personalmangel, Leitungsversagen die Hauptgründe? Gravierende Qualifikationsmängel Schein-fachliche Begründungen Gewalt als Gegengewalt scheinbar gerechtfertigt? NEXT-Studie: Insbesondere in Psychiatrien (70,3 %) und in Alten- und Pflegeheimen (69,1 %) sind Pflegefachkräfte sehr häufig mit aggressiven und/oder unfreundlichen Patienten konfrontiert. In Alten- und Pflegeheimen ist jede vierte (26%) und in Psychiatrien jede fünfte (21%) Pflegefachkraft immer mit solchen Patienten konfrontiert. De-Eskalations-Kurse als Rechtfertigung? Sind fehlende Transparenz/ Kontrolle, Leitungsversagen schuld? 13
14 Was können, was müssen wir tun? Intervention Richtig handeln im Verdachtsfall Interventionskonzept Arbeitsrechtliche Maßnahmen Prävention Personalauswahl und -einweisung Stärkung der begleiteten Menschen Qualifikation der Mitarbeitenden Umgang mit Belastungen Strukturen verbessern 14
15 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 15
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