Durchbrechen von Vermeidungszyklen
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- Adrian Steinmann
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1 Klinische Psychologie I WS 04/05 Durchbrechen von Vermeidungszyklen Prof. Dr. Renate de Jong-Meyer
2 Drei Dimensionen zur Ordnung von Konfrontationsverfahren Art: in vivo / in sensu Dauer: kurz / lang Niveau der Erregung während der Konfrontation: niedrig / hoch Art: Systematische Desensibilisierung in sensu Reizüberflutung ( Flooding ) in vivo Dauer: kurz lang Erregung: niedrig hoch
3 Wirkkomponenten der Systematischen Desensibilisierung Konfrontation in der Vorstellung Graduiertes Vorgehen Unterteilung in kleinere, handhabbare Ziele Schrittweise Rückmeldung über bisherigen Erfolg Förderung der Risikobereitschaft des Patienten bei gleichzeitiger Abschwächung der Bedeutung möglicher Rückschläge Entspannung während der Vorstellung (Arousalerhöhung und nachfolgende Arousalsenkung)
4 Therapiebestandteile Besprechung des therapeutischen Vorgehens (1. Stunde) Entspannungstraining (2. & 3. Stunde) Erstellung einer oder mehrerer Angsthierarchien (2. und nachfolgende Stunden) Vorstellungsübungen (ab 3. Stunde) Darbietung der Angstitems unter Entspannungsbedingungen (ab 4. Stunde) Einzelne Therapiebestandteile werden teilweise nacheinander und teilweise parallel durchgeführt.
5 Durchführungsschritte Exploration der generellen Zielsetzung, die mit einer Hierarchiebildung erreicht werden soll Zergliederung des Ziels in Unterziele bzw. Voraussetzungen, die die Erreichung des Ziels wahrscheinlicher machen Einbettung der Hierarchie in das Gesamtkonzept der Therapie Modifikation von Hierarchien
6 Beispiel für die Angsthierarchie einer Patientin mit Prüfungsangst 100 Den Eltern sagen müssen, dass ich durchgefallen bin 90 Mitten in der Prüfung ist plötzlich alles wie weg 80 Von den Prüfern kritisch angesehen werden 75 Eine Frage nicht beantworten können 65 Ich merke, dass mir die Frage nicht ganz klar ist 50 Zum Ort der Prüfung gehen 40 An den letzten Tagen der Vorbereitung habe ich einen Block 30 Mit Kommilitonen über die herannahende Prüfung sprechen 25 Terminfestlegung der Prüfung 10 Ich mache mir im Semester noch Gedanken über die Prüfung 0 Ruheszene: Ich sitze im Gebirge und schaue in die Landschaft
7 Wirkmechanismen der Lernkomponente Hierarchiebildung Erleichterung reziproker Hemmung Graduierte Löschung Förderung schrittweisen Vorgehens im Rahmen operanter Verstärkungsprogramme und Modell- Lernverfahren Förderung der Selbstbewertung und verstärkung im Rahmen von Selbstkontroll- und Guided Mastery -Ansätzen Förderung von Realitätstests im Rahmen der kognitiven Therapie
8 Darbietung eines Items aus der Hierarchie Entspannungsinstruktion Script Vorstellungszeit (ca. 20 sec) Entspannung (15-30 sec) Scriptwiederholung Vorstellungszeit gegenüber 1. Präsentation etwas länger Entspannung (15-30 sec) Scriptwiederholung Vorstellungszeit Entspannung Script des nächsthöheren Items der Hierarchie
9 Kognitive Vorbereitung Reizkonfrontation Vermittlung eines Erklärungsmodells (Vermeidungsverhalten stabilisiert Ängste) Informationen zur Durchführung der Konfrontation (Betonung der Verhinderung von Fluchtverhalten) Planung der Situation, die aufgesucht werden soll Bedenkzeit von mehreren Tagen
10 Reizkonfrontation: Erklärungsmodell Die Modelle, die der Therapeut als Erklärungsmuster benutzt, haben weitreichende Auswirkungen auf die Akzeptanz bzw. Widerstände des Patienten gegenüber der Therapie. Sie sind das Kernstück der gesamten Therapie. Motivierung über Strategien der Systemimmanenz.
