Schöne Häuser. Neue Räume für neue Häuser: Ich bin dann mal weg. im Bad! mein schönes zuhause 3 August/September 2010

Transkript

1 Schöne Häuser Neue Räume für neue Häuser: Ich bin dann mal weg im Bad! 62

2 Neue Räume Fotos: LUXHAUS Eine Architektur jenseits normierten Denkens mit Räumen in unkonventioneller Gestalt: das LUX-Musterhaus in Hessdorf Der Tag beginnt und endet im Bad. Es ist der einzige Ort im Haus, der fürs Alleinsein prädestiniert ist. Keiner stört, keiner guckt zu, keiner verlangt einem etwas ab. Die Welt bleibt vor der Tür. Wir haben mit Experten im LUX-Musterhaus Hessdorf Szenarien und Erwartungen diskutiert: Was macht diesen Ort besonders? Ambitionierte Bad-Andersdenker: Marco Müller und Miriam Raab vom Bad-Center Richter + Frenzel, dem Marktführer der Branche in Bayern, und Carolin Seufert von LUXHAUS (von rechts nach links) 63

3 Schöne Häuser Die Kraft des Wassers Marco Müller: In unserem Alltag, in dem Zeit eine so große Rolle spielt, wird das Bad zunehmend zur Ruhezone, zum Rückzugsort. Von uns werden täglich Höchstleistungen erwartet, umso nötiger haben wir einen Raum, in dem wir abschalten können. Gerade in den letzten zehn Jahren ist der Alltag wesentlich schneller und technisierter geworden. Dank Blackberry und ipod sind wir immer und überall erreichbar, zugleich wächst das Bedürfnis, sich dieser Immerbereitschaft zu entziehen. Nach einem Ort, in dem ich nur ich selbst sein kann. In dem ich mich wohlfühle, fernab jeglicher Zwänge. Das Bad ist dieser Raum, in dem die Seele baumeln kann. Es ist heute meist das einzige Zimmer im Haus, bei dem man die Tür abschließen darf ganz legitim. Den ipod lasse ich draußen, ich gehe ins Bad und befreie mich von der Technik von dem Zwang, auf die Welt reagieren zu müssen. Fotos: LUXHAUS Marco Müller, Leiter des Bad-Center Richter + Frenzel in Nürnberg Miriam Raab: Im Bad hat man die Chance, nach einem anstrengenden Tag wieder zu sich selbst zu finden. Die Natur im wahrsten Sinne des Wortes hautnah zu erleben. Der Kontakt mit Wasser steckt voller Emotionen, schließlich haben wir schon vor der Geburt die Wohltat von Wasser erlebt. Der Wohlfühl-Aspekt spielt eine so große Rolle, dass gern auch in ihn investiert wird: Während vor ein paar Jahren keine Wanne ohne Wassersparmodus verkauft werden konnte, sind heute Regenduschen besonders beliebt. Und große Wannen, in die ich tief eintauchen kann, statt der Wassersparvariante, bei der meist ein Knie rausguckt. Badewannen sind nicht mehr Reinigungsgefäße, sondern Objekte, die durchaus etwas hermachen dürfen und Badezeremonien vergangener Epochen wiederbeleben. Carolin Seufert, LUXHAUS- Marketingleiterin Carolin Seufert: Wie heißt es so schön nach einem entspannten Bad: Ich fühle mich wie neugeboren. Das Image des Badraums ändert sich, das bemerken wir auch bei unseren Bauherren. In jüngster Zeit sind viele gewillt, dem Bad mehr Platz zu geben. Bei der Raumaufteilung wird zum Beispiel lieber beim Hobby- oder Fitnessraum gespart zugunsten des Bads. Ich möchte mir etwas Schönes gönnen! Und warum soll ich es mir nicht schön machen, wo ich mich selber schön mache? Unsere Haushüllen werden immer energieeffizienter, wir fahren umweltschonende Autos und essen Biokost, trotzdem müssen wir nicht reflexhaft ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir den Wasserhahn aufdrehen. 64