11 Systemimmanenz Der Therapeut versetzt sich in das kognitive und emotionale System des Patienten; antizipiert und verbalisiert dessen Einstellungen, Schlussfolgerungen, Bedenken und Gefühle. Er reichert die wissenschaftlichen Erklärungsmodelle so an, dass zentrale Annahmen des Patienten (z.b. religiöse Überzeugungen) damit vereinbar werden. Die Modelle sollen sich durch folgende Merkmale auszeichnen: Sie haben eine hohe Kompatibilität mit dem kognitivaffektiven System des Patienten. Sie sind durch Einzelerfahrungen des Patienten nicht widerlegbar (Nicht-Falsifizierbarkeit). Sie implizieren eine angemessene Perspektivität für Veränderungen. Sie haben eine hohe Plausibilität für den Patienten.
12 Intensivphase der Reizkonfrontation Durchführung Massierter Modus (z.b. an 5-10 Tagen täglich 6-8 Stunden) Aufsuchen der Situation zunächst in Begleitung des Therapeuten Aufsuchen der Situation allein Drei Grundprizipien: Direkte Konfrontation mit den symptomauslösenden Reizen Langdauernde Exposition Reaktionsverhinderung
13 Intensivphase der Reizkonfrontation Die langandauernde Konfrontation mit den symptomauslösenden Reizen begünstigt: Habituationsprozesse an Problemsituationen (z.b. den Rückgang psychophysiologischer Angstreaktionen) Veränderungen in der Wahrnehmung und Bewertung der Problemsituationen und Handlungskompetenzen (z.b. realistischere Einschätzungen von Gefahren; positivere Einschätzungen der eigenen Coping-Strategien) Aufbau neuer Verhaltensmuster (z.b. sich aktiv den Problemsituationen stellen anstatt vor ihnen zu fliehen)
14 Konfrontation mit inneren Reizen (z.b. als Teil einer Panik-Behandlung) Kognitive Vorbereitung Vermittlung des Erklärungsmodells Teufelskreis bei Angstanfällen Erarbeitung der individuellen Interpretation körperlicher Symptome und Sammlung möglicher Alternativerklärungen Den Wunsch nach 100%iger Sicherheit konsequent zu Ende denken lassen Durchführung Hyperventilationsübungen Verhaltensexperimente (z.b. körperliche Belastung bei Herzklopfen / Herzrasen) Angucken von EKG-Aufzeichnungen Demonstration der Folgen einer Gedankenunterdrückung
15 Selbstkontrolle Bei der Planung der Konfrontation in Selbstkontrolle sollte der Patient wissen, welche Situationen er konkret aufsuchen soll. wie lange er darin bleiben soll. wie häufig er die Übung durchführen soll. was bei Flucht- und Vermeidungstendenzen hilfreich ist. worauf besonders zu achten ist.
16 Veränderungsindikatoren bei Konfrontationstherapien Grad der Initialreaktion (d.h. Aktivierung) Gewöhnung (Habituation) innerhalb der Therapiesitzungen Gewöhnung (Habituation) zwischen den Therapiesitzungen
17 Literaturhinweise: Maercker, A. (2000). Systematische Desensibilisierung. In J. Margraf (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie (Bd. 1, S ). Berlin: Springer Fiegenbaum, W. & Tuschen, B. (2000). Reizkonfrontation. In J. Margraf (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie (Bd. 1, S ). Berlin: Springer Tuschen, B. & Fiegenbaum, W. (2000). Systemimmanente kognitive Therapie. In J. Margraf (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie (Bd. 1, S ). Berlin: Springer
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