4 Neue Räume Ill: Richter + Frenzel Miriam Raab: Auch bei Bädern gibt es den feinen Unterschied zwischen Frau und Mann. Sie wünscht sich viel Platz, Ablagefläche, Licht, Komfort. Er erwartet Klarheit und Stil, begnügt sich mit einem kleinen Waschbecken und liebt eine große Dusche. Kein Problem, bekommt halt jeder seine Zone. Miriam Raab, Teamleiterin im Bad-Center Richter + Frenzel Freiheit fürs Bad und für jedermann Miriam Raab: Frauen sind die eigentlichen Badgestalter im Haus. Sie haben schon traditionell ein besonderes Interesse am Bad. Auch in den modernsten Familien müssen Kinder und Job heute unter einen Hut gebracht werden, da möchte Frau sich auch mal ein paar ruhige Minuten in der Wanne gönnen. Und tatsächlich bevorzugen Frauen die Wanne, Männer eher die Dusche. Männer und Frauen haben verschiedene Vorstellungen vom idealen Bad. Er möchte zum Beispiel nur einen kleinen Waschplatz, sie aber einen großen mit viel Ablagefläche. Er legt weniger Wert auf eine ausgetüftelte Beleuchtung, sie schon. Die eigentliche Kunst eines guten Badplaners: diese Bedürfnisse nicht zu ignorieren oder auf Kompromisse auszuweichen, sondern die Aufenthaltsqualität zu optimieren. Beispielsweise, indem man zwei diverse Waschplätze schafft, an denen jeder Partner seine Freude hat. Marco Müller: Gut, wenn man Bad unstandardisiert denkt. Beispiel: Statt eines Zweitbads werden Zonen geschaffen, die mit mannshohen Wänden oder Glaselementen, durchsichtig oder satiniert, getrennt werden können. Dabei ist die T-Konstruktion eine gute Lösung: Beide Partner können sich gemeinsam im Bad aufhalten, ohne die gegenseitige Intimsphäre zu verletzen. Selbst die Abflussrohre lassen sich dabei wunderbar in der Wand verstecken. 65

5 Schöne Häuser 1 Der Kuschelfaktor Marco Müller: Das weiße, klinisch reine Bad hat sich verabschiedet. Durch Naturmaterialien wird der reine Nutzaspekt des Bades,aufgeweicht. Derzeit dominiert noch Purismus die hiesigen Bäder, doch mit weicheren Elementen, wie Holz, setzen sich warme, wohnliche Zutaten immer stärker durch. Allerdings denken wir Deutschen sehr zweckorientiert: Wohnlich soll das Bad sein, aber unbedingt praktisch. Hier muss man sorgsam planen: Ein Holzfußboden ist eine tolle Sache, die Abtropfflächen an Wanne, Dusche und Waschtisch sollten besser gefliest werden. 2 Miriam Raab: Neue Materialien schaffen einen größeren Spielraum: Zum Beispiel Glaswände in der Dusche, die mit einem Wisch gereinigt werden können größere Flächen ohne störende Fugen. Spezielles Glas empfiehlt sich, um die Toilette aus dem Blickfeld zu rücken. Dadurch lässt sich auch der bei vielen Architekten beliebte offene Grundriss im Obergeschoss realisieren. Schlaf- und Badezimmer können zusammengelegt werden, wenn das WC durch satinierte Glastüren abgetrennt und die Dusche hinter einer Wand separiert wird. Carolin Seufert: Mit neuer Behaglichkeit bekommt das Bad die Chance, sich aus seinem isolierten Dasein zu lösen, sich in Beziehung zu setzen zu den anderen Räumen. Ein Bad mit Parkettboden vermittelt eine ganz andere Atmosphäre als ein Sanitärbereich mit den drei klassischen Komponenten: Fliesen, Porzellan, Armaturen. Der schöne Effekt für Hausherren: Sie wohnen tatsächlich im ganzen Haus, es gibt keine,vernachlässigten Orte mehr, das Bad ist gleichberechtigt. Welch ein Zugewinn. Jule Fiedler 66

6 Neue Räume Ill: Richter + Frenzel Fotos: LUXHAUS Das Original im LUX-Haus in Georgensgmünd und 2 die Planung vom Bad-Center Richter + Frenzel: Großformatige Fliesen, schmale Fugen, Farbigkeit der Feinsteinoberfläche sind moderne Lösungen. Der Holzboden bringt Charme und Wärme ins Bad, die Fliesen um Dusche und Wannenausstieg berücksichtigen praktische Erfordernisse. Die Sauna im Bad erspart den Abstieg in den Keller. Marco Müller: Die Kombination von klassischen und modernen Objekten wird immer beliebter. Gerade diese Spannung der Stile fasziniert viele Bauherren. Die Technik wird raffinierter und zugleich,menschlicher. Es gibt Duschen, bei denen ich den Morgen-, Mittagoder Abend-Modus wähle: Am Morgen wird das Licht aufgehellt, am Abend gedämmt, das Duftaroma und die Wassertemperatur passen sich der Tageszeit an Im Bad des LUX-Hauses in Hessdorf ist die süße Lust an der Entspannung umgesetzt: Der Waschtisch, weich und rund (siehe auch Foto links), wurde kombiniert mit Holzunterschränken aus Bambus und einer Natursteinwand. Das WC ist durch eine T-Wand mit satiniertem Glas vom restlichen Bad getrennt. 